konventionelle Landwirtschaft
Bezeichnung für die heute vorherrschende, rationelle und durch den Einsatz wissenschaftlich-technischer Entwicklungen geprägte Form der Landbewirtschaftung. Oft werden die Begriffe konventioneller Landbau und konventionelle Landbewirtschaftung weitgehend synonym verwendet. In Deutschland wirtschaften 92 % (2012/13) aller Landwirte auf herkömmliche (konventionelle) Weise. Sie umfasst eine Vielfalt verschiedener Produktionsrichtungen und -intensitäten. Lediglich der ökologische Landbau ist hiervon aufgrund seiner exakten Definition und Bewirtschaftungsauflagen eindeutig abgrenzbar. Der konventionelle Landbau beinhaltet die gesamte Bandbreite von einer extensiven Bewirtschaftung in Grenzertragslagen bis hin zur intensivsten flächenunabhängigen Massentierhaltung, von einem integrierten Pflanzenbau bis hin zum intensiven Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz in artenarmen Fruchtfolgen oder großflächigen Monokulturen.
Der konventionelle Landbau wird in Gesetzen und Verordnungen zumeist durch die Begriffe "gute fachliche Praxis" und "ordnungsgemäße Landbewirtschaftung/Landwirtschaft" näher gekennzeichnet, ohne jedoch in der Definition und Regelung der Produktionsweise wesentlich über Formulierungen wie "nach Stand des Wissens und der Technik" hinauszugehen. Da viele nach heutigem Stand des Wissens und der Technik vermeidbare Umweltbelastungen unter der Bezeichnung "ordnungsgemäß" dennoch stetig zugenommen haben, kann die Festschreibung dieser Bewirtschaftungsform in Gesetzestexten mit der Bezeichnung "ordnungsgemäß" als gesetzgeberische Fehlleistung angesehen werden.
Merkmale des konventionellen Landbaus sind:
- kapitalintensive und weitgehend arbeitsextensive (mit Ausnahme der Sonderkulturbetriebe) Betriebsstruktur
- Trennung von Viehwirtschaft und Pflanzenproduktion
- Vereinfachung der Fruchtfolge
- Spezialisierung auf ertragreiche, aber zunehmend schädlingsanfällige Sorten
- hoher Einsatz von Agrarchemikalien mit einhergehender Belastung von Böden und Gewässern
- prophylaktischer Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln
- erntemaximierende Düngung
- Viehhaltung in Großbeständen
- Einsatz von immer größeren und schwereren Maschinen, was große und möglichst homogene Flächen erfordert
- Verlust von Biotopen wie Hecken, Rainen und Feuchtgebieten
- natürliche Regelungen, z.B. von Schädlingen durch Nützlinge, werden nicht gezielt gefördert
- vielfältige Einflüsse auf die Umwelt, wobei die Auswirkungen nicht auf Agrarökosysteme beschränkt bleiben, z.B. Verlust der Struktur- und Artenvielfalt
- Nebenwirkungen der eingesetzten Mittel werden von der Pflanzenschutzindustrie und vom einzelnen Landwirt als gering bewertet und als kaum beeinflussbar angesehen
Der konventionelle Landbau erfährt eine zunehmende Akzeptanzkrise. Für die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung wird immer weniger verständlich, daß die hohen Subventionen zu wachsenden ökologischen und sozialen Problemen führen (Arbeitskräftefreisetzung als Folge des Konzentrations- und Industrialisierungsprozesses).
(s. a. integrierter Landbau, ökologischer Landbau)
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