Inselhafter Landstrich mit gegenüber seiner wüsten- oder halbwüstenhaften Umgebung kontrastierender ökologischer Ausstattung, in dem offenes Wasser oder Grundwasser eine üppigere Vegetation ermöglicht. Oasen sind ökologische Nischen.
Naturbelassene Oasen sind mit Schilf, Dornsträuchern und Bäumen bestanden. Allerdings sind die meisten Oasen in Kulturland verwandelt. In diesem Fall sind Oasen als bewässerungsgestützte, agrarwirtschaftliche Anpassungsformen menschlichen Lebens an Umweltbedingungen semiarider und arider Gebiete anzusehen. Der Begriff Oase wird angesichts deren unterschiedlichster Ausprägung, Funktion, Genese und Verbreitung sehr vielseitig verwendet und kann sowohl traditionsreiche Oasen mit jahrtausendealter Technik - prototypisch im islamischen Kulturkreis -, wie auch moderne, künstlich angelegte High-Tech-Oasen umfassen. Verbreitungsgebiete sind die Alte, aber auch die Neue Welt (z.B. Peru, Chile, Argentinien).
Für den Menschen hatten die Oasen - und haben sie stellenweise noch immer - elementare Bedeutung als Wasserstellen und Rastplätze nomadischer Gruppen in der Wüste. Je nach Wasserspende und geomorphologischer Einbettung sind Oasen auch landwirtschaftliche Produktionsräume meist auf der Basis künstlicher Bewässerung, die sich bei entsprechender Größe zu bedeutenden Versorgungs- und Handelsstützpunkten entwickeln konnten und einen geregelten Warenverkehr ermöglichten.
Als typische, klassische Oasen können Standorte gelten, an denen natürliche Wasseraustritte über die Erdoberfläche (Quellen, Seen) oder dicht darunter vorkommen, sodass sich Pflanzen (z.B. Dattelpalmen) ansiedeln und Brunnen angelegt werden konnten.
Mit verbesserten Hilfsmitteln zur Nutzung oberflächennahen Wasser (Schöpfbrunnen u.Ä.) oder durch unterirdische Stollensysteme (Foggaras, Qanate) sowie anderen Kulturtechniken (water harvesting, Zisternen, Wadi-Ableitungen usw.) oder Tiefbrunnen mit Motorpumpen entstanden zusätzlich künstliche Oasen. Solche klimatisch unabhängigen Wasserstellen entstehen z.B. durch das oberflächige Ausstreichen wasserführender Schichten (Aquifere), durch den Verschnitt des regionalen Grundwasserkörpers mit der Geländeoberfläche oder durch artesisches Wasser (gespanntes Grundwasser). Dabei handelt es sich häufig um fossiles Grundwasser, das in feuchteren Klimaphasen eingespeist worden ist und durch die Lage des Aquifers an die Erdoberfläche geführt wird. Auch regeneratives Grundwasser kann beteiligt sein, wenn es aus entfernten Bereichen (Gebirge, klimatisch feuchteren Schwellenregionen) unterirdisch in Wüstenbereiche eindringt, z.B. am Rand eines Ergs (Souf-Oasen). (Blümel 2013)
Die Art der Wasserzuführung erlaubt folgende Unterscheidungen:
Flussoase mit z.T. regelmäßigen Uferüberschwemmungen (Nil, Mesopotamien, Tafilalet)
Oase mit Grundwasseraustritt am Gebirgsfuß (Atlasrand, Tibesti, Iran)
Quelloase (häufig mit artesisch gespanntem Grundwasserkörper; auch künstliche Brunnenoasen), sowohl regellos in der Wüste verstreut auftretend, wie auch gereiht in Talfurchen
Grundwasseroase, bei der Bodenwasser von Pflanzenwurzeln erreicht werden kann
Oase mit der Nutzung von tiefliegenden fossilen oder regenerativen Grundwasserkörpern
Durch künstliche Förderung und Verteilung des Wassers kann bei allen Oasenformen die bewässerte Fläche vergrößert oder das Maß und die Zeit der Bewässerung geregelt werden. Traditionelle Oasen befinden sich wegen der gravitativen Wasserzuführung immer auf orographisch tief gelegenen Flächen. Tiefbohrungen machen die Anlage von Bewässerungsflächen dagegen unabhängig vom Relief. Der Aufbau und die Organisation von Bewässerungsanlagen hat die frühe Entstehung höherer sozialer Organisationsformen und volkreicher Städte in den Trockenräumen gefördert. Traditionellen Oasen der Alten Welt sind folgende Merkmale zu eigen:
Aridität und weitgehend unbesiedeltes Umland, was zum Inselcharakter der Oasen führt
Vorhandensein nutzbaren Wassers
eng begrenzter, punkt-, linien- oder flächenhafter Bewuchs von Kulturpflanzen, deren Anbau mit Hilfe von Bewässerung als Lebensgrundlage dient
Dominanz der Dattelpalme als Anbaukultur in Oasen des islamischen Orients (ausgenommen große Höhenlagen)
an die Bewässerungsflur anschließende ländliche Siedlungen (Qsar)
Komplexität hinsichtlich Bewirtschaftungsformen, Besitzgefüge, Wasser- und Nutzungsrechten, Sozialstruktur
Verbreitung in dem vom südlichen Marokko bis nach Westsinkiang reichenden islamischen Orient
eines der intensivsten traditionellen Anbausysteme der Welt
bei optimaler Ausprägung von sozialer Ordnung, ökologischer Verträglichkeit und ökonomischer Effizienz gelten traditionelle Oasen manchem als Musterbeispiel für nachhaltige Landwirtschaft.
Eigentlich handelt es sich bei der Oasenlandwirtschaft um eine Form des Gartenbaus. Es überwiegt die menschliche Arbeitskraft mit der Hacke als Universalgerät zur Bodenbearbeitung. Der Pflug mit Spanntieren oder Traktoren wird vor allem in großflächigen, offenen Stromoasen eingesetzt. Verallgemeinernde Aussagen zum Strukturwandel in Oasen der Alten Welt sind schwierig zu treffen.
Zumindest für die traditionellen saharischen Oasen gelten folgende Entwicklungen:
Arbeitsemigration, aber auch Gastarbeiterrückwanderung mit folgender Investition in die Oasenwirtschaft
Außenorientierung parallel zur Entwicklung des Autoverkehrs und zum Ausbau des Straßennetzes
Öffnung für die Marktproduktion, z.T. mit neuen Produkten, u.a. Luzerne oder Alexandrinerklee als Viehfutter
neue und marktorientierte Produktionsausrichtungen machen zusammen mit dem (scheinbar) unbeschränkt verfügbaren Tiefenwasser in neuen Bewässerungsflächen den Stockwerkbau unnötig
Kommerzialisierung von alten, bislang unveräußerlichen Rechten (z.B. Verpachtung oder Verkauf von Wasserrechten)
teilweise Ablösung des Khammessats durch Lohnzahlungen
teilweise Lösung von kollektiven Organisationsformen, z.B. durch private Pumpbewässerung (Gefahr der Grundwasserabsenkung)
Erweiterung der Bewässerungsflächen als Folge des Einsatzes von Motorpumpen und z.T. der Erschließung von tiefen Aquiferen
neue Nutzungskonflikte um Wasser als Folge der motorisierten Förderung und der Wasseransprüche aus nicht-landwirtschaftlichen Bereichen (z.B. Tourismus)
Anlage neuer Siedlungen außerhalb der Oasenflur als Folge allgemeinen Bevölkerungswachstums, der Rückwanderung von Arbeitsmigranten, dem Entstehen außerlandwirtschaftlicher Berufsfelder (Verwaltung, Einzelhandel, Erdölwirtschaft)
staatliche Entwicklungsprojekte missachten häufig die Bedürfnisse der Einheimischen und führen oft zu ökologischen Problemen (Grundwasserabsenkung, -erhöhung, Abwasserprobleme, Bodenversalzung)
Die Oasen der südamerikanischen Trockendiagonale lassen sich nach Ratusny (1997) aufgrund kulturgenetischer Merkmale in drei Typen gliedern:
Der Typus der alten indianischen Oasen, die durch spanische Eroberung und besonders durch den Bergbau im 19. Jh. überformt wurden und heute größtenteils in ihrer Entwicklung stagnieren, weil sie durch Nutzungskonkurrenzen und Abwanderung gekennzeichnet sind (z.B. Oasen im küstenfernen Großen Norden Chiles, peruanische Flussoasen, Gebirgsoasen in Nordwestargentinien).
Der Typus der jungen Oasen (Mendoza, patagonische Flussoasen, Flussoasen im Kleinen Norden Chiles, peruanische Flussoasen u.w.) auf primär exportorientierter, landwirtschaftlicher Grundlage und z.T. mit stark überformten präkolonialen Kernen.
Der Typus der nicht mehr primär auf landwirtschaftlicher Grundlage ruhenden Oasen. Sie sind allenfalls noch durch Gartenbau oder extensiven Feldbau gekennzeichnet (Peine, San Pedro de Atacama, Guatacondo u.a.), haben sonst aber neue Funktionen im Rahmen städtischer, montaner und touristischer Entwicklung übernommen.
High-Tech-Grundwasseroasen in Nordafrika sind in der Anfangsphase ihrer Einführung ein Abfallprodukt der Erdölexploration. Karusselbewässerung (center pivot) und Anlagen zur Tropfbewässerung nutzen fossiles, und damit erschöpfbares Wasser aus bis über 2.000 m tiefen Aquiferen. Eine Beurteilung muß Einzelfallprüfungen vorbehalten bleiben.
Mit entscheiden für die Persistenz und den Wachstumserfolg von Bewässerungsoasen - gleich welcher - Größenordnung - ist die Drainagetechnik, mit der die latente Versalzungsgefahr der Nutzfläche vermindert wird. Als negatives Beispiel ist die katastrophale Versalzung und Umweltveränderung im Zuflussbereich des inzwischen weitflächig ausgetrockneten Aralsees anzuführen.
Kulturpflanzen, die für das Kulturland von Oasen typisch sind. Für die nordafrikanischen und vorderasiatischen Oasen ist die Dattelpalme prägend. Daneben sind Öl- und Obstbäume sowie der Anbau von Getreide, Knollenpflanzen und Gemüse charakteristisch. Die gewöhnlich anzutreffende Stockwerkkultur ist weniger ein Ausdruck von Intensität des Anbaus, als vielmehr der Besitzverhältnisse. Der Besitzer reserviert nämlich den Großteil der Dattelernte im begünstigten oberen Stockwerk für sich, während er die Unterkulturen seinem Teilpächter (Khammes) oder Tagelöhner überläßt. Auch sind die ökologischen Bedingungen keineswegs für alle Stockwerke gleichermaßen günstig. Zu geringer Lichteinfall sowie Feuchte mit Faulen der Blütenstände und Parasitenbefall als Folge beeinträchtigen die Erträge der Bodendeckerpflanzen.
Auf modernen, rein marktorientierten High-Tech-Oasen ist z.B. der großflächige Anbau von Futterpflanzen für benachbarte Schafhaltung oder Getreidebau typisch.
In der Landwirtschaft gebräuchliche Bezeichnung für den ständig unter Pflug genommenen Teil des Bodens (ca. 30 - 40 cm unter Flur), bzw. für den stark durchwurzelten Bereich unter Grünland (ca. 10 cm unter Flur).
Auf der Erde abfließendes Niederschlagswasser, z.B. nach einem Starkregen. Erscheinung des Wasserabflusses in Hanglage mit möglicher Bodenerosion, wenn die aktuelle Infiltrationsrate bei zu geringer Wasserleitfähigkeit des Bodens, z.B. wegen schwerer Benetzbarkeit der Bodenoberfläche oder durch Bodenverdichtung mit Bildung von Stauwasser, geringer ist als die Niederschlagsintensität (mm/h).
Über der Bodenoberfläche sich ansammelndes Wasser, dessen Infiltration, z.B. wegen Oberbodenverdichtung gehemmt ist und das in Hanglage zum Oberflächenabfluss führt.
Nach der botanischen Definition ist „Obst“ ein Sammelbegriff für alle Samen und Früchte kultivierter oder wild wachsender Pflanzen, die im Allgemeinen roh verzehrt werden und einen angenehmen, meist süßen oder säuerlichen Geschmack aufweisen. Während Samenobst (Mandel, Walnuss) meist einen höheren Energiegehalt besitzt, enthalten Früchte, deren Samen in der Regel nicht mitverzehrt werden, häufig Fruchtfleisch mit hohem Wassergehalt, geringem Nährwert, aber mit vergleichsweise vielen Vitaminen und Mineralstoffen. Mehrere Hundert Obstarten sind weltweit bekannt, mehr als 40.000 verschiedene Obstsorten wurden beschrieben und es werden ständig mehr. Erzeuger und Handel unterteilen Obst (oft entgegen der botanischen Definition) meist in Kernobst, Steinobst, Beerenobst, Schalenobst, Wildobst und Südfrüchte. Letztere umfassen dabei alle Zitrus- und exotischen Früchte.
Die Früchte einjähriger Pflanzen wie Tomaten, Melonen und Kürbisse zählen im Allgemeinen zum Fruchtgemüse, nicht zum Obst, auch wenn sie häufig wie solches verwendet werden.
Abgesehen von Erdbeeren handelt es sich beim Obst um Dauerkulturen von Bäumen, Büschen, Sträuchern, Palmen und Reben. Kommerziell werden sie meist in Obstgärten oder Pflanzungen angebaut, aber ein nicht unbeträchtlicher Teil der Erntemenge wird auch von vereinzelt stehenden - kultivierten oder wild wachsenden - Pflanzen gesammelt. Grundsätzlich kann Obst nach seiner Herkunft aus den verschiedenen Klimazonen unterschieden werden in
tropische Früchte: v. a. Mango, Ananas, Papaya, Avocado, in geringeren Mengen auch Litschi, Durian, Rambutan, Guaven und Passionsfrucht, sowie in
Früchte gemäßigter Breiten (Einteilung s. u.)
Weintrauben, Datteln, Feigen und einige andere Früchte passen in keine Untergruppe; Beeren und Zitrusfrüchte sind eigenständige Gruppen.
Die weltweit wichtigsten Obstsorten sind Banane, Apfel, Weintraube, Orange, Mango, Kochbanane, Mandarine u. Ä., Birne, Ananas, Pfirsich u. Ä.
Je nach Eigenschaften und Qualitätsmerkmalen sind die Obstsorten entweder als „Tafelobst“ für den Frischverkehr bestimmt oder als „Wirtschaftsobst“ für die häusliche oder industrielle Verarbeitung. Mit der Zeit verschwinden einige Obstsorten vom Markt, dafür kommen stetig neue hinzu.
In Mitteleuropa kann das Obst eingeteilt werden in:
Andere Klimagebiete haben viele andere Obstarten, z.B. Orangen, Feigen, Datteln, Ananas, Bananen u.a., die sich nicht alle diesen drei Gruppierungen zuordnen lassen.
Obst dient in Mitteleuropa eher dem menschlichen Genuss als der Grundernährung. Einige Früchte besitzen wie die Banane einen hohen Kohlehydratgehalt. Der ökonomische Erfolg der meisten Früchte ist auf ihren Geschmack und ihren hohen Vitamin-C-Gehalt zurückzuführen.
Die folgende Abbildung zeigt zusammenfassend die Warenströme für Frischobst von der inländischen Erzeugung über den Erfassungs- und Außenhandel bis zur Verbraucherebene. Die während des Warenflusses zwischen den Ebenen auftretenden Verluste sind in der Bilanzierung quantifiziert und als Abflüsse der jeweiligen Stufe berücksichtigt. Es ist festzustellen, dass der Markt für Frischobst stark von Importen geprägt ist. So erreicht die heimische Erzeugung knapp ein Viertel des Niveaus der Importe. Dies ist auch - aber bei weitem nicht nur - auf den Import von Südfrüchten zurückzuführen. Für die Erfassung des in Deutschland produzierten Obstes sind die Erzeugerorganisationen mit einem Anteil von rund 43 % von großer Bedeutung. Beim Blick auf die Einkaufsstätten der Verbraucher für Frischobst wird deutlich, dass der Lebensmitteleinzelhandel mit einem Marktanteil von rund 83 %, darunter insbesondere die Discounter (46 %-Punkte), eine herausragende Stellung einnimmt.
Bilanzierung der Warenströme von Frischobst in Deutschland für das Jahr 2014 (1.000 t)
Anmerkung: Teilmengen sind in Klammern gesetzt, kursiv gedruckt und durch gestrichelte Linien abgetrennt.
Fast jede Region der Erde eignet sich in irgendeiner Form zum Obstanbau. Aufgrund regionaler Unterschiede haben sich jedoch, je nach klimatischen Ansprüchen einzelner Obstarten, Produktionsschwerpunkte herausgebildet. In Asien werden hauptsächlich Zitrusfrüchte, Bananen und Äpfel angebaut. Von dort stammt mehr als die Hälfte des weltweit produzierten Obstes.
Südamerika und Afrika stellten 2017 zusammen rund ein Viertel der Weltproduktion, vorwiegend Bananen und Zitrusfrüchte. Die größten Obstproduzenten in Afrika sind Ägypten (Orangen, Trauben, Datteln), Nigeria (Zitrusfrüchte, Mehlbananen) und Südafrika (Trauben, Orangen).
In Europa wiederum liegt der Produktionsschwerpunkt auf Trauben, Kernobst sowie in den südlichen Anbauregionen auch auf Zitrusfrüchten. Wichtigste Erzeugerländer sind Spanien und Italien. In beiden Ländern sind Trauben das bedeutendste Erzeugnis. Das größte Erntevolumen von Tafeltrauben innerhalb Europas entfällt allerdings auf die Türkei. In Nord- und Zentralamerika zeigt sich ein ähnliches Bild, auch hier werden vorwiegend Zitrusfrüchte, Trauben und Kernobst angebaut. Ozeanien hat in der weltweiten Obsterzeugung mit nur 1 % eine sehr geringe Bedeutung. Dort steht die Erzeugung von Orangen, Trauben und Kernobst im Vordergrund.
Weltobsterzeugung nach Arten und Regionen (2020)
Trotz dem vermehrten Auftreten von Wetterextremen hat die Weltobstproduktion in den letzten Jahren stetig zugenommen. Betrug die globale Erntemenge 2018 rund 735 Mio. t , waren es 2020 bereits über 877 Mio. t.
Im Jahr 2020 waren im weltweiten Obstanbau Bananen (119,8 Mio. t) und Äpfel (86,4 Mio. t) die zwei führenden Einzelobstarten, gefolgt von Trauben (78 Mio. t). Die Produktion von Zitrusfrüchten belief sich insgesamt auf 158,5 Mio. t.
Eine Sonderstellung nehmen Melonen ein, da sie als Kürbisgewächse botanisch gesehen nicht zum Obst, sondern zum Gemüse zu rechnen sind.
Der zur Landwirtschaft oder auch zum Gartenbau zählende Anbau von Baum-, Strauch- und Staudenkulturen, die je nach Art sehr unterschiedliche Standortansprüche stellen. Der Selbstversorger-Obstbau steht dem Erwerbs-Obstbau gegenüber. Obstbau kann als Reinkultur oder als Mischkultur erfolgen.
Angebaut werden alle in Deutschland wachsenden Obstarten, d.h. Kern-, Stein-, Beeren- und Schalenobst. Der Selbstversorgungsgrad für Deutschland betrug 2011 18,3 %. Große zusammenhängende Obstanbaugebiete gibt es in Deutschland besonders am Bodensee, im Alten Land nahe Hamburg und im Havelland (Werder), nahe Berlin.
In Deutschland werden auf gut 75.000 Hektar Obst angebaut – das sind gerade einmal 0,5 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Etwa zwei Drittel der Obstanbaufläche werden für den Anbau von Äpfeln und Erdbeeren genutzt. Bei Äpfeln ist der ökologische Anbau besonders verbreitet. Beinahe ein Viertel der Anbaufläche wird ökologisch bewirtschaftet. Damit ist der Öko-Anteil hier fast zehnmal so hoch wie im Erdbeeranbau. Insgesamt werden rund 18 Prozent der Obstanbaufläche ökologisch bewirtschaftet.
Traditionell waren bei den Baumkulturen Hochstämme sehr verbreitet. Heute werden aus arbeitsökonomischen und sicherheitsbedingten Gründen Halbstämme und vor allem Niederstämme bevorzugt. Auf den nach Zahl und Fläche abnehmenden Streuobstwiesen mit Obst- und Weidenutzung sind weiterhin Hochstämme üblich. Obstanlagen sind meist Dauerkulturen mit gut durchwurzelten Böden, so daß Bodenerosion auch bei hängigem Gelände und anfälligen Böden kaum auftritt. Landschaftsprägend sind häufig Reihenpflanzungen entlang von Verkehrswegen. Die ersten Belege für bodenständige, einheimische Obstgehölze (Apfel, Birne, Pflaume, Süßkirsche) haben Ausgrabungen jungsteinzeitlicher Pfahldörfer (3.500 - 2.200 v.Chr.) im Bodenseeraum sowie an den oberösterreichischen und nordschweizerischen Seen gebracht. Von einer eigentlichen Obstkultur konnte dabei noch nicht gesprochen werden. Vermutlich pflanzten später die Römer auf den von ihnen im germanischen Dekumatenland gegründeten Gutshöfen planmäßig Obstbäume an. Gleichzeitig führten sie Gehölze ein, die bislang den Germanen unbekannt waren: Pfirsich, Aprikose, Quitte, Mandel, Maulbeere, Mispel.
Förderung und Schutz des Obstbaus durch Adel und Klerus (Karls des Gr. "Verordnung über die Krongüter", das Wirken der Zisterzienser z.B. in der "Goldenen Aue", Carl Eugens Baumschule beim Lustschloss Solitude usw.) entwickelten den Obstbau durch die Jahrhunderte. Bäuerliche Zucht- und Auslesemaßnahmen trugen zur Entstehung vieler Landsorten bei. Intensivere Forschung im Bereich der Pomologie führte im 19. Jahrhundert zu gezielterer staatlicher und kommunaler Beratung.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, daß zu Beginn des 20 Jahrhunderts in allen Feldfluren Mitteleuropas fast ausschließlich Obsthochstämme vorkamen. Die Ablösung des Hochstammes durch niedrigere Baumformen begann im deutschen Erwerbsobstbau ab 1900 nur langsam und verstärkte sich erst in den fünfziger Jahren.
Der aktuell ablaufende Klimawandel birgt für den Obstanbau in Deutschland Chancen und Risiken. Die Chancen liegen vornehmlich darin, dass durch die verlängerte Vegetationsperiode und die höheren Temperaturen in allen Jahreszeiten zunehmend wärmeliebende Arten (z. B. die Apfelsorte "Braeburn") als auch Sorten mit einer längeren Reifezeit (z. B. Apfelsorten "Fuji", "Pink Lady", "Granny Smith") angebaut werden können.
Andererseits können sich im Zuge des Klimawandels die Häufigkeit und die Stärke von Spätfrösten ändern, eine Erscheinung, die den Fruchtansatz an den Pflanzen stark reduzieren kann. Auch wird das Auftreten von Pflanzenschädlingen und -krankheiten durch den Witterungsverlauf und das Klima beeinflusst. Man befürchtet z. B. einen erhöhten Befallsdruck beim gefürchteten Apfelwickler, einem Schädling, dessen Maden die Früchte für Tafelobst unbrauchbar machen. Man hält es für möglich, dass sich im Zuge der Klimaerwärmung in Deutschland eine komplette zweite bzw. in wärmeren Anbaugebieten eine dritte Generation dieses Schädlings ausbilden kann, wie es heute schon in Südfrankreich oder in den warmen Regionen der USA der Fall ist. Bei einem neuen Obstschädling, der aus Asien stammenden Kirschessigfliege rechnet man bei entsprechenden klimatischen Verhältnissen ebenfalls mit einer Zunahme der Generationsrate pro Jahr. Massive Schäden entstanden bereits 2010 in Spanien und 2011 in Südtirol. Schließlich wird auch eine Zunahme wichtiger Pflanzenkrankheiten befürchtet.
Ertragfähige und noch nicht ertragfähige Anlagen von Obstbäumen und -sträuchern ohne Unterkultur oder als Hauptnutzung mit Unterkultur, ab 2010 einschließlich Flächen mit Nussbäumen. Eine Hauptnutzung mit Unterkultur (auf Ackerland oder Dauergrünland) liegt vor, wenn die Pflegemaßnahmen und die sonstigen Arbeiten hauptsächlich auf die Bedürfnisse der Obstkulturen ausgerichtet sind.
Nicht zu den Obstanlagen rechnen reine Erdbeeranlagen, Obstanlagen auf Äckern, Wiesen und Weiden, bei denen die Hauptnutzung die landwirtschaftlichen Feldfrüchte oder der Futterertrag (Gras, Heu) bilden sowie der Obstbau in Haus- und Kleingärten für den Eigenbedarf der Gartenbesitzer. (s. a. Obst, Obstbau)
Offene Landflächen wie Heide- oder Moorflächen, aber auch Kippen und Halden, die zwar kultivierbar und meliorierbar sind, aber wegen ihrer ökologischen Verhältnisse nicht bearbeitet werden. Ödland kann wie Gewässer, Wege, Geländeflächen oder Unland zur landwirtschaftlichen Betriebsfläche gehören.
Im ökologischen Sinne meint "Ödland" alle brachliegenden Flächen. Der Begriff ist international unterschiedlich abgegrenzt.
Bezeichnung für traditionelle, aber auch moderne ackerbaulich genutzte Agrarräume ohne durch Hecken, Zäune oder Bäume geprägte Strukturen. Oft sind mit ihrem Auftreten auch besondere sozio-ökonomische Verhältnisse verbunden.
Historisch gehen offene Ackerbaulandschaften auf das frühe Mittelalter zurück. Oft war das Ackerland in schmale Flurstücke zergliedert, ohne dass Eigentumsgrenzen sichtbar waren. Die typische Ackernutzung war Getreidebau, meist in Form von Zwei- oder Dreifeldersystemen. Damit verbunden war das Auftreten der Gewannflur mit ihren Verbänden schmaler, gleichlaufender, streifenförmiger Grundparzellen in Gemengelage, die im Flurzwang bewirtschaftet wurden.
Während des frühen Mittelalters wiesen manche dieser Landschaften noch Züge von frühen Hecken-Landschaften (bocage) mit umgebenden Weidegebieten auf.
Die Blütezeit im Hochmittelalter beschleunigte vor allem in den vom Getreidebau geprägten Gebieten eine rasche Verbreitung des Offenlandcharakters. Um 1300 war er bereits typisch im zentralen England (open field system), in weiten Bereichen des gemäßigten Europas und Teilen des Mittelmeerraums. In England wurden später viele der Offenlandschaften zur Weidenutzung eingehegt. Hingegen wurde z.B. im östlichen Baltikum neues Offenland entwickelt. Viele dieser offenen Agrarlandschaften behielten ihren Charakter im 20. Jahrhundert, da er eine maschinengerechte Bewirtschaftung ermöglicht.
Aktuelle offene Ackerbaulandschaften entstehen bzw. entstanden seit Jahrzehnten zusätzlich neu, teils durch Flurbereinigungen, teils durch Kollektivierungen und global betrachtet auch durch Maßnahmen der Agrarkolonisation.
Solche Güter und Leistungen, die jeder, der an ihnen Interesse hat, in Anspruch nehmen kann (Prinzip der Nicht-Ausschließbarkeit) und durch deren Nutzung für andere Konsumenten keine Beeinträchtigung entsteht (Prinzip der Nicht-Rivalität). Beispiele für öffentliche Güter sind die innere und äußere Sicherheit eines Landes, die Rechtssicherheit, der Klimaschutz, der Lawinenschutz, das bäuerliche Wegenetz, aber auch die Erholungsmöglichkeiten im Wald oder in einer schönen Landschaft, zu deren Gestaltung auch die Landwirtschaft beitragen kann.
In der öffentlichen Debatte können die Begriffe öffentliche Güter, Allmendegüter, Gemeinwohlleistungen synonym gebraucht werden und einander ersetzen, auch wenn Fachwissenschaftler zwischen ihnen feine und wichtige Unterschied benennen. Die Definition ist von zwei Seiten her möglich. Einerseits haben diese Güter und Leistungen bestimmte Eigenschaften, niemand kann oder soll von ihrer Nutzung ausgeschlossen werden. Zusätzlich spielt noch die sogenannte Nutzungsrivalität eine Rolle. Wenn beliebig viele Menschen das Gut nutzen können, ohne dass andere in der Nutzung beeinträchtigt werden, handelt es sich um ein reines öffentliches Gut. Besteht eine Nutzungskonkurrenz, handelt es sich um ein Allmendegut. Die zweite Blickrichtung ist nicht von den Eigenschaften der Güter, sondern dem Nutzen für die Gemeinschaft bestimmt.
Gemeinwohlleistungen werden in einem kooperativen Prozess, freiwillig, zuweilen aber auch unbeabsichtigt, als Nebenprodukt anderer Aktivitäten - die sogenannten externen Effekte - erzeugt und stehen allen zur Verfügung. Die Bereitstellung öffentlicher Güter über einen Markt funktioniert wegen der Nichtausschlussbarkeit nicht. Gleichzeitig führt die Freifahreroption, auch soziales Dilemma genannt dazu, dass auch keiner einen Anreiz hat, zum öffentlichen Gut beizutragen. (DVS 2010)
Konzeption einer Betriebs-/Unternehmensführung, bei der die Vermarktung von aus umweltpolitischer Sicht wünschenswerten Produkten, einhergeht mit dem Verzicht des Betriebes/Unternehmens, egoistische Ziele zu Lasten des ökologischen Systems zu verfolgen.
Konzept, das helfen soll, Produkt- und Verfahrensoptionen sowohl innerhalb als auch außerhalb des land- und forstwirtschaftlichen Sektors ökologisch vergleichend zu bewerten sowie ökologische Prioritäten und Optimierungen in den Produktlinien zu identifizieren. Dabei wird die ökologische Belastung oder Überlastung der Ökosysteme oder anderer definierter Zielgruppen (z.B. Grundwasser in Wasserschutzgebieten) indirekt erfaßt. Die Belastungen, die eine Produktion verursacht, werden anhand geeigneter Parameter (z.B. Aufwendungen an Energie, Rohstoffen je Produkteinheit) den erstellten Produkten anteilig zugeordnet. Auf diese Weise wird die Belastung von Ökosystemen nur indirekt und nicht in absoluten Größen beschrieben. Die ökologische Bewertung findet auf Produktebene statt. Ökobilanzen sind nur für den Vergleich gleicher oder ähnlicher Produkte geeignet (z.B. Fleisch unterschiedlicher Anbauverfahren und Produktionsstandorte, Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen im Vergleich mit solchen aus nicht erneuerbaren Ressourcen). Auch sind ökologische Bilanzierungen von Produktlebenswegen durchführbar. Diese beinhalten eine Identifizierung der Umweltbeeinflussungen und deren Priorisierung sowie eine Schwachstellenanalyse mit Vorschlägen zur ökologischen Optimierung (z.B. Joghurt, unter Einschluß der Transportwege).
Einbezogen sind auch Fragen der Ernährung, z.B. eine ökologische Bilanzierung des Konsums von Fleisch versus pflanzlicher Proteine. Hierbei spielt der Blickwinkel Klimaeffekt und Ressourcenverbrauch eine zunehmende Rolle.
Als Vergleichsebenen für Ökobilanzen sind vorstellbar: Betriebe, Betriebszweige (z.B. Milchwirtschaft, Ackerbaubetrieb), Produktionsverfahren und Regionen/Länder.
Ökobilanzen werden als besonders geeignet angesehen, globale und mit Einschränkungen regionale Wirkungspotentiale zu beschreiben. Für Fragestellungen, bei denen Ökobilanzen zu problematischen Aussagen führen oder versagen, stehen eine Reihe leistungsfähiger Instrumente und Regelwerke zur Verfügung, die die lokalen und regionalen Problemfelder abdecken:
das Risk Assessment (kompartimentbezogen, stoffbezogen, lokal/regional)
Agrar-Umweltindikatoren
die Umweltverträglichkeitsprüfung
die Chemikaliengesetzgebung und
Agrarkonventionen (verschiedene Standardannahmen, Vorschriften sowie sonstige Festlegungen, mit deren Hilfe das Risiko landwirtschaftlicher Aktivitäten gegenüber der Umwelt verringert werden kann).
Lehre vom Haushalt der Natur. Der Begriff wurde von E. Haeckel 1886 eingeführt für denjenigen Teilbereich der Biologie, der sich mit den Wechselwirkungen zwischen den Organismen und der unbelebten und belebten Umwelt befasst.
Die Ökologie verbindet verschiedene Wissenschaften unter dem Aspekt ihrer Beiträge für das Wechselwirkungsgefüge der Existenzbedingungen von Lebewesen und erfüllt insofern die Funktion einer Brücke zwischen verschiedenen Fachdisziplinen. Ihre spezifische Bündelungskompetenz besteht darin, daß sie einen Rahmen für die Koordination der Beiträge verschiedener Disziplinen bietet und so der Isolierungstendenz empirischer Einzelwissenschaften entgegenwirkt.
Die Ökologie stellt das Basiswissen für einen sachgerechten Umgang mit den natürlichen Existenzgrundlagen des Menschen bereit. Die Kenntnis von Wirkungszusammenhängen, Grundstrukturen und Belastungsgrenzen der die menschliche Existenz tragenden ökologischen Systeme ist unverzichtbare Grundlage jeder Umweltpolitik. Ökologisch orientiertes Handeln ist nicht nur Naturschutz, sondern Langzeitökonomie im Dienste des Menschen. Der Gefährdung der Umwelt kann nur durch ein besseres Ressourcen-Management begegnet werden, das ökonomische und ökologische Gesichtspunkte zugleich berücksichtigt.
Ebenso ist jede Umweltethik wesentlich auf ökologische Forschung angewiesen, weil die spezifisch ethische Frage nach dem, was sein soll, immer nur im Kontext konkreter, von sich aus wirkender empirischer Strukturzusammenhänge beantwortet werden kann. Auf dieser Ebene ist die Ökologie von hoher normativer Relevanz.
Die Ökologie der Landwirtschaft untersucht im wesentlichen die Art der wechselseitigen Interaktionen zwischen den landwirtschaftlichen oder mit der Landwirtschaft assoziierten Organismen und ihrer abiotischen Umwelt.
Nicht oder nur extensiv genutzte Standorte (Magerwiese, Feldraine, Böschungen, Hecken, Reservate). Als Inseln und Netze in der Agrarlandschaft sollen sie dem Überleben gefährdeter Arten dienen, eine reichhaltige Flora und Fauna beherbergen und Nützlinge fördern.
Auch in anderen ökologisch sensiblen Bereichen findet der Begriff Anwendung. So macht ein nicht vermeidbarer Eingriff, wie er durch die Ausweisung von Baugebieten im Rahmen der Bauleitplanung, durch den Straßen- oder Leitungsbau oder durch viele sonstige Vorhaben entsteht, z.B. nach Art. 6f Bayerisches Naturschutzgesetz (BayNatSchG) einen Ausgleich erforderlich. Dementsprechend müssen auf anderen Flächen landschaftspflegerische und der Natur dienliche Maßnahmen durchgeführt werden, um die ökologische Qualität dieser Flächen deutlich zu steigern. Die somit ökologisch höherwertigen Flächen sollen die Eingriffe in Natur und Landschaft "ausgleichen" und sind dauerhaft zu sichern und zu erhalten. Wenn ein Ausgleich nicht möglich ist, sind die unvermeidbaren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch Ersatzmaßnahmen zu kompensieren.
Mögliche Maßnahmen sind u.a. die Anlage von Tümpeln, die Pflanzung von Hecken und Feldgehölzen, Verbesserungen auf Nahrungsflächen für wiesenbrütende Vogelarten und Weißstorch, Maßnahmen zum Waldumbau oder auch Maßnahmen zur Biotop- und Geotoppflege.
Landwirtschaftliche Betriebe müssen ab dem Jahr 2015 grundsätzlich zunächst fünf Prozent ihrer Ackerflächen als ökologische Vorrangflächen bereitstellen. Diese Flächen müssen im Umweltinteresse genutzt werden (z.B. zum Erhalt von Hecken oder als Pufferstreifen zu Gewässern). Eine landwirtschaftlich produktive Nutzung bleibt unter bestimmten Bedingungen aber zulässig. Dazu gehört zum Beispiel der Anbau von Eiweißpflanzen, die den Stickstoff im Boden binden, oder der Anbau von Zwischenfrüchten.
Bei den ökologischen Vorrangflächen wird den Landwirten ein hohes Maß an Flexibilität bei der Auswahl geeigneter Elemente gewährt: in Deutschland wird die Anwendung aller EU-rechtlich zulässigen Flächenkategorien ermöglicht. Die unterschiedliche ökologische Wertigkeit der verschiedenen Arten von ökologischen Vorrangflächen wird über Gewichtungsfaktoren berücksichtigt, die von der Europäischen Kommission in einem delegierten Rechtsakt festgelegt wurden. Das heißt zum Beispiel, dass eine deutlich höhere Fläche mit Zwischenfrüchten bebaut werden muss, um diese als äquivalent zu einem Hektar nicht genutzter ökologischer Vorrangflächen anzuerkennen. So beträgt der Gewichtungsfaktor für Zwischenfrüchte nur 0,3 dagegen beträgt der Gewichtungsfaktor für brach liegende Felder 1,0 und für die ökologisch besonders wertvollen Hecken gilt sogar ein Gewichtungsfaktor von 2,0.
Folgende Nutzungen sind z.B. in Baden-Württemberg entsprechend der nachfolgenden Definitionen anerkannt:
Der ökologische Landbau bezeichnet ein Anbausystem mit dem Ziel, den Betrieb als geschlossenes ökologisches System zu führen. Seine Lebensprozesse vollziehen sich im Kreislauf und jedes Einzelgeschehen ist an das Ganze gebunden und darin rückgekoppelt. Der Betrieb, als ein Organismus höherer Ordnung verstanden, soll durch keine systemfremden Stoffe wie Mineraldünger (insbesondere synthetisch hergestellte Nitrat- und Ammoniumdünger) und chemische Pflanzenschutzmittel gestört werden.
Der ökologische Landbau gilt als besonders ressourcenschonende und umweltverträgliche Wirtschaftsform, die sich – stärker als andere Anbaumethoden – am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert. Durch die Abschätzung der Folgen landwirtschaftlichen Handelns auf die Umwelt im weitesten Sinne und durch die selbst auferlegten und gesetzlich vorgeschriebenen Restriktionen ist der ökologische Landbau per se system- und umweltorientiert, obwohl er zu Anfang dieses Jahrhunderts nicht primär unter dem Aspekt des Umweltschutzes konzipiert wurde.
Der Hauptgedanke der ökologischen Landwirtschaft ist ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Der landwirtschaftliche Betrieb wird dabei vor allem als Organismus mit den Bestandteilen Mensch, Tier, Pflanze und Boden gesehen.
Zufuhr und Nutzung wirtschaftseigener organischer Substanz, z.T. als Kompost
Einsatz von natürlichen Mineraldüngern (Gesteinsmehle, Spurenelementdünger, Kalirohsalze), Hornmehl, Knochen- und Blutmehl
Stärkung und Unterstützung der natürlichen Abwehrkräfte bei Pflanzen und Tieren gegen Krankheiten und Schädlinge
Unkrautregulierung durch pflanzenbauliche, mechanische und thermische Verfahren
Bekämpfung von Pilzkrankheiten mit Pflanzenauszügen, Gesteinsmehl, Wasserglas, Netzschwefel oder mit Kupferpräparaten
Bekämpfung von tierischen Schädlingen mit biologischen Pflanzenschutzmitteln
Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger, Pflanzenbehandlungs-, Lagerschutz- und Nachreifemittel, Hormone und Wuchsstoffe.
flächengebundene Viehhaltung mit nach Art und Menge begrenztem Futterzukauf
Berücksichtigung artgemäßer Gesichtspunkte in der Tierhaltung
Förderung bewährter, wenig anfälliger Kultursorten und Zuchtrassen, insbesondere im Hinblick auf Schädlingsresistenz und Tiergesundheit
weitgehender Verzicht auf Antibiotika
Erzeugung ernährungsphysiologisch hochwertiger Lebensmittel in ausreichender Menge zu angemessenen Preisen
Schaffung einer sicheren Existenz auf der Basis befriedigender Lebensbedingungen und die bewußte Vermeidung von Belastungen der Natur und Umwelt
Vermeidung von Überproduktion
Die Mitwirkung an der Lösung des Welthungerproblems und daher die Ablehnung von importierten Futtermitteln aus der Dritten Welt, da deren Erzeugung dort das Angebot an Grundnahrungsmitteln verringert
Ökologischer Landbau wurde häufig auch als Alternativer Landbau (AL) oder Biologischer Landbau bezeichnet, wobei letzteres irreführend ist, da in jeder Form von Landbau alle Wachstums- und Anbauprozesse biologisch ablaufen und nur die Rahmenbedingungen vom Menschen unterschiedlich gezielt durch künstliche Eingriffe gestaltet werden. Der ökologische Landbau steht im Gegensatz zum konventionellen Landbau. Von den verschiedenen nicht-konventionellen Landbaumethoden sind in Deutschland besonders die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, der organisch-biologische Landbau und der naturnahe Anbau bekannt geworden. Die meisten landwirtschaftlichen Öko-Betriebe in Deutschland sind in Verbänden organisiert. Sechs der acht in Deutschland ansässigen Anbauverbände (namentlich Bioland, Biopark, Demeter, Ecoland, Gäa und Naturland) sind Mitglied im 2002 gegründeten Dachverband BÖLW, daneben ist der BÖLW selbst Mitglied in der internationalen Vereinigung IFOAM.
Die Richtlinien der deutschen Bioanbau-Verbände sind in einigen Punkten strenger als die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau. So kann zum Beispiel nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau ein Betrieb unter bestimmten Umständen teilweise auf ökologischen Landbau umgestellt werden, während die Verbände immer eine Umstellung für den gesamten Betrieb vorschreiben.
Einige statistische Daten
Deutschland
2020 bewirtschafteten in Deutschland fast 26 100 Betriebe rund 1,6 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche, die nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus umgestellt waren oder sich in Umstellung befanden. Die Zahl der Betriebe hat sich gegenüber 2010 um knapp 58 Prozent bzw. fast 9 600 Betriebe erhöht. Im gleichen Zeitraum stieg die ökologisch bewirtschaftete Fläche um mehr als 62 Prozent. 10,1 Prozent der deutschen Agrarbetriebe waren dem Ökolandbau zuzurechnen und praktizierten diesen auf 9,6 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche. In den fünf ostdeutschen Bundesländern betrug der Anteil der Ökobetriebe an allen landwirtschaftlichen Betrieben mehr als 14 Prozent.
Den höchsten Öko-Flächenanteil haben die Bundesländer Saarland (18,1 Prozent), Hessen (15,5 Prozent) , Baden-Württemberg und Brandenburg (jeweils 13,2 Prozent). Den absolut größten Öko-Flächenumfang haben die Bundesländer Bayern (rund 23 Prozent der Ökofläche Deutschlands) und Baden-Württemberg (12 Prozent), gefolgt von Brandenburg (11 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10 Prozent).
Ökologisch landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) in den Bundesländern 2010 und 2020 in Hektar (ohne Stadtstaaten)
Flächenmäßig bestimmten 2020 Bayern (374 900 Hektar), Brandenburg (174 000 Hektar), Baden-Württemberg (173 700 Hektar) und Mecklenburg-Vorpommern (164 300 Hektar) das Bild. Gut ein Drittel der ökologisch bewirtschafteten Fläche befand sich in den fünf ostdeutschen Bundesländern.
Die unterschiedlich starke Verbreitung des Ökolandbaus wird vor allem durch klimatische Gegebenheiten, Bodengüte, Topografie und agrarische Alternativen bestimmt. So ist der Nordosten Deutschlands schon aufgrund teils geringerer Niederschläge und der geringeren Bodengüte prädestinierter für den ökologischen Landbau.
Die unterschiedlich starke Verbreitung des Ökolandbaus wird vor allem durch klimatische Gegebenheiten, Bodengüte, Topographie und agrarische Alternativen bestimmt. So ist der Nordosten Deutschlands schon aufgrund teils geringerer Niederschläge und der geringeren Bodengüte prädestinierter für den ökologischen Landbau. Zudem werden extensive Grünlandflächen in Verbindung mit der Ammen- und Mutterkuhhaltung in einigen Mittelgebirgsregionen eher in die ökologische Produktion einbezogen, da sich hier die Auflagen des Ökolandbaus leichter erfüllen lassen. Eine extensive Landbewirtschaftung bedeutet einen geringeren Einsatz von Produktionsmitteln (wie zum Beispiel Dünge- und Futtermittel) und damit verbunden geringeren Erträgen.
Die Anbaufläche, die nach den Standards der Öko-Anbauverbände bewirtschaftet wird, legte 2019 um rund 77.000 Hektar auf fast 1.016.200 Hektar zu (Stand 1.1.2020). Das sind knapp 63 Prozent aller Ökoflächen in Deutschland. Nicht gebundene Bio-Bauern, die nach den Regeln der EU-Öko-Verordnung arbeiten, bewirtschafteten Anfang 2020 eine Fläche von 598.000 Hektar, das sind rund 39.000 Hektar mehr als ein Jahr zuvor.
830.000 Hektar werden im Ökolandbau als Grünland genutzt, die ökologische Ackerfläche umfasst 700.000 Hektar. Die restliche Fläche sind Obst- und Gemüsekulturen sowie Streuobstflächen.
Ökologisch bewirtschaftet Fläche in den Bundesländern 2020 nach Nutzungsarten in Prozent
Die Verteilung der Hauptnutzungsarten der landwirtschaftlich genutzten Fläche variiert zwischen den Bundesländern. Während in Sachsen der Anteil des Öko-Ackerlandes bei rund 59 Prozent. in Brandenburg bei gut 60 Prozent und in Sachsen-Anhalt sogar bei über 64 Prozent lag, belief sich dieser in Rheinland-Pfalz auf weniger als 25 Prozent. Im Bundesdurchschnitt wird mehr Dauergrünland als Ackerland ökologisch bewirtschaftet. Dauerkulturen von größerem Umfang gibt es verstärkt in Rheinland-Pfalz (vor allem Rebflächen) und in Hamburg (Obstproduktion). Bei den konventionell wirtschaftenden Betrieben zeigt sich, dass der Anteil des Ackerlandes in Deutschland bei fast 73 Prozent lag.
Nicht alle Feldfrüchte sind für den ökologischen Anbau ebenso gut geeignet wie für die konventionelle Wirtschaftsweise. So zeigen sich bei Zuckerrüben und Ölfrüchten schon aus wirtschaftlicher Sicht Grenzen. Allein die Unkrautbekämpfung ist ein großer Kostenfaktor, da in der Jugendphase die Konkurrenzfähigkeit dieser Pflanzen gegenüber Unkräutern gering ist. Im ökologischen Landbau Deutschlands wurde 2020 nicht ganz die Hälfte des Ackerlandes mit Getreide bestellt. Deutlich höher waren die Anteile mit rund 58 Prozent in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Vergleichsweise niedrig fielen diese Werte mit rund 40 bis 44 Prozent in Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern aus.
Ein Standbein des ökologischen Landbaus ist die Produktion von Hülsenfrüchten, zum Beispiel Erbsen, Ackerbohnen oder Soja. In Deutschland wurden fast neun Prozent des Ökoackerlandes mit Hülsenfrüchten bestellt. Diese Praxis dient der Eiweißfütterung der Tiere und der bodenverbessernden Wirkung dieser Kulturen. Da im Ökolandbau nur eingeschränkt mineralische Düngung erlaubt ist, spielen Hülsenfrüchte eine wichtige Rolle in ökologischen Fruchtfolgen. Auch der Anbau von Gemüse ist in Ökobetrieben mehr verbreitet als in konventionell arbeitenden. Dies ist unter anderem damit zu erklären, dass ein größerer Teil der Konsumenten bevorzugt ökologisch erzeugtes Gemüse erwirbt. Auch der Anteil von Feldgras am Ackerland ist im ökologischen Landbau mit Ausnahme von Schleswig-Holstein deutlich größer. Ein Grund für den höheren Anbauanteil ist die Futterproduktion. Gleichzeitig ist der mehrjährige Feldgrasanbau hier ein tragendes Anbauelement und wesentlich für die Fruchtfolgen.
Ausgewählte ökologisch angebaute Feldfrüchte nach Anbaufläche 2020 in Prozent (ohne Stadtstaaten)
Nicht alle Feldfrüchte sind für den ökologischen Anbau gleichermaßen geeignet wie für die konventionelle Wirtschaftsweise. So zeigen sich bei Zuckerrüben und Ölfrüchten schon aus wirtschaftlicher Sicht Grenzen.
Ein Standbein des ökologischen Landbaus ist die Produktion von Hülsenfrüchten, zum Beispiel Erbsen, Ackerbohnen oder Soja. In Deutschland wurden fast neun Prozent des Ökoackerlandes mit Hülsenfrüchten bestellt. Diese Praxis dient der Eiweißfütterung der Tiere und der bodenverbessernden Wirkung dieser Kulturen. Da im Ökolandbau nur eingeschränkt mineralische Düngung erlaubt ist, spielen Hülsenfrüchte eine wichtige Rolle in ökologischen Fruchtfolgen. Auch der Anbau von Gemüse ist in Ökobetrieben mehr verbreitet als in konventionell arbeitenden.
Mutterkühe, Ziegen und Schafe werden zu relativ hohen Anteilen in ökologischer Bewirtschaftung gehalten. Dagegen ist der Anteil der ökologischen Schweinehaltung in Deutschland mit unter 1 Prozent gering. Der Anteil der Biomilch liegt bei 3,7 Prozent; die höchsten Anteile befinden sich in Baden-Württemberg, im Saarland und in Hessen. Etwa die Hälfte der Bio-Milch wird in Bayern erzeugt. Relativ hoch ist der Öko-Anteil mit 13,1 Prozent in der Eiererzeugung und mit 5,5 Prozent auch in der Rindfleischerzeugung.
EU und Welt
In der EU wurden nach zuletzt für 2017 vorliegenden Angaben 14,5 Millionen Hektar von 460.000 Landwirten ökologisch bewirtschaftet. Damit hat sich die Zahl der EU-Ökolandwirte binnen 10 Jahren um 70 Prozent erhöht. Die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln in der EU stieg binnen 5 Jahren um gut zwei Drittel von 22 Milliarden Euro in 2012 auf 37 Milliarden Euro in 2017. Beim Anbauflächenumfang steht Deutschland nach Spanien, Italien und Frankreich an vierter Stelle der größten Ökoanbauländer in der EU.
Weltweit betrug die registrierte Ökolandbaufläche in 2017 69,8 Millionen Hektar. Australien war mit 36,5 Millionen Hektar das Land mit dem größten Areal, gefolgt von Argentinien mit 3,4 Millionen Hektar und China mit 3,0 Millionen Hektar. Damit entfallen 51,4 Prozent der globalen Öko-Anbaufläche auf Australien mit größtenteils extensiv bewirtschaftetem Weideland; dahinter folgen Europa mit einem Anteil von 21,0 Prozent und Lateinamerika mit einem Anteil von 11,5 Prozent. Die Umsätze am weltweiten Markt für Lebensmittel kletterten 2017 auf rund 90 Milliarden Euro. Der größte Markt waren 2017 die USA mit 40 Milliarden Euro, gefolgt von Deutschland mit gut 10 Milliarden Euro, Frankreich mit 7,9 Milliarden Euro und China mit 7,6 Milliarden Euro.
Rechtlicher Rahmen
Eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen bilden den Rahmen für die Ökologische Lebensmittelwirtschaft und stellen sie damit in das Spannungsfeld zwischen Verbraucherschutz und Überregulierung. Das Ziel ist beides, Risiko und Aufwand, zu minimieren, um die weitere Ausdehnung der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft zu ermöglichen. Umfassenstes Regelwerk für den Bio-Sektor bildet die EU-Öko-Verordnung zu der vielfältige nationale Regelungen treten.
In den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau „Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 und ihren Durchführungsbestimmungen (Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission)“ wird genau definiert, wie landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel, die als Öko-Produkte gekennzeichnet sind, erzeugt und hergestellt werden müssen. Hohe ökologische Produktionsstandards sind einzuhalten. Das den gesamten Herstellungsprozess und den Handel begleitende Kontrollsystem ist risikoorientiert ausgerichtet. Die Rechtsvorschriften knüpfen an den Basisrichtlinien der “Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen“ (IFOAM) an, in der rund 750 Verbände aus über 100 Nationen organisiert sind. Weiterhin ist eine Verordnung mit Durchführungsvorschriften zu Einfuhren von ökologischen Erzeugnissen aus Drittländern (Nicht-EU-Staaten) erlassen worden (Verordnung (EG) Nr. 1235/2008 der Kommssion).
Einer ersten großen Überarbeitung wurde das Bio-Recht 2008 unterzogen. Bereits 2014 begann eine weitere Revision, die 2018 mit dem Beschluss einer neuen Öko-Basisverordnung (VO 2018/848) beendet wurde. Fertig ist das neue Bio-Recht allerdings noch nicht: Bis Ende 2020 muss die Öko-Basisverordnung noch durch entscheidende Regeln ergänzt werden, zum Beispiel mit konkreten Festlegungen zu Ställen und Ausläufen für Bio-Tiere, mit Listen zugelassener Bio-Betriebsmittel oder -Lebensmittelzutaten sowie präziseren Anforderungen an die Öko-Kontrolle und Bio-Importe aus Drittländern. Erst wenn das Bio-Recht mit den ausstehenden Regeln ergänzt und vollständig ist, bietet die neue Öko-Verordnung Rechtssicherheit für Betriebe und Unternehmen. Ab dem am 1.1.2021 muss die überarbeitete Rechtsgrundlage von allen Bio-Betrieben und Bio-Kontrollstellen angewendet werden. Bis dahin gilt die aktuelle EU-Öko-Verordnung (VO 834/2007). (BÖLW)
Bei vorverpackten Lebensmitteln aus der EU muss das Logo der Europäischen Union für ökologische/biologische Produktion (kurz EU-Bio-Logo) auf der Verpackung erscheinen. Für aus Drittländern eingeführte Erzeugnisse ist die Verwendung des EU-Bio-Logos fakultativ.
Mit dem Öko-Landbaugesetz (ÖLG) werden in Deutschland bestimmte Vollzugsaufgaben im ökologischen Landbau gebündelt und die Effizienz der Durchführung der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau verbessert.
Umweltwirkungen des ökologischen Landbaus
Ökologische Landbaumethoden fördern die Humusbildung und das Bodenleben. In den Feldern und Wiesen der Ökobauern sind Biomasseanteile und mikrobielle Aktivität in der Regel höher als im konventionellen Landbau. Die natürliche Bodenfruchtbarkeit steigt an. Krumenverluste durch Erosion werden weitgehend vermieden.
Ökologischer Landbau belastet das Grund- und Oberflächenwasser in der Regel weniger mit Nährstoffen, wie zum Beispiel Nitrat, als der konventionelle Landbau. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Mittel schließt den Eintrag solcher Pflanzenschutzmittel weitgehend, aber nicht komplett aus. Weil die Viehhaltung an die Fläche gebunden ist, fallen meist nicht mehr Nährstoffe durch Mist und Gülle an, als den Pflanzen auf den hofeigenen Flächen problemlos zugeführt werden können. Durch die Zufuhr von organisch gebundenen Stickstoffs mit Wirtschaftsdünger sowie in Wurzelrückständen von Leguminosen kann aufgrund der unkontrollierbaren Abbauprozesse der organischen Substanz Nitrat freigesetzt werden, das, wenn eine entsprechende Aufnahme durch Pflanzen nicht stattfindet, ausgewaschen werden kann.
Da ökologisch wirtschaftende Betriebe, gemäß ihrer Anbauvorschriften, keine synthetischen Pflanzenschutzmittel anwenden, gehen von ihnen keine Pestizideinträge in Grund- und Oberflächengewässer aus.
Durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, das niedrige Düngeniveau und die im allgemeinen vielfältigere Gestaltung der Fruchtfolge wird die Vielfalt des Tier- und Pflanzenlebens gefördert. Auf den Öko-Flächen finden sich häufig mehr Arten, als auf den konventionell bewirtschafteten Flächen. Allerdings kann auch vom ökologischen Landbau nicht in jedem Fall eine positive Wirkung für den Artenschutz und damit auf die biotischen Ressourcen im traditionellen Sinn erwartet werden. So können z.B. Untersaaten mit Bodendeckern im Weinbau mit der typischen Wildkrautflora in Konkurrenz treten.
Eine artgerechte Haltung der Tiere entspricht den Prinzipien des ökologischen Landbaus und wird garantiert. Den Tieren wird unter anderem genügend Auslauf gewährt. Die Haltungsbedingungen werden regelmäßig überprüft.
Die Tierproduktion des ökologischen Landbaus wird von der Rinderhaltung dominiert. Aufgrund begrenzter Zukaufmöglichkeiten von Futtermitteln ist die maximale Anzahl von Wiederkäuern je Einheit betriebseigener Futterfläche auf vergleichsweise niedrigem Niveau (2 Milchkühe/Rinder je ha) begrenzt. Die Freisetzung von Methan und Ammoniak ist im ökologischen Landbau aufgrund der dort üblichen Einstreu/Festmist-Stallhaltung geringer als bei den Flüssigmistsystemen im konventionellen Landbau.
Der Verzicht auf Agrarchemikalien, also auf indirekten Energieeinsatz, führt auch zu einer deutlich besseren Energiebilanz der ökologischen gegenüber den konventionellen Methoden und damit auch zu einem geringeren CO2-Ausstoß. Verbunden mit geringeren Emissionen an NH3 und CH4 infolge sorgfältiger Düngerwirtschaft und geringeren Tierbesatzdichten ist dies ein Beitrag zur Reinhaltung der Atmosphäre.
Bewertungen
Der Umweltrat (Sondergutachten 1996, Umweltgutachten 2008, 2012) betrachtet den am Prinzip einer dauerhaft-umweltgerechten Wirtschaftsweise orientierten ökologischen Landbau als Vorbild für eine umwelt- und ressourcenschonende Landbewirtschaftung. Er empfiehlt die nationale Förderung der Extensivierungsform "ökologischer Landbau" und vorübergehend die Vermarktung von Bio-Produkten im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" deutlich zu verbessern.
Schon aus landschaftsökologischen Gründen ist für viele Befürworter eine Ausweitung ökologisch wirtschaftender Landwirtschaft dringend geboten. Gegenwärtig liegen die meisten Betriebe wie kleine Inseln inmitten der intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft. Der Isolationseffekt für Tiere und Pflanzen ist somit groß.
Gleichzeitig wird bei den verschiedenen Konzepten des ökologischen Landbaus die klare Beschreibung von Biotop-Verbundnetzen vermisst, die die Basis für eine Nützlingsförderung darstellen. Daneben fehlt eine klare Empfehlung der Förderung bestimmter Nahrungs- und Habitatpflanzen für die Entwicklung optimaler Räuber-Beute-Beziehungen.
Ein (hypothetischer) flächendeckender ökologischer Anbau in Deutschland wird teilweise für möglich gehalten, wobei allerdings Fragen, die sich aus der vertraglichen Einbindung Deutschlands in das EU-Agrarsystem oder die WTO nicht berücksichtigt werden. Hinsichtlich der Versorgungssicherheit Deutschlands träten lediglich in einzelnen Segmenten Versorgungslücken auf (Schweinefleisch, Geflügelfleisch, Eier), die man auf dem gesamteuropäischen Markt zu schließen können glaubt, sofern die EU insgesamt ökologisch produzierte. Auch die Finanzierung einer Umstellung der gesamten deutschen Landwirtschaft auf ökologischen Landbau wird bei Beibehaltung der heutigen Erzeugerpreise und bei sonst unveränderten Rahmenbedingungen allein durch die Umverteilung der Marktordnungsausgaben (Subventionen für die Überschußverwaltung und -beseitigung) für möglich angesehen. Die Einkommensrückgänge in der Umstellungsphase meint man mit einer Technologiesubvention "Ökologischer Landbau" aus den freigewordenen Mitteln ausgleichen zu können. Andererseits erscheint aber gerade aus ökologischen Gründen ein flächendeckender ökologischer Anbau in Deutschland nicht erstrebenswert: Infolge des Ertragsrückgangs von 35 - 47 % entstünde eine so landintensive Bewirtschaftung, daß nur wenig Raum für naturnahe Flächen bleibt, da je Produkteinheit mehr landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt wird. Eine Naturschutzfläche von 10 % der Staatsfläche wird aber als Teilziel für einen an Nachhaltigkeit orientierten Wirtschaftsraum angesehen. Gleichzeitig ist bei einer flächendeckenden Extensivierung eine Zunahme der Agrarimporte um etwa 30 % aufgrund der geringeren Erträge im Inland zu erwarten, wobei Deutschland bereits heute der weltweit größte Agrarimporteur ist.
Die Bedeutung des ökologischen Landbaus in Deutschland spiegelt sich in der Tatsache wider, dass die Bundesregierung in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie einen Ökoflächenanteil von 20% an der landwirtschaftlichen Gesamtfläche anstrebt und dieses Ziel mit ihrem Klimaschutzplan 2050 bekräftigt hat. Der ökologische Landbau gilt deshalb als eine relevante Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und wird vom Rat für Nachhaltige Entwicklung als „Goldstandard der Nachhaltigkeit“ bezeichnet.
Hinsichtlich der gesellschaftspolitischen Bedeutung des ökologischen Landbaus sind folgende Anmerkungen zu machen:
Der ökologische Landbau ist umweltverträglicher als die konventionelle Produktion (s.o.)
Der ökologische Landbau weist keine ökonomischen Nachteile für den Einzelbetrieb auf.
Der ökologische Landbau entlastet die Agrarmärkte durch geringere Erträge und tierische Leistungen. Dadurch sind weniger öffentliche Finanzmittel zur Überschußbeseitigung erforderlich.
Die mit dem Übergang zur Ernährung mit Bio-Produkten in der Regel verbundene Umstellung in der Verbrauchsstruktur - z.B. weniger Genußmittel, Fleisch, Zucker, aber vermehrt ballaststoffreichere pflanzliche Produkte - wirkt sich positiv auf den Gesundheitszustand der Konsumenten aus.
Die Unterschiede von ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln gegenüber konventionellen Produkten sind hinsichtlich der Inhaltsstoffe gering; Vorteile bestehen u.a. in teilweise höheren Trockenmasse-Anteilen oder geringerem Nitratgehalt und damit verbunden höheren Vitamin C-Werten.
Betrachtet man die Beschäftigung einer möglichst großen Zahl von Arbeitskräften in der Landwirtschaft als ein Ziel der Agrarpolitik, so erweist sich der ökologische Landbau ebenfalls als vorteilhaft. Die Wertschöpfung bei dieser Wirtschaftsweise ist größer als in vergleichbaren konventionellen Betrieben. Dies ergibt sich hauptsächlich daraus, daß die Betriebe des ökologischen Landbaus geringere Aufwendungen für Vorleistungen (z.B. Agrarchemikalien) haben und daß vermehrt Verarbeitungs- und Vermarktungsleistungen übernommen werden.
Agrarpolitik, die eine flächendeckende (dem bisherigen Umfang entsprechende) Landbewirtschaftung mit einem möglichst hohen Niveau an Ressourcenschutz sicherstellt.
Innerhalb der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik von 2013 ist die Ökologisierung eine wichtige Innovation, mit der sich die Direktzahlungen umweltfreundlicher gestalten lassen. Landwirte, die im Rahmen ihrer täglichen Arbeit die Anbauflächen nachhaltig bewirtschaften und natürliche Ressourcen erhalten, profitieren finanziell.
Ökologisierung bedeutet die Unterstützung der Einführung und Beibehaltung von Bewirtschaftungsmethoden, die die Umwelt- und Klimaziele verwirklichen helfen. Die Marktpreise spiegeln die mit der Bereitstellung dieser gemeinschaftlichen Güter verbundenen Anstrengungen nicht wider.
Ökologisierungszahlungen machen 30 % der für Direktzahlungen vorgesehenen Haushaltsmittel der EU-Länder aus. Landwirte, die eine flächenbezogene Zahlung erhalten, müssen verschiedene nicht vertragliche Maßnahmen durchführen, die Umwelt und Klima zugute kommen. Diese Maßnahmen sind jährlich durchzuführen und umfassen:
Anbaudiversifizierung
Erhaltung von Dauergrünland
Ausweisung von 5 % der landwirtschaftlichen Fläche als ökologische Vorrangflächen
Im Rahmen der neuen Vorschriften müssen bezuschusste Landwirte die Umwelt schützen und zum Abbau von Treibhausgasemissionen beitragen, beispielsweise durch
Anbau einer Vielfalt von Kulturen, die Boden und Ökosysteme widerstandsfähiger machen
Erhaltung von Dauergrünland, wodurch Kohlenstoff bodengebunden bleibt und Grünlandhabitate geschützt werden
Gewässer- und Habitatschutz dank der Ausweisung von im Umweltinteresse genutzten Flächen
Räumlich definierte Struktur als Wirkungsgefüge aus Lebewesen, unbelebten natürlichen und vom Menschen geschaffenen Bestandteilen, die untereinander und mit ihrer Umwelt in energetischen, stofflichen und informatorischen Wechselwirkungen (offenes System) stehen. Ökosysteme sind zur Selbstregulation und zur Selbstorganisation befähigt. Ein Ökosystem befindet sich in einem dynamischen Gleichgewicht und manifestiert sich als Ausschnitt aus der Biogeosphäre räumlich im Ökotop. Ökosysteme können sich verändern und somit langsam in ein anderes Ökosystem übergehen (Sukzession). Sie können auf Störungen empfindlich reagieren ("umkippen") oder aber elastisch in den Ausgangszustand zurückkommen (d.h. belastbar sein). Die Theorie der Ökosysteme ist in den Naturwissenschaften stark im Fluss.
Oft auch verkürzt Ökosystemleistungen, (engl.: ecosystem services); Bezeichnung für Funktionen oder Prozesse in Ökosystemen, die auch einen Nutzen für den Menschen haben. So bestäuben Insekten Blüten, die als Früchte zu Nahrung für den Menschen werden. Gleichzeitig produzieren Bienen Honig, den der Mensch nutzt. Die natürliche Filtration des Waldbodens ist die Grundlage für unser Trinkwasser. Und Fische in Flüssen und Meeren dienen dem Menschen ebenfalls als Nahrung. Auch die stoffliche Zusammensetzung der Atmosphäre mit einem konstanten Anteil an Sauerstoff ist zu nennen oder das Angebot abwechslungsreicher Landschaften für die Erholung der Bevölkerung und der Erhalt der Biodiversität.
Ökosystemleistungen
Insgesamt gibt es 18 Ökosystemleistungen, die sich in die Kategorien „regulierend“ (z. B. von Klima und Wasserqualität), „materiell“ (von natürlichen Ressourcen) und „nicht materiell“ (z. B. Bildung) einteilen lassen.
Der Prozess der vom Menschen verursachten (anthropogenen) Landdegradation umfasst die langfristige Verschlechterung des Zustands terrestrischer Ökosysteme: Dies wiederum beeinträchtigt die biologische Produktivität, die ökologische Integrität und Biodiversität und damit auch den Nutzen für den Menschen. Angesichts der wertvollen Leistungen, die terrestrische Ökosysteme zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und dem Wohlergehen der Menschheit erbringen, ist das äußerst besorgniserregend.
Welche Ökosystemdienstleistungen für die Gesellschaft erbracht werden können, wird zum Einen durch natürliche Faktoren bestimmt, etwa die Artenzusammensetzung und die Artenvielfalt eines Ökosystems, zum Anderen durch seine Fähigkeit, eine bestimmte Funktion zu erfüllen, etwa die Speicherung von Wasser oder Kohlenstoff. Diese Faktoren unterliegen lokalen, regionalen und globalen Einflüssen. Andererseits sind gesellschaftliche Präferenzen, wirtschaftliche Strukturen und Marktverhältnisse dafür ausschlaggebend, welchen Wert diese Leistungen für die Gesellschaft aufweisen.
Viele davon werden erst allmählich von der Gesellschaft wahrgenommen, anerkannt oder entgolten. In der internationalen und deutschen Naturschutzpolitik löste dieses Konzept in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel aus: Natur und Landschaften sollen nicht mehr nur um ihrer selbst Willen erhalten werden; auch die zahlreichen Beiträge der Natur zum menschlichen Wohlbefinden und zur ökonomischen Wohlfahrt sollen berücksichtigt werden. Eine Kernthese ist, dass intakte Ökosysteme und deren bereitgestellte Leistungen großen gesellschaftlichen Nutzen stiften. Dieser Nutzen kann u.a. auch ökonomisch bewertet werden.
Da aber die Bereitstellung von Ökosystemleistungen von bestimmten Ökosystemstrukturen und -prozessen abhängt, wird auch immer häufiger auf die Gefahr ihrer Übernutzung hingewiesen.
Ähnliche Konzepte finden sich in Disziplinen wie der Agrar und Forstwissenschaft oder der Landschaftsplanung, etwa die der „Naturraumpotenziale“, „Landschaftsfunktionen“ und „Waldfunktionen“. Auch in der deutschen Umweltpolitik ist die „Honorierung ökologischer Leistungen“ eine seit Jahrzehnten bestehende Forderung.
Bezeichnung für den Übergangssaum zwischen benachbarten Landschaftsökosystemen, Ökosystemen oder Lebensgemeinschaften. Weil das Ökoton Schnittbereich von zwei verschiedenartigen Lebensräumen darstellt, herrschen innerhalb des Ökotons vielfältigere Lebensbedingungen als in den angrenzenden Landschaftsökosystemen (Nahrungsangebot, Anzahl der ökologischen Nischen, mikroklimatische Bedingungen etc.). Daraus ergibt sich eine höhere geoökologische und biotische Diversität (Landschaftsdiversität, Biodiversität). So findet man beispielsweise im Ökoton zwischen Wald und Wiese mehr Vogelarten als im Inneren des Waldes oder auf dem Feld. Dieser günstige Einfluss auf die Diversität wird auch als Randeffekt bezeichnet.
Ausprägung einer Grünlandpopulation als allmähliche Anpassung an die örtlichen Umweltbedingungen und die Bewirtschaftungsweise. Ökotypen sind entsprechend der Landsorten im ackerbaulichen Bereich wichtiges Ausgangsmaterial für die Pflanzenzüchtung.
Findet ein Lebewesen besondere ökologische Lebensbedingungen vor, kann es sich durch Selektion an diese anpassen. Dieser sogenannte Ökotyp unterscheidet sich zwar genetisch und physiologisch von anderen Populationen seiner Art. Diese Eigenschaften führen jedoch nicht zur Definition einer eigenen Art. Von der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) sind beispielsweise 750 verschiedene Ökotypen bekannt.
Bezeichnung für Großräume der Erde, die sich durch jeweils eigenständige Klimagenese, Morphodynamik, Bodenbildungsprozesse, Lebensweisen von Pflanzen und Tieren sowie Ertragsleistungen in der Agrar- und Forstwirtschaft auszeichnen. Entsprechend unterscheiden sie sich in auffälliger Weise nach den jährlichen und täglichen Klima- und Witterungsabläufen, in den exogenen Landformen, den Bodentypen, den Pflanzenformationen und Biomen sowie den agraren und forstlichen Nutzungssystemen. Ihre Verbreitung auf der Erde ist breitenabhängig und gewöhnlich fragmentiert auf die Kontinente verteilt. (nach Schultz 2016)
Flächengrößen der Ökozonen
Ökozonen mit Unterteilungen
Fläche Mio. km²
Festlandsanteil %
Polare/subpolare Zone
- Eiswüsten - Tundren und Frostschuttgebiete
22,0
16,0 6,0
14,8
Boreale Zone
19,5
13,1
Feuchte Mittelbreiten
14,5
9,7
Trockene Mittelbreiten
- Grassteppen - Wüsten und Halbwüsten
16,5
12,0
11,1
Winterfeuchte Subtropen
2,5
1,7
Immerfeuchte Subtropen
6,0
4,0
Tropisch/subtropische Trockengebiete
- Wüsten und Halbwüsten - Winterfeuchte Gras- und Strauchsteppen (Subtropen - Sommerfeuchte Dornsavannen (Tropen) und Dornsteppen (Subtropen)
Der Siedlungsraum des Menschen als der dauernd oder zeitweilig bewohnte Teil der Erde, der ihm Standort für eine Wohnstätte bietet, und wo er sich wirtschafflich betätigen und direkt oder indirekt seinen Lebensunterhalt sichern kann. Nach älterer Auffassung sollte auch die Möglichkeit der Versorgung mit Nahrung gegeben sein. Die Ausdehnung nichtagrarischer Tätigkeiten (Bergbau, Tourismus) in landwirtschaftlich nicht nutzbare Räume brachte allerdings eine wachsende Divergenz von Siedlungsgrenzen und Anbaugrenzen mit sich.
Zu den Ölfrüchten zählt man alle Kulturen bzw. Ernteprodukte, die hauptsächlich wegen ihres Ölgehalts angebaut werden. Dazu gehören Pflanzen unterschiedlicher Familien, aus deren Früchten oder Pflanzenteilen Öl gewonnen werden kann, wie Raps, Rübsen, Senf, Sonnenblumen, Lein, Soja und Oliven.
Ölfrüchte werden in Ölmühlen zu Pflanzenöl und Schrot bzw. Ölkuchen verarbeitet. Das Endprodukt der Pflanzenölgewinnung wird z.B. als Öl- oder Fetterzeugnis zu Verzehrzwecken, als Futtermittel, zur Energiegewinnung oder als Industrierohstoff eingesetzt. Schrote sind wichtige Eiweißfuttermittel. Weltweit hat Sojaschrot wegen seines hohen Eiweißgehaltes die größte Bedeutung. Die Zuordnung einer Kultur zu den Ölfrüchten erfolgt unabhängig von ihrer Nutzung zur Öl-, Fett-, Futter- und Energiegewinnung oder als Industrierohstoff.
Alle Öle, welche aus den verschiedenen Pflanzen bzw. Pflanzenteilen hergestellt werden, enthalten Fettsäuren wie beispielsweise die einfach ungesättigte Fettsäure Ölsäure.
In Deutschland angebaute Ölfrüchte sind beispielsweise Raps, Sonnenblumen, Lein, Kürbisse oder Senf. In anderen europäischen Staaten, vor allem im Mittelmeerraum, werden zu diesem Zweck auch Oliven angebaut, in anderen Teilen der Erde ebenso Erdnüsse, Palmen und Trauben.
(von gr. oligos = wenig, gering, schwach; trophe = Ernährung, Nahrung) nährstoffarm; Kennzeichnung von Gewässern oder Böden mit geringem Nährstoffgehalt.
Die Olive (Olea europa) ist die (einsamige) Frucht des Olivenbaums. Die ellipsoide bis fast kugelige Steinfrucht weist eine Länge von 0,7 bis 4 cm und einen Durchmesser von 1 bis 2 cm auf. Der harte „Kern“, der Samen, ist von weichem Fruchtfleisch umgeben. Die Farbe der unreifen Oliven ist grün, die der reifen schwarz oder violett/braun.
Verwendung
Die Olive ist wegen ihrer Bitterkeit roh nicht genießbar, aber nach mehrmaligem Einlegen in Wasser, bei dem die Bitterstoffe ausgeschwemmt werden, essbar. Echte Schwarze Oliven sind voll ausgereifte grüne (olivgrüne) Oliven. Oft werden jedoch grüne, mit Eisengluconat schwarz gefärbte Oliven verkauft.
Im Handel erhältlich sind Oliven auch in modifizierter Form. Üblich ist dabei die Füllung der grünen Olive (mit Paprika, Mandeln) sowie das Einlegen/Marinieren der ganzen oder entkernten Früchte.
In Öl eingelegte Oliven sind ohne weitere Konservierungsstoffe relativ lange haltbar und werden auch nicht von Schädlingen befallen, was zumindest zum Teil ihre große Bedeutung für die mediterrane Küche erklärt.
Nur ein geringer Teil der Olivenernte wird frisch oder mariniert verzehrt. Der Großteil (90 %) wird verarbeitet zu Speiseöl, meistens aus Sorten mit kleinen Oliven.
Aus den anfallenden Pressrückständen (Trester) aus Presse oder Zentrifuge lässt sich durch chemische Methoden das verbliebene Restöl gewinnen. Um dieses Tresteröl verkehrsfähig zu machen, wird es „rektifiziert“ und mit nativem Olivenöl vermischt. Die Verkehrsbezeichnung für dieses Produkt lautet Oliventresteröl.
Olivenöl wird auch in Kosmetikprodukten verarbeitet.
Ernte
Von der Jungpflanze bis zum ersten Ertrag dauert es oft sieben Jahre. Ein Olivenbaum trägt abhängig von physiologischen Gegebenheiten, Wetter, Wasserangebot, Alter und Größe bis zu 300 kg Oliven. Im langjährigen Durchschnitt kann mit einem Ertrag zwischen 20 und 30 kg Oliven gerechnet werden. Für die Produktion von Olivenöl gilt, dass fünf Kilogramm Oliven bis zu einen Liter Öl ergeben. Zwischen Ernte und Verarbeitung soll wenig Zeit vergehen, möglichst soll diese noch am selben Tag geschehen, eine Zeitdifferenz von 4 Stunden gilt als Optimum.
Die Früchte werden kurz vor der Vollreife im Dezember und Januar geerntet, wenn der Ölgehalt im Mesokarp bei etwa 50 % liegt.
Grundsätzlich wird zwischen der manuellen und der mechanisierten Ernte unterschieden. Die manuelle Ernte ist sehr zeit- und personalintensiv und stellt somit einen wesentlichen Kostenfaktor bei der Produktion eines Olivenöles dar. Dabei werden die Oliven per Hand vom Baum gepflückt bzw. von den Zweigen der Olivenbäume gestreift und in einer Art „Umhängetasche“ gesammelt. Teilweise kommen hierbei kleine Rechen o.ä. zum Einsatz. Dies ist die schonendste Methode für Baum und Oliven, wird aber aus Kostengründen meist nur von Qualitätsproduzenten oder für Tafeloliven angewendet. Da nicht alle Früchte gleichzeitig reifen, werden die Olivenbäume mehrmals in einer Saison abgeerntet.
Eine traditionelle und anstrengende Art der Ernte ist das Herabschlagen der Oliven mit langen Bambusstangen und Stöcken aus Zypressenholz. Diese Art Oliven zu ernten ist jedoch nur dann möglich, wenn die Oliven schon sehr reif sind und daher leicht herabfallen. Besonders der Olivenbaum, aber auch die Oliven können bei dieser Methode verletzt werden, was die Qualität des Olivenöls negativ beeinflussen kann. Der Ernteertrag pro Person ist relativ gering.
Bei der Bodenlese fallen die (über)reifen Oliven zu Boden und werden dann eingesammelt. Diese Früchte haben allerdings den optimalen Reifegrad für die Produktion eines exquisiten nativen Olivenöl extra schon überschritten. Die „Bodenernte“ liefert also nur schlechte Qualität.
Manuelle bzw. teilmechanisierte Olivenernte
In den letzten Jahren kommen v.a. bei Qualitätsproduzenten zunehmend mechanische Geräte wie z.B. pneumatische Kämme oder „Vibroli“ (Stangen mit schwingenden, etwa 20 cm langen Stäbchen) zum Einsatz, welche die Ernte von Hand unterstützen, und die weder den Olivenbaum noch die Oliven schädigen.
Die Abbildung zeigt die Ernte auf einem Familienbetrieb im Taygetosgebirge (Südpeloponnes).
In den letzten Jahren kommen v.a. bei Qualitätsproduzenten zunehmend mechanische Geräte wie z.B. pneumatische Kämme oder „Vibroli“ (eine Art Stange mit sich bewegenden etwa 20 Zentimeter langen Stäbchen) zum Einsatz welche die Ernte von Hand unterstützen und die weder den Olivenbaum noch die Oliven schädigen. Diese Methoden sind sehr hilfreich und erhöhen Beschleunigen den Ernteprozess.
Die Ernte findet je nach Gebiet ab Mitte Oktober, teilweise bis in den März statt. Wer nach Kalabrien kommt, wird aus der Ferne immer wieder rote Flächen sehen; dies sind feine Netze, die ausgelegt werden, um die Oliven aufzufangen. In Sizilien z. B. werden die Netze immer wieder verschoben, da traditionell von Hand gepflückt wird oder mit einer Art Kamm und man nicht wartet, bis die Oliven von selbst zu Boden fallen.
Auch in Griechenland verwendet man Netze, um die herabgefallenen oder herabgeschlagenen Oliven aufzufangen. Die Ernte der Öl-Oliven erfolgt teilweise durch Absägen ganzer Äste, von denen anschließend die Oliven maschinell abgeschlagen werden. Größere Stücke des Holzes dienen dabei traditionell als Brennholz, dünne Äste werden später an Ort und Stelle verbrannt. Diese Erntemethode geht mit dem starken Rückschnitt der Bäume, die überwiegend an den zweijährigen Trieben Früchte tragen, einher, der den Baum auf einer erntegerechten Größe hält.
Die Erntemethode ist auch davon abhängig, ob der Bauer unreife grüne oder ausgereifte dunkeloliv-schwarze Früchte erfassen möchte.
Olivenrüttelmaschine
Seit einigen Jahren kommen bei der Ernte der Oliven auch „Rüttelmaschinen“ zum Einsatz, welche an Traktoren montiert werden, oder die auch selbstfahrend sein können. Bei dieser Erntemethode werden die Oliven durch das Rütteln des Olivenbaums mit einer Zange an einem Teleskoparm, die den Stamm des Baumes umgreift, vom Baum „gerüttelt“ und in darunter gespannten Netzen oder Planen aufgefangen. Die Planen können auch in das Maschinensystem ingegriert sein und beim Aufspannen eine inverse Schirmform annehmen. Der Nachteil dieser Erntemethode liegt v.a. darin, dass sie nur im flachem Gelände eingesetzt werden kann. Zudem lassen sich einige Olivensorten durch diese Erntemethode nicht vom Baum lösen. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die Oliven gesund bleiben und nicht beschädigt werden.
Die mechanisierte Ernte geschieht durch Rüttelmaschinen, die jedoch nur in Olivenhainen eingesetzt werden können, die durch ihre topographische Lage, Baumdichte und Baumschnitt für diesen Einsatz geeignet sind.
Angehängte Olivenerntemaschine speziell für hochintensive Plantagen
Die Früchte werden in zwei Durchgängen geerntet, erst im unteren Teil, dann im oberen Teil, wenn der Baum sich wieder aufgerichtet hat. Die Schüttelbewegungen sind effektiv, aber schonend, um die Bäume nicht zu gefährden. Es erfolgt ein optimales Abschütteln der Oliven, da die Amplitude des oberen Schüttelwerks größer ist als die des unteren. Die Rüttelhöhe beträgt 3,30 m.
Technische Daten (Beispiel)
Arbeitsgeschwindigkeit bis 4 km/h
Ernteleistung bis 150 t/Tag
Höhe des Rüttelwerks: 3,30 m
2 Behälter von je 2.400 l, was bis zu 3 Tonnen Oliven entspricht
Höhe des Eingangstrichters: 3,40 m
Bis zu einer Höhe von 4,50 m und 2 m Breite für Olivenbäume
Im Intensivanbau werden Oliven mit neuartigen Erntemaschinen (selbstfahrend oder angehängt) geerntet, die über die in einheitlichen Reihen gepflanzten, relativ niedrigen Bäume hinwegfahren, die Oliven abschlagen, aufsammeln, von Blättern und kleinen Ästen befreien und entweder selbst speichern oder über Förderbänder an mitfahrende Transporter übergeben. Dabei wird bevorzugt nachts gearbeitet, da durch die niedrigeren Temperaturen eine höhere Qualität der geernteten Oliven erreicht werden kann.
Angehängte Olivenerntemaschine - Funktionsskizze
Die Skizze zeigt die maschineninternen Arbeitsschritte von der Aufnahme des noch verunreinigten Ernteguts (Oliven mit den unerwünschten Blättern und Zweigen), den Transport mit einem Gebläse und die pneumatische Sortierung beim Eintritt der Oliven in den Behälter. Durch den Transport der Oliven mittels Luftstrom wird Reibung vermieden und die Ernte bleibt unbeschädigt. Der Auswurf von Ernterückständen erfolgt ebenfalls durch ein Gebläse.
Diese Erntemethode geriet 2018 in die Kritik, weil nachts viele in den Bäumen schlafende Zugvögel, darunter etliche geschützte Arten, in großer Zahl mit in die Erntemaschinen geraten und dabei umkommen. Sie werden zu Millionen von den Erntern abgesaugt, das berichtet die Fachzeitschrift "Nature". Tagsüber wären die Erntemaschinen nicht annähernd so gefährlich für die Vögel, die fliehen würden, wenn sie die Maschinen kommen hören. Doch das helle Licht der Erntemaschine verwirrt die Vögel, sie fliehen nicht vor der Maschine, sondern versuchen, die Gefahr auszusitzen. Allein auf den großen Intensivanbauflächen in Andalusien mit ca. 21.000 ha sollen nach konservativen Schätzungen der Andalusischen Naturschutzbehörde 2,6 Millionen Vögel im Jahr durch die Erntemaschinen getötet werden. Vögel wie Rotkehlchen, Goldfinken, Grünfinken, Grasmücken und Bachstelzen gehören zu den am stärksten betroffenen Arten.
Sowohl nach Angaben der Guardia Civil als auch des Umweltministeriums wird ein großer Teil dieser Vögel von den Betreibern der Erntemaschinen oder der Genossenschaften an die ländliche Hotellerie zum Verzehr verkauft, die sie als "pajarito frito" anbieten, obwohl diese Praxis illegal ist. (Junta de Andalucía)
Führend in der Oliven-Produktion sind mit Abstand Spanien, Italien und Griechenland. Von wirtschaftlicher Bedeutung ist der Anbau außerdem in der Türkei und in Marokko. 2016 wurden weltweit etwa 1,9 Millionen Tonnen Oliven geerntet.
Der Olivenbaum (Olea europaea) gehört zu den Ölbäumen und wird bereits seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert. Je nach Sorte erreichen die immergrünen Olivenbäume eine Höhe von 10 – 20 Meter, sind im Alter oft knorrig und können mehrere hundert Jahre alt werden. Das älteste bekannte Exemplar in Vouves auf Kreta (Griechenland) wird auf 2000-4000 Jahre geschätzt. Weitere sehr alte Olivenbäume befinden sich in Spanien: ein Exemplar in Tarragona ist über 1700 Jahre alt, ein weiterer 1200 Jahre alter Baum steht in Castellón.
Wirtschaftlich wird der Olivenbaum vor allem wegen seiner Früchte genutzt. Er bildet wird eine einsamige Steinfrucht, die Olive. Die ellipsoide bis fast kugelige Frucht weist eine Länge von 0,7 bis 4 cm und einen Durchmesser von 1 bis 2 cm auf. Der harte „Kern“, der Samen, ist von weichem Fruchtfleisch umgeben. Die Farbe der unreifen Oliven ist grün, die der reifen schwarz oder violett/braun. Am ertragreichsten ist ein Olivenbaum nach etwa 20 Jahren.
Der Olivenbaum zeigt, wie andere fruchtende Bäume auch, das Phänomen der Alternanz; sein Fruchtertrag schwankt also in zweijährigem Rhythmus.
Die Olivenbäume in den Olivenhainen werden zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Dabei gilt im Allgemeinen die Regel: je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag.
Die oft bizarren Stammformen alter Olivenbäume gehen auf die Infektion durch den holzbewohnenden Basidiomyceten Formitiporia punctata (Stammfäule) zurück. Die befallenen Stellen werden zwar immer wieder ausgeschnitten, infizieren sich aber jedesmal von neuem, sodass schließlich durchbrochene und zerteilte Stämme entstehen. Die Vitalität der Bäume und ihre Reproduktion werden dadurch aber nicht beeinträchtigt.
Die Olivenkerne werden durch Vögel verbreitet, die die Früchte fressen. Olivenbäume in Kultur werden allerdings meist über Stecklinge vermehrt. Die so entstehenden Pflanzen sind genetisch identisch.
Die wilde Olive hat ein weit auseinanderliegendes, nicht zusammenhängendes natürliches Vorkommen: Mittelmeergebiet, Naher Osten und Südafrika. Davon stark verschieden ist das Anbaugebiet der heutigen Kultursorten. In der Forschung stand lange die Theorie im Raum, dass die Olive von Menschen in den Mittelmeerraum gebracht worden sei. Fossile Funde von Blattabdrücken von Olea europea auf der Insel Santorin widerlegen diese These. Die Blätter wurden von den Ascheablagerungen des Vulkans Thera bei einem Ausbruch vor 54.000 Jahren eingeschlossen.
Die Geschichte des kultivierten Ölbaums reicht mindestens bis in die Bronzezeit zurück. Erste archäologische Funde von Olivenkernen sind über 9000 Jahre alt, dabei handelt es sich aber um von Menschen gesammelte Oliven von wilden Olivenbäumen. Wann die Wildform zur fruchtbaren Gartenolive kultiviert wurde, ist unbekannt.
Der Baum war zugleich ein wichtiger Lieferant für Holzkohle, die man für den Schmelzprozess brauchte. Dies galt insbesondere für Zypern, das der bedeutendste Kupferproduzent war. Dort lieferte der Olivenbaum 71 % der untersuchten Holzkohle zwischen der Bronzezeit und den hellenistischen Reichen.
In Ägypten wurden Oliven an der Mittelmeerküste, den Oasen Bahariyya, Dachla, Charga und Siwa sowie auf dem Sinai angebaut. Der erste Nachweis stammt aus der 18. Dynastie (ca. 1500 v. Chr).
Im antiken Griechenland galt der Ölbaum als heiliger Baum der Göttin Athene. Bei den Olympischen Spielen in Griechenland diente ein Olivenzweig als Zeichen des Sieges.
Auch im Christentum ist die Taube mit dem Ölzweig ein Symbol des Friedens. Der Bibel zufolge schickte Noah nach der Sintflut eine Taube los. Sie kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück: die Erde grünte wieder, das Leben war zurück. Jesus hielt zwischen Olivenbäumen im Garten Getsemani kurz vor seiner Kreuzigung Zwiesprache mit Gott.
Nutzung
90 % der Oliven werden zu Olivenöl gepresst. Kaltgepresstes Olivenöl ist reich an ungesättigten Fettsäuren und gilt daher als besonders gesundes Speiseöl. Es enthält außerdem den entzündungshemmenden Wirkstoff Oleocanthal und wird in Kosmetika und Medikamenten verarbeitet.
Im Handel erhältlich sind Oliven auch in modifizierter Form. Üblich ist dabei die Füllung der grünen Olive (mit Paprika, Mandeln) sowie das Einlegen/Marinieren der ganzen oder entkernten Früchte.
In Öl eingelegte Oliven sind ohne weitere Konservierungsstoffe relativ lange haltbar und werden auch nicht von Schädlingen befallen, was zumindest zum Teil ihre große Bedeutung für die mediterrane Küche erklärt.
Weitere Nutzung
Öl in medizinischer Nutzung: Das Öl ist gesund wegen des hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren und wirkt sich positiv auf das Herzkreislaufsystem und den Fettstoffwechsel aus. Extra natives Olivenöl hat entzündungshemmende Wirkung. Der dafür verantwortliche Wirkstoff heißt Oleocanthal.
Holzverarbeitung: Das Holz wird zu Möbeln, Blasinstrumenten (besonders Blockflöten), Küchengeräten und anderen Gebrauchsgegenständen verarbeitet.
Koppelprodukte als Brennstoff: Die bei der Ölproduktion anfallenden Reste (Kerne und Trester) können für die Herstellung von Biomasse-Brennstoffen verwendet werden. Die Kerne sind eine Alternative zu Holzpellets, welche als Energieträger in Holz-Blockheizkraftwerken und industriellen Wärmekraftwerken Verwendung finden. Der Trester kann als Beimischung für Biomasseöfen und Biogasanlagen benutzt werden.
Weltproduktion
Olivenbaumpflanzungen nahmen 2017 auf der Welt 10,8 Millionen Hektar an Fläche ein, auf denen 20,9 Millionen Tonnen Oliven geerntet wurden. Spanien ist der größte Olivenproduzent. Spanien, Griechenland und Italien produzieren fast 60 % aller Oliven der Welt. Die zehn wichtigsten Länder erstellen 92,2 % der weltweiten Olivenproduktion. Der Hektar-Ertrag lag weltweit im Durchschnitt bei 19319 Hektogramm = 1931,9 kg = 1,9319 t pro Hektar.
Ökologie und Verbreitung
Der Olivenbaum ist ein wichtiges Element der mediterranen Vegetation und Kulturlandschaft. Demnach gedeiht er im mediterranen Klima, d. h. bei Jahresmitteltemperaturen von 15 bis 20 °C und Jahresniederschlägen 500 bis 700 mm am besten, mindestens sind 200 mm nötig. Er kann hohe Hitze ertragen, leidet aber leicht durch Frost in kalten Wintern, wodurch nicht nur die Ernte einzelner Jahre, sondern der Bestand ganzer Plantagen bedroht ist.
Bei zu geringen Niederschlägen in der Regenzeit sind die Oliven oft nur klein und hart, fast unverkäuflich. Olivenanbauer, z.B. in Nordandalusien steuern dem mit künstlicher Bewässerung entgegen. Sie lassen zahllose Brunnen, meist ohne Konzession bohren und verlegen Gummischläuche entlang der Baumreihen. (SZ 31.1.19)
Beispiele für mediterrane Pflanzengesellschaften mit Olivenbäumen:
Ägäischer Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald (Oleo-Ceratonion): Von der Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald-Formation gibt es klimaabhängige Variationen. Überall sind neben der Wildform des Ölbaums (Olea europaea var. sylvestris) aber folgende Arten vertreten: Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), Wilde Pistazie (Pistacia lentiscus). Die Pflanzengesellschaften dieses Verbandes besiedeln meist den Küstenbereich und kommen nur bis in eine Höhenlage von etwa 200 m NN auf tiefgründigen Böden und bei einem subhumiden Klima vor. In Lagen mit Luveffekten werden diese Waldgesellschaften jedoch schon ab 100 m NN von Quercus pubescens verdrängt.
Auch in der Türkei ist der Olivenbaum (Olea europaea) Bestandteil des Hartlaubwaldes der Tiefenlagen, weitere wichtige Arten sind Stein-Eiche (Quercus ilex), Kermes-Eiche (Quercus coccifera), Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) und Pinus brutia (Kalabrische Kiefer).
Seit der neuzeitlichen Kolonisation wird der Olivenbaum auch in entsprechenden Klimaten Nord- und Südamerikas, wo er erstmals im Jahr 1560 in Lima durch die spanischen Eroberer angepflanzt wurde, sowie weiterhin in Australien, Südafrika und Japan angebaut. Alle Anbaugebiete des Olivenbaums liegen zwischen dem 30. und dem 45. Grad nördlicher bzw. südlicher Breite mit Ausnahme einiger äquatornäherer Höhenlagen, etwa in Peru, wohin er von den spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert gebracht wurde. Von dort aus gelangte er über Mexiko bis Kalifornien und Hawaii.
Es wurde immer wieder versucht, das Anbaugebiet des Olivenbaums nach Norden und in rauere Gebiete zu erweitern. Diese oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erfolgreichen Versuche schlugen letztendlich aber immer wieder fehl, das letzte Mal im Februar 1956, als ein Kälteeinbruch aus Osteuropa Millionen von Olivenbäumen in Südfrankreich, Italien und Spanien vernichtete. Derzeit befindet sich die nördlichste Anpflanzung Europas in Köln. Hier wurden seit 2008 über 170 Olivenbäume gesetzt. Olivenbäume in Österreich zu kultivieren wurde erstmals 2016 in Mörbisch am See begonnen.
Pflanzenöl aus dem Fruchtfleisch und aus dem Kern von Oliven.
Olivenöl besteht, wie alle Pflanzenöle, hauptsächlich aus an Glycerin gebundenen Fettsäuren (Triglyceriden). Im Olivenöl findet man 55-83 % Ölsäure, 7-20 % Palmitinsäure, 3-21 % Linolsäure, 0-5 % Stearinsäure und 0-4 % Palmitoleinsäure. Der unverseifbare Anteil liegt zwischen 0,5 und 1,3 %; davon entfallen 0,15-0,37 % auf Sterole, 0,1-0,7 % auf Squalen und 0–10 ppm auf Chlorophyll. Weiterhin enthält es geringe Mengen an Phospholipiden, Carotinoiden, α-Tocopherol und etwa 300 IE Vitamin A. Naturbelassenes Olivenöl enthält Oleocanthal und Oleoropein - zwei Antioxidantien, denen eine Reihe von Gesundheitsvorteilen zugeschrieben wird.
Natives Olivenöl ist – anders als die meisten anderen Pflanzenöle, die durch Raffinierung hergestellt werden – ein reines Naturprodukt. Olivenöl setzt sich aus 77 % einfach ungesättigten, 9 % mehrfach ungesättigten und 14 % gesättigten Fettsäuren zusammen. Das Verhältnis mehrfach ungesättigter zu gesättigten Fettsäuren (P/S-Quotient) liegt beim Olivenöl deutlich unter dem empfohlenen Wert von 1,0.
Nimmt in Europa die Beliebtheit des Olivenöls auch stetig zu, so nimmt es wegen seines vergleichsweise hohen Preises weltweit im Gegensatz zur Ölpalme oder Sojaöl nur einen geringen Anteil der Speiseölproduktion ein. Die Vermarktung war lange von italienischen Firmen dominiert, auch bei nichtitalienischem Öl. Inzwischen kaufen spanische Großhändler italienische Unternehmen auf. Der Markt ist schwer überschaubar und einem stetigen Wandel unterworfen, sowohl was die Produktions- und Handelsstrukturen, als auch die witterungsabhängigen Produktionsmengen anbelangt.
Die Gewinnung von pflanzlichen Ölen und Fetten aus Früchten und Samen erfolgt nach drei verschiedenen Verfahren. Eines davon ist das diskontinuierliche Pressverfahren, wobei der zu verarbeitende, zerkleinerte Rohstoff in Presstüchern aufeinandergestapelt und dem Druck von hydraulischen Pressen ausgesetzt wird. Als Rückstand verbleiben runde oder quadratische, 1 - 2 cm dicke "Kuchen", die für Fütterungszwecke zerkleinert werden. Dieses Verfahren wird nur noch in wenig industrialisierten Ländern angewendet.
Pflanzenöle werden durch das Auspressen von Pflanzenteilen gewonnen. Dies geschieht in zentralen oder dezentralen Ölmühlen. Zentrale Ölmühlen verarbeiten bis zu 4000 t Ölsaat pro Tag in Verfahren der Heißpressung und ggf. einer anschließenden Extraktion. Die Ölausbeute dieser industriell arbeitenden Anlagen ist hoch. Die tägliche Verarbeitungskapazität dezentraler Ölmühlen dagegen liegt zwischen 0,5 t bis 25 t Ölsaat. Die Saat wird kalt gepresst (Kaltpressung), dabei entsteht natives Pflanzenöl. Die Ölausbeute der in der Regel im landwirtschaftlichen Umfeld arbeitenden Einrichtungen ist geringer, bei gleichzeitig höheren Restfettgehalten im Presskuchen.
Stoffstrom von Ölsaaten in Deutschland, Datengrundlage 2014/15
In der Abbildung wurden basierend auf den MVO-Daten von 2014/15 Stoffströme dargestellt. Die sonstigen Zu- und Abgänge dienen der Abbildung von Besitzübergängen ohne Eigentumsübergang. Dies können Warenbewegungen im Rahmen von Lohnverarbeitung sein oder Umlagerungen von einem Standort an einen anderen.
Als Rohstoffe werden die Samen oder auch das Fruchtfleisch von Pflanzen verwendet. Weltweit gibt es viele Tausend Ölpflanzen, die als Rohstofflieferanten genutzt werden könnten. Von Ölmühlen in Europa werden mengenmäßig vor allem die Ölsaaten von Raps, Soja, Sonnenblume, Mais und Baumwolle verarbeitet, daneben unter anderem Oliven, diverse Nüsse, Färberdistel und Traubenkerne. Weltweit haben zudem die Ölpalme zur Erzeugung von Palmöl und Palmkernöl sowie die Kokospalme (Kokosfett) große Bedeutung.
In Deutschland gibt es etwa 20 zentrale Ölmühlen, zur effizienten Rohstoffversorgung meist an großen Wasserstraßen gelegen und eingebunden in nationale oder internationale Konzerne. Angebot und Nachfrage (Preisgestaltung) werden in der Regel an der Warenterminbörse in Chicago gehandelt. Daneben bestehen etwa 600 kleinere dezentrale Ölmühlen, die meist im landwirtschaftlichen Umfeld in regionalen Kreisläufen tätig sind.
Die zentralen Ölmühlen verarbeiten neben heimischen Produkten auch importierte Saaten, vor allem Sojasaat. Für die dezentralen Ölmühlen ist neben der Vermarktung des Pflanzenöls auch die Vermarktung des Koppelprodukts Presskuchen von wirtschaftlicher Bedeutung. Merkmal bei dezentralen Ölmühlen sind hier die kurzen Transportwege für die Saaten und die fertigen Produkte. Durch die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Ölmühlen ist eine durchgängige Versorgung mit Pflanzenöl gewährleistet.
Der überwiegende Teil der Produktion sowohl in zentralen als auch in dezentralen Anlagen dient aktuell der Kraftstoffproduktion. Daneben werden auch Speiseöle und Futteröle sowie Schmierstoffe und Trennmittel produziert. Bei Erzeugnissen aus zentralen Ölmühlen handelt es sich in der Regel um vollraffinierte Pflanzenöle, während in dezentralen Anlagen durch schonende Ölsaatenverarbeitung sogenannte kaltgepresste Pflanzenöle hergestellt werden, die keine Raffinationsschritte durchlaufen.
Innertropischer Schopfbaum, der eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen kann. Er besitzt Fruchtstände mit bis 4.000 Steinfrüchten und hat eine Lebensdauer von 80 bis 200 Jahren. Der im unteren Drittel von alten Blattbasen bedeckte Stamm wird von ca. 25 rund 6 m langen Fiederblättern gekrönt. Schon im 5. Jahr trägt die Ölpalme (Elaeis guineensis) Früchte. Die Fruchtstände erreichen ein Gewicht von bis zu 50 kg. Die Ölpalme gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Palmenarten und ist eine nahe Verwandte der Kokospalme.
Die Ölpalme ist die wichtigste permanente Ölpflanze, da sie die höchsten Hektarerträge erbringt und Palmöl (noch vor Sojaöl) weltweit das wichtigste Öl ist.
Herkunft und Ansprüche
Der Ursprung der Ölpalme wird in Westafrika vermutet. Von dort wurde sie in andere Länder verbreitet und wird heute in einem Gürtel von 10° N bis 10° S in Höhen bis ca. 500 m NN angebaut, d. h. in 43 Ländern mit ausreichend hohen Niederschlägen in Afrika, Lateinamerika und insbesondere in Südostasien.
Als ausgesprochene Tropenpflanze benötigt sie Jahresmitteltemperaturen um 25 °C und ca. 100 mm Niederschlag pro Monat. Sie erträgt höchstens 3 Monate Trockenheit und gedeiht nur auf tiefgründigen, nährstoffreichen Böden.
Palmöl-Plantagen in Ost-Kalimantan
Die Mission Sentinel-2 von Copernicus führt uns über Palmölplantagen in Ost-Kalimantan. Um die weltweite Nachfrage nach Palmöl zu befriedigen, werden Großplantagen angelegt, was zur Abholzung von riesigen Regenwaldflächen führt.
In diesem Bild vom 15. 2. 2019 sind die verschiedenen Stadien des Entwaldungsprozesses erkennbar - die grünen Parzellen in den Plantagen sind die bestehenden Palmölpflanzungen, während die beigen Bereiche das neu abgeholzte Land zeigen. Der umliegende üppige Regenwald ist in dunkelgrüner Farbe sichtbar. Sentinel-2 ist eine Zwei-Satelliten-Mission, die hauptsächlich dazu dient, Veränderungen in der Landnutzung zu verfolgen und den Zustand der Vegetation zu überwachen. Jeder Satellit trägt eine hochauflösende Kamera, die die Erdoberfläche in 13 Spektralbändern abbildet.
Im 18. Jhd. wurde die Ölpalme nach Südostasien eingeführt. Hier ist sie mittlerweile am meisten verbreitet. Vier Palmen, die 1848 im Botanischen Garten Buitenzorg von Bogor, Indonesien gepflanzt wurden, stellten die erste Züchtungs- und Vermehrungsgrundlage dar.
Der Anbau erfolgt als Dauerkultur, ggf mit Terrassierung. Die Samen werden vorgekeimt, nach einem Jahr erfolgt die Auspflanzung, günstigerweise zu Beginn der Regenzeit. Ölpalmen werden von mittelgroßen und vor allem großen bis sehr großen Agrarbetrieben in Plantagen als Monokultur angebaut, sind aber auch für Kleinbauern von Bedeutung. In Plantagen beträgt die Bestandsdichte ca. 150 Palmen/Hektar. Plantagen können bis zu mehrere tausend Hektar umfassen und so ganze Landschaften prägen. Üblich sind auch Bodenbedeckungspflanzen v.a. Leguminosen, anfangs werden Zwischenkulturen (Mais, Hirse) angebaut.
In Malaysia und Indonesien, aber auch anderen Anbauländern, wird etwa die Hälfte der Ölpalmbestände von Kleinbauern bewirtschaftet, die als lizensierte, aber individuell tätige Erzeuger oder als Siedler in den Agrarkolonisationen verschiedener (halb-)staatlicher Organisationen, wie der FELDA tätig sind.
Die erste Ernte kann nach 4 bis 5 Jahren erfolgen, ohne Trockenperiode ganzjährig, ansonsten ein- bis mehrmalig. Bei der Ernte werden die ganzen Fruchtstände abgehackt. Die Früchte sind schnell verderblich und müssen daher sofort nach der Ernte verarbeitet werden. Logistisch bedeutet dies, dass der Transport der Früchte zu den Verarbeitungsstätten und der Verarbeitungsprozess effizient organisiert sein muss, um Ernteverlust zu verhindern. Zunächst werden die Fruchtstände mit Wasserdampf behandelt, um ein fettspaltendes Enzym zu zerstören. Anschließend werden die Einzelfrüchte abgelöst und gequetscht und die Steinkerne abgetrennt. Die harte Schale wird geknackt und die Samen werden getrocknet. Neupflanzungen z. B. in Malysia liefern bis 30 Tonnen/Hektar Fruchtstände („Fresh Fruit Bunches“), daraus werden 7 Tonnen Palmöl und 0,8 Tonnen Palmkernöl gewonnen.
Ein Grund für die rasante Verbreitung von Palmöl ist der unglaublich hohe Ertrag der Pflanzen. Das ist bis zu 6-mal mehr Öl verglichen mit heimischem Raps oder Sonnenblumen. 85 Prozent des Palmöls wird heute in Malaysia und Indonesien produziert (FAO 2014).
Weitere Gründe für den Palmöl-Boom liegen in der Eigenschaft des Palmöls als idealer Rohstoff für unzählige Produkte, sein günstiger Preis, mit dem andere Speiseöle wie Sonnenblumen- oder Rapsöl konkurrieren müssen und seine Bedeutung bei der bioenergetischen Verwendung (s. u.).
Verwertung
Das durch einen hohen Carotingehalt orangefarbige Fruchtfleisch liefert das Palmöl. Dieses ist bei Zimmertemperatur fest und macht eine chemische Härtung überflüssig. Palmöl enthält vor allem Ölsäure und Palmitinsäure. Es wird hauptsächlich zur Herstellung von Margarine verwendet. Geschmacksneutralität, Hitzestabilität und Haltbarkeit sind weitere Eigenschaften, die das Palmöl hervorragend für die verschiedensten Einsatzgebiete qualifiziert. Daher kann es auch nur bedingt durch andere Öle ersetzt werden.
Die Pressrückstände dienen als Heizmaterial.
Die dreikantigen harten Steinkerne werden mit Spezialmaschinen geknackt. Die Samen (Palmkerne) werden getrocknet und oft erst in Ölmühlen der Verbraucherländer weiterverarbeitet. Auch das weiße Palmkernöl ist bei Zimmertemperatur fest; es enthält vor allem Laurinsäure und Myristinsäure und dient hauptsächlich zur Margarineherstellung. Bei höherem Anteil freier Fettsäuren wird es auch für die Seifen- (Kernseife) und Kosmetikaproduktion verwendet. Die Pressrückstände (Palmkernkuchen) sind ein nahrhaftes Viehfutter.
Palmöl deckt etwa ein Drittel des weltweiten Pflanzenölbedarfs. In Afrika ist die Pflanze weiterhin eine Nahrungs- und Erwerbsgrundlage für die lokale Bevölkerung und wichtiger Teil in der dortigen Landwirtschaft mit auch internationalen Bezügen.
Die Nachfrage nach Palmölprodukten begann mit der industriellen Revolution (v. a. zur Herstellung von Maschinenöl und Seifen) und stieg dann aufgrund der Nachfrage durch die Lebensmittelindustrie und die Fettverarbeitungsindustrie stark an.
In den 1990er Jahren wurde Palmöl, das Öl der Ölpalmen, noch hauptsächlich von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie abgenommen, wo es bis heute ein wichtiger Grundstoff für Margarine, Frittierfett, Schokolade, Tiefkühlpizza, Waschmittel und Kosmetikprodukte ist. Im Supermarkt enthält heute fast jedes zweite angebotene Produkt das billige Palmöl.
Seit dem Boom der Agrartreibstoffe ist die Nachfrage nach Palmöl regelrecht explodiert. Innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelte sich der Palmölverbrauch weltweit auf 30 Millionen Tonnen.
Bewertung
Die Anlegung neuer Ölpalmenplantagen und die Plantagenwirtschaft stehen international sowohl bei Umweltschutzorganisationen als auch politisch in der Kritik. Nur selten werden ehemalige Ackerflächen zu Ölpalmenplantagen umgenutzt; meist werden große Regenwaldflächen abgeholzt mit dem Hauptziel, dort Ölpalmenplantagen anzulegen. Ölpalmen wachsen besonders gut in tropischen Gebieten, also dort, wo auch Regenwälder sind. Denn im Vergleich zu vielen anderen Kulturen gedeiht die Ölpalme auch auf nährstoffarmen Böden. Sie kann hervorragend ebenso in den vormals für den Nassreisanbau nicht nutzbaren Sumpfwäldern etwa Sumatras kultiviert werden.
Kritisiert wird auch, dass die Ölpalmenplantagen gegenwärtig in ökologisch nicht-nachhaltiger Weise betrieben werden. Mit der Produktion von Palmöl verbunden seien aber nicht nur die Vernichtung von Regenwald, sondern auch die Vertreibung der Bevölkerung, sowie das Ende der Menschenaffen Asiens, der Orang-Utans.
In Indonesien und Malaysia ist die Expansion des Palmölanbaus mittlerweile die Hauptursache für die Entwaldung, und durch die Brandrodungen insbesondere von Torfwäldern werden riesige Mengen CO2 freigesetzt.
Auch in anderen Ländern wie Kolumbien, Ecuador oder Kamerun wurden Ölpalmenplantagen auf Regenwaldflächen erstellt, allein in der ecuadorianischen Provinz Esmeraldas in den vergangenen Jahren 60.000 ha. Beim Anlegen von Ölpalmplantagen werden oftmals die Landrechte ansässiger Kleinbauern und indigener Gemeinschaften verletzt.
Die Ölpalme gilt heute dank hoher Weltmarktpreise, hoher Flächenproduktivität und vielseitiger Verwendbarkeit als die erfolgreichste, profitabelste tropische Nutzpflanze.
2016 importierte die EU 6,43 Millionen Tonnen Palmöl aus Indonesien (4,37 Mio. t) und Malaysia (2,06 Mio. t), den beiden größten Produzentenländern. Auf Deutschland entfielen davon nach Angaben der Bundesregierung 1,34 Millionen Tonnen (Durchschnitt der Jahre 2013-15). In Europa erklärt sich die zunehmende Nachfrage nach Palmöl aus der Tatsache, dass die Kunden gentechnikfreie Öle bevorzugen
Das Für und Wider der rasanten Expansion der Palmölpflanzungen
Pro-Argumente
Dank des auf dem Weltmarkt stark nachgefragten Palmöls und damit hoher Preise werden hohe Exporterlöse erzeugt, die ein schnelles Wirtschaftswachstum der Erzeugerländer begünstigen.
Die Palmölproduktion ist sehr arbeitsintensiv; für die Erzeugung von 10 t Palmöl werden ca. 20 Arbeitstage benötigt (z. V: für 10 t Sojaöl ca. 0,7 Tage). Über 50 % der Produktionskosten entfallen so zwar auf Löhne, die jedoch dank hoher Erzeugerpreise leicht kompensiert werden können. Der Ölpalmenanbau leistet so einen wertvollen Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur ländlichen Entwicklung, zur Armutsbekämpfung und - auch auf globaler Ebene - zur Nahrungssicherung. Im Unterschied zu vielen anderen tropischen Nutzpflanzen weist die Palmölproduktion keinen saisonalen Zyklus auf, d. h., Arbeitsspitzen und damit eine saisonale Arbeitslosigkeit gibt es nicht.
Die hohe Flächenproduktivität resultiert aus einer effizienten Nutzung der Sonnenenergie. Auf einem Hektar können im Durchschnitt etwa 5 t Palmöl, aber nur 0,5 t Sojaöl oder 0,8 t Rapsöl erzeugt werden. So betrachtet sind Ölpalmen eine flächensparende Kultur.
In ökologischer Hinsicht erfolgt durch Ölpalmen eine günstige Beschattung des Bodens, auf dem daher gut Leguminosen gedeihen, die eine Bodenerosion verhindern und die Stickstoffanreicherung ermöglichen.
Neben der Gewinnung von Speiseöl und Ölen für die chemische Industrie liefert die Ölpalme zahlreiche Nebenprodukte. Aus der anfallenden Biomasse können u.a. Dünger und Papier, aus den nach 25 Jahren gefällten Palmenstämmen Holzprodukte gewonnen werden.
Künftig wird die Bedeutung der Ölpalme als Lieferant von Rohstoffen für die Gewinnung von Bioenergie und Biokraftstoffen zunehmen.
Ölpalmen generieren z.B. für Kleinbauern pro ha höhere Nettoerträge als andere Kulturen und in vielen Jahren selbst als Nassreis (der jedoch durch die globale Reisverknappung zunehmend attraktiver wird.).
Kontra-Argumente
eine massive Vernichtung von Wäldern
eine Reduzierung der Biodiversität hinsichtlich Fauna und Flora
eine starke Verschmutzung von Gewässern durch Palmölfabriken
im Zuge der Rodung von Wäldern für Ölpalmen eine starke Zunahme angelegter Waldbrände mit verheerenden Umweltbelastungen, insbesondere unter El Niño-Bedingungen
die Vorertragsphase von drei Jahren nach der Erstpflanzung bedeutet eine hohe Kapitalbindung, bevor dann für ca. 25 Jahre Erträge eingefahren werden können.
soziale Bedenken bestehen bzgl. der Landkonflikte, Verdrängungsprozesse, Arbeitsbedingungen auf den Plantagen und Menschenrechtsverletzungen
In der EU fließt fast die Hälfte des importierten Palmöls in sogenannten Biosprit. Die 2009 beschlossene gesetzliche Beimischungspflicht von Agrosprit in Benzin und Diesel ist eine wichtige Ursache der Regenwaldabholzung. (Vorlaufer 2009, ergänzt)
Diese Bezeichnung fasst verschiedene Kulturpflanzen zusammen, aus denen Öle gewonnen werden. Bei Ölsaaten stammt das Öl aus den Samen, z.B. bei Erdnuss, Lein, Färberdistel, Mohn, Raps, Rübsen, Sesam, Senf, Hanf, Sojabohne, Sonnenblume. Von Ölfrüchten spricht man, wenn das Öl aus dem Fruchtfleisch der Pflanze gewonnen wird wie bei den Früchten des Ölbaums (Oliven), Avocado oder der Ölpalme.
Das Öl wird für die menschliche und tierische Ernährung verwendet, z.T. direkt (z.B. Sonnenblumenöl), z. T. verarbeitet (z. B. Margarine) oder in der Technik (z.B. Rapsöl als Treibstoff oder für Schmierfette), auch für medizinische und kosmetische Zwecke (z.B. Salben, Säfte). Bei manchen Pflanzen (z. B. Kokosnuss, Kapok, Baumwolle, Lein, Hanf) werden nicht nur die Samen, sondern auch die Fasern geerntet, weshalb sie auch zu den Faserpflanzen gerechnet werden können. Außerdem wird Pflanzenöl auch aus Soja (einer Hülsenfrucht) und Mais (einem Getreide) gewonnen.
Ölrettich ist ein Kreuzblütengewächs. Er erreicht Wuchshöhen von 50 bis 100 cm und entwickelt eine kräftige Pfahlwurzel. Sortenabhängig wird der Boden zwischen 80 und 150 cm tief durchwurzelt. Er bildet nicht die für die anderen Garten-Rettich-Sorten typischen Knollen. Die Samen sind sehr ölhaltig. Die Tausendkornmasse der Samen schwankt zwischen 3 und 7 Gramm. Ölrettichsamen keimt bereits bei Bodentemperaturen von 2 bis 3 °C.
Der Ölrettich wurde ursprünglich zur Ölgewinnung gezüchtet. Die ältesten Berichte darüber liefert Plinius der Ältere für Ägypten. Hier sowie in China und Japan wird er auch heute noch zur Ölgewinnung angebaut. In Mitteleuropa und Nordamerika wird Ölrettich hauptsächlich zur Gründüngung als Zwischenfrucht angebaut. Der Ölrettich beschattet auf seiner kräftigen Blattentwicklung den Boden stark, die tiefe Durchwurzelung führt zu einem guten Aufschluss des Bodens. Hiermit tritt zugleich ein guter Schutz vor Erosion ein. Darüber hinaus erfolgt der Anbau von Ölrettich insbesondere in Zuckerrübenfruchtfolgen als Fangpflanze zur Bekämpfung von Bodennematoden, da einige Züchtungen hoch resistent gegenüber der Wurzelgallennematode Meloidogyne hapla sind. Infolge der Resistenz werden die Ölrettichwurzeln zwar von den Nematoden befallen, diese können aber in den Wurzeln nur wenige oder gar keine Zysten bilden.
Er friert im Winter schnell ab und eignet sich somit gut für die Mulchsaat. Durch das schnelle Keimen werden Unkräuter unterdrückt und die tief wachsenden Wurzelsysteme lockern stark verdichtete Bodenschichten auf. Eine Gründüngung mit Ölrettich reduziert die Eisenfleckigkeit der Kartoffel, die durch den von Nematoden übertragenen TabakRattle-Virus verursacht wird.
Saaten aus denen in ÖlmühlenPflanzenöle gewonnen werden. Diese finden im Lebensmittel- aber auch im technischen Bereich vielseitige Verwendung und werden darüber hinaus zur Staubbindung und Energieanreicherung in der Fütterung eingesetzt. Das zweite Hauptprodukt der Ölmühlen, die Schrote, sind die wichtigsten Eiweißfuttermittel in der Tierernährung.
Wertschöpfungsketten von Ölsaaten und tierischen Fetten
Die Wertschöpfungsketten in der Abbildung geben einen vereinfachten Überblick zu Herkunft, Verarbeitung und Nutzung von Ölsaaten und tierischen Fetten.
Weltweit wird die Produktion der wichtigsten Ölsaaten für das Wirtschaftsjahr 2018/19 auf 599,2 Millionen Tonnen geschätzt. Die mit Abstand wichtigste Ölsaat bleibt 2018/19 die Sojabohne mit 367,5 Millionen Tonnen, gefolgt von Raps mit 70,9 Millionen Tonnen, Erdnüssen mit 42,0 Millionen Tonnen und Baumwollsaat mit 43,8 Millionen Tonnen
Zu den traditionellen, heute aber - außer den eben genannten - bedeutungslosen Ölsaaten und -früchten in Mitteleuropa zählen Raps, Rübsen, Awehl, Biwitz, Mohn, Senf, Öllein, Leindotter, Bucheckern, Traubenkerne, Nüsse, Sonnenblumen, Lindensamen, Hanfsamen und Tabaksamen.
Welt-Ölsaatenerzeugung 2018/19
Die weltweite Erzeugung der sieben wichtigsten Ölsaaten beläuft sich nach Schätzung des USDA vom Oktober 2018 im laufenden Wirtschaftsjahr auf 604,0 Mio. t. Dies wäre ein Anstieg gegenüber dem letztjährigen Wert (574,9 Mio. t) um 5,1 %. Die Sojabohnen haben mit 369,5 Mio. t (Vj. 337,5 Mio. t) einen Anteil von 61 % an der gesamten Ölsaatenproduktion. Die Rapserzeugung wird vom USDA mit 72,1 Mio. t angegeben (-4,1 %). Mit einem Anteil von 11,9 % an der gesamten Ölsaatenproduktion nimmt der Raps weiterhin die zweite Stelle unter den wichtigsten Ölsaaten ein. Die Erntemengen anderer bedeutender Ölsaaten haben sich gegenüber dem Vorjahr unterschiedlich entwickelt. Die Ernte von Baumwollsaat wird auf 44,8 Mio. t (-0,7 %) und die von Erdnüssen auf 42,9 Mio. t (-6,1 %) geschätzt. Bei Sonnenblumensaat wird mit 49,8 Mio. t hingegen eine um 5,1 % höhere Ernte erwartet. Zusammen mit den Anfangsbeständen steht damit im laufenden Wirtschaftsjahr ein Angebot von über 716 Mio. t an Ölsaaten zur Verfügung, gegenüber knapp 686 Mio. t im Vorjahr.
Als eiweißreiche Futtermittel nutzbare, feste Rückstände der extrahierten Ölsaaten und -früchte, die im Fettgehalt bei 0,5 - 2 % liegen. Der Begriff für diese Koppelprodukte wird meist im Kontext der Verwendung des Pressrückstands als Tierfütterung verwendet.
Zusammensetzung und Eigenschaften der Ölschrote sind abhängig vom verwendeten Ausgangsmaterial und dem Verfahren der Ölgewinnung. Je nach Verarbeitungsverfahren werden Ölschrote auch Presskuchen (bei Heiß- oder Kaltpressung der Ölsaaten) oder Extraktionsschrot (bei Ölextraktion durch Lösungsmittel) genannt.
Ölschrote essbarer Pflanzen (vor allem Soja- und Rapsschrot, aber auch Palmkern-, Sonnenblumen- und Maiskeimschrot) werden in der Regel als hochwertige Eiweißfuttermittel in der Tierernährung eingesetzt und dienen als Alternative zu Futterleguminosen oder auch zu Tier- und Fischmehl.
Vor allem Sojaschrot und Rapsschrot werden als Futtermittel weltweit in großen Mengen gehandelt. Durch den weltweiten Zuwachs in der Tierhaltung vor allem der Schwellenländer steigt der Bedarf an proteinreichen Futtermitteln. Die steigende Nachfrage nach Ölschroten wirkt sich steigernd auf die weltweite Erzeugung von Ölsaaten aus.
Englische Bezeichnung für offene Agrarlandschaften im Gegensatz zu dem durch Natursteinmauern oder Hecken geprägten Typ des enclosed country (Knick, franz. bocage). Dieser Landschaftstyp ist mit verschiedenen Varianten in Mitteleuropa vorherrschend.
Die Orange(bot. Citrus × sinensis L.), auch Apfelsine genannt, ist ein immergrüner Baum mit gleichnamigen Früchten. Die Orange gehört zur Gattung der Zitruspflanzen (Citrus) in der Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Sie stammt aus China oder Südostasien, wo sie aus einer Kreuzung von Mandarine (Citrus reticulata) und Pampelmuse (Citrus maxima) entstanden ist.
Die aus den gleichen Elternarten entstandene Bitterorange wird wegen ihrer gänzlich unterschiedlichen Verwendung von den süßen Orangen unterschieden. Die süße Orange ist die am häufigsten angebaute Zitrusfrucht der Welt.
Merkmale
Orangenbäume sind kleine bis mittelgroße, immergrüne Bäume mit Wuchshöhen bis zu 10 Metern. Die runde Baumkrone weist eine regelmäßige Verzweigung auf. Die jungen Zweige sind kantig und mit dünnen, biegsamen, eher stumpfen, bis zu 8 cm langen Dornen besetzt.
Die wechselständig und spiralig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die ledrige, dicke, dunkelgrüne Blattspreite ist deutlich vom Blattstiel abgesetzt, mit abgerundetem Blattgrund, oval und zugespitzt. Die Keimblätter (Cotyledonen) sind milchig weiß.
Die duftenden Blüten stehen einzeln in den Blattachseln oder in wenigblütigen, traubigen Blütenständen zusammen. In Europa blüht die Orange von Februar bis Juni, in China von April bis Mai.
Fruchteigenschaften
Orangenbäume entwickeln – wie viele andere Zitrusfrüchte – auch ohne Fremdbefruchtung Früchte. Bei der Frucht besteht das Sarcocarp aus zehn bis dreizehn Segmenten, die mit Saftschläuchen von meist oranger, gelegentlich auch gelber bis roter Farbe gefüllt sind. Jedes Segment ist von einem dünnen Häutchen (Endokarp) umgeben, die ganze Frucht von einer zweigeteilten Schale. Die innere Schicht der Schale ist weiß (Mesokarp, Albedo), die äußere im reifen Zustand orange oder grün (Exokarp, Flavedo). In der reifen Fruchtschale sitzen zahlreiche Öldrüsen, die einen aromatischen Duft verströmen. Schale und Segmente sind miteinander verwachsen, die Frucht lässt sich schwerer schälen oder teilen als andere Zitrusfrüchte. Die zentrale Achse der Frucht ist – im Unterschied zur Bitterorange – nicht hohl. Jede Frucht enthält viele Samen.
In China reifen die Früchte von September bis Dezember. In Regionen mit tropisch-warmen Nächten und hoher Luftfeuchtigkeit bleiben die Früchte während der Reifung grün. Die Farbe Orange ist also kein Reifemerkmal. Da viele Verbraucher die grüne Farbe für ein Unreifemerkmal halten, werden die grünen Früchte in der Regel vor dem Verkauf entgrünt. Dadurch bedingte Qualitätseinbußen werden der besseren Vermarktung wegen hingenommen.
Name
Der Name Orange stammt über Altprovenzalisch auranja und Spanisch naranja aus dem Arabischen (nārandsch / نارنج), das seinerseits über das persische (nārendsch / نارنج, und nāreng / نارنگ) und Sanskrit ञरंगः nāranga auf ein dravidisches Wort (vgl. Tamil nāram) zurückgeht.
Der Name Apfelsine leitet sich aus Apfel-Sine, chinesischer Apfel, ab (vgl. niederländisch Sinaasappel ‚Chinas Apfel‘). Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gab es noch eine deutliche Trennung im Sprachgebrauch – nördlich des Mains, in der Rheinpfalz und im Osten Deutschlands wurde die Frucht Apfelsine genannt. Mittlerweile setzt sich die Leitform Orange zunehmend durch.
Die Farbe Orange ist nach der Frucht benannt.
Geschichte
Die Orange lässt sich in Europa nicht vor dem 15. Jahrhundert nachweisen – im Gegensatz zur ähnlichen Bitterorange, die schon im Mittelalter auf dem Landwege bis nach Europa gekommen war. Auch wenn einzelne Hinweise auf süße Orangen schon für einen früheren Zeitpunkt vorliegen, scheint sich die Qualität erst ab 1500 erheblich gesteigert zu haben, aufgrund der Einführung besserer Sorten durch Portugiesen, die diese nach der Entdeckung des Seeweges nach Indien in Europa verbreiteten.
Die Bitterorange hingegen war spätestens im 11. Jahrhundert nach Italien gekommen.
Verwendung
In Europa werden die Orangen von August (Frühsorten aus Sevilla) bis Oktober (Valencia Lates aus der Gegend um Valencia) geerntet. Das im Welthandel bedeutendste Orangenprodukt ist der Orangensaft, welcher zum Großteil aus Brasilien stammt und in Form von Konzentrat gehandelt wird. Auch frische Orangen haben sich in der Lebensmittellandschaft zahlreicher Staaten fest etabliert. Früher als Schutz, heute zu Werbezwecken werden Orangen des Öfteren in Orangenpapieren eingewickelt zum Verkauf angeboten.
Daneben dient die Orange auch als Quelle von Duftstoffen: Aus den Orangenschalen gewinnt man das Terpen d-Limonen, das als biogenes Lösemittel und Rohstoff für die Parfümindustrie vielseitig verwendet wird. Das edel riechende Neroliöl erhält man durch Wasserdampfdestillation der Orangenblüten, wobei zumeist jedoch nicht die Blüten von Citrus sinensis, sondern die der Pomeranze (Citrus × aurantium) zum Einsatz kommen.
Hauchdünne, bitterstofffreie Orangenschalen, wie sie zum Aromatisieren vieler Speisen benötigt werden, lassen sich mit einem Zestenreißer (teils auch Zesteur genannt) herstellen. Getrocknete Orangenschalen finden sich auch häufig in Teemischungen. Auch die Blüten können zu einem Tee verarbeitet werden.
Orangenscheiben, Blüten und Schalen werden auch als Dekoration von Speisen und Getränken verwendet (Orangentwist).
Sorten
Man unterteilt die Orangensorten in Bitterorangen (Pomeranzen) und vier Gruppen süßer Orangensorten, die Blondorangen (auch: Rundorangen), die Navelorangen (auch: Nabelorangen), die pigmentierten Orangen (Blut- und Halbblutorangen) sowie die säurefreien Orangen.
Wirtschaftliche Bedeutung
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO betrug im Jahr 2017 die Weltproduktion 73,3 Millionen Tonnen Orangen. Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die 20 wichtigsten Anbauländer von Orangen, die insgesamt 89,9 % der weltweiten Gesamtmenge produzierten. Die größten europäischen Produzenten waren Spanien, Italien und Griechenland. Die sechs wichtigsten Produzenten waren 2017 Brasilien (17.459.908 t), VR China (8.564.425), Indien (7.647.000), Mexiko (4.629.758 t), USA (4.615.760 t) und Spanien (3.357.163 t).
Bedrohliche Krankheit
Eine weltweit grassierende Krankheit gefährdet den Orangenanbau: Citrus Greening oder Huanglongbing (HLB). Ausgelöst wird sie durch Bakterien der Gattung Liberibacter, die durch Blattflöhe übertragen werden. Sind Zitruspflanzen infiziert, ist der Transport von Nährstoffen beeinträchtigt. Die kleinen, nicht ausgereiften Früchte schmecken fade und trocken. Bisher sollen etwa 100 Millionen Orangenbäume der Seuche zum Opfer gefallen sein. In Florida wurden 2016 nur noch halb so viele Orangen geerntet wie noch 2009.
Erstmals beobachtet wurde die Krankheit in den 1930er-Jahren in China. Von dort aus trat sie ihren Siegeszug um die Welt an. Besonders betroffen sind die großen Orangenanbaugebiete in Brasilien und Florida (USA). Es scheint nur noch ein Frage der Zeit, bis Citrus Greening auch in Europa auftaucht.
Große Mengen an Insektiziden gegen die Blattflöhe, eine bessere Düngung und ein sofortiges, systematisches Abholzen der befallenen Bäume - die Bekämpfung der Krankheit ist teuer und aufwändig. Gerade kleine Anbaubetriebe können sich das nicht leisten und geben auf.
Auch eine Züchtung resistenter Bäume ist bisher nicht gelungen, da man im Genpool der Zitrusfrüchte keine gegen Liberibacter wirksamen Resistenzgene gefunden hat.
Der Begriff der "ordnungsgemäßen Landwirtschaft" ist ohne nähere Konkretisierung in verschiedenen Gesetzen (Bundesnaturschutzgesetz in der bis 1998 gültigen Fassung, Wasserhaushaltsgesetz) enthalten und besitzt eine herausragende umweltpolitische Bedeutung. Außerdem tritt er in abgewandelter Form (gute fachliche Praxis) im Düngemittel- und Pflanzenschutzgesetz auf.
Man kann die ordnungsgemäße Landwirtschaft als die der Rechtsordnung gemäße Landnutzung verstehen, während die Gute Fachliche Praxis ein unbestimmter Rechtsbegriff ist, der sich rechtlich gesehen der ordnungsgemäßen Landwirtschaft unterordnet, in der Praxis jedoch in bestimmten Bereichen über die Anforderungen der Rechtsordnung hinausgeht. Ordnungsgemäße Landwirtschaft und Gute Fachliche (landwirtschaftliche) Praxis sind daher keine deckungsgleichen Begriffe.
Der Begriff geht wohl auf seine Erwähnung im novellierten Wasserhaushaltsgesetz von 1987 zurück. Dort wurde festgelegt, dass für Auflagen, die die ordnungsgemäße Landwirtschaft einschränken, ein Ausgleich durch das jeweilige Bundesland oder den Begünstigten (d.h. der Träger der Wasserversorgung) gezahlt werden müsse. Im Wasserrecht stehen sich beispielhaft zwei Extrempositionen bei der Interpretation der ordnungsgemäßen Landwirtschaft gegenüber. Die ökologische billigt den Landwirten nur dann einen Anspruch auf Schadensausgleich zu, wenn ihre Landnutzung den ökologischen Grundsätzen des Naturschutzes sowie des Gewässerschutzes voll entsprochen hat. Die ökonomische Interpretation sieht demgegenüber als zentrales Kriterium nur die Gewinnerzielung. Bei allen Lösungen ist aber unbestritten, daß Landwirte das Grundwasser in einem Wasserschutzgebiet nicht belasten dürfen. Es geht lediglich um die Frage, welches umweltrechtliche Prinzip (Verursacher- oder Gemeinlastprinzip) zur Anwendung kommt.
Aus der Sicht des konventionellen Landbaus ist folgende Begriffsfüllung vorgeschlagen: "Ordnungsgemäß ist die Landbewirtschaftung, die dem agrarwissenschaftlichen Kenntnisstand entspricht und vom maßgeblichen Teil der landbaulichen Praxis in Deutschland angewendet wird. Sie hat als Aufgabe die wirtschaftliche Erzeugung qualitativ hochwertiger und preiswerter Nahrungsmittel sowie gartenbaulicher Produkte, Futtermittel und Rohstoffe unter nachhaltiger Sicherung und Förderung der Bodenfruchtbarkeit zur langfristigen Existenzsicherung." Lebensmittelversorgung und Sicherung des Naturhaushalts sind in dem Begriff nicht gleichrangig.
Der Zentralausschuß der Deutschen Landwirtschaft sieht in dem Begriff eine dynamische Formulierung, die sich einer Legaldefinition verschließt, weil sie eine Vielzahl veränderlicher Größen Rechnung tragen müßte. Ordnungsgemäße Landwirtschaft lasse sich nur durch Grundsätze und Verhaltensregeln der Landwirte umschreiben. Unter deren Berücksichtigung könne der Begriff im Einzelfall inhaltlich ausgefüllt werden. Die Grundsätze und Verhaltensregeln bestimmen sich inhaltlich nach dem jeweiligen Entwicklungsstand der Landbewirtschaftung und Tierhaltung.
Nach Auffassung der Agrarminister der Länder (1993) hat die ordnungsgemäße Landbewirtschaftung zum Ziel, "gesundheitlich unbedenkliche und qualitativ hochwertige sowie kostengünstige landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen. Dabei sind die Bodenfruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit des Bodens als natürliche Ressourcen nachhaltig zu sichern und gegebenenfalls zu verbessern." Die Zielformulierung wird mit Bewirtschaftungsgrundsätzen zu einzelnen Teilbereichen der Landwirtschaft ergänzt.
Der Raumordnungsbericht1993 formuliert rigider: "Den Landwirten wird hierbei abverlangt, daß sie ihre eigenen Produktionsgrundlagen (insbesondere den Boden, aber z.B. auch Selbstregulationsmechanismen der biologischen Schädlingsbekämpfung) langfristig und in ihrer vollen Leistungsfähigkeit erhalten bzw. wiederherstellen, auch wenn dies mit finanziellen Einbußen verbunden ist. Dazu gehören z. B. auch Nutzungseinschränkungen auf Klärschlammaufbringungsflächen."
Denkbar wäre die Festlegung des Begriffes in einer TA Landwirtschaft, analog zur TA Luft (Technische Anleitung Luft). Im Sinne einer wirklich umweltverträglichen und standortgerechten Landwirtschaft oder besser Land(schafts)bewirtschaftung sollte eine Definition des Begriffs folgende Anforderungen beinhalten:
Erzeugung rückstandsarmer Produkte
Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
Verhinderung von Bodenerosion und Stoffausträgen in Gewässer und Luft
Erhaltung des Bestandes wildlebender standortgemäßer Pflanzen- und Tierarten sowie wertvoller Biotope und Landschaftselemente.
Bereits eine buchstabengetreue Umsetzung der in der Zielstruktur des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aufgelisteten Haupt- und Unterzielen mit den zugehörenden Erläuterungen (vgl. Agrarbericht 1994) würde diesen Anforderungen genügen. Naturschutzverbände sehen in der bisherigen Formulierung und Auslegung des Begriffs ordnungsgemäße Landwirtschaft ein Defizit in der Gesetzgebung, da sie vor allem für die Intensivlandwirtschaft eine Freistellung vom Verursacherprinzip darstellen.
Stellvertretend für andere Verbände fordert der Bund Naturschutz in Bayern e.V. eine Neudefinition des Begriffs im Bundesnaturschutzgesetz wie folgt: Abs. 1: "Die im Sinne dieses Gesetzes ordnungsgemäße land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung und fischereiwirtschaftliche Flächennutzung sind nicht als Eingriff in Natur und Landschaft anzusehen." Abs. 2: "Eine landwirtschaftliche Bodennutzung ist ordnungsgemäß im Sinne des Absatzes 1, wenn sie mit geeigneten Wirtschaftsweisen nachhaltig auf der Grundlage der natürlichen Standortfaktoren
die Bodenstruktur, Bodenbiologie und naturnahe Bodenprozesse sichert,
keine Belastung des Grundwassers und der Oberflächengewässer mit sich bringt,
wildlebende, heimische Tier- und Pflanzenarten sowohl in ihrer nutzungsabhängigen, als auch in natürlichen Lebensstätten in ihrem Bestand sichert und entwickelt,
Bodenerosion verhindert und typische Landschaftselemente erhält,
Belästigungen durch Geruch und Lärm weitgehend vermeidet und die Luft nicht mit Schadstoffen belastet.
Geeignete Wirtschaftsweisen zielen auf die Erzeugung rückstandsarmer Produkte, betriebseigene schadstoffarme Kreisläufe sowie ausgeglichene Wasserhaushalte ab, die die Lebensraumfunktion des Bodens sichern und die Grundwasserzonen von Schadstoffbelastungen freihalten."
Der Begriff bezeichnet hauptsächlich die in der Landwirtschaft eingesetzten Wirtschaftsdünger sowie alle weiteren als Düngemittel geeigneten organischen Verbindungen. Neben dem betriebseigenen, als 'Abfallstoffe' entstehenden Wirtschaftsdünger gibt es auch organische Handelsdünger, etwa Kompost aus Kompostierbetrieben.
Zu den organischen Düngemitteln gehören tierische Ausscheidungen wie Gülle, Stallmist, Jauche. Auch pflanzliche Produkte wie Rizinusschrot, Gründünger, Mulch sowie organische Reststoffdünger und Kultursubstrate wie kompostierter Bioabfall, Klärschlämme, Kultursubstrate (Torf), Pflanzenjauche und Gärreste sind organische Dünger. Ferner sind zu nennen Hornspäne, Blutmehl und Guano.
Bei den organischen Düngern sind oder waren die düngenden Elemente meist in kohlenstoffhaltigen reduzierten Verbindungen gebunden. Sind diese bereits wie etwa im Kompost teilweise oxidiert, so sind die düngenden Mineralien an den Abbauprodukten (Huminsäuren) etc. adsorbiert. Somit entfalten sie ihre Wirkung langzeitiger und werden in der Regel weniger schnell ausgewaschen als mineralische Dünger. Eine Kennzahl für die Wirkgeschwindigkeit ist der C/N-Quotient. Organische Dünger sind normalerweise tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, können aber auch synthetisiert werden.
Vorteile organischer Düngemittel sind, dass sie überwiegend lokal entstehen und dort auch weiterverwendet werden können. Sie erhöhen (allerdings in unterschiedlichem Maße) den Anteil an organischer Substanz, die Nährstoffe werden nur langsam freigesetzt. Allerdings ist dies von den klimatischen und edaphischen Gegebenheiten abhängig und relativ schwer zu kontrollieren.
Die Marktorganisationen für Wein und Rindfleisch der Gemeinsamen Agrarpolitik sehen Orientierungspreise vor, die alljährlich vom Ministerrat für ein Wirtschaftsjahr festgelegt werden. Hierbei handelt es sich nicht um Garantie- oder Mindestpreise, sondern um Preise, die die Grundlage zur Absicherung des Preisniveaus innerhalb der EU bilden.
"Verwaiste Feldfrüchte"; Pflanzenarten, die vom Menschen in größerem Umfang genutzt werden könnten, aber aufgrund ihrer bislang ausschließlich regionalen bzw. lokalen Verwendung kaum bzw. gar nicht von der Agrarforschung beachtet wurden.
Hier als Oberbegriff für alle Bezeichnungen von Örtlichkeiten, also Siedlungen, Fluren und Flurteilen, sowie für Gelände- und Gewässernamen verwendet. Ortsnamen können wichtige Hinweise auf Siedlungsgang, Flurentwicklung, wüstgefallene Siedlungen und Fluren liefern. Ihre Interpretation wird in den letzten Jahrzehnten mit großer Vorsicht betrieben, die früher verbreitete eindeutige stammesmäßige Zuordnung von Ortsnamen ("-ingen"-Endung an die alemannische, "-heim"-Endung an die fränkische Landnahme) ist beispielsweise widerlegt.
die Fruchtbarkeit der Böden oder die Höhenlage nicht für dauerhaft angemessene Erträge ausreichen (Fehlsiedlungen),
kleinere Ortschaften zu einer größeren Siedlung unter Beibehaltung der genutzten Äcker zu einer größeren Siedlung zusammengefaßt wurden (Sicherheitsbedürfnis),
kriegerische Einwirkungen die Gebäude zerstörten,
Bevölkerungsrückgänge als Folge von Hungersnöten oder Seuchen zu Entvölkerungen führen,
großflächig-zeitgenössischer Tagebau ein Entfernen der Deckschichten mit jeglicher Bodenbedeckung bedingt.
Entsiedlungen traten in Mitteleuropa vor allem im späten Mittelalter auf.
Die im Mittelalter erfolgte, teils gewaltsame, teils friedliche Ausdehnung des deutschen Siedlungsraumes über die Elbe-Saale-Linie hinaus. Sie wird als Teil des allgemein in Europa in diesen Jahrhunderten zu findenden Landesausbaus eingeordnet. Der Begriff ist aus unterschiedlichen Gründen stark umstritten, der verschiedentlich vorgeschlagene Terminus Ostsiedlung soll die Probleme umgehen. Im Ergebnis wurde die gesamte Wirtschafts- und Sozialstruktur und damit auch der Agrarraum des betroffenen Gebietes neu gestaltet.
Ozon, ein aus drei Sauerstoffatomen bestehendes Molekül (O3), ist eines der wichtigsten Spurengase in der Atmosphäre. Es bewirkt, daß die gefährliche UV-B-Strahlung der Sonne nicht bis auf die Erdoberfläche vordringt, sondern bereits in der Lufthülle absorbiert wird. Diese Schutzwirkung wird vor allem durch das stratosphärische Ozon verursacht. Etwa 90 % der Gesamtmenge des Ozons befinden sich in der Stratosphäre und nur ca. 10 % in der Troposphäre.
Im Gegensatz zur nützlichen Wirkung des stratosphärischen Ozons als lebensnotwendigem UV-Filter manifestiert sich Ozon in der Troposphäre durch eine Reihe von schädlichen Eigenschaften, die negative Auswirkungen auf das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen haben:
O3 ist ein Phytotoxikum, in weiten Teilen der Nordhemisphäre das gegenwärtig bedeutsamste. Das Gas dringt durch die Spaltöffnungen der Blätter und Nadeln in das Pflanzeninnere ein. Geschädigt werden vor allem Zellmembranen, die die ganze Zelle auskleiden, ebenso wie solche, die die Chlorophyllkörper umgeben. Durch die geschädigte Membran tritt Wasser aus der Zelle aus, der Nährstoff-Kreislauf und die Photosynthese werden so gestört, daß äußerlich sichtbare Schädigungen auftreten. Auch der Kohlehydrattransport zu den Wurzeln wird beeinträchtigt. Das Wurzelwerk stirbt ab und schließlich die ganze Pflanze.
Beim Überschreiten der Schwelle von 200 µg/m³ ist nach Exposition von mehreren Stunden oft schon ein deutlicher Schaden feststellbar. Von der WHO wurden 60 µg/m³ (Langzeitwert) und 80 µg/m³ (10-Stunden-Mittelwerte) als Luftgüteleitwerte im Hinblick auf empfindliche Pflanzenarten definiert.
Neben direkten Pflanzenschäden kann Ozon eine erhöhte Anfälligkeit der Pflanzen für weitere biotische (Krankheiten und Schädlinge) und abiotische (Wetterextrema) Streßfaktoren verursachen.
Begasungsversuche in den USA ergaben bereits Ende der 80er Jahre einen geschätzten Ertragsverlust der US-Landwirtschaft von ca. drei Milliarden Dollar pro Jahr. Alleine für Weizen geht man von einer jährlichen Einbuße von 370 Millionen US-$ aus, bei den gesamten Ernteverlusten durch Ozon von zwei Mrd. US-$ jährlich. In Hessen wurden je nach Region, Kulturart und Jahr im Zeitraum 1984 bis 1992 potentielle Ertragsverluste zwischen 0,1 % (Gerste, 1984) und 32,6 % (Sommerweizen, 1992) errechnet.
Eine solide ökonomische Bewertung O3-bedingter Ernteverluste ist auf der Basis des gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Kenntnisstandes kaum möglich.
Als positive Wirkung vermag eine erhöhte Ozon-Konzentration auch bestimmte Pflanzenkrankheiten zurückzudrängen, z.B. Mehltau.
Ozon absorbiert Infrarotstrahlung und ist so als troposphärisches Ozon ein starkes Treibhausgas.
Ozon ist der Hauptbestandteil des photochemischen Smogs, der bei sommerlichen Hochdrucklagen oft weite Teile Zentraleuropas erfaßt, für Los Angeles, Athen u.w. aber noch typischer ist.
Als gering wasserlösliches Gas dringt Ozon über die Atemwege in die Lungenperipherie ein. Die oxidativen Eigenschaften des Ozons wirken sich unmittelbar auf die Zell-Biochemie der Lunge und des Bronchialsystems aus. Wirkungsrelevant sind bereits Ozonkonzentrationen von 60 - 80 ppb.
Durch die Veränderungen, die Ozon auf den Zelloberflächen der Lunge hervorruft, kann die Aufnahme allergieauslösender Substanzen wie Hausstaub oder Pollen begünstigt werden.
Eine der Quellen des troposphärischen Ozons ist die Stratosphäre. Dort entsteht Ozon durch Photodissoziation des molekularen Sauerstoffs (O2) und nachfolgender Reaktion der entstehenden Sauerstoffatome mit O2. Hierzu ist kurzwelliges Sonnenlicht (hn) erforderlich. In der Troposphäre selbst kann Ozon nur entstehen, wenn die Luft Stickstoff enthält. Die entstehenden Sauerstoffatome reagieren danach sofort zu Ozon. Allerdings reagiert das ebenfalls entstehende Stickstoffmonoxid (NO) in einer Folgereaktion wieder mit Ozon, wobei Ozon zerstört und NO2 zurückgebildet wird.
Zu einer Netto-Ozonbildung kommt es erst, wenn in der Luft, zusätzlich zu den Stickoxiden, Kohlenwasserstoffe (KW) oder Kohlenmonoxid (CO) vorhanden sind. Die Kohlenwasserstoffe und CO stellen sozusagen den Brennstoff für die Ozonbildung dar, während die Stickoxide (ebenso wie die OH und H2O-Radikale) als Katalysator wirken, der bei dem Prozeß selbst nicht verbraucht wird.
Da Bereiche besonders intensiver Landwirtschaft auch Bereiche steigender NOx-Emissionen sind, ist mit zunehmenden Ernteschäden durch Ozoneinwirkungen in den Sommermonaten zu rechnen. Möglicherweise werden bis 2025 zwischen 30 und 75 % der Welt-Getreideproduktion auf Gebiete entfallen, in denen Grenzwerte für das troposphärische Ozon für längere Zeit überschritten werden. Als Folge von Ernteausfällen wird mit einer dramatischen Verschlechterung der Ernährungssituation bei gleichzeitigem Bevölkerungszuwachs in Entwicklungsländern gerechnet. Andererseits nimmt man für einige Kulturpflanzen eine zumindest teilweise Kompensation der Ozonschäden durch den Düngungseffekt der zunehmenden CO2-Konzentration an.
Relative Empfindlichkeit von landwirtschaftlichen Kulturpflanzen gegenüber Ozon: