Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

D

Alle lexikalischen Einträge zu diesem Buchstaben

Dammfräsen

Maßnahme beim Anbau von Kartoffeln, Spargel, Erdbeeren, Waldbeeren und anderen Kulturen. Beispielsweise um die Ausbildung der Kartoffelknollen in lockerer, klutenfreier und gut erwärmter Erde zu fördern und gleichzeitig auch die Ernte zu erleichtern, werden auf Kartoffelfeldern ca. 20 - 30 cm hohe Dämme angelegt, in die dann die Pflanzkartoffeln gesetzt werden. Diese haben einen Abstand von jeweils 75 cm. Während des Wachstums werden die Dämme dann ein- oder mehrfach mit Fräsen oder Häufelgeräten nachgeformt.

Mittlerweile wird im Kartoffelbau häufig die Bodenbearbeitung, das Legen und die Dammformung in einer Maschine kombiniert (all-in-one-Verfahren). Diese Kombination reduziert den Bodendruck, den Arbeitsaufwand und den Energieverbrauch. Ebenso wird das bodenverfügbare Wasser geschont. Weiterhin wird durch die stetig mittige Ablage der Kartoffel im Damm der Grünanteil im Erntegut auf ein Minimum reduziert.

Auch in Spargelanlagen erfolgt das Anhäufeln der Spargeldämme im Frühjahr ausschließlich maschinell. Der Winterdamm wird mittels einer Frontfräse gelockert, bevor die Spargel-Dammfräse im gleichen Arbeitsgang des Traktors den typischen Spargeldamm formt.

Nach dem Anhäufeln werden die Spargeldämme mit Folie abgedeckt. Die Folie, bestehend aus einer weißen und einer schwarzen Seite hat den Zweck, dass zum Einen der Spargel nicht violett wird, sobald er durch den Damm gewachsen ist und zum anderen, dass der Boden nicht austrocknet und somit das Ernten erschwert wird.

Die weiße Seite der Folie hat eine kühlende Funktion. Somit werden Erntespitzen etwas gebremst. Die schwarze Seite wirkt Temperatur erhöhend auf den Damm. Somit kann die Ernte etwas vorverlegt werden.

Weitere Informationen:

Dammkultur

Auch Dammsaat; Anbaumethode bei Nässestau im Boden. Durch entsprechendes Pflügen werden in Richtung des natürlichen Gefälles Furchen und Dämme angelegt. Auf den trockeneren Dämmen kann dann gepflanzt werden.

Bei Kartoffelkulturen erfolgt die Dammkultur unabhängig von Fragen der Wasserversorgung. Kartoffeln würden zwar auch ohne das Anhäufeln von Dämmen wachsen. Die Dammkultur hat aber gegenüber dem Anbau auf Flachbeeten verschiedene Vorteile: sie erleichtert die Maschinenernte und die mechanische Unkrautregulierung.

Außerdem erwärmt sich durch die Dammformung der Boden schneller. Dadurch können Landwirtinnen und Landwirte schon früher im Jahr mit der Kartoffelkultur beginnen.

Weitere Informationen:

Darre

Beheizter Raum zum Trocknen von Erntegut, z.B. Hopfen.

Dattelpalmen

Die Dattelpalmen (Phoenix) sind eine in der Alten Welt heimische Palmengattung. Kennzeichnend sind die zu Dornen umgewandelten unteren Blättchen der Fiederblätter. Die Gattung der Dattelpalmen umfasst 14 Arten, die vorwiegend in trockenen Gebieten wachsen.

Beschreibung

Der Stamm wird bis ca. 36 m hoch und ist von den Narben abgefallener Blätter gemustert. Die Krone ist relativ locker und besitzt maximal 20-40 Blätter.
Die Früchte sind 4-7 cm lange, länglich-ellipsoide Beeren (Datteln). Die Frucht der Echten Dattelpalme (P. dactylifera), die Dattel, ist groß mit einer dicken Schicht Fruchtfleisch, essbar, sehr süß und zuckerreich; die anderen Arten haben nur eine dünne Schicht Fruchtfleisch.

Verbreitung

Als Ursprungsgebiet wird die afro-asiatische Trockenzone von Marokko bis Pakistan vermutet, es deckt sich mit dem gegenwärtigen Hauptanbaugebiet. Wildformen sind nicht bekannt. Die Dattelpalme gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschen. Nachweise für ihren Anbau reichen bis 6.000 v. Chr. zurück.

Die Gattung ist von den atlantischen Inseln vor Afrika über ganz Afrika einschließlich Madagaskar, auf Kreta und von der Süd-Türkei über den Nahen und Mittleren Osten, Indien bis nach Hongkong, Taiwan, die nördlichen Philippinen, im Südosten bis zur Malaiischen Halbinsel und Nord-Sumatra verbreitet.

Die meisten Arten wachsen in semiariden Gebieten, allerdings immer in der Nähe von Wasserläufen, Oasen oder genügend Grundwasser. Einige Arten wachsen in Gebieten des tropischen Monsuns. Phoenix paludosa wächst am landseitigen Rand von Mangrovenwäldern. Phoenix roebelenii ist ein Rheophyt am Mekong, wächst also in Fließgewässern.

Nutzung

Die Dattelpalme ist für die Menschen in den Wüstenräumen Vorderasiens und den Oasen des arabischen Raumes von lebenswichtiger Bedeutung. Alle Teile des Baumes sind nutzbar. Die Früchte werden als Dattelbrot zusammengepresst und bilden die tägliche Nahrung. Junge Blätter werden als Gemüse (Palmkohl) gegessen, ältere dienen als Viehfutter oder werden zu Flechtwerk verarbeitet und als Hausbedeckung benutzt. Die Stämme liefern Bauholz. Die gerösteten Dattelkerne eignen sich als Kaffeeersatz und Viehfutter. Datteln werden nicht nur frisch verzehrt, sondern auch vergärt oder zu Marmelade und Süßwaren verarbeitet.

Der zentrale weiche Teil des Stammes von P. rupicola, P. acaulis und P. humilis ist eine reiche Stärkequelle. Palmen werden auch geerntet, um dieses zentrale Mark zu gewinnen, das getrocknet, pulverisiert, gelagert und von den indischen Ureinwohnern zur Herstellung von Brot verwendet wird.

Der Saft der kanarischen Dattelpalme (P. canariensis) wird zu einem süßen, dicken Sirup gekocht. Aus dem Stamm der in Indien beheimateten Art Phoenix sylvestris kann durch Anritzen ein zuckerhaltiger Saft gewonnen werden; die Früchte jedoch sind ungenießbar.

Der zuckerhaltige Saft aus einigen afrikanischen Palmen ergibt bei der Gärung Palmwein.

Während P. dactylifera wegen seiner essbaren Datteln angebaut wird, sind die kanarische Dattelpalme (P. canariensis) und die Pygmäen-Palme (P. roebelenii) als Zierpflanzen weit verbreitet, aber ihre Datteln werden als Nahrung für Vieh und Geflügel verwendet.

Die Dattelpalme der Kanarischen Inseln unterscheidet sich von der Echten Dattelpalme dadurch, dass sie einen dickeren Stamm, mehr Blätter bis zur Krone, dichtere Blätter und tiefgrüne statt graugrüne Blätter aufweist. Die Frucht von P. canariensis ist essbar, wird aber wegen ihrer geringen Größe und ihres dünnen Fleisches vom Menschen selten verzehrt.

(s. a. Echte Dattelpalme)

Dauergrünland

Grünlandflächen, die dauerhaft keiner anderen Nutzung (z.B. als Ackerland) zugeführt werden und zur Futter- oder Streugewinnung bzw. zum Abweiden bestimmt sind. Dauergrünlandflächen sind dementsprechend Wiesen, Mähweiden, Weiden sowie Hutungen und Streuwiesen. Nicht hierzu zählen der Grasanbau auf dem Ackerland sowie Grünlandflächen mit Obstbäumen, bei denen das Obst die Hauptnutzung darstellt. Hingegen gehören Grünlandflächen mit Obstbäumen als Nebennutzung und Gras- oder Heugewinnung als Hauptnutzung (z. B. Streuobstwiesen) hierzu, ebenso wie die vorübergehend aus der landwirtschaftlichen Erzeugung genommenen Grünlandflächen, für die ein Beihilfe-/Prämienanspruch besteht.

Ferner zählen nach EU-Regelung zum Dauergrünland  Flächen, die durch Einsaat oder auf natürliche Weise (Selbstaussaat) entstanden sind, zum Anbau von Gras oder anderen Grünfutterpflanzen genutzt werden und seit mindestens fünf Jahren nicht Bestandteil der Fruchtfolge des landwirtschaftlichen Betriebs sind.

Als Dauergrünland gelten auch Flächen, die abgeweidet werden können und einen Teil der etablierten lokalen Praktiken darstellen, wo Gras und andere Grünfutterpflanzen traditionell nicht in Weidegebieten vorherrschen (zum Beispiel Heide).

Dauergrünland ist für den Boden-, Wasser-, Biotop- und Artenschutz bedeutsam. Auch für den Tourismus spielt ein Landschaftsbild mit Wiesen und Weiden eine große Rolle. Trotz einer allgemein hohen Wertschätzung in der Gesellschaft nimmt aber die traditionelle Grünlandnutzung besonders an benachteiligten Standorten ab. Ziel von Bund, Ländern und Regionen sind der Erhalt und die nachhaltige Nutzung der bestehenden Grünlandflächen.

Laut der vorläufigen Ernteschätzung mit Stand vom Oktober 2020 haben sich die Erntemengen von Dauergrünland (Weiden und Wiesen zusammen) im Vergleich zum Jahr 2019 in Deutschland kaum verändert (+1,3%): Für das Jahr 2020 wurden 26,3 Millionen Tonnen Trockenmasse geschätzt, für 2019 waren es 26,0 Millionen Tonnen. Die Verteilung der Erntemengen von Weiden und Wiesen hat sich von 2019 zu 2020 nur leicht verändert: Im Jahr 2020 betrug das Verhältnis 59% (Weiden) zu 41% (Wiesen). Im Jahr 2019 betrug das Verhältnis 56 % (Weiden) zu 44 % (Wiesen). Im Jahr 2020 schätzten die Ernteberichterstatterinnen und Ernteberichterstatter für Weiden 15,4 Millionen Tonnen Trockenmasse und für Wiesen 10,9 Millionen Tonnen.

Seit dem 1. Januar 2015 wird das Dauergrünland durch das sogenannte Greening geschützt. In umweltsensiblen Gebieten darf Dauergrünland weder umgewandelt noch gepflügt werden. In den anderen Gebieten benötigt der Landwirt eine Genehmigung der zuständigen Behörde, wenn er die Nutzungsart derartiger Flächen ändern will.

Nach mindestens fünfjähriger kontinuierlicher Nutzung einer landwirtschaftlichen Fläche zum Anbau von Gras oder anderen Grünfutterpflanzen wird diese als Dauergrünland bezeichnet. Die Flächen dienen der Produktion von Futter- und Nahrungsmitteln sowie von nachwachsenden Rohstoffen. Neben diesen Versorgungsleistungen erbringt das Grünland zahlreiche Regulierungsleistungen. Dazu zählen die Erhaltung und Förderung der Biodiversität, der Bodenfruchtbarkeit und die Filtrationsleistung sowie der Hochwasser- und Erosionsschutz. Nicht messbar, aber gesellschaftlich sehr wichtig sind die zahlreichen soziokulturellen Leistungen des Grünlandes innerhalb des ländlichen Raumes. So spielt ein Landschaftsbild mit Wiesen und Weiden auch für den Tourismus eine große Rolle. Trotz einer allgemein hohen Wertschätzung in der Gesellschaft nimmt aber die traditionelle Grünlandnutzung besonders an benachteiligten Standorten ab. Ziel von Bund, Ländern und Regionen sind der Erhalt und die nachhaltige Nutzung der bestehenden Grünlandflächen.

Dauergrünland wird, bestimmt durch den Standort, die Pflanzendifferenzierung und die Nutzungsweise, in drei Funktionstypen unterteilt:

Die Dauerweiden und -wiesen haben weltweit mit etwa 3 Mrd. ha einen Anteil von ca. 2/3 an der für das Futterpotential verfügbaren Fläche. Auf diesen Flächen werden über 60 % der als Futtermittel verfügbaren Pflanzenmasse erzeugt.

Das Dauergrünland ist größtenteils anthropogen, im Gefolge von Waldrodungen entstanden. Gleichermaßen ist seine Erhaltung und die Vermeidung von Verbuschung auf menschlichen Eingriff angewiesen, und zwar durch Weidegang oder Mahd.

Dauerhumus

Die Gesamtheit aller sich im Boden durch Humifizierung akkumulierenden, nur sehr schwer abbaubaren Huminstoffe. Der Dauerhumus ist ein wichtiger Bodenbestandteil, weil sein Vermögen zur Wasserbindung und zur Nährstoffionensorption sowie seine gefügebildenden Eigenschaften Bedeutung im Stoffhaushalt haben.

Der größte Anteil der Humusvorräte des Bodens ist Dauerhumus. Diese Fraktion ist langfristig im Rahmen der Bodenbildung entstanden und kann heute durch Bewirtschaftungsmaßnahmen nur wenig beeinflusst werden. Abbauprodukte der organischen Substanz gehen unter Einwirkung von Stabilisierungsmechanismen mit den Ton- und Feinschluffgehalten des Bodens feste Bindungen ein, so dass ein weiterer Abbau auf lange Sicht verhindert wird. Dauerhumus ist deshalb durch Verweilzeiten von Hunderten bis Tausenden von Jahren gekennzeichnet. Die über die Ernte- und Wurzelrückstände und Wirtschaftsdünger zugeführten organischen Materialien und deren Abbauprodukte gehören zu einer sogenannten labilen Humusfraktion, dem Nährhumus, der ca. 20 - 50 Prozent der Humusstoffe des Bodens umfasst.

(s. a. Humus, Nährhumus)

Dauerkultur

Im Agrarsektor ein Pflanzenbestand außerhalb der Fruchtfolge, der über mindestens fünf Jahre hinweg genutzt wird, und der wiederkehrende Erträge erbringt. Dauergrünland und Dauerweideland zählen gewöhnlich nicht dazu. Zu diesen nicht in die Fruchtfolge einbezogenen verholzenden Kulturen gehören in Deutschland Obst- und Rebanlagen, Hopfengärten, mehrjährige Beerenanlagen, Spargelfelder, Korbweiden- und Pappelanlagen, Baumschulen und Weihnachtsbaumkulturen außerhalb des Waldes. Für den Mittelmeerbereich sind u.a. zu nennen die Flächen für Mandelbäume, Zitruskulturen, Nussbäume, Haselsträucher und Ölbäume. In tropischen Gebieten gehören dazu Kaffeepflanzungen, Teekulturen, Kautschukplantagen, Kakaobäume, Zimtbaumkulturen, Pflanzungen mit Gewürznelkenbäumen, Muskatnussbäumen, Cashewenussbäumen, Ölpalmen und Kokosnussbäumen, tropische Fruchtbäume (u. a. Bananen) usw.

Dauerkulturen dienen vor allem der menschlichen Ernährung und erzielen im Allgemeinen eine höhere Wertschöpfung pro Hektar als einjährige Kulturen. Darüber hinaus sind sie für die Gestaltung des ländlichen Raums (durch Baumobstanlagen, Rebflächen und Olivenhaine) von wesentlicher Bedeutung und tragen zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Umwelt bei.

Dauerkulturen unterscheiden sich betriebswirtschaftlich gesehen von einjährigen Kulturen dadurch, daß zu ihrer Erstellung hohe Ausgaben (Arbeit, Kapital) nötig sind, und daß das investierte Kapital für längere Zeit festgelegt ist. Der Wert des Kapitals wächst zwar bis zur vollen Ertragsfähigkeit der Anlagen, was aber erst nach mehreren Jahren erreicht ist. Dauerkulturen stellen fast immer besondere Standortansprüche. Ihre Erzeugnisse sind meist hochwertig, jedoch schwanken Erträge und Preise oft stärker als bei einjährigen Kulturpflanzen.

Die Produkte der Dauerkulturen eignen sich gewöhnlich nicht für die Grundversorgung der Familien (als Ausnahme gilt Öl aus der Ölpalme). Für die Eigenversorgung tragen Dauerkulturen i.d.R. – wenn überhaupt – nur zusätzlich bei (z.B. bei Obst, Ölbaum, Tee oder Kaffee). Die meisten Produkte erfordern eine Verarbeitung, um das konsumreife Endprodukt zu erzeugen.

Eine Zwischenstellung zwischen Dauerkulturen und einjährigen Kulturpflanzen nehmen mehrjährige Pflanzen ein, wie beispielsweise Zuckerrohr oder Sisalagaven. Eine Zwischenstellung kann auch dem mehrjährigen Anbau von selbstverträglichem Mais und Reis zugesprochen werden.

Typische Dauerkultursysteme sind Plantagen, bei denen es sich im ursprünglichen Sinn um großflächige landwirtschaftliche Betriebe in den Tropen und Subtropen handelt, in denen pflanzliche Produkte meist für den Weltmarkt angebaut werden.

Merkmale von Dauerkulturen im Unterschied zu Ackerkulturen:

Die Definition des Begriffes Dauerkultur und die Einbeziehung einzelner Kulturen kann in einzelnen Statistiksystemen variieren. Beispielsweise definiert die EU-Agrarpolitik: "Kulturen, die nicht in die Fruchtfolge einbezogen sind, die für die Dauer von mindestens fünf Jahren auf den Flächen verbleiben und wiederkehrende Erträge liefern. Baumschulen, Niederwald mit Kurzumtrieb und Weihnachtsbaumkulturen gehören unabhängig von der Dauer des Verbleibs auf der Fläche zu den Dauerkulturen.
Nicht zu den Dauerkulturen (und damit Bestandteil des Ackerlandes bzw. der beihilfefähigen Flächen) zählen die Anbauflächen folgender mehrjähriger Kulturen: Artischocken, Spargel, Rhabarber, Himbeeren, Brombeeren, Maulbeeren, Loganbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Preiselbeeren, Heidelbeeren und andere Früchte der Gattung Vaccinium sowie Baumschulen solcher mehrjähriger Kulturen."

Eine umfassendere Definition hat das bundeseigene Julius-Kühn-Institut, das Wald, Obstgehölze, Reben, aber auch Dauergrünland, Spargel und Hopfen zu den Dauerkulturen rechnet.

Dauerweide

Dauerhaft als Weide genutztes Grünland, erkennbar beispielsweise an der stabilen Umzäunung und an den hohen Gräsern an Stellen mit Kuhmist.

Dauerweidewirtschaft

Typ der Weidewirtschaft mit vielen regionalen Variationen und Größenordnungen, bei dem Betriebe hinreichend Weideflächen besitzen, um den gesamten Viehbestand auf diesen Weideflächen ernähren zu können. Ganzjähriger Weidegang am Standort des Betriebes setzt ganzjährig gemäßigte oder ozeanisch-milde Temperaturen voraus sowie ausreichend Niederschlag ohne lange Trockenzeiten. Diese Bedingungen finden sich optimal in einigen mild-ozeanischen Regionen Irlands, Großbritanniens und der französischen Westküste (Großvieh und Schafe) sowie in Teilen Neuseelands, in den Höhenlagen der zentralamerikanischen und südamerikanischen Kordilleren (Großvieh). Ferner ist in Ostpatagonien eine ganzjährige Schafweidewirtschaft möglich.

Um die Fleischqualität zur erhalten, wird in Regionen mit Trockenzeit vereinzelt ein Teil der Nutzflächen zur Gewinnung von hochwertigem Futter bewässert.

DDT

Abkürzung für Dichlordiphenyltrichlorethan. Die chemische Summenformel dieses Kohlenwasserstoffes lautet: C14H9Cl5. In der Natur kommt DDT nicht vor. Die Verbindung wird als hochwirksames Insektizid verwendet. In Deutschland, wie in den meisten westlichen Industrieländern ist die Anwendung und auch die Herstellung (außer zu Forschungszwecken) seit den 1970er Jahren verboten.

Als Folge des auch in den Tropen reduzierten Einsatzes kam es zu einer deutlichen Zunahme von Malaria-Fällen. In Ländern, die das Stockholmer Übereinkommen aus dem Jahr 2004 ratifiziert haben, ist die Herstellung und Verwendung von DDT nur noch zur Bekämpfung von krankheitsübertragenden Insekten, insbesondere den Überträgern der Malaria, zulässig.

Die Verbindung gilt als sehr schwer abbaubar und bleibt daher sehr lange in der Umwelt, auch in Form verschiedener Umwandlungsprodukte. Im Boden und in Nahrungsketten (Vögel, Fledermäuse usw.) sind weiterhin auch in Deutschland DDT-Rückstände aus früheren Anwendungen zu beobachten, wobei diese sich v.a. in fettreichem Gewebe finden. Eine Erbgutveränderung wurde nicht, Krebsauslösung nur bei Labortieren beobachtet.

Deckfrucht

Eine Hauptfrucht (Deckfrucht), z.B. Getreide, unter der eine weitere Frucht (Untersaat) gesät wird. So wird z.B. häufig Klee in ('unter') den bereits wachsenden Winterroggen gesät. Dies bietet den Vorteil, dass nach der Ernte der Deckfrucht weiterhin eine gut ausgebildete Vegetationsdecke vorhanden ist. Der Boden ist so in feuchten Jahren tragfähiger und weniger anfällig für Verdichtung. Darüber hinaus wird durch Klee als Leguminose Luftstickstoff gebunden und dem Boden zugeführt. Die Untersaat kann außerdem als Viehfutter genutzt werden und dient als Unkrautunterdrückung sowie in hängigen Lagen als Erosionsschutz.

Deckungsbeitrag

Anteil am Betriebsergebnis durch jedes einzelne Produkt, d. h. Anteil, der im Gesamtbetrieb pro Jahr für eine angebaute Frucht oder pro Hektar erzielt wurde bzw. Erlös aus Tierzucht oder Tiermast. Bei der Kostenrechnung werden zuvor die Aufwendungen für Betriebsmittel, z.B. Saatgut, Düngemittel oder Futtermittel, abgezogen. Dagegen bleiben die Festkosten wie die Abschreibung von Maschinen unberücksichtigt. Mit zunehmender Spezialisierung wird stärker mit dem Deckungsbeitrag in der Kostenrechnung gearbeitet, um die Rentabilität bestimmter Zweige eines Betriebes festzustellen.

deficiency payments

In der amerikanischen Agrarpolitik der Begriff für Subventionen, die Landwirten bezahlt wurden, wenn die erzielten Preise unter einem jährlich nach bestimmten Kriterien festgelegten Richtpreis ("target price") lagen. Die Deficiency Payments sind wie die Flächenbeihilfen der Reform der GAP vom Subventionsabbau im GATT ausgenommen. Allerdings wurden die Deficiency Payments durch das neue Landwirtschaftsgesetz von 1996 (Farm Bill) außer Kraft gesetzt. Die Far Bil von 2002 führte die Deficiency Payments als antizyklische Zahlungen mit geänderten Zahlungsberechnungen wieder ein.

Nach der Farm Bill von 2014 betragen die Mittel für die Agrarpolitik in den USA in den kommenden fünf Jahren insgesamt 956,4 Milliarden Dollar (708 Milliarden Euro). Das Gesetz beendet die jahrzehntealte Praxis, dass Landwirte unabhängig vom erwirtschafteten Ertrag Subventionen erhalten. Stattdessen sollen die Farmer künftig für ihre Versicherungen gegen Ernteverluste Geld vom Staat bekommen. Damit verabschieden sich die USA von dem Instrument der Direktzahlungen, das die EU-Staaten bei ihrer gemeinsamen Agrarpolitik anwenden.

Deflation

Deflation, auch Bodendeflation bezeichnet flächenhafte äolische Abtragung von Lockermaterial durch Wind. Voraussetzung ist das Vorhandensein äolisch transportierbaren Materials der entsprechenden Korngrößenklassen an der Oberfläche und ein Wind mit leichtem (zeitlichem oder räumlichem) Energieüberschuss, der in der Lage ist, Material auszutragen, ohne dass es zur Wiederablagerung des deflatierten Materials kommt. Deflation wird gebremst bis verhindert durch Feuchtigkeit, Salzgehalt und Tongehalt des zu deflatierenden Materials, durch Anreicherung grober, nicht mehr austragbarer Korngrößen zu einem Deflationspflaster, sowie durch Vegetation (z. B.Windschutzhecken).

In Dänemark beispielsweise prägte Sandflucht (dänisch sandflugt) bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. einige Küstenabschnitte und beeinflusste die Lebensbedingungen der Menschen. Geologische Schichten und archäologische Funde lassen auf periodisch auftretende Versandung schließen. Die jüngste Phase datiert auf 1500 bis 1850 n. Chr. Flugsand verwüstete landwirtschaftliche Flächen und Dörfer in Jütland. Die Bewohner waren gezwungen, ins Hinterland zu ziehen. Andererseits gab es vereinzelte Bemühungen, die ausgelaugten Dünen- und Heideflächen wieder zu besiedeln und den Lebensunterhalt durch eine Kombination aus Landwirtschaft, Fischerei und Handwerk zu bestreiten. Die Siedlung Vangså in Thy ist ein Resultat dieser Dünenkolonisierung.

Dehesa

Span. Bezeichnung für beweidete Eichenhaine (Hutewälder), die vor allem die vor allem im Südwesten Spaniens (Autonome Gemeinschaften Extremadura und Andalusien) und in Portugal (v. a. Alentejo) ausgedehnte Flächen einnehmen. Die Dehesa wurde traditionell als Gemeineigentum (ähnlich einer Allmende) gemeinsam bewirtschaftet; noch heute befinden sich die Ländereien oft im Eigentum der Gemeinde.

Die spanische Dehesa (Montado in Portugal) als Agroforstsystem ist seit etwa 2500 v.Ch. bekannt und in vielen mediterranen Gebieten landschaftsprägend (Eichhorn et al. 2006; Nerlich et al. 2013). Da eine ausschließlich landwirtschaftliche Nutzung auf den flachgründigen Böden im Süden der iberischen Halbinsel aufgrund des mediterranen Klimas, der geringen Bodenfruchtbarkeit und der zumeist unebenen Topographie, häufig unrentabel war, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte die Dehesa als agrosilvopastorale Landnutzungsform, basierend auf der Nutzung von Bäumen und Baumprodukten, Weidewirtschaft und dem zeitweisen Anbau verschiedener Ackerkulturen (Olea et al., 2006).

Dehesa bei Sevilla
Dehesa bei Sevilla

Die spanischen "Dehesas" und die portugiesischen "Montados" sind Grünlandgebiete mit spärlichem Baumbestand (meist Eichen), die eine vielfältige agrosylvopastorale Nutzung ermöglichen. Die Aufnahme entstand nördlich von Sevilla (-6.0949 W, 37.7924 N).

Quelle: Antonio Jordán (distributed via imaggeo.egu.eu)

Der Anstieg des Weinhandels im 18. Jh. führte zu einem vermehrten Anbau von Korkeichen, sodass man annimmt, dass die Dehesas zu dieser Zeit eine starke Ausweitung erfuhren.

Durch kontinuierliche Beweidung der ursprünglichen Stein- und Korkeichenwälder mit Haustieren wie Schweinen, Rindern, Schafen oder Ziegen, entstand die heute als typisch für die Dehesa angesehene halboffene Weidelandschaft. Die Gehölze, zumeist Kork- oder Steineichen, die einzeln oder in Gruppen auf der landwirtschaftlichen Fläche verteilt sind, schützen den Boden vor Erosion, produzieren Eicheln zur Schweinemast sowie andere Produkte wie Holz oder Kork. Weitere Produkte sind Wildbret, Pilze und Honig.

Darüber hinaus stellen sie eine kontinuierliche Rückführung von Nährstoffen aus dem Unterboden über den Streufall sicher und reichern so im Laufe der Zeit verarmte Oberböden wieder mit Nährstoffen an (Moreno u. Pulido 2009; Nerlich et al. 2013). Die ausgedehnten park- oder savannenähnlichen Grünflächen zwischen den Bäumen werden überwiegend für die Weidewirtschaft genutzt, wodurch neben der Erzeugung unterschiedlicher Tierprodukte u.a. eine Verbuschung der offenen Flächen effektiv verhindert wird. Ergänzt wird dieses System durch den wiederkehrenden Anbau unterschiedlicher Ackerfrüchte (z.B. Getreide oder Legumiosen als ergänzendes Grünfutter), typischerweise in Zyklen von 3-6 Jahren (Olea et al., 2006).

Dehesas bieten auch der Aufzucht der spanischen Kampfstiere ein naturnahes Habitat, ebenso wie gefährdeten Arten wie dem Iberischen Luchs und dem Spanischen Kaiseradler.

Dehesas gelten als Musterbeispiel für eine naturnahe Kulturlandschaft: Bäume schützen den Boden, liefern Brennstoffe (früher wurde aus dem Holz von Steineichen Holzkohle hergestellt) oder Kork und Futter für die Weidetiere. Dennoch sind die Dehesas heute gefährdet, da die traditionellen Weidetiere durch moderne, produktivere Rassen ersetzt werden, deren Futteranspruch aber durch Importfutter gedeckt werden muss. Nicht genutzte Dehesas sind am aufkommenden Buschbewuchs zu erkennen.

(s. a. Agroforstwirtschaft, Agropastoralismus, Waldweide)

Deichschäferei

Standortgebundene Betriebsform der Schafproduktion an Küsten. Der tiefe Biss der Schafe fördert die Bestockung der Böschungsbepflanzung. Zusätzlich zur Trittverdichtung trägt dies zu einer erhöhten Standfestigkeit der Deiche bei.

Delou

Auch Aghrour, Naora, Tirest; traditionelles Verfahren der Grundwasserförderung in Oasen. Dabei fördert ein Tier, das auf einer schiefen Laufstrecke hin- und hergeführt wird und dabei ein Doppelseil zieht, Brunnenwasser mit Hilfe eines am Ende des Seils befestigten Behältnisses (Ledersack). Delous können Wasser bis aus einer Tiefe von 50 - 60 m fördern. In der traditionellen Technik mit Zugtier ist das Verfahren nur noch vereinzelt anzutreffen.

Denaturierung

Verschiedene Verfahren zur Unbrauchbarmachung von Nahrungsmittelüberschüssen für den menschlichen Konsum. Sie werden nicht auf dem Weltmarkt abgesetzt, sondern als Viehfutter verwertet und dazu vorher "denaturiert". Dies geschieht z.B. durch Einfärbung, Beimengung von Fischmehl, Knoblauchpulver oder Eisenoxid.

Denitrifikation

Freisetzung von gasförmigen Stickstoffverbindungen (N2, NH3, NOx) aus den gebundenen Stickstoff-Formen des Bodens (Nitrite, Nitrate) durch Bodenbakterien bei Luftmangel.

Diese Bakterien siedeln - neben zahllosen anderen - auf Bodenteilchen und Steinen sowohl in der Sickerwasserzone als auch im Aquifer. Ihr Stoffwechsel ist darauf eingerichtet, den im Nitrat (NO3) gebundenen Sauerstoff zu veratmen. Sie denitrifizieren das Wasser und heißen deshalb auch Denitrifikanten. Die meisten Denitrifikanten verbrauchen dabei außerdem organische Substanz, beispielsweise Humusstoffe, die mit dem Sickerwasser aus dem Oberboden herausgelöst werden. Andere sind neben Nitrat auf Pyrit angewiesen, eine Verbindung von Schwefel und Eisen. In beiden Fällen ändert sich die Zusammensetzung der im Wasser gelösten Stoffe.

Alle Denitrifikanten haben gemeinsam, daß sie nur dann Nitrat abbauen, wenn das Wasser weitgehend frei von Sauerstoff ist. Da jedes Sickerwasser Sauerstoff enthält, muß der zunächst ebenfalls mikrobiell verbraucht werden, bevor Denitrifikation einsetzt. Nach derzeitigen Erkenntnissen werden so in leichten (Sand-)Böden pro Hektar und Jahr 10 bis 20, in schweren (Lehm-)Böden sogar 25 bis 35 Kilogramm Nitratstickstoff umgewandelt. Diese Denitrifikation vorausgesetzt, dürfen aus dem Oberboden dann noch jährlich 40 bis 45 Kilogramm Nitratstickstoff ausgewaschen werden, ohne daß der Nitratgehalt im neugebildeten Grundwasser 50 mg/l übersteigt.

Die Denitrifikation ist für den Pflanzenwuchs ungünstig, da den Pflanzen notwendige Nitrate entzogen werden. Stickstoffverluste durch Denitrifikation schwanken stark je nach Boden- und Klimabedingungen.

(s. a. Nitrifikation, Stickstoffkreislauf)

Deputat

Früher u.a. in der Landwirtschaft übliche, zum Entgelt gehörende Sachleistung für erteilte Rechte oder für erbrachte Arbeitsleistungen, wie z.B. der Naturallohn oder zur eigenen Nutzung überlassene Bodenflächen.

Aktuell umfasst der Begriff Sachbezüge von Arbeitnehmern der Land- und Forstwirtschaft. Diese Sachbezüge gehören wie Sachbezüge in anderen Wirtschaftszweigen zum steuerpflichtigen Arbeitslohn. Es wird jedoch ein Bewertungsabschlag von 4 Prozent und ein Rabattfreibetrag gewährt. Der Rabattfreibetrag beträgt 1.080 € im Jahr.

Desertifikation

Bezeichnung für die Gefahr und den Vorgang der Wüstenausbreitung, bzw. -bildung, d.h. der Prozess der Zerstörung von (potentiellen) Nutzflächen in ariden, semiariden und trockeneren subhumiden Zonen durch vermutlich irreversible Reduktion des ökologischen Potentials.
Desertifikation bewirkt eine Degradation von Steppen oder Savannen hin zu wüstenähnlichen Landschaften. Meist ist dieser Vorgang nicht ein ständiges Voranschreiten der Wüstenfront, sondern eine Degradation von einzelnen oft unzusammenhängenden Savannen- oder Steppenflächen.

Seuffert (2001) und Mensching & Seuffert (2001) verstehen die Desertifikation als Extremform bzw. Endstufe von "Landschaftsdegradation", "die durch unangepasste, vor allem landwirtschaftliche Nutzungen (Viehhaltung, Ackerbau) lokal (kleinräumig), regional (großräumig) und langfristig möglicherweise sogar zonal wüstenartige Umweltbedingungen in Landschaften entstehen lässt, die vordem keine Wüsten waren", und die in vollem Umfang ausschließlich in den Trockengebieten mit ihrer naturgegebenen Prädisposition ablaufen kann.

Im Unterschied dazu wird Desertifikation im Rahmen der Agenda 21 recht allgemein als Schädigung des Bodens (Degradation) in ariden, semiariden und trockenen subhumiden Regionen beschrieben, die durch verschiedenartige Ursachen einschließlich Klimaschwankungen und Einfluss des Menschen, hervorgerufen wird.

Die UNCCD (United Nations Convention to Combat Desertification) und andere UN-Organisationen definieren Desertifikation als "Landdegradierung in ariden, semiariden und trockenen subhumiden Gebieten aufgrund von vielen Faktoren, einschließlich Klimaänderungen und menschlicher Aktivitäten".

Aufgrund der uneinheitlichen Definition ist auch die räumliche Verbreitung von Desertifikation schwer zu erfassen. Die UNCCD konstatiert in einem Bericht 2013, dass insgesamt 11,8 Mio. km² der als Trockengebiete klassifizierten Flächen (ohne hyperaride Gebiete) von Desertifikationsprozessen betroffen sind (insgesamt 70 % aller Trockengebiete). In Afrika sind die Regionen am nördlichen und südlichen Rand der Sahara, in Ost und Nordost-Afrika insbesondere Kenia, Äthiopien und die Somali-Halbinsel sowie im südlichen Afrika die Randbereiche von Kalahari und Namib am stärksten betroffen oder zumindest stark bedroht. Diese Landschaften umfassen eine Fläche von etwa 5,3 Mio. km² und damit rund 30 % der Fläche Afrikas außerhalb der natürlichen Wüsten mit etwa 65% der gesamten Bevölkerung Afrikas. In Zentralasien sind über 50 % der Landesflächen von Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan akut von Desertifikation und Landschaftsdegradation bedroht. Auch in Lateinamerika und der Karibik leiden knapp 30 % der Trockengebietsfläche (rd. 1,2 Mio. km²), die 26,5 % der Gesamtfläche Lateinamerikas und der Karibik ausmachen, unter Desertifikationsprozessen. Auch in den Industrie- und Schwellenländern ist Desertifikation ein Problem. Zu den betroffenen Ländern gehören beispielsweise China, Argentinien, Brasilien, und Mexiko sowie die USA und einige Mittelmeeranrainerstaaten. Weltweit sind über 2,5 Milliarden Menschen in 110 Ländern von Desertifikation betroffen oder bedroht.

Globale Karte der Desertifikationsanfälligkeit
Globale Karte der Desertifikationsanfälligkeit

Die Karte der Desertifikationsanfälligkeit basiert auf einer Neuklassifizierung der globalen Bodenklimakarte und der globalen Bodenkarte. Auf der Grundlage des Bodenklimas und der Bodenklassifizierung werden vier Gefährdungsklassen (Vulnerability) definiert.

Quelle: USDA

Indikatoren der Desertifikation

Desertifikationsindikatoren sind Veränderungen im Landschaftsbild, die - nach uneinheitlicher Definition - ganz oder überwiegend aus anthropogenen Einflüssen resultieren und anzeigen, wo entsprechende Prozesse beginnen oder bereits stattgefunden haben. Dadurch kann im Gelände der jeweilige Desertifikationsgrad festgestellt werden.
Man unterscheidet:

Die Ursachen und Verbreitung sind von Kontinent zu Kontinent verschieden. Anthropogene und natürliche Faktoren überlagern und verstärken sich dabei. Beispielsweise werden die Tropfen der im Sahel sehr intensiven Regen bei abnehmender Vegetationsbedeckung nicht mehr gebremst, zerstören die Bodenaggregate, und nachfolgend werden Bodenporen mit Feinmaterial aufgefüllt. Verstärkt durch Krustenbildung bei anschließender Austrocknung wird damit die Bodenoberfläche zunehmend versiegelt, die Infiltration vermindert. Der so verstärkte Oberflächenabfluss besitzt eine höhere erosive Wirkung.

Anthropogene Faktoren:

Natürliche Faktoren:

Mehr als ein Drittel (ca. 5,2 Mrd. ha) der eisfreien Landoberflächen gelten als Trockenräume. Zwei Drittel (ca. 3,6 Mrd. ha) dieser Trockengebiete sind bereits durch Desertifikation in Mitleidenschaft gezogen oder verwüstet. Auf 2,6 Mrd. ha ist die Vegetation degradiert (ohne bisher nachweisbare Bodendegradation) und auf etwa 1 Mrd. ha sind auch die Böden degradiert. Jahr für Jahr werden weitere 6 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche vollständig und irreversibel verwüstet. 21 Mio. ha LN/Jahr werden zumindest so stark geschädigt, dass eine weitere ökonomische Landbewirtschaftung nicht mehr möglich ist. Mehr als 850 Mio. Menschen leben in Trockengebieten, 250 Mio. Menschen davon gelten als von der Wüstenausdehnung direkt oder indirekt betroffen.

(s. a. Aralsee-Syndrom)

Weitere Informationen:

Designerpflanzen

Gruppe von Pflanzen, die vor allem durch gentechnische Eingriffe speziell auf die Bedürfnisse beispielsweise der chemischen Industrie zugeschnitten werden. In den Industrieländern sollen Designerpflanzen durch ihren Einsatz als nachwachsende Rohstoffe helfen, die Nahrungsmittel-Überproduktion zu mindern. Zum Einsatz kommen voraussichtlich Raps (erhöhter Laurylsäuregehalt), Sonnenblumen, Soja und Leinsamen.

Destruenten

Lebewesen, die abgestrobene organische Substanzen zu anorganischen Stoffen umwandeln. Sie werden auch Zersetzer, Reduzenten oder (Re-)Mineralisierer genannt. Diese Abfallfresser leisten die erste Stufe bei der Wiederverfügbarmachung von Nährstoffen für die höhere Vegetation.

Destruenten bauen niedermolekulare organische Moleküle für die Energiegewinnung (Stoffwechsel) ab. Dadurch entstehen nicht zusätzliche organische Stoffe als Abfallprodukt, sondern anorganische Substanzen. Lebewesen, die organische Stoffe als Abbauprodukt bilden und zum Beispiel als Kot ausscheiden werden (Primär-)Konsumenten genannt. Destruenten verwerten die Stoffe, die die Endkonsumenten ausscheiden. Den Destruenten und Konsumenten gegenüber stehen die Produzenten, Pflanzen, die über die Photosynthese neue organische Stoffe bilden.

Destruenten sind reichlich im Boden vorhanden. Zu ihnen zählen Bakterien und Pilze, aber auch Insekten und Würmer sind wichtige Zersetzer. Destruenten tragen erheblich zur Qualität und Fruchtbarkeit des Bodens sowie zum Prozess der Bodenneubildung bei.

Für die Ökologie stellen Destruenten ein Bindeglied zwischen den Produzenten und den Konsumenten, z. B. für den Stoffkreislauf, dar.

Deutsche Hochmoorkultur

Kultivierungsform norddeutscher Hochmoore, bei der Höfe und Äcker auf dem entwässerten, mehrere Meter mächtigen Moorkörper angelegt wurden. Abtorfung und Mischung mit dem Mineralboden zur landwirtschaftlichen Nutzung erfolgte nicht. Die Nährstoffarmut als der wesentliche ertragsbegrenzende Faktor bei der Hochmoorkultivierung wird durch hohe Düngergaben ausgeglichen. Nach der Entwässerung werden die oberen 20 cm des Torfbodens durch Fräsen aufgelockert, durch Zufuhr von Kalk (bis auf pH 4) neutralisiert und mit Kali, Phosphat und Spurennährstoffen angereichert.

Bei der vorherrschenden Grünlandnutzung gehen jährlich ca. 0,5 cm der Hochmoorsubstanz durch biochemischen Abbau verloren, bei Beackerung liegen die Verluste gefördert durch Entwässerung, Kalkung und Düngung bei 1 - 2 cm. Dieser Torfschwund wirkt zusätzlich zur entwässerungsbedingten Sackung. Neu einsetzende Vernässung hat intensivere Entwässerung zur Folge.

Torfstich gab es nur auf einem Teil des Besitzes, um den Eigenbedarf zu befriedigen und geringe Mengen auf einem schmalen Kanal oder auf der Straße aus dem Moor hinaus zu befördern.

Die Konzepte der Deutschen Hochmoorkultur und der Deutschen Sandmischkultur entsprangen Forschungsarbeiten der 1877 gegründeten Preußischen Moorversuchsstation in Bremen.

Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG)

Die 1885 von dem deutschen Schriftsteller, Maler und Ingenieur Max Eyth (1836-1906) gegründete Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) ist eine Organisation der deutschen Land-, Agrar- und Lebensmittelwirtschaft mit Hauptsitz in Frankfurt a. M.. Die DLG ist ein gemeinnütziger Verein mit über 30.000 Mitgliedern (Stand: Januar 2020) und finanziert sich über ihre Einnahmen für Dienstleistungen, Mitgliedsbeiträge und öffentliche Zuschüsse.

Nach eigenem Verständnis will die DLG als offenes Netzwerk und fachliche Stimme der Land-, Agrar- und Lebensmittelwirtschaft das Fachwissen mehren, für einen breiten Transfer von Technologie und Know-how sorgen aber auch Qualitätsmaßstäbe setzen und sichern. Darum fördert die DLG den Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft über Fach- und Ländergrenzen hinweg. Als offenes, internationales Netzwerk erarbeitet die DLG mit Experten aus aller Welt zukunftsorientierte Lösungen für die Herausforderungen der Branche,insbesondere bei Sicherung der globalen Lebensgrundlagen

Diese Arbeiten teilen sich folgende Abteilungen: DLG-Fachzentrum, DLG-Testzentrum Lebensmittel, DLG-Testzentrum Technik & Betriebsmittel und der Fachbereich Ausstellungen. Im DLG-Fachzentrum geben über fünfzig Fachausschüsse, Arbeitskreise und Kommissionen mit rund 1.000 ehrenamtlichen Experten aus Wissenschaft und Praxis der DLG den fachlichen Input.

Weitere Informationen:

deutsche Sandmischkultur

Verbreitete Hochmoorkultur, die bei teilabgetorften Hochmooren oder Hochmoorböden mit weniger als 1,30 m Mächtigkeit anzutreffen ist. Auf tiefgreifendes Pflügen folgen Planieren und Meliorationsdüngung. Die guten Eigenschaften machen den Boden zu einem bevorzugten Ackerbau- und Waldbaustandort.

Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume

Die Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) gehört zur Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mit Sitz in Bonn. Die BLE ist eine nachgeordnete Behörde des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Finanzierung der DVS übernimmt die EU zur Hälfte, über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Die ELER-Verordnung sieht vor, dass in jedem Land der Europäischen Union ein Nationales Netzwerk für den ländlichen Raum (NLR) eingerichtet wird. In Deutschland ist die DVS der Knotenpunkt für alle Partner im deutschen NLR.

Aufgaben

Die DVS hat die Aufgabe, bundesweit diejenigen zusammenzubringen, die sich dafür engagieren, dass die ländlichen Regionen lebenswert bleiben. Dazu gehört es, die Lebensbedingungen auf dem Land zu verbessern, Dörfer und Regionen zu stärken, Landschaften zu erhalten, die Land- und Forstwirtschaft zu unterstützen sowie den Umwelt- und Naturschutz voranzutreiben. Die DVS führt dazu Veranstaltungen durch, informiert auf der Website netzwerk-laendlicher-raum.de und gibt Publikationen (Zeitschrift LandInForm, Newsletter landaktuell und Sonderpublikationen zu verschiedenen Themen) heraus, um die Akteure zusammenzubringen und Austausch über wichtige Themen, die der ELER definiert, zu ermöglichen.

Weitere Informationen:

Deutscher Bauernverband (DBV)

1948 als Arbeitsgemeinschaft der vordem zerstrittenen deutschen Bauernverbände gegründeter Dachverband deutscher Agrarproduzenten mit nahezu monopolartiger Stellung. Diese berufsständische Vertretung sollte als parteipolitisch und konfessionell unabhängiger Einheitsverband alle Produktionsrichtungen, Betriebsgrößen und Besitzformen auf freiwilliger und demokratischer Grundlage repräsentieren. Mit diesem Konzept vermied man eine Zersplitterung des landwirtschaftlichen Verbandswesens wie in der Zeit vor 1933.

Gering mächtige Konkurrenz des DBV

Die Ökologische Landwirtschaft vertritt mit dem 2002 gegründeten BÖLW als Dachverband von landwirtschaftlichen Erzeugern, Verarbeitern und Händlern ökologischer Lebensmittel ihre Interessen außerhalb des DBV.

Die 1973 sich ursprünglich aus einem kirchlichen Arbeitskreis zur Entwicklungspolitik konstituierende "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" (AbL) setzt sich für den Erhalt klein- und mittelbäuerlicher Strukturen und eine stärker auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit ausgerichtete Landwirtschaft ein. Ihr gehören ca. 5.000 konventionell und ökologisch wirtschaftende Landwirte an. Im Zuge der Erstarkung der Umweltbewegung und insbesondere in der zeit der rot-grünen Bundesregierung nach 1998 ist ihr Einfluss auf agrarpolitische Debatten und Maßnahmen deutlich gewachsen.

Den bislang erfolgreichsten Angriff auf den Repräsentationsanspruch des DBV unternahm der 1998 gegründete "Bundesverband deutscher Milchviehhalter" (BDM), der mitlerweile etwa ein Drittel der Milchproduzenten vertritt und seinen Forderungen 2008 in einem sehr öffentlichkeitswirksamen Milchlieferungsboykott Nachdruck verlieh.

Quelle: Mahlerwein 2016

Der DBV vertritt als ordentliche Mitglieder die 18 Landesbauernverbände (mit über 300 Kreisbauernverbänden), den Bund der Deutschen Landjugend, den Deutschen Raiffeisenverband und den Bundesverband der Landwirtschaftlichen Fachschulabsolventen sowie als assoziierte Mitglieder 46 Verbände und Organisationen. Letztere reichen von der Messe Berlin GmbH über den Bundesverband Deutscher Saatguterzeuger e.V., die Vereinigte Hagelversicherung VVaG bis zum Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V. Insgesamt sind mehr als 90 % aller Bauern über ihre Kreis- und Landesverbände dem DBV freiwillig angeschlossen, dies sind 270.000 Landwirte und ihre Familien.

Ferner ist der Deutsche Bauernverband selbst Mitglied in verschiedenen Einrichtungen der Agrarwirtschaft und Träger von Organisationen mit vielfältigen Aufgaben.

Im Zentralverband der Deutschen Landwirtschaft kooperiert der DBV mit dem Deutschen Raiffeisenverband, der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und dem Verband der Landwirtschaftskammern. Daneben ist der DBV in Gremien der zentralen genossenschaftlichen Einrichtungen - Banken und Versicherungen - vertreten sowie der landwirtschaftlichen Sozialversicherungen, der Ernährungswirtschaft, Wissenschaft und Entwicklungshilfe.

Der DBV hat laut Satzung die Aufgabe "die agrar-, wirtschafts-, rechts-, steuer-, sozial-, bildungs- und gesellschaftspolitischen Interessen" der Land- und Forstwirtschaft in ihrer Gesamtheit zu vertreten und "die Tätigkeit der Mitgliedsorganisationen in allen wesentlichen Angelegenheiten zu koordinieren". Die Verfolgung der Ziele des DBV geschieht über die Beratung der Mitglieder und die Einwirkung auf politische Organe u.a. durch die Mitarbeit in verschiedenen Gremien.

Einmal jährlich gibt der Deutsche Bauernverband den Situationsbericht – Trends und Fakten zur Landwirtschaft heraus. Er weist repräsentativ die wirtschaftliche Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe aus. Der Analyse zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Landwirtschaft liegen über 2.000 Jahresabschlüsse von landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben sowie Personengesellschaften und Agrargenossenschaften zu Grunde. Herausgeber ist der Deutsche Bauernverband in Zusammenarbeit mit der Land-Data GmbH (Softwarehersteller für landwirtschaftliche Buchführungsabschlüsse), der ZMP GmbH und der information.medien.agrar e. V. (i.m.a) sowie der Unterstützung der Landwirtschaftlichen Rentenbank.

Der Bericht erschien seit etwa 1988 in unterschiedlicher Form und soll ein Gegenstück zum Agrarbericht der Bundesregierung bilden.

Der DBV gilt als ausgesprochen erfolgreiche Interessenvertretung, was u. a. auf den hohen Organisationsgrad des DBV zurückzuführen ist. Zur wirksamen Vertretung der Interessen der deutschen Landwirtschaft auf europäischer und internationaler Ebene arbeitet der DBV eng mit internationalen Gremien und Partnern zusammen. Der DBV unterhält mit weiteren Partnern der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft ein Büro in Brüssel. Vertreter des DBV bringen ihre Expertise bei den EU-Institutionen, beim europäischen Bauernverband COPA (Comité des Organisations Professionelles Agricoles de l'UE) und in die WFO (World Farmers’ Organisation) ein.

Im DBV zeigt sich im Hinblick auf die innerlandwirtschaftlichen Machtverhältnisse eine auffallende Beharrungstendenz zugunsten der kleinen Gruppe von großen Landwirten, auch wenn er sich nach eigenem Bekunden nie als Vertretung landwirtschaftlicher Eliten verstand. Die Inhaber von Führungspositionen entstammen häufig großen umsatzstarken Betrieben, die gleichzeitig am meisten von der propagierten Preisstützungspolitik profitieren und auch über hinreichende Zeit, Kenntnisse und finanzielle Mittel verfügen, um sich mit der komplexen Materie der Agrarpolitik zu beschäftigen (Henrichsmeyer/Witzke 1994). Eine bedeutende Rolle spielt auch ihre institutionelle Verflechtung mit angrenzenden Wirtschaftsbereichen, politischen Parteien und staatlichen Bürokratien, sowie die hohe Organisationseffizienz und die Fähigkeit, Partialinteressen als Allgemeininteressen auszugeben. Ferner kann sich die Verbandspolitik auf weit verbreitete solidarisierende Gruppenideologien stützen: Der mit dem Strukturwandel einhergehende Verlust an Einkommen und sozialem Status ließ in weiten Kreisen der Landwirtschaft ein Gefühl der Benachteiligung und existentiellen Bedrohung und als Folge ein ausgeprägtes solidarisches Verhalten entstehen.

Ein weiterer Grund für die lange Zeit unbestrittene Machtstellung des DBV war das Fehlen von schlagkräftigen Verbänden mit konkurrierenden oder gegenteiligen Interessen, etwa von Seiten der Verbraucher oder der Steuerzahler, was das oft kompromisslos erscheinende Auftreten des Verbandes, der sich wenig für die gesellschaftliche Vermittlung seiner Forderungen engagieren musste, erklärt.

Historisch gesehen hat aber das landwirtschaftliche Establishment im Gesellschaftsgefüge seit der Gründung des Kaiserreiches an gesellschaftlichem Status, Prestige und Machtchancen eingebüßt.

Auch legt beispielsweise die These des „Post-Exceptionalism” in der Agrarpolitik nahe, dass landwirtschaftliche Interessenverbände im Zuge der Liberalisierung an Einfluss verloren haben, weil sie für den landwirtschaftlichen Bereich nicht mehr in gleichem Maße wie früher reklamieren können, dass dort besondere Bedingungen („Exceptionalism”) gelten, die einen besonderen politischen Schutz des Sektors notwendig machen (Daugbjerg & Feindt 2017).

Weitere Informationen:

Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV)

1972 gegründete Spitzenorganisation des deutschen Genossenschaftswesens mit drei fachbezogenen Bundesverbänden (Bereiche "Banken", "gewerbliche Ware", "ländliche Warengenossenschaften") mit Hauptsitz in Berlin. Er vertritt die gemeinsamen, übergeordneten Interessen von 5.700 Genossenschaften (2017) mit 19,5 Mio. Genossenschaftsmitgliedern im politischen Willensbildungsprozess.

Der DGRV ist aus dem Zusammenschluss der beiden damaligen genossenschaftlichen Spitzenverbände Deutscher Raiffeisenverband e. V. (alt) und Deutscher Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) e. V. hervorgegangen. Seither ist der DGRV für alle übergreifenden Themen der genossenschaftlichen Gruppe zuständig.

Weitere Informationen:

Deutscher Raiffeisenverband (DRV)

In seiner jetzigen Form 1948 entstandener Dachverband aller Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Der DRV engagiert sich für die Interessen der 2.250 Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen Agrarhandel sowie Verarbeitung tierischer und pflanzlicher Erzeugnisse, die zusammen im Jahr 2015 einen addierten Umsatz von mehr als 61,7 Mrd. Euro erzielten. Die genossenschaftlichen Unternehmen sind fester Bestandteil der deutschen Agrarwirtschaft: Nahezu jeder Landwirt, Gärtner und Winzer ist Mitglied und damit Eigentümer einer Genossenschaft.

Die Raiffeisen-Genossenschaften sind mit ihren 82.000 Beschäftigten Marktpartner von Landwirtschaft, Ernährungsindustrie und Lebensmittelhandel. Ihre Zahl ist über die Jahre deutlich rückläufig und vor allem dem Fusions- und Kooperationsbestreben der Unternehmen geschuldet.

Umsatzstärkste Sparten waren 2015mit 36,1 Milliarden Euro die Warenwirtschaft, die Milchwirtschaft mit 12,4 Milliarden Euro und die Vieh- und Fleischwirtschaft mit 6,2 Milliarden Euro. Ausgehend von rund 280.000 landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland und rund 513.000 Mitgliedschaften von Landwirten, Winzern und Gärtnern ist statistisch betrachtet jeder Betrieb an nahezu zwei Genossenschaften beteiligt.

Die einzelnen Mitgliedsgenossenschaften des DRV sind wirtschaftlich und rechtlich selbständige Gesellschaften, die dem genossenschaftlichen Förderauftrag ("Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft der Mitglieder durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb" §1 GenG) und den drei genossenschaftlichen Grundprinzipien verpflichtet sind:

Aufgaben des DRV sind – zusammen mit den Regionalverbänden und den regionalen Zentralen – Förderung, Betreuung und Vertretung der ländlichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften. Besondere Bedeutung kommt der Interessenvertretung in wirtschafts-, rechts-, steuer- und umweltpolitischen Fragen auf nationaler und internationaler Ebene zu, besonders auf marktpolitischem Gebiet in der Europäischen Union (EU).

Der Deutsche Raiffeisenverband gehört seit 1971 dem Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) ebenso an wie der Deutsche Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) und der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Dem Dachverband obliegt u.a. die Prüfung der ihm angeschlossenen Zentralen und Verbände sowie die Aus- und Fortbildung des genossenschaftlichen Nachwuchses.

Weitere Informationen:

Diele

Breiter Wirtschaftsraum, in dem früher gedroschen wurde, der z.T. aber auch als Wohnraum (mit Herdfeuer) diente.

(s. a. Tenne, Flur, Ern)

Diemen

Meist um einen Pfahl herum zylinder- bis kegelförmig oder auch mit eckigem Grundriß gestapeltes Erntegut (meist Heu, auch Stroh).

Dienstbarkeit

Dienstbarkeiten, in Österreich und der Schweiz auch Servitute genannt, sind beschränkte Nutzungsrechte an fremden Sachen. Der Eigentümer eines Grundstücks oder Immobilie kann dadurch verpflichtet werden, eine bestimmte Nutzung zu dulden oder zu unterlassen. Der Inhaber des Servituts hat ein durch die Rechtsordnung geschütztes Herrschaftsrecht, das er gegen jeden Dritten und sogar gegen den Eigentümer durchsetzen kann. Dienstbarkeiten sind in der Regel im Grundbuch eingetragen und daher auch für jeden ersichtlich. Für die Eintragung in das Grundbuch ist ein notariell beglaubigter Vertrag notwendig.

m deutschen Sachenrecht können alle Sachen mit Dienstbarkeiten belastet werden. Ist das Belastungsobjekt z. B. ein Grundstück steht die Grunddienstbarkeit§ 1018 ff. BGB) nur dem jeweiligen Eigentümer eines anderen Grundstücks zu und ist deshalb personal auf Grundeigentümer beschränkt. Zu den Grunddienstbarkeiten gehören Wegerechte (ein bestimmtes Grundstück zu Fuß oder mit Fahrzeugen zu überqueren, Vieh über das Grundstück zu treiben) oder Wasserleitungsrechte. Der Eigentümer des belasteten Grundstücks ist in diesem Fall zu einem Dulden verpflichtet. Er muss die Benutzung des Weges gestatten. Er ist aber nicht verpflichtet, den Weg zu erhalten oder gar in den Weg zu investieren.

Digital Farming

Die Digitalisierung der Landwirtschaft umfasst zwei verschiedene Entwicklungsstufen. Im Rahmen der ersten Stufe, dem Precision Farming, werden Informationen digital aufbereitet, beispielsweise in Form von Wetter-Apps, und dienen somit dem Landwirt zur Entscheidungsunterstützung. Beim Precision Farming handelt es sich damit um einen informationsbasierten Ansatz. Die zweite Entwicklungsstufe des Digital Farming stellt das Smart Farming dar. Wie bei Industrie 4.0 bildet auch beim Smart Farming der erfolgreiche Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) die Grundlage dafür, Menschen, Dienste und Ressourcen simultan in Echtzeit zu vernetzen. Smart Farming bedeutet bspw., dass Cyber-physische Systeme (CPS) weltweit der Vernetzung von Betriebsmitteln, Maschinen und Lagersystemen dienen können. Der Gesamtprozess der Landwirtschaft inklusive der zugehörigen Wertschöpfungsnetzwerke kann durch Smart Farming optimiert werden, indem der Landwirt durch Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in seinen Entscheidungen während des Produktionsprozesses unterstützt wird.

Kennzeichnend für Smart Farming ist, dass Maschinen und Geräte Informationen selbstständig verarbeiten und teilweise autonome Entscheidungen treffen, sodass dem Landwirt selbst immer mehr eine überwachende und kontrollierende Funktion zukommt. Damit folgt das Smart Farming als zweite Entwicklungsstufe des Digital Farming einem wissensbasierten Ansatz. Als außenwirtschaftliche Beispiele sind autonom fahrende Erntemaschinen, Bodenanalysen in Echtzeit oder drohnenbasierte Online-Analysen zu Schädlingsbeständen zu nennen. Im Bereich der Tierhaltung kommen beispielsweise Sensoren zum Einsatz, die in der Lage sind, Daten zu physiologischen Parametern des Tieres zu erfassen und zu bewerten. Falls es zu Abweichungen der Gesundwerte kommt, kann der Landwirt über verschiedene Mensch-Maschine-Schnittstellen informiert werden.

Digitalisierung der Landwirtschaft

Die Digitalisierung der Landwirtschaft beschreibt die Anwendung neuer Informationstechnologien für die landwirtschaftliche Wertschöpfung. Stichwörter wie „Landwirtschaft 4.0“, „Präzisionslandschaft“ oder „Precision Farming“, „Prescription Farming“, „Smart Farming“, „Digital Farming“, „Agrarinformatik“, „High-Tech-Landwirtschaft“ oder „automatisierte Acker“ werden hierfür oft als Synonyme benutzt. Drei überlappende Teilgebiete sind Charakteristika dieser Entwicklung:

Im Hintergrund der Digitalisierung der Landwirtschaft steht die Optimierung landwirtschaftlicher Prozesse (Steigerung der Erträge und Minimierung von Verbrauch und Verschwendung).

Modellrechnungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zufolge ist das Potential der „Landwirtschaft 4.0“ sehr groß. Im Vergleich zum konventionellen Landbau spart der Landwirt bei einem digitalisierten Acker 12 % der Arbeitszeit und bis zu 10 % des Betriebsmitteleinsatzes sowie 10 % der notwendigen Menge an Pflanzenschutzmittel; der gesamte Energieverbrauch vermindert sich um 20 bis 60 %.

Zurzeit (Stand: Februar 2016) benutzen nur 30 % der deutschen Landwirte automatisierte Prozesssysteme (im Vergleich: für Großbetriebe in den USA liegt der Wert bei 70 %). Herausforderungen für die Zukunft sind der Breitbandausbau in ländlichen Gebieten, die Digitalisierung und damit Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette (Landwirtschaft 4.0), die Akzeptanz der Bauern gegenüber den neuen Technologien und die rechtliche Lage in Bezug auf Datensicherheit, -schutz und -eigentum.

Deutschlands Landwirtschaft ist von großen und kleinen Betrieben, Vollzeit- und Nebenerwerbslandwirten geprägt – und dies vorwiegend in ländlichen Regionen. Um digitale Technologien stärker zu verbreiten, sind nachfolgende Voraussetzungen zu erfüllen:

Experten gehen davon aus, dass allgemein durch den Einsatz neuer Technologien angestammte Arbeitsplätze verloren gehen könnten, dafür aber neue Beschäftigungsfelder entstehen. Wissenschaftler vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim fanden heraus, dass in Deutschland 42 Prozent der Beschäftigten eine Arbeit ausüben, die in etwa 20 Jahren digitalisiert oder automatisiert werden könnte. Für die landwirtschaftlichen Unternehmen stellt sich die Frage, ob eine Digitalisierung Auswirkungen auf die Betriebsstrukturen oder auf den Arbeitsplatz "Landwirt" hat. Ob kleine und mittlere Betriebe davon profitieren, wird unterschiedlich eingeschätzt. Insbesondere durch digitale überbetriebliche Ansätze können auch kleinere Betriebe an der Digitalisierung teilhaben.

Digitalisierung der Landwirtschaft: Wem dienen die Agrardaten?

Digitale Technologien haben bereits heute die Landwirtschaft vor allem in den Industrieländern tiefgreifend verändert. Neben Chancen durch gesteigerte Produktivität und Effizienz werden jedoch auch Risiken, etwa im Hinblick auf ungleich verteilte Zugangschancen, erwartbare Rebound-Effekte oder Pfadabhängigkeiten kontrovers diskutiert. Die zunehmende Verbreitung der Präzisionslandwirtschaft basiert auf der Nutzung von Big Data, Künstlicher Intelligenz und Robotik, aber auch auf Plattformen, um vernetzte Datenströme, Geräte und Akteure zusammenzuführen sowie Informationen und Wissen zu vermitteln.

Neben einer „digitalen Kluft“ (digital divide) für Entwicklungsländer besteht jedoch international die Gefahr verschärfter asymmetrischer Machtverhältnisse für Produzent*innen und Bürger*innen gegenüber der Agrarindustrie. Je stärker diese die Technologien, Plattformen und Daten gestaltet, besitzt und kontrolliert, desto größer ist das Risiko der Vergrößerung heutiger Machtasymmetrien. Dadurch aufgeworfene Fragen nach Datenschutz, -hoheit und -eigentum sind zentral – in Europa wie in den Entwicklungsländern, wo angesichts des schwächeren oder fehlenden Datenschutzes das Risiko eines „Datenkolonialismus“ im Agrarbereich noch höher ist. Wenn sich Marktmacht in den Datenzentren großer Konzerne konzentriert, verstärkt dies die ohnehin bereits bestehenden Abhängigkeitsverhältnisse.

Die Schlüsselfragen kreisen dabei darum, wer die Technologie und ihre Gestaltung sowie den Zugriff auf die Informationen kontrolliert. Ihre Beantwortung führt im Hinblick auf die „proprietären Märkte“ digitaler Plattformen (z. B. Amazon) auch im Agrarbereich unweigerlich zur wertebasierten Diskussion zwischen individualistischen und gemeinwohlorientierten Ansätzen.

Quelle: WBGU 2020

Die Landwirtschaft war Vorreiter bei der Nutzung von GPS-Daten im zivilen Bereich. Durch GPS-Steuerung verbunden mit geeigneten Computerprogrammen konnten für den Traktor und selbstfahrende Erntefahrzeuge der Fahrweg optimiert und Treibstoff eingespart werden. Wetter-Apps, Drohnen und anderen Datenmanagementsystemen helfen, Boden- und Ernteverfahren zu optimieren. Cloudlösungen, beispielsweise für die Grund- und Stickstoff-Düngung, ermöglichen, Pflanzen besser und effizienter zu versorgen. Komplexe Prozessabläufe, wie beispielsweise die Silomais-oder Zuckerrübenernte, können in Echtzeit überwacht und gemeinschaftlich organisiert werden. Und Futterroboter, Messeinrichtungen zur Milchinhaltsstoffbestimmung oder Klimaführungssysteme leisten einen wesentlichen Beitrag zum Tierwohl, der Umwelt und dienen der Arbeitserleichterung. Durch neue Entwicklungen in der Sensortechnik kann das Tierverhalten ermittelt und bewertet werden.

Die Landwirtschaft nutzt schon seit etwa zwei Jahrzehnten alle Möglichkeiten, um die Prozesse entsprechend der fachlichen guten Praxis möglichst optimal und präzise zu gestalten (Precision Farming) und durch intelligente Steuerung weiter zu optimieren (Smart Farming). Hard- und Software werden weiter optimiert und erlauben, das Gespann von Traktor und Anbaugerät besser aufeinander abzustimmen und den Bereich der Logistik einzubinden. Denn die Landwirtschaft nutzt Betriebsmittel (zum Beispiel Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel) und erzeugt Produkte, die transportiert und weiterverarbeitet werden, bis sie schließlich beim Verbraucher ankommen.

Diese Stoff- und Transportströme digital abzubilden und abzustimmen, davon erwarten viele einen Effizienz- und Transparenzgewinn sowie Arbeitserleichterungen. Auch werden positive Effekte für die Umwelt durch einen nachhaltigen Ressourceneinsatz und bedarfsgerechte Behandlung in Ackerbau und Tierhaltung mit der Digitalisierung der Landwirtschaft verbunden.

Der Hauptunterschied zwischen "normaler" computergestützter Arbeit und der sog. Landwirtschaft 4.0 liegt in der Vernetzung. So können Satelliteninformationen mit Klimadaten und Bodenanalysen verbunden werden, um das perfekte Zeitfenster zum Düngen oder Spritzen einer bestimmten Fläche zu errechnen. Der Traktor sendet wiederum alle Informationen, die er auf dem Feld sammelt, zum Beispiel über Schädlinge, an den Hof und in die Cloud. So könnten sie auch zeitnah Nachbarbetrieben zugänglich gemacht werden. Das voll vernetzte Leben setzt allerdings eine gute Mobilfunkabdeckug im ländlichen Raum voraus. Da stößt das Cloud-Computing heute noch an seine Grenzen.

In der Computerwoche-Online vom Mai 2018 werden einige Beispiele genannt, wie die Digitalisierung dem Precision Farming schon heute zu neuen Möglichkeiten verhilft:

Für die großen Agrartechnikkonzerne eröffnet sich ein völlig neuer Markt. Einige Übernahmen und Joint Ventures der vergangenen Jahre zeigen diese Entwicklung. 2014 haben AGCO und der Pestizidhersteller DuPont eine Zusammenarbeit bei der digitalen Datenübertragung angekündigt. Im selben Jahr unterzeichneten CNH und die Sparte "Climate Corporation" von Monsanto ein Abkommen zur Entwicklung einer neuen Präzisionspflanztechnologie. Ein Jahr später vereinbarte Deere mit der Climate Corporation, Geräte zu entwickeln, die dem Farm-Management-System von Deere erlauben, online auf die riesigen Datensätze der Climate Corporation zuzugreifen. Zugleich gingen AGCO, der Chemiekonzern BASF und Monsanto eine Partnerschaft ein, um ein konkurrierendes Farm-Management-System zu entwickeln. Und 2016 führte CHN autonom fahrende Traktoren vor. Sie werden über Sensoren gesteuert und kommen ohne Fahrzeugkabine aus.

Die Abhängigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe von Agrarkonzernen steigt. AGCO erwartet, dass sich in Zukunft ein Konsortium um Deere herausbildet und eines rund um Claas. Die US-Nichtregierungsorganisation ETC Group sagt sogar voraus, dass die großen Agrartechnikkonzerne aufgrund ihrer Kapitalmacht die vorgelagerten Bereich Saatgut und Pestizide übernehmen werden. (Heinrich Böll Stiftung u. a. 2017)

Weitere Informationen:

Dinkel

Dinkel (Triticum aestivum ssp. spelta) oder Spelz bzw. Spelzweizen genannt, ist eine mit dem Weichweizen sehr nahe verwandte Getreideart.

Merkmale

Dinkel gehört zur Familie der Gräser (Poaceae). Die Pflanze wird 0,6 bis 1,5 m hoch. Die vierkantige Ähren sind sehr druckempfindlich und zerfallen beim Dreschen leicht. Es gibt sehr viele Mischformen und Übergänge zwischen „modernem“ Weizen und Dinkel, weil beide in manchen Regionen gemeinsam angebaut und auch miteinander gekreuzt wurden.

Herkunft

Die ältesten Funde von Dinkel stammen aus Westarmenien und den Tälern des Ararat-Gebirges (6. bis 5. Jt. v. Chr.). Bereits seit der jüngeren Steinzeit (5.000 v. Chr.) wird er in Europa angebaut und kam 1.700 v. Chr. in die Deutschschweiz. Ab dem späten Mittelalter war Dinkel ein wichtiges Handelsgetreide. Auswanderer wie z.B. die Pilgerväter nahmen Dinkel als haltbare Frucht mit auf ihre Seereisen. Daher ist diese Getreideart heute weltweit verbreitet. Bis etwa 1900 war Dinkel in vielen Regionen Deutschlands eine wichtige Kulturpflanze danach ging der Anbau stark zurück.

Anbau

In jüngerer Zeit wird Dinkel wieder verstärkt angebaut. Die Anbaufläche in Deutschland wurde auf über 90.000 ha (2018) ausgeweitet. Damit hat Dinkel den Status einer Klein-/Sonderkultur überwunden und gilt inzwischen als eine reguläre Hauptgetreideart. Die Anbaufläche in der Schweiz (5000 ha) wuchs zwischen 2014 und 2017 um 41 %. Typische Anbaugebiete sind Baden-Württemberg (Sorten: Bauländer Spelz, Schwabenkorn), die Schweiz (Sorten: Oberkulmer Rotkorn, Ostro), Belgien (Spelt, Rouquin), Finnland (Speltti) und Asturien, Nordspanien (Escanda). Auch im Mittelburgenland zählt Dinkel zu den früher stark vertretenen Getreidesorten. Dinkel hat zwar nicht so einen hohen Ertrag wie Weizen, ist dafür jedoch aber wetter- und krankheitsresistenter.

Gegenüber dem Weizen ist Dinkel  weniger anspruchsvoll und kann auch auf flachgründigen Böden angebaut werden. Die Saatzeit liegt je nach Region etwa eine Woche vor dem Winterweizen. Die  Saatstärke beträgt 250 bis 400 bespelzte Körner pro Quadratmeter. Bedingt durch seine langen Halme, die leicht knicken, neigt er zum Lagern. Durch Stickstoffdüngung werden keine nennenswerten Ertragsteigerungen erzielt. Pro ha werden meist etwa 60 dt geerntet. Dinkel ist robust, winterhart und resistent gegen eine Vielzahl von Krankheiten und kann mehrere Jahre auf derselben Fläche angebaut werden (Selbstverträglichkeit). Seine hohe Spindelbrüchigkeit bedingt jedoch hohe Kornverluste schon auf dem Feld. Um die Körner nach dem Drusch weiterverarbeiten zu können, müssen diese erst von den festsitzenden Spelzen befreit werden. Diesen zusätzlichen Arbeitschritt nennt man Gerbgang. All dies waren vermutlich die Gründe warum Dinkel in Deutschland um 1900 durch den Brot- oder Saatweizen (Triticum Aestivum) verdrängt wurde.

Nutzung

Dinkel spielt im Bereich der Nutztierfütterung lediglich bei der Pferdehaltung eine gewisse Rolle, dort erlebt er seit einigen Jahren eine Renaissance. Man verwendet dabei entweder den vollständigen Dinkel (also inklusive Spelz) oder nur dessen Spelz.

Neben der traditionellen Verwendung als Grünkern oder Dinkelmehl für Dinkelnudeln sind Weizen-Mischbrote mit Dinkel immer beliebter geworden. Gerösteter Dinkel wird auch zur Herstellung von Dinkelkaffee verwendet, ähnlich wie andere Getreidesorten beim Malzkaffee.

Eine Wiederbelebung erlebt der Dinkel auch durch die Zunahme des Biologischen Anbaus in Deutschland seit 1980, da er auch auf ertragsschwachen Standorten gut gedeiht. Zudem werden dem Dinkel besondere Heilkräfte nachgesagt und machen ihn daher als Schonkost interessant. Aus den reif geernteten entspelzten und vermahlenen Körnern wird das beliebte Dinkelbrot gebacken. Das fein gemahlene Mehl eignet sich auch hervorragend zur Herstellung von Spätzle. Erntet man die Körner schon vor der vollen Reife so erhält man nach vorsichtigem Dörren und Entspelzen den Grünkern. Dieser kann  in Form von Graupen, Gries oder Mehl  genutzt werden. Aus Grünkern lassen sich auch schmackhafte Bratlinge herstellen.

Direktbeihilfe

Auch Direktzahlungen; unmittelbare Zahlungen des Staates an die Landwirte im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik. Direktbeihilfen erhalten heute praktisch alle Landwirte als Ausgleich für die unzureichenden Erlöse beim Verkauf von Agrarprodukten, und zwar über die Ausgleichszahlungen.

Weitere Informationen:

Direktsaat

Verfahren zur maschinellen Saatgutablage ohne jegliche Bodenbearbeitung (engl. zero-tillage). Dennoch besteht auch der Begriff "pfluglose Bodenbearbeitung". Damit entfallen auch Saatbettbereitung und mechanische Unkratbekämpfung. Es werden lediglich Saatschlitze geöffnet, in die das Saatgut abgelegt wird. Zum Anlegen der Saatschlitze dienen je nach Gerätetyp meißelartige Werkzeuge oder ein bis zwei groß dimensionierte Scheiben (Drillmaschine). Zur Unkrautbekämpfung werden Herbizide (z.T. teuere Spezialpräparate) eingesetzt. Das System führt zu Kosten-, vor allem aber zu Arbeitszeiteinsparungen. In Deutschland wird es jedoch nicht in großem Umfang eingesetzt, weil viele Böden eine herkömmliche Bearbeitung benötigen, damit die Pflanzenreste eingearbeitet werden und ein gutes Saatbett hergestellt werden kann. In anderen Ländern gehört die Direktsaat zu den Techniken, die man als Maßnahmen des Erosionsschutzes einsetzt, sowie zur Erhaltung von Bodenfeuchte und zur Vermehrung der organischen Bodenbestandteile.

Weitere Vorteile der Direktsaat

Für Entwicklungsländer wurden spezielle Sägeräte für Handbetrieb und tierische oder motorisierte Zugkraft entwickelt. Dabei entspricht das Verfahren im Prinzip herkömmlichen Methoden der tropischen Kleinlandwirtschaft, bei der nach der Brandrodung mit Hilfe eines Pflanzstocks ausgesät wird. Zentrales Element der Direktsaat in Entwicklungsländern ist die Unkrautbekämpfung. Gründüngung, Mulchen und geeignete Fruchtfolgen helfen, den Unkrautwuchs zu unterdrücken. Lediglich in mechanisierten Betrieben werden Herbizide eingesetzt.

(s. a. Minimal-Bestelltechnik)

Direktvermarktung

Landwirtschaftliche Direktvermarktung ist der Verkauf von Erzeugnissen unmittelbar an den Konsumenten ohne Zwischenschaltung von Handels- und Verarbeitungsbetrieben. Direktvermarktung bedeutet umgekehrt die Wiedereingliederung zahlreicher Funktionen in den landwirtschaftlichen Betrieb (Verarbeitung, Transport, Lagerung, Werbung, Verkauf).

Die Vertriebswege der Direktvermarkter sind vielfältig. Insgesamt könnten 15 verschiedene Vertriebswege in der Direktvermarktung – wie bespielweise der Hofladen, der Online-Versand, die Selbstpflücke, der Bauernmarkt oder die Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) – definiert werden. Dabei nutzt der Direktvermarkter meist mehrere Vertriebswege für die Vermarktung seiner Produkte.

Die Direktvermarktung von Lebensmitteln steht wie kein anderer Vertriebsweg für den Verkauf von regionalen Produkten. Die landwirtschaftliche Direktvermarktung hat sich mit rund 2,7 Milliarden Euro Umsatz in den letzten Jahren in etwa behauptet. Der Verkauf über das Internet bietet weitere Absatzpotentiale, während der Verkauf auf den mittlerweile nur noch 3.300 Wochenmärkten rückläufig ist.

Die Direktvermarktung findet in den vergangenen Jahren verstärkt Bedeutung.

Gründe dafür sind:

Wandel in den Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung mit bewußter Ernährung als Form der Freizeitgestaltung

Passende Vermarktungsformen in Abhängigkeit vom Standort des Betriebes
Standort Vermarktungsform
Ortsnähe und Stadtrand


  • Ab-Hof-Verkauf, Einrichtung von Hofläden
  • Frei-Haus-Verkauf
  • Selbstpflückanlage
Befahrene Straße


  • Ab-Hof-Verkauf
  • Selbstpflückanlage
  • Stand am Straßenrand
Mit PKW erreichbare Stadt oder Siedlung




  • Marktstand
  • Rollender Verkaufsstand
  • Frei-Haus-Verkauf
  • Belieferung von Großkunden, z.B. Restaurants
  • speziell eingerichtete Bauernmärkte
Tourismus- und Freizeitanlagen in der Nähe
  • Stände auf Campingplätzen, an Badeseen und Ausflugszielen
Marktferne

  • Versand
  • Verkauf an Händler

Häufig besitzen Vermarktungsformen kooperativen Charakter oder sind Element einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft. Letztere beinhaltet den Gedanken, daß die erhöhten organisatorischen Aufgaben, die mit der direkten Vermarktung von Produkten verbunden sind, nicht von den Bauern allein bewältigt werden müssen, sondern engagierte Verbraucher einen Teil dieser Arbeit übernehmen. Deren Tätigkeit erfolgt überwiegend ehrenamtlich und setzt ein hohes Maß an Idealismus voraus.

Zu den direktvermarktungsüblichen Produkten gehören:

Landwirtschaftliche Betriebe, die lediglich eine Verkaufsstelle auf ihrem Hof unterhalten, betreiben nach rechtlichen Kriterien kein Handelsgeschäft. Werden dagegen bestimmte Grenzwerte dauernd und nachhaltig überschritten, kann dies zum Übergang vom landwirtschaftlichen zum gewerblichen Unternehmen führen mit Konsequenzen für die steuerliche Behandlung des Betriebes.
Die Direktvermarktung und die Integration von der Erzeugung nachgelagerter Funktionen bewirken in der Regel eine Erhöhung der Wertschöpfung innerhalb eines Betriebes. Diese Tätigkeiten haben damit eine Bedeutung für die ökonomische Stabilisierung eines Teils der landwirtschaftlichen Betriebe.

Weitere Informationen:

Direktzahlungen

Unmittelbare Zahlungen des Staates an die Landwirte mit dem Ziel, sie an der allgemeinen Wohlstands- und Einkommensentwicklung teilnehmen zu lassen wie es beispielsweise so im deutschen Landwirtschaftsgesetz definiert ist. Sie lösten erzeugungsabhängige Subventionen ab, nachdem in der Uruguay-Runde zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen deren Abschaffung beschlossen worden war.

Direktzahlungen sind nicht produktgebundene Subventionen und als solche an konkrete (sich ändernde) Auflagen geknüpft. Von allen westlichen Industrienationen werden Direktzahlungen geleistet.

Neben Direktzahlungen zum Ausgleich von Standortnachteilen und Bewirtschaftungserschwernissen, z. B. im Berggebiet (Hangzulage), gibt es Direktzahlungen für „freiwillig“ erbrachte Leistungen (z. B. Sömmerungsbeiträge in der Schweiz). Direktzahlungen sind ein zentrales Steuerungsinstrument der Agrarpolitik. Es gibt allgemeine Direktzahlungen (grundsätzlich nicht nach Nutzung oder Gebiet differenziert) und ökologische Direktzahlungen (an konkrete Maßnahmen geknüpft).

Direktzahlungen in der EU

Direktzahlungen sind ein Kernelement der EU-Agrarförderung. In der aktuellen Ausgestaltung wird mit diesem Instrument die Einkommens- und Risikoabsicherung landwirtschaftlicher Betriebe in Form einer von der Produktion unabhängigen Zahlung unterstützt.

Darüber hinaus honorieren die Direktzahlungen gesellschaftliche Leistungen der Landwirtschaft, die nicht über den Markt entgolten werden. Die Direktzahlungen dienen auch als finanzieller Ausgleich für hohe Standards, die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland und der EU in den Bereichen Umweltschutz-, Tierschutz- und Verbraucherschutz erfüllen und die weit höher sind als in vielen Nicht-EU-Staaten.

Ab 2023 gilt ein neues Fördersystem im Bereich der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU. Erstmals werden beide „Säulen“ der GAP, die grundsätzlich erhalten bleiben, in einem gemeinsamen Rahmen zusammengefasst, dem sogenannten Strategieplan.

Darüber hinaus honorieren die Direktzahlungen gesellschaftliche Leistungen der Landwirtschaft, die nicht über den Markt entgolten werden. Die Direktzahlungen dienen auch als finanzieller Ausgleich für hohe Standards, die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland und der EU in den Bereichen Umweltschutz-, Tierschutz- und Verbraucherschutz erfüllen und die weit höher sind als in vielen Nicht-EU-Staaten.

Ab 2023 gilt ein neues Fördersystem im Bereich der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU. Erstmals werden beide „Säulen“ der GAP, die grundsätzlich erhalten bleiben, in einem gemeinsamen Rahmen zusammengefasst, dem sogenannten Strategieplan.

Der nationale Strategieplan Deutschlands wurde Ende 2022 von der Europäischen Kommission genehmigt. Eine Kurzbeschreibung finden Sie hier. Den gesamten Strategieplan finden Sie hier.

Der genehmigte Strategieplan ist Grundlage für die Agrarzahlungen ab dem Jahr 2023.

Weitere Informationen:

Disparitäten, räumliche

Unter räumlichen (oder auch regionalen) Disparitäten werden alle Abweichungen der Teilräume beispielsweise der Bundesländer oder der Kreise gegenüber dem Wert der übergeordneten Maßstabsebene („paritätische Referenzverteilung“), beispielsweise dem Nationalstaat, verstanden. Die Abweichungen werden meist in Statistiken numerisch und in Karten über Klassen mit entsprechenden Kennzeichnungen beschreibend dargestellt. Zur (vergleichenden) Analyse bedient man sich entsprechender Verteilungsanalysen (Varianzanalysen auf der Basis von Streuungen, Gini-Koeffizienten, Unterschieden zwischen oberen und unteren Quantilen – meist Quartilen, Quintilen oder Dezilen – sowie den Abständen zwischen den Extremwerten) oder der Abweichung vom arithmetischen Mittel.

Der Abbau räumlicher Disparitäten hat sowohl innerhalb der Europäischen Union (EU), als auch innerhalb der Nationalstaaten Verfassungsrang. Dennoch haben sich die Disparitäten auf nahezu allen Maßstabsebenen in den letzten Jahrzehnten (wieder) verstärkt. Der Grund hierfür ist das Spannungsverhältnis aus Wachstums- und Ausgleichspolitik bzw. der Widerspruch aus den Zielsetzungen einzelner Fachpolitiken gegenüber den eher schwachen Instrumenten der Kohäsionspolitik. (Dangschat, J. ARL 2018)

Distickstoff(mon)oxid

N2O, auch Lachgas, klimarelevantes Spurengas, das zum zusätzlichen Treibhauseffekt beiträgt. Der Abbau des N2O erfolgt im Wesentlichen auf photochemischem Wege in der Stratosphäre. Es ist so Mitverursacher des saisonalen Ozonabbaus in der Stratosphäre.

In der Atmosphäre verweilt Lachgas rund 120 Jahre lang. Zwar kommt es dort nur in Spuren vor, aber wegen seiner starken Treibhauswirkung trägt es auf die Menge bezogen überproportional zum menschengemachten Klimawandel bei. Die Distickstoffoxidkonzentration in der Atmosphäre liegt bereits heute rund 20 Prozent über dem vorindustriellen Wert.

Die wichtigste Quelle für N2O sind mikrobielle Umsetzungen von Stickstoffverbindungen in Böden (Nitrifikation, Denitrifikation). Diese erfolgen sowohl unter natürlichen Bedingungen als auch infolge der Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft.

Globales Lachgas-Budget im Zeitraum zwischen 2007 und 2016

Globales Lachgas-Budget im Zeitraum zwischen 2007 und 2016

Die farbigen Pfeile stellen die Lachgasflüsse (in Teragramm Stickstoff pro Jahr) dar.
Gelb: Emissionen aus anthropogenen Quellen (von links: Landwirtschaft und Abwasser, Biomasseverbrennung, fossile Brennstoffe und Industrie sowie indirekte Emissionen)
Grün: Emissionen aus natürlichen Quellen(von links: Landmassen, Ozeane)
Blau: Menge des Lachgases, das der Atmosphäre durch chemische Prozesse entzogen wird.

Quelle: MPI 2020

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Anstieg beschleunigt, was auf Emissionen aus verschiedenen menschlichen Aktivitäten zurückzuführen ist. Verursacht ist der Anstieg der Distickstoffoxidkonzentration in der Atmosphäre vor allem durch den (weiterhin zunehmenden) Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln. Dazu gehören sowohl synthetische Dünger als auch organische Dünger aus tierischen Ausscheidungen.

Die Landwirtschaft trägt so rd. 34 % der gesamten anthropogenen N2O-Emissionen in Deutschland bei, global sind es ca. 60 % aller anthropogenen N2O-Emissionen.

Bei einer für die kommenden Jahrzehnte erwarteten Verdoppelung der Emissionen wird das Ozon-Zerstörungspotential des N2O dem der FCKW entsprechen.

Die Beiträge der N2O-Emissionen aus Böden als Folge mikrobielle umgesetzter Stickstoffüberschüsse aus der Stickstoffdüngung sind bisher besonders unzureichend erforscht. Bekannt ist aber, daß insbesondere bei schweren Böden mit geringen Versickerungsraten und langen Verweilzeiten des Bodenwassers der überwiegende Teil der Stickstoffüberschüsse im Boden (80 - 95 %) nach Umsetzungen in die Luft emittiert wird. Weiterhin von Bedeutung sind Prozesse in der chemischen Industrie sowie in geringem Umfang Verbrennungsprozesse. N2O entsteht auch bei der katalytischen Reinigung von Kfz-Abgasen.

Nach einer neueren Studie (Hanqin Tian et al. 2020) sind die menschengemachten Lachgasemissionen in Ost- und Südasien, Afrika und Südamerika am höchsten. Besonders hohe Steigerungen weisen Schwellenländer auf, speziell China, Indien und Brasilien, wo Ackerbau und Viehbestand stark zugenommen haben. In Europa dagegen sind die anthropogenen N2O-Emissionen zurückgegangen, sowohl in der Landwirtschaft als auch in der chemischen Industrie. Dies führen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf verschiedene Anreiz- und Schutzmaßnahmen zurück. So ist die Landwirtschaft in vielen westeuropäischen Ländern dazu übergegangen, Stickstoff effizienter einzusetzen, unter anderem auch, um die Wasserbelastung zu reduzieren.

(s. a. Umweltwirkungen)

Weitere Informationen:

Diversifizierung

Auch Diversifikation; Steigerung der Produktvielfalt, d.h. die Ausrichtung eines Betriebes auf eine größere Zahl verschiedener landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Häufig werden unter dem Begriff auch die fünf alternativen Erwerbszweige Tourismus, Freizeit und Erholung, Weiterverarbeitung konventioneller Produkte, unkonventionelle Produktionszweige und die Umnutzung von Land und Gebäuden verstanden.

In der deutschen Landwirtschaft ist die Ergänzung des Einkommens jenseits der traditionellen Urproduktion seit jeher ein gängiges Thema und wird unter den Begriffen Diversifikation und Einkommenskombination zusammengefasst. Als Motiv zur Ergreifung einer dieser Formen stehen finanzielle Gründe im Vordergrund, da mit der Urproduktion kein ausreichendes Einkommen verdient wird.

Historischer Rückblick

Bereits im 16. Jahrhundert, das ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnete, welches wiederum in einer anwachsenden unterbäuerlichen Schicht mündete, nahm die Zahl von landwirtschaftlichen Vollexistenzen rapide ab; also von Betrieben, die keine Ackernahrung mit ihrem landwirtschaftlichen Grundbesitz erzeugen konnten. Dies führte dazu, dass weitere Einkommensquellen erschlossen werden mussten. Etwa als Lohnarbeiter innerhalb der Landwirtschaft, oder außerhalb der Landwirtschaft im Bereich des Landhandwerkes oder des Verlagswesens innerhalb der damaligen Textilbranche. Die ländliche Textilerzeugung war im Südwesten, in Westfalen, Sachsen und Schlesien stark verbreitet. Weitere außerlandwirtschaftliche Erwerbsmöglichkeiten bot die Erzgewinnung und -verhüttung (Mittelgebirge) sowie die Salzgewinnung (Lüneburg, Salzburg).

Die einsetzende Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte durch die Entstehung neuer Arbeitsplätze und die damit einhergehenden besseren Verdienstmöglichkeiten zu einer Flucht der ländlichen Bevölkerung in die Städte. Die Abwanderungswelle erfasste Landlose, wie auch Nebenerwerbsbauern. Während die Landlosen größtenteils in die industriellen Gebiete wie das Rheinland und Westfalen zogen, blieben die Nebenerwerbsbauern überwiegend auf dem Lande und suchten sich als Wanderarbeiter im Hoch- und Tiefbau einen Zuverdienst.

Aktuelle Situation

2016 wurden 52 % der Einzelunternehmen im Nebenerwerb geführt. Im Vergleich zu 2010 ist der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe deutlich angestiegen. Der Nebenerwerb kann sowohl Übergangsstadium als auch stabile Form einzelbetrieblicher Entwicklungen sein. Andere Betriebe versuchen, durch das Erschließen und die Kombination neuer Betriebszweige ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Nebenerwerbslandwirtschaft und Diversifikation schließen sich nicht aus. Nebenerwerbslandwirtschaft bzw. außerlandwirtschaftliche Einkommensbereiche sind vielmehr Bestandteile der Diversifikation.

Begrifflichkeiten

Die landwirtschaftliche BWL unterscheidet Diversifikationsformen nach folgender Einteilung:

Bei Steiner und Hoffmann 2012 findet sich eine Reihe von Beispielen für Diversifizierung.

Weitere Informationen:

Domaine

Häufig verwendete Bezeichnung (auch Mas) für ein Weingut im Süden Frankreichs und vor allem im . In Bordeaux hingegen ist  üblich, was besonders im  auch eine besondere Bedeutung haben kann. Weitere Begriffe sind  (Italien),  (Neue Welt) und  (Deutschland und Österreich).

Domäne

Domäne (von lat. dominium über franz. domaine „Herrschaft, Herrschaftsbereich“) steht für verschiedene Typen von Landgütern:

Domestikation

Auch Domestizierung; durch Zuchtauslese erreichte Umwandlung von Wildpflanzen in Kulturpflanzen und Wildtieren in Haustiere. Dadurch und durch die weitere Züchtung wird eine Nutzung durch den Menschen oft erst möglich oder die Nutzbarkeit kann enorm verbessert werden (siehe Nutztier und Nutzpflanze).

Nachfolgend geht es um die Domestikation von Tieren. Zur Domestikation von Pflanzen siehe Pflanzenzüchtung.

Die erste Domestizierung von Wildtieren erfolgte in denselben Regionen, und von denselben menschlichen Populationen, die auch die ersten Pflanzen anbauten und daraus Kulturpflanzen entwickelten, die also als erste Landwirtschaft betrieben.

Einzige Ausnahme ist, soweit bekannt, der Hund, der schon von nomadisierenden Wildbeutern und Sammlern Jahrtausende vor der Sesshaftwerdung durch Züchtung aus dem Wolf domestiziert wurde. Die Schätzungen schwanken dabei zwischen 15.000 und 100.000 Jahren vor heute.

Später wurden aus dem Ur-Rind die Milchkuh, aus dem Wildpferd das Reit- und Zugpferd, aus dem Wildschwein das Hausschwein, aus dem asiatischen Bankiva-Huhn die heutigen Hühnerrassen gezüchtet. Bei den oben genannten Tieren, wie auch bei Schaf, Ziege, Gans oder Esel kam es immer darauf an, durch gezielte Züchtungen Tiere zu erhalten, die für die vorgesehenen Aufgaben oder Zwecke möglichst gut geeignet waren.

Für die meisten der frühen Haustiere sind drei unabhängige Zentren der frühesten Domestizierung bekannt, die gleichzeitig unabhängige Regionen bei der Erfindung der Landwirtschaft waren: der Fruchtbare Halbmond in Vorderasien vor etwa 10.500 bis 10.000 Jahren, gleichzeitig, oder wenig später, Zentral-China, und, deutlich später, die südamerikanischen Anden. Sobald Menschen in anderen Regionen ebenfalls begannen, sesshaft zu werden und Landwirtschaft zu treiben, oder erste Bauern aus den frühen Zentren in neue Regionen einwanderten, folgte die Domestizierung weiterer geeigneter Arten in den neuen Regionen.

Die moderne Tierzucht, die die Haustiere unter völliger Kontrolle hält und jeden Kontakt mit Wildtieren zu vermeiden sucht, ist eine vergleichsweise junge Erfindung und wurde erst Jahrtausende nach der ersten Domestizierung üblich.

Doppelhof

1. Zwei wirtschaftlich selbständige Agrarbetriebs- und Wohneinheiten unter einem Dach oder in relativer räumlicher Nachbarschaft. Der Doppelhof ist eine Übergangsform vom Einzelhof zur Gruppensiedlung.

2. Teilungshof, der vom zugehörigen zweiten Hof durch räumliche Entfernungen von über 1.000 m getrennt sein kann, jedoch Nachbarschaft der Fluren und gleiche Namensgebung aufweist.

Doppelhöfe finden sich häufig in Westfalen und in der Lüneburger Heide.

Dorf

Nach geographischer Definition eine ländliche Gruppensiedlung mit geringer Arbeitsteilung ab einer Größe von ca. 100 Einwohnern bzw. 20 Hausstätten. Sie ist durch eine - zumindest ursprünglich - landwirtschaftlich geprägte Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur gekennzeichnet. Dazu kommt der unmittelbare Bezug zu Naturraum und Landschaft, sowie die Beschränkung von Einwohnerzahl und Siedlungsdichte.

Das Dorf unterscheidet sich vom kleineren Weiler nicht allein durch seine Größe, sondern auch durch eine Differenzierung in der Ausstattung mit einem Mindestmaß an Dienstleistungsangeboten, die teils der Versorgung mit spezifischen Bedarfsgütern der im primären Sektor tätigen Bevölkerung, teils mit ihrem universellen Charakter auch der Versorgung der Nicht-Agrarbevölkerung dienen. Dazu gehören u.a. Kirche, Schule, Post, Gasthof, Laden und Bürgermeisteramt.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist jedoch der Begriff "Dorf" zu einer Art Synonym für "ländliche Siedlung" geworden, der damit auch ländliche Einzelsiedlungen und kleinere Gruppensiedlungen umfasst.

Dörfer sind keine einheitlichen Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialräume. In ihrer Vielgestaltigkeit bilden sie differenzierte räumliche, soziale und wirtschaftliche Realitäten ab, die von demographischen Faktoren (wachsende und schrumpfende Dörfer) überlagert werden.

Streusiedlungen werden in manchen Gegenden nicht als Dorf bezeichnet, sondern in Nordwestdeutschland als Bauerschaft, am Niederrhein als Honnschaft. Noch kleinere Wohnplätze mit nur ein oder zwei Haushalten werden als , Einzelgehöft, in Süddeutschland und den deutschsprachigen Alpenländern als Einöde oder Einödshof bezeichnet.

Traditionell stellte das Dorf – im Gegensatz zum kleineren Weiler – als Gemeinde der Bauern eine politische Einheit dar. Vor der Schaffung von Gemeinderäten im 19. Jahrhundert gab es im deutschsprachigen Raum den Ortsvorsteher, den Dorfschulzen. Durch die Gebietsreformen der 1970er bis 1990er Jahre sind die meisten Dörfer in Deutschland keine Gebietskörperschaften mehr, sondern wurden zu Ländlichen Gemeinden zusammengefasst oder in benachbarte Städte eingemeindet. Einen Kompromiss mit Resten von Eigenständigkeit der Dörfer stellen die Samtgemeinden dar.

Klassifizierungen

Dörfer können nach Größe, Grundriss, Lage, sozioökonomischer Funktion und Wirtschaftsweise klassifiziert werden. Grob unterscheidet man nach ungeregelten und geregelten Dorfanlagen, wobei letztere nur bei gelenkter und durchdachter Planung (Kolonisation) vorkommen. Zu den häufigsten Dorfformen gehören die Haufen-, die Reihen- und die Straßendörfer.

Im Zusammenhang mit den Dorfformen stehen die Flurformen. Spätestens im 20. Jahrhundert traten in deutschen Dörfern Zersiedelungsprozesse ein, wurden Flure bereinigt und Felder zu großen Schlägen zusammengelegt („Verkoppelung“).

Für Deutschland gilt die folgende Klassifizierung der ländlichen Siedlungsgrößen, die im Wesentlichen von der Anzahl der Hausstätten und der Einwohnerzahl abhängt: Einzelsiedlung, kleine Gruppensiedlung, große Gruppensiedlung (Dorf), Kleinstadt.

Größenstufen des deutschen / mitteleuropäischen Dorfes

  • Das kleine bis mäßig große Dorf mit 20 bis 100 Hausstätten beziehungsweise 100 bis 500 Einwohnern,
  • das mittelgroße Dorf mit 100 bis 400 Hausstätten beziehungsweise 500 bis 2.000 Einwohnern,
  • das große Dorf mit 400 bis 1.000 Hausstätten beziehungsweise 2.000 bis 5.000 Einwohnern und
  • das sehr große Dorf mit mehr als 1.000 Hausstätten und 5.000 Einwohnern.

Für die beiden letztgenannten Größenstufen werden vielfach auch die Bezeichnungen "Großdorf" und "Stadtdorf" gebraucht, womit die statistische Nähe zur städtischen Siedlung deutlich wird. Der Übergang vom Großdorf zur ländlichen Kleinstadt, die heute im Allgemeinen mit 5.000 bis 25.000, bisweilen sogar bis 50.000 Einwohnern ausgewiesen wird, ist im Einzelfall oft schwer zu begründen.

Etymologie

Der älteste Beleg für das Wort Dorf, thaurp, findet sich in der gotischen Bibelübersetzung des Wulfila, wo es einen eingezäunten Bereich bezeichnet. Diese Bedeutung ist auch für das nordfriesische terp wie auch das alemannische Dorf anzunehmen, das Wort sollte ursprünglich also nicht den Unterschied zwischen einer Einzel- und Gruppensiedlung anzeigen.

Vom 6. Jahrhundert bis in die Karolinger-Zeit kennen die Schriftquellen noch kein einheitliches Wort für "Dorf"; villa, vicus, cria und domus vereinzelt auch civitas bezeichnen jeweils verschiedene ländliche Siedlungsformen. Sie sind ihrem Sinngehalt nach aber höchstens im jeweiligen Kontext zu unterscheiden. Erst seit dem 12. Jahrhundert kann "villa" mit "Dorf" übersetzt werden. Der volkssprachliche Begriff "Dorf" erscheint zunächst als Annex von Ortsnamen, als selbständiges Wort gewinnt er im 13. Jahrhundert an Verbreitung. (Troßbach/Zimmermann)

Historie

Seit dem Frühneolithikum sind Siedlungen bekannt, die sich durch eine Ansammlung gleichzeitiger Häuser, einer ökonomischen Grundlage in der Landwirtschaft und gemeinsame Einrichtungen auszeichnen. Nach einer Definition des Dorfes, die auf ebendiese Kriterien abzielt, ist das „Dorf“ somit eine grundlegende Siedlungsform der Agrarkultur. Vorläufer des Dorfes ist der von Jägern und Sammlern mitunter nur saisonal aufgesuchte Wohnplatz. Gleichwohl sind in den Jahrtausenden der Vorgeschichte und des Mittelalters einige Veränderungen des Dorfes zu beobachten. Bedeutend scheint etwa die Entwicklung von der Tellsiedlung, die zu Beginn des Ackerbaus in Südosteuropa bis in den Donauraum verbreitet ist, zur Reihensiedlung und am Übergang zum Mittelneolithikum zur Streusiedlung mit lockerer, einheitlich orientierter Bebauung. Hier mögen kulturelle, soziale und wirtschaftliche Umwälzungen im Hintergrund stehen.

Dörfliche Siedlungen waren in Mitteleuropa bereits in frühgeschichtlicher Zeit verbreitet. In der Römerzeit trat neben das Dorf die "villa", das Landgut. Auch die Landnahme germanischer und slawischer Völkerschaften brachte eine Vielfalt ländlicher Siedlungsformen hervor. Zwar überwogen anfangs Kleinsiedlungen, es sind aber auch schon für das 6. und 7. Jahrhundert größere Gruppensiedlungen nachgewiesen. Ihre Bezeichnung als Dorf oder als Gehöftesiedlung hängt von der Definition ab, etwa von der Frage, ob Gemeinschaftseinrichtungen wie Straßen, Plätze oder Brunnen bestanden. Häuser und gehöfte, damit das Siedlungsgefüge insgesamt waren unabhängig von der Größe der orte instabil, teils wurden ganze Dörfer im Nahbereich verschoben. Erst im Hochmittelalter nahmen die Dörfer festere Gestalt an, was aber die Aufgabe ganzer Siedlungen (Ortswüstungen) noch immer nicht ausschloss. (Troßbach/Zimmermann)

So ist festzuhalten, dass - wie archäologische Zeugnisse belegen - bis weit ins Mittelalter das ländliche Siedlungsgefüge bedeutenden Veränderungen unterworfen war. Die klassischen Dorfformen Mitteleuropas sind oft nur Sekundärformen, die sich durch Siedlungskonzentrationen und -verlagerungen, aber auch durch komplette innere Umstrukturierung älterer Siedlungen entwickelten. Eng verbunden mit der Dorfgenese ist die Gemeindebildung, wie sie sich in schriftlichen Quellen fassen lässt und derzeit vorrangig ins 12./13. Jahrhundert datiert wird.

Dorfsiedlungsgebiete sind in Mitteleuropa die altbesiedelten Börden, die klimatisch günstigen Gäulandschaften Süddeutschlands, die hessischen Senken und die im Zuge der Ostkolonisation besiedelten Gebiete.

Die Verwendung des Begriffes "Dorf" für heutige nichtzentrale Gruppensiedlungen im ländlichen Raum Mittel-, Nord- und Westeuropas wird von Jäger (1987) aufgrund des starken Funktionswandels und des Fehlens des Begriffes "Dorf" in der aktuellen Gemeindeverfassung in Frage gestellt. Er betrachtet "Dorf" als einen historisch-geographischen Begriff. Kattler (1996) sieht den Begriff zu sehr mit emotionalen Bindungen behaftet, als dass er wissenschaftlich definierbar wäre. Henkel (2016) präsentiert ein lebendiges Portrait des fiktiven "Kirchhusen" als Repräsentant des "modernen Dorfes".

Merkmale von mitteleuropäischen Dörfern:

Verwaltungsdefinitionen

Der Stadt- und Gemeindetyp des deutschen BBSR ordnet die Einheitsgemeinden und Gemeindeverbände in die Kategorien Groß-, Mittel-, Kleinstädte und Landgemeinden. Kriterien sind die Größe der Gemeinde (Bevölkerungszahl) und ihre zentralörtliche Funktion. Hat eine Gemeinde innerhalb eines Gemeindeverbandes oder die Einheitsgemeinde selbst mindestens 5.000 Einwohner oder mindestens grundzentrale Funktion, dann wird diese als "Stadt" bezeichnet. Trifft eine dieser Bedingungen auf den Gemeindeverband bzw. die Einheitsgemeinde nicht zu, dann handelt es sich um eine Landgemeinde. Von den rund 4.500 Einheiten sind rund 1.700 Landgemeinden und 2.800 Städte.

Schwierige Quantifizierung

Für Deutschland wird verschiedentlich die Schätzzahl von 35.000 Dörfern genannt. Aber es fehlt ein allgemein gültiges Verständnis, was ein Dorf ist bzw. nicht ist. Dieses bleibt immer vom jeweiligen disziplinären Zugang sowie von der konkreten Fragestellung und Perspektive abhängig.

Mit dem Verlust der Eigenständigkeit zahlreicher Dörfer im Verlauf des 20. Jahrhunderts, insbesondere seit den 1960er Jahren in der damaligen Bundesrepublik und nach der Wiedervereinigung auch in den ostdeutschen Bundesländern, hat die Zahl der kleinen ländlichen Gemeinden beträchtlich abgenommen. Viele Dörfer sind auf diese Weise administrativ ebenso wie statistisch weitgehend unsichtbar geworden, allerdings bei großen Unterschieden zwischen den einzelnen Bundesländern. Eingemeindungen erfolgten zum einen in nahegelegene größere Städte, als deren Ortsteile die Dörfer dann baulich meist überformt wurden. Zum anderen vergrößerten sich auch ländliche Gemeinden und Kleinstädte – hier behielten die eingemeindeten Orte oft ihren dörflichen Charakter, ohne freilich in den Statistiken noch als Dörfer zu erscheinen. (BüL 2021)

Weitere Informationen:

Dorfentwicklung

Die Entwicklung von Dörfern wird durch ihre räumliche Lage und verkehrliche Anbindung, die historische Entwicklung, soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen geprägt. Der Begriff Dorfentwicklung hat zum einen eine prozessuale Bedeutung: Stattfindende Veränderungsprozesse kleiner Siedlungseinheiten in ländlichen sowie in verstädterten Räumen werden als Dorfentwicklung bezeichnet. Zum anderen versteht man unter Dorfentwicklung die aktive Förderung angestrebter Veränderungen durch lokale oder externe Akteure mittels verschiedener Instrumente raumbezogener Planung und Politik. Die Handlungsfelder der Dorfentwicklung decken ein breites Spektrum von Fragen der baulichen, funktionalen und ökologischen Entwicklung über soziale und kulturelle Belange bis zur wirtschaftlichen Entwicklung ab.

Typen der Dorfentwicklung
Typen der Dorfentwicklung

Quelle: Haversath, J.-B. und Ratusny, A. (2002): Traditionelle Ortsgrundrissformen und neuere Dorfentwicklung. In: Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland/5. – Dörfer und Städte / Institut für Länderkunde, Leipzig (Hrsg.). Mitherausgegeben von Klaus Friedrich, Barbara Hahn und Herbert Popp. Heidelberg, Berlin: Spektrum Akademischer Verlag, 2002, S. 50ff.

Auf Grund der unterschiedlichen Entwicklungsdynamik in den einzelnen Landesteilen können besondere Typen der Dorfentwicklung ausgewiesen werden. Sie spiegeln die Hauptkategorien der räumlichen Entwicklung im Stadt-Land-Kontinuum wider.

Typ 1: In den stark wachsenden suburbanen Randzonen der Verdichtungsräume bilden ehemals bäuerlich geprägte Dörfer physiognomische Inseln, die von einem Kranz neuer Wohn- und Gewerbegebiete umgeben sind. Baulicher Zuwachs bedeutet für diese Gemeinden eine funktionale Stärkung und einen wirtschaftlichen Gewinn. Auf gesellschaftlicher Ebene bildet sich in der Regel eine Kluft zwischen der einheimischen und der zugezogenen Bevölkerung.

Typ 2: In günstiger Lage zu den Verdichtungsgebieten, aber doch deutlich hiervon abgesetzt, bilden Revitalisierung und Dorferneuerung die hervorstechenden Kennzeichen. Rückbesinnung auf die örtlichen Traditionen führt im baulichen und gesellschaftlichen Bereich vielfach zu einer Renaissance alter Strukturen. Einheimische und Zugezogene finden im Idealfall über eine gemeinsame regionale und lokale Identität zu einem neuen dörflichen Selbstverständnis.

Typ 3: In Orten mit ausgeprägtem überregionalem Fremdenverkehr nehmen die bauliche Erhaltung und Pflege eine noch wichtigere Rolle ein, weil sie das Image der Siedlung maßgeblich beeinflussen. Die forcierte Wiederbelebung gesellschaftlicher Aktivitäten in Form von Dorffesten, der Pflege von Brauchtum und Vereinswesen zeigt vielfach folkloristische Züge.

Typ 4: In abseits gelegenen, weiterhin agrarisch geprägten Regionen stagniert der Baubestand der meisten ländlichen Siedlungen. Die Einwohnerzahl schrumpft, Schule, Post, Lebensmittelgeschäfte oder andere örtliche Kommunikationszentren wie Wirtshaus und Gemeindebüro sind längst verschwunden. Nur wo es der technische Standard oder die Lebensansprüche verlangen, wird umgebaut, ansonsten überwiegen tradierte Raumstrukturen.

Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel 1952, 1972, 1993 und 2012

Eine 2015 abgeschlossene Untersuchung für eine einzigartige wissenschaftliche Langzeitstudie, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in kleinbäuerlichen Dörfern in Westdeutschland begonnen wurde und die sich für das Alltagsleben in diesen Dörfern, den Wandel der Lebensverhältnisse und der Arbeit interessierte. 2012 konnte die Studie ein viertes Mal in zehn Dörfern der alten Bundesländer und zum zweiten Mal in vier ostdeutschen Dörfern durchgeführt werden.

Das auffälligste Ergebnis der „14-Dörfer-Studie“ ist die Vielfalt dörflicher Entwicklungen – sowohl bezogen auf die letzte Erhebung 2012/2014 als auch im Zeitvergleich seit 1952 (möglich für die zehn westdeutschen Untersuchungsdörfer) bzw. seit 1993/95 (bezogen auf die vier ostdeutschen Dörfer). Die Entwicklungen verliefen nicht linear, und viele der aus den früheren Erhebungen abgeleiteten Zukunftsprojektionen sind nicht eingetreten. Nicht einzelne Faktoren, etwa die verkehrliche Lage oder regionale, wirtschaftliche und demografische Entwicklungen, waren dafür verantwortlich, sondern vor allem die Anstrengungen und das Engagement der Menschen vor Ort, vielfach unterstützt durch staatliche Programme. (BMEL)

Weitere Informationen:

Dorferneuerung

Maßnahmen zur Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft, im ländlichen Gewerbe sowie der Lebensverhältnisse der dörflichen Bevölkerung, zur Weiterentwicklung ländlich geprägter Dörfer in ihrer wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Bedeutung und zur Erhaltung der Vielfalt ländlicher Räume. Die Dorferneuerung hat die Siedlungseinheit als unverwechselbares Ganzes im Blick und berücksichtigt die strukturellen und funktionalen Verflechtungen des Dorfes mit seiner Umgebung.

An der Dorferneuerung sind neben der Flurbereinigung Fachplanungen bzw. Fachbehörden der Landwirtschaft, des Heimatschutzes und der Denkmalpflege sowie des sog. Städtebaus beteiligt. Sie wird so als integrale politische Aufgabe verstanden. Grundlage für die Dorferneuerung bildet der Dorferneuerungsplan. Er muß in Text und Karte eine Bestandsaufnahme, eine Bestandsbewertung und Entwicklungsprognose sowie ein Planungskonzept mit Maßnahmenkatalog und zu veranschlagenden Kosten enthalten.

Dorfentwicklung und Dorfsanierung sind dem Begriff Dorferneuerung untergeordnete Begriffe, die sich auf die Orte selbst beziehen. Die Maßnahme der Dorfsanierung hat sich von einer Modernisierung und teilweisen Beseitigung des Dorfkerns in eine Erhaltungsmaßnahme gewandelt. Diese mündet idealerweise in eine Dorfentwicklung, die darauf abzielt, den alten Dorfkern mit den Neubaugebieten zu verbinden und aus beiden eine ländliche Siedlung mit eigenem Gepräge zu formen.

Bund und Länder fördern seit 1984 im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GAK) gemeinsam Maßnahmen zur Dorferneuerung, zusätzlich auch mit Hilfe von Wettbewerben wie "Unser Dorf soll schöner werden". Die von den Landwirtschaftsministerien betreuten Programme nach der GAK sind noch stark an landwirtschaftlichen Problemstellungen orientiert.

Fördermaßnahmen sollen

Weitere Informationen:

Dorfgrundriss

Auch Dorfform; Bezeichnung für das zentrale Kriterium zur physiognomischen Beschreibung und Typisierung ländlicher Siedlungen. Der Siedlungsgrundriss setzt sich aus der Verkehrsfläche und der bebauten Flächenstruktur, sowie der Form und Anordnung der Flurstücke zusammen. Der Dorfgrundriss beinhaltet das Punkt-/ Liniengefüge von Straßen, Plätzen, Häusern und Hofstellen in ihrem Verlauf und ihrer Zuordnung.

In den einzelnen Teilregionen Deutschlands haben sich unter dem Einfluss von Naturraum, Tradition, Kultur und Gesetzgebung unterschiedliche Dorfformen herausgebildet.

Die regionale Differenzierung der traditionellen Ortsgrundrissformen ist das Ergebnis der historischen Phasen einer ca. 1500 Jahre währenden Kulturlandschaftsentwicklung. Die Grundrissmuster zerfallen um 1950, d.h. noch vor der Verstädterung vieler Dörfer, in planmäßig-regelhafte Ortsgründungen sowie in Ortsformen, die auf eine regellos-gewachsene Entwicklung zurückgehen. Ihre jeweilige Genese steht im Zusammenhang der Siedlungsträger und ihrer Motive sowie im Rahmen der jeweiligen agrarökologischen Situation.

Ländliche Ortsformen
Ländliche Ortsformen

Quelle: Haversath, J.-B. und Ratusny, A. (2002): Traditionelle Ortsgrundrissformen und neuere Dorfentwicklung. In: Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland/5. – Dörfer und Städte / Institut für Länderkunde, Leipzig (Hrsg.). Mitherausgegeben von Klaus Friedrich, Barbara Hahn und Herbert Popp. Heidelberg, Berlin: Spektrum Akademischer Verlag, 2002, S. 50ff.

Ländliche Ortsgrundrissformen

Einzelhöfe Einzelhöfe, zu denen meist die sie umgebende unregelmäßige Blockflur gehört, finden sich im gesamten Gebiet der Bundesrepublik, sind aber landschaftsbestimmend vor allem zwischen Niederrhein und mittlerer und unterer Weser (wo sie teilweise von Kleinweilern, sog. Drubbeln, durchsetzt sind), im Schwarzwald und im Niederbayerischen Tertiärhügelland (wo sie einer hochmittelalterlichen Ausbauzeit angehören). Im Allgäu sind sie die Folge einer frühen Flurbereinigung seit dem 16. Jh.
Weiler Auch Weiler (Gruppensiedlungen von 3-20 Höfen) kommen in Gestalt regelloser oder – in geringerer Zahl – regelhafter Ortsformen in altbesiedelten Räumen wie auch in jungbesiedelten Mittelgebirgen vor. Sie können als solche planmäßig angelegt oder als Wachstumsformen aus Einzelhöfen entstanden sein. Im Bereich der mittelalterlichen Ostsiedlung treten sie in wesentlich geringerer Zahl und disperser auf als im westlichen Deutschland.
Haufendörfer Die Verbreitung unterschiedlich großer Haufendörfer, d.h. unregelmäßiger ländlicher Siedlungen mit mehr als 20 Hof- bzw. Hausstellen, fällt zu einem Teil mit den altbesiedelten thermisch begünstigten Lagen mit fruchtbaren Böden zusammen. In mittleren Höhenlagen kommen sie dort vor, wo Lehmböden auf Kalk eine natürliche Gunst gewährleistet haben. Sie entstanden meist aus frühmittelalterlichen Einzelhöfen und Kleinweilern im Lauf des späteren Mittelalters und der frühen Neuzeit durch Zuwanderung, aber auch durch natürliches Bevölkerungswachstum, meist bei gleichzeitiger mehr oder weniger starker Zersplitterung der ackerbaulich genutzten Fläche.
regelhafte Ortsgrundrisse Regelhafte Ortsgrundrisse sind z. B. die Reihensiedlungen in Form von Waldhufen-, Hagenhufen-, Marsch- und Moorhufensiedlungen, die sich zeitlich vom 12. bis zum 18. Jh. einordnen lassen. Ihr linearer Grundriss ist durch einen weiten Abstand zwischen den einzelnen Höfen gekennzeichnet, an die sich jeweils breit- und langstreifig die Flur mit weitgehend komplettem Hofanschluss anfügt.
Straßendörfer Ebenfalls ein linearer Grundriss kennzeichnet Straßendörfer, jedoch mit einem weitaus engständigeren, eher zeilenartigen Charakter der Hof- bzw. Häuserreihen. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt östlich der Elbe-Saale-Linie im Gebiet der mittelalterlichen Ostsiedlung.
Angerdörfer Eine weitere mittelalterliche Planvariante sind Angerdörfer, deren wesentliches Merkmal der mehr oder weniger ovale, von zwei Hofzeilen umschlossene Platz (Anger) ist. Dieser diente als Viehsammelplatz oder – bachdurchflossen bzw. vom Dorfteich eingenommen – als Viehtränke und kann sich bis hin zum Rechteckplatz in Quellmuldenlage erweitern. Das Hauptverbreitungsgebiet des Angerdorfes ist mit dem des Straßendorfes mehr oder weniger identisch; beide Formen kommen häufig vergesellschaftet vor.
Rundsiedlungen Die Gruppe der Rundsiedlungen nimmt eine Sonderstellung ein: Oft von weilerartiger Größe, können sie aufgrund ihrer markanten runden oder hufeisenartigen Anordnung der Höfe um einen Platz genetisch teils als regellos gewachsen, teils als planmäßig angelegt interpretiert werden. Der flächenhaft geschlossene Bereich der Rundsiedlungen im Elbe-Saale-Raum steht im Zusammenhang mit der Begegnung zwischen slawischen und deutschen Ethnien während der Ostsiedlung. Einem genetisch völlig anderen Rundsiedlungstyp gehören die Wurtendörfer der deutschen Nordseeküste an.
Güter und Gutsdörfer

Güter und Gutsdörfer, vornehmlich im Osten bzw. im Nordosten vorkommend, sind geknüpft an Großgrundbesitz und gebunden an die Entstehung von Gutsherrschaft und Gutswirtschaft seit dem späten 15. Jh.. Die historischen Wurzeln der Gutsbildung im Osten sind vielfältig; sie gründet letztlich wirtschaftlich auf dem fernmarktorientierten Getreidebau, der vom niederen Adel in der frühen Neuzeit vielfach unter Beseitigung älterer ländlicher Siedlungen (Bauernlegen) angestrebt wurde.

In der Verbreitung dieser acht Haupttypen ländlicher Ortsformen spiegelt sich auch der siedlungsgeographische Gegensatz zwischen West- und Ostmitteleuropa wider. Während sich im Westen vornehmlich die gewachsenen Formen befinden, liegen im ostelbischen Raum großflächig die geplanten Formen der Ostsiedlung und – bis etwa zur Mitte des 20. Jhs. – die Güter und Gutsdörfer

In der Verbreitung dieser acht Haupttypen ländlicher Ortsformen spiegelt sich auch der siedlungsgeographische Gegensatz zwischen West- und Ostmitteleuropa wider. Während sich im Westen vornehmlich die gewachsenen Formen befinden, liegen im ostelbischen Raum großflächig die geplanten Formen der Ostsiedlung und – bis etwa zur Mitte des 20. Jhs. – die Güter und Gutsdörfer.

In gewissem Sinne ist die folgende Karte heute bereits historisch, weil seit ca. 1950 zum einen die Durchdringung des ländlichen Raumes mit nicht-ländlichen Funktionen die Ortsgrundrisse verändert hat und weil im Nordosten die Gutssiedlungen weitgehend eliminiert wurden

Der nachhaltige Funktionswandel des ländlichen Raumes seit dem Zweiten Weltkrieg hat auch die tradierten ländlichen Siedlungsformen so stark verändert, dass die typischen "Normalformen" häufig nicht mehr vorhanden oder erkennbar sind (z.B. Prozess der Suburbanisierung im Stadtumland). Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Ortsgrundrissen erfährt in der jüngeren Zeit eine verstärkte Nachfrage. Einmal versuchen Freilichtmuseen mehr und mehr ganze Dorftypen grundrissgetreu darzustellen, zum anderen wird der überlieferte Ortsgrundriss zunehmend im Rahmen der erhaltenden Dorferneuerung erfasst und als Entwicklungsperspektive genutzt.

Typen ländlicher Siedlungen
Typen ländlicher Siedlungen

Quelle: Haversath, J.-B. und Ratusny, A. (2002): Traditionelle Ortsgrundrissformen und neuere Dorfentwicklung. In: Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland/5. – Dörfer und Städte / Institut für Länderkunde, Leipzig (Hrsg.). Mitherausgegeben von Klaus Friedrich, Barbara Hahn und Herbert Popp. Heidelberg, Berlin: Spektrum Akademischer Verlag, 2002, S. 50ff.

Weitere Informationen:

Dornsavanne

Auch Dornbuschsavanne; niedrige Vegetationsform der wechselfeuchten Tropen, bestehend aus einer nicht geschlossenen Grasdecke und weit auseinanderstehenden, etwa 1-3 m hohen Sträuchern und Bäumen (Phanerophyten), welche als Schutz gegen Fraßfeinde und Austrocknung mit Dornen bewachsen sind. Daneben kommen auch Sukkulenten vor. Die Dornsavanne bildet den Übergang zur Halbwüste.

Drainage

Drainage ist ein Entwässerungsverfahren (Melioration) für grundwasservernäßte Böden bei Acker- und Grünland mit dem Ziel, den Grundwasserspiegel auf eine Tiefe abzusenken, die optimales Pflanzenwachstum gewährleistet.

Die Rohrdränung ist das gebräuchlichste Verfahren. Bei den heute üblichen gewellten Kunststoffrohren dringt das Wasser durch Schlitze ins Innere.

Üblicherweise schwankt die Tiefe, bis zu der Gräben gezogen oder Dränrohre gelegt werden, zwischen 70 und 120 cm. Die Zwischenräume beeinflussen die Rate, mit welcher der Grundwasserspiegel steigt oder fällt, sie variieren zwischen fünf und 40 Metern.

Vorteile der Dränung:

Negative Auswirkungen von Drainagen:

Dreibockreuter

Gerüst aus drei pyramidenförmig angeordneten Pfählen mit Querholmen zur Lufttrocknung von Grasschnitt.

Dreieckshandel

Der Begriff "atlantischer Dreieckshandel" bezeichnet ein Erklärungsmodell für einen Teil des über den Atlantischen Ozean betriebenen kolonialzeitlichen Handels zwischen Europa, Afrika und Amerika. Die tragende Säule des transatlantischen Handels war der Sklavenhandel, der 1517 seinen Anfang nahm, mit der Aufhebung des Verbotes durch Kaiser Karl V., schwarze Sklaven aus West-Afrika in die spanischen Kolonien der Neuen Welt zu exportieren. Bis Ende des 17. Jahrhunderts blieb der Sklavenhandel ein Vorrecht privilegierter Handelskompanien, danach beteiligten sich auch private Kaufleute mit wachsender Intensität daran. Im 18. Jahrhundert dominierten dann englische Kaufleute den Dreieckshandel. Anfang des 19. Jahrhunderts fand der Sklavenhandel durch entsprechende Gesetzgebung der USA und wichtiger europäischer Staaten offiziell sein Ende.

Transatlantischer Dreieckshandel 17. - 19. Jahrhundert -- Koloniale Herrschaftsgebiete um 1750

Transatlantischer Dreieckshandel 17. - 19. Jahrhundert
Koloniale Herrschaftsgebiete um 1750

Im sogenannten Dreieckshandel fuhren Schiffe mit Waren an die Küste Westafrikas, um sie dort gegen Menschen einzutauschen. Diese wurden versklavt, nach Amerika gebracht und dort verkauft. Von dort aus fuhren Schiffe zurück nach Europa, beladen mit Produkten wie Zucker, Kaffee oder Baumwolle, die durch Sklavenarbeit geerntet oder hergestellt worden waren.

Quelle: BpB

Idealtypisch geht das Modell von drei Stationen des Handels aus, die eine geschlossene Kette bildeten: Von einem Heimathafen in Europa fuhren (im Oktober) die mit Feuerwaffen, Stahl- und Bronzebarren, grobem Tuch, Glasperlen und Manufakturwaren beladenen Segelschiffe an die westafrikanische Küste (Küstenabschnitt zwischen dem heutigen Liberia und Kamerun) bis weiter nach Angola, wo die Güter gegen Sklaven eingetauscht wurden. Danach (ab etwa Anfang Dezember) steuerten die Schiffe Brasilien und die Karibik an, wo die Sklaven verkauft wurden und als billige Arbeitskräfte eine wichtige Voraussetzung für das Aufblühen und die Entwicklung der Plantagenwirtschaft bildeten. Vom Erlös der Sklavenverkäufe wurden landwirtschaftliche Erzeugnisse wie grober Rohrzucker, Rum und Melasse (v. a. Karibik) sowie Baumwolle (ab dem späten 18. Jh. v. a. Nordamerika) erworben. Ab April segelten die Schiffe überwiegend mit Zuckerprodukten beladen in ihre Heimathäfen zurück, um die Fracht auf dem europäischen Markt gewinnbringend zu verkaufen. Die Schiffe kamen im europäischen Frühsommer zu Hause an.

In zeitlicher Anpassung an die sich jahreszeitlich verlagernden Passatzonen wurden bei einem Dreieckshandel die Passatwinde, die Meeresströmungen und die sich ebenfalls verlagernde Westwindzone genutzt. Fahrten im Dreieckshandel dauerten (je nach Gebieten) insgesamt bis zu über 500 Tage.

Dies stellt aber nur das idealtypische Model dar. Viel öfter fuhren Schiffe direkt die Route zwischen Europa und Amerika. Weil der Sklavenhandel sehr einträglich war, pendelten ebenfalls Segelschiffe, die nur zum Transport von Sklaven gebaut worden waren, auf direktem Kurs zwischen Afrika und Amerika.

Transatlantischer Sklavenhandel 1501–1866 - Umfang und Ziele sowie koloniale Herrschaftsgebiete in Amerika um 1750

Transatlantischer Sklavenhandel 1501–1866
Umfang und Ziele sowie koloniale Herrschaftsgebiete in Amerika um 1750

Die angegebenen Zahlen beruhen auf Schätzungen. Die Anzahl der in Afrika versklavten und der in Amerika angekommenen Menschen stimmt aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate auf den Sklavenschiffen nicht überein.

Quelle: BpB

Das System des Dreieckshandels entstand mit der Entdeckung Amerikas und nahm im 17. Jahrhundert an Bedeutung zu. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Zeitalter des Merkantilkapitalismus ab Mitte des 17. Jahrhunderts stieg auch in den Kolonien der Bedarf an Arbeitskräften, da die klimatischen und natürlichen Gegebenheiten in den Regionen die Produktion sehr gewinnträchtig, aber auch enorm aufwendig machten. Lateinamerika (besonders Brasilien), die karibischen Inseln (Jamaica, Barbados, Haiti) sowie die nordamerikanischen Festlandkolonien boten ideale Anbaubedingungen für Zucker, Tabak, Indigo, Reis und Baumwolle.

Sklaverei gab es im Süden der britischen Kolonien mindestens seit 1619, als eine Gruppe holländischer Händler mit zwanzig Afrikanern in Jamestown ankam. Sie war in Nordamerika bis zu ihrer Abschaffung 1865 in unterschiedlicher räumlicher Verteilung tief verwurzelt.

Ein klassisches Beispiel ist der koloniale Melassehandel. Kaufleute kauften Rohzucker (oft in seiner flüssigen Form, der Melasse) von Plantagen in der Karibik und verschifften ihn nach Neuengland und Europa, wo er an Destillerieunternehmen verkauft wurde, die Rum herstellten. Mit den Gewinnen aus dem Zuckerverkauf wurden in Neuengland Rum, Pelze und Holz gekauft, die die Kaufleute nach Europa transportierten.

Sklaverei und Baumwolle

Sklaverei gab es im Süden der britischen Kolonien mindestens seit 1619, als eine Gruppe holländischer Händler mit zwanzig Afrikanern in Jamestown (Virginia) ankam, um der Tabakproduktion aufzuhelfen. Sie war in Nordamerika bis zu ihrer Abschaffung 1865 in unterschiedlicher räumlicher Verteilung tief verwurzelt.

50 Jahre später war die Sklaverei fest etabliert, doch erreichten ihre Zahlen nie die Größenordnungen der übrigen europäischen Kolonialreiche. Von den rund elf Millionen Afrikanern, die von Sklavenschiffen vom 16. bis frühen 19. Jahrhundert in die neue Welt geschafft wurden, kamen nur 300.000 in das Gebiet, das nach dem Sieg der Siedler über die Armeen des Königs von England 1783 die USA werden sollten.

Dennoch lebten knapp 700.000 afrikanische Sklaven zur Zeit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776) durch Zuwachs im Gebiet der neuen Nation. Ihr Schicksal wurde den Einzelstaaten überlassen. Die Väter der freiheitlichsten Verfassung, die es bis dahin gegeben hatte, gingen davon aus, dass die wirtschaftliche Entwicklung die Sklavenhaltung in absehbarer Zeit überflüssig machen würde.

Baumwolle war in Nordamerika vor der Gründung der USA unbedeutend. Erst im November 1785 importierte die Liverpooler Firma Peel, Yates & Co. die ersten sieben Ballen amerikanischer Baumwolle, die jemals in Europa ankamen. Vor dieser ungeplanten und eigentlich unerwünschten Lieferung sahen europäische Kaufleute Baumwolle als ein Produkt der kolonialen Karibikinseln Barbados, Saint-Domingue (heute Haiti), Martinique, Kuba und Jamaika. Der amerikanische Süden, obwohl relativ groß und ausgedehnt, war hingegen die Hauptquelle für Reis und vor allem für Tabak.

Erst die Erfindung der Baumwollentkörnungsmaschine (cotton gin, von 'engine') durch Eli Whitney im Jahr 1793 machte den Baumwollanbau rentabel. Vor der cotton gin mussten die Arbeiter die Baumwollsamen von Hand von den Fasern trennen, ein langwieriger und mühsamer Prozess. Da es sich bei den Entkörnungsmaschinen um relativ einfache Maschinen handelte, die viele Firmen herstellen konnten, stieg die Baumwollproduktion im gesamten Süden schnell an. Arbeitskräfte waren frei geworden für die Arbeit auf den Baumwollfeldern, die rasch wuchsen. Die Erfindung der cotton gin erhöhte die Produktivität der Baumwollernte durch Sklaven erheblich. Dies führte zu dramatisch höheren Gewinnen für die Pflanzer, was wiederum zu einem scheinbar unersättlichen Anstieg der Nachfrage nach mehr Sklaven führte, in einem grausamen, brutalen und bösartigen Kreislauf.

Die von Sklaven produzierte Baumwolle brachte den kommerziellen Aufstieg von New York City, war die treibende Kraft für die territoriale Expansion im Alten Südwesten und förderte den Handel zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Tatsächlich blieb die Baumwollproduktivität, zweifellos aufgrund des Sharecropping-System, das die Sklaverei ablöste, für eine sehr lange Zeit zentral für die amerikanische Wirtschaft: Baumwolle war von 1803 bis 1937 der führende amerikanische Exportartikel.

Anders als Zucker oder Tabak waren Stoffe aus Baumwolle keine Luxusgüter, sondern ideale Massenwaren, die bald zum globalen Leitprodukt der Industrialisierung werden sollten. Zwischen 1812 und 1860 steigerten die Pflanzer zwischen North Carolina und Louisiana die Jahresproduktion des „Weißen Goldes“ von weniger als 300.000 auf mehr als vier Millionen Ballen. Das waren gut zwei Drittel der Weltproduktion. Parallel dazu vervielfachte sich der Preis, was sich auch auf dem Sklavenmarkt niederschlug. Hatte ein gesunder schwarzer Sklave von 25 Jahren um 1800 noch 600 Dollar gekostet, waren es 1860 bereits 1600 bis 1800 Dollar.

Hinzu kam, dass der Kongress die Konsequenz aus der britischen Politik zog, die dem transkontinentalen Sklavenhandel den Kampf angesagt hatte. 1808 wurde der Import von Sklaven aus Schwarzafrika verboten, und der Royal Navy gelang es auch, den Schwarzhandel weitgehend zu unterbinden. Amerikanische Plantagenbesitzer waren daher gezwungen, sich neue Arbeitskräfte im Inland zu beschaffen.

Bis 1860 wurden bis zu zwei Millionen Afrikaner, darunter auch freie Schwarze aus dem Norden, in die Baumwollgebiete des Südens verkauft, weit mehr als zuvor jemals eingeführt worden waren. Denn im Gegensatz zu den sklavenhaltenden Gesellschaften in Mittel- und Südamerika wuchs die unfreie Bevölkerung in den USA in außerordentlichen Größenordnungen. Letztlich verlängerte Baumwolle die Zeit der Sklaverei, Amerikas schwerste soziale Tragödie, und gleichermaßen verursachte die von Sklaven produzierte Baumwolle den amerikanischen Bürgerkrieg. (Seewald / Gates)

Als Handelsware hatte Baumwolle den Vorteil, dass sie leicht gelagert und transportiert werden konnte. In den industriellen Textilfabriken in Großbritannien bestand bereits eine Nachfrage danach, und mit der Zeit belieferte ein stetiger Strom von durch Sklaven geernteter amerikanischer Baumwolle auch die Textilfabriken im Norden der USA. Die von amerikanischen Sklaven gepflückte und verarbeitete Südstaaten-Baumwolle trug dazu bei, die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Großbritannien voranzutreiben.

Nach der offiziellen Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels 1808 gewann der nationale Sklavenhandel in den USA an Bedeutung, vor allem durch den Bedarf der Besitzer von Baumwollplantagen. Intern entstand durch den Niedergang des Tabakanbaus ein Überschuss an Sklaven, die über den Sklavenmarkt schließlich auf Baumwollfeldern zum Einsatz kamen.

In den Jahren vor dem Bürgerkrieg produzierte der Süden den größten Teil der weltweiten Baumwollvorräte. Die Sklavenstaaten im Mississippi-Tal wurden zum Epizentrum der Baumwollproduktion, ein Gebiet mit rasanter wirtschaftlicher Aktivität, in dem sich die Landschaft dramatisch veränderte, als das Land von Kiefernwäldern und Sümpfen in Baumwollfelder verwandelt wurde. Die Rentabilität der Baumwolle hing von der Institution der Sklaverei ab, die das Produkt erzeugte, das dann die Gewinne der Baumwollspinnereien im Norden und in Europa ankurbelte.

Quelle: BpB und diverse weitere Quellen

Die Europäer waren beim Kauf von Sklaven in Afrika auf eine enge Kooperation mit arabischen und afrikanischen Zwischenhändlern angewiesen, die ihre „Ware“ im Inneren des Kontinents beschafften, in Depots an der Küste sammelten und dann an ihre europäischen Geschäftspartner verkauften.  Diese besetzten zum Teil feste Küstenplätze (z.B. französisch Gorée im heutigen Senegal oder Groß-Friedrichsburg, zunächst brandenburgisch-preußisch, später dann niederländisch, im heutigen Ghana) oder betrieben den Handel von ihren Schiffen aus. Der Sklavenhandel erlebte im 18. Jahrhundert seinen absoluten Höhepunkt , als jährlich ca. 55.000 Sklaven verfrachtet wurden. Mit dem Niedergang des Sklavenhandels zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam auch der traditionelle Dreieckshandel zum Erliegen.

Am Handel waren fast alle europäischen Küstenländer beteiligt, portugiesische, französische, niederländische und englische Handelskompanien, vor allem aber die englische Royal African Company, die den verschiedenen Kolonien Sklaven verkaufte. Die Ende des 17. Jahrhunderts aktive deutsche Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie war zu 0,15 bis 0,2 Prozent am rund vierhundertjährigen Dreieckshandel mit Sklaven beteiligt.

Weitere Informationen:

Dreifelderwirtschaft

Auch Dreizelgenwirtschaft; im Mittelalter (Anfänge werden schon auf den Zeitraum 100 n.Chr. datiert, sichere Belege aus dem 8. Jh. aus dem Raum St. Gallen) entwickeltes Fruchtwechselsystem mit einer gemeinsamen und geplanten Verlagerung der einzelnen Elemente. Die Dreifelderwirtschaft löste die Zweifelderwirtschaft ab, die noch auf die Römerzeit zurückging. "Feld" steht dabei nicht für den Acker des einzelnen Bauern, sondern die Gesamtheit aller Äcker einer einheitlich bewirtschafteten Zelge. Jedes Mitglied der dörflichen Gemeinschaft hatte Anteil an jedem Feld und war andererseits bei der Bewirtschaftung engen Grenzen unterworfen (Flurzwang).

Die Dreifelderwirtschaft stellt den Versuch dar, der bei dominierendem Getreidebau entstehenden Bodenmüdigkeit entgegenzuwirken. In der älteren Form (s.u.) diente nach zwei Jahren Winter- und Sommergetreide (Halmfruchtjahre) ein Brachejahr der Bodenerholung und der Mineralisierung der Bodenkrume durch gelegentliches Pflügen, denn das Wort "Brache" kommt von "umbrechen" und bedeutet nicht das bloße Liegenlassen des Bodens.

Es sind zu unterscheiden:

a) Die Alte Dreifelderwirtschaft (8./9. - 18. Jh.)

mit der Fruchtfolge Brache - Winterung - Sommerung. Auf dem Bracheschlag wuchsen Ausfallgetreide und Unkraut, die ein dürftiges (Weide-)Futter boten. Diese eingeschobene Rotationsbrache diente zum einen der Bodenerholung (Düngung durch Exkremente der Weidetiere, Mineralisierung), zum anderen war sie aus arbeitswirtschaftlichen Gründen nötig: die geringen Anspannkräfte erlaubten nicht die Bewirtschaftung der gesamten Ackerflächen.

Die im Herbst bestellte Winterung waren in der Regel Roggen, häufig auch Dinkel, Spelz oder Weizen. In der im Frühjahr bestellten Sommerung standen meist Hafer oder Gerste u.U. gemischt mit ehemaligen Ackerunkräutern Erbsen und Ackerbohnen. Dieses Bodennutzungssystem ging einher mit einer feudal geprägten Landverfassung. Deren Kennzeichen waren die personenrechtliche Bindung des Bauern an den Grundherrn mit beschränkter Freizügigkeit und der Verpflichtung zu Arbeits- und Naturalleistungen sowie die Nutzung des Ackerlandes in verbindlichen Felderfolgen und die gemeinschaftliche Weidenutzung der Allmende, und des Bracheschlages der Äcker, die zu den sogenannten "Gemeinheiten", d.h. den von der ganzen Dorfgemeinschaft genutzten Flächen, gehörten. Auch die Felder wurden nach der Ernte durch Beweidung genutzt.

Weitere Merkmale der Alten Dreifelderwirtschaft waren:

Dieses mittelalterliche Agrarsystem umfaßte auch den Wald, der im 13. Jh. auf eine weit geringere Fläche als heute zurückgedrängt war. Waldweide und vielseitige andere Nutzungen führten zu lichten Waldbeständen, Bodendegradation, Verheidung und Nährstoffverarmung.

b) Die Verbesserte Dreifelderwirtschaft

mit der Fruchtfolge Blattfrucht und/oder Hackfrucht - Wintergetreide - Sommergetreide.
Die Einführung von stickstoffanreichernden Pflanzen (Luzerne seit 1720, Rotklee seit 1750, Lupinen ab 1780) auf die Ackerbrache wird als größte "grüne Revolution" im Ackerbau West- und Mitteleuropas angesehen. Die Eigenschaft von Rotklee, in Symbiose mit Bakterien atmosphärischen Stickstoff zu binden, war in einer Zeit, zu der Stickstoff der am meisten defizitäre Nährstoff war, von höchster Bedeutung. Die Auswirkungen des Rotklees im Zuge der Überwindung der Alten Dreifelderwirtschaft umfassen ferner folgende Punkte:

Neben den Leguminosen, die zur Gründüngung oder als Viehfutter genutzt wurden, diente der Anbau von Hackfrüchten (Topinambur, Runkelrüben ab 1700, Kartoffeln seit dem späten 18. Jh.) direkt der menschlichen Ernährung. Aus einer reinen Getreidewirtschaft war eine Fruchtfolge Getreide-Blattfrucht geworden.

Neu aus Amerika eingeführte Pflanzen (z.B. Kartoffeln), Verbesserungen in der Bodenbearbeitung und planmäßige Düngeranwendung (Mergel, Kalk) ermöglichten diese Veränderungen.

Die Dreifelderwirtschaft besaß neben der Düngerknappheit ein strukturelle Problem. Es bestand darin, dass jeder Bauer in jeder Flur ein oder mehrere Parzellen besitzen musste. Durch Erbteilung wurden die Parzellen immer kleiner und in der Folge die Bewirtschaftung schwieriger. Erst die Agrarreformen der Neuzeit beendete diesen Zustand.

Die Weiterentwicklung der Verbesserten Dreifelderwirtschaft konnte zu einer Mehrfelderwirtschaft führen, in der neben Kartoffeln und Rüben beispielsweise auch Lein und Luzerne auftraten.

Nachdem ab der Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkt Verfahren mit hohem Rationalisierungseffekt eingeführt werden mußten, reduzierten sich die Fruchtarten in den relativ kleinen westdeutschen Betrieben. Es entstanden Neue Dreifelderwirtschaften und Neue Zweifelderwirtschaften mit nur wenigen Fruchtarten, die je nach Region und Betriebsausrichtung kombiniert werden.

Dreikanthof

Von drei rechtwinklig zusammenhängenden Gebäuden gebildeter Hof mit durchlaufender Firstlinie. Er ist entweder eine Sonderform des geschlossenen Dreiseithofes oder eine erweiterte Form des Winkelhofes.

(s. a. Hofformen, Mehrbauhof, Einheitshof)

Dreiseithof

Von drei mehr oder minder freistehenden Gebäuden gebildeter Hof ohne durchlaufende Firstlinie. Der Dreiseithof wurde früher auch als fränkisches Gehöft bezeichnet. Mittlerweile ist erwiesen, daß eine Stammesbindung nicht besteht. Seine Verbreitung betrifft weite Teile Deutschlands mit einer Dominanz im mittel- und südwestdeutschen Bereich. Südbayern, der Südschwarzwald und Ostfriesland sind Räume mit fehlender oder nur sehr geringer Verbreitung.

(s. a. Hofformen, Mehrbauhof, Einheitshof)

Dreizelgen(brach)wirtschaft

Die Dreizelgen(brach)wirtschaft ist eine Dreifelderwirtschaft, bei der jeweils eine Zelge mehrere Gewanne umfassen kann. Die Einteilung der Felder in Bezirke gleichartiger Frucht (Winterung, Sommerung, Brache) schließt den Flurzwang mit ein.

Drieschwirtschaft

Im Westen und Südwesten Deutschlands vorkommende Bezeichnung für die Feldgraswirtschaft. Das Drieschland war das zeitweise ruhende, zur Selbstberasung (Weide) sich überlassene Ackerland.

Drillmaschine

Gerät zum gleichmäßigen Einbringen der verschiedenartigen Saatgutformen und unterschiedlichen Saatmengen in den Boden. Die Bedeutung der Drillsaat liegt vor allem in der Saatguteinsparung, der Verbesserung der Arbeitsqualität sowie einer höheren Flächenleistung gegenüber der Handsaat.

Beim Sävorgang gelangt das Getreide aus dem Saatgut-Vorratsbehälter zum Sämechanismus und von dort über die Saatleitungen und die Drillschare in den Boden. Die Drillschare öffnen im Boden einen Saatschlitz, in welchen das Saatgut abgelegt wird. Drillscharen können meißelartigen Charakter unterschiedlicher Form haben oder aus ein bzw. zwei rollierend-schneidenden Scheiben bestehen.

Drittland

Staaten, die nicht Mitglied der EU sind, werden von den EU-Ländern als Drittländer bezeichnet.

Drohnen in der Landwirtschaft

Drohnen, sog. UAV (unmanned aerial vehicle) sind unbemannte Luftfahrzeuge, die von Menschen ferngesteuert oder durch einen integrierten Computer teilautonom gesteuert werden. Sie bieten in der Landwirtschaft eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten.

In der Landwirtschaft kommen meist Multicopter zum Einsatz, die je nach Anzahl der Propeller auch Quadrocopter, Hexacopter oder Octocopter genannt werden. Es gibt Anwendungen, die von Landwirten über Maschinenringe oder andere Dienstleister in Anspruch genommen werden können.

Erprobte und erfolgreiche Beispiele hierfür sind das Aufspüren von Rehkitzen vor der Grünlandmahd mit Hilfe von Infrarot-Kameras an UAVs oder die Schädlingsbekämpfung des Maiszünslers mit der Ausbringung von Trichogramma per Drohne. Hierbei handelt es sich um eine Schlupfwespe, welche als natürlicher Feind des Maiszünslers gilt. Die Detektion von Schaderregern und der anschließend gezielte Einsatz von PSM wird beispielsweise im Weinanbau gegen Mehltau (https://www.greenhive.at/) erfolgreich praktiziert. Von den Anwendern ist dabei viel technisches „Know-How“ in Soft- und Hardware gefragt und eine Fluggenehmigung nötig.

Die gegenüber der Fernaufklärung mit Satellitenbildern (Auflösungen zwischen 0,5 und 10 m) mit bis zu 2 cm deutlich höhere Bildauflösung der Nahaufklärung ermöglicht eine deutlich bessere, kleinräumlichere und häufigere Darstellung z.B. von Pflanzenbeständen oder Bodenverhältnissen. Durch die Kombination mit anderen Geoinformationsdaten (auch Satellitendaten) können Drohnen daher die Landwirte bei vielen wichtigen Entscheidungen unterstützen.

In einer bundesweiten Befragung von 420 Landwirten Ende 2018 durch den Digitalverband Bitkom e.V. im Auftrag des Deutschen Bauernverbandes gaben 9 % der Betriebe an, dass sie bereits heute regelmäßig Drohnen im Betrieb einsetzen. Bei Betrieben über 100 ha liegt dieser Anteil bereits bei 25 %. Die Hälfte der Betriebe setzen dabei eigene Drohnen ein, die andere Hälfte nimmt dagegen externe Dienstleister in Anspruch. In keiner anderen Branche gibt es einen vergleichbar intensiven Einsatz von Drohnen.

Die Bandbreite der Einsätze reicht von der Wildrettung mit Infarotkameras (1/3 der Einsätze) über die Dokumentation von Wild- und Hagelschäden, der Zustandsaufnahme von Pflanzenbeständen und Bodenverhältnissen bis hin zu Bestandskartierungen oder -kontrollen und Bekämpfungsmaßnahmen mit Nützlingen (z.B. Abwurf von Kapseln mit Eiern der Trichogramma-Schlupfwespe gegen Maiszünsler).

Die Detektion von Schaderregern und der anschließend gezielte Einsatz von PSM wird beispielsweise im Weinanbau gegen Mehltau erfolgreich praktiziert. Von den Anwendern ist dabei viel technisches „Know-How“ in Soft- und Hardware gefragt und eine Fluggenehmigung nötig.

Im großflächigen Einsatz von Drohnen liegt auch Potenzial für den Biodiversitätsschutz. Teilflächenspezifische Unkrautregulierung aus drohnengestützten Multispektraldaten lässt beispielsweise Ackerbegleitflora stehen, ohne das Wachstum von Mais zu beinträchtigen. Drohnen werden zudem zur Kartierung, Überwachung, 3D-Modellierung oder zur akustischen Aufnahme von Flächen eingesetzt. Besonders auf Flächen bis zu einer Größe von 50 Hektar ist die zeitliche und räumliche Auflösung der Bildaufnahmen von Drohnen der Qualität von Satellitenaufnahmen weit überlegen. Weitere Vorteile von Drohnen sind ihre hohe Flexibilität und ihre Fähigkeit, viele verschiedene Arten von Sensoren auch über die Feldränder hinaus zu transportieren. Entsprechend erlaubt der Einsatz von Drohnen, die Gesamtheit der floristischen und faunistischen Vielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen und angrenzenden Habitaten detailliert zu erfassen.

Selbst das Ausbringen von flüssigen Pflanzenschutzmitteln kann inzwischen mit Drohnen erledigt werden. Moderne Geräte sind in der Lage bis zu 16 Liter Sprühmittel zu transportieren. Ein solcher Einsatz ist vor allem in unwegsamem Gelände sinnvoll, wo man mit Traktoren oder zu Fuß nur schlecht hinkommt – zum Beispiel an steilen Weinhängen. In Japan ist diese Form der Anwendung mit Drohnen im Reisanbau bereits verbreitet. In Deutschland dürfen Drohnen aus rein rechtlichen Gründen bislang noch nicht zur Pflanzenschutzmittelausbringung eingesetzt werden.

Eine weitere Anwendung ist die Erstellung von Dünger-Applikationskarten. Dabei werden Multispektralkameras verwendet, mit denen verschiedene Wachstumsindizes ausgewertet werden können. In der Folge können Teilschläge gebildet und eine Düngerstrategie entwickelt werden. Andere Anwendungen beziehen sich auf den Wein- und Obstbau, wo Drohnen z.B. Rückschlüsse auf den Säuregehalt der Reben, Bewässerung und Ernte ermöglichen. In der Forstwirtschaft liefern Drohnen wertvolle Information über die räumliche Flächenstruktur. Visuelle Kalamitäts- und Schadflächenerfassung als Teil der photographischen Dokumentation für den Waldbesitzer und Wärmebildaufnahmen für das Wildtier-Monitoring sind weitere Anwendungsfelder.

Nicht nur Landwirte, sondern auch Versicherungen setzen zunehmend auf den Einsatz von Drohnen und von Satellitenbildern um Schäden durch Hagel, Wild oder Trockenheit genauer schätzen zu können.

Wissenschaftliche Institute und Pflanzenzuchtunternehmen haben Drohnen und UAVs für ihre Feldversuche im Einsatz. Sie beobachten damit den Feldaufgang, analysieren und beurteilen den Pflanzenbestand und wollen frühzeitig Unkraut oder Schaderreger erkennen, um daraus beispielsweise einen gezielten Einsatz von PSM abzuleiten.

Die aktuell größten Agrar-Drohnen können bis zu 30 kg Nutzlast tragen, daher sind sie nur bedingt für die Ausbringung von größeren Mengen (z.B. Mineraldünger) geeignet.

Der globale Markt für Landwirtschaftsdrohnen wird voraussichtlich von 4,98 Mrd. USD im Jahr 2023 auf 18,22 Mrd. USD im Jahr 2030 wachsen.

Weitere Informationen:

Dromedar

Auch Einhöckriges Kamel (Camelus dromedarius); es bildet mit dem Zweihöckrigen Kamel und den Lamas eine eigene Unterordnung (Schwielensohler) innerhalb der Ordnung Paarhufer. Das Dromedar besitzt nur 1 Rückenhöcker und außer an Höcker und Hals nur kurze Körperbehaarung; es ist Passgänger.

Es ist als Last- und Reittier in weiten Teilen Asiens und Afrikas verbreitet, in seiner Wildform jedoch ausgestorben. Heute lebt das Dromedar nur noch in seiner Haustierform in den heißen Wüstengebieten Nordafrikas und Südwestasiens; vermutlich wurde es schon im 4. oder 3. Jahrtausend v. Chr. in Arabien domestiziert. Aufgrund von gezielten Züchtungen unterscheidet man heute Reit-, Renn-, Last-, Berg- und Flachlanddromedare sowie Zwischenformen. Kreuzungen zwischen Dromedar und Zweihöckrigem Kamel sind möglich; die Bastarde sind untereinander jedoch unfruchtbar.

Die große Bedeutung des Dromedars als traditionelles Transportmittel für den Menschen (z. B. bei Karawanen) liegt in seiner erstaunlichen Fähigkeit, lange Trockenperioden und große Hitze ohne zwischenzeitliche Wasseraufnahme unbeschadet zu überstehen.

Ein vergleichsweise spärlich ausgebildetes Unterhautfettgewebe (das bei anderen Säugetieren als Isolationsschicht wirkt) begünstigt beim Dromedar die Ableitung von Körperwärme an die Umgebung; als Fettspeicher dient hauptsächlich der Höcker. Auf langen Wanderungen kann das Dromedar bis zu 30% seines Körpergewichts durch Flüssigkeitsverlust einbüßen. Das Dromedar entzieht dabei das Wasser bevorzugt dem Gewebe und weniger dem Blut, wodurch die Gefahr der Blutverdickung, der andere Säugetiere unter solchen Bedingungen ausgesetzt sind, herabgesetzt ist. Außerdem ist das Dromedar imstande, bei entsprechender Gelegenheit Wasser ungewöhnlich schnell wieder aufzunehmen (ca. 100 Liter in 10 Minuten).

Das Auge des Dromedars ist gegen Wüstensand und Sonneneinwirkung durch eine Doppelreihe ineinandergreifender Augenwimpern geschützt. Seine Atemwege kann das Dromedar durch Schließen der Nasenöffnungen vor Sandstaub schützen.

Das Dromedar ist der wichtigste Begleiter der nomadisierenden Beduinen in der Sahara und in den arabischen Wüstengebieten. Es ist sowohl Last- als auch Reittier und dient den Beduinen als Lieferant von Wolle, Milch und Fleisch. Durch seine Genügsamkeit ermöglichte es die Einrichtung von Handelswegen durch unwegsame Wüstengegenden (z. B. der Weihrauchstraße von Südarabien an das Mittelmeer) und trug somit wesentlich zum wirtschaftlichen Wohlstand jener Zeit bei.

Drubbel

Kleine Gruppensiedlung von 3-15 Höfen am Rande von Altackerland (Eschen). Der Drubbel wird auch als Eschdorf bezeichnet. Verbreitungsgebiet des Drubbels ist vornehmlich NW-Deutschland.

Drusch-Saat-Verfahren

Verfahren bei dem eine Frucht (z.B. Winterweizen) mit dem Mähdrescherteil einer Kombinationsmaschine geerntet und eine Nachfrucht (z.B. Raps) mit dessen Sägerät ausgebracht wird. Die Maschine kann das Saatgut mit dem Strohteppich abdecken. Derartige Geräte befinden sich noch in der Erprobungsphase.

dry farming

Auch Trockenfarmsystem oder Trockenfeldbau; dabei wird in den Grenzgebieten des Regenfeldbaus der mittleren Breiten durch Einschub von Schwarzbrache in die Fruchtfolge Wasser gespart (z.B. 1. Brache - 2. Weizen - 3. Weizen). Vor einem Regenfall wird der Boden grobschollig gepflügt, um durch die vergrößerte Bodenoberfläche die Niederschlagsaufnahme zu erleichtern und den Abfluss zu verhindern. Nach dem Regen verringern Eggen und Walzen die Verdunstungsoberfläche und hemmen die Kapillarverdunstung, so dass die Feuchtigkeit länger im Boden bleibt. Gleichzeitig wird durch diesen Bearbeitungsschritt die Verunkrautung bekämpft.

Die an diese Umweltbedingungen angepassten Pflanzen befriedigen ihren Wasserbedarf somit ausschließlich über Wasser, das von Niederschlägen stammt, sowie über im Boden gespeicherte Feuchtigkeit. Zum Teil wird das Regenwasser auch in Zisternen, Gefäßen oder Schlammbecken gespeichert. Meist bildet sich ein Feuchtegradient zwischen Luftfeuchtigkeit und Boden und zwischen Erdoberfläche und Grundwasser aus. Die Bodenfeuchte nähert sich dem Feuchtegehalt der Luft an. In der Nacht kühlt die Erdoberfläche aus, Luftfeuchtigkeit kann als Tau kondensieren oder diffundiert direkt in den Boden.

In Südeuropa, insbesondere in Spanien und Italien, wurde und wird diese Art der Feldwirtschaft in Varianten traditionell betrieben. Vor allem Getreide wie Gerste und Hirse sowie Oliven, Mandeln und der Johannisbrotbaum sind gut an das trockene Klima angepasst. Weitere Gebiete, in denen Trockenfeldbau betrieben wird, sind u. a. die Great Plains, die Steppen im Süden Russlands und Argentiniens sowie große Teile Afrikas.

Besonders im niederschlagsarmen Mittleren Westen der USA ist das Dry-farming-System verbreitet und ermöglicht dort den Ackerbau noch bei 200-300 mm/a. Dry farming erfordert große Agrarbetriebe (mehrere hundert ha), da jeweils nur ein Teil der Betriebsfläche effektiv genutzt werden kann. Auch sind die Getreideerträge niedrig (bis ca. 500 kg Weizen je ha). Die Grenze des Trockenfarmsystems führt entlang der agronomischen Trockengrenze (=Grenze des Regenfeldbaus), die bei rund 300 mm Jahresniederschlag liegt.

Großskaliges Dry farming und das Ranch-System sind als Ergebnisse der ökonomischen und technologischen Entwicklungen des 19 Jh. zu sehen:

Beide Systeme fanden weltweit besonders zwischen 1850 und 1930 Verbreitung, danach ist lediglich noch in der ehemaligen UdSSR das dry farming stark ausgeweitet worden. Trotz einer noch großen Bedeutung befinden sich in den übrigen Gebieten beide Systeme heute auf dem Rückzug.

Dual Economy

Auf den Agrarraum bezogen das Neben- und Miteinander (Dualismus) der traditionellen Subsistenzwirtschaft und des modernen, stärker marktwirtschaftlich orientierten Sektors insbesondere in den Tropen. Beide Sektoren lassen sich wie folgt charakterisieren:

Traditioneller Sektor: reichliche Ausstattung mit dem Produktionsfaktor Arbeit, bei geringer Kapitalverfügbarkeit; meist arbeitsintensive Betriebe; Betonung der Produktion für den Eigenbedarf.

Moderner Sektor: Agrarische Großbetriebe (Plantagen oder größere bäuerliche Betriebe); angewiesen auf den kommerziellen, meist weltmarktorientierten Absatz von Exportfrüchten und Rohstoffen (z.B. Kautschuk); Einsatz von Fremdkapital (transnationale Unternehmen); kapitalintensive Produktionsverfahren mit starkem Einsatz von technologischem Know-how.

Heute erscheint ein solcher Ansatz zu vereinfachend. Neuere Konzepte, wie die "strukturelle Heterogenität" oder der "Verflechtungsansatz" beschreiben die agrarischen Strukturen in den Tropen zutreffender. Insbesondere ist der zwischen traditionellem und modernem Sektor als "Schattenwirtschaft" gekennzeichnete "Informelle Sektor" nicht erfasst.

Dumping

Den Verkauf von Waren an das Ausland zu Preisen unter dem Inlands- oder dem Produktionskostenniveau bezeichnet man als Dumping. Es stellt eine Wettbewerbsstörung dar. Mit Dumping ist beabsichtigt, neue Märkte zu erobern und/oder Mitbewerber zu verdrängen. Wirtschaftspolitisches Dumping wird durch staatliche Wirtschafts-, Währungs- oder Handelspolitik zur Senkung der Exportpreise verursacht.

Zur Abwehr von Dumpingpreisen ausländischer Anbieter und zum Schutz inländischer Unternehmen erheben betroffene Staaten häufig Antidumpingzölle.

Mit Ausnahme von Agrardumping, ist Dumping nach den Regeln der WTO verboten.

Düngegesetz

Das Düngegesetz ist aus der Reform des Düngemittelgesetzes aus dem Jahre 1977 hervorgegangen und umfasst 18 Paragraphen. Das seit 6. Februar 2009 geltende Düngegesetz regelt nun nicht mehr nur das Inverkehrbringen von Düngemitteln, sondern auch das Düngen selbst. Aus diesem Grund wurde der Name des Gesetzes geändert. Eine entscheidende Neuerung ist die Formulierung der Bodenfruchtbarkeit als ein wesentliches Ziel der Düngung. Im Düngemittelgesetz wurde Düngung als Pflanzenernährung definiert.

Am 16. Februar 2017 beschloss der Deutsche Bundestag eine weitere Reform des Düngegesetzes. Der Bundesrat hat am 10. März 2017 zugestimmt. Das Gesetz regelt unter anderem die Ausbringung von Gülle auf landwirtschaftlichen Flächen. Durch die Reform soll die EG-Nitratrichtlinie 91/676/EWG in nationales Recht übernommen werden und als Grundlage zur Überarbeitung der Düngeverordnung dienen. Ziel der Richtlinie ist es, dass der Nitratsalzbelastung der Böden und des Grundwassers durch die Landwirtschaft infolge von Überdüngung vorgebeugt werden soll. In einem nächsten Schritt wird auch die Düngeverordnung an die EU-Vorgaben angepasst.

Künftig soll Gülle zielgenauer, nachhaltiger und umweltschonender eingesetzt werden, um einerseits den Nährstoffbedarf der Pflanzen zu decken, andererseits aber das Grundwasser vor zu hoher Nitratbelastung zu verschonen. Zum Ausgleich der Belastungen für Landwirte sind unterstützende Maßnahmen im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes – GAK“ vorgesehen. Eine so genannte Stoffstrombilanzierung soll die Kontrolle über die Nährstoffmenge auf Äckern ermöglichen und den Behörden die notwendigen Daten zur Überprüfung geben. Die Bundesländer sind verpflichtet, in belasteten Regionen zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen.

Weitere Informationen:

Düngemittel

Auch Dünger; Sammelbegriff für Reinstoffe und Stoffgemische, die in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau dazu benutzt werden, das Nährstoffangebot für die angebauten Kulturpflanzen zu ergänzen. Pflanzen benötigen für ihr Wachstum neben Wärme, Licht, Luft, Wasser zusätzlich auch Nährstoffe (z. B. Stickstoff, Phosphat, Kalium) sowie Spurenelemente (z. B. Kupfer, Zink). Diese sind notwendig, um das Wachstum und die Entwicklung der Pflanzen zu steuern und zu unterstützen. Die Nährstoffe liegen im Boden oft nicht in der optimal verwertbaren Form und Menge vor: Sie sind entweder von Natur aus nicht in ausreichender Menge vorhanden, werden im Boden verlagert oder diesem durch die Ernteprodukte in beträchtlichen Mengen entzogen. Erst die Zufuhr von Pflanzennährstoffen durch die Düngung ermöglicht es, diese Nährstoffentzüge zu ersetzen.

Nach ihrer Herkunft bzw. Entstehung kann man Düngemittel gruppieren in (z. T. Mehrfachzugehörigkeit):

Düngemittel sind nach dem Düngegesetz (DünG 2009) "Stoffe, ausgenommen Kohlendioxid und Wasser, die dazu bestimmt sind,
a) Nutzpflanzen Nährstoffe zuzuführen, um ihr Wachstum zu fördern, ihren Ertrag zu erhöhen oder ihre Qualität zu verbessern, oder
b) die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten oder zu verbessern."

Zur Minderung klimarelevanter Spurenstoffe soll die Düngeverordnung beitragen. In einer vielfach geforderten zusätzlichen EU-weiten Düngemittelabgabe, flankiert von einer Gülleabgabe, wird ein probates Mittel gesehen, die Nährstoffüberschüsse stark zurückzuführen. Aus sozial- und einkommenspolitischen Gründen erscheint es den Befürwortern gleichzeitig sinnvoll, die Einnahmen zum überwiegenden Teil wieder direkt an die Landwirte in Form von Flächenbeihilfen zurückzuführen.

Umweltprobleme bei Düngung sind nur dann gering, sofern moderne Ausbringungstechnik (Gülle) zum Einsatz kommt und vor allem wenn die Balance zwischen Einbringung von Düngemittel und Aufnahmefähigkeit des Bodens eingehalten wird. Dies ist nicht mehr der Fall bei intensiven Viehaltungssystemen, die ein Übermaß an tierischen Ausscheidungen produzieren und nicht über genügend Acker- und Grünland verfügen, auf das sie dies umweltschonend ausbringen können. Als Folge müssen Tierexkremente in Viehregionen mit Tanklastzügen immer weiter ins Umland transportiert werden, z. T. grenzüberschreitend.

(s. a. Düngung)

Weitere Informationen:

Düngemittelgesetz

Das 1989 novellierte deutsche Düngemittelgesetz von 1977 regelte bis zum Februar 2009 die Zulassung von Düngemitteltypen sowie die Anwendung von Düngemitteln, die nur nach "guter fachlicher Praxis" erfolgen darf. Eine Voraussetzung für die Zulassung von Düngemitteltypen ist, dass sie keine schädlichen Auswirkungen auf den Naturhaushalt haben.

Das Düngemittelgesetz diente mit seinen Durchführungsverordnungen vorrangig einer Angleichung der in der Bundesrepublik Deutschland gültigen Vorschriften an einschlägige EU-Vorschriften. Es ist vom Düngegesetz vom 9. Januar 2009 abgelöst worden.

(s. a. Düngeverordnung)

Düngemittelverordnung

Die deutsche Düngemittelverordnung vom 16. Dezember 2008 (aktualisiert 2012) regelt die Zulassung und Kennzeichnung von Düngemitteln

Düngemittel müssen durch europäisches oder nationales Düngerecht zugelassen sein und dürfen nur nach guter fachlicher Praxis angewandt werden. Dazu gehört, dass Art, Menge und Zeitpunkt der Anwendung von Düngemitteln am Bedarf der Pflanzen und des Bodens ausgerichtet werden.

Düngemittel müssen geeignet sein,

Sie dürfen bei sachgerechter Anwendung die Gesundheit von Menschen und Tieren nicht schädigen und den Naturhaushalt nicht gefährden.

Die Düngemittelverordnung konkretisiert diese gesetzlichen Vorgaben, indem sie das Herstellen, die Zusammensetzung und die Kennzeichnung von Düngemitteln regelt. Die Verordnung enthält Vorschriften über die zulässigen Ausgangsstoffe, Gehalt und Wirksamkeit von Nährstoffen und begrenzt die Gehalte an unerwünschten Stoffen.

Die Typenliste als wesentlicher Bestandteil der Düngemittelverordnung gliedert sich in folgende Abschnitte:

Mineralische Einnährstoffdünger:

Mineralische Mehrnährstoffdünger:

Organische und organisch-mineralische Düngemittel:

Düngemittel mit Spurennährstoffen

Dünger

Siehe Düngemittel

Düngeverordnung

Die Düngeverordnung (DüV) präzisiert die Anforderungen an die gute fachliche Praxis der Düngung und regelt, wie mit der Düngung verbundene Risiken - beispielsweise Nährstoffverluste - zu verringern sind.

Sie ergänzt damit die Düngemittelverordnung für die Zulassung und das Düngegesetz (bis 2009 Düngemittelgesetz) für den Vertrieb.

Eine Verschärfung von Düngegesetz und -verordnung wurde im Februar 2017 im Bundestag verabschiedet und vom Bundesrat im März 2017 bestätigt. Diese Verschärfung reichte der EU-Kommission jedoch nicht aus, worauf sie gegen Deutschland klagte, verbunden mit einer hohen Strafandrohung.

Ein Manko der bisherigen Düngeverordnung ist u.a., dass für die Ausbringung von Gülle eine moderne emissionsmindernde Technik (Schleppschlauch, Schleppschuh, Injektions- und Schlitzgeräte) und die sofortige Einarbeitung in den Boden nicht verbindlich vorgeschrieben ist. Entsprechendes gilt für die Lagerungstechnik. Immerhin trägt die Landwirtschaft etwa zu 90 % zu den deutschen Ammoniakemissionen bei. Ferner wird zugelassen, daß auch auf Böden mit hoher Phosphorversorgung die Ausbringung von Wirtschaftsdünger zugelassen wird, praktisch als Entsorgungsmethode. Kritiker wie das AgrarBündnis bezeichnen die Düngeverordnung als Rechtfertigung einer ganzjährigen Gülleentsorgung in der intensiven Massentierhaltung.

Die EU-Kommission kritisierte die zu geringe Stringenz der Maßnahmen in den roten Gebieten. Außerdem war ihr der Kontrollwert, das heißt der jährlich zulässige Stickstoffüberschuss beim Nährstoffvergleich zu hoch. Dies würde, so die EU-Kommission, eine kontinuierliche und nach Düngeverordnung zulässige Überdüngung nach sich ziehen und wäre mit der europäischen Nitratrichtlinie nicht vereinbar.

Nach intensiven Beratungen mit Ländern, Verbänden und Abgeordneten hat sich die deutsche Regierung im Juni 2019 auf Vorschläge verständigt, wie man die Düngeverordnung weiter verschärfen kann, um den Schutz der Gewässer zu verbessern und damit die Anforderungen der EU zu erfüllen.

Im Juli 2019 hat die Kommission Deutschland erneut in einem Mahnschreiben eine Frist von zwei Monaten gesetzt, um die Düngemittelverordnung nachzubessern, da die Bundesregierung ihre Ziele, die Belastung des Grundwassers mit Düngemitteln zu verringern, verfehle. Sollte die Bundesregierung der Mahnung nicht nachkommen oder die Kommission nicht von ihren Vorschlägen überzeugen können, werde die EU-Kommission den Fall erneut vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) bringen. Damit drohe eine Strafe in Höhe mehrerer Millionen Euro – Deutschland könnte zur Strafzahlung von 850.000 Euro pro Tag verurteilt werden.

Als Konsequenz wurde die Düngeverordnung neu gefasst, sie wurde am 30. April verkündet.

Wichtige Änderungen im Überblick:

Die Regelungen der neuen Düngeverordnung treten nicht alle gleichzeitig in Kraft. Es gibt bundesweite Regeln – sie gelten bereits seit dem 1. Mai 2020 – und solche, die sich nur auf die roten Gebiete (Regionen, die eine starke Grundwasserbelastung aufweisen) beziehen. Letztere treten erst ab dem 1. Januar 2021 in Kraft. Auf dieses Vorgehen hat sich die Bundesregierung – angesichts der aktuellen Coronakrise – mit der EU einigen können. Damit bleibt den Ländern mehr Zeit für die von der EU geforderte Neuausweisung der roten Gebiete nach bundeseinheitlichen Kriterien. Außerdem haben die Landwirtschaftsbetriebe mehr Zeit, sich auf die Änderungen einzustellen.

Bundesweite Regeln – gültig seit 1. Mai 2020

Schlagbezogene Aufzeichnungspflicht statt Nährstoffvergleich

Den Nährstoffvergleich gibt es nicht mehr. Stattdessen müssen die Betriebe jetzt auf jedem Schlag die ausgebrachten Nährstoffmengen (Stickstoff und Phosphor) dokumentieren. Diese dürfen den errechneten Düngebedarf nicht überschreiten. Falsche oder unvollständige Aufzeichnungen können zukünftig mit bis zu 50.000 Euro (statt wie bisher 10.000 Euro) geahndet werden.

Neue Sperrfristen zur Düngerausbringung

Für das Ausbringen von phosphathaltigen Düngemitteln auf Acker- und Grünland wird eine flächendeckende Sperrfrist vom 1. Dezember bis 15. Januar eingeführt.

Die Sperrfrist für Kompost und Festmist wird um zwei Wochen verlängert – gilt also jetzt vom 1. Dezember bis 15. Januar.

Verbot von Düngung auf gefrorenem Boden

Stickstoff- und phosphathaltige Düngemittel (auch Festmist und Kompost) dürfen nicht auf gefrorenem Boden ausgebracht werden. Die bisherige Ausnahme, dass auf tagsüber aufgetautem Boden Dünger ausgebracht werden darf, wurde gestrichen.

Veränderte Abstandsregelungen zu Gewässern

Zwischen Gewässer und Feldrand darf bei unterschiedlich steilen Hanglagen auf einem Streifen von XY Metern kein Dünger ausgebracht werden:

Verkürzte Einarbeitungszeit

Flüssige Wirtschaftsdünger müssen auf unbestelltem Ackerland innerhalb einer Stunde – statt wie bisher in vier – eingearbeitet werden (gilt ab 1.2.2025).

Max 80 Kilogramm Gesamt-Stickstoff auf Grünland

Die Aufbringmenge von flüssig organischen Düngern auf Grünland und mehrjährigem Feldfutter im Herbst wurde auf 80 Kilogramm Gesamt-Stickstoff je Hektar und Jahr begrenzt.

Änderungen in den roten Gebieten – gültig ab 1. Januar 2021

Düngebedarf minus 20 Prozent

Die zulässige Höchstmenge für Stickstoff wird in den roten Gebieten um 20 Prozent niedriger angesetzt als der ermittelte Bedarf. Maßgeblich ist der Durchschnitt der Flächen, die der Betrieb in dem roten Gebiet bewirtschaftet. Ausnahmen gelten für gewässerschonend wirtschaftende Betriebe (also auch Öko-Betriebe), die weniger als 160 Kilogramm Gesamt-Stickstoff je Hektar und Jahr (davon nicht mehr als 80 Kilogramm als Mineraldünger) ausbringen.

Schlagbezogene Obergrenze von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr

Die 2017 bereits eingeführte Obergrenze für die Ausbringung von organischen und organisch-mineralischen Düngern in Höhe von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr gilt von nun an flächengenau und nicht mehr für den Durchschnitt aller Flächen.

Verbot der Herbstdüngung bei Raps, Wintergerste und Zwischenfrüchte

Die Düngung von Winterraps und Wintergerste sowie von Zwischenfrüchten ohne Futternutzung im Herbst ist verboten. Ausnahmen: Raps (Bodenprobe: weniger als 45 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr) und Zwischenfrüchte (wenn Kompost oder Festmist zum Einsatz kommen).

Stickstoffdüngung Sommerkulturen nur mit Zwischenfrucht

Kulturen, die nach dem 1. Februar gesät/gepflanzt werden, dürfen nur dann mit Stickstoff gedüngt werden, wenn vorher eine Zwischenfrucht angebaut wurde (Ausnahme bei spät geernteter Vorfrucht im Herbst und in besonders trockenen Gebieten).

Veränderte Sperrfristen zur Düngerausbringung

Sperrfrist bei Kompost und Festmist (drei Monate): 1.11. bis 31.1. (vorher ein Monat: 15.12. bis 15.1.).
Sperrfrist bei Grünland (vier Monate): 1.10. bis 31.1. (vorher drei Monate: 1.11. bis 31.1.).

Max 60 Kilogramm Gesamt-Stickstoff je Hektar und Jahr auf Grünland

Begrenzung der Ausbringung flüssig organischer Dünger auf Grünland im Herbst auf 60 Kilogramm Gesamt-Stickstoff je Hektar und Jahr.

Weitere Informationen:

Düngung

Unter Düngung versteht man die Zufuhr von mineralischen oder organischen Stoffen zu Boden und Pflanzen über das natürliche Angebot hinaus. Die Mineralstofftheorie von Carl Sprengel (1787-1859) und Justus von Liebig (1803-1873) besagt, daß sich die Pflanzen für ein gutes Wachstum nicht von Humus (Humustheorie von Aristoteles), sondern von Mineralstoffen ernähren.

Die meisten der wichtigen Pflanzennährstoffe (N, P, K) kommen im Boden oft nur in minimalen Konzentrationen vor und sind bei einer Bewirtschaftung rasch aufgebraucht. Da die Feldfrüchte mit Ausnahme der Ernterückstände (Streu, Stroh, Stauden) vom Acker entfernt werden, kann an Ort und Stelle kein Recycling und damit keine Nachbildung von Nährstoffen erfolgen. Deshalb müssen diese Mineralsalze durch Düngung immer wieder nachgeliefert werden.

Heute werden bei bestimmten Kulturpflanzen pro Flächeneinheit mehr als 10fach höhere Pflanzenerträge erzielt als zu Beginn des 19. Jahrhunderts; rund 50 - 60 % dieser Ertragssteigerungen werden durch die Düngung bewirkt. Andererseits erhöhten sich die Erträge nicht in gleichem Maße wie gesteigerte Düngerzufuhr (Ertragsgesetze).

Vom Wirkungsprinzip her können zwei grundsätzliche Möglichkeiten der Düngung unterschieden werden: Organische Düngung mit "Abfällen" aus der Landwirtschaft, Gartenbaubetrieben oder Haushalten und Düngung auf der Basis anorganischer Salze.
Mineralische Stoffe, die ursprünglich aus den Mineralen der Gesteine stammen, werden seit den Anfängen des Ackerbaus zur Verbesserung des Pflanzenwachstums als Dünger verwendet. So dienten z.B. Asche, Mergel oder Schlick zu einer Steigerung der niedrigen Durchschnitterträge, die jahrhundertelang nur bei knapp 10 dt/ha Getreide lag.

Der organische Dünger hat die gleiche Wirkung auf das Edaphon wie die bei natürlichem Bewuchs anfallenden Pflanzen- und Tierreste: Die Tätigkeit der Bodenlebewesen wird gefördert, diese tragen ihrerseits zur Schaffung und Erhaltung einer guten Bodengare bei. Die Mikroorganismen werden außerdem vermehrt, was sich in einer gesteigerten Bodenatmung zeigt. Die Mikroorganismen stellen durch Mineralisation den Pflanzen Nährstoffe zur Verfügung. Hierin unterscheiden sich organische und anorganische Dünger: Bei ersteren geht der Weg der Nährstoffe über die Bodenlebewesen, bis sie für die Pflanzen verfügbar sind, letzterer kann sofort von den Wurzeln aufgenommen werden. In manchen Fällen (Phosphat) muß auch bei mineralischer Düngung der Weg über die Mikroorganismen genommen werden.

Mit der Düngung werden folgende Ziele angestrebt:

Dabei sollten die Hauptziele (Pflanzenertrag und Bodenfruchtbarkeit) mit möglichst geringen Nährstoffverlusten und ohne nachhaltige, negative Auswirkungen auf die Umwelt erreicht werden.

Neben einer Versorgung der Pflanzen mit den notwendigen Nährstoffen bewirkt eine Düngung des Bodens auch eine Veränderung der physikalischen Bodeneigenschaften, der Bodenmikroflora und -fauna. Bei zu großen Düngergaben wächst die Gefahr der Überdüngung, d.h. daß neben den erwünschten Wirkungen auch Schäden durch überhöhte Zufuhr von Düngestoffen an Pflanzen und Ökosystemen entstehen. Dies gilt insbesondere bei einseitiger und unsachgemäßer Düngung. Als Schädigung oder Toxizität kann dabei sowohl die Verringerung an pflanzlicher Produktivität wie auch die Minderung der Qualität des Erntegutes angesehen werden. Weiterhin führt Überdüngung zu Erhöhungen von Pflanzennährstoffen, v.a. Nitrat, im Grundwasser. Auch die Oberflächengewässer können durch oberflächliche Abschwemmung direkt eutrophiert werden.

Der aktive Stickstoffeintrag auf Felder wurde noch Ende des letzten Jahrhunderts in Deutschland vorwiegend mit Stalldung durchgeführt und lag bei 1 - 2 g/m2 (10 - 20 kg/ha). Die insgesamt ausgebrachte Menge beträgt aber seit den 1980er Jahren rund 16 - 17 g/m2 (160 - 170 kg/ha).

(s. a. Gülle, Jauche, Kompost, Mineralsalze, Spurennährstoffe, Stallmist, Umweltwirkungen, Wirtschaftsdünger)

Weitere Informationen:

Durchwuchs

Durchwachsen einer vorjährigen Kultur durch die neue Einsaat. Durchwuchs entsteht vor allem durch keimfähige Samen, die auf dem Acker nach der Ernte verblieben sind.

Durchwurzelbarkeit

Standorteigenschaft, die die Möglichkeit der Erschließung des durch die Gründigkeit begrenzten Wurzelraumes meint und von Porenraum, Gefüge und Steingehalt abhängig ist sowie nach sehr gut, gut, mäßig und schlecht durchwurzelbar abgestuft wird.

Dürre

In allgemeinen Worten ist eine Dürre eine verlängertes Ausbleiben von oder ein markanter Mangel an Niederschlägen, ein Mangel, der zu Wasserknappheit für gewisse Aktivitäten oder gewisse Gruppen führt, oder ein genügend langer Zeitabschnitt von außerordentlich trockenem Wetter, so dass der Niederschlagsmangel ein ernsthaftes hydrologisches Ungleichgewicht verursacht.

Aus statistischer Sicht ist Dürre ein seltenes Extremereignis und tritt mit einer bestimmten Wiederkehrwahrscheinlichkeit auf. Dürren grenzen Zeiten ab, in denen die Wasserverfügbarkeit bezogen auf die langjährige Verteilung sehr gering ist.

Im Gegensatz dazu grenzt die Aridität Räume ab, in denen die Verdunstungsmenge immer höher ist, als die Niederschlagschlagsmenge, wodurch generell eine geringe Wasserverfügbarkeit normal ist.

Dürre ist ein relativer Begriff mit einer starken Abhängigkeit von Zeit und Raum, daher muss jede Erörterung eines Niederschlagsdefizits erwähnen, welche niederschlagsbezogene Aktivität zur Diskussion steht.

Veränderungen von Bodenfeuchtigkeits- und Grundwasserspeichern werden nicht nur von Niederschlagsrückgängen, sondern auch durch Anstiege der tatsächlichen Evapotranspiration beeinflusst. Eine Megadürre ist eine sehr lange und weitverbreitete Dürre, die viel länger als normal dauert, üblicherweise ein Jahrzehnt oder mehr.

Nach der allgemeinen Definition sind Dürren nur bedingt als Naturkatastrophen anzusehen, da sie zwar mit dem Fehlen von Niederschlägen beginnen, aber nicht plötzlich und unerwartet hereinbrechen. Dass die Folgen von Dürren oft ein katastrophales Ausmaß annehmen, hat seine Ursachen überwiegend in organisatorischen, administrativen und politischen Problemen.

Dürreintensitäten im Gesamtboden in der Vegetationsperiode April bis Oktober (1952 – 2021)

Dürreintensitäten im Gesamtboden in der Vegetationsperiode April bis Oktober (1952 – 2021)

In dieser Zeitreihe des UFZ wird die Dürreintensität in Deutschland dargestellt. Sie ist ein dimensionsloses Maß, um die Stärke einer Dürre über einen bestimmten Zeitraum oder für eine bestimmte Region abzuschätzen. In die Berechnung fließen die Länge der Dürreperiode und die absolute Trockenheit im zeitlichen Verlauf ein. Im Vergleich zu den untenstehenden Dürremagnituden wird zusätzlich eine Normierung über die Zeit (also die Tage der Vegetationsperiode) vorgenommen. Damit kann ein Maximalwert von 0.2 erreicht werden.


Legende:

Legende

Quelle: UFZ

Landwirtschaftliche Maßnahmen zur Vorbeugung und Abmilderung von Dürreschäden

Dürreindices

Dürreindices dienen der Detektion und Bewertung von Dürren. Dürren werden durch Niederschlagsmangel und/oder erhöhte Verdunstung durch hohe Temperaturen (und Wind) verursacht. Je nach verfügbarer Datenlage können verschiedene Dürreindices berechnet werden. Häufig verwendete Dürreindices sind:

Mit einem Dürreindex wird der Niederschlagsmangel eines Aggregationszeitraumes im Vergleich zu den beobachteten Defiziten eines Referenzzeitraumes bewertet. Diese Definition führt dazu, dass in ariden Gebieten vergleichbar viele Dürreereignisse detektiert werden wie in humiden Regionen. Kein Regen in einer Wüste ist dort der ‚Normalzustand‘ und der Dürreindex entsprechend auch ‚normal‘. Hingegen wird eine Dürre detektiert, wenn statt der im vieljährigen Mittel zu erwartenden 500 mm/Monat nur 150 mm/Monat Niederschlag gefallen sind.

Für Deutschland berechnet der Deutsche Wetterdienst den SPI und weltweit einen kombinierten Dürreindex (GPCC-DI) aus dem SPI und SPEI, welche monatlich aktualisiert werden:

Weitere Informationen:

Dust Bowl

Bezeichnung für den semiariden Teil der Great Plains, der während periodisch auftretender Dürren als Folge unangepasster Bodennutzung eine schwerwiegende Bodendegradation durch Winderosion erfuhr. Schwerpunkte lagen räumlich in den Staaten Oklahoma, Kansas und Nebraska, zeitlich in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts. Der Name nimmt Bezug auf die in den Plains während Dürreperioden auftretenden Staubstürme (black blizzards). Teilweise wird der Begriff nicht nur auf die betroffenen Regionen, sondern auf die Ereignisse selbst angewendet.

Dust storm approaching Stratford, Texas, April 1935.
Dust storm approaching Stratford, Texas, April 1935.

Quelle: NOAA George E. Marsh Album

Das vom Staat geförderte und vom Export ins kriegsgeschädigte Europa angetriebene sogenannte "Dry Farming Program" hatte dem Dust-Bowl-Phänomen in den USA den Boden bereitet: Unter massivem Maschineneinsatz wurden die Great Plains in eine monotone "Getreidefabrik" umgewandelt, deren umgebrochene Oberfläche einen signifikanten Teil des Jahres ungeschützt der Witterung ausgesetzt blieb. Windbrechende Strukturen fehlten in dieser Agrarlandschaft.

Dust-Bowl-Ereignisse waren keineswegs auf die dreißiger Jahre beschränkt. 1977 verursachte ein aus ähnlichen Gründen entstandener Sandsturm in der Gegend des San Joaquin Valley, eines Längstales in Kalifornien, ausgedehnte Schäden und Erosion in einem Gebiet von ca. 2.000 km². Über 25 Mio. t Boden wurden binnen 24 Stunden vom Weideland abgedeckt. Auch in der ehemaligen UdSSR nahm die Häufigkeit von Sand-/Staubstürmen nach der Durchführung der Neuland-Programme in den fünfziger Jahren zu.

Kombinations-Ursachen für die Entstehung von Dust-Bowl-Ereignissen:

Folgen von Dust-Bowl-Ereignissen:

Dust Bowl-Syndrom

Alle durch die industrielle Landwirtschaft hervorgerufenen Erscheinungen von Bodendegradation. Der Begriff ist Teil einer Klassifikation von Syndromen der Bodendegradation. Die namengebenden Dust Bowl-Erscheinungen sind nicht gesamthaft synonym mit den Symptomen und Ursachen des Dust Bowl-Syndroms.

In einem erweiterten Konzept wird mit dem Dust-Bowl-Syndrom jener Ursachenkomplex angesprochen, der Umweltschädigungen durch nicht-nachhaltige Nutzung von Boden oder Gewässern als Produktionsfaktor für Biomasse unter hohem Energie-, Kapital- und Technikeinsatz nach sich zieht.

Als Symptome des Syndroms lassen sich Bodenerosion und Bodenverdichtung, Verlust von biologischer Vielfalt sowie Kontamination von Luft und Wasser ausmachen. Die moderne Form der Landwirtschaft zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß sie auf den verfügbaren Flächen den größtmöglichen Gewinn zu erzielen sucht. Kennzeichnend ist zum einen die Minimierung des menschlichen Arbeitsaufwandes durch Einsatz einer Palette von Maschinen in großräumig bereinigten Fluren und in Tierfabriken. Ertrag und Leistung werden zu maximieren versucht durch:

Die Schwerpunkte dieses Landwirtschaftstyps mit seinen positiven und negativen Konsequenzen lagen ursprünglich im Bereich von Gunstböden, also in Mittel- und Osteuropa, USA, Kanada, Argentinien, Südafrika und Australien. Seit den 60er Jahren breitet sich die industrielle Landwirtschaft allerdings auch in Regionen der Welt aus, welche nicht über vergleichbare Gunstböden verfügen - in den Mittelmeerländern, in Lateinamerika, Ostafrika, im Nahen Osten und Südasien.

Das Dust-Bowl-Syndrom umfaßt auch die ähnlich motivierten Formen der Forstwirtschaft (z.B. Pflanzung und nachfolgend Kahlschlag schnellwachsender, geklonter Monokulturen ohne Rücksicht auf Verluste des Bodens oder der Biodiversität) oder der Aquakultur (Eutrophierung bzw. Zerstörung von Küstenökosystemen).

Dy

Der Unterwasserboden Dy (ausgesprochen Dü, von schwed. Schlamm, Matsch oder Schlick) ist ein so genannter Braunschlammboden am Grund von dystrophen sauerstoff- und nährstoffarmen stehenden Gewässern mit Fh/G-Profil (F = Horizont am Gewässergrund, h steht für humos). Es ist ein huminsäurereicher, kalkfreier, saurer Unterwasserboden (pH <6 im Fh-Horizont). 

Nutzung

Bei Trockenlegung dieses Bodens schrumpft die organische Substanz zu recht harten Stücken zusammen. Eine landwirtschaftliche Nutzung des Bodentyps Dy ist daher unrentabel. Dieser Unterwasserboden findet sich vor allem in Binnenseen, wo ein Zulauf aus saurem Hochmoorwasser erfolgt.