Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

F

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Fäbodwirtschaft

Form der Waldweidewirtschaft in Skandinavien, bei der das Vieh im Sommer auf vom Heimgut weit entfernte Waldweiden getrieben wird.

Fahlerde

Die Fahlerde (WRB Haplic Albeluvisol) ist ein Boden mit Ah/Ael/Ael+Bt/Bt/C-Profil (e für eluvial, ausgewaschen, l für lessiviert, + kennzeichnet einen Verzahnungshorizont zwischen verschiedenen Horizonten ohne, dass sie sich gegenseitig durchdringen) der durch den Prozess der vertikalen Tonverlagerung oder Lessivierung charakterisiert ist (Lessivés von franz. lessivage = Auswaschung).

Eigenschaften

Die Fahlerde ähnelt der Parabraunerde, weist jedoch eine stärkere Texturdifferenzierung durch höhere Tongehaltsdifferenzen zwischen Ael- und Bt-Horizont auf. Kennzeichnend für den Boden und namensgebend sind die durch Tonverlagerung stark aufgehellten „fahlen“ Bereiche über dem Tonanreicherungshorizont.

Fahlerde aus Lösslehm in Wisconsin (USA)

Fahlerde aus Lösslehm in Wisconsin (USA)

Die Fahlerde (WRB Haplic Albeluvisol) ist ein Boden mit Ah/Ael/Ael+Bt/Bt/C-Profil (e für eluvial, ausgewaschen, l für lessiviert, + kennzeichnet einen Verzahnungshorizont zwischen verschiedenen Horizonten ohne, dass sie sich gegenseitig durchdringen) der durch den Prozess der vertikalen Tonverlagerung oder Lessivierung charakterisiert ist (von franz. lessivé = ausgewaschen).

Die Fahlerde ähnelt der Parabraunerde, weist jedoch eine stärkere Texturdifferenzierung durch höhere Tongehaltsdifferenzen zwischen Ael- und Bt-Horizont auf. Dieser nach einer Stadt in Wisconsin benannte Antigo Silt Loam Schlufflehm wurde zum offiziellen Staatsboden von Wisconsin ernannt.

Quelle: USDA, gemeinfrei

Die gute Wasserspeicherung aufgrund der Zusammensetzung der Böden ermöglicht üppiges Pflanzenwachstum. Diese Böden liefern Grundwasser und beherbergen viele Mikroorganismen und kleine Bodentiere. Damit sind sie sehr wichtig für die Erhaltung der Biodiversität, die wiederum Voraussetzung für die Stabilität unserer Lebensräume ist.

Risiken für diese Böden bestehen besonders in der Flächenversiegelung und der Wasser- und Winderosion sowie der Schadverdichtung.

Verbreitung und Nutzung

Fahlerden sind insbesondere im Nordosten Deutschlands (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt) im Bereich der Grundmoränen verbreitet, finden sich aber auch auf den Höhenzügen der Endmoränen in erosionsgeschützten Bereichen. Ausgangssubstrate der Bodenbildung sind Geschiebemergel, Löß und Flugsande. In West- und Süddeutschland sind Fahlerden seltener anzutreffen. Man findet sie vereinzelt aber auch in Baden-Württemberg und in Hessen. Fahlerden sind oftmals mit Parabraunerden, Braunerden und podsolierten Böden vergesellschaftet. 

Die heutigen Verbreitungsgebiete der Fahlerden sind Zeugnisse der verschiedenen Eiszeitstaffeln. Archäologische Fundplätze zeugen von Besiedlungen und ackerbaulicher Nutzung seit etwa 4.000 Jahren.

Fahlerden sind wie Parabraunerden sehr fruchtbare Böden mit relativ hoher Ertragssicherheit und auch forstwirtschaftlich sehr gut nutzbar. Gute Ernteergebnisse auf Fahlerden gibt es insbesondere bei Winterweizen, Wintergerste, Winterraps und Hackfrüchten.

Fahlerde - Vorkommen in Deutschland

Fahlerde - Vorkommen in Deutschland

Heute sind Fahlerden in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg weit verbreitet, vereinzelt findet man sie in Baden-Württemberg, in Sachsen-Anhalt und Hessen auch aus Löss entwickelt. Standorte sind meist nicht durch Erosion nicht beeinflussten Rücken.

Quelle: © BGR Hannover

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Fahrgasse

Aussparen von reifenbreiten Fahrspuren bei der Getreidesaat, die während des Wachstums der Kulturpflanze wiederholt für Pflegemaßnahmen befahren werden. Die auch Lichtschächte genannten Spuren, werden bei der Aussaat durch das Schließen einzelner Säschare an der Sämaschine angelegt (Saatgutersparnis). Die so entstehenden pflanzenfreien Streifen dienen als Fahrspur und erleichtern z.B. exaktes und überlappungsfreies Ausbringen von Pflanzenschutz- und Düngemitteln.

Fahrgassen werden üblicherweise parallel im Abstand von 12 bis 36 Metern angelegt. Dies hängt vor allem von den im Betrieb vorhandenen Geräten ab. Insbesondere Feldspritzen und Düngerstreuer geben über ihre Arbeitsbreiten den Abstand der Fahrgassen zueinander vor. Üblicherweise wird beim Säen mit halbem Fahrgassenabstand (also 6-18 Metern je nach Betrieb) vom Rand aus begonnen. Dabei wird auch auf dem Vorgewende eine Fahrgasse angelegt. Anschließend werden parallel zur längeren Feldseite die übrigen Spuren im Abstand der vollen Fahrgassenbreite zueinander angelegt.

Fahrsilo

Weit verbreitete Art des Silos, bei der die Silage auf einer Platte am Boden festgewalzt und anschließend luftdicht abgedeckt wird.

Fairer Handel

Bezeichnung für eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Trade-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels. (Definition der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO e.V., WFTO und EFTA 2009)

Die sehr heterogene Fairhandelsbewegung konzentriert sich hauptsächlich auf Waren, die aus Entwicklungsländern in Industrieländer exportiert werden. Kleinproduzenten im Globalen Süden werden gezielt gestärkt. Die Fair-Trade-Bewegung möchte die wirtschaftliche und soziale Situation von benachteiligten Bäuerinnen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeitern verbessern. Sie sollen für ihre Arbeit und ihre Produkte angemessen bezahlt werden und eine stabile Existenz aufbauen können. Fairer Handel ist Hilfe zur Selbsthilfe.

Fairer Handel umfasst landwirtschaftliche Erzeugnisse ebenso wie Produkte des traditionellen Handwerks und der Industrie und weitet sich zusehends auf neue Bereiche wie den Tourismus unter der Bezeichnung „faires Reisen“ aus. Angeboten werden fair gehandelte Produkte in Naturkost- und Weltläden sowie in Supermärkten und in der Gastronomie. Laut der Dachorganisation Fairtrade Labelling Organizations International profitierten 2017 über 1,7 Mio. Bauern und Landarbeiter vom fairen Handel.

Mit zusätzlichen Prämien werden beispielsweise der Aufbau von Gemeinschaftsprojekten oder die Umstellung auf ökologischen Anbau unterstützt. Ebenso wichtig ist die Bildungs- und Informationsarbeit für einen gerechteren Welthandel. So können noch mehr Menschen davon überzeugt werden, dass wir alle Verantwortung für unsere Mitmenschen und unseren Planeten tragen.

In Deutschland verfolgt z. B. der 1992 gegründete gemeinnützige Verein TransFair – Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt diese Konzepte. Als Mitgliedsorganisation von Fairtrade International vergibt die nationale Organisation das Fairtrade-Siegel für deutsche Produkte und fördert die Bekanntheit des Siegels in der Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft innerhalb Deutschlands.

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FAKT

Akronym für das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT); damit wird die Anfang der 90er Jahre in Baden-Württemberg begonnene Förderung von Agrarumweltmaßnahmen fortgesetzt und auf aktuelle Problembereiche neu ausgerichtet. Rund ein Drittel der für den Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum Baden-Württemberg 2014–2020 (MEPL III) vorgesehenen Finanzmittel entfallen auf das Programm FAKT mit seinen rund 40 Teilmaßnahmen.

FAKT unterscheidet sich vom Vorgängerprogramm MEKA insbesondere durch eine bessere Förderung der Grünlandstandorte, eine stärkere Förderung des Ökologischen Landbaus und durch spezifische Maßnahmen zum Gewässer- und Erosionsschutz. Tierschutz und artgerechte Tierhaltung sind ein politischer Schwerpunkt der Landesregierung. Daher wird dem Tierwohl sowie dem Erhalt gefährdeter regionaltypischer Nutztierrassen in FAKT eine besondere Bedeutung beigemessen.

Das Ziel von FAKT ist der Erhalt und die Pflege der Kulturlandschaft, der Schutz des Klimas und der natürlichen Ressourcen Wasser, Boden, Luft, der Erhalt und die Verbesserung der Biodiversität sowie die Förderung der artgerechten Tierhaltung.

Von FAKT geförderte Maßnahmen (nach dem Baukastensystem kombinierbar)

A - Umweltbewusstes Betriebsmanagement
B - Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft und besonders geschützter Lebensräume
C - Sicherung landschaftspflegender, besonders gefährdeter Nutzungen und Tierrassen
D - Ökologischen Landbau / Verzicht auf chemisch-synthetische Produktionsmittel im Betrieb
E - Umweltschonende Pflanzenerzeugung und Anwendung biologischer / biotechnischer Maßnahmen
F - Freiwillige Maßnahmen zum Gewässer- und Erosionsschutz
G - Besonders tiergerechte Haltungsverfahren

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Familienarbeitskräfte

Familienarbeitskräfte sind die Betriebsinhaberin bzw. -inhaber, deren/dessen Ehegatte oder Ehegattin (bzw. eine gleichgestellte Person) sowie weitere Familienangehörige und Verwandte, die auf dem landwirtschaftlichen Betrieb leben und arbeiten.

Familienbetrieb

Eine einheitliche Definition, mit der sich die familienbetriebene Landwirtschaft zutreffend beschreiben ließe, gibt es nicht. Eurostat verwendet den Begriff für landwirtschaftliche Betriebe, die von einer Familie bewirtschaftet werden und deren Arbeitskräfte zu 50 oder mehr Prozent Familienmitglieder sind. Eine ähnliche, noch vagere Definition verwendet auch die FAO: „…an agricultural holding which is managed and operated by a household and where farm labour is largely supplied by that household”. (Eurostat)

Der Familienbetrieb sichert den Lebensunterhalt der Familie. Sie bezieht den Großteil ihres Einkommens aus der Landwirtschaft und wohnt entweder auf dem Hof oder in unmittelbarer Nähe. Üblicherweise bleibt der Betrieb generationenübergreifend in der Familie und wird innerhalb dieser weitervererbt. Somit tritt ein direkter Familienangehöriger die Hofnachfolge des Familienbetriebs an. Dabei erhalten die Vorbesitzer zu ihren Lebzeiten und in direktem Anschluss an die Weitergabe des Betriebes ein lebenslanges Wohnrecht. Gleichzeitig werden bestimmte kulturelle Überlieferungen und Werte weitergeführt.

Meist handelt es sich bei den Mitarbeitern in einem Familienbetrieb fast ausschließlich um Verwandte. In manchen Fällen werden auch weitere landwirtschaftliche Angestellte beschäftigt. Das ist meist bei größeren Betrieben beziehungsweise bei Betriebsvergrößerungen der Fall.

Im Jahr 2016 wurden in der Europäischen Union über 9 von 10 landwirtschaftlichen Betrieben (93 %) nur vom Betriebsleiter (m/w) und Familienangehörigen bewirtschaftet. In Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern sind klassische Familienbetriebe im Bereich der Landwirtschaft in vergangenen Jahren rückläufig. Der Anteil an Familienbetrieben ist in Westdeutschland beispielsweise seit den 1940er Jahren um rund 80 Prozent zurückgegangen. Der Begriff Familienbetrieb bezeichnet häufig, aber nicht ausschließlich kleine bis mittelständische Familienunternehmen.

Auch weltweit wird die Landwirtschaft derzeit von Familienbetrieben dominiert: Sie erzeugen 70 % der Weltnahrungsmittelproduktion, stellen einen beträchtlichen Anteil der Arbeitsplätze weltweit und sind ein wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung der ländlichen Gebiete überall auf der Welt. Diesem Produktionsmodell ist es zu verdanken, dass lokale Erzeugnisse erhalten bleiben, und es trägt zur Bereicherung lokaler Traditionen und Kulturen bei. Jedoch bewirtschaften die Landwirte in den ländlichen Gebieten zumeist nur kleine Betriebe und sind daher mit ihren Familien oftmals von Armut und Hunger bedroht.

Das Konzept der familienbetriebenen Landwirtschaft umfasst – je nach Kultur, Region, Land usw. – ein breites Spektrum unterschiedlicher Ausprägungen; folglich kann für den Begriff „familienbetriebene Landwirtschaft“ auch keine allgemein gültige Definition zugrunde gelegt werden.

Das Kriterium der Betriebsgröße findet üblicherweise bei einer Definition keine Berücksichtigung. Bei landwirtschaftlichen Familienbetrieben handelt es sich nicht zwangsläufig um Kleinbetriebe, und Betriebe, die in einer Region als klein gelten, können in einer anderen Region bereits zu den großen Betrieben zählen.

In den USA wurde schon seit ihrer frühen Geschichte der auf eigenem Land wirtschaftende freie Farmer als Rückgrat der Demokratie betrachtet, ihm sollte daher auch der besondere Schutz der Regierung zuteilwerden. Die im Zuge des Homestead Act von 1862 und seiner Folgegesetze durchgeführte Landvergabe an Siedler und die sich daraus ergebende Dominanz von Einzelhofsiedlungen spiegelt dies bis heute wider. Im weiteren Verlauf hat dies zu einem regelrechten Mythos der family farm geführt: Sie wird bis in die Gegenwart als politisch und gesellschaftlich gewünschte Eigentumsform propagiert.

Der vom Economic Research Service (ERS) des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) herausgegebene Bericht America's Farms and Ranches at a Glance, früher bekannt als America's Diverse Family Farms Report dient dazu, agrarpolitischen Entscheidungsträgern detaillierte Informationen über die Strukturen, finanziellen Verhältnisse, die verschiedenen Einkommensquellen u. a. m. von US-Farmen zu liefern. Da er verschiedene Farmtypen unterscheidet und textliche Erläuterungen bietet, ist der Family Farm Report eine wichtige ergänzende Informationsquelle zu dem ausschließlich aus Statistiken bestehenden Agrarzensus.

Die 2013 vom ERS im USDA, entwickelte Agrartypologie konzentriert sich in erster Linie auf "Familienbetriebe" (family farms), d. h. auf Farmen oder Ranches, die mehrheitlich im Besitz eines Betriebsleiters und von Personen sind, die mit einem der Betriebsleiter verwandt sind. Seit den 1970er Jahren definiert das USDA einen Bauernhof als einen Ort, der in einem bestimmten Jahr mindestens 1.000 Dollar an nicht inflationsbereinigten landwirtschaftlichen Erzeugnissen produziert und verkauft hat oder normalerweise produziert und verkauft hätte. (ERS)

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FAO

Engl. Abk. für Food and Agricultural Organisation of the United Nations; die 1945 gegründete Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. 2017 umfasste sie 194 Mitgliedstaaten und die Europäische Union. Sie ist die größte Sonderorganisation der Vereinten Nationen und hat ihre Zentrale in Rom.

Die FAO zeichnet als federführende Organisation für die Anstrengungen der internationalen Staatengemeinschaft zur Bekämpfung des Hungers verantwortlich. Dabei bietet die FAO, die sowohl für die Industrienationen als auch für die Entwicklungsländer tätig ist, allen Nationen ein neutrales Forum für gleichberechtigte Verhandlungen und Beratungen über politische Fragen.

Ein besonderer Schwerpunkt der Tätigkeit der FAO liegt auf der Entwicklung der ländlichen Gebiete, in denen 70 % der armen und hungernden Menschen weltweit leben.

Die FAO sammelt, analysiert und verbreitet weltweit landwirtschaftliche und ernährungspolitische Informationen und erarbeitet Vorschläge zur Überwindung ernährungspolitischer Probleme und leistet technische Hilfe. Bei Hungerkatastrophen informiert sie über ein globales Frühwarnsystem und organisiert Notstandshilfe (Nahrungsmittelhilfe). Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit UNICEF, IBRD, WHO, ILO und WFP.

Ziele und Aufgaben der FAO:

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Farm

1. Landfläche unterschiedlicher Größe mit den zugehörigen Gebäuden, die zur Produktion von Kulturpflanzen und/oder Nutztieren dient, und deren Bewirtschafter die Farm als Eigentümer oder Pächter betreibt.

2. In der amerikanischen Agrarstatistik / Census of Agriculture jeder Haushalt ("any place"), der aufgrund seiner Flächenverfügbarkeit oder seines Nutztierbesatzes in der Lage ist, Agrarprodukte im Wert von mindestens 1.000 $ pro Jahr zu produzieren und zu verkaufen. Dabei ist unerheblich, ob dies wirklich erfolgt. Die stark ungleiche Verteilung von Einkünften und Nutzflächen in den USA drücken eine ausgeprägte duale Struktur aus.

Die Definition hat sich seit ihrer Einführung im Jahr 1850 neun Mal geändert. Die aktuelle Definition wurde erstmals bei der Landwirtschaftszählung von 1974 verwendet und wurde bei jeder nachfolgenden Landwirtschaftszählung verwendet.

Dazu hat der Economic Research Service (ERS) des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) eine Klassifizierung oder Typologie von landwirtschaftlichen Betrieben entwickelt, um die Betriebe in homogenere Gruppen einzuteilen und so die Bedingungen im vielfältigen Agrarsektor der Vereinigten Staaten besser zu verstehen.

Die 2013 vom USDA, ERS, entwickelte Farmtypologie (s. Infoblock) konzentriert sich in erster Linie auf "Familienfarmen", d. h. Farmen oder Ranches, bei denen sich die Mehrheit des Betriebs im Besitz eines Betreibers und von Personen befindet, die mit einem der Betreiber verwandt sind. Seit den 1970er Jahren definiert das USDA einen Bauernhof als einen Ort, an dem in einem bestimmten Jahr mindestens 1.000 Dollar an nicht inflationsbereinigten landwirtschaftlichen Erzeugnissen erzeugt und verkauft wurden oder normalerweise erzeugt und verkauft worden wären.
Das USDA verwendet die Anbaufläche und den Viehbestand, um festzustellen, ob ein Bauernhof oder eine Ranch mit einem Umsatz von weniger als 1.000 Dollar normalerweise die für die Einstufung als Bauernhof erforderliche Mindestmenge erzeugen und verkaufen könnte. Die Betriebsgröße wird anhand des Bruttobarbetriebseinkommens (GCFI) gemessen, einem Maß für die Einnahmen des Betriebs, einschließlich der Verkäufe von Feldfrüchten und Vieh, staatlicher Zahlungen und anderer betriebsbezogener Einkünfte, einschließlich der Gebühren, die die Betreiber aus Produktionsverträgen erhalten.

 

US Farm typology, developed in 2013 by USDA, ERS

Small family farms (GCFI less than $350,000)

  • Retirement farms: Small farms whose principal operators report having retired from farming, though continuing to farm on a small scale
  • Off-farm-occupation farms: Small farms whose principal operators report a primary occupation other than farming
  • Farming-occupation farms: Small farms whose principal operators report farming as their primary occupation. Farming-occupation farms are further sorted into two classes:
    • Low-sales: Farms with a GCFI of less than $150,000
    • Moderate-sales: Farms with a GCFI between $150,000 and $349,999

Midsize family farms (GCFI between $350,000 and $999,999)

  • Farms with a GCFI between $350,000 and $999,999

Large-scale family farms (GCFI of $1,000,000 or more)

  • Large farms: Farms with a GCFI between $1,000,000 and $4,999,999
  • Very large farms: Farms with a GCFI of $5,000,000 or more

Nonfamily farms

  • Any farm where any operator and any individuals related to them do not own a majority (50 percent) of the business.

Quelle: ERS

Die Mängel dieser Farmdefinition sind offenkundig, denn durch die sehr niedrig angesetzte Erhebungsgrenze werden zahlreiche kleine Einheiten erfasst, die eigentlich nicht als landwirtschaftliche Erwerbsunternehmen zu zählen sind, sondern eher als Nebenerwerbsbetriebe oder gar reine „Hobbyfarmen“ zu bezeichnen wären. (Klohn 2017)

Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in den USA sind kleine Familienbetriebe; sie bewirtschaften fast 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den USA und erwirtschaften 18 Prozent des Gesamtwerts der Produktion.

Historische Entwicklung

Nach einem Höchststand von 6,8 Millionen Farmen im Jahr 1935 ging die Zahl der Farmen und Ranches in den USA bis Anfang der 1970er Jahre stark zurück. Der rapide Rückgang der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der Mitte des 20. Jahrhunderts spiegelt die wachsende Produktivität der Landwirtschaft, die zunehmende Mechanisierung und die gestiegenen Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft wider. Seit 1982 ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den USA weiter zurückgegangen, allerdings sehr viel langsamer. Im Jahr 2022 gab es 2,0 Millionen landwirtschaftliche Betriebe in den USA, gegenüber 2,2 Millionen im Jahr 2007. Auch bei der landwirtschaftlichen Nutzfläche setzt sich der Abwärtstrend fort: 2022 werden es 893 Millionen Hektar sein, 10 Jahre zuvor waren es noch 915 Millionen Hektar. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag im Jahr 2022 bei 446 Acres und damit nur geringfügig über den 440 Acres der frühen 1970er Jahre. Diese Grafik ist im ERS-Datenprodukt Ag and Food Statistics enthalten: Charting the Essentials, aktualisiert im März 2023. (ERS)

Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den USA geht weiter zurück, aber Betriebsgröße nimmt leicht zu
Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den USA geht weiter zurück, aber Betriebsgröße nimmt leicht zu

(s. a. Farmwirtschaft)

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Farm Structure Survey (FSS)

Zu dt. Erhebung über die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe; alle zehn Jahre von allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union durchgeführte Erhebung (die vollständige Erhebung entspricht der Vollerhebung der landwirtschaftlichen Betriebe, dem Agrarzensus), in den Jahren dazwischen finden drei Stichprobenerhebungen statt.

Die Statistiken zur Betriebsstrukturerhebung (FSS) bieten harmonisierte Daten zu landwirtschaftlichen Betrieben in der EU, zum Beispiel:

Die von den Mitgliedstaaten erhobenen Daten über die einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe werden unter strengen Auflagen zur statistischen Geheimhaltung an Eurostat übermittelt. Im Rahmen der FSS werden Daten über Bodennutzung, Viehbestand, ländliche Entwicklung, Betriebsleitung und die landwirtschaftlichen Arbeitskräfte der Betriebe (einschließlich Alter, Geschlecht und Verwandtschaftsverhältnis zum Betriebsinhaber) erhoben. Die Daten der Erhebung können anschließend auf unterschiedlichen geografischen Ebenen (Mitgliedstaaten, Regionen und bei Basiserhebungen auch nach Bezirk) aggregiert werden. Außerdem können die Daten nach Betriebsgröße, dem rechtlichen Status der Betriebe, Zielgebiet und betriebswirtschaftlicher Ausrichtung untergliedert werden.

Die Basiseinheit der FSS ist der landwirtschaftliche Betrieb: eine technisch-wirtschaftliche Einheit mit einer einheitlichen Betriebsführung, die landwirtschaftliche Produkte erzeugt. Die FSS erfasst alle landwirtschaftlichen Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) von mindestens 1 Hektar (ha), außerdem alle landwirtschaftlichen Betriebe, deren LF weniger als 1 ha beträgt, falls sie eine bestimmte Menge an Erzeugnissen für den Markt produzieren oder ihre Erzeugung bestimmte physische Schwellen überschreitet.

Die Rechtsgrundlagen für die FSS ist die Verordnung (EG) Nr.1166/2008 vom 19. November 2008 über die Betriebsstrukturerhebung und die Erhebung über landwirtschaftliche Produktionsmethoden, durch die Verordnung (EWG) Nr. 571/88 des Rates aufgehoben wurde.

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Farmer

Weitgefasster agrarsozialer Typenbegriff für eine vollerwerbslandwirtschaftliche Gruppe mit angemessener Ackernahrung, wie er beispielhaft in den USA vorhanden ist. Die inhaltliche Spannbreite reicht vom historischen pioneer farmer über den subsistence farmer bis zum Unternehmer-Farmer. Einzelhofstruktur und Einödlage des Bodeneigentums sind für ihn typisch.

Der moderne Farmer besitzt ein marktorientiertes, unternehmerisches und kapitalorientiertes Denken und gleichzeitig eine lockerere Verbundenheit zum Boden als ein europäischer Bauer, auch wenn sich beide Konzepte in den letzten Jahrzehnten angenähert haben.

Farming 4.0

Syn. Landwirtschaft 4.0; Konzept, das die engere Verbindung von Informations- und Kommunikationstechnik mit der landwirtschaftlichen Produktion beschreibt. Der Einsatz intelligenter und vernetzter Systeme, die verschiedenste Datentypen aus unterschiedlichsten Quellen integrieren, verspricht eine Steigerung der Produktivität und der Effizienz. Ein weiteres Kennzeichen ist die Erhöhung der Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. Nutzniesser sind daher nicht nur die Landwirt, sondern auch die Umwelt, die vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche bis hin zum Konsumenten.

Farming 4.0 knüpft am Konzept von Industrie 4.0 an, wenngleich mit grundlegenden Unterschieden. Während bei Industrie 4.0 die Entscheidungen im Produktionsprozess vom herzustellenden Produkt ausgehen, ist dies für landwirtschaftliche Erzeugnisse nicht oder nur schwer denkbar. Bei der Produktion von Massengütern wie Getreide wird auch künftig nicht das einzelne Getreidekorn den Ernteprozess steuern. Aus agrarinformatischer Sicht könnte man landwirtschaftliche Nutztiere als die ersten intelligenten, teilautonomen und selbstgesteuerten Produktionssysteme bezeichnen, die z.B. selbstgesteuert Milch und Fleisch produzieren. Weidevieh weidet und tränkt sich selbsttätig und bringt sich bei Gefahr ohne fremde Steuerung in Sicherheit. So gesehen praktiziert die Landwirtschaft Farming 4.0 schon seit der Domestizierung von Haustieren seit ca. 10.000 Jahren.

Für den Großteil der Agrarinformatiker und Landtechniker wird Farming 4.0 aber wohl eher bedeuten, dass autonom agierende Maschinen die Produktionsprozesse selbstverantwortlich übernehmen. Intelligente Schlepper, Erntemaschinen und Melkroboter sind bereits Realität oder stehen kurz vor der Serienproduktion. Diesen werden künftig lediglich Produktionsziele vorgegeben, die es einzuhalten gilt. Wie dies aber im Einzelnen erfolgen soll, bleibt im Entscheidungsbereich der Maschinen. Für das Produktionssystem Getreide könnte der Landwirt z.B. vorgeben, mit welchem Intensitätsgrad produziert werden soll. Feldspritze und Düngerstreuer würden dann selbstständig entscheiden, wann und wo welche Mengen auszubringen sind. Der Landwirt wird künftig wohl nur noch im Fehlerfalle operativ eingreifen müssen. Im Normalfall wird sich seine Tätigkeit auf die Vorgabe von Zielen beschränken. (Clasen)

(s. a. Digitalisierung der Landwirtschaft, Internet der Dinge)

Farmwirtschaft

Großbetriebliche Individualwirtschaft, die als typisch für die von europäischen Kolonisten erschlossenen und besiedelten Überseegebiete gilt. Die einzelnen Teilräume liegen im mittleren Westen Nordamerikas, in der Pampa Südamerikas, in Südwest- und Südostaustralien in Neuseeland, in Süd- und Südwestafrika und neuerdings im Agrargürtel der GUS-Staaten von der Ukraine bis Mittelasien. Betriebe über 100 ha mit Familien- und Lohnarbeitsverfassung herrschen vor. Die Farmwirtschaft besitzt oft einen hohen spekulativen, business-orientierten Charakter, verbunden mit einer starken Mobilität der nicht an Traditionen gebundenen Betriebsinhaber. Der Anteil von Farmbetrieben im Besitz von Agrokonzernen und Kapitalgesellschaften steigt rasch. Traditionelle Bindungen an Hof und Herkunft, Verpflichtungen gegenüber einer in mehr als 1.000 Jahren gewachsenen, vielfältigen Kulturlandschaft wie sie für weite Teile von Europas Landwirtschaft noch typisch sind, gibt es in diesen "jungen" Ländern kaum. Diese unterschiedliche Konzeption ist auch der Hintergrund der immer wiederkehrenden Agrarkonflikte zwischen EU und den USA.

Die Produktion ist spezialisiert auf den großflächigen Anbau weniger Feldpflanzen, insbesondere auf Weizen und Mais; außerdem erreichen Baumwolle und Tabak (USA), Luzerne und Flachs (Argentinien), Zuckerrüben und Sonnenblumen (Ukraine) Bedeutung. Die Flächenerträge bleiben hinter denen Mittel- und Westeuropas zurück. Die Viehhaltung spielt eine untergeordnete Rolle, das Großvieh fehlt oftmals ganz.

Der Begriff erfährt aber auch eine großzügige Erweiterung seiner Bedeutung, z.B. im Zusammenhang mit urbanen Landwirtschaftsprojekten (Roof Water-Farm).

Faserpflanzen

Kulturpflanzen, bei denen gewöhnlich aus Stängeln oder Blättern, aber auch aus Flugeinrichtungen der Samen (z.B. bei der Baumwolle), spinnfähige Fasern gewonnen werden.

Nach dem Vorkommen der Fasern in unterschiedlichen Pflanzenteilen unterteilt man Pflanzenfasern nach:

Samenfasern Bastfasern Blattfasern Fruchtfasern
  • Baumwolle (CO) aus den Samenhaaren der Frucht der Baumwollpflanze
  • Kapok (KP) aus dem Inneren der Kapselfrucht des echten Kapokbaumes
  • Pappelflaum
  • Sisal (SI) aus Agaven-Blättern
  • Abacá (Manilahanf)
  • Henequen
  • Neuseeländer Flachs
  • Ananas
  • Curauá
  • Caroá
  • Ichu-Gras (Jarava ichu)
  • Macambira
  • Kokos (CC) aus der Fruchthülle der Kokospalmenfrüchte

Die Blattfasern sowie die Kokosfaser werden vom Handel und der Textilindustrie auch als Hartfasern bezeichnet.

Hölzer werden nicht zu den Faserpflanzen gezählt, obwohl aus ihnen ebenfalls Fasern, die Holzfasern gewonnen werden können.

Einige Pflanzen liefern gleichzeitig Fasern und Öl (z. B. Lein, Baumwolle).

In Deutschland werden in nur geringem Umfang Faserpflanzen angebaut. Typisch für die hier vorherschenden Standortbedingungen ist der Anbau von Hanf, Faserlein und Fasernessel. Genutzt werden die in den Stängeln enthaltenen Bastfasern. Je nach Aufbereitung nutzt man sie als Lang- oder Kurzfasern.

Verwendung

Faserpflanzen wurden und werden zur Herstellung von Textilien für Bekleidung, aber auch für technische Zwecke, wie Verpackung (z. B. Jutesäcke) oder Dämmstoff (z. B. Wärmedämmung), hergestellt. Pflanzenfasern stehen in diesem Bereich in Konkurrenz zu tierischen Naturfasern und Chemiefasern.

Pflanzenfasern können auch zur Herstellung von Zellstoff und holzfreiem Papier verwendet werden. Früher spielte Hanf hier eine wichtige Rolle. Heute jedoch wird dieser Bedarf vor allem mit Zellstoff aus Holz gedeckt. Neben diesen traditionellen Verwendungen werden Pflanzenfasern auch zunehmend in Naturfaserverstärkten Kunststoffen eingesetzt.

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Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

Die Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen ist eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union (EU). Sie wird umgangssprachlich auch als Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz FFH-Richtlinie) oder Habitatrichtlinie bezeichnet. Diese Alternativbezeichnungen leiten sich von Fauna (Tiere), Flora (Pflanzen) und Habitat (Lebensraum) ab. Im Jahr 1992 wurde die Richtlinie von den damaligen Mitgliedstaaten der Europäischen Union einstimmig verabschiedet. Zusammen mit der Vogelschutzrichtlinie bildet sie die zentrale Rechtsgrundlage für den Naturschutz in der Europäischen Union.

Ziel ist die Sicherung der Artenvielfalt durch die Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten. Sie bildet die Grundlage für den Aufbau des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“.

Sie dient gemeinsam mit der Vogelschutzrichtlinie im Wesentlichen der Umsetzung der Berner Konvention. Eines ihrer wesentlichen Instrumente ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten, das Natura 2000 genannt wird. In den Jahren 1994 und 2003 haben weitere Mitgliedstaaten der EU die Richtlinie anerkannt. Die Richtlinie wurde zuletzt am 13. Mai 2013 (mit Wirkung zum 1. Juli 2013) geändert.

 

FFH-Gebiete in Deutschland

FFH-Gebiete in Deutschland

Mit der FFH-Richtlinie wird der Erkenntnis Rechnung getragen, dass der Erhalt der biologischen Vielfalt nicht alleine durch den Schutz einzelner Habitate, sondern nur durch ein kohärentes Netz von Schutzgebieten erreicht werden kann. 

Für die Besonderen Erhaltungsgebiete (BEG oder Special Area of Conservation, SAC) legen die Mitgliedstaaten die notwendigen Maßnahmen fest, die ggf. geeignete, eigens für die Gebiete aufgestellte oder in andere Entwicklungspläne integrierte Bewirtschaftungspläne und geeignete Maßnahmen rechtlicher, administrativer oder vertraglicher Art umfassen (Art. 6 Abs. 1 FFH-Richtlinie). Die "FFH-Gebiete" werden von den Bundesländern nach EU-weit einheitlichen Standards (FFH-Richtlinie, Anhang III) ausgewählt und unter Schutz gestellt.

Quelle:BfN

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Feedlot

Nach to feed (engl.) = mästen und lot (engl.) = Parzelle, Platz, auch Feedyard; große Fütterungsanlage mit offenen Ställen oder Pferchen, ausgestattet mit arbeitssparenden technischen Einrichtungen zur Versorgung des Viehs und zur Dungbeseitigung im Zusammenhang mit großbetrieblicher Massentierhaltung.

In den USA sind feedlots sind eine Variante der Animal feeding operations (AFO), in denen vorwiegend Fleischrinder, aber auch Schweine, Pferde, Schafe oder Geflügel mit der Endmast auf das Schlachten vorbereitet werden.

Große Rinder-Feedlots werden in den USA Concentrated animal feeding operations (CAFO) genannt, in Kanada heißen sie Intensive livestock operations (ILOs) oder Confined feeding operations (CFO). Sie können Tausende Tiere in einer Reihe von Verschlägen enthalten.

Diese Art von intensiven Rindermastbetrieben ist besonders verbreitet in den Staaten Kansas, Nebraska, Oklahoma sowie Texas. Sie ist verbunden mit dem Engagement von - häufig agrarfremden - Kapitalgesellschaften. Dort werden bis zu 200.000 Rinder gehalten, die man als Jährlinge kauft und sechs Monate mästet. In Feedlots erhalten die Tiere eine spezielle Ernährung aus unterschiedlichsten Komponenten. Oft ist es eine eine Silage, die aus Heu, Mais, Sorghum und anderem Getreide, Sojabohnen, Zuckerrübenresten, Baumwollsamenmehl, Mineralien, Vitaminen und Abfallprodukten der Lebensmittelindustrie besteht.

Zuvor verbringen die Kälber ihre Zeit auf Weideland oder auf Ackerland mit unreifem Getreide bis sie ca. 300 kg erreicht haben und dann in die Feedlots transferiert werden.

Gründe für das Aufkommen von Feedlots im Südwesten der USA:

Mit dem Eindringen der Computertechnologie, die das exakte Überwachen solcher Großbestände sehr viel einfacher gestaltete, der Bereitstellung von Futterzusätzen, Wachstumsförderern und Medikamenten wurden bei industrieähnlicher Produktion Betriebsergebnisse möglich, die von den Farmern im Mittelwesten nicht erreicht werden konnten.

Kritik

Die Praxis, Rinder weitgehend in Futterparzellen zu füttern, wird von Tierschutzorganisationen heftig kritisiert. Ein Problem ist, dass Rinder als Wiederkäuer es gewohnt sind, Gras und nicht Getreide zu fressen. Infolgedessen können Rinder Probleme wie Blähungen, Durchfall und Verdauungsstörungen haben. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Wasserverschmutzung durch das Abwasser der Feedlots. Nicht nur die Tiere sind räumlich konzentriert, es sind auch ihre Abfälle. Während Gülle beim freien Weidegang großflächig verteilt wird, und dies je nach Klima und Topographie dem Boden nutzen kann, birgt die Dichte der mit dem Boden gemischten Gülle in einem Intensivbetrieb potenzielle Gesundheitsrisiken.

Die Alternative zu den Feedlots besteht darin, dass die Rinder ihr ganzes Leben lang auf Gras grasen können. Obwohl kontrollierte Weidemethoden dieser Art höhere Rindfleischpreise bedingen, hat kontrollierte Beweidung Vorteile für die Umwelt und die Rinder selbst. Die kontrollierte Beweidung bietet eine frischere und natürlichere Ernährung, weniger Stress und die Gülle kann zur Düngung des Landes verwendet werden.

(s. a. Animal feeding operation, bodenunabhängige Viehhaltung, Concentrated animal feeding operation, Massentierhaltung)

Fehn

Auch Venn; holländisch-flämische Bezeichnung für Moor, insbesondere Hochmoor.

Fehnkultur

Im 16./17. Jh. in den Niederlanden aufgekommene und in NW-Deutschland übernommene Kulturmethode zur Gewinnung von landwirtschaftlicher Nutzfläche auf Moorböden nach vorherigem Torfabbau.

Das Moor wurde zunächst bis fast auf den Sanduntergrund abgetorft, nachdem man vorher die oberen verwitterten Weißtorfschichten, die sogenannte Bunkerde (oberste, stark humifizierte Lage) abgeräumt hatte. Der Weißtorf wurde als Einstreu und Verpackungsmittel, zur Kompostbereitung und als Zusatz zu gärtnerischen Erden und Böden verwendet.

Der unten liegende Schwarztorf wurde als Brenntorf in den Städten und brennstoffarmen Marschen verkauft, was heute weitgehend aufgegeben ist. Nach der Abtorfung werden ca. 5 cm der Bunkerde auf die abgetorften Flächen zurückgebracht und mit den obersten 10-15 cm des darunterliegenden Sandes vermischt. Es kann aber auch Marschenschlick, städtischer Abfall und Stallmist beigefügt und umgepflügt werden. Es entstand ein guter Ackerboden. Dennoch blieb der wirtschaftliche Erfolg der Fehnsiedlungen bescheiden.

Fehnsiedlung

Siedlungstyp im niederländisch/nordwestdeutschen Hochmoorbereich mit hofanschließender Streifenflur. Das vorrangige Motiv für die Gründung der Fehnsiedlungen bildete der Torfabbau. Die ackerbauliche Nutzung folgte auf dem abgetorften Land. Zum Abtransport des Torfes waren Schiffahrtskanäle erforderlich. Durch die Kanäle wurde eine regelhaft reihenförmige Gehöftverteilung über die gesamte Gemarkung erzwungen. Den Wohnplätzen fehlt deshalb ein deutlicher erkennbarer Ortsmittelpunkt. Die bescheidenen Seitenlängsdielenhäuser wurden mit Backsteinen erbaut, mit denen die Torfschiffe zurückkamen. Die Häuser errichtete man auf dem tragfähigen Mineralboden.

(s. a. Fehnkultur, ländliche Siedlungsform, Moorkultur)

Feierabendlandwirt

Auch Freizeitlandwirt; umgangssprachlicher Begriff für einen Nebenerwerbslandwirt, der seinen ursprünglichen Beruf außerhalb der Arbeitszeit seines Hauptberufs im sekundären oder tertiären Sektor ausübt.

Feige

Die (Echte) Feige (Ficus carica) gehört zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Sie zählt zu den ältesten domestizierten Nutzpflanzen und wird vor allem im gesamten Mittelmeerraum angebaut. Die Feige gehört mit der Weinrebe zu den ältesten Kulturfrüchten unserer Erde. Sie wurde bereits im Alten Testament erwähnt.

Die Feige hat ihre Heimat in Kleinasien und den angrenzenden Gebieten. Der Name carica rührt von Carien, einer Region Südwestkleinasiens, her. Von dort aus verbreitete sie sich bis zum Mittelmeerraum. Heute ist die Feige in fast allen subtropischen Ländern zu Hause. Die größten Anbaugebiete befinden sich in Nord- und Südamerika, Nord- und Südafrika, Australien, Südostasien und Europa.

Merkmale

In den Tropen können Feigenbäume eine Höhe von bis zu 10 m erreichen. In kühleren Regionen ähneln sie eher einem 3-5 m hohen Strauch. Sie nehmen oft bizarre Formen an.  Die meist reiche Verzweigung beginnt schon in geringer Höhe. Die Zweige sind relativ dick und gerade. Die Rinde ist glatt und hellgrau.

Feigen sind laubabwerfend, unter milden Bedingungen bleiben sie immergrün. Die Blattform ist stark von der jeweiligen Feigensorte abhängig, was sie zu einem wichtigen Faktor bei der Sortenbestimmung macht. Alle Teile des Baumes enthalten einen ätzenden Milchsaft, der bei Verletzung austritt. Erst die reife Frucht ist frei von diesem Saft.

Die achselständig und einzeln stehenden Blütenstände sind bei einem Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern birnen- beziehungsweise flaschenförmig. Die Blütenstände sind grün und unauffällig und sehen aus wie kleine unreife Feigen. 

Feigen sind Sammelfrüchte. Sie sind je nach Sorte birnen- bis kugelförmig, 3 bis 5 cm lang mit einem Durchmesser von 2,5 bis 5cm. Die Fruchtfarbe variiert von gelb-grün über violett bis hin zu blau-schwarz, das Fruchtfleisch ist weiß, gelb oder rötlich-violett gefärbt. Es können mehrere Blüten- und Fruchtgenerationen in einem Jahr auftreten, so dass während der Vegetationsperiode gleichzeitig Blüten und reifende Früchte am Baum sind. Mit den ersten Erträgen ist ab dem 2. Standjahr zu rechnen. Feigenbäume können bis zu 100 Jahre alt werden.

 Feigen enthalten große Mengen an schnell verdaulichem Fruchtzucker. Ihr Vitamingehalt ist eher gering. Man schreibt ihnen eine verdauungsfördernde, schweißtreibende und schleimlösende Wirkung zu. Aufgrund ihres hohen Zellulosegehaltes werden Feigen bei akuten Magen-Darmentzündungen und Zuckerkrankheit nicht empfohlen.

Ansprüche

Feigen können sich an unterschiedliche Klimaten anpassen. Sie wachsen unter tropischen, subtropischen und gemäßigten Bedingungen, allerdings ist die Fruchtungstendenz in den jeweiligen Klimabereichen stark unterschiedlich. Am günstigsten für die Feige ist der Klimaverlauf im Mittelmeergebiet. Bei uns können Feigen mit entsprechendem Kälteschutz im Winter durchaus kultiviert werden. Feigen werden auch als Kübelpflanzen angeboten. Sie können auf diese Weise besser überwintert werden und ein Vortreiben der Pflanzen ist möglich. In unseren Breiten ist bisher kein Pflanzenschutz notwendig.

In wintermilden Regionen kann sie auch weitab ihrer Heimat gedeihen; so gibt es Exemplare etwa auf den dänischen Ostseeinseln und in Südengland. Nördlich der Alpen, beispielsweise in den Schweizer Gemeinden Sisikon, Weggis oder Gersau, können Feigenbäume in Gegenden mit Weinbauklima an gut geschützten Stellen, wie etwa an Hauswänden und in hellen Innenhöfen, gedeihen und fruchten. Vielerorts sind Feigen in Mitteleuropa auch frosthart bis zu minus 15 Grad Celsius, wenn der Standort geeignet ist, und die Pflanze ein gewisses Alter erreicht hat. In Deutschland gedeiht die Echte Feige im Weinanbaugebiet Pfalz an der Deutschen Weinstraße, ferner an der Bergstraße, entlang des Main, im Breisgau (Oberrheingraben) sowie am Niederrhein (Rheinaue) und im Ruhrgebiet. Auch im Dresdner Elbtal und auf Helgoland ist sie vertreten. In diesen Breiten bilden Feigen aber meist nur einmal reife Scheinfrüchte, die sogenannten „Brebas“, die meist zu beginn des Hochsommers reifen, die Herbstfrüchte gelangen fast nie zur Reife.

Der Feigenbaum stellt geringe Ansprüche an den Boden; dieser sollte für einen ertragreichen, erwerbsmäßigen Anbau jedoch einigermaßen tiefgründig sein, allerdings gedeihen Feigen auch in Mauerresten und in felsigen Regionen. Der Baum gedeiht auch in sehr niederschlagsarmen Gebieten, gegen Staunässe und übermäßige Feuchte besonders zur Fruchtreife ist er allerdings empfindlich. Er gilt als relativ salzverträglich.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der kommerzielle Anbau von Feigen konzentriert sich auf den Mittelmeerraum, findet jedoch auch im Iran, in den USA und in Brasilien statt. Die jährliche Ernte beträgt rund 1,5 Millionen Tonnen Frischfeigen. In weniger großem Stil werden Feigen auch in Südafrika, Australien, Neuseeland, Indien, China, Japan, Chile und Mexiko angebaut. Ein Anbau zum vorwiegenden Eigenverzehr findet jedoch auch in weiteren mittel- und südamerikanischen Ländern, in West-, Zentral- und Südostasien und in Westmitteleuropa statt.

Verwendung

Frische Feigen sind nur sehr begrenzt haltbar. Die meisten Feigen werden getrocknet. Dies geschieht an der Sonne oder in Heißluftöfen. Der Wassergehalt wird dabei auf 33 bis 18 % gesenkt, der Zuckeranteil steigt auf rund 60 %. Die im Handel erhältlichen Rollen entstehen, indem man die getrockneten Feigen unter Verwendung von heißem Wasserdampf presst. Hauptsächlich werden Feigen in frischem oder getrocknetem Zustand als Obst verwendet.

Aus dem Saft reifer Feigen wird auch ein Dessertwein hergestellt. In Spanien und Portugal gibt es „Feigenkäse“, der reife Feigen, Hasel-, Pinienkerne, Mandeln, Pistazien und Gewürze enthält. Geröstete Feigen werden zudem zu Feigenkaffee verarbeitet.

Im Handel werden die Feigen meist nicht unter den Sortennamen gehandelt, sondern nach der Herkunft benannt: Smyrna-Feigen (Türkei, besonders Mäander-Tal), Bari-Feigen (Provinz Puglia, Italien), Fraga-Feigen (Provinz Huelva, Spanien), Calamata-Feigen (Peloponnes, Griechenland), Bougie-Feigen (Algerien).

In der Volksmedizin wird die weiße Milch, die austritt, wenn man die Blätter von den Zweigen bricht, zur Linderung bei Insektenstichen und zur Beseitigung von Warzen angewendet. Das im Milchsaft enthaltene Enzym Ficain wird zur Bestimmung von Blutgruppen und als Fleischzartmacher verwendet.

In Mitteleuropa kommt der größte Teil der Feigen als Trockenfrucht auf den Markt und wird wie Mandeln und Nüsse zu Gebäck verarbeitet (Früchtebrot).

Feigenkaktus

Der Feigenkaktus (bot. Opuntia ficus-indica) ist eine Pflanzenart in der Gattung der Opuntien (Opuntia) aus der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae). Die oft als Kaktusfeigen bezeichneten Früchte und die jungen Triebe sind essbar und gehören zur mexikanischen Standardküche.

Herkunft

Die Heimat des Feigenkaktus liegt in Mexiko. Durch spanische Seefahrer gelangten die Früchte im 16. Jahrhundert in den Mittelmeerraum. Dort werden sie heute in vielen Ländern angebaut.

Merkmale

Opuntia ficus-indica wächst strauchig oder baumartig und erreicht Wuchshöhen zwischen 1 und 6 Metern und bildet abgeflachte Triebe, die mit Blattdornen besetzt sind. Meist ist ein deutlicher Stamm von bis zu 35 Zentimetern vorhanden. Die Blüten stehen endständig am Spross, sind gelb bis rot und haben einen Durchmesser von 5 bis 10 Zentimeter.

Die eiförmigen bis länglichen, gelbgrünen, orangen oder roten Früchte sind 6 bis 10 Zentimeter lang. Sie haben warzenartige Erhebungen, auf denen ebenfalls Dornen sitzen. Zum größten Teil werden sie nach der Ernte durch Abbürsten entfernt. Reife Früchte verfärben sich von grün nach gelblich bis lachsfarben oder dunkelbraun bis rot. Sie haben einen süßen bis leicht säuerlichen Geschmack, der an eine Mischung aus Melone und Birne erinnert. Die Kaktusfeige ist reich an Vitamin C und B-Vitaminen. Sie enthält Pektin und die antioxidativ wirkende Aminosäure Taurin.

Nutzung

Verzehrt wird das Innere der Frucht mit den ebenfalls essbaren Kernen. Das je nach Sorte gelbgrüne oder gelborange bis rote Fruchtfleisch hat einen süß-säuerlichen Geschmack. Kaktusfeigen schmecken im Obstsalat, im Kompott und Chutney, in der Konfitüre und in Gebäck. Aus dem Saft lässt sich ein Sirup oder Gelee zubereiten. Auch ein Likör lässt sich herstellen. In Salaten werden die Früchte auch mit herzhaften Zutaten wie Geflügel oder Meeresfrüchten kombiniert. In Mexiko sind die jungen Sprosse, Nopalitos genannt, ein beliebtes Gemüse.

Opuntia ficus-indica wird auch zur Nutzung als Futtermittel oder zur Gewinnung des Farbstoffs Karmin kultiviert.

Produktionsgebiete

Opuntia ficus-indica ist die im Obstbau am häufigsten kultivierte Opuntienart weltweit. Hauptproduzent mit jährlich 300.000 Tonnen, die auf fast 70.000 Hektar angebaut werden, ist Mexiko. Zweitwichtigstes Land ist Italien. Dort befinden sich über 96 % der derartig bewirtschafteten Fläche auf Sizilien. Das Istituto Nazionale di Statistica (ISTAT) wies 2011 eine Gesamtfläche von 8300 Hektar mit einem Ertrag von 87.000 Tonnen aus. Sie ist die einzige Opuntienart, die im Mittelmeerraum angebaut wird.

Es folgen Südafrika mit 15.000 Tonnen auf etwa 1500 Hektar, Chile mit über 8000 Tonnen auf etwa 1100 Hektar sowie Argentinien mit 7500 Tonnen auf 800 Hektar. In geringem Umfang wird Opuntia ficus-indica in zahlreichen weiteren Staaten zur Obsterzeugung angebaut.

In Peru ist der Anbau und der Wildwuchs stark auf die Züchtung der Cochenilleschildlaus ausgerichtet. Aus den weiblichen Tieren wird der Farbstoff Karmin gewonnen, dessen Hauptbestandteil die Karminsäure ist. Es werden 30–40 Tausend Hektar geschätzt, vorwiegend in Andentäler der Regionen Ayacucho, Huancavelica, Apurímac, Arequipa, Ancash, Lima und Moquegua.

In Brasilien wird auf ungefähr 40.000 Hektar vorwiegend für Viehfutter angebaut. In Chile sind es etwa Tausend Hektar.

Feinwurzeln

Auch Haarwurzeln; kleinste Teile des Wurzelsystems von Pflanzen. Feinwurzeln weisen Durchmesser von 2 mm auf und bilden ein dichtes, filigranes Geflecht im Boden. Durch ihre große Oberfläche eignen sie sich sehr gut, um Wasser, das in den feinen Bodenporen zirkuliert, mitsamt den darin gelösten Nährstoffen aufzunehmen. Sie schaffen Leitbahnen für den Gas-, Wasser- und Stoffaustausch.

Sie haben auch eine wichtige Funktion, um die Bodenkrume zu halten und so vor Abtrag (Erosion) zu schützen. Feinwurzelsysteme können zusammen mit den Wurzelhaaren eine große Fläche einnehmen. Sie haben nur eine kurze Lebensdauer und reagieren sehr empfindlich auf Bodenversauerung und die damit einhergehende Schwermetallfracht.

Demgegenüber sind Grobwurzeln kräftig und stabil ausgebildet und oftmals verholzt. Sie definieren den Hauptwurzelraum der Pflanze und stabilisieren sie.

Feld-Gras-Wechselwirtschaft

Auch Feldgraswirtschaft; Typ des Wechselgrünlandes mit einer Fruchtfolge, die mehrjährigen Feldgrasbau einschließt. Es stellt dies vermutlich die ursprüngliche Form der Landnutzung dar: 1- bis 2-jähriger Getreidebau im Wechsel mit einer ebensolangen oder noch längeren Brachzeit, wobei die Brache oder das Grasland auch als Weide extensiv genutzt wurde. Ein solcher Wechsel war notwendig, weil die Ertragskraft des Bodens bei Ackernutzung von Jahr zu Jahr nachließ.

Im frühen Mittelalter, etwa ab dem 6. Jh., setzte sich in Mitteleuropa die Feldgraswirtschaft gegenüber der Feldwaldwirtschaft durch und hatte den Vorteil, dass bei einer Ackernutzung der Anbau nicht durch Baumwurzeln erschwert wurde. Die Beweidung des Grünlandes verhinderte eine Wiederbewaldung.

In vielen Gebieten Europas wurde die Feldgraswirtschaft im 9. Jh. durch die Dreifelderwirtschaft ersetzt. Unterschiedliche Formen der Feldgraswirtschaft gibt es heute noch im ozeanischen Klimabereich des nordwestlichen Frankreich, auf den britischen Inseln, in den nordischen Ländern sowie in den Hochlagen von Schwarzwald und Schwäbischer Alb.

Formen der Feldgraswirtschaft
Formen der Feldgraswirtschaft

Die alte Feldgraswirtschaft hat im mehrjährigen Feldgrasbau im Wechsel mit Ackernutzung einen Nachfolger gefunden, nur dass hier das Verhältnis von Futternutzung zu Ackernutzung gerade umgekehrt ist. Während in der klassischen Feldgraswirtschaft eine natürliche Selbstbegrünung stattfindet, erfolgt in der modernen Variante eine Aussaat (meist ein Klee-Gras-Gemenge) zur Futterversorgung des Viehs.
Eine eher kontinentale Form der Feldgraswirtschaft hat die Hauptaufgabe,

Die maritime Form hat mit der Variante Leyfarming die positive Wirkung der Grünlandnutzung auf die nachfolgenden Fruchtfolgen als Hauptaufgabe, bei der Variante Koppelwirtschaft steht die Deckung des Futterbedarfs im Vordergrund.

Feldgrassysteme sind auch in den Tropen und Subtropen anzutreffen, wobei zwischen unregulierter (wilder) und regulierter Feldgraswirtschaft (Feldbau mit nachfolgender Vegetation von gesäten, gepflanzten oder spontan wachsenden Futterpflanzen, die systematisch gepflegt, meist umzäunt und beweidet oder geschnitten werden) unterschieden wird. Geregelte Feldgrassysteme sind in den Tropen selten, in den Subtropen weit verbreitet.

(s. a. Egart(en)wirtschaft, Kunstegart, Naturegart)

Feld-Heide-Wechselwirtschaft

Periodischer Wechsel von Acker- und Allmendnutzung auf waldfreier Fläche. Der Bezeichnung liegt ein älterer Heidebegriff zu Grunde, der von örtlich vorherrschenden Pflanzenassoziationen weitgehend unabhängig war und allgemein offenes, waldfreies Allmendland bezeichnete. Bekanntestes Beispiel ist die Schiffelwirtschaft des Rheinischen Schiefergebirges.

Feld-Teich-Wechselwirtschaft

Heute in Mitteleuropa erloschenes, aber beispielsweise in den französischen Regionen Dombes und Sologne noch bestehendes Bodennutzungssystem mit ehemals weiter Verbreitung in Karpfenteichregionen. Eine zeitlich und wirtschaftlich überwiegende Nutzung einer Fläche als Fischteich wurde dabei von einer meist nur kurzfristigen Ackernutzung unterbrochen. Die eingeschobene Sömmerung diente üblicherweise nicht dem Zugewinn einer ackerbaulichen Produktionsfläche auf Zeit, sondern der Teichbodenpflege und -verbesserung. Die Bodenbearbeitung soll zur Vernichtung unerwünschten Pflanzenwuchses geführt haben. Allerdings ist auch die gegenteilige Wirkung bekannt, wobei die ausgemähten Wasserpflanzen als Streu durchaus gesucht waren. Daneben verstärkte die ackerbauliche Nutzung nachfolgend die Entwicklung von Plankton, der wichtigsten Nahrungsquelle für Karpfen.

Feld-Wald-Wechselwirtschaft

Auch Feldwaldwirtschaft; Bezeichnung für Anbausysteme, bei denen sich kurzzeitige Ackernutzungsphasen mit lang andauernden Waldphasen abwechseln. Weitere Begriffe sind Urwechselwirtschaft, Wanderfeldbau und Brandrodungsfeldbau.

Feldwald(wechsel)wirtschaft als historische Form (Birkberg-, Hauberg-, Reutberg-Wirtschaft) ist das extensivste Bodennutzungssystem ohne Flächenwechsel, bei dem nach 1 - 4 Jahren Anbau eine längere Waldnutzung (15 - 20 Jahre) folgt. Es vollzog sich im Gegensatz zum tropischen Wanderfeldbau (shifting cultivation) innerhalb fester Besitzgrenzen. Die Feldwaldwirtschaft war in deutschen Mittelgebirgen und in den Alpen bis in das frühe 20. Jh. weit verbreitet, d.h. in Gebieten mit kurzer Vegetationszeit und hohen Niederschlägen. Die Umtriebszeit dauerte bei Hochwald 40 - 60, bei Niederwald 15 - 25 Jahre. Der Niederwald mit seinem Stockausschlag konnte im "Hackwaldbetrieb" zur Gewinnung von Brenn- und Stangenholz, von Rebpfählen, Holzkohle oder in den Eichenschälwäldern von Gerberlohe dienen. Zwischendurch wurden Hafer, Roggen, Kartoffeln oder Buchweizen eingesät.

Dieser arbeitsaufwendige Feldbau stellte häufig eine Schaffung von Ergänzungsflächen zu einer an sich zu kleinen landwirtschaftlichen Nutzfläche dar. Saatgutvermehrung war ein weiteres Motiv für den gelegentlichen Feldbau auf Waldboden, der im Gegensatz zum Ackerland zumindest anfangs frei war von Ackerunkräutern und so weitgehend unkrautfreies Saatgut lieferte.

In Entwicklungsländern (zunächst Burma, später Indien, Indonesien, Ost- und Westafrika) ist in einem beschränkten Umfang während der Kolonialzeit ein kombinierter land- und forstwirtschaftlicher Anbau entwickelt worden. Genutzt werden verarmte Sekundärwälder. Bei der Rodung schont man die wertvollen Holzarten. Exportfähige Nutzhölzer wie Mahagoni, Limba oder Teak werden als Dauerkultur neu gepflanzt. Zwischen den Bäumen erfolgt durch Bauern unter Aufsicht der Forstbehörde der Anbau von Knollenfrüchten, Reis, Hirse, Tabak, Baumwolle usw.

(s. a. Agroforstwirtschaft, Landwechselwirtschaft)

FELDA

Engl. Akronym für Federal Land Development Authority, malaiisch Lembaga Kemajuan Tanah Persekutuan; eine der weltweit größten Firmen des Palmöl-Business. Sie hat ihren Sitz in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.

FELDA wurde 1956 von der malaysischen Regierung im Gefolge des Land Development Act als staatliche Behörde gegründet. Sie sollte die Umsiedlung von armer, vorzugsweise landloser Landbevölkerung in neu erschlossene Gebiete organisieren, verbunden mit dem Aufbau von Kleinbauernstellen in Plandörfern und dem Ziel, den Anbau von Marktfrüchten zu befördern. Im Laufe der Jahrzehnte wurden diese Siedlungen auch mit der nötigen Infrastruktur (Wasserleitungen, Elektrizität, Schulen, medizinische Zentren und religiöse Einrichtungen) ausgestattet, Einrichtungen die zu Beginn fehlten. In den ersten Jahrzehnten konnten nur ethnischen Malaien (Bumiputra) eine Siedlerstelle erhalten. Die Regierung wollte so eine wirtschaftliche Besserstellung der im Vergleich etwa zur chinesischen Minorität ärmeren heimischen Mehrheitsbevölkerung erreichen. Später konnten aller Bürger Malaysias berücksichtigt werden (Vorlaufer 2009).

Zunächst konzentrierte man sich auf den Anbau von Kautschukbäumen. 1961 wurde die erste Palmölplantage eröffnet. Im Jahr 2000 waren 6.855,2 km² der Ländereien der verschiedenen FELDA-Programme mit Ölpalmen bestockt.

Die Aktivitäten von FELDA konzentrieren sich vornehmlich auf die Malayische Halbinsel. Andere staatliche und halbstaatliche Organisationen sind für die Landentwicklung in den Staaten Sabah und Sarawak verantwortlich. Im Laufe der Jahre erfolgten verschiedene Umstrukturierungen der wirtschaftlichen Aktivitäten von FELDA, insbesondere durch die Gründung privatwirtschaftlicher Unternehmen zur besseren Nutzung der Wertschöpfungskette im vor- und nachgelagerten Bereich ihres Kerngeschäfts.

Bis 2007 wurden von FELDA 905.448 ha Neuland erschlossen, von denen 537.778 ha von ca. 112.00 Siedlern, 367162 ha von FELDA-Plantagen bewirtschaftet wurden.

Die Siedler müssen ihre Ernte an FELDA liefern, die auch die weltweite Vermarktung von Kautschuk und Palmöl übernommen hat. Dafür garantiert FELDA den Siedlern ein Mindesteinkommen auch bei sinkenden Marktpreisen sowie die Versorgung mit agrarischen Inputs zu günstigen Bedingungen.

Schon seit Jahren propagiert FELDA eine Diversifizierung der Siedler-Ökonomie wie den Aufbau von kleinen Gewerbe- und Handwerksbetrieben sowie einer integrierten Fleisch- und Milchviehhaltung. Als Unterpflanzung wird den Ölpalmen-Siedlern beispielsweise die Faserpflanze Kenaf empfohlen, die als Viehfutter, aber auch für die industrielle Papierherstellung verwendet wird.

Seit den 1990er Jahren hat FELDA keine weiteren Siedlungen angelegt, sich hingegen in diversen weiteren Geschäftsfeldern engagiert, u. a. im Mühlengewerbe, im Bereich Palmölraffinerien, im Handel, Transportwesen und im Bankensektor. Die Aktivitäten vollziehen sich in den Ländern Malaysia, Indonesien, China, Türkei, Südafrika und USA.

2012 ging FELDA erfolgreich an die Börse. Dies war der bis dahin größte Börsengang Asiens. Die Privatisierung war ein Schritt der Regierung unter Premier Najib Razak, um die Wirtschaft des Landes weiter anzukurbeln. Zum Wahlkampf hatte er den Felda-Bauern zugesagt, dass etwa ein Fünftel der Aktienerlöse an sie fließen werde. Außerdem erhielten sie vergünstigt Felda-Papiere.

Heute (2017) ist Felda Global Ventures Holdings Berhad (FGV) Malaysias führender globaler Agribusiness-Konzern und gleichzeitig der weltgrößte Produzent von Rohpalmöl.

Unter wirtschaftlichen, sozio-ökonomischen und demographischen Gesichtspunkten werden die FELDA-Projekte positiv bewertet, aus ökologischer Sicht ist die mit der Agrarkolonisation verbundene großflächige Entwaldung äußerst bedenklich.

Auch in anderen Staaten Südostasiens wurden in der Vergangenheit große Programme der Agrarkolonisation initiiert, um eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage landloser und -armer Familien zu erreichen, die Agrarproduktion zur Ernährungssicherung der schnell wachsenden Städte sowie für den Export agrarischer Güter zu steigern und um räumliche Disparitäten zu mildern. Die umfangreichsten Maßnahmen erfolgten neben den malaiischen FELDA-Aktivitäten in Indonesien über das bereits von den Niederländern im frühen 20. Jh. begonnene und wenig erfolgreiche Transmigrasi-Programm. In Thailand z.B. bewirtschafteten schon 1980 230.727 Siedlerfamilien in ca. 100 planmäßig angelegten Settlement Schemes ca. 0,7 Mio. ha und damit ca. 5 % der LNF. In den Philippinen wurden im Rahmen der Landreform über 60.000 Landlose auf Mindanao angesiedelt. Global gesehen gab es nur in Brasilien größere Projekte als die von FELDA.

Weitere Informationen:

Feldaufgang

Syn. Auflauf(en); Bezeichnung für das Verhältnis der jungen Nutzpflanzen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt die Ackerkrume durchstoßen haben, zur Gesamtzahl der ausgesäten Samen. Der voraussichtliche Feldaufgang lässt sich dabei durch labortechnische Feststellung der Keimfähigkeit und Triebkraft prognostizieren. Die dazu verwendeten Methoden werden von der International Seed Testing Association (ISTA) festgelegt und sind weltweit gültig.

Bei Breitsaat und Drillsaat ist der Saatgutaufwand im Verhältnis zum angestrebten Pflanzenbestand erhöht, bei Einzelkornsaat dagegen wird ein 100%iger Feldaufgang angestrebt, da nur dadurch der optimale Pflanzenabstand erreicht wird. Gefahr von Bestandslücken besteht durch Auflaufkrankheiten und Schädlingsfraß, insbesondere Saatkrähen. Um optimale Bestände zu erreichen, bedarf die Saatbettbereitung besonderer Sorgfalt.

Feldbau

Ackerbauliche Nutzung des Kulturlandes, bei der i.d.R. die Grünlandnutzung nicht einbegriffen ist. Der Begriff Ackerbau ist häufig synonym gebraucht. Man unterscheidet:

Feldbrandwirtschaft

Besondere Art der Feldgraswirtschaft auf dem Außenfeld. Die Feldbrandwirtschaft war bis etwa Ende des 19. Jh. vor allem in SW- und Westdeutschland verbreitet. Bei der Feldbrandwirtschaft dienten die Flurteile nach mehreren Jahren der Weidenutzung für einige Jahre als Ackerland. Dazu wurden die Grassoden abgehoben, zum Trocknen zusammengestellt und dann verbrannt. Die dabei anfallende Asche diente als Dünger.

(s. a. Schiffelwirtschaft)

Feldfrüchte

Nach der amtlichen deutschen Statistik (DESTATIS) sind Feldfrüchte auf dem Feld beziehungsweise im Ackerbau gezogene Kulturpflanzen wie Getreide zur Körnergewinnung, Pflanzen zur Grünernte, Ölfrüchte, Hackfrüchte und Hülsenfrüchte (zum Beispiel Erbsen, Lupinen, Ackerbohnen).

Feldfutterbau

Auch Ackerfutterbau; Anbau von wirtschaftseigenem Grundfutter auf dem Ackerland. Solche Feldfutterpflanzen sind Luzerne, Klee, Futtergräser, Leguminosen-Gräser-Mischungen im engeren und von Futterrüben, Futterkartoffeln, Futtergetreide im weiteren Sinne. Feldfutterbau ist in den meisten viehhaltenden Betrieben die Grundlage zur Futterversorgung der Tiere mit Grundfutter.

Als Wechselwiesen oder -weiden löst der Feldfutterbau die Ackernutzung für einen kürzeren oder längeren Zeitraum ab, um Vergrasung oder Verunkrautung zu verringern oder dem Ackerboden eine bracheähnliche Erholung zu gewähren. Das Feldfutter ersetzt in bergigen Gebieten oftmals den Silomais und in trockenen Gebieten das Dauergrünland.

Der Feldfutterbau liefert im Laufe eines Jahres über einen längeren Zeitraum betriebseigenes Futter mit gleichbleibend hoher Qualität. Er ist deshalb besonders wichtig in Gebieten mit vielen rinderhaltenden Betrieben. Als Grünfutter wird die Schmackhaftigkeit der Futterration und somit die Futteraufnahme der Tiere erhöht. Jedoch führt die derzeit weit verbreitete ganzjährige Silagefütterung zum Rückgang der Anbauflächen dieser Futterpflanzen und zur Verarmung der Fruchtfolge.

Bedeutung für ökologisch wirtschaftende Betriebe

Der Anbau von Feldfutterpflanzen hat für ökologische Betriebe eine große Bedeutung. Für Betriebe mit Viehhaltung stellt es die Grundlage für die Ernährung der Wiederkäuer dar. Dabei haben die Erträge und vor allem die erreichten Qualitätsparameter, wie die Energie- und Nährstoffgehalte des Grünfutters bzw. des konservierten Futters, einen unmittelbaren Einfluss auf die tierische Leistung. Durch gute Grundfutterqualitäten können Kraftfuttergaben reduziert und Kosten eingespart werden. Die Wirtschaftlichkeit der tierischen Produktion wird damit direkt beeinflusst.

Für den Ackerbau aller ökologisch wirtschaftenden Betriebe ist der mehrjährige Feldfutteranbau das tragende Element des Anbaus und fast alle Fruchtfolgen bauen auf diesem Anbauglied auf. Die kleinkörnigen Leguminosen und Gräser durchwurzeln den Boden intensiv und hinterlassen nach ihrem Anbau große Mengen an Ernte- und Wurzelrückständen. Dies führt zu einer Humusakkumulation im Boden und die symbiotische Stickstofffixierung der Leguminosen stellt eine wichtige Einfuhrgröße für Stickstoff in den Betriebskreislauf dar. Ein weiterer bedeutsamer Aspekt ist die unterdrückende Wirkung auf einjährige und ausdauernde Unkräuter.

Weitere Informationen:

Feldgehölze

Überwiegend mit gehölzartigen Pflanzen (Bäume, Sträucher) bewachsene Flächen im Agrarraum, die nicht der landwirtschaftlichen Erzeugung dienen und nicht direkt an Wald angrenzen. Ergänzend setzen sie sich aus ein- und mehrjährigen krautigen Pflanzen und Gräsern zusammen. Sie liegen als kleinere (i.d.R. weniger als 1 ha), beliebig geformte Flächen inselartig in der landwirtschaftlichen Flur. Feldgehölze besitzen eine ausgeprägte Randzone, die eine waldartige Innenzone umschließt.

Flächen, für die eine Beihilfe zur Aufforstung oder eine Aufforstungsprämie gewährt worden ist, gelten nicht als Feldgehölze. Bei Feldgehölzen handelt es sich im Unterschied zur Hecke um flächige Gehölzbestände, die keine lineare Struktur aufweisen.

Feldgehölze sind naturnahe bis natürliche Ökotope und wichtige Bestandteile einer traditionellen Agrarkulturlandschaft. Bioökologisch wertvoll ist die Diversität im Grenzsaum zwischen umgebenden Agrarflächen und dem Feldgehölz. Feldgehölze nehmen wichtige Funktionen wahr, sowohl als Rückzugsrefugium für die Tierwelt des Agrarraumes als auch als Trittsteinbiotope in einem größeren Biotopverbundsystem. Insofern sind sie wichtige Lebensräume für Kleinsäuger, Vögel, Insekten und viele Pflanzen.

Geoökologisch wichtig ist der Boden- und Windschutz sowie die ausgleichende Wirkung auf Wasserhaushalt und Mikroklima (Hecke). Beispielsweise verringern Feldgehölze die Windgeschwindigkeit und mindern damit die Bodenerosion sowie die Austrocknung des Bodens. Die in Feldgehölzen lebenden Tiere bekämpfen auch Ackerschädlinge (biologische Schädlingsbekämpfung).

Feldgehölze erhöhen die landschaftliche Diversität und steigern den Erholungs- und Erlebniswert des Agrarraumes. Ursprüngliche Feldgehölze sind infolge der Meliorationsbestrebungen (Flurbereinigung) nur noch selten vorhanden. Inzwischen ist deren Erhaltung und Neuanlage förderungsfähiges Ziel.

(s. a. ausgeräumte Landschaft)

Feldgemüse

Sammelbegriff für Gemüse, das unter freiem Himmel angebaut wird. Diese Anbauart steht im Gegensatz zum gärtnerischen Gemüsebau, bei dem in Glashäusern, Folientunneln oder ähnlichen geschützten Bereichen gearbeitet wird. Zum Feldgemüse zählt man: Kohlgewächse, Salate, Zwiebelgemüse, Gurken, Gemüsespargel, Karotten, Petersilie, Rote Rüben u. v. a.

Feldgemüsebau

Landwirtschaftlicher Gemüsebau im Rahmen der üblichen Fruchtfolge. Im Unterschied zum gärtnerischen Gemüsebau bleibt der Feldgemüsebau nicht auf die gleichen Flächen beschränkt.

Feldgemüse ist somit ein Sammelbegriff für Gemüse, das unter freiem Himmel angebaut wird. Diese Anbauart steht im Gegensatz zum gärtnerischen Gemüsebau, bei dem in Glashäusern, Folientunneln oder ähnlichen geschützten Bereichen gearbeitet wird. Zum Feldgemüse zählt man: Kohlgemüse, Salate, Zwiebelgemüse, Gurken, Gemüsespargel, Karotten, Petersilie, Rote Rüben u. v. a.

Feldgras

Feldgras, auch Ackergras genannt, ist wirtschaftseigenes, energiereiches Futter, das vorrangig zur Silierung und bei fehlenden Alternativen zur Heubereitung angebaut wird.

Insbesondere als zweite Grundfutterkomponente in der Milchviehfütterung, neben Mais kommt den Konservaten aus Feldgras Bedeutung zu. Die Frischverfütterung von Feldgras stellt eher die Ausnahme dar. Zukünftig könnte die Produktion von Substraten für die Biogaserzeugung von größerem Interesse sein.

Beim Anbau von Feldgras ist zwischen einsömmerigem, überjährigem und mehrjährigem Anbau zu unterscheiden. Entsprechend muss auch die Mischungs-, Arten- und Sortenwahl erfolgen. Es kommen Hochertragsarten wie das Deutsche Weidelgras, Bastardweidelgras, Einjähriges Weidelgras und Welsches Weidelgras sowie Luzerne, Rotklee und Weißklee zum Einsatz. Aufgrund der Kosten für Ansaat und Etablierung hat der mehrjährige Anbau aus betriebswirtschaftlicher Sicht Vorteile.

Feldgras stellt keine besonderen Anforderungen an die Bodenart. Der pH-Wert des Bodens sollte über 5,5 liegen. Eine besondere Eignung weisen alle frischen bis feuchten futterwüchsigen Lagen mit über 650 mm Jahresniederschlag auf.

Feldgräser haben keine speziellen Ansprüche an die Vorfrucht und sind selbstfogeverträglich. Sie besitzen einen hohen Vorfruchtwert, da sie große Mengen an organischer Substanz im Boden belassen.

Feldkapazität (FK)

Die im Boden maximal vorhandene Haftwassermenge, die sich im Gelände nach längeren Niederschlägen und fehlender Transpiration nach 2 - 3 Tagen einstellt, wenn das Sickerwasser den Boden verlassen hat. Bei diesem Zustand sind alle Mittel- und Feinporen mit Wasser gefüllt (Ø<10 µm). Die FK wird an Proben, die unter FK-Bedingungen im Gelände entnommen wurden oder bei denen FK-Bedingungen simuliert werden, im Labor bestimmt und in mm Regenhöhe, auf eine bestimmte Bodentiefe (Horizont, Wurzelraum oder 1 m) bezogen, ausgedrückt.

Die Feldkapazität hängt in hohem Maße von der Größe der Poren ab, d.h. der Hohlräume, die sich mit Wasser füllen können. Sandige Böden haben die geringste FK, da ein Großer Teil des infiltrierenden Wassers durch die realtiv großen Hohlräume nach unten abfließt. Tonböden, welche die kleinsten Poren aufweisen, haben die größte FK. Für Pflanzen ist nur ein Teil dieses Wassers nutzbar, da die Saugspannungskräfte für einen Teil des Adsorptions- und Kapillarwassers zu groß werden.

Zusammen mit der Kenngröße "permanenter Welkepunkt" (PWP) wird die FK zur Berechnung der Speichermengen für pflanzenverfügbares Wasser benutzt. Die Differenz aus dem Wassergehalt bei FK und dem Wassergehalt beim PWP ergibt die sogenannte nutzbare Feldkapazität. Sie entspricht dem Anteil des Bodenwassers, der von Pflanzen über die Wurzeln aufgenommen werden kann.

Feldkultur

Kultur mit einjährigen (annuellen) Pflanzen, also solchen, deren vegetative Entwicklung, Blütenbildung, Fruchtreife und Absterben sich innerhalb eines Jahres vollzieht.

Feldmark

Synonym zu Flur.

Feldrain

Meist mit Gräsern, Kräutern oder anderen Pflanzen bewachsener Geländestreifen zwischen Weg und Acker oder zwischen Äckern oder sonstigen landwirtschaftlich genutzten Flächen mit einer Gesamtbreite von mehr als 2 m. Sie dienen weder der landwirtschaftlichen Erzeugung, noch sind sie befristet oder unbefristet aus der landwirtschaftlichen Erzeugung genommen worden. Vielmehr dienen sie z. B. zur Grenzmarkierung oder zur Schonung der Grenzsteine. Sie bilden oft kleine Geländestufen an Eigentums- und Bewirtschaftungsgrenzen. Wichtig vielerorts als Rückzugsgebiet für Pflanzen und Kleintiere.

Durch die Bewirtschaftung der Kulturflächen werden die Feldraine deutlich beeinflusst. Hohe Nährstoffgehalte bilden Gemeinschaften aus widerständigen, konkurrenzstarken Pflanzen aus. Durch häufige mechanische Bodenverletzungen können hier aber auch einjährige Ackerwilkräuter aufkommen.

Gelegentlich wird der Begriff auch nur für die Grenzzone zwischen Feldern verwendet. Diese Definition enthält auch die Nutzung der Raine als Fußwege in der Feldmark. Sonderformen der Feldraine sind Lesesteinriegel und Stufenraine.

(s. a. ökologische Vorrangflächen)

Feldroboter

Fahrerlose Maschinen für den Feldeinsatz in der Landwirtschaft und im Gartenbau. Zwei große Linien sind bei deren Entwicklung sichtbar: Zum einen steigt die Automatisierung bzw. die Assistenzunterstützung auf aktuellen Maschinen in den aktuellen Prozessen weiter – in den einzelnen Maschinen wie auch in der Koordination und Kooperation mehrerer Maschinen wie zum Beispiel in Ernteketten. Das erhöht weiter die Schlagkraft, optimiert die Prozesse, vereinfacht die Bedienung, vervollständigt und systematisiert die Prozessdokumentation für Planungs- und weiter steigende Dokumentationszwecke.

Zum anderen werden in der Forschung an vielen Orten explizit Roboter, oft vollständig autonom operierende Roboter, für Ackerbau-Probleme entwickelt. Ihr offensichtlicher Vorteil ist, klein und damit wenig bodenbelastend zu sein und dauerhaft auf dem Schlag arbeiten zu können. Um sie real einzusetzen, sind zwei Probleme zu lösen, nämlich erstens, sie müssen technisch und von der Leistung her hinreichend robust sein; und zweitens, ihre Leistung muss in die entsprechenden Ackerbauprozesse so hineinpassen, dass ihr Betrieb ökonomisch sinnvoll ist.

Ein Roboter ist, nach der Definition aus Hertzberg et al. 2012, eine „frei programmierbare Maschine, die auf Basis von Umgebungssensordaten in geschlossener Regelung in Umgebungen agiert, die zur Zeit der Programmierung nicht genau bekannt und/oder dynamisch und/oder nicht vollständig erfassbar sind“. Dieses Verständnis von Robotik stellt die zielgerichtete Aktion von Maschinen in solchen Umgebungen in den Mittelpunkt, die nicht kontrollierbar sind, die folglich permanent durch Sensorik erfasst werden müssen und in denen nur Aktion in Abhängigkeit von der fortlaufenden Auswertung der Sensorik zum Ziel führt.

Landwirtschaftliche Betriebe sehen sich aktuell mit vielen Problemen konfrontiert, für die autonome Feldroboterkonzepte einen künftigen Lösungsansatz darstellen könnten.

Für Marktfruchtbetriebe in Deutschland zählen zu diesen Problemen bspw.

In der Landwirtschaft gibt es Bereiche, in denen vollautomatisierte und teilautonome Systeme, bereits seit einigen Jahren im Einsatz sind. Diese wurden allerdings in erster Linie als großtechnische Lösungen konzipiert. Beispiele sind Melkroboter, automatische Futtersysteme aber auch GPS-gestützte Lenksysteme sowie mit Sensoren bestückte Anbaugeräte, die auf Reihenfrüchte und Obstplantagen spezialisiert wurden (bspw. John Deere iTEC Pro oder Claas autonomous navigation).

Ziel ist es dabei stets, menschliche Arbeitskraft durch präziser und zuverlässiger arbeitende Technik zu ergänzen oder zu ersetzen, um auf diese Weise mit geringeren Kosten effizienter qualitativ höherwertigere Lebensmittel zu produzieren.

Erst in Teilen marktreif bzw. noch im Forschungsstadium sind dagegen vollautonome Systeme, wie mobile Feldroboter, die durch den Einzug der Digitalisierung in die Landwirtschaft vermehrt Aufmerksamkeit erfahren. So wird ihnen schon jetzt eine tragende Rolle innerhalb des Sektors vorhergesagt.

Fels- und Steinriegel

Meist natürlich entstandene, überwiegend aus Fels oder Steinen bestehende Flächen, z.B. Felsen oder Felsvorsprünge, die in der landwirtschaftlichen Fläche enthalten sind bzw. direkt an diese angrenzen und somit unmittelbar Teil der landwirtschaftlichen Parzelle sind.

Felshumusboden

An exponierten Standorten in den Hochlagen der Mittelgebirge sowie im Hochgebirge (z. B. Nördliche Kalkalpen) finden sich Böden, die fast ausschließlich aus organischem Material bestehen. Auf Fels siedeln sich erste Flechten und Moose an. Kommt allmählich ein Bestandesabfall aus Laub, Nadeln oder verholzen Pflanzenteilen der Vegetation (Streu) hinzu, bildet sich auf dem festen Gestein eine organische Auflage, die als Felshumusboden bezeichnet wird.

Insbesondere im Hochgebirge können sich mächtige organische Böden entwickeln. So domminieren etwa in den Nördlichen Kalkalpen (z. B. Berchtesgadener Alpen, Chiemgauer Alpen, Karwendelgebirge) Kalke- und Dolomite mit einem sehr hohen Reinheitsgrad an Carbonaten. Aufgrund dessen bleiben bei der Carbonatlösung durch Niederschläge (chemische Verwitterung) in der Regel kaum nennenswerte Verunreinigungen oder Nebengemenganteile (= mineralisches Residuum aus Ton) als Ausgangssubstrat für eine Mineralbodenbildung zurück. 

Felshumusboden über Dachsteinkalk (Berchtesgadener Alpen)

Felshumusboden über Dachsteinkalk (Berchtesgadener Alpen)

Unter Fichtenwald und Latschenkiefer (Pinus mugo) finden sich daher insbesondere in feucht-kühlen Schattenhängen des Hochgebirges mit verringertem Streuabbau auf Carbonatgesteinen oder deren Schutt Humuslagen, die teilweise fast torfähnlichen Charakter haben und bis zu mehrere Dezimeter mächtig sein können. Diese rein organischen Böden, sieht man von geringen Flugstaubbeimengungen ab, werden als Felshumusböden bezeichnet. Normfelshumusböden besitzen ein O/mC-Profil über Festgestein (WRB Lithic Leptosol oder Histosol). Der Großbuchstabe „O“ bezeichnet hierbei den organischen Bodenhorizont, „C“ das anstehende Gestein. Der Kleinbuchstabe „m“ steht für massiv oder nicht grabbar. 

Quelle: Alexander Stahr

Der Felshumusboden ist in Gebirgen anzutreffen, innerhalb Deutschlands vor allem im bayerischen Alpenraum. Er besteht aus zwei Bereichen, die in der bodenkundlichen Fachsprache als Horizonte bezeichnet werden. Fester Fels bildet dabei den Untergrund (C-Horizont). Auf diesem sammeln sich abgestorbene Pflanzenteile, überwiegend Blätter und Nadeln, sodass eine Humusauflage entsteht (L- und O-Horizont). Deshalb werden diese Böden in der bodenkundlichen Klassifizierung als O/C-Böden bezeichnet. Zur Bildung dieser Böden braucht es die im Gebirge auftretenden speziellen Umweltbedingungen: kurze Vegetationszeiten, lange Kältephasen, schwer zersetzbare Pflanzenstreu. Durch diese besondere Bodenbildung speichern die Böden viel Wasser sowie Kohlenstoff und leisten einen großen Beitrag zur Stabilität der Hänge. Sie sind aber auch gefährdet: Durch ⁠Erosion⁠, aber auch durch intensive Beweidung oder starke touristische Nutzung. Ein schonender Umgang ist gerade in der Bergwelt notwendig für den Erhalt der wichtigen Funktionen dieser Böden.

Funktionen und Nutzung

Eine Nutzung von reinen Felshumusböden durch den Menschen ist sicherlich ausgeschlossen. Für Bäume und Sträucher ist der Wurzelraum bei geringmächtigen Felshumusböden im Mittelgebirge zu stark eingeschränkt und bietet anders als die mächtigen Felshumusböden etwa des Alpenraums mit darauf stockenden Wäldern lediglich Gräsern, Kräutern, Moosen oder etwa Farnen einen Standort. Gelegentlich schafft es im Mittelgebirge ein Baum auf einem Felshumusboden zu keimen, führt dann jedoch eher ein karges Bonsaidasein. Nährstoffe werden durch Stäube und Niederschläge eingetragen. Insgesamt bieten Felshumusböden vor allem Spezialisten unter der Tier- und Pflanzenwelt einen relativ konkurrenzarmen Lebensraum.

Felshumusböden speichern viel Wasser. Wie ein Schwamm können sie das Vielfache ihres Eigengewichts an Niederschlagswasser aufsaugen und festhalten. Das hohe Rückhaltevermögen des Bodens schützt vor Erosion bei Starkregen und hilft, den Abfluss des Regenwassers zu verzögern. Auch die Pflanzen erhalten so genug Wasser. Zudem speichert der Humus erhebliche Mengen an Kohlenstoff.

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Fernerkundung

Verfahren zur Ermittlung qualitativer und/oder quantitativer Informationen über Art und Zustand von auf der Erdoberfläche befindlicher Objekte, über die Meeresoberfläche oder die Atmosphäre. Die Fernerkundung bedient sich dabei der elektromagnetischen Strahlung, die von einem beobachteten Objekt abgestrahlt wird. Ein Teil des Strahlungsspektrums beinhaltet signifikante Informationen über Art und Zustand der terrestrischen Umwelt. Dieser Spektrumsbereich, der vom sichtbaren Licht über das sogenannte nahe und ferne Infrarot bis hin zu den langwelligen Radiowellen reicht, wird mit Hilfe von Empfangseinrichtungen in Luft- oder Raumfahrzeugen nutzbar gemacht und dient als Übertragungsmedium zwischen Aufnahmeobjekt (z.B. landwirtschaftlich genutzte Flächen) und Aufnahmeplattform.

Einsatzmöglichkeiten im unmittelbaren Bereich der Landwirtschaft beziehen sich beispielsweise auf agrarstatistische Erhebungen (Erkennung der angebauten Fruchtarten) einschließlich der Möglichkeiten zu frühzeitigen Ertragsschätzungen, die Planung und Lenkung des Agrarmarktes, Nutzungskartierungen und Zustandserhebungen sowie auf die Verfügbarmachung von Informationen beim Lokalen Ressourcen Management und schließlich auch auf die Überwachung von flächengebundenen Ausgleichszahlungen (Monitoring Agriculture with Remote Sensing Techniques, MARS). Mit den Fernerkundungstechniken können die Antragsdaten der Landwirte unmittelbar geprüft werden und zwar:

Für Landwirtinnen und Landwirte ergeben sich ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten, z. B.:

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Fernerkundung und Landwirtschaft

Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft vom jeweiligen Standort des Wirtschaftens abhängig. Aus der Kombination der verschiedenen, natürlichen Standortfaktoren Klima, Boden und Relief ergibt sich für jeden Standort ein individuelles Portfolio aus Ertragspotenzialen.

Elektronische Daten zu solchen Standortfaktoren, sogenannte Geodaten, finden längst einen breiten Einsatz in der landwirtschaftlichen Praxis, wie zum Beispiel im Bereich der Präzisionslandwirtschaft.

Aber nicht nur dort spielen Geoinformationen eine wichtige Rolle, auch die Wissenschaft im Agrar-, Umwelt- oder Meeresbereich greift bei ihren Untersuchungen immer häufiger auf Geoinformationstechnologien und -dienste zur Erkenntnisgewinnung und -absicherung zurück.

Fernerkundung: Wo wird was angebaut?

Für viele Fragestellungen der Umwelt- und Agrarpolitik wäre es gut zu wissen, welche Fruchtarten in welchem Jahr auf welchen landwirtschaftlichen Flächen angebaut werden. Bislang gibt es in Deutschland aber nur Statistiken zur Landnutzung, die relativ grobe und zeitlich verzögerte Informationen liefern. Wöchentlich wiederkehrende Satelliten können hier mit ihren Bildern Abhilfe schaffen und als Datengrundlage für eine flächenscharfe Landnutzungskarte dienen. Forschende des Thünen-Instituts, der Humboldt-Universität zu Berlin und des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. haben ihre Expertise zusammengebracht und erstmals Karten zur landwirtschaftlichen Flächennutzung für die Jahre 2017, 2018 und 2019 aus Fernerkundungsdaten erstellt.

Für die Kartenerstellung nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Verfahren des maschinellen Lernens, verfügbare Informationen zur bisherigen Flächennutzung der Landwirte und Daten der US-amerikanischen Satellitenmission Landsat 8 sowie des Copernicus-Programms der europäischen Weltraumbehörde (ESA), deren Satelliten seit 2016 die Erde umkreisen. Um regionale Besonderheiten sowie saisonale und jahresbedingte Schwankungen zu berücksichtigen, wurden weiterhin Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes sowie das deutschlandweite Höhenmodell und das Digitale Landschaftsmodell des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie (BKG) einbezogen.

Kulturarten und Landschaftselemente kleinräumig erfasst
Die Karten unterscheiden die dominierenden Kulturarten und Hauptnutzungsarten im Ackerland, also alle Hauptgetreidearten, Hackfrüchte, Gemüse, Dauerkulturen und Hülsenfrüchte. Darüber hinaus werden auch Grünland und relevante Landschaftselemente in der Agrarlandschaft, wie beispielsweise Gehölzstrukturen, erfasst. Die Agrarlandschaft Deutschlands wird somit erstmals flächendeckend in einem Raster von 10 m x 10 m Gitterweite abgebildet.

Kulturarten und Landschaftselemente

Ausschnitt (nördlicher Bodensee mit Sonderkulturen) der im Original skalierbaren ersten Kartenversion
s

„Obwohl die Karten schon einen hohen Grad an Genauigkeit aufweisen, gibt es noch weiteren Forschungsbedarf“, betont Prof. Dr. Patrick Hostert von der Humboldt-Universität zu Berlin. So lassen sich Kulturarten wie Raps oder Zuckerrüben sehr gut differenzieren. Arten hingegen, die sich im Verlauf der Wachstumsphasen oder in ihrem Aussehen sehr ähneln (z. B. Winterweizen und Triticale) oder die sich allein bezüglich Ihrer Nutzungsart unterscheiden (z. B. Silomais und Körnermais), sind noch nicht hinreichend genau kartierbar.

Weiteren Forschungsbedarf sieht das Konsortium auch an Sonderstandorten, zum Beispiel in regelmäßig überfluteten Gebieten. Ungeachtet dessen sind die Karten ein Meilenstein in der Entwicklung von flächendeckenden Informationen zur landwirtschaftlichen Nutzung. Aufbauend auf der Kooperation plant das Thünen-Institut, die Karten fortlaufend zu verbessern und die Erstellung in einem jährlichen Turnus zu verstetigen.

„Dass diese Karten kein Selbstzweck sind, zeigen die vielfältigen Einsatzfelder für andere laufende Projekte“, sagt Dr. Stefan Erasmi, Leiter der Thünen-Fernerkundung. Neben der Ergänzung und Verfeinerung der Agrarstatistik liefern sie eine Grundlage für die Monitoring-Aktivitäten auf nationaler Ebene, zum Beispiel bei der Bewertung der biologischen Vielfalt, der Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) und der Veränderung der Landnutzung als Faktor für die Treibhausgas-Berichterstattung. „Die Karten sind darüber hinaus wesentliche Eingangsparameter für Simulationen von landwirtschaftlichen Erträgen und Ökosystemleistungen”, erläutert Prof. Dr. Claas Nendel vom ZALF.

Insgesamt liegt damit ein umfassender Kartensatz für Politik, Behörden, Organisationen und Verbände sowie Forschung und Bildung im Bereich Landwirtschaft und Umwelt vor. Und auch denjenigen, die selbst Landwirtschaft betreiben oder die Vielfalt der Agrarlandschaft in Deutschland entdecken möchten, geben die Karten interessante Einblicke.

Quelle: https://idw-online.de/de/news770180

Betriebsbasis

Neben in-situ Daten, die direkt am Boden, in der Luft oder im Gewässer mithilfe stationär angebrachter Sensoren aufgezeichnet werden, spielen zunehmend auch solche Daten eine wichtige Rolle, die basierend auf Satelliten- bzw. Luftbildern über berührungslose Fernerkundungsmethoden flächendeckend ermittelt werden können. Mithilfe von Sensoren zur Aufnahme bestimmter Bandbreiten des elektromagnetischen Spektrums, kann das spezifische Rückstrahlverhalten der Erdoberfläche auf dem Bildmaterial festgehalten und daraus die gewünschten Parameter von zu analysierenden Objekten abgeleitet werden.

Von besonderem praktischen Interesse für landwirtschaftliche Betriebe, Maschinenringe, Lohn- und Beratungsunternehmen sind Parameter zum Zustand von Pflanzenbeständen (z. B. Nährstoffversorgung, Schädlingsbefall oder Vitalität) sowie von Böden (z. B. Feuchte, Temperatur oder Erosionsvorgänge). Luftbilder zeigen den Bestand in der Übersicht. Drohnen machen die Bilder aus der Luft heute für Landwirtinnen und Landwirte leicht verfügbar. Aus größerer Höhe aufgenommen werden Bestandunterschiede deutlich. Sie machen auf eine Reihe wachstumsrelevanter Faktoren, wie Wasserstress, Krankheitsbefall und Unkrautdruck aufmerksam.

Im Drohnen-Tiefflug geben Multispektral- oder thermische Kameras genaueren Aufschluss über das tatsächliche Befallsgeschehen. Gleiches gilt für am Feldfahrzeug befestigte Sensoren. Eine anschließende Maßnahme zur Bekämpfung von Unkraut oder Schädlingen kann gezielt vor Ort und vollautomatisch per Feldroboter ausgebracht werden. Bei der Unkrautbekämpfung in Reihenkulturen wie Zuckerrüben erzielt die Zusammenarbeit von Multikoptern und Robotern bereits gute Ergebnisse – jedenfalls in Forschungsprojekten.

Betriebe, die bereits über weiterentwickelte Precision-Farming-Technologien verfügen, können die Satelliteninformationen zur Unterstützung der Bestandsführung heranziehen. Es muss gewährleistet werden, dass die Daten zeitlich schnell verfügbar sind (z. B. zur Frühjahrsdüngung). Insbesondere zur Erfolgskontrolle von Managementmaßnahmen, z. B. im Bereich der Düngung oder des Pflanzenschutzes, eignen sich die Fernerkundungsinformationen.

Um die Fernerkundung in der Praxis besser nutzen zu können, sollten aktuelle Daten so schnell aufbereitbar sein, dass sie im Betriebsablauf sofort zur Verfügung stehen. Es besteht noch erheblicher Bedarf in der Forschung und Entwicklung, damit dies flächendeckend nutzbar ist. Zum Beispiel müssen bereitgestellte Daten, die für die Steuerung von Landmaschinen eingesetzt werden sollen, in einem Format erstellt werden, das von Landmaschinen lesbar ist.

Verwaltung

Neben dem Informationsgewinn für Landwirtinnen und Landwirte können weitere Nutzungsoptionen z. B. in der Verwaltung im Vordergrund stehen:

Methodik

Fernerkundung erfolgt durch Systeme, die sich in der Regel über die zu erkundende Fläche bewegen und dabei kontinuierliche Aufzeichnungen über deren Zustand machen. Zum einen werden Luft- und Satellitenbilder gewonnen, zum anderen werden Punktmessungen mit Online-Sensoren, wie beispielsweise Stickstoffsensoren (N-Sensoren), vorgenommen.
Je nach Parameter, der durch die Fernerkundung untersucht werden soll, werden Sensoren, die unterschiedliche Frequenzen bzw. Wellenlängen aufzeichnen, verwendet.

Für den Agrarbereich sind bei den aktiven Radarsystemen insbesondere Frequenzen im L-, C- und X-Band interessant, um Aussagen zu den Parametern Bodenfeuchte oder Bestandsstruktur machen zu können. Bei den passiven Verfahren sind insbesondere verschiedene Bereiche des sichtbaren Lichtes und des Infrarotes interessant, um Parameter wie Chlorophyll-Absorption, Biomasse, Vitalität oder Trockenstress von Pflanzenbeständen zu erheben.

Entscheidend für die Nutzungsmöglichkeiten von Fernerkundungsdaten sind die thematische Aufgabenstellung sowie deren Auflösung. Wie groß die Fläche ist, die ein Pixel abdeckt (zwischen Zentimetern und Kilometern), welche Wellenlängenbereiche abgedeckt werden und wie häufig ein Parameter erhoben wird, bestimmt den Einsatzbereich der Daten. Es wird daher zwischen der geometrischen, der spektralen und der temporalen Auflösung unterschieden.

Mit steigenden Auflösungen ist u. a. auch eine steigende Datenmenge verbunden. Hohe Auflösungen sind z. B. für die Nutzung in der Landwirtschaft von erheblichem Vorteil oder eröffnen neue Nutzungsmöglichkeiten.

Für den Zugang zu Satellitendaten gibt es verschiedene Ansätze:

Die gelieferten Daten sind in der Regel lagekorrigiert. Allerdings sind für die Auswertung von optischen Daten weitere Korrekturen erforderlich, die den Einfluss der Atmosphäre sowie Wolken und Wolkenschatten auf die Bilddaten verringern. Diese sogenannte Level-2-Prozessierung wird meistens von Dienstleistern angeboten oder von Universitäten und Forschungseinrichtungen durchgeführt. Die frei verfügbaren Landsat- und Sentinel-2-Daten stehen mittlerweile auch als atmosphärenkorrigierte qualitätsgesicherte Daten (Level-2-Daten) zur Verfügung. Die Datenauswertung, also die Informationsextraktion aus den Bilddaten, liegt bei den Anwenderinnen und Anwendern selbst oder es können verschiedene Produkte über Dienstleister erworben werden.

Anforderungen an die Fernerkundungsdaten

Die Auswahl der Datenquelle schränkt die Qualität und den räumlichen Detailgrad der Kartierungsergebnisse stark ein. Unter
Zusätzlich zu den Kosten und der Zugänglichkeit der Daten, sollte der optimale Kompromiss für die Kartierung der Bodenbedeckung
auf vier Hauptkriterien beruhen, die folgend aufgeführt sind:

  1. Die räumliche Auflösung - genauer gesagt die Ground Sampling Distance (GSD) des Instruments - definiert das kleinste Landmerkmal, das erkannt und anschließend möglicherweise kartiert werden kann.
    Es ist von größter Bedeutung, dass die räumliche Auflösung kleiner ist als die Größe der meisten landwirtschaftlichen Parzellen
    um eine ausreichende Anzahl von reinen Ackerlandpixeln zu erhalten. Die am besten geeignete räumliche Auflösung für die
    Kartierung der Anbauflächen hängt jedoch auch von der Landschaftsfragmentierung, der Vielfalt der Kulturarten und ihrer räumlichen Verteilung ab; so können beispielsweise kleine, aber ähnliche benachbarte Felder desselben Anbautyps als ein sehr großes Feld betrachtet werden, wenn die Entwicklung der Kulturen relativ synchron verläuft.
    Es kann zwar von Interesse sein, lineare lineare Landschaftsmerkmale wie Hecken, Baumreihen oder Landstraßen zu erfassen, jedoch sind diese Informationen nicht unbedingt erforderlich für die Strukturierung der Landschaft. Es ist wichtig zu beachten, dass eine höhere räumliche Auflösung bei der digitalen Bildverarbeitung nicht immer die bessere Option ist. Eine Erhöhung der räumlichen Auflösung erhöht exponentiell das Datenvolumen und die entsprechenden Rechenanforderungen. Zum Beispiel vervielfacht eine Erhöhung der Auflösung von 30 m auf eine Auflösung von 10 m die Datenspeicherung um das 9-fache. Außerdem ist es zwar einfacher, ein Bild visuell zu interpretieren, wenn seine räumliche Auflösung die Erfassung von Landschaftselementen wie Bäumen oder Häusern ermöglicht, für stärker automatisierte digitale Bildverarbeitungsketten gilt dies hingegen nicht .
  2. Die Häufigkeit wolkenfreier Beobachtungen ist das zweitwichtigste Kriterium für die genaue Kartierung von Agrarlandschaften. Die jahreszeitliche Dynamik landwirtschaftlicher Flächen lässt sich nämlich nur mit einer engen Zeitreihe wolkenfreier Beobachtungen erfassen. Ein bestimmter Wiederbesuchszyklus eines EO-Systems liefert je nach Wolkenaufkommen sehr unterschiedliche zeitliche Dichten an verwertbaren Beobachtungen. Daher ist für die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Arten von landwirtschaftlichen Flächen die tatsächliche Häufigkeit geeigneter Bilder aus der Wachstumssaison bedeutsam, und nicht nur die Wiederholrate der Aufnahmen generell. In heterogenen Landschaften ermöglicht die Erfassung des gesamten jahreszeitlichen Profils der Feldeigenschaften die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Anbauflächen, z. B. zwischen Dauerwiesen, natürlichen Gräsern und Getreide, die alle über einen langen Zeitraum der Vegetationsperiode ein sehr ähnliches Erscheinungsbild haben können.
    In bewölkten Regionen können SAR-Sensoren wie die auf Sentinel-1 oder Radarsat-2 die beste Option sein, um eine dichte Zeitreihe von Beobachtungen zu gewährleisten, da ihre Mikrowellenbänder von den meisten atmosphärischen Störungen oder Wolken nicht beeinflusst werden.
  3. Die Anzahl der Spektralbänder und deren Position im elektromagnetischen Spektrum ist ein weiteres wichtiges Kriterium, nicht nur für die Unterscheidung der Bodenbedeckung, sondern auch für die Erkennung von atmosphärischem Dunst und die wirksame Erfassung von Wolken und Wolkenschatten. Heute stehen für die meisten Erdbeobachtungssatelliten schmale sichtbare und NIR-Bänder zur Verfügung, die im Idealfall durch SWIR-Bänder ergänzt werden, die ebenfalls sehr nützlich für die Unterscheidung von Landbedeckungsarten sind. Die Erkennung von Wolken ist dagegen nach wie vor ein schwieriges Thema. Mit Ausnahme von MODIS, Worldview-3 und Sentinel-3OLCI verfügt keiner der vorhandenen Sensoren über die geeigneten Spektralbänder auf ein und derselben Plattform, um alle Aerosol- und Wolkentypen und deren Verwechslung mit Schnee und Eis zu erfassen.
    Heute stehen für die meisten Erdbeobachtungssatelliten schmale Spektralbänder im sichtbaren und im NIR-Bereich zur Verfügung, die idealerweise durch SWIR-Bänder ergänzt werden, die ebenfalls sehr nützlich für die Unterscheidung von Bodenbedeckungsarten sind. Die Erkennung von Wolken ist dagegen nach wie vor ein schwieriges Thema. Mit Ausnahme von MODIS, Worldview-3 und Sentinel-3 OLCI verfügt keiner der vorhandenen Sensoren über die geeigneten Spektralbänder auf ein und derselben Plattform, um alle Aerosol- und Wolkentypen zu erfassen und deren Verwechslung mit Schnee und Eis auszuschließen.
    Beliebte Satelliten wie Landsat-8 und Sentinel-2 verfügen beide über eine Reihe von Bändern - darunter ein effizientes Cirrus-Band - um atmosphärische Störungen herauszufiltern. Ihre operative Nutzung stößt jedoch in einigen Regionen auf Grenzen. Viele andere Sensoren erweisen sich als problematisch, wenn es darum geht, konsistente Zeitreihen über große Gebiete zu erhalten, und zwar aufgrund atmosphärischer Störungen der Signale, die schwer zu erkennen und zu korrigieren sind. Solche Korrekturen sind notwendig, wenn man versucht, Pixelwerte, die an verschiedenen Beobachtungstagen oder mit verschiedenen Sensoren aufgenommen wurden, in einem einzigen Bild zu kombinieren (d. h. ein Komposit oder ein Mosaik, wenn nur eine Beobachtung pro Pixel verfügbar ist), um ein nahtloses, wolkenfreies Bild zu erhalten. Andererseits erfordern wolkenfreie Beobachtungen über große Gebiete, die über die Jahreszeit gut verteilt sind, möglicherweise keine atmosphärische Korrektur für ihre Klassifizierung und könnten für die Zwecke der Landbedeckungskartierung ausreichend sein.
  4. Breitstreifen-Sensoren decken sehr große Gebiete in einem einzigen Überflug ab (290 km für Sentinel-2, 650 km für DMC Satelliten, und mehr als 1 200 km für großräumige Instrumente wie MODIS, Sentinel-3 OLCI und PROBA-V). Daher ist die Schwadbreite auch ein Kriterium bei großflächigen Anwendungen. Kleinere Bilder können zwar immer noch zu Mosaiken zusammengefügt werden, sie erfordern aber eine atmosphärische Korrektur, wenn sie zu einem nahtlosen Bild oder in einer großflächig konsistenten Kartierung kombiniert werden sollen. Sensoren mit einer schmalen Streifenbreite (typischerweise ca. 50 km oder sogar weniger als 20 km bei Satelliten mit sehr hoher räumlicher Auflösung (VHR)) decken in der Regel große Gebiete so ab, indem sie kleine, aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommene Bilder mosaikartig zusammensetzen. Aufgrund der sogenannten bidirektionalen Reflexionsverteilungsfunktion kann eine solche Blickwinkelvariabilität zu Unterschieden in der spektralen Signatur einer bestimmten Landoberfläche führen, was den Klassifizierungsprozess erheblich erschweren würde. (FAO 2017)

Programme und Dienste

Der Austausch von Geodaten und deren mehrfache Verwendung gelingt durch eine genaue Beschreibung der Geodaten mittels sogenannter Metadaten. Über online-basierte Dienste-Strukturen können diese Metadaten dazu verwendet werden, Geodaten in Online-Katalogen zu suchen und bei Interesse zu erwerben. Unter dem Begriff INSPIRE (INfrastructure for SPatial InfoRmation in Europe) regelt die EU Richtlinie 2007/2/EG vom 14. März 2007, national umgesetzt durch das Geodatenzugangsgesetz vom 10. Februar 2009 (BGBl. I S. 278), zuletzt geändert durch Art. 1G vom 07.11.2012, verschiedene Rahmenbedingungen für einen solchen grenzübergreifenden, Internet-basierten Zugriff auf Metadaten sowie Geodaten und -dienste innerhalb der EU. Ziel ist eine technologisch standardisierte, europäische Geodateninfrastruktur (GDI). In Deutschland ist die durch das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) betriebene GDI-DE der zentrale Knotenpunkt für alle Geodaten-haltenden Stellen.

Das Geoportal GDI-BMEL wird durch das in der BLE angesiedelte "Fachzentrum für Geoinformation und Fernerkundung für den Geschäftsbereich des BMEL" betrieben. Das BMEL stellt in diesem Zusammenhang über das Geoportal GDI-BMEL einen zentralen GDI-Knoten für die Einrichtungen des BMEL-Geschäftsbereiches zur Verfügung. Über den Geodatenkatalog der GDI-BMEL werden die Metadaten des BMEL-Geschäftsbereich an den Geodatenkatalog der GDI-DE weitergeleitet. Auf diese Weise ist die nationale Umsetzung der EU-INSPIRE-Richtlinie für das BMEL sichergestellt. Über den Geodatenviewer werden verschiedene Geodaten aus dem Geschäftsbereich des BMEL über voreingestellte Kartendienste bereitgestellt.

Die GEO Global-Agricultural-Monitoring (GEOGLAM)-Initiative wurde 2011 durch die G20-Agrarminister ins Leben gerufen. Sie ist ein Bestandteil der Group on Earth Oberservations (GEO), einer zwischenstaatlichen internationalen Organisation zur globalen Koordinierung in der Erdbeobachtung, deren Sekretariat bei der World Meteorological Organization (WMO) in Genf angesiedelt ist. GEOGLAM ist
innerhalb von GEO für die Fernerkundung im Bereich der Landwirtschaft zuständig.

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Fernweidewirtschaft

Zusammenfassender Begriff für diejenigen Formen der Weidewirtschaft, in denen die Futtergründe der Tiere nicht direkt um einen ständigen Wohnsitz liegen. Die Entwicklungsgeschichte der Wanderviehwirtschaft lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. An die naturräumliche Ausstattung angepasste Weideformen entwickelten sich zu verschiedenen Formen der Fernweidewirtschaft. Daneben beeinflussten soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklungen im starken Maße die Erscheinungen der Viehwirtschaft.

Fernweidewirtschaft ist eine traditionelle Lebensweise ursprünglicher Regionen, in denen ackerbauliche Landwirtschaft aufgrund der naturräumlichen Ausstattung nicht möglich ist. Gebirgsregionen der winterfeuchten Subtropen sowie subtropische Trockenregionen (Steppen, Voll- und Halbwüsten) sind typischerweise Zonen mit ausgeprägter Fernweidewirtschaft. Neue staatliche Strukturen bewirken, dass durch neue Grenzziehungen ehemalige Wanderbewegungen stark eingeschränkt (N-Afrika) und teilweise gänzlich unterbunden (Balkan, Kleinasien) wurden.

Einzelne Formen der Fernweidewirtschaft sind

Man schätzt, das 200 bis 500 Mio. Menschen auf der Erde vorwiegend von traditionellen Formen der Fernweidewirtschaft leben. Da diese Wirtschaftsweisen sehr häufig mit Ackerbau kombiniert werden, ist eine genauere Zahl nicht ermittelbar.

Als klassische europäische Regionen der Fernweidewirtschaft gelten die mediterranen Bergregionen Iberiens und des Balkans. Heute ist im Balkan intensive Herdenhaltung (wie in den Dinariden) nur noch selten zu finden. Die natürlichen Gegebenheiten ausnützend, prägte das auf Viehhaltung bezogene, kulturelle Verhalten der Balkanvölker einheitlich deren soziale und kulturelle Entwicklung. Ein Nebeneinander, zum Teil in unmittelbarer Nachbarschaft, und enge Verflechtung der verschiedenen weidewirtschaftlichen Formen hat eine differenzierte Raumausnutzung geschaffen die auch auf ethnischen Besonderheiten fußte.

In Regionen, deren Agrarwirtschaft aufgrund der Naturraumausstattung für kaum eine andere Wirtschaftsform geeignet scheint, konnte sich diese Lebensform bis heute halten. In den extremsten Regionen des Dinarischen Karst sind durch die Wasserarmut des Holokarstes nur kleinräumige Wanderungsbewegungen möglich. Die traditionelle Wirtschaftsform ist in Westmontenegro daher die Kolibawirtschaft.

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Fernwirkung

Auch Telecoupling; der Begriff bezieht sich auf sozioökonomische und ökologische Interaktionen über größere Entfernungen hinweg. 'Fernwirkung' umfasst den Fernaustausch von Informationen, Energie und Materie (z. B. Menschen, Güter, Produkte, Kapital) auf verschiedenen räumlichen, zeitlichen und organisatorischen Ebenen. In der Landwirtschaft beispielsweise wird die hohe Nachfrage in der EU nach Sojabohnen oder Palmöl durch den mit hohen Umweltkosten verbundenen Anbau in den Erzeugerländern Brasilien und Indonesien gedeckt. Die Agrarproduktion führt dort aufgrund der unzureichenden Durchsetzung von Umweltvorschriften zu hohen Umweltschäden.

Ferralsole

Ferralsole sind intensiv und tiefgründig verwitterte Böden der feuchten Tropen und Subtropen. Die US-Amerikaner nennen sie Oxisols, die Franzosen Sols ferralitiques. Früher wurden Ferralsole auch als Latosole bezeichnet.

Eigenschaften

Ferralsole weisen einen ferralischen, d.h. mit Fe- und Al-Oxiden angereicherten (Ferrallitisierung), oft kräftig rot, braun oder gelb gefärbten Bu-Horizont auf, der kaum noch verwitterbare Silicate enthält. Die Tonfraktion und besteht neben den Oxiden praktisch nur aus Kaolinit. Die rote Farbe vieler Ferralsole beruht oft auf Hämatit (Fe2O3) und Maghemit (Fe2O3), die neben Goethit (Fe3+O(OH)) als Fe-Oxide vertreten sind.

Die Kationenaustauschkapazität des Mineralbodens ist niedrig bis extrem niedrig (KAKpot<16 cmol(+) kg-1, KAKeff<12cmol(+) kg-1 Ton). Die Basensättigung ist ebenfall gering und die Bodenreaktion entsprechend sauer bis stark sauer.

Auch tonreiche Ferralsole haben hohe Anteile an stabilen Grobporen und demzufolge auch hohe Durchlässigkeiten für Wasser. Entsprechend sind sie wenig erosionsanfällig und auch nach starken Regenfällen noch gut bearbeitbar. Von dem im Boden verbleibenden Haftwasser werden andererseits große Anteile in für Pflanzen nicht nutzbarer Form (Totwasser) gehalten. Dies kann trotz ganzjährig humiden Klimabedingungen zu Dürrestress für Flachwurzler führen, wenn die Regenfälle einmal ungewöhnlich lange ausbleiben.

Probleme bei der agraren Nutzung können auch dann auftreten, wenn die Unterböden eine besonders eisenreiche und humusarme Mischung aus Kaolinit, Sesquioxiden und Quarz enthalten. Nach wiederholter Austrocknung kann es in dieser Mischung zu irreversiblen Verhärtungen kommen (Plinthic Ferrosols). Derartige Verhärtungen werden in der nichtbodenkundlichen Literatur als Ironstones oder Laterite bezeichnet.

Entwicklung

Sie entwickelten sich als typische Waldböden der feuchten Tropen aus verschiedenen Silicat- aber auch aus Carbonatgesteinen. Hohe Temperaturen und starke Durchfeuchtung haben in langen Perioden ungestörter Entwicklung die Silicate intensiv verwittern, Alkali- und Erdalkali-Ionen sowie Kieselsäure auswaschen lassen (Desilifizierung), während Fe und Al als Oxide sowie neugebildeter Kaolinit zurückblieben. Der Auswaschung unterliegen auch viele Nährionen, so dass nach Rodungen und damit fehlender Nachlieferung kurzfristig Mängel bei diesen Stoffen auftreten, z. B. bei K, Mg, S und P.

Ferralsole sind Bildungen sehr langer Zeiträume (die wohl zumeist bis weit ins Tertiär zurückreichen) und damit alter Landoberflächen. Sie sind dann sehr tiefgründig verwittert (>20 m).

Regionale Verbreitung von Ferralsolen

Die weltweite Ausdehnung von Ferralsolen wird auf etwa 750 Mio. ha geschätzt, fast ausschließlich in den feuchten Tropen auf den Kontinentalschilden Südamerikas (vor allem Brasilien) und Afrikas (vor allem Kongo, Demokratische Republik Kongo, südliche Zentralafrikanische Republik, Angola, Guinea und Ost-Madagaskar). Außerhalb der Kontinentalschilde sind Ferralsole auf Regionen mit leicht verwitterndem Grundgestein und feucht-heißem Klima beschränkt, z. B. in Südostasien.

Ferralsole sind oft mit Acrisolen, Nitisolen, ferralic Cambisolen und Plinthisolen vergesellschaftet.

Nutzung

Aufgrund der restlichen Metalloxide und der Auswaschung von Mineralstoffen weisen Ferralsole eine geringe Fruchtbarkeit auf und erfordern die Zugabe von Kalk und Dünger, wenn sie für die Landwirtschaft verwendet werden sollen. Baumkulturen wie Ölpalme, Kautschukbaum, Kakaobaum oder Kaffee sind geeignet, aber Weideland ist oft ihre hauptsächliche landwirtschaftliche Verwendung, nachdem der ursprüngliche Wald gerodet wurde.

Viele Ferralsole in Südamerika, Zentralafrika und Südasien dienen ferner dem Anbau von Mais, Maniok, Bananen u. a. Die Erträge von Ackerfrüchten sinken aber bereits im dritten Jahr stark ab, weil die an Humus gebundenen Nährstoffe nach (Brand)rodung und intensiven Humusabbau rasch aus dem Oberboden ausgewaschen werden, was auf ein zu schwaches Nährstoffbindungsvermögen der Bodenminerale zurückgeht. Für (tiefer wurzelnde) Dauerkulturen sind die Bedingungen günstiger; dennoch sind auch hier höhere Erträge nur durch Düngung zu erzielen, deren Wirkung allerdings durch P-Fixierung und N-Auswaschung gemindert wird. Andererseits können Ferralsole aus Ultrabasiten sehr produktiv sein und ermöglichen z.B. in Brasilien hohe Bananenerträge.

Agroforstwirtschaft erweist sich als vielversprechend.

Fertigware

Nach der amtlichen deutschen Statistik (DESTATIS) gelten als Fertigware Pflanzen, die in dem Entwicklungsstand, den sie im Erzeugerbetrieb erreicht haben, direkt oder über Wiederverkäufer an den Endverbraucher verkauft werden.

Auch Jungpflanzen/Halbfertigwaren, die im jeweiligen Betrieb erzeugt werden, zählen zur Fertigware, wenn sie an den Endverbraucher verkauft werden, obwohl sie das Wachstumsende noch nicht erreicht haben.

Festbrennstoffe

Reststoffe (Stroh, Restholz aus dem Wald und der holzverarbeitenden Industrie) und speziell angebaute Energiepflanzen (Getreideganzpflanzen, schnellwachsende Baumarten, Chinaschilf), die nach einer mechanischen Aufbereitung in Feuerungsanlagen thermisch verwertet werden.

(s. a. nachwachsende Rohstoffe)

Festmist

Auch fester Wirtschaftsdünger; festes, stapelfähiges Gemisch aus Stroh (Einstreu), Kot und Harn im Gegensatz zum Flüssigmist (Gülle).

Bei der Lagerung von Festmist oder Silage in nicht ortsfesten Anlagen ist zu beachten, dass keine nachteilige Veränderung der Grundwasserbeschaffenheit entsteht. Ferner dürfen Silage oder Festmist außerhalb ortsfester Anlagen nur auf landwirtschaftlichen Flächen gelagert werden. Festmist in nicht ortsfesten Anlagen darf im Übrigen nicht länger als 6 Monate gelagert werden. Der Lagerplatz, auf dem der Festmist auf landwirtschaftlichen Flächen gelagert wird, ist jährlich zu wechseln.

Festmist kann darüber hinaus Futterreste sowie Reinigungs- und Niederschlagswasser enthalten. Die Ausbringung kann auf Grund der festen Konsistenz nicht über Tankwagen erfolgen.

(s. a. Wirtschaftsdünger)

Fettwiese

Eine Wiese von hoher Produktivität (Intensivgrünland), die zwei- bis dreimal im Jahr gemäht werden kann. Auch Beweidung (Fettweide) ist möglich. Fettwiesen erfordern zu ihrer Erhaltung eine regelmäßige starke Düngung. Leitart in mitteleuropäischen Tieflagen ist der Glatthafer, in höheren Lagen der Goldhafer.

Wie alle mitteleuropäischen Wiesen sind Fettwiesen genutzte Flächen, die sich ohne landwirtschaftliche Nutzung zu anderen Ökosystemen entwickeln würden.

Traditionell wurden Fettwiesen zur Heugewinnung zwei- oder dreimal im Jahr geschnitten. Intensiv genutzte Fettwiesen werden heute bis zu sechsmal pro Jahr geschnitten, das Schnittgut wird meist nicht als Heu getrocknet, sondern durch Silage konserviert. Je intensiver die Nutzung ist, desto geringer fällt die Artenvielfalt einer Fettwiese aus. Traditionell genutzte Fettwiesen werden meist aus ca. 30 Pflanzenarten aufgebaut, trockene Wiesen im Übergang zu Magerwiesen weisen bis zu 40 Arten auf. Die "Goldhaferwiesen" der Mittelgebirge sind mit 30–40 Arten ähnlich artenreich. Intensiv genutzte Fettwiesen weisen hingegen lediglich 10–20 Arten auf. Charakteristisch für stark gedüngte Fettwiesen ist eine einheitlich gelbe oder weiße Farbe durch das massenhafte Auftreten von Löwenzahn, Scharfem Hahnenfuß oder von hochwüchsigen, weiß blühenden Doldenblütlern wie Wiesenkerbel und Wiesen-Bärenklau. Durch den hohen Stickstoffgehalt im Boden kommen große Wuchshöhen der einzelnen Pflanzen zustande. Traditionell genutzte, nur mäßig gedüngte Fettwiesen können hingegen sehr blütenreich und bunt sein.

Artenschutz

Die weniger intensiv genutzten, artenreicheren Ausprägungen der Fettwiesen wurden stark zurückgedrängt und sind in vielen Regionen, besonders in tiefen Lagen, selten geworden. Eine repräsentative Auswertung im Bundesland Nordrhein-Westfalen ("Ökologische Flächenstichprobe") ergab zum Beispiel: Intensiv gedüngtes Grünland (Wiesen und Weiden zusammengefasst) hat heute einen Anteil von 93 % an der gesamten Grünlandfläche des Landes. 74 % sind dabei artenarme und nur 19 % artenreiche Fettwiesen. (Nicht zu den Fettwiesen gehörendes Grünland, also Feuchtwiesen und Magerwiesen zusammen, erreichen noch einen Anteil von 7 %).

Feuchte Mittelbreiten

Eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Sie nimmt heute etwa 9,7 % der irdischen Landoberfläche ein und liegt zwischen 35° und 60°. Die großen Vorkommen liegen in der Nordhemisphäre jeweils an den Ost- und Westseiten der Kontinente, nur kleinere auf der Südhalbkugel in Südamerika, Australien und Neuseeland. Die Breitenlage variiert unter dem Einfluss kalter und warmer Meeresströmungen. Alle Teilgebiete haben ein maritim beeinflusstes temperates Klima: Nicht zu heiße Sommer sowie milde Winter. Die jährlichen Niederschlagssummen liegen in den meisten Gebieten zwischen 500 und 1.000 mm.

Anfang des 21. Jahrhunderts sind in den Feuchten Mittelbreiten noch etwa 15 % in einem weitgehend naturnahen Zustand.

Die Feuchten Mittelbreiten umfassen nicht nur die bevölkerungsreichsten, sondern auch die wirtschaftlich höchst entwickelten Erdräume. In dieser Zone leben weit mehr Menschen, als deren Flächenanteil entspricht. In der Folge ist die Umgestaltung der Natur hier tiefgreifender und umfassender als in den meisten anderen Ökozonen. So wurden die Moore und Talauen zum größten Teil trockengelegt und in grün- und Ackerland überführt. Die noch erhaltenen Waldflächen sind gewöhnlich an ungünstige Bodenverhältnisse oder steile Hangneigungen geknüpft und zu Nutzforsten umgestaltet.

Nutzung

Die agrare Nutzung wird begünstigt durch vorteilhafte Wärmebedingungen, Niederschlagsverlässlichkeit und eine ausreichend lange Vegetationsperiode sowie durch vergleichsweise fruchtbare Böden oder zumindest solche, deren Ertragsfähigkeit sich durch Düngung erheblich steigern lässt. Diesem hohen natürlichen Potential entsprechen die großen Flächenanteile, die pflanzenbaulich genutzt werden. Diese wird meist in Form einer intensiven gemischten Landwirtschaft oder einer intensiven Grünlandwirtschaft betrieben.

Intensive gemischte Landwirtschaft

Die Bewirtschaftung erfolgt in den meisten Gebieten durch kleine oder mittelgroße Betriebe (häufig in Familienbesitz), mit hoher Arbeits- und Kapitalintensität sowie hoher Flächenproduktivität. Vorherrschend sind Getreide-, Hackfrucht- und Futterbau in Kombination mit Viehhaltung. Ackerbau und Viehhaltung sind betrieblich oft eng integriert. Die Zahl der genutzten Tier- und Pflanzenarten ist in Bezug auf den Gesamtraum groß.

Die häufigsten Getreidearten sind Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Körnermais. Zu den häufigsten Hackfrüchten gehören Kartoffel, Feldgemüse, Zuckerrübe und Futterrübe. Der Futterbau umfasst Klee, Luzerne und Grünmasse. Dauerkulturen treten im Unterschied zur Borealen Zone zwar auf, sind aber im Vergleich zu den äquatorwärts benachbarten Winterfeuchten und Immerfeuchten Subtropen von untergeordneter Bedeutung. An Obstsorten haben Äpfel, Kirschen, Birnen und Pflaumen, an Beerenobst Erdbeeren und Himbeeren eine gewisse Verbreitung. In wärmeren Gebieten besteht Weinbau.

Neuere Entwicklungen haben vielerorts zu größeren Betriebseinheiten und zu Spezialisierungen der Betriebszweige geführt.

Intensive Grünlandwirtschaft

Intensive Grünlandwirtschaft findet sich in Küstengebieten und Höhenstufen einiger Bergländer, wo kühlfeuchte Klimabedingungen den Graswuchs begünstigen. Meist handelt es sich um Milchtierhaltung oder Rindermast (seltener um Schafhaltung) auf der Grundfutterbasis von Dauergrünland. Durch intensive Bewirtschaftung (u.a. Düngung, Einsaat wertvoller Futtergräser und Kleearten, Drainage) wird die Menge und Güte des Futterertrags meist so weit gesteigert, dass Tragfähigkeiten von 2 bis 3 GVE ha -1 erreicht werden. Die Nutzung erfolgt entweder als Weide oder als Wiese (Heugewinnung bei Stallhaltung).

Eine ähnlich intensive Viehwirtschaft hat sich gebietsweise auch außerhalb der genannten graswüchsigen Klimate auf der Basis von silagefähigen Futterpflanzen entwickelt, z.B. im Mais-Milchvieh-Gürtel in Nordamerika. (Schultz 2016)

Feuchtgebiet

Feuchtwiesen-, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend mit Süß-, Brack- oder Salzwasser bedeckt sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von 6 m bei Niedrigwasser nicht übersteigen. Diese Definition wurde 1971 in Ramsar/Iran im Internationalen Feuchtgebiets-Übereinkommen festgelegt. In Deutschland waren im 1998 insgesamt 31 solcher Feuchtgebiete vorhanden, die insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel von internationaler Bedeutung sind.

Feuchtgrenze

Grenzsaum in den Tropen zwischen Feuchtsavanne und tropischem Regenwald mit Bedeutung für die agrarische Nutzung. Bestimmte Kulturpflanzen wie Hirse, Sisal, Erdnuß, Tabak und Baumwolle benötigen in der Reifezeit eine charakteristische Trockenperiode; gleichmäßig hohe Feuchtigkeit läßt deren Früchte nur unzureichend gedeihen.

(s. a. Anbaugrenzen)

Feuchtsavanne

Von Hochgräsern beherrschte, anthropogene oder natürliche, durch Feuer oder Baumverbiss (z.B. durch Elefanten) geschaffene Ersatzgesellschaft der halbimmergrünen oder laubabwerfenden Wälder im tropisch-subtropischen Bereich.

Feuchtwiese

Zu dieser Form eines Feuchtgebietes werden auch Streuwiesen, Moor- und Sumpfgebiete sowie Gewässer mit Süß-, Brack- oder Salzwasser gezählt. Die Erhaltung von Feuchtwiesen führt häufig zu Konflikten zwi­schen den Belangen des Naturschutzes und dem Bedarf an leistungsfähigem Grünland.

feudalistisches Agrarsystem

Krasse soziale Differenzierung zwischen Großgrundbesitzern einerseits und Landarmen sowie Landlosen andererseits.

Feuerbrand

Feuerbrand ist eine meldepflichtige bakterielle Pflanzenkrankheit bei Obst- und Ziergehölzen. Feuerbrand wird hervorgerufen durch das Bakterium Erwinia amylovora. Gefährdet sind vor allem Pflanzen der Familie Rosaceae, der ein großer Teil unseres einheimischen Obstes (Apfel, Birne und Quitte) sowie Ziergehölze wie z. B. Cotoneaster entstament. Steinobst wie Kirschen oder Zwetschgen sind keine Wirtspflanzen für den Erreger. In Deutschland trat die Krankheit erstmals im Jahr 1971 auf und breitet sich seitdem in südwestlicher Richtung aus. 2004 war nahezu das gesamte Bundesgebiet von dem Erreger betroffen.

Der Befall mit dem Bakterium führt zu braunen Blüten, Blättern oder Früchten, die welken, jedoch nicht abfallen. Das verleiht den Pflanzen das Aussehen wie nach einem Brand. Bei infizierten Pflanzen hilft nur ein radikaler Rückschnitt. In Belgien, Griechenland und Holland werden Antibiotika-haltige Pflanzenschutzmittel (z.B. Streptomycin) eingesetzt, die jedoch in Deutschland nicht zugelassen sind.

Die am Markt verfügbaren Apfelsorten (Braeburn, Gala, Fuji) sind anfällig bis stark anfällig für Feuerbrandinfektionen. Über klassische Züchtungsmethoden konnten zwar Obstgehölze mit erhöhter Resistenz gewonnen werden, jedoch haben sich diese Neuzüchtungen bisher nicht am Markt durchgesetzt.

Bei gentechnischen Verfahren werden Gene eingeschleust, die in den Apfelpflanzen Proteine mit einer negativen Wirkung gegen den Feuerbranderreger bilden. So wurde z.B. ein Gen, das die Bildung des antibakteriell wirksamen Stoffes Lysozym bewirkt, in Apfelpflanzen eingebracht. Die im Jahr 2003 in Deutschland geplante Freisetzung dieser gentechnisch veränderten Apfelbäume wurde jedoch untersagt.

FEWS NET

Engl. Akronym für Famine Early Warning Systems Network; eine Website mit Informationen und Analysen zur Ernährungsunsicherheit, die 1985 von der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) und dem US-Außenministerium nach den Hungersnöten in Ost- und Westafrika eingerichtet wurde.

Ziel von FEWS NET ist die Bereitstellung von Informationen für Regierungen, internationale Hilfsorganisationen, NROs, Journalisten und Wissenschaftler, die bei humanitären Krisen planen, darauf reagieren und darüber berichten. Mit Unterstützung eines technischen Teams in Washington, D.C., arbeiten FEWS NET-Mitarbeiter in mehr als 20 Länderbüros mit US-Regierungsstellen, nationalen Ministerien und internationalen Partnern zusammen, um Daten zu sammeln und objektive, vorausschauende Analysen über die Länder mit der weltweit größten Ernährungsunsicherheit zu erstellen. Mit Hilfe eines integrierten Ansatzes, der Klima, landwirtschaftliche Produktion, Preise, Handel, Ernährung und andere Faktoren berücksichtigt, sowie einem Verständnis der lokalen Lebensgrundlagen, prognostiziert FEWS NET die wahrscheinlichsten Ergebnisse und nimmt Veränderungen sechs bis zwölf Monate im Voraus vorweg. Um Entscheidungsträger und Hilfsorganisationen bei der Planung von Nahrungsmittelnotfällen zu unterstützen, veröffentlicht FEWS NET monatliche Berichte (auf seiner Website) über die aktuelle und prognostizierte Ernährungsunsicherheit, aktuelle Warnungen über sich anbahnende oder wahrscheinliche Krisen sowie spezielle Berichte über Wettergefahren, Ernten, Marktpreise und Nahrungsmittelhilfe.

Weitere Informationen

FIAN

Akronym für engl. FoodFirst Information and Action Network, bzw. dt./engl. FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk; Menschenrechtsorganisation, die sich dafür einsetzt, dass alle Menschen frei von Hunger leben und sich selbst ernähren können.

Das 1986 gegründete FIAN kämpft für das Recht auf angemessene Ernährung auf Basis internationaler Menschenrechtsabkommen, insbesondere des Sozialpaktes. FIAN International hat Mitglieder und Sektionen in 60 Staaten Afrikas, Amerikas, Asiens und Europas. Deutschsprachige (z. T. mehrsprachige) Sektionen von FIAN International sind FIAN Deutschland, FIAN Österreich, FIAN Schweiz und FIAN Belgien.

FIAN setzt sich für Personen und Gruppen ein, die bei Verletzungen ihres Rechts auf Ernährung nicht stark genug sind, ihre Interessen alleine zu vertreten: Kleinbauern, Kleinpächter, Landarbeiter, Landlose, von Frauen geführte Familien. Dabei sucht die Organisation die Zusammenarbeit mit den Betroffenen. Zu konkreten ihr bekannt gewordenen Fällen der Verletzung des Rechts auf Ernährung, z. B. Vertreibung von Bauern von dem Land, das sie benötigen, um sich zu ernähren, organisiert die Organisation Protestbriefkampagnen und appelliert öffentlich an die für die Menschenrechtsverletzungen verantwortlichen politischen Stellen. Die dazu nötige Faktensammlung und Falldokumentation gründet FIAN oft auf politische Recherchereisen an die Orte des Geschehens. Zusammen mit dem weltweiten Kleinbauernnetzwerk Via Campesina führt FIAN bereits seit mehreren Jahren eine „Weltkampagne für Agrarreformen“ durch.

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Fiat Panis

Lat. Leitspruch der FAO, dt. "Brot für alle"

Filière-Konzept

Theoretischer Ansatz zur Darstellung von landwirtschaftlichen Warenketten. Das Filière-Konzept beschreibt die Aufeinanderfolge von Produktionsschritten von der Gewinnung des Rohmaterials bis hin zum Endverbraucher. Das in den 1970er Jahren von französischen Ökonomen und Wirtschaftspolitikern entwickelte Konzept erweitert die Produktionskette um die Phase der Distribution. Dabei lassen sich die einzelnen Schritte in Segmente aufteilen, zwischen denen wiederum Marktbeziehungen aus Nachfrage und Angebot existieren.

Diese Segmente stellen jeweils geschlossene Produktionsabschnitte aus Beschaffung, Bearbeitung und Distribution dar, welche auch in einem Unternehmen integriert sein können. Zwischen dem Ausgang eines Segments und dem Eingang in das nächste Segment treten Marktbeziehungen auf, d.h. mehrere Anbieter des Zwischenprodukts treffen auf mehrere Nachfrager und es ergeben sich wechselnde Marktpreise. Die Akteure auf den Märkten besitzen dabei unterschiedliche Macht. Die stärkeren Marktpartner können dadurch Einfluss (z. B. auf Preise, Produkte, Qualitäten, Produktionsmethoden) auf das Segment des schwächeren Partners nehmen.

In räumlicher Hinsicht liegt dem Filière-Konzept die Annahme zu Grunde, dass die Segmente auf Grund ihrer Eigenständigkeit und ihrer spezifischen Anforderungen jeweils unterschiedliche Standorte einnehmen können.

Beispielsweise kann die Produktion von Biokraftstoffen in vier Filière-Segmente eingeteilt werden: Das erste Segment, die Biomasseherstellung oder -bereitstellung, erfolgt immer dezentral (auf der Fläche) und damit immer im ländlichen Raum. Im zweiten Segment werden durch die Biomasseveredelung (Erhöhung der Energiedichte) aus der angelieferten Rohbiomasse die Ausgangsprodukte für die Biokraftstoffgewinnung (z. B. Rapsöl) erzeugt. Danach erfolgt die eigentliche Biokraftstoffproduktion, z. B. die Umesterung des Pflanzenöls zu Biodiesel. Das letzte Segment bildet die Biomassevermarktung und somit die Distribution der gewonnenen Kraftstoffe.

Das Filière-Konzept gilt als nur schwer greifbar, weil es im Deutschen und Englischen keine wirkliche Entsprechung gibt, auch wenn es dem Warenketten-Ansatz stark ähnelt und manchmal mit ihm gleichgesetzt wird. Zudem wird das Konzept von Forschern sehr verschiedener Schulen für sehr unterschiedliche Fragestellungen verwendet.

Filière-Konzept
Filière-Konzept

Quelle: nach Kulke (2017)

Finca

Eine Finca, speziell eine finca rústica (span. für Landgut, ländl. Anwesen), bezeichnet ein landwirtschaftliches Grundstück, in der Regel mit einem Kotten, Landhaus, Bauernhof, oft mit einer angeschlossenen Pflanzung. Die Fincas blicken in der Regel auf eine lange Entstehungsgeschichte zurück und sind oft älter als 300 Jahre.

Vor allem im Tourismus wird der Begriff heute in der deutschen Alltagssprache oft für ein bäuerliches Ferienhaus verwendet, das sich auf dem spanischen Festland, auf den Balearen, den Kanaren oder in den verschiedenen Ländern Spanisch-Amerikas befindet. Damit wird üblicherweise ein alleinstehendes Ferienhaus benannt, das sich aber - entgegen der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs - meist nicht auf einem bewirtschafteten landwirtschaftlichen Grundstück befindet, sondern vielmehr durch die spezifische Bauweise und typische Lage den traditionellen Charakter einer Finca repräsentiert. In einigen Gebieten (insbesondere auf den Balearen) entstehen auch Neubauten, die sich hinsichtlich ihres Baustils an historischen Fincas orientieren. Meistens verfügen Fincas über einen Pool sowie Saunen oder andere Wellnessmöglichkeiten. Die Zimmer haben oft noch Original-Mauern, aber es wird in der Regel ein hoher Hotelstandard gewährleistet. Die älteste bekannte Finca befindet sich auf der spanischen Insel Mallorca im Gebiet Manacor und wurde im Jahre 1545 von einer spanischen Bauernfamilie erbaut. Das Gebäude wird heute noch von Nachkommen derselben Familie bewohnt.

FISA

Akronym für Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung; FISA gibt über die Webseite Fisaonline.de einen Überblick über die Forschung in der Agrarwissenschaft und Ernährungswissenschaft, die mit öffentlichen Mitteln finanziert wird. Die Forschungsziele und -bereiche von Bund und Ländern sowie die zugehörige Forschungsförderung der öffentlichen Hand werden hier dargestellt. Grundlage von Fisaonline.de sind Forschungsprojekte und Forschungseinrichtungen. Sie werden in einer Datenbank erfasst. Detailinformationen wie Fachgebiet, verfolgtes Forschungsziel, Förderprogramm, Verbundprojekt, Fördersumme usw. erlauben eine web-basierte thematische oder institutionsbezogene Auswertung.

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Fisch

Aquatisch lebende Wirbeltiere mit Kiemen. In wirtschaftlicher Hinsicht bedeutend ist die Fischerei von Speisefischen, aber auch der Handel mit Zierfischen. Die Fischerei kann jedoch die Fischbestände bedrohen. Schadstoffbelastung, Flussverbauungen, Erwärmung, Aussetzen gebietsfremder Arten und Austrocknungen sind weitere Gefahren für die Fische.

Fische (und andere aquatische Organismen) trugen im Jahr 2009 mit 145,3 Mio. t (Frischgewicht) etwa 12% zur globalen Erzeugung von Tierprodukten (einschließlich Milch) bei. Sie waren damit von größerer Bedeutung als Schweinefleisch (106 Mio. t), Geflügel (80 Mio. t) oder Rindfleisch (62 Mio. t; Tabelle 1—1). Von der Gesamtmenge wurden 21,7 Mio. t für industrielle Zwecke (Fischmehl, Fischöl), als Köderfisch oder für Futterzwecke verwendet, so dass 123,6 Mio. t für die menschliche Ernährung erzeugt wurden (FAO 2012e S.3).

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Fischerei

Auch Fischereigewerbe oder Fischwirtschaft; Bezeichnung für die Wirtschaftszweige, die sich mit dem Fangen oder Züchten von Fischen und anderen Wassertieren zur Nahrungsgewinnung und Weiterverarbeitung beschäftigen. Die Fischerei zählt zum primären Wirtschaftssektor, zu dem auch Landwirtschaft und Bergbau gehören. Teilgebiete der Fischerei sind die Seefischerei (Hochseefischerei und Küstenfischerei) und die Binnenfischerei. Dazu zählen vor allem die Fischerei in Flüssen und Seen sowie die Teichwirtschaft und das Angeln. Die Aquakultur, das Aufziehen von Wasserlebewesen, ist eine Sonderform der Fischerei.

Fischfang und Fischzucht machen den größten Teil der Fischerei aus. Walfang wird heute nur noch in geringem Ausmaß betrieben. Zur Fischerei zählt außerdem der Fang und die Zucht von wirbellosen Meerestieren, darunter Muscheln, Krabben, Garnelen und andere Krebstiere.

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Fischmehl

Getrocknete und gemahlene Fische oder Teile von Fischen, denen eingedickter Presssaft zugesetzt werden kann (Fischvollmehl). Es wird als Protein- und Energieträger Futtermitteln zugesetzt, z. B. für die Aquakultur und die Schweine- und Hühnerfütterung (3-4 %). Fischmehl hat einen hohen Proteingehalt. Das Protein enthält große Anteile von essentiellen Aminosäuren. In der Geflügelfütterung kann 'Fischgeruch' in den Eiern oder im Fleisch auftreten. Deshalb darf nicht mehr als 5% Fischmehl im Futter für Legehennen sein.

Die biologische Wertigkeit ist abhängig von den Ausgangsmaterialien, sie sinkt mit dem abnehmenden Anteil an Fischfleisch. Das Verfüttern von Fischmehl an Rinder war wegen der BSE-Problematik in der EU verboten. Aufgrund der gestiegenen Preise für pflanzliche Futtermittel darf Fischmehl nach einem EU-Beschluss wieder in der Kälber- und Lämmeraufzucht eingesetzt werden.

Die Produktion von Fischmehl erfolgte früher überwiegend aus Abfällen, die nach dem Filetieren von Speisefischen entstanden. In den letzten Jahrzehnten ist daneben aber auch ein Zweig der Hochseefischerei entstanden, der bestimmte Fischarten ausschließlich zur Fischmehlgewinnung fängt. Diese Praxis wird teilweise kritisch betrachtet, weil diese Fische dem Ökosystem entzogen werden und ähnlich wie bei den Speisefischen Hering und Kabeljau die Überfischung bzw. Ausrottung einzelner Fischarten droht. Zudem wird kritisiert, dass die traditionellen Fanggründe der lokalen Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen werden, die proteinhaltigen Produkte in die reichen Industriestaaten verkauft werden und nur wenige Unternehmen davon profitieren.

Hauptlieferanten für Fischmehl sind Chile, Peru, Dänemark, Norwegen, Panama, aber auch kleinere Lieferanten wie die Färöer-Inseln, Island und Indien.

Fischmehl- und Sojamehlpreise in Deutschland und den Niederlanden

Mit jährlichen Schwankungen, hauptsächlich durch das ENSO-Phänomen verursacht, ging die Fischmehlproduktion seit 2005 immer weiter zurück. Gleichzeitig stieg die Nachfrage, was die Preise vorübergehend in historische Höhen trieb. Langfristig rechnet man nachfragebedingt mit hohen Preisen für Fischmehl. Im El Niño-Jahr 2015 verzeichneten Peru und Chile das geringste Exportvolumen seit sechs Jahren.

Entwicklungsländer werden auch künftig die größten Importeure (vor allem asiatische Länder) und Exporteure (vor allem Peru) von Fischmehl bleiben.

Quelle: FAO 2016

Fischmehl ist die wichtigste marine Proteinquelle für Fischfutter und zugleich ein limitierter Rohstoff. Weil Fischmehl zunehmend knapper und damit teurer wird, aber auch wegen ökologischer Bedenken müssen alternative Proteinquellen gefunden werden, die eine kostengünstige und physiologisch an die Bedarfssituation der Fische angepasste Qualität garantieren. Hierbei sind pflanzliche Proteinquellen von höchster Relevanz.

Bis in die 1980er Jahre wurden 80% des Fischmehls als kostengünstiges Proteinergänzungsfutter in der Schweine- und Geflügelmast eingesetzt und nur 10% gingen in die Aquakultur. Im Jahr 2008 nutzte die Aquakultur 61% der weltweiten Fischmehlproduktion und 74% der Fischölproduktion (FAO 2012e S.177). Hauptproduzenten für Fischmehl und -öl sind Peru, Chile, Island, Dänemark und Norwegen. Hauptverbraucher ist China mit einem Anteil von 30 % der Welterzeugung (FAO 2012e S.81). Mit 1400 €/t (Fischmagazin 2011b) ist Fischmehl kein billiges Abfallprodukt, sondern ein teurer und hochwertiger Grundstoff für die Futtermittelindustrie. Durch das Verbot der Verfütterung von Protein und fetthaltigen Erzeugnisse aus Warmblütern an Rinder, Schweine, Geflügel und Fische in der EU seit 1.12.2000 (teilweise wieder aufgehoben ab Juni 2013) stieg der Bedarf an Fischmehl weiter an. Die starke Verteuerung von Fischmehl und –öl reflektiert die zunehmende Differenz zwischen Angebot und Nachfrage bei diesen Produkten.

Die Verwendung von Fischmehl in der Aquakultur ist in erster Linie für Garnelen und Raubfische unverzichtbar; aber auch Allesfresser (Karpfen, Welse) erhalten fischmehlhaltiges Futter, um das Wachstum zu beschleunigen. Auch in den Futtermitteln für Hühner und Schweine, Pelztiere und Haustiere wird weiterhin Fischmehl verarbeitet. Weltweit werden aber auch ca. 2,5 Mio. t Fisch allein für die Herstellung von Katzenfutter verwendet (Sena et al. 2008).

Anteil von Fischmehl am Futtermitteleinsatz bei der Lachs- und Garnelenproduktion

Anteil von Fischmehl am Futtermitteleinsatz bei der Lachs- und Garnelenproduktion

Der Verbrauch von Fischmehl und Fischöl bleibt weiterhin geprägt vom Wettbewerb ihres Einsatzes in Aquakulturen und in der Viehhaltung im Falle des Fischmehls und zwischen der Verwendung für Aquakulturen und als Nahrungsergänzungsmittel im Falle von Fischöl. Aufgrund der nach wie vor hohen Preise und großen Innovationsanstrengungen wird erwartet, dass der Anteil von Fischmehl und Fischöl in Mischfuttermitteln für Aquakulturen seinen Abwärtstrend fortsetzt, und dass Fischmehl und -öl häufiger als strategische Bestandteile eingesetzt werden, um das Wachstum in bestimmten Phasen der Fischproduktion zu verstärken.

Quelle: FAO 2016

Weitere Informationen:

Fixkosten

Feste Kosten, die in einem landwirtschaftlichen Betrieb anfallen und unabhängig von der pflanzlichen oder tierischen Produktion immer gleich sind, z.B. Maschinenabschreibungen, Abschreibungen für Gebäude oder Einrichtungen und Versicherungen. Daneben gibt es die variablen Kosten.

Flächenbilanz, landwirtschaftliche

Auf Deutschland bezogen die Fläche, die Deutschland durch den Konsum landwirtschaftlicher Produkte im In- und Ausland belegt. Diese Fläche setzt sich zusammen aus der im Inland genutzten landwirtschaftlichen Fläche zuzüglich der im Ausland für deutsche Agrarimporte belegten Fläche abzüglich der im Inland für deutsche Exporte genutzten Fläche. 1991 entsprach Deutschlands (inkl. der neuen Bl.) Netto-Beanspruchung landwirtschaftlicher Flächen in anderen Ländern etwa 30 % der inländischen Landwirtschaftsfläche. Für fast die Hälfte der gesamten Flächenbelegung Deutschlands war 1991 der deutsche Fleischkonsum verantwortlich.

Flächenbindung

Ökologisch und steuerrechtlich wichtiger Begriff zur Kennzeichnung der Tier-Besatzdichte auf der Bodenfläche, deren Bewirtschaftung im Zusammenhang mit der Tierhaltung und der Futtergewinnung steht. Die wichtigste Vorschrift für die praktische Durchführung der Abgrenzung zwischen landwirtschaftlichen und gewerblichen Tierhaltungen ist in § 51 Abs. 1 BewG zu finden, die weitgehend identisch ist mit § 13 Abs. 1 Nr. 1 EStG. Zur Festlegung der Beziehung zwischen Tierhaltung und Flächengrundlage zur Deckung des Futterbedarfs benutzt der Gesetzgeber den Begriff der Vieheinheit. Deren Bezugsgröße ist die regelmäßig landwirtschaftlich genutzte Fläche.

Die Notwendigkeit einer Abgrenzung zwischen landwirtschaftlicher und gewerblicher Tierhaltung ergibt sich aus der besonderen Begünstigung der Land- und Forstwirtschaft im Deutschen Steuerrecht. Diese Begünstigung dokumentiert sich bei der Einkommensteuer, bei der Umsatzsteuer und vor allem bei der steuerlichen Bewertung.

Wo besonders viele Tiere gehalten werden, sind die Grenzen der Umweltbelastung seit Langem erreicht. Große Tierhaltungsanlagen werden gesellschaftlich immer weniger akzeptiert. Ausgelöst haben das die Mängel dieser Form der Tierhaltung selbst: die Anreicherung von Nährstoffen in Böden und Gewässern und die Belastung durch Geruch.

Eine Lösung ist die „flächengebundene Tierhaltung“. Das Konzept benennt für eine bestimmte Fläche die maximale Zahl der Tiere bei ökologisch gerade noch verträglicher Belastung. Eine solche Obergrenze könnte sich an der EU-Verordnung zum Ökologischen Landbau orientieren: zwei Großvieheinheiten auf einen Hektar. 2 GVE – das entspricht zwei Kühen, zehn schlachtreifen Schweinen oder 666,6 Masthähnchen. Flächengebundene Tierhaltung für ganz Deutschland kann nur gelingen, wenn die Tierbestände reduziert werden. Diese Abstockung muss beginnen, wo die intensive Tierhaltung besonders verbreitet ist.

Abstockungsbedarf in Deutschland nach Landkreisen

Die Grafik aus dem Fleischatlas 2018 zeigt einen Streifen vom nördlichen Westfalen über das westliche Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein, in dem die deutsche Intensivtierhaltung konzentriert ist. Spitzenreiter sind die niedersächsischen Landkreise Vechta mit 3,64 Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, gefolgt von Cloppenburg (3,05) und Grafschaft Bentheim (2,55). Dazwischen liegt der Kreis Borken in NRW (2,66).

Quelle: Bartz/Stockmar, CC BY 4.0

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Flächenkonkurrenz

Als Flächenkonkurrenz wird allgemein die Konkurrenz um Fläche durch verschiedene Nutzungsformen bezeichnet, insbesondere in Bezug auf landwirtschaftliche Nutzflächen. Im Mittelpunkt der Diskussion um Nutzungskonkurrenzen steht die Konkurrenz zwischen dem Anbau von Energiepflanzen zur Erzeugung von Bioenergie und dem Anbau von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen. Die sogenannte Tortilla-Krise im Jahre 2007 in Mexiko wird als markanter Beginn gesellschaftlicher Auseinandersetzungen im globalen Maßstab gesehen. Im Jahr 2007 wurden in den USA, dem weltgrößten Maisproduzenten, 80 Mio. t Mais zu Bioethanol verarbeitet. Der Maispreis stieg dort in einem Jahr um 54 % und verursachte schließlich auch drastische Preiserhöhungen bei Tortillas in Mexiko, dem wichtigsten Grundnahrungsmittel der armen Bevölkerungsschichten. Weitere Beispiele sind die Verarbeitung von Zuckerrohr (Brasilien), Pflanzenöl (EU) und Sojabohne (USA) zu Biokraftstoffen und in der Folge gewalttätige Aufstände in über 30 Ländern wegen der damit verbundenen Preisanstiege bei Lebensmitteln. (Diepenbrock et al. 2012)

In Deutschland kam es durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ab dem Jahr 2000 zu einer starken Ausweitung des Maisanbaus, weil die Maispflanze aufgrund ihrer guten Silierbarkeit sich besonders gut zur ganzjährigen Versorgung von Biogasanlagen eignet. Als Folge wird in einigen Regionen, vornehmlich in NW-Deutschland, die "Vermaisung" der Landschaft beklagt. Durch die starke Nachfrage nach Biomasse entstand ein großer Flächenbedarf für deren Anbau, was die Pachtpreise in die Höhe trieb und die Rentabilität mancher Betriebszweige anderer Betriebe beeinträchtigte.

Auch Extensivierungsauflagen, Aufforstungen und Flächenentzug durch das für EU-Direktzahlungen nötige Greening engen den Handlungsspielraum der Landwirte ein.

Es zeichnen sich jedoch auch mögliche Konkurrenzen um die Nutzung des Untergrundes ab. So kann es zu einer Konkurrenz zwischen der unterirdischen CO2-Speicherung (CCS) und der tiefen Geothermie oder Erdgas- und Druckluftspeichern kommen.

Weitere Informationen:

Flächennutzung

Die Inanspruchnahme von Bereichen der Erdoberfläche für unterschiedliche Funktionen bzw. Aufgaben durch den Menschen. Bei speziell land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung spricht man auch von Bodennutzung. Teilweise wird auch der Begriff Landnutzung synonym zu Flächennutzung oder Bodennutzung verwendet.

Die verschiedenen Nutzungsarten von Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Siedlungswesen, Verkehr, Brachland usw. – die z. B. in Deutschland Anteile von 55 %, 29 %, 11 % und 5 % ausmachen – werden in Form einer schematischen Klassifizierung erfasst, die in Industrieländern relativ genau und aufwendig erfolgt und etwa 20 bis 50 Klassen umfasst, während sich Entwicklungsländer auf etwa 10 bis 15 Nutzungsklassen beschränken.

Schon immer wurde Land von Menschen beeinflusst - durch Tierhaltung und Jagd, Entwaldung zur Schaffung von Ackerflächen, Ressourcenentnahmen und Besiedlung mit entsprechender Infrastruktur. Die Geschwindigkeit und der Umfang der Landnutzungsänderungen sind jedoch seit dem 18. Jahrhundert durch hohes Bevölkerungswachstum und veränderte landwirtschaftliche Praktiken deutlich angestiegen. Seit Mitte des 20 Jahrhunderts kam es durch weiter steigende Bevölkerung, den Wandel von Ernährungsgewohnheiten und die energetische und stoffliche Biomassenutzung zur weiteren Ausdehnung von Ackerflächen (Flächen(nutzungs)konkurrenz).

Globale Landnutzung in den Jahren 2000 und 2010 und Landnutzungsänderung
Globale Landnutzung in den Jahren 2000 und 2010 und Landnutzungsänderung

Quelle: UBA (Eigene Zusammenstellung basierend auf FAOSTAT, 2015 und Woods et al., 2015; Daten in Mha)

Die für eine landwirtschaftliche Nutzung weltweit zur Verfügung stehende Fläche ist jedoch begrenzt. Zudem gehen landwirtschaftliche Flächen durch die Ausdehnung von Siedlungs- und Verkehrsfläche, gerade in den Industrienationen und Schwellenländern, sowie durch Bodendegradation verloren. Auf der anderen Seite entstehen in Entwicklungs- und Schwellenländern neue Landwirtschaftsflächen, häufig für eine exportorientierte Agrarproduktion, durch Rodung von Wäldern und die Zerstörung von natürlichen oder naturnahen Ökosystemen. Dies ist jedoch aufgrund der negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, die Umwelt und das Klima eine fragwürdige Entwicklung. 

Aus diesem Grunde gewinnt der Faktor Fläche unter dem Aspekt einer nachhaltigen und effizienten Flächennutzung im globalen Kontext zunehmend an Bedeutung.

Europa ist einer der am intensivsten genutzten Kontinente der Erde, auf dem der größte Flächenanteil (bis zu 80 %) für Siedlungszwecke, Produktionssysteme (einschließlich Landwirtschaft und Forstwirtschaft) und Infrastruktur genutzt wird. Die widersprüchlichen Bedürfnisse der Landnutzung machen klare Entscheidungen mit strengen Kompromissen erforderlich. Es gibt eine Reihe wichtiger Ursachen für die intensive Landnutzung in Europa: Die steigende Nachfrage nach Wohnraum pro Person und die Verbindung zwischen wirtschaftlicher Aktivität, erhöhter Mobilität sowie zunehmender Verkehrsinfrastruktur führen gewöhnlich zu erhöhtem Flächenbedarf. Land ist jedoch eine begrenzte Ressource: Die Art ihrer Nutzung ist einer der Hauptgründe für Umweltveränderungen mit folgenschweren Auswirkungen auf Lebensqualität und Ökosysteme sowie das Infrastrukturmanagement.

Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa 2000 bis 2006
Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa

Quelle: UBA

Betrachtet man die Veränderung der Landnutzung und Landbedeckung zwischen den Jahren 2000 und 2006, dann haben in der Gesamtbilanz vor allem die künstlichen Oberflächen zugenommen. Diese Form der Flächenbelegung erfuhr eine Ausdehnung um 0,626 Mio. ha. Das ist eine Zunahme um 3,4 % in sechs Jahren (siehe Abb. „Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa“). Dabei ist zu beachten, dass auch hier die Zunahme der künstlichen Oberflächen tendenziell unterschätzt wird, weil im verwendeten groben Auswerte-Raster neue linienförmige Strukturen wie Straßen sowie kleinflächige Zuwächse von Siedlungen oder Gewerbegebieten nicht erfasst werden. Erst ab einer Größe von 5 ha, wird ein Zuwachs von künstlichen Oberflächen sicher registriert.

Auch bei Gewässern ist in der Gesamtbilanz ein Zuwachs zu verzeichnen. Detaillierte Auswertungen mit direktem Vergleich der Landnutzung im Jahr 2000 und im Jahr 2006 zeigen, dass neue Gewässer bis 2006 vor allem da entstanden sind, wo im Jahr 2000 noch Rohstoffabbau im Tagebau stattgefunden hat.

Landwirtschaftsflächen nahmen hingegen im Zeitraum von 2000 bis 2006 europaweit ab. Hier ist ein Verlust von 0,528 Mio. ha zu verzeichnen, was einer Abnahme um 0,2 % in sechs Jahren entspricht (siehe Abb. „Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa“).

Rückläufig sind europaweit auch Wälder und naturnahe Flächen, die um 0,121 Mio. ha abgenommen haben sowie die aus Sicht des Naturschutzes besonders wertvollen Feuchtgebiete mit 434 km² (Abnahme um 0,4 % in sechs Jahren).

Deutschland

Deutschland hatte im Jahr 2022 eine Fläche von 357.595 Quadratkilometern (km²) (siehe Abb. „Flächennutzung in Deutschland“). Zur Gesamtfläche zählen unter anderem landwirtschaftlich genutzte Flächen, Waldflächen, Flächen für Siedlung und Verkehr, sowie Gewässer wie Seen, Flüsse, Kanäle und nahe Küstengewässer.

Wie Deutschlands Fläche genutzt wird, steht in den Grundstückskatastern, wird aber auch zunehmend durch Luftbilder und Satellitendaten überprüft. Grundlage der Nutzungsdaten ab 2016 sind die Angaben des amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystems (ALKIS) der Länder:

Flächennutzung in Deutschland (Stand 31.12.2022)
Flächennutzung in Deutschland (Stand 31.12.2022)

Quelle: UBA

Landwirtschaftliche Flächennutzung in Deutschland

Rund 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche waren 2023 Ackerland, rund 29 Prozent waren Dauergrünland und nur gut ein Prozent waren Dauerkulturen.

Landwirtschaftliche Flächennutzung 2023
 Landwirtschaftliche Flächennutzung 2023

Quelle: BLE

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche schrumpft

Von 2016 bis 2022 sank der Anteil landwirtschaftlicher Nutzfläche um 2.430 Quadratkilometer (km²) von 51,1 auf 50,4 % der Gesamtfläche. Seit dem Jahr 2016 werden Heide und Moor nicht mehr bei den Landwirtschaftsflächen ausgewiesen, sondern bei „sonstigen Flächen“, weshalb der Verlust rein statistisch in den vorherigen Jahren noch höher ausfällt. Diese Abnahme erfolgte besonders im Umland städtischer Verdichtungsräume. Der wichtigste Grund dafür ist die Zunahme der Fläche für Siedlung und Verkehr um 2.648 km² im gleichen Zeitraum (ohne Bergbaubetriebe und ohne Tagebau, Grube, Steinbruch). Aber auch die Zunahme der Wälder und Gehölze erfolgt zum Teil zulasten landwirtschaftlicher Flächen. Weitere Landwirtschaftsfläche fällt dem Tagebau zum Opfer und kann Jahrzehnte später nur teilweise durch ⁠Rekultivierung⁠ zurückgewonnen werden.

Die meisten landwirtschaftlich genutzten Flächenanteile haben die nördlichen und östlichen Bundesländer; Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein mit einem Anteil von 68,2 % Landwirtschaftsfläche. Die geringsten Anteile haben Stadtstaaten wie Berlin mit 3,9 % landwirtschaftlich genutzter Fläche (siehe Abb. „Flächennutzung in den Bundesländern“).

Die Art der Flächennutzung beeinflusst die biologische Vielfalt und die Umweltbelastung. Viele Tier- und Pflanzenarten profitieren etwa von einer extensiven Bewirtschaftung von Äckern und Weiden. Intensiv bewirtschaftete landwirtschaftliche Flächen wiederum können die Natur belasten: Sie können Biotope stören, Gewässer im Überfluss mit Nährstoffen anreichern (eutrophieren) sowie Böden und Grundwasser weiteren Belastungen aussetzen. Auch der technische Wandel kann etwa durch große landwirtschaftliche Maschinen zu einer Ausräumung ökologisch wertvoller Landschaftsteile führen, da Knicks, Wälle oder Baumgruppen beseitigt, Gewässer begradigt, Böden verdichtet oder neue landwirtschaftliche Wegenetze angelegt werden.

Zunahme der Waldfläche

Zwischen 2016 und 2022 nahm die als Waldfläche definierte Fläche um 624 Quadratkilometer (km²) zu. Gehölze werden allerdings seit 2016 nicht mehr unter Waldfläche erfasst, sondern unter den „sonstigen Flächen“ wie zum Beispiel auch ehemalige Übungsplätze oder ehemalige Bergbauflächen und Abraumhalden. Rechnet man Gehölze dennoch dazu, so betrug der Zuwachs seit 2016 real 1.481 km². Auch der Anteil der Waldfläche an der Gesamtfläche stieg leicht an, und lag 2022 bei 29,9 % (31,1 % mit Gehölzen).

Überdurchschnittlich hohe Waldflächenanteile finden sich in siedlungsarmen, für eine intensivere Landwirtschaft weniger geeigneten Mittel- und Hochgebirgslagen, etwa dem Harz, dem Thüringer Wald, dem Sauerland, der Eifel, dem Schwarzwald, dem Bayerischen Wald und in den Alpen. In den Zentren großer Verdichtungsräume und in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten sind die Waldanteile dagegen geringer.

Mehr Betriebs- und Wohngebäude, Straßen und Fluplätze

Die Fläche für Siedlung und Verkehr (SuV) ist die am dynamischsten wachsende Nutzungsart in Deutschland. Sie wuchs von 2016 bis 2022 um 0,7 %, also um 2.648 Quadratkilometer. Der SuV-Anteil an der Gesamtfläche fällt regional unterschiedlich aus. In den Zentren der Verdichtungsräume erreicht ihr Anteil mehr als 50 %. Neben den Stadtstaaten weisen Nordrhein-Westfalen mit 23,8 % und das Saarland mit 21,8 % besonders hohe Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile auf.

Die zunehmende Flächennutzung für Gebäude und Verkehrswege hat viele negative Auswirkungen auf die Umwelt. Nennenswert ist der direkte Verlust der vorher meist landwirtschaftlich genutzten Böden. Hinzu kommt etwa der Rohstoff- und Energieaufwand für Bau und Erhalt neuer Gebäude und Infrastruktur, ein höherer Kraftstoffverbrauch mit einem höheren Ausstoß an Schadstoffen durch mehr Verkehr sowie mehr Lärm und die Zerschneidung und Verinselung der Lebensräume für die wildlebende ⁠Flora⁠ und ⁠Fauna⁠.

Leichte Abnahme der Gewässerfläche

Der Anteil der Gewässer an der deutschen Gesamtfläche blieb vom Jahr 2016 bis zum Jahr 2022 weitgehend konstant und stieg nur leicht um 11 Quadratkilometer ab.

Weitere Informationen:

Flächennutzungsplan

Vorbereitender Bauleitplan, der für das ganze Gemeindegebiet die von der Gemeinde angestrebte städtebauliche Entwicklung und beabsichtigte Bodennutzung darstellt.

Flächenstilllegung

Instrument der früheren Agrarmarktordnung der EU, um die Überschussproduktion in der Landwirtschaft einzudämmen und die Märkte wirksam zu entlasten.

Nach Maßgabe der Agrarreform von 1992 mussten Landwirte einen Teil der Fläche von Getreide, Eiweiß- und Ölfrüchten stilllegen, um in den Genuss flächenbezogener Ausgleichszahlungen zu gelangen (obligatorische Flächenstilllegung). So wurde für das Anbaujahr 1993/94 ein Stilllegungssatz von 15 % festgelegt, der aber jährlich den Markt- und Preisentwicklungen angepasst werden konnte. Ausgenommen von den Stilllegungsverpflichtungen waren sogenannte Kleinerzeuger, deren Anbaufläche eine bestimmte Grenze nicht überstieg.

Flächenstilllegungen wurden v.a. deshalb eingeführt, um die Agrarüberschüsse und die hohen Budgetbelastungen der protektionistischen Agrarpreispolitik zu senken, ohne diese grundsätzlich abschaffen zu müssen. Flächenstilllegungen können wegen ihrer der „klassischen” Agrarstrukturpolitik entgegengesetzten Wirkung auch als eine Art „negative” Agrarstrukturpolitik bezeichnet werden.

Flächenstilllegungen wurden nach der Etablierung der Garantiemengenregelung auf dem Milchmarkt als die Einführung eines weiteren planwirtschaftlichen Instruments in die Agrarpolitik der EU kritisiert.

Die Europäische Kommission legte den Grundsatzrahmen fest, die Ausgestaltung der Flächenstillegungsprogramme, insbesondere die Prämienhöhe blieb den Mitgliedstaaten überlassen. Erhebliche Durchführungsunterschiede waren die Folge.

Im Jahr 2007 waren die Preise für Agrarrohstoffe massiv angestiegen. Ursache waren unter anderem die gestiegene Getreidenachfrage durch den Ausbau der Bioethanolproduktion, aber auch die geringen Vorräte, Ernteausfälle und andere Gründe.Aufgrund der stark gestiegenen Getreidenachfrage im Jahr 2007 und des damit verbundenen massiven Anstiegs der Preise für Agrarrohstoffe wurde die obligatorische Flächenstilllegung in der EU für 2008 zunächst ausgesetzt. Im Rahmen des Gesundheitschecks der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik wurde sie schließlich zum Jahr 2009 abgeschafft und die damit verbundenen Zahlungsansprüche wurden in normale umgewandelt.Wegen der auch zukünftig erwarteten hohen Agrarpreisewird keine weitere Notwendigkeit der Flächenstilllegung mehr gesehen.

Damit sind die Landwirte jedoch nicht verpflichtet, ihre brachliegenden Flächen zu kultivieren. Auch für diese Flächen gelten die Cross-Compliance-Regelungen. Flächenstillegungen sind nach der aktuellen Reform der GAP Bestandteil der freiwilligen Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) bei denen sich Landwirte verpflichten, natur- und umweltverträgliche landwirtschaftliche Arbeitsmethoden anzuwenden, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen.

Bei hohem Agrarpreis-Niveau kann damit gerechnet werden, dass vorwiegend auf Grenzstandorten freiwillige Flächenstilllegung betrieben wird.

Ökologische Effekte von Flächenstilllegungen

Vorrangiger Zweck der obligatorischen Flächenstilllegung war die marktentlastende Reduzierung der Nahrungs- und Futtermittelerzeugung. Der durch diese Regelung geschaffene Lebensraum Brache zeigte aber auch eine Reihe von ökologischen Vorteilen für die Umwelt.

Bei langjähriger Stilllegung kann es z. B. zu einer Entlastung der Ökosysteme durch Verringerung der Austräge von Düngemitteln und Pestiziden kommen. Ebenso können sich auf den mehrjährigen Stilllegungsflächen (Ackerbrachen) neue (extensivere) Biotope bilden. Soweit keine Pflanzenarten angesät werden, entwickeln sich zunächst meist einjährige Ackerunkräuter und nach wenigen Jahren setzen sich Arten der Ruderalfluren durch. Zudem bilden die Stilllegungsflächen Rückzugsgebiete für verschiedene Wildtiere.

Die obligatorische Flächenstillegung wurde aber aus ökologischen Gründen auch kritisch gesehen. Zusammen mit der Aufgabe der Bewirtschaftung konnte sie zur Verödung weiter Landstriche und damit zu einem Verlust von Kulturlandschaft führen, was in Teilen der EU bereits eintrat. Zudem kommt es vorübergehend zur verstärkten Auswaschung von Stickstoff in Grund- und Oberflächengewässer, wenn dieser nicht mehr durch Kulturpflanzen dem Boden entzogen wird. Dieses Problem bestand insbesondere in mitteldeutschen Agrargebieten mit hohem Stickstoffüberschuß aus der früheren "industriemäßigen" Landwirtschaft.

Flächenverbrauch

Die Umwandlung insbesondere von landwirtschaftlichen oder naturbelassenen Flächen in „Siedlungs- und Verkehrsfläche“. Flächenverbrauch ist damit einerseits Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche und natürlichen Lebensräumen, andererseits Erweiterung von Siedlungs- und Verkehrsflächen.

Täglich werden in Deutschland rund 66 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Dies entspricht einer Flächenneuinanspruchnahme – kurz Flächenverbrauch - von  ca. 94 Fußballfeldern. Zwar lässt sich "Fläche" im engeren Wortsinn nicht "verbrauchen". Fläche ist jedoch – wie auch der Boden  - eine endliche Ressource, mit der der Mensch sparsam umgehen muss, um sich seine Lebensgrundlagen zu erhalten. Flächenverbrauch ist ein schleichendes Phänomen. Bürger und selbst politische Entscheidungsträger nehmen es kaum wahr. Daher mangelt es weithin am nötigen Problembewusstsein.

Nicht zu verwechseln mit dem Flächenverbrauch ist die Versiegelung. Diese macht Böden undurchlässig für Niederschläge und zerstört die natürlichen Bodenfunktionen. Siedlungs- und Verkehrsflächen umfassen jedoch auch unbebaute und nicht versiegelte Böden, z.B. Erholungsflächen wie Stadtparks, Sportplätze, Skaterbahnen, Golfplätze u. v. m.

Hohe Flächenverluste zu Lasten der Landwirtschaft

Hohe Flächenverluste zu Lasten der Landwirtschaft

Die für Siedlung und Verkehr genutzte Fläche ist in den fünf Jahren zwischen 2016 und 2021 um 101.000 Hektar auf 5,2 Millionen Hektar angewachsen. Auch die Wald- und Gehölzfläche hat mit plus 123.000 Hektar auf 11,1 Millionen Hektar deutlich zugenommen. Den amtlichen Liegenschaftskatastern zufolge hat die Landwirtschaftsfläche dagegen zwischen 2016 bis 2021 stark abgenommen, und zwar um 205.000 auf 18,1 Millionen Hektar.

Quelle: Statistisches Bundesamt nach DBV Situationsbericht 2022/23

Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung den Flächenverbrauch auf unter 30 Hektar pro Tag verringern. Diese gegenüber der Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 verschärfte Festlegung wurde vom Bundeskabinett im Januar 2017 in der "Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie – Neuauflage 2016" festgelegt. Im Klimaschutzplan vom November 2016, der die Leitplanken für ein grundsätzliches Umsteuern in Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Deutschland beschreibt, strebt die Bundesregierung bis 2050 sogar das Flächenverbrauchsziel Netto-Null (Flächenkreislaufwirtschaft) an, womit sie eine Zielsetzung der Europäischen Kommission aufgegriffen hat.

Weitere Informationen:

Flachs

Mehrdeutige Bezeichnung für a) eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Leingewächse (Linaceae) mit rund 200 Arten in gemäßigten und subtropischen Gebieten und dem Synonym Lein (Linum) sowie für b) die Faser der Flachspflanze, die gesponnen zu Leinen verarbeitet wird. Der Begriff kommt von mittelhochdeutsch vlahs, althochdeutsch flahs (flechten).

Als Stammform wird der Zweijährige Lein (L. bienne) vermutet, der im mediterranen und atlantischen Europa, Nordafrika und Mittelasien verbreitet ist.

Je nach der Verwendung werden die verschiedenen Sorten als Faser- oder Öllein bezeichnet, wobei Fasern aus der Sprossachse und Öl aus den Samen gewonnen werden. Durch gezielte Züchtung bleiben beim Öllein die Kapseln nach der Reife geschlossen, so dass die Samen verlustfrei geerntet werden können. Zum Faserlein zählen Sorten, die besonders geeignete Fasern liefern. Beim Ölfaserlein handelt es sich um intermediäre Sorten mit einem mittleren Öl- und Fasergehalt

Historie

Die Fasern von Flachs bzw. Faserlein (Linum usitatissimum) werden seit Jahrtausenden für Bekleidungstextilien und technische Anwendungen (Schnüre, Seile, Netze) eingesetzt; Flachs gehört zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt.

Leinsamen und Kapseln einer Wildsorte wurden in einer etwa 9.000 Jahre alten Grabstätte im heutigen Iran gefunden – es wird vermutet, dass sie als Handelsware aus dem Norden eingeführt wurden. In Syrien ausgegrabene Samen der Kulturform legen einen Anbau des Faserleins schon vor der zweiten Hälfte des 7. Jahrtausends v. Chr. nahe.

Schon vor 4.000 v. Chr. wurde Flachs systematisch am Nil und im Zweistromland (heutigem Irak) angebaut und gehört damit zu den ältesten
bekannten Nutzpflanzen.

Die ältesten Funde in Europa datieren auf etwa 2.700 v. Chr. in der Schweiz; Fäden, Schnüre und Netze waren die typischen Faserleinerzeugnisse. Auch Schriftzeugnisse aus der griechischen und römischen Antike belegen die verbreitete Nutzung des Faserleins. Im Mittelalter war Leinen ein wichtiges Agrar- und Textilhandelsprodukt und hielt seine Bedeutung, bis der Beginn der industriellen Revolution den Siegeszug der leichter zu verarbeitenden Baumwollfaser einläutete. Der Anbau in Deutschland sank von ca. 215.000 ha im Jahre 1850 auf ca. 35.000 ha zur Jahrhundertwende.

Merkmale und Eigenschaften

Der einjährige Flachs oder Kultur-Lein (Linum usitatissimum) ist eine blau oder weiß blühende Pflanze mit bastreichen Stängeln und ölhaltigen Samen. Die krautige Pflanze erreicht Höhen von 60 bis 100 cm. Faser-Lein wir bis zu 1,5 Meter hoch. Faserleine (convar. usitatissimum) sind eher hochgewachsen, wenig verzweigt. Ihre Samen sind deutlich kleiner, als die der Ölleine.

Flachs trägt linealische Blätter und Blütenstände mit hellblauen fünfzähligen Blüten. Die Befruchtung erfolgt vorwiegend durch Selbstbestäubung, seltener durch Insekten. In den Kapseln bilden sich 6 - 7 flache, glänzend braune Samen, sie sind reich an Schleimstoffen, Proteinen und Fetten, enthalten aber auch das Glykosid Linamarin, das, enzymatisch gespalten, Blausäure freigibt.

Die Flachs- oder Leinfaser wird aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen und zählt zu den Bastfasern. Die Leinenfasern bilden Bündel, im Gegensatz zu Samenfasern wie Baumwolle, die aus unverbundenen Einzelfasern bestehen. Die 2,5 bis 6 Zentimeter langen Elementarfasern aus Zellulose sind durch Pektine zu den 50 bis 90 Zentimeter langen Faserbündeln, den technischen Fasern, verbunden.

Gegenüber anderen Bastfasern ist die Leinenfaser gut teilbar, fein verspinnbar, kochfest uns sehr reißfest, was sie für Wäsche und Kleidung auszeichnet. Die Leinenfaser ist glatt und das Leinengewebe schließt wenig Luft ein, so ist Leinen flusenfrei und wenig anfällig gegen Schmutz und Bakterien, die Faser ist von Natur aus bakterizid, fast antistatisch und schmutzabweisend. Durch die hohe Wärmeleitfähigkeit wirkt Leinengewebe auf der Haut besonders kühlend. Jedoch lässt sich Leinen vergleichsweise schlecht bügeln und schlechter einfärben.

Das aus den Leinsamen, den reifen Samen des Flachs, gewonnene, kaltgepresste Leinöl ist goldgelb, warm gepresstes Öl gelblich-braun. Das Öl riecht würzig nach Heu, wird als krautig bis dumpf und leicht röstig beschrieben und kann eine fischige Note aufweisen. Frisch schmeckt das Produkt leicht nussig und heuartig, nach Lagerung wird es bitter und ranzig. Als Lebensmittel wird eine Verwendung innerhalb weniger Wochen empfohlen. Für handwerkliche und technische Zwecke kann es unter Licht- und Luftabschluß oft mehrere Jahre gelagert werden.

Anbau und Ernte

Lein stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden, lediglich staunasse, verschlämmungsgefährdete und anmoorige Standorte verträgt er nicht. Für die Blütenbildung und das Faserwachstum sind Langtagbedingungen nötig. Trockenperioden verringern die Faserbündelanzahl deutlich, der Wasserbedarf des Ölleins ist dabei geringer als der des Faserleins. Wichtig ist eine gute Wasserversorgung von rund 120 Millimeter Niederschlag in der Hauptwachstumsphase im Mai/Juni. In der Fruchtfolge ist ein Abstand von sechs Jahren zwischen zwei Leinanbauten nötig. Dies ist durch die Akkumulation von Schadpilzen, besonders Fusarium oxysporum, im Boden bedingt. Ansonsten stellt Lein keine besonderen Anforderungen an die Fruchtfolge. Wichtig ist eine Vorfrucht, die wenig Unkraut hinterlässt. Als beste Vorfrucht gilt Saat-Hafer, in Frankreich und Belgien wird Lein häufig nach Mais angebaut. Als Langtagpflanze erfordert der Lein eine frühe Aussaat, in der Regel Ende März/Anfang April. Auftretende Spätfröste werden vertragen, verstärken aber die Basalverzweigung, was für Faserlein ertrags- und qualitätsmindernd ist, für Öllein tolerierbar ist. Das Haupternteprodukt – Faser oder Öl – kann neben der Sortenwahl auch durch die Bestandsdichte beeinflusst werden: geringe Dichten fördern die Samenbildung, hohe Bestandsdichten die Faserbildung.

Die einjährige Pflanze gedeiht am besten auf feuchten, nicht zu schweren Böden und bei regelmäßigen Niederschlägen. Dementsprechend war der Flachsanbau im MA. in ganz Nordeuropa zwischen Irland und Rußland verbreitet. Die Hauptanbaugebiete in Deutschland lagen in Schwaben, im Rheinland und Westfalen, in Sachsen, Böhmen und Schlesien. Leinengewänder waren zwar schon den Germanen bekannt gewesen, großflächiger Flachsanbau wurde jedoch erst durch die Einführung der Dreifelderwirtschaft ermöglicht. Die Aussaat begann im Frühjahr (vornehmlich 100 Tage nach Neujahr [10. April], am Gründonnerstag oder am 12. Mai), die Ernte ab der zweiten Junihälfte, kurz vor der Samenreife. 

Faserleine werden eng gepflanzt, damit sich möglichst wenig qualitätsmindernde Verzweigungen bilden können. Die Kapseln bleiben geschlossen. 

Bei der Ernte werden die Pflanzen gerauft (aus dem Boden gezogen) und zum Trocknen in Bündeln aufgestellt oder ausgebreitet. Die Samen werden aus den getrockneten Pflanzen gedroschen. Zur Fasergewinnung werden die bis zu 60 cm langen Faserbündel aus der Sprossachse isoliert. Ursprünglich legte man hierfür die gebündelten Pflanzen zur „Röste“ in stehende oder langsam fließende Gewässer oder ließ sie in taureichen Gebieten auf den Feldern liegen. Auf diese Weise wurden durch pektinzehrende Bakterien oder Pilze die Mittellamellen der Zellwände aufgelöst. Heute wird die Mazeration chemisch vollführt. Nach 2 bis 3 Wochen wurden die Pflanzen erneut getrocknet, anschließend geklopft oder gebrochen. Die isolierten Faserbündel wurden wiederholt über ein Nagelbrett gezogen, um lange und kurze Fasern voneinander zu trennen und die Fasern parallel auszurichten.

Die Leinenproduktion ist im Unterschied zur Baumwolle auf wenig Chemikalieneinsatz (Dünger, Pestizide) angewiesen. Auch ohne moderne Technik kann Leinen hergestellt werden, jedoch ist die Produktion der Leinenfaser aufwändig und arbeitsintensiv.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Kultur-Lein stammt von Linum bienne ab, der wie alle Wildarten der Gattung mehrjährig ist. Lein ist seit ca. 8000 Jahren in Kultur (Ägypten, Babylonien, Phönizien, Israel). Heute wird er weltweit angebaut. Man unterscheidet nach dem gewünschten Ernteprodukt 2 Zuchttypen: den Öllein, dessen Samen einen besonders hohen Fettgehalt haben, und den Faserlein. Im Rindengewebe des Stengels liegen in Bündeln 3–10 cm lange Sklerenchymfasern. Entsprechend sind die Züchtungen beide Wege gegangen, wobei zu fast 80% Öllein angebaut wird.

Im letzten Jahrhundert ist Flachs durch den Import von Baumwolle und in jüngerer Zeit durch die Verwendung synthetischer Fasern als Faserpflanze völlig in den Hintergrund getreten. Heute findet der Anbau speziellen Faserleins vor allem in Russland, Belgien, Holland und Frankreich statt. Doch gewinnt der Flachs auch in Mitteleuropa als nachwachsender Rohstoff heute wieder zunehmend an Bedeutung.

Ölleine (convar. mediterraneum) werden hauptsächlich im Mittelmeerraum, Nordafrika, Indien, Türkei und Südamerika angebaut. Sie sind niedriger gewachsen, stärker verzweigt mit vielen Blüten. Die Fasern des Ölleins sind kurz, grob und werden nicht verwendet. Für die Ölerzeugung aus dem Samen werden die Pflanzen bei Vollreife geerntet. Neben der Verwendung des Leinöls als wertvolles Speiseöl findet es durch seine besonderen physikalischen Eigenschaften industriell Verwendung in der Herstellung von Anstrichfarben, Lacken, Linoleum und Druckfarben und in der Papier-, Leder- und Wachsindustrie.

Der Anteil des Leinens am weltweiten Faseraufkommen liegt nur bei rund zwei Prozent. Die größten Anbaugebiete (mit Anbaufläche in Hektar 2005) sind China mit 161.000 ha, die EU mit 102.740 (v. a. Frankreich und Belgien), Russland mit 89.210, Weißrussland mit 71.000, die Ukraine mit 23.600 und Ägypten mit 8.900 Hektar. In Deutschland mit 30 und Österreich mit 129 Hektar ist der Anbau bedeutungslos.

Die Weltproduktion liegt bei rund zwei Millionen Tonnen jährlich. Der Großteil der Wertschöpfung beim Faserleinanbau erfolgt mit den Langfasern, die in der EU rund 88 % des Umsatzes ausmachen. 2003 lag der Preis für die Tonne textile Langfasern bei 1.593 Euro, für textile Kurzfasern bei 345 Euro, für Kurzfasern für Papier bei 170 Euro, und für Kurzfasern für Dämmstoffe oder Verbundwerkstoffe bei 400 bis 500 Euro. Der Großteil der europäischen Langfaser-Produktion geht in den Export, vor allem nach China.

Der Öllein wird hauptsächlich in Nordamerika angebaut. Die jährlichen Erntemengen schwanken von Jahr zu Jahr beträchtlich und lagen im Hauptanbauland Kanada zwischen 1996 und 2005 zwischen 517.000 und 1.082.000 Tonnen Leinsamen. Die wichtigsten Anbauprovinzen sind dabei Saskatchewan und Manitoba, kleine Flächen gibt es auch in Alberta. Die Welternte betrug 2006 laut FAO 2.569.793 Tonnen.

Verwendung

Leinöl (Ölpflanzen) wird durch Kalt- oder Warmpressen der gemahlenen Leinsamen gewonnen; der nährstoffreiche Preßkuchen ist ein gutes Viehfutter (Leinkuchen). Leinsamen finden auch in der Medizin Verwendung. Wegen ihres Quellvermögens dienen sie vor allem als sanftes Abführmittel; Leinöl soll, äußerlich angewandt, Hauterkrankungen günstig beeinflussen.

Es wird, aufgrund seiner schnellen Trocknungsfähigkeit, überwiegend technisch verwendet u.a. als Grundstoff für Farben und Lacke, sowie in der papier- und Lederindustrie. Leinöl kann auch zu Schmierseife verarbeitet werden.

Arzneilich werden vor allem die reifen, getrockneten Leinsamen (Semen lini) genutzt. Sie bestehen aus etwa 40% Fett, 20% Eiweiß, 20% Kohlehydrate, 6% Schleimstoffe und 10% Wasser. Zusätzlich finden sich noch cyanogene Glykoside (z.B. Linamarin und Lotaustralin), welche u.a. zu Blausäure abgebaut werden können, die jedoch in der vorliegenden Form und Konzentration für den Menschen nicht gefährlich sind; ganz im Gegensatz zu den Bittermandeln.

Die Pressreste (Placenta Seminis Lini) enthalten noch alle Eiweiße und Kohlehydrate und werden als Presskuchen zu hochwertigem, eiweißhaltigem Viehfutter weiterverwendet bzw. aufgrund ihrer guten Wärmespeicher Eigenschaften als Kataplasmen (Breiumschläge) genutzt.

Leinengewebe wurden traditionell für Bett- und Hauswäsche verwendet. In dieser Nutzung wurden sie von der billigeren Baumwolle verdrängt. Andererseits kommen neue Einsatzgebiete wie Kleidung und Dekorationsstoffe hinzu, besonders in Form handgewebter hochpreisiger Produkte. Leinen wird als Bezugsstoff für Bucheinbände verwendet, außerdem für Schuhe, Taschen und hochwertige Akupressurmatten. Namengebend waren Leinenstoffe zum Bespannen für Leinwände in der Malerei. Leinenstroh findet zusehends eine große Bedeutung als Einstreu in der Pferdehaltung. Dazu verwendet man den holzigen Teil des Flachsstängels. Die Saugkraft ist zehnmal so hoch wie von gewöhnlichem Stroh, viermal so hoch wie bei Holzspänen.

In der heutigen Zeit findet Faserlein nun auch als Baustoff in Form von Dämmstoffmatten, -platten und -vliesen sowie als Stopfwolle für die Wärme- und Schalldämmung Verwendung. Der Dämmstoff Flachs kann in Innen- und Außenwänden sowie in Dach- und Deckenkonstruktionen eingebaut werden. Für die Dämmstoffherstellung werden die in der Textilindustrie nicht benötigten Kurzfasern eingesetzt.

Leinenstroh findet zusehends eine große Bedeutung als Einstreu in der Pferdehaltung. Dazu verwendet man den holzigen Teil des Flachsstängels. Die Saugkraft ist zehnmal so hoch wie von gewöhnlichem Stroh, viermal so hoch wie bei Holzspänen.

Die Flachsfaser wird auf Grund ihrer guten mechanischen Eigenschaften und regionalen Verfügbarkeit vermehrt als Verstärkungsfaser für Naturfaserverbundwerkstoffe eingesetzt. Hinzu kommt, dass der Preis von deutlich unter einem Euro pro Kilogramm für technische Fasern in den letzten Jahren nur geringen Schwankungen unterworfen war.

Eines der wichtigsten Anwendungsgebiete für flachsfaserverstärkte Kunststoffe ist die Automobilindustrie, fast zwei Drittel der hier eingesetzten Naturfasern sind Flachsfasern. In den letzten Jahren gehören aber auch andere Industriezweige zu den Abnehmern.

Die für die Produktion von naturfaserverstärkten Kunststoffen eingesetzten Fasern sind preislich bedingt vor allem Kurzfasern. Eines der wichtigsten Verarbeitungsverfahren für Naturfasern ist das Formpressen, bei dem sogenannte Fasermatten zusammen mit duroplastischen oder thermoplastischen Kunststoffen unter Temperatureinwirkung verpresst werden.

Verschiedene Lein-Arten wie z.B. Linum grandiflorum (Nordafrika) mit rosafarbenen oder roten Blüten oder der blaublühende, in Europa heimische Dauer-Lein (Linum perenne) werden als Zierpflanzen gezogen.

Weitere Informationen:

Flavr Savr-Tomate

Mit Hilfe von gentechnischen Verfahren hergestellte und 1994 in den amerikanischen Markt eingeführte Tomatensorte mit Reifeverzögerung der Fa. Calgene, USA.
Gewöhnlich werden Tomaten wegen ihrer leichten Verderblichkeit im unreifen Zustand gepflückt und dann kurz vor dem Verkauf mit Ethylen begast, das den abschließenden Reifungsprozeß einleitet. Solche Tomaten sehen zwar rot und reif aus, sind aber meist geschmacklos und wässrig.
Die Flavr SavrTM-Tomate kann am Stock ausreifen, viel Geschmack, Aroma und Inhaltsstoffe entwickeln und behält ihr glattes Aussehen auch 6 - 8 Wochen nach dem Pflücken. Dies wurde durch das Ausschalten des "Matsch-Gens" oder besser der Erbinformation für das Enzym Polygalacturonidase (es zerstört in der reifen Tomate Zellbestandteile) erreicht. Der Verbraucher erhält ein Produkt, das sich durch die späte Ernte im Geschmack deutlich von den gewöhnlichen - grün geernteten - Treibhaustomaten unterscheidet. Um die richtig veränderten Tomatenpflanzen zu finden, mußte ein sogenanntes Markergen in das Erbgut der Tomate eingebaut werden, das eine Resistenz gegen das Antibiotikum Kanamycin verleiht. Pflanzenzellen, die nach einem Gentransfer untersucht werden sollen, werden in einem Nährsubstrat herangezogen, das mit diesem Antibiotikum versetzt ist. Jene Pflanzenzellen, bei denen kein Gentransfer erfolgte, sterben ab, jene die die neuen Gene aufgenommen haben, überleben. Dieses Antibiotikum wird zwar in der Humanmedizin nur selten eingesetzt, aber eine Verbreitung der Kanamycinresistenz in der Darmflora des Menschen ist nicht auszuschließen.

Eine traditionelle Rückkreuzung um das Markergen wieder zu entfernen, ist nur mit großem Zeitaufwand möglich, da das Gen mit der erwünschten Haupteigenschaft und das Markergen sehr dicht gekoppelt sind.

Als die Tomate als das erste gentechnisch veränderte Produkt in den USA auf den Markt kam, fanden sich kaum Käufer. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die Menschen Angst vor gentechnisch veränderten Lebensmitteln hatten. Andererseits war die damalige Verarbeitungs- und Verpackungsindustrie nicht auf reife Tomaten eingestellt. Es wären hohe Investitionen in neue Verarbeitungsmaschinen nötig gewesen. Ein weiterer Negativaspekt ist, dass die Tomate schlechte Resistenzeigenschaften aufweist. Letztendlich konnte die Tomate auch die beworbenen Eigenschaften nicht zufriedenstellend erfüllen und hat heute praktisch keine Bedeutung mehr. In den USA wurde sie 1997 wieder vom Markt genommen.

Flechthecke

Flechthecken sind eine kulturhistorisch gewachsene, spezifische Form der Feldeinfriedung. Diese ehemals in Europa weit verbreitete handwerkliche Technik unter Nutzung von gewachsenen Naturmaterialien ist auch heute für eine aktive Kulturlandschaftspflege wertvoll. So sind es insbesondere Ziele des Naturschutzes, die dieser Kulturform eine erneut aktuelle Bedeutung gegeben haben. 

Im Raum der Nieheimer Börde, östlich des Eggegebirges (NRW), werden traditionell noch bis in die Gegenwart diese spalierartigen Flechthecken gebogen und geflochten.

Drei bis fünf Jahre lässt man die gepflanzten Sträucher aufwachsen. Dann werden die bis dahin aufgekommenen Bäume in einer Höhe von 1,25 m abgesägt, ein Teil der Haseltriebe wird am Boden abgeschlagen, geeignete Ruten werden stehengelassen.
Die stehengelassenen Ruten werden herabgebogen, mit Bindeweiden von Kopfweiden in drei Etagen miteinander verflochten und mit Pfosten verbunden. Zur Viehweide hin werden meist Weißdorn und Schlehen als Verbissschutz mit eingeflochten. Andere Gehölze siedeln sich mit der Zeit von selbst an. Ziel ist eine möglichst schmale, gleichmäßige Hecke mit einer Höhe von ungefähr 1,50 m.
Ähnliche Biegehecken gibt es in der Lippetalung bis hinauf zur Südseite der Beckumer Berge im Münsterland.

Flechthecken sind sie vorwiegend in Landschaften mit vorherrschender Weidewirtschaft zu finden. Mit Einführung des Stacheldrahtes im 20. Jahrhundert begann in den meisten Landschaften auch der Rückgang der Flechthecken. Sie wurden durch Drahtzäune ersetzt und das Wissen um die Technik des Heckenflechtens verschwand zunehmend.

Zahlreiche Funktionen werden von Flechthecken erfüllt: Sie grenzen Grundstücke voneinander ab, sind Schattenspender für das Vieh, liefern Brenn- und Nutzholz sowie Haselnüsse und Futter. Früher lieferten sie zudem Forkenstiele und Spazierstöcke. Seit einigen Jahren werden verwilderte Hecken wieder gepflegt, um das Landschaftsbild aufzuwerten und die vielseitigen Vorteile der Hecken zu nutzen. Heute stellt die Kulturform einen großen ökologischen Mehrwert für die Tier- und Pflanzenwelt dar. Vögel erhalten neuen Lebensraum, Igel, Hasen, Siebenschläfer oder die Haselmaus und Rebhühner finden Brut- und Nistplätze.

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Fleisch

Hier die Bezeichnung für Teile von Säugetieren und Vögeln, die zur Ernährung des Menschen genutzt werden. Dazu zählen neben Muskelgewebe mit Fett- und Bindegewebe auch Sehnen sowie bestimmte innere Organe. Im Weiteren wird Fleisch auch zur Bezeichnung für die als Nahrungsmittel genutzten Weichteile wechselwarmer Tiere wie Fische, Krebse, Muscheln und Schnecken verwendet.

Es wird unterschieden nach den Fleischsorten (Tierarten) und den Fleischarten, den verschiedenen Teilen einer Fleischsorte.

Für den Warenverkehr in der Europäischen Union und der Schweiz ist der Fleischbegriff rechtlich definiert. Europarechtlich bezeichnet der Ausdruck Fleisch nach der Verordnung (EG) Nr. 853/2004 alle genießbaren Teile (einschließlich Blut) von Huftieren (Haustiere der Gattungen Rind, Schwein, Schaf und Ziege sowie als Haustiere gehaltene Einhufer), Geflügel, Hasentieren und frei lebendem Wild.

Fleisch gehört zu den Lebensmitteln, die weltweit eine stark variierende Verbrauchsstruktur aufweisen. Während in Industrieländern der Fleischkonsum höher liegt, als vom gesundheitlichen Standpunkt empfohlen wird, liegt er in vielen Entwicklungsländern häufig nahezu bei null.

Pro-Kopf Fleischverbrauch, BIP Pro-Kopf und Bevölkerung in ausgewählten Ländern 2015

Pro-Kopf Fleischverbrauch, BIP Pro-Kopf und Bevölkerung in ausgewählten Ländern 2015
Schwierige politische Verteilungsfragen kommen auch auf Verbraucher zu:

  • Ist es überhaupt noch tolerabel, dass die industrielle Landwirtschaft nicht für Umweltschäden zahlen muss, nur damit sich Europäer und Amerikaner Fleisch als tägliche Kost leisten können?
  • Müssten nicht vielmehr die massive Belastung der Umwelt mit Stickstoff und der Ausstoß an Treibhausgasen aus der industriellen Landwirtschaft so bepreist werden, dass industrielles Fleisch am teuersten ist und Bio-Fleisch günstiger abschneide?
  • Das heutige Niveau an Fleischkonsum ist nur haltbar, wenn man dafür in Kauf nimmt, dass gewaltige Mengen Treibhausgase freigesetzt und in Südamerika große Flächen Regenwälder und Savannen in Tierfutterplantagen umgewandelt werden.

Quelle: bpb 2016

In den vergangenen Jahrzehnten legte die globale Fleischproduktion stark zu: Seit 1965 hat sie sich von damals 84 Millionen Tonnen auf 335 Millionen in 2017 fast vervierfacht. Auch der Pro-Kopf-Konsum kletterte von 25,24 Kilogramm im Jahr 1965 um gut 73% auf geschätzte 43,7 Kilo in 2018. In Deutschland hingegen ist der Fleischkonsum weiterhin leicht rückläufig.

Bis 2050 rechnet die FAO mit einer Steigerung der Fleischproduktion auf 455 Millionen Tonnen. Der Trend erklärt sich vor allem dadurch dass in den Schwellenländern eine Annäherung an die sogenannte western diet Nordamerikas und Europas mit ihren Burgern, Steaks und Schnitzeln erfolgen wird.

Die Wertschöpfungskette Fleisch lässt sich grundsätzlich in die in der folgenden Abbildung gezeigten Stufen untergliedern. Es sind jedoch auch weitere Zwischenschritte möglich (z. B. der Handel mit Ferkeln zwischen Ferkelerzeuger und Mastbetrieben). Mehrere Prozessschritte können dabei gebündelt in einem Unternehmen stattfinden (z. B. können Schlachtung, Zerlegung, Verarbeitung und Verkauf in einer Metzgerei stattfinden) oder ein Prozess kann auf mehrere spezialisierte Unternehmen aufgeteilt werden (z. B. Schlachtung durch Unternehmen A, Zerlegung durch Unternehmen B und Verkauf durch Unternehmen C). Insgesamt gibt es im Fleischsektor einen Trend zu einer geringeren Anzahl und dafür größeren Unternehmen.  

Wertschöpfungskette Fleisch
Wertschöpfungskette Fleisch

Quelle: BLE 2018

Viele große Lebensmittel- und Fleischkonzerne investieren gerade massiv in zahlreiche kleine Startups, die In-vitro-Fleisch und andere vegane Ersatzprodukte auf den Markt bringen wollen. Perfekt sollen sie sein und nicht viel mehr kosten als das Original. Doch ohne moderne Biotechnologie ist das wohl kaum zu schaffen, Gentechnik und synthetische Biologie eingeschlossen.

In kleinerem Umfang dient Fleisch auch der Ernährung von Haus- und Zootieren. Unsere Hunde sind beispielsweise Resteverwerter der Nahrungsmittelherstellung. Schlachtabfälle, die für die Futtermittelherstellung verwendet werden, sind so nicht als "Müll" zu betrachten. In erster Linie sind dies Innereien (z. B. Pansen, Euter, Lunge, Milz), Kopf- und Stichfleisch, sehnige Abschnitte und Ähnliches. Dies sind hochwertige Futtermittel, die theoretisch auch für den Menschen verzehrbar wären – sie gehören aber nicht zu seinen Essgewohnheiten.

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Fleischtierhaltung

Zweig der Nutztierhaltung mit der Produktionsrichtung Fleischproduktion. Durch systematische Fütterung (Mast) wird ein bestimmtes Endgewicht mit einem entsprechend starken Fleischzuwachs angestrebt.

Zur Fleischproduktion wird Schlachtvieh erzeugt und gehalten. Da Fläche einen Kostenfaktor darstellt, wird in der konventionellen Tierproduktion auf Intensivtierhaltung gesetzt, bei der die Tiere auf möglichst kleinem Raum mit hohem maschinellen Einsatz gehalten werden können. Die moderne industrialisierte Fleischproduktion findet in Großbetrieben statt, dabei wird die Tiermast platzsparend und mit großer Tieranzahl (Massentierhaltung) durchgeführt.

Der Fleischverbrauch in Deutschland hat in den vergangenen zehn Jahren relativ konstant bei etwas mehr als 7 Millionen Tonnen gelegen. Dagegen hat sich die Fleischproduktion – gemessen an der Schlachtmenge – um fast 23 Prozent auf rund 9 Millionen Tonnen im Jahr 2016 erhöht.

Schweinefleisch ist in Deutschland nach wie vor die wichtigste Fleischart. Von 1996 bis 2016 ist der Pro-Kopf-Verbrauch allerdings von 55 auf 51 Kilogramm gesunken. Demgegenüber ist die Schlachtmenge in den letzten 20 Jahren von rund 3,6 Millionen auf rund 5,6 Millionen Tonnen stetig angestiegen. Seit 2005 ist Deutschland daher Nettoexporteur und mittlerweile der weltweit größte Exporteur von Schweinefleisch.

Eine besonders rasante Entwicklung von Produktion und Verbrauch ist beim Geflügelfleisch zu beobachten. Im Vergleich zum Schweinefleisch haben sich sowohl Produktion als auch Verbrauch nach oben entwickelt. Die Schlachtmenge bei Geflügel ist von etwas über eine halbe Million Tonnen im Jahr 1996 auf mehr als 1,5 Millionen Tonnen im Jahr 2016 gestiegen und hat damit in ihrer Bedeutung die Rindfleischproduktion überholt. 2016 haben die Deutschen 1,7 Millionen Tonnen Geflügelfleisch verbraucht, dies entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 21 kg je Einwohner.

Die Schlachtmenge von Rindfleisch ist von rund anderthalb Millionen Tonnen im Jahr 1996 auf gut eine Million Tonnen im Jahr 2016 zurückgegangen. Der Rindfleischverbrauch reduzierte sich – im Wesentlichen bedingt durch die Verbraucherverunsicherung im Zusammenhang mit BSE und der Maul- und Klauenseuche – zunächst auf unter eine Million Tonnen im Jahr 2006 und verzeichnete seitdem einen Wiederanstieg auf 1,2 Millionen Tonnen. 2016 wurden in Deutschland rund 14 kg Rind- und Kalbfleisch pro Kopf verbraucht.

Die Produktion und der Verbrauch von Schaf- und Ziegenfleisch haben in Deutschland im Vergleich zu den anderen Fleischarten eine deutlich geringere Bedeutung. Einer Schlachtmenge von 33.000 Tonnen steht (nach offizieller Statistik) ein Verbrauch von 75.000 Tonnen an Schaf- und Ziegenfleisch gegenüber.

Betriebsstrukturen

Obwohl die meisten deutschen Betriebe nicht mehr als ein bis 9 Rinder halten, stehen fast die Hälfte aller Rinder in Deutschland in Beständen von 200 bis 499 Tieren. Bei der Betriebsstruktur in der Rinderhaltung ist zu berücksichtigen, dass hier alle Nutzungsrichtungen (Milchkühe, Mutterkühe, Mastrinder) einfließen.

Ähnlich wie bei den Rindern sind auch die Betriebsstrukturen für Schweine ausgeprägt: Fast die Hälfte aller in Deutschland gehaltenen Schweine steht in Beständen mit mehr als 1.000 Tieren. Wie bei den Rindern ist die Betriebsstruktur der Schweinehaltung nicht in allen Produktionsrichtungen gleich. So sind die Betriebe in der Schweinemast vergleichsweise größer als in der Sauenhaltung.

Noch deutlicher wird der Trend zu großen Beständen beim Geflügel: Einerseits halten die meisten Betriebe in Deutschland nicht mehr als 100 Jungmasthühner. Andererseits werden 79 % der Jungmasthühner in Beständen mit mehr als 50.000 Tieren gehalten.

Regionale Verteilung

Gemessen an den Großvieheinheiten (GV) je Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) liegt das Zentrum der Veredlungswirtschaft (Schweine- und Geflügelhaltung) im Nordwesten Deutschlands. Spitzenreiter mit einer Dichte von jeweils mehr als 1 GV/LF waren im Jahr 2010 die Kreise Vechta, Cloppenburg und Coesfeld.

Die regionalen Schwerpunkte für die Rinderhaltung befinden sich vor allem in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und in Bayern. Milchkühe stehen vor allem in Landkreisen mit hohem Grünlandanteil. (Thünen)

12 kurze Lektionen über Fleisch und die Welt

12 kurze Lektionen über Fleisch und die Welt

Die industrielle Fleischproduktion wird in den vergangenen Jahren immer stärker hinterfragt und ein grundlegender Umbau der Tierhaltung gefordert. Die Grafik aus dem Fleischatlas 2021 zeigt 12 praktikable Schritte zu dessen Realisierung auf.

Quelle: Bartz/Stockmar (M) CC-BY-4.0

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Fleischwirtschaft

Wirtschaftszweig des Verarbeitenden Gewerbes innerhalb der Lebensmittelwirtschaft, der sich hauptsächlich mit der Schlachtung und der Fleischverarbeitung beschäftigt. Daneben werden teilweise auch die Vieherfassung, der Viehhandel sowie der Großhandel mit den Produkten und Erzeugnissen dazugerechnet. Sie umfasst sowohl die gewerbliche Produktion in Handwerk wie der Industrie.

In Deutschland ist die Fleischwirtschaft die umsatzstärkste und beschäftigungsintensivste Branche der einheimischen Lebensmittelwirtschaft, die wiederum eine der drei größten Industrien in Deutschland ist.

Durch die lange Tradition in verschiedenen Regionen der Welt haben sich stark abweichende Ansichten über die Zuordnung bzw. Ausschluss von untergeordneten Wirtschaftszweigen herausgebildet. In der Europäischen Union werden die Wirtschaftszweige gemäß der Statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE) eingeteilt. „Schlachten und Fleischverarbeitung“ ist dort ein Teilbereich des Verarbeitenden Gewerbes. Es wird unterteilt in:

In einzelnen Ländern haben sich die Unternehmen der Branche zu Interessenverbänden zusammengeschlossen. In Deutschland hat der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) festgelegt, dass auch Unternehmen aus den folgenden Bereichen dazugehören:

Weitergehende Verarbeitungsstufen wie die Herstellung von Fertiggerichten und anderem Convenience Food als den Genannten werden zu anderen Wirtschaftszweigen gezählt.

Globale Aspekte

Weltagrarmärkte: Fleisch (in Millionen Tonnen Schlachtgewicht)

Weltagrarmärkte: Fleisch (in Millionen Tonnen Schlachtgewicht)

Auf Wachstumskurs ist weiterhin die globale Geflügelfleischerzeugung, auch wenn sie nach FAO-Prognosen 2022 gegenüber dem Vorjahr nur um 0,6 Prozent auf 138,8 Millionen Tonnen zunimmt. Überdurchschnittlich wächst die Welt-Rindfleischerzeugung auf 73,9 Millionen Tonnen (+ 1,4 Prozent). Der globale Handel mit Fleisch geht nach FAO-Einschätzung 2022 dagegen leicht zurück, und zwar um 0,8 Prozent auf 41,6 Millionen Tonnen. Dies ist vor allem auf den Rückgang der Schweinefleischimporte Chinas aufgrund steigender Eigenproduktion zurückzuführen. Gebremst werden Fleischimporte durch wirtschaftliche Abschwünge in vielen Ländern und die relativ hohen Weltmarktpreise.

Quelle: FAO nach DBV Situationsbericht 2022/23

Nach Schätzungen der FAO steigt die weltweite Fleischproduktion 2022 gegenüber Vorjahr um 1,2 Prozent an. Demnach dürfte sich die Erzeugung von Rinder-, Schaf-, Geflügel- und Schweinefleisch in 2022 auf insgesamt 360,1 Millionen Tonnen Schlachtgewicht (SG) belaufen. Maßgeblich für diese Entwicklung ist der Anstieg der Schweinefleischerzeugung um 1,8 Prozent auf 124,6 Millionen Tonnen Schlachtgewicht. Grund dafür sind nach weitgehender Überwindung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) vor allem kräftige Wiederaufstockungen der Schweinebestände in China und anderen Ländern Südostasiens. Die globale Welt-Fleischerzeugung stand in 2022 wegen stark gestiegener Inputkosten, Tierkrankheiten und ungünstiger Wetterbedingungen in vielen Regionen der Welt unter wirtschaftlichem Druck, der u. a. zu einem früheren Abverkauf der Schlachttiere oder Reduzierung der Produktion geführt hat. Obwohl die Coronabezogenen Anforderungen an die physische Verbringung erheblich gelockert worden sind, stören sie zumindest in einigen Ländern weiterhin die Wertschöpfungsketten der Fleischerzeugung.

Konzerne: Das Ziel ist Marktmacht - vom Stall bis zum Küchenregal

Obwohl die zehn wichtigsten Unternehmen der Fleischbranche ihren Hauptsitz in nur wenigen Ländern – in Brasilien, den USA, China, Japan und Ländern der EU – haben, dominieren sie die Märkte weltweit und sind in allen wichtigen fleischerzeugenden Regionen präsent. Diese Unternehmen sind für die industrielle Produktion und Schlachtung einer riesigen Zahl von Tieren verantwortlich. Das größte von ihnen, JBS aus Brasilien, stellt dabei alle anderen in den Schatten. Das Unternehmen ist in 15 Ländern mit über 400 Niederlassungen vertreten und lässt täglich bis zu 75.000 Rinder, 115.000 Schweine, 14 Millionen Geflügeltiere und 16.000 Lämmer schlachten. Zusammen ergibt dies mehr als 210.000 Tonnen Fleisch pro Monat. Im Vergleich dazu bringt es der zweitgrößte Schlachter, der US-Gigant Tyson Foods, pro Tag „nur“ auf knapp 22.000 Rinder, 70.000 Schweine und 7,8 Millionen Hühner.

Die größten europäischen Konzerne sind weltweit eher schwach vertreten, während JBS, Tyson, Cargill und die chinesische WH Group auch in ganz Europa Niederlassungen haben. Sie erwirtschaften hier Gewinne mit frischem und gefrorenem Fleisch, das in Europa produziert oder aus Ländern wie Brasilien und Thailand importiert wird. Die beiden brasilianischen Konzerne BRF und Marfrig liefern über Vertriebszentren oder direkt nach Europa. Doch auch in der EU dominieren Umsatzmilliardäre. So zählen Danish Crown (Dänemark), Groupe Bigard (Frankreich), Tönnies (Deutschland), Coren (Spanien) und Westfleisch (Deutschland) zu den größten Produzenten von Rind- und Schweinefleisch. Dawn Meats (Irland) ist europäischer Marktführer bei Rind- und Lammfleisch, während LDC (Frankreich), Plukon Food Group (Niederlande), Gruppo Veronesi (Italien) und die PHW-Gruppe (Deutschland) führend in der Geflügelverarbeitung sind.

Multis der Ernährung - Umsätze der größten Fleisch- und Molkereikonzerne 2019/20 in Mrd. US-Dollar

Eine Vollständigkeit der Darstellung ist nicht möglich: Weil Daten fehlen, stellen Chinas Fleischkonzerne,
sofern sie nicht an einer Börse notiert sind, eine noch immer große Unbekannte dar.

Durch Fusionen und Übernahmen kaufen sie immer mehr kleinere Unternehmen auf und festigen ihre Marktmacht. So hat beispielsweise Tyson seine Präsenz in Europa durch den Aufkauf der europäischen Betriebe von BRF verstärkt und beliefert den Markt nun mit tiefgefrorenem Hühnerfleisch aus seinen europäischen und globalen Lieferketten. In den USA liegt die Fleischverarbeitung in den Händen einiger weniger Konzerne. Bei Rindfleisch sind es JBS, Tyson, Cargill und Marfrig, die zusammen 85 Prozent des Marktes beherrschen. Bei Schweinfleisch bringen es JBS, Tyson und Hormel auf 66 Prozent, bei Hühnerfleisch Tyson, JBS, Sanderson Farms und Purdue auf 51 Prozent. In Deutschland kontrollieren nur fünf Unternehmen, nämlich Tönnies, Westfleisch, Vion, die Müller-Gruppe und Danish Crown, zwei Drittel der Schweinefleischverarbeitung.
Mit einer derartigen Marktmacht sind diese Unternehmen in der Lage, niedrige Erzeugerpreise durchzusetzen und die Zuchtbetriebe manchmal selbst unter deren Produktionskosten zu zwingen. Daher produzieren die Landwirtinnen und Landwirte eine große Zahl von Tieren, um mit ihren Großkunden im Geschäft zu bleiben, oft mithilfe von öffentlichen Subventionen. Nach einem Bericht des internationalen Netzwerkes Agri Benchmark von 2019 haben die EU-Agrarsubventionen dafür gesorgt, dass die Landwirtschaftsbetriebe trotz der Verluste bei der Kuh- und Kälberaufzucht unterm Strich Gewinne verzeichnen konnten. [...]

Quelle: Fleischatlas 2021

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Flex Crops

Agrarrohstoffe, die je nach Lage auf dem Weltmarkt multipel und flexibel verwendet werden können (Nahrung, Futter, Treibstoffe, Industrierohstoffe), was das Investorenrisiko angesichts mehrerer potentieller Abnahmemärkte reduziert, andererseits je nach Marktsituation die Preise im jeweiligen Nahrungsmitteleinsatz deutlich erhöht.

Zu den Flex Crops gehören Soja (Futter, Nahrungsmittel, Biodiesel), Zuckerrohr (Nahrungsmittel, Ethanol), Ölpalme (Nahrungsmittel, Biodiesel, Industrierohstoff), Mais (Nahrungsmittel, Futter, Ethanol) und auch Cassava. Es wird erwartet, dass künftig auch Eukalyptus zu dieser Gruppe gehören wird. Das Holz dient der Papier- und Zellstoffindustrie. Einige Arten des Eukalyptus liefern mit ihrer Streifenborke wertvolle Gerbstoffe. Eukalyptusöl findet seine Anwendung in der medizinischen Behandlung von Asthma, Bronchitis und Rheuma in Form von Salben und Bonbons. Menthol und Thymol dienen jedoch auch industriellen Zwecken. Das Eukalyptusöl birgt zudem ein hohes Potential für die Kraftstoffentwicklung. Das Öl wird schon heute einigen Kraftstoffen beigemischt.

Durch die Nutzungsflexibilität ist eine Trennung zwischen der Inanspruchnahme von riesigen Landflächen für Agrartreibstoffe und für Nahrungsmittel, eine Trennung 'Tank oder Teller', nicht mehr so einfach möglich. So entscheiden globale „Marktsignale“, also die Frage, wo kurzfristig die höchsten Gewinne erzielbar sind, welcher Endnutzung das Produkt zugeführt wird. Kurzfristig können so riesige Mengen Nahrungsmittel umgeleitet werden und damit de facto vom globalen Nahrungsmittelmarkt verschwinden. Thailand importierte um das Jahr 2010 beispielsweise 2 Mio. t Soja, Bangladesch 1 Mio. t. Für beide Länder sind diese Importe wichtig für die nationale Ernährungssicherheit. Durch die verstärkte flexible Nutzung rechnet man bei den Nahrungsmittelpreisen mit zunehmenden Preisschwankungen.

Ein vergleichbares Szenario wurde unter dem Namen „Tortilla-Krise“ schon 2007 Realität, als die USA ein Großteil ihrer Maisproduktion nicht mehr nach Mexiko exportierte, sondern zur Ethanolherstellung umnutzte. Verstärkt durch spekulatives Verhalten der Großhändler vervierfachte sich der Preis für Tortillas in wenigen Wochen und viele MexikanerInnen konnten sich ihr Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten.

Die im Bereich der Flex Crops tätigen Agrarkonzerne sind Bestandteil des wirtschaftlichen Aufstiegs von Schwellenländern. Sie basieren auf dem Zusammenspiel der Kontrolle über riesige Landflächen, der Kontrolle über billige Arbeitskräfte und dem Zugang zu neuester Technologie. Viele Konzenrne befinden sich im Familienbesitz und agieren diskret und intransparent. Einige sind mít maßgeblichen Anteilen an den Börsen notiert, und wenige sind staatlich. Arbeitsbedingungen nach kolonialem Muster, Bezahlung nach Stücklohn und schlechter Arbeitsschutz gefährden die Belegschaft auf den Zucker- und Palmölplantagen. Ebenso stehen viele Konzerne wegen Landraub in der Kritik.

Die Staaten nehmen beim Aufbau der Flex Crops-Ökonomie eine zentrale Rolle ein. Verkauf oder Pacht von staatlichem Land und die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur obliegen politischen Entscheidungen. Produktions- und Verarbeitungsanlagen sind oft von den Regierungen subventioniert. Darüber hinaus fördern Quoten für die Beimischung von Agrokraftsoffen die Nachfrage und damit Umsatz und Gewinn. (Heinrich Böll Stiftung u. a. 2017)

(s. a. Flächenkonkurrenz)

Flugware

Bei Flugware handelt es sich um Produkte, meist Lebensmittel, die mit dem Flugzeug an ihren Verkaufsort befördert worden sind. Die dabei entstehenden Treibhausgasemissionen sind um ein Vielfaches höher als bei Waren, die mit dem Schiff oder dem LKW transportiert werden. Meist handelt es sich dabei um Lebensmittel, die hochpreisig und schnell verderblich sind. Es gibt bis dato keine Kennzeichnungspflicht für Flugware.

Bei folgenden Lebensmitteln ist die Wahrscheinlichkeit jedoch recht hoch, dass sie aus Flugimporten stammen:

Flur

Die gesamte parzellierte, besitzmäßig einem oder mehreren landwirtschaftlichen Betrieben zugeordnete agrarische Nutzfläche (Äcker, Wiesen, Weiden) einer Siedlung oder eines Siedlungs- und Wirtschaftsverbandes. Eng mit der Siedlung verbundene Gärten gehören ebensowenig zur Flur wie auch Allmendland und geschlossenes Waldland. 

Grundelement der Flur ist die Parzelle als kleinster Besitzeinheit in der Flur, amtlich heute Flurstück genannt. Form und Anordnung der Besitzparzellen der Flur ergeben die Flurform.

Das Erscheinungsbild der Flur wird zusätzlich durch Elemente wie Feldeinhegungen (Hecken, Wallhecken, Gräben, Zäune), Ackerterrassen, Raine, Feldscheunen u.a. geprägt.

(s. a. Allmende, Gemarkung)

Flurbereinigung

Häufig auch Flurneuordnung; die Umgestaltung von zersplitterter oder unwirtschaftlich gestalteter land- und z.T. forstwirtschaftlicher Nutzfläche nach betriebswirtschaftlichen, landschaftsplanerischen und ökologischen Gesichtspunkten.

Die Flurbereinigung, amtlich oft "Umlegung" genannt, ist als traditionsreiches Ordnungsinstrument des Staates eine klassische Maßnahme zur Verbesserung der Agrarstruktur und dies besonders in der Nachkriegszeit. Sie ist bis heute ein wirksames Verfahren zur rechtsverbindlichen Veränderung ländlicher Strukturen in der Zuständigkeit einer Behörde. Damit unterscheidet sie sich stark von der agrarstrukturellen Entwicklungsplanung.

Flurneuordnungsverfahren haben z. B. in Deutschland eine lange Tradition. Gemeinheitsteilung, Separation oder Verkoppelung waren seit dem 19. Jahrhundert Verfahren, deren Ziel die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft waren. Mittlerweile hat sich die Zielstellung der Flurneuordnung geändert.

Die reine Neuordnung ländlichen Grundbesitzes der traditionellen Flurbereinigung ist heute ergänzt durch Aufgaben zur Förderung der allgemeinen Landeskultur und der Landentwicklung.

Durch sie soll nicht nur die Gemarkung neu eingeteilt und durch Erbteilungen zersplitterter und unwirtschaftlich gewordener Grundbesitz nach neuzeitlichen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zusammengelegt (Arrondierung) werden, sondern auch Wege, Gräben und gemeinschaftliche Anlagen sollen neu geschaffen, Meliorationen vorgenommen und die Ortslagen (z.B. durch Aussiedlungen) aufgelockert werden. Hinzu treten nach dem Flurbereinigungsgesetz (FlurbG, Fassung vom 16.3.1976, zuletzt geändert durch Gesetz vom 23. 8.1994) auch alle sonstigen Maßnahmen, durch welche die Grundlagen der Wirtschaftsbetriebe verbessert werden, der Arbeitsaufwand vermindert und die Bewirtschaftung erleichtert wird.

Zunehmend sind im FlurbG die Interessen des Umweltschutzes und der Ökologie, aber auch der Erholung, des Denkmalschutzes oder der Landespflege beachtet, wobei die Flurbereinigung verstärkt Biotope schützen soll.

So ist die Flurbereinigung heute ein umfassendes Instrument zur Entwicklung und zur Verbesserung der strukturellen Bedingungen des ländlichen Raumes. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, die unterschiedlichen Interessen der Allgemeinheit an den ländlichen Räumen - unter Wahrung der Eigentümerbelange - auszugleichen und Konflikte zu lösen. Die vielfältigen Ansprüche der Gesellschaft an den ländlichen Raum verändern den Neuordnungsauftrag der Flurbereinigung. So gewinnt diese wegen der zunehmenden Inanspruchnahme ländlicher Gebiete und des Bedarfs an Mehrfachnutzungen von Grund und Boden im ökonomischen, ökologischen und sozialen Sinn neue Bedeutung.

Es wird auch die enge Verbindung von Flurbereinigung und Dorferneue­rung deutlich. Letztere wird insbesondere wegen des Verfalls der alten Bausubstanz, der fehlenden Attraktivität der Dorfkerne, eines hohen Auspendleranteils, einer selektiven Abwanderung von Bevölkerung, einer sozialen Segregation und eines Verlustes von zentralen Funktionen nötig.

Die in den Jahren 1991 bis 1994 in den alten Bundesländern bereinigte Fläche belief sich auf 555.759 ha. Für diesen Zweck wurden in dieser Zeitspanne insgesamt 883,4 Mio. DM an Bundesmitteln und 588,9 Mio. DM an Landesmitteln aufgewandt. Hinzu kamen 1,3 Mrd. DM an Eigenleistungen, Zuschüssen Dritter und Darlehen, so daß die Gesamtaufwendungen 2,7723 Mrd. DM betrugen.

In den neuen Ländern sind Verfahren zur Feststellung und Neuordnung der Eigentumsverhältnisse nach dem Landwirtschaftsanpassungsgesetz von großer Bedeutung. Trotz enormer Anstrengungen auf diesem Gebiet ist das getrennte Eigentum von Boden und Gebäuden weiterhin ein großes Investitionshemmnis. Als Lösungsinstrumente werden freiwillige Landtausche und Bodenordnungsverfahren zur Zusammenführung von Boden- und Gebäudeeigentum eingesetzt. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse sind auch für weitere Aspekte der Agrarraumgestaltung hemmend. So besteht dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der Verdichtung des landwirtschaftlichen Wegenetzes, der Bereitstellung landwirtschaftlicher Nutzfläche für Belange des Natur- und Landschaftsschutzes, der Sanierung und des Neuaufbaus von biotischen Landschaftselementen, landschaftsarchitektonischer Aspekte sowie der Sanierung bzw. Renaturierung des Grünlandes und der Gewässer.

Wenn auch die Ziele der Flurbereinigung untereinander gleichrangig sind, bildet die Hilfe für die Land- und Forstwirte und ihre Familien einen Aufgabenschwerpunkt. Die sinnvolle Neuordnung ländlichen Grundbesitzes soll heute die Erfordernisse des Umweltschutzes zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen berücksichtigen und damit der Erhaltung und Stärkung einer funktions- und wettbewerbsfähigen bäuerlichen Land- und Forstwirtschaft dienen. Grundsätzlich bleibt es ein wichtiges Anliegen der Flurbereinigung, mit ihren Maßnahmen zur Senkung der Maschinen- und Betriebskosten sowie zur Verminderung des Arbeitszeitaufwandes zur Existenzsicherung von bäuerlichen Betrieben beizutragen.

Die Geschichte der Flurbereinigung ist mehrere hundert Jahre zurückzuverfolgen. Die ältesten Beispiele von Gemarkungsregulierungen findet man in Deutschland im 16. Jh. durch die sogenannte Vereinödung im Raum Allgäu/Oberschwaben. Eine weitere, flächenhafte Verbreitung und Wirkung erlangte die Flurneuordnung in Deutschland erst mit den Agrarreformen des 19. Jahrhunderts. In deren Gefolge kam es zunächst zur Aufhebung bzw. Ablösung der alten Grundherrschaftsrechte und zur Aufteilung des Gemeindelandes (Allmende). Zur Überwindung des Flurzwanges stand in den ersten Jahrzehnten der Feldwegebau im Vordergrund. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts konzentrierten sich die Maßnahmen der Flurbereinigung auf eine Zusammenlegung der in der Flur zerstreuten Feldstücke. Dies geschah auf Länderbasis. Die erste reichseinheitliche Regelung erfolgte durch das Reichsumlegungsgesetz von 1936 und die Reichsumlegungsordnung von 1937.

Zusammenfassung der weiteren Entwicklung:

Die Flurbereinigung wird in einem behördlich geleiteten Verfahren innerhalb eines bestimmten Gebietes - dem Flurbereinigungsgebiet - unter Mitwirkung der Gesamtheit der beteiligten Grundeigentümer, der Träger öffentlicher Belange und der landwirtschaftlichen Berufsvertretung durchgeführt. Die Flurbereinigungsbehörde ist planerisch, technisch und hinsichtlich der Verwaltung verantwortlich für die Durchführung des Verfahrens.

Die bei der Durchführung eines Flurbereinigungsverfahrens anfallenden Kosten werden unterteilt in Verfahrenskosten und Ausführungskosten. Verfahrenskosten sind die persönlichen und sächlichen Kosten der Behördenorganisation und werden vom Land getragen. Ausführungskosten sind die der Teilnehmergemeinschaft zur Last fallenden Aufwendungen. Für die Finanzierung von Vorhaben des Naturschutzes und der Landschaftspflege können sowohl die Teilnehmergemeinschaft wie auch öffentliche Stellen herangezogen werden.

Weitere Informationen:

Flurform

Grundrissgestaltung der Flur, bezogen auf den Verlauf der besitzrechtlichen Grenzen der Parzellen und Parzellenverbände, auch Besitzliniengefüge genannt. Es ist meist nicht identisch mit dem sichtbaren Liniensystem der Nutzungsgrenzen, dem Muster der Landnutzung, denn eine Besitzparzelle kann z.B. mit mehreren Ackerfrüchten besetzt sein, umgekehrt aber kann sich eine Frucht (etwa durch Pacht oder im Rah­men von Zelgenwirtschaft) auch über viele Besitzparzellen erstrecken. Ein Schluß von dem Landnutzungsmuster, wie es sich in Luftbildern anschaulich darstellt, auf die Flurform ist daher nur unter Vorbehalten möglich. Die Flurform erschließt sich zuverlässig nur durch Kataster, Flurbücher und ähnliche Urkunden.

Unterschieden wird nach der Form (Blöcke, Streifen), Größe (Breit-, Lang-, Kurz-), der Anordnung der Parzellen (z.B. gleichlaufend, radial). Ferner sind die Lage der Parzellen in der Flur (z.B. Gemengelage), die Relieforientierung und die genetischen Merkmale (Alter, Art der Entstehung) von Bedeutung:

Die Entstehung einer Flur ist häufig gekennzeichnet durch die Ausweitung eines Flurkerns oder auch die Reduktion der Fläche. Danach können Kernflur und Ausbauflur, ferner partielle oder totale Flurwüstungen für aufgegebene Fluren bzw. Flurteile unterschieden werden. Kernflur und Ausbauflur unterscheiden sich durch ihre Lage zur Siedlung und durch ihre unterschiedliche Flurformen und häufig auch durch die Anlage des Wegenetzes sowie unterschiedliche Bewirtschaftung.

Die Einflussgrößen, die die Entstehung und die räumliche Verteilung einzelner Flurformtypen bedingen, sind sehr vielfältig.
Dazu gehören:

Flurformentyp

Kennzeichnung der Flurparzellierung. Reine Flurformen werden durch Addition eines einzelnen Flurformentyps (Blockflur, Gewannflur, Waldhufenflur usw.) bestimmt, zusammengesetzte Flurformen durch mehrere Flurformentypen innerhalb einer Gemarkung.

Flurholzbau

Anbau von Gehölzen bevorzugt entlang von Feldgrenzen, bei dem die Produktion von Holz gegenüber anderen Zielen zurücktritt:

Flurkreuz

Auch Weg(e)kreuz, ein Kreuz an einer Wegkreuzung, einem Weg oder einer Straße, am Feldrand oder im Wald. Es kann aus Holz, Stein oder Metall bestehen. Häufig sind Flurkreuze als Kruzifixe mit einer Darstellung des gekreuzigten Christus gestaltet. Sie sind Zeichen christlichen Glaubens, die Anlässe für ihre Errichtung sind vielfältig.

Im bairischen Sprachraum werden Flurkreuze, wie auch Bildstöcke und Erinnerungstafeln, regional als Marterl bezeichnet.

Flurkreuze findet man besonders häufig in katholischen Landstrichen. Sie können an exponierter Stelle, auf Anhöhen oder an Weggabelungen errichtet sein und das Landschaftsbild prägen. Oft dienen sie als Wegzeichen für Wanderer und Pilger oder kennzeichnen gefährliche Stellen. Wegkreuze können Anhaltspunkte für alte Wallfahrtswege oder Prozessionswege sein; am Urlauberkreuz trafen sich die Pilger, und die Familie nahm Abschied. In der Regel stehen Flurkreuze einzeln in der Landschaft und werden gelegentlich von zwei Bäumen, oft Linden, flankiert.

Gedenkkreuze und Sühnekreuze stehen nicht immer am Wege, sondern oft am entlegenen Tatort eines Verbrechens oder dem Ort eines Unfalls. Ebenso kennzeichnen manche Pestkreuze frühere Gräber von Pesttoten und können abseits von Wegen liegen. Die Sitte, an Stellen, wo Menschen bei Verkehrsunfällen, Flugzeugabstürzen oder Grubenunglücken tödlich verunglückt sind, ein Unfallkreuz aufzustellen, ist heute weltweit verbreitet.

An exponierter Stelle in der Landschaft stehen auch Gipfelkreuze, Friedenskreuze und Ostlandkreuze, die aber nicht zu den Flurkreuzen im engeren Sinne gerechnet werden. In Wanderkarten werden Flurkreuze oder Bildstöcke zur Orientierung eingetragen.

Flurnamen

Alte Flurnamen lassen Rückschlüsse auf Landschaftsgeschichte, Nutzungsformen, topographische und geologische Gegebenheiten sowie historische Rechts- und Besitzverhältnisse zu. Lange Zeit wurden Flurnamen nur mündlich überliefert. Erst in den letzten Jahrhunderten wurden sie u.a. im Rahmen von Flurvermessungen in Katasterkarten behördlich registriert. Die folgende Übersicht (nach Nottbohm 1994) bietet eine gruppierte Auswahl von Flurnamen:

Naturnamen

Kulturnamen

Flurstruktur

Der Begriff gibt die für eine Landschaft typische Abfolge von Flurelementen wieder. Dazu gehören alle außerhalb geschlossener Ortschaften vorkommende Flurelemente (Wege, Straßen, Bäume, Hecken, landwirtschaftliche Nutzflächen, Wirtschaftsgebäude, Gewässer). Die Flurstruktur kann natürlich oder anthropogen bedingt sein.

Flurstück

Ein umgrenztes Stück Land, das im Kataster unter einer Nummer eingetragen ist. Ein Flurstück entspricht in der Regel einem Grundstück.

Flurwüstung

Total oder partiell aufgelassene Flur. Als absolute Flurwüstung bezeichnet man eine solche unter Wald oder wenn aus früherem Ackerland Ödland wurde; bei einer relativen Flurwüstung hat sich lediglich die Nutzungsintensität verringert.

(s. a. Ortswüstung, Wüstung)

Flurzersplitterung

Die besitzmäßige Zersplitterung der Flur im Gefolge von Erbfällen und anderen Ursachen. Flurzersplitterung tritt häufig in engem Zusammenhang mit zelgengebundener Wirtschaftsweise auf. Räumlich findet sie sich vor allem im Verbreitungsgebiet der Real(erb)teilung.

(s. a. Besitzzersplitterung)

Flurzwang

In Mitteleuropa wurden die Felderwirtschaften bis ins 19. Jh. im Rahmen der Dorfgemeinschaft auf einheitlich bebauten Flurbezirken (Zelgen) durchgeführt, deren Nutzung nach der für alle verbindlichen Rotation jährlich wechselte. Der Flurzwang regelte die Zeiten der Feldbestellung, die Überfahrts- und Beweidungsrechte. In kleinparzellierten Gemarkungen, in denen ein ausreichendes Wegenetz fehlte, waren zelgengebundener Anbau und Flurzwang noch bis in das 20. Jh. verbreitet. Sie hemmten jedoch die Einführung von Maschinen und neuen Kulturpflanzen sowie die selbständige Entwicklung der Betriebe.

In Mittel- und Süddeutschland war der Flurzwang besonders stark ausgeprägt, in Nordwestdeutschland weniger streng, weil dort die Höfe oft einzeln oder in kleinen Gruppen lagen und es sich auf dem armen Sandboden nur um "ewigen Roggenbau" handelte.

(s. a. Dreifelderwirtschaft, Fruchtfolge)

flüssiger Wirtschaftsdünger

Unter flüssigem Wirtschaftsdünger versteht man:

(s. a. Wirtschaftsdünger)

Flüssigmist

Siehe Gülle

Flussmarsch

Bezeichnung für flache Landstriche ohne natürliche Erhebungen an den Trichtermündungen der Flüsse, die an Gezeitenmeeren enden. Während der Flut werden die Flüsse aufgestaut und Feinmaterial kann sich an den Ufern absetzen. Die Flussmarsch im Tidebereich des Deichvorlands von Flussmündungsbereichen ist durch die regelmäßige Überflutung reich an Überschlickungskalk und Nährstoffen. Da im Fluss selbst weniger Muscheln und Schnecken vorkommen als in der Küstenmarsch, hat der abgelagerte Boden einen geringeren Kalkgehalt.

Nach der Eindeichung kann sich die Flussmarsch zur Flußkalkmarsch entwickeln, die ein gutes Krümelgefüge in der Krume besitzt und somit einen hochwertigen Ackerboden darstellt. Die Nutzbarkeit des reichlich gespeicherten Wassers ist auch im Untergrund gut, wenn nicht Dwog-Horizonte die Durchwurzelung behindern. 

Solche Marschgebiete im Gezeiten-Einflussgebiet der Tideflüsse gibt es in Nordwesteuropa beispielsweise an der Schelde, Maas, Ems,  Weser, Elbe, Oste, Stör, Eider und Varde Å sowie der Themse.

FOB-Preis

Abk. für "free on board"; Weltmarktpreis bei der Ausfuhr eines Produkts, bei dem sich der Preis aus dem Wert der auszuführenden Ware, den Transportkosten zum Hafen und den Kosten der Verladung auf das Schiff zusammensetzt. Der Ort, auf den sich der Preis bezieht, wird grundsätzlich angegeben. Für den Getreideexport der EU ist "fob Rouen" von besonderer Bedeutung. Die Lieferklausel fob schreibt vor, daß der Verkäufer die Waren frei bis an Bord des Schiffes des Ausgangshafens liefert. Die Frachtkosten für den Schiffstransport sind somit bereits vom Käufer zu tragen. Der Gefahrenübergang auf den Käufer vollzieht sich, wenn die Ware auf der Palette oder in der Schlinge in Höhe der Reling über dem Schiff schwebt.

(s. a. CIF-Preis, Incoterms)

Foggara

Traditionelles System der Grundwasseranzapfung mittels unterirdischer Stollen (ar. Fuggara), verbreitet im nordafrikanischen und vorderasiatischen Raum sowie in Ostasien und Südamerika. Weitere Bezeichnungen sind Rhettara, Khettara, Mkoula, Karez, Qanat, Faladsch u.w. Ihre Anlage ist gewöhnlich an leicht geneigtes Gelände gebunden. In bestimmten Abständen werden Schächte gegraben, die bis in den Grundwasserhorizont reichen. Diese Schächte werden durch einen unterirdischen Stollen, dessen Gefälle geringer ist als das Geländegefälle, miteinander verbunden. In diesem Stollen sammelt sich das Wasser und wird in die Oase geleitet, wo es in offenen Kanälen auf die Felder gelangt.

Die Bedeutung der Foggaras ist beispielsweise in den nordafrikanischen Staaten wegen des Mangels an Arbeitskräften und der Verbreitung von Motorpumpen stark zurückgegangen.

(s. a. Bewässerung, Bewässerungswirtschaft)

Folientunnel

(1) Im Gartenbau und in der Landwirtschaft Bezeichnung für Konstruktionen, die als kostengünstige Gewächshäuser benutzt werden. Die runden Bögen aus Stahl werden mit einer speziellen Gewächshausfolie bespannt. Im Erdbeeranbau wird diese Methode zur Verfrühung auch mit sogenannten Wandertunneln benutzt. Sie sind relativ schnell auf- und wieder abgebaut.

Die amtliche Statistik bezeichnet Folientunnel und Gewächshäuser als hohe begehbare Schutzabdeckungen und zählt damit die zugehörigen Anbauflächen zu den Kulturen, die für die ganze oder den überwiegenden Teil der Anbauzeit unter festen oder beweglichen Gewächshäusern oder anderen hohen Schutzeinrichtungen (Glas, fester Kunststoff ) angebaut werden.

Flächen unter Hagelschutznetzen und/oder Foliendächern zählen nicht zu den Anlagen unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen.

Folientunnel dienen in Gärtnereien, aber auch bei Gemüsebauern zum Schutz empfindlicher Pflanzen vor Kälte und Witterungseinflüssen. In der kommerziellen Gemüseerzeugung, und in Gärtnereien dienen Folientunnel häufig dazu, den Schock für die Pflanzen beim Umpflanzen aus dem warmen Gewächshaus ins Freiland zu bewältigen. Der Folientunnel ist an den Stirnseiten geschlossen, in ihm entsteht ein Wärmestau, der gewollt ist, ähnlich wie bei einer passiven Solarheizung. Empfindliche Pflanzen werden vor Regen geschützt, doch um für die Bewässerung der Pflanzen zu sorgen, kann ein Bewässerungssystem verwendet werden. Um ein feuchtwarmes Klima zu schaffen, wird häufig eine Sprühbewässerung verwendet. Folientunnel sind in unterschiedlicher Größe zu finden. Für die kommerzielle Gemüseerzeugung kommen große Folientunnel zum Einsatz; häufig handelt es sich dabei um Hochtunnel mit mehreren Abteilungen, die auf einer Metallkonstruktion montiert und an den Seiten offen sind. Für Hobbygärtner sind kleinere Folientunnel erhältlich. Neben den großen, begehbaren Folientunneln sind auch kleine Pflanztunnel aus Folie anzutreffen, mit denen Beete überdacht werden. Diese kleinen Pflanztunnel sind für flach wachsende Pflanzen wie Gurken oder Salat geeignet.

Im Folientunnel können Jungpflanzen gepflanzt werden, die vor Kälte geschützt werden müssen, beispielsweise Porree, Kohl, Gurken oder Bohnen. Auch Gemüsesorten, die kälteempfindlich sind und keinen Regen vertragen, wie Gurken oder Tomaten, können im Folientunnel angebaut werden. Wer schon frühzeitig frische Erdbeeren ernten möchte, kann im Folientunnel Erdbeeren pflanzen; die Wärme unter dem Folientunnel kann den Reifeprozess beschleunigen und zur Ernteverfrühung beitragen.

Ein Hotspot des Einsatzes von Folientunneln befindet sich in Südspanien. Um die andalusische Stadt El Ejido hat sich Europas größter agrarindustriell genutzter „Wintergarten“ entwickelt. Die zum Anbau genutzten Treibhäuser bedecken insgesamt rund 36.000 Hektar mit Plastik, was der Region den Beinamen „mar del plástico“ eingebracht hat. Es ist die weltweit größte Anbaufläche unter Folie. Pro Jahr werden etwa 3 Mio. t Treibhausgemüse produziert. Der Anbau erfolgt unter fragwürdigen sozialen und ökologischen Bedingungen.

(2) Bezeichnung für neuartige Hallenbauten, die meist aus einem Gerüst (einfache gebogene Stahlrohre oder Stahlfachwerksysteme) und einer Folienbespannung bestehen.

Derartige Folientunnel werden im Gewerbe beziehungsweise in der Industrie als Lagerhallen, Maschinenhallen oder Mehrzweckhallen verwendet. In der Landwirtschaft finden Sie als Stallungen, Heulager oder Strohlager Einsatz; auch als Reithallen werden sie verwendet. Folientunnel werden oft mit Zeltbauten verwechselt, sie müssen aber anders als diese denselben gesetzlichen Auflagen wie Massivbauten oder Fertigteilbauten entsprechen.

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Food Chain

Der Begriff Food Chain steht im Deutschen als Lehnwort für die Wertschöpfungskette für Lebensmittel, die den gesamten Weg von der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte und Rohstoffe und ihrer Input-Sektoren über Transport und Verarbeitung für den Handel bis zum Essen auf dem Tisch des Endverbrauchers umfasst. Die Lebensmittelindustrie und ihre Partner müssen sich dabei in einem zunehmend komplexen Umfeld aus gesetzlichen Bestimmungen und spezifischen Standards bewegen.

(s. a. Agribusiness, Lieferkette)

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Food Chain Management

Teilgebiet der Agrar- und Ernährungswissenschaft mit starkem Einfluss der Wirtschaftswissenschaft, das die Planung und Optimierung aller Prozesse entlang der Lebensmittelkette beinhaltet. Ferner stellt das Food Chain Management in der praktischen Umsetzung hohe Anforderungen an die Logistik. Im Food Chain Management werden Fachleute (Food Chain Manager) ausgebildet, die sowohl die landwirtschaftliche Erzeugung als auch die industrielle Weiterverarbeitung von Lebensmitteln im Blick haben.

Wesentliche Aspekte von Food Chain Management sind die Lebensmittelsicherheit bezüglich chemischer oder mikrobiologischer Kontamination und die Lebensmittelqualität bezüglich Herkunft, Textur und Geschmack, aber auch die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln („from fork to farm“). Dabei hat vor allem die Zusammenführung von notwendigen Informationsflüssen mit dem Materialfluss der Lebensmittel und ihrer Vorprodukte eine besonders hohe Bedeutung.

(s. a. Agribusiness)

Food Crop

Kulturpflanze, die vornehmlich zur Eigenversorgung angebaut wird, und von der lediglich kleinere Mengen auch auf den lokalen Markt gelangen.

(s. a. Cash Crop)

Food-Nonfood-Food-Switch

Eine Strategie der Landbewirtschaftung, die befristet eßbare Pflanzenteile als nachwachsenden Rohstoff für den technischen Sektor einsetzt, aber gleichzeitig die Verarbeitungsanlagen so gestaltet, daß sie jederzeit auf nichtessbare Pflanzenteile umgestellt werden können. Hierdurch wird die Produktionsbereitschaft erhalten, und es kann flexibel künftigen Knappheiten begegnet werden.

forest farming

Forest farming bezeichnet den Anbau hochwertiger Sonderkulturen in einem hierfür gezielt bewirtschafteten Wald. Die Arten-Zusammensetzung, Struktur und Wuchsdichte des natürlichen oder angepflanzten Baumbestandes wird dabei so modifiziert, dass den Ansprüchen der Unterkultur, z.B. hinsichtlich Beschattung, Nährstoffangebot, Wuchssubstrat, Feuchtigkeit oder Temperatur, so gut wie möglich entsprochen wird.

Die Bäume in forest-farming-Systemen werden zumeist zur Wertholz- und Brennholzgewinnung genutzt, während im Unterstand eine Vielzahl unterschiedlicher Heilpflanzen (z.B. Gingseng), Beeren, Blumen oder Pilze kultiviert werden kann.

Verbreitungsgebiete sind vor allem USA und Kanada.

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Formation

Eine Mehrzahl von Betrieben einer Branche in standörtlicher Nachbarschaft, deren Konkurrenz durch synergetische Effekte gemildert wird. Für alle nicht direkt zur Konkurrenz herausfordernden Probleme von Handel, Transport, Kredit, Information, Lagerhaltung, Arbeitsbeziehungen usw. können gemeinschaftliche Lösungen gefunden werden, die allen Beteiligten nützen.

Forstwirtschaft

Forstwirtschaft (auch Waldwirtschaft) ist die zielgerichtete Bewirtschaftung von Wäldern. Dabei werden die natürlichen Abläufe in den Waldökosystemen so gestaltet und gesteuert, dass sie einen möglichst großen Beitrag zur Erfüllung von Leistungen erbringen, die von den Waldeigentümern und der Gesellschaft gewünscht werden. Ziel dieser Handlungen sind heute neben der Rohstofferzeugung auch das Erbringen immaterieller Leistungen wie die Erhaltung der Wälder, insbesondere als Schutz- und Erholungsraum. Ein in der Forstwirtschaft tätiges Unternehmen wird als Forstbetrieb bezeichnet.

Wälder sind von Bäumen beherrschte Vegetationsformen. Sie prägen entscheidend die Lebensbedingungen auf der Erde, sind wesentlicher Teil aller globalen Stoffkreisläufe und beeinflussen dadurch die Zusammensetzung der Erdatmosphäre ebenso wie den Wasserkreislauf. Aufgrund ihres Höhenwachstums sind Bäume allen anderen Pflanzen in der Konkurrenz um Licht überlegen. Wälder bilden daher überall dort das Endglied der natürlichen Vegetationsentwicklung, wo Baumwachstum aufgrund der Boden- und Klimabedingungen möglich ist.

Unter dem Einfluss der Menschen sind auf allen Kontinenten große Waldflächen verschwunden und zu Wiesen, Weiden, Äckern, Siedlungen und Verkehrswegen umgewandelt worden oder zu Ödland und Wüste degradiert. Die Landfläche der Erde ist heute im Durchschnitt zu rund 30 % bewaldet. Die Wälder der Erde konzentrieren sich unter den vorgegebenen klimatischen Bedingungen und aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsintensität auf drei Klimazonen: Auf die tropische, die temperierte und die boreale Zone. Von der gesamten Waldfläche entfallen nach Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) knapp die Hälfte (48 %) auf die tropische, etwa 30 % auf die boreale und 22 % auf die temperierte Zone. Weltweit gesehen ist die Waldverbreitung rückläufig. Während in Mittel- und Nordeuropa das forstwirtschaftliche Handeln und auch gesetzliche Regelungen auf eine nachhaltige Sicherung der Wälder und deren Leistungen ausgerichtet sind, schreiten in anderen Regionen Waldvernichtung und Übernutzung der Wälder in erschreckendem Tempo voran. Dies gilt insbesondere für die Tropen. Die Tropenwaldfläche geht nach Schätzungen der FAO jährlich in einer Größenordnung von nahezu 1 % zurück.

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Fortadorf

Typ des Angerdorfs in Dänemark, Angeln und Ostholstein mit einer rechteckigen Platzform, der vermutlich durch die Neuordnung von Siedlung und Flur im 13. Jahrhundert nach den Regeln des "Jütischen Low" entstand.

freie Güter

Güter, die überall und mit der gewünschten Qualität in hinreichendem Umfang vorhanden sind, um die Bedürfnisse aller Individuen einer Volkswirtschaft zu einem gegebenen Zeitpunkt zu befriedigen (z.B. Luft, Regenwasser, Wüstensand). In einer Marktwirtschaft hat ein freies Gut einen Preis von Null. Dagegen sind wirtschaftliche Güter knapp, also nicht unbegrenzt vorhanden, und haben einen Preis, weil ihre Herstellung Kosten verursacht.

Freihandelsabkommen

Abkommen, das bilateral – also zwischen zwei Parteien – oder multilateral – also zwischen mehreren Ländern – mit dem Ziel geschlossen wird, den internationalen Handel zu erleichtern. Solche Abkommen können unterschiedlich weitreichend sein.

Die Vertragspartner verzichten untereinander auf Handelshemmnisse, betreiben jedoch gegenüber Drittländern eine autonome Außenhandelspolitik.

Solche Handelshemmnisse können zum einen preislicher – so genannter tarifärer – Art sein. Ein Beispiel sind Importzölle: Sie verteuern künstlich die Einfuhr von Waren. Zum anderen spielen nicht-tarifäre Handelshemmnisse eine immer wichtigere Rolle. Darunter fallen beispielweise nationale Normen und Standards sowie die Sicherung geistigen Eigentums, die den Import von Waren und Dienstleistungen einschränken können.

Freihandelsabkommen führen also zu einer günstigeren oder einfacheren Einfuhr von Waren und Dienstleistungen ausländischer Hersteller; dies bringt in der Regel auch für die inländischen Nachfrager eine Preissenkung mit sich. Neben diesem Preiseffekt profitieren Konsumenten meist von einer größeren Auswahl an Produkten. Der freie Handel forciert zudem den Wettbewerb und kann innovationsfördernd wirken.

Staaten haben innerhalb der Satzung der Welthandelsorganisation (WTO) die Möglichkeit, untereinander bilaterale und multilaterale Freihandelsabkommen zu schließen, um Exporteuren einen bevorzugten Zugang zu den Märkten zu ermöglichen. Die konkrete Ausgestaltung ist Verhandlungssache.

Ziel des BMEL ist es, Handelsvereinbarungen so auszugestalten, dass das europäische Modell einer multifunktionalen Landwirtschaft erhalten wird. Die hohen Standards im europäischen Verbraucherschutz dürfen durch Handelsabkommen nicht eingeschränkt werden. Außerdem soll auch den Entwicklungsländern eine gleichberechtigte Teilnahme am Welthandel ermöglicht werden.

Gleichzeitig unterstützt das BMEL mit Maßnahmen der Exportförderung, Messebeteiligungen oder der Beseitigung von Handelshemmnissen deutsche Unternehmen gezielt bei der Erschließung neuer Märkte.

Außerdem ist die deutsche Ernährungsindustrie zwingend auf einen sicheren Zugang zu nachhaltig erzeugten Agrarrohstoffe, wie Kakao, angewiesen. Hilfestellung für die Unternehmen gibt der OECD/FAO-Leitfaden für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten.

Bei der Ministerkonferenz in Nairobi im Dezember 2015 wurde unter anderem ein Übereinkommen über die Exportstützung im Agrarbereich geschlossen. Der Abbau von Exportbeihilfen soll in den Industrieländern sofort und für Entwicklungsländer mit zeitlicher Streckung bis 2018 erfolgen. Zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen werden auch andere Formen von Exportfördermaßnahmen wie Exportkredite, Nahrungsmittelhilfe und Aktivitäten von Staatshandelsunternehmen gemeinsamen WTO-Regeln unterworfen.

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Freilandgemüsebau

Der Gemüseanbau in Deutschland erfolgt überwiegend im Freiland und nur zu einem kleinen Anteil in Gewächshäusern unter Glas oder Folie. Typische Kulturen im Freilandgemüsebau sind Kohl- und Salatarten, Erbsen, Bohnen, Gurken, Möhren, Spargel, Spinat und Zwiebeln.

Kennzeichnend für den gärtnerischen Anbau von Gemüsen im Freiland ist die intensive Nutzung der Anbauflächen durch zwei bis vier Kulturen in einem Jahr (beispielsweise durch die Kulturfolge Wirsing - Kopfsalat - Blumenkohl im Zeitraum Mitte März bis Anfang Oktober). Um die dichte Kulturfolge zu erreichen, werden die Gemüsepflanzen regelmäßig an anderer Stelle (auch unter Glas) vorkultiviert und mit steigendem Platzbedarf bei fortschreitendem Wachstum auf die eigentliche Anbaufläche umgepflanzt. Gleichwohl nutzt man auch auf dem abschließenden Standort gegebenenfalls Möglichkeiten zur Ernteverfrühung bzw. Erntezeitverlängerung, zum Beispiel durch Abdecken mit Folien oder Vliesen.

Die Intensität des gärtnerischen Freilandgemüsebaus wird als Kriterium herangezogen, um ihn vom Feldgemüsebau abzugrenzen, bei dem typischerweise meist nur eine einmalige Nutzung der Anbaufläche pro Jahr erfolgt, sowie regelmäßiger Fruchtwechsel mit anderen landwirtschaftlichen Kulturen.

Der Strukturwandel im Gemüsebau, der bereits seit Jahrzehnten hin zu immer weniger, aber größeren Betriebseinheiten erfolgt, hat sich in den letzten Jahren weiter fortgesetzt. Die Anzahl der Betriebe, die bundesweit Gemüse im Freiland anbauen, sank seit 2000 deutlich und lag 2015 bei rund 6.100. Bei einem gleichzeitigen Anstieg der Gemüseanbaufläche in Deutschland wuchs die durchschnittliche Fläche pro Betrieb von 7,3 ha im Jahr 2000 auf 18,9 ha im Jahr 2015. Der größte Flächenanteil wird von Betrieben bewirtschaftet, die 20 ha oder mehr Freilandgemüse anbauen. Jedoch bestehen hier je nach Region und Gemüseart erhebliche Unterschiede.

Freilandversuch

Siehe gentechnisches Freilandexperiment

Freiraum

In der Fachwelt nicht eindeutig und abschließend definierter und verwendeter Begriff. Freiraum ist ein ursprünglich landesplanerischer Begriff, der erstmals im Rahmen der umweltpolitischen Neuorientierung der Raumordnung um 1974 auftauchte. Ausschlaggebend hierfür war die Problematik der zunehmenden Freiflächeninanspruchnahme.

Allgemein werden unter Freiräumen alle nicht durch Gebäude bebauten Flächen verstanden. Aus landschaftsökologischer Sicht wird als Freiraum der durch Bebauung und linienartige bebauungsähnliche Infrastruktureinrichtungen nicht betroffene Teil der Landschaft angesehen. Dabei sind diese Räume nicht gänzlich frei von Nutzung. Es geht also nicht um Wildnis (vom Menschen nahezu unberührte Natur).

Von Interesse sind naturnahe Räume im Sinne von überwiegend (ökologisch) verträglicher Nutzung (z. B. extensive landwirtschaftliche Nutzflächen, Waldgebiete, Moore, Flüsse und Seen, Feldwege, Rad-, Wander- und Reitwege sowie Steige), die auch einem Zusammenwirken natürlicher und/oder anthropogener Faktoren (Kulturlandschaft) unterliegen (können).

Die ARL kommt in einer auf Mitteleuropa, speziell auf die Alpen bezogenen Untersuchung zu folgender normativen Definition von Freiräumen:

Freiräume umfassen von Bebauung jeglicher Art freigehaltene Flächen, die nicht überwiegend erschlossen (punktuelle, linienhafte oder flächenhafte Infrastruktur) und potenziell vegetationsfähig, idealerweise verkehrsfrei bzw. weitestgehend nicht motorisiertem Verkehr vorbehalten und somit „lärmfrei“ sind. Strukturfremde (im Sinne von technisierte) Infrastrukturen sind nicht bzw. kaum vorhanden.

Ausnahmen bei der Bebauung stellen nicht störende Infrastrukturen, wie z. B. sakrale Bauten, Gipfelkreuze, Brunnen, Denkmäler und Wege von bis zu 2,5 m Breite (z. B. für land- und forstwirtschaftliche Betriebszufahrten) dar. Bei Letzteren kommt es insbesondere auf die Oberflächengestaltung an: wassergebundene Decken sind durchaus akzeptabel, asphaltierte Straßen sind zu vermeiden. „Nicht überwiegend erschlossen“ meint im Idealfall einen naturnahen Freiraum, gänzlich frei von „störender“ Infrastruktur, zumindest aber einen geringen Anteil an „störender“ Infrastruktur, der einen infrastrukturellen Erschließungsgrad der Raumeinheit von mehr als 20 % nicht übersteigen darf. Die Eigenschaft „lärmfrei“ ist näher durch den Grenzwert von 55 dB charakterisiert, der den maximalen Lautstärkepegel für Erholung begrenzt.10 Bei der Abgrenzung von Freiräumen ist es besonders wichtig, die Zugänglichkeit und Erlebbarkeit dieser Räume zu gewährleisten, da die nicht technisierte Erholung für den Menschen hier im Vordergrund steht. Gleichzeitig wird somit der klassische Naturschutz sowie in Teilen der Prozessnaturschutz gefördert und die Akzeptanz für Freiräume im Allgemeinen gesteigert. (ARL 2017)

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Freisetzung

Ausbringen eines gentechnisch veränderten Organismus (GVO) in die Umwelt.

Immer, wenn eine gentechnisch veränderte Pflanze, Tiere oder Mikroorganismen außerhalb eines „geschlossenen Systems“ – etwa Labor, Gewächshaus oder Produktionsanlage - absichtlich in die Umwelt ausgebracht werden sollen, liegt eine Freisetzung vor. Jede Freisetzung muss genehmigt werden; sie wird nur erlaubt, wenn Mensch und Umwelt nach dem Stand des Wissens nicht gefährdet werden.

Erst wenn das Inverkehrbringen - die wirtschaftliche Nutzung eines GVO - ohne Auflagen genehmigt ist, sind Freisetzungen ohne Erlaubnis möglich. Ein gentechnisch veränderter Organismus gilt dann als „dereguliert“.

Für die Freisetzung, das Inverkehrbringen von GVO sowie für „gentechnische Arbeiten im geschlossenen System“ gelten in allen EU-Ländern die gleichen gesetzlichen Vorschriften. Freisetzungen werden durch die jeweils zuständige Behörde der einzelnen Mitgliedsländer genehmigt.

Fremdtierhaltung

Haltung von fremdem Vieh in landwirtschaftlichen Betrieben in unterschiedlichen Formen. Ursprünglich sollten mit Fremdtierhaltung jahreszeitlich auftretende Futterengpässe durch Ausnutzung von Überkapazitäten anderer Betriebe überbrückt werden.

Häufig ist die Pensionsviehhaltung, bei der der Eigentümer der Tiere einem anderen landwirtschaftlichen Betrieb die vorübergehende oder auch ganzjährige und längerdauernde Aufzucht und/oder Haltung seiner Tiere überläßt. Meist ist diese Form mit einer unmittelbaren Weidenutzung durch das Pensionsvieh verbunden (z.B. Jungviehaufzucht, Pensionspferdehaltung). Andere Formen haben in den vergangenen Jahren verstärkt an Bedeutung gewonnen: die Aufzucht und/oder Mast von relativ großen Tierbeständen in Ställen.

(s. a. Lohnmast)

Fronhof

Bezeichnung für den herrschaftlichen Gutshof bezeichnet, der im Zentrum einer Villikation, also einer Einheit innerhalb einer mittelalterlichen Form der Grundherrschaft, steht. Das Wort leitet sich vom althochdeutschen frô „Herr“ her. In lateinischen Quellen wird der Fronhof meist als villa oder curtis dominica bezeichnet, im Deutschen finden sich auch Bezeichnungen wie Salhof und Sedelhof.

Der Fronhof war im Rahmen eines Hofverbandes (Villikation) das wirtschaftliche und herrschaftliche Zentrum; er wurde vom Herrn selbst oder einem Hofverwalter, dem sog. Meier, bewirtschaftet. Die Bauern der dem Fronhof unterstellten Hufen entrichteten diesem einerseits den Grundzins und sonstige Abgaben und leisteten andererseits auf dem Fronhof die Frondienste.

Frost

Von Frost bzw. Luftfrost spricht man, wenn die Lufttemperatur (im Regelfall gemessen in 2 m Höhe über dem Boden) unter den Gefrierpunkt des Wassers (0 °C) abgesunken ist.

Es gibt nachfolgende Formulierungen und Einteilungen:

leichter Frost -0 °C bis ≥ -5 °C
mäßiger Frost < -5 °C bis ≥ -10 °C
strenger/starker Frost < -10 °C bis ≥ -15 °C
sehr strenger/sehr starker Frost < -15 °C

Frostbekämpfung

Insbesondere in Sonderkulturen angewandte Maßnahmen zur Vermeidung von Frostschäden. Dazu gehören

Zu den Maßnahmen, die generell das Klima in Bodennähe verbessern, insbesondere die Temperatur erhöhen sollen, gehört das Bedecken des Bodens mit Matten oder Folien.

Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählen die Beseitigung von Kaltluftseen, die Aufforstung von Kaltlufteinzugsgebieten, die Veränderung von Kaltluftabflüssen oder der Bau von Windschutzanlagen.

Weitere Informationen:

Frostgare

Günstige Krümelung des Oberbodens von Ackerböden, welche durch die Auflockerung und Zerteilung der Bodenschollen beim winterlichen Gefrieren und Wiederauftauen (Volumenänderung des Bodenwassers) entsteht.

Frosthärte

Auch Frostresistenz; als frosthart werden Pflanzenarten, -populationen oder -organe bezeichnet, die gegen niedrige Temperaturen – einige Grad unter dem Gefrierpunkt des Wassers bis etwa −50 °C – unempfindlich sind. Der Begriff bezieht sich auf Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld, wogegen man bei importierten oder Gartenpflanzen eher von Winterhärte spricht.

Jede Pflanze hat einen für sie optimalen Temperaturbereich, der ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet entspricht. Ist die Lufttemperatur zu hoch, erleidet sie einen Hitzeschock und stirbt im Extremfall ab. Wird der Bereich unterschritten, nimmt die Pflanze ebenfalls Schaden (s. a. Kälteschock) und stirbt ganz oder teilweise ab. Ein wichtiger Indikator ist z. B. die Sprossungstemperatur. Bei Pflanzen aus gemäßigten Breiten setzt das Streckungswachstum des Sprosses bei Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt ein, bei tropischen Arten erst bei 12–15 °C.

Die Frosthärte ist eine Eigenschaft fast aller mehrjährigen Pflanzenarten, die auf Breitengraden über etwa 40° leben. Sie hängt einerseits von der chemischen Konsistenz der Pflanzensäfte in Stamm, Stängel, Blättern usw. sowie von deren Bauweise ab, andererseits von der Versorgung mit Nährstoffen – insbesondere mit Kalium – ab. Dieses Element ist für die Regulierung des Wasserhaushaltes in den Zellen zuständig. Eine ausreichende bzw. zusätzliche Versorgung mit Kalium wirkt sich daher günstig auf die Frosthärte einzelner Pflanzen aus.

Zum Ende der Vegetationsperiode wird die Winterruhe durch kürzere Tageslängen und sinkende Nachttemperaturen eingeleitet. Pflanzen, die im folgenden Frühjahr weiter wachsen, reagieren darauf mit einem deutlich geringeren Wassergehalt in ihren Zellen sowie durch Bildung von «Gefrierschutzmitteln» (z. B. Zuckern), die verhindern, dass die wässrige Zellflüssigkeit gefriert und die Zellen zerstört.

Beispiele für Frostbeständigkeit

Apfel- und andere heimische Obstsorten sind fast alle ausgesprochen frosthart, etwas weniger Pfirsiche und Marillen, die beide oft zu Frostaufbruch an den Ästen oder dem Stamm neigen. Auch die in mittleren und höheren Breiten heimischen Sträucher haben Frosthärte bis etwa −20 °C oder kälter, während einjährige Pflanzen im Spätherbst meist abfrieren, verfaulen oder eintrocknen.

Auch bei den Palmen gibt es mehrere Dutzend frostharte Arten. Von den etwa 2000 tropischen Arten verlangen manche allerdings Mindesttemperaturen von 15 bis 20 °C. Doch gibt es darunter einige Arten, die zufolge ihrer Herkunft leichte bis mittlere Frostperioden ertragen. Zu ihnen zählt u. a. die Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei), die z. B. in Ostasien und im Himalaja bis 2400 m Höhe vorkommt.

Besonders frostharte Nadelbäume und Zwergsträucher ertragen Fröste bis unter –50 °C; Fichten überstehen am sibirischen Kältepol Temperaturen von –60 ° bis –70 °C.

Frosthebung

Obwohl jedes Frühjahr die Steine von den Feldern gesammelt wurden, um die Feldarbeiten störungsfrei durchführen zu können, liegen im nächsten Frühjahr wieder neue da. Der Prozess, der die Steine an die Oberfläche bringt, heißt Frosthebung.

Bei Frost hebt sich im Winter der gesamte Oberboden einschließlich der darin enthaltenen Steine, das das in ihm befindliche Bodenwasser unter einer Volumenzunahme von 9 % zu Eis wird.

Der Mechanismus der Frosthebung beginnt mit dem Eindringen der Frostfront von der Oberfläche in den Untergrund, wobei der Stein im umgebenden Feinmaterial festfriert. Durch gerichtetes Wachstum der Eiskristalle kommt es zur senkrechten Anhebung. Durch diesen Frosthub entsteht unter dem Stein ein Hohlraum, der durch das meist wassergesättigte Feinmaterial gefüllt werden kann.

Beim Auftauen des Bodens sackt die Feinerde eher zusammen. Die gröberen Steine können solange nicht zurücksacken, wie der Boden an ihrer Basis noch gefroren ist. Dieser Vorgang wiederholt sich bei jedem Gefrieren, so dass die Steine im Vergleich zum umgebenden Feinboden immer mehr gehoben werden und sich schließlich an der Eroberfläche ansammeln.

Im o.g. Hohlraum können auch Eiskristalle wachsen und durch Frostdruck diese Steine heben. Frostdruck wird teilweise als der einzig effektive Prozess innerhalb der Frosthebung betrachtet.

Das Phänomen der Frosthebung, das Auffrieren von Blöcken und Steinen, tritt nicht nur im Bereich der sommerlichen Auftauschicht bei Permafrost auf, sondern auch bei saisonalem Frost in mittleren Breiten oder Gebirgsregionen. Blöcke und Steine gelangen durch wiederholtes Auffrieren an die Oberfläche. Die jährlichen Hebungsraten steigen bei zunehmender Wassersättigung, Vegetationsfreiheit und tiefer Einbettung in das umgebende Feinmaterial.

Frostschuttzone

In der ökozonalen Gliederung die weitgehend vegetationslose, durch Frostdynamik und Frostverwitterung geprägte Zone, die sowohl in Subpolar- und Polargebieten, als auch bei den Höhenstufen der Hochgebirge auftritt. Pol- bzw. gipfelwärts grenzt sie an die Zone ewigen Schnees und Eises, äquator- bzw. talwärts an die Tundra bzw. die Zone alpiner Matten und Gräser. Die Frostschuttzone ist in Klimaklassifikationen unterschiedlich charakterisiert und stellt einen Teil der durch periglaziale Formungsprozesse (Periglazial) geprägten Gebiete dar.

Der geomorphologische Begriff »Frostschuttzone« kennzeichnet treffend den hier prägenden Entstehungsprozess – die Zertrümmerung des Festgesteins durch die Frostsprengung – eine wiederholte Wechselfolge von Gefrieren und Auftauen. Frostsprengung benötigt Wasser für die mechanische Zerstörung der Gesteine: Es kann in feinste Haarrisse, kleinste Klüfte oder Poren eindringen. Da es beim Gefrieren durch die Eiskristallisation sein Volumen um etwa zehn Prozent vergrößert und der Frost von außen nach innen vordringt, wird ein enormer Druck entwickelt, der Gesteine mühelos zerspringen und scharfkantigen Schutt entstehen lässt. 

Die vorwiegende physikalische Verwitterung in der Frostschuttzone verhindert die Bildung von größeren Mengen Feinmaterial. Flechten, Moose und Gräser liefern nur genügend organisches Material für einen dünnen Ah-Horizont, der zudem noch größtenteils aus Rohhumus besteht, da die Kälte den mikrobiellen Abbau herabsetzt. Der Dauerfrostboden in der Tiefe staut im sommerlichen Auftaubereich das Grundwasser (Gley-Horizont). In Mitteleuropa könne über wasserstauenden Schichten bei Vernässung ähnliche Böden, die sogenannten Pseudogleye, entstehen.

Frosttrocknis

Auch Winterdürre; frostbedingter Trockenschaden bei höheren Pflanzen durch die austrocknende Wirkung winterlicher Luftmassen bei gleichzeitig blockierter Wassernachlieferung aus dem gefrorenen Boden.

Starke Sonneneinstrahlung im Winter und Frühjahr steigert die Verdunstung erheblich. Im Protoplasma kommt es dabei zu starken Wasserverlusten (Transpiration), die jedoch nicht ausgeglichen werden können, weil das Wasser in den Leitbahnen gefroren ist bzw. eine Wasseraufnahme aus dem gefrorenen Boden nicht möglich ist. Schäden durch Frosttrocknis entstehen auch bei Pflanzen mit hoher Frostresistenz und Frostabhärtung.

Frosttrocknis ist besonders in Gebirgen und in subarktischen und arktischen Lebensräumen von Bedeutung. Die Frosttrocknis gilt als Schlüsselfaktor, der die Lage der oberen Baumgrenze in den Gebirgen maßgeblich bestimmt.

Besonders gefährdet sind immergrüne Gehölze, deren Blätter aus diesem Grund in winterkalten Gebieten zur Vermeidung von starken winterlichen Wasserverlusten fast immer xeromorph gebaut sind.

Bereits bei niedrigen Bodentemperaturen ohne Frost kann es zu Problemen mit der Wasserversorgung und damit Pflanzenwelke kommen, da die Transportwiderstände erhöht sind und die Wurzeln nicht mehr wachsen.

Während Pflanzen der Tundra und der Hochgebirge auch bei teilweise gefrorenem Boden noch Wasser aufnehmen können, wird die Wasserversorgung von Pflanzen warmer Gebiete bereits bei 5 bis 10 °C beeinträchtigt. Bei Zitruspflanzen etwa können Austrocknungserscheinungen bereits bei über 0 °C auftreten.

Im Gartenbau schützt man sich z. B. durch eine Abdeckung aus Vlies oder eine Mulchschicht oberhalb der Wurzeln.

Frucht

Nach der Befruchtung entwickelt sich die Blüte zur Frucht, in der die Samen eingeschlossen sind.

Wichtig: Nur bei den Angiospermen spricht man von einer Frucht, da nur hier Fruchtblätter vorhanden sind. Der Begriff Frucht bezeichnet dabei die Blüte im Zustand der Samenreife. Sie schützt die Samen bis zu ihrer Freisetzung. Außerdem dient sie der Verbreitung, entweder indem sie zusammen mit dem Samen verbreitet wird (Bsp: Schließfrüchte) oder die Samen bei ihrer Reife verstreut (Bsp. Öffnungsfrüchte). Während der Fruchtreife vergrößert sich das Gynoeceum, Narbe und Griffel sterben meist ab.

Eine Frucht besteht aus einem oder mehreren Samen, die von einer Fruchtwand (Perikarp) umgeben sind. Das Perikarp wird aus dem Fruchtblatt/den Fruchtblättern gebildet und besteht aus:

Diese drei Einheiten können unterschiedliche Konsistenz annehmen: Fleischig, häutig und verhärtet.

Bei den Öffnungs- oder Streufrüchten ist das Perikarp bei der Samenreife meist trocken. Die Frucht öffnet sich und die Samen werden freigesetzt. Die wichtigsten Formen sind Balgfrüchte (ein Fruchtblatt, Sternanis, Illicium verum), Hülsenfrüchte (ein Fruchtblatt, an der Bauchnaht verwachsen, Erbse, Pisum sativum), Kapseln (zwei bis vier Fruchtblätter, Klatschmohn, Papaver rhoeas) und Schoten als Sonderform der Kapseln (bzw. Schötchen, wenn die Frucht weniger als dreimal so lang wie breit ist. Bsp: Silberblatt, Lunaria rediviva). 

Bei den Zerfallfrüchten spaltet sich die trockene Frucht auf. Entweder entlang der Fruchtblätter (Spaltfrucht, Bergahorn, Acer pseudoplatanus) oder in einsamige Einzelteile (Bruchfrüchte, z. B die Klausen vom Lavendel (Lavandula angustifolia).

Bei den Schließfrüchten bleibt die Frucht bis zur Ausbreitung als Gesamtheit bestehen. Man unterscheidet hier die Beere mit fleischigem Meso- und Endokarp und häutigem Exokarp (Banane, Musa spec., Tomate, Lycopersicon esculentum), die Steinfrucht mit einem fleischigen Mesokarp, einem häutigen Exo- und einem verhärteten Endokarp (Kirsche, Prunus avium, Pflaume Prunus domestica) und die Nussfrucht. Hier sind bei einigen Pflanzenarten Exo-, Meso- und Endokarp verhärtet (Haselnuss, Corylus avellana), bei anderen sind Fruchtwand und Samen verwachsen (Karyopse (oberständiger Fruchtknoten) bei den Süßgräsern oder Achäne (unterständiger Fruchtknoten) bei den Korbblütlern).

Bei den Sammelfrüchten besteht die Frucht aus vielen Fruchtblättern, die alle für sich eine eigene Einheit (Früchtchen) bilden, aber zusammen verbreitet werden. Es gibt Sammelnussfrüchte (Erdbeere, Fragaria vesca), Sammelsteinfrüchte (Himbeere, Rubus idaeus) und Sammelbalgfrüchte (Rittersporn, Delphinium spec.). Eine Sonderform ist der Apfel, Malus sylvestris: Hier sind die Bälge, die ja eigentlich Öffnungsfrüchte sind, von Gewebe der Blütenachse umgeben und somit nicht offen.

(s. a. Befruchtung, Blüte, Samen)

Fruchtbarer Halbmond

Sichelförmiges Gebiet mit reichem Winterregen, das die hügeligen Randbereiche des südwestasiatischen Gebirgsbogens zwischen Palästina und dem Nordwestiran einschließlich des Zweistromlandes (Euphrat und Tigris) umfasst. Damit umschließt es die innerarabischen Trockengebiete Syriens, Saudi-Arabiens und des Irak.

Klimatisch liegt dieses Gebiet in einem Übergangsbereich zur natürlichen mediterranen Steppenzone, deren ursprünglich sehr ausgedehnte Grasländer überaus günstige Bedingungen für Viehhaltung und Getreidebau boten.

Es ist eines der Zentren der neolithischen Revolution. In diesen Gebieten standen als Wildpflanzen Gerste und Weizenarten zur Verfügung, ferner Wicken, Erbse und Lein. Von hier aus gelangte die Kenntnis der Landwirtschaft über Anatolien, Griechenland und die Balkanhalbinsel nach Mitteleuropa.

Auf eine blühende Hochkultur im 5. Jahrtausend folgte ein allmählicher wirtschaftlicher und kultureller Niedergang, an dem neben Überweidung und Bodenerosion die Bodenversalzung der tiefer gelegenen Bewässerungskulturen wesentlich beteiligt waren.

Fruchtfolge

Auch Rotation; geregelte Aufeinanderfolge verschiedener Kulturpflanzen auf ein und demselben Feld mit dem Ziel, die Bodenkräfte bestmöglich auszunutzen und Fruchtfolgeschäden zu vermeiden. Zu diesen zählen starke und oft einseitige Verunkrautung, Gareverluste im Boden und das Ausbreiten bzw. Anhäufen tierischer und pilzlicher Krankheitserreger und Schädlinge. Beispielsweise hat eine zu eng gestellte Fruchtfolge im Zuckerrübenanbau eine problematische Erhöhung des Nematodenbefalls zur Folge. Da die an Zuckerrüben parasitierenden Fadenwürmer weitgehend wirtsspezifisch sind, können sich andererseits in größeren Zeitintervallen des Zuckerrübenanbaus keine hohen, zu fühlbaren Ertragsverlusten führenden Populationsdichten entwickeln.

Die Fruchtfolge wird einerseits durch die Saatzeit-, Bearbeitungs- und Wasseransprüche der Pflanzen, andererseits durch ihre verschiedene Selbstverträglichkeit beziehungsweise die Gefahren der Bodenmüdigkeit bestimmt. Die an einen Standort angepasste Fruchtfolge gehört zur guten landwirtschaftlichen Praxis.

Wichtigste biologische Grundsätze der Fruchtfolge sind:

Fruchtfolgen sind nicht nur auf das regelmäßig bearbeitete Ackerland, also auf die Feldwirtschaft, begrenzt. Sie sind auch beim Wechsel zwischen Ackernutzung und ausdauernden Pflanzenbeständen erforderlich. Es kann sich dabei um den Wechsel mit Grünland (Feldgraswirtschaft), mit Dauerkulturen oder um die Unterbrechung von Monokulturen handeln.

Besondere Ansprüche einiger Kulturpflanzen
Besondere Ansprüche einiger Kulturpflanzen

Quelle: Frei u. Peyer 1990

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Fruchtfolgen, bei denen nur Feldfrüchte miteinander abwechseln (Felderwirtschaft) und solchen, bei denen Feldernutzung mit Grasnutzung wechselt (Wechselwirtschaft).

Vor Einführung der Fruchtfolge herrschte bis etwa ins 8. Jh. n.Chr. in unseren Breiten Landwechsel vor. Damals wurde ausschließlich Getreide in Monokultur so lange auf einem Feld angebaut, bis die Erträge zu stark absanken. Daraufhin wurde neues, bisher ungenutztes oder auch mehrere Jahre brachliegendes Land bewirtschaftet.

Die Anfänge der Alten Dreifelderwirtschaft fallen in diese Zeit (771 erstmals erwähnt). Sie war im 8. und 9. Jh. (Karl der Große) die übliche Bodennutzungsmethode und wurde im größten Teil Deutschlands bis ins 18. Jahrhundert praktiziert. Sie war durch den Flurzwang gekennzeichnet, aus dem sich für die Landwirte die Einhaltung gemeinsamer Bestellungs- und Erntezeiten in der Dorfflur bei gemeinsamer Fruchtfolge ergab.

Die Fruchtfolge der Alten Dreifelderwirtschaft

Winterung

Sommerung

Brache

Roggen, Weizen

Hafer, Gerste, Hirse

(Beweidung)

Über mehrere Jahrhunderte änderten sich diese Verhältnisse kaum.

Ab Mitte des 18. Jh. begann man mit dem Anbau von Futterpflanzen (wichtigste Brachfrucht war der Rotklee) auf der ehemaligen Brachfläche, gegen Ende des 18. Jh. kam der Kartoffel- und dann der Futter- und der Zuc­kerrübenanbau dazu. Der Übergang zur Verbesserten Dreifelderwirtschaft mit Blattfruchtanbau war somit voll­zogen. Sie stellt auch heute noch häufig das Grundschema der Ackernutzung in Deutschland dar.

Die Fruchtfolge der Verbesserten Dreifelderwirtschaft

Blattfrucht und/oder Hackfrucht

Wintergetreide

Sommergetreide

Zuckerrüben

Weizen

Gerste

Die Mehrfelderwirtschaft (18. bis Anfang 20. Jh.) stellt eine naturhaushaltlich ziemlich ausgewogene Fortführung der Verbesserten Dreifelderwirtschaft dar. Auch sie bedeutete eine Wirtschaftsweise mit hohem Selbstversorgungsgrad der Landwirtschaft und einer nahezu vollständigen Wiederverwertung aller Stoffe im landwirtschaftlichen Betrieb.

Veränderte ökonomische Rahmenbedingungen vor allem ab der Mitte des 20. Jahrhunderts bedingten eine Spezialisierung und Intensivierung in der Landwirtschaft West- und Mitteleuropas. Dies führte zu einer Verarmung der Felderfolgen (Neue Dreifelderwirtschaft, Neue Zweifelderwirtschaft). Zur Zeit werden die Ackerflächen in Deutschland trotz einer Vielfalt seiner Standorte von nur vier Fruchtarten beherrscht: Gerste, Weizen, Mais und Raps. Zuckerrüben und Kartoffeln spielen nur regional eine Rolle.

Als Konsequenz der in der modernen Landwirtschaft vereinfachten Fruchtfolge ergibt sich u.a. eine erhöhte Gefährdung durch Schädlinge und Unkrautvermehrung, die mit chemischen Methoden bekämpft werden. Daraus und aus dem nötigen höheren Düngemitteleinsatz folgen hohe Betriebsmittelkosten für den Landwirt.

Es wird alleine am Beispiel der Stickstoffaufwendungen deutlich, daß eine wirklich durchgreifende Verbesserung der ökologischen Situation in den agrarisch betonten Ökosystemen eine erweiterte Fruchtfolgegestaltungsmöglichkeit für den Landwirt voraussetzt, beispielsweise durch die Einbeziehung von nachwachsenden Rohstoffen.

Weitere Informationen:

Fruchtwechselwirtschaft

Anbau mit der Fruchtfolge Blattfrucht-Getreide-Blattfrucht-Getreide. Fruchtwechsel verändern generell die Umweltbedingungen für Schädlinge und Unkräuter und verhindern deren Ausbreitung. Zudem wird der Boden durch die unterschiedlichen Ansprüche der Kulturpflanzen nicht einseitig ausgelaugt.

Frühfrost

Frühfrost - gelegentlich auch Herbstfrost genannt – ist Frost, der noch vor Ende der Vegetationsperiode auftritt.

Dabei werden Kulturen durch früh im Herbst auftretende Fröste geschädigt. Der Schaden beruht auf der Zerstörung der Assimilationsflächen, so dass z.B. im Weinbau keine weitere Zuckereinlagerung in die Beeren mehr stattfindet oder im Mais eine weitere Stärkekonzentration unterbleibt. Schäden treten manchmal auch bei Spätkartoffeln oder Rüben auf.

Functional Food

Als Functional Food(s), dt. funktionelle Lebensmittel, werden in der Regel solche Lebensmittel bezeichnet, die über Nährwert und Genuss hinaus noch eine weitere „Funktion“ besitzen: Ihr Verzehr soll gleichzeitig bestimmten Krankheiten vorbeugen, das Immunsystem stärken oder die Verdauung verbessern. Meist wird diese gesundheitsfördernde Wirkung auf einzelne Stoffe zurückgeführt, die dem jeweiligen Produkt hinzugefügt oder dort angereichert werden. Andere Bezeichnungen für solche Lebensmittel sind Nutraceutical, zusammengesetzt aus nutrition (Ernährung) und pharmaceutical (Arzneimittel) oder auch Designer-Nahrung.

Beispiele für Functional Foods sind:

Eine verbindliche Definition, was genau unter funktionalen Lebensmitteln zu verstehen ist, gibt es noch nicht. Nur wenn die gesundheitsfördernde Wirkung wissenschaftlich eindeutig erwiesen wird, darf damit geworben werden. Mit modernen molekularbiologischen Züchtungsmethoden ist es möglich, Pflanzen so zu verändern, dass sie gesundheitsfördernde Stoffe neu oder in größeren Mengen produzieren.

Funktionelle Lebensmittel sind klar abzugrenzen von Nahrungsergänzungsmitteln, wie z. B. Vitamin- oder Mineralstoffpräparate, die in konzentrierter und dosierter Form, wie Tabletten oder Pulvern, angeboten werden.

Weitere Informationen:

Fünffelderwirtschaft

Im 19. Jh. eingeführtes Fruchtwechselsystem, auch "rheinische Fruchtfolge" genannt. Es ist durch einen 5jährigen Turnus mit folgender Fruchtfolge gekennzeichnet:

Getreide Getreide Hackfrucht Getreide Hackfrucht

Fungizide

Chemische Pflanzenschutzmittel, die die Entwicklung von (Schad-)Pilzen an Kulturpflanzen hemmen oder verhindern. In Deutschland werden Fungizide vorwiegend im Obst-, Wein- und Hopfenbau sowie im Ackerbau für Weizen- und Kartoffelkulturen (gegen Kraut und Knollenfäule) verwendet. Nach Befalls- und Anwendungsort kann man Blattfungizide, Bodenfungizide und Beizmittel unterscheiden. Dem Einsatz von Fungiziden wird neben Produktionserhöhungen auch ein verbessertes Lagerungsverhalten und Frischekonservierung zugeschrieben. Positive Wirkungen betreffen auch Geschmack und äußere Erscheinung.

(s. a. Pestizide)

Furchensaat

Anbautechnik, bei der zur Wasserzuleitung die Saat in Rillen tief gesetzt wird.

(s. a. Dammkultur)

Fusarium

Fusarien sind Schimmelpilze, die meist in pflanzlichem Gewebe wachsen; ihre Gifte können auf diesem Weg in Lebens- und Futtermittel gelangen. Neben Mutterkorn gehören sie zu den wichtigsten Schadpilzen bei Getreide und Mais. Sie vermindern nicht nur die Erträge und Qualitäten, sondern bilden auch so genannte Mykotoxine. Der Verzehr kontaminierten Getreides kann bei Mensch und und Tier die Gesundheit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Die gebildeten Pilzgifte sind im Verarbeitungsprozess weder durch Erhitzen noch durch Konservierung unschädlich zu machen. Alle Getreidearten und viele andere Pflanzen können von Fusarien befallen werden. Mit Abstand am meisten betroffen ist Durum-Weizen, gefolgt von Triticale, Hafer und Weichweizen.

Fusarien gelten als eines der großen ungelösten Probleme der Landwirtschaft.

Futter

Tieren durch den Menschen angebotene Nahrung.

(s. a. Futtermittel)

Futterbau

1. Der Anbau von Kulturpflanzen zur Tierernährung. Das Futter (z.B. Luzerne, Klee, Futterkartoffel, Futterrübe) kann frisch, gesäuert oder getrocknet verabreicht werden. In Deutschland finden sich Betriebe mit vorwiegendem Futterbau vor allem in den Alpen, dem Alpenvorland, in den Hochlagen der Mittelgebirge und in den Marschen.

Der Futterbau liefert in Deutschland einen Großteil des für die Ernährung der Nutztiere notwendigen Grundfutters, wie Gras- und Maissilage. Es gibt zwei grundlegende Formen: den Ackerfutterbau (Feldfutterbau) und die Grünlandnutzung. Beim Ackerfutterbau werden Futterpflanzen meist als Hauptfrucht angebaut, die eine Ackerfläche nahezu über die gesamte Vegetationsperiode belegen (zum Beispiel Mais, Futtergerste). Zur Grünlandnutzung zählen Wiesen, die zur Futtergewinnung gemäht werden, und Weiden, auf denen die Tiere grasen. Der Futterbau nimmt insgesamt 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ein, knapp die Hälfte davon ist Grünland. Die Landwirte erwirtschafteten mit der Erzeugung von Futterpflanzen (ohne Getreide und Körnermais) im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2015 einen Produktionswert von rund sieben Milliarden Euro, das entspricht 13 Prozent des Produktionswerts der gesamten Landwirtschaft Deutschlands. Futtermittel sind die Grundlage für die Herstellung der tierischen Erzeugnisse wie Milch, Fleisch und Eier.

Mit Gras, Mais und Getreide deckt der Landwirt einen großen Teil des Kohlenhydratbedarfs seiner Tiere. Eine andere wichtige Komponente des Nutztierfutters ist Eiweiß, doch die EU produziert nicht genügend Eiweißfutter. Deshalb müssen rund 29 Prozent des in Deutschland im Tierfutter enthaltenen Eiweißes importiert werden – ein Großteil davon als Soja aus Brasilien, Argentinien und den USA.

Durch den seit 1990 stark gestiegenden Anbau von Raps ist auch das bei der Verarbeitung von Ölsaaten anfallende Rapsschrot zu einem mengenmäßig bedeutenden Eiweißträger für die Tierfütterung geworden. Im Jahr 2015 wurden rund 4 Mio. Tonnen Rapsschrot als gentechnikfreie Eiweißkomponente verfüttert.

2. In der Betriebssystematik wird die Betriebsform Futterbau aus den Produktionszweigen Milchviehhaltung und Rindermast und dem zugehörigen Pflanzenbau gebildet.

(s. a. Futterbaubetrieb)

Futterbaubetrieb

Betriebsform in Deutschland, bei der 50 oder mehr Prozent des Standarddeckungsbeitrages aus dem Futterbau und der damit verbundenen Haltung von Milchkühen, Mastrindern, Schafen, Pferden usw. stammen.

Futtergetreide

Vorwiegend als Futtermittel verwendetes Getreide. Dazu zählen Gerste, Hafer, Triticale, Sommermenggetreide, Körnermais (einschließlich Mais für Corn-Cob-Mix, Menggetreide, Sorghum, Buchweizen (Pseudocerealien), Hirse etc. und in den südlichen Regionen Europas auch Roggen. Futtergetreide bedeutet aber nicht, dass dieses Getreide nur verfüttert wird. Ein gewisser Teil wird als Industriegetreide, wie z. B. Braugerste und Getreide für die Alkoholerzeugung und ein geringer Teil auch für die menschliche Ernährung (z. B. Haferflocken, Popcorn) verwendet.

Getreide stellt weltweit das wichtigste Futtermittel dar. Vor allem an Wiederkäuer wird es überwiegend als Ganzpflanzensilage (GPS), z. B. als Roggen-, Gerste- oder Mais-GPS verfüttert. Nach Angaben der FAO wurden 2008/09 35 % der weltweiten Getreideproduktion von 2,23 Milliarden Tonnen als Futtermittel verwendet.

Futtergetreide unterscheidet sich in der Qualität, den weniger guten Mahl- und Backeigenschaften sowie im Preis von Brotgetreide. Der Nährwert ist jedoch ähnlich. Brotgetreide, das aus Gründen der Überproduktion nicht zu Brot verarbeitet werden kann oder qualitative Mängel aufweist, wird ebenfalls als Tierfutter verwendet.

Futtermittel

Alle Produkte pflanzlicher oder tierischer Herkunft, deren organische und anorganische Inhaltsstoffe durch von Menschen gehaltenen Tiere, wie landwirtschaftliche Nutztiere, Sport- oder Heimtiere ohne Risiko für ihre Gesundheit verwertet werden können.

Futtermittel sind heute spezifisch auf die jeweilige Tierart und den Verwendungszweck zugeschnitten und unterliegen in vielen Staaten staatlicher Kontrolle und Zulassungskriterien.

Das deutsche Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch von 2005 bezieht sich bei der Abgrenzung auf EU-Recht: "Futtermittel sind Futtermittel im Sinne des Artikels 3 Nummer 4 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002". Danach bezeichnet der Ausdruck "[...] Stoffe oder Erzeugnisse, auch Zusatzstoffe, verarbeitet, teilweise verarbeitet oder unverarbeitet, die zur oralen Tierfütterung bestimmt sind". Weitere rechtliche Festlegungen gibt es in der ebenfalls auf EU-Recht basierenden Futtermittelverordnung.

In der Regel wird unter dem Begriff Futtermittel die Nahrung für landwirtschaftliche Nutztiere verstanden. Hier ist die Zusammensetzung entscheidend für die Deckung des Nährstoffbedarfs und damit für die Gesundheit und Leistung der Tiere. Nahrung für im Haus gehaltene Kleintiere wird auch als Heimtierfutter bezeichnet. Dieses soll ebenso wie das Nutztierfutter bedarfsgerecht und altersgemäß sein und den Tieren schmecken.

Man unterscheidet vereinfachend nichtmarktgängige Futtermittel (Gras, Heu, Silage), die hauptsächlich an Wiederkäuer verfüttert werden, von marktfähigen Futtermitteln (Getreide, Getreidesubstitute, Ölkuchen, Mischfutter usw.), die an alle Tiere verfüttert werden können. Diese Trennung ist nicht problemlos, da im landwirtschaftlichen Betrieb erzeugte Futtermittel sowohl den Status von wirtschaftseigenen Futtermitteln als auch von Handelsfuttermitteln (z.B. Getreide, Knollen und Wurzeln, Heu, Stroh, Maissilage) einnehmen.

Mögliche Einteilung verschiedener Futtermittel
Futtermittel - Schema

Quelle: DVT

Gebrauchswert- und einsatzorientierten Aspekten folgt die Einteilung in Grobfutter (relativ reich an Gerüstsubstanzen) und Konzentrate (hoher Energie- und/oder Proteingehalt). Zum Grobfutter zählen vor allem Grünfutter, Grünfutterkonservate (Silagen, Heu, Trockengrünfutter) und Stroh mit ihrem überwiegenden Einsatz in der Wiederkäuerfütterung. Die Konzentrate bilden vorrangig oder ausschließlich die Komponenten von Futterrationen bzw. -mischungen für Schweine und Geflügel.

Daneben dienen Konsistenz und Wassergehalt (u.a. Raufutter, Saftfutter, Trockenfutter), Hauptinhaltsstoffe (energiereiche Futtermittel, eiweißreiche Futtermittel, Mineralfutter) Komponentenzahl (Einzelfuttermittel, Mischfuttermittel) und Verwendungszweck (Alleinfutter, Ergänzungsfutter) zur Einteilung bzw. Bildung von Futtermittelgruppen.

Die einzelnen Futtermittel besitzen eine unterschiedliche regionale Bedeutung. Während in den Industrieländern am Anfang der neunziger Jahre ca. 60 % der Getreideproduktion verfüttert wurde, betrug dieser Anteil in den Entwicklungsländern nur ca. 16 %, aber mit schnell steigendem Anteil. Das bedeutet, dass immer mehr vom Menschen direkt nutzbare pflanzliche Produkte an Nutztiere (auch aquatische Tiere) verfüttert werden.

Auch zwischen den Kulturarten bestehen global große Unterschiede. Von der Gerste dienten ca. 87 % zur Verfütterung, vom Mais 68 %, vom Sorghum 50 %, vom Weizen ca. 23 %, bei Berücksichtigung seiner Nebenprodukte (z.B. Kleie) ca. 32 % und beim Reis nur ca. 8 %. Der wertmäßige Anteil der Futtermittel an den Vorleistungen der Landwirtschaft stieg von 17,1 % (1953/54, aBl) auf 27,0 % (1995/96, D).

Insgesamt dienen fast drei Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche der EU der Erzeugung von Futtermitteln. In der EU basiert die Fütterung überwiegend auf den im Binnenmarkt landwirtschaftlich erzeugten Futtermitteln sowie den Rückständen der Ölmühlen (eiweißreiche Beiprodukte aus Ölfrüchten, wie z.B. Sojaschrot) der Getreideverarbeitung (Kleie), der Zuckerfabriken (Trockenschnitzel) und der Getränkeherstellung (Biertreber, Schlempe, Trester). Der Import von Getreidesubstituten in die EU, wie z.B. Tapioka, spielt mengenmäßig eine untergeordnete Rolle, obwohl derartige Importe die Preisbildung innerhalb der EU erheblich beeinflussen können.

Die Futtermittelindustrie ist durch eine zunehmende vertikale Integration entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette geprägt. Die größten Futtermittelhersteller beschränken sich nicht nur auf die Futterproduktion, sondern integrieren auch den internationalen Handel mit den wichtigsten Rohstoffen, seien es Getreide, Ölpflanzen oder Mineralstoffe. So finden sich in der Liste der größten Mischfutterhersteller der Welt zugleich einige der wichtigsten Getreidehändler, etwa Cargill, ADM (Archer Daniels Midland) oder die chinesische COFCO (China National Cereals, Oils and Foodstuffs Corporation).

Diese Unternehmen besitzen ein weltweites Netz von Lagerhäusern, Getreidemühlen, Hafenanlagen und Frachtflotten. So betreiben die US-Unternehmen Cargill und ADM einerseits eigene Silos und Umschlagsanlagen in den großen Sojaanbauzentren Argentiniens und Brasiliens, anderseits Getreidespeicher und Ölmühlen in Deutschland.

Größte Mischfutterhersteller 2010
Größte Mischfutterhersteller 2010

Quelle: Best / Brot für die Welt

Viele der Mischfutterfabrikanten gehören zudem zu den größten Viehhaltern und Fleischerzeugern, darunter Tyson, Cargill, Smithfield, Brasil Foods und Charoen Pokphand (CP). Das US-Unternehmen Tyson Foods ist der zweitgrößte Fleischerzeuger der Welt und betreibt eigene Hühner- und Schweinefarmen. Cargill unterhält Feedlots für die Rindermast und seine eigenen Schlachthäuser. Smithfield Foods gehört zu den bedeutendsten Schweinemästern und expandiert nun auch in Europa. Brasil Foods ist das zweitgrößte brasilianische Lebensmittelunternehmen und produziert Hühner- und Schweinefleisch. Auch der größte thailändische Nahrungsmittelkonzern Charoen Pokphand (CP) verwendet beträchtliche Teile seines selbst erzeugten Mischfutters in den eigenen Hühner-, Hähnchen- und Schweineställen. CP ist auch in der Aquakultur tätig, vor allem der Garnelenaufzucht. Die Firma betreibt auch die gastronomische Vermarktung in Form einer eigenen Restaurantkette. All diese Unternehmen integrieren Futtermittelproduktion, Tiermast, Schlachtung und Fleischverarbeitung im eigenen Konzernverbund.

(s. a. BfdW, Veredelung)

Weitere Informationen:

Futtermittelimporte

Veränderte Ernährungsgewohnheiten (verstärkte Nachfrage nach tierischen Eiweißen), gestiegene Verkehrskapazitäten, weltweite Marktbeziehungen, Marktmacht von Agrarhandelskonzernen und politischer Druck von Seiten der USA haben seit den 60er Jahren Futtermittelimporte in die EU permanent steigen lassen. Importfutter wird in der Regel zu Kraftfutter, hochkonzentrierten pflanzlichen Eiweißerzeugnissen, zusammengemischt.

Hinzu kommen aber auch ein tiefgreifender Wandel in den Tierhaltungssystemen, wie die Intensivierung der Tierhaltung und der Züchtung, eine Verschiebung der Nachfrage zu sogenanntem „weißen“ Fleisch (vor allem Geflügel) sowie eine lange Phase äußerst niedriger Agrarpreise.

Diese Art der Ernährung mit einem hohen Anteil an Fleisch, Milch, Eiern und anderen tierischen Produkten verbraucht nicht nur sehr viele Ressourcen, wie Ackerfläche, Wasser und Energie, sondern ist außerdem sehr ineffizient in der Verwertung pflanzlicher Energie. Die Risiken dieses Konsummusters verschärfen sich in dem Maße, wie weltweit immer mehr Menschen diese Ernährungsweise anstreben und auch bezahlen können. Dennoch bleibt es ein exklusives Konsummodell, das den Ausschluss des größten Teils der Menschheit beinhaltet. Es setzt voraus, dass nicht alle Menschen gleichermaßen auf die natürlichen Ressourcen der Erde zugreifen.

Der Einsatz von importierten Futtermitteln stellt einen bedeutenden Eintrag von Nährstoffen in die Nährstoffketten bzw. -kreisläufe dar. Für die alten Bundesländer betrug er in der Mitte der 90er Jahre ca. 500.000 t Stickstoff und 190.000 t Phosphat.

Die Futtermittelimporte sind für die von der Bretagne über die Niederlande, die Region Vechta/Cloppenburg bis nach Dänemark reichenden Intensivmästereien in ihrer gegenwärtigen Struktur unerläßlich. Die dortigen Massentierhaltungen weisen Viehzahlen von ca. 5.000 Schweinen oder 100.000 Hühnern pro Anlage auf. Die Futtervorräte dieser bodenunabhängigen Viehhaltung würden jeweils nur für einige Tage reichen.

Eine Reduzierung der Importmengen zugunsten eines erhöhten Einsatzes europäischer Futtermittel hätte schwere Handelsauseinandersetzungen mit den USA zur Folge. Schon der Einführung der EG-Marktordnungen mit dem Abschöpfungssystem bei Getreide 1967/68 waren Verhandlungen mit den USA vorausgegangen. Dabei hatte sich die damalige EG gegenüber den USA verpflichtet, keine Zölle auf Baumwolle, Sojabohnen, Lein- und Flachssaat sowie Ölkuchen zu erheben. Künftig hatten alle EG-eigenen Pflanzen, die vordem den Eiweißanteil im Futter stellten, gegen die billigere Soja-Konkurrenz der mächtigen Agrarhandelskonzerne keine Chance mehr. Daneben wurden zollfreie Futtermittel aus den USA (z.B. Maiskleber) zunehmend mit zollpflichtigen Futtermitteln (Getreide) vermischt. Auf eine verstärkte Kontrolle und eine Besteuerung der Importe wurde von der EU aus handelspolitischen Gründen ausdrücklich verzichtet.

Rasch wurde von den Konzernen die Dritte Welt als Lieferant für pflanzliches Eiweiß mit einbezogen. Beispielsweise wurden die Anbaugebiete für Tapioka in Thailand oder die für Soja in Brasilien stark ausgeweitet. Millionen Hektar Urwald wurden gerodet, starke ökologische Probleme stellten sich ein. Flächen, die arme Nationen eigentlich für die Nahrungsmittelproduktion der einheimischen Bevölkerung benötigten, wurden für Exportkulturen eingesetzt. Wirtschaftliche Abhängigkeiten entstanden. 1991 stammten 64 % der Futtermittelimporte der EU aus Entwicklungsländern. Ein rascher Verzicht der EU auf Importe aus Entwicklungsländern hätte für diese gravierende ökonomische Folgen.

Brasilien, ein Land, das vor 1964 den Eiweißträger Soja kaum kannte, ist nach den USA zum zweitgrößten Sojaexporteur geworden. Der Grundstock für den Soja-Boom war mit Hilfe von Geldern der Interamerikanischen Entwicklungsbank gelegt worden, nachdem mit wohlwollender Unterstützung der USA die Militärs an die Macht gekommen waren. Eine Untersuchung der Universität São Paulo über die wichtigsten Anbaugebiete im Süden des Landes ergab: 88 % des Soja-Anbaus erfolgen auf Flächen, die früher in der Regel arbeitsintensiven Nahrungsmittelkulturen gewidmet waren, wie z.B. Reis, Bohnen, Maniok, Kartoffeln, Zwiebeln, Milchwirtschaft und Schweinezucht. Auf Flächen, auf denen diese Produkte früher von sieben bis acht Arbeitskräften für den lokalen Markt angebaut wurden, benötigt man heute für den Anbau von Soja in den riesigen Monokulturen nur noch einen Arbeiter.

2008 importierte Deutschland etwa 17% der eingesetzten Futtermittel aus dem Ausland (Stand 1982/1983: 13%). Ein Großteil davon entfällt auf Soja und Sojaprodukte, von denen in den Jahren 2008-2010 durchschnittlich 35 Mio. t eingeführt wurden, was einer Fläche von 2,8 Mio. ha entspricht. Neben Umweltauswirkungen in den Erzeugungsländern und durch den Transport verursacht der Futtermittel-Import in Verbindung mit dem gleichzeitigen Export tierischer Produkte sozusagen einen „Import organischer Dünger“.

Entwicklung der Futtermittelimporte nach Deutschland
Entwicklung der Futtermittelimporte nach Deutschland

Quelle: SRU

Futtermittelimporte gleich „virtuellem Flächenimport“

Wenn Deutschland landwirtschaftliche Erzeugnisse importiert, wird für deren Anbau in den Herkunftsländern Fläche in Anspruch genommen. Die Landwirtschaftsfläche selbst wird nicht importiert, jedoch deren „Leistung“. Es liegt somit ein „virtueller Flächenimport“ vor. Die „Leistungen“ der Anbauflächen stehen in den Erzeugerländern für den Eigenbedarf nicht mehr zur Verfügung. Etwaige Umweltbelastungen, die infolge der landwirtschaftlichen Produktion von Exportgütern verursacht werden, müssen vor allem von den Erzeugerländern getragen werden.

Deutschland nutzte 2015 für die Erzeugung pflanzlicher und tierischer Lebensmittel für den inländischen Konsum im In- und Ausland eine Fläche von 19,4 Mio. ha. Im Inland standen aber nur 14,2 Mio. ha für den Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung (StBA 2018a). Folglich ist Deutschland Nettoimporteur von „virtuellen Agrarflächen“. (UBA)

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Futtermittelzusatzstoffe

Auch Futterergänzungsstoffe; Stoffe, die dem Futter von Nutztieren zugesetzt werden, um die Produktion zu erhöhen (Ergotropika) und Krankheitsausfälle zu vermindern. Solche Stoffe liefern zwar keine Nährstoffe, beeinflussen aber u.a. Aussehen, Geruch, Geschmack, Konsistenz oder Haltbarkeit der Futtermittel, unterstützen oder verbessern die Verarbeitung und den Einsatz der Futtermittel, wirken diätetisch und verbessern die tierischen Leistungen und die Produktqualität. Futter-Zusatzstoffe können die Freßlust der Tiere anregen, die Verdauung und Resorption der Nahrung im Darmsystem fördern, Wachstum, Mast und Milchproduktion erhöhen, Krankheitserreger in den (durch Überzüchtung anfälligen) Tieren bekämpfen, als Beruhigungsmittel dienen, den Verderb der Futtermittel verhindern oder deren Transport- und Verabreichungseigenschaften verbessern. Futterzusatzstoffe vermögen teilweise auch den Ausstoß von Stickstoff und Phosphor zu senken.

Unter anderem unterscheidet man zwischen Antibiotika, Antioxidantien, aroma- und appetitanregenden Stoffen, Arzneimitteln, Hormonen und hormonähnlichen Substanzen, Konservierungsstoffen, Säureregulatoren und Vitaminen.

In einer umfassenderen Bedeutung zählen zu den Zusatzstoffen auch solche, die wie herkömmliche Futtermittel zur Deckung des Energie- und Nährstoffbedarfs der Tiere dienen.

Weitere Informationen:

Futterpflanze

Als Grünfutter oder Silage zur Viehzucht oder Viehmast verwendete Kulturpflanzen. Gewöhnlich handelt es sich um Pflanzen, bei denen die gesamte oberirdische Pflanzenmasse für die Futterproduktion verwendet wird.

Neben den Gräsern auf Wiesen und Weiden gehören besonders viele Leguminosen dazu, wie Klee, Lupine, Luzerne, Esparsette, Wicke und Felderbsen, aber auch Roggen vor der Blüte, Grünmais, Markstammkohl, Senf vor der Reife, Spörgel, Buchweizen, Futterrübe und Hirsearten.

Futterrüben

Wurzelfrüchte, die als Viehfutter angebaut werden. Die Futterrübe ist mit der Zuckerrübe verwandt. Die Futterrüben sind meist walzenförmig und weiß, gelb, rosa oder rot – je nach Sorte. Die hoch aus dem Boden ragenden Futterrüben gehören zu den Hackfrüchten, die gegen Unkraut empfindlich sind, so dass das Unkraut ausgehackt werden muss. Futterrüben sind sehr ertragreich und ertragssicher. Sie liefern im Durchschnitt 1.000 Dezitonnen (dt) Früchte pro Hektar. Außerdem kann das Kraut verfüttert werden; meist wird es zu Silage verarbeitet. Die Rüben werden im Frühjahr mit einer Einzelkornsämaschine gesät und im Herbst mit einem Rübenvollernter geerntet. Dabei schneidet die Maschine zunächst das Kraut ab. Die Rübe wird mit einer Schar angehoben und dann über Transportbänder in einen Bunker der Maschine transportiert. Die meisten Rüben werden über den Winter in Mieten gelagert und vor dem Verfüttern geschnitzelt. Insgesamt hat der Anbau von Futterrüben abgenommen. Mit 0,05 % der Fläche kommt dem Futterrübenanbau in Deutschland keine bedeutende Rolle zu.

Futterwerbung

Die Gewinnung von Heu und Gärfutter (Silage) als Futterausgleichsmethode.

Futterwirtschaft

Gesamtheit aller Maßnahmen, die der Erzeugung, Beschaffung und Lagerung wirtschaftseigener und wirtschaftsfremder Futtermittel und ihrem zweckbestimmten Einsatz in der Viehhaltung dienen.

Future

In Bezug auf Menge, Qualität und Liefertermin standardisierter Terminkontrakt auf ein bestimmtes Gut. Eine Vertragspartei verpflichtet sich hierbei, eine definierte Menge z.B. eines Finanztitels zu einem festgesetzten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt in festgelegter Qualität an einen bestimmten Ort zu liefern. Die andere Vertragspartei verpflichtet sich zur Abnahme. Man unterscheidet zwischen Financial Future (Finanzterminkontrakt) und Commodity Future (Warenterminkontrakt). Der Handel erfolgt an eigenen Terminbörsen wie z.B. der Eurex. Das bedeutet, dass der Terminhandel für alle Terminhändler rund um die Welt zentralisiert ist.

Ursprünglich wurde Terminhandel von Landwirten und Kaufleuten geführt. Heute sind Terminkontrakte für fast jede Ware und jedes Finanzinstrument erhältlich.

Die Mehrzahl der Trader kauft und verkauft Futures als Spekulationsgeschäft. Sie sind nicht an der eigentlichen, physischen Ware interessiert und nehmen deren Lieferung nicht entgegen.

Unternehmen, die Rohstoffe brauchen, können Terminkontrakte nutzen, um ihre Rohstoffpreise abzusichern und profitabel zu arbeiten.
Verkäufer hingegen können ihre Waren zu garantierten Kursen verkaufen und vermeiden damit das Risiko ungünstiger Volatilität am Markt zum Liefertermin.

Beispielsweise könnte der Verkäufer 1.000 Tonnen Weizen zum Verkauf anbieten. Das Getreide wird gerade angebaut und erst in einigen Monaten geerntet. Käufer und Verkäufer einigen sich auf einen Ausübungspreis von $ 50 pro Tonne. Der Gesamtpreis beträgt also $ 50.000. Der Liefertermin ist in 12 Wochen, nach der Ernte. Zum Liefertermin zahlt der Käufer den vereinbarten Ausübungspreis und der Verkäufer liefert ihm dafür die 1.000 Tonnen Weizen.

Bei diesen Spekulationen gehen Finanzakteure, wie Banken, Hedgefonds, Pensions- und Staatsfonds, bewusst Risiken ein, indem sie auf steigende oder fallende Nahrungsmittelpreise setzen, in der Hoffnung, schnell hohe Gewinne zu erzielen. In der Folge sind die Weltagrarmärkte gewissermaßen „finanzialisiert“, das heißt: Die Gesetzmäßigkeiten der Finanzmärkte und die Motive der Finanzakteure bestimmen und treiben immer mehr die Preise von Nahrungsmitteln wie Weizen, Mais, Soja, Zucker, Kaffee und Kakao. Auch die Spekulation mit Erdöl treibt die Nahrungsmittelpreise, da die industrielle Landwirtschaft sehr stark chemisch-synthetische Beiz- und Spritzmittel sowie Kunstdünger einsetzt. Wenn Preise explodieren werden Nahrungsmittel für in Armut lebende Menschen unbezahlbar.

Laut Studien der Weltbank, der UNCTAD und des International Food Policy Research Institute (IFPRI) trieben Finanzspekulanten in den Jahren 2007/2008 die Getreidepreise in die Höhe. In Äthiopien stiegen die Maispreise um 100 Prozent, in Uganda um 65 Prozent und in Tansania um 54 Prozent. Die Weizenpreise stiegen in Somalia um 300 Prozent, im Senegal um 100 Prozent und im Sudan um 90 Prozent. Nahrungsmittel wurden für viele Familien unbezahlbar. Die rasant steigenden Preise für Lebensmittel führten zu Hungerprotesten in 61 Ländern. Die Zahl der Hungernden stieg um mehr als 100 Millionen und überschritt im Jahr 2009 erstmals die Rekordmarke von einer Milliarde Menschen.

Fynbos

Fynbos ist ein Biom im Südwesten Südafrikas. Es wird in die Vegetationstypen Renosterveld und verschiedene Typen von Fynbos gegliedert. Während der Westen dieses Gebietes durch ein typisches Winterregenklima mit mehr oder weniger ausgeprägter Sommertrockenheit gekennzeichnet ist, sind die Niederschläge im Osten der Kapregion ohne deutliches jahreszeitliches Maximum über das Jahr verteilt. In Zeiten heißer und trockener Wetterperioden kommt es zu Buschfeuern, die das Vegetationsbild entscheidend mitbestimmen.

Der Name Fynbos (von niederländisch fijnbosch) bezieht sich auf die als Bauholz ungeeigneten schlanken Stämme der Sträucher und ließe sich als „feingliedriges Gebüsch“ übersetzen.

Die sehr artenreiche Fynbosvegetation wächst in einem 100 bis 200 km breiten Küstenstreifen zwischen den Städten Clanwilliam (im Hinterland der Westküste) und Port Elizabeth (Südostküste) und ist Teil der Kap-Florenregion (Capensis). Man unterscheidet Küsten-Fynbos und Berg-Fynbos.

Ebenfalls großflächig kommen Heidekrautgewächse (Ericaceae) in mehreren Hundert Arten vor. Die mit den Gräsern verwandten Restionaceen – nur wenige Arten kommen außerhalb des Fynbos vor – prägen feuchte Standorte, den restioiden Fynbos. Als vierte Komponente des Fynbos gelten die Geophyten – rund 1.400 Arten, davon allein 96 Gladiolus-Arten und 54 Lachenalia-Arten.

Nutzung

Von wirtschaftlicher Bedeutung ist von den vorkommenden Pflanzenarten z. B. der Rotbusch (Aspalathus linearis), der wild gesammelt und in der Region um die Zederberge auch in großem Stil angebaut wird. Als Rotbusch- oder Rooibostee ist er eines der wichtigen landwirtschaftlichen Exportprodukte des Kaplandes. Auch der Honigbusch-Tee (Honeybush) wird aus Pflanzen des Fynbos gewonnen, mehrere endemische Arten der Leguminosengattung Cyclopia werden hierfür gesammelt. Proteenblüten werden als langlebige Schnittblumen gehandelt und für den europäischen Markt mittlerweile auch in Spanien angebaut. Viele Arten der Fynbosflora werden in mediterranen Klimaregionen als Zierpflanzen verwendet (z. B. Aloe-Arten, Pelargonium-Arten) oder sind in kühleren Regionen als Kalthaus- und Balkonpflanzen in Kultur. Zur Hauptblütezeit ein beliebtes touristisches Ziel für ausländische Touristen, bietet der Fynbos ganzjährig ein wichtiges Naherholungsgebiet für den Großraum Kapstadt. Weite Teile der Fynbosvegetation werden durch die Vergrößerung der Agglomeration um Kapstadt, eine sich ausweitende Landwirtschaft (z. B. Obstbau) und die Ausbreitung fremdländischer Pflanzenarten bedroht. Zahlreiche Pflanzen des Fynbos sind bereits ausgestorben, weit über 1.000 Arten gelten als vom Aussterben bedroht oder gefährdet. Es werden Anstrengungen unternommen, durch Reservate repräsentative Teile der Vegetation zu erhalten, z. B. im West-Coast-Nationalpark und den Reservaten des Weltnaturerbes Cape Floral.