Naturschutz
Alle Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen (Naturgüter), von Pflanzen und Tieren wildlebender Arten und ihrer Lebensgemeinschaften, sowie zur Sicherung von Landschaften in ihrer Vielfalt und Eigenart. Naturschutz und Landschaftspflege sind in Deutschland durch Stagnation, teilweise auch durch deutliche Verschlechterung gekennzeichnet.
Die unterschiedliche Zielsetzung von Naturschutz und Landwirtschaft - wissenschaftliche, ethische und ästhetische Ziele einerseits, ökonomische Ziele andererseits - führen insbesondere durch die konventionelle Intensivlandwirtschaft zu bisher unauflösbaren Konflikten.
Bei der Verwirklichung von Naturschutzzielen kann räumlich einer integrativen oder einer segregativen Strategie gefolgt werden. Der Tendenz der Landnutzung der letzten Jahrzehnte liegt eindeutig das Segregationsmodell zugrunde, d.h. jeder Fläche wird eine einzelne Nutzungsfunktion zugewiesen. Die multifunktionale Sichtweise von Natur und Landschaft geht aus der Sicht der Nutzer immer stärker verloren.
Succow (1995) nennt zwölf Grundsätze für den Handlungsbedarf im Spannungsfeld Landnutzung und Naturschutz (leicht verändert):
- Einkommenssichernde Transferzahlungen an die Landwirtschaft (Subventionen) sind generell an ökologische Leistungen zu binden.
- Ökologischer Landbau, der sich am Prinzip einer ressourcenschonenden dauerhaft-umweltgerechten Wirtschaftsweise mit hoher Sozialverträglichkeit orientiert, ist bevorzugt zu fördern.
- Auf "nicht Gunst-Standorten" sind extensive Nutzungslandschaften mit naturverträglicher Erholungsnutzung zu erhalten bzw. zu entwickeln (insbesondere in Form von Biosphärenreservaten, Naturparken).
- Auf ausgewählten Flächen Erhalt/Rückführung historischer Formen der Nutzungslandschaft zur Sicherung artenreicher Halbkulturformationen (Naturschutzgebiete mit Pflegenutzung).
- Erhalt/Entwicklung nutzungsfreier Landschaften als Naturentwicklungsgebiete in Eigendynamik (Totalreservate, bei ausreichender Größe Nationalparks),
- Grundsätzlich ist extensive agrarische Flächennutzung, insbesondere als Weideland, einer Flächenstillegung vorzuziehen. Wenn überhaupt, so ist sie auf ökologisch sensible Flächen zu lenken und für die Biotopvernetzung zu nutzen.
- Wiederbewaldungen sind generell für waldarme Landschaftsräume vorzuziehen, dabei sind insbesondere natürliche Sukzessionen zu fördern.
- Der Anbau nachwachsender Rohstoffe, insbesondere als Energieträger, ist eine notwendige Entwicklungslinie. Eine Wirtschaftlichkeit ist aber erst mit steigenden Energiepreisen gegeben. Auch hier ist auf höchste Umweltverträglichkeit zu achten.
- Die Funktionalität einst akkumulierender Ökosysteme (Moore, Auen) ist zunehmend wiederherzustellen. Mit ihrer Speicherfunktion (Senken in der Landschaft) sind sie für die Stabilisierung des Landschaftshaushaltes unabdingbar.
- Die Stabilisierung des Landschaftshaushaltes ist eine der Schlüsselaufgaben zur Vitalisierung der Landschaft, ein umfassender Rückbau von sogenannten Wasserregulierungsmaßnahmen ist unabdingbar. Semiaquatische Ökosysteme sind zu fördern.
- Die Neuorientierung der Agrarumweltpolitik verlangt einer Internalisierung externer Effekte. Negative externe Effekte sind mit Abgaben zu belegen. Positive externe Effekte sind handlungs- und outputorientiert zu honorieren.
- Landnutzungspolitik, Naturschutzpolitik, Raumordnungspolitik und sozio-ökonomische Entwicklung des ländlichen Raumes sind als Einheit zu sehen.
In Deutschland wurde dem Bund die Rahmenkompetenz für Naturschutz und Landschaftspflege zugewiesen, die 1976 durch das Bundesnaturschutzgesetz ausgefüllt wurde. Für die Ausfüllung des gesetzten Rahmens haben die Länder eigene Naturschutzgesetze erlassen. Sie sind für den Vollzug und die Finanzierung des Naturschutzes im wesentlichen zuständig. Ferner nehmen auch die Landkreise und Kommunen Naturschutzaufgaben wahr.
Zu den Instrumenten der Naturschutzplanung gehören: Landschaftsplan, landschaftspflegerischer Begleitplan, Umweltverträglichkeitsprüfung, Biotopverbundplanung, Flurbereinigung, Teile der Regionalplanung.
Weitere Informationen:
- Naturschutz (Lexikon der Nachhaltigkeit)
- Naturschutz (ARL 2018)