Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

B

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Bacillus thuringiensis (Bt)

Bodenbakterium, das ein für Fraßinsekten giftiges Kristallprotein bildet; es wird als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt.
Das wirksame Protein wird von den Bt-Bakterien in einer ungiftigen Form (Protoxin) gebildet. Erst im Darm bestimmter Fraßinsekten (Raupen) wird es in eine giftige Variante (Delta-Endotoxin) umgewandelt, die über spezifische Rezeptoren an die Darmwand der Insekten bindet und diese zerstört.

Mit Bacillus thuringiensis-Präparaten werden seit langem viele Schadinsektenarten bekämpft. Man geht davon aus, dass sie – im Gegensatz zu vielen chemischen Insektiziden – für den Menschen harmlos sind. Deshalb sind sie auch im ökologischen Landbau zugelassen.

Mit Hilfe gentechnischer Verfahren können die aus Bt-Bakterien isolierten Wirkstoff-Gene (Bt-Protein) auf Pflanzen übertragen werden,

bei Mais sind dies etwa Cry 1Ab, Cry 1Ac und Cry 9c. Diese unterscheiden sich sowohl in der Länge, als auch bei den verwendeten Promotoren. Je nach Bt-Gen-Variante differieren die transgenen Maissorten sowohl bei der Menge des Bt-Proteins als auch bei dessen Verteilung in der Pflanze. So produzieren einige Bt-Maissorten das Bt-Protein vor allem im Stängel, andere hingegen in allen Pflanzenteilen.

Diese produzieren nun in ihren Zellen den für Fraßinsekten giftigen Wirkstoff. Auf diese Weise sind bei verschiedenen Kulturpflanzen gentechnisch vermittelte Insektenresistenzen erzeugt worden. Weltweit werden in mehreren Ländern Bt-Mais und Bt-Baumwolle angebaut.

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Badlands

Bezeichnung für von tiefen, eng stehenden Erosionsrinnen zerschnittene Gelände in ariden Gebieten. Badlands sind trockenes Gelände, in dem weicheres Sedimentgestein und tonreiche Böden stark erodiert sind.

Verbreitung

Badlands sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis zu finden, am häufigsten dort, wo es unverfestigte Sedimente gibt. Sie sind oft schwer begeh- und passierbar und eignen sich nicht für die Landwirtschaft.

Bekannte Badlands befinden sich in den Vereinigten Staaten zum Beispiel im Badlands-Nationalpark in South Dakota, im Bereich der Grand Staircase in Utah und Arizona, oder im Hell’s Half Acre bei Casper (Wyoming). In Kanada sind Badlands weit verbreitet in den Kanadischen Badlands in der Nähe von Drumheller in Alberta. In Deutschland gibt es Badlands zum Beispiel am Fuße der Burg Gleichen und der Veste Wachsenburg zwischen Gotha und Erfurt und am Rand des Höhenzuges Bedhard in der Eifel bei Bitburg. In Kroatien sind im Zentrum der Halbinsel Istrien nordöstlich des Dorfes Sterna ausgedehnte Badlands in Form sogenannter Mergel-Dünen ausgebildet. Sie befinden sich im „weißen Istrien“, wie die Karst-Landschaft Istriens auch genannt wird. In Frankreich sind Badlands etwa in den Jura-Mergeln rund um die Hochflächen der Causses weit verbreitet und kommen auch in den roten Tonsteinen der Umgebung des Lac du Salagou vor. Spanien weist ebenfalls Badlands auf, so etwa bei Las Médulas in der Provinz León.

Ursachen

Obwohl die Topografie von Badlands meist natürlichen Ursprungs ist, wurden Badlands auch künstlich durch Zerstörung der Vegetationsdecke, Überweidung, sauren Regen oder saure Minenentwässerung geschaffen. Ein Beispiel für Badlands, die durch den Bergbau entstanden sind, ist die römische Goldmine von Las Médulas in Nordspanien. Die Cheltenham Badlands in Caledon, Ontario, sind ein Beispiel für Badlands, die durch schlechte landwirtschaftliche Praktiken entstanden sind.

Bagasse

Faserige Überreste der Zuckerfabrikation aus Zuckerrohr und Sorghumhirse, das als Nebenprodukt beim Auspressen des Pflanzensaftes entsteht. Dabei fallen bei 100 Tonnen Zucker aus Zuckerrohr etwa 34 Tonnen Bagasse als Nebenprodukt an. Bagasse besteht zu 40 bis 60 Prozent aus Cellulose, zu 20 bis 30 Prozent aus Hemicellulose und etwa zu 20 Prozent aus Lignin.

Nutzung

Die Bagasse kann in Industrie und Viehhaltung verwendet werden. Sie kann ferner energetisch als Festbrennstoff genutzt werden. Dies geschieht in der Regel bereits in der Zuckerfabrik, wo die Energie aus der Verbrennung zur Erzeugung der bei der Zuckerproduktion benötigten elektrischen Energie und Wärme genutzt werden kann. Wird das Lignin entfernt und der Rest mit Zuckerrohrmelasse und eiweißhaltigen Futtermitteln gemischt, kann Bagasse auch an Vieh verfüttert werden.

Stofflich wird Bagasse vor allem in der Zellstoffindustrie zur Herstellung von Pappen (Verpackungsmaterial, Bagasseschalen) und Baumaterialien genutzt. Die enthaltenen Hemicellulosen, vor allem das aus dem C5-Zucker Xylose aufgebaute Polysaccharid Xylan kann chemisch-technisch und enzymatisch zur Gewinnung von Grundchemikalien, vor allem Furfural und Lävulinsäure, genutzt werden und ist entsprechend auch für eine Nutzung in der integrierten Bioraffinerie von Interesse.

Bananen

Bananen, engl. banana, fr. banane, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Bananengewächse (Musaceae) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen). Die etwa 70 Arten stammen – bis auf eine Art in Tansania – alle aus dem tropischen bis subtropischen Asien und westlichen Pazifikraum.

Einige Arten und Hybriden bilden essbare Früchte, von denen die der Dessertbanane (Musa × paradisiaca) zum Teil für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden.

Wuchsform

Die einkeimblättrige, krautige Staude (kein Baum!) hat einen etwa 8 m hohen Scheinstamm. Der Stamm weist von Beginn an seine endgültige Dicke auf, da er aus den Blattscheiden gebildet wird. Im Gegensatz dazu weist bei Bäumen, die zu den zweikeimblättrigen Pflanzen gehören, der Stamm einen Höhen- und Dickenwachstum auf. Die Bananenstaude besitzt sehr große, längliche und ungeteilte Blätter, die bis zu sechs Meter lang und einen Meter breit werden können. Im Freiland erscheinen Bananen oft ein wenig zerrupft. Der Grund liegt darin, dass die großen Blätter einreißen, was ein Schutz vor Schäden durch zu starken Wind oder heftige Regenfälle ist. Die Bananenstaude stirbt nach Bildung der Früchte, etwa zehn bis zwölf Monate nach der Pflanzung, ab.

Früchte

Bis eine Bananenpflanze blüht und Früchte trägt, dauert es ca. 14 bis 18 Monate. Die Früchte reifen in etwa drei Monaten. Die Banane als Frucht ist botanisch gesehen eine Beere. Die Beere ist dadurch gekennzeichnet, dass zahlreiche Samen von Fruchtfleisch umgeben sind. Während die Wildbanane relativ kleine samenreiche Früchte hervorbringt, enthält die größere Obstbanane keine Samen, sondern nur Reste der Samenanlagen – diese sind als schwärzliche kleine Punkte in der Banane noch zu erkennen. Unreife Früchte sind reich an Stärke, mit zunehmender Reife wird Stärke in Zucker umgewandelt.

Vermehrung

Die Banane wird durch Vögel oder Fledermäuse fremdbestäubt. Selbstbefruchtung ist durch den unterschiedlichen Blühzeitpunkt der getrennt stehenden männlichen und weiblichen Blüten nicht möglich. In Kultur werden Bananen vegetativ über Schösslinge vermehrt, da die Pollen steril sind. Die Früchte entwickeln sich dann durch Parthenokarpie.

Herkunft

Die Banane stammt ursprünglich von den südostasiatischen Inseln. Es gibt zwischen fünfzig und hundert verschiedene Bananenarten. Araber brachten sie wahrscheinlich schon im ersten Jahrhundert n.Chr. nach Afrika. Von dort gelangte die Banane mit den Portugiesen um 1500 auf die Kanarischen Inseln, Europa und nach Südamerika.
Das Wort "Banane" stammt aus dem Arabischen und bedeutet "Finger". Der schwedische Botaniker Carl von Linné (1707-1778) benannte die Pflanze nach dem römischen Arzt Antonius Musa (50 v. Chr.).

Anbau

Bananen wachsen in tropischen und subtropischen Regionen, bevorzugt im so genannten Bananengürtel um den 30. Breitengrad. Bananen benötigen, um sich optimal entwickeln zu können, feucht-warmes Klima und eine Temperatur um etwa 27 °C. Möglichst 1.500 Sonnenstunden jährlich oder mehr und eine hohe Luftfeuchte sind weitere Voraussetzungen. Die Bananenpflanze wächst am besten auf flachen, gut belüfteten und sandigen Lehmböden. An solchen Orten sind Bananenernten bis zu 50 t/ha möglich.

Bananen werden für den Export in Monokulturen auf Plantagen angebaut, die häufig intensiv mit Pflanzenschutzmitteln versehen werden. Monokultur, Herbizide und Pestizide führen zu ökologischen Schäden in den Anbauregionen und zu gesundheitlichen Schäden bei den Angestellten. Ein typisches Beispiel ist das bereits Ende der 1970er Jahre in den USA verbotene Nematizid DBCP, welches auch danach in Bananenerzeugerländer exportiert wurde und bis heute Gesundheitsschäden verursacht.

Die Pflanze benötigt große Mengen an Wasser. Die Bananenstauden wachsen auf den Plantagen in der Regel zwei Jahre, sie tragen nur einmal Früchte. In den Ländern, in denen Bananen für den Export angebaut werden, wachsen diese auch meist wild. Ein Anbau im Wald unter schattigen oder halbschattigen Bedingungen ist dabei genauso möglich wie ein Anbau unter direkter Sonneneinstrahlung.
Ökologisch nachhaltiger Anbau setzt daher auf Mischkulturen, erlaubte chemische Mittel im ökologischen Anbau sind zum Beispiel Essig und Kalialaun.

Logistik

Die Logistik – also der Transport, die Lagerung, die Bereitstellung und Verteilung – ist entscheidend dafür, dass z.B. in Deutschland Bananen gekauft werden können. Angefangen mit dem Verpacken der in unreifem grünen Zustand auf den Plantagen geernteten Bananen, über den Transport von dort zu den Häfen, wo sie mittlerweile hauptsächlich in Kühl-Containern auf Containerschiffe verladen werden, ihre Verschiffung innerhalb von 14 Tagen über den Atlantik in das niederländische Vlissingen, das als Drehscheibe für den Bananenimport in Nordeuropa fungiert, bis zu ihrer Verteilung in die Reifezentren der Länder, wo sie weiterhin in den Kühlcontainern gelagert werden, bis der Groß- oder Einzelhandel eine bestimmte Menge ordert – hinter all dem steht ein enormer technischer Aufwand, inklusive der digitalen Kommunikationstechnologien.

In dieser gesamten Lieferkette verkörpert sich unter anderem großes Wissen über die biologischen Stoffwechselprozesse der Banane und über die auf sie Einfluss nehmenden modernen Technologien, die es ermöglichen, das Reifen zu unterbrechen und wieder in Gang zu setzen. Denn damit die schnell verderbliche Banane nicht als brauner Matsch in der Frischeabteilung der Supermärkte liegt, muss sie grasgrün geerntet werden. Da sie das Reifegas Ethylen abgibt, wird 90-mal pro Stunde die Luft in den Kühlcontainern gewechselt; die Transporttemperatur liegt bei 13 °C. So wird die Reifung während des Transports weitestgehend unterbunden. Sensoren überwachen die Parameter. Erst wenn sie in den Reifezentren angekommen ist und der Groß- oder Einzelhandel eine bestimmte Menge bestellt, wird exakt die bestellte Menge von einem Reifemeister angegast – so der Terminus technicus – durch die Zugabe von Ethylen. Ihre Reifung wird dadurch wieder angeschoben, und die Bananen landen halbwegs gereift beziehungsweise angereift im Supermarkt.

Die Komplexität der Logistik zusammen mit der gesamten technischen Einflussnahme des Menschen an vielen unterschiedlichen Stellen - Anbauort, Anbaubedingungen, Sortenwahl, EU-Binnenmarkt mit seinen Verordnungen und Handel - formen die Banane in ihrer Beschaffenheit, ihrer Materialität. Dies bringt Wissenschaftler dazu, von der Banane als einem Biofakt (von lat. bios für Leben und facere für machen) zu sprechen: Die Banane als nach den Wünschen des Menschen technisch gestaltete Natur.

Wirtschaft

Die Banane ist das wichtigste Welthandelsprodukt hinter Weizen, Mais und Zucker. Im Jahr 2016 wurden weltweit etwa 113,3 Mio. t Bananen auf einer Anbaufläche von 5,5 Mio. ha geerntet. 2016 ernteten 20 Staaten 87,0 % der Weltbananenernte. Der weltweit größte Produzent war Indien mit 29,1 Mio. t. Es folgten VR China mit 13 Mio. t, Indonesien mit 7 Mio. t, Brasilien mit 6,7 Mio. t und Ecuador mit 6,5 Mio. t.

Nicht alle Hauptanbauländer für Obstbananen spielen auch für den Export eine Rolle. So wird z. B. in Brasilien, China, Indien und Thailand im Wesentlichen für den Eigenbedarf produziert. Diefünf Hauptexportländer waren 2013 Ecuador (5,4 Mio. t), die Philippinen (3,3 Mio. t), Guatemala (2,0 Mio. t), Costa Rica (1,9 Mio. t) und Kolumbien (1,5 Mio. t).

Hauptimporteure waren weltweit die Europäische Union (7,2 Mio. t), die USA (4,5 Mio. t) und Russland (1,3 Mio. t). Deutschland importierte 2013 rund 1,3 Millionen Tonnen Bananen, womit die Banane nach dem Apfel die Frucht mit der zweithöchsten Verzehrmenge ist.

Beim internationalen Bananenhandel spielten wenige transnationale Handelsunternehmen fast von Beginn an eine alles dominierende Rolle. Von den 1800er bis in die 1980er Jahre besaßen United Fruit Company/Chiquita, Standard Fruit Company/Dole und delMonte große Plantagen in Zentral- und Südamerika und anderen produzierenden Regionen und steuerten von den USA aus in vertikal integrierten Ketten Produktion, Handel, Transport und Vermarktung, ja selbst die Politik in den jeweiligen Ländern zu ihren Gunsten. Diese mit Korruption und anderen Verbrechen verbundene Form der Abhängigkeit schwacher Staaten führte zum Begriff der Bananenrepubliken.

Auf dem Höhepunkt ihrer Macht kontrollierten die großen "Multis" in den 1980er Jahren zwei Drittel des Bananenhandels. Seither haben sie an Marktmacht verloren, sich nach und nach aus der eigenen Produktion zurückgezogen und kaufen stattdessen Bananen von unabhängigen Produzenten bzw. haben feste Kontrakte mit Produzenten.

Gründe für die veränderte Strategie des Rückzugs aus der Produktion bzw. der Fokussierung auf Markt- und Verteilungsnetzwerke:

Nutzung

Es werden hauptsächlich drei Bananensorten genutzt: die Obstbanane, die Mehl- oder Kochbanane und die Textilbanane.

Das Fruchtfleisch vieler Sorten der Obstbanane Musa × paradisiaca und anderer Hybriden ist essbar. Die Zuchtbananen bringen es heute zusammen auf über 1000 Kreuzungen und Varianten. Die mehlig-süße Obstbanane oder Dessertbanane wird frisch verzehrt, sie enthält ca. 70 Prozent Wasser, reichlich Kohlenhydrate in Form von Stärke und Zucker und geringe Mengen der Vitamine A, B und C. Teilweise wird mit ihr auch Likör und Bananenmark für Süßwaren produziert.

Die Kochbanane hat sehr hartes, weißlich-gelbes Fruchtfleisch, das im Geschmack mild bis leicht säuerlich ist, es muss für den Verzehr gebraten, gekocht oder getrocknet werden. Im europäischen Handel spielt sie kaum eine Rolle, aber in den Erzeugerländern dient sie als Grundnahrungsmittel. Die Blätter der Banane dienen als Viehfutter, werden zum Bauen und Dachdecken verwendet oder dienen oft als eine Art Serviertablett oder geschmackstragende Back- und Grillhülle. Die Blüten (auch als „Bananenherzen“ bezeichnet) werden als Gemüse gekocht (Indien). In Afrika wird auch Bananenbier gebraut.

Die Textilbanane (Musa textilis) - der Manilahanf - wird auf den Philippinen angebaut. Die Fasern der Blätter werden zum Herstellen von Papier oder Tauen genutzt. Da diese Fasern sehr resistent gegen faulen im Süß- und Salzwasser sind, waren sie früher für die Herstellung von Schiffstauen sehr wichtig.

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Bannwald

Bezeichnung für eine geschützte Waldfläche (Schutzwald) mit dem Ziel der Aufrechterhaltung von Schutzfunktionen des Waldes mit – je nach gültigem Landesrecht – unterschiedlichen Nutzungsbeschränkungen bis hin zu vollständigem Nutzungsverbot.

Entsprechend seiner Aufgaben unterscheidet man:

Je nach Waldrecht gibt es hierbei Überschneidungen und Unterschiede zwischen den Begriffen Bannwald, Schutzwald und Erholungswald.

Die forstwirtschaftliche Nutzung ist weiterhin erlaubt und bei Schutzwäldern sogar ausdrücklich erwünscht (außer in Baden-Württemberg). Untersagt ist sie hingegen in Kernzonen von Naturschutzgebieten. Kein Bannwald ist das unter Waldbann fallende forstliche Sperrgebiet (befristet gesperrtes Waldstück) oder das befristete Jagdgebiet oder Wildschutzgebiet (während der Jagdzeit oder Zeiten wie Brunft und Aufzucht für Zutritt gesperrte Gebiete).

Der Begriff Bann stammt aus dem Mittelalter. Bannwald stand damals für ein Waldgebiet (Bannforst), in dem das Recht der Nutzung (Forstbann) dem Landesherrn vorbehalten war. Dies galt zunächst nur für Jagd (Jagdbann) und Fischerei, später auch für die übrige Nutzung des Waldes (Wildbannforst). In den Gebirgstälern der Schweiz war der Bannwald zum Schutz vor Lawinen, aber auch zur Sicherstellung von Holz für Verbauungen von Wildbächen vorgesehen. Bannbriefe aus dem 14. Jahrhundert erwähnen Lawinenschutz, Schutz vor Steinschlag und Uferschutz.

In der Schweiz ist der Begriff Bannwald eng mit der für viele Gebirgstäler entscheidende Schutzfunktion des Gebirgswaldes gegen Naturgefahren verbunden. Neben dem Schutz gegen Steinschlag und Lawinen war die räumliche Steuerung der Waldnutzung (lokaler Holzmangel) ein wichtiges Motiv. Oft wurde die Sicherung von Holz für bestimmte Zwecke mit der Schutzfunktion verbunden. Der gebannte Waldbestand im Umkreis von Wildbächen und Flüssen sicherte durch sein Wurzelwerk einerseits die Ufer und lieferte andererseits den für die Verbauung notwendigen Holzvorrat. Die ältesten bekannten Bannbriefe stammen aus dem alten Land Schwyz und den Talschaften des Kantons Uri. Im Vordergrund standen zum Beispiel 1337 am Lauerzersee die Nutzungsregelung, 1339 im Muotatal der Uferschutz (lantweri) und das Köhlereiverbot, 1382 in Flüelen der Schutz vor Steinschlag und 1397 in Andermatt der Lawinenschutz. Vom 15. Jahrhundert an sind Waldbannungen verbreitet anzutreffen, im Alpenraum vorwiegend mit dem Schutzmotiv, im Mittelland der Schweiz als Instrument der Nutzungsregelung (Holz, Weide, Streue, Äste, Harz).

Basen

Alkalisch wirkende Verbindungen von Calcium und Magnesium, die Säuren im Boden neutralisieren.

Basensättigung

Bezeichnung für den prozentualen Anteil basischer Kationen (Ca2+, Mg2+, K+ und Na+) an der Kationenaustauschkapazität (KAK). Sie steigt mit zunehmendem pH-Wert des Bodens. Calcium (Ca), Magnesium (Mg), Kalium (K) sind wichtige Bodennährstoffe, daher lässt eine Angabe über die Basensättigung einen Rückschluss auf die Bodenfruchtbarkeit zu.

In Mineralböden sind Basensättigungen von über 80 % optimal. Eine Basensättigung von 80 % bedeutet, dass 80 % des Kationenbelages der mineralischen und ggf. vorhandenen organischen Austauscher des Bodens aus den genannten Ionen besteht, während 20 % der Kapazität mit H+ und Al3+-Ionen belegt sind. Der Anteil einzelner Ionen an der KAK wird als Ca-Sättigung, K-Sättigung, Mg-Sättigung usw. bezeichnet.

In carbonathaltigen Böden (z. B. Rendzina, Terra fusca) werden häufig Basensättigungen von nahezu 100% erreicht, was bedeutet, dass an der KAK fast ausschließlich Ca2+, Mg2+, K+ und Na+-Ionen beteiligt sind.

Die tatsächliche Verfügbarkeit der vorhandenen (austauschbaren) Kationen für die Pflanzenernährung ist abhängig von der Bodenfeuchte.

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Basisprämie

Form der Direktzahlung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Sie basiert auf einem System von Zahlungsansprüchen. Diese Zahlungsansprüche werden den Betriebsinhabern im Jahr 2015 neu zugewiesen. Die alten Zahlungsansprüche haben am 31. Dezember 2014 ihre Gültigkeit verloren.

Anstelle der bisherigen einheitlichen Betriebsprämie gibt es seit 2015 bis zu vier verschiedene Prämienelemente in der ersten Säule der GAP. Die Gewährung der Basisprämie ist mit der Greening-Prämie verbunden. Mit der Umverteilungsprämie werden die ersten Hektare eines Betriebes bessergestellt. Landwirte bis 40 Jahre erhalten eine Junglandwirteprämie. Die Zahlungen sind an die Einhaltung von Standards gebunden (Cross Compliance).

Wie die Betriebsprämienregelung wird auch die Basisprämienregelung in Deutschland zunächst auf regionaler Ebene angewendet, und zwar von 2015 bis 2018.
Zwischen 2017 und 2019 werden die Wertunterschiede der Zahlungsansprüche zwischen den Regionen schrittweise abgebaut, so dass ab 2019 alle Zahlungsansprüche in Deutschland einen einheitlich hohen Wert haben.

Bauer

In der Landwirtschaft tätiger Unternehmer mit einem ausgeprägtem Bewusstsein gegenüber seinem Berufsstand, seinen Betriebsmitteln und seinem Heimatraum. Mit der heute gebräuchlichen Bedeutung wird der Begriff (auch Hofbauer) seit dem Hochmittelalter verwandt.

Weitere Kennzeichen des Bauerntums:

Die Attribute des Begriffes Bauer werden häufig denen des Farmers (traditionslos, geringe Bodenverbundenheit, ausschließlich marktorientiert, unternehmerisches und geldorientiertes Denken) der angelsächsischen Neusiedlungsländer gegenübergestellt. Inzwischen haben sich beide Typen in ihren Verhaltensmustern stark angenähert.

(s. a. bäuerlicher Familienbetrieb, Farm, Landwirt)

bäuerliche Landwirtschaft

Agrarsoziologischer und agrarpolitischer Begriff, der darauf abzielt, dass die Grundbesitzverhältnisse Auswirkungen auf die ländliche Sozialstruktur, auf die Agrarökonomie und auf die Ökologie haben. Vielfach wird der bäuerliche Familienbetrieb als Gegenmodell zur industriellen Landwirtschaft beschrieben. Nur ein Landwirt, der eigenes Land bewirtschaftet, ist demnach ein Bauer. Einer solchen „bäuerlichen Landwirtschaft“ werden im Vergleich zur „Agrarfabrik“ eine Reihe von positiven Eigenschaften zugeschrieben, darunter vor allem ökologische und soziale Nachhaltigkeit, die auf die Verbindung von Eigentum und Arbeit zurückgeführt werden. Der Agrarindustrie werden dagegen extreme Arbeitsteilung, Arbeitsplatzreduzierung und kapitalintensive Rationalisierung zugeschrieben. Dass die Industrialisierung der Landwirtschaft starke Produktivitätserfolge vorweisen kann und sich die globale Agrarproduktion deutlich gesteigert hat, wird dabei nicht bestritten. Die ökologischen und sozialen Kosten dafür seien aber zu hoch.

Kritiker dieser Sichtweise betonen dagegen, dass nicht automatisch davon ausgegangen werden könne, dass „bäuerliche Landwirtschaft“ ökologisch oder sozial nachhaltiger sei, als andere Organisationsformen der Landwirtschaft.

Bäuerliche Landwirtschaft

Der Begriff »bäuerliche Landwirtschaft« nimmt Bezug auf die landwirtschaftliche Vergangenheit und assoziiert umgangssprachliche Begriffe wie Bauernhof. Bäuerliche Landwirtschaft war lange Zeit ein Begriff für eine rückwärtsgewandte Wirtschaftsweise, ist jedoch mittlerweile positiv besetzt, vonseiten der Landwirtschaft und ihrer Interessenvertretung genauso wie in der Gesellschaft und Politik (Hiß 2016; Theuvsen et al. 2017, S. 71 f.). »Bäuerlich« oder »Bauer« ist Teil des Namens wichtiger landwirtschaftlicher Interessenverbände (Deutscher Bauernverband, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft). Bäuerliche Landwirtschaft wird in der Regel mit dem bäuerlichen Familienbetrieb gleichgesetzt, der seit Langem ein wichtiges Leitbild der deutschen Agrarpolitik ist (Böhme 2014; Theuvsen et al. 2017, S. 73). Bäuerliche Landwirtschaft wird nicht in erster Linie an der Betriebsgröße festgemacht. Vielmehr gibt es verschiedene, komplexe Annäherungen, wie die folgenden exemplarischen Beschreibungen bäuerlicher Landwirtschaft zeigen:

  • »Bäuerlichkeit – Bäuerliches Leben, Denken und Wirtschaften – bedeutet Verbundenheit mit Hof, Natur und Heimat, Verantwortung für Tiere, Boden und Pflanzen, weitgehend selbstverantwortliches Arbeiten, Denken in Generationen und Kreisläufen, Arbeiten im Zusammenhang mit der Familie oder anderen engen Sozialbeziehungen. Ziel bäuerlichen Wirtschaftens ist natürlich ein möglichst gutes Einkommen, aber stets vor dem Hintergrund des Erhalts von Arbeitsplatz und Hof – und nicht die kurzfristige Maximalrendite von Kapital ohne Rücksichten auf Inhalt und Standort der Produktion« (AbL 2015).
  • »Soziale, ökologische, tierschützerische, ökonomische, globale und generative Verträglichkeit sind die Säulen einer bäuerlichen Landwirtschaft« (AgrarBündnis 2001).
  • »Bäuerlichkeit (ist) als Wirtschafts- und Lebensstil zu verstehen, der unter historischen Bedingungen entwickelt wurde und einen Ausgleich zwischen ökonomischen, sozialen und ökologischen Interessen und Anforderungen auf den Höfen organisiert hat« (Thomas 2015)
  • »Eine bäuerliche Landwirtschaft ist eine auf zukünftige Generationen ausgerichtete Erzeugung von Mitteln zum Leben, welche eine selbständige, eigenverantwortliche und ressourcenschonende Wirtschaftsweise pflegt, die Umwelt schützt, die natürliche Artenvielfalt erhält und Mitgeschöpfe und Schöpfung respektiert« (KLB, 2017).
  • »Bauer sein heißt, einen erfüllenden Beruf in selbständiger Entscheidung und Verantwortung gegenüber Mensch, Tier und Natur auszuüben – für die Erzeugung von Lebensmitteln und Energie, in der Verpflichtung für Familie, Eigentum und ländliche Gemeinschaft. […] Wir sind […] unternehmerisch im Denken, bäuerlich im Herzen, unserem Eigentum verpflichtet und verwurzelt in der Region« (DBV 2011).

Die verschiedenen Beschreibungen weisen eine deutliche Verknüpfung von bäuerlicher Landwirtschaft mit den Leitbildern Nachhaltigkeit und multifunktionale Landwirtschaft auf (Theuvsen et al. 2017, S. 73; Thomas 2015). Außerdem ist die regionale Verankerung ein weiteres Merkmal, das vielfach mit bäuerlicher Landwirtschaft in Verbindung gebracht wird (Theuvsen et al. 2017, S. 74).

Schließlich stellt der Begriff bäuerliche Landwirtschaft eine Verbindung mit der Vergangenheit als etwas Erhaltenswertem her. Die heutigen Vorstellungen sind aber nicht mit der bäuerlichen Landwirtschaft der Vergangenheit gleichzusetzen. Sie war eine Lebens- und Wirtschaftsform, die überwiegend auf den vor Ort vorhandenen sozialen und natürlichen Ressourcen basierte und vorrangig der Versorgung der Sozialgemeinschaft des Hofes mit Lebensmitteln diente, wobei der Verkauf von Überschüssen am Markt zweitrangig war (Hiß 2017). Eine solche traditionelle Landwirtschaft existiert nur noch in der Form der Semisubsistenzbetriebe in einigen ost- und südeuropäischen EU-Ländern, insbesondere in Rumänien (Kap. 2.3.1). In Deutschland und den anderen west- und nordeuropäischen Ländern ist diese traditionelle bäuerliche Landwirtschaft faktisch nicht mehr vorhanden.

Für den bäuerlichen Familienbetrieb gibt es ebenfalls keine allgemein anerkannte Definition, er ist kein Begriff des deutschen und europäischen Agrarrechts (Böhme 2013, 2014). Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat 2014 das Internationale Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe begangen (FAO 2014). In diesem Kontext hat die FAO über 36 verschiedene Definitionen von bäuerlichem Familienbetrieb aus Wissenschafts-, Regierungs- und NGO-Kreisen zusammengetragen und ausgewertet. Der am häufigsten genannte Punkt war, dass die Familie den landwirtschaftlichen Betrieb auf eigene Rechnung führt und die Arbeit auf dem Betrieb hauptsächlich von Familienangehörigen verrichtet wird. Daneben nehmen die ausgewerteten Definitionen auf die Größe des Betriebs, den beschränkten Zugang zu Ressourcen wie Land und Kapital sowie die Landwirtschaft als Haupteinkommensquelle Bezug (Garner/de la O Campos 2014; Theuvsen et al. 2017, S. 74). Die Ergebnisse aus verschiedenen globalen Abschätzungen zeigen, dass weltweit landwirtschaftliche Familienbetriebe (»family farms«) 90 bis 98 % aller landwirtschaftlichen Betriebe ausmachen und diese Familienbetriebe 53 bis 77 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche bewirtschaften (Graub et al. 2016; Lowder et al. 2016).

Die Abgrenzung von »bäuerlich« ist im Einzelfall schwierig, da verschiedene Formen von Familienbetrieben bzw. -unternehmen in der deutschen Landwirtschaft bestehen (Tab. 2.7). Viele Betrachter werden vermutlich die Mehrzahl der Familienbetriebe, insbesondere in Form der Einzelunternehmen, und einen großen Teil der Mehrfamilienkooperationen als bäuerlich einstufen. Uneinheitlicher wird das Meinungsbild im Hinblick auf landwirtschaftliche Familienunternehmen ausfallen, die häufig aus der Weiterentwicklung von Familienbetrieben entstanden sind, sowie hinsichtlich der Familienholdings, bei denen der Bezug zum Familienbetrieb oft nur noch eine ferne Tradition und außerlandwirtschaftliches Kapital für den Aufbau entscheidend ist (Böhme 2014; Theuvsen et al. 2017, S. 75). [...]

In der Bevölkerung wird bäuerliche Landwirtschaft assoziiert mit Familienbetrieben, die klein sind, mit wenigen Maschinen arbeiten und vergleichsweise mehr Kontakt zu ihren Tieren haben, sowie mit Direktvermarktung. Die Wahrnehmung in der Bevölkerung ist mit nostalgischen bzw. romantischen Vorstellungen verbunden, wobei viele die bäuerliche Landwirtschaft im Verschwinden sehen (Zander et al. 2013). Der bäuerliche Familienbetrieb entspricht in der Wahrnehmung der Bevölkerung eher einem Ideal- denn einem Realtypus. Im Begriff bäuerliche Landwirtschaft schlagen sich gesellschaftliche Vorstellungen nieder von regional verankerten, familiengeführten Betrieben begrenzter Größe, die nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit, jedoch nicht primär unter finanziellen Aspekten geführt werden, mit dem Ziel, sie zu gegebener Zeit an die nachfolgende Generation weiterzugeben (Theuvsen et al. 2017, S. 76 f.)

Quelle: TAB Arbeitsbericht Nr. 188, 2021

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bäuerlicher Familienbetrieb

In der Landwirtschaft werden unter dem Begriff bäuerlicher Familienbetrieb im allgemeinen jene Betriebe verstanden, in denen

Der Familienbetrieb wird nicht durch den Umfang der Nutzfläche, sondern nur durch die Arbeits- und Verdienstmöglichkeit charakterisiert, die er einer normalen bäuerlichen Familie zu bieten vermag. Während "Familienbetriebe" durch das Überwiegen der familiären Arbeitsleistung klar abgrenzbar sind, wird der Begriff "bäuerlich" je nach Standort und Zeitpunkt unterschiedlich definiert, entsprechend auch die Kombination beider Worte mit ihrem Leitbildcharakter. Von diesem Leitbild unterscheidet Gottschewski (1994) folgende Ausprägungen:

Seit 1958 ist es erklärtes Ziel der EWG, den landwirtschaftlichen Familienbetrieb zu erhalten und zu fördern.
Von der Politik wird der Begriff dynamisch gesehen, als einer, der sich der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung, dem steigenden Lebensstandard, den wachsenden Einkommenserwartungen und den technischen Entwicklungen anpaßt. Insofern beinhaltet er auch Aufstockungen. In Deutschland rückt man ab dem Agrarbericht 1988 schrittweise von einer "strukturellen" Leitbildinterpretation ab, so daß "die Betriebe unabhängig von Betriebsgröße, Organisationsform, Arbeitsverfassung und Betriebssystem grundsätzlich gleichrangig zu behandeln sind" (Agrarbericht 1993). Formulierungen in den Agrarberichten kennzeichnen die teilweise Abkehr vom bäuerlichen Attribut und seine flexible Deutung in der Politik. Die fast beliebige Verwendung der hier politischen Vokabel macht ihren Gebrauch in diesem Rahmen fragwürdig.

Teilweise wird das von Regierungen und Bauernverbänden hochgehaltene Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebs oder auch das der US-amerikanischen family farm als Mythos kritisiert, da die Realität des ablaufenden Strukturwandels nicht im Einklang mit dem Leitbild steht. Erklärt wird die Persistenz dieses Mythos u.a. mit der breiten Zustimmung, die die Vorstellung eines naturverbundenen, auf eigener Scholle mit Familienarbeitskräften wirtschaftenden Bauern findet, ebenso wie mit der Zustimmung zu dem Jeffersonian ideal, das die Idee des Farmers als Rückgrat der Demokratie und des ländlichen Lebens sowie als Basis einer beständigen Regierung enthält.

In Deutschland ist das Leitbild vor allem deshalb fragwürdig geworden, weil es den realen Verhältnissen zumindest in Ostdeutschland nicht entspricht, auch wenn manche LPG-Nachfolgeunternehmen als Familienbetriebe geführt werden.
Als Argumente für die Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe werden u.a. folgende Argumente angeführt:

Bauernbefreiung

Die Bauernbefreiung war eine wesentliche Reform in der Landwirtschaft im 18. und 19. Jahrhundert mit dem Ziel, die grundherrschaftlichen Bedingungen abzuschaffen. Daneben wendete sie sich auch gegen Erbuntertänigkeit, Frondienste und Grundherrschaft sowie gegen ständische Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt. Sie begann mit der Aufhebung der Leibeigen­schaft 1781 in Österreich und erfuhr eine Beschleunigung durch die Französische Revolution. In Preußen erfolgte sie v.a. durch die Reformen des Freiherrn vom Stein (1807) und des Staatskanzlers von Hardenberg (1811 und 1816). Die Bauernbefreiung war 100 Jahre nach ihrem Beginn zuletzt in Rußland abgeschlossen. Mit der Aufhebung der genannten Bindungen an den Grundherrn unterstanden von nun an die Bauern dem allgemeinen Recht. Allerdings wurden Eigentumsrechte an Land nur an "spannfähige" Bauern vergeben. Es entstand damit eine Landarbeiterschicht, gleichzeitig wurde der Großgrundbesitz vermehrt, da an die Grundherren bei Übernahme des Landes durch die Bauern Land als Entschädigung abgegeben werden mußte.

In Deutschland wurde die Bauernbefreiung durch Staat und Bürgertum getragen, der Adel versuchte sie zu verhindern, die ländliche Bevölkerung einzelner Gebiete gab ihr durch Unruhen oder Revolten nur indirekt Impulse. Ein wichtiges Motiv für die Bauernbefreiung war die Vorstellung, daß freies Eigentum die wirtschaftliche Aktivität steigert; von einem freien Tagelöhner erwartete man die 3 - 5fache Arbeitsleistung eines Formbaren. Tatsächlich äußerte sich die Befreiung vor allem in Gebieten mit Gutswirtschaft in intensiverer Bodennutzung. Hemmend für diese Entwicklung wirkte sich der Ablösemodus für Zinsen und Dienste aus. Der Gutsherr wurde zum Gutsbesitzer, seine Ländereien konnte er durch den Landzuwachs im Zuge der Ablösung beträchtlich vergrößern, Geldabfindungen wurden in Beteiligungen an Bergbau, Industrie und Eisenbahnen oder für den Ankauf von Gütern investiert. Die Zahlung von Ablösungsrenten für Zehnten, Zinsen und Frondienste verursachten eine wachsende Verschuldung des bäuerlichen Grundeigentums. Daraus folgende Zwangsverkäufe kamen vornehmlich den Gutsbesitzern zugute.

Bauernhaus

Das Bauernhaus bildet das Hauptgebäude des bäuerlichen Gehöfts, das durch Wirtschaftsgebäude ergänzt wird. In Verbindung mit den räumlichen Elementen Hofstatt, Einfriedung, Nutzungsanteilen in Feld und Wald ergibt sich eine rechtliche Betriebseinheit. Eng in Zusammenhang mit der Ortsform (Dorfgrundriss) und landschaftlichen Gegebenheiten entstanden spezifische Haus- und Gehöftformen, im Unterschied zum städtischen Bürgerhaus.

Die geographische Betrachtung verschiedener Hausformen, Hofformen bzw. Gehöftformen erschöpfte sich lange darin, die Verbreitungsgebiete von funktionalen und konstruktiven Typen und ihre Grenzen räumlich festzulegen und so bestimmte "Hausformenlandschaften" voneinander abzugrenzen. Als Grundformen werden dabei unterschieden: das Einhaus, welches Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dach zusammenfasst, und das Gehöft, welches sich anhand der spezifischen Anordnung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden um einen Hofraum weiter untergliedern lässt.

Die Ursachen für die räumlich differenzierte Ausbildung wurden und werden in den natürlichen (Witterung, Baumaterialien), den ökonomisch-landwirtschaftlichen (Ackerbau, Viehhaltung), und rechtlich-sozialen Bedingungen (Erbsitten, Besitzgröße, Reichtum) sowie der bäuerlichen Kultur und Lebensweise oder - heute überholt - in der ethnischen Prägung gesehen. Bezeichnungen wie fränkisches Gehöft, Niedersachsenhaus oder Friesenhaus erklären sich aus diesem Verständnis. Heute dominieren die Volkskunde und die Architekturgeschichte die Erforschung der Haus- und Gehöftformen mit Blick auf Fragen der erhaltenden Weiternutzung vor Ort und der Präsentation vor allem in Freilichtmuseen . Die historische Umweltforschung betont ergänzend dazu vor allem die wechselseitigen Beziehungen zwischen Haus und Hof als einer funktionierenden Stätte, seinen Betriebsflächen und seiner natur- und kulturgeographischen Umwelt.

Man unterscheidet eine Reihe von Konstruktionsbesonderheiten: z. B. Dach- oder Wandhaus, Ein- oder Vielhaus, Block- oder Fachwerkbau. Aus der Mischung dieser und anderer Elemente (z. B. traditionelle Schmuckformen) entstanden Hofformen, die sich landschaftlich stark unterscheiden.

In Süddeutschland stehen unterschiedliche Einhäuser und Gehöftgruppen kleinräumig nebeneinander. Der agrarökologische Unterschied zwischen Gebirge und Vorland, zwischen lössbedeckten Acker- und Weinbauregionen und von der Grünlandwirtschaft beherrschten Räumen kommt hierin sichtbar zum Ausdruck. Welch große Vielfalt im Einzelnen hinter den generalisierten Typen steht, zeigt beispielhaft die (vereinfachte) Aufgliederung des Schwarzwalds in der Abbildung.

Bauernhausformen im Mittleren und Südlichen Schwarzwald
Bauernhausformen im Mittleren und Südlichen Schwarzwald

Quelle: Haversath, J.-B. und Ratusny, A. (2002): Bauernhaustypen. In: Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland/5. – Dörfer und Städte / Institut für Länderkunde, Leipzig (Hrsg.). Mitherausgegeben von Klaus Friedrich, Barbara Hahn und Herbert Popp. Heidelberg, Berlin: Spektrum Akademischer Verlag, 2002, S. 48f.

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Bauernhof

Bezeichnung für einen landwirtschaftlichen, teils auch kombiniert land- und forstwirtschaftlichen Betrieb, beziehungsweise auch für die Hofstelle mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden dieses Betriebes.

Bauernlegen

Zerschlagung bäuerlicher Familienbetriebe und Einziehung der Hofstelle durch den Grund- oder Gutsherrn mit den Mitteln der Vertreibung oder des Aufkaufs. Das Bauernlegen wurde insbesondere in England im 15./16. Jh. und in Mittel- und Ostdeutschland im 17./18. Jh. durchgeführt, um in größeren Gutsbetrieben rentabler wirtschaften zu können. Diese bauernfeindliche Vorgehensweise des Adels setzte vor allem dann ein, als der Landbedarf nicht mehr durch Wüstungen oder extensiv genutzte Areale gedeckt werden konnte. Eine häufig gebrauchte Vorstufe zum Bauernlegen bildete das Zerschlagen von Hufengütern in Nachsiedlerbetriebe, wie z.B. Gärtner- oder Kossätenstellen. Beispielsweise wurden 1621 in Mecklenburg diejenigen Bauern, die kein erbliches Leiherecht an ihren Hufen nachweisen konnten, zu Zeitpächtern erklärt und damit künftigem Bauernlegen schutzlos überlassen.

Neben dem Adel waren es in Altdeutschland seit dem 12. und 13. Jahrhundert Klöster (vor allem Zisterzienser, in geringerem Maße Prämonstratenser u.a. sowie Ritterorden), die durch Bauernlegen neue Gutswirtschaften anlegten. Ein Widerspruchsrecht bestand für die Bauern nicht. Die neu entstandenen oder die vergrößerten Gutshöfe hießen Grangien. Sie wurden i.d.R. von Laienbrüdern, sog. Konversen (von der Welt bekehrte, aber nicht zu Geistlichen werdende Personen) bewirtschaftet. (s. a. Vergüterung)

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Bauernmarkt

Form der Direktvermarktung, bei der die Bauern ihre eigenen Erzeugnisse ohne zwischengeschaltete Verarbeitungs- und Vermarktungsunternehmen auf Wochenmärkten oder täglich beschickten Märkten direkt an die Verbraucher verkaufen. Herkunft, Erzeugung und Verarbeitung sind daher für die Verbraucher sofort nachvollziehbar. Allerdings sind die Grenzen zwischen Wochenmärkten und Bauernmärkten fließend.

Meist sind keine Händler oder hohe Anteile zugekaufter Ware auf dem Bauernmarkt zu finden. Die Betreiber von Bauernmärkten verlangen in der Regel, dass ausschließlich selbst erzeugte Produkte zum Verkauf angeboten werden, zugekaufte Ware muss von Landwirten aus der Region stammen. Damit wollen Organisatoren und Erzeuger das Vertrauen der Verbraucher für sich gewinnen und sich von den Wochenmärkten abgrenzen. Bauernmärkte sind als Form der Direktvermarktung ein wichtiges Standbein für landwirtschaftliche Betriebe.

In der früheren UdSSR spielten Bauernmärkte (Kolchosmärkte) eine bedeutende Rolle bei der Versorgung der städtischen Bevölkerung. Die Mitglieder von Kolchosen verkauften dort die Erzeugnisse ihres privaten Hoflandes.

Bauernregeln

Gereimte Wetterregeln aus den regionalen Erfahrungen vieler Jahrhunderte; sie stützen sich meist auf feste Lostage. Die Regeln lassen sich nicht auf jeden beliebigen Ort anwenden, oft sind Ursprungsort und Ursprungszeit heute nicht mehr bekannt. Gereimte Bauernregeln liegen bereits aus babylonischer Zeit vor. Sie wurden von den Griechen und Arabern zu einem System astrologischer Wetterregeln erweitert.

Bauernregeln sind meist älter als der gegenwärtige gregorianische Kalender. Statistische Untersuchungen, welche die Eintrittswahrscheinlichkeit solcher Prognosen überprüfen, müssen daher die Kalenderreformen berücksichtigen, insbesondere in Mitteleuropa den Wechsel vom julianischen zum gregorianischen Kalender, der 1582 in den katholischen Ländern und in den folgenden 170 Jahren allmählich in den evangelischen Ländern eingeführt wurde. Dabei mussten 1582 10 Tage und um 1700 11 Tage übersprungen werden. In der langen parallelen Geltungsdauer beider Kalender gab es zeitgleich unterschiedliche Datumssysteme mit der Folge einer Verunsicherung der landwirtschaftlichen Bevölkerung bezüglich der Lostage und der Anwendung von Wetterregeln. Berücksichtigt man diese Datumsverschiebung bei der Auswertung von Bauernregeln, so ergeben sich teilweise Zusammenhänge mit überzufälligen Wahrscheinlichkeiten.

Als Ergebnis langjähriger Wetterbeobachtungen haben sie oft einen wahren Kern. Bekannt ist z.B. die "Siebenschläferregel". Nimmt man sie wörtlich: "So wie das Wetter am Siebenschläfer (27.6.) ist, so wird es sieben Wochen sein", so hat sie meteorologisch überhaupt keine Aussagekraft. Das liegt nicht daran, dass aufgrund einer Kalenderreform der Siebenschläfer eigentlich Anfang Juli ist, sondern dass man an einem einzelnen Tag nicht das Wetter der nächsten 7 Wochen festmachen kann. Betrachtet man allerdings die Witterung Ende Juni/Anfang Juli, so hat man herausgefunden, dass sich in Süddeutschland in bis zu 70 % der Fälle diese Witterung bis Anfang August fortsetzt.

Mit in diese Thematik fallende Begriffe sind z.B. die Eisheiligen, die Schafskälte, die Hundstage, der Altweibersommer und das Weihnachtstauwetter. Der Witterungsregelfall der Kaltlufteinbrüche zu den Eisheiligen weist allerdings eine abnehmende Tendenz auf. Die meisten Bauernregeln basieren auf der Erhaltensregel der Witterung als einer ihrer verlässlichsten Eigenschaften und erlangen dadurch eine über 50% liegende Wahrscheinlichkeit. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bauernregeln nicht so zuverlässig sind, um damit offizielle Wettervorhersagen machen zu können. Aber wie das Beispiel der "Siebenschläferregel" zeigt, kann man manchmal daraus einen ersten Trend abschätzen.

Hingegen ist der 100-jährige Kalender, der ja fälschlicherweise den Planeten einen entscheidenden Wettereinfluss zuschreibt, naturwissenschaftlich nicht haltbar und für eine Wetter- bzw. Witterungsvorhersage unbrauchbar.

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Bauernwald

Der um 1800 nach einer scharfen Trennung zwischen öffentlichem Wald und reinem Privatwald entstandene klein- und großbäuerliche Waldbesitz. Gegen Ende des 18. und Anfang des 19. Jh. wurde durch Aufteilung von Allmenden Bauernwald im großen Stil geschaffen, wodurch jedoch eine starke Parzellierung mit häufig schlecht strukturiertem Waldbesitz entstand, oft noch verstärkt durch die Realteilung. Hierin liegen heutige Maßnahmen zur Strukturverbesserung im Bauernwald durch forstwirtschaftliche Zusammen­schlüsse und forstliche Flurbereinigung begründet. Bauernwald bildet eine z.T. wesentliche Ergänzungsfläche für bäuerliche Betriebe, vor allem in waldreichen Regionen, wo aufgrund natürlicher Ungunstfaktoren die Agrarnutzung zurücktritt (z.B. Mittel- und Nordfinnland).

Bauerschaft

Im niedersächsisch-westfälischen Sprachraum eine ländliche Siedlungsform mit bescheidenen zentralen Funktionen, die häufig nur aus wenigen, verstreut gelegenen Bauernhöfen besteht; es gibt Ähnlichkeiten mit der Siedlungsform eines Weilers. Es bezeichnet gleichzeitig eine bestimmte mittelalterliche Organisationsform, ähnlich den rheinischen Honnschaften, bäuerlichen Gilden oder Nachbarschaften, teils auf lokaler, teils auf regionaler Ebene.

Die Verwendung von Bauerschaft im Sinne einer Ansiedlung geht zurück auf die Bezeichnung Bauer-Schaft (ohne „n“): Das niederdeutsche burschap oder buerschap und die latinisierte Form burscapium sind abgeleitet von bur = Haus und bedeuteten im Mittelalter ursprünglich etwa „Höfeverband“ oder kleiner Siedlungskomplex.

Bis in die 1970er Jahre waren einzelne Bauerschaften in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auch eigenständige Gemeinden. Häufiger allerdings waren mehrere Bauerschaften zu einer Gemeinde (z. B. unter der Bezeichnung Kirchspiel, wie in Dülmen), zusammengefasst. Der große Teil der Bauerschaften war politisch nie selbständig, sondern immer Teil einer Gemeinde. Seit den Kommunalreformen der 1960er und 1970er Jahre gibt es keine Bauerschaften als eigenständige Gemeinden mehr.

Vor allem in Nordwestdeutschland findet der Begriff häufig noch offizielle Verwendung, obwohl diese Siedlungen längst über ein paar Höfe hinaus angewachsen sind (z. B. Isernhagen). Im Münsterland haben sich die Bauerschaften als Straßennamen erhalten

Baujahre

In Feldgraswirtschaften die Periode der einjährigen Nutzpflanzen; im Gegensatz zu den Grasjahren als der Periode der mehrjährigen Futterpflanzen.

Baumhecken

Die Baumhecken (Hage) z. B. des Alpenvorlandes sind die waldähnlichsten aller Hecken. Sie werden (zumindest in ihrer Oberschicht) von Bäumen dominiert. Ihre langfristige Erhaltung ist mit einem mittelwaldartigen längerperiodischen Umtrieb, einer Einzelbaumnutzung und/oder dem Nachpflanzen von Bäumen verbunden.

In den 30 m hohen, sehr landschaftsprägenden Baumhagen herrschen Bäume wie Bergahorn und Esche vor, in der Strauchschicht ist die Haselnuss fast überall zu finden.

Die Bäume sind entweder optisch oder zahlenmäßig in der Mehrzahl, die Baumkronen bilden weitgehend Kronenschluss. Auf entsprechend großen Standorten kann es zu waldähnlicher Ausprägung kommen. Meistens werden hiebreife Bäume einzeln nach Bedarf geschlagen (Plenternutzung) und die Sträucher am Rand ab und zu auf Stock gesetzt. Die Pflegebedürftigkeit variiert je nach Baumarten und Standort.

Das Gegenteil hierzu sind die Hage in den Alpentälern und im Alpenvorland. Schmale Baumreihen aus Laub- und Nadelbäumen in teilweise sehr engem Stand mit geringem Strauchunterwuchs markieren Grundstücksgrenzen. Die Stämme werden aufgeastet, um astfreies Wertholz zu erzielen. Regelmäßiger Verbiss durch Weidevieh und etwas Schnitt halten die Strauchschicht schmal. Baumhecken sind ein Heckentyp der bis heute genutzt wird und, abgesehen von Aufastungsmaßnahmen, keine Pflege braucht.

Historisch dienten diese Hecken vornehmlich der Einfriedung und Besitzabgrenzung, nicht dem Einzäunen des Viehs. Es erfolgte sogar einer Beweidung bis ins Heckenzentrum, so dass typischerweise keine Heckensäume ausgebildet sind.
Baumhecken wurden mittelwaldartig genutzt mit Umtriebszeiten von 20 bis 30 Jahren, wobei die Strauchschicht schon nach 10 bis 15 Jahren auf den Stock gesetzt wurden.

Wortherkunft

"Hecke" wie "Hag" leiten sich vom germanischen "hagon" ab. Die Wortwurzel "hagh" bedeutet "einfassen", später auch "Flechtwerk". Im Althochdeutschen wurde es zu "hac" bzw. "hages" mit dem Sinn Umzäunung, Hain, Dornengesträuch, bandförmiges Flurgehölz. Davon abgeleitet sind "Hege" und "Einhegung" (also im Sinne des Schützens einer Kultur- oder Weidefläche, Ausgrenzung der Wildnis). (ANL 1997)

Baumobst

Bezeichnung für an Bäumen wachsende und für den Menschen roh genießbare, meist wasserhaltigen Früchte.

In der deutschen Statistik wird die Gesamtfläche des Baumobstanbaus für die Obstarten Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Zwetschen sowie Mirabellen und Renekloden erhoben. Des Weiteren werden die Betriebszahlen und die Verwendung (Tafelobst/Verwertungsobst) für die jeweiligen Obstarten ermittelt. Für Tafeläpfel und Tafelbirnen werden auch noch die bedeutendsten Sorten veröffentlicht. Die Erntemengen werden durch Angaben aus der Ernte- und Betriebserstattung Baumobst berechnet.

Baumobstflächen und Anzahl der Betriebe mit Baumobstbau nach Bundesländern

In Deutschland wurde im Jahr 2017 auf rund 76.000 Hektar in rund 11.000 Betrieben Obst angebaut. Der Obstbau ist gegliedert in den Anbau von Baumobst (49.900 Hektar), Strauchbeeren (8.900 Hektar) und Erdbeeren (17.800 Hektar).

Die Baumobstbauflächen sind zwischen 2007 und 2019 etwas angestiegen (+ 6,5 Prozent), während die Zahl der Baumobstbauern deutlich zurückgegangen ist (- 17,5 Prozent). Mit etwa 68 Prozent der Baumobstfläche stehen die Äpfel an erster Stelle. Ihre Anbaufläche ist im Zehnjahresvergleich nahezu unverändert geblieben.

Deutlich abgenommen haben hingegen die Anbauflächen für Sauerkirschen. Die Anbauflächen von Süßkirschen, Birnen und Pflaumen sind zuletzt wieder leicht angestiegen oder stabil geblieben, nachdem sie zwischen 2007 und 2012 Rückgänge zu verbuchen hatten. Weitere wichtige Baumobstarten sind u.a. Mirabellen und Renekloden.

Groß sind die Strukturunterschiede im Obstbau. Im Norden und besonders im Osten Deutschlands sind Obstbaubetriebe deutlich größer als im Süden Deutschlands.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Thünen-Institut nach DBV Situationsbericht 2018/19

Baumschulen

Flächen mit jungen verholzenden Pflanzen (Holzpflanzen) im Freiland, die zum Auspflanzen bestimmt sind. Hierzu gehören Flächen mit Rebschulen und Rebschnittgärten für Unterlagen, Obstgehölze, Ziergehölze, Forstpflanzen (ohne forstliche Pflanzgärten innerhalb des Waldes für den Eigenbedarf des Betriebes) sowie Flächen mit Bäumen und Sträuchern für die Bepflanzung von Gärten, Parks, Straßen und Böschungen, z.B. Heckenpflanzen, Rosen und sonstige Ziersträucher, Zierkoniferen, jeweils einschließlich Unterlagen und Jungpflanzen.

Zusätzlich wird unterschieden nach Freiland- und Containerflächen. Die Flächen für Rebschulen und Rebschnittgärten werden jährlich in der Bodennutzungshaupterhebung erfasst.

Die Baumschule ist eine Untergruppierung des Gartenbaus und gehört nicht zur klassischen Feldwirtschaft oder der Forstwirtschaft.

Als Baumschulen bezeichnet man auch landwirtschaftliche Betriebe mit entsprechender Ausrichtung.

Baumwolle

Die Baumwollpflanze (Gossypium) oder kurz Baumwolle (engl. cotton, franz. coton) ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Es gibt etwa 20 bis 51 Arten in den Tropen und Subtropen.

Geschichte

Textilien aus Baumwolle kleiden die Menschen schon seit vielen Jahrtausenden. Dies beweisen Reste von Baumwollkapseln und Baumwolltextilien, die in einer Höhle bei Tehuacán in Mexico entdeckt und auf die Zeit 5.800 v. Chr. datiert wurden. In der Alten Welt stammen die ältesten Funde (um 3.000 v. Chr.) an Baumwollgeweben und Baumwollschnüren aus der Gegend des heutigen Pakistan. Im Indusdelta sollen sich auch die ersten angelegten Baumwollfelder befunden haben. In Europa ging im 19. Jahrhundert der Flachsanbau zur Herstellung von Leinen stark zurück, weil Baumwolle die heimische Naturfaser ersetzte. Im 20. Jahrhundert machten dann Polyesterfasern der Baumwolle Konkurrenz. Anfang des 21. Jahrhunderts wurden erstmals weltweit mehr Textilien aus Kunstfasern hergestellt als aus Baumwolle.

Biologie

Aus den Samenhaaren wird die Baumwollfaser, eine Naturfaser, gewonnen. Die Blüte der Pflanze sieht der bei uns wachsenden Stockrose (Pappelrose) und dem Rosen-Hibiscus sehr ähnlich. Nach der Blüte verwandelt sich der im Kelch sitzende Fruchtknoten zu einer eiförmigen Kapsel, die aufspringt und ihre Samenhaare herausquellen lässt. Eine Baumwollkapsel enthält rund 30 Samen, an jedem Samen sitzen 2.000 bis 7.000 Samenhaare. Je nach Art, Klima und Kulturmethode erreicht die Baumwollpflanze eine Höhe von 25 cm bis über 2 m. Sie wird vor allem als strauchhohe, einjährige Pflanze gezogen. Nur in wenigen Gebieten (Peru und Nord-Brasilien) wächst Baumwolle noch an mehrjährigen Sträuchern.

Die Zeitspanne von der Aussaat bis zur Reife beträgt zwischen 175 und 225 Tagen. Die Pflanze benötigt bei der Aussaat Feuchtigkeit und im Stadium der Reife viel Wärme. Die geerntete Baumwolle wird zum Nachreifen und Trocknen rund 30 Tage gelagert und kommt dann in die Entkörnungsfabriken (Gins), wo die Fasern von den Samenkörnen getrennt werden. Aus 100 kg Saatbaumwolle erhält man etwa 35 kg Fasern.

Eigenschaften der Baumwollfaser

Rohbaumwolle wird nach Farbe, Reinheit, Faserlänge (Stapel), Feinheit, Festigkeit und Gleichmäßigkeit gehandelt. Manche Sorten sind im Griff hart und rau, andere dagegen seidig weich. Farblich wird Rohbaumwolle eingestuft in „weiß“ (white), „leicht gelblich“ (creamy), „leicht fleckig“ (light spotted) und „fleckig“ (spotted). Es gibt auch Sorten, die gelbbräunlich erscheinen, sowie farbig gewachsene in Grün- und Brauntönen. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Stapellänge.

Die feinsten und längsten Baumwollfasern haben im Verhältnis zu ihrem Querschnitt auch die größte Festigkeit, eine Eigenschaft, die für das Spinnen feinster Baumwollgarne sehr wertvoll ist. Die Baumwollfaser lässt sich sowohl im trockenen wie im nassen Zustand um 8-10% dehnen, ihre Nassfestigkeit ist höher ist als die Trockenfestigkeit.

Produkte

Hauptabnehmer für Baumwolle ist die Textilindustrie. Mit einem Mengenanteil von etwa 33 Prozent an der weltweiten Produktion von Textilfasern (einschließlich anderer Naturfasern und Chemiefasern) und einem Mengenanteil von etwa 75 Prozent an den Naturfasern ist Baumwolle die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Naturfaser für Heim- und Bekleidungstextilien.

Außer in der Textilindustrie finden Baumwollfasern aber auch in vielen anderen Bereichen Verwendung, beispielsweise als Verbandsmaterial in der Medizin sowie bei Kosmetik und Hygiene als Watte oder Wattestäbchen.

Fischernetze, Seile und Taue bestehen häufig ganz oder teilweise aus Baumwollfasern, ebenso Zelte, Planen und Persennings. Früher wurden auch Feuerwehrschläuche aus Baumwolle gefertigt.

Aus den sehr kurzen, nicht verspinnbaren Fasern, den „Linters“, die an den Baumwollsamen haften und fast ausschließlich aus Cellulose bestehen, werden verschiedene Lebensmittelzusatzstoffe wie Cellulose E 460 oder Methylcellulose E 461 gewonnen. Sie dienen der Lebensmittelwirtschaft als Verdickungsmittel, Stabilisatoren, Emulgatoren oder Füllstoff.

Hauptabnehmer für Baumwoll-Linters als Nachwachsender Rohstoff ist die Papierindustrie. Aus ihnen werden vor allem hochwertige, reißfeste Papiere hergestellt, etwa für Geldscheine.

Baumwolle wird auch als Verstärkungsfaser für naturfaserverstärkte Kunststoffe eingesetzt. Haupteinsatzgebiet hierfür sind duroplastische Verbundwerkstoffe vor allem für Lkw-Fahrerkabinen.Durch ihre hohe Dehnfähigkeit ermöglicht die Beimischung von Baumwollfasern zu anderen Naturfasern eine deutliche Verbesserung der Schlagzähigkeit dieser Werkstoffe.

In Form von Nitrocellulose dient Baumwolle zur Herstellung von Munition und Sprengstoff.

Nach der Ernte werden die Fasern von den eiweiß- und fettreichen Samen abgetrennt. Bei diesem Verarbeitungsschritt fallen verschiedene Koppelprodukte an, die als Lebens- und Futtermittel genutzt werden: Das hochwertige Baumwollsaatöl findet im raffinierten Zustand Verwendung als Speise- oder Frittieröl sowie in Margarine. Das Öl ist ferner ein Grundstoff in der kosmetischen Industrie und kann auch als Brennstoff genutzt werden.

Das eiweißreiche Schrot wird vor allem als Tierfutter verwendet. Es ist aber auch Grundstoff für Eiweißpräparate und -isolate sowie Baumwollsaatmilch.

Der nach dem Auspressen des Öls verbleibende Ölkuchen dient häufig als eiweißreiches Viehfutter, wird jedoch aufgrund seines hohen Gossypolgehalts nur an ausgewachsene Wiederkäuer verfüttert. Die Samen können zu zirka 20 Prozent Öl und 50 Prozent Baumwollsamenkuchen gepresst werden. Schalen bilden den Rest.

Anbau

Baumwolle gedeiht gut auf schweren Böden. Sehr geeignet sind Vertisole. Sie ist bezüglich des Nährstoffgehaltes nicht sehr anspruchsvoll. Wichtig ist aber eine ausreichende Wasserversorgung (600 bis 1200 Millimeter während der Wachstumsperiode). In niederschlagsarmen Gebieten sind die Baumwollkulturen daher von künstlicher Bewässerung abhängig.

Viele Baumwoll-Arten und -Sorten sind von Natur aus ausdauernde Pflanzen, werden aber als einjährige Pflanzen kultiviert. Als Kulturpflanze belässt man sie in der Regel nur für ein Jahr auf dem Feld, um den höchsten Ernteertrag zu erzielen. Nach der Ernte bzw. nach einer Frostperiode werden die Pflanzen dann meist abgeschlegelt und zur Gründüngung in den Boden eingearbeitet. In brennstoffarmen Regionen dienen die abgestorbenen, trockenen Pflanzenteile auch als Brennmaterial.

Heute wird Baumwolle – als nachwachsender Rohstoff – auf allen fünf Kontinenten angebaut. Hierzu werden Baumwollpflanzen verwendet, die durch Züchtung mehr Fasern produzieren als die Wildpflanze. Transgene Baumwolle erleichtert die Schädlings- und Unkrautbekämpfung und wurde 2010 auf etwa zwei Dritteln der weltweiten Baumwollanbaufläche angepflanzt. Baumwollkapselbohrer und Baumwollkapselkäfer gehören zu den wichtigsten Baumwollschädlingen in Amerika.

In der nördlichen Hemisphäre findet die Aussaat abhängig vom Standort zwischen Anfang Februar und Anfang Juni statt. Die Ernte erfolgt zwischen Oktober und Februar. Zwischen Aussaat und Ernte liegen rund acht bis neun Monate. Da die Baumwolle oft ungleichmäßig abreift, wird häufig mehrmals geerntet. Große Kulturflächen werden zumeist von Baumwollerntern maschinell abgeerntet, bei kleinen Anbaufeldern und in weniger entwickelten Staaten erfolgt die Ernte oft noch mit der Hand. Manche Pflückmaschinen können nur laubfreie Pflanzen abernten, so muss entweder der erste Frost abgewartet, oder chemische Entlaubungsmittel müssen eingesetzt werden. Dies gilt insbesondere für die niedrig wachsenden windresistenten Sorten (storm proof cotton), die überwiegend in Texas angebaut werden.

Handgeerntete Baumwolle ist bezüglich Reife und Schmutzgehalt fast immer von höherer Qualität als maschinell geerntete. Dies liegt daran, dass Vollernter auch unreife und überreife Kapseln erfassen, während per Hand nur die reifen Faserbüschel ausgezupft werden. Problematisch für die Ernte ist die langgezogene Blütezeit, weil dadurch auch die Kapseln über einen Zeitraum von mehreren Wochen versetzt reifen. Überreife Baumwolle ist genauso wie unreife qualitativ minderwertig. Maschinelle Einmalernten sind daher immer ein Kompromiss aus überreif, reif und unreif. Die Handpflücke ist genauer, benötigt aber viele Arbeitskräfte, da mehrere Durchgänge notwendig sind.

Die lange Wachstumszeit der Baumwolle erfordert nach der Ernte eine rasche Feldbestellung und Neuaussaat. Daher ist der Anbau von Zwischenfrüchten zur Verbesserung der Bodenqualität und zur Unterdrückung von Unkräutern kaum möglich. Die Konsequenzen sind der Verlust der Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität. Besonders auf großen Flächen wird Baumwolle oft ohne Fruchtwechsel mit anderen Nutzpflanzen angebaut. Infolge dieser Monokulturen ist die großflächige Baumwollproduktion stark von Pflanzenschutzmitteln abhängig. Baumwolle gilt als das landwirtschaftliche Produkt mit dem höchsten Einsatz an Chemikalien. Auf Baumwolle entfielen 1999/2000 etwa elf Prozent des weltweiten Pestizidmarktes. Daher gilt sie unter Umweltschutzaspekten als sehr bedenklich.

Auch der hohe Wasserverbrauch ist problematisch. Er richtet sich nach dem Klima, der Bodenbeschaffenheit und ob die Anpflanzung im Regenfeldbau oder mit künstlicher Bewässerung erfolgt. Für die Menge Baumwolle zur Produktion eines T-Shirts können bis zu 2.000 Liter Wasser benötigt werden. Aufgrund dieses hohen Wasserbedarfs erfolgen 75 Prozent des weltweiten Baumwollanbaus auf künstlich bewässerten Feldern. Besonders bekannt wurde in diesem Zusammenhang der Aralsee, der einst viertgrößte See der Erde. Die Entnahme großer Wassermengen aus seinen Zuflüssen für den Baumwollanbau hat seit den 1960er Jahren während der sowjetischen Kolchosenwirtschaft zu einer weitreichenden Versalzung und letztendlich zum fast vollständigen Verschwinden des Sees geführt. Satellitenaufnahmen dokumentieren diesen Vorgang (Shrinking Aral Sea 2018).

Einige Baumwollbauern setzen auf ökologischen Anbau, so dass es heute auch Bio-Baumwollprodukte auf dem Markt gibt. Anfang 2010 wurde die Textilbranche von groß angelegtem Betrug mit angeblicher Biobaumwolle erschüttert, ein großer Teil der aus Indien stammenden Biobaumwolle wurde gentechnisch verändert.

Baumwollanbau weltweit - Saison 2015/16
Baumwollanbau weltweit - Saison 2015/16

Quelle: Bremer Baumwollbörse

Produzenten

Die weltweit bedeutendsten Baumwollproduzenten sind die Volksrepublik China, Indien, die USA, und Pakistan.

Derzeit wird Baumwolle lediglich in drei EU-Mitgliedsländern auf ca. 300.000 ha Fläche angebaut. Griechenland ist mit 80 % der europäischen Anbaufläche der wichtigste Baumwollerzeuger (Platz 9 der Weltrangliste), gefolgt von Spanien (vor allem Andalusien) mit einem Anteil von 20 %.  In Bulgarien wird Baumwolle auf weniger als 1.000 ha angebaut. In Italien wurde der Baumwollanbau 1991, in Portugal 1996 eingestellt. Für 2013 wird die Baumwollerzeugung der EU auf weniger als 300 000 t geschätzt, was nur 1 % der weltweiten Baumwollerzeugung entspricht. Die Türkei wird hier zu den asiatischen Nationen gezählt, da die Hauptanbauflächen in Asien liegen.

Obwohl Baumwolle wertmäßig weniger als 2 % der landwirtschaftlichen Erzeugung in der EU ausmacht, ist sie in den beiden Haupterzeugungsländern von großer regionaler Bedeutung.

Der EU-Markt ist vollständig offen für Baumwolle, da keinerlei Einfuhrzölle oder Ausfuhrsubventionen angewandt werden.

Generell lässt sich sagen, dass die meiste Baumwolle geographisch gesehen zwischen den 43 Grad nördlicher und 36 Grad südlicher Breite gelegenen tropischen und subtropischen Gebieten Mittelamerikas, Indiens und Asiens – dem sog. Baumwollgürtel, angebaut wird.

Weitere Informationen:

Baumwollsaat

Die Samen der Baumwollpflanze (bot. Gossypium hirsutum), die u. a. 16-24 % fette Öle, 15–34 % Protein und 21–33 % Kohlenhydrate enthalten. Sie werden geschält und ausgepresst; das dabei gewonnene, nach Reinigung und Bleichen hellgelbe, halbtrocknende Baumwollsaatöl ist wegen seines hohen Linolsäureanteils für die Herstellung von Margarine geeignet.

Baumwollsamenöl

Auch Baumwollsaatöl oder Cottonöl (lat. oleum gossypii, engl. cotton seed oil); ein Pflanzenöl, das durch Pressen oder Extrahieren mit Lösungsmitteln aus Baumwollsamen gewonnen wird. Ungereinigtes B. enthält das für Nutztiere und für den Menschen toxische Gossypol (hemmt die Umwandlung von Pepsinogen in Pepsin), das bei der Raffination entfernt wird, außerdem Sterculiasäure und Malvaliasäure, die der Identifizierung von Baumwollsamenöl dienen (Farbreaktion).

Baumwollsamenöl ist in den USA seit etwa 1800 eines der meist verwendeten Speiseöle und wird in vielen baumwollproduzierenden Staaten der Dritten Welt wegen seines milden Geschmacks als traditionelles Lebensmittel geschätzt. Mit 47–58 % Linolsäure ist Baumwollsamenöl ein hochwertiges und zugleich oxidationsempfindliches Speiseöl. Es ist sehr hitzebeständig und enthält zugleich einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Lebensmittelindustrie verwendet es für cremige und schaumige sowie frittierte Fertigprodukte, ebenso für Margarine oder Erdnussbutter, also für Lebensmittel, die oft als ungesund betrachtet werden, was den Ruf dieses Öls nicht befördert hat. Zahlreiche Produkte amerikanischen Ursprungs wie Kartoffelchips, Frühstücksflocken oder Süßigkeiten, auch etwa indische Curry-Mischungen oder Mixed Pickles, enthalten Baumwollsamenöl. Das Öl wird zudem zur Verfälschung von Olivenöl missbraucht.

Die Ölkuchen genannten Pressrückstände der Ölgewinnung dienen als Viehfutter. Als Zutat zu Kosmetika, zur Herstellung von Seife und in der Medizin sowie als Treibstoff für Dieselmotoren wird es ebenfalls verwendet.

Vor allem wegen des hohen Einsatzes von Pestiziden bei der Baumwollproduktion ist die Verwendung für die menschliche Ernährung und als Futtermittel umstritten.

Beere

Im botanischen Sinne eine Schließfrucht, bei der die Fruchtwand (Perikarp) bei der Reife gänzlich saftig-fleischig wird (Fruchtfleisch) und die meist zahlreichen hartschaligen Samen einschließt.

Beeren hervorbringende Wildpflanzen aus der heimischen Flora sind beispielsweise Einbeere, Maiglöckchen und Tollkirsche.

Beispiele für Beeren hervorbringende Nutzpflanzen sind Bananen, Zitrusfrüchte (z. B. Zitrone, Orange), Datteln, Melonen, Kiwis, Papayas, die Früchte vieler Nachtschattengewächse (z. B. Paprika, Tomate, Tamarillo, Kartoffelbeere, Aubergine, Schwarzer Nachtschatten, Bittersüßer Nachtschatten, Tollkirsche) und Avocados.

Unter den Nutzpflanzen werden von folgenden Pflanzen Beeren gebildet: Johannisbeere und Stachelbeere, Heidelbeere und Preiselbeere, Weinrebe, aber z.B. auch von Aubergine, Avocadobirne, Dattelpalme, Gurke und Tomate. Viele Vertreter der Kürbisgewächse und die Zitrusfrüchte besitzen eine als Panzerbeere bezeichnete Sonderform mit ledrigem äußerem Perikarp. Bei den Zitrusfrüchten und den Bananen besitzen die Beeren zusätzlich eine Pulpa, ein fleischiges, vom Endokarp nach innen entwickeltes Gewebe, das die Samen umhüllt. Die Ananas bildet einen vielteiligen Beerenfruchtverband.

Umgangssprachlich wird der Ausdruck Beere fälschlicherweise auch für andere Fruchtformen verwendet, so für die Früchte der Brombeere und Himbeere (mit Sammelsteinfrüchten) oder der Erdbeere (mit Sammelnussfrüchten). Diese Arten werden gemeinsam mit den echte Beeren hervorbringenden Arten zusammenfassend als Beerenobst bezeichnet. Bei den sogenannten Scheinbeeren, von Eibe und Wacholder, ist die beerenartige Samenhülle aus anderen Organen als der Fruchtwand entstanden.

Die folgenden Früchte, die wegen ihrer äußeren Form Beeren genannt werden, sind keine Beeren im Sinne der Botanik (Beerenobst):

Beerenobst

Umgangssprachliche Bezeichnung für die Beeren oder die beerenähnlichen Früchte verschiedener Obstarten. Beerenobst zeichnet sich durch die Merkmale „weich, klein, rundlich“ aus.

Zu unterscheiden ist zwischen dem Fruchttyp "Beeren" und "Beerenobst", da der Zusatz "Obst" die Einschränkung der Mehrjährigkeit und der Essbarkeit mit sich bringt. So ist etwa die Tomate botanisch gesehen eine Beere, wird aufgrund der Einjährigkeit jedoch zum Gemüse gezählt. Echte Beeren mit Zugehörigkeit zum Beerenobst sind zum Beispiel Stachelbeeren oder Johannisbeeren. Umgekehrt sind ein großer Teil der zum Beerenobst zählenden Obstarten vom Fruchtaufbau keine Beeren (z. B. ist die Erdbeere im botanischen Sinne eine Sammelnussfrucht), werden jedoch aufgrund der Fruchteigenschaften traditionell zum Beerenobst gezählt. Der Handel rechnet auch zusammengesetzte Beeren, wie Himbeeren und Brombeeren zum Beerenobst. Im Gartenbau ist der Ausdruck Beerenobst auch zur Bezeichnung der gesamten Pflanze üblich.

Traditionell zählt man zum Beerenobst unter anderem:

Eigenschaften

Beerenobst wird besonders geschätzt wegen seiner süßsäuerlichen Frische im Geschmack und seines teilweise recht hohen Gehalts an Vitaminen und Mineralstoffen.

Als sogenanntes Weichobst ist es allerdings sehr druckempfindlich und sollte möglichst frisch verzehrt beziehungsweise verarbeitet werden. Dies bedingt eine bedarfsgerechte Verpackung bei der Ernte und eine rasche Vermarktung.

Im Vergleich zu ihren Wildformen zeichnen sich die Kulturfrüchte durch größere Exemplare und reichere Erträge aus und lassen sich leichter ernten. Kulturbrombeeren z. B. lassen sich besser ernten, weil die Sträucher so getrimmt werden, dass die Früchte leicht zugänglich sind und vor allem gegenüber den Wildarten wenig oder keine Stachelbewehrung besitzen.

Verwendung

Beerenobst wird häufig als Frischobst verzehrt, dabei auch je nach Geschmack leicht gezuckert, mit Sahne, Quark, Eis oder Pudding kombiniert. Sie sind auch eine beliebte Zugabe für Müslis, Milchshakes, Bowlen oder Cocktails, oder sie dienen als Kuchenbelag.
Das saftige und zuckerreiche Beerenobst wird gerne zu Marmelade, Kompott, Gelee, Saft oder Beerenwein verarbeitet.

Anbau

In Deutschland werden alle wichtigen Beerenarten in Kulturpflanzungen angebaut. Viele der kultivierten Beerenarten sind als Wildform auch in der freien Natur zu finden.

Wilde Beerenarten haben marktwirtschaftlich nahezu keine Bedeutung, stellen aber für den Sammler eine aromatische Variante dar.

(s. a. Baumobst, Strauchbeeren)

Weitere Informationen:

Beetpflug

Scharpflug, der den Erdbalken nur in einer Richtung wendet.

(s. a. Kehrpflug, Pflug)

Befruchtung

Befruchtung bezeichnet die Verschmelzung einer Spermazelle mit einer Eizelle. Es entsteht eine Zygote.

Bei den Angiospermen kommt es zur sogenannten doppelten Befruchtung: Von den beiden im Pollenschlauch befindlichen Spermatozoiden verschmilzt eines mit der Eizelle, das andere mit dem Embryosackkern, aus dem daraufhin das Endosperm entsteht, das den späteren Keimling ernährt. Aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich der Pflanzenembryo, der im Samen eingeschlossen ist.

Begasung

Verfahren, bei dem ein Raum mit gasförmigen Stoffen geflutet wird, um Schädlinge zu bekämpfen. Da es sich um giftige Gase handelt, sind besondere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich.

Die Begasungsmittel sollen gelagerte Waren ohne sie bewegen zu müssen von Milben, Insekten und anderen unerwünschten Lebewesen befreien. Üblich sind Begasungen bei der Lagerung von organischen Materialien (z. B. Getreide, Saaten, Futtermitteln, Trockenfrüchten, Nüssen, Kaffee, Kakao, Gewürzen usw.) in Lagerhallen der Häfen, Silos, Mühlen oder auch in Schiffen.

Begleitkultur

In einem landwirtschaftlichen Betrieb angebaute Kulturpflanze, die deutlich hinter der Leitkultur zurücktritt.

(s. a. Bodennutzungssystem)

Begrenzungsfaktoren (für Pflanzenerträge)

Zu den Begrenzungsfaktoren für die Pflanzenerträge der Landwirtschaft zählen:

  1. Niedrige Temperaturen - Der wichtigste begrenzende Faktor für die Landwirtschaft in den gemäßigten Breiten. Die Vegetationsperiode, deren mittlere Tagestemperaturen ständig über dem Schwellenwert von 5, nach manchen Quellen von 6 °C liegen, variiert in den gemäßigten Breiten zwischen fünf und neun Monaten.
  2. Wassermangel - Weltweit gesehen ist Wasser wahrscheinlich der wichtigste Einzelfaktor, der Pflanzenerträge begrenzt. Maximale Photosynthese findet statt, wenn die Stomata der Pflanze weit geöffnet sind. Dies setzt ständige Wasserversorgung voraus, um die Aufrechterhaltung des Turgordruckes in den Schließzellen zu gewährleisten. Die Effizienz der Wassernutzung von Pflanzen variiert mit den anderen Umweltbedingungen, welche den Ertrag beeinflussen. Allerdings sind die C4-Pflanzen diesbezüglich i.a. doppelt so effizient wie C3-Pflanzen.
  3. Nährstoffmangel - In vielen Entwicklungsländern sind geringe Ernteerträge teilweise auf Phosphor- und Stickstoffmängel zurückzuführen. Besonders in alten, stark verwitterten und ausgelaugten Böden, die sich auf saurem Eruptivgestein oder Sandsteinen formiert haben. In den Industrieländern werden optimale Nährstoffniveaus landwirtschaftlicher Böden durch stete Zufuhren von Düngern aufrechterhalten, vor allem durch Stickstoffdünger. In vielen dieser Böden sind die Kalium- und Phosphatgehalte annähernd stabil und meist ausreichend.
  4. Bodenfruchtbarkeit - Die für Pflanzen verfügbare Menge an Nährstoffen und Wasser hängt von der physikalischen Beschaffenheit des Bodens ab, vor allem von seiner Kationenaustauschkapazität und seinem Wasserhaltevermögen.
  5. Unkräuter - Die erfolgreichsten Unkrautarten, welche die größten Ernteverluste verursachen, sind besonders gut adaptierte Pflanzenspezies. Sie profitieren von landwirtschaftlichen Lebensräumen, die der Mensch geschaffen hat und gedeihen dort vitaler als irgendwo sonst. Unkräuter besitzen ein hohes Fortpflanzungspotential, schnelles Wachstum, ein hohes Durchsetzungsvermögen, viele eine ausgeprägte "Mimikry" gegenüber den mit ihnen assoziierten Kulturpflanzen und eine große Toleranz gegenüber Veränderungen der physikalischen Umwelt.
  6. Schädlinge und Krankheitserreger - Die größte Gruppe der Schädlinge bilden Insekten und Milben, von denen die meisten Pflanzenfresser sind. Eine weitere große Gruppe besteht aus Nematoden (oftmals winzige, unsegmentierte Fadenwürmer). Weitere Schädlinge sind Schnecken und manche Wirbeltiere - vor allem Kleinsäuger (Nagetiere) und Vögel.
    Pathogene sind krankheitsauslösende Mikroorganismen; dazu gehören Pilze (verantwortlich für die größte Anzahl und Diversität von Pflanzenkrankheiten), Bakterien und Viren.
  7. Wetterungunst - Die Erträge variieren auch in Abhängigkeit von den Wetterbedingungen bei jeder Wachstumsphase der betreffenden Kulturpflanze, einschließlich der Reifeperiode des Ernteorgans, und insbesondere im Laufe von spezifisch kritischen Phasen (bei Getreide kurz vor und während der Blütenbildung). In den gemäßigten Breiten besteht insbesondere die Gefahr früher oder später Fröste.

Behausung

Oberbegriff für alle Formen überdachter menschlicher Unterkünfte einschließlich der eng damit verbundenen Wirtschaftsbauten.

Beihilfen

Beihilfen im Agrarbereich sind staatliche Transferzahlungen zur Unterstützung der einheimischen Landwirtschaft. Mit ihnen werden vielfältige politische und agrarpolitische Ziele (Einkommen, Standortsicherung, Kulturlandschaftserhalt, Ernährungssicherung, Absatzförderung etc.) verfolgt.

Neben den direkten Mengeneingriffen auf den Binnenmarkt (Intervention) werden auch auf die Preise unmittelbar und nur indirekt auf die Mengen wirkende Beihilfen eingesetzt. Hierbei handelt es sich um Erzeugerbeihilfen, Verarbeiterbeihilfen, Beihilfen für die Absatzförderung und die private Lagerhaltung.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ist zuständig für die Gewährung von Beihilfen zur Absatzförderung und privaten Lagerhaltung verschiedener Produkte.

Weitere Informationen:

Beikraut

Pflanzen die einerseits den Boden vor Erosion schützen, andererseits in Nahrungskonkurrenz mit den Kulturpflanzen stehen. Beikräuter zeigen auch die Bodenbeschaffenheit und -qualität an und geben Hinweise zur Bodenbearbeitung. Meist werden Beikräuter als Unkräuter bezeichnet.

Beimpfung

Im Darm vieler Bodentiere erfolgt eine verstärkte Vermischung und Besiedlung der aufgenommenen Nahrung mit Mikroorganismen. Die abgegebenen Exkremente infizieren weitere Pflanzen- und Tierreste.

Beizen

Aufbringen von Beizmitteln (Pflanzenschutzmitteln) in fester oder flüssiger Form auf das Saatgut bzw. Pflanzgut vor der Aussaat, dem Pflanzen oder Setzen. Durch das Beizen soll verhindert werden, dass das Saatgut durch Pilze oder tierische Schädlinge verletzt wird oder sich Pflanzenkrankheiten ausbreiten können.

Weitere Informationen:

Beizmittel

Ein Pflanzenschutzmittel, das die u.a. durch Saatgut übertragbaren Krankheitserreger (v.a. Pilzsporen) abtötet. Im intensiven Getreidebau beispielsweise ist das hohe Ertragsniveau ohne Saatgutbeizung nicht erreichbar. Das Getreidesaatgut wird von der Saat bis nach dem Auflaufen von samen- und bodenbürtigen Pilzkrankheiten, tierischen Schädlingen und Vogelfraß bedroht. So erscheint eine Saatgutbehandlung mit Fungiziden und Insektiziden und der Einsatz von Vergällungsmitteln gegen Vogelfraß unerläßlich. Wirksam, aber ökotoxikologisch bedenklich, sind die quecksilberorganischen Verbindungen. Sie sind seit 1982 verboten, nachdem die wirksamere Stoffklasse der Azolfungizide entwickelt war. Mit Beizmitteln behandeltes Saatgut darf nicht direkt als Lebensmittel oder Futtermittel verwendet werden.

Ein ökologisch vorteilhafteres und bei großtechnischem Einsatz billigeres physikalisches Verfahren steht vor der Markteinführung. Bei ihm wird Saatgut aus sogenannten Beizgeneratoren mit niederenergetischen Elektronen beschossen, welche die Krankheitserreger auf und in der Samenschale unschädlich machen.

Benefit Sharing

Gerechter Ausgleich der Vorteile, die bei der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen. Benefit Sharing ist eines der Ziele der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD).

Weitere Informationen:

Beregnung

Die regenartige Verteilung von Wasser über Kulturpflanzen, besonders im Garten- und Feldgemüsebau; Beregnungsanlagen können ortsfest und beweglich ausgeführt werden; das Druckwasser kann auch mit Düngern versetzt werden. Auch Beregnung als Frostschutz ist möglich. Durch Steuerung des Wuchsfaktors Wasser werden hohe und sichere Erträge erzielt.

Das Wasser wird über Rohre zu den Anlagen im Feld gepumpt. Je nach Bauart unterscheidet man: Beregnung mit ortsfesten, teilortsfesten und mobilen bzw. vollbeweglichen Komplettanlagen. Dabei lässt sich noch genauer zwischen Einzelberegnung, Kreisberegnung, Rollzugberegnung oder Rollender (selbstfahrender) Beregnung unterscheiden.

Die Beregnung stellt wenige Ansprüche an die Oberflächenbeschaffenheit der Anbaufläche. Dementsprechend lässt sich auch unebenes und hängiges Gelände beregnen, so dass unter Umständen aufwändige Planierungsarbeiten ebenso wie das Errichten von Gräben oder Dämmen entfallen.

Da bei der Beregnung das Wasser nicht direkt dem Boden zugeführt, sondern über den Bestand verregnet wird, ergibt sich durch hohe Verdunstungs- und Interzeptionsverluste eine relativ geringe Wassernutzungseffizienz von 65 bis 75 %. Weiters entsteht eine ungleichmäßige Wasserverteilung bei Wind und an den Rändern der Felder. Neben den hohen Anlagekosten machen Ersatzteillager, großer Energiebedarf und hohe Betriebs-, Wartungs- und Erneuerungskosten große Investitionen notwendig. Ebenso wird ein gewisser Ausbildungsgrad des bedienenden Personals für die Wartung und Instandsetzung der Beregnungsanlagen vorausgesetzt.

Die Beregnungstechnik gewinnt in tropischen und subtropischen Ländern stark an Bedeutung, breitet sich aber auch im gemäßigten Klima aus. Es überwiegt der Einsatz in humiden Klimabereichen. Wegen der vielen Vorteile breitet sich das Verfahren zunehmend auch in semiariden Gebieten aus und befindet sich dort, nach der Becken- und Furchenbewässerung, an dritter Stelle. Bei falscher Anwendung besteht in semiariden und ariden Regionen die Gefahr der Bodenversalzung.

Reihenregnerverfahren:

Bei den Reihenregnerverfahren werden mehrere Regner entweder direkt auf das Rohr aufgesetzt oder über Seitenschläuche mit der Regnerleitung verbunden. In der Praxis überwiegt die Rohrberegnung, die jedoch einen hohen Arbeitszeitbedarf beim Auf- und Abbau oder dem Umsetzen erfordert. Deshalb belassen viele Gartenbaubetriebe die Rohranlagen auf dem Feld solange die Kultur steht. Insofern ist die Rohrberegnung eine teilortsfeste Beregnungsanlage.

Teilmobile Beregnungsmaschinen:

Zu diesem Anlagentyp gehören z.B. die Linear- und Kreisberegnungsmaschinen. Sie sind im Betrieb beweglich, aber an einen Einsatzort gebunden. Die Maschinen sind dabei auf einem Feld aufgebaut und bewegen sich zur Beregnung linear oder im Kreis. Bei Bedarf können sie nach der Kulturphase auf ein anderes Feld umgesetzt werden. Der Einsatz dieser Verfahren setzt eine groß strukturierte Landbewirtschaftung mit Schlaggrößen ab 25 ha mit häufigen jährlichen Beregnungseinsätzen voraus. Die Wasserverteilung erfolgt über Düsen oder Regner mit einem Betriebsdruck von 2 bis 4 bar. Die durchschnittlichen Aufbaulängen betragen bei den Linearberegnungsmaschinen 400 m und bei den Kreisberegnungsmaschinen 400 m (Radius).

Mobile Beregnungsmaschinen:

Mobile Beregnungsmaschinen unterscheiden sich im Verfahrensablauf in mobile Beregnungsmaschinen mit Regnereinzug und in mobile Beregnungsmaschinen mit Maschinenvorschub, wobei die Maschinen mit wickelbaren PE-Rohren ausgerüstet sind.

(s. a. Bewässerung)

Bergbauernprogramm

Das Bergbauernprogramm war im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik ein EU-"Programm zur Förderung der Landwirtschaft in Berggebieten und benachteiligten Gebieten". Diese Richtlinie wurde 1977 vom EU-Ministerrat erlassen, um die Landbewirtschaftung und damit Erhaltung der Kulturlandschaft und ungünstigen Produktionsstandorten dauerhaft zu sichern. Nach diesem Bergbauernprogramm wurden in der damaligen Bundesrepublik folgende Gebiete abgegrenzt:

Nach der Wiedervereinigung wurden die Gebietsabgrenzungen von der EG neu festgelegt. Das Bergbauernprogramm gewährt Ausgleichszahlungen je ha Hauptfutterfläche und je Großvieheinheit in Berg- und Kerngebieten sowie in diesen und den anderen benachteiligten Gebieten erleichterte einzelbetriebliche Förderung und höhere Zinszuschüsse.

Aktuell wird in der EU den schwierigen Produktionsbedingungen in Bergregionen durch die sogenannte Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete Rechnung getragen. In Deutschland wird sie durch die EU, den Bund und die Bundesländer finanziert

Bergbaufolgelandschaft

Bezeichnung für die in großräumigen Gebieten des Bergbaus sowohl während des Abbaus als auch nach dessen Ende entstehende oder entwickelte, multifunktionale Kulturlandschaft. Gemäß fachlicher Definition handelt es sich um eine aus der Bergaufsicht entlassene Bergbaulandschaft, unabhängig davon, ob und wie viele technische Maßnahmen zur Wiederherstellung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen, naturnahen Lebensräumen (Renaturierung), sowie von Siedlungsbereichen und Infrastrukturen stattgefunden haben.

Der in diesem Kontext häufig verwendete Begriff Rekultivierung bezeichnet die Wiederherstellung einer neuen Kulturlandschaft mit allen notwendigen Aktivitäten, die dem forstlichen, land- und wirtschaftlichen Gefüge einer Kulturlandschaft dienen.

Die oft für lange Zeit anfallenden gesellschaftlichen Kosten für Bergbaufolgelandschaften werden als Ewigkeitslasten bezeichnet.

Tagebaugebiete

Die Gewinnung beispielsweise von Braunkohle im Tagebau bedeutet den Verlust der über den abzubauenden Lagerstätten in Jahrhunderten gewachsenen Kulturlandschaft. Nicht nur die gewohnte Oberflächengestalt und die Kulturböden, auch das in geologischen Zeiträumen entstandene Gestein wird bis in größere Tiefen abgebaggert. Die Grundwasserverhältnisse werden gestört oder verändern sich vollkommen. Die für die Landschaft des Abbaugebietes typischen Pflanzen und Pflanzengemeinschaften verlieren ihre Lebensgrundlagen, ebenso die wildlebenden Tiere, soweit sie nicht ausweichen können.

Tagebaugebiete sind u. a. gekennzeichnet durch KippenHaldenRestlöcherBöschungen und Bergbauseen, die nach abgeschlossener Wiedernutzbarmachung oder Renaturierung als Elemente der technogenen Naturraumeinheiten das Bild und wesentliche Funktionen der Landschaft bestimmen.

Beispielsweise haben die Lausitzer Tagebaue bis heute knapp 900 km² devastiert. Es ist rund die Hälfte der bundesweit durch den Braunkohlenabbau zerstörten Landschaft – eine Fläche wie Berlin. Seit dem Jahr 1924 sind in der Region 135 Gemeinden bzw. Ortsteile verschwunden, wurden „abgebaggert“ und ihre Bewohner, zumeist der sorbischen Minderheit angehörend, umgesiedelt.

Vom 'Raubbau' an Natur und Landschaft ...

Ab den 1950er-Jahren führt die Intensivierung der Kohleförderung zu einem regelrechten 'Raubbau' an Natur und Landschaft. Die Braunkohle wird wichtigster Energieträger der DDR, um so unabhängig von in Devisen zu bezahlenden Energieimporten an Öl und Erdgas zu sein. Ende der 1980er-Jahre deckt sie rund 70 % des Bedarfs an Primärenergie. Zwischen Hoyerswerda und Spremberg entsteht mitten in Kiefernwäldern ab 1955 das Gaskombinat Schwarze Pumpe. Es wird zum größten Braunkohlenveredlungsbetrieb der Welt ausgebaut. Bis zu 15.000 Werkstätige erzeugen u. a. Koks, Stadtgas, elektrische Energie, Fernwärme, Dampfkraft, Teer und Briketts.

Im Lausitzer Revier fördern zu dieser Zeit 16 Tagebaue knapp 200 Mio. t Rohbraunkohle pro Jahr, und das bei einem zunehmend ungünstigeren Kohle- / Abraum-verhältnis. Waren zu Beginn der industriellen Braunkohlenförderung nur durchschnittlich 35 m Deckgebirge als Abraum zu beseitigen, liegt das wirtschaftlich bedeutende zweite Lausitzer Kohleflöz bis zu 120 m tief.

Die jährliche Flächeninanspruchnahme steigert sich in den 1980er-Jahren auf über 3.000 ha. Gleichzeitig verschleißen die ohnehin ungenügenden Ressourcen zur Wiederurbarmachung. Der Investitionsstau und die allgemeine Materialknappheit sind ein Spiegelbild der schwierigen volkswirtschaftlichen Gesamtsituation. Es kommtzu immer größeren Rekultivierungsdefiziten, und die Umweltsituation spitzt sich zu. [...] Unbegrünte und brachliegende Rohkippen bestimmen vielerorts das Landschaftsbild. Der ehemalige Bezirk Cottbus, welcher weitgehend das Lausitzer Braunkohlenrevier umfasst, weist insgesamt 181.388 ha als Bergbauschutzgebiet aus, davon 57.247 ha Landwirtschaftsfläche und 93.540 ha Wald. Hier hat der Braunkohlenbergbau Vorrang vor allen anderen Nutzungen. Planungen sehen die Förderung bis in das Jahr 2075 vor.

Tagebau Welzow-Süd - Förderbrücke F 60

Tagebau Welzow-Süd - Förderbrücke F 60

Von links: Vorschnitt im Deckgebirge – freigelegtes Kohleflöz – tertiäre Abraumkippe, es erfolgt eine spätere Überdeckung mit „kulturfreundlichem“ Substrat.

Foto: P. Radke (LMBV)

... zum Sanierungsbergbau mit 'neuen Landschaften'

Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 findet eine Neuordnung des Energiesektors statt. Innerhalb weniger Jahre kommt es zur Schließung der meisten, nun unrentablen Betriebsstätten. Damit verringern sich die jährlichen Flächenverluste im Lausitzer Revier schlagartig auf unter 1/4 der früheren Inanspruchnahme. Heute im Jahr 2021 fördern die vier Großtagebaue Welzow-Süd und Jänschwalde in Brandenburg, Nochten und Reichwalde für den sächsischen Teil des Lausitzer Reviers. Sie beliefern vorrangig die Großkraftwerke Boxberg, Schwarze Pumpe und Jänschwalde. Zur Bewältigung der Altlasten des Braunkohlenbergbaus wird Ende 1992 ein Verwaltungsabkommen zwischen dem Bund und den betroffenen Ländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen geschlossen. Die Braunkohlensanierung ist das größte zusammenhängende Umweltprojekt in Deutschland. Mit den Fortschritten des Sanierungsbergbaus überwiegt seitdem die Wiedernutzbarmachung entsprechend Bundesberggesetz und auf Basis der Landesplanung. Der Sanierungsbergbau wird bis Mitte der 2030er Jahre allein 150 km² Wasserfläche mit einem Volumen von 2,3 Mrd. m³ fertigstellen, darunter 32 ausgedehnte Bergbaufolgeseen. Doch auch der aktive Bergbau leistet seinen Beitrag. So entsteht im Verantwortungsbereich der Lausitz Energie Bergbau AG (LE-B) seit dem Jahr 2019 die Cottbusser Ostsee – mit 19 km² Deutschlands größte künstliche Wasserfläche. Das im Revier entstehende Lausitzer Seenland ist Europas größte künstlich geschaffene Wasserlandschaft.

Den flächenmäßig bedeutsamsten Anteil nehmen aber die rekultivierten Innenkippen und Außenhalden ein, wovon jedoch noch große Flächen geotechnisch gesichert werden müssen. Diese umgelagerten Massen sind Extremstandorte und auch eine Herausforderung für die vegetative und faunistische Wiederbesiedlung. Bisher sind rund 585 km² der ehemaligen Tagebaue in eine reguläre Folgenutzung überführt worden. Mit 31.500 ha entwickeln sich 53 % der bislang wiedernutzbargemachten Flächen in neue Wälder. Die öffentlich festgelegte Planung aus Anfang und Mitte der 1990er-Jahre sieht die Wiederherstellung der entzogenen Waldfläche von 47.000 ha vor. Ein Teil der in den 1970er und 1980er-Jahren gekippten und wiederaufgeforsteten Flächen muss im Revier nach dem großräumigen Grundwasserwiederanstieg jedoch für geotechnische Sicherungen noch einmal in Anspruch genommen werden. In aller Regel dauert es heute von der Flächeninanspruchnahme bis zur Wiederbegrünung der Abraumkippen weniger als 15 Jahre. „Mondlandschaften“ nach dem Bergbau gehören längst der Vergangenheit an.

Quelle: J. Schlenstedt, U. Steinhuber, D. Knoche; AFZ 17/2021

Grundsätzlich müssen zerstörte Flächen auf die gleiche Art genutzt werden können wie vor Beginn des Abbaus. Gleichfalls ist in den Auflagen, die Bergbautreibende erfüllen müssen, festgelegt, wie viel Fläche wieder für Land- oder Forstwirtschaft nutzbar sein soll. Gesetzliche Vorgaben schränken allerdings die Umsetzung durch den Passus „sofern gewünscht und zumutbar“ ein, sodass in der Praxis die Restlöcher oft mit Wasser gefüllt werden, da dies die einfachste Form der Nachnutzung ist.  In den Restlöchern älterer Tagebaue breiten sich heute Seen aus; große Gewässer sind unter anderem wegen des zu erwartenden Massendefizits nach Kohleabbau auch in den Restlöchern heutiger Tagebaue geplant, bzw. schon entstanden. (Die neuen Seen der Lausitz)

Die Beseitigung von Gefahren hat für die Entlassung der Flächen aus der Bergaufsicht höchste Priorität. Zu diesem Zweck werden Maßnahmen zur Böschungssicherung, Bodenverbesserung, Erosionsminderung und Bodenverdichtung ergriffen.

Ein Neustart der Bodenentwicklung

Frisch aufgetragenes Bodenmaterial für eine landwirtschaftliche oder forstliche Folgenutzung oder auch für eine naturbelassene Besiedlung durch Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen beginnt seine Entwicklung als Rohboden, als Lockersyrosem mit initialer Humusbildung. Erstes abgestorbenes Pflanzenmaterial oder auch zugeführte organische Düngung wird zerkleinert, zersetzt, humifiziert und mineralisiert. Dabei entstehen Humus und Pflanzennährstoffe, die Voraussetzungen für das Wachstum höherer Pflanzen. Allmählich entwickelt sich ein durchgehender humoser Oberboden, bei landwirtschaftlicher Nutzung eine Ackerkrume. Aus dem rohen Lockersyrosem entsteht bei kalkfreiem Bodenmaterial ein Kipp-Regosol und bei kalkhaltigem Kippmaterial eine Kipp-Rendzina. Erst im Verlauf von Jahrhunderten entwickeln sich diese Böden durch Entkalkung, Verwitterung und Gefügebildung in unserem atlantischen bis subkontinentalen Klima zu Braunerden, Parabraunerde oder unter Kiefer auf stark saurem Substrat zu Podsolen.

Landwirtschaftliche Rekultivierung (Deutschland)

Die Rekultivierung einer Bergbaufolgelandschaft als landwirtschaftliche Nutzfläche ist mit erheblichen Folgekosten verbunden. Neulandböden erreichen nur selten das landwirtschaftliche und ökologische Potenzial ihrer Vorgänger. Ökologischer Landbau ist für lange Zeit vollkommen unmöglich. Die Erträge auf den rekultivierten Ackerflächen erreichen trotz aller Bemühungen erst nach 60 bis 80 Jahren das Niveau gewachsener Böden aus ähnlichen Substraten. Bis dahin können diese Felder nur mit großen Mengen an Mineral- und Wirtschaftsdünger, sowie an Kalk fruchtbar gehalten werden.

Ziel der Rekultivierung zur landwirtschaftlichen Nutzung sollten abwechslungsreich strukturierte Folgelandschaften mit nicht zu groß dimensionierten Ackerflächen sein, die sowohl der landwirtschaftlichen Nutzung als auch der biologischen Vielfalt Rechnung tragen und so einem Rückgang an Insekten, Vögeln und Pflanzen entgegenwirken können.

Im Idealfall sollte der durch Abbaumaßnahmen anfallende Oberboden nach Schichten und Horizonten getrennt gelagert und bei der anschließenden Flächenrekultivierung wiederverwendet werden. Jedoch hat die belebte Bodenschicht nur eine Dicke von 20 bis 30 Zentimetern, ein Abraumbagger aber eine Abtragstiefe von drei Metern. Beim Ab- und Wiederauftragen werden deshalb belebter Oberboden und unbelebter Unterboden vermischt. Auf den rekultivierten Standorten befindet sich sodann unter der rund einen Meter dicken künstlichen Oberbodenschicht eine etwa 100 Meter mächtige Zone aus aufgeschüttetem Abraum, in dem sämtliche Grundwasserleiter zerstört sind. Weil die Agrarflächen nunmehr aus Bodenteilchen bestehen, die nicht zusammenhalten, ist das ganze Gefüge instabil und für bis zu 30 Jahre nur eingeschränkt beanspruchbar.

Rheinisches Revier

Das Rheinische Braunkohlenrevier liegt linksrheinisch im südlichen Teil der Niederrheinischen Bucht. Diese ist ein tektonisches Einbruchsfeld das im Wesentlichen in der Zeit des Tertiärs entstanden ist. Während des Tertiärs herrschten in verschiedenen Phasen Bedingungen vor, die das Entstehen von z.T. mächtigen Torfmooren begünstigte, aus denen später die heutigen Braunkohlenflöze entstanden. (Geologie)

Im Rheinischen Revier zwischen den Städten Köln, Aachen und Mönchengladbach steht ausreichend kulturfreundliches Bodenmaterial als Deckschicht der (geplanten) Tagebaue an. In der Regel wird Material, das auf der einen Seite des Tagebaus gewonnen wird, direkt auf der anderen Seite mit dem Absetzer aufgebracht. Dabei werden humushaltiges Oberbodenmaterial, karbonatfreier Lösslehm und der mehrere Meter mächtige karbonathaltige Löß verschnitten und zum Aufbau des neuen landwirtschaftlich genutzten Bodens verwendet. Teilweise wird der Löss jedoch auch zwischen den Tagebauen transportiert oder für längere Zeit zwischengelagert. (Historie und Rekultivierung)

Bandanlage zum Lösstransport

Bandanlage zum Lösstransport

Über Bandanlagen wird das Substrat für die Bodenherstellung durch den Tagebau transportiert.

Quelle: RWE

Eine wichtige Rolle für die Funktionalität der Standorte spielt auch die sogenannte Rohkippe. Diese unter dem aufgekippten Löss liegende Schicht muss aus wasserdurchlässigen Kiesen und Sanden bestehen, damit Niederschlagswasser aus dem Lösskörper in die tieferen Bodenschichten gelangen kann. Dies ist für die Wassermengen notwendig, die weder durch Verdunstung, Pflanzenwachstum, oder Speicherung im Lösskörper gebunden werden können.

Je nach Nutzungsziel werden Löss, Sand und Kies für die Rekultivierungsböden als oberste Bodenschicht mit großen Absetzern rippenförmig abgekippt und im Anschluss planiert. Für eine landwirtschaftliche Folgenutzung wird mindestens 2 Meter kalkhaltiger Löss über wasserdurchlässigem Sand und Kies aufgetragen.

Während einer in der Regel siebenjährigen Zwischenbewirtschaftung durch einen eigenen Betrieb des Tagebaubetreibers RWE Power AG werden die Flächen optimal nutzbar gemacht und anschließend an die Landwirte zurückgegeben. Bei der Zwischenbewirtschaftung erfolgt in den ersten drei Jahren ein Anbau von Luzerne mit dem Ziel einer weiteren Bodenverbesserung. Die Luzerne als Tiefwurzler vermag das Porengefüge der Böden anzureichern und somit auch das Edaphon nachhaltig zu fördern. Ebenso kann der Stickstoffgehalt der Böden und der Humusanteil angereichert werden. Der Luzerneanbau mit seinem Blütenangebot für Insekten stellt gleichzeitig eine sehr großflächige Naturschutzmaßnahme dar.

In den folgenden vier Jahren wird die Zwischenbewirtschaftung in der Regel mit Getreideanbau fortgeführt. Hierbei handelt es sich um eine primär bodenschonende Bewirtschaftungsweise, welche gleichzeitig auch als guter Zeiger der Bodenqualität ggf. noch vorhandenen Nachbesserungsbedarf aufzeigt.

In einem zwischen Eigentümer und Bergbautreibendem geschlossenem bergbaulichen Überlassungsvertrag werden im Vorfeld der Inanspruchnahme des Grundstücks die Modalitäten der Entschädigung bzw. die Rückgabe in Form von rekultiviertem Neuland geregelt. Die Landrückgabe erfolgt im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens durch eine öffentliche Behörde.

Dabei werden die für bergbauliche Zwecke genutzten Ackerflächen gegen neu hergestelltes rekultiviertes Ackerland getauscht. Das Tauschverhältnis bei der Rückgabe der Flächen nach Beendigung der bergbaulichen Nutzung wird auf Basis der Ackerzahlen (Bonität) für das Altland und das Neuland ermittelt. Dazu erfolgt nach Abschluss der Rekultivierung eine Neubewertung (Bonitierung) der hergestellten Neulandböden durch einen unabhängigen Schätzungsrat (Delegation von Gutachtern). Die dabei festgelegte Bonitierung der Neulandböden ist maßgeblich für das Tauschverhältnis. 

Früher angewandtes Spülverfahren zum Lössauftrag
Verteilung des Rekultivierungssubstrats mit dem Absetzer
optimaler Ausgangszustand
Planierarbeiten

Bereitstellung des Materials zur Bodenrekultivierung

Das bis in die 1980er Jahre durchgeführte Spülverfahren, die Verteilung des Rekultivierungssubstrats mit dem Absetzer, der optimale Ausgangszustand für die Planierung der Kipprippen nach der Verkippung und der Einsatz von Planierraupen, die möglichst geringen Druck auf den Boden ausüben.

Quelle: RWE

Die Rekultivierungssubstrate im Rheinischen Revier bilden die Basis für zahlreiche Nutzungen. Neben der klassischen ackerbaulichen Nutzung, sind die neu angelegten Flächen u. a. auch Standorte für Obstwiesen oder Weiden – meist in Kombination mit Zielen des Natur- und Kulturlandschaftsschutzes. So konnten in der Rekultivierung zahlreiche alte Obstsorten wieder angepflanzt werden. Darüber hinaus sind versuchsweise Anpflanzungen von Gemüse sowie Heil- und Gewürzpflanzen vorgenommen und testweise Weinhänge angelegt worden.

Die rheinischen Tagebaue haben bisher rund 290 Quadratkilometer Land in Anspruch genommen (Stand 2021). Davon sind bis heute etwa 200 Quadratkilometer wieder nutzbar gemacht worden. Gut 103 Quadratkilometer sind Ackerland, 77 Quadratkilometer Waldflächen und 20 Quadratkilometer Wasser- und sonstige Flächen.

Verlegte Indeaue umgeben von rekultivierten Agrarflächen

Verlegte Inde, umgeben von rekultivierten Agrarflächen

Im Jahr 2005 erreichte der Tagebau den früheren Verlauf der Inde. Ein 5 km langer Teilabschnitt des Flusses musste daher umverlegt werden. Der vormals begradigte Fluss erhielt dabei wieder einen natürlichen, auf einer Länge von 12 km frei mäandrierenden Verlauf innerhalb einer 300 m breiten Aue. Innerhalb der mit 400 000 Bäumen und Sträuchern bepflanzten Flussaue, kann die Inde nun natürlich über die Ufer treten und schafft mit ihrer Dynamik ständig neuen Lebensraum in Form von Kiesbänken, Inseln, Tümpeln und Steilufern für viele Arten der Fluss- und Auenlandschaften.

Quelle: RWE

Ostdeutsche Reviere

Im Lausitzer Revier in den Ländern Brandenburg und Sachsen hat die Braunkohleförderung eine lange Tradition. Vor allem bis 1989 wurden hier große Mengen des „braunen Goldes“ abgebaut, denn die Energieversorgung der DDR stützte sich vorwiegend auf diesen umweltbelastenden Energieträger.

Die früher praktizierte Technologie der Verkippung der Böden, überwiegend ohne gesonderte Gewinnung und Lagerung des Oberbodens, führte zu einer Mischung der verschiedenen geologischen Schichten. Substrate, die über Jahrmillionen tief im Untergrund lagerten, gelangten an die Oberfläche. Ihre Eigenschaften bestimmen jedoch die Richtung und Geschwindigkeit der Bodenentwicklung sowie das Ertragspotenzial der Kippböden.

Schema eines Förderbrückentagebaues im Lausitzer Revier
Schema eines Förderbrückentagebaues im Lausitzer Revier

Quelle: SMUL

In den Lausitzer und Mitteldeutschen Braunkohlerevieren besteht die mit Humus angereicherte oberste Bodenschicht überwiegend aus quartären Substraten. Diese setzen sich aus Schmelzwasser- / Talwassersanden sowie Geschiebedecksanden der Eiszeiten (Pleistozän) zusammen. Darunter folgen mächtige tertiäre Beckensedimente aus kohle-/ schwefelhaltigen Sanden, Schluffen und Tonen. Die Lausitzer Tagebauhalden und -kippen bestehen zu 90 Prozent aus Sanden und Lehmsanden, während im mitteldeutschen Revier die hochwertigen pleistozänen Substrate, Sandlöß und Löß sowie Lößlehm, Auenlehme und Auenschluffe große Flächen einnehmen. Sie werden zur Herstellung von Landwirtschaftsflächen verwendet. (Geologie und Landschaft Lausitzer Revier)

Im Lausitzer Revier weisen die tertiären Substrate sowie Mischsubstrate tertiärer und quartärer Herkunft, die auf etwa 60 Prozent der Kippenflächen die oberste Schicht bilden, deutlich schlechtere Eigenschaften auf. Dies führt zu Schwierigkeiten vor allem bei der Herrichtung für eine landwirtschaftliche Nutzung.

Eine Besonderheit stellen die in der Nähe von Kraftwerken auf circa 1.100 Hektar verkippten oder verspülten Kraftwerksaschen dar. Quartäre sandige Böden, wie sie in der Lausitz vorherrschen, besitzen wegen ihres hohen Grobporenvolumens eine gute Durchlüftung und Wasserleitfähigkeit. Sie entwässern jedoch schnell und können Nährstoffe nur schlecht binden. Ihre pH-Werte sind neutral bis schwach sauer. Die quartären bindigen Substrate Mitteldeutschlands sind durch hohe Mineral- und Nährstoffvorräte, günstige pH-Werte und eine hohe Wasserspeicherkapazität gekennzeichnet.

Die tertiären Kippsubstrate hingegen enthalten Kohlebestandteile sowie Eisendisulfide (Pyrit, Markasit), die bei Luftzutritt und Wasserzufuhr zu einer extremen Versauerung (pH-Wert < 2,5) und zu einer hohen Salzkonzentration im Bodenwasser führen. Charakteristisch für vom Tagebau beeinflusste Böden sind die Humus- und Nährstoffarmut, fehlende oder geringe bodenbiologische Aktivität als auch häufig die fehlende Fähigkeit der Wasserspeicherung. So zeigt sich eine äußerst ungünstige Ausgangslage für das Wachsen neuer Landschaften.

Das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V. (FIB) unterstützt mit seiner Forschungstätigkeit verschiedenste Rekultivierungsoptionen. Beispielsweise prüft das FIB seit mehr als zwei Jahrzehnten den Anbau nachwachsender Rohstoffe und neuer Kulturen auf marginalen Standorten im südlichen Brandenburg. Im Ergebnis der Anbauversuche zeigen sich besonders vielversprechende Ansätze für die landwirtschaftliche Nutzung von Lavendel, Robinienholz im Kurzumtrieb und Sorghum-Dualhybriden. Auch sind beispielsweise trockenheitstolerante Färber-, Heil-, Ölpflanzen eine ökologisch vorteilhafte Anbaualternative zu konventionellen Acker-Fruchtfolgen.

Angesichts des ertragsbegrenzenden Wasserangebots im nordostdeutschen Tiefland besteht ein weiterer Forschungsschwerpunkt in der Weiterentwicklung von Modellen zur Bewässerungssteuerung hin zu einer bedarfsgerechten Teilflächenbewässerung (“Precision Irrigation”). Daneben bietet das FIB e.V. verschiedene Dienstleistungen für die Anwender, etwa indem die Bewässerungsgaben tagesaktuell berechnet werden.

Forstliche Rekultivierung (Deutschland)

Rheinisches Revier

Für eine forstliche Folgenutzung wird bereits beim Abräumen der Deckschicht in den Tagebauen des Rheinlandes eine Mischung aus Kies und Sand mit einem Anteil von rd. 25 % Löss gemischt und als 4 m starke „Forstkiesschicht“ auf dem Kippenkörper aufgetragen. Das lockere Bodenmaterial kann ausreichend Wasser speichern und wird – häufig ohne weitere Vorbereitung – gleich im Anschluss mit Endbestandsholzarten bepflanzt.

Das Forstkiesgemisch wird direkt im obersten Schnitt der Tagebaue mit den Schaufelradbaggern gewonnen, wo entsprechende Löss- und Kiesverhältnisse vorliegen. Ohne künstlichen Mischvorgang wird der Forstkies dann mittels Absetzer in einer Mächtigkeit von etwa zwei bis vier Metern auf die zur Rekultivierung anstehenden Flächen verkippt. Das bewirkt ein unsortiertes Schüttgut, das dadurch charakterisiert ist, das kleine und große Bestandteile mit einem hohen Hohlraumvolumen verkippt werden. Damit sind eine gute Bodendurchlüftung und Durchwurzelbarkeit sichergestellt. 

Bepflanzung nach dem Substratauftrag

Bepflanzung nach dem Substratauftrag

Von besonderer Bedeutung ist auch der Zeitpunkt der Rekultivierung. Dabei hat sich als besonders günstig herausgestellt, die Bepflanzung dem Bodenauftrag bzw. der Wiederherstellung der Flächen unmittelbar folgen zu lassen. So nutzt man die guten bodenphysikalischen Verhältnisse des frisch verkippten Bodenmaterials aus.

Quelle: K. Görgen (RWE)

Die für die forstliche Rekultivierung verkippten Flächen werden heutzutage nicht mehr planiert. So bleibt der Boden optimal locker und bietet dem neuen Wald beste Voraussetzungen. Diese neue raue Oberfläche hat sich als ökologisch sehr vielfältig erwiesen: Schon auf kleineren Flächen finden Kleintiere und Pflanzen trockene, warme Bereiche einerseits und kühle, feuchte Mulden andererseits. Allerdings sind diese Flächen so uneben, dass man sie zur Pflege kaum betreten kann. Deswegen werden heute im Abstand von etwa zwanzig Metern Raupenspuren einplaniert. Zwischen zwei Raupen wird dann ein Seil mit Stahlplatten über den Boden gezogen, das die gröbsten Unebenheiten bricht ('Kettenabzugsverfahren'). Die Raupenspuren dienen dann im Weiteren als sogenannte Rückelinien: von hier aus wird der Wald bodenschonend bewirtschaftet und gepflegt.

Bei der Entwicklung von Waldbiotopen erfolgt in der Regel eine Bepflanzung. Hierbei werden selbstverpflichtend fast ausschließlich Baumarten der potenziell natürlichen Vegetation verwendet. Nur rund 10 % der zur Verwendung kommenden Jungbäume stellen nicht standortheimische Arten dar und dienen der Belebung des Landschaftsbildes sowie der Förderung der Artenvielfalt.

Entsprechend der Braunkohlenplanverpflichtungen erfolgte in den Tagebauen Garzweiler und Inden eine weitgehende Rekultivierung für die Landwirtschaft, während für den Tagebau Hambach aufgrund der Vorfeldsituation vorwiegend Wald rekultiviert wird. Seit 1978 entsteht hier die sogenannte Sophienhöhe, auf der inzwischen bereits rd. 1500 ha große Waldgebiete entstanden sind.

Baumartenverteilung auf der Sophienhöhe
Baumartenverteilung auf der Sophienhöhe

Quelle: RWE

Aus Naturschutzgründen werden auch Sonderstandorte zur Erhöhung der Biodiversität hergestellt. Dazu werden Substrate wie z.B. Ton, tertiärer Sand und Kies aus dem geologischen Untergrund der Abbauseite verwendet und als Oberfläche verkippt oder im Sonderbetrieb zusätzlich geschaffen. Darüber hinaus kann auch durch die Ausformung eines z. B. besonders steilen Reliefs kleinräumig die Gestaltung solcher Sonderstandorte initiiert werden.

Ein Sonderthema stellen ökologische Ausgleichsflächen dar, die sich auch außerhalb der Rekultivierung befinden. So wurden im Umfeld des Tagebaus Hambach u.a. halboffene Parklandschaften in einer Größenordnung von rd. 600 ha angelegt, die großflächig durch alte Rinderrassen beweidet werden. Diese Landschaftsstrukturen sind über Leitstrukturen bestehend aus tunnelartigen „Eichenhochstamm- und Strauchreihen“ sowie Grünbrücken miteinander und mit angrenzenden Altwäldern vernetzt und dienen als (Teil-)Lebensraum zahlreichen Vogel-, Amphibien- oder Säugetierarten wie z.B. der Bechsteinfledermaus.

Ostdeutsche Reviere

Das gemeinsame Leitbild und waldbauliche Ziel in den ostdeutschen Revieren sind sich selbsterhaltende, möglichst „naturnahe“ Mischwälder. Auf forstlichen Rekultivierungsflächen dominieren speicherarme Kipp-Sande bis Anlehmsande der quartären und tertiären Schichtenfolge. Die vollständige Umlagerung des Deckgebirges führt zu einer außerordentlichen Substratvielfalt mit stark kontrastierenden pflanzenbaulichen Eigenschaften. Es lassen sich über 200 Kippbodenformen kartieren – von quartären Reinsanden geringer Nährkraft bis zu Kohletonen und mehrschichtigen Substratgemengen. Zwar erschwert das kleinräumige Standortmosaik die spätere Rekultivierung, etwa was die Abgrenzung von forstlichen Standort- und Bewirtschaftungseinheiten oder notwendige Meliorations- bzw. Düngungsmaßnahmen betrifft. Zugleich eröffnen sich aus der standörtlichen Differenzierung heraus aber auch landschaftsgestalterische Optionen für Wirtschaftswälder, Sukzessionsbereiche und mit dem Wald verbundene Sonderbiotope.

Ein nachhaltiger Erfolg der forstlichen Rekultivierung erfordert zunächst eine zielgerichtete, tiefgründige Melioration der Kippsubstrate. In den „Bodengeologischen Gutachten“ finden sich parzellenscharfe Bestockungsempfehlungen und Maßnahmen zur Flächenvorbereitung bzw. Nachsorge (Kalkmelioration, NPK-Grund- bzw. NPK-Startdüngung, Schutzpflanzendecke).

Dazu werden Kalk- und Nährstoffgaben in den Boden eingearbeitet. Da häufig stark saure Kippsubstrate an der Oberfläche vorliegen, sind mitunter sehr hohe Kalkgaben als kohlesaurer Kalk bis in 100 cm Tiefe erforderlich. Diese werden mit der Tiefspatenfräse eingearbeitet. Die verabreichten Hauptnährstoffe werden bis 30 cm tief eingefräst.

Die als standortgerecht bewerteten forstlichen „Zielbaumarten“, wie Trauben-/Stieleiche, Gemeine Kiefer, Gemeine Birke und andere gebietsheimische Laubgehölze, werden ohne Vorwaldschirm gepflanzt – in üblichen Baumschulsortimenten und Pflanzverbänden. Sich selbst ansamende Birken, Aspen oder Weiden sind aus ökologischen Gründen willkommen. Das festgelegte Bestockungsziel wird dadurch in aller Regel nicht gefährdet.

Über die Wiederbewaldung hinaus muss die Forstwirtschaft auf Bergbauflächen heute vor allem landeskulturellen Ansprüchen genügen. Als Kompensation für den Eingriff erfüllen Kippenwälder auf Dauer wichtige Ausgleichsfunktionen im Landschaftshaushalt. Aspekte des Bodenschutzes und der Biodiversitätssicherung spielen eine herausragende Rolle.

Kippenböden als Startpunkt abwechslungsreicher Naturschutzgebiete

Auf ausgedehnten Flächen sind in der Bergbaufolgelandschaft der Lausitz und Mitteldeutschlands, wie auch in der Ville zwischen Köln und Grevenbroich im Rheinland Areale entstanden, auf denen sich Kippsubstrate kleinflächig stark unterscheiden und die meist trocken und nährstoffarm sind, mitunter auch kohle- und schwefelhaltig oder vernässt. Solche Flächen sind kaum für eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung geeignet. Vielmehr eignen sie sich als Vorrangflächen für den Naturschutz und bilden mitunter ausgedehnte Offenlandflächen. Häufig bleiben diese Areale für größere Zeitspannen sich selbst überlassen. Für viele seltene und häufig stark spezialisierte Pflanzen und Tiere bieten sie Lebensraum.

Nicht zuletzt die gewaltigen Folgekosten des Raubbaus an der Natur waren z. B. für die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ausschlaggebend, sich mit Alternativen zu befassen. Beispielsweise versprechen Wildnisgebiete gleich mehrfachen Nutzen: Zum einen lassen sich Sanierungskosten einsparen und zum anderen das enorme Entwicklungspotenzial der Landschaft bewahren. Wildnisgebiete bedürfen keiner Nutzungsstandards, so dass keine flächenhafte und aufwändige Sanierung notwendig ist. Deshalb setzt sich die DUH dafür ein, nicht alle gesperrten Flächen zu sanieren, sondern die Natur sich selbst zu überlassen. Es sind bereits Suchräume identifiziert, die ein entsprechendes naturschutzfachliches Potential aufweisen.

Probleme bei der Rekultivierung

Heute gehen Rekultivierungsmaßnahmen zeitgleich mit der Braunkohlenförderung einher, beispielsweise in den ausgekohlten Gebieten des Lausitzer Reviers. Ein Problem bei der Verfüllung der riesigen Tagebauflächen ist das Setzungsfließen. Werden die tiefen Restlöcher mit Abraum wieder verfüllt, ist es problematisch, den Abraum optimal zu verfestigen. Wenn der Grundwasserspiegel wieder ansteigt, dringt das Wasser in den lockeren Sand, so dass durch den Auftrieb die Körner ihren Kontakt verlieren und instabile Lagerungsverhältnisse entstehen. Bei leichten Erschütterungen kann es dann zum Setzungsfließen kommen, ähnlich wie beiTreibsand. Um dies zu verhindern, wird das Setzungsfließen durch Sprengungen kontrolliert ausgelöst, dabei kann das Porenwasser entweichen und der lockere Sandkörper wird verfestigt.

Knapp zwei Drittel aller oberflächennahen Kippenflächen im Lausitzer Revier bestehen aus Substraten der tertiären Schichtenfolge – das sind rund 600 km². Zu ihren meist feinverteilten kohligen Beimengungen kommen hohe Gehalte an Pyrit bzw. Markasit (Eisen(II)-Disulfid, Schwefelkies, „Katzengold“). Bisweilen beträgt der Schwefelgehalt über 1,5 Masseprozent) – eine große Herausforderung für die land- und forstwirtschaftliche Rekultivierung. So führt die Belüftung zu einer langanhaltenden und vollständigen Verwitterung, wobei Schwefelsäure entsteht. Spätestens mit der Verkippung fallen die pH-Werte in den extrem sauren Reaktionsbereich, und das bei wenig gepufferten Substraten binnen weniger Monate.

Werden kohle- und disulfidhaltige Kippenflächen nicht mit ausreichend hohen Mengen an Kalk gegen die Auswirkungen der einsetzenden Disulfidoxidation gewappnet, so ist nach wenigen Jahren mit einer starken Versauerung zu rechnen, mit hohen, löslichen Gehalten an Sulfatsalzen und damit einhergehend mit hohen Stofffrachten, die die Böden in Richtung Grundwasser verlassen. Vorsorgend werden solche Substrate, meist nach eingehender Untersuchung, mit entsprechend hohen Kalkgaben gedüngt.

Stark schwefelsaure Substrate bleiben trotz der hohen Stoffausträge (Entsalzung) auf Jahrzehnte hinaus bewuchsfeindlich. Ohne eine vorherige Aufkalkung ist ihre pflanzenbauliche Nutzung unmöglich.

Einarbeitung vom Kalkmergel mittels Imants-Tiefspatenfräse im rückwärtigen Sanierungsbereich

Einarbeitung vom Kalkmergel mittels Imants-Tiefspatenfräse im rückwärtigen Sanierungsbereich

Da häufig stark saure Kippsubstrate an der Oberfläche vorliegen, sind mitunter sehr hohe Kalkgaben als kohlesaurer Kalk bis 100 cm Tiefe erforderlich. Diese werden mit der Tiefspatenfräse eingearbeitet. Die verabreichten Hauptnährstoffe werden bis 30 cm tief eingefräst.

Foto: J. Schlenstedt (LMBV)

Bindige Kippsubstrate neigen zur Dichtlagerung. Geringe Luftkapazität, geringe Wasserleitfähigkeit, verschlechterte Bearbeitbarkeit, herabgesetzte Durchwurzelbarkeit und erhöhte Erosionsneigung sind die Folge. Die Verdichtungsgefährdung bindiger Kipp-Regosole erfordert eine behutsame Bodenbearbeitung und den Verzicht auf Bearbeitung und Befahrung bei nassem Zustand. Humusfördernde und tiefwurzelnde Fruchtfolgen, Anregung des Bodenlebens und aktive Unterstützung der Gefügebildung können die Verdichtungsgefährdung bindiger Kippenböden verringern.

Tagebaurestlöcher werden alternativ nicht mit Abraum verfüllt, sondern geflutet und als Element "Seen" in die Landschaft integriert. Damit sind jedoch weitere Probleme verbunden, vor allem die Versauerung der Seen aufgrund des niedrigen pH-Wertes des Grundwassers.

Für die Flutung der Restlöcher gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man die Natur sich selbst überlassen, so dass das Restloch mit dem Anstieg des Grundwassers geflutet wird. Dabei kommt es in den Seen jedoch zur oben angesprochenen Versauerung. Um dies zu verhindern ist es möglich, Kalkpulver in Verbindung mit Kohlensäure hinzu zugeben. Ein weiteres Problem sind durch den relativ langsamen Grundwasseranstieg bedingte Erosionen, die das Wegsacken der Böschungsränder begünstigen.

Eine zweite Möglichkeit für die Rekultivierung der Restlöcher ist die Flutung mit Fremdwasser, beispielsweise aus Flussläufen. Das Fremdwasser z. B. für den Senftenberger See wird über Kanäle aus der Schwarzen Elster entnommen.
Hierbei wird die Versauerung der Seen durch Grundwasser weitestgehend verhindert. Bei einer schnellen Flutung werden auch die Böschungsränder stabilisiert, so dass die Erosion durch die Brandung nicht greifen kann.

Zu weiteren Bewirtschaftungshindernissen führt, dass nach Abschluss der Bergbauarbeiten das Wasser auf den ehemaligen Tagebauflächen meist höher als ursprünglich steht. Durch den Anstieg des Grundwassers vernässen die Flächen. Ein Beispiel dafür ist die Tiefkippe Schlaitz. Der hier nach Beendigung der Rekultivierungsmaßnahmen erfolgte Wasseranstieg führte dazu, dass die zur landwirtschaftlichen Nutzung angelegten Flächen aufgegeben werden mussten. Das teuer rekultivierte Gelände wurde anschließend zum Naturschutzgebiet erklärt und sich selbst überlassen.

Die Rückkehr des Grundwassers verursacht nicht nur Stabilitätsprobleme. Steigt es – was die Regel ist – über das ursprüngliche Niveau an, muss mittels Pumpen das Wasser über Kanäle in Bäche und Flüsse abgeleitet werden. Ein derartiges Pumpensystem kostet beispielsweise in Hoyerswerda allein im Unterhalt jährlich etwa eine halbe Million Euro.

Durch das in Kanäle abgepumpte oder in rekultivierten Ackerflächen aufsteigende Grundwasser gelangen Eisen- und Sulfatkonzentrationen in die Flüsse. Besonders betroffen davon ist Mitteldeutschland. In der Lausitz stellt die Verockerung der Spree nicht nur eine ernsthafte Gefahr für die Tourismusregion Spreewald, sondern mittlerweile sogar für die Trinkwasserversorgung von Berlin dar. Insgesamt haben die Tagebaue in Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen 41 Grundwasserkörper beschädigt. Davon sind zwölf so erheblich zerstört, dass sie die EU-Vorgaben nicht erreichen. Daran wird sich auf unabsehbare Zeit auch nichts ändern. Allein für die Sanierung der Bergbaufolgelandschaften im Lausitzer- und Mitteldeutschen Braunkohlerevier haben Bund und Länder zwischen den Jahren 1992 und 2016 bereits 10,2 Milliarden Euro investiert. Für die Jahre 2018 bis 2022 sind weitere 1,2 Milliarden Euro eingeplant.

Eisenocker in der Spree

Eisenocker in der Spree

Durch die Flutung der ersten Tagebauseen ab 2000 und durch die Hochwasser der Spree wurden die bergbaubedingten Eisenhydroxid-Einträge in die Spree massiv sichtbar. Es wurde festgestellt, dass ab Spreewitz die Spree ca. 6 t/d Eisenhydroxid führt und weitertransportiert. Auch die Spreewaldzuflüsse aus deren nahegelegenen Tagebauseen führten Eisenhydroxid in den Spreewald.  Die bergbaubedingten Einträge von Eisenhydroxid und mittlerweile auch Sulfat schädigen das Spreewasser direkt.

Die LMBV hat ein Barrierekonzept sowohl für den Spreewald, als auch für den Südraum aufgestellt, ist dabei dieses umzusetzen und entsprechend aktueller Ergebnisse zu konkretisieren.

Quelle: NABU

Untertagebergbau

Untertagebergbau zeigt sich oberflächlich durch hohe, tafelberg- oder kegelförmige Abraumhalden sowie durch z.T. versumpfte oder wassergefüllte Bergsenkungen. Früher wurden die Bergbaugebiete der natürlichen Sukzession überlassen, die manchmal Bereiche mit hohem Naturschutzwert (Renaturierung), sonst aber auch Ödland hervorbrachte. Neuere Bergbaufolgelandschaften sind als Folgenutzungen aus geplanter Rekultivierung zugunsten von Land- oder Forstwirtschaft (dann oft mit Einebnung von Halden und Auffüllung von Gruben und Senkungen), aber auch für Freizeit- und Erholungsnutzung oder zugunsten des Naturschutzes hervorgegangen.

Extrem ist die Situation im Ruhrgebiet, wo die Ewigkeitskosten pro Jahr bei rund 220 Millionen Euro liegen. Davon entfallen etwa 30 Prozent auf Grundwasserniederhaltungsanlagen, da andernfalls fast ein Fünftel der Region unter Wasser stünde, wenn nicht gepumpt würde. Betroffen ist vor allem das Kernrevier, wo auch die meisten Menschen wohnen. Über eine Milliarde Kubikmeter Grundwasser müssen hier rund 180 Pumpen jedes Jahr bewegen, damit das Gebiet künstlich trockengehalten werden kann. Diese Pumpen müssen ewig laufen, sonst wäre das Ruhrgebiet innerhalb weniger Jahre eine Seenplatte.

Weitere Informationen:

Bergmähder

Mahdflächen in der alpinen und nivalen Höhenstufe mit regional unterschiedlichen Bezeichnungen (z.B. Wildheuberge in der Schweiz), die nicht beweidet werden, weil sie zu steil, zu trocken oder für das Vieh nicht erreichbar sind. Diese Grünlandflächen oberhalb der ständigen Siedlungsgrenze werden höchstens einmal im Jahr gemäht.

In Tälern war im Dauersiedlungsraum neben Äckern kaum Platz für Wiesen, so waren die besten Flächen im Almbereich für die Bergmähder vorbehalten, um genügend Winterfutter zu gewinnen (Mahdalm). Das Heu wird im Herbst oder Winter über Seile oder mit Schlitten ins Tal gebracht und verfüttert. In der traditionellen Landwirtschaft waren die Bergmähder besonders für Kleinbauern und Landlose unverzichtbar.

Heute werden nur noch wenige Flächen gemäht (Prämienzahlungen), viele Flächen wachsen zu. Als größtes Bergmähdergebiet der Alpen gilt die inzwischen stark touristisch geprägte Seiser Alm in Südtirol.

Bergmannskotten

Historisch von Bergleuten errichtete und bewohnte, vorwiegend kleine Fachwerk- oder Bruchsteinhäuser mit zugehörigem Garten, Obstwiese und etwas Ackerland, meist abseits der Dörfer und Städte im Umfeld von Kleinstzechen errichtet. Ees bestand so eine Verknüpfung von Landwirtschaft und Bergbau, die ihre Verbreitung im südlichen Ruhrgebiet fand.

Besatz

Auch Bestoß; die Gesamtheit des auf Weiden aufgetriebenen Viehs angegeben in Stück, Großvieheinheiten oder anderen Einheiten.

Besatzdichte

Zahl an Weidetieren, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einer Fläche, umgerechnet auf einen Hektar, befindet. Steht allen Weidetieren die gesamte Weidefläche als Standweide während der ganzen Vegetationsperiode zur Verfügung, entspricht die Besatzdichte der Besatzstärke. Ist die Weidefläche parzelliert, ist die Besatzdichte während der Beweidung höher als die Besatzstärke. Besatzdichte = Anzahl der Weidetiere in Großvieheinheit (GV) (1 GV = 500 kg Lebendmasse) je zugeteilte Weidefläche (ha).

Besatzstärke

Mittlere Zahl an Tieren pro Hektar und Vegetationsperiode. Besatzstärke = Gesamt-Weidetier-GV auf die gesamte Weidefläche (ha).

Besenwirtschaft

Besenwirtschaften sind saisonal oder tageweise geöffnete Weinausschankbetriebe, in denen der Erzeuger (Winzer) seinen selbst erzeugten Wein ausschenken darf. Ihr Ursprung gilt weithin als Folge des Erlasses von Karl dem Großen im Jahr 812. Die Landgüterverordnung sollte es Winzern erlauben Ihren selbst angebauten Wein zu verkaufen.

Regional sind folgende Begriffe für diese Gastronomieform verbreitet: In Deutschland Straußenwirtschaft (im Rheinland, in Rheinhessen) und im Gebiet Saale-Unstrut, Besenwirtschaft, Besenschänke oder kurz Besen (in Württemberg), Kranzwirtschaft (in Baden), Rädle und Rädlewirtschaft (in der Bodenseeregion) sowie Hecken-, Häckerwirtschaft oder Maienwirtschaft (in Franken). In Österreich werden für ähnliche Gastronomieformen die Begriffe Buschenschank oder Buschenschenke sowie Leutgebschank, in der Schweiz die Begriffe Besenwirtschaft, Besenbeiz oder auch Buschenschenke verwandt.

In Besenwirtschaften werden oft auch kleinere zum Wein passende Tellergerichte gereicht. Eine geöffnete Besenwirtschaft ist an einem ausgesteckten Zweig, Besen, Kranz oder einem ähnlichen zeichenartig aufgestellten Utensil zu erkennen. Darauf bezieht sich auch die österreichische Bezeichnung „ausg’steckt“ für die Öffnungszeiten des Gastbetriebs.

Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten kann die Winzergastronomie auch als Aufbau von neuen Betriebszweigen im Sinne einer Diversifizierung in der Agrarwirtschaft gesehen werden. Dabei sind die neuen Betriebszweige nicht primär der landwirtschaftlichen Produktion zugeordnet, greifen aber auf die Ressourcen aus der landwirtschaftlichen Produktion zurück. Im Bereich der Weinwirtschaft wird dieser Diversifikationswille auch zunehmend in Verbindung mit der Strukturveränderung bei Weinbaubetrieben gesehen und geht oftmals einher mit einer Positionierung im Weintourismus.

In einer empirischen Erhebung (s. u.) zeigt sich, dass Besenwirtschaften allgemein einen sehr hohen Stellenwert bei der Umsatzgenerierung von Weingütern haben, die diese Einkommensalternative in ihr Unternehmenskonzept integriert haben. Diese dient zum einen als Vermarktungsinstrument für das eigentliche Erzeugnis Wein, aber auch als eigene strategische Geschäftseinheit. Signifikante Unterschiede zeigen sich bei der Größe der Weingüter. Die Besenwirtschaft ist gerade für kleinere Weingüter unter 10 Hektar als elementar anzusehen. Bei der Zielgruppe der Gäste spielen für Besenwirtschaften primär einheimische Gäste eine Rolle.

Weitere Informationen:

Besitz

Rechtsbegriff, der die tatsächliche Herrschaft einer Person über eine Sache bedeutet und dem Eigentum, bei dem kein tatsächliches, sondern ein rechtliches Verhältnis vorliegt, gegenübergestellt. Folglich ist Bodenbesitz im Bereich der Landwirtschaft gleichzusetzen mit Bodenbewirtschaftung. Der Unterschied zwischen Eigentum und Besitz wird beim Begriff Pacht am deutlichsten. Der Verpächter bleibt dabei Eigentümer, schränkt aber seine Verfügungsgewalt zugunsten des Pächters, also dem Bewirtschafter und Besitzer ein. Eine Ausnahme bildet hier lediglich die Zwischenpacht und der daraus abgeleitete Typ des Zwischenpächters, der zwar als Pächter Besitzer von Grund und Boden ist, diesen aber nicht selbst bewirtschaftet, sondern weiterverpachtet.

Besitzstrukturen (Deutschland)

Der Boden stellt in der Landwirtschaft einen wesentlichen Produktionsfaktor dar. Er zeichnet sich durch seine Unvermehrbarkeit aus, steht also nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Deshalb muss mit dieser Ressource schonend umgegangen werden, was insbesondere bedeutet, seine Fruchtbarkeit zu erhalten und ihn vor Versiegelung zu schützen. Der Erwerb von Boden sowie das Zahlen von Pachtentgelten an Grundeigentümer und -eigentümerinnen sind wesentliche Kostenfaktoren für einen landwirtschaftlichen Betrieb und beeinflussen damit stark den wirtschaftlichen Erfolg.

Mehr Pacht- als Eigenflächen, kaum Pachtungen kompletter Höfe
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche eines Betriebes gliedert sich in selbst genutzte Eigen- und Pachtflächen sowie unentgeltlich zur Bewirtschaftung erhaltene Flächen. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche Deutschlands, die 2020 eine Größe von insgesamt rund 16,6 Mio. Hektar umfasste, gliedert sich in gut 60 Prozent Pachtflächen, rund 38 Prozent selbst bewirtschaftete Eigenflächen und knapp zwei Prozent Flächen, die den Nutzenden unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden.

Pacht- vs. Eigenflächen

Pacht- vs. Eigenflächen

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche Deutschlands, die 2020 eine Größe von insgesamt rund 16,6 Mio. Hektar umfasste, gliedert sich in gut 60 Prozent Pachtflächen, rund 38 Prozent selbst bewirtschaftete Eigenflächen und knapp zwei Prozent Flächen, die den Nutzenden unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden.

Der weitaus größte Teil der Pachtflächen (88 Prozent) wurde in Form von Einzelgrundstücken gepachtet, lediglich zwei Prozent im Rahmen von geschlossenen Hofpachtungen.

Der überwiegende Teil der als Einzelgrundstücke gepachteten Fläche war Ackerland, gefolgt von Dauergrünland und sonstiger gepachteter Fläche.

Quelle: DESTATIS 2021

Der weitaus größte Teil der Pachtflächen (88 Prozent) wurde in Form von Einzelgrundstücken gepachtet, lediglich zwei Prozent im Rahmen von geschlossenen Hofpachtungen. Hierunter versteht man die Pachtung eines ganzen landwirtschaftlichen Betriebes mit Gebäuden und Flächen, wobei in der Befragung jedoch nur die entrichtete Jahrespacht für die gepachtete landwirtschaftlich genutzte Fläche (keine Hof- und Gebäudeflächen) anzugeben war. Der überwiegende Teil der als Einzelgrundstücke gepachteten Fläche war Ackerland, gefolgt von Dauergrünland und sonstiger gepachteter Fläche. Hierunter sind Flächen zu verstehen, für die keine klare Trennung zwischen Acker- und Dauergrünland angegeben werden konnte, aber auch Reb- und Baumobstflächen sowie Baumschul- und Gewächshausflächen fallen darunter.

Größter Teil der gepachteten Flächen entfällt auf Einzelunternehmen

Die insgesamt in Deutschland gepachtete Fläche verteilt sich zu 57 Prozent auf Einzelunternehmen, zu 23 Prozent auf Personengesellschaften und zu 20 Prozent auf juristische Personen. Zwischen den Bundesländern West- und Ostdeutschlands zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede bei der Verteilung der Pachtflächen auf die verschiedenen Rechtsformen. Während in den westlichen Bundesländern 77 Prozent der Pachtflächen auf Einzelunternehmen entfallen, sind es in den östlichen Bundesländern nur 24 Prozent. Hier entfällt mit 53 Prozent der größte Teil der Pachtfläche auf Betriebe in Hand juristischer Personen. Hintergrund sind hier die unterschiedlichen Verteilungen der Rechtsformen zwischen westdeutschen und ostdeutschen Bundesländern; in den ostdeutschen Bundesländern wirtschaften deutlich mehr Betriebe als juristische Person.

Anteil der Pachtflächen nach ihrer Rechtsform in Ost- und Westdeutschland 2020 (in Prozent)

Anteil der Pachtflächen nach ihrer Rechtsform in Ost- und Westdeutschland 2020 (in Prozent)

Die insgesamt in Deutschland gepachtete Fläche verteilt sich zu 57 % auf Einzelunternehmen, zu 23 % auf Personengesellschaften und zu 20 % auf juristische Personen. Zwischen den Bundesländern West- und Ostdeutschlands zeigen sich deutliche Unterschiede bei der Verteilung der Pachtflächen auf die verschiedenen Rechtsformen.

Quelle: DESTATIS 2021

Pachtflächenanteil steigt im Westen, stagniert aber im Osten

Der Pachtflächenanteil liegt in Deutschland seit 2010 relativ konstant bei rund 60 Prozent und näherte sich in dieser Zeit zwischen West- und Ostdeutschland stetig an. Während der Anteil gepachteter Flächen in Westdeutschland von 2010 bis 2016 von rund 53 auf 54 Prozent leicht stieg, verringerte er sich in Ostdeutschland deutlich von 74 auf knapp 68 Prozent. Eine wichtige Rolle spielte hier der Verkauf ehemals enteigneter, volkseigener landwirtschaftlicher Flächen durch die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) an die Landwirtinnen und Landwirte. Zudem ist davon auszugehen, dass in Ostdeutschland der noch vergleichsweise niedrige Kaufpreis für landwirtschaftlichen Grund und Boden genutzt wurde, um den Eigenflächenanteil zu erhöhen.

Seit 2016 stagniert der Pachtflächenanteil in Ostdeutschland und lag auch 2020 bei rund 68 Prozent. In Westdeutschland stieg der Pachtflächenanteil in dieser Zeit auf rund 56 Prozent. Dieser Anstieg liegt vor allem darin begründet, dass die Anzahl von Klein- und Kleinstbetrieben abnahm und größere Betriebe die frei gewordenen Agrarflächen für ihre Betriebsvergrößerungen hinzupachteten. Dies ist auch daran erkennbar, dass mit zunehmender Betriebsgröße der Pachtflächenanteil steigt.

Pachtflächenanteil an der landwirtschaftlich genutzen Fläche 2020 (ohne Stadtstaaten)

Pachtflächenanteil an der landwirtschaftlich genutzen Fläche 2020 (ohne Stadtstaaten)

In den einzelnen Bundesländern variierte der Pachtflächenanteil 2020 zwischen 51 Prozent (Bayern) und 76 Prozent (Thüringen). Gegenüber 2010 nahm der Pachtflächenanteil in den Ländern mit dem höchsten Anteil an eigenen Flächen (Bayern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) zu, in allen anderen Ländern hingegen ab.

Quelle: DESTATIS 2021

In den einzelnen Bundesländern variierte der Pachtflächenanteil 2020 zwischen 51 Prozent (Bayern) und 76 Prozent (Thüringen). Gegenüber 2010 nahm der Pachtflächenanteil in den Ländern mit dem höchsten Anteil an eigenen Flächen (Bayern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) zu, in allen anderen Ländern hingegen ab.

Für kleinere Betriebe mit weniger als 20 Hektar ergab sich 2020 ein Pachtanteil von 30 Prozent an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche, bei mittleren Betrieben (50 bis 100 Hektar) waren es 57 Prozent und bei Großbetrieben mit über 500 Hektar sind mehr als zwei Drittel der gesamten Fläche gepachtet.

Pachtpreise in starkem Wandel

Pachtpreise und deren Entwicklung, stehen mehr denn je im Fokus des Interesses. Mit der Landwirtschaftszählung 2020 wurden - erstmals nach zehn Jahren - wieder die Pachtpreise bis auf Kreisebene erhoben. Pachtpreise werden gleichzeitig von einer Vielzahl verschiedener Faktoren beeinflusst. Neben dem Verhandlungsgeschick der Vertragspartner und Vertragspartnerinnen haben die Bodengüte, die Art der Flächennutzung sowie die Intensität der Produktion wesentlichen Einfluss.

Guter Boden, hohe Pachtpreise

Für fruchtbare Böden mit überdurchschnittlichem Ertragspotential müssen vergleichsweise hohe Pachtpreise gezahlt werden. Deshalb liegen die Pachtentgelte beispielsweise im Bereich des Kölner Beckens, der Magdeburger Börde oder des Thüringer Beckens deutlich über dem Durchschnittswert des jeweiligen Bundeslandes. Erheblich niedriger ist der Pachtpreis für Flächen mit leichten Böden und geringer Ertragsfähigkeit, wie beispielsweise in Südbrandenburg.

Dauerkulturflächen teurer als Acker- und Grünland

Das Ertragspotenzial des Bodens beeinflusst zusammen mit anderen Faktoren, wie z. B. Relief und Klima, die Art der Flächennutzung und damit den Pachtpreis. Mit Ackerflächen können aufgrund der intensiven Nutzung höhere Erlöse erzielt werden als mit Grünland, was sich ebenfalls in höheren Pachtpreisen niederschlägt. So lag der Pachtpreis für Ackerland 2020 in Deutschland bei durchschnittlich 375 Euro je Hektar, während er bei Dauergrünland nur 198 Euro betrug.

Hohe Pachtpreise können für Flächen erzielt werden, die für den Wein- oder Obstanbau genutzt werden. Da separate Pachtpreise für Rebflächen jedoch nur für Rheinland-Pfalz erfasst werden, liegen auch nur für diese Region Angaben vor. Für Rebflächen musste hier 2020 ein durchschnittliches Pachtentgelt von 1.032 Euro je Hektar entrichtet werden.

Auch die Intensität der Flächennutzung entscheidet

Die regionale Lage der landwirtschaftlichen Flächen spielt bei der Pachtpreisfindung eine wichtige Rolle. In marktnäheren Regionen werden für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse oft höhere Preise erzielt, weshalb auch höhere Pachtpreise gezahlt werden können. In Gegenden mit einer Konzentration an Veredlungsbetrieben müssen häufig tierhaltende Betriebe höhere Pachten zahlen. Veredlungsbetriebe wandeln pflanzliche in tierische Agrarprodukte um (z. B. Schweinemast, Geflügelhaltung), wobei in großem Umfang Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft (Gülle, Stallmist, Jauche) anfallen. Zur Ausbringung dieser Wirtschaftsdünger benötigen die Betriebe erhebliche Flächen. Die Problematik zeigt sich deutlich am Beispiel der Regionen mit hohem Schweinebesatz im Nordwesten Deutschlands, wo teilweise Pachtpreise von über 800 Euro je Hektar anfallen. Ebenfalls überdurchschnittlich hohe Pachtentgelte fallen in Gebieten mit intensiver gärtnerischer Nutzung - wie z. B. in Großstädten und ihrem Umland - an.

Pachtpreise stiegen deutschlandweit seit 2010

2020 betrug für Deutschland der durchschnittliche Pachtpreis 329 Euro je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche, bei Ackerland lag der Wert bei 375 Euro je Hektar und bei Dauergrünland bei 198 Euro je Hektar. Gegenüber der Landwirtschaftszählung 2010 bedeutet dies einen Anstieg um 62 Prozent bezogen auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche insgesamt, um 64 Prozent bei Ackerland sowie um 53 Prozent bei Dauergrünland. Innerhalb Deutschlands variieren die Pachtpreise erheblich. Insgesamt liegt das Pachtpreisniveau in den ostdeutschen Bundesländern meist niedriger als in den westdeutschen, näherte sich in den letzten Jahren jedoch deutlich an.

Pachtpreis für landwirtschaftlich genutze Flächen insgesamt 2010 und 2020 (ohne Stadtstaaten)

Pachtpreis für landwirtschaftlich genutze Flächen insgesamt 2010 und 2020 (ohne Stadtstaaten)

2020 betrug für Deutschland der durchschnittliche Pachtpreis 329 Euro je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche, bei Ackerland lag der Wert bei 375 Euro je Hektar und bei Dauergrünland bei 198 Euro je Hektar. 

Innerhalb Deutschlands variieren die Pachtpreise erheblich. Insgesamt liegt das Pachtpreisniveau in den ostdeutschen Bundesländern meist niedriger als in den westdeutschen, näherte sich in den letzten Jahren jedoch deutlich an.

Quelle: DESTATIS 2021

Pachtpreise in Nordrhein-Westfalen am höchsten, im Saarland am geringsten

Die höchsten durchschnittlichen Pachtentgelte mussten Landwirtinnen und Landwirte im Westen und im Norden Deutschlands zahlen. Spitzenreiter mit 518 Euro je Hektar war Nordrhein-Westfalen, knapp gefolgt von Niedersachsen (514 Euro je Hektar) und Schleswig-Holstein (460 Euro je Hektar). Mit Abstand am geringsten waren die Pachtentgelte im Saarland (94 Euro je Hektar). Aber auch Brandenburg lag mit 146 Euro je Hektar deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die genannte Rangfolge der Pachtpreise zeigte sich im Wesentlichen auch beim Acker- und Grünland, nur bei der „sonstigen landwirtschaftlich genutzten Fläche“ ragte das durch den Weinbau geprägte Bundesland Rheinland-Pfalz mit 875 Euro je Hektar heraus, was aus der überdurchschnittlichen Pachtpreishöhe für Rebflächen resultiert.

Kleinste Betriebe mit höchstem Hektarpreis

Betrachtet man den Pachtpreis bezogen auf die Betriebsgröße, sticht die Größenklasse „unter 5 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche“ mit 963 Euro je Hektar deutlich heraus. In dieser Gruppe finden sich neben Weinbaubetrieben viele Gartenbaubetriebe, welche meist nur kleine Flächen bewirtschaften. Werden deren gezahlte Pachtentgelte auf einen Hektar umgerechnet, ergeben sich bei ihnen überdurchschnittlich hohe Pachtentgelte. Diese Besonderheit zeigt sich sowohl bei der Betrachtung des Ackerlandes, als auch bei der „sonstigen landwirtschaftlich genutzten Fläche“. Zwischen den anderen Größenklassen hingegen sind nur geringe Unterschiede erkennbar.

Unternehmensverflechtungen

Durch den zunehmenden Aufkauf landwirtschaftlicher Flächen bzw. die Übernahme landwirtschaftlicher Betriebe auch durch Unternehmensgruppen, welche den Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit außerhalb der Landwirtschaft haben, ist die Struktur der rechtlichen Zugehörigkeit sowie der wirtschaftlichen Kontrolle über landwirtschaftliche Betriebe in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. Erstmals werden im Rahmen der Landwirtschaftszählung 2020 auch Ergebnisse zu diesen Strukturen veröffentlicht.

Neben der amtlichen Statistik nehmen sich nahezu alle administrativen Ebenen in Deutschland ebenfalls dieses Themas an (Initiativen ostdeutscher Länder gegen „Land-Grabbing“, Agrarstrukturgesetze in mehreren Bundesländern, Thünen-Institut etc.). Die Nicht-Vermehrbarkeit des Faktors Boden bei gleichzeitiger Alternativlosigkeit für risikoarme, zinsträchtige außerlandwirtschaftliche Anlageoptionen hat in der vergangenen Dekade dazu geführt, dass die Eigentümerschaft von landwirtschaftlich genutzter Fläche für einen großen Personenkreis interessant geworden ist.

Direkter Erwerb und Unternehmensverflechtungen

Direkter Erwerb und Unternehmensverflechtungen

Investitionen in Landwirtschaftsfläche können zum einen über den direkten Erwerb landwirtschaftlicher Flächen, zum anderen über sogenannte Share-Deals erfolgen. Dies bezeichnet als Sammelbegriff den Erwerb der Mehrheit von Anteilen an einem Unternehmen, welcher zugleich mit der Kontrolle des Unternehmens einhergeht. In der vergangenen Dekade wurden jährlich gut 100 000 ha veräußert, das Verhältnis der ostdeutschen zu den westdeutschen Bundesländern betrug dabei rund 60:40.

Von den rund 16,6 Mio. ha landwirtschaftlich genutzter Fläche in Deutschland werden 3,63 Mio. ha von Betrieben der Rechtsform juristische Person oder Personenhandelsgesellschaft bewirtschaftet. Darunter wiederum werden 1,84 Mio. ha von Betrieben bewirtschaftet, die Teil einer Unternehmensgruppe sind und über elf Prozent der gesamtdeutschen landwirtschaftlichen Fläche.

Quelle: DESTATIS 2021

Ist das „Phänomen“ Unternehmensgruppen bei landwirtschaftlichen Betrieben überhaupt relevant?

Investitionen in Landwirtschaftsfläche können insbesondere auf zwei Arten geschehen. Zum einen über den direkten Erwerb landwirtschaftlicher Flächen, zum anderen über sogenannte Share-Deals. Dies bezeichnet als Sammelbegriff den Erwerb der Mehrheit von Anteilen an einem Unternehmen, welcher zugleich mit der Kontrolle des Unternehmens einhergeht. Erstere Investitionsart kann näherungsweise durch die Statistik über die Kaufwerte in der Landwirtschaft abgebildet werden. Die dort nachgewiesenen Kaufwerte zeigen in den letzten Jahren eine sehr dynamische Entwicklung. In der vergangenen Dekade wurden jährlich gut 100 000 Hektar veräußert, das Verhältnis der ostdeutschen zu den westdeutschen Bundesländern betrug dabei rund 60:40. Obwohl somit in den vergangenen zehn Jahren über eine Mio. Hektar (oder gut sechs Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche) die Eigentümerschaft gewechselt haben, erfährt man hierdurch keinerlei Aussage über die Herkunft und Struktur der Eigentümerinnen und Eigentümer oder der Besitzenden.

Demgegenüber steht die Methode der Auswertungen von Unternehmensgruppendaten zum Nachweis landwirtschaftlicher Betriebe, die Teil einer Unternehmensgruppe sind und häufig mittels Share-Deal die jetzige Konstellation aufweisen. Dies wurde erstmalig in der Landwirtschaftszählung 2020 untersucht.

Von den rund 16,6 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche in Deutschland werden 3,63 Mio. Hektar von Betrieben der Rechtsform juristische Person oder Personenhandelsgesellschaft bewirtschaftet. Darunter wiederum werden 1,84 Mio. Hektar von Betrieben bewirtschaftet, die Teil einer Unternehmensgruppe sind und über elf Prozent der gesamtdeutschen landwirtschaftlichen Fläche.

Betriebe von Unternehmensgruppen sind in den neuen Ländern präsent

Von den rund 1,84 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche lagen sechs Prozent bzw. 110 000 Hektar in den westdeutschen und 94 Prozent bzw. 1,73 Mio. Hektar in den ostdeutschen Ländern. Mit 426 000 Hektar (oder 32,5 Prozent der Landwirtschaftsfläche) sind die Unternehmensgruppen in Brandenburg absolut am stärksten vertreten, zur selben Zeit bewirtschaften sie in Thüringen mit 323 600 Hektar über vier Zehntel der Fläche. Auch in Sachsen (34 Prozent der Landwirtschaftsfläche), Mecklenburg-Vorpommern (30 Prozent) und Sachsen-Anhalt (23 Prozent) sind Unternehmensgruppen sehr präsent. In den westlichen Ländern hingegen bewirtschaften sie weniger als ein Prozent der Fläche.

Durchschnittliche Betriebsgrößen 2020 nach Zugehörigkeit zu einer Unternehmensgruppe (ohne Stadtstaaten)

Durchschnittliche Betriebsgrößen 2020
nach Zugehörigkeit zu einer Unternehmensgruppe (ohne Stadtstaaten)

 

Quelle: DESTATIS 2021

Tierhaltung nur in zwei Bundesländern bei Betrieben von Unternehmensgruppen ausgeprägt

Die landwirtschaftlichen Betriebe von Unternehmensgruppen in den westdeutschen Bundesländern befassen sich insbesondere in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit der Tierhaltung. Gründe hierfür können z. B. die Vorteile sein, die man aus Seuchenschutz- und/oder Vermarktungsgründen generieren kann, wenn man an mehreren Standorten produziert. Der Viehbesatz der Unternehmensgruppen ist in diesen beiden Ländern mit 2,4, bzw. 2,0 Großvieheinheiten je Hektar rund fünf bis sechs Mal so hoch wie in den neuen Ländern (0,4 Großvieheinheiten je Hektar). Deutschlandweit liegt er – unabhängig von der Rechtsform – bei 0,72 Großvieheinheiten je Hektar.

Wer hat das Sagen in den Unternehmensgruppen?

Von den rund 2 200 Unternehmensgruppen mit insgesamt gut 3 740 landwirtschaftlichen Betrieben wurden 36,5 Prozent von einem landwirtschaftlichen Gruppenoberhaupt geführt und gut 58 Prozent von Unternehmensgruppen mit einem nicht-landwirtschaftlichem Gruppenoberhaupt. Als Gruppenoberhaupt wird in diesem Zusammenhang immer das höchste Kontrollorgan in einer Gruppe bezeichnet, das von keiner anderen Einheit kontrolliert wird.

Gleichwohl bewirtschafteten die Unternehmensgruppen mit einem landwirtschaftlichen Gruppenoberhaupt über 60 Prozent der Fläche und waren mit einer Flächenausstattung von rund 1 380 Hektar je Gruppe 2,6-mal größer als die Unternehmensgruppen mit einem nicht-landwirtschaftlichen Gruppenoberhaupt.

„Insgesamt mangelt es in Ostdeutschland an Konzernzentralen“, heißt es im Abschlussbericht der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“. Bei Unternehmensgruppen mit landwirtschaftlichen Betrieben ist diese Aussage so nicht zutreffend. Von den rund 2 200 Unternehmensgruppen mit landwirtschaftlichen Betrieben hatten gut 38 Prozent ihren Sitz in den ostdeutschen und fast 36 Prozent in den westdeutschen Ländern. Bei 450 Unternehmensgruppen konnte kein Sitzland innerhalb Deutschlands zugeordnet werden und bei 120 Unternehmensgruppen war der Sitz des Oberhaupts im Ausland zu finden. (DESTATIS 2021)

Weitere Informationen:

Besitzzersplitterung

Die Verteilung des Besitzes eines landwirtschaftlichen Betriebes auf viele kleine Parzellen, deren Anzahl im Verhältnis zur Größe des Betriebes sehr groß ist. Bewirtschaftungserschwernisse ergeben sich aus der Streulage, ungradlinigen Begrenzungen, zu langen oder zu schmalen Grundrissen oder nicht isohypsenparallel verlaufender Längsachse bei Hangparzellen. Die Besitzzersplitterung tritt gewöhnlich als Folge der Realteilung auf.

Besömmerung

Bezeichnung für die im 18. Jh. einsetzende Bestellung des bei der Dreifelderwirtschaft brachliegenden Drittels des Ackerlandes ganz oder teilweise mit zur Verfütterung geeigneten Pflanzen.

Bei den neuen Brachfrüchten handelte es sich zunächst um Leguminosen, also Erbsen, Bohnen, Linsen, Wicken, die als Viehfutter aber auch zur menschlichen Ernährung dienten. Später kamen die Futterpflanzen Esparsette, Luzerne und Klee hinzu. In der Folge nahmen Hackkulturen, vor allem Kartoffeln und verschiedene Brassica- bzw. Beta-Rüben, deutlich zu.

Mit dieser Besömmerung der Brache intensivierten die agrarischen Produzenten den Anbau unter Beibehaltung des dreijährigen Feldumlaufs.

Bestandesabfall

Reste abgestorbener Pflanzen und Tiere (organische Abfälle).

Bestandsdichte

Die Zahl der Ähren tragenden Halme oder der Einzelpflanzen bezogen auf die Fläche (m² oder ha). Für den Anbau jeder Pflanzenart gibt es eine optimale Bestandsdichte. Ist die Bestandsdichte zu hoch, steigt das Risiko von Blatt- oder Halmkrankheiten, auch wird die Standfestigkeit gefährdet. Bei einer zu geringen Bestandsdichte steigt die Verunkrautung. Jede Abweichung von der optimalen Bestandsdichte führt zu Ertragsminderungen.

Generell ist die anzustrebende Bestandesdichte von den Standortverhältnissen, der Witterung und vom Sortentyp abhängig. Auf Sandböden oder Standorten mit geringen Niederschlägen, wie zum Beispiel im Mitteldeutschen Trockengebiet, sollte z.B. beim Weizen eine geringere Bestandesdichte von 400 bis 550 Ähren tragenden Halmen/m² angestrebt werden, um bei Trockenphasen ein Zusammenbrechen der Bestände zu verhindern. Auf Standorten mit ausreichender Wasserversorgung auf guten Böden kann eine Bestandesdichte von 550 bis zu 700 Ähren/m² angestrebt werden, sofern die Standfestigkeit gut abgesichert wird bzw. Sorten mit einer guten Standfestigkeit angebaut werden.

Bestäubung

Die Bestäubung geht der Befruchtung voraus. Hierbei handelt es sich um die Übertragung eines Pollenkorns auf die Narbe einer anderen Pflanze der gleichen Art. Sobald der Kontakt des Pollens mit der Narbe stattgefunden hat, bildet der Pollen bei den Angiospermen einen sogenannten Pollenschlauch aus (er „keimt“), der in die Narbe hinein und den Griffel hinunter wächst.

Formen der Bestäubung

Da sie aber die genetische Vielfalt einschränkt, wird sie von vielen Pflanzenarten bewusst vermieden, etwa durch bauliche Maßnahmen an der Blüte (variierende Stempel- und Staubbeutellänge, bsp. Kapernstrauch, Capparis spinosa) oder durch zeitliche Unterschiede in der Reife von Androeceum und Gynoeceum. Manche Pflanzenarten sind auch mit sich selbst inkompatibel.

Die wichtigsten Arten der Fremdbestäubung sind:

Windbestäubung (Anemophilie)

Zunächst wird zwischen Fremd- und Selbstbestäubung unterschieden. Selbstbestäubung wird bei manchen Pflanzenarten als letztes Mittel angewendet, wenn keine Fremdbestäubung erfolgt ist.

Für die Windbestäubung haben die Pollen oft entsprechende Luftsäcke, um sich möglichst weit vom Wind tragen zu lassen. Charakteristisch für die Windbestäubung sind außerdem unter anderem stak verlängerte Filamente, die frei im Wind schwingen, eine extrem hohe Anzahl von Pollen, vergrößerte Narben zum besseren Auffangen der Pollen, unscheinbare Blüten meist ohne Blütenhülle (die bei der Bestäubung nur stören würde) und vor allem eingeschlechtliche Blüten.

Windbestäubung ist die ursprüngliche Form der Bestäubung und findet sich vor allem bei den Gymnospermen, die sich vor den Angiospermen entwickelt haben. Aber auch einige Angiospermenfamilien weisen Windbestäubung auf, vor allem die Süßgräser und viele Laubbäume (daher blühen viele Laubbäume vor dem Laubaustrieb, um die Bestäubung nicht zu behindern).

Tierbestäubung (Zoochorie)

Die Tierbestäubung (Zoophilie) ist eine „Erfindung“ der Angiospermen.

Ihre wichtigsten Merkmale sind die Ausbildung von auffälligen Blüten, Blütenständen oder Scheinblüten, die die Aufmerksamkeit von Tieren erregen, z. B. durch Farbe, Form oder Duft.

Die Blüten sind größtenteils zwittrig und oft an die jeweilige Körperform der bestäubenden Tiere angepasst. Beispiele: Die langen schmalen Blütenkelche des Tabaks (Nicotiana tabacum) sind ideal für Kolibris, die ausladenden „Unterlippen“ der Lippenblütler eignen sich als Landeplatz für Insekten, die großen, „höhlenartigen“ Blüten der Banane (Musa spec.) locken Fledermäuse an.

Betelpalme

Die Betelpalmen (Areca) oder Betelnusspalmen, Arekapalmen, Catechu-Palmen oder Pinang sind eine Pflanzengattung in der Familie der Palmengewächse (Arecaceae). Die Betelpalmen wachsen als einstämmige Fiederpalmen. Je nach Art erreichen sie Wuchshöhen bis zu 30 Metern.

Verbreitung

Die Heimat der Vertreter der Gattung der Betelpalmen liegt im tropischen Südostasien; ihr Verbreitungsgebiet reicht von Malaysia bis zu den Inseln der Salomonen, nordöstlich bis zu den Philippinen, südlich bis nach Nordaustralien.

Nutzung

Die zahlreichen, etwa hühnereigroßen roten Früchte des bekanntesten Vertreters der Gattung, der Betelnusspalme (Areca catechu), werden in Asien und Ozeanien als Genussmittel verwendet.

In Indien und im südostasiatischen Raum gilt die Betelnuss als Heil- und Genussmittel. Die roten, eiförmigen Früchte enthalten einen eichelgroßen Samen, die „Betelnuss“. Aus ihr wird der Betelpriem gewonnen, der psychoaktive Substanzen enthält. Mit diesen Früchten, die im übrigen auch toxisch sind, ist bei Exemplaren in unseren Wohnzimmern allerdings nicht zu rechnen.

Aus gereinigten und gepressten Blättern der Betelpalme lassen sich formbeständige Gegenstände wie Einweggeschirr formen, welches als Palmblattgeschirr vermarktet wird.. Die Blätter sind damit eine ökologische Alternative zu Kunststoffen und denaturierten Biokunststoffen.

Betrieb

Siehe landwirtschaftlicher Betrieb

Betriebseinkommen

Auch betriebliches Einkommen; wichtiges Maß für den finanziellen Erfolg eines Betriebes. Es bezieht es sich auf ein Wirtschaftsjahr und wird in Euro ausgedrückt. Berechnungen des Betriebseinkommens erfordern eine Buchführung, die sich mittlerweile in der landwirtschaftlichen Praxis durchgesetzt hat und vielfach auch für die staatliche Förderung (Subventionen) Voraussetzung ist. Es entspricht dem Wert der landwirtschaftlichen Produktion nach Abzug landwirtschaftlicher und industrieller Vorleistungen, mit anderen Worten das gesamte Entgelt aller beschäftigten Personen (einschließlich Sozialabgaben) plus dem Zinsertrag des im Betrieb eingesetzten Kapitals.

Zum Einkommen aus dem landwirtschaftlichen Betrieb gehören die Einnahmen aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Produkte und - sofern vorhanden - auch die Einnahmen aus zum landwirtschaftlichen Betrieb gehörenden Einkommenskombinationen, z. B. aus Zimmervermietung. Unberücksichtigt bleiben z. B. Einkünfte, die in einem Hotel, Gasthof oder einer Pension des Betriebsinhabers angefallen sind, die gewerblich getrennt vom landwirtschaftlichen Betrieb geführt werden.

Betriebsfläche

Begriff aus der Landwirtschaftsstatistik; die Betriebsfläche der landwirtschaftlichen Betriebe umfasst die gesamte selbstbewirtschaftete Fläche, d.h. eigenes und zugepachtetes Land, Altenteiler- und Deputatenland, Forstflächen, Gebäude- und Hofflächen, Wege, Gewässer, Gräben, Kies-, Sand- und Torfgruben, Steinbrüche, Ödland sowie Unland abzüglich evtl. verpachteter Fläche.(Eigenland und Pachtland). Damit ist sie umfassender als die landwirtschaftliche Nutzfläche oder auch die landwirtschaftlich genutzte Fläche, da sie auch forstwirtschaftliche Flächen und Brachen umfasst.

Folgende Untergliederungen lassen sich vornehmen:

Begriffssystematik der Flächennutzung landwirtschaftlicher Betriebe
Begriffssystematik der Flächennutzung landwirtschaftlicher Betriebe

Quelle: Eckart 1998

Betriebsform

1. Die Gesamterscheinung eines Betriebes, die sich aus der Kombination folgender Merkmale ergibt:

Aus den unterschiedlichen Merkmalskombinationen ergeben sich beispielsweise folgende Betriebsformen: bäuerliche Familienbetriebe, Farmen, Güter, Plantagen, Produktionsgenossenschaften, Staatsgüter wie Domänen, Gestüte oder Sowchosen.

2. Nach Andreae (1983) die auf bestimmte Produktionsbedingungen und Wirtschaftsziele ausgerichtete Ausprägung der einzelbetrieblichen Organisationsform in der Landwirtschaft.

3. Die offizielle Agrarstatistik Deutschlands teilt die landwirtschaftlichen Betriebe produktionsorientiert nach dem Anteil der Standarddeckungsbeiträge für die Betriebszweige in fünf verschiedene Betriebsformen ein. Bei allen Betrieben der Landwirtschaft müssen mehr als 75 % des Standarddeckungsbeitrages des Betriebes aus der Landwirtschaft stammen. In den

Neben diesen Typen des Betriebsbereichs "Landwirtschaft" stehen die "Übrigen Betriebsbereiche" Gartenbau, Forstwirtschaft und die Kombinationsbetriebe. Der Betriebsbereich "Gartenbau" ist seinerseits untergliedert in die Bereiche "Gemüse", "Zierpflanzen", "Baumschulen" und "Gartenbauliche Gemischtbetriebe".

4. Gewöhnlich wird der Begriff gleichbedeutend mit Betriebstyp und häufig auch mit Betriebssystem verwendet; verschiedentlich bezeichnet "Betriebsform" als Unterscheidung zum Begriff "Betriebstyp" alleine die Eigentumsverhältnisse an den Produktionsmitteln.

Betriebsgemeinschaft

Horizontale Kooperationsform, bei der alle oder ein Teil der betrieblichen Funktionen (einzelne Betriebszweige) gemeinsam durchgeführt werden. Vorteile sind Senkung der Produktionskosten, Erhöhung der Einkommen und Arbeitserleichterung.

Betriebsgröße

Üblicherweise wird die Betriebsgröße nach dem Umfang der bewirtschafteten Fläche angegeben, weil sie ein quantitativ eindeutiges Maß darstellt und weltweit statistisch erfasst ist. Allerdings besteht in der landwirtschaftlichen Betriebslehre kein allgemeingültiger Begriffsinhalt für die Betriebsgröße. Es ist vielmehr erforderlich in Abhängigkeit von der Art des zu lösenden Problems einen geeigneten Maßstab zur Größenmessung festzulegen. Als optimale Größe eines Betriebes gilt aus betriebswirtschaftlichem Blickwinkel jene, bei der der Gewinn (bzw. die Gewinnkapazität) des betreffenden Betriebes den maximalen Umfang erlangt hat.

Mögliche quantitative Kriterien zur Messung der Betriebsgröße
  • Mengeneinsatz von Produktionsfaktoren wie z.B.
    - Umfang der landwirtschaftlich genutzten Fläche
    - Anzahl der gehaltenen Nutztiere
    - Anzahl der beschäftigten Arbeitskräfte
  • Werte der eingesetzten Produktionsfaktoren wie z.B.
    - Einheitswert des landwirtschaftlichen Betriebes
    - Aktivvermögen
    - Summe des Betriebsaufwandes
  • Ertragskennwerte und Erfolgskennwerte wie z.B.
    - Betriebsertrag
    - Bereinigter Betriebsertrag
    - Gewinn
 

Eine geringe Aussagekraft für die Größe eines landwirtschaftlichen Betriebes besitzt der jeweilige Arbeitskräftebesatz. Würde man die Betriebsgröße an der Zahl der eingesetzten Arbeitskräfte messen, so müssten beispielsweise die heute in den USA realisierten durchschnittlichen Betriebsgrößen als relativ klein bezeichnet werden.

Der Nutzflächenumfang als Maßstab des Mengeneinsatzes von Produktionsfaktoren in einem landwirtschaftlichen Betrieb ist ebenfalls problematisch geworden, seit sich die Abhängigkeit zwischen der Flächenausstattung und der Ausstattung mit anderen Produktionsfaktoren im Verlaufe des wirtschaftlichen Wachstums, der Spezialisierung und der technologischen Entwicklungen zunehmend gelockert hat.

Deutschland

Die Art des technischen Fortschrittes hat in Deutschland einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Betriebsgrößen bzw. die Agrarstruktur gehabt. Da während der Industrialisierungsphase der landwirtschaftliche Fortschritt mit zunehmendem Arbeitseinsatz pro Flächeneinheit verbunden war, sanken bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg tendenziell die durchschnittlichen Betriebsgrößen. Der schon hohe Anteil der Betriebe unter 20 Hektar an der gesamten Nutzfläche nahm zwischen 1882 und 1925 sogar noch zu, von 58,3 Prozent auf 65,7 Prozent (alte Bundesländer), während alle anderen Betriebsgrößen Anteile verloren. Zwischen 1925 und 1939 stagnierte der Agrarstrukturwandel bei minimalen Flächenzugewinnen der Betriebe zwischen 10 und 50 ha. Nach 1949 verstärkte sich diese Tendenz in der Bundesrepublik, während in der DDR die Zwangskollektivierung zu großbetrieblichen Agrarstrukturen führte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann der technische Fortschritt spürbar Druck auf Klein- und später Mittelbetriebe auszuüben. Nach 1970 gewann der Strukturwandel in der Bundesrepublik deutlich an Fahrt und beschleunigte sich nach 1990 noch einmal vor allem zugunsten der Betriebe über 100 Hektar. In den alten Bundesländern bearbeiteten 2007 Betriebe über 50 Hektar fast 64 Prozent der Nutzfläche, während dies 1970 nur 12,5 Prozent gewesen waren. Der Anteil der Betriebe von unter 20 Hektar sank im gleichen Zeitraum von 51,4 Prozent auf 13,2 Prozent. In den neuen Bundesländern haben sich die großbetrieblichen Agrarstrukturen nach der Wende im Wettbewerb halten können und Betriebe über 100 Hektar kontrollieren gegenwärtig 93 Prozent der Nutzfläche. (Kopsidis 2015)

Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Betriebsgrößen
Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Betriebsgrößen

Quelle: Kopsidis, ECONSTOR 2015

1995 lag die Durchschnittsgröße der landwirtschaftlichen Betriebe auf der Fläche des früheren Bundesgebietes bei 22,3 ha. Dies entspricht einer Aufstockung um 34,7 % gegenüber 1985. Die mittlere Betriebsgröße variiert regional stark, bedingt durch Unterschiede im Erbrecht, in der Topographie und Geschichte. So liegt sie im Süden und Südwesten zwischen 13 und 18 ha, im Nordwesten zwischen 20 und 40 ha und in den neuen Bundesländern zwischen 190 und 360 ha. Im unteren Bereich gibt es zwischen Ost und West kaum Unterschiede. Generell wirtschaften rd. 45 % der Agrarbetriebe mit einer Flächenausstattung unter 10 ha LF. Hingegen gibt es in der Größenklasse über 100 ha LF im früheren Bundesgebiet rd. 9.800 Betriebe, die insgesamt jedoch nur über 12,5 % der LF verfügen. In den neuen Ländern dagegen werden über 90 % der LF von den rd. 6.500 Betrieben dieser Größenklasse genutzt.

Während sich in den alten Bundesländern ein stabiler Trend zur allmählichen Vergrößerung der Betriebseinheiten durchsetzt (1949: 8,1 ha; 1970 11,7 ha; 1990: 18,7 ha; 1995: 22,3 ha), nimmt die Durchschnittsgröße je Betrieb in den neuen Bundesländern noch von Jahr zu Jahr ab (1989: 2.000, 1991: 284,5 ha; 1993: 208,7 ha; 1995: 182,1 ha).

2018 erreichte die durchschnittliche Flächenausstattung der landwirtschaftlichen Betriebe in Gesamtdeutschland 62,4 ha LF. 

Betriebsgrößenstruktur landwirtschaftlicher Betriebe nach Bundesländern
Landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland und ihre Flächen nach Größenklassen

Quelle: Destatis (1.9.2019)

Die Bestimmung einer optimalen Betriebsgröße für Mitteleuropa ist angesichts der Vielgestaltigkeit des Agrarraums und in Ermangelung eines eindeutigen ökonomischen und ökologischen Optimums zumindest bislang nicht möglich. Noch weniger macht sie Sinn in einem globalen Bezug. Ein Optimum ist nur dann zu definieren, wenn man eine Zielhierarchie unter bestimmten Bedingungen und für einen bestimmten Raum vorgibt. So ist die Aussagekraft einer universellen Betriebsgrößen-Klassifizierung in mehrfacher Hinsicht eingeschränkt:

In den Ländern der EU schwankt die durchschnittliche Betriebsgröße zwischen 4 ha in Griechenland und 64 ha in Großbritannien. Zieht man den Kuhbesatz als Kriterium heran, so reicht die Spannbreite von 4 Kühen je Betrieb in Griechenland über 200 Kühe in den neuen Bundesländern zu 865 Kühen im Vereinigten Königreich.
In den USA wird eine Betriebsgrößenklassifizierung nicht nach der Flächenausstattung sondern nach dem Verkaufserlös (annual sales) für Agrarprodukte vorgenommen. Die wesentlich früher und in stärkerem Maße einsetzende Marktorientierung der amerikanischen Farmer und die bessere Vergleichbarkeit der Daten legte eine solche Klassifizierung nahe.

Größenklassen US-amerikanischer Farmen (Studie des U.S. Department of Agriculture)
Größenklassen US-amerikanischer Farmen

Quelle: Windhorst, 1987

Mega-Farmen

Außerhalb der für unsere mitteleuropäischen Maßstäbe fassbaren Dimensionen liegen die seit einigen Jahren aufgekommenen Mega-Farmen. Bei diesen Farmen handelt es sich meist um größere Einzelfarmen, die aber unter einem gemeinsamen Dach operieren. Die Zeitschrift agrarheute (2020) listet einige der größten Farmkomplexe und ihre Besitzer auf:

Weitere Informationen:

Betriebsmittel

In der Landwirtschaft jene betriebswirtschaftlichen Produktionsfaktoren, einschließlich der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, die als Ausgangsstoffe in die Erzeugnisse des landwirtschaftlichen Betriebes eingehen oder die für deren Herstellung nötig sind. Dazu zählen Handelsdünger, Komposte und Substrate, Futtermittel und Futtermittelzusatzstoffe, Saatgut, Nutz- und Zuchtvieh, Pflanzenschutz- und Pflanzenstärkungsmittel, Treib- und Brennstoffe, Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Stallfliegenbekämpfungsmittel, Maschinen und Wirtschaftsgebäude.

(s. a. Vorleistungen)

Betriebsprämie

Die Betriebsprämie ist der wichtigste Teil der 2003 beschlossenen Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP).

Alle vorherigen Direktzahlungen wurden zur Betriebsprämie zusammengefasst und von der Produktion entkoppelt. Dazu gehörten alle Tierprämien und ein großer Teil der Flächenprämien. Die Betriebsprämie, die einem Betrieb zusteht, wurde über einen Referenzbetrag ermittelt und von der jeweiligen Landesbehörde festgesetzt. Hauptzweck dieser Zahlung ist es, den Landwirten ein stabileres Einkommen zu sichern. Sie können frei entscheiden, was sie erzeugen wollen, ohne die Beihilfen zu verlieren. Die Betriebsprämie  ist  mit einer Verknüpfung zu den Standards für Umwelt- und Tierschutz, Lebens- und Futtermittelsicherheit (Cross Compliance) verbunden. 

Die Betriebsprämienregelung bleibt bis Ende 2014 in Kraft. Ab dem Jahr 2015 wird sie durch eine neue Basisprämienregelung ersetzt, die ebenfalls auf Zahlungsansprüchen beruht. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen die Mitgliedstaaten den aktuellen Wert der Zahlungsansprüche in das neue System übertragen. Die im Rahmen der Betriebsprämienregelung vorgenommene Berechnung der Zahlungsansprüche kann sich somit bis 2021 auf künftige Zahlungen an Betriebsinhaber auswirken.

Seit dem Jahr 2015 sind in Deutschland folgende Zahlungen an die Stelle der bisherigen Betriebsprämie getreten:

Betriebsspiegel

Zusammenstellung aller wesentlichen Strukturdaten eines landwirtschaftlichen Betriebes. Dazu gehören z.B. geographische Lage, klimatische Bedingungen, landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF), Bodenart, Bodennutzung, Erträge/Leistungen, Viehbestand, Maschinenpark, Arbeitskräftebesatz und Vermarktungswege.

Betriebssystem

Uneinheitlich, aber häufig synonym zu Betriebsform gebrauchter Begriff zur Klassifikation von Agrarbetrieben. Die Verwendung des Terminus 'System' stellt heraus, daß es sich bei einem landwirtschaftlichen Betrieb um eine komplexe, in ihren Bestandteilen wechselwirkende Einheit handelt, bei der jede Änderung eines Elements Änderungen anderer nach sich zieht. Der Systemcharakter der meisten Agrarbetriebe ist nach Andreae (1993) vorwiegend darauf zurückzuführen, daß es sich bei der Agrarproduktion i.d.R. um Verbundproduktion handelt.
Art und Anzahl der herangezogenen Merkmale für Betriebssystem-Klassifikationen unterscheiden sich stark:

  1. Unterscheidung nach der Diversifizierung des betrieblichen Produktionsprogramms unter Berücksichtigung des Bodennutzungssystems und der Vermarktungsform (Marktfrucht-, Futterbau-, Veredelungs-, Dauerkultur- und Gemischtbetriebe)
  2. Weitere Klassifikationsmerkmale können die Produktionszweige und deren Verbund sowie die Faktorenkombination sein.
  3. Die weltweite Grobsystematik von Andreae (1983) unterscheidet folgende Betriebssysteme bzw. -formen:
    - Sammelwirtschaften
    - Graslandsysteme (Weidenomadismus, Ranchwirtschaften, intensive Grünlandwirtschaften)
    - Dauerkultursysteme (Pflanzungen, Plantagen)
    - Ackerbausysteme (Wanderfeldbau, Feldgraswirtschaften, Körnerbauwirtschaften, Hackfruchtbauwirtschaften)

Betriebstyp

1. Meist weitgehend identisch mit Betriebsform gebraucht, demnach Bezeichnung für landwirtschaftliche Betriebe mit vergleichbaren natürlichen, ökonomischen und produktionsstrukturellen Merkmalen.

2. Abstrahierender Begriff zur Zusammenfassung vieler ähnlicher Einzelformen landwirtschaftlicher Betriebe, der für die Charakterisierung eines kleineren oder auch größeren Agrargebietes herangezogen werden kann. Über die Auswahl von einzelnen Merkmalen kommt man beispielsweise zu den Typen des Kleinbauern-, Gartenbau-, Bewässerungs- oder Weidebetriebes. Die Kombination mehrerer Merkmale führt z.B. zu den Typen des großbäuerlichen Zuckerrüben-Weizen-Milchviehbetriebes oder des kleinbäuerlichen Reisbaubetriebes mit Bewässerung.

3. Planck/Ziche (1979) betonen die Bedeutung von sozialen Merkmalen bei der Einstufung von Betrieben in Betriebstypen (z.B. Nebenerwerbsbetrieb, Genossenschaftsbetrieb, Familienbetrieb).

Bewässerung

Die Bewässerung dient zum Ausgleich der für die Bodennutzung jahreszeitlich oder ganzjährig fehlenden Niederschläge, häufig auch zur Düngung durch mitgeführte Nährstoffe. Sie ermöglicht den Anbau jenseits der Grenze des Regenfeldbaus, die je nach Temperatur bzw. Verdunstung, Kulturart und Bodenstruktur zwischen 250 und 1.000 mm/a liegt. Zudem wird durch die reichlichere und gleichmäßigere Verfügbarkeit von Wasser eine höhere Flächenproduktivität erzielt, eventuell mit mehreren Ernten pro Jahr. Auch bei geringen Besitzgrößen kann durch Bewässerung die Existenz einer Familie gesichert werden (Ackernahrung).

Die Profiltiefe eines bewässerungswürdigen Bodens soll etwa 120 bis 200 cm betragen. Damit ist eine genügende Durchwurzelung und eine normale Feuchtigkeitsreserve gewährleistet. Die Wasserdurchlässigkeit und die Infiltrationsgeschwindigkeit sollten in der Größenordnung von 10-3 cm/s sein.

Der Salzgehalt des Bewässerungswassers kann den Pflanzen schaden. Daher darf die elektrische Leitfähigkeit des Wassers 250 Mikrosiemens nicht überschreiten (ca. 1,5 g Salz pro Liter). Gutes Bewässerungswasser enthält möglichst wenig Natrium, weil dieses das Bodengefüge zerstört.

Dauerhaft funktionierende Bewässerung setzt voraus:

Weniger als zehn Prozent der Weltanbaufläche sind vollständig auf Bewässerung angewiesen, insgesamt könnte man schätzungsweise nicht mehr als 20 Prozent bewässern.
Vom International Irrigation Management Institute wird geschätzt, daß die Verluste an Bewässerungsflächen (Absinken des Grundwasserspiegels, Umleitung des Wassers in Städte) die Flächengewinne durch neue Projekte z. Z. übersteigen.
Bewässerung war bei den antiken Hochkulturen schon vor über 5.000 Jahren verbreitet. Mit Hilfe der aus feuchteren Gebirgen stammenden Flüsse Indus, Euphrat, Tigris und Nil wurden die umgebenden Trockengebiete in Wert gesetzt. Um die Zeitenwende wurden in China mehrere 100.000 ha Ackerland bewässert. In Europa, vornehmlich in Spanien, erfuhren die Bewässerungskulturen einen starken Aufschwung, als die Mauren ihre Wasserbautechnik einführten. Auch im vorkolumbianischen Amerika gab es Bewässerung, z.B. in der peruanischen Küstenwüste. Diese Gebiete liegen in den wechselfeuchten Subtropen und Tropen, auf die auch heute der größte Teil der bewässerten Flächen entfällt.

Bewässerungskulturen waren wegen erheblicher technischer und organisatorischer Schwierigkeiten nur in straff organisierten Gemeinwesen möglich. Der Zerfall solcher gefestigten Strukturen führte meist auch zum Verfall der Bewässerungskulturen.

Eine effizientere Nutzung von Bewässerungswasser setzt bei den Verlustgrößen an, zunächst bei der Reduzierung der Bodenverdunstung (Evaporation), der Versickerungsrate und des oberflächlichen Abflusses durch geeignete Verfahren und schließlich bei der Transpiration der Pflanzen (Entwicklung neuer Sorten, Einsatz von Transpirationshemmern).

(s. a. Bewässerungswirtschaft)

Erschlossene Bewässerungsfläche (Mio. ha) pro Weltregion in den Jahren 2005 bis 2009
Region Fläche Mio. ha Region Fläche Mio. ha
Nordafrika 6,4 Osteuropa 4,9
Afrika südlich der Sahara 7,2 Mittlerer Osten 23,6
Nordamerika 35,5 Zentralasien 14,7
Mittelamerika und Karibik 1,9 Süd- und Ostasien 173,6
Südamerika 11,6 Australien und Neuseeland 4,0
West- und Mitteleuropa 17,8 Andere pazifische Inseln 0,0
Welt 300,9    

Quelle: Rickmann / Sourell (2014)

Bewässerung in Deutschland

Deutschlandweit waren 2015 691.300 ha landwirtschaftliche Fläche mit Bewässerungsanlagen ausgestattet; davon wurden etwas mehr
als die Hälfte (365.600 ha) tatsächlich bewässert – überwiegend durch Beregnungsanlagen. Dies entspricht 2,2 % der landwirtschaftlichen Fläche.

77 Prozent des Beregnungswassers kamen 2015 aus dem Grundwasser, wozu auch Quellwasser und Uferfiltrat zählen. Jeweils rund 11 Prozent stammen von Oberflächengewässern (Flüsse, Seen, Teiche) bzw. von öffentlichen und privaten Versorgungsnetzen. Das Bundesland mit der größten bewässerten Fläche (206.900 ha in 2012) ist Niedersachsen. Neben Standorten im Osten Niedersachsens (z. B. Lüneburger Heide), befinden sich Beregnungsgebiete im westlichen Nordrhein-Westfalen, in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Die bewässerten Flächen werden vorwiegend intensiv bewirtschaftet bei vergleichsweise geringem Niederschlag (< 600 mm Niederschlag) und meist leichten Böden. Bewässerte Kulturen sind u. A. Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben und Sonderkulturen wie Zierpflanzen, Obst und Gemüse.

Im Vergleich zum europäischen Jahresdurchschnitt von 36 % und bis zu 60 % in den Sommermonaten verursacht die landwirtschaftliche Bewässerung in Deutschland nur einen geringen Anteil von 1,5 % (0,3 Mrd. m³) der Gesamtwasserentnahmen.

Durch den Import landwirtschaftlicher Erzeugnisse nach Deutschland wird auch ein Teil des im Ausland zur Bewässerung eingesetzten Wassers importiert (Wasserfußabdruck). 2010 wurden 65,7 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Ernährungsgütern nach Deutschland eingeführt. Das dafür aufgewandte Bewässerungswasser (auch „blaues Wasser“ genannt) entfiel zu etwa 77 % auf Importe pflanzlicher Erzeugnisse und zu 23 % auf Importe tierischer Erzeugnisse. Die wesentlichen Länder, in denen die Produkte für Deutschland angebaut und bewässert werden, sind Spanien, Frankreich, die Vereinigten Staaten und Italien. Zum Beispiel importierte Deutschland 2013 etwa 180.000 Tonnen Tomaten allein aus Spanien. Das entspricht einer virtuellen Wassermenge von knapp 15 Mm³ pro Jahr.

Traditionelle Bewässerung in Europa

Die historische Bewässerung in Europa ist nicht vergleichbar mit den großen Bewässerungs-Zivilisationen. Aber auch sie war eine Grundlage erfolgreicher Landbewirtschaftung, und zwar seit dem Neolithikum. Bewässerung war und ist unverzichtbarer Teil landwirtschaftlicher Bodennutzung in Europa. Sie prägte über viele Jahrhunderte ländliche Arbeitsweisen, Sozialgefüge und Alltagskultur.

Die Bedeutung traditioneller Bewässerung in Europa wird heute häufig unterschätzt. Leibundgut/Vonderstrass (2016) belegen dies mit zwei Beispielen: In Frankreich betrugen die bewässerungsfähigen Flächen 1966 ca. 560.000 ha. Erstaunlich ist dabei, dass 365.000 ha über traditionelle Bewässerung betrieben wurden und 195.000 ha über Sprinklerbewässerung. Da anfangs des 20. Jahrhunderts 1.000.000 ha bewässert waren, muss der Anteil der traditionellen Bewässerung noch höher gewesen sein. Die französischen Hauptverbreitungsgebiete lagen in den Alpen, den Pyrenäen, den Vogesen und dem Zentralmassiv. Ein zweites Beispiel liefert Russland. Dort sollen in der europäischen Bewässerungszone mit Schwerpunkt zwischen Wolga und Ural einst fast 5 Mio. ha Land bewässert worden sein.

Im Mittelmeerraum war und ist die Bewässerung Voraussetzung für eine ertragreiche Landwirtschaft. Partiell ist dort Land ohne Bewässerung überhaupt nicht kultivierbar. Bewässerung ist in diesen semiariden und subhumiden Trockengebieten, wie auch in den intramontanen Trockeninseln, vorwiegend Feldbewässerung. In den feuchteren Gebieten Europas, meist nördlich der Alpen, dient die Bewässerung der Intensivierung der Landwirtschaft. Sie ist eine Zusatzbewässerung und war früher meist Wiesenbewässerung. Sie hat besonders in Mitteleuropa über Jahrhunderte des Charakter ganzer Regionen geprägt. Ertragssicherung, Ertragssteigerung und Verbesserung der Futterqualität standen im Vordergrund. Die Funktionen Anfeuchtung, Düngung und Kolmatierung waren die Pfeiler der traditionellen Bewässerung. Seit der Antike ist sie schriftlich belegt, dann folgte das politische Chaos des großen Umbruchs im Frühmittelalter, und ab dem beginnenenden Hochmittelalter liegen wieder Schriftdokumente in zunehmend größerem Umfang vor.

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Bewässerungsfeldbau

Form der landwirtschaftlichen Bodennutzung, bei der den Kulturpflanzen in niederschlagsfreien oder -armen Zeiten der Vegetationsperiode durch technische Maßnahmen ausreichende Wassermengen zugeführt werden. Heute werden rund 19 % der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche bewässert. Auf diesen 19 % Fläche werden 40 % der globalen Nahrungsmittel erzeugt. Global liegen die Erträge aus den bewässerten Flächen 2,7 mal höher als jene aus dem Regenfeldbau. Dieses Verhältnis ist ein deutlicher Beleg für die Bedeutung der Bewässerung für die Nahrungsgüterversorgung. Die weltweite Gesamtfläche der Bewässerung betrug um 1970 170 Mio. ha, im Jahre 2008 bereits 304 Mio. ha (UNESCO 2012).

Die regionale Verteilung der Anteile bewässerungsfähiger Flächen am gesamten Kulturland schwankt beträchtlich. Eigentliche Bewässerungskulturen finden sich vor allem in Asien. Die Länder im Nahen und Mittleren Osten weisen zwar einen sehr hohen Anteil an bewässerter Fläche am Kulturland auf, sie sind jedoch im Vergleich zur Gesamtfläche der Länder verschwindend klein.

Die Landwirtschaft beansprucht 70 % der weltweiten Wasserentnahme. Typischerweise benötigt man 3.000 bis 5.000 l Wasser um 1 kg Reis zuerzeugen, 2.000 l für 1 kg Soja, 900 l für 1 kg Weizen und 500 l für 1 kg Kartoffeln.

IT-gestützter Bewässerungsfeldbau

Ein deutscher Agrarkonzern hat mit "VariableRain" beispielhaft einen weltweit verfügbaren Dienst entwickelt, um die Bewässerung von Feldern in Rastern von zehn mal zehn Metern zu optimieren. Dafür werden Wetterdaten mit Informationen zu Fruchtarten, Aussaat-Datum und Bodenbeschaffenheit korreliert. In einem Modell wird das Pflanzenwachstum unter verschiedenen Parametern wie Kohlenstoff-, Nährstoff- sowie Wasserhaushalt simuliert und mit realen Satellitendaten abgeglichen. Als Ergebnis erhält der Landwirt eine genaue Bewässerungslandkarte für seine Felder. Das Konzept der satellitenbasierten Bewässerung wurde in einem Pilotprojekt in Sambia getestet.

Bewässerungsoase

Oase, deren Wasser als Quellwasser, Grundwasser oder Wasser eines Fremdlingsflusses zur Bewässerung von Kulturland eingesetzt wird.

Bewässerungswirtschaft

Auf der künstlichen Zufuhr von Wasser beruhende Wirtschaftsweise, die aufwendiger, aber auch flächenproduktiver als Landwirtschaft auf Regenbasis ist. Sie ist oft mit besonderen Agrarsozialstrukturen verbunden (Aufbau von Kooperations- und Organisationsstrukturen) und von starker Prägekraft für das Erscheinungsbild der Agrarlandschaft. Künstliche Bewässerung ist in nahezu allen Klimazonen der Ökumene anzutreffen, weltweit auf einer Fläche von ca. 300 Mio. ha.

Ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel stammt aus der Bewässerungslandwirtschaft, obwohl der Anteil an der bewässerten Fläche an der gesamtwirtschaftlichen Nutzfläche nur bei ca. 16 % liegt.

Zur Überwindung der Frühjahrstrockenheit erfolgt im norwegischen Gudbrandstal Feldberieselung, ebenso im Wallis und in Südtirol, wo Wiesen und Sonderkulturen bewässert werden. Hauptgebiet der Bewässerungswirtschaft sind aber die Subtropen, wo Wasser der Minimumfaktor ist. Auf diese Trockenräume entfallen zwei Drittel der globalen Bewässerungsflächen.

Die größten Bewässerungsflächen der Erde (62 %) liegen in Asien, vornehmlich am Huanghe, Jangtsekiang und Hsikiang in China, ferner in der Ganges- und der Industiefebene in Pakistan und Indien. Außerhalb Asiens sind bedeutend Mexiko, Ägypten, Brasilien und Sudan. Auch der Mittelmeerraum ist ein Zentrum der Bewässerungswirtschaft.

Grundformen der Bewässerungswirtschaft:

Formen mit unkontrollierter Wasserzufuhr (auch "Naßfeldbau" genannt):

Formen mit kontrollierter Wasserzufuhr ("künstliche" Bewässerung) zu typisieren nach:

Bewässerungsverfahren:

Der Karussellbewässerung sehr ähnlich ist das linear-move-System. Dabei bewegt sich das gesamte System linear vorwärts, wobei die Wasserzufuhr über ein Grabensystem erfolgt.
Fest installierte Beregnungssysteme gibt es in einer Vielzahl von Ausprägungen, die sich jedoch alle sehr ähneln. In der Regel erfolgt die Zuleitung über Rohre bzw. Schläuche und die Verteilung des Wassers über eine Vielzahl von Sprinklern, deren Größe und Leistung sehr unterschiedlich sein können.
Die Bewässerungsverfahren weisen große Unterschiede auf im Hinblick auf Effizienz, Wasserverbrauch, Kosten und Betriebsaufwand. In Entwicklungsländern werden aus Kostengründen meist offene Schwerkraftsysteme angelegt. Diese sind zwar einfach zu implementieren, bringen jedoch Probleme bei Betrieb und Unterhalt mit sich und führen zu erheblichen Wasserverlusten. Für bedeutende Bewässerungsländer wie Indien, Iran, und Pakistan, in denen die Bewässerungslandwirtschaft über 90 % des Wasserverbrauchs beansprucht, wird geschätzt, daß nur 40 % des abgeleiteten Wassers tatsächlich die Felder erreicht.

Die Effizienz ist bei den einzelnen Technologien wie folgt:

Zur weiteren Bewertung von Bewässerung:

Durchschnittlicher Wasserverbrauch bei der Erzeugung von Agrarprodukten in Australien
Agrarprodukt Wasserverbrauch Agrarprodukt Wasserverbrauch
1 Flasche Wein (Barossa Valley) 250 l 1 l Milch 700 l
1 Flasche Wein (Riverland) 450 l 1 kg Reis 1600 l
1 l Orangensaft 550 l 1 kg Baumwolle 2200 l
1 kg Luzerneheu 600 l    

Quelle: Wolff/Stein 1997

In Deutschland wird Bewässerung in Gebieten intensiver landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Nutzung mit geringem jährlichen Niederschlag, insbesondere von weniger als 700 mm, betrieben. In den alten Bundesländern wird die Bewässerungsfläche auf etwa 350.000 ha, das sind 2 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche, geschätzt. Der Schwerpunkt der Bewässerung liegt in Niedersachsen. Als Bewässerungsverfahren wird fast vollständig die Beregnung angewandt. Der Großteil des Beregnungswassers wird aus dem Grundwasser entnommen.
Im Gebiet der neuen Länder, wo mit Ausnahme der Mittelgebirge die jährliche Niederschlagshöhe nur 500 bis 700 mm beträgt, wurden bis 1989 über 1,2 Mio. ha bewässert, davon etwa die Hälfte beregnet. Das Bewässerungswasser entsprach häufig nicht den Güteanforderungen. Schadstoffbelastungen des Bodens und des Grundwassers waren die Folge.
In Zukunft wird die Bewässerungsfläche in Deutschland erheblich abnehmen und vorwiegend nur noch in Sonderkulturen betrieben werden.

Die Verregnung von Abwasser wird wegen der großen Gefahren für die Umwelt in Deutschland heute nicht mehr angewendet.

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Beweidung

Im Gegensatz zur Wiesennutzung Nutzungsvorgang im Rahmen der Viehwirtschaft, bei dem das Vieh auf der Weide vorkommende Gräser, Kleearten und Kräuter als Futter aufnimmt. Die Beweidung ist meist eine der extensivsten Formen der Bodennutzung. An der landwirtschaftlichen Nutzfläche nimmt sie anteilsmäßig dort zu, wo sich die natürlichen Ertragsbedingungen der Landwirtschaft verschlechtern und die als Weide genutzten Flächen (jenseits der Anbaugrenzen) keine andere wirtschaftliche Nutzung mehr erlauben.

(s. a. Almwirtschaft, Transhumanz, Weidewirtschaft)

Bewirtschaftungsintensität

Die Höhe der Aufwendungen, die bis zur Ernte eines Kulturpflanzenbestandes eingesetzt wurden.

(s. a. Intensität)

Bienen

Insektengruppe, in der mehrere Familien der Hautflügler (Hymenoptera) zusammengefasst werden. Umgangssprachlich wird der Begriff Biene meist auf eine einzelne Art, die Westliche Honigbiene (Apis mellifera), reduziert. Bei den Bienen handelt es sich um eine recht große Gruppe mit sehr unterschiedlichen Arten. Viele davon, vor allem die solitär lebenden, werden unter dem Begriff Wildbienen zusammengefasst.

Die Honigbiene gehört zu den Staaten bildenden Bienen (Fam. Apidae) mit zahlreichen weltweit verbreiteten Unterarten und Rassen. Sie erfährt wegen ihrer Bedeutung als Honigproduzent, wegen ihrer Bestäubungsleistung, aber auch aufgrund ihrer Wehrhaftigkeit besondere Aufmerksamkeit.

Charakteristika

Die Hinterbeine der Honigbiene sind als Pollensammelapparat ausgebildet, indem der Unterschenkel und das erste Fußglied stark verbreitert sind, der Unterschenkel zudem eine Eindellung auf der Außenseite besitzt (Körbchen) und das Fußglied auf der Innenseite Borstenreihen (Bürste), mit denen die Pollen in das Körbchen des gegenüber liegenden Hinterbeins abgestreift werden (Bildung von „Höschen“). Beim Pollen sammeln bleibt der Pollen zunächst in den Haaren des gesamten Körpers hängen. Er wird dann erst während des Flugs in das Körbchen des gegenüber liegenden Beins gebracht.

Beim Besuch der Blüten sammeln die Bienen nicht nur Nektar, sondern auch Blütenstaub (Pollen), mit dem sie ihren Nachwuchs versorgen. Bienen fliegen – im Gegensatz zu anderen bestäubenden Insekten – während ihrer Sammelflüge immer nur eine Pflanzenart an, so lange diese ihnen noch ein ausreichendes Nahrungsangebot bietet. Man nennt das Blütenstetigkeit.

Zur Bereitung des Honigs, werden der aufgenommene Nektar, Honigtau oder auch Pflanzensäfte im Honigmagen mit einem enzymhaltigen Sekret der Kopfdrüsen gemischt. Der entstandene Honig wird in Waben gespeichert und reift unter Verdunstung von Wasser und weiteren enzymatischen Reaktionen heran.

Bedeutung

Man unterscheidet bei der Bedeutung der Bienen den direkten Nutzen, das sind die Produkte der Bienenhaltung, die der Imker direkt gewinnt, und den indirekten Nutzen, den die Bienen durch ihre Bestäubungsleistung bringen.

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Bienenwachs

Ein von Honigbienen abgesondertes Wachs, das von ihnen zum Bau der Bienenwaben genutzt wird. Das Wachs wird von den Bienen mittels ihrer acht Wachsdrüsen-Paare hergestellt. Höherwertige Fettsäuren und Alkohole verbinden sich in den Wachsdrüsen zu Estern und werden in flüssiger Form aus den Drüsen in die Zwischenringtaschen ausgeschieden. Dort bilden sich nun ganz dünne, weiße Wachsplättchen bzw. Wachsschuppen, die mit dem Auge kaum sichtbar sind und das kaum messbare Gewicht von 0,0008 Gramm haben. Anfangs sind die Plättchen weiß, doch dann schieben die Bienen diese mit einem Hinterbein zu ihren Mundwerkzeugen – den Mandibeln. Dort kneten sie Pollen, Propolis sowie Drüsensekrete ein, so dass schlussendlich die gelbe Farbe entsteht, die typisch für Bienenwachs ist.
Für ein Kilogramm Wachs verwerten Bienen etwa 10 Kilogramm Honig. Zudem werden etwa 150.000 Bienen benötigt, die 1,25 Millionen Wachsplättchen produzieren.

Die Inhaltsstoffe und Eigenschaften von Bienenwachs

Bei der Zusammensetzung handelt es sich um ein äußerst komplexes Gemisch und fast alle der bis zu 300 Stoffe kommen nur in geringen Mengen vor. Lediglich vier der Inhaltsstoffe haben einen Anteil von über fünf Prozent. Die wichtigsten im Wachs enthaltenen Stoffe sind:

Verwendungsmöglichkeiten für den Mensch

Das Wachs der Biene wurde als Material seit je her vielfältig eingesetzt. Es war schon bei den alten Ägyptern zur Einbalsamierung, Mumifizierung sowie zum Abdichten der Holzschiffe sehr beliebt. Die Römer nutzten es, um Krüge und Fässer zu versiegeln oder zum Wachsen von Möbeln und Figuren. Bereits im Jahr 3000 v. Chr. wurde der Stoff als Bindemittel für die Papyrusherstellung verwendet. Und auch die Griechen benutzten mit Wachs bestrichene Holztafeln, um auf ihnen zu schreiben.

Die älteste Nutzungsmöglichkeit stellt wahrscheinlich die Herstellung von Kerzen dar. Auch heute noch sind Kerzen aus Bienenwachs zu kaufen. Das Bienenwachs war ein wichtiges Erzeugnis der Imker und hatte eine sehr hohe Nachfrage. Erst als man Anfang des 19. Jahrhunderts Stearin und Paraffin entdeckte, ging die Nachfrage an Bienenwachskerzen zurück.

Trotzdem lässt sich Bienenwachs nicht vollkommen ersetzen. Größter Verbraucher von Bienenwachs ist die kosmetische und pharmazeutische Industrie, wo es Bestandteil von Cremes, Salben, Pasten, Lotionen und Lippenstiften ist. Die Produkte sind meist mit dem Hinweis „Enthält Echtes Bienenwachs“ versehen. Große Wachsmengen werden bei der Kerzenfabrikation verarbeitet. In der chemisch-technischen Industrie (Skiwachs, Wachsfarbe, Imprägniermittel, Baumwachs) spielt Bienenwachs nur noch eine untergeordnete Rolle. Außerdem wird das Wachs der Bienen zur Pflege von Holz eingesetzt, da es ihm eine leicht glänzende Patina verleiht und es darüberhinaus vor dem Austrocknen schützt. Auch als Politur findet das Wachs Anwendung. Leder bleibt dank einer Behandlung mit Bienenwachs geschmeidig und vor Nässe geschützt. Bei der Herstellung von Süßigkeiten auf Gelatinebasis (z. B. Gummibären) wird Bienenwachs als Überzugs- und Trennmittel verwendet. Traditionell wird Bienenwachs in Medizin und Physiotherapie als Wärmepackung angewendet bei Husten, Erkältungen, Schmerzen der Muskeln und Gelenke. Von der Antike an fand Wachs auch als Arzneiträger in Wachssalben bzw. Wachspflastern (fachsprachlich auch Cerat, Ceratum bzw. cerotum) sowie Wachspillen (cerotum rotundum, als Wachszäpfchen bzw. Wachspessar) Verwendung.

Bierhefe

Die Bierhefe ist ein eiweißreiches Futtermittel (Ergänzungsfuttermittel), das als Nebenprodukt bei der Bierherstellung anfällt und in getrockneter oder flüssiger Form als Futtermittel eingesetzt wird. Bierhefe stellt auch eine sehr gute Quelle für B-Vitamine dar.  Die Einsatzmenge liegt bei 1 bis 2 % der Tagesration (Basis 88 % Trockenmasse).

Bifang

Agrarhistorischer Begriff für ein gewölbtes Ackerbeet mit 2 - 6 Wechselfurchen. Im Unterschied zum Wölbacker wechselten Rücken und Furchen jährlich. 30 Bifänge bildeten früher eine Hufe. Der Begriff ist nicht zu verwechseln mit dem gleichlautenden Terminus aus der Siedlungsgeographie, der für zugerodete Gewanne (sog. Neubruch) verwendet wird.

Big Data

Dt. Massendaten; im weitesten Sinne Bezeichnung für große, komplexe und unterschiedliche Datenmengen, aber auch den Umgang mit diesen. Der Begriff umfasst somit die Erfassung und Verarbeitung, die Analyse und Auswertung, die Speicherung und vor allem die Nutzung großer Datensätze. Nicht selten werden auch die dafür benötigten Technologien mit eingeschlossen, weshalb der Begriff weder trennscharf noch feststehend ist und ständig erweitert wird. Er ist grundsätzlich anwendbar auf Bereiche, in denen große Datenmengen anfallen, entweder, weil sie gezielt erhoben und gesammelt werden oder einfach anfallen, weil Computer Prozesse überwachen, kontrollieren oder steuern. Big Data macht es u.a. möglich, komplexe Prozesse abzubilden und nachzuvollziehen, neue Erkenntnisse über sie zu sammeln.

Die vier Vs von Big Data
Die vier Vs von Big Data

Big Data definiert sich über die vier „Vs“ Volume, Velocity, Variety und Veracity
Quelle: BMEL

Auch in der Biologie, der Pflanzenforschung oder der Landwirtschaft fallen weltweit täglich große Datenmengen an, z. B. wenn das Erbgut einer Pflanze sequenziert, der Stoffwechsel untersucht, die Genaktivität beobachtet oder das Erscheinungsbild (Phänotyp), z. B. die Architektur der Wurzel oder Blätter, analysiert werden sollen (Phänotypisierung), aber auch Wetter, Klima, Boden, Nährstoffversorgung, Bewuchs etc. sind Daten von hoher Relevanz. Nicht selten werden verschiedene Datensätze verknüpft, z. B. genetische Daten, Ergebnisse aus Labor- und Feldversuchen, Verwandtschaftsbeziehungen von Pflanzenarten sowie Wetter- oder Klimadaten. Das Ergebnis: Ein ganzheitlicheres und dynamischeres Bild einer Pflanze oder einer ganzen Population, die unter dem Einfluss der auf sie wirkenden Faktoren betrachtet werden können.

Der Sinn und Zweck von Big Data z. B. in der Pflanzenforschung besteht letztendlich darin, Informationen zu erhalten, die für die Forschung und Züchtung von Interesse sein könnten. Die Bioinformatik ist der noch relativ junge Wissenschaftszweig, der sich methodisch mit der computergestützten Analyse und Auswertung der biologischer Daten befasst, diese sprichwörtliche zum Sprechen bringt. (Pflanzenforschung.de)

Voraussetzungen für die mögliche Nutzung großer Datenmengen in der Landwirtschaft

Für eine störungsfreie Nutzung großer Datenmengen ist ein Netzzugang mit angemessener Bandbreite und Datenvolumen notwendig. In den ländlichen Regionen ist dieser Netzzugang noch nicht überall vorhanden. Eine dezentral organisierte Infrastruktur könnte als Alternative entwickelt werden. Dabei müsste die Infrastruktur folgende Aufgaben übernehmen:

Die Umsetzung solch einer Infrastruktur bedarf eines hohen Arbeitsaufwands. Zunächst sollten nur einige grundlegende Infrastrukturkomponenten mit ganz einfachen Funktionalitäten konstruiert werden. Später können nach und nach weitere Funktionalitäten hinzugefügt werden.
Bei einer Infrastrukturentwicklung für den landwirtschaftlichen Sektor müssen vor allem Maschinen- und Betriebsstoffdaten (z. B. Pflanzenschutz-, Dünge-, Futtermittel- oder Saatgutdaten) vorrangig eingebunden werden. Daher ist es wichtig, dass Landwirte, die Kenntnisse auf dem Gebiet der Innovations- und Kommunikationstechnik haben, in den Entwicklungsprozess mit einbezogen werden. Des Weiteren sollten vor allem kleine, innovative Firmen, die Teilkomponenten bereitstellen, an der Entwicklung teilhaben. Gemeinsam kann so ein Anwendungssystem, das von vielen Seiten akzeptiert wird, geschaffen werden. (BMEL)

(s. a. Digitalisierung der Landwirtschaft)

Weitere Informationen:

Bildstock

Meist an Wegen frei stehende Säule aus Stein oder Holz mit gemalten oder plastischen religiösen Darstellungen, oft mit Kruzifix und Heiligenfigur. Bildstöcke entstanden als religiöse Kleindenkmale vornehmlich seit dem Barock (ca. 1600-1770) zur Andacht (Betsäule) und Verehrung Marias (Mariensäule), auch zur Erinnerung an ein besonderes Ereignis mit religiösem Hintergrund. Oft werden bei ihnen Blumen niedergelegt oder Kerzen abgebrannt.

Der Begriff stammt von altdeutsch stock/stoc, ‚etwas in die Höhe Ragendes‘. Regionale Namensvarianten sind Heiligenstock (Hessen), Marterl oder Marter, Materle, Materla, Wegstock oder Kreuz (Österreich und Bayern) und Helgenstöckli (Schweiz). Auch gibt es die Bezeichnungen Breitpfeiler oder Betsäule.

In den Alpenländern ist die Errichtung und Pflege von Bildstöcken und Marterln eine weitverbreitete Form der Volksfrömmigkeit. Die Motivation ist jener bei Wegkreuzen ähnlich: als Anstoß zum Gebet unterwegs, als Zeichen der Dankbarkeit für überstandene Gefahren oder Seuchen sowie zur Erinnerung an Unglücksfälle.

In Deutschland sind diese religiösen Kleindenkmäler hauptsächlich in Franken, in den katholischen Landesteilen von Baden, Schwaben, in den Alpenländern und den katholischen Gebieten des historischen Eichsfeldes, im Raum Fulda (mit der Rhön), des Münsterlandes, des Rheinlandes sowie der Oberlausitz zu finden. In Österreich findet man Bildstöcke im Alpenraum und in großer Dichte im Weinviertel, Mühlviertel und Waldviertel. Ähnliche Kleindenkmäler gibt es auch in Südböhmen und Südmähren sowie in anderen ehemaligen Ländern der Donaumonarchie. Als Zeugnisse deutscher Siedlungsgeschichte im Ofner Bergland bzw. im Pilisgebirge bei Budapest sind zahlreiche Bildstöcke unter anderem in der Gemeinde Sankt Iwan bei Ofen (Pilisszentiván) erhalten geblieben. Im Süden Österreichs, besonders in Kärnten, gibt es viele Bildstöcke, die als Wegweiser dienten. Die Darstellung eines Heiligen zeigt den Weg zu einer diesem Heiligen geweihten Kirche.

Binnenfischerei

Die Fischerei in stehenden Gewässern, also in natürlichen oder künstlich angelegten Seen, wie z.B. Stauseen, und die Fischerei in Fließgewässern. Steuerrechtlich zählt die Binnenfischerei zur sonstigen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung.

Bio-Lebensmittel

"Bio-Lebensmittel" sind Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft, deren englisches Pendant als "organic food" bezeichnet wird. Der Begriff "Bio-Lebensmittel" ist jedoch in der EU gesetzlich definiert und unterliegt bestimmten gesetzlichen Auflagen: Demnach müssen Bio-Produkte aus ökologisch kontrolliertem Anbau stammen, dürfen nicht gentechnisch verändert sein und werden ohne Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Kunstdüngern oder Klärschlamm angebaut. Tierische Bio-Produkte müssen von Tieren abstammen, die artgerecht gemäß EG-Öko-Verordnung und in der Regel nicht mit Antibiotika und Wachstumshormonen behandelt werden. Hinzu kommt, dass die Bio-Produkte nicht ionisierend bestrahlt sein dürfen und ebenfalls weniger Lebensmittelzusatzstoffe als konventionelle Lebensmittel enthalten. Insgesamt dürfen diese aber bis zu 5 % nicht ökologisch erzeugte Zutaten enthalten.

In Deutschland wie auch in anderen Ländern gibt es eine Reihe von ökologischen Anbauverbänden, deren Richtlinien zum Teil deutlich strenger sind, als von der EG-Öko-Verordnung vorgeschrieben.

Bio-Village

Bezeichnung für drei Versuchsdörfer in Madras, Indien, in denen die Biotechnologie eine zentrale Rolle spielt. Hier wird der Versuch einer Innovation des Produktionssystems unter Beachtung bestehender Strukturen unternommen. Das Programm mit noch ungewissem Ausgang stellt neben dem Zugang zu den Technologien und nötigen Produktionsmitteln auch Beratung über Technologien und Märkte sowie Kredite sicher.

Bioaugmentation

Eine Strategie der Renaturierungsökologie, sie bezeichnet das Einbringen von Mikroorganismen als Starterkulturen in Bodenmaterial. Dabei fungieren die Bakterien und anderen Organismen als Grundlage zum Aufziehen eines Kulturmediums. Ziel ist es, einen unbelebten Boden mittels eines Spülmittels und dem Medium Wasser zum Stoffwechsel anzuregen. Eingesetzt wird der Prozess bei der Sanierung und Reinigung von Böden. Die Verunreinigungen können verschiedener toxischer Natur sein.

(s. a. Phytosanierung)

Biodiesel

Biodiesel ist der in Deutschland am weitesten verbreitete Biokraftstoff. Biodiesel wird mittels eines chemischen Prozesses, der Umesterung, aus Pflanzenöl von Ölpflanzen unter Einsatz von Alkohol gewonnen. In Deutschland kommt hauptsächlich Raps zum Einsatz. Auch Sonnenblumenöl, Soja- und Palmöl können verarbeitet werden, wenn Produzenten nachweislich bestimmte ökologische Mindestkriterien einhalten. Neben der Nutzung von Pflanzenölen zur Kraftstoffherstellung können auch Reststoffe wie Frittier- oder Bratfett für die Biodieselproduktion genutzt werden. Nebenprodukt der Produktion von Biodiesel ist Glycerin, das in der chemischen Industrie zum Einsatz kommt. Rapsschrot, ein weiteres Koppelprodukt der Biodieselproduktion, dient als Futtermittel. Biodiesel kann sowohl als Reinkraftstoff getankt werden oder fossilem Dieselkraftstoff in Deutschland bis zu einem Anteil von 7 Prozent beigemischt werden.

Biodiversität

1. Auch Biologische Vielfalt, ein Begriff, der die Anzahl und Variabilität aller lebenden Organismen sowohl innerhalb einer Art (genetische Diversität) als auch zwischen den Arten und Ökosystemen umfaßt. Wie die Geodiversität mit ihren abiotischen Bestandteilen stellt die Biodiversität ein Teilmodell der Landschaftsdiversität dar.

2. In der Ökologie wird Diversität vorrangig als Artenvielfalt in einem Ökosystem verstanden.

Die biologische Vielfalt hat einen Eigenwert, stellt aber zugleich durch ihre verschiedenen ökonomischen Werte eine umfangreiche, durch den Menschen nutzbare Ressource dar.

Werte der biologischen Vielfalt
Eigenwert
(intrinsischer Wert)

Wert ergibt sich aus der Forderung nach einem Eigenrecht der biologischen Vielfalt auf Existenz.

Direkte Nutzwerte  

Konsumwerte

  • Der noch zu monetarisierende Wert von direkt genutzten Naturprodukten für die Selbstversorgung vor allem in Entwicklungsländern
  • Freizeit- und Erholungswerte
  • Soziokulturelle, wissenschaftliche, ästhetische und spirituelle Werte

Produktionswerte

  • Wert als Grundstoff für die weiterverarbeitende Produktion (vor allem land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse)
  • Werte für die Ernährungssicherheit und für medizinische oder andere industrielle Zwecke aufgrund der Vielfalt an Genen und biochemischen Produkten aus naturnahen Ökosystemen
Indirekte Nutzungswerte



Werte aus den Funktionen (Leistungen) der Ökosysteme wie Erosionsschutz, Regulierung der biogeochemischen Kreisläufe (z.B. Wasser- und Kohlenstoffkreislauf), photosynthetische Fixierung von Sonnenenergie, Aufrechterhaltung von Nahrungsnetzen und evolutiven Prozessen, die Regulation von regionalem und lokalem Klima, die Aufnahme und der Abbau von Schadstoffen

Optionswerte

Wert der Offenhaltung einer Option auf eine spätere Nutzung (Genpool), auch im Interesse künftiger Generationen (intergenerative Verteilung)

Existenzwerte

Werte aus einer ethischen Dimension, die dem Gefühl der Verantwortung und Fürsorge des Menschen gegenüber seiner lebenden Umwelt entspringt

Der besorgniserregende Trend des raschen Rückgangs der biologischen Vielfalt führte zu der 1993 in Kraft getretenen Biodiversitätskonvention (Convention on Biological DiversityCBD) unter der Ägide der UNEP (United Nations Environmental Programme). Rote Listen - Auflistungen der ausgestorbenen und als gefährdet geltenden Arten - belegen z.B. für Deutschland eine Gefährdung von rund einem Drittel der Farn- und Blütenpflanzen.

In der Konvention ist u.a. vorgesehen, den Export von lebenden modifizierten Organismen vom Einverständnis des Importlandes abhängig zu machen. Informationen über etwaige Umweltrisiken z.B. durch gentechnisch veränderte Organismen werden zu den Pflichten des Exporteurs gehören.

Mögliche Umsetzungsstrategien der Konventionsziele in Deutschland:

Landwirtschaft ist weltweit einer der größten Treiber von Biodiversitätsverlusten. Produktionszuwächse gehen fast immer auf Kosten der Biodiversität. Aber es wirkt sich unterschiedlich aus, ob und wo die Landwirtschaft expandiert oder intensiviert wird. Bei gleicher Menge an zusätzlicher Nahrungsmittelproduktion zeigen Ergebnisse einer Studie (Zabel et al. 2019), dass eine Expansion der landwirtschaftlichen Flächen die Biodiversität um ein Vielfaches stärker gefährdet als eine Intensivierung, da sie vor allem jene Regionen trifft, in denen die Artenvielfalt weltweit am höchsten ist, etwa in Zentral- und Südamerika. Eine Intensivierung der Landwirtschaft auf bereits bestehenden Anbauflächen wird dagegen besonders die Artenvielfalt in Afrika südlich der Sahara gefährden.

Biodiversität in der Landwirtschaft

Als Entsprechung zur Biodiversität wurde der Begriff "Agrobiodiversität" geprägt. Das Wissen über das entsprechende natürliche Potential ist noch gering. Von Hunderttausenden von Pflanzenarten hat der Mensch bisher kaum einige Tausend genutzt, einige Hundert kultiviert, und ein knappes Dutzend dient als Haupternährungsquelle der gegenwärtigen Menschheit und deren Nutztiere. Wie bei der biologischen Vielfalt allgemein, weisen die Länder des Südens (insbesondere die mit Tropenwäldern) auch bei den Kultur- und Nutzpflanzen eine außerordentliche Formenvielfalt auf.

Weltweit betreffen die Gefährdung und der Verlust von Biodiversität der Kulturpflanzen und Nutztiere sowohl das Artenspektrum als auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft sind viele Kulturpflanzenarten und -sorten sowie Nutztierrassen verschwunden oder auf Restbestände zurückgegangen. Diese Arten, Sorten und Rassen weisen wichtige regionaltypische Anpassungen auf, deren Verlust in mehrfacher Hinsicht zu Lasten der Umwelt und des verfügbaren Genpotentials für Züchtungen geht. Insofern sind wesentliche Grundlage für die Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung gefährdet. Überdies ist Pflanzenvielfalt der Rohstoff der Biotechnologie-Wirtschaft. Nach Schätzungen der FAO (1998) stirbt weltweit jede Woche eine Nutztierrasse aus. Etwa 30 % aller Nutztiere seien bedroht.

In Asien ist in den letzten Jahrzehnten mit der Ausbreitung der Hybridsorten und der stärkeren Kommerzialisierung des Reisanbaus die Zahl der angebauten Reisvarietäten von einigen Tausend auf wenige Dutzend zurückgegangen. In Thailand sank die Zahl von 16.000 auf nur 37, und die Hälfte der Reisflächen wird nur von zwei Varietäten bestellt.

In China wurden im Jahr 1949 noch 10.000 lokale Weizensorten angebaut, heute sind es weniger als 1.000, die in großem Umfang genutzt werden. Mit anderen Worten: 90 Prozent der dortigen Weizensorten wurden innerhalb eines halben Jahrhunderts aus dem Anbau verdrängt.

Die Gründe für den Verlust von Artenvielfalt in der Landwirtschaft sind vielfältig und komplex. In erster Linie hat die moderne Landwirtschaft selbst durch Intensivierung, Rationalisierung, Spezialisierung und Konzentration der Produktion maßgeblich zur Verringerung der landwirtschaftlichen Vielfalt beigetragen. Auch ist die Verarmung der Biodiversität innerhalb von Arten vor dem Hintergrund der Globalisierung und Standardisierung der Nahrungsmittel zu sehen. Denn die Vermarktung einer einzigen Sorte erleichtert die Ernte und macht das Verpacken sowie die Verarbeitung und den Transport kostengünstiger. Außerdem entspricht ein einheitliches Produkt gleichermaßen den Wünschen der Supermärkte wie der Verbraucher. Auch die Einführung gentechnisch veränderter Sorten, fehlende ökonomische Anreize für den Biodiversitätserhalt sowie die zunehmende Privatisierung genetischer Ressourcen sind wichtige Gründe für den Arten- und Sortenschwund.

Seit Langem ist bekannt, dass eine geringe intraspezifische Vielfalt die Anfälligkeit für Veränderungen der Umwelt (z. B. Witterungsschwankungen) und für Schädlinge und Krankheiten erhöht. Das klassische Beispiel dafür ist die Kartoffel: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Irland Kartoffeln als ertragsreiches Grundnahrungsmittel auch für Arme eingeführt, insbesondere die anspruchslose Sorte Irish Lumper. Beim Auftreten der Phytophthora infestans in den 1840er Jahren kam es zu einer katatstrophalen Hungersnot, da die genetisch identischen Kartoffeln zu einem ungenießbaren Schleim faulten. Die uralte Praxis des Kartoffelanbaus in den Anden unterscheidet sich davon grundlegend. Die Bauern erhalten die genetische Vielfalt der Kartoffeln, indem sie viele verschiedene Kulturvarietäten neben wilden Sorten anbauen. 20 oder mehr Varietäten werden auf einem feld in "Mischkultur" angepflanzt. Neben dem Erhalt einer größtmöglichen Vielfalt sorgt diese Strategie auch für zuverlässige Ernten, da die verschiedenen Sorten unterschiedlich auf Umweltbedingungen (z. B. zu feucht / zu trocken) reagieren, der Gesamtertrag aber gesichert bleibt.

Negative Erfahrungen mit zu starker genetischer Vereinheitlichung sind nicht selten. In den USA führte 1979 der Pilzbefall einer einzigen, weit verbreiteten Maissorte zu einem Milliardenverlust. Seit den 1980er Jahren mussten in Kalifornien alle - bis dahin als resistent geltenden - Weinreben ersetzt werden, da ein neuer Stamm der Reblaus sich ausgebreitet hatte. Derzeit bedrohen gleich zwei Krankheiten den Bananenanbau. Denn obwohl es ca. 1.000 Bananenvarietäten gibt, gehören etwa 47 % der weltweit angebauten und 95 % der international gehandelten Frucht zur samenlosen Cavendish-Sorte.

Auch in der Tierhaltung ist die genetische Erosion bereits weit fortgeschritten, was an der raschen Entwicklung einer Reihe von molekularen und reproduktiven Technologien liegt. Selektive Züchtung in Kombination mit assistierten Reproduktionstechnologien (ARTs) wie künstliche Befruchtung und Embryotransfer führte zu immer spezialisiertren Sorten. Als "genetische Gewinne" zählen z. B. eine schnelle Wachstumsrate, eine gute Futterverwertung, frühes Eintreten der Geschlechtsreife, große Zahl der Nachkommen, gute Erträge und Qualität von Fleisch, Milch oder Eiern.

Abnehmende Biodiversität bei 10 Gemüsesorten in den USA (1903-1983)

Abnehmende Biodiversität bei 10 Gemüsesorten in den USA (1903-1983)

Eine Studie, die 1983 von der Rural Advancement Foundation International durchgeführt wurde, verglich verschiedene Listen von Saatgutsorten, die vom USDA geführt wurden. Es handelte sich zum einen um eine Sortenliste von Pflanzen, u. a. Gemüsearten, die 1903 von Handelshäusern in den USA vertrieben wurden, zum anderen um eine Liste von Sorten der gleichen Pflanzenarten, die 1983 im National Seed Storage Laboratory (heute National Center for Genetic Resources Preservation) gelagert waren. Die Studie, die insgesamt 66 Pflanzen umfasste ergab, dass 93 % der Sorten verschwunden waren.

Quelle: Good Food World

Die Erhaltung und Pflege tiergenetischer Ressourcen in der Landwirtschaft kann durch die Lebenderhaltung, die Kryokonservierung von Sperma und Embryonen oder mit Hilfe von DNA-Banken erfolgen.

Ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung der Pflanzenvielfalt stellt die Erhaltung "on farm" (in situ) dar. Die Erhaltung von genetischem Material in Genbanken (ex situ) stellt lediglich eine zusätzliche Möglichkeit dar. Von Nichtregierungsorganisationen wird als weitere Strategie die Erhaltung und Stärkung der Rechte von Bauern und bäuerlichen Gemeinschaften verfolgt, Saatgut aus der eigenen Ernte zurückzubehalten, weiterzuverwenden, zu züchten und zu vermarkten. Patentmonopole auf Saatgut hätten nicht nur zu Uniformität im Angebot der industriellen Pflanzenzüchter geführt, sondern auch zu Monokulturen auf den Feldern.

Eine neuere Studie belegt die Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften durch kleine Felder und vielen Arten von Nutzpflanzen. Vor allem eine Verkleinerung der Ackerflächen unter sechs Hektar führt zu einer stark erhöhten Artenvielfalt, weil auf diese Weise viele Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten unterschiedliche Ressourcen nutzen können. Auch fördert eine Landschaft mit vielen Rändern die Lebensraum-Vernetzung. (Sirami 2019)

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Biodiversitätskonvention (CBD)

Auch Konvention über die biologische Vielfalt (engl. Convention on Biological Diversity, CBD); ein völkerrechtliches Übereinkommen, das 1993 in Kraft trat. Die Konvention gilt als das wichtigste internationale Abkommen zum Schutz der Biodiversität. Sie hat inzwischen (Stand: März 2019) 196 Vertragspartner und wurde von 168 Staaten sowie der Europäischen Union unterzeichnet. Deutschland wurde 1994 Vertragspartei.

Die drei gleichberechtigten Ziele des Übereinkommens sind:

Grundgedanke ist dabei, dass die biologische Vielfalt nur dann langfristig erhalten werden kann, wenn die Chancen und Gewinne aus der nachhaltigen Nutzung der Natur allen beteiligten Gruppen gleichermaßen zugutekommen.
In regelmäßigen Abständen treffen sich die Vertragsstaaten der CBD, um den Stand der Umsetzung zu diskutieren und dem Prozess neue Impulse zu verleihen. Die Ziele der CBD stehen beispielsweise im Mittelpunkt des entwicklungspolitischen Engagements Deutschlands im Arbeitsfeld Umwelt- und Ressourcenschutz.

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Biodiversitätsprodukt

Bezeichnung für Agrarerzeugnisse, die von lokalen Nutzpflanzen und -tieren stammen, welche sehr gut an die örtlichen Bedingungen angepasst sind, traditionelles Wissen bei der Entwicklung oder Verarbeitung widerspiegeln und Teil der lokalen Kultur sind. Ihre besonderen Eigenschaften und ihre kulturelle Anbindung eignen sich hauptsächlich für Nischenmärkte.

Biodiversitätswandel in Wald und Forst (Mitteleuropa)

Mitteleuropa ist Waldland. Außerhalb der Alpen stellen Wälder fast überall die potentielle natürliche Vegetation dar. Nicht-Waldökosysteme sind natürlicherweise entweder auf azonale Sonderstandorte beschränkt (z.B. Hochmoore, Flussauen, Küstenmarschen, Felsen und Blockhalden) oder sie sind die Folgen menschlicher Landnutzung. Seit Jahrtausenden sind die Wälder durch den Landwirtschaft betreibenden Menschen mit beeinflusst (Waldweide).

Heute bedecken Wälder nur noch ca. 30 % der Gesamtfläche der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt aber auch Regionen, in denen der Mensch das Wachstum von Wäldern erst möglich gemacht hat, vor allem durch das Trockenlegen von Mooren in Norddeutschland und im Alpenvorland.

Wälder stellen komplexe terrestrische Ökosysteme dar. Intensive biotische Interaktionen erklären die Bereitstellung vielfältiger biotisch vermittelter ökologischer Nischen. Global gesehen entfällt ein großer Teil der biologischen Vielfalt auf Wälder. Selbst in den vergleichsweise strukturarmen Waldökosystemen unserer Breiten werden hohe Artenzahlen erreicht, z. B. 930 Käferarten in Eichenwäldern des norddeutschen Tieflandes.

Die heutigen Eigenschaften der mitteleuropäischen Wälder sind nur vor ihrer wechselhaften historischen Entwicklung mit Zeitskalen von mehreren hunderttausend Jahren zu verstehen. Im Pleistozän war der überwiegende Teil des heutigen Deutschlands während der vorherrschenden Kaltzeiten (Glaziale) von periglazialer Steppen-Tundren-Vegetation bedeckt. Sie wurden unterbrochen von relativ kurzen Warmzeiten (Interglaziale). In einer solchen Warmzeit leben wir gegenwärtig. Mit jeder Interglazialzeit kamen weniger Baumarten aus ihren südlichen Rückzugsräumen nach Mitteleuropa zurück, sodass dessen Baumflora mit jeder Kaltzeit an Vielfalt verlor. Und möglicherweise haben viele Baumarten auch nach 11.000 Jahren mit mildem und warmem Klima noch nicht ihr klimatisch mögliches Ausbreitungsgebiet ausgeschöpft.

Seit der Ausbreitung des Ackerbaus in Mitteleuropa vor ca. 700 Jahren beeinflusst der Mensch zunehmend die Wälder. Schon in der Steinzeit wurden lokal große Flächen entwaldet, weil die extrem ineffiziente damalige Landwirtschaft einen hohen Flächenbedarf hatte. In der Bronzezeit stieg der Bedarf nach Holz zusätzlich durch die Erzgewinnung und Verhüttung und seit Beginn der Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.) durch weitere Industrien, z.B. die Salzproduktion oder später die Glasherstellung. Waldweide und die Nutzung von Laub- und Nadelstreu als Strohersatz im Stall und für die Bodenverbesserung auf Äckern entzogen den Wäldern zusätzlich Nährstoffe. Wahrscheinlich war der überwiegende Teil Deutschlands seit dem 14. Jahrhundert entwaldet und besaß auf weiten Flächen einen parkähnlichen Charakter. In dieser vom Menschen geprägten Kulturlandschaft mit ihrer differenzierten Flächennutzung (Streu- und Harznutzung, Plaggenwirtschaft, Brandwirtschaft, vielfältige Formen der Nieder- und Mittelwaldnutzungen, Hutewälder u. w.) hat eine Ausweitung des vorhandenen Spektrums der Standorte und Ökosystemtypen stattgefunden. Waldökosysteme mit für Hochwald typischen Ökosystemeigenschaften waren bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in dicht besiedelten Gegenden selten. Auch die natürlichen Wälder vor dem Eingriff des Menschen waren aufgrund vielfältiger Störungen, wie z.B. Brände und Überschwemmungen, unter Umständen offener als viele unserer heutigen Nutzwälder. Vor allem im 19.Jahrhundert erfolgte eine massive Überführung der Nieder- und Mittelwälder in die heute vorherrschenden Hochwälder. Auch Reut- und Weidfelder, die beispielsweise im Schwarzwald verbreitet vorkamen, waren schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch in unbedeutenden Resten vorhanden. Dieser historische Biodiversitätswandel wird künftig weitere Änderungen durch den Klimawandel erfahren. (Mosbrugger et al., 2012)

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Bioenergie

Energie, die aus Biomasse gewonnen wird. Dabei werden verschiedene Energieformen wie Wärme, elektrische Energie oder auch Kraftstoff für Verbrennungsmotoren eingeschlossen. Häufig wird auch Biomasse, in der die Energie chemisch gespeichert ist, als Bioenergie bezeichnet.

Der Begriff umfasst unterschiedlichste Rohstoffe, Technikpfade und Anwendungsbereiche. So kann Bioenergie zum Beispiel gewonnen werden aus

Die Rohstoffe können regionaler Herkunft sein oder über globale Handelsströme zu uns gelangen.

Die Vielfalt der Rohstoffe und Umwandlungstechniken ermöglicht einen Einsatz der Bioenergie in allen energierelevanten Sektoren: als Treibstoff im Verkehr (für Benzin, Diesel, Gas und Elektrofahrzeuge), zur Erzeugung von Heizwärme in Haushalten (z.B. aus Scheitholz, Holzhackschnitzel und -pellets oder Strohpellets), von Prozesswärme in der Industrie und zur Stromerzeugung, wobei die Strom- und Wärmeproduktion gekoppelt erfolgen kann.

Bioenergie stellte 2015 57 Prozent der Erneuerbaren Energien in Deutschland bereit, weitere 8 Prozent stammen aus biogenen Abfällen. Landwirtschaftliche Nutzpflanzen zur Energiegewinnung nehmen in Deutschland etwa 2,2 Mio. Hektar ein. Knapp zwei Drittel der Erneuerbaren Energien stammen aus Biomasse. 2015 betrug der Anteil der Bioenergie am Endenergieverbrauch Deutschlands etwa 8 Prozent.

Strommix in Deutschland

Quelle: AEE

Aus Biomasse wurden im Jahr 2016 etwa 51,6 TWh Strom bereitgestellt. Gegenüber 2015 entspricht dies einem Anstieg um 1,3 TWh (+2,5%). Maßgeblich für die Stromerzeugung aus Biomasse sind vor allem Biogas (32,4 TWh, +3,5% gegenüber dem Vorjahr), feste Biomasse (11 TWh, -0,3% gegenüber dem Vorjahr), und der biogene Anteil des Abfalls (6 TWh, +4,0% gegenüber dem Vorjahr).

Im Jahr 2016 hatte die feste Biomasse mit 114,5 TWh den bedeutendsten Anteil an der erneuerbaren Wärmebereitstellung, gefolgt von Biogas mit 17,4 TWh und biogenem Abfall mit 11,8 TWh. Besonders effizient ist die so genannte Kraft-Wärme-Kopplung, bei der aus den biogenen Energieträgern gleichzeitig Strom und Wärme gewonnen werden.

176,4 Milliarden Kilowattstunden an Wärme stammten 2019 in Deutschland aus Erneuerbaren Energien. Dies entspricht 14,5 Prozent des Endenergieverbrauchs im deutschen Wärmesektor. Insgesamt leistete die Bioenergie den größten Beitrag zur erneuerbaren Wärmeversorgung in Deutschland.

Quelle: AEE

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Bioethanol

Bioethanol bezeichnet Ethanol (C2H5OH) welches ausschließlich aus Biomasse (nachwachsende Kohlenstoffträger) oder den biologisch abbaubaren Anteilen von Abfällen hergestellt wurde und für die Verwendung als Biokraftstoff bestimmt ist.
Wie herkömmlicher Alkohol wird Bioethanol durch alkoholische Gärung aus Zucker mit Hilfe von Mikroorganismen gewonnen und anschließend durch thermische Trennverfahren gereinigt. Bioethanol ist weltweit der führende Biokraftstoff. Dieser kann als Reinkraftstoff oder als Mischungskomponente zu konventionellem Benzin zu einem wesentlichen Baustein nachhaltiger Mobilität werden.

Bei Ottomotoren kommt statt Biodiesel Bioethanol zum Einsatz. Bioethanol kann sowohl als Reinkraftstoff (sog. E85) getankt werden oder fossilem Ottokraftstoff in Deutschland bis zu einem Anteil von 10 Prozent (E10) beigemischt werden.

Als Rohstoffe für die Herstellung von Bioethanol eignen sich stark zucker- und stärkehaltige Pflanzen wie Zuckerrüben, Zuckerrohr, Roggen, Weizen, Mais und Kartoffeln. In Deutschland kommen hauptsächlich Getreide und Zuckerrüben zum Einsatz.

(s. a. Biomasseenergie, nachwachsende Rohstoffe)

Biofertilizer

Auch Biodünger; Mikroorganismen, die Luftstickstoff so fixieren, daß er pflanzenverfügbar wird. Die hierbei verwendeten Hauptorganismen sind die sogenannten Knöllchenbakterien der Gattung Rhizobium (die in Symbiose mit Hülsenfrüchten leben), die ebenfalls Knöllchen bildenden Frankia (vorrangig bei Bäumen und Sträuchern der pazifischen Pflanzenfamilie Casuarinae) sowie bestimmte Blaualgen. Freilebende Bakterien können Samen, Schößlingen oder dem Boden zugefügt werden, eine Technik, die als Inokulation ("Beimpfung") bezeichnet wird. Biodünger ist besonders für Entwicklungsländer sehr attraktiv, weil er mit einfacher Fermentertechnik billig herzustellen ist. Die Blaualge Azolla beispielsweise wird auf mindestens 2 % der Weltanbaufläche für Reis genutzt, Brasilien hat im Sojaanbau fast vollständig auf Biodünger umgestellt.

Biogas

Auch Faulgas,

1. natürlich auftretendes Gasgemisch, das meist Sumpfgas oder Faulgas genannt wird und v.a. in Zusammenhang mit Faulschlamm in Gewässern auftritt (65 - 80 % Methan).

2. Technisch durch anaerobe Zersetzung von Energiepflanzen (z.B. Mais, Getreide), aber auch von Stallmist und anderen landwirtschaftlichen Abfällen (Erntereste, Stroh) sowie von Abfällen aus der Nahrungsmittelindustrie durch Methanbakterien in einem Gärbehälter (Fermenter) entstehendes Gasgemisch aus

Methan (CH4) Wasserstoff (H2) Kohlendioxid (CO2) Stickstoff (N2)
50 - 70 % 1,0 - 10 % 30 - 45 % 0,5 - 3 %

und sehr geringen Mengen Kohlenmonoxid (CO), Sauerstoff (O2) und Schwefelwasserstoff (H2S). Der Energiegehalt von Biogas beträgt ca. 25.000 kJ/m³.

Um die Bakterienpopulationen möglichst wenig zu stören, darf das Substrat möglichst keine hemmenden oder toxischen Stoffe enthalten wie chlorierte Kohlenwasserstoffe, Bakterizide, Pestizide, Tenside, Schwermetalle oder hohe Salzkonzentrationen.

Biogas ist verwendbar als Heizgas, zum Antrieb von Gasmotoren oder zur Gewinnung elektrischer Energie mittels Brennstoffzellen. Wird Biogas aufbereitet und gereinigt (sog. Biomethan), kann es auch direkt in bestehende Erdgasnetze eingespeist und fossilem Erdgas beigemischt oder in Fahrzeugen mit Gasmotor als Kraftstoff genutzt werden. Das ausgefaulte Substrat ist weitgehend steril und geruchsarm und kann als Dünger weiterverwendet werden.

(s. a. Biomasseenergie, nachwachsende Rohstoffe)

Schema einer landwirtschaftlichen Biogasanlage

Schema einer landwirtschaftlichen Biogasanlage

In landwirtschaftlichen Biogasanlagen werden in der Regel Gülle oder Mist und nachwachsende Rohstoffe, wie z.B. Mais, Gras, Getreide oder Zuckerrüben, vergoren.
Das in Fermenter und Nachgärer produzierte Biogas wird entweder als aufbereitetes Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist oder wie vom Großteil der Anlagen in Deutschland in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt. Der Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist und die anfallende Wärme wird für die Beheizung der Wohn- und Wirtschaftgebäude genutzt oder auch über Wärmenetze an private, kommunale und gewerbliche Nutzer verteilt.
Nach Abschluss des Gärprozesses kann dann der angefallene Gärrest als wertvoller organischer Dünger auf den Feldern der Landwirte genutzt werden. Hiermit wird der Stoffkreislauf einer landwirtschaftlichen Biogasanlage geschlossen.

Quelle: FNR

2022 waren in Deutschland 9.600 Biogasanlagen mit einer elektrischen Gesamtleistung von 5.600 Megawatt installiert. Sie liefern ausreichend Strom für mehr als neun Millionen Haushalte und decken rund 5,4 Prozent des deutschen Stromverbrauchs ab. Hinzu kommt die erzeugte Wärme aus Biogasanlagen, die ausreichend für über 2,5 Millionen Haushalte ist und etwa 10 Prozent der produzierten erneuerbaren Wärme ausmacht.

Als klimaverträglicher und regional verfügbarer Energierohstoff ist Biogas, im Vergleich mit anderen Erneuerbaren Energien, speicherfähig und dadurch nach Bedarf verfügbar und vielseitig einsetzbar. Neben dem Klimaschutz kann die energetische Nutzung von Biomasse zur Biogasproduktion einen wesentlichen Beitrag zur Energiesicherung leisten und damit eine nachhaltige Entwicklung insbesondere auch in den ländlichen Räumen fördern.

Rohstoffe

Im Jahr 2021 wurden auf etwa 1,57 Millionen Hektar nachwachsende Rohstoffe für die Biogasproduktion angebaut. Das entspricht etwa neun Prozent der gesamten Landwirtschaftsfläche Deutschlands. Hierbei dominiert nach wie vor Silomais mit rund 56 Prozent, weitere bedeutende Einsatzstoffe sind Ganzpflanzensilagen aus Gras, Getreide oder Leguminosen und Zuckerrüben. Um einer Ausweitung des Maisanbaus zur Biogaserzeugung entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung bereits mit der EEG-Novelle 2012 die Einsatzmöglichkeiten von Mais begrenzt. Zudem wurde der Fokus auf den verstärkten Einsatz von Reststoffen, wie Gülle und Mist sowie von alternativen Energiepflanzen gelegt.

Bei Gülle und Mist gibt es noch erhebliche Potenziale, die zukünftig energetische genutzt werden können. Aktuell wird ca. ein Drittel des vorhandenen Potenzials genutzt und nach Expertenmeinungen ist ein weiteres Drittel mit angemessenem Aufwand für die Biogasnutzung erschließbar. Das BMEL möchte mit der „Richtlinie zur Förderung von Investitionen in emissionsmindernde Maßnahmen bei der Vergärung von Wirtschaftsdüngern“ die Stärkung der Güllevergärung als wichtigen Ansatzpunkt zur Reduktion der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft vorantreiben.

Zu den alternativen Energiepflanzen zählen die Durchwachsene Silphie, Blühmischungen und Wildpflanzen. Neben der Biomasseproduktion für die Biogaserzeugung bringen diese Pflanzen eine Reihe ökologischer Vorteile mit sich. Zu nennen sind hier insbesondere ein vielfältiges Blüten- und damit Nahrungsangebot für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten, ein attraktiver Lebensraum für Wildtiere und Vögel, eine ganzjährige Bodenbedeckung als Voraussetzung für eine Reduzierung der Bodenerosion und nicht zuletzt eine Bereicherung des Landschaftsbildes.

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biogene Brennstoffe

Regenerative Brennstoffe aus Biomasse und damit aus Sonnenenergie in chemisch gebundener Form. Biogene Brennstoffe liefern eine bedarfsgerecht nutzbare Energie im Gegensatz zu anderen regenerativen Quellen wie der Windkraft und der Photovoltaik mit nicht nur beschränkt kalkulierbarer Verfügbarkeit.

Systematik biogener Brennstoffe
1. Feste Brennstoffe
  a) sogenannte Energiepflanzen in Form von
 
  • einjährigen Kulturen, z.B. Weizen, Roggen, Gerste, Triticale etc.
  • mehrjährigen Kulturen, z.B. Schilfgräser wie Miscanthus oder schnellwachsende Gehölze wie Weiden oder Pappeln
  b) Reststoffe in Form von
 
  • Koppelprodukten wie Stroh und Rinde
  • Schwachholz (Durchforstungsholz) und Resthölzer aus der forstwirtschaftlichen Nutzung
  • Resthölzer aus der industriellen und gewerblichen Be- und Verarbeitung von Holz
  c) Landschaftspflegematerial in Form von
 
  • Baum- und Strauchschnitt
  • Grünschnitt
2. Flüssige Brennstoffe
  Alkohole und Pflanzenöle
3. Gasförmige Brennstoffe
 
  • Biogas
  • Pyrolyse- oder Schwachgas

Biogene Brennstoffe haben bislang einen äußerst unterschiedlichen Grad an Marktreife erlangt. Der mengenmäßige Schwerpunkt bei ihrem Einsatz liegt derzeit eindeutig bei den Festbrennstoffen mit Holz in einer dominierenden Rolle.

Energiegewinnung aus biogenen Rohstoffen
Energiegewinnung aus biogenen Rohstoffen

Quelle: Benz und Ortmaier 1997

biogene Rohstoffe

Biogene Rohstoffe oder Ressourcen umfassen jede Art von Biomasse, also sowohl eigens angebaute nachwachsende Rohstoffe (also land- und forstwirtschaftliche Rohstoffe pflanzlichen Ursprungs) als auch jede andere Art von Biomasse, einschließlich biotischer Rest- und Abfallstoffe.

Demnach zählen zu den biogenen Rohstoffen auch Rohstoffe tierischen Ursprungs, die außerhalb des Ernährungsbereiches (Nahrungs- und Futtermittel) stofflich oder energetisch genutzt werden können. Biogene Rohstoffe tragen auf vielfältige Weise zu einer nachhaltigen Energie- und Rohstoffbereitstellung bei. Umweltprobleme wie steigende Abfallmengen sowie die Übernutzung fossiler Ressourcen, die schlussendlich zum Klimawandel führt sind entscheidende Argumente für die verstärkte Nutzung biogener Rohstoffe.

Nicht nur in der Bereitstellung von Energie, sondern auch in der Bereitstellung von Grundstoffen kommt biogenen Rohstoffen eine Schlüsselrolle zu. Das Ideal der Bioökonomie setzt Kreislaufwirtschaft voraus, die in vielen Zweigen der Materialwirtschaft (Chemie, Papier, Holz und weitere Baustoffe, Textilien, Rohstoffe für die verarbeitende Industrie usw.) alternativlos auf biogenen Rohstoffen aufbauen.

Zahlreiche innovative Entwicklungen in der Naturstoffchemie und im chemisch-technischen Bereich lassen erkennen, dass Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen bald zum Alltag gehören können. Dazu zählen sowohl primäre Rohstoffe wie Holz als auch Produkte der ersten und zweiten Verarbeitungsstufe wie Cellulose, Stärke, monomere Kohlenhydrate, Chitin, Fette und Öle (auch tierischer Herkunft) sowie - bisher nur in geringem Maße - Proteine.

Der Hauptvorteil von biogenen Rohstoffen ist ihre Neutralität hinsichtlich der globalen Kohlendioxid-Bilanz, die hohe Funktionalität ("Synthesevorleistung der Natur") und in bestimmten Fällen ein besonders günstiges Ökoprofil. Besonders häufig werden biogene Rohstoffe dann eingesetzt, wenn ihre natürliche Funktionalität genutzt werden kann, z. B. bei der Herstellung von Tensiden aus Pflanzenölen oder Kohlenhydraten.

Biogene Rohstoffe verfügen über Eigenschaften, die sie besonders wertvoll und vorteilhaft machen. Im Gegensatz zu fossilen Rohstoffen sind sie erneuerbar. Eine Begrenzung ergibt sich jedoch durch die Verfügbarkeit von für die Biomasseproduktion nötigen Flächen. Aufgrund ihrer chemisch-physikalischen Beschaffenheit sind biogene Rohstoffe in besonderer Weise geeignet, um in Kaskaden oder Kreisläufen genutzt zu werden. Das schließt sowohl eine stoffliche Verwendung als auch die Kompostierung ein. Am Ende einer Nutzungskette kann Biomasse auch energetisch verwendet werden. Dabei wird im Prinzip nicht mehr Kohlendioxid freigesetzt als während der Wachstumsphase der Atmosphäre entzogen wurde, auch wenn für eine exakte Bilanz die zusätzliche Konversions- und Transportenergie berücksichtigt werden muss. Biogene Ressourcen und biobasierte Produkte können somit eine klima- und ressourcenschonende Alternative zu fossilen Rohstoffen und Erzeugnissen darstellen. Biogene Materialien, wie beispielsweise Bau- und neue Werkstoffe für langlebige Industriegüter, entziehen und binden zudem für lange Zeiträume CO2 aus der Atmosphäre.

Die Bioökonomie substituiert aber nicht nur fossile durch nachwachsende Rohstoffe. Sie ermöglicht auch die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren in ganz verschiedenen Sektoren. Das volle Potenzial der Bioökonomie zu erschließen bedeutet, traditionelle Wertschöpfungsketten zu öffnen und zu erweitern oder gegebenenfalls zu ersetzen. Dem Leitgedanken der Kaskaden- und Kreislaufnutzung folgend sollen Wertschöpfungsketten zu neuartigen und effizienten Wertschöpfungsnetzen verknüpft werden. Durch Verarbeitungsschritte vor Ort ergeben sich zukunftsweisende Entwicklungsperspektiven, insbesondere für ländliche Räume.

Biokraftstoff

Aus Biomasse gewonnener, flüssiger oder gasförmiger Kraftstoff für den Betrieb von Verbrennungsmotoren (z.B. in Fahrzeugen oder Blockheizkraftwerken) oder Heizungen. Zu den Biokraftstoffen zählt man Biodiesel, Rapsöl, Bioethanol, Methan aus Biogas oder die in der Entwicklung befindlichen Synthese- oder BTL-Kraftstoffe (von engl.: biomass-to-liquid). Sie kommen für den Betrieb von Verbrennungsmotoren in mobilen und stationären Anwendungen zum Einsatz. Ausgangsstoffe der Biokraftstoffe sind nachwachsende Rohstoffe wie Ölpflanzen, Getreide, Zuckerrüben oder -rohr, Wald- und Restholz, Holz aus Schnellwuchsplantagen, spezielle Energiepflanzen und tierische Abfälle. Das Präfix Bio weist hier nicht auf eine Herkunft aus biologischer Landwirtschaft hin, sondern auf den pflanzlichen (biologischen) Ursprung. Die Klimaneutralität und ökologische Vorteilhaftigkeit von Biokraftstoffen ist umstritten.

In Deutschland ist Biodiesel der bedeutendste Biokraftstoff. Daneben spielt Bioethanol als Rohstoff zur Herstellung des Additivs ETBE oder als Hauptkomponente von Ethanol-Kraftstoff (E85) sowie Pflanzenöl eine Rolle. Bei der Berechnung der Biokraftstoffquote werden Beimischungen und rein verwendete Biokraftstoffe berücksichtigt.

Nach der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU muss der Anteil der erneuerbare Energien im Verkehrssektor in jedem Mitgliedstaat auf 10 Prozent energetisch im Jahr 2020 gesteigert werden. Dieses Ziel wird seitens der Mitgliedstaaten aller Voraussicht nach zum Großteil durch Biokraftstoffe erfüllt werden.

Zudem sieht die EU-Kraftstoffqualitätsrichtlinie ein Treibhausgasminderungsziel für Kraftstoffe in Höhe von mindestens 6 Prozent im Jahr 2020 gegenüber 2010 vor. Auch dieses Ziel wird im Wesentlichen durch Biokraftstoffe erfüllt werden.

Biokraftstoffquote

Seit dem Jahr 2007 werden Biokraftstoffe in der Bundesrepublik Deutschland über eine Biokraftstoffquote gefördert. Unternehmen, die Kraftstoffe in Verkehr bringen, sind demnach verpflichtet, einen bestimmten Mindestanteil (Quote) in Form von Biokraftstoffen abzusetzen.

Um die Klimabilanz von Biokraftstoffen zu verbessern, wurde zum 1.1.2015 die Biokraftstoffquote auf eine Treibhausgasquote umgestellt. Die Umstellung hatte der Bundestag bereits im Jahr 2009 beschlossen. Das am 09.10.2014 vom Deutschen Bundestag beschlossene Zwölfte Gesetz zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BGBl. I S. 1740) dient der Umsetzung dieses Zieles.

Um die Umweltverträglichkeit von Biokraftstoffen zu gewährleisten, hat die Bundesregierung eine Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung erlassen. Danach gelten Biokraftstoffe nur dann als nachhaltig hergestellt, wenn sie – unter Einbeziehung der gesamten Herstellungs- und Lieferkette – im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen mindestens 35 Prozent an Treibhausgasen einsparen. Des Weiteren dürfen zum Anbau der Pflanzen für die Biokraftstoffherstellung keine Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt oder mit hoher biologischer Vielfalt genutzt werden. Biokraftstoffe, die diese Nachhaltigkeitsstandards nicht einhalten, können nicht auf die zu erfüllende Biokraftstoffquote angerechnet werden.

Weitere Informationen:

Biokraftstoffquote

Siehe Biokraftstoff

Biokunststoffe

Auch Bioplastik; unscharfer Begriff zur Bezeichnung sowohl von Kunststoffen, die auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen (Stärke, Öle usw.) erzeugt werden, als auch von Kunststoffen, die biologisch abbaubar sind, unabhängig davon, ob sie auf nachwachsenden Rohstoffen oder auf petrochemischen Rohstoffen basieren.

Diese und ähnliche Begriffe – zum Beispiel „biobasiert“ – sind bis heute nicht eindeutig definiert. Die Entwicklung einer Terminologie durch nationale und internationale Normungsgremien wird für diese Werkstoffgruppe noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Nach gegenwärtigem Sprachgebrauch steht die Vorsilbe „bio“ für zwei Eigenschaften: für „biobasiert“ und für „biologisch abbaubar“. Biobasiert nennen sich Erzeugnisse, die teilweise oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen stammen. Diese Erzeugnisse können sowohl biologisch abbaubar als auch nicht abbaubar sein.

Die biologische Abbaubarkeit ist nicht an die Rohstoffbasis gebunden, sondern hängt allein von der chemischen Struktur des Werkstoffs und seinem Vermögen ab, sich durch biologische Aktivität in natürlich vorkommende Stoffwechselendprodukte umzuwandeln.

Der Ausdruck biologisch abbaubar beschreibt einen chemischen Prozess, in dem in der Umwelt vorhandene Mikroorganismen das Material in natürliche Substanzen wie z. B. Wasser, Kohlendioxid und Kompost umwandelt (künstliche Additive werden nicht benötigt). Der Prozess des biologischen Abbaus hängt von den Umweltbedingungen (z. B. Ort oder Temperatur), vom Material und den Anwendungen ab.

Nach dem Einfluss von Mikroorganismen wie Pilze, Bakterien und Enzyme bleibt am Ende nur noch Wasser, Kohlendioxid und Biomasse übrig, die von der Natur weiter verwertet werden.

Auch wenn Biokunststoffe nur thermisch verwertet werden gilt: Aus Pflanzen gewonnene Kunststoffe setzen nach ihrem Gebrauch nur so viel CO2 frei, wie die Pflanzen während ihrer Wachstumsphase aus der Atmosphäre entnommen haben. Biokunststoffe können somit als klimaneutral bezeichnet werden.

Rohstoffe zur Herstellung von Biokunststoffen können sein:
* Stärke, die vorwiegend aus Kartoffeln, Mais oder Getreide gewonnen wird.
* Cellulose, die aus Pflanzenmasse gewonnen wird und
* Zucker, der aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gewonnen wird.

Als Verpackung findet man Biokunststoffe heute in Bioläden oder Bioabteilungen im Supermarkt. Lebensmittel werden in Folien verpackt, die auf Zucker oder Stärke basieren. Weitere Produkte sind z. B. Kaffeekapseln, medizinisches Verbrauchsmaterial oder Mulchfolie in der Landwirtschaft.

Biokunststoffe sind meist keine Bio-Produkte im Sinne biologischer Landwirtschaft. Die Bezeichnung Agro-Kunststoff wäre daher angemessener. Durch den chemischen Prozess des Crackens und erneute Polymerisation ist man heute in der Lage, Molekülketten herzustellen, die vergleichbare Eigenschaften besitzen wie die auf Erdölbasis. Mögliche Ausgangspflanzen sind stärkehaltige Pflanzen wie z.B. Mais oder Zuckerrüben. Der große Vorteil der meisten Biokunststoffe ist, dass sie unter geeigneten, industriellen Bedingungen in einem Zeitraum von ca. 8-12 Wochen weitgehend abgebaut werden. Auf dem heimischen Kompost kann der Abbau bis zu drei Jahre benötigen.

Bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden Kunststoffe fast ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Erst seit Ende des Zweiten Weltkrieges werden als Rohstoffquellen üblicherweise fossile, nicht erneuerbare Ressourcen, wie Erdöl oder Erdgas, genutzt. Seit Mitte der 1990er Jahre sind nun wieder verstärkte Bemühungen zu verzeichnen, Kunststoffe zum Teil oder auch vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen zu erzeugen und am Markt zu etablieren.

Weitere Informationen:

biologisch-dynamischer Landbau

Wirtschaftsweise mit sogenannten biologisch-dynamischen Präparaten (u.a. Hornmist) mit dynamischen Wirkungskräften auf Boden und Pflanzen sowie Verwendung von Naturdünger (kompostierter Stallmist und Pflanzenabfälle). Produkte dieses Landbaus werden mit dem Markenzeichen "Demeter" gehandelt.

(s. a. ökologischer Landbau)

biologische Landwirtschaft

Auch ökologische Landwirtschaft, organische Landwirtschaft, Ökolandbau, alternative Landwirtschaft; landwirtschaftliches System, das die Herstellung von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf der Grundlage bestimmter Ziele und Prinzipien bezeichnet. Diese sollen den menschlichen Einfluss auf die Umwelt minimieren und zu einem möglichst naturnahen landwirtschaftlichen System führen.

Ganzheitlich vernetztes Denken und ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf mit einer vielfältigen Struktur sind Grundlagen und Voraussetzung für eine erfolgreiche biologische Landwirtschaft. Die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser werden dabei geschont und künftigen Generationen weitergegeben.

Elemente des ganzheitlichen Ansatzes:

2015 wurden weltweit 50,9 Millionen Hektar, etwas mehr als ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, ökologisch bewirtschaftet, dies sind 18 % mehr als noch 2013. Flächenbezogen ist der Anteil der ökologischen Landwirtschaft in Österreich (19,5 %) und Liechtenstein (31 %) am höchsten.

Die Biolandwirtschaft ist auch Teil einer größeren Warenkette, welche die Lebensmittelverarbeitung, den Lebensmittelgroßhandel, den Einzelhandelssektor und letzten Endes auch den Konsumenten umfasst.

Verarbeiter und im weiteren Sinne Vermarkter und Lieferanten von biologischen Lebensmitteln haben die gleichen Ziele wie Biobauern - die Bereitstellung frischer und authentischer Lebensmittel, welche die Natur und ihre Systeme respektieren.

Obwohl der Biolandbau versucht, die traditionellen Wurzeln der Landwirtschaft zu bewahren, reflektiert die biologische Verarbeitung die vielfältigen Geschmäcker und kulinarischen Vorlieben der modernen Konsumenten.

Der Vertrieb von Bioprodukten ist vielfältig. Zu den typischen Vertriebswegen zählen:

EU-Verordnungen legen für die die gesamte Erzeugung von Bio-Produkten (Produktion, Kontrolle, Importe) in der EU die Regeln fest.

(s. a. ökologischer Landbau)

Weitere Informationen:

biologische Schädlingsbekämpfung

Biologische Schädlingsbekämpfung ist eine Form der Bekämpfung unerwünschter Organismen unter Ausnutzung biologisch-populationsökologischer Prinzipien.

Formen der Bekämpfung:

Die biologische Schädlingsbekämpfung wirkt im Idealfall artspezifisch. Sie führt gewöhnlich nicht zur völligen Ausmerzung der unerwünschten Art. Bei einer Kombination mit chemischer Schädlingsbekämpfung spricht man von integrierter Schädlingsbekämpfung.

(s. a. integrierter Pflanzenschutz)

Weitere Informationen:

biologische Vielfalt

Siehe Biodiversität

biologischer Pflanzenschutz

Bislang uneinheitlich definierter Begriff; häufig versteht man darunter den nicht chemischen Pflanzenschutz von Kulturpflanzen vor Schadorganismen und anderen destruktiven Einflüssen. Dabei gilt es, die Bedürfnisse von Pflanzen, Tieren, Boden, Klima und Luft (biotische und abiotische Ökofaktoren) und deren Wechselwirkungen untereinander zu berücksichtigen und ein stabiles Gleichgewicht anzustreben. In diesem Sinne orientiert man sich an natürlichen, stabilen Ökosystemen und Eingriffe sollen im biologischen Pflanzenschutz Ökosysteme möglichst nicht stören und ohne Gift erfolgen. Der Schutz ist vorrangig präventiv und auf die Stärkung der Pflanzen und der Nutzorganismen ausgerichtet, erst sekundär sind direkte Maßnahmen gegen Schaderreger vorzunehmen.

Der biologische Pflanzenschutz hat großes Gewicht im integrierten Pflanzenschutz, wo biologische, chemische und physikalische Maßnahmen kombiniert werden, und auch im ökologischen Landbau, wo chemische Maßnahmen nicht erlaubt sind.

Biologischer Pflanzenschutz inklusive biologischer Schädlingsbekämpfung gewinnen als Alternative für Pestizide wieder an Bedeutung. Letztere hinterlassen aufgrund ihrer Persistenz Rückstände in der Natur und führen zu Akkumulation schädlicher Substanzen, die sich negativ auf die menschliche und ökologische Gesundheit auswirken. Außerdem können Schädlinge resistent gegenüber Giften werden. Nach der Behandlung von Lebensmitteln mit Pestiziden muss zudem eine Karenzzeit eingehalten werden, damit sich die Konzentrationen der schädlichen Stoffe abbauen können. Werden unspezifisch wirkende Pestizide angewandt, kann das außerdem zur Folge haben, dass gemäß der dritten Volterra-Regel die Population von Schädlingen schneller wächst als die ihrer Fressfeinde, was das Gleichgewicht ungünstig verschieben kann. Vielen Nützlingen kommt außer der Schädlingsbekämpfung noch die Aufgabe der Bestäubung oder der Bodenverbesserung zu. Darüber hinaus sind Ökosysteme umso stabiler, je mehr verschiedene Organismen und Arten auf diese einwirken. Infolgedessen leisten auch Schädlinge ihren Beitrag zum Gleichgewicht, da sie nicht zuletzt die Nützlinge ernähren. Der Einsatz von Nützlingen wirkt im Gegensatz zu Gift gezielter, ist aber auch aufwendiger als das Sprühen mit Gift.

(s. a. integrierter Pflanzenschutz)

Weitere Informationen:

Biom

Begriff der Landschaftsökologie und der Bioökologie. Es handelt sich in der Regel um großflächige, als Ökosysteme funktionieren Lebensräume mit den potentiell darin vorkommenden Pflanzen und Tieren sowie allen unbelebten Faktoren, die durch gleiche Großklimate geprägt sind.

Nach H. Walter werden global neun ökologisch wirksame Klimazonen ausgeschieden, die als Zonobiome bezeichnet werden:

Weitgehend entsprechen diesen Zonobiomen zonale Boden- und Vegetationstypen (Vegetationszonen). Die Gebirge heben sich aber klimatisch aus den Klimazonen heraus und werden deshalb gesondert von den Zonobiomen behandelt und als Orobiome bezeichnet. Auch Flächen mit extremen Böden können von ihrem zugehörigen Zonobiom stark abweichen. Die Lebensräume sind in diesem Fall an die Verbreitung bestimmter Böden gebunden und werden als Pedobiome bezeichnet.

Innerhalb der neun Zonobiome unterscheidet man unter anderem folgende (Sub-)Biome:

Der Biom-Begriff wurde für festländische (terrestrische) Biozönosen entwickelt und wird bis heute hauptsächlich für solche Bereiche der Erdoberfläche verwendet. Erst in jüngerer Zeit wurden auch aquatische Biome ausgewiesen.
Ursprünglich geht der Biom-Begriff auf Forschungsansätze der Biowissenschaften zurück. Der mehr geowissenschaftlich geprägte Begriff „Ökoregion“ weist eine sehr große inhaltliche Ähnlichkeit zu Biom auf und wird daher heute oftmals synonym verwendet. Das Gleiche gilt für die geozonalen Ableitungen „Zonobiom“ und „Ökozone.

Biomagnifikation

Anreicherung von Stoffen im Organismus und deren Weitergabe auf dem Wege über die Nahrungskette. Da Organismen häufig nicht zwischen lebensnotwendigen Aufbaustoffen und Schadstoffen unterscheiden können, kann die Biomagnifikation, insbesondere in höheren Trophiestufen, zu lebensbedrohenden Schadstoffkonzentrationen in Organismen führen.

Biomass-to-Liquid (BtL)

Zu dt. Biomasseverflüssigung; unter BtL-Kraftstoffen sind somit synthetische Kraftstoffe aus Biomasse zu verstehen. Diese Kraftstoffe sind heute noch nicht am Markt verfügbar, so dass die Herausforderung darin besteht, die Kraftstoffherstellung, die aus Kohle und Erdgas bereits bekannt ist, auf den Rohstoff Biomasse anzupassen.

Es können verschiedene Biomassen als Rohstoff dienen. Die Palette erstreckt sich von ohnehin anfallenden Reststoffen wie Stroh und Restholz bis hin zu Energiepflanzen. Bei z.B. eigens zur Kraftstoffherstellung angebauten Pflanzen wird eine Ausbeute von etwa 4.000 l pro Hektar erwartet. Schätzungen gehen davon aus, dass sie das Potential besitzen 20-25 % des deutschen Kraftstoffbedarfs zu ersetzen, europaweit sogar noch wesentlich mehr. Mit diesem Leistungsvermögen können BtL-Kraftstoffe erheblich zur Substitution der endlichen fossilen Kraftstoffe beitragen.

Als Syntheseprodukt (daher mitunter auch Synfuel genannt) haben BtL-Kraftstoffe den großen Vorteil, dass ihre Eigenschaften bei der Herstellung präzise eingestellt und an moderne Motorenkonzepte optimal angepasst werden können. Damit können eine vollständige Verbrennung und somit entsprechend geringere Abgasemissionen erreicht werden. Entsprechend der heute gültigen Kraftstoffnormen DIN EN 228 bzw. DIN EN 590 können Ottokraftstoffe und Dieselkraftstoff BtL-Kraftstoffe enthalten.

Biomasse

1. Im Verständnis der Ökologie die Gesamtmasse einzelner Organismen, Organismengruppen oder der zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandenen Lebewesen je Flächen- oder Volumeneinheit eines Lebensraums in Gramm Frisch- oder Trockengewicht. Etwa 99 % der gesamten in der Biosphäre vorhandenen Biomasse entfallen auf die Phytomasse der autotrophen Pflanzen. Den heterotrophen Pflanzen werden weitere 0,9 % zugeordnet, der Zoomasse nur 0,1 %.
Ökologische Biomasse-Begriffe sind uneinheitlich und vielfältig. Ein Grund ist, dass Biomasse sich verändert, während Lebewesen untereinander und mit ihrer unbelebten Umwelt wechselwirken.

2. Energietechnische Biomasse-Begriffe umfassen ausschließlich solche biotischen Stoffe, die als Energiequellen genutzt werden können. Die diversen energietechnischen Biomasse-Begriffe unterscheiden sich voneinander lediglich in Nuancen.

Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union enthält folgende Definition::

"Biomasse ist der biologisch abbaubare Teil von Erzeugnissen, Abfällen und Reststoffen der Landwirtschaft mit biologischem Ursprung (einschließlich tierischer und pflanzlicher Stoffe), der Forstwirtschaft und damit verbundener Wirtschaftszweige einschließlich der Fischerei und der Aquakultur. Auch der biologisch abbaubare Teil von Abfällen aus Industrie und Haushalten zählt nach dieser Definition zur Biomasse.

Biomasse ist damit also u. a.:

Nicht als Biomasse gelten biogene fossile Brennstoffe wie Erdöl, Kohle, Erdgas und Torf, da diese sich nicht in überschaubaren Zeiträumen regenerieren und damit nicht die Kriterien der Erneuerbarkeit erfüllen." (FNR)

Eine weitere Definition von Biomasse enthält die am 28.6.2001 in Kraft getretene Biomasseverordnung. Sie klärt für den Anwendungsbereich der Vergütungsregeln des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) die Frage, welche Stoffe als Biomasse gelten, welche technischen Verfahren zur Anwendung kommen und welche Umweltanforderungen bei der Stromerzeugung aus Biomasse einzuhalten sind.

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Biomasse-Nachhaltigkeitsverordnungen

Um die nachhaltige Gewinnung und Nutzung von Biomasse zu gewährleisten, gibt es seit 2009 die Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung (BioSt-NachV) und die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung (Biokraft-NachV). Sie legen fest, wie flüssige Biomasse, insbesondere Pflanzenöl wie Palm-, Soja- und Rapsöl, hergestellt und verwendet werden muss. Im Interesse des Umwelt-, Klima- und Naturschutzes darf der Anbau der Pflanzen keine naturschutzfachlich besonders schützenswerten Flächen (z.B. Regenwälder) oder Flächen mit hohem Kohlenstoffbestand (z.B. Feuchtgebiete, Torfmoore) zerstören, und ihr Einsatz zur Energieversorgung muss zu einer Treibhausgasminderung um mindestens 35 Prozent führen im Vergleich zu fossilen Energieträgern. Auch die sozialen Bedingungen beim Anbau werden berücksichtigt.

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Biomasse-Reststoffe

Biogene Reststoffe werden im Gegensatz zu Energiepflanzen nicht eigens für die energetische Nutzung angebaut, sondern fallen bei anderen wirtschaftlichen Aktivitäten an. Ein typisches Beispiel sind Sägespäne aus Sägewerken. Was auf den ersten Blick als überflüssiger Abfall erscheint, ist ein wertvoller Reststoff, der energetisch genutzt werden kann. Für die Energiegewinnung aus Biomasse werden zum großen Teil biogene Reststoffe wie Erntereste, Biomüll, Stroh sowie tierische Exkremente (z.B. Gülle, Mist) genutzt.

Biomasseenergie

Aus Biomasse gewonnene Energie zur Wärme- und Stromgewinnung. Zu den wichtigsten, energetisch nutzbaren organischen Rest- und Abfallstoffen und Energiepflanzen gehören

  1. die gasförmigen Biobrennstoffe (z.B. Biogas aus Gülle-, Klärschlamm- und Bioabfallvergärungsanlagen),
  2. die flüssigen Biobrennstoffe (z.B. Rapsöl oder Ethanol),
  3. das bei der Be- und Verarbeitung von Holz anfallende Industrierestholz,
  4. die land- und forstwirtschaftlichen Reststoffe (z.B. Stroh und Waldrestholz),
  5. die Rückstände aus der Landschaftspflege (z.B. Pflegeheu) und
  6. die gezielt angebauten Festbrennstoff-Pflanzen (z.B. Miscanthus und schnellwachsende Baumarten).

Der Anteil der Biomasseenergie in Deutschland liegt gegenwärtig unter 1 %, bezogen auf den Primärenergiebedarf. Eine Ausdehnung der Erzeugung von Energiepflanzen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, die nicht zur Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln benötigt werden, könnte langfristig (2030) zu einem Biomasseenergieanteil von rd. 6 % bis 13 % am Primärenergieverbrauch führen. Eine verstärkte Nutzung von Biomasseenergie könnte einen nennenswerten Beitrag zur Verringerung der anthropogen freigesetzten CO2-Emissionen leisten.

Kraftwerk Land- und Forstwirtschaft

Quelle: DBV Situationsbericht 2022

(s. a. nachwachsende Rohstoffe)

Biomassepotenzial

Das Biomassepotenzial gibt an, welche Anbauflächen oder Rohstoffmengen in einer Region zur Nutzung als nachwachsende Rohstoffe zur Verfügung stehen. Der Begriff dient als Zielgröße, um mögliche Beiträge der Biomasse am Energie- oder Rohstoffmarkt abzuschätzen.

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Biomethan

Methan ist der Hauptbestandteil von Biogas, das aus der Vergärung biogener Stoffe gewonnen wird. Nach der Aufbereitung, bei der die anderen Biogasbestandteile abgeschieden werden, kann es ins Erdgasnetz eingespeist werden.

Bei der Biogasaufbereitung werden hauptsächlich das Begleitgas Kohlendioxid und weitere Bestandteile mittels verschiedener technischer Verfahren aus dem Rohbiogas abgetrennt. Das so produzierte Biomethan ist chemisch gleichzusetzen mit Erdgas, kann somit ins Erdgasnetz eingespeist und nachfolgend auch wie Erdgas genutzt werden. Während Erdgas jedoch zu den fossilen Quellen zählt und seine Verbrennung zur Klimaerwärmung beiträgt, gehört Biomethan aus Biogas zu den erneuerbaren Energieträgern.

Biomethan ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Es kann problemlos überall dort genutzt werden, wo auch Erdgas zum Einsatz kommt. Dazu gehören die gekoppelte Strom- und Wärmeproduktion, die direkte Wärmeerzeugung, der Einsatz als Kraftstoff und auch die Nutzung in der chemischen Industrie. Zudem kann Biomethan als Systemdienstleister für die bedarfsgerechte Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden und so zur Stabilisierung des zukünftigen Energiesystems beitragen. Biomethan wird größtenteils in das umfangreiche deutsche Erdgasnetz eingespeist und kann so unabhängig von Produktionsort und –zeit an jedem beliebigen Ort mit Gasnetzanschluss genutzt werden, u.a. an Gastankstellen.

Bioökonomie

Auch biobasierte Wirtschaft; die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung nachwachsender Ressourcen, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen. Das Konzept der Bioökonomie umfasst danach alle Wirtschaftssektoren und ihre zugehörigen Dienstleistungsbereiche, die nachwachsende Rohstoffe – wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen und deren Produkte – erzeugen, be- und verarbeiten, nutzen oder damit handeln. Die Bioökonomie birgt das Potenzial für nachhaltige Lösungen, die Ressourcen schonen und gleichzeitig Wohlstand schaffen.

Somit berührt die Bioökonomie folgende Branchen: Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Fischerei und Aquakulturen, Pflanzenzüchtung, Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie die Holz-, Papier-, Leder-, Textil-, Chemie- und Pharmaindustrie und neue bio-basierte Industriesektoren wie Bio-Energie, Bio-Materialien und Umwelttechnologie. 

Die deutsche Bundesregierung unterstützt mit der Politikstrategie Bioökonomie den Wandel zu einer auf erneuerbaren Ressourcen beruhenden rohstoffeffizienten Wirtschaft, die weniger auf fossilen Rohstoffen basiert.

Die Bioökonomiestrategie der Bundesregierung adressiert ein breites Spektrum an Zielen auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen und in allen wirtschaftlichen Sektoren, die sich in sechs gemeinsamen strategischen Zielen zusammenfassen lassen:

  1. Bioökonomische Lösungen für die Nachhaltigkeitsagenda entwickeln
  2. Potenziale der Bioökonomie innerhalb ökologischer Grenzen erkennen und erschließen
  3. Biologisches Wissen erweitern und anwenden
  4. Ressourcenbasis der Wirtschaft nachhaltig ausrichten
  5. Deutschland zum führenden Innovationsstandort der Bioökonomie ausbauen
  6. Gesellschaft einbinden, nationale und internationale Kooperationen intensivieren

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Biopatente

Bezeichnung für Patente auf biologische Materialien, z. B. auf pflanzliche, tierische oder menschliche DNA-Sequenzen. Der Begriff bezieht sich aber auch auf Impfstoffe oder Diagnostika.

Zuständig für die Erteilung von Patenten - einschließlich Biopatenten - sind je nach gewünschtem Geltungsbereich das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) oder das Europäische Patentamt (EPA). Diese Behörden vergeben im Bereich lebender Materie Patente auf

Grundsätzlich sind Erfindungen, die sich auf biologisches Material beziehen, patentierbar. Biologisches Material ist jedes Material, das genetische Informationen enthält und sich entweder selbst reproduzieren oder in einem biologischen System reproduziert werden kann (§ 2a Abs. 3 Nr. 1 PatG). Patentrechtlich zulässig ist auch die Patentierung von Pflanzen oder Tieren mit Eigenschaften, die durch Gentechnik oder sonstige technische Verfahren verändert wurden. Auch die Früchte der Pflanzen und die Folgegenerationen von Tieren können von dem Patentschutz erfasst werden (§ 9a PatG) und entsprechend Lizenzzahlungsverpflichtungen auslösen.

Ausgenommen von der Patentierung sind unter anderem Pflanzensorten und Tierrassen sowie "im Wesentlichen biologische Verfahren" zur Züchtung von Pflanzen und Tieren. In Deutschland ist zudem explizit gesetzlich geregelt, dass Pflanzen und Tiere, die ausschließlich durch solche Verfahren gewonnenen wurden (§ 2a Abs. 1 Nr. 1 PatG, "Patentierungsverbote") nicht patentiert werden dürfen. Hintergrund für diese Patentierungsverbote ist die Erkenntnis, dass die stete Weiterzüchtung von Sorten und Rassen wesensnotwendige Grundlage der Landwirtschaft ist. Die Ernährungssicherung ist auf steten Zugang zu einem breiten Genpool angewiesen, der auch durch Patente möglichst wenig eingeschränkt werden soll. Patentrechtlich werden Besonderheiten im Bereich der Pflanzenzüchtung durch § 11 Nr. 2a PatG berücksichtigt. Diese Vorschrift erlaubt die Nutzung biologischen Materials zu Züchtungszwecken trotz eventuell bestehender Patente. Lediglich bei der Verwertung der Erzeugnisse der Weiterzüchtung muss das Patentrecht des Erstzüchters berücksichtigt werden.

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Biopestizide

Viren und Mikroorganismen oder deren Produkte, die zur Kontrolle von Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall eingesetzt werden. 90 % des gesamten Biopestizidmarktes werden durch den Bacillus thuringiensis - einem Bakterium, das v.a. gegen Schmetterlingsraupen wirksam ist - abgedeckt. Der US-amerikanische Markt für Biopestizide beläuft sich auf ca. 3 % des gesamten Pestizidumsatzes. Die Kosten sind bislang höher als für konventionelle Pestizide. Jedoch können durch einen gezielteren Einsatz der Biopestizide sowie aufgrund der Möglichkeit ihrer Herstellung durch die Landwirte selbst Kosten gespart werden. Die Übertragung des Bacillus-thuringiensis-Toxins in Nutzpflanzen (gewissermaßen als "eingebautes Pestizid") ist eine der fortgeschrittensten Gentechnikanwendungen in der Landwirtschaft, die bei Mais von CIBA und Sandoz bis zur Sortenreife geführt wurde. Daneben weisen auch Entwicklungsländer erfolgreiche Entwicklungen auf, z.B. Peru mit Viren gegen Kartoffelkäfer, Kamerun mit Bakterien gegen Mücken oder Brasilien mit Viren gegen den Cassava-Hornwurm. Humantoxische Eigenschaften der verwendeten Biopestizide wurden bislang nicht gefunden. Aus ökowissenschaftlicher Sicht wird die Effizienz einiger Biopestizide skeptisch betrachtet. Eingekreuzte Resistenzen können - erregerspezifisch unterschiedlich - verhältnismäßig schnell durch die Anpassung des Schädlings durchbrochen werden.

(s. a. Biozide, Pestizide)

Biopharming

Die Erzeugung von für die Humanmedizin wichtigen Pharmazeutika und von transplantationsgeeigneten Organen mit Hilfe von transgenen Tieren. Insbesondere ist geplant, menschliche Proteine aus der Milch von Schafen, Ziegen oder Kühen zu gewinnen. Bei Schweinen wird angestrebt, Eigenschaften so zu verändern, daß man deren Organe für Transplantationen (Xenotransplantation) beim Menschen verwenden kann, ohne hyperakute Abstoßungsreaktionen des menschlichen Immun- und Abwehrsystems befürchten zu müssen. (s. a. Gentechnologie)

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Biopiraterie

Nutzung und Aneignung (durch Patente) von genetischen und biologischen Ressourcen und von traditionellem Wissen lokaler Gemeinschaften und indigener Völker ohne deren Zustimmung (free prior informed consent) und ohne Beteiligung an den erwirtschafteten Gewinnen (benefit sharing).

Forscher, die bisher unbekannte Organismen in fremden Ländern oder den Siedlungsgebieten fremder Völker ohne deren Einwilligung entwenden, werden durch diesen Mechanismus zu einer Art Dieben. Die moralische Beurteilung allein der Suche nach nutzbaren biotischen Ressourcen (Bioprospektion) ohne Vorabeinverständnis ist umstritten.

Teile der Globalisierungskritiker sehen Biopiraterie als vom Profitinteresse angetriebenen, bewussten Diebstahl durch multinationale Konzerne. Vor allem Gentechnik-, Agrar- und Saatgutkonzerne wie etwa Monsanto, Dow AgroSciences, Pioneer Hi-Bred (Corteva), Cargill oder Bayer CropScience seien in dieser Hinsicht verdächtig. Durch Monopolisierung z. B. der Saatgutmärkte mit genveränderten Sorten gelinge es diesen Konzernen, die traditionellen Anbaumethoden und Sorten zu verdrängen oder Bauern sogar zu kriminalisieren, wenn deren traditionelles Pflanzgut patentierte Genverbindungen enthielte. Die Folgen seien eine Abhängigkeit der Anbauer von den Patentinhabern und die Reduzierung der Vielfalt der Pflanzen für den Anbau und die Nutzung. Aufgrund der komplexen Rechtslage und der hohen Kosten sei es für Vertreter indigener Völker, die häufig selbst in ihren armen Heimatländern zu den Ärmsten zählen, beinahe unmöglich, selbst offensichtlich berechtigte Ansprüche zu Abwehr unberechtigter Patente auch durchzusetzen.

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Biopolymere

In der Natur vorkommende Makromoleküle (Polymere). Biopolymere sind die Grundbausteine lebender Organismen. Beispiele für Biopolymere sind (Proteine), die sich aus (Aminosäuren) zusammensetzen, die Nukleinsäuren DNS und RNS, deren Bausteine Nukleotide sind, oder auch Mehrfachzucker (Polysaccharide) wie Stärke oder Cellulose. Aus Biopolymeren können Biokunststoffe erzeugt werden, die meist unter Anwendung technischer Verfahren chemisch verändert werden. Ausgangsstoffe für Biokunststoffe sind zuzeit vor allem Stärke und Cellulose. Pflanzen wie etwa Mais oder Kartoffeln sollen zunehmend als nachwachsende Rohstoffe solche Grundstoffe zu liefern.

Bioraffinerie

Bezeichnung für ein explizit integratives, multifunktionelles Gesamtkonzept, das Biomasse als vielfältige Rohstoffquelle für die nachhaltige Erzeugung eines Spektrums unterschiedlicher Zwischenprodukte und Produkte (Grund- und Feinchemikalien, Biowerkstoffe, Bioenergie inkl. Biokraftstoffe) unter möglichst vollständiger Verwendung aller Rohstoffkomponenten nutzt. Darüber hinaus kann Energie in Form von Strom oder Wärme gewonnen werden. Als Koppelprodukte können ggf. zusätzlich auch Nahrungs- und/oder Futtermittel anfallen. Hierfür erfolgt die Integration unterschiedlicher Verfahren und Technologien.

Als Biomasse können Fette, Öle, Stärke, Zucker, Cellulose, Gras, Stroh, Holz oder andere agrarische Reststoffe eingesetzt werden, die meist mithilfe gentechnisch veränderter Enzyme oder Bakterien in die verschiedenen Komponenten zerlegt und aufgearbeitet werden.

Bioraffinerien sollen unter anderem Erdöl als wichtigen Rohstoff der chemischen Industrie ergänzen und ersetzen. Daneben könnten durch die Vielzahl der verschiedenen chemischen Verbindungen in Biomasse auch neue Anwendungsmöglichkeiten entstehen. Weitere wichtige Faktoren sind Bemühungen zum Klima- und Umweltschutz.

Das Konzept der Bioraffinerie mit einer ganzheitlichen und hochwertigen Nutzung der Biomasse befindet sich derzeit noch in der Entwicklung. In Ansätzen ist dieses Konzept aber bereits umgesetzt, z. B. bei der Herstellung von Zucker, Bioethanol und Biodiesel, wo versucht wird, auch die Neben- bzw. Koppelprodukte hochwertig zu nutzen. Auch Biogasanlagen werden gelegentlich als Bioraffinerie bezeichnet.

Biosicherheit

Mit Biosicherheit sind die Maßnahmen gemeint, die getroffen werden, um Krankheiten von Tierpopulationen, Beständen oder Gruppen fern zu halten, in denen sie bislang nicht auftreten, oder um die Ausbreitung der Krankheit innerhalb des Bestandes zu beschränken.

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Biosphärenreservat

Großflächiger und in geeigneter Weise geschützter Ausschnitt aus Natur- und Kulturlandschaft, der aufgrund seiner Naturausstattung besondere Bedeutung für die weltweit vergleichende angewandte Ökosystemforschung hat. Solche Schutzgebiete werden von der UNESCO seit 1976 zu Biosphärenreservaten erklärt und erfüllen damit eine bestimmte Funktion in dem internationalen Beobachtungs- und Forschungsprogramm "Man and Biosphere". In der neuen Fassung des Bundesnaturschutzgesetzes vom 24. April 1998 ist das Biosphärenreservat als neue großflächige Schutzkategorie eingeführt. Damit werden Rechtstraditionen der neuen Bundesländer aufgegriffen, die überwiegend - in Anlehnung an eine entsprechende Regelung im Naturschutzrecht der ehemaligen DDR - eine solche Kategorie in ihre Landesnaturschutzgesetze aufgenommen haben.
Biosphärenreservate gelten als repräsentative Modellandschaften für eine nachhaltige Regionalentwicklung mit dem Ziel, die natürlichen Lebensgrundlagen zum Wohl künftiger Generationen dauerhaft-umweltgerecht zu entwickeln. Die Landnutzung soll sich an den gebietstypischen, traditionellen Formen orientieren. Die Entwicklung einer umwelt- und sozialverträglichen Erholungs- und Gewerbenutzung sowie die Erzeugung, Veredelung und Vermarktung naturfreundlich erzeugter Rohstoffe und Nahrungsmittel werden angestrebt, regionale Wirtschaftskreisläufe sollen wiederbelebt werden. Gemeinsam mit den hier lebenden und wirtschaftenden Menschen sind hierfür beispielhafte Konzepte zu erarbeiten, erproben und umzusetzen.

Im Einzelnen heißt das:

Biosphärenreservate dienen zugleich der Erforschung von Mensch-Umwelt-Beziehungen, der ökologischen Umweltbeobachtung und der Umweltbildung. Biosphärenreservate gliedern sich abgestuft nach dem Einfluss menschlicher Tätigkeit in Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone.

In Biosphärenreservaten werden Lebens- und Wirtschaftsweisen modellhaft erprobt, die einerseits wirtschaftlich tragfähig sind, andererseits aber auch dazu beitragen, die Natur einschließlich der dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Deshalb gilt es, in Biosphärenreservaten die vor Ort lebenden Menschen für Natur und Landschaft zu begeistern und für die Umsetzung einer natur- und umweltverträglichen Entwicklung zu motivieren. Biosphärenreservate sind auch Regionen, in denen die komplexen Mensch-Umwelt-Beziehungen erforscht werden.

Die Gesamtfläche der 18 Biosphärenreservate in Deutschland beträgt 2.028.346 Hektar. Abzüglich der Wasser- und Wattflächen der Nord- und Ostsee entspricht dies rund 3,9 Prozent der deutschen Landesfläche. Das größte Biosphärenreservat ist mit 443.100 Hektar das Biosphärenreservat „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen“.

Von den 18 Biosphärenreservaten sind 16 auch im Rahmen des internationalen Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) als UNESCO-Biosphärenreservate anerkannt. Die Biosphärenreservate "Karstlandschaft Südharz" und "Drömling" streben diese Auszeichnung noch an.

Biosphärenreservate in Deutschland

Biosphärenreservate in Deutschland

Biosphärenreservate sind nach § 25 Bundesnaturschutzgesetz großräumige, charakteristische Natur- und Kulturlandschaften Deutschlands, die vornehmlich der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch traditionelle Nutzung geprägten Landschaft und deren Arten- und Biotopvielfalt dienen. 

Die Gesamtfläche der 18 Biosphärenreservate in Deutschland beträgt 2.028.346 Hektar. Abzüglich der Wasser- und Wattflächen der Nord- und Ostsee entspricht dies rund 3,9 Prozent der deutschen Landesfläche. Das größte Biosphärenreservat ist mit 443.100 Hektar das Biosphärenreservat „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen“.

Biosphärenreservate gliedern sich abgestuft nach dem Einfluss menschlicher Tätigkeit in Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone.

Quelle: BfN

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Biotechnik

Die technische Nutzbarmachung biologischer Vorgänge (z.B. Gärungsvorgänge im Molkereiwesen und Braugewerbe) sowie von Mikroorganismen (z.B. in der Abwasserreinigung). Der Begriff charakterisiert demnach die praktischen Verfahrensweisen im Unterschied zur Biotechnologie, die als Wissenschaft zu verstehen ist.

In jüngster Zeit entwickelte die Biotechnologie eine große Anzahl neuer Methoden. Neben der Verfeinerung der Biotechnik durch den Einsatz z. B. von Mikroorganismen gibt es die neuen Verfahren der Gentechnik. Während die „rote Gentechnik“ im medizinischen Bereich in der Gesellschaft unumstritten ist, stößt die „grüne Gentechnik“ der Land- und Ernährungswirtschaft in der Bevölkerung auf große Skepsis. Während in der Tierproduktion die Gentechnik noch keine große Rolle spielt, wurden 2005 vor allem in anderen Länder Mais, Raps, Soja und Baumwolle in gentechnisch veränderten Sorten angebaut (in den USA Soja und Baumwolle zu etwa 100 %, Mais mit mehr als 50 %). Die meisten Nahrungsmittel enthalten heute schon gentechnisch veränderte Bestandteile wie Enzyme, Hefen, Vitamine, Aromen. 60 bis 70 % aller Lebensmittel in Deutschland kommen irgendwie mit Gentechnik in Berührung. So stammen mehr als 70 % des in der EU als Viehfutter verwendeten Sojas aus gentechnisch veränderten Sojapflanzen. Am 11. September 2003 trat das Cartagena-Protokoll in Kraft. Künftig dürfen Einfuhren von GVO (gentechnisch veränderte Organismen) nur mit Zustimmung des importierenden Landes erfolgen. Seit Mitte 2003 gilt in der EU: Jede direkte Anwendung eines GVO im Verlauf der Herstellung oder Erzeugung von Lebens- oder Futtermitteln ist kennzeichnungspflichtig. Als tolerierbar gilt ein Schwellenwert von 0,9 % GVO – Beimischungen. Ein Bundesgesetz ist (2006) geplant, das das Neben- und Miteinander von Landwirtschaft mit und ohne Gentechnik erleichtern soll. Um einen Verstoß gegen EU-Recht zu vermeiden wird das Gesetz von 2005, das den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen streng reglementiert, in Kraft gesetzt.

Häufig wird der Begriff Biotechnik in dem der Biotechnologie integriert verwendet.

Biotechnologie

Die Lehre und Wissenschaft von den Methoden und den Verfahren, die im Bereich der Biotechnik angewandt werden. Häufig findet keine Differenzierung zwischen den Begriffen Biotechnik und Biotechnologie statt. Keinesfalls ist Biotechnologie gleichzusetzen mit Gentechnik/Gentechnologie, die als Teilgebiete der Biotechnologie gelten.
Gegenstand der Biotechnologie ist somit auch das ganze Spektrum von Techniken und Methoden, die die technische Steuerung und Nutzung biologischer Materialien zur Herstellung von Stoffen und Leistungen zum Ziel haben. Es handelt sich um eine integrierte Anwendung von Biochemie, Molekularbiologie, Mikrobiologie, Züchtung, Chemie, Physik, Informatik und Verfahrenstechnik zur Nutzung des Potentials von Mikroorganismen und Zell- und Gewebekulturen bzw. Teilen von diesen. Anwendung findet die Biotechnologie in Pharmazeutik, Chemie, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Lebensmitteltechnologie, Rohstoffgewinnung, Abwasserreinigung u.w. Die Biotechnologie besitzt eine hohe Innovationsdynamik, die u.a. daraus resultiert, daß sich aus den Ergebnissen der Grundlagenforschung oft unmittelbar die Möglichkeit praktischer Anwendungen ergibt.

Die Berührungspunkte von Biotechnologie und Landwirtschaft haben stark zugenommen, da die Biotechnologie immer mit organischen Substanzen als Roh- und Nährstoffe arbeiten muß, und diese nur aus der Bewirtschaftung natürlicher Ökosysteme stammen können. Damit wird die Land- und auch Forstwirtschaft zu einem Schlüsselsektor für eine breite Anwendung der Biotechnologie.
Die meisten Biotechnologie-gestützten Agrarprodukte werden von großen Konzernen, die im Agrarsektor tätig sind, auf den Markt gebracht (z.B. AgrEvo, Zeneca, BASF, Bayer, Novartis, Monsanto).
In der Vergangenheit fungierte die Biotechnologie hauptsächlich als Abnehmer landwirtschaftlicher Produkte, wobei vor allem Neben- und Abfallprodukte der Agrarproduktion wie Molke oder Melasse, aber auch Primärprodukte wie Gerste oder Weintrauben in Fermentationsprozessen als Rohstoff eingesetzt und zu höherwertigen Nahrungsmitteln veredelt wurden. Zu derartigen biotechnologischen Erzeugnissen gehören u.a. Salami, Schinken, Brot, Brötchen, Käse, Kefir, Joghurt, klarer Fruchtsaft, Bier, Wein, Champagner und Sauerkraut. Neben diesen klassischen Bereichen werden die neuen biotechnischen Methoden verstärkt die Landwirtschaft befruchten.
Kritiker sehen die Landwirtschaft andererseits mit einer künftig eingeschränkten Rolle. Die Landwirtschaft könne auf einen technologischen, arbeitsteiligen und industriellen Prozeß reduziert werden, der primär durch die Bereitstellung von technischen Vorleistungen charakterisiert ist und bei dem die Produktionsfaktoren Boden und natürliche Umwelt durch Produktionsfaktoren wie Nährstofflösungen und klimatisierte Glashäuser als substituierbar betrachtet werden, oder bei dem die Tiere nur kleine individuelle Bioreaktoren sind.

Die Rolle der Biotechnologie in der Landwirtschaft:

Pflanzenproduktion:

- Inokulation (Impfbehandlung) von Pflanzen mit Mikroorganismen (Knöllchenbakterien für die symbiotische Stickstoff-Bindung oder Mykorrhizapilze für die Verbesserung des Phosphataufschlußvermögens durch die Pflanzenwurzeln)
- Herstellung von biologischen Pflanzenschutzmitteln (Biopestizide, z.B. insektizide Bakterien) und biologische Düngemittel (Biofertilizer) durch die Verwendung organischer Ausgangssubstrate unter Nutzung von Mikroorganismen
- Einsatz von Mikroorganismen in Fermentern (Bioreaktoren) für den Aufschluß von organischen Materialien und die Herstellung von z.B. höherwertigen Rohstoffen.

- Zell- und Gewebekulturen als in vitro-Technik (genutzt zur klonalen Vermehrung, zur Produktion von virusfreiem Pflanzmaterial, für die Pflanzenselektion und Züchtungsprogramme)
- Diagnosetechniken als Voraussetzung für die Selektion und Vermehrung von pathogenfreiem Saat- und Pflanzgut
- Gentechnik als kontrollierter Transfer von Genen mit bekannten Eigenschaften mit Hilfe von molekularbiologischen Methoden und unter Ausschaltung der natürlichen Kreuzung.

Viehwirtschaft:

Zur Einschätzung der Auswirkungen der Biotechnologie auf die Herstellung und Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe und der entsprechenden Rahmenbedingungen sind u.a. folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen:

Für den Biotechnologiemarkt wird bis zum Jahr 2002 ein jährliches Wachstum von mehr als 20 % prognostiziert; 2002 soll er in Europa einen Umsatz von 106,5 Mrd. US-Dollar erzielen. Der Agrarsektor wird dabei einen Anteil von 3,9 Mrd. und der der Nahrungsmittelverarbeitung einen Anteil von 18 Mrd. US-Dollar erreichen. Aufgrund der Internationalisierung der Märkte und der Liberalisierung des Agrar- und Lebensmittelhandels wird davon ausgegangen, daß die Biotechnologie große Bedeutung für die zukünftige internationale Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen nationalen Agrar- und Ernährungswirtschaft haben wird.
Das vermutete Veränderungspotential der Biotechnologie für den Weltagrarmarkt stützt sich auf die Annahme, daß mit Hilfe biotechnologischer Entwicklungen bestimmte agrarische Rohstoffe billiger als mit traditionellen Methoden und Pflanzen erzeugt werden könnten. Die Produktion von Stoffen in Fermentern und die biotechnologische Veränderung von Pflanzen ermöglichen eine gewisse Entkoppelung der Produktion bestimmter Stoffe von den sie bisher erzeugenden Pflanzen und Organismen. Besonders deutlich wird dies auf dem Gebiet der Erzeugung von pflanzlichen Fetten und Ölen (z.B. Kakaobutter). Es wird angenommen, daß relativ teure Rohstoffe wie Kakaobutter, Erdnuß- und Kokosöl durch die biotechnologische Umwandlung (Enzymbehandlung) billigerer Fettsäuren aus Raps-, Soja- und Palmöl schon bald ersetzt werden könnten. Gegenwärtig ist aber bei vielen Substituten bzw. Substitutionsverfahren eine Rentabilität noch nicht gegeben.
Die Produktion und der Export bestimmter agrarischer Produkte sind auf dem Weltmarkt stark auf einzelne Länder konzentriert, so daß die Auswirkungen einer Reduktion der (insbesondere durch Industrieländer) nachgefragten Rohstoffmengen durch Substitutionen für einige Länder gravierend, für andere hingegen kaum spürbar wären. Besonders anfällige Länder sind beispielsweise Côte d'Ivoire, Ghana, Kongo, Mauritius, Nigeria, die Dominikanische Republik und Bolivien mit ihrer Spezialisierung auf nahezu nur ein Exportgut, meist Kakao oder Zucker).
Deutliche Auswirkungen - in Form konkreter Einnahmeverluste - haben biotechnologische Verfahren bisher auf einige zuckerexportierende Entwicklungsländer bereits gezeigt, unter ihnen vor allem die philippinische Zuckerinsel Negros. Grund dafür ist v.a. die verminderte Zuckereinfuhr der USA, nachdem dort die enzymatische Verarbeitung von Maisstärke zu Isoglucose einen Teil des zuvor importierten Zuckerbedarfs deckt.
Unter den Gewürzen ist die Substitutionsmöglichkeit von Vanillearoma, bislang ein komplexes und teures Exportgut, am weitesten fortgeschritten. Für Gummi Arabicum, ein Extrakt aus Akazienbäumen, der als Dickungsmittel in der Süßwaren- und Getränkeindustrie eingesetzt wird, ist ein Ersatzstoff entwickelt worden, der als qualitativ hochwertiger gilt als das natürlich produzierte. Senegal, Nigeria und der Sudan sind von der Substitution betroffen.
Hinsichtlich des Naturkautschuks wird an Möglichkeiten zur Biosynthetisierung des natürlichen Stoffes und an der Entwicklung einer natürlichen Kautschuk produzierenden Pflanze für den Anbau in höheren Breiten geforscht.
Unter den Entwicklungsländern werden infrastrukturell gut ausgebaute Länder größere Vorteile durch biotechnologische Methoden und Produkte haben als Länder mit einer schwächeren Infrastruktur, da sie neue Pflanzensorten und biotechnische Methoden schneller entwickeln, anpassen oder etablieren können. Als Beispiel für solche marktwirtschaftlichen Mechanismen gilt die momentane Entwicklung der Kakaoproduktion. Hier sind z.Z. Hochleistungssorten verfügbar, die insbesondere auf den malayischen Plantagen gepflanzt werden und mit 100 - 1500 kg Bohnen/ha einen mehr als doppelt so hohen Ertrag aufweisen, wie die traditionellen Sorten, die v.a. in den westafrikanischen, eher kleinbäuerlichen Produktionssystemen vorherrschen. Bei einer möglichen Anwendung von Gewebekulturen werden Erträge von über 3000 kg für möglich gehalten. Die Entwicklung derartiger Sorten wird nur Staaten mit hoher technologischer Kapazität (einige Länder Asiens) möglich sein, während die weniger entwickelten und armen Länder Afrikas nicht mithalten können.
Wenn verbesserte Erträge bei verschiedenen Agrarprodukten hauptsächlich auf dem Wege kapitalintensiver und arbeitskräftesparender Produktion in Großbetrieben erwirtschaftet werden, kommen diese der Bevölkerung nur bedingt zugute. Sinkenden Preisen für Nahrungsmittel stehen dann Einkommensverluste der Landbevölkerung gegenüber, die in den Ländern der Dritten Welt - anders als während des 19. Jahrhunderts in den westlichen Ländern - keine neuen Einkommensmöglichkeiten in einem wachsenden industriellen Sektor findet.
In Entwicklungsländern muß auch berücksichtigt werden, welche sozialen Folgen die Einführung biotechnologischer Innovationen im familiären und dörflichen Kontext mit sich bringen könnte. Zu denken ist dabei z.B. an die Rolle der Frauen in der Subsistenzwirtschaft und den möglichen Einkommens- und Statusverlust infolge der Umstellung der Produktion auf neue, marktorientierte Sorten.

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biotische Umweltfaktoren

Als biotisch werden in der Ökologie Umweltfaktoren zusammengefasst, an denen Lebewesen erkennbar beteiligt sind. Sie ergeben sich aus den Wechselwirkungen zwischen einzelnen Arten innerhalb eines Ökosystems. Beispiele sind Nahrungspflanzen, Beutetiere, Konkurrenten, Feinde, Artgenossen, Parasiten, Symbionten, Krankheitserreger usw. Weitergehend wird unterschieden zwischen inter- und intraspezifische Faktoren, je nachdem, ob der Einfluss von Individuen der eigenen Art oder einer anderen Art ausgeht.
Im Gegensatz dazu stehen abiotische Faktoren, die unbelebte Interaktionspartner darstellen.

Biotop

Charakteristischer und gegenüber seiner Umgebung abgrenzbarer Lebensraum einer Gemeinschaft von Pflanzen und Tieren (Biozönose), die den standörtlichen Bedingungen gut angepaßt sind (z.B. Feuchtwiese, Trockenhang, Almwiese). In Deutschland werden 750 verschiedene Biotoptypen unterschieden. Natürliche Lebensräume bzw. Lebensgemeinschaften kommen hier nur noch auf relativ kleinen Flächen vor, z.B. manche Quellen, Felsen, Hochmoore, das Wattenmeer, einige Wälder, hochalpine Bereiche, die aber auch durch stoffliche Belastungen beeinträchtigt werden.

Gesetzlich geschützte Biotope

Durch § 30 BNatSchG wird eine Reihe von Biotoptypen pauschal vor erheblichen und nachhaltigen Eingriffen geschützt. Die Qualität des Schutzes soll dabei der von Naturschutzgebieten entsprechen. Gesetzlich geschützt sind die nachfolgenden Biotoptypen:

Ein Teil dieser Biotoptypen wurde erst im Zuge der Novellierung des BNatSchG 2009 bzw. 2022 neu in den Katalog der gesetzlich geschützten Biotope übernommen. Es handelt sich dabei ausnahmslos um gefährdete Biotoptypen.

Biotopverbund

1. Summe der flächenbezogenen Kontakte zwischen Biotopen.

2. Räumliche Verbindung von Biotopen, die den auf diese Lebensräume angewiesenen Lebensgemeinschaften Ausbreitung, bzw. Austausch ermöglicht. Sie ist unmittelbar, wenn eine gemeinsame Grenze bzw. Übergangszone vorliegt, oder mittelbar, wenn lediglich funktionelle Beziehungen bestehen.

Biotopverbundsystem

Räumliche Vernetzung von Biotopen. Im Naturschutz werden Biotop-Verbundsysteme modellhaft eingesetzt, die den Effekten der zunehmenden Flächenreduktion und Verinselung naturnaher Lebensräume (z.B. Abnahme der Artenzahlen, genetische Effekte der Isolation von Populationen) entgegenwirken sollen.

Maßnahmen innerhalb des Biotopverbundsystems sind:

In der praktischen Umsetzung treten allerdings zahlreiche Probleme auf:

Biotopvernetzung

1. Summe der Beziehungen von Organismen innerhalb und zwischen Lebensräumen.

2. Planungsinstrument zur Herstellung von Vernetzungsstrukturen für Lebensräume auf Gemeindeebene, letztlich aber für den gesamten ländlichen Raum.
Ziel der Biotopvernetzung ist die Erhaltung und Entwicklung einer vielfältig strukturierten Kultur- und Erholungslandschaft. Durch die vielfältige Vernetzung und Verknüpfung vorhandener Landschaftselemente schafft sie eine Grundlage für die Bestandssicherung und für die Entwicklung der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Es entsteht ein tragfähiges Netz naturnaher Ausgleichsflächen in enger Verzahnung mit der landwirtschaftlich genutzten Fläche.
Die Konzeption des Maßnahmenkatalogs für die Umsetzung (Freiwilligkeitsbasis) wird in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten, Bürgern, Gemeinden, Verbänden und Behörden erarbeitet und aus den jeweiligen landschaftlichen Gegebenheiten heraus entwickelt.
Besonders Gebiete mit guten ackerbaulichen Voraussetzungen, die in der Vergangenheit vielfach an Strukturvielfalt verloren haben, bedürfen einer Aufwertung im Sinne der Biotopvernetzung. Es werden dabei die Anpflanzungen von Hecken, Feldgehölzen, Streuobst, Umwandlung von Acker- in Grünland, Umbruchverzicht, Anlage von Feuchtgebieten, Acker- und Gewässerrandstreifen sowie die Extensivierung oder der Nutzungsverzicht auf landwirtschaftlichen Flächen und die Aufforstung auf geeigneten Flächen gefördert.
Auf vielen Grenzertragsstandorten, insbesondere in waldreichen Gebieten, wird zunehmend die landwirtschaftliche Nutzung eingestellt. Folglich stehen dort im wesentlichen Bemühungen zur Offenhaltung der Landschaft und zur Erhaltung traditioneller Bewirtschaftungsformen im Vordergrund.

Biotreibstoff

Flüssige oder gasförmige Kraftstoffe auf der Basis von Biomasse, die die fossilen Kraftstoffe Diesel, Benzin und Erdgas je nach Motor teilweise oder ganz substituieren können. Ausgangsstoffe zur Herstellung von Biotreibstoffen sind nachwachsende Rohstoffe. In der europäischen Biokraftstoff-Richtlinie wurde unter anderem eine Beimischungsquote von 10 Prozent zu den fossilen Kraftstoffen bis 2020 festgelegt.

(s. a. Biodiesel, Bioenergie, Bioethanol, Biogas, biogene Brennstoffe, Biokraftstoff)

Bioturbation

Bioturbation (von griech. bios = Leben und lat. turbare = stören) bezeichnet das Durchwühlen und Durchmischen von Bodenmaterial durch Bodenorganismen. Wühlende und grabende Bodentiere wie Mäuse, Maulwürfe, Hamster und Ziesel, aber auch Ameisen, Termiten und Regenwürmer mischen und zerkleinern Bodenteilchen. Generell ist intensive Bioturbation an günstige Luft-, Wasser- und Nährstoffverhältnisse im Boden gebunden.

Teils transportieren Bodenorganismen Material aus dem Unterboden nach oben und wirken der Profildifferenzierung (Bodenprofil) und der Nährstoffverlagerung entgegen. Durch die Verwischung der Grenzen zwischen Humus- und Mineralkörper schaffen die Bodenorganismen gleichzeitig einen humosen A-Horizont. Bisweilen wird dadurch die Morphologie der Bodenoberfläche verändert, z.B. durch Ameisen, deren Tätigkeit eine wesentliche Ursache der Buckelweiden des Schweizer Juras ist. Manche Tiere, zu denen Nager wie Mäuse, Maulwürfe, Hamster und Ziesel ebenso gehören wie Ameisen, Termiten und insbesondere Regenwürmer verfrachten Unterbodenmaterial und legen es auf oder im Oberboden ab. Dadurch gelangen auch zuvor verlagerte Stoffe wieder nach oben, sodass eine intensive Tiertätigkeit wirksam einer Verlagerung von Ton oder Nährstoffen entgegenzuwirken vermag. In semihumiden Klimaten kann auf diese Weise eine Entkalkung verhindert werden.

Gleichzeitig gelangt aber auch etwas Oberbodenmaterial in Tiergängen in tiefere Horizonte, kenntlich an humosen Krotowinen und Wurmröhren. Die Tiefenwirkung hängt stark von den Boden- und Klimaverhältnissen ab und beträgt bei Regenwürmern in kontinentalen Steppengebieten häufig mehrere Meter, weil dort im Sommer wegen Trockenheit und im Winter wegen Kälte tiefere Bereiche aufgesucht werden.

Durch ihre Grabtätigkeit sind Regenwürmer die wichtigste aktiv das Bodengefüge verändernde Tiergruppe im Boden. Sie lockern den Boden und mischen organisches Material (Erntereste, Streu etc.) in den Boden ein, tiefgrabende Arten wie der Tauwurm bis in den Unterboden. Zudem bringen sie in ihrem Darm Tonminerale und Huminstoffe in engen Kontakt und begünstigen die Bildung von Ton-Humus-Komplexen.

Biozid

Biozide sind chemische Bekämpfungsmittel zur Vernichtung von unerwünschten Organismen. Von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig sind derzeit gut 300 Wirkstoffe mit etwa 1500 Formulierungen (Präparaten) zugelassen, darunter 108 Herbizide (Biozide gegen unerwünschten Pflanzenwuchs), 76 Fungizide (Biozide gegen parasitäre Pilze und nicht erwünschte Mikroorganismen), 83 Insektizide, 41 Akarizide (Biozide gegen Milben) und 17 Wachstumsregler. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 28.000 t Biozide ausgebracht, wovon 80 % in Land- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau und 20 % bei der Haushaltshygiene und auf Nichtkulturland eingesetzt werden.

Weitgehend identisch ist der Begriff Pestizid.

Biozönose

Gemeinschaft der in einem Biotop regelmäßig vorkommenden pflanzlichen und tierischen Lebewesen verschiedener Arten, die untereinander und mit ihrer abiotischen Umwelt in Wechselbeziehungen stehen.

Birne

Die Birnen (Pyrus communis), engl. pear, fr. poire, bilden eine Pflanzengattung, die zu den Kernobstgewächsen (Pyrinae) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört. Über die Herkunft der Birne sind sich die Forscher uneins. Es wird angenommen, dass sie aus Asien stammt. In China waren die Kulturformen der Birne schon vor 2000 Jahren bekannt. Sie wurden von dort aus über Persien nach Europa (Griechenland und Rom) gebracht und verbreiteten sich schließlich über alle Kontinente.

Ein Großteil der heute gängigen Sorten wurde im 18. und 19. Jahrhundert in Frankreich und Belgien gezüchtet. Die meisten unserer heutigen etwa 2.500 Sorten gehen auf diesen Zeitraum zurück. Erst in den letzten Jahrzehnten entstanden einige neue Sorten.

Merkmale

Birnen sind meist sommergrüne, selten halbimmergrüne, mittelgroße 15–20 Meter hohe Bäume oder selten auch etwa drei bis fünf Meter hohe Sträucher. Manche Arten bilden Dornen.

Ansprüche

Die Bodenansprüche der Birne ähneln denen des Apfels. Schwere, undurchlässige und kalkreiche Böden eignen sich nicht. Am besten gedeihen Birnen unter Weinbauklimaten. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, haben die Früchte oft wenig Aroma und ihr Fruchtfleisch ist nicht „schmelzend“. Die Spätfrostgefahr ist durch die circa 10 Tage frühere Blüte größer als beim Apfel. Das Holz reagiert auch zum Teil empfindlicher auf Winterfröste als das des Apfels.

Nutzung

Birnbäume werden sowohl zum Obstanbau (Kultur-Birne) als auch zur Zierde (Blüten, Früchte) angepflanzt. Für die europäische Obstproduktion sind Varietäten von Pyrus communis wichtig, in Asien sind es dagegen die Sorten von Pyrus pyrifolia.

Die Früchte der Birnen können sowohl roh als Obst verzehrt, zur Gewinnung von Trockenobst getrocknet, als Zutat beim Kochen verwendet oder entsaftet werden. Ein Teil wird zu Nasskonserven verarbeitet. Verbreitet ist auch die Verwendung der Früchte zur Herstellung von Birnenkraut oder Obstbränden. Kleinfrüchtige Sorten, sog. Mostbirnen, liefern, mit Mostäpfeln vermaischt und vergoren, den z.B. in Baden-Württemberg oder im Thurgau beliebten alkoholhaltigen Most. Getrocknete Birnen (Hutzeln) werden mit Teig zu 'Hutzelbrot' verbacken.

Zur Verlängerung der Lagerdauer werden Birnen, die in den Handel gebracht werden, zumeist gepflückt, bevor sie kurz vor der Vollreife stehen. Sie werden dann bis zum Verkauf kühl gelagert und reifen hierbei nach.

Birnbaumholz ist aufgrund seiner Farbe, Dichte und guten Polierfähigkeit ein gefragtes Holz im Möbelbau. Es ist hart, schwer, zäh und wenig elastisch bei einer mittleren Dichte von 0,74 g/cm³. Birnbaumholz trocknet langsam und ohne große Rissbildung, es ist in trockenem Zustand sehr formstabil. Diese Stabilität hängt mit den sogenannten Steinzellen zusammen, die sowohl die Birne als Frucht wie auch das Holz aufweisen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Jahr 2018 wurden weltweit 23,7 Millionen Tonnen Birnen erzeugt. China allein erntete mehr als zwei Drittel aller Birnen. Europa produzierte im gleichen Zeitraum 3,05 Mio. t. Die größten europäischen Produzenten waren Italien, Belgien und Frankreich.

Einfuhren aus Übersee ermöglichen ein ganzjähriges Angebot auf deutschen Märkten mit einem Angebotshöhepunkt von August bis Oktober für europäische Ware und Februar bis Juli für überseeische Importe. Die meisten Birnen reifen nicht am Baum, sondern müssen in speziellen Lagern nachreifen, um ihre volle Genussreife zu erreichen.

Nach dem Apfel ist die Birne die bedeutendste heimische Kernobstart. Hochstammbirnbäume sind bei uns landschaftsprägend.

 

Blaike

Auch Plaike; eine Erosionsform in stark geneigtem bergigem Gelände mit vegetationslosen oder nur schütter bewachsenen Bodenschäden. Der Begriff beschreibt eine besonders auf Almen häufige Form der Erosion, die sich im Abrutschen großer Wiesenflächen mitsamt dem Wurzelhorizont zeigt, insbesondere nach langen Regenperioden. Doch auch auf anderen alpinen Steilhängen tritt sie bei labilen Untergrundschichten auf. Eine Blaike kann Ausmaße von wenigen Metern bis zu etwa 100 Metern haben. Die abgerutschten Teile stauen sich häufig am unteren Ende und bilden wellige Grasschichten oder eine Art Sackung.

Blaiken entwickeln sich oft als Trittblaiken aus Viehtritten, die den Hang treppenartig überformen. Werden diese Mikroformen bei feuchter Witterung vom Vieh begangen, kommt es nicht selten zu Verletzungen der Bodendecke durch Lostreten einzelner Narbenstücke, die wiederum Ansatzpunkte für Erosion und Schneeschurf bilden.

Nicht nur die Überbestoßung von Weiden, sondern auch die Konzentration weniger unbeaufsichtigter Tiere auf Hangpartien mit bevorzugten Futterpflanzen bei hirtenloser Sömmerung sind als wesentliche Ursache des Massenschurfs und von Trittblaiken zu sehen. Früher trieben die Hirten das Vieh bei einsetzendem Regen von den Steilhängen in flachere Almbereiche.

Vergleichbare Abtragungsflächen als Folge nicht angepasster Beweidung finden sich im Himalaya ebenso wie in den Anden und in anderen Hochgebirgen.

Blattflächenindex (BFI)

Engl. Leaf area index (LAI); Messzahl für die Belaubungsdichte der Pflanzendecke. Der Blattflächenindex gibt an, wie groß die (einseitige) Oberfläche sämtlicher Blätter der Pflanzen über einer bestimmten Bodenfläche ist, was dem Bodenüberdeckungsgrad der Blätter bei horizontaler Ausrichtung entspricht.

Der BFI/LAI gilt in erster Linie als Maß für die Lichabsorption und damit für die Energieeinnahme der Blätter. Er eignet sich aber auch zur Abschätzung von Transpiration und Niederschalgsinterzeption eines Pflanzenbestands. Beide steigen gewöhnlich mit zunehmendem LAI. In der Geomorphologie ist der LAI ein Richtmaß für den Abtragungsschutz, den ein Hang durch seine Vegetationsbedeckung erhält.

Der BFI gilt als Schlüsselgröße bei der Berechnung von globalen Klimaszenarien (Kohlendioxidabgabe der Pflanzen) sowie bei der Bewertung der ökologischen Struktur beispielsweise von Grünlandflächen. Der Blattflächenindex beschreibt aber auch den Einfluss von landwirtschaftlicher, forstlicher und natürlicher Vegetation auf die Abflussbildung.
Inwieweit Blätter Regen abfangen, hängt von der Art der Pflanzen, der Dichte, der Jahreszeit und der Anbaumethode ab. Diese Wirkung bestimmt mit darüber, wie viel Wasser den Boden erreicht oder vorher als Anfangsverlust zur Benetzung und durch Verdunstung verloren geht. Die Wassermenge, die verdunstet bevor sie den Boden berührt, nennt man Interzeption. Dies ist insbesondere in Regenmangelgebieten von Bedeutung, da dort der weitgestellte Anbau schmalblättriger Sorten vorteilhaft ist.
Indirekt wirkt der Regenschatten der Blätter aber auch fördernd auf die Infiltration, da er die Verschlämmung des Oberbodens abmildert.

Fernerkundung des BFI

In der Fernerkundung wird der BFI/LAI aus den spektralen Reflexionswerten der einzelnen Kanäle eines Sensors bestimmt und steht im Zusammenhang mit der Biomasse, der photosynthetischen Aktivität und Produktivität. Existieren keine Blätter oder Nadeln beträgt der LAI = 0 (z.B. auch Straßen und Seen), entspricht die Blattfläche der horizontalen Bodenfläche ist er = 1, ist die Blattfläche doppelt so groß wie die Bodenfläche ist er = 2 usw. Bei Laub- und Nadelbäumen ist normalerweise die gegen den Himmel zu sehende Fläche (Projektionsfläche) der Blätter bzw. Nadeln gemeint. Interessiert die gesamte Oberfläche der Blätter bzw. Nadeln, spricht man vom zweiseitigen LAI, der doppelt so groß ist wie der einseitige.

Bei vitaler Vegetation erreicht der BFI Werte zwischen 0,45 (bei nivalen Polsterplanzen) und 14 bei Hochstaudenfluren, in den immergrünen Wäldern der Westküste der USA beträgt der LAI 16, und in Ausnahmefällen wird der Wert 20 bei seitlicher Strahlung erreicht.

Der LAI ist ein wichtiger Parameter, der bei der Fernerkundung verwendet wird, um viele biologische und physikalische Prozesse, wie z.B. Primärproduktion, Pflanzenatmung, Transpiration, Photosynthese und Nährstoffkreisläufe zu quantifizieren. Messungen, die an einzelnen Blättern vorgenommen wurden, können damit für ganze Bestände hochgerechnet oder modelliert werden. Voraussetzung ist, daß die durchschnittliche Anzahl der Blätter an einer Pflanze und die Zahl der Pflanzen je Hektar bekannt oder verläßlich geschätzt worden ist.

Der LAI kann auch zur Erkennung von Landschaftsmerkmalen eingesetzt werden, wie z.B. Waldbrandschäden, Entwaldung oder Erosionsprozesse auf landwirtschaftlichen Flächen.

Monitoring des Pflanzenwachstums

Die Daten der Copernicus Sentinel-2-Mission können zur Messung des "Blattflächenindex" der Vegetation verwendet werden (links). Diese Informationen können wiederum zur Überwachung des Pflanzenwachstums und landwirtschaftlicher Praktiken wie der Ernte verwendet werden. Die Animation zeigt die Entwicklung der Pflanzenfelder in Belgien zwischen März und Oktober 2016. Diese Art von Informationen wird nun zur Vereinfachung und Modernisierung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU genutzt.

Zum Starten der Animation bitte die Grafik anklicken.

Quelle: ESA

Blattfrüchte

Gruppe von Kulturpflanzen (u.a. Hackfrüchte, Ackerfutter, Hülsenfrüchte, Öl- und Faserpflanzen) im Gegensatz zu den Halmfrüchten als den Getreidearten. Blattfrüchte besitzen eine gute Beschattungswirkung auf Grund einer üppigen vegetativen Entwicklung und einer meistens längeren Vegetationszeit. In der Systematik für Felderfruchtfolgen werden sie als tragende Kulturen eingeordnet, denen andere, sogenannte abtragende Kulturen folgen. Hinsichtlich ihrer pflanzenbaulich-biologischen Wirkung auf den Bodenzustand werden sie untergliedert in:
Extensivblattfrüchte: Pflanzenarten, die sich ähnlich wie eine Brachevegetation positiv auf die Ertragsfähigkeit des Bodens auswirken, den Gehalt an organischer Substanz im Boden erhöhen und einen vergleichsweise geringeren Arbeits- und Düngeraufwand erfordern. Dazu gehören alle Feldfutterpflanzen und Körnerleguminosen.
Intensivblattfrüchte: Pflanzenarten, die den Gehalt an organischer Substanz im Boden belasten, sich nachteilig auf seine Ertragsfähigkeit auswirken können und einen hohen Arbeits- und Düngeraufwand erfordern. Dazu gehören Hackfrüchte, Tabak, Gemüse, Öl-/Faserpflanzen, Gras- und Gemüsesamenbau.

Blattgemüse

Gemüse, das überwiegend aus den Blättern der Gemüsepflanze besteht, deshalb ist es neben Mineralstoffen u. a. reich an Blattlipiden, dem Ballaststoff Cutin, Chlorophyll und Carotinoiden. Zu den Blattgemüsen zählen z. B. Kopfsalat, Endivie, Chicorée, Spinat, Mangold und Feldsalat.

Wie die Bezeichnung Blattgemüse bereits andeutet, werden von diesen Pflanzen die Blätter, teilweise auch die Stiele verzehrt. Werden die Salatpflanzen hauptsächlich roh zubereitet, sind Spinat und Mangold vornehmlich gekocht in der Küche zu finden.

Im Jahr 2016 wurde in Deutschland Blattgemüse auf einer Gesamtfläche von knapp 18.000 Hektar im Freiland angebaut. Dies entspricht 15 Prozent der gesamten Freilandgemüsefläche von mehr als 120.000 Hektar. Die Hauptanbaugebiete des Blattgemüses liegen in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit insgesamt zwei Dritteln der Anbauflächen. Im Freilandanbau flächenmäßig am stärksten vertreten sind Eissalat, Spinat, Feldsalat sowie Kopfsalat. Mehr als 121.000 Tonnen Eissalat, 69.000 Tonnen Spinat und 49.000 Tonnen Kopfsalat wurden im Jahr 2016 geerntet.

blaues Wasser

Als blaues Wasser wird die Menge an Wasser bezeichnet, die sowohl in der Industrie als auch im häuslichen Gebrauch, zur künstlichen Bewässerung in der Landwirtschaft oder zur Herstellung von Produkten benutzt wird. Dieses Wasser wird Oberflächengewässern (Bächen, Flüssen, Seen etc.) oder dem Grundwasser entnommen. Die Verwendung dieser Wasservorräte bedeutet stets einen Eingriff in das natürliche Ökosystem und schafft neben den ökologischen meist auch soziale und politische Probleme.

Weltweit nutzt die Landwirtschaft ca. 70 % des blauen Wassers, vornehmlich zu Bewässerungszwecken. Der Bewässerung sind auch ca. 90 % der verbrauchenden Wassenutzung (consumptive water use) zuzuschreiben.

Weitere Informationen:

Blauzungenkrankheit

Viruserkrankung bei Wiederkäuern wie Schafen, Ziegen und Rindern, die zu schmerzhaften Entzündungen der Schleimhäute führt. Sie wird durch blutsaugende Mücken - so genannte Gnitzen - übertragen. Der Name der Seuche kommt von der Blaufärbung der Zunge, die bei erkrankten Tieren auftreten kann. Für Menschen ist die Seuche ungefährlich. In Deutschland konnte eine zwischen 2006 und 2009 aufgetretene Epidemie durch flächendeckende Impfungen erfolgreich bekämpft werden.

Weitere Informationen:

Blockchain

Blockchain ist eine ursprünglich für den Finanzmarkt entwickelte Technologie. Sie macht es möglich, jegliche Art von Information in einer öffentlich einsehbaren Datenbank (wie ein Excelblatt) zu speichern, zu verarbeiten, zu teilen und zu verwalten. In einer kontinuierlichen Liste von Datensätzen („Blocks“) werden diese mittels eines kryptografischen Verschlüsselungsverfahrens verkettet.

Diese Datenbank wird dezentral, das heißt verteilt, abgespeichert und immer weiter ergänzt. Die Grundidee zur Erschaffung der Blockchain ist es, zentral organisierte Systeme zu ersetzen. Dadurch soll die Gefahr von Manipulation und Zensur minimiert oder ausgeschaltet werden, während schnelle Kontrolle ohne Mittelsmann möglich wird – jeder kann die anonymisierten Daten einsehen, die Kontrolle kommt damit von der Masse.

Durch Blockchain gibt es z.B. Automatisierungspotenziale für die einzuhaltenden landwirtschaftlichen Dokumentationspflichten: So könnte ein im Container angebrachter Sensor die Temperatur von Lebensmitteln messen, die Messdaten in die Blockchain schreiben und so eine lückenlose Einhaltung der Kühlkette dokumentieren. Würde sie nicht eingehalten, könnte ein entsprechend aufgesetzter Smart Contract automatisch Alarm schlagen.

Blockchain kann dazu dienen, kleine Farmen konkurrenzfähig zu machen. Werden die Spielregeln angepasst, können Kleinst- und Familienbetriebe große Abnehmer beliefern. Sensoren, Echtzeiterfassung, Geodaten und Futtermittelrückverfolgung können dabei helfen, die erwartete Qualität zu garantieren und Lebensmittelskandale zu vermeiden. Das ist besonders für Großabnehmer wie Lebensmittelketten attraktiv. Durch engmaschige, nicht manipulierbare Kontrollen, deren Ergebnisse in der Blockchain gespeichert sind, kann der Käufer nachvollziehen, wie die Produkte erzeugt wurden.

Der Mehrwert für den Landwirt besteht in neuen Kundenströmen.

Smart Contracts bringen beiden Seiten eine gänzlich neue Sicherheit. Preise können dann nicht mehr nachverhandelt werden und Zahlungen sind an Abnahmemengen gekoppelt. Echtzeit-Zahlungen an die Landwirte können so automatisiert werden, dass sofort bei Lieferung oder bei bestimmten Zwischenergebnissen Gelder ausgezahlt werden; ohne Mittelsmänner und Institutionen wie Banken, (N)GO’s oder Manager, die am Gewinn mitverdienen, ohne Verzögerung.

Landwirte profitieren außerdem von Blockchain-Anwendungen, die die Produktionskette ihrer eingekauften Betriebsmittel offenlegen und die Qualität garantieren. Darüber hinaus können die Herkunft und Haltungsbedingungen zugekaufter Nutztiere ebenso lückenlos nachvollzogen werden – das kann Parameter wie häufig auftretende Krankheiten beinhalten.

Blockflur

Flurformentyp, bei dem der Parzellenverband überwiegend aus Blöcken besteht. Das Breiten-Längen-Verhältnis liegt dabei unter 1 : 2,5. Blockfluren erhalten eine regelhafte, geometrische Parzellierung durch parallelen Verlauf der Längs- oder Breitengrenzen ihrer Einzelparzellen (Rechteck, Quadrat, Trapez). Schematisch ist die Flureinteilung bei gleicher Größe und Ausrichtung der Blöcke. Regellosen Blockfluren kann eine geradlinige Parzellierung fehlen, die Einzelparzellen weisen oft rundliche oder amorphe Grundrißgestalt auf. Bei einer Differenzierung der Blöcke nach der Größe ergeben sich Groß- und Kleinblockfluren (z.B. Großblöcke von adligen Gütern > bäuerliche Blockparzellen > Kampfluren nordwestdeutscher Markkötter). Neben den (in der Literatur unterschiedlichen) absoluten Abgrenzungsgrößen, sind oftmals relative Angaben im konkreten Fall sinnvoller. Genetisch stellen Blockfluren eine verbreitete alteuropäische Altflur dar. Historische Beispiele für schachbrettartige Flurformen, die sich noch heute in der Flureinteilung durchpausen, sind die römischen Zenturiatsfluren und die Fluren nach dem japanischen Jo-Ri-System.

Jüngere Blockflurtypen sind die Gutsflur, die Genossenschafts-(Kolchose-)flur und deren Nachfolgefluren, die Plantagenflur und die Großblockfluren im Gefolge der amerikanischen land ordinance.

Großblockfluren sind heute typisch für flurbereinigte Gebiete. Noch bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war diese Flurform zwar in ganz Mitteleuropa zu finden, jedoch beschränkt auf große Gutshöfe. Typischer waren Kleinblockfluren, die im klein- und mittelbäuerlich geprägten Deutschland nach den Gewannfluren die häufigste Flurform darstellten. Kennzeichnend für diese Gemarkungen war ein unruhiges Bodenrelief, so dass die für den Ackerbau genutzten Flächen immer wieder von agrarökologischen Sonderstandorten unterbrochen war. Kleinräumige Restflächen, die als Grenzertragsflächen weniger intensiv genutzt wurden, konnten felsige Geländeteile, steile Hänge oder Tümpel sein. Aufgrund der relativ geringen Besiedlungsdichte in diesen Regionen war auch der Nutzungsdruck auf die einzelnen Parzellen geringer, sodass Landschaften mit einem sehr unregelmäßigen Lagemuster entstanden. Ähnlich wie bei den Gewannen wurde hier überwiegend eine Dreifelderwirtschaft praktiziert, die aber in der Regel nicht zelgengebunden war.

Blockgemengeflur

Eine Gemengelage von Nutzungsparzellen, bei der manche Flurblöcke ungeteilt, andere in kleinere Blöcke und weitere in Blockgewanne zerlegt worden sind. Zur Bildung von Blockgemengefluren kam es z.B. im Bergischen Land und im Siegerland.

(s. a. Flurform, Flurformentyp)

Blockgewannflur

Flurformentyp, bei dem blockartige Urfluren durch Erbteilung zu Blockgewannen (Kurzgewanne) werden.

(s. a. Gewannflur)

Blue Box

Etwa: Blaue Kategorie; innerhalb von GATT/WTO ein Katalog von Subventionsleistungen, die in der Höhe vom Produktionsvolumen abhängig sind und deren Wettbewerbsneutralität von den Handelspartnern bezweifelt wird und die die strengen Kriterien der Green Box nicht ganz erfüllen. Derartige Zahlungen haben nach GATT vorläufigen Charakter und sind bis 2003 von weiteren Kürzungen ausgenommen. Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik sind die flächen- und tierbezogenen Preisausgleichszahlungen der blue box zuzuordnen sowie die deficiency payments der USA.

Blühstreifen

Auch Blühflächen; Bezeichnung für angelegte Bereiche auf Ackerflächen, meist an deren Rändern. Durch die Aussaat von geeigneten Pflanzenmischungen bilden sich Habitate, in denen Insekten und andere Tiere einen Lebensraum finden und somit die lokale Biodiversität fördern.

Weitere Informationen:

Blumenkohl

Blumenkohl (Brassica oleracea var. botrytis L.), auch Karfiol, Käsekohl, Blütenkohl, Traubenkohl, Minarett-Kohl oder Italienischer Kohl; engl. cauliflower, fr. chou-fleur, eine Zuchtsorte des Gemüsekohls (Brassica oleracea) mit fleischigen, in einem Kopf zusammenstehenden Blütensprossen, die als Gemüse gegessen werden. Er gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae).

Herkunft und Geschichte

Blumenkohl stammt von der in Kleinasien beheimateten Urform Brassica oleracea var. silvestris ab und wird seit dem 16. Jahrhundert in ganz Europa angebaut – zuerst in Italien, kurze Zeit später auch in Frankreich. Kreuzfahrer hatten den Samen von ihren Reisen mit nach Italien gebracht. Heute gehört der Blumenkohl in ganz Europa zu den beliebtesten Kohlsorten, inzwischen ist er auf der ganzen Welt verbreitet.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Jahr 2016 wurden laut der FAO, der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, knapp 26 Millionen Tonnen Blumenkohl (und Brokkoli) geerntet. Die größten Produzenten waren China, Indien und die USA. Die größten Erntemengen in Europa wurden von Spanien, Italien und Polen eingebracht. In Deutschland wurden 132.561 Tonnen auf einer Anbaufläche von 6100 Hektar geerntet.

Anbau bis Ernte

Zur Ertragssteigerung werden heute meistens CMS-Sorten (F1-Hybride) angebaut. Der Anbau erfolgt auf Feldern und in privaten Gärten. Die Ernte im Freiland ist in Deutschland vom Frühjahr bis zum späten Herbst möglich. In Regionen mit mildem Winterklima (z. B. Bretagne, spanische Mittelmeerküste) kann Blumenkohl auch im Winter geerntet werden. Blumenkohl liebt leicht erwärmbare, sandige und humose Lehmböden mit gutem Wasserhaltevermögen. Klimatisch gesehen sind leicht sonnige Lagen mit genügend Niederschlag zu bevorzugen.

Die Aussaat erfolgt ab Februar im geheizten Gewächshaus, ab Mitte April im Freiland. Ausgepflanzt wird im Abstand von 50 × 50 cm. Zum Schutz vor Frost wird Blumenkohl mit Vlies abgedeckt. Er ist ein Starkzehrer (benötigt viel Nährstoffe) und verträgt frischen organischen Dünger. Im weiteren Wachstumsverlauf kann weitere drei- oder viermal Stickstoff (z. B. Hornspäne) gegeben werden. Regelmäßig Hacken und bei Trockenheit Gießen fördert das gleichmäßige Wachstum. Bei starker Sonneneinstrahlung sollte die Blume mit einem Blatt o. ä. bedeckt werden, um ein Vergilben zu vermeiden. Die knospigen Blütenstände, die in den Handel kommen, sind in Deutschland in der Regel weiß bis elfenbeinfarben, da sie von Blättern umhüllt oder mit Folien abgedeckt und dadurch vor Licht geschützt waren. Anders als der eng verwandte Brokkoli werden sie geerntet, bevor die Hüllblätter sich geöffnet haben und die Blüten voll entwickelt sind.

Fruchtfolge und Mischkultur

Aufgrund der gefürchteten Kohlhernie und anderer Krankheiten sollte Blumenkohl höchstens alle vier bis fünf Jahre auf demselben Beet angebaut werden. Dies gilt auch für weitere Kreuzblütler wie Rettich, Radies, Brokkoli oder Senf. Wegen seines hohen Nährstoffbedarfs ist es günstig, vor dem Kohl als Vorkultur Hülsenfrüchte anzubauen, die Stickstoff aus der Luft binden. In Mischkultur eignen sich Sellerie, Tomaten, Bohnen, Salat und Erbsen. Dabei soll Sellerie den Kohl vor Kohlweißlingen schützen und umgekehrt der Kohl den Sellerie vor Sellerierost.

Blüte

Blüten dienen den sogenannten Samen- oder Blütenpflanzen (Spermatophyta, dazu gehören die Nacktsamer (Gymnospermae) im weiteren Sinne und die Bedecktsamer (Angiospermae) im engeren Sinne) zur Fortpflanzung. In ihr sind die generativen Teile einer Pflanze untergebracht, die - zumindest bei den meisten Angiospermen - von einer auffälligen Blütenhülle umgeben sind, die Insekten und andere Tiere anlocken soll. Diese dienen der Pflanze als Befruchter. Als Endprodukt entstehen Samen, die bei den Angiospermen innerhalb einer Frucht versteckt sind.

Die Blüte einer Pflanze besteht aus einem unverzweigten Kurzspross mit begrenztem Wachstum, dessen (Laub)Blätter umgewandelt wurden, um spezifische Funktionen zu erfüllen. Der Aufbau einer Blüte besteht aus einer meistens stark gestauchten Blütenachse (Receptaculum), um die herum die ehemaligen Laubblätter angeordnet sind. Die für gewöhnlich doppelte Blütenhülle (Perianth) besteht aus dem Kelch (Calyx) und der Blütenkrone (Corolla). Außen befinden sich die Kelchblätter (Sepalen), innen die meist farbigen und unterschiedlich groß gestalteten Kronblätter (Petalen). Innerhalb der Blütenhülle folgt der generative Teil bestehend aus den männlichen Staubblättern (Stamina, bei den Angiospermen) und den weiblichen Fruchtblättern (Karpelle, bei den Angiospermen).

Die Gestaltung der Blüte variiert je nach Pflanzenfamilie stark. Die Kelchblätter sind in der Regel grün und umgeben die Pflanze im Knospenstadium oder wenn sie sich nachts schließt. Bei manchen Pflanzen sind die Kelchblätter verwachsen oder frei oder sie fehlen ganz. (Beispiel: Scharfer Hahnenfuß,  Ranunculus acris). Eine einfache Blütenhülle ohne Kelchblätter nennt man Perigon, die Blütenblätter heißen dann Tepalen.

Die Anzahl der Blütenblätter schwankt bei den meisten Pflanzenfamilien in der Regel zwischen drei und fünf. Manche Pflanzen, wie die Korbblütler, bilden eine große Scheinblüte (Pseudanthium oder „Blume“), bestehend aus den am Rand sitzenden, auffälligen Zungenblüten, die steril sind, sowie den mittigen, unscheinbaren Röhrenblüten, die die generativen Organe beinhalten. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Sonnenblume (Helianthus annuus). Bei manchen Pflanzenfamilien, zum Beispiel bei den Lippenblütlern (Lamiaceae), ist die Blüte nicht rund (oder radiärsymmetrisch), sondern sie hat nur eine Symmetrieachse. Das heißt, man kann sie nur entlang einer einzigen Achse spiegeln. Solche Blüten nennt man zygomorph. Je nach Pflanzenfamilie sind die Kronblätter hier ganz oder teilweise verwachsen oder auch frei.

Die Staubblätter oder Mikrosporophylle bilden das Androeceum, die Gesamtheit der Staubblätter einer Blüte. Sie bestehen vermutlich aus umgebildeten Laubblättern, einwandfrei konnte das allerdings bis heute nicht bestätigt werden. Ein Staubblatt trägt die männlichen Samenanlagen. Es besteht aus einem sterilen Staubfaden (Filament) und einem fertilen Staubbeutel (Anthere), der zwei sogenannte Theken trägt. In diesen befinden sich jeweils zwei Pollensäcke, die die Pollen produzieren.

Die Fruchtblätter oder Megasporophylle bilden das Gynoeceum, die Gesamtheit der Fruchtblätter einer Blüte. 

Im Gynoeceum befinden sich der oder die Fruchtknoten (enthalten die Samenanlagen). Dazu kommen jeweils eine Narbe (Empfängnisbereich für die Pollen) und der beide verbindende Griffel. Die Fruchtblätter können offen (apocarp) oder verwachsen (coenocarp) sein. Bei coenocarpen Fruchtblättern wird die Gesamtheit aus Griffel und Narbe als Stempel (Pistill) bezeichnet.

Die Fruchtblätter umhüllen also die Samenanlagen, aus denen später der Samen hervorgeht, daher der Name „Bedecktsamer“. Bei den Gmnospermae liegen die Samenanlagen frei.

Stellungen des Fruchtknotens

Der Fruchtknoten kann verschiedene Positionen einnehmen, die jeweils artspezifisch sind:

Nektarien sind eine weitere Besonderheit der Angiospermen. Es sind Drüsen, die an den Blüten-, Staub-, oder Fruchtblättern sitzen können, aber auch am Blütenboden. Sie sondern eine nahrhafte Zuckerlösung ab, die für die bestäubenden Tiere als Lockstoff und Belohnung dient.

Blütenformen

Man unterscheidet zwittrige, ein- und zweihäusige Blüten. Die zwittrigen Blüten sind die ursprüngliche Form der Blüte bei den Angiospermen. Hier befinden sich männliche und weibliche Anteile innerhalb einer Blüte, wobei die Staubblätter immer zwischen Kron- und Fruchtblättern sitzen. Getrenntgeschlechtige Blüten besitzen entweder männliche Staubblätter oder weibliche Fruchtblätter. Eine Pflanze wird als einhäusig bezeichnet, wenn beide Blütenformen auf einer Pflanze sitzen, als zweihäusig, wenn sie auf verschiedenen Pflanzen sitzen.

Blühinduktion (Auslösung der Blüte)

Der Zeitpunkt der Blüte einer Pflanze ist überwiegend abhängig vom Alter, aber auch von bestimmten äußeren Faktoren wie der Temperatur. Manche Pflanzen brauchen einen Kältereiz, um blühen zu können. Aber auch genetische Faktoren spiele eine Rolle, etwa bei Kurztag- und Langtagpflanzen (Photoperiodismus). Hier ist die Länge der Nacht (!) entscheidend. Anhand der Dunkelperiode kann die Pflanze die richtige Jahreszeit zum Blühen abschätzen. Bei einigen Pflanzen kann durch bestimmte Lichtimpulse die Blüte angeregt werden, bei anderen durch die Begasung mit blüteinduzierenden Hormonen.

Bestäubung

Die Bestäubung geht der Befruchtung voraus. Hierbei handelt es sich um die Übertragung eines Pollenkorns auf die Narbe einer anderen Pflanze der gleichen Art. Sobald der Kontakt des Pollens mit der Narbe stattgefunden hat, bildet der Pollen bei den Angiospermen einen sogenannten Pollenschlauch aus (er „keimt“), der in die Narbe hinein und den Griffel hinunter wächst.

Formen der Bestäubung

Zunächst wird unter Fremd- und Selbstbestäubung unterschieden. Selbstbestäubung wird bei manchen Pflanzenarten als letztes Mittel angewendet, wenn keine Fremdbestäubung erfolgt ist. Da sie aber die genetische Vielfalt einschränkt, wird sie von vielen Pflanzenarten bewusst vermieden, etwa durch bauliche Maßnahmen an der Blüte (variierende Stempel- und Staubbeutellänge, Bsp. Kapernstrauch, Capparis spinosa) oder durch zeitliche Unterschiede in der Reife von Androeceum und Gynoeceum. Manche Pflanzenarten sind auch mit sich selbst inkompatibel.

Die wichtigsten Arten der Fremdbestäubung sind:

Für die Windbestäubung haben die Pollen oft entsprechende Luftsäcke, um sich möglichst weit vom Wind tragen zu lassen. Charakteristisch für die Windbestäubung sind außerdem unter anderem stak verlängerte Filamente, die frei im Wind schwingen, eine extrem hohe Anzahl von Pollen, vergrößerte Narben zum besseren Auffangen der Pollen, unscheinbare Blüten meist ohne Blütenhülle (die bei der Bestäubung nur stören würde) und vor allem eingeschlechtliche Blüten. Windbestäubung ist die ursprüngliche Form der Bestäubung und findet sich vor allem bei den Gymnospermen, die sich vor den Angiospermen entwickelt haben. Aber auch einige Angiospermenfamilien weisen Windbestäubung auf, vor allem die Süßgräser und viele Laubbäume (daher blühen viele Laubbäume vor dem Laubaustrieb, um die Bestäubung nicht zu behindern).

Die Tierbestäubung (Zoophilie) ist eine „Erfindung“ der Angiospermen. Ihre wichtigsten Merkmale sind die Ausbildung von auffälligen Blüten, Blütenständen oder Scheinblüten, die die Aufmerksamkeit von Tieren erregen, z. B. durch Farbe, Form oder Duft. Die Blüten sind größtenteils zwittrig und oft an die jeweilige Körperform der bestäubenden Tiere angepasst. Beispiele: Die langen schmalen Blütenkelche des Tabaks (Nicotiana tabacum), ideal für Kolibris, die ausladenden „Unterlippen“ der Lippenblütler als Landeplatz für Insekten, die großen, „höhlenartigen“ Blüten der Banane (Musa spec.) für Fledermäuse.

Befruchtung

Befruchtung bezeichnet die Verschmelzung einer Spermazelle mit einer Eizelle. Es entsteht eine Zygote. Bei den Angiospermen kommt es zur sogenannten doppelten Befruchtung: Von den beiden im Pollenschlauch befindlichen Spermatozoiden verschmilzt eines mit der Eizelle, das andere mit dem Embryosackkern, aus dem daraufhin das Endosperm entsteht, das den späteren Keimling  ernährt. Aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich der Pflanzenembryo, der im Samen eingeschlossen ist.

Frucht

Nach der Befruchtung entwickelt sich die Blüte zur Frucht, in der die Samen eingeschlossen sind. Wichtig: Nur bei den Angiospermen spricht man von einer Frucht, da nur hier Fruchtblätter vorhanden sind.

Der Begriff Frucht bezeichnet dabei die Blüte im Zustand der Samenreife. Sie schützt die Samen bis zu ihrer Freisetzung. Außerdem dient sie der Verbreitung, entweder indem sie zusammen mit dem Samen verbreitet wird (Bsp: Schließfrüchte) oder die Samen bei ihrer Reife verstreut (Bsp. Öffnungsfrüchte). Während der Fruchtreife vergrößert sich das Gynoeceum, Narbe und Griffel sterben meist ab.

Eine Frucht besteht aus einem oder mehreren Samen, die von einer Fruchtwand (Perikarp) umgeben sind. Das Perikarp wird aus dem Fruchtblatt/den Fruchtblättern gebildet und besteht aus:

Diese drei Einheiten können unterschiedliche Konsistenz annehmen: Fleischig, häutig und verhärtet.

Bei den Öffnungs- oder Streufrüchten ist das Perikarp bei der Samenreife meist trocken. Die Frucht öffnet sich und die Samen werden freigesetzt. Die wichtigsten Formen sind Balgfrüchte (ein Fruchtblatt, Sternanis, Illicium verum), Hülsenfrüchte (ein Fruchtblatt, an der Bauchnaht verwachsen, Erbse, Pisum sativum), Kapseln (zwei bis vier Fruchtblätter, Klatschmohn, Papaver rhoeas) und Schoten als Sonderform der Kapseln (bzw. Schötchen, wenn die Frucht weniger als dreimal so lang wie breit ist. Bsp: Silberblatt, Lunaria rediviva)

Bei den Zerfallfrüchten spaltet sich die trockene Frucht auf. Entweder entlang der Fruchtblätter (Spaltfrucht, Bergahorn, Acer pseudoplatanus) oder in einsamige Einzelteile (Bruchfrüchte, z. B die Klausen vom Lavendel (Lavandula angustifolia).

Bei den Schließfrüchten bleibt die Frucht bis zur Ausbreitung als Gesamtheit bestehen. Man unterscheidet hier die Beere mit fleischigem Meso- und Endokarp und häutigem Exokarp (Banane, Musa spec., Tomate, Lycopersicon esculentum), die Steinfrucht mit einem fleischigen Mesokarp, einem häutigen Exo- und einem verhärteten Endokarp (Kirsche, Prunus avium, Pflaume Prunus domestica) und die Nussfrucht. Hier sind bei einigen Pflanzenarten Exo-, Meso- und Endokarp verhärtet (Haselnuss, Corylus avellana), bei anderen sind Fruchtwand und Samen verwachsen (Karyopse (oberständiger Fruchtknoten) bei den Süßgräsern oder Achäne (unterständiger Fruchtknoten) bei den Korbblütlern).
Bei den Sammelfrüchten besteht die Frucht aus vielen Fruchtblättern, die alle für sich eine eigene Einheit (Früchtchen) bilden, aber zusammen verbreitet werden. Es gibt Sammelnussfrüchte (Erdbeere, Fragaria vesca), Sammelsteinfrüchte (Himbeere, Rubus idaeus) und Sammelbalgfrüchte (Rittersporn, Delphinium spec.). Eine Sonderform ist der Apfel, Malus sylvestris: Hier sind die Bälge, die ja eigentlich Öffnungsfrüchte sind, von Gewebe der Blütenachse umgeben und somit nicht offen. (Pflanzenforschung.de)

Bocage-Landschaft

Regionaltyp der westeuropäischen Heckenlandschaft. Die Bocage ist in den Streusiedlungsgebieten Nordwestfrankreichs (bretonisch-normannische Bocage), aber auch in weiten Teilen des Zentralmassivs verbreitet. Außerhalb Frankreichs treten solche geschlossenen Landschaftsstrukturen in Europa u.a. in Galizien, Großbritannien, Irland, Flandern, den Niederlanden, Schleswig-Holstein, im westlichen Dänemark und auf der skandinavischen Halbinsel auf.

Zunehmend wird der Begriff 'Bocage-Landschaft' auch allgemein für europäische Agrarlandschaften verwendet, die durch unregelmäßige Fluren aus kleinen, mit Hecken, Baumreihen oder Trockenmauern eingehegten Flurblöcken und darin liegenden Einzelhöfen charakterisiert sind.

Unter den gegenwärtigen Produktionsbedingungen sind die Bocage-Landschaften wegen der Behinderung des Einsatzes von Maschinen stark gefährdet. Die aus betriebsökonomischen Gründen erfolgende Beseitigung von Hecken und Steinwällen bedeutet einen Verlust an Strukturreichtum und Biodiversität.

(s. a. Hecken, Knick, Wallhecke)

Boden

1. In den Geowissenschaften synonym mit Pedosphäre. Danach ist Boden die an der Erdoberfläche entstandene, von Luft, Wasser und Lebewesen durchdrungene Verwitterungsschicht der Lithosphäre aus mineralischen und organischen Substanzen, welche sich unter Einwirkung aller Umweltfaktoren gebildet hat und die den Pflanzen als Standort und zur Ernährung dient. Boden existiert also im Durchdringungsbereich aller übrigen Sphären. Die Grenze zwischen Boden und Gestein ist meist unscharf. In Abhängigkeit vom jeweiligen Gestein, Relief, Klima und Alter der Landschaft bilden sich bestimmte Horizontkombinationen (Bodenprofile) aus. Boden ist als komplexes kybernetisches System mit ständig ablaufenden dynamischen Prozessen zu verstehen, die ihrerseits den Boden verändern.

Die Böden Mitteleuropas haben sich in den letzten 10.000 Jahren nach dem Ende der letzten Kaltzeit entwickelt. Sie haben eine mittlere Mächtigkeit von 80 cm, d.h. das Bodenprofil hat sich im Durchschnitt um 0,08 mm pro Jahr vertieft.

Lebensraum Boden

Lebensraum Boden

Der braune obere Horizont eines Bodens der gemäßigten Breiten wimmelt von Leben: Neben Regenwürmern, Asseln, Spinnen, Milben und Springschwänzen leben in einer Hand voll Boden mehr Mikroorganismen (etwa Bakterien, Pilze oder Amöben) als Menschen auf der Erde. Diese Lebewesen zersetzen abgestorbene Pflanzenteile, bauen sie in Humus um und verteilen diese fruchtbare Substanz im Boden. Humus speichert Nährstoffe und Wasser und sorgt dafür, dass der Boden eine stabile Struktur mit vielen Poren erhält. Zudem enthält er viel Kohlenstoff, der ursprünglich von Pflanzen im Form des Klimagases CO2 aus der Luft aufgenommen wurde. Der Boden ist einer der bedeutendsten Kohlenstoffspeicher überhaupt: Er bindet mit etwa 1.500 Milliarden Tonnen allein im Humus fast dreimal mehr Kohlenstoff als die gesamte lebende Biomasse, also alle Lebewesen inklusive Bäumen, Sträuchern und Gräsern.

Quelle: Bodenatlas 2015

2. In den Wirtschaftswissenschaften ein Produktionsfaktor neben Arbeit und Kapital. Er ist Standort für wirtschaftliche Aktivitäten und Nutzungen der Landfläche sowie Träger von Rohstoffen. Hinsichtlich der optimalen Allokation seiner Nutzung (Welche Flächen sind für welche Funktionen am besten geeignet?) und hinsichtlich der Preisbildung nimmt Boden eine Sonderstellung unter den Produktionsfaktoren ein, die sich aus seiner Immobilität, seiner limitierten Vermehrbarkeit (Landgewinnung, Meliorationen, Baulanderschließung), seiner steuerlichen Sonderstellung gegenüber anderen Vermögenswerten sowie seiner qualitativen Eigenschaften und geographischen Lagemerkmale ergibt.
Der Boden ist nach G. Flemming wie die Arbeit ein originärer oder ursprünglicher Produktionsfaktor, im Gegensatz zu dem abgeleiteten Produktionsfaktor Kapital.

3. In der Landwirtschaft umfasst der Produktionsfaktor Boden die Betriebsfläche des landwirtschaftlichen Betriebes. Dazu gehören die Hof- oder Gehöftflächen, die landwirtschaftlichen Nutzflächen, die Gewässer, der Wald und gegebenenfalls Anteile an der Allmende. Gleichzeitig ist Boden für die Landwirtschaft Produktionsstandort.

Die Landwirtschaft nimmt bei der Bodennutzung eine geteilte Rolle ein: Sie ist der mit Abstand größte Flächennutzer Deutschlands und weltweit. Etwa die Hälfte unseres Landes wird landwirtschaftlich genutzt. Weltweit sind es 38 Prozent. Dadurch trägt die Landwirtschaft ein hohes Maß an Verantwortung für den Schutz von Boden, Wasser und Luft sowie Pflanzen und Tieren. Die Landwirtschaft ist abhängig von intakten Umweltbedingungen, gleichzeitig aber auch Verursacher von Umweltbelastungen und somit Täter und Opfer gleichzeitig. Wichtiges Steuerungselement ist die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP).

In den letzten Jahren sind die Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen in Deutschland stark gestiegen, insbesondere in den neuen Bundesländern. Diese Preissteigerungen werden in der öffentlichen Diskussion vielfach mit nichtlandwirtschaftlichen und überregional aktiven Investoren in Zusammenhang gebracht. Im internationalen Bereich gibt es zahlreiche Meldungen über groß angelegte Flächenkäufe (sog. „land grabbing“) durch private Firmen, Investmentgesellschaften und (halb-)staatliche Organisationen in fremden, oftmals wirtschaftlich schwachen Regionen. Auch in Deutschland wurde mit Schlagzeilen wie „Bauernland in Bonzenhand“ darauf hingewiesen, dass „millionenschwere Fondsgesellschaften“, „branchenfremde Konzerne und vermögende Privatleute“ den landwirtschaftlichen Boden und die landwirtschaftliche Produktion als attraktive Anlage- und Einkommensmöglichkeit entdeckt haben. Auffällig war das Entstehen von teilweise sehr großen Agrarunternehmen, die mithilfe von branchenfremdem Kapital zahlreiche Betriebe mit umfangreichen Flächen in den neuen Bundesländern übernommen haben und weiterhin am Bodenmarkt aktiv sind. Dies brachte letztlich auch den Berufsstand dazu, Änderungen der Rechtslage zur Erhaltung des Bodens in Händen der bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe zu fordern. (Forstner, B. et al. 2012)

In Deutschland wird der Boden im Verhältnis von 39,6 % Eigentumsflächen zu 58,5 % Pachtflächen genutzt. Die übrigen 1,9 % Flächen haben die Landwirte nach den zuletzt aus der Agrarstrukturerhebung 2016 vorliegenden Ergebnissen unentgeltlich zur Bewirtschaftung erhalten. Aufgrund der historischen Entwicklung gibt es regionale Unterschiede, insbesondere zwischen den neuen und alten Bundesländern. Im früheren Bundesgebiet befanden sich 2016 54 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Pacht und 44 % in Eigentum. In den neuen Bundesländern sind dagegen 67 % in Pacht und 31 % in Eigentum. 

Kaufpreise für landwirtschaftliche Nutzflächen nach Kreisen

Kaufpreise für landwirtschaftliche Nutzflächen nach Kreisen

Der durchschnittliche Kaufwert je Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche liegt deutschlandweit derzeit (2015) bei knapp 20.000 €, mit regional großen Abweichungen nach oben und unten. Mehr als 50.000 € je Hektar werden vor allem im Nordwesten und Südosten Deutschlands erzielt. In Brandenburg, Sachsen, Sachsen‐Anhalt und Thüringen sind es nur 10.000 bis 15.000 € je Hektar.

Die regional unterschiedliche Preisentwicklung wird insbesondere durch die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen, politische Einflüsse sowie Agrarstruktur und Flächenverbrauch bestimmt. Die inneren Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Flächengröße, Bodeneigenschaften, Wasserversorgung, spielen eine untergeordnete Rolle. Nach einer langen Phase relativ konstanter Bodenpreise sind in den letzten Jahren die Kaufwerte deutschlandweit sehr stark angestiegen. So hat sich der durchschnittlich Preis je Hektar zwischen 2007 und 2015 mehr als verdoppelt (rund 110 Prozent: von rund 9.200 auf knapp 20.000 €).

Quelle: IfL

4. Multifunktionalität ist das wesentliche Charakteristikum von Boden im weiteren Sinne. Diese Aufgaben lassen sich in drei Gruppen einteilen:

  1. Ökologische Funktionen. Der Boden ist der Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen, die Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen, ein effizientes Filter-, Puffer- und Speichersystem sowie ein biologisch-chemischer Reaktor (Abbau und Umsetzung von Streu- und Abfallsubstanzen, Transformation von Schmutz- und Schadstoffen, von organischen Bioziden, Freisetzung und Bindung von Nährstoffen und Bioelementen).
  2. Sozioökonomische Funktionen. Der Boden dient dem Menschen als Produktionsgrundlage für Nahrungs- und Futtermittel sowie pflanzliche Rohstoffe (Fasern, Öle, Heilmittel, Bau- und Brennstoffe). Im weiteren ist er eine Fläche für Siedlung, Produktion, Verkehr, eine Lagerstätte für Bodenschätze und Energiequellen, aber auch für Abfälle; er stellt zudem eine Sachwertanlage dar.
  3. Immaterielle Funktionen. Der Boden ist ein prägendes Landschaftselement und trägt als solches zum Erlebnis- und Erholungswert der Landschaft bei. Er stellt ferner ein Archiv der Natur- und Kulturgeschichte dar, wobei er z.B. frühere Bewirtschaftungspraktiken und Siedlungsreste konserviert, sowie Alltags- und Kultobjekte.
    Flächennutzung Deutschland - Bodenfläche nach Nutzungsarten
    Flächennutzung Deutschland - Bodenfläche nach Nutzungsarten

    1 Summe aus den Nutzungsarten: Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche (ohne Abbauland), Erholungsfläche, Verkehrsfläche und Friedhof.

    Quelle: DESTATIS

    Der Erdboden hat die Fähigkeit, langfristig große Mengen Kohlenstoff zu binden. Dieses Potenzial kann nach einer jüngeren Studie effektiv genutzt werden, um die Zunahme des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre um ein Drittel zu senken. Gleichzeitig würden auch die Agrarerträge in vielen Regionen deutlich steigen.

    Es gibt eine Reihe einfacher Maßnahmen, die Kohlenstoff-Menge im Boden zu erhöhen, etwa das Mulchen (also das Bedecken des Bodens mit Ernteresten) oder auch die Zugabe von Pflanzenkohle. Die wichtigste Methode ist es aber, den Pflanzenbewuchs (und damit die Ernteerträge) zu steigern: durch Kalkung saurer Böden, durch eine bedarfsgerechte Düngung, durch geschickte Bewässerung. Je mehr auf den Böden wächst, desto besser ist ihre Durchwurzelung, und Wurzeln mit ihren weit verzweigten Geflechten aus organischem Material speichern jede Menge Kohlenstoff. Umgekehrt enthält die organische Substanz essenzielle Nährstoffe für das Pflanzenwachstum und fördert damit den Ernteertrag. Letztlich adressiert eine solche Strategie zwei wichtige Ziele: den Klimaschutz und die Sicherung der Ernährung.
    Die globale Umsetzung des ehrgeizigen Plans ist aber nicht ganz so simpel: zu unterschiedlich sind Qualität und Eigenschaften der Böden an verschiedenen Standorten, zu unähnlich die verfügbaren Bewirtschaftungstechnologien. Um den Kohlenstoff-Eintrag zu erhöhen, sind daher lokal angepasste Maßnahmen erforderlich – man benötigt in den Reisanbaugebieten Asiens komplett andere Strategien als etwa auf einem Getreidefeld in Mecklenburg-Vorpommern. Zudem wirken viele Maßnahmen zur Kohlenstoffspeicherung besonders dann gut, wenn Böden durch langjährige Übernutzung teilweise degradiert sind und viel Kohlenstoff verloren haben. Aus Kosten-Nutzen-Perspektive ist es sicher am sinnvollsten, auf solchen Flächen anzufangen – auch weil die Ernte-Zuwächse dort am größten sein dürften. (IDW 2020)

    Konzeptualisierung der C-Sequestrierungspotenziale in Ackerland

    Konzeptualisierung der C-Sequestrierungspotenziale in Ackerland

    Gewöhnlich geht C nach der Landnutzungsumwandlung von ursprünglichen Ökosystemen (z.B. Moore, Wälder, Grasland) in Ackerland verloren. Die zukünftige C-Speicherung auf landwirtschaftlichen Feldern hängt dann von den landwirtschaftlichen Bewirtschaftungspraktiken ab. Es besteht einerseits die Möglichkeit zur Wiedergewinnung von C durch die Erhöhung des organischen Stoffeintrags im Verhältnis zur laufenden CO2-Freisetzung bei Anwendung der besten Bewirtschaftungspraxis, zur Aufrechterhaltung der C-Bestände durch fortgesetzte gute landwirtschaftliche Praxis oder andererseits zum Verlust von zusätzlichem C durch Intensivierung der Landwirtschaft ohne zusätzlichen C-Eintrag, in der Regel gefolgt von einer Bodendegradation.

    Quelle: Amelung, W. et al. 2020

    Weitere Informationen:

Bodenaggregate

Elemente des Bodengefüges, die durch die Zusammenlagerung einzelner Bodenbestandteile (z.B. Tonminerale, Schluff- und Sandkörner sowie organische Stoffe) zu größeren Einheiten (Aggregation) entstehen und die sich deutlich von der Umgebung abheben und separate Körner bilden. Bodenaggregate sind gekennzeichnet durch unterschiedliche Form, Größe und Stabilität in Abhängigkeit von der Art der Entstehung, geprägt durch die Bodenentwicklung.

Bodenaggregate entstehen durch

Die Art der Aggregate definiert das entsprechende Aggregatgefüge. Sie sind innerhalb des Bodenverbandes stabilisierende Elemente bei einwirkenden Druck- und Scherbeanspruchungen.

Eine hohe Aggregatstabilität bedeutet, dass sich die Lage der Primärpartikel im Bodenaggregat bei Spannungsveränderungen nicht verändert und folglich das Aggregat nicht zerstört wird.

Einen besonders stabilisierenden Einfluss auf Bodenaggregate bzw. auf die Aggregatbildung selbst haben organische Stoffe, da sie die bodenbiologische Aktivität fördern. Organische Stoffe dienen als Nahrung und werden zersetzt und mit mineralischen Bodenteilchen vermischt. Stoffwechselprodukte von Bodenlebewesen bilden Kittsubstanzen, die zu festen Verbindungen zwischen den anorganischen Primärpartikeln führen. Ein schneller mikrobieller Abbau dieser organischen Kittsubstanzen im Inneren der Aggregate wird dadurch verhindert, weil diese Verbindungen durch abgestorbene organische Substanz (z.B. Pilzhyphen) und zurückbleibende Tonteilchen infolge eines mikrobiellen Abbaus in den Randbereichen umhüllt werden. Eine intensive Bodenbearbeitung dagegen fördert den mikrobiellen Abbau, da größere Primäraggregate und schützende Hüllen zerstört werden.

Die Aggregatstabilität kann folglich gezielt erhöht werden durch:

Eine hohe Aggregatstabilität führt zu:

Bodenansprüche

In einzelne Parameter differenzierbare Bedürfnisse der Kulturpflanzen an den Boden als Teilaspekt des gesamten für das Pflanzenwachstum wichtigen Naturpotentials.

Bodenansprüche1 verschiedener Kulturpflanzen
Bodenansprüche verschiedener Kulturpflanzen

1 +: gering, ++: mittel, +++: hoch; 2 entspricht Sauerstoffbedarf; 3 teilweise sortenabhängig

Quelle: nach Francke 1995

Bodenart

Oft synonym gebraucht zu: Bodentextur, Korngrößenzusammensetzung, Körnung; unter Bodenart versteht man die charakteristische Korngrößenverteilung von Gesteinsresten, Mineralen und Mineralneubildungen. Sie ist ein relativ konstantes Kriterium der Bodenbewertung. Nach Bodenkundlicher Kartieranleitung, 5. Aufl. (KA5) (Adhoc-AG Boden 2005) kennzeichnet die Korngrößenzusammensetzung des mineralischen Bodenmaterials die Gesamtbodenart. Diese wird unterschieden in die Kornfraktionen Feinboden (Teilchen < 2 mm) und Grobboden, das Bodenskelett (Teilchen > 2 mm).

(Die unterschiedlichen Anteile dieser drei Fraktionen kennzeichnen somit eine bestimmte Bodenart. Ein lehmiger Sand ist demnach ein Gemisch aus allen drei Fraktionen jedoch mit einem Hauptanteil von Sand.)

Der Feinboden wird in die Korngrößenfraktionen Sand (Korngrößen 63 - 2000 µm), Schluff (2 - 63 µm) und Ton (<2 µm) untergliedert.

Sand, Schluff und Ton stehen für eine Korngrößenklasse, aber auch für eine Bodenartenhauptgruppe: Nach dem Vorherrschen der jeweiligen Fraktion wird in Sande, Schluffe und Tone unterschieden; hinzu kommen die Lehme. Diese stellen keine eigene Größenklasse dar, sondern kennzeichnen stets ein Gemenge aus Sand, Schluff und Ton. Weitere Präzisierungen erfolgen durch die adjektivischen Zusätze sandig, schluffig und tonig (z. B. sandiger Lehm oder schluffiger Sand). Die landwirtschaftliche Praxis nimmt – z. B. für Düngungsfragen – meist Bezug auf die Bodenarteneinteilung nach LUFA, die je nach Bundesland etwa 12 Bodenarten unterscheidet. Die Bodenkundliche Kartieranleitung differenziert stärker und unterscheidet 31 Bodenarten (plus Unterteilung der Sande in 7 Untergruppen),
weil für die Ableitung von Bodeneigenschaften – z. B. für Bodenkarten zum Wasserhaushalt – detailliertere Angaben erforderlich sind. Achtung: Die Bodenartenangaben nach Kartieranleitung oder VDLUFA (Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten) sind nicht direkt mit denen aus der Bodenschätzung vergleichbar. Die Schätzung der Bodenart ist im Gelände durch Tasten (so genannte Fingerprobe) und einer Bestimmungshilfe möglich. Dabei dienen als Kriterien die Rollfähigkeit, Schmierfähigkeit, Rauigkeit und Plastizität.

Hieraus zeigt sich, ob ein Boden mehlig, körnig, klebrig oder plastisch ist. Im bodenkundlichen Labor erfolgt die Bestimmung der Korngrößenanteile nach standardisierten Arbeitsanweisungen (z. B. DIN-Normen) durch eine Kombination von Sieb- und Sedimentationsverfahren. Die Einteilung der Bodenarten bzw. Bodenartengruppen 1-5 nach ihrem Ton- und Schluffgehalt wird anhand des dargestellten Bodenarten-Dreieck, basierend auf der Kartieranleitung, dargestellt.

Bodenarten-Dreieck
Bodenarten-Dreieck

Quelle: Geologischer Dienst NRW / Landwirtschaftskammer NRW nach BLE 2019

Die Korngrößenzusammensetzung ist eine der zentralen Bodeneigenschaften und beeinflusst die wichtigsten Funktionen und Prozesse im Boden. Durch die Kornoberfläche bestimmt die Bodenart das Nährstoff- und Schadstoffspeichervermögen. Besonders die Wasserführung und der Ertrag, aber auch der Beitrag zur Vermeidung von Hochwasser werden von der Bodenart gesteuert. Die Verteilung der Korngrößen entscheidet erheblich über die Gefährdung durch Bodenerosion und die Gefährdung gegenüber einer Verdichtung durch schwere Land-, Forst- oder Baumaschinen.

Die kleinsten Vertreter unter den mineralischen Bodenpartikeln sind die Tonminerale. Ton ist deswegen so wertvoll, weil die silikatische Struktur es ermöglicht, in dem existierenden Kristallgitter Ionen zu binden und darin enthaltene Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar zu machen.

Des Weiteren hat die Bodenart, speziell des Oberbodens, Auswirkungen auf die ackerbauliche Bearbeitbarkeit. So bezeichnet man sandige Böden als leichte Böden, während tonige bis lehmige Böden mit schlechter Durchlüftung und Durchwurzelbarkeit und hohem Nährstoffgehalt als schwere Böden bezeichnet werden.

Bodeneigenschaften im Vergleich

Bodeneigenschaften im Vergleich

Boden besteht aus einer bunten Mischung aus kleinen und großen Teilen. Jedes Steinchen, das größer als 2 mm ist, zählt zum Bodenskelett. Der überwiegende Teil des Bodens besteht aus kleineren Teilchen. Die Größe ihrer Körnchen bestimmt die Bodenart.

Abhängig von der Bodenart (von Kies über Sand und Schluff zu Ton) nehmen Eigenschaften wie Wasserdurchlässigkeit, Durchlüftung, Durchwurzelbarkeit oder die Bodenbearbeitbarkeit ab.

Porenvolumen, Kationenaustausch, Nährstoffgehalt und Wasserhaltevermögen nehmen für die genannten Bodenarten dabei zu.

Quelle: LFU

Weitere Informationen:

Bodenbearbeitung

Gesamtheit der Maßnahmen zur Vorbereitung des Bodens für seine Funktion als Pflanzenstandort und dabei Schaffung von günstigen Wachstumsbedingungen von der Keimung bis zur Reife.

Ackerböden werden mechanisch bearbeitet. Das verbessert die Wachstumsbedingungen für Kulturpflanzen und die Fruchtbarkeit. Die Ertragsfähigkeit des Bodens wird erhalten und maximiert. Die intensivere landwirtschaftliche Produktion und der technische Fortschritt führen dazu, dass heute hochspezialisierte, leistungsstarke und schwere Maschinen (bis zu 60 Tonnen), Geräte und Transportfahrzeuge zum Einsatz kommen. Die landwirtschaftliche Bodenbearbeitung untergliedert sich allgemein in die Primär- beziehungsweise Grundbodenbearbeitung und in die Sekundärbodenbearbeitung. Bei der konventionellen Grundbodenbearbeitung wird der Boden krumentief (also die oberen 30 Zentimeter) gewendet, gelockert und durchmischt. Unkräuter und Pflanzenreste werden in den Boden eingearbeitet und Düngemittel gleichmäßig in der Ackerkrume verteilt. Die Sekundärbodenbearbeitung umfasst die Nachbearbeitung der obersten zehn Zentimeter und dient der Saatbettbereitung für die Kulturpflanzen in einem flachen Saathorizont.

Bodenbearbeitung von Ackerland in Deutschland (WJ 2015/16)

Die Bodenbearbeitung auf dem Ackerland erfolgt zur Stoppelbearbeitung, Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung. Knapp 57 Prozent des Ackerlandes wurden im Wirtschaftsjahr 2015/16 mit dem Pflug beackert. Der Pflug wird aktuell auf 6,3 Millionen Hektar Ackerfläche eingesetzt und ist damit das dominierende Verfahren bei der Grundbodenbearbeitung in Deutschland.

39 Prozent der Ackerbaubetriebe verzichten auf ihren Ackerflächen zumindest teilweise auf das Pflügen und setzen auf die konservierende Bodenbearbeitung, z. B. mit Grubbern oder Eggen. Diese reduzierte Form der Bodenbearbeitung wird auf gut 42 Prozent der Ackerfläche angewendet.

Direktsaatverfahren ohne Bodenbearbeitung sind weiterhin kaum verbreitet (0,8 Prozent der Ackerfläche).

Quelle: Statistisches Bundesamt nach DBV Situationsbericht 2018/19

Landwirtschaftliche Bodenbearbeitungsverfahren sollen ein physikalisch günstiges Bodengefüge in der Ackerkrume mit einem störungsfreien Übergang zum Unterboden bereitstellen. Es gilt den Wasserhaushalt zu optimieren, die Nährstoffverfügbarkeit den Ansprüchen der Kulturpflanzen anzupassen und die organische Substanz (Pflanzenreste und Wirtschaftsdünger) in den Boden einzuarbeiten. Auch der Unkraut- und Schaderregerdruck muss mechanisch reguliert und möglichst gering gehalten werden.

Der Einsatz von Geräten und Maschinen können mit ihren Arbeitswerkzeugen durch Kraftübertragung auf den (bereits urbaren) Boden folgende Bearbeitungseffekte hervorrufen:

Die Kombination dieser Arbeitsschritte wird als konventionelle Bodenbearbeitung bezeichnet. Deren wesentliches Kennzeichen ist die alljährliche Lockerung auf Krumentiefe mit dem Pflug und die damit verbundene Einarbeitung von organischen Reststoffen und Unkraut in den Boden.

Wird die Zahl der Arbeitsgänge durch Kombination oder Verzicht vermindert, spricht man von reduzierter Bodenbearbeitung. Bei der rationellen Bodenbearbeitung wird die Bearbeitung im weitesten Sinne vage auf ein rationelles, vernünftiges Maß eingeschränkt.

Die Minimalbodenbearbeitung beabsichtigt die konsequente Minderung der Bodenbearbeitungsintensität und/oder die gleichzeitige Erledigung mehrerer Arbeitsgänge.

Die konservierende Bodenbearbeitung verzichtet aus Gründen des Bodenschutzes auf den Pflugeinsatz.

Lediglich sogenannte Direktsaatverfahren verzichten vollkommen auf eine Bodenbearbeitung vor der Einbringung des Saatguts.
In einem umfassenderen Sinne des Begriffs Bodenbearbeitung lassen sich die Tätigkeiten in drei Gruppen untergliedern:

Die Gerätetypen können in den unterschiedlichsten Zusammenstellungen miteinander kombiniert werden, auch mit solchen für die Bestellung. Zum Beispiel folgt beim Pflugsaatverfahren dem Pflug ein Packer, in die von letzterem gezogene Furchen wird von einer Sävorrichtung das Saatgut abgelegt und von Krümlern mit lockerem Boden bedeckt.

Wirkungen ausgewählter moderner Bodenbearbeitungsgeräte
Wirkungen ausgewählter moderner Bodenbearbeitungsgeräte

Quelle: Francke 1995

Das verbreitetste Bodenbearbeitungsverfahren für landwirtschaftliche Kulturpflanzen ist die Flachkultur. Ein Ausformen der Bodenoberfläche ist meist nur aus technologischen Gründen erforderlich (günstigere Bedingungen für die Ertragsbildung, Erleichterung von Pflege- und Erntearbeiten, Erosionsschutz, Regulierung des Wasserhaushalts, Verhütung von Versalzungsschäden, Einarbeiten von Pflanzenresten bei der Urbarmachung) und besonders bei einjährigen Kulturen, aber auch bei mehrjährigen und vereinzelt bei Dauerkulturen zu finden. In solchen Fällen basiert die Bodenbearbeitung entweder auf einer Flachbearbeitung, der Arbeitsgänge zur Ausformung der Bodenoberfläche vor (Damm- und Hügelkultur) oder nach (Häufelkultur) der Aussaat und der Pflanzung folgen, oder es wird bei der Damm- und Hügelkultur auf eine Flachbearbeitung verzichtet und sofort die Ausformung des Bodens zu Dämmen oder Hügeln vorgenommen. Im Gegensatz zur Hügelkultur bieten die Flach-, Häufel- und Dammkultur bei ausreichender Feldgröße gute Voraussetzungen zur Mechanisierung.

Folgen der Bodenbearbeitung

Mit der mechanischen Bodenbearbeitung greift der Mensch jedoch in das Bodengefüge ein und bewirkt häufig das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung. Bei der Bodenbearbeitung mit dem Pflug wird der Boden in den oberen 30 Zentimetern, der sogenannten Ackerkrume, gewendet und gelockert. Damit entsteht einerseits eine gut durchlüftete und durchwurzelbare sowie reststofffreie und vegetationslose Ackeroberfläche. Sie ist Voraussetzung für die störungsfreie Aussaat der Kulturpflanzen und Folgefrüchte. Andererseits neigt der gelockerte Boden zur Verdichtung. Diese Gefahr erhöht sich bei häufigem Befahren mit schwerem Gerät, insbesondere bei zu feuchten Bedingungen. Als Folge von Bodenverdichtungen kann die Bodenfruchtbarkeit, die mit der mechanischen Bodenbearbeitung eigentlich optimiert werden sollte, abnehmen. Wenn der Boden seine natürlichen Funktionen nicht mehr wahrnehmen kann, spricht man von einer schädlichen Bodenveränderung. Ihre Beseitigung ist mit hohen Kosten verbunden.

Das Ausmaß der durch Verdichtung betroffenen Böden ist nur schwer einschätzbar. Expertenschätzungen gehen von zehn bis 20 Prozent der Ackerfläche aus. Betroffen sind vor allem Areale, die häufig befahren werden und Bereiche mit besonders ungünstigen Feuchteverhältnissen. Bei etwa der Hälfte der Ackerböden Deutschlands ist die Struktur des Bodengefüges in einem Zustand, der bei weiterer Verdichtung zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Böden führen kann. Dies wurde Anhand eines Kriterienkatalogs für die Bewertung der Eigenschaften des Bodengefüges ermittelt und in einem vom Umweltbundesamt geförderten Forschungsvorhaben erarbeitet.

Neben Ertragseinbußen und dem Verlust der Bodenfruchtbarkeit steigt bei verdichteten Böden die Gefahr für Bodenabtrag und Bodenerosion durch Wasser. Gepflügte, vegetationsfreie Ackerstandorte (Schwarzbrache) in hügeligem Gelände sind davon besonders betroffen. Bei Starkregen trifft das Niederschlagswasser ungehindert auf die Bodenoberfläche auf. Die feinen Bodenpartikel werden mobilisiert und können das Porensystem des Bodens verstopfen. Es bildet sich eine Verschlämmungsschicht, die das Niederschlagswasser zusätzlich an der Infiltration hindert. Dieses läuft nun oberflächlich ab und nimmt dabei Bodenpartikel und die an sie gebundenen Nähr- und Schadstoffe mit, was ebenfalls zu einem Rückgang der Bodenfruchtbarkeit führt. Werden die Bodenpartikel und Nährstoffe in angrenzende Flüsse und Seen eingetragen, besteht die Gefahr einer Nährstoffüberversorgung des Gewässers. Die Folgen und Prozesse von nicht standortgerechten Bodenbearbeitungsverfahren verstärken sich folglich gegenseitig. In Deutschland sind derzeit etwa 15 Prozent der Ackerfläche als stark erosionsgefährdet anzusehen. Auf weiteren 35 Prozent der Ackerfläche ist die Bodenfruchtbarkeit langfristig gefährdet. Ein sorgsamer und standortgerechter Umgang mit der Ressource Boden als wichtigster Standortfaktor für die Landwirtschaft ist daher außerordentlich wichtig. Ganzheitlich ausgerichtete Maßnahmen zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und zur Minderung der Verdichtungs- und Erosionsanfälligkeit sind notwendig und werden im Rahmen von Förderprogrammen der Bundesländer, des Bundes und der Europäischen Union unterstützt.

Agrarumweltmaßnahmen

Das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) und das landwirtschaftliche Förderrecht (Cross-Compliance) enthalten Anforderungen und Maßnahmen zum Schutz des Bodens vor den negativen Auswirkungen, die mit landwirtschaftlichen Bodenbearbeitungsverfahren verbunden sein können.

Im Rahmen der zweiten Säule der Europäischen Agrarpolitik werden gezielt solche landwirtschaftlichen Maßnahmen unterstützt und gefördert, mit denen Landwirte über die Mindestanforderungen hinaus, zusätzliche Umweltleistungen bereitstellen. Dazu gehören die Anwendung bodenschonender Produktions- und Anbauverfahren, wie die konservierende Bodenbearbeitung, Mulch- und Direktsaatverfahren und der Anbau von Zwischenfrüchten.

Weitere Informationen:

Bodenbedeckung

1. Das physische Material an der Oberfläche der Erde. Bodenbedeckung beinhaltet u. a. Gras, Bäume, nacktes Gestein, Wasser sowie versiegelte Siedlungs- und Verkehrsflächen.

Es gibt zwei unterschiedliche Arten, um Informationen über die Bodenbedeckung zu erfassen: Feldforschung und die Analyse von Daten aus der Fernerkundung.

Eines der größten Probleme bei der Vergleichbarkeit von Untersuchungen ist die Verwendung unterschiedlicher Definitionen für gleich oder ähnlich benannte Kategorien.

2. Der Begriff Bodenbedeckung bezieht sich nach der europäischen Land Use/Cover Area Frame Survey (LUCAS) auf die bio-physische Bedeckung des Bodens.

Die wichtigsten Klassen in der LUCAS-Systematik der Bodenbedeckung
Schlüssel
Bodenbedeckung
A00 Künstlich angelegte Flächen
B00 Ackerflächen
C00 Bewaldete Flächen
D00 Strauchland
E00 Grünland
F00 Vegetationslose Böden
G00 Gewässer
H00 Feuchtgebiete

Quelle: eurostat

Bodenbelastungen

Die hohe Besiedlungs- und Industriedichte z.B. in der Bundesrepublik Deutschland ist mit einer intensiven Beanspruchung des Bodens verbunden. Der Boden wird heute punktuell und flächenhaft, u.a. durch ehemalige Deponien und aufgegebene Produktionsanlagen (Altlasten), durch Luftschadstoffe und durch intensive Landwirtschaftsnutzung belastet und in seiner multifunktionalen Nutzbarkeit beeinträchtigt. Die Sanierung von zerstörten Bodenflächen und der vorbeugende Schutz des Bodens sind daher wichtige Aufgabenbereiche der Politik.

Wichtige Schadstoffgruppen sind Schwermetalle und Arsen, persistente organische Stoffe, Säurebildner, Rückstände von schwer abbaubaren Pflanzenschutzmitteln, Arzneimittel und Radionuklide (s. Tab.). Nährstoffe wirken dann schädlich, wenn die dem Boden zugeführte Menge den Bedarf der Nutzpflanzen übersteigt.

Wichtige bodenrelevante Stoffe und Stoffgruppen
Stoffgruppe (Stoffe)
Wirkungen

Anorganische Stoffe z. B. Schwermetalle

  • Blei (Pb)
  • Cadmium (Cd)
  • Quecksilber (Hg)
Schwermetalle werden im Boden gebunden und angereichert und sind ab einer bestimmten Konzentration toxisch für das Bodenleben und das Pflanzenwachstum. Über den Transfer in die Nahrungs- und Futterpflanzen und den Austrag in das Grundwasser besteht eine Gefahr für die menschliche Gesundheit.

Organische Stoffe z. B.
(POP: Persistent Organic Pollutants)

  • Chlorpestizide (DDT, HCH, Aldrin u.a.)
  • Dioxine / Furane (PCDD/F)
  • Polychlorierte Biphenyle (PCB)
  • Polychlorierte aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)

Langlebige organische Stoffe, die schwer abbaubar, meist stark toxisch oder krebserregend für Organismen sind. Sie reichern sich im Gewebe von Mensch und Tier an.

Es handelt sich in der Regel um organische, synthetisch hergestellte Chemikalien, von denen - heute in der BRD überwiegend nicht mehr zugelassene - persistente Verbindungen (zum Beispiel Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) oder 2,4,5-T) sich im Boden anreichern konnten.

 

Säurebildner z. B.

  • Stickoxide (NOX)
  • Stickstoffverbindungen (NH4)
  • Schwefelverbindungen (SO2)

Versauerung der Böden („Saurer Regen”), vor allem durch Schwefelverbindungen (SO2) aus der Kohleverbrennung und Stickstoffverbindungen (NOx) aus Straßenverkehr und landwirtschaftlichen Massentierhaltungen.

Niedrige pH-Werte erhöhen insbesondere die Löslichkeit und damit die Austragsgefährdung von Schwermetallen ins Grundwasser. Auch kommt es verstärkt zur Auswaschung von Nährstoffen. Bei extremen Verhältnissen können darüber hinaus irreversible Veränderungen oder Zerstörungen von Tonmineralen auftreten.

Nährstoffe z. B.

  • Stickstoffverbindungen (NO3, NH4)
  • Phosphate (PO3)
  • Sulfate (SO4)
Eutrophierung der Still- und Fließgewässer mit der Folge von Sauerstoffmangel und Verlust des Lebensraumes für Flora und Fauna. Austrag von Stickstoff in Form von Nitrat und Nitrit in das Grundwasser und Verschlechterung der Rohwasserqualität für die Trinkwassergewinnung.

Radionukleide z. B.

  • Cäsium (Cs-137)
  • Strontium (Sr-90)
Einträge von Cäsium-137 und Strontium-90 in Folge des Reaktorunfalls von Tschernobyl, Anreicherung im Boden und Schädigung der Bodenorganismen, durch Transfer in die Nahrungskette Gefahr für die menschliche Gesundheit.

Arzneimittel z. B.

  • Blutfettsenker
  • Hormonpräparate
  • Antibiotika
Stoffe, die vom Menschen ausgeschieden werden und über Wasser und Klärschlamm wieder auf den Boden gelangen können. In der Tiermast vor allem Antibiotika und Ausbringung mit der Gülle auf den Boden oder menschliche Aufnahme über tierische Nahrungsmittel.

Quelle: UBA 2015 (mod.)

Während Altlasten eher punktuelle Bodenbelastungen darstellen, können flächenhafte Bodenbelastungen durch den Lufteintrag verschiedener Nutzungsbereiche (Industrie, Verkehr, Landwirtschaft), die direkte landwirtschaftliche Nutzung und durch die Flächeninanspruchnahme für Wohnen, Industrie, Gewerbe, Verkehr und sonstige Infrastruktur verursacht werden.

Durch die Landwirtschaft können Boden- und damit auch Grundwasserbelastungen insbesondere bei nicht fachgerechter Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie bei der Aufbringung von Siedlungsabfällen auftreten. Nährstoffüberschüsse und damit verbundene Gefahren zu hoher Nährstoffeinträge in Böden und Gewässer treten vor allem in Regionen mit einer hohen Viehdichte auf.

Die folgende Tabelle belegt für die letzten Jahre in einigen Bereichen eine Trendwende in der Nachfrage nach Agrarchemikalien.

Handelsdünger- und Pflanzenschutzmittelverbrauch in Deutschland
Handelsdünger- und Pflanzenschutzmittelverbrauch in Deutschland

Quelle: LFL/LEL

Mikroplastik in landwirtschaftlichen Böden

Mikroplastik vermischt sich relativ schnell mit dem Boden und ist dann für das bloße Auge nicht mehr sichtbar. Untersuchungen zur möglichen Gefährdung von Bodenorganismen, Pflanzen und den Menschen haben bisher gezeigt, dass die Form der Mikroplastikpartikel eine wichtige Rolle spielt: Insbesondere Fasern scheinen negative Auswirkungen auf Bodenprozesse wie die Bodenaggregation zu haben, also das Zusammenhalten von Bodenpartikeln in Aggregaten und deren Stabilität. Möglicherweise stören die Mikroplastikpartikel den Zusammenhalt der Aggregate durch das Einfügen von Sollbruchstellen. Fragmente wie Folienstücke oder Kügelchen hatten bisher unterschiedlich starke Effekte auf Bodenprozesse. In mehreren Versuchen wurde experimentell gezeigt, dass Regenwürmer in Mitleidenschaft gezogen wurden und die Aktivität der mikrobiellen Bodenlebensgemeinschaft verändert wird. Die Keimung von Samen kann negativ beeinflusst werden; das Wachstum von Pflanzen wurde in Laborversuchen sowohl positiv als auch negativ beeinflusst.

Die unterschiedlichen Versuchsergebnisse sind in erster Linie vermutlich auf die immens große Zahl an unterschiedlichen Plastikarten, deren Zusatzstoffen und Versuchsbedingungen zurückzuführen.

Momentan kann die Gefährdungssituation durch Mikroplastik nicht abschließend beantwortet werden. Die Forschung auf diesem Gebiet steht noch am Anfang, wird aktuell jedoch massiv ausgebaut.

Zu den Quellen von Mikroplastik gibt eine Arbeit des BMEL Auskunft.

Natürliche Schadstoffquellen

Natürliche Quellen für Schadstoffe in Böden sind die in den Ausgangsgesteinen der Bodenbildung enthaltenen Mineralien, aus denen die Schadstoffe durch Verwitterung freigesetzt werden. Oberflächennahe Anreicherungen von Erzmineralien und deren Verwitterung können lokal zu natürlich erhöhten Schadstoffgehalten in Böden führen. Auch Waldbrände und Vulkanausbrüche können Ursache für den Eintrag von Schadstoffen in Böden sein.

Nicht-stoffliche Bodenbelastungen

Nicht-stoffliche Bodenbelastungen sind das Überbauen, Versiegeln, Zerschneiden oder Abtragen von Flächen in der Folge verkehrlicher und siedlungswirtschaftlicher Nutzung. Die für Wohnen, Industrie und Gewerbe, Verkehr und sonstige Infrastruktur beanspruchten Flächen betragen zwar nur 11,2 % der Gesamtfläche des Bundesgebietes, können aber örtlich 70 % und mehr erreichen.
Weitere nicht-stoffliche Bodenbelastungen sind Bodenverdichtung, Bodenerosion und Humusabbau infolge standortunangepaßter landwirtschaftlicher Bodennutzung. Auch die touristische Übernutzung von ökologisch empfindlichen Landschaften (z.B. der Alpen) kann zu Erosion und Bodenverdichtung führen.

Anders als bei den Umweltmedien Wasser und Luft hat der Boden erst 1985 mit der Bodenschutzkonzeption der Bundesregierung, dem anschließenden "Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über Maßnahmen zum Bodenschutz" und das Bundesbodenschutzgesetz von 1998 die Bedeutung und Schutzwürdigkeit als eigenes Umweltmedium erhalten. Inzwischen wurden von der Bundesregierung Maßnahmen zum Bodenschutz in eine Reihe von Rechtsnormen integriert, u.a. in die Klärschlammverordnung von 1992, die entscheidende Verschärfungen der Standards von Klärschlämmen enthält.
Auch wenn der Boden als eigenständig zu schützendes Gut anerkannt ist, so wurden doch durch die sogenannten Beschleunigungsgesetze neue Verhältnisse geschaffen, die mit den Zielen der Bodenschutzkonzeption nicht ohne weiteres vereinbar sind.
Zwar sind Böden durch ihre Leistungen und Nutzungen Ressourcen, die dazu beitragen, das Überleben der Menschheit zu sichern und Böden sind somit im ökonomischen Sinne Güter von globaler Bedeutung. Aber noch immer stehen für die Stellung der Böden in einer umweltökonomischen Gesamtrechnung keine fertigen Konzepte zur Verfügung. Auch fehlt eine Definition des bodenökonomischen Gesamtwertes.

Weitere Informationen:

Bodenbesitzreform

Siehe Bodenreform

Bodenbewertung

In Deutschland wurde 1934 ein "Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens" verabschiedet und 1965 in den alten Bundesländern durch das "Bewertungsänderungsgesetz" ergänzt. Es ist Grundlage für eine gerechtere Besteuerung der Landwirtschaft, sinnvolle Bodennutzungsplanung, für eine gerechte Bewertung im Rahmen von Beleihungen, Grundstückskäufen, Enteignungen, Entschädigungen bei Nutzungsausfällen von naturschutzwürdigen und daher extensiv zu bewirtschaftenden Flächen u.ä.

Die Bodenschätzung erfolgte im gesamten Reichsgebiet bei Geländebegehungen mit 1 m-Bohrungen im 50 m-Abstand und Aufgrabungen im Beisein ortskundiger Landwirte durch amtlich bestellte Bodenschätzer nach einem relativ einfachen Bewertungsschlüssel.

Während die Bodenschätzung in den alten Bundesländern durch vom Finanzamt bestellte Bodenschätzer bis heute fortgeführt wurde, liegt sie in den neuen Bundesländern teilweise mehr als 50 Jahre zurück.

Nach heutigem Verfahren werden die Bodeneigenschaften eines Ackerstandortes durch die Bodenzahl bewertet, eine zusätzliche Berücksichtigung von Klima und Relief ergibt die Ackerzahl.
Zur Bestimmung der Bodenzahl werden folgende Faktoren herangezogen:

Je nach diesen drei Faktoren haben die Böden im Ackerschätzungsrahmen bestimmte Wertzahlen - eben die Bodenzahlen - mit mehr oder weniger großen Spannen erhalten. Die Bodenzahlen sind Verhältniszahlen, sie reichen von 7 - 100 (das Optimum liegt bei einigen Schwarzerden der Magdeburger Börde). Das heißt, die jedem Grundstück zugewiesenen Bodenzahlen geben an, in welchem Verhältnis der Reinertrag des geschätzten Grundstückes zum Reinertrag des Bodens mit der Wertzahl 100 liegt. Als Bezugsgrößen wurden die folgenden Klima- und Geländeverhältnisse sowie betriebswirtschaftlichen Bedingungen festgelegt: 8 °C mittlere Jahrestemperatur, 600 mm Niederschlag, ebene bis schwach geneigte Lage, annähernd optimaler Grundwasserstand, weiterhin die betriebswirtschaftlichen Verhältnisse mittelbäuerlicher Betriebe Mitteldeutschlands.

Weichen die Klima- und Geländeverhältnisse von den angeführten Bezugsgrößen ab, so werden an den Bodenzahlen Zu- oder Abschläge vorgenommen. Auf diese Weise erhält man die Ackerzahl als Maßstab für die durch Ertragsfähigkeit und natürliche Ertragsfaktoren bedingte Ertragsleistung.

Beispiel für das gesamte Schätzungsergebnis eines Bodens
L4Al65/70 = Lehmboden, Zustandsstufe 4, Alluvium, Bodenzahl 65, Ackerzahl 70

Bei der Bewertung des Grünlandes wird die Beurteilung nach Bodenart und Zustandsstufe beibehalten, jedoch weniger differenziert, das Ergebnis ist die Grünlandzahl.

Aus dem Verhältnis der Anteile des landwirtschaftlichen Betriebes an verschieden wertigem Acker- und Grünland ergibt sich die Ertragsmeßzahl (EMZ) des Betriebes. Dabei werden die einzelnen bewerteten Parzellen für den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb in Ar (a) mit der Acker- bzw. Grünlandzahl multipliziert.

Die Ergebnisse der Bodenschätzung liegen für das gesamte Bundesgebiet in Schätzungsbüchern und Schätzungskarten unterschiedlicher Maßstäbe bei den zuständigen Finanzämtern vor.

Die ermittelte Bodenbewertung muß nicht notwendigerweise mit den erwirtschafteten Erträgen korrelieren. So kann auf einem sandigen, also "schlechten" Boden beim Anbau von Spargel ein hoher Erlös erzielt werden. Auch muß für eine optimale Nutzungsplanung zum Schätzungsergebnis noch die Profilbeschreibung sowie eine Analyse der weiteren Standortfaktoren (Durchwurzelbarkeit, Wasser-, Luft-, Wärme- und Nährstoffverhältnisse) kommen.

Für Obststandorte besteht ein Bewertungsschema, das auf Bodenansprachen (Gründigkeit, Bodenart, Kalkgehalt) und Aufnahme der Wildflora fußt und außerdem Exposition und Inklination sowie Wärme und Spätfrostgefährdung berücksichtigt. Zur Beurteilung von Rebstandorten dienen 8 Standortstufen mit den Kriterien Ausgangsgestein, Bodenart, Stein- und Kalkgehalt, nutzbare Feldkapazität, (auch Klima- und Reliefparameter berücksichtigender) ökologisch wirksamer Feuchtegrad und Wärmeverhältnisse.

Bodenbewirtschaftungsreform

Eine Vielzahl von Maßnahmen, die die Nutzungsmethoden im Rahmen der Landwirtschaft ändern sollen. Wesentliches Ziel ist, durch Beratung und Ausbildung den Landwirten neue Wege zu öffnen, ihre Betriebe zu reorganisieren oder zumindest die Bodennutzung zu verändern, um eine höhere Produktivität zu erreichen. Entsprechende Maßnahmen sind u.a.:

(s. a. Agrarreform, Bodenreform)

Bodenbildung

Auch Pedogenese; Bezeichnung für den Prozess der Entstehung von Böden. Im Zuge der Bodenentwicklung kommt es zur Ausbildung und Veränderung von Bodenhorizonten bzw. deren Abfolgen, den Bodenprofilen. Man bezeichnet diesen Prozess auch als Profildifferenzierung, da die Bodenprofile in der Regel mit ihrer Entwicklung an Komplexität zunehmen.

Der Begriff der Bodenentwicklung umfasst dabei die Prozesse der Bodenbildung und stellt diese in einen allgemeinen Rahmen. Typische Stadien der Bodenentwicklung werden in der Bodenkunde als Bodentypen klassifiziert.

Böden bilden und entwickeln sich über lange Zeiträume, viele Faktoren spielen dabei zusammen. Die wichtigsten natürlichen Einflussfaktoren sind das Gestein, das Klima, Pflanzen und Tiere, die Form und Neigung des Geländes und das Wasserangebot. Von großer Bedeutung sind die Entwicklungszeit und die Intensität der Bodennutzung durch den Menschen, welche in den letzten Jahrhunderten zu erheblichen Bodenveränderungen geführt hat.

Viele Faktoren steuern die langsame Entwicklung des Bodens
Viele Faktoren steuern die langsame Entwicklung des Bodens

Quelle: UBA

Die eigentliche Entstehung von Boden passiert durch verschiedene Arten von Gesteinsverwitterung und durch die weitere Zerkleinerung mineralischer Bodenpartikel. Die Prozesse können je nach Stärke der Einflussfaktoren unterschiedlich schnell ablaufen. Boden ist aber mehr als ein Gemenge ausschließlich mineralischer Partikel mit unterschiedlicher Größe. Boden ist vor allem ein Gemisch aus zersetzter organischer Substanz, dem Humus und den mineralischen Bestandteilen durchsetzt mit Wasser und Luft sowie einer Vielzahl pflanzlicher und tierischer Lebewesen. Bis dieses Gemisch in der gewohnten Qualität und notwendigen Mächtigkeit entsteht, braucht es viel Zeit. Die Entwicklung einer ein Zentimeter mächtigen, humosen Bodenschicht kann zwischen 100 und 300 Jahren dauern – jedoch bei einem einzigen starken Gewitterregen durch Erosion verloren gehen.

Parallel zur Zerkleinerung des Gesteins und der mineralischen Partikel passieren eine ganze Reihe weiterer Prozesse wie die Humifizierung, Verbraunung und Verlehmung und steuern den Fortgang der Bodenbildung.

Alle bei der Zerkleinerung im Boden freigesetzten Ionen sowie die entstandenen Tonminerale und Huminstoffe werden früher oder später mit dem versickernden Bodenwasser vertikal transportiert. Das Ergebnis hängt von der Intensität des Transports, von der Durchlässigkeit des Bodens und von der Dauer der wirkenden Prozesse ab. Es werden auch, je nach Klima, leicht lösliche Salze gelöst und wieder fixiert oder schwerer lösliche Carbonate durch versauernd wirkende Niederschläge.

Alle genannten Vorgänge beeinflussen die Zusammensetzung und die Eigenschaften des Bodens und geben ihm ein charakteristisches Aussehen in Form des vertikalen Profilaufbaus mit seinen Schichten und Horizonten.

Das komplexe Wirkungsgefüge bodenbildender Faktoren und Prozesse führt zu typischen Abfolgen der Bodenentwicklung, sogenannter Bodenentwicklungsreihen; diese können oft die räumliche Vergesellschaftung verschiedener Bodentypen erklären. So hat sich z. B. im mitteleuropäischen Klima bei mehr als 700 mm Niederschlag aus einem kalkhaltigen Löss zuerst eine Pararendzina und schließlich eine Braunerde entwickelt. Durch Tonverlagerung entsteht anschließend eine Parabraunerde. Unter dem Einfluss der Bodenerosion in hängigen Lagen kann diese sich wieder zur Braunerde und Pararendzina zurück entwickeln. In ebener Lage entsteht oftmals ein Pseudogley,
der durch Staunässe gekennzeichnet ist.
Seit 2005 wird jährlich der „Boden des Jahres“ gekürt. Aus diesem Anlass stellt das Kuratorium „Boden des Jahres“ umfassendes, allgemeinverständliches Informationsmaterial im Internet (www.boden-des-jahres.de) sowie in Postern und Broschüren bereit.

Typische Bodenentwicklungen in Mitteleuropa
Typische Bodenentwicklungen in Mitteleuropa

Quelle: BLE 2019

Die beschriebenen Prozesse der Bodenbildung entscheiden über die Korngrößenzusammensetzung der mineralischen Bodenpartikel.

Diese Eigenschaft wird als Bodenart bezeichnet und wird manchmal mit dem Bodentyp verwechselt. Die Bodenart ist ein Maß für die Anteile der unterschiedlichen Korngrößenfraktionen und reicht von sehr fein und nicht mehr sichtbar bis zu zwei Millimeter großen Sandkörnern.

Die Korngrößenzusammensetzung ist eine der zentralen Bodeneigenschaften und beeinflusst die wichtigsten Funktionen und Prozesse im Boden. Besonders die Wasserführung und der Ertrag, aber auch der Beitrag zur Vermeidung von Hochwasser werden von der Bodenart gesteuert. Die Verteilung der Korngrößen entscheidet erheblich über die Gefährdung durch Bodenerosion und die Gefährdung gegenüber einer Verdichtung durch schwere Land-, Forst- oder Baumaschinen.

Die kleinsten Vertreter unter den mineralischen Bodenpartikeln sind die Tonminerale. Ton ist deswegen so wertvoll, weil die silikatische Struktur es ermöglicht, in dem existierenden Kristallgitter Ionen zu binden und darin enthaltene Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar zu machen.
Von noch größerem Wert sind die Huminstoffe oder der Humus im Boden. Neben der Bindung von Kohlenstoff kann Humus wegen seiner großen Oberfläche ebenfalls Nährstoffe speichern und freisetzen und auch sehr viel Wasser aufnehmen. Sowohl Tonminerale als auch der Humus sind die wichtigsten Filter für Schadstoffe. Der Humus ist eine wichtige Energiequelle für alle Bodenlebewesen, die wiederum ihren Teil zur Bodenqualität nur dann beisteuern können, wenn optimale Verhältnisse herrschen. Aus diesem Grund sind Wirtschaftsweisen anzuwenden, die nicht zu sinkenden Humusgehalten führen.

Bodendegradation

Auch Bodendegradierung genannte dauerhafte oder irreversible Veränderung der Strukturen und Funktionen von Böden oder deren Verlust, die durch physikalische und chemische oder biotische Belastungen durch den Menschen entstehen und die Belastbarkeit der jeweiligen Systeme überschreiten.

Solche negativen Eingriffe äußern sich in bestimmten "Krankheitsbildern" oder "Syndromen", welche sich aus Symptomen wie Winderosion u.a. zusammensetzen (vgl. Tabelle unten Prozesse ...). Vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen werden plakativ zwölf anthropogene "Bodenkrankheiten" zusammengestellt, die sich an einem ausgewählten geographischen Brennpunkt oder einer markanten Begleiterscheinung orientieren.

Zwölf Syndrome der Bodendegradation:

  1. Wandel in der traditionellen Nutzung fruchtbarer Böden: "Huang-He-Syndrom"
  2. Bodendegradation durch industrielle Landwirtschaft: "Dust-Bowl-Syndrom"
  3. Überbeanspruchung marginaler Standorte: "Sahel-Syndrom"
  4. Konversion bzw. Übernutzung von Wäldern und anderen Ökosystemen: "Sarawak-Syndrom"
  5. Fehlplanung landwirtschaftlicher Großprojekte: "Aralsee-Syndrom"
  6. Ferntransport von Nähr- und Schadstoffen: "Saurer-Regen-Syndrom"
  7. Lokale Kontamination, Abfallakkumulation und Altlasten: "Bitterfeld-Syndrom"
  8. Ungeregelte Urbanisierung: "São-Paulo-Syndrom"
  9. Zersiedelung und Ausweitung von Infrastruktur: "Los-Angeles-Syndrom"
  10. Bergbau und Prospektion: "Katanga-Syndrom"
  11. Bodendegradation durch Tourismus: "Alpen-Syndrom"
  12. Bodendegradation infolge militärischer Einrichtungen: "Verbrannte-Erde-Syndrom"

Die ursachenbezogene Aufgliederung des Gesamtphänomens "Bodendegradation" in global oder regional verbreitete Komponenten ist nicht vollkommen scharf, gewisse Syndrome treten stellenweise gemeinsam auf.

Prozesse der Bodendegradierung
Prozesse der Bodendegradierung

Quelle: Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre", 1994 (ergänzt)

Die Erde verfügt nur noch über wenige (bisher nicht genutzte) zusätzliche Flächen; praktisch alle fruchtbaren oder wenigstens durch extensive Weidewirtschaft nutzbaren Areale der Erde werden bereits vom Menschen bewirtschaftet (insgesamt 1,3 Mrd. Hektar). Nachdem Ertragssteigerungen durch Düngung und Einsatz von Pestiziden ökologische Grenzen gesetzt sind, erlauben künftig nur neue Züchtungen und eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung eine höhere Nutzung der Böden.

Punktuell können sich als Folge von Bodendegradation und Desertifikation soziokulturelle Konflikte (z.B. Viehhalter vs. Ackerbauern) verschärfen und zu innen- und außenpolitischen Problemen führen.

Die Bodendegradation als wichtiger Bestandteil des "globalen Wandels" ist bislang (1996) weder in Industrie- noch in Entwicklungsländern ausreichend bewußt geworden. Immerhin gehen jährlich fünf bis acht Millionen Hektar kultiviertes Land alleine durch Versalzungs- und Erosionsprozesse verloren. In der Agenda 21 findet sich die Thematik Bodenschutz nur verstreut in mehreren Kapiteln, nicht in gebündelter Form.

Typologie der Ursachen anthropogener Bodendegradation in Mio. ha
Typologie der Ursachen anthropogener Bodendegradation in Mio. ha

Quelle: Oldeman 1992

(s. a. Landdegradation, Wüstenkonvention)

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Bodenerosion

Bodenerosion ist ein an vielen Stellen der Erde auftretender natürlicher Vorgang, unter dem man den Abtrag von Bodenmaterial auf der Erdoberfläche durch Wind oder Wasser versteht. Dieser Prozess tendiert daraufhin, Unterschiede im Schwerkraftpotential der Bodenkörner durch Einebnung des Reliefs auszugleichen. Trotz der Bedeutung der Schwerkraft wird erodiertes Material oft über beträchtliche horizontale Distanzen verfrachtet, insbesondere bei der Winderosion.

Durch verschiedene Formen der Landnutzung können Erosionsprozesse verstärkt oder durch diese an bestimmten Standorten erst ausgelöst werden. In der Kulturlandschaft ist Erosion unerwünscht, da sie den Oberboden und damit den fruchtbarsten Teil des Bodens erfasst. Ein Boden ist um so erosionslabiler, je geringer seine Kohäsion und je feiner seine Körnung ist. Besonders erosionsgefährdet sind daher unverkittete Schluff- und Feinsandböden.

Die Winderosion wirkt vor allem auf ebene Flächen ein, die Wassererosion schädigt besonders unbedeckte Ackerflächen in Hanglagen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Erosion der Böden gerade durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Ackerflächen vorangetrieben oder primär oft sogar verursacht worden ist. Nach Schätzungen der FAO werden weltweit jährlich ca. 25 Mrd. t Boden weggeschwemmt.

Jeder Prozess, der die Struktur der Bodenoberfläche destabilisiert, wirkt erosionsfördernd, so vor allem der Aufschlag von Regentropfen. Dabei wird die kinetische Energie der Tropfen in Verformungsarbeit und Wärme umgesetzt und durch die Befeuchtung die Kohäsion der Bodenteilchen vermindert. Wegen seines geringen Elektrolytgehaltes wirkt das Regenwasser zudem dispergierend auf Bodenkolloide. Mit der Zerstörung der Aggregatstruktur werden Grobporen zerdrückt; abgelöste Feinpartikel führen zu einer Verschlämmung der Bodenoberfläche. Dadurch nimmt das Infiltrationsvermögen ab, es kommt zum Wasserstau an der Bodenoberfläche und zu Oberflächenabfluss an Hanglagen.

Niederschläge von mehr als 50 mm/h wirken abrupt erosiv. Bei diesem Wasseranfall von über 1,4 x 10-3 cm/s liegt normalerweise die Durchlässigkeitsgrenze vieler Böden.

Hydrophobe Bodenoberflächen hemmen die Wasserinfiltration. Es bildet sich an der Oberfläche ein frei beweglicher Wasserfilm, der das Austreten der Bodenluft verhindert und erodierendes Oberflächenwasser verursachen kann. Stark ausgetrocknete Humusböden wirken oft hydrophob, sie brauchen längere Zeit, um sich zu benetzen.

Hangwasser, das aus geologischen Schichten austritt, kann den darüberliegenden Boden zum Abrutschen veranlassen, sofern genügend Hangenergie mitwirkt.

Der gleichmäßige Bodenabtrag auf einer horizontalen Fläche mit der Folge verkürzter Bodenprofile wird als Flächenerosion bezeichnet. Je stärker die Oberfläche geneigt ist und je mehr sich der Oberflächenabfluß in einzelnen Gerinnen sammelt, um so höher wird die Fließgeschwindigkeit. Mit zunehmender Schleppkraft des Wassers verstärkt und konzentriert sich der Oberflächenabtrag zur Rillenerosion und schließlich zur Grabenerosion. Je größer die Sedimentfracht des abfließenden Wassers ist, um so größer ist die Reibung an den Gerinnewänden und damit die Erosionswirkung.

Das Erosionsvermögen einer Luftströmung hängt in erster Linie von ihrem Geschwindigkeitsprofil über der Bodenoberfläche ab. Direkt über der Oberfläche befindet sich eine laminar strömende Luftschicht; mit zunehmendem Abstand steigt die Geschwindigkeit, und die laminare Strömung geht in eine turbulente Strömung über. Winderosion setzt ein, wenn Bodenpartikel von der turbulenten Strömung erfaßt und aufgewirbelt werden. Kleinere Partikel setzen sich langsamer wieder ab als große und werden entsprechend höher und weiter transportiert. Größere Partikel rollen oder springen (Saltation) teilweise nur an der Oberfläche entlang. Beim Wiederaufschlag saltierender oder suspendierter Partikel werden weitere Partikel von der Oberfläche abgelöst und in die turbulente Strömung geschleudert. Die abreibende Wirkung der Luftströmung (Reibung) steigt mit dem Gehalt an suspendierten Festpartikeln, der um so größer ist, je länger die freie Erosionsstrecke des Windes ist ("Lawineneffekt"). Durch Winderosion sind vor allem kohäsionsarme Böden mit vegetationsfreier, trockener Oberfläche gefährdet, z.B. Feinsand- und Schluffböden, sowie feinkrümelige organische Böden. Feuchte bis nasse Böden werden durch Wind kaum erodiert.

Derzeit sind weltweit 1.965 Mio. Hektar (ca. 15 % der gesamten eisfreien Landoberfläche) geschädigt. In den letzten vierzig Jahren ist rund ein Drittel des weltweit nutzbaren Ackerbodens durch Erosion verlorengegangen. Die meisten der betroffenen Areale liegen in Asien (39 %) und Afrika (25 %).

Schäden, die durch Bodenerosion entstehen, werden für die USA auf einen jährlichen Betrag von 44 Milliarden Dollar beziffert. Man schätzt, daß ein Fünftel des Geldes, das zur Beseitigung der Schäden aufgewendet wird, genügte, um durch geeignete Maßnahmen und verbesserte Agrartechniken die Erosion zu stoppen.

Die unmittelbaren oder mittelbaren Schadfolgen der Bodenerosion:

Auf erosionsgefährdeten Standorten sind in Deutschland selbst bei durchschnittlichen Klimaverhältnissen Bodenabträge von bis zu 200 t/ha und Jahr gemessen worden. Weltweit werden Höchstwerte von bis zu 500 t/ha ermittelt. Schon 1 mm Bodenabtrag entspricht pro ha (10.000 m2) einem Verlust von durchschnittlich 15 t Boden. Die durchschnittlichen Abtragungsraten durch Erosion liegen in Deutschland bei etwa 10 - 12 Tonnen Bodenmaterial je Hektar und Jahr. Dem steht die Bodenbildungsrate gegenüber, die in humiden Klimagebieten 1 - 2 t Boden pro Hektar und Jahr (d.h. 0,1 - 0,2 mm) beträgt.

Während von der Winderosion vor allem die waldarmen Gebiete mit entwässerten Sand- oder Moorböden Norddeutschlands betroffen sind, tritt die Bodenerosion durch Wasser hauptsächlich auf den ackerbaulich intensiv genutzten Flächen des gemäßigt humiden Klimaraumes auf, wie wir sie in Deutschland zum Beispiel in Bayern vorfinden. In diesen Regionen beginnt die Erosion bei Niederschlägen von 10-12 mm/h und kann besonders bei Gewitterregen beträchtliche Ausmaße annehmen. Solche Niederschläge werden dann als erosiv bezeichnet und treten besonders im Mai und Juni auf schlecht geschützten Oberflächen auf. Die Erosionswirkung der Regenfälle steigt oberhalb eines Schwellenwertes von 25 mm/h, was dem Auftreffen von circa 250 Tonnen Wasser pro Hektar und Stunde entspricht. Daher drohen in den Tropen wesentlich höhere Risiken der Bodenerosion als in feuchtgemäßigten Regionen.

Der als maximal tolerierbar angesehene Bodenabtrag von 8 t/ha/a wird in Bayern auf 43 % der Ackerfläche überschritten. Dort sind 66 % der Ackerfläche und in Niedersachsen 26 % der Gesamtfläche als gefährdet eingestuft. In den neuen Bundesländern weisen 50 % der Standorte Degradationserscheinungen auf.

Die Zunahme der Bodenerosion der letzten drei Jahrzehnte in Deutschland hat folgende Ursachen:

Für die Reduzierung der Bodenerosion kommt der Bedeckung der Bodenoberfläche eine zentrale Bedeutung zu. Zum einen bewirkt die Bedeckung einen direkten Schutz vor der zerschlagenden Wirkung der Regentropfen (Spritzerosion / splash), sie bremst die Windgeschwindigkeit in Bodennähe bei gleichzeitiger Minderung der Turbulenz und verzögert die Austrocknung, zum anderen schafft sie zusätzliche Nahrung und ausgeglichene Lebensbedingungen für die Bodenlebewesen.

Die Schutzwirkung nur der Kulturen ist beim ökologischen Landbau schlechter als bei konventionellem Landbau, weil die Pflanzen i.d.R. langsamer wachsen. Dieser offensichtliche Nachteil wird aber zu einem großen Teil durch den höheren Bestand an Wildkräutern und Mulch aus dem Zwischenfruchtanbau kompensiert, so dass der Erosionsschutz bei beiden Wirtschaftsformen der gleiche sein dürfte.

Maßnahmen zur Vermeidung oder Minderung der Erosion:

Die aufgelisteten Maßnahmen haben nicht nur eine erosionsmindernde Wirkung, sondern beeinflussen auch die Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffdynamik positiv. Dies wiederum verringert auch die Nitratbelastung.

Weitere Informationen:

Bodenfauna

Syn. Bodentiere; Gesamtheit der tierischen Bewohner des Bodens und der Bodenoberfläche inklusive der aufliegenden Streu (Epigaion). Der Name ist von der römischen Göttin „Fauna“, Göttin des Waldes und der Tierarten abgeleitet.

Der Fauna kommt durch die Zerkleinerung von abgestorbenen Pflanzenresten und Tierleichen sowie durch ihre Lebensweise eine ebenso bedeutende Rolle im Boden zu, wie den anderen dort lebenden Organismen. So sorgen zum Beispiel im Boden kriechende und im Boden wühlende Tiere für die Durchmischung, Durchlüftung und Lockerung des Bodens.

Die Bodenfauna kann nach der Größe der Tiere und nach der Art ihrer Lebensweise unterteilt werden:

Unterteilung nach der Größe

Unterteilung nach der Lebensweise

Populationsdichten der Bodenfauna

Auf unterschiedlichen Skalen sind unterschiedliche räumliche Muster der Abundanz der Bodenfauna zu beobachten:

a) Global gibt es einen deutlichen Klima- bzw. Breitengradienten, der von wenigen ca. 10-50 Individuen in kalten Gebieten bis zu mehreren Hunderttausend pro m² in tropischen Gebieten reicht. Die Biomassen dagegen nehmen von mittleren Breiten sowohl zu kälteren Gebieten wie auch zu den Tropen hin ab.
b) Regional beeinflusst der Bodentyp und die Vegetation die Bodenfauna stark. Die größten Regenwurm-Dichten treten in Grasländern (Wiesen) auf.
c) Lokal bestimmen Boden- und Vegetationseigenschaften, Nutzungsart und Kultivierungstechnik die Abundanzen der Bodenfauna.
Die Faktoren, die die Zusammensetzung und Dichte der Bodenfauna bestimmen, lassen sich in einer hierarchischen Faktorenfolge angeben: Das Klima ist der Hauptfaktor, ihm folgen Bodenbeschaffenheit und Nährstoffgehalt, dann Vegetations- und Ressourcenqualität und auf unterster Skala die biotischen Interaktionen der Makro- und Mikroorganismen.

Ökologische Leistungen der Bodentiere

Entsprechend ihrer jeweiligen Verhaltensmuster und Anpassungen fördern die verschiedenen Bodentiergruppen die Bodenfruchtbarkeit durch vielfältige ökologische Leistungen:

Bodenfeuchte

Bezeichnung für den Wassergehalt im Boden; sie wird in der Regel in Volumenprozent angegeben. Das Wasser lagert sich im Boden in den Poren ein. In den kleinen Poren kann das Wasser gegen die Schwerkraft im Boden gehalten werden. Die Porenzusammensetzung im Boden ist somit maßgeblich für das Wasserspeichervermögen des Bodens verantwortlich.

Weitere Informationen:

Bodenfrost

1. In der Meteorologie und Klimatologie definiert als Unterschreitung des Gefrierpunktes von Wasser (0 °C) in der unmittelbar über dem Erdboden befindlichen Luftschicht (in 5 cm Höhe). Der Erdboden selbst muss dabei noch nicht gefroren sein.

Außerdem kann die üblicherweise in 2 m Höhe in einer Thermometerhütte gemessene Lufttemperatur über Null Grad Celsius liegen. Bodenfrost kann bereits bei einer gemessenen Lufttemperatur von 3 bis 5 °C auftreten.

2. In der Landwirtschaft und im Bauwesen spricht man von Bodenfrost, wenn die Temperaturen im Erdboden unter 0 °C liegen.
Wie tief der Frost in den Boden eindringt, hängt von Faktoren wie Bedeckung/Bewuchs, Art und Wassergehalt des Bodens ab. Außerdem spielt die Witterung eine Rolle - wenn der Boden beispielsweise von Schnee bedeckt ist, wirkt dieser als Kälteschutz.
Besonders gravierend kann sich tiefreichender Bodenfrost bei fehlendem bzw. geringem Schneeschutz oder aber bei lang andauernder Schneebedeckung auf tiefgefrorenem Boden auswirken. So kann bei anhaltendem Bodenfrost die Wasserversorgung von Pflanzen behindert oder unterbunden werden.

Die Frosteindringtiefe ist im Zusammenhang mit der Einhaltung der Düngeverordnung von Bedeutung.

(s. a. Auswinterung, Frosttrocknis)

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Bodenfruchtbarkeit

Teilweise auch Ertragsfähigkeit oder Bodenproduktivität; wissenschaftlich unklarer Begriff, unter dem man üblicherweise die Fähigkeit des Bodens versteht, die Pflanzen kontinuierlich und ausreichend mit Wasser, Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen, ihnen eine gute Durchwurzelbarkeit zu bieten und so optimale Erträge bei geringen Ertragsschwankungen zu bedingen. Als Maß für die Bodenfruchtbarkeit dient gewöhnlich der Ertrag unter festgelegten Rahmenbedingungen. Da jedoch der Ertrag nicht alleine vom Boden bestimmt wird, sondern vom Zusammenwirken aller Standortfaktoren mit dem jeweiligen Bewirtschaftungssystem, kann ein Experiment niemals die Fruchtbarkeit eines Bodens an sich bestimmen, sondern je nach Gestaltung nur einzelne, die Bodenfruchtbarkeit bestimmende Faktoren oder Prozesse.
Aus der Sicht des Bodenschutzes sind heute nicht mehr allein die Merkmale "Fruchtbarkeit und Produktivität" ausschlaggebend, sondern es sind auch die ökologischen Aufgaben des Bodens in ihrer Bedeutung für den Kreislauf der Natur zu berücksichtigen.
Die natürliche Bodenfruchtbarkeit ist das Ergebnis sehr unterschiedlicher Gegebenheiten und Abläufe. Von Natur aus haben sich fruchtbare und weniger fruchtbare Böden entwickelt - abhängig vom Ausgangsgestein, dem Klima, der Verwitterungszeit und der Vegetation.

Die wichtigsten Merkmale fruchtbarer Böden sind:

Der Wissenschaft ist es gegenwärtig noch nicht möglich, die Wirkung der Bodenfruchtbarkeit auf die Pflanzenproduktion und auf die Umwelt so zu beschreiben, daß verläßliche Voraussagen und daraus sichere Anweisungen für praktisches Handeln möglich wären.

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Bodengare

Bei Kulturböden verwendete Bezeichnung für den für das Pflanzenwachstum günstigsten Zustand des Bodens. Die Gare wird bedingt durch hohe biologische Aktivität der Bodenlebewesen und die Krümelstruktur des Bodens. Voraussetzungen sind: krümelfähiger Boden, z.B. Lehm, ausreichender Humusgehalt von ca. 2 %, neutrale Bodenreaktion, optimales Porenvolumen, ausreichende Wasserversorgung, möglichst ganzjährige Pflanzenbedeckung. Als bestes Beispiel für garen Boden gilt ein frischer Maulwurfshügel im Grünland.

Bodengefüge

Bezeichnung für den inneren räumlichen Bau des Bodens. Der Begriff ist teilweise identisch mit dem früher gebräuchlicheren Begriff Bodenstruktur. Das Bodengefüge ist eine der wichtigsten fruchtbarkeitsbestimmenden Bodeneigenschaften. Man unterscheidet nach der Art der räumlichen Anordnung der festen Bodenbestandteile, die zwischen sich einen unterschiedlich großen Porenraum einschließen, zwischen dem mit dem Mikroskop erkennbaren Mikrogefüge und dem mit dem bloßen Auge zu beurteilenden Makrogefüge.
Im Bereich des Makrogefüges unterscheidet man nach dem Grad des Zusammenhalts der Bodenpartikel und nach der Art der Verklebung und/oder Absonderung:

Das Krümelgefüge, ein Untertyp des Aggregatgefüges, gilt als das erstrebte Gefüge des Saatbettes und der Ackerkrume. Es gewährleistet einen für höhere Pflanzen und Bodenlebewesen günstigen Wasser- und Lufthaushalt. Die Pflanzenwurzeln können sich ungehindert entfalten und die Nährstoffaufnahme sicherstellen. Diese Funktionen kann das Krümelgefüge besonders gut ausüben, wenn Krümel aller Größen vorliegen und dadurch ein günstiges Hohlraumsystem gegeben ist, und ferner, wenn die einzelnen Krümel stark porös und stabil gegen Regenaufschlag sind. Dadurch wird der Regen rasch aufgenommen und Verschlämmung sowie Bodenabtrag weitgehend verhindert. Eine ähnlich positive Wirkung besitzt das Wurmlosungsgefüge, ebenfalls ein Untertyp des Aggregatgefüges.

Der wesentliche Baustoff für die Krümel ist der Humus. Er wirkt direkt durch Verklebung der gröberen Bodenteilchen und indirekt durch die von ihm lebenden Mikroorganismen, welche die Bodenmasse ebenfalls verkleben. Austauschstarke Tonsubstanz mit großer spezifischer Oberfläche fördert die krümelige Aggregierung stärker als austauschschwache.
In der Natur liegt ein Gefüge, das der Forderung nach genügend Grobporen für ausreichende Belüftung in Zeiten des Wasserüberschusses und genügend Mittelporen zur Erhaltung eines großen Wasservorrates entspricht, am häufigsten in Lößböden vor. Das ist vor allem in Schwarzerden aus Löß der Fall und ist einer der wesentlichsten Gründe für deren hohen Bodenzahlen von 90 - 100 in der Reichsbodenschätzung.

Verschlechterungen des Bodengefüges treten insbesondere im Ackerbau durch die mechanischen Eingriffe der Bodenbearbeitung und Befahrung auf. Die lockernde Bodenbearbeitung führt zu einer Unterbrechung der wasserführenden Poren und setzt die Tragfähigkeit des Bodens herab. Die Befahrung kann je nach Bodenzustand, Witterungsverhältnissen und Bodendruck, der von Reifenart und Radlast abhängig ist, zu erheblichen Bodenverdichtungen führen. Beides zusammen, Unterbrechung der wasserführenden Poren und Verdichtungen, vermindern die Infiltrationsrate und das Porenvolumen des Bodens. Die Folgen sind neben verminderter Bodenfruchtbarkeit eine erheblich höhere Erosionsgefahr, insbesondere bei Böden mit hohem Schluffgehalt, die zu Verschlämmungen neigen.

Infolgedessen wird mit verschiedenen Möglichkeiten versucht, den Boden zu schonen und Verdichtungen vorzubeugen. So sind z.B. breite Reifen oder sogar Raupenfahrzeuge für Schlepper und Erntefahrzeuge üblich, die das Gewicht auf eine größere Fläche verteilen. Die gleiche Wirkung erzielen Reifendruckregelanlagen, mit der der Landwirt auf dem Acker per Knopfdruck den Reifendruck senken kann. Das vergrößert die Aufstandsfläche der Reifen und verringert den Bodendruck. In den letzten Jahren haben konservierende Bodenbearbeitungsverfahren deutlich zugenommen. 

Bodenhilfsstoffe

Nach dem Düngemittelgesetz sind Bodenhilfsstoffe "Stoffe ohne wesentlichen Nährstoffgehalt, die den Boden biotisch, chemisch oder physikalisch beeinflussen, um seinen Zustand oder die Wirksamkeit von Düngemitteln zu verbessern, insbesondere Bodenimpfmittel, Bodenkrümler, Bodenstabilisatoren, Gesteinsmehle".
Synthetische Gefügebildner beispielsweise können durch ihre netzartige Verklebung ein bereits vorhandenes Bodengefüge stabilisieren oder so fixierte Bodenoberflächen vor Wind- und Wassererosion schützen.

Styromull und Hygromull sind weitere synthetische Produkte, die keine Verbindung mit dem Boden eingehen, wohl aber als Flocken in den Boden eingemischt sein Filtergerüst verbessern. Während Styromull weitgehend abbauresistent zur Bodenauflockerung eingesetzt wird, ist Hygromull mikrobiell langsam abbaubar. In gärtnerischen Kultursubstraten, im Landschafts- und Kulturbau, zur Bodenauflockerung und als Filterstoffe werden diese Produkte eingesetzt.

Bodenhorizonte

Meist oberflächenparallel verlaufende, durch bodenbildende Prozesse entstandene, einheitliche Merkmale aufweisende Bereiche im Boden, wie sie dem Betrachter bei der Anlage eines Bodenprofils auffallen: sie sind streng von "Schichten" im geologischen Sinne zu unterscheiden.
Es wird nach folgenden Haupthorizonten differenziert:

Über dem A-Horizont findet sich häufig ein Auflagehorizont (O) mit einem hohen Anteil organischen Materials und darüber eine Streuauflage (L) aus wenig zersetzter Pflanzensubstanz.

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Bodenkolloide

Bodenkolloide sind alle mineralischen (Tonminerale, pedogene Oxide und Hydroxide) und organischen (vorwiegend Huminstoffe) Bodenpartikel < 2  µm. Kolloide bilden keine in sich geschlossene, chemisch definierte Stoffgruppe. Die Bodenkolloide sind bodenchemisch sehr aktiv und verfügen über eine im Verhältnis zum Volumen große Oberfläche. Sie sind in der Regel negativ geladen und übernehmen die Funktion von Austauschern, was für die Nährstoffspeicherung von hoher Bedeutung ist. Kolloide spielen auch bei der Verlagerung von Stoffen mit dem Sickerwasser eine wichtige Rolle, weil sie in feinste Teilchen peptisieren können, aber bei einer Änderung des pH-Wertes mit der Tiefe auch sofort wieder ausflocken und sich so in tieferen Bodenhorizonten anreichern.

Bodenlebewesen

Auch Bodenorganismen; die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen wird als Edaphon bezeichnet und in Bodenflora (Bakterien, Pilze, Algen, unterirdische Pflanzenorgane) und Bodenfauna (Protozoen, Nematoden, Mollusken, Anneliden, Arthropoden) unterteilt. Eine grobe Einteilung des Edaphons in Mikroflora, Mikro-, Meso- und Makrofauna ist aufgrund der Körpergröße der Organismen möglich. Mikroflora und Mikrofauna bilden zusammen die Gruppe der Mikroorganismen. Die oberirdischen Pflanzenteile stellen aufgrund ihrer Syntheseleistung die Produzenten von organischem Material dar, während viele Bodentiere die ersten Konsumenten (Destruenten) der Pflanzenmasse sind. Bakterien und Pilze wandeln als Reduzenten im letzten Glied dieser Nahrungskette den organischen "Abfall" schließlich zu anorganischen Endprodukten um. Die Stellung jeder Organismengruppe in dieser Abfolge wird als trophische Stufe bezeichnet. Im Stoffkreislauf baut jede Organismengruppe das Substrat weiter ab und gewinnt dabei Energie und Baustoffe für die Produktion ihres Körpers.

Die größten Gruppen des Bodenlebens in den gemäßigten Breiten

Die größten Gruppen des Bodenlebens in den gemäßigten Breiten

Eine Einteilung der Bodenlebewesen wird entweder anhand der Artzugehörigkeiten, anhand der Organismengröße oder ihrer Funktionen im Ökosystem Boden vorgenommen. All diese Organismen bilden dabei ein stark verwobenes Netz, mit dem auch das oberirdische Leben verbunden ist.
Die Anzahl der Individuen und Arten, aber auch die Biomasse an Bodenorganismen, kann dabei weit über dem liegen, was an oberirdischem Leben auf derselben Fläche zu finden ist. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen kann die Biomasse der Bodenorganismen zusammen 15 Tonnen pro Hektar betragen.

Quelle: BfN 2021

Leistungen der Bodenlebewesen:

Unter den zahlreichen im Boden vorkommenden Tieren haben die grabenden edaphischen Arten die stärkste Wirkung auf das Bodengefüge.
Durch die Grabtätigkeit von Regenwürmern und einigen Insektenlarven entstehen im Boden Röhren und Hohlräume. Diese führen dem Boden Luft zu, leiten Oberflächenwasser ab und helfen mit, die Erosion zu verringern. Die Röhren sind auch vorzügliche Wurzelräume und schließen den Unterboden für die Pflanzen auf. Wegen ihrer langjährigen Stabilität in gut belebten Böden können bis zu 400 Regenwurmröhren pro Quadratmeter ausgezählt werden, die Tiefen von 50 bis 70 cm, z.T. auch von einem Meter und mehr erreichen können. Die durch Regenwürmer alljährlich an die Oberflächen von Grasland gebrachten Bodenmengen werden auf 1 kg/m² beziffert. Dazu kommen nahezu 25 kg/m² Wurmkot im Bodeninneren. In alten Grünlandböden können die oberen Zentimeter fast ausschließlich aus Wurmkot bestehen.
Viele Tierarten können nicht selbst im Boden graben, sie besiedeln verlassene Regenwurmröhren und Hohlräume, die bei der Bodenbearbeitung entstanden sind. Dort ernähren sie sich von eingebrachten Pflanzen- und Tierresten, Kot, Algen, Pilzen und Bakterien. Sie kleiden die Hohlräume mit einer stabilen, krümeligen und porösen Schicht aus Kot und eingemengten Mineralbodenteilchen aus. Hier finden die Wurzeln Nährstoffe und Wasser.
Die wichtigsten Gruppen von Bodenlebewesen sind in extrem hohen Populationsdichten und in einer großen Artenvielfalt anzutreffen. Da in Ackerböden der Gehalt an organischer Substanz geringer ist als in der Krume von Wiesenböden, ist die Besiedlungsdichte von Bodenorganismen auf Grünland entsprechend höher.

Die Biomasse aller Bodenorganismen macht im Durchschnitt bei unseren landwirtschaftlich genutzten Böden etwa fünf Prozent der organischen Substanz aus. Das Gesamtgewicht des Bodenlebens pro Quadratmeter und 30 cm Tiefe beträgt auf Wiesenböden demnach etwa 1 kg. Übertragen auf einen Hektar entspricht dies dem Gewicht von 20 Großvieheinheiten.

Individuenzahl und Biomasse der Lebewesen auf einem Quadratmeter Wiesenboden bis in 80 cm Tiefe
Organismen mit bloßem Auge nicht sichtbar:
Systematische Gruppe
Individuen/m²
g Biomasse/m²
Bakterien
10 000 000 000 000
160
Pilze
12 000 000 000
380
Algen
1 000 000 000
90
Einzellige Tiere
1 600 000 000
115
Fadenwürmer
1 800 000
4
     
Organismen mit bloßem Auge sichtbar:
Systematische Gruppe
Individuen/m²
g Biomasse/m²
Springschwänze
26 000
11
Milben
18 000
10
Kl. Borstenwürmer
10 000
2
Käfer und Larven
800
8
Tausendfüßler
550
20
Ameisen
320
2
Asseln
300
4
Fliegenlarven
240
26
Spinnen
230
2
Regenwürmer
130
145
Schnecken
50
25

Quelle: LfL

Gefährdung des Bodenlebens

Die heute auf großer Fläche dominierende intensive und rationalisierte Landwirtschaft beeinträchtigt den Lebensraum Boden mitsamt dem Bodenleben erheblich und versucht den damit einhergehenden Verlust natürlicher Prozesse teils durch vermehrten Einsatz von Technik und Agrochemie zu kompensieren. Mineralische Düngemittel, synthetische Pflanzenschutzmittel und weitere Stoffeinträge akkumulieren sich im Boden und schädigen die dort lebenden und wirkenden Organismen. Auch der Einsatz von immer intensiverer und schwererer Landtechnik verdichtet und verändert das Bodengefüge in einem Maße, in dem es vielen Bodenlebewesen keinen angemessenen Lebens-raum mehr bietet.

Es besteht die Gefahr, dass speziell im Boden lebende Arten aussterben, bevor sie taxonomisch erfasst und beschrieben wurden. Da das Bodenleben auch in der Wissenschaft lange unterhalb des Blickfeldes blieb und die Arten hier meist klein und hoch divers sind, sind erst ein Prozent der im Boden lebenden Arten erfasst. In Diversität und Biomasse überschreitet das Bodenleben mit ca. 15 Tonnen pro Hektar in den gemäßigten Breiten die des oberirdischen Lebens deutlich. Die Bodenorganismen, die bereits seit längerem in den bundesweiten Roten Listen geführt werden, zeigen jedoch bereits den gleichen deutlich negativen Trend, der für die oberirdische Diversität in Agrarlandschaften festgestellt wird.

Der Schaden, der mit dem Verlust im Boden lebender Arten für den Naturhaushalt, aber auch für die Landwirtschaft einher geht ist enorm. Die Kosten für eine technische Umsetzung wichtiger Funktionen des Bodens und der darin wirkenden Organismen werden für die EU auf 38 Mrd. € pro Jahr geschätzt. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels kann das Bodenleben einen großen Beitrag zur Klimaanpassung leisten, indem es den Landschaftswasserhaushalt stabilisiert und Wild- wie auch Kulturpflanzen resistenter gegen Trockenstress macht. Auch können einige Bodenarten als Bioindikatoren dienen, die es erlauben frühzeitig auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren.

Mögliche Schutzmaßnahmen

In der Konsequenz muss der Schutz des Bodens sowie der darin lebenden und wirkenden Organismen zum integrierten Produktionsziel erklärt werden, um die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu steigern. Konservierende Bodenbearbeitungsverfahren sowie eine Anbaudiversifizierung durch erweiterte Fruchtfolgen, Kulturpflanzendiversität und der Anbau von Zwischenfruchtmischungen legen hier die Grundlage. Die Leitsätze des Integrierten Pflanzenschutzes müssen befolgt werden und die Stärkung der natürlichen Schädlingsregulation gegenüber synthetischen Pflanzenschutzmitteln Vorrang erhalten. Das Nährstoffmanagement sollte sich gleichzeitig am Boden und an den Kulturpflanzen orientieren. So müssen Nährstoffe in ausgeglichenem Maße zur Versorgung des Bodenlebens und im Gedanken der Kreislaufwirtschaft vorrangig in organischer Form ausgebracht werden. Verunreinigungen von Düngemitteln durch Medikamentenrückstände, Schwermetalle oder Mikroplastik sind auszuschließen.
Da sich viele der vorgestellten Maßnahmen für die Landwirte erst langfristig auszahlen, ist die Neuausrichtung hin zu einer nachhaltigeren Bodenbewirtschaftung mit entsprechenden Fördermaßnahmen zu untermauern. Um das Wissen um den Wert des Bodenlebens in die Praxis zu bringen, sind zunächst Ausbildungsinhalte und die landwirtschaftliche Beratung um den Aspekt der Bodenbiodiversität zu erweitern. Fördergelder der nationalen und europäischen Agrarpolitik (GAP) müssen stärker an gesellschaftliche Leistungen wie den Schutz von Umwelt- und Naturschutz gebunden werden. Spezielle Programme zur Förderung des Schutzes von Böden und den darin lebenden Organismen sind in Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen sowie Definitionen zum „Guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“ (GLÖZ) nach der Cross-Compliance zu integrieren.

Maßnahmenübersicht zur Förderung des Bodenlebens
Bodenbearbeitung
  • Einsatz konservierender Bodenbearbeitungsverfahren
  • Entkopplung von Direkt- und Mulchsaatsystemen von der Verwendung breit wirkender Herbizide
  • Verwendung energieeffizienter, leichter und bodenschonender Landtechnik
Kulturführung
  • vielfältige Fruchtfolgen mit standortangepassten Sorten
  • ganzjährige Bodenbedeckung durch Anbau von diversen Zwischenfruchtmischungen
  • Einsatz von blühenden Untersaaten
  • Ausbau der Verwendung mehrjähriger Kulturen
  • Erhalt des Bodenlebens und der Bodenfruchtbarkeit als Bestandteil von Pachtverträgen
  • Schutz vor Versiegelung landwirtschaftlich genutzter und ökologisch hochwertiger Böden
Integriertes Nährstoffmanagement
  • Sicherstellung der Versorgung des Bodenlebens mit ausreichend organischer Substanz
  • Präferierung organischer vor mineralischer Düngung
  • Ausgleich von Nährstoffbilanzen
  • Orientierung der Ausbringzeitpunkte an der jeweiligen Kulturpflanze
  • Einsatz verlustarmer Ausbringtechnik mit teilweise offenem Zugang zur Besiedelung von organischen Düngemitteln
  • Stärkung regionaler Nährstoffkreisläufe durch flächengebundene Tierhaltung
  • Anlage von möglichst mehrjährigen Ackerrandstreifen, ohne Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln
  • Ausschluss einer Kontamination durch Düngemittel (Schwermetalle, Antiparasitika, Antibiotika, Krankheitserreger), Einpferchen behandelter Weidetiere, Aufarbeitung belasteter Gülle
Integrierter Pflanzenschutz
  • konsequente Einhaltung der Leitlinien des integrierten Pflanzenschutzes und dementsprechend Einsatz synthetischer Pflanzenschutzmittel nur als letztes Mittel der Wahl
  • Förderung natürlicher Nützlinge, auch unter den Bodenorganismen als Bestandteil des Pflanzenschutzes
  • Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur unter Einhaltung ökologischer Schadschwellen
  • Kompensation biodiversitätsschädigender Effekte durch Einrichtung von für den Naturschutz wertvollen Refugialflächen
  • Ausbringung von Pestiziden nur nach Bestandsschluss und entsprechender Witterung, um unnötige Einträge in den Boden zu verringern
  • Einrichten von Ackerrandstreifen, ohne Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln
Integration und Vernetzung von Landschaftselementen
  • Landschaftsangepasste Begrenzung von Schlaggrößen
  • Integration dauerhafter Struktur- und Landschaftselemente in landschaftliche Zusammenhänge
  • Vernetzung von Landschaftselementen und Biotopen
Forschung, Monitoring und Bildung
  • Schließen von Wissenslücken zu in Böden lebenden Arten und deren Ökosystemleistungen
  • Identifikation geeigneter Indikatorarten für den Zustand des Bodenlebens sowie deren Integration in nationale Monitoringprogramme in der Agrarlandschaft
  • Ausbau der Budgets für angewandte Forschung und Entwicklung im Bereich Bodenbiodiversität und Landwirtschaft
  • bessere Integration der Bedeutung und Förderung von Bodenorganismen in die landwirtschaftliche Ausbildung
Politische Förderung, Finanzierung und Implementierung
  • Beachtung der Bodenbiodiversität bei der Formulierung grundsätzlicher Vorgaben im Rahmen der Konditionalität für die Inanspruchnahme agrarpolitischer Fördermittel
  • Ausbau und Entwicklung bodenbiodiversitätsfördernder Maßnahmen unter Berücksichtigung von Synergien bestehender Förderprogramme zum Boden-, Klima- und Artenschutz
  • Sicherstellung von verfügbaren Finanzmitteln in ausreichender Höhe für Förderprogramme und Maßnahmen, inkl. Beratungsangeboten, mit starkem Bezug zur Bodenbiodiversität für alle Bundesländer und Regionen
  • stärkere Förderung von Investitionen in bodenlebenfördernde Landtechnik, z.B. über investiven Naturschutz in der GAK

Quelle: nach BfN 2021

Bodenlösung

Bodenwasser mit darin gelösten Substanzen. Art und Konzentration ist vom Niederschlagswasser, Ionenaustauschvorgängen mit der Bodenmatrix und Wurzeln sowie von Auswaschung abhängig.

Bodenluft

Bodenluft ist Voraussetzung für die Atmung der Pflanzenwurzeln und der Kleinstlebewesen. Sie ist als Wachstumsfaktor so wichtig wie das Wasser. Die Zusammensetzung der Bodenluft weicht wegen der Atmung von derjenigen der Atmosphäre (20,95 Vol% O2, 0,03 Vol% CO2) deutlich ab. Sie enthält durchschnittlich etwa 20 Vol% O2 und 0,2 bis 0,7 Vol% CO2. Mit einer Verlangsamung des Pflanzenwachtums ist zu rechnen, wenn der O2-Gehalt unter 10 % sinkt oder der CO2-Gehalt über 5 % steigt. Das bei der Atmung der Pflanzenwurzeln und der Bodenlebewesen ausgeschiedene Kohlendioxid muß also aus dem Boden heraus- und sauerstoffreiche Luft für deren Bedürfnisse hineinströmen können. Dieser Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre, die sogenannte Bodenatmung, funktioniert nur bei durchlässigen, nicht aber bei verdichteten Böden.

Bodenmelioration

Siehe Melioration

Bodenminerale

Wie die Gesteine sind auch die Böden Mineralgemische. Im Laufe der Verwitterung wurde ein Teil der Minerale unverändert von den Gesteinen ererbt, ein anderer Teil ist pedogen.

Bodenminerale umfassen überwiegend die silicatischen Primärminerale in den jeweiligen Ausgangsgesteinen. Als Folge der Verwitterung entstehen aus den Primärmineralen im Rahmen der Bodenbildung die Sekundärminerale. Diese treten bei reiferen Böden mehr und mehr in den Vordergrund. Dabei wird unterschieden zwischen einer Mineralneubildung als Fällungsprodukt aus übersättigten Lösungen und einer Mineralumbildung durch chemische Veränderung von Primärmineralen unter Beibehaltung ihrer Grundstruktur. In Böden besteht ein enger Zusammenhang zwischen Korngröße und Mineralogie: Die sekundären Bodenminerale wie Tonminerale und oxidische Verbindungen von Al, Fe und Mn dominieren in der Tonfraktion <2 µm, während die verwitterungsstabilen Bodenminerale wie Quarz und Schwerminerale in den gröberen Fraktionen angereichert werden.

Bodenmüdigkeit

Bodenmüdigkeit beschreibt den Zustand des Bodens bei der Kultivierung von Pflanzen, wenn das Wachstum bzw. die Erträge im Laufe der Zeit zurückgehen, wobei auch allgemeine Düngemaßnahmen nicht Abhilfe schaffen. So gilt Bodenmüdigkeit als Ausdruck verminderter Bodenfruchtbarkeit.

Die Bodenmüdigkeit ist in der Regel das Ergebnis verminderter Anteile der Spurenelemente infolge ununterbrochener (insbesondere monokultureller) Anbaunutzung desselben Standortes, einer Zunahme von Krankheitserregern und schädlicher pflanzlicher Stoffwechselprodukte (z.B. Wurzelausscheidungen) oder Veränderungen in der Zusammensetzung der Bodenlebewesen.

Sie tritt im Ackerbau, im Gemüseanbau und auch bei der Anzucht von Zierpflanzen, Sträuchern und im Obstanbau auf. So wachsen alle möglichen Pflanzen an einem Standort, aber die gewünschten, die früher an der Stelle gut wuchsen, gedeihen kaum noch oder verkümmern; es gibt beispielsweise den Begriff Rosenmüdigkeit, Kartoffelmüdigkeit bzw. rosenmüder Boden, der dieses Phänomen treffend beschreibt.

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Bodennutzung

Begriff zur Angabe der sozioökonomischen Verwendung einer Fläche. Gebiete können zu Wohn- oder Industriezwecken, für die Land- oder Forstwirtschaft, den Verkehr, zur Erholung und zu anderen Zwecken genutzt werden.

Häufig dient ein einziges Gebiet mehreren Zwecken, beispielsweise kann ein Wald für die Forstwirtschaft, die Jagd und zur Erholung genutzt werden.

Die wichtigsten Klassen in der LUCAS-Systematik der Bodennutzung
Schlüssel
Bodennutzung
U110 Landwirtschaft
U120 Forstwirtschaft
U130 Fischerei
U140 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden
U150 Jagd
U210 Energieerzeugung
U220 Verarbeitendes Gewerbe
U310 Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Lagerung und Schutzbauten
U320 Wasser- und Abfallwirtschaft
U330 Baugewerbe
U340 Handel, Finanzen und Wirtschaft
U350 Kommunale Dienstleistungen
U360 Erholung, Freizeit und Sport
U370 Wohngebiete
U400 Ungenutzt

Quelle: eurostat

Bodennutzungserhebung

In Deutschland die regelmäßige, unter Aufsicht des zuständigen Bundesministeriums durchgeführte Repräsentativerhebung über die Art der Bodennutzung im land- und forstwirtschaftlichen Bereich.

Bodennutzungsart - landwirtschaftlich genutzte Fläche
Bodennutzungsart - landwirtschaftlich genutzte Fläche

Quelle: BZL

Bodennutzungssystem

Einteilungsschema zur Kennzeichnung der gesamten, langfristig angelegten Bodennutzung eines landwirtschaftlichen Betriebes, einer Gemeinde oder eines Agrargebietes nach dem Anteil der einzelnen Nutzpflanzen bzw. Kulturarten an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. In den gemäßigten Zonen werden alle vorkommenden Kulturpflanzen einschließlich des Dauergrünlandes in eine der vier Gruppen Futterbau (Dauergrünland und Feldfutter), Getreide, Hackfrüchte (Hackfrüchte, Feldgemüse) und Sonderkulturen (meist Dauerkulturen) eingereiht. Die Bestimmung des Bodennutzungssystems erfolgt dann nach der Leitkultur und der Begleitkultur.

Auch besondere Formen dieser Nutzungsarten sind als Bodennutzungssystem zu verstehen: Dreifelderwirtschaft, Fruchtwechselwirtschaft, Extensivweide usw.

Ein Bodennutzungssystem entsteht als Folge der Gesamtheit aller Eingriffe und Maßnahmen, die zum Zwecke der Pflanzenproduktion vorgenommen werden.

Jedes Bodennutzungssystem ist damit ein vom Menschen modifiziertes Ökosystem. Es wird von natürlichen, ökonomischen, technologischen und soziokulturellen Faktoren bestimmt und sollte produktiv, ertragsstabil und nachhaltig sein. Im Vordergrund steht die Nutzung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Eine Wertung ist gegenwärtig nur für Teilbereiche möglich: Dazu gehören agrochemische Kennziffern wie Humus- und Nährstoffgehalt, pH-Wert sowie agrophysikalische Parameter wie Lagerungsdichte und Infiltrationsvermögen.

Mitteleuropäische Bodennutzungssysteme mit ackerbaulicher Komponente
in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Mitteleuropäische Bodennutzungssysteme mit ackerbaulicher Komponente in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts

Quelle: Becker 1998

Bodenorganismen

Siehe Bodenlebewesen

Bodenprofil

Senkrechter Schnitt durch die Bodenschicht von der Oberfläche bis zum anstehenden Gestein. Das Bodenprofil ist i.d.R. nur nach Aufgrabung einer Profilgrube oder Auffrischung einer Profilwand (Steinbruch, Kiesgrube, Weganschnitt) sichtbar. Es zeigt die Abfolge der durch bodengenetische Prozesse hervorgegangenen Bodenhorizonte und erlaubt die Bestimmung von Bodentyp und weiterer Bodenparameter.

Bodenprofil einer Parabraunerde aus Löß
Horizont-
Bezeichnung
Beschreibung
Ap

Pflughorizont/Ackerkrume: durch ständige Bearbeitung homogenisierter Oberbodenhorizont; häufig mit eingepflügten Teilen des darunter liegenden Horizonts; oft scharfe Untergrenze durch die "Pflugsohle" (p von Pflughorizont)
Al Fahl-/Tonauswaschungs-/Eluvial-/Lessivierungshorizont (l von lessiver = auswaschen)
Bt Brauner Tonhäutchenhorizont, Tonausfällungs-/Illuvialhorizont (t von Ton)
Bvt Verbraunungs-/Braunhorizont (v von verwittern), braune Farbe durch Verwitterung; mit Ton angereichert
Cv schwach verwitterter Übergangshorizont zum mineralischen Unterboden (v von verwittern)

Weitere Informationen:

Bodenreaktion

Die Bodenreaktion ist die im pH-Wert ausgedrückte aktuelle Wasserstoffionen-Konzentration in der Bodenlösung. Sie beeinflußt Vorkommen und Ausmaß bodenbildender Prozesse, die Verfügbarkeit von Pflanzennährstoffen, die biotische Aktivität, die Gefügebildung u.a. Bodeneigenschaften. Die zur Entstehung des jeweiligen Säuregrades führenden H-Ionen haben folgende Quellen und Ursachen:

(s. a. Bodenversauerung)

Bodenreform

Eine Reform der Agrarsozialstruktur unter Einschluss einer Änderung der Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden. Maßnahmen zur Veränderung der Besitzstruktur können durch Enteignungen, freiwilligen Landverkauf oder Landschenkung erzielt werden. Unterscheidbar sind einerseits Reformen, die von unten durch Maßnahmen, die von Bauerngruppen, z.B. durch Besetzung von Flächen, erreicht werden und andererseits die Reformen von oben, bei denen durch revolutionäre Veränderungen, z.B. Regierungswechsel, oder durch geplante Maßnahmen von Regierungen neue Agrarstrukturen geschaffen werden.
Bodenreformen lassen sich auf drei Grundtypen zurückführen, die als Reinform oder als Mischform auftreten können:

  1. Schaffung individualwirtschaftlicher Familienbetriebe, oft gekoppelt mit dem Versuch, Bauern zu freiwilligem Zusammenschluß in Genossenschaften zu bewegen.
    Es werden Besitzgrößen angestrebt, die einer Familie ein "ausreichendes" Einkommen aus der Landwirtschaft sichern. Dieses kann sich z.T. an relativ hohen Einkommensmaßstäben (Lateinamerika) orientieren oder auch am Existenzminimum (afrikanische und asiatische Entwicklungsländer).
    Bodenreformen dieses Typs, die nennenswerte Flächenanteile des privaten Landbesitzes betrafen und größere Bevölkerungsanteile begünstigten, wurden nur in Japan (ab 1946), Südkorea (ab 1945), Taiwan (1949-53) und in Ägypten (ab 1952) durchgeführt.
  2. Zusammenschluss der Landbevölkerung zu Produktionsgenossenschaften (kollektiver Landbesitz und gemeinsame Landbewirtschaftung) sowie Anlage großer Staatsbetriebe mit Lohnarbeitsverfassung.
    Die Einführung sozialistischer Agrarsozialreformen - wenn auch in weiten Teilen der Erde bereits wieder Historie - begann mit der Umgestaltung der Landwirtschaft in der früheren UdSSR (ab 1928). Es folgten Mongolei (ab Anfang 30er Jahre), Ostdeutschland und östliches Europa (ab 1945), Nordkorea (ab 1946), China (ab 1949), Nordvietnam (ab 1954), Kuba (1959), Algerien (ab 1972), Kambodscha-Laos (ab 1975), Äthiopien (ab 1975), Südjemen (ab 1978). Produktivitätshemmende Effekte von unflexibler Planung, Überbürokratisierung und Unterdrückung bäuerlicher Privatinitiative waren und sind (Kuba, Nordkorea) überdeutlich.
  3. Kollektivistische Reformen in Anlehnung an traditionelle Agrarverfassungen.
    Dieser Typ ist vor allem in Mexiko (ab 1917; Schaffung von Ejidos) und Tansania (ab 1967; Ujamaa-Konzept) verwirklicht.

Mischformen der Bodenreform sind besonders in Peru realisiert, wo die 1969 begonnene Agrarreform versuchte, individualwirtschaftliche, sozialistische und traditionell-kollektivwirtschaftliche Elemente zu verbinden.
Die im Herbst 1945 einsetzende Bodenreform auf dem Gebiet der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) hatte sowohl ideologische Gründe wie auch Ursachen, die in der Notlage der Bevölkerung (Einheimische und Flüchtlinge) und der darniederliegenden Nahrungsmittelproduktion lagen. Unter der Losung "Junkerland in Bauernhand" wurden alle Eigentümer von Betrieben über 100 ha Größe und der Grundbesitz von "aktiven Nazis und Kriegsverbrechern" entschädigungslos enteignet. Dabei mußten alle Besitzer ihre Höfe und Heimatkreise in oftmals kürzester Zeit verlassen, die Räumung erfolgte häufig mit großer Brutalität.
Zum Abschluß der Bodenreform waren 3,3 Mio. ha Land (einschl. 1 Mio. ha Wald) dem staatlichen Bodenfonds zugeführt worden. Damit waren über 50 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen, und das stark konzentriert in den nördlichen Ländern, in die Bodenreform einbezogen worden.

Anteile des Bodenreformlandes an der land- und forstwirtschaftlichen Gesamtfläche nach Ländern
Mecklenburg-Vorpommern 54 % Brandenburg 41 % Sachsen-Anhalt 35 %
Sachsen 24 % Thüringen 15 %

Aus dem Bodenfonds gingen die späteren Volkseigenen Güter (VEG) mit ca. 1,1 Mio. ha Land hervor. Die weitere Aufteilung kann der folgenden Tabelle entnommen werden.

Die Empfänger von Land aus dem staatlichen Bodenfonds der Sowjetisch Besetzten Zone
(Stand 1.1.1949)
Die Empfänger von Land aus dem staatlichen Bodenfonds der Sowjetisch Besetzten Zone (Stand 1.1.1949)

Quelle: Merkel und Schuhans 1963

Bei Preisen von 200 RM für einen Sack Kartoffel oder 100 RM für ein Brot konnten die Neubauern zunächst überleben, auf längere Sicht waren die Betriebe mit durchschnittlich 8 ha zu klein ausgelegt. Die Mehrzahl konnte später wegen der schwachen wirtschaftlichen Basis um so leichter in die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gezwungen werden.
Demgegenüber gab es auf dem Gebiet der früheren Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg lediglich Ansätze zu einer Bodenreform, die Betriebe mit über 100 ha betraf.

(s. a. Agrarpolitik)

Bodenrente

Auch Grundrente; in der sozialistischen Wirtschaftslehre ein von den unmittelbaren Produzenten in der Landwirtschaft geschaffenes Mehrprodukt, das insgesamt oder teilweise von den Grundstückseigentümern angeeignet wird.

Bodenschutz

Sämtliche Maßnahmen, die den Boden als Fläche, in seiner Substanz, seiner Produktivität und seinen (ökologischen) Funktionen erhalten, Bodenbelastungen vermindern oder verhindern und eine ökologisch schonende Bodennutzung fördern. (Bundesbodenschutzgesetz)

1999 empfahl die Enquete Kommission „Nachhaltiges Deutschland“ den täglichen Flächenverbrauch auf 30 ha im Jahr 2020 zu begrenzen. Flächenverbrauch  bedeutet die Inanspruchnahme oder Überbauung von Böden durch Siedlung und Verkehr. Zu diesem Ziel bekennt sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag. Doch die seit 2008 von über 100 ha je Tag abnehmende Tendenz sinkt nicht deutlich genug, um das Ziel zu erreichen. 2014 lag der tägliche Flächenverbrauch bei 70 ha je Tag.

Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche*
Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche

Quelle: UBA

Der Verlust von Böden ist allerdings ein globales Problem. Seit 2016 gelten die Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Der Schutz des Bodens und seine nachhaltige Nutzung sind jetzt Teil der globalen Agenda. Internationale Initiativen fördern den Bodenschutz, der Umwelt- und Entwicklungsagenden verbindet.

Bodenschutz sichert die Ernährung, ist Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, nachhaltiges Wassermanagement, Biodiversitätsschutz und Landschaftsrehabilitierung. Er schafft Beschäftigung im ländlichen Raum und ist Basis der Wirtsschaftsentwicklung und sozialen Sicherung ländlicher Bevölkerungsgruppen.

Der Verlust produktiver Böden ist ein globales Problem (Ausmaß)
Der Verlust produktiver Böden ist ein globales Problem (Ausmaß)

Quelle: GIZ / BMZ

Weitere Informationen:

Bodentyp

Zusammenfassung von Böden gleichen Entwicklungszustandes, bei denen unter einer bestimmten Konstellation der bodenbildenden Faktoren die bodenbildenden Prozesse übereinstimmende Merkmale und damit ähnliche Kombinationen von Bodenhorizonten erzeugt haben. Deutschland besitzt eine geschlossene und vielerorts mächtige Bodendecke. Diese Bodendecke ist ein Flickenteppich verschiedener Bodentypen.

Die Benennung der Bodentypen erfolgt in Deutschland nach einer auffälligen Farbe (z.B. Braunerde) oder nach der Zugehörigkeit zu einer Landschaft (z.B. Marsch oder Moor). Vielfach werden auch ausländische Namen wie Rendzina (poln.), Gley (russ.) oder Dy (schwed.) oder Kunstnamen (z.B. Pelosol) verwendet. International besteht ein Nebeneinander mehrerer Boden-Klassifikationssysteme.

Allerdings gibt es seit 1994 ein international akzeptiertes System zur Benennung von Böden und zur Erstellung von Legenden für Bodenkarten. Es ist das Klassifikationssystem der "International Union of Soil Sciences"-Arbeitsgruppe mit ihrer Reference Base for Soil Resources 2014 (WRB). Das System basiert allein auf (möglichst im Gelände identifizierbaren Bodenmerkmalen, beachtet also keine Klimaparameter. Die WRB soll nicht die nationalen Klassifikationen ersetzen, sondern als Schirm dienen, unter dem nationale Klassifikationssysteme eingegliedert werden können.

Dazu stellt die WRB eine internationale Sprache dar und ist damit weltweit anwendbar und ermöglicht es, Informationen über Böden und deren Eigenschaften über regionale und nationale Grenzen hinweg auszutauschen. Dies geht auch aus dem Namen hervor, denn WRB steht für World Reference Base oder zu deutsch: weltweite Referenzbasis.

Die WRB ist auch in Deutschland anerkannt, wenn auch primär die Deutsche Bodensystematik (Bodenkundliche Kartieranleitung 5) verwendet und an den Hochschulen gelehrt wird. In deutschsprachiger Fachliteratur werden zuweilen die WRB-Bezeichnungen parallel zu denen der Deutschen Bodensystematik angegeben. Eine eindeutige Übersetzbarkeit der deutschen Bodenbezeichnungen in jene der WRB gibt es nicht. 

Digital Soil Map of the World
Digital Soil Map of the World

Compiling a WRB 2015 global soil map, based on the Harmonised World Soil Database (in collaboration with Peter Schad, Technische Universität München)
Hier zur hochaufgelösten und skalierbaren PDF-Version
Quelle: FAO

Die Klassifikation ist in zwei Ebenen aufgeteilt:

Auf der ersten Ebene werden Referenzbodengruppen (reference soil groups – RSG) unterschieden, von denen es 32 gibt (vgl. folgende Tabelle).

Auf der zweiten Ebene stehen Qualifier, die die Referenzbodengruppe weiter differenzieren. Die WRB 2015 verfügt über insgesamt 185 verschiedene Qualifier. Dabei werden zwei Arten von Qualifiern unterschieden:

  1. Principal Qualifier, welche die typischen Ausprägungen einer RSG kennzeichnen. Sie sind hierarchisch in der Reihenfolge ihrer Bedeutung geordnet und stehen vor dem Namen der RSG.
  2. Supplementary Qualifier, die weitere Eigenschaften benennen. Sie sind nicht hierarchisch gegliedert und werden in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Sie stehen hinter dem Namen der RSG in Klammern und mit Kommas voneinander getrennt.

Die Bezeichnungen der RSGs und der Qualifier werden groß geschrieben. Sie werden nicht in andere Sprachen übersetzt, um weltweit einheitliche Bodennamen zu gewährleisten. Die verwendeten Namen für die Bodentypen sind überwiegend Kunstnamen, die ihre Wurzeln im Latein, der griechischen Sprache, sowie unter den modernen Sprachen vor allem im Russischen haben.

Bodenreferenzgruppen der World Reference Base for Soil Resources (2014)
Referenzbodengruppen
"Bodentypen"
Kurzbeschreibung Vergleichbare Bodeneinheiten Verbreitung in Bezug auf Ökozonen*
Acrisole

Stark verwitterte saure Böden mit niedriger Basensättigung und geringer KAK, Tonverlagerung, geringe Basensättigung im Unterboden; Bildung unter feuchtwarmen Bedingungen

Fersiallite IFS, SFT, IFT
Alisole

Lessivierte Böden mit hohen HAC-Gehalten und entsprechend hoher KAKpot, jedoch mit hoher Al-Sättigung und dementsprechend niedrige Basensättigung im Unterboden

Alfisole IFS, SFT,FMB (IFT)
Andosole

Schwarze, humusreiche Böden aus vulkanischen Auswurfprodukten (v.a. Aschen); weltweit

Andisole azonal
Anthrosole

Durch menschliche Aktivitäten, insbesondere ackerbauliche Nutzung (z.B. Düngung, Bewässerung, Pflügen) tiefgreifend umgestalltete und lange Zeit genutzte Böden; weltweit

Terrestrische anthropogene Böden azonal
Arenosole

Meist junge, schwach entwickelte, stark sandige Böden (z.B. auf Düne, an Meeresstränden; seltener auf extrem verwitterten, quarzreichen Gesteinen nach fortgeschrittener Tonauswaschung; wenig Humus

Sandreiche Regosole (azonal) TST, IFT,TMB, SFT
Calcisole

Böden mit deutlichen sekundären Kalkanreicherungen; überwiegend in ariden und semi-ariden Tropen/Subtropen

Desert soils TST, TMB (WFS)
Cambisole

Meist ziemlich junge Böden mit schwacher Unterbodenentwicklung, die sich u.a. an einer leichten bräunlichen Verfärbung zwischen dem dunkleren humosen Oberboden und dem helleren (kalkarmen, silikatischen) Ausgangsgestein zeigt

Braunerden FMB, WFS, TST (PSZ, BZ, TMB, IFS, SFT)
Chernozeme

Steppenböden mit mächtigen, sehr dunklen und basenreichen A-Horizonten aus Mull; weiter unten sekundäres Carbonat

(Steppen-)Schwarzerden, Tschernoseme TMB, FMB
Cryosole

Frostüberprägte Böden: Ständig gefrorener Unterboden mit kryogenen Prozessen im Oberboden; eingeschränkter Wurzelraum durch flachgründig anstehenden Permafrost

Permafrostböden, Frostböden PST, BZ
Durisole

Humusarme Böden mit sekundärem, ausgehärtetem SiO2 in Form von plattig-laminaren Krusten oder Knollen; vornehmlich auf alten Landoberflächen in ariden und semi-ariden Gebiete

Durids, Hard pan soils TST (FMB, TMB)
Ferralsole

Rote bis gelbe, tiefgründige, intensiv verwitterte, ferralitische Böden auf alten Landoberflächen in den feuchten Tropen und Subtropen; austauschschwache Tonminerale (Kaolinit, Sesquioxide); nährstoffarm; Auswaschung von Kieselsäure (Desilifizierung, Ferralisation); niedrige KAK; keine Tonverlagerung: Gegensatz zu Acrisolen

Tropische Roterden, Tropische Gelberden, Ferralitische Böden, Ferralite, Lateritische Böden, Oxisols, Latosols

IFT, IFS, SFT
Fluvisole

Junge, verhältnismäßig gering entwickelte Böden auf alluvialen Ablagerungen (Schwemmland) in den Überflutungsbereichen von Flüssen, Verlandungszonen von Seen und marinen Gezeitenbereichen; weltweit

Auenböden, alluviale Böden, Marschen, Schwemmlandböden

azonal
Gleysole

Grundwasserbeeinflusste Böden; Reduktionshorizont aufgrund von O2-Mangel (ausgelöst durch aufsteigendes Grundwasser); Segregation von Eisen

Gleye, Gley-Böden PSZ, BZ, FMB, IFS, SFT, IFT
Gypsisole

Böden mit einer sekundären Gipsanreicherung; in den trockensten Regionen der Erde

Wüstenböden, Yermosols TST, (TMB, WFS)
Histosole

Oberböden mit mächtigen Horizonten aus organischem Material, vornehmlich aus Moostorfen; große Areale in subarktischen und borealen Regionen

Torfböden, Sumpfböden, Moorböden BZ, PSZ, FMB, IFT
Kastenozeme

Steppenböden mit kastanienfarbenem, humusreichem und basenreichem Mull A-Horizont; weiter unten sekundäres Carbonat; im Übergangsbereich von Chernozemen zu trockeneren Klimaten

Braune Steppenböden, Kastanienfarbene Böden TMB, TST, (WFS)
Leptosole

Schwach entwickelte, flachgründige Böden über festem Gestein oder extrem steinigem Lockermaterial: eingeschränkter Wurzelraum; weltweit; ersetzt die vormalige Einheit Lithosole

Syroseme, Rohböden, Lithosols azonal
Lixisole

Lessivierte Böden mit niedriger KAK, aber hoher Basensättigung im Unterboden; ersteres trennt sie von den Luvisolen, letzteres von den Acrisolen

Fersialite SFT, (IFS, TST, IFT, WFS)
Luvisole

Lessivierte Böden mit hoher KAK und Basensättigung im Unterboden

Parabraunerden, Lessivés, Alfisols FMB, TMB, WFS, IFS, (BZ, SFT)
Nitisole

Tiefgründige, gut drainierte, oft eisenreiche, rote tropische Böden mit Tonen geringer Aktivität (Kaolinite), aber aufgrund der stabilen Polyedergefüge weit produktiver als andere rote Tropenböden

Krasnozems, Sols fersialitiques, Ferrisols, Roterden

SFT, IFS, IFT
Phaeozeme

Degradierte Steppenböden mit dunklem, humusreichem (Mull) A-Horizont, über entkalktem Unterboden; durchgängig hohe Basensättigung

Braunerde-Tschernoseme, Parabraunerde-Tschernoseme

TMB, FMB, IFS (BZ, IFT)
Planosole

Stauwasserböden mit grob texturierten Oberböden, die scharf an einen tonreicheren Unterboden angrenzen, dadurch ausgelöster Wasserstau mit Redoxprozessen

Pseudogleye und Stagnogleye mit ausgeprägtem Texturwechsel

FMB, BZ, TMB, SFT (WFS, IFS, TST)
Plinthosole

Besonders eisenreiche, ferallitische, humusarme Böden; konkretions- oder netzartige Anreicherung von Eisenoxiden; nach wiederholter Austrocknung und Durchfeuchtung irreversible Verhärtungen ('Laterite') möglich

Grundwasserlateritböden, Stauwasserlateritböden IFT, SFT, IFS
Podzole

Böden mit gebleichtem E-Horizont über dunklem B-Horizont mit eingewaschenen organischen Substanzen, Eisenoxiden und Aluminiumverbindungen

Bleicherden, Spodosole BZ, FMB (IFS, SFT, IFT)
Regosole

Rohböden (sehr schwache Profildifferenzierung) aus tonig-schluffigen Lockersubstraten (außer in fluvialen, marinen oder lakustrinen Überflutungs-/Sedimentationsbereichen: dann Fluvisole; falls Textur sandig: Arenosole; falls Feinerdegehalte <20 Vol.%: Leptosole; falls stark quellfähige Tone: Böden entwickeln sich rasch weiter zu Vertisolen)

Lockersyroseme azonal
Retisole

Lessivierte Böden mit hellem, tonarmem Bleichhorizont, der zungenförmig tief in den dunkleren, Toneinwaschungshorizont (Illuvialhorizont: B-Horizont) mit hohem Anteil an austauschbarem Natrium übergreift

Fahlerden BZ, FMB
Solonchake

Böden mit sehr hohen Gehalten an leicht wasserlöslichen Salzen (durch Evaporation, bei ungenügendem Abfluss); vorwiegend in den ariden und semi-ariden Klimazonen

Salzböden, Weißalkaliböden, halomorphe Böden TMB, TST (PSZ, WFS)
Solonetze

Böden mit hohem Gehalt an austauschbarem Natrium; Tonanreicherung im Unterboden

Alkaliböden, Schwarzalkaliböden TMB, TST (BZ, FMB, WFS)
Stagnosole

Stauwasser-Böden mit jahreszeitlicher Durchnässung und grobporenarmem Unterbodenhorizont, dadurch ausgelöster Wasserstau mit Redoxprozessen; kein abrupter Bodenartenwechsel im Profil

Pseudogleye, Stagnic Luvisole BZ, FMB (PSZ, IFS, IFT)
Technosole

Böden aus Materialien, die von Menschen hersgestellt oder an die Erdoberfläche gebracht wurden; z.B. Böden aus Mülldeponien; Abraumhalden oder Klärschlamm

Stast- oder Bergbauböden azonal
Umbrisole

Relativ junge saure Böden (ohne klare Profildifferenzierung) mit dunklem, humusreichen Oberboden

Humusbrauerden, Umbric Luvisole FMB, BZ, IFT (IFS, SFT)
Vertisole

Meist schwärzlich-dunkle, tonreiche Böden mit hohen Anteilen an stark quellfähigen Tonen und entsprechend ausgeprägten Quellungs-/Schrumpfungserscheinungen wodurch bei wechselfeuchtem Klima eine Durchmischung des Bodens ausgelöst wird (Peloturbation); in wechselfeuchten Tropenklimaten

Pelosole, Tirs, Black cotton soils, Regur SFT (FMB, TMB, WFS, TST)

* Einteilung der Bodenreferenzgruppen zu den Ökozonen nach Zech, W. et al. (2014): Böden der Welt. Der Fettdruck einer Ökozone in der rechten Spalte bedeutet ein dominantes Auftreten des genannten Bodentyps, in Klammern gesetzte Ökozonen bedeuten ein untergeordnetes Auftreten des Bodentyps.

Bedeutung der Abkürzungen:

PSZ =

BZ =

FMB =

Polare/subpolare Zone

Boreale Zone

Feuchte Mittelbreiten

TMB =

WFS =

IFS =

Trockene Mittelbreiten

Winterfeuchte Subtropen

Immerfeuchte Subtropen

TST =

SFT =

IFT =

Tropisch/subtropische Trockengebiete

Sommerfeuchte Tropen

Immerfeuchte Tropen

Weitere Informationen:

bodenunabhängige Viehhaltung

Konzept, bei dem "industrielle" Tiermäster in den sechziger Jahren in Europa damit begannen, die Viehhaltung in den Ställen von den umliegenden Äckern zu trennen. An die Stelle der relativ naturnahen Kreislaufwirtschaft des alten Bauernhofes, bei der die Äcker und das Grünland das Futter und das Vieh den Dung lieferten, traten die Massentierhaltung einerseits und der hochspezialisierte Getreidebetrieb andererseits. Dazwischen entwickelte sich als Teil eines komplexen Agribusiness eine mächtige, importorientierte Futtermittelindustrie. Die Spezialisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in der Bundesrepublik (alt) war u.a. eine Folge räumlicher und betriebsgrößenbedingter Standortvorteile. Die räumliche Konzentration z.B. der Tierhaltung, insbesondere in der Nähe von Importhäfen, bzw. Binnenschiffahrtswegen, ist auf die Nichteinbeziehung von Importfuttermitteln (Getreidesubstitute und Eiweißfutter) in das System der Abschöpfungen der Marktordnungen zurückzuführen. Gleichzeitig hat die Arbeitsteilung zwischen den Betrieben mit dem Ziel der Ausnutzung größenbedingter Kostenvorteile beträchtlich zugenommen, was die Ausbreitung von einseitigen Fruchtfolgen begünstigt hat.
Betriebswirtschaftlich bestehen durch die Spezialisierung und Konzentration Risiken durch Krankheiten, Preisverfall, Fäkalienbeseitigung, Zwang zu Aussiedlung wegen Immissionen u.w.
Nur bis zu einer Bestandsdichte von 1,5 GVE/ha (1 Großvieheinheit entspricht einem Tierbesatz von 500 kg Lebendgewicht) ist die Tierernährung auf betriebseigener Futtergrundlage ohne zusätzlichen Zukauf/Import von Futtermitteln möglich. Gleichzeitig ist sichergestellt, daß die Wirtschaftsdünger sinnvoll verwertet werden können, ohne daß die Gülleausbringung zu einer Abfallbeseitigung verkommt.

Ökologische Folgen der bodenunabhängigen Viehhaltung:

In der EU gab es 1995 rund 10.000 schweinehaltende Betrieb ohne landwirtschaftliche Flächen (0,9 % aller schweinehaltenden Betriebe). In diesen Betrieben wurden mit rund 6,7 Mio. Schweinen etwa 6 % aller Schweine gehalten.

Bodenverbesserung

Siehe Melioration

Bodenverdichtung

Bei der Bodenverdichtung, einer Verringerung des Gesamtvolumens des Bodens, ist das Bodengefüge (Bodenstruktur) und die Porung verändert. Sie besteht insbesondere in der Abnahme des Grobporenanteils und besitzt folgende nachteilige Wirkungen:

Die genannten Veränderungen bedingen auch andere, dem Pflanzenwachstum abträgliche chemische Prozesse. Beispielsweise führt die verdichtungsbedingte Zunahme der Reduktionsprozesse zu Mangan- und Eisentoxizität. Aufgrund dieser Qualitätsveränderungen wird neuerdings der Begriff "Bodenschadverdichtung" vorgeschlagen.
In der Landwirtschaft können je nach Ausprägungsgrad technogener Schadverdichtungen Ertragsausfälle von 5 - 40 % entstehen.
Auf natürliche Weise kann Bodenverdichtung auftreten nach Entkalkung bei Böden aus Lockergesteinen (Sackungsverdichtung), durch Humusverluste, durch die schlagende Wirkung großer Regentropfen (Verschlämmung) und durch Tonverlagerung (Einlagerungsverdichtung bei der Parabraunerde mit nachfolgender Bildung von Stauwasser und Pseudovergleyung oder beim Solonetz). Meist aber ist sie durch Schwermaschineneinsatz (Kontaktflächendruck, Radlast, Überrollhäufigkeit, Schlupf, Geschwindigkeit) in Land- und Forstwirtschaft bedingt und erfaßt sowohl den Unter- (Bildung der Pflugsohle) als auch den Oberboden und erfordert Maßnahmen der Bodenbearbeitung und Melioration. Abgesehen von den genannten Einflußgrößen können auch einseitige Fruchtfolgen, z.B. mit hohem Silomaisanteil, die Gefahr von Bodenverdichtungen erhöhen.
Bis vor wenigen Jahrzehnten konnte eine Zusammenpressung des Bodens im Verlauf landwirtschaftlicher Nutzung durch das Pflügen vor jedem Kulturbeginn weitgehend behoben werden. Heute wirkt sich die Last der Maschinen bis in Tiefen im Boden aus, die durch die normale Bearbeitung durch Pflug oder Kultivator nicht mehr erreicht werden.
Bodenverdichtungen lassen sich nicht immer vermeiden. Ökonomische Zwänge, wie beispielsweise Erntetermine und Maschinenauslastung, zwingen den Landwirt, auch bei ungünstigen Bodenverhältnissen (Feuchtigkeit) Feldarbeiten durchzuführen.

Maßnahmen zur Vermeidung und Behebung von Bodenverdichtungen:

Lockerungsarbeiten durch den Landwirt können ähnlich wie der vorangegangene Verdichtungsvorgang die Bodenfauna in Mitleidenschaft ziehen. Nicht nur werden Regenwürmer und andere Tiere zerschnitten, es wird auch die gesamte ursprüngliche Schichtung der Bodenlebewesen durchmischt, d.h. die sauerstoffbedürftigen Organismen nahe der Oberfläche gelangen z.T. in größere Tiefe, anaerob lebende Mikroorganismen werden viel stärker dem Luftsauerstoff ausgesetzt.

Weitere Informationen:

Bodenversalzung

Anreicherung von Salzen in oberen Bodenhorizonten oder an der Oberfläche vornehmlich in ariden oder semiariden Gebieten. In humiden Klimaten erfolgt eine temporäre Versalzung der Böden bei Bewässerung mit natriumreichen Abwässern und durch den Einsatz von Streusalzen (Straßenränder).
Zu unterscheiden sind die

Gehalt an gelöstem Salz in Flüssen semiarider Gebiete
Fluss Gelöste Feststoffe [ppm]
Indus 250 - 300
Colorado 795
Weißer Nil 174
Euphrat und Tigris 200 - 400
Niger < 60 - 80

Quelle: Goudie 1994

Der Salinitätszustand eines Bodens wird für landwirtschaftliche Zwecke normalerweise als elektrische Leitfähigkeit in Millisiemens pro Zentimeter Bodenlösung angegeben. Die elektrische Leitfähigkeit ist sowohl der Salzkonzentration als auch dem osmotischen Druck einer Lösung proportional. Ein Boden wird als salin bezeichnet, wenn die elektrische Leitfähigkeit mehr als vier Millisiemens pro Zentimeter beträgt.
Auf durch Salzanreicherung belasteten Flächen lassen sich vielfach salzempfindliche Kulturpflanzen nicht mehr anbauen und es muß ein Wechsel hin zu salztoleranten Pflanzen erfolgen oder die Nutzung der Flächen ganz eingestellt werden.

Die negativen Auswirkungen von Bodenversalzung:

Als Gegen- oder Vorbeugungsmaßnahme muss für eine abwärts gerichtete Bodenwasserbewegung gesorgt und die Salze damit ausgewaschen werden. Zu diesem Zweck ist eine größere Menge Wassers aufzubringen als die Pflanzen aufnehmen. Um ein Ansteigen des Grundwasserspiegels zu verhindern, muss das Überschusswasser im Untergrund durch Drainage abgeführt werden. Derartige Entsalzung des Bodens erfolgt vor der Feldbestellung, damit die empfindlichen Keimpflanzen gut wachsen können.
Eine weniger eingreifende Grundbehandlung ist eine biologische Bekämpfung der Versalzung durch das Absammeln Salz akkumulierender Pflanzen wie zum Beispiel der Sode Suaeda fructicosa, eines Gänsefußgewächses.
Eine Umwandlung der Salze geschieht unter Einsatz chemischer Methoden, mit denen man schädliche Salze in weniger schädigende verwandelt. Beispielsweise setzt man natriumhaltigen Böden oft Gips zu, um das ätzende alkalische Carbonat in lösliches Natriumsulfat und das relativ harmlose Calciumcarbonat umzuwandeln.
Zu den wirkungsvollsten Möglichkeiten, die Versalzungsgefahr zu mindern, gehören die verschiedensten regulierenden Maßnahmen, wie etwa weniger verschwenderischer und nachlässiger Gebrauch von Wasser durch die Benutzung von Sprinklern anstelle traditioneller Bewässerungsmethoden, die Auskleidung von Kanälen, um Verluste durch Sickerwasser zu vermindern, die verbesserte Trassierung von Kanälen durch weniger permeable Böden und die Verwendung von Pflanzen mit höherer Salztoleranz.
Versalzung erfolgt kaum bei Unterflurbewässerung und in Verbindung mit einer Folienabdeckung, welche die Verdunstung unterbindet oder reduziert.

Salztoleranz ausgewählter Anbaufrüchte
Salztoleranz Anbaufrucht
sehr gering Karotte, Erdbeere, Avokados, Pflaume, Mandel, Aprikose, Zitrusfrüchte, Pfirsich, Grapefruit
gering Brokkoli, Gurke, Weintraube, Salat, Kartoffel, Tomate
mittel Sojabohne, Weizen
hoch Zuckerrübe, Baumwolle

Anthropogene Versalzungsprobleme wie rezent z.B. im Industal sind eine alte Erscheinung. Schon vor über 4.000 Jahren gab es entsprechende Berichte aus Mesopotamien. Wahrscheinlich spielte Versalzung eine wichtige Rolle beim Zusammenbruch der sumerischen Kultur.

Bodenversauerung

Vorgang der allmählichen Erhöhung der H-Ionen-Konzentration in der Bodenlösung. Die Bodenversauerung kann unter natürlichen Bedingungen in humiden Klimaten erfolgen durch die Auswaschung basischer Stoffe (Na, K, Ca, Mg), durch Kohlendioxidabgabe der Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen (Bildung von H2C2), durch H-Ionen-Abgabe von Pflanzenwurzeln im Austausch mit Nährstoffionen, durch Säureausscheidungen von Mikroorganismen und Pilzen oder durch Oxidation reduzierter Schwefel- und Stickstoffverbindungen.
Eine (zusätzliche) anthropogene Bodenversauerung kommt zustande durch

Bei guten Puffereigenschaften des Bodens gegenüber Säuren, also bei nennenswerten Carbonatgehalten, spielt die Bodenversauerung keine Rolle, wohl aber bei Böden mit niedriger Basensättigung und niedriger Kationen-Austauschkapazität.
Stärkere Kalkverluste des Bodens durch starke Säureneinträge bewirken strukturelle Veränderungen. Besonders in Böden mit hohem Tongehalt verlieren die aus feinsten Teilchen gebildeten gröberen Bodenpartikel (Ton-Humus-Kolloide) ihre Stabilität. Sie zerfallen in kleinere Partikel, die die noch vorhandenen, gröberen Poren verstopfen. Der Boden verschlämmt, wird dichter, luftärmer, wasserundurchlässiger und kann dadurch schneller der Erosion anheimfallen.
In kalkfreien Böden besetzen die von Säuren freigesetzten Protonen die Bindungsorte für Metallionen an Tonmineralen und an Humuspartikeln. Die Sorptions- und Austauschkapazität ist nicht mehr gegeben. Durch Düngung zugeführte Nährstoffe können nicht mehr festgehalten werden.
Durch das gestörte Ionenmilieu im Boden kann es zu Fehlversorgungen der Pflanzen mit Nährstoffen und zu Störungen im Wasserhaushalt kommen.
Starke Säuren lösen aus Silikaten Metallionen heraus, die Silikate verwittern. Bei pH-Werten unter 4 werden auch Al-Ionen freigesetzt, die gegenüber Pflanzenwurzeln und Bodentieren hochtoxisch sind. Schwermetalle (Zn, Mn, Ni, Co) können bei diesem ph-Wert verstärkt ausgewaschen werden und das Trinkwasser belasten.

Hauptwirkungen der Bodenversauerung auf Pflanzen

Wo die ökologischen Belastungsgrenzen liegen, kann mit den Konzepten der "critical loads" (Kritische Eintragsraten) und "critical levels" (Kritische Konzentrationen) abgeschätzt werden. In der Luftreinhaltepolitik sollen die critical loads/levels dabei helfen festzulegen, wie weit die Schadstoffemissionen reduziert werden müssen.
Die Bodenversauerung als Folge atmosphärischen Säureeintrags gilt als ein wichtiger Faktor für die Entstehung der neuartigen Waldschäden. Vergleichbare Bodenschäden sind im Landbau bislang nicht bekannt geworden, weil der hier zum Teil geringere Säureeintrag und die bedeutsamere systeminterne Säureproduktion durch Kalkung bzw. physiologisch-alkalische Düngung ausgeglichen wird.

Systeminterne H+-Produktion und externe H+-Deposition in landwirtschaftlich genutzten Böden
Systeminterne H+-Produktion und externe H+-Deposition in landwirtschaftlich genutzten Böden

1 H+-Deposition über die Säurevorstufen SOx, NOx, Cl und CO2

Quelle: Weigel 1993

Ein weiterer Schadensaspekt der immissionsbedingten Bodenversauerung betrifft die Archäologie. Korrosionsschäden an metallischen und Strukturschäden an keramischen Bodenfunden haben in den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen.

Bodenversiegelung

Überbauen, Betonieren, Asphaltieren und Befestigen von Bodenflächen.

Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG)

Eine Nachfolgeorganisation der Treuhandanstalt und hundertprozentige Tochter der BVS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben), die ihre Gesellschafterfunktion durch die Bundeanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) wahrnehmen lässt. Sie hat den gesetzlichen Auftrag, in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ehemals volkseigene land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen zu privatisieren.

Die Aufgaben der BVVG sind im Verlauf der Jahre zahlreicher und vielfältiger geworden:

Der Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen zum Verkehrswert wird nach den Privatisierungsgrundsätzen durchgeführt, die zwischen Bund und ostdeutschen Ländern vereinbart und mehrfach angepasst wurden. Pachtfrei werdendes Acker- und Grünland wird im Regelfall öffentlich ausgeschrieben.

Weitere Informationen:

Bodenwasser

Bodenwasser entstammt den Niederschlägen, der Kondensation von Wasserdampf aus der Atmosphäre sowie dem Grundwasser. Der Wassergehalt eines Bodens ist derjenige, der bei einer Trocknung von 105 °C entfernt werden kann. Das Bodenwasser hat für den Boden, die bodenbildenden Prozesse und die Bodennutzung entscheidende Bedeutung. Zur Produktion von 1 kg Pflanzensubstanz "verbrauchen" die Pflanzen 200 - 800 kg Wasser. Das Bodenwasser ist Träger der mineralischen Nährstoffe, die die Pflanzenwurzeln nur in gelöster Form aufnehmen können. In niederschlagsarmen Zeiten ist es wichtig, daß der Boden Wasser im Wurzelraum gespeichert hat, um auch in trockenen Zeiten die Pflanze versorgen zu können. Gute Humuswirtschaft hat ein gutes Wasserspeicherungsvermögen des Bodens zur Folge und ermöglicht die optimale Filterung des in den Boden eingespeicherten Wassers.

Nur ein Teil des Bodenwassers (nutzbare Feldkapazität) ist pflanzenverfügbar. Das Sickerwasser folgt der Schwerkraft, es füllt die großen, nicht kapillaren Poren und Hohlräume und ist im Wurzelbereich frei verfügbar. Sein Eindringen in größere Tiefen und damit sein Beitrag zum Grundwasser hängt von der Wasserdurchlässigkeit und damit von der Bodenart ab. Trifft das versickernde Wasser auf Schichten geringer Permeabilität (Durchlässigkeit), dann kommt es darüber zur vollständigen Auffüllung der Porenräume, zu Staunässe.

Die entgegen der Schwerkraft vom Boden noch gebundene Wassermenge bezeichnet man als Haftwasser. Ein großer Teil davon steht den Pflanzen zur Verfügung und gelangt über die Transpiration wieder in die Atmosphäre oder verdunstet unproduktiv von der Bodenoberfläche (Evaporation). Das Haftwasser setzt sich zusammen aus Adsorptions- und Kapillarwasser.

Das Adsorptionswasser wird durch starke Ladungskräfte an die Oberfläche der Bodenteilchen gebunden und kann deshalb von den Pflanzen nicht genutzt werden. Das Kapillarwasser wird dagegen in den Kapillaren des Bodens (Porendurchmesser 0,0002 mm) durch Adhäsion und Kohäsion festgehalten. Auch derjenige Anteil des Kapillar- und Adsorptionswassers, der mit Bindungskräften gehalten wird, die unterhalb der artspezifischen Saugkraft der Wurzeln liegen, ist pflanzenverfügbar.

Der Anteil des Bodenwassers, der mit höherer Saugspannung vom Boden gebunden wird als die Pflanzen entfalten können, wird als Totwasser oder Welkefeuchte bezeichnet. Enthält der Boden nur noch diesen Wasseranteil, so welken die Pflanzen; deshalb gilt dieser Wasserzustand des Bodens als Welkepunkt.

Der Totwasseranteil am Bodenwasser steigt i.d.R. mit dem Tongehalt der Böden. In den Trockenperioden kann das Haftwasser durch kapillaren Aufstieg von Wasser aus dem Grundwasser ergänzt werden.

Wasserüberschuß im Boden vermindert die Anbaumöglichkeiten und die Qualität der Produkte. Für den Einzelfall müssen die adäquaten Maßnahmen ermittelt werden: Grundwasserabsenkung, Vorflutkorrektion, Hangwasserfassung, offene Drainagegräben, Röhrendrainage, Steinpackungen, Einpolderung, Untergrundlockerung u.w.

Bodenzahl

Die Bodenzahl bewertet die Bodeneigenschaften eines Ackerstandortes als ungefähres Maß der Ertragsfähigkeit.

Zur Bestimmung der Bodenzahl werden drei Parameter herangezogen:

1. Die Bodenart (= Körnungsklasse) des Profils als Mittelwert von der Oberfläche bis in einen Meter Tiefe.

2. Die sog. "Entstehungsart" des Bodens, also das Ausgangsgestein.

3. Die Zustandsstufe der Böden. Dieser Begriff gibt den Entwicklungsgrad an, den ein Boden bei seiner Entwicklung vom Rohboden über eine Stufe höchster Leistungsfähigkeit bis zur Degradierung erreicht hat.

Die Maßzahl gibt an, welcher Reinertrag auf einem Boden zu erzielen ist. Sie ergibt sich in Prozent des Reinertrages auf dem fruchtbarsten Boden in Deutschland (den Schwarzerdeböden der Magdeburger Börde), der gleich 100 gesetzt wird.

Als Bezugsgrößen bei der Aufstellung des Schätzungsrahmens wurden die folgenden Klima- und Geländeverhältnisse sowie betriebswirtschaftlichen Bedingungen festgelegt: 8 °C mittlere Jahrestemperatur, 600 mm Jahresniederschlag, ebene bis schwach geneigte Lage, annähernd optimaler Grundwasserstand und die betriebswirtschaftlichen Verhältnisse mittelbäuerlicher Betriebe Mitteldeutschlands.

Weichen die Klima- und Geländeverhältnisse davon ab, so werden an den Bodenzahlen Zu- oder Abschläge vorgenommen; man erhält dann die Ackerzahl als Maßstab für den durch Ertragsfähigkeit und natürliche Ertragsfaktoren bedingten Reinertrag.

Die Bewertung der Acker- und Grünlandböden in Deutschland geht zurück auf die Bodenschätzung des Deutschen Reiches 1934. (s. a. Bodenbewertung)

Weitere Informationen:

Bodenzustandserhebung Landwirtschaft (BZE-LW)

Die Bodenzustandserhebung Landwirtschaft (BZE-LW) ist die erste bundesweit einheitliche Inventur landwirtschaftlich genutzter Böden. Erstmalig wurden deutschlandweit die Vorräte an organischem Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Böden bis in eine Tiefe von einem Meter erfasst und ihre Beeinflussung durch Standort- und Nutzungsfaktoren bewertet. Die BZE-LW dient in erster Linie der wissenschaftlichen Absicherung und Weiterentwicklung der Treibhausgas-Emissionsberichterstattung Deutschlands im Rahmen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC - United Nations Framework Convention on Climate Change) und des Kyoto-Protokolls.

Die BZE-LW basierte auf einer Beprobung landwirtschaftlich genutzter Böden in einem deutschlandweiten Raster von 8 × 8 Kilometern – insgesamt 3104 Beprobungspunkte. Sie wurde mit aktiver Unterstützung der Landwirte, die die beprobten Flächen bewirtschafteten und Informationen zur Bodennutzung und ihrem landwirtschaftlichen Betrieb bereitstellten, durchgeführt. Die bodenkundliche Standortaufnahme erfolgte nach Bodenkundlicher Kartieranleitung KA5. Die Probenahme erfolgte einheitlich in den Tiefenstufen 0-10, 10-30, 30-50, 50-70 und 70-100 cm. Bei Moorböden wurden auch tiefer liegende Torfhorizonte beprobt. Die Bodenaufbereitung und -analysen erfolgten zentral im Labor des Thünen-Instituts.

In den Bodenproben aller Standorte und Tiefenstufen wurden folgende Bodenkenngrößen gemessen: Gehalt an Corg sowie anorganischem Kohlenstoff und Gesamtstickstoff, pH-Wert, Feinbodenanteil (< 2 mm), Grobbodenanteil (≥ 2 mm), Wurzelanteil, Trockenrohdichte des Feinbodens, Bodentextur. Ein Archiv mit getrockneten Rückstellproben von allen Beprobungspunkten und Tiefenstufen wurde am Thünen-Institut eingerichtet.

Beprobungspunkt

Arbeiten am Beprobungspunkt

An jedem Beprobungspunkt der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft wurden eine Bodenprofilgrube ausgehoben (X) und acht Bodenkerne mittels Rammkernsondierung entnommen (A bis H im Umkreis von 10 m um die Profilgrube). Es wurden sowohl Boden-Mischproben als auch volumengerechte Bodenproben entnommen.

Quelle: BMEL

Die vollständige Inwertsetzung der Ergebnisse dieser ersten BZE-LW und die wissenschaftlich gesicherte Validierung der berichteten Veränderungen des Corg-Vorrates in landwirtschaftlich genutzten Böden ist an das Konzept einer regelmäßigen Bodeninventur im Abstand von ca. 10 Jahren gebunden. Die Wiederbeprobung der Beprobungspunkte der BZE-LW ist ein entscheidender Faktor, um das Potential der Ergebnisse in vollem Umfang für die TreibhausgasEmissionsberichterstattung und die Planung, Bewertung und Anrechnung von Klimaschutzmaßnahmen nutzen zu können. Mit der ersten BZE-LW kann Deutschland nun erste Schritte für eine verbesserte Treibhausgas-Emissionsberichterstattung einleiten und den steigenden, eingangs beschriebenen Anforderungen gerecht werden.

Weitere Informationen:

Bodenzustandserhebung Wald (BZE)

Die Bodenzustandserhebung (BZE) im Wald ist ein Teil des forstlichen Umweltmonitorings in Deutschland und dient der regelmäßigen Erfassung des Bodenzustandes. Aufbauend auf dem Stichprobennetz der Waldzustandserhebung (Waldschadenserhebung) wird die BZE als eine systematische Stichprobeninventur auf einem Raster von 8 × 8 Kilometern in den deutschen Wäldern durchgeführt.

Die erste Bodenzustandserhebung (BZE I) fand in den alten Bundesländern zum Ende der 1980er Jahre und in den neuen Bundesländern Anfang der 1990er Jahre statt. Auslöser für die Durchführung der BZE und der Waldzustandserhebung war die Diskussion um den sogenannten "sauren Regen" und das "Waldsterben" Anfang der 1980er Jahre. Aus Sorge um das Ökosystem Wald wurde in beiden Teilen Deutschlands ein Monitoring der Wälder etabliert. Ziel ist es die Veränderung von Waldböden, Vegetation, Kronenzustand und der Waldernährung zu beobachten. Dieses geschieht bei der Bodenzustandserhebung an rund 2.000 Wald-Stichprobenpunkten in Deutschland.

In den Jahren 2006–08 erfolgte in allen Bundesländern die Durchführung der zweiten Bodenzustandserhebung (BZE II). Neben der gesetzlichen Verpflichtung zur Bodenzustandserhebung aus den entsprechenden Bundes- und Ländergesetzen stehen eine Vielzahl von Themenfeldern bei der Auswertung der BZE II im Vordergrund. Wo wird beispielsweise die Quantifierung der Kohlenstoff- und Stickstoff-Vorräte in Waldböden und die Betrachtung der Pufferkapazität von Böden und dessen zeitliche Veränderung zwischen Erst- und Zweitaufnahme erfasst.

Rund 1.900 Wald-Stichprobenpunkten wurden auf einem 8x8 km Raster über ganz Deutschland verteilt. Auf ihnen wurden zwischen 2006 und 2008 möglichst 90 cm tiefe, rechteckige "Löcher" (Bodenprofilgruben) gegraben oder mit der Rammkernsonde Bohrkerne gewonnen. Wissenschaftler nahmen Humusproben sowie Bodenproben aus unterschiedlichen Tiefen. Hoch oben in den Baumkronen wurden Blatt- und Nadelproben gesammelt. Hierbei kamen über 50.000 Humus-, Boden- und Nadel-/Blatt-Proben zusammen, die anschließend in den Laboren auf ihre chemischen und z.T. auch physikalischen Eigenschaften untersucht wurden.

Unter der Koordination des Thünen-Institutes für Waldökosysteme wird die BZE mit 35 Experten ausgewertet. Die Bundesländer sind für ihre Erhebung, Analysen und Auswertung zuständig. Die Auswertungen sollen 2016 abgeschlossen sein. Die BZE soll zuverlässige, flächenrepräsentative und bundesweit vergleichbare Beiträge zu folgenden Fragestellungen liefern: 

Die dritte Bodenzustandserhebung (BZE III) wird in den Jahren 2022 bis 2024 stattfinden.

Weitere Informationen:

Bohne

1. Umgangssprachliche Bezeichnung für die Hülse oder die die runden, teils länglichen oder nierenförmigen Samen (seltener das Kraut) verschiedener, meist als Gemüse- oder Futterpflanze verwendeter Hülsenfrüchtler (Fabaceae), z. B. von Garten-Bohne, Dicker Bohne, Helmbohne, Sojabohne, Feigbohne oder Wolfsbohne oder Lupine, Kuhbohne, Kalabarbohne und Erbsenbohne.

Auch die ähnlich geformten Samen völlig anderer Pflanzen werden im übertragenen Sinne als Bohnen bezeichnet, z. B. die Samen von Kakao (Kakaobohnen) und Kaffee (Kaffeebohnen).

2. Im wissenschaftlichen Sinn die Hülsenfrüchtler-Gattung Phaseolus, die weltweit in den gemäßigten Zonen vertreten ist. Die Früchte sind eine bedeutende Proteinquelle für die menschliche Ernährung. Stammformen der heute kultivierten Arten kommen in Süd- und Mittelamerika, Afrika und Asien vor, z.B. die Wildform Phaseolus aborigineus, eine 3–4 m hohen Schlingpflanze aus Bergwäldern der Anden. Vor dem Verzehr müssen Bohnen gekocht werden, um giftige Eiweißverbindungen abzubauen. Bohnen werden als Gemüse oder Salat verzehrt bzw. zu Konserven- und Tiefkühlgemüse verarbeitet. Die Blätter lassen sich getrocknet oder gekocht als Küchengewürz nutzen, die Hülsen zu Arzneien und Tees verarbeiten.

Die Garten-Bohne (Phaseolus vulgaris) wurde nach Entdeckung Amerikas (in Mexiko bereits nachweislich seit 4000 v. Chr. in Kultur) durch Spanier und Portugiesen nach Europa gebracht. Heute gibt es mehrere 100 Kultursorten. Die aufrecht wachsende Buschbohne (20–60 cm hoch) wird vor allem im Feldanbau kultiviert, die rankende Stangenbohne (auch: grüne Bohne) in Gärten und Gewächshäusern. Gartenbohnen wachsen heute in allen Erdteilen, die Züchter haben sie an unterschiedliche Klimazonen und Witterungsbedingungen angepasst. In Mittelamerika und Afrika nutzen Kleinbauern die Gartenbohnen oft in Mischkulturen zusammen mit Mais oder Kaffee.

Die Ackerbohne (Vicia faba) ist eine der ältesten Kulturpflanzen. Sie wird weltweit in gemäßigten und zum Teil subtropischen Klimagebieten Europas, Asiens (u. a. China) und Südamerikas angebaut. Die Ackerbohne ist nach der Sojabohne die Hülsenfrucht mit dem zweithöchsten Proteingehalt. Sie ist auch als Dicke Bohne, Sau- oder Pferdebohne bekannt. Sie wird gekocht verzehrt, zu Mehl und als Nass- und Tiefkühlkonserve verarbeitet. In vielen Ländern dient sie hauptsächlich als Viehfutter.

Die Kuhbohne (Vigna unguiculata), auch Augen- und Schlangenbohne genannt, stammt ursprünglich aus Afrika, wird heute aber auch in Südeuropa, Asien, Südamerika und im Süden der USA angebaut. Da sie gut mit Trockenheit zurecht kommt und keine Düngung benötigt, wird sie vor allem von Kleinbauern angebaut, in Afrika in Mischkulturen mit Mais, Sorghum, Hirse oder Cassava (Maniok). In den trockenen Savannen-Regionen Afrikas ist die Kuhbohne die wichtigste dort angebaute Nahrungspflanze.

Die Adzuki-Bohne (Vigna angularis) wird hauptsächlich in Ostasien ‒ ihrem Ursprungsgebiet ‒ angebaut. Dort dient sie auch als Zwischenfrucht im Reisanbau zur Gründüngung. In Japan ist die Adzuki-Bohne die zweitwichtigste Hülsenfrucht nach der Sojabohne.

Weitere Informationen:

Bonitierung

Feststellung des Bodenwertes als steuerliche Bemessungsgrundlage.

(s. a. Bodenbewertung)

Börde

Niederdeutsche Bezeichnung einer fruchtbaren Ackerbaulandschaft, besonders im Lößgürtel zwischen Geest und Mittelgebirgsrand. Dieser Kulturlandschaftstyp ist flach bis hügelig und erstreckt sich von Flandern bis in den Südteil der Schlesischen Bucht und in anschließende Gebirgsrandbuchten und Talungen. Aus dem Löß haben sich für die Landwirtschaft wertvolle Parabraunerden, z.T. Schwarzerden (reliktisch) entwickelt. Börden sind Gebiete mit höchsten Bodenzahlen (Magdeburger Börde). Die Palette der landwirtschaftlichen Nutzung in den Börden ist wie in ihrer süddeutschen Entsprechung, den Gäuen sehr vielfältig. Hackfruchtbau (vor allem Zuckerrübe) und Getreidebau (vornehmlich Weizen sind aber landschaftsbestimmend. Der Name kommt von "boren", "bören" (= tragen, hervorbringen), im Gegensatz zu Geest, abgeleitet von "gust", "güst" (= unfruchtbar bei Land und Tier).

Börden sind inzwischen Beispiele für ausgeräumte Landschaften. Eine von Natur aus dichtbewaldete Landschaft wurde in eine eintönige Kulturlandschaft umgestaltet, die gelegentlich mit dem unpräzisen Begriff Kultursteppe belegt wird.

Boreale Zone

Die borelae Zone kommt als einzige aller Ökozonen nur auf der Nordhalbkugel vor. Ihre Verbreitung ist dort erdumspannend mit einer N-S-Breite von wenigstens 700 km. Sie nimmt heute etwa 13,1 % der irdischen Landoberfläche ein. Anfang des 21. Jahrhunderts sind davon noch etwa 70 % in einem weitgehend naturnahen Zustand. Ihre Ausdehnung deckt sich in etwa mit der kaltgemäßigten Klimazone. Nach der vorherrschenden Vegetation kann sie weiterhin in die Landschaftstypen Waldtundra und Borealer Nadelwald untergliedert werden. Die Grenzen der borealen Zone sind in der Realität fließend, so dass eine exakte Ausdehnung faktisch nicht festgelegt werden kann.

Landnutzung

Obwohl reich an Bodenschätzen, gehören die borealen Waldgebiete zu den dünnbesiedelten und durch menschliche Einwirkungen bislang relativ wenig veränderten Räumen der Erde. Die charakteristischen Nutzungsarten sind Holzeinschlag und Torfabbau sowie traditionell Pelztierjagd und Sammeln von Wildbeeren. Der Holzeinschlag deckt etwa 90 % des Papier- und Schnittholzbedarfs der Erde. Zur Erhaltung der Holzreserven ist es nötig, dass die weithin noch immer geübte Praxis der bloßen Exploitation von planmäßigen Aufforstungen begleitet wird. Der Torfabbau ist insbesondere im eurasischen Teil der borealen Zone bedeutsam. Der größte Teil des Abbaus dient in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung. Weitere Verwendung findet der Torf als Brennstoff in Kraftwerken oder zu Heizzwecken in abgelegenen Wohngebieten.

Die agrare Nutzung spielt eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Ackerbau ist im Verbreitungsgebiet des Permafrostes erst möglich, wenn die sommerliche Auftauschicht mindestens einen Meter tief reicht. Die nördlichste Getreideart ist Sommergerste, die noch mit 90 bis 95 Vegetationstagen auskommt. In Nordeuropa liegt ihre polare Anbaugrenze bei 70° N. Als nächste Getreidearten folgen Sommerhafer und -roggen; beide stellen geringe Ansprüche an den Boden und eignen sich daher auch für den Anbau auf nährstoffarmen Podsolen. Von den Hackfrüchten dringt die Kartoffel am weitesten nordwärts vor (in Skandinavien ebenfalls bis 70 ° N).

Die meisten der nördlichsten Waldgebieten werden höchstens (so in Eurasien) als Rentierweide genutzt. In Nordamerika gehören sie zusammen mit den Tundren zur Anökumene.

Gewisse Hoffnungen knüpfen sich an Wildbewirtschaftung (z.B. Karibu, Elche, Wapitihirsche) und Tourismus. (Schultz 2016)

Borealer Nadelwald (Taiga)

Vor allem in Eurasien auch Taiga (Lehnwort aus dem Russischen "тайга" für „dichter, undurchdringlicher, oft sumpfiger Wald“); Bezeichnung für eine Vegetationszone, die vor allem unter den Bedingungen des Schnee-Waldklimas entsteht, und die ausnahmslos auf der Nordhalbkugel vorkommt. An sie schließen im Norden die Tundra und im Süden sommergrüne Laubwälder oder Steppen an.

Die Taiga ist die nördlichste Waldformation der Erde. Sie wird charakterisiert durch ein kontinentales Klima mit wenig Regen und starken Temperaturschwankungen mit bis zu -40 °C im Winter und um die 20 °C in den kurzen Sommern.

Die boreale Nadelwaldzone erstreckt sich vom nördlichen Europa (Skandinavien, nordwestliches Russland) über Eurasien (Sibirien, Mongolei, nördliches Japan) bis nach Nordamerika (Alaska, Kanada) und bildet somit die größten zusammenhängenden Wälder der Erde.

Da in Eurasien die Kontinentalität und Winterkälte am stärksten ausgeprägt ist, hat der kontinuierliche Permafrost, der in Nordamerika nur bis in die Waldtundra hineinreicht, hier seine größte Verbreitung bis weit ins Innere des Kontinents.

Die südlichsten Vorkommen der immergrünen Nadelwälder liegen an den Ostseiten der Kontinente, auf den Westseiten ist die Verbreitungsgrenze infolge warmer Meeresströmungen wesentlich weiter nach Norden verschoben. Auf der Südhalbkugel fehlen die großen Landmassen, so dass die für die borealen Wälder typischen Klimacharakteristika so nicht vorkommen.

Charakteristisch für die verschiedenen Formen der borealen Wälder sind relativ gleichförmige Nadelwaldgebiete, die weltweit von nur vier Nadelholz-Gattungen geprägt werden – von Fichten, Kiefern, Tannen und Lärchen –, deren Wuchsbild nach Norden hin immer schlanker wird. Unterbrochen werden diese Gebiete in den Niederungen von baumfreien Mooren (sehr großflächig in Westsibirien), in Nordasien von Weichholzauen in den Flusstälern und in Nordostsibirien wechseln sich Lärchen-Waldtundra und Lärchentaiga mosaikartig ab. Weichlaubhölzer – vor allem Birken und Espen – sind als Pionierbaumarten und in geschützten Lagen nahezu überall im Nadelwald zu finden. Der Boden ist zumeist flächendeckend von relativ niedrig wachsenden, sommergrünen Zwergsträuchern (insbesondere aus der Gattung der Heidelbeeren) und von dicken „Teppichen“ aus Moosen und Flechten bedeckt. Totholz findet sich in allen Stadien in großen Mengen.

Durch die niedrigen Temperaturen und den ab einer gewissen Tiefe oftmals ganzjährig gefrorenen Boden (Permafrost) bilden die ohnehin schon schwer zersetzbaren Nadeln eine dichte Streuauflage auf dem Waldboden, so dass wichtige Nährstoffe nicht freigesetzt werden können und für die Pflanzen nicht verfügbar sind. Als zonaler Bodentyp gilt der Podsol, der jedoch nur außerhalb der Permafrostgebiete typisch entwickelt ist. Bei ständiger Bodengefrornis sind stattdessen Gleypodsole, Kryotaigagleye und Kryotaigaböden kennzeichnend.

Regelmäßige Feuer, meist ausgelöst durch Blitzschlag, vernichten die Streuauflage, setzen die Nährstoffe frei und ermöglichen auch den Samen den Kontakt mit dem nährstoffreichen Mineralboden, damit sie keimen können. Die Zusammensetzung und das mosaikartige Verbreitungsmuster der Waldareale unterschiedlichen Alters wird maßgeblich vom zyklischen Auftreten von Waldbränden bestimmt. Feuer ist ein natürlicher ökologischer Faktor und sowohl für die Regenerationsdynamik der Wälder als auch für die Nährstoffkreisläufe von großer Bedeutung. Infolge des Klimawandels werden die Brände etwa durch Blitzeinschläge häufiger und intensiver auftreten, und die natürlichen Regenerationsprozesse geraten aus dem Gleichgewicht. Die Artenzusammensetzung wird sich zugunsten von Laubbäumen verschieben.

Landnutzung

Obwohl reich an Bodenschätzen, gehören die borealen Waldgebiete zu den dünbesiedelten und durch menschliche Einwirkungen insgesamt relativ wenig veränderten Räumen der Erde. Die charkteristischen Nutzungsarten sind Holzeinschlag und Torfabbau sowie traditionell Pelztierjagd (Zobel, Silberfuchs u.a.) und Sammeln von Wildbeeren. Die agrare Nutzung spielt dagegen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Gewisse Hoffnungen knüfen sich an Wildbewirtschaftung und Tourismus, sowie die Eploitation von Rohstoffen (Erdöl, Erdgas u.a.).

Der Holzeinschlag deckt ca. 90 % des Papier- und Schnittholzbedarfs der Erde. Zur Erhaltung der Holzreserven ist es nötig, dass die weithin noch immer geübte Praxis der bloßen Exploitation von planmäßigen Aufforstungen begleitet wird.

Borstgrasrasen

Ungedüngte, gras- oder zwergstrauchreiche Magerrasen auf trockenen bis staufeuchten, sauren und rohhumusreichen Böden, überwiegend durch jahrhundertelange Beweidung oder einschürige Mahd entstanden, teils artenarm, teils buntblumig und artenreich.

Die Borstgrasrasen waren früher als extensives Grünland vom norddeutschen Flachland bis in die subalpine Stufe der Alpen verbreitet. Sie sind inzwischen sehr selten geworden.

Brache

Von althochdeutsch brahha = das (Um)brechen des Bodens; Bezeichnung für die aus der Agrarproduktion (längerfristig) ausgeschiedenen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die keiner anderen Verwendung zugeführt wurden. Nach den Ursachen des Brachfallens unterscheidet man zwischen "Sozialbrache", "Grenzertragsbrache", "Rotationsbrache", "Buntbrache" und "Stillegungsbrache".

Während bei der Grenzertragsbrache die Nutzungsaufgabe wegen zu geringer Ertragskraft des Bodens oder zu hohen Arbeitsaufwandes bei der Bearbeitung erfolgt, ist die Sozialbrache auf außerlandwirtschaftliche Faktoren zurückzuführen. Bei der Sozialbrache veranlassen gesamtwirtschaftliche und soziale Faktoren, die sich aus gesellschaftlichen Umschichtungen infolge wirtschaftlicher Wandlungen ergeben, die bisherigen Bewirtschafter dieser Flächen, einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen, um ihre wirtschaftliche und soziale Lage zu verbessern.

Bei der "Rotationsbrache" oder "Schwarzbrache" handelt es sich um planmäßig und vorübergehend unbebautes Land innerhalb einer geregelten Nutzung (z.B. Dreifelderwirtschaft). Wird der Anbau auf einem Feld mehrjährig unterbrochen, handelt es sich um eine "Dauerbrache". Wenn sich bei Dauerbrache die natürliche Vegetation ungestört entwickeln kann, spricht man von "Sukzessionsbrache".
Die Buntbrache dient dem ökologischen Ausgleich. Bei der Grünbrache wird systematisch begrünt.

Stillegungsbrache erfolgt im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik, wenn zur Minderung von Überproduktion Flächenstillegungen über Prämien gefördert werden.

Während die Flächen, die durch Grün-, Schwarz- oder Stillegungsbrache zeitweise aus der Produktion genommen sind, zur LF zählen, bleiben die dauerhaft nicht mehr bewirtschafteten Nutzflächen (Sozial- und Grenzertragsbrache) ausgeklammert.

In der alten Dreifelderwirtschaft alle 3 Jahre wiederkehrend, war die Brache unentbehrlich zur Auffrischung der in zweijährigem Getreidebau erschöpften Bodenkraft.

Branche

Eine Menge von strukturell einander sehr ähnlichen Wirtschaftseinheiten, die gleichartige Produkte hervorbringen oder Dienstleistungen bereitstellen und gegeneinander konkurrieren. Oft wird der Begriff auch synonym zum Begriff Wirtschaftszweig verwendet.

(s. a. Formation)

Brandrodungswirtschaft

Flächenextensive Landwechselwirtschaft in tropischen und subtropischen Waldgebieten, bei der durch Fällen und anschließendem Verbrennen der Bäume auf kleinen Flächen des Primärwaldes Boden für eine nur kurzfristige Nutzung (rasche Bodenerschöpfung) urbar gemacht wird. Die entstandene Asche sorgt für eine Nährstoffzufuhr und die Erhöhung des pH-Wertes im Oberboden, sodass vorübergehend günstige Anbaubedingungen für die oft subsistent wirtschaftende Bevölkerung vorhanden sind. In den immerfeuchten Tropen können solche Flächen aber kaum länger als ein bis zwei Jahre genutzt werden, da die Bodenfruchtbarkeit rasch nachlässt. Der Grund liegt in der Nährstoffauswaschung bzw. der Erosion bei starken Regenfällen. Vor einer erneuten landwirtschaftlichen Nutzung muss eine Brachezeit von rd. 20 Jahren eingeschaltet werden, während der sich ein Sekundärwald ausbildet. Dieser dient bei einer erneuten Brandrodung als Asche- und damit Nährstofflieferant. Die Vielfalt der in Feldbausystemen mit Brandrodung produzierten Kulturpflanzenarten ist relativ gering. Im Tiefland sind dies vor allem Trockenreis und Knollenpflanzen wie Maniok und Yam. Der Anbau von Süßkartoffel und Gemüse wie Kohl, Bohnen, Zwiebel, Paprika und Kürbisgewächsen findet sich meist in höheren Lagen.

Großflächige Brandrodungen dienen heutzutage zur Neuanlage von Plantagen mit Exportkulturen (z.B. Palmöl-, Papier-, Gummi- und Teak-Plantagen).

Brauerei

Im weitesten Sinne die Bezeichnung für eine Einrichtung, in der zusammengesetzte Flüssigkeiten, meist mit Hilfe der Gärung, hergestellt werden. Der Begriff steht für den Ort beziehungsweise das Gebäude (Brauhaus, Braustätte), an dem Bier oder andere Gärgetränke (zum Beispiel Limonade) gebraut werden. Brauerei bezeichnet aber auch das Unternehmen, das Bier herstellt und vertreibt.

Neben Bier werden auch manche alkoholfreie Erfrischungsgetränke, sowie Sojasauce im Brauereiverfahren hergestellt. Es gibt verschiedene Typen von Brauereien, die unterschiedliche Sorten Bier nach verschiedenen Verfahren mit unterschiedlichem Automatisierungsgrad herstellen.

Nach den Ausstoßzahlen stehen deutsche Brauereien an fünfter Stelle hinter China, den USA, Brasilien und Mexiko. Ein regionaler Schwerpunkt der Biererzeugung liegt in Bayern, wo sich fast jede zweite deutsche Braustätte befindet. Unter den vierzig größten Brauereien der Welt befinden sich sieben deutsche Gruppen. Die Radeberger-Gruppe belegt als größtes deutsches Unternehmen Platz 22 mit 10,6 Millionen Hektolitern Gesamtabsatz. Weltmarktführer ist die in Belgien ansässige Brauereigruppe AB InBev, die 2021 mit 581,7 Millionen Hektolitern 31,3 Prozent der weltweiten Bierproduktion von 1.859 Millionen Hektolitern Bier hergestellt hat, gefolgt von Heineken (NL) mit 231,2 Millionen Hektolitern (12,4 Prozent) und Carlsberg mit 119,6 Millionen Hektolitern (6,4 Prozent). Während die Konzentration großer Braugruppen auf dem Weltmarkt weiter fortschreitet, ist die Zahl privater Brauereien in Deutschland bis zum Beginn der Corona-Krise von Jahr zu Jahr gestiegen. In Deutschland sind größere Übernahmen wegen der starken Position regionaler Biere nicht in Sicht.

 

Die größten deutschen Brauereien 2021 - relativ klein strukturiert

Die größten deutschen Brauereien 2021 - relativ klein strukturiert

In 1.512 Braustätten in Deutschland mit ihren 27.200 Beschäftigten wurden 2021 rund 5.000 Biersorten gebraut. Der Bierausstoß lag bei 85,4 Millionen Hektolitern (davon 6,6 Mio. hl alkoholfrei), der Umsatz bei 7,6 Milliarden Euro. Gut 18 Prozent der deutschen Bierproduktion werden exportiert. Der Pro-Kopf-Verbrauch bei Bier ist in den letzten Jahren zurückgegangen, besonders stark infolge der Corona-Pandemie. Von 96,8 Litern pro Person in 2019 ging der Verbrauch auf 92,4 in 2020 und dann auf 89,4 in 2021 zurück. In den ersten drei Quartalen 2022 jedoch ist der Bierverbrauch wieder deutlich angestiegen.

Quelle: Situationsbericht 2022/23 (DBV)

Braugerste

Unter Braugerste versteht man im Gegensatz zur Futtergerste eine Gerste, die für Brauzwecke und damit zur menschlichen Ernährung angebaut wird.

Sorten

Braugerste wird überwiegend aus zweizeiliger Sommergerste hergestellt. Die beste Qualität (95 % der Körner größer als 2 5 Millimeter) heißt Ausstichgerste. Ihre besondere Eigenschaft: geringer Eiweiß- hoher Stärke-(Mehl-)gehalt.

Durch Pflanzenzüchtung sind in den letzten Jahren neue zweizeilige Winterbraugerstensorten entstanden, die der Qualität von Sommerbraugerstensorten schon sehr nahekommen. Außerdem werden, überwiegend in Frankreich, auch noch sechszeilige Winterbraugersten angebaut.

Verwendung

Braugerste wird in der Mälzerei zu Malz verarbeitet und findet Verwendung als geschrotetes Braumalz in Brauereien, als gemahlenes Backmalz in der Backwarenindustrie, als Whisky- und Brennmalz in der Spirituosenindustrie, als Malzkaffee oder z. B. in Frühstücksflocken. Zum Brauen und Mälzen können fast alle Getreidearten verwendet werden. Die Gerste hat sich jedoch neben dem Weizen als Hauptrohstoff durchgesetzt. Die Spelzen der Gerste sind in der Brauerei von technologischer Bedeutung, denn sie bilden beim Läutern der Maische eine natürliche Filterschicht zum Trennen der Bierwürze vom Treber. Außerdem weist die Gerste von allen Getreidearten die höchste Aktivität an stärkeabbauenden Enzymen auf, was für die schnelle Verzuckerung der Stärke im Sudhaus der Brauerei wichtig ist.

Wirtschaftlichkeit

Der Anbau von Braugerste ist in den letzten Jahren in Deutschland und den meisten Ländern Europas stark rückläufig. Während Landwirte früher Sommergerste anbauten, einen Teil der Ernte als Braugerste selektierten und den größten Teil als Futtergerste vermarkteten, wird Sommergerste wegen der Flächenkonkurrenz mit anderen Getreidearten und vor allem mit nachwachsenden Rohstoffen heute fast ausschließlich für Brauzwecke angebaut. Dies erhöht den Druck auf den Landwirt, die Gerste als Braugerste vermarkten zu können, da eine Herabstufung zu Futtergerste deutliche Mindereinnahmen zur Folge hat. Dieses Vermarktungsrisiko verlangt ein Preisaufgeld, die sogenannte Braugerstenprämie, die Brauereien und Mälzereien im wettbewerbsintensiven Umfeld nur bedingt zu zahlen bereit sind.

Weitere Informationen:

Braunerde

Die Braunerde ist ein häufig vorkommender Bodentyp des gemäßigt humiden Klimas mit der Horizontabfolge Ah/Bv/C (Anreicherung von Humus < 30 Masse-% / Eisenoxidation, Mineralneubildung / wenig oder gar nicht verwitterter loser oder fester mineralischer Untergrund). Braunerden entwickeln sich überwiegend aus silikatischem, kalkfreiem oder kalkarmem Ausgangsgestein.

Die Ausgangssubstrate für die Entwicklung von Braunerden sind sehr vielfältig. So entwickelten sich Braunerden in periglaziären Solifluktionsschuttdecken der Mittel- und Hochgebirge und Flugsanden ebenso wie in glazialen oder fluvioglazialen Sedimenten (Moränen, Eisrandsedimente, Schotterflächen z. B. des Alpenvorlandes).

Braunerde

Braunerde

Braunerde im Hintertaunus bei Taunusstein aus periglaziären Lagen (Solifluktionsschuttdecken, Hauptlage LH über Basislage LB) über (tertiär)verwitterten Tonschiefern (Saprolith, Faulfels).
Profil: Ah/Bv/II lCv/IIICv. Ah- und Bv-Horizont sind in der Hauptlage entwickelt. Darunter folgt die Basislage mit Hakenschlagen im Übergang zu den anstehenden, stark verwitterten Schiefern.

Quelle: A. Stahr

Braunerden entstehen aus Ah/C-Böden, wie Rankern, Regosolen, Rendzinen und Pararendzinen, durch eine fortschreitende Bodenentwicklung. Je nach Ausgangsgestein unterscheiden sich Braunerden stark in ihren Eigenschaften. Braunerden aus Lockergesteinen wie z. B. Geschiebelehm weisen meist eine mittlere Basensättigung und eine mittlere bis hohe nutzbare Feldkapazität (Wasserspeichervermögen) auf und werden oft ackerbaulich genutzt. Braunerden auf silikatischem Festgestein an den Hängen der Mittelgebirge sind meist flachgründig bei hohem Skelettanteil, geringer Nährstoffversorgung und nutzbarer Feldkapazität. Sie werden meist forstwirtschaftlich genutzt.

Typprägende Prozesse sind die Verbraunung und Verlehmung auch im Unterbodenhorizont (B). Dabei verwittern eisenhaltige Minerale und den Boden braun färbende Eisenoxide werden angereichert, oft verbunden mit der Neubildung von Tonmineralen (Verlehmung). Die braune Farbe von Böden der gemäßigten Klimate wird durch das Eisen-Oxidhydroxid Goethit FeO(OH) verursacht, benannt nach Johann Wolfgang von Goethe.

Die Erhöhung des Tongehaltes bei der Entwicklung einer Braunerde hat zwei Gründe: Bei der chemischen Verwitterung von Gesteinen entstehen aus den Verwitterungsrückständen neue Minerale, die durch mehrere Blättchen oder Schichten aufgebauten, Nährstoffe austauschenden Tonminerale. Zudem enthalten kalkhaltige Gesteine wie zum Beispiel Mergel (= Gemisch aus Kalk und Ton) von Natur aus hohe Anteile an Ton. Werden die Verwitterungsrückstände dieser Gesteine durch weitere Verwitterung entkalkt, bleibt der tonige Anteil zurück und reichert den Boden nun relativ mit Material der Korngröße Ton an. So entstehen Braunerden mit einem typischen Ah/Bv/C-Profil. Dabei bezeichnet Bv den verbraunten und verlehmten Horizont (v von verwittert oder verbraunt) und C das Ausgangsgestein der Bodenbildung.

Verbreitung

Basenreiche Braunerden sind in Mitteleuropa selten. Anders dagegen basenarme Braunerden, die man z. B. in Mittelgebirgslagen aus Granit-, Grauwacke-, Tonschiefer- oder Sandstein-Fließerden findet, wobei sie mit Rankern aus anstehendem Festgestein und stärker podsolierten Böden vergesellschaftet sind. Ferner haben sie sich in Norddeutschland aus pleistozänen und holozänen Sanden entwickelt, wiederum vergesellschaftet mit Podsolen. In vielen Regionen Mitteleuropas ist die Braunerde der am häufigsten vertretene terrestrische Boden. 

Nutzung

Die Eigenschaften und damit auch die landwirtschaftliche Nutzung hängen stark vom Ausgangsmaterial der Bodenbildung ab. Das trifft besonders auf die Porenverteilung sowie den Wasser- und Lufthaushalt zu. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Braunerden sich leicht bearbeiten lassen und einen pH-Wert im mäßig bis stark sauren Bereich haben. Als landwirtschaftliche Nutzung sind Ackerbau und Weidewirtschaft möglich. Der ackerbauliche Wert schwankt in einem weiten Bereich. Die meisten basenreichen Braunerden werden wegen ihrer Flachgründigkeit oder ihres hohen Steingehalts forstlich genutzt. Auch die weniger fruchtbaren basenarmen Braunerden diene, vor allem in NW-Deutschland, häufig als Waldstandort, doch lassen sie sich bei ausreichender Düngung und Zufuhr von Wasser heute vielfach auch sehr gut ackerbaulich nutzen.

Als natürliche Vegetation würde sich unter dem vorherrschenden Klima auf Braunerde ein Mischwald aus Rotbuche mit Eiche oder Fichte einstellen.

Weitere Informationen:

Breitstreifenflur

Flurform, die aufgrund der Orientierung nach einer bestimmten Breite eine geringe Parzellierung erfahren hat und durch Längsteilungen die ursprüngliche Streifenbreite nicht oder nur unwesentlich verändert wurde. Charakteristisch für Breitstreifen ist eine zwar nicht streng eingehaltene, aber doch in besonderem Maße gegebene Einödlage des Besitzes innerhalb des Streifensystems.

Typenbegriffe für Breitstreifenfluren mit Hofanschluss sind die Hufenflurbegriffe Waldhufenflur, Marschhufenflur, Hagenhufenflur, Moorhufenflur, Radialhufenflur u.w. Diese Flurformen verbinden sich mit Reihensiedlungen (Waldhufendorf, Marschhufendorf usw.), und ihre Entstehung geht immer mit planmäßiger Kolonisation einher. Hofanschließende Streifenfluren entstanden in vielen Teilen der Erde.

Brexit

Kurzwort aus Britain und Exit (Ausstieg) im Zusammenhang mit der Volksabstimmung im Vereinigten Königreich am 23. 6. 2016 über die weitere Mitgliedschaft des Landes in der Europäischen Union. Der EU-Austritt erfolgte am 31. Januar 2020 und ist durch das am 24. Januar 2020 unterzeichnete Austrittsabkommen geregelt. In dem Abkommen ist eine Übergangsphase bis zum 31. Dezember 2020 vorgesehen, in der die langfristigen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union neu ausgehandelt werden sollen. Das Vereinigte Königreich hält zunächst wie bisher alle EU-Regeln ein und zahlt weiterhin Beiträge, hat nun aber in EU-Gremien keine Mitsprache mehr. Spätestens am 30. Juni 2020 kann der Übergangszeitraum noch einmal über den 31. Dezember 2020 hinaus verlängert werden. Sollte während des Übergangszeitraums kein Abkommen geschlossen werden, fiele der Handel zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich anschließend unter die Regeln der Welthandelsorganisation.

Wie sich die Handelsbeziehungen weiter entwickeln, hängt entscheidend von den künftigen Zollregelungen ab. Die Briten sind ein wichtiger Agrarhandelspartner Deutschlands. 2017 exportierte Deutschland landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von 4,8 Milliarden Euro in das Vereinigte Königreich, während die Importe 1,6 Milliarden Euro betrugen. Das machte für Deutschland einen Überschuss in Höhe von ca. 3,2 Milliarden Euro – so hoch wie mit keinem anderen Land.

Aktuell ist zu erwarten, dass die deutsche Agrarproduktion als Folge des Brexit um insgesamt 190 Millionen Euro zurückgehen wird. Die deutsche Produktion wird in kaum einer Warengruppe mehr als 0,5 % zurückgehen. Ausnahmen bilden die Schweine- und Geflügelzucht sowie Schweine- und Geflügelfleisch, wo mit einem Rückgang um rund 1,2 % gerechnet wird. Bei Weizen, Zucker, Rindfleisch und Milch werden sogar leichte Produktionsanstiege von 0,1 – 0,8 % erwartet.

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Brinksitzer

Auch Brinkkötter; Spätsiedler, die ihre Behausungen seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. in den Brinken (Baumgärten am Rande der Gehöftgrundstücke nordwestdeutscher Eschsiedlungen) anlegen durften. Sie waren von den vollbäuerlichen Höfen abhängig und an sie durch verschiedene Dienste, vornehmlich handwerkliche Tätigkeiten, gebunden. Brinksitzer unterschieden sich von den Köttern durch ihren Ausschluß aus dem durch Rechte an der gemeinsamen Mark gekennzeichneten Wirtschaftsverband des Dorfes.

(s. a. Gärtner, Köbler, Seldner)

Brokkoli

Brokkoli, alt. Broccoli (Brassica oleracea var. italica) (ital. il broccolo von broccoli, „Kohlsprossen“), auch Bröckel-, Spargel-, Winterblumen- oder Sprossenkohl; eine mit dem Blumenkohl eng verwandte Gemüsepflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).
Er wächst ähnlich wie Blumenkohl, und wie bei diesem bestehen die „Röschen“ des Kopfes aus den noch nicht voll entwickelten Blütenständen, die Knospen sind allerdings schon deutlich zu erkennen. Der Kopf ist meist von tiefgrüner bis blaugrüner Farbe; seltener sind violette, gelbe und weiße Sorten. Brokkoli hat eine Vegetationsperiode von 14 bis 15 Wochen.

Brokkoli bevorzugt sonnige Standorte mit tiefgründigen und humosen Böden. Für Mischkulturen eignen sich Bohnen, Dill, Erbsen, Karotte, Kopfsalat, Sellerie, Spinat, Tomaten als Partner.

Der aus Kleinasien stammende Brokkoli war in Europa zunächst nur in Italien bekannt. Durch Caterina de’ Medici gelangte er im 16. Jahrhundert nach Frankreich und als „italienischer Spargel“ nach England. Vom US-amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson wurde Brokkoli im 18. Jahrhundert, zunächst als Versuchspflanze, in die Vereinigten Staaten eingeführt. Hauptanbaugebiete in Europa sind die westlichen Mittelmeerländer, vor allem die Gegend um Verona in Italien.

Brombeere

Die Brombeeren (Rubus sect. Rubus), engl. blackberry, fr. mure sauvage, sind eine Sektion aus der umfangreichen und weltweit verbreiteten Pflanzengattung Rubus innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Sektion umfasst mehrere tausend Arten, allein in Europa wurden mehr als 2000 Arten beschrieben. Die Früchte werden als Obst verwendet. Das Wort Brombeere hat sich aus dem althochdeutschen Wort brāmberi‚ Dorngebüschbeere oder Beere des Dornstrauchs, entwickelt. Biologisch betrachtet hat die Brombeere allerdings keine Dornen, sondern Stacheln. Mundartlich werden die Früchte auch Kratzbeere oder Kroatzbeere genannt, worunter die Botaniker aber nur eine Art der Brombeeren verstehen

Herkunft und Verbreitung

Über die Herkunft der Brombeere sind sich die Forscher uneins. Als Heimat werden Nordamerika oder Europa vermutet. Die Kultivierung in Europa fand erst im 19. Jahrhundert statt, wobei mehrere Wildformen als Ausgangsbasis dienten. Heute ist die Brombeere hauptsächlich in Europa, Nordamerika und Asien verbreitet.

Merkmale

Die Brombeere ist ein bis zu 2 m hoher Strauch mit aufrechtwachsenden oder bogig überhängenden Ranken. Es gibt bedornte und dornlose Sorten. Brombeer-Arten sind winterkahle oder wintergrüne (und dann im Frühjahr Laub abwerfende) Sträucher oder genau genommen etwas verholzende, ausdauernde krautige Pflanzen mit zweijährigen Zweigen: Die überwinternden Zweige bringen aus ihren Knospen ausschließlich Blütenstände hervor und sterben dann nach dem Fruchten ab. 

Die bei Reife meist blauschwarzen Früchte sind botanisch gesehen keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte. Die Sammelfrucht besteht aus 20-30 Einzelbeeren und löst sich bei der Ernte nicht von Blütenboden. Die Früchte sind recht weich und verderben schnell. Brombeeren sind selbstfruchtbar.

Der hohe Kalziumgehalt unterstützt den Knochenaufbau und die Zahnbildung bei Kindern. Brombeeren enthalten zudem hohe Mengen an Karotin und Eisen.

Anbau: 

Im Anbau werden bei Brombeer-Arten und -Sorten meist stachellose Zuchtformen bevorzugt.  In Europa wird im Garten häufig die Armenische Brombeere angebaut, welche als Neophyt dort sogar zu den häufigsten wildwachsenden Brombeerarten gehört.

Die Vermehrung von Brombeeren erfolgt mittels Absenker, Wurzelschnittlinge, oder Grün- und Blattknospenstecklinge. Brombeeren stellen keine hohen Ansprüche an den Standort, sie gedeihen auch auf Böden mittlerer Qualität. Sonnige windgeschützte Lagen sind zu bevorzugen. Die Winterfrostempfindlichkeit ist sortenabhängig. Ab Temperaturen von -15 °C ist ein Winterschutz (Abdecken mit Reisig) empfehlenswert. Der Pflanzabstand in der Reihe variiert je nach Wuchsstärke und Wuchscharakter der Sorte zwischen 1,50m (aufrecht wachsend) und 4,0 m (rankende Sorte). Der Reihenabstand beträgt 3,0 m. Ein Drahtgerüst zum Befestigen der Ruten ist erforderlich. Im Pflanzjahr wachsen die Jungruten, welche im darauffolgenden Jahr fruchten. Nach der Ernte werden alle abgetragenen Ruten entfernt. Im Winter kürzt man die Tragruten je nach Anlagenhöhe ein. Die Ernte erstreckt sich über einen Zeitraum von acht bis zwölf Wochen, wobei 1-2mal pro Woche überpflückt wird. Die Erntemenge ist vergleichbar mit der bei Himbeeren (100 dt/ha).

Verwendung

Als Frischware zum Verzehr oder als Rohware für die Verarbeitungsindustrie (Konfitüre, Säfte). Sie eignen sich auch zum Tieffrieren.

Die Früchte sind saftig und wohlschmeckend. Sie eignen sich zum Frischverzehr, als Kuchenbelag und um Konfitüre, Gelee, Sorbet, Saft, Wein und Likör zu bereiten. Die frischen Früchte können außerdem durch Tiefkühlen konserviert werden.[8] Wegen des angenehmen Geschmacks sind Brombeerblätter, die man am besten in der ersten Maihälfte pflückt, in vielen Tees enthalten. Brombeertee kann als Haustee auch über längere Zeit gefahrlos getrunken werden. Die fermentierten Laubblätter der Brombeer-Arten dienen als Ersatz für schwarzen Tee und werden als koffeinfreier Frühstückstee gehandelt.

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Brotgetreide

Getreide wie Weizen und Roggen, die aufgrund des hohen Klebergehalts im Korn ein backfähiges Mehl liefern (Brot). Proteine in der Aleuronschicht (Aleuron) der Karyopse, vor allem das Gluten mit den Proteinen Gliadin und Glutenin (Gluteline), sind quellfähig, fadenziehend und koagulieren unter Bildung geschlossener Poren. Der Kleber bildet bei der Teigbildung und beim anschliessenden Backen ein dehnbares Gerüst, welches das Kohlendioxid zurückhält, das beim Gärprozess mit Hefe entsteht. Die Qualität dieses Klebers ist vor allem abhängig von der Sorte, aber auch von der Stickstoffdüngung. Roggen enthält statt des Klebers Schleimstoffe, die beim Backvorgang eine Strukturierung des Brotes ermöglichen. Aus reinem Roggenmehl entstehen die Fladenbrote. Der mengenmäßig unbedeutendere Khorasan-Weizen (syn. Kamut) wird in gleicher Weise wie Weizen und Dinkel verwendet.

Im Hafer- und Reiskorn fehlen die Kleberproteine. Gerste, Triticale, Mais und Hafer sind Getreidearten, die nur begrenzt backfähig sind und flache, wenig gelockerte Brote (Fladen) ergeben. Sie werden meist nur als Beimischung für Spezialbrote verwendet.

So sind Weizen, Roggen und Dinkel die Grundlagen der weltweit einmaligen deutschen Vielfalt an Brot- und Gebäcksorten. Da Weizen und Roggen zu den wichtigsten Nährstoffquellen der Menschen gehören, entwickelten bereits unsere Vorfahren die ursprünglichen Gräser durch Kreuzungen immer weiter. Die ersten von Menschen kultivierten Weizenarten waren Emmer und Einkorn. Ihr Herkunftsgebiet liegt im Nahen und Mittleren Osten. Die ältesten Funde stammen aus der Zeit von 10.000-7.500 v. Chr.

Auch heute arbeiten Wissenschaftler daran Sorten zu entwickeln, die ertragreich aber auch widerstandsfähig sind. Gerade im Hinblick auf sich verändernde Klimafaktoren ist es wichtig, Sorten zu haben, die je nach Anbaugebiet Hitze oder Kälte, Trockenheit oder Nässe gut vertragen können. Auch eine gewisse Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge sind wichtige Züchtungsziele. Krankheiten wie beispielsweise Braunrost können ganze Ernten vernichten und im schlimmsten Fall zu Hungerkatastrophen führen. Durch die jahrhundertelange Züchtung haben heutige Getreidepflanzen starke Ähren und gut ausgebildete Körner.

Brot und Brötchen

Brot und Brötchen gehören zu den Grundnahrungsmitteln in Deutschland, etwa 79 Kilogramm werden pro Kopf und Jahr verzehrt. Damit ist Deutschland in der Europäischen Union Spitzenreiter. Dank der erheblichen Ertragssteigerungen durch Züchtung und Anbautechnik „wachsen“ heute auf einem Hektar Weizen mit rund 80 Doppelzentner Ertrag etwa 9.400 Weizenbrote à 1 Kilogramm. Das Mehl von 850 Gramm Weizen reicht zum Backen von einem Kilogramm Brot. In einem solchen Brot ist das Mehl von 17.000 Körnern verarbeitet worden. 16.000 Körner wachsen je Quadratmeter. Zur Ernte dieser Körnermenge hat der Landwirt im Herbst knapp 400 Körner ausgesät. Mehr als das 40-fache kann er somit im Sommer nach genügend Regen und Sonne und ackerbaulicher Pflege ernten.

Quelle: DBV Situationsbericht 2021

In Deutschland überwiegt übrigens der Anbau von Wintergetreide, obwohl es Weizen und Roggen auch für die Sommeraussaat gibt. Das spiegelt sich auch bei der Anzahl von zugelassenen Sorten wider: Es gibt 181 für Winterweizen, aber nur 20 für Sommerweizen. Bei Roggen kommen in Europa fast ausschließlich Wintersorten zum Einsatz. Hier sind derzeit 32 Winter- und zwei Sommersorten zugelassen. 

Da Khorasanweizen kaum auf Kunstdünger anspricht, war die Sorte für die konventionelle Landwirtschaft in Deutschland nie interessant. Es ist ein ideales Korn für den Bio-Anbau, das allerdings warmes und trockenes Klima bevorzugt. In Deutschland sind die klimatischen Voraussetzungen für den Anbau schwierig.

Hauptanbaugebiete sind Nordamerika und Südeuropa mit einem durchschnittlichen Ertrag von 12 dt/ha. Khorasan-Weizen wird für den deutschen Markt fast ausschließlich aus biologischem Anbau angeboten und kann in Reformhäusern und Naturkostläden gekauft werden.

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Bruch (Landschaft)

Bezeichnung für Sumpf- oder Moorland und – in regionalen Variationen – Bestandteil vieler Flur- und Siedlungsnamen. Varianten des Namens sind z. B. Broich (meist im Rheinland), Brook oder Brauk (niederdeutsch). Ein Bruch mit Baumbestand bildet einen Bruchwald.

Bruchlandschaften zeichnen sich durch ihren ausgeprägten Niederungscharakter sowie durch ausgedehnte Feuchtgebiete und dementsprechend große zusammenhängende Grünlandgebiete aus.

Die Niederungen wurden häufig mit verschiedenen Kulturtechniken sukzessive für die Land- und Forstwirtschaft nutzbar gemacht. Durch Systeme von Entwässerungsgräben wurden moorig-nasse Standorte zu Feuchtstandorten mit Eignung für Grünlandbewirtschaftung. In den Schwemmkegeln wurden neben Entwässerungssystemen aber auch Bewässerungsgräben und Wehre angelegt, um z. B. der Sommertrockenheit im Oberrheingraben entgegenzuwirken und so den Wiesenertrag zu sichern. Typischerweise reihen sich die Ortschaften an ihren Rändern im Übergangsbereich zu den angrenzenden höher gelegenen, fruchtbareren Gebieten perlschnurartig aneinander.

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Bruttowertschöpfung

Die Bruttowertschöpfung gibt den im Produktionsprozess geschaffenen Mehrwert ohne Steuern an. Die Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen ergibt sich als Differenz aus Produktionswert (Wert aller produzierter Waren und Dienstleistungen) und Vorleistungen. Aus der BWS ergibt sich nach Abzug der verbrauchsbedingten, zu Wiederbeschaffungspreisen bewerteten Abschreibungen und der Produktionssteuern sowie nach Addition der für die laufende Produktion gewährten Ausgleichszahlungen die Nettowertschöpfung zu Faktorkosten.

Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zur volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung lag 2018 in der EU 28 bei 1,6 %. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU, steuert die Landwirtschaft etwa 0,9 % zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bei. Deutlich höher ist dieser Anteil mit 1,8 bzw. 2,2 % in Frankreich und Italien. Am größten ist der Anteil der Landwirtschaft in Rumänien und Griechenland (4,8 bzw. 4,3 Prozent), gefolgt von Ungarn (4,2 Prozent). 

Der Landwirtschaft als wesentlichem Teil der Wertschöpfungsketten für Lebens- und Futtermittel kommt in Deutschland eine größere Bedeutung für den Wirtschaftsstandort und den Export zu als es der Anteil an der Bruttowertschöpfung oder am Bruttoinlandsprodukt ausdrückt.

Größter Agrarproduzent der EU-28 ist Frankreich mit einem Gesamtwert der landwirtschaftlichen Produktion von 76,0 Milliarden Euro (2018). Damit erwirtschaftet Frankreich 17,4 Prozent der europäischen Agrarproduktion. Mit deutlichem Abstand folgen Italien mit einem Produktionswert von 56,7 Milliarden Euro und Deutschland mit 53,2 Milliarden Euro. Ihre Anteile an der europäischen Agrarproduktion betragen 13,0 bzw. 12,2 Prozent. 

BSE

Abk. für Bovine Spongiforme Encephalopathie, 1985 erstmals im englischen Kent diagnostizierte Tierkrankheit, von der bis Mitte der neunziger Jahre rund 900.000 Kühe auf der Insel infiziert waren. Von diesen erkrankten im Vereinigten Königreich bis Ende 1996 ca. 165.000 Tiere an BSE, während die anderen Tiere vor dem Ausbruch der klinischen Erkrankung geschlachtet wurden. 30 % der britischen Höfe waren betroffen.

BSE zählt zu den sogenannten Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien (TSE), einer Gruppe von Krankheiten, die das Gehirn und das Nervensystem von Menschen und Tieren befallen. Diese Krankheiten zeichnen sich durch eine Degeneration des Gehirngewebes aus, das sich schwammartig (= spongiform) verändert.

BSE ist benannt nach den Symptomen, denn die Gehirne der betroffenen Rinder weisen im Endstadium ihres Siechtums die Form eines löchrigen Schwamms auf. Die sich daraus ergebenden Verhaltensauffälligkeiten erklären auch den englischen Ausdruck "mad cow disease". Der anfänglich noch unbekannte Erreger ist über die Nahrungskette in die Rinderherden eingedrungen. Die Tiere waren mit Tiermehl gefüttert worden, wozu auch Schafskadaver verarbeitet wurden, die an der Traberkrankheit ("scrapie", 1730 bei Schafen und Ziegen erstmals beschrieben) verendet waren. Rationellere Verfahren mit reduzierten Verarbeitungstemperaturen bei der Fleischmehlproduktion begünstigten das Überleben der Erreger und damit ihre Verbreitung. Die Frage, ob der BSE-Erreger vom Scrapie-Erreger der Schafe und Ziegen abstammt oder ob er schon immer beim Rind auftrat, ist allerdings noch ungeklärt.

Durch die Verarbeitung der Kadaver von erkrankten Kühen zu Tiermehl ist ein eigentlicher Rinderzyklus des Erregers in Gang gesetzt worden. Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich vier bis fünf Jahre. Die Rinderkrankheit hatte sich in den frühen 90er Jahren in mehreren europäischen Ländern ausgebreitet, die Einschleppung durch Tiermehl britischen Ursprungs gilt als gesichert. Die Epidemie kann somit als Folge einer der Irrwege der Intensivlandwirtschaft angesehen werden.

Die Verfütterung von proteinhaltigen Erzeugnissen, von Fetten aus Geweben warmblütiger Landtiere und von Fischen an alle der Lebensmittelproduktion dienenden Nutztiere wurde verboten (im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland seit Dezember 2000, europaweit seit Anfang 2001). Dieses Verbot ist nach zwölf Jahren am 1. Juni 2013 ausgelaufen. Damit ist laut EU-Kommission Tiermehl aus nicht-wiederkäuenden Tieren wie Schweinen oder Hühnern wieder als Futtermittel für Fische und andere auf Aquafarmen gezüchtete Tiere zulässig. In der Schweiz war Tiermehl von Nichtwiederkäuern für die Fischfütterung nie verboten.

Bei der Mast von Schweinen und Hühnern sind diese unnatürlichen Proteingaben auch in Deutschland übliche Praxis. Neuerdings besteht der Verdacht (Nature, Bd. 392, 1998), dass selbst Tierarten, die nicht an BSE erkranken, den Erreger an - BSE-empfängliche - Menschen und Tiere weitergeben.

Es besteht weitgehende Einigkeit, daß die Erreger von Scrapie (für den Menschen ungefährlich), der Nerz-Encephalopathie, BSE und beim Menschen der seltenen, aber stets tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD), des Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndroms (GSS) sowie die tödliche familiäre Schlaflosigkeit (FFI) eng verwandt sind. Die Symptome sprechen dafür. Die gemeinsame Bezeichnung Transmissible Spongiforme Encephalopathien (TSEs) läßt sich mit 'übertragbare schwammartige Gehirnerkrankungen' übersetzen. Der BSE-Erreger überspringt anscheinend mühelos Artengrenzen. Katzen, Zooantilopen, Zuchtnerze und im Labor Mäuse, Ratten und Hamster wurden infiziert. Offen ist noch, ob der BSE-Erreger von der Mutterkuh aufs Kalb übertragen wird. Ausgelöst wird die Krankheit von Prionen, infektiösen Eiweißkörpern (proteinaceous infectious agent), denen auch Hitze nur wenig anhaben kann.

Prionen befinden sich von Natur aus in den Nervenzellen. Sie werden normalerweise gebildet, erfüllen eine Aufgabe und werden wieder abgebaut. BSE-Prionen sind dagegen nicht abbaubar. Sie sind anders gefaltet als ihre normalen Verwandten und wandern vom Verdauungstrakt ins Gehirn. Dort entfalten sie ihr tödliches Potential. Sie setzen eine Art Kettenreaktion in Gang: Ein fehlgefaltetes BSE-Prion reicht, um alle anderen normal gefalteten Prion-Eiweißkörper in einer Nervenzelle in die falsche Form wechseln zu lassen. Nach und nach verklumpen die Eiweißkörper, die Nervenzellen sterben ab. Übrig bleibt hochansteckendes Protein in einem schwammartig durchlöcherten Gehirn. Je ähnlicher die Prion-Proteine verschiedener Säugetierarten einander sind, umso niedriger ist auch die Artbarriere bei der Übertragung dieser Erreger.

Rückschau I:

Anfang der 90er-Jahre wurde bekannt, dass BSE auf Mäuse übertragbar war, die mit infiziertem Hirn geimpft wurden. Experten erklärten, die BSE-Rinder hätten sich wahrscheinlich durch den Verzehr von kontaminiertem Tiermehl angesteckt. Trotz dieser Hiobsbotschaften erklärte der ranghöchste medizinische Berater der Regierung, Sir Donald Acheson:

"Der Verzehr von britischem Rindfleisch ist ohne Risiko. Ob Kinder, Erwachsene, oder Krankenhauspatienten; sie alle können unbedenklich britisches Rindfleisch verzehren."

Die gleiche Botschaft wurde auch von Landwirtschaftsminister John Gummer ausgegeben. Um der wachsenden Panik in der britischen Öffentlichkeit entgegenzutreten, fütterte er seine kleine Tochter vor laufenden Kameras eigenhändig mit einem Hamburger und bekräftigte:

"Es gibt keinen Grund zur Sorge, ich werde weiterhin Rindfleisch essen und meine Kinder auch."

Quelle: Deutschlandfunk

Rückschau II:

Die Frau, die sehr früh die Deutschen vor BSE warnte, hat ihren Arbeitsplatz und ihren guten Ruf als Tierärztin verloren. Heute muss sie von einer kargen Rente leben. Trotzdem, sagt Margrit Herbst, würde sie alles wieder genauso machen wie damals im Herbst 1994: "Das ist doch meine tierärztliche Pflicht."

Die heute 74-Jährige hat teuer bezahlt für ihren Tabubruch. Über Jahre hatte die Inspekteurin in einem schleswig-holsteinischen Schlachthof ihre Vorgesetzten immer wieder auf merkwürdig trabende, torkelnde oder aggressive Kühe aufmerksam gemacht, die der Betrieb womöglich aus Großbritannien importiert hatte. Aber weil sich BSE damals kaum nachweisen ließ, wurden die Tiere doch zur Fleischverarbeitung durchgewunken.

Dann aber äußerte Herbst im Fernsehen einen ungeheuerlichen Verdacht: An deutschen Schlachthöfen würden möglicherweise Tiere mit Symptomen des tödlichen Rinderwahns zu Lebensmitteln gemacht. Prompt feuerte ihr Arbeitgeber, der Kreis Segeberg, die vermeintliche Nestbeschmutzerin: wegen Verstoßes gegen die Verschwiegenheitspflicht. [...]

Sie ist mehrmals für Zivilcourage geehrt worden - unter anderem mit dem renommierten Whistleblower-Preis, der kürzlich auch Edward Snowden zugesprochen wurde. Einmal stand sie kurz davor, das Bundesverdienstkreuz zu bekommen. Aber als das Land Schleswig-Holstein forderte, sie müsse dafür auf Ansprüche gegen Land und Kreis verzichten, sagte sie sofort Nein. Der Kreis Segeberg hat noch immer ein angespanntes Verhältnis zu der Tierärztin, die Deutschland vor einer verheerenden Seuche warnte. Anfang November hat der Kreistag mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP gegen das Votum von Grünen, Linken und Piraten abgelehnt, Herbst wegen ihrer Kündigung zu entschädigen.

Quelle: SPON

Die Übertragung auf den Menschen gilt mittlerweile als gesichert. Spongiforme Hirnleiden beim Menschen haben eine lange Inkubationszeit, bei der CJD beispielsweise von 5 bis 15 Jahren in manchen Formen bis 30 Jahren. Allerdings entdeckten Wissenschaftler 1996 eine CJK-Variante, kurz vCJK, an der vor allem junge Menschen sterben. Weltweit gibt es bisher (2013) 224 bestätigte oder wahrscheinliche Fälle von vCJK, die überwiegende Mehrheit davon trat in Großbritannien auf. Weitere Fälle meldeten Frankreich (27 Fälle), Spanien (5 Fälle), Irland (4 Fälle), und eine Reihe weiterer Länder - ausgenommen Deutschland. Die klassische CJK gibt es dagegen auch in Deutschland.

Der Mensch kann sich über den Verzehr von mit dem BSE-Erreger kontaminiertem Rindfleisch infizieren. Aber das ist offenbar nicht der einzige Ansteckungsweg. Der Erreger scheint, wie bei der klassischen CJK auch, durch chirurgische Instrumente, Bluttransfusionen und Plasmapräparate übertragbar zu sein.

Zum spezifizierten Risikomaterial gehören derzeit Gehirn, Augen und Rückenmark von Rindern über 12 Monaten, Lymphdrüsen und Darm mit Darmgekröse von allen Rindern unabhängig vom Alter sowie die Wirbelsäule eines Rindes über 30 Monaten. Spezifiziertes Risikomaterial wird im Schlachthof farblich markiert, sterilisiert und verbrannt, die Reste auf speziellen Deponien vergraben.

Veterinärmediziner und Zoologen hatten schon vor dem Auftreten der BSE vor einer Übertragung von Krankheitskeimen durch den Zusatz von zermahlenen Tierkadavern zum Viehfutter gewarnt.

In Großbritannien traten zwischen 1986 und 2006 immerhin 180.000 gemeldete BSE-Fälle bei Tieren auf. Von dort breitete sich die Infektion auch auf andere Länder aus. 1992 wurde der erste BSE-Fall in Deutschland verzeichnet.

Am 24. November 2000 wurde BSE erstmals bei einem in Deutschland geborenen Rind bestätigt. Bis 2016 wurden in Deutschland 416 Fälle (BMEL) von BSE bestätigt. Zuletzt wurde am 5. Februar 2014 bei einer elfjährigen Milchkuh ein atypischer BSE-Fall festgestellt. Bei älteren Tieren, wie dieser Kuh, kann in äußerst seltenen Fällen spontan die atypische BSE auftreten. Danach gab es offiziell keinen weiteren BSE-Fall in Deutschland. Im Jahr 2010 wurden in Europa nur noch 67 Tiere positiv getestet.

95 % der BSE-Fälle traten bei Milchkühen auf, davon 90 Prozent Schwarzbunte. Extensivrassen, wie beispielsweise die zotteligen Galloways erkranken selten. Verbraucher können ihr nicht auszuschließendes Risiko durch den Kauf von Fleisch aus Betrieben, in denen kein Tiermehl verfüttert wird, deutlich senken.

Die zehn wichtigsten Abnehmerländer britischen Rindfleisches im Jahre 1994
Frankreich 81,502 t Irland 19,922 t Italien 18,681 t Niederlande 15,521 t
Südafrika 10,325 t Ungarn 6,951 t Spanien 5,394 t Mauritius 3,809 t
Belgien 3,134 t Irak 2,385 t

Quelle: The Observer 19.11.1995

Es wurde während des Höhepunkts der BSE-Krise nicht ausgeschlossen, dass auch Kosmetika und Medikamente infizierte Rinderbestandteile enthielten.

Weit über 200 Zoonosen, krankmachende Keime, die zwischen Tier und Mensch hin- und herpendeln, kennt die Wissenschaft. Fast immer geschieht die Ansteckung über die Nahrungskette. Die WHO sieht in nahrungsmittelbedingten Zoonosen ein erhebliches Gefahrenpotential.

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BST

Rinderwachstumshormon (bovines Somatotropin), ein Eiweißhormon, das jedes gesunde Rind ausreichend in der Hypophyse produziert. Es reguliert bei Jungtieren die Muskelbildung und bei ausgewachsenen Kühen die Milchbildung.

Das "rBST" (rekombinantes bovines Somatotropin), ist mit Hilfe der Gentechnologie hergestellt zur Steigerung der Milchproduktion bei Kühen (sog. Turbokuh) um bis zu 25 % sowie zur Steigerung der Mastleistung. Es wirkt streng artspezifisch, d.h. es wirkt nur bei Rindern und nicht bei anderen Tieren oder beim Menschen. In den USA erhalten ca. 15 % der Kühe regelmäßig BST (1998). Hochleistungsbetriebe setzen es sogar fast ohne Ausnahme ein.

Der künftige Einsatz von BST ist in vielen Ländern noch ungewiß. Es wird bislang (1994) nur in folgenden Ländern eingesetzt: USA, Brasilien, Mexiko, Namibia, Zimbabwe, Südafrika, Bulgarien, Tschechische Republik, Slowakien, und GUS. Obwohl in der Anwendung in der EU verboten, wird es für den Export im UK und in Österreich hergestellt. Eine Bewilligung wird nicht aus humanmedizinischen Erwägungen (Wirkstoff wird wie andere Proteine im menschlichen Magen verdaut) verweigert, sondern der eventuelle Einsatz wirft grundsätzliche ökonomische (Überschüsse) und ethische Fragen auf. Kritiker befürchten, daß nur Großbetriebe von der Anwendung Nutzen ziehen und damit der Wettbewerb in der Landwirtschaft weiter verschärft wird. Ferner würden Kühe mit dem Spritzen von BST in ihrer Leistungsfähigkeit über ihr genetisches Potential hinausgeführt. Diese Überlastung der Tiere führt zu einem Rückgang der Nutzungsdauer und in der Folge zu einer höheren Remontierungsrate. Dadurch steigt der Anteil der Jungtiere an der Gesamttierzahl und damit die Futter- und Güllemenge pro Liter Milch. Eine höhere Krankheitsanfälligkeit ( häufige Euterentzündungen, Verdauungs- und Fruchtbarkeitsstörungen) und ein damit verbundener verstärkter Medikamenteneinsatz mit möglichen Rückständen in der Milch sind weitere befürchtete Folgen.

Bt-Mais

Bezeichnung für eine gentechnisch veränderte Maissorte. Bei transgenen Maissorten werden bestimmte Gene aus anderen Organismen in das Mais-Genom eingeschleust, bei Bt-Mais mit dem Ziel, die Bekämpfung von Schadinsekten zu verbessern.

Der Maiszünsler - eine Mottenart - verursacht hohe Ernteverluste beim Mais. Zu bekämpfen ist er mit dem im Boden vorkommenden Bacillus thuringiensis. Dessen spezielle Eiweiße, die Bt-Toxine, schädigen den Darm der Maiszünslerlarven und führen zu deren Tod. Bt-Präparate werden daher schon seit 1964 als biologisches Pflanzenschutzmittel verwandt, sie sind auch im Öko-Landbau zugelassen. Sie werden vor allem im Mais-, Kartoffel-, Obst- und Gemüseanbau eingesetzt.

In der Gentechnik ist es gelungen, das Gen für die Herstellung des Bt-Toxins auf den Mais ('Bt-Mais') zu übertragen. Bt-Mais produziert mit Hilfe des eingebauten Bt-Gens von sich aus das Bt-Toxin und kann dadurch eine Reihe von Schädlingen eigenständig abwehren, ohne zusätzliche Pflanzenschutzmittel von außen: eine Art eingebauter Pflanzenschutz. Unter günstigen Bedingungen kann bei Bt-Pflanzen auf zusätzliche chemische Pflanzenschutzmittel (Insektizide) ganz verzichtet werden. Die Aussaat des Bt-Mais ist umstritten und zurzeit in Deutschland nicht zugelassen. Die Diskussion hält an.

Bt-Nutzpflanzen

Bezeichnung für Gentechnik-Pflanzen, die gezielt so verändert sind, dass sie ein (oder zwei) Bacillus-thuringienis-Gifte produzieren als Pestizid gegen bestimmte Schädlinge. Das Gift wird während des gesamten Lebens der Pflanze produziert, aber die Giftkonzentrationen sind unterschiedlich hoch in den verschiedenen Teilen der Pflanze und ändern sich in den verschiedenen Jahreszeiten. Schadinsekten nehmen das Toxin beim Fressen von Blatt- oder Sproßteilen auf und sterben schnell ab.

Bt-Pflanzen enthalten nur Gifte gegen ein oder zwei Insektengruppen, aber nicht gegen irgendwelche anderen Schädlinge. Sie sind nicht "insektenresistent" oder gar "schädlingsresistent", auch wenn diese Begriffe häufig benutzt werden. Bauern müssen noch stets mit dem Befall durch andere Schädlinge umgehen.

In zahlreiche Nutzpflanzen wie zum Beispiel Baumwolle, Mais, Sojabohne, Kartoffeln und Weizen konnte auf diese Weise eine Insektenresistenz eingeführt werden. Derart gegen den Maiszünsler resistenter Mais ist auch in der Europäischen Union zur Nahrungsmittelproduktion zugelassen.

2016 wurden 16 Fälle resistenter Schädlinge gefunden, viermal so viel wie 2006 (4 Fälle). Eine Insektenpopulation wird dann als resistent eingestuft, wenn mehr als die Hälfte der Tiere resistent ist.

Wissenschaftler hatten zu diesem Befund Daten zu insgesamt 36 „Fällen“ analysiert. Dabei ging es um Bt-Pflanzen (Mais, Soja, Baumwolle) mit zehn verschiedenen Bt-Proteinen, 15 Insektenarten (14 Schmetterlinge, ein Käfer) in zehn Ländern auf sechs Kontinenten.

Demgegenüber stehen 17 Fälle, bei denen die Resistenz über eine lange Zeit bis heute gehalten hat. So sind z.B. beim Maiszünsler, der als erster Schädling mit gentechnisch verändertem Bt-Mais bekämpft wurde, bis heute keine Resistenzen aufgetreten. In den drei verbleibenden Fällen war die Resistenz zwar schon vorhanden, aber noch nicht massiv genug, um praktische Konsequenzen zu haben.

Auftreten von Resistenzen gegenüber Bt-Pflanzen

 2016 wurden 16 Fälle resistenter Schädlinge gefunden, viermal so viel wie 2006 (4 Fälle). Eine Insektenpopulation wird dann als resistent eingestuft, wenn mehr als die Hälfte der Tiere resistent ist.

Quelle: transGEN 2017

Die Risiken des Anbaus von Bt-Nutzpflanzen werden zurzeit vor allem in der Ausbildung von Resistenzen in den Schadinsektenpopulationen und einer Wirkung des Toxins auch auf Nutzinsekten gesehen. Das Auftreten von Schädlingen, die gegen die Bt-Proteine gentechnisch veränderter Nutzpflanzen resistent sind, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen - auch wenn insgesamt weniger Resistenzen aufgetreten sind, als zu Beginn befürchtet wurde.

Übersicht von Resistenzen nach Schädling und Land
Schädlinge, die bereits Reasistenzen entwickelt haben (>50%) Land
Zuckerrohrbohrer Argentinien
Maiswurzelbohrer USA
Herbst-Heerwurm Brasilien, USA
Baumwollkapselbohrer USA
Roter Baumwollkapselwurm Indien
Maisstengelbohrer Südafrika
Western Bean Cutworm (kein deutscher Name) USA
Maiszünsler: bislang keine Resistenzen  

Quelle: transGEN 2017

Weitere Informationen:

Bt-Protein

Ein für Fraßinsekten giftiges Protein, das vom Bodenbakterium Bacillus thuringiensis gebildet wird und seit langem als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt wird. Mit Hilfe gentechnischer Verfahren können die aus Bacillus thuringiensis isolierten Bt-Protein-Gene auf Pflanzen übertragen werden. Diese produzieren nun in ihren Zellen den für Fraßinsekten giftigen Wirkstoff.

Es gibt verschiedene Bt-Proteine, die spezifisch gegen einzelne Insektengruppen wirksam sind. Circa 170 natürlich vorkommende Bt-Proteine mit unterschiedlicher Wirkungsbreite sind bekannt.

Um eine gentechnisch vermittelte Insektenresistenz zu erzeugen, werden verschiedene Varianten von Bt-Genen übertragen, bei Mais etwa Cry 1Ab, Cry 1Ac und Cry 9c. Diese unterscheiden sich sowohl in der Länge, als auch bei den verwendeten Promotoren. Je nach Bt-Gen-Variante differieren die transgenen Maissorten sowohl bei der Menge des Bt-Proteins als auch bei dessen Verteilung in der Pflanze. So produzieren einige Bt-Maissorten das Bt-Protein vor allem im Stängel, andere hingegen in allen Pflanzenteilen.

Buchweizen

Pflanzengattung in der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) mit Früchten, die ähnlich aussehen wie Bucheckern – daher der Name. Die 15 bis 16 Arten sind in Eurasien und im östlichen Afrika verbreitet. Trotz der Bezeichnung Buchweizen handelt es sich nicht um Getreide, sondern um ein Pseudogetreide. Die bekannteste Art der Gattung Fagopyrum ist der Echte Buchweizen (Fagopyrum esculentum), engl. buckwheat, fr. sarrasin.

Aus seiner Heimat Zentralasien ist er mit den Mongolen im 14. Jh. nach Mitteleuropa gelangt, deshalb auch Heidenkorn genannt. Da die Pflanze auf armen sandigen Böden gedeiht, fand es in den Heidegebieten Nordwestdeutschlands und Hollands Eingang.

Das einjährige, raschwüchsige Kraut wird bis zu 60 cm hoch und trägt wechselständig herzpfeilförmige Blätter. Aus den weißen bis rosafarbigen Blüten gehen rotbraune, dreikantige, 4-6 mm lange Nüsse mit Endosperm hervor.

Buchweizen bietet sich vor allem zur Diversifizierung der Landwirtschaft an (Sommerzwischenfrucht) und wird zur Gründüngung verwendet. Da die Früchte des Buchweizens glutenfrei sind, spielt deren Mehl eine wichtige Rolle bei der Ernährung von Menschen mit Zöliakie.

Buchweizen wird zu Grütze, Grieß oder Mehl verarbeitet. Ab einer Beimischung von 20 % zu Weizen- oder Roggenmehl darf das Brot als Buchweizenbrot bezeichnet werden. Buchweizenmehl ist mangels Gluten nicht eigenbackfähig. Buchweizengrütze wirkt aufgrund ihrer hohen Quellfähigkeit ähnlich stark sättigend wie Hirse. In Nordamerika ist Buchweizenpfannkuchen, serviert mit Ahornsirup, eine beliebte Spezialität. Auch das Rheinland kennt Pfannkuchen aus Buchweizen, in Südtirol wird er zu Fladen verbacken. Ebenso besteht die bretonische Galette (Bretonisch Krampouezhenn) aus Buchweizenmehl, sie ist die herzhafte Variante der im deutschen Sprachraum bekannteren Crêpe. In der japanischen Küche haben Buchweizennudeln (Soba) und Buchweizen-Tee (Sobacha) einen festen Platz.

Inzwischen wird der Buchweizen auch als Energiepflanze für Biogasanlagen getestet. Da er eine so kurze Vegetationszeit hat, lässt er sich noch nach der Getreideernte anbauen und blüht bis in den Spätherbst.

2017 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit etwa 3,8 Mio. t Buchweizen geerntet. Die fünf wichtigsten Anbauländer sind Russland, VR China, Ukraine, Frankreich und Kasachstan.

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Büffel

In der deutschen Sprache die Bezeichnung für mehrere Arten von afrikanischen und asiatischen Rindern (Bovini), die zu den Gattungen Bubalus und Syncerus gehören. Darunter sind der asiatische Wasserbüffel (Bubalus arnee) und der afrikanische Kaffernbüffel (Syncerus caffer) am bekanntesten. Umgangssprachlich, aber nicht in offiziellen Artbezeichnungen, wird auch der Amerikanische Bison als Büffel bzw. Indianerbüffel bezeichnet.

Büffelmilch

Milch der domestizierten Wasserbüffel. Nach der Kuhmilch ist die Büffelmilch, die am meisten verzehrte Milch auf der Welt. 2015 hatte die Büffelmilch, mit 110 Milliarden Kilo, einen Anteil von 13 % an der weltweiten Milchproduktion.

Ein Wasserbüffel gibt ungefähr zwischen sechs und acht Liter Milch pro Tag. Es gibt jedoch auch hoch gezüchtete Büffelrassen, die bis zu 16,5 Liter täglich geben. Im Vergleich dazu werden einer modernen Milchkuh circa 50 Liter täglich abgewonnen. Weil die Büffelmilch nicht nur seltener, sondern auch gehaltvoller ist, sind Erzeugnisse aus Büffelmilch und auch die Milch selber etwas teurer.

Der aus Italien stammende Käse Mozzarella di bufala ist weit über die italienischen Landesgrenzen hinaus bekannt. Er stammt aus der Gegend um Neapel oder aus Kampanien oder Latium. Dort gehört der Wasserbüffel seit dem 2. Jahrhundert zu den Haustieren. Während für den Pizzabelag heute meistens der Mozzarella aus Kuhmilch verwendet wird, erhalten die Tomatenscheiben mit mozzarella di bufala eine besonders leckere Note.

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Bundesbehörde mit insgesamt rund 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ganz Deutschland und auf See. Der Dienstsitz der BLE befindet sich in Bonn-Rüngsdorf.

Die Bestimmungen der gemeinsamen EU-Agrar- und Fischereipolitik und die damit verbundenen Kontrollvorgaben prägen die Arbeit der BLE, die auch akkreditierte EU-Zahlstelle ist. In ihren Aufgabenfeldern stellen die Kontrolldienste der BLE und ihre Fischereischutzboote die Einhaltung der gesetzlichen Regeln sicher.

Vielfach agiert die BLE auch als bundesweite Zulassungsstelle für private Kontrolleinrichtungen, zum Beispiel bei der Überwachung von Bio-Betrieben oder der nachhaltigen Herstellung von Biokraftstoff und Biobrennstoff zur Strom- und Wärmeerzeugung.

Auch erhebt die BLE Daten und Preise rund um die Themen Landwirtschaft und Ernährung, die zur Information, für statistische Zwecke und auch zur politischen Entscheidungsfindung für das BMEL aufbereitet werden.

Als Projektträgerin für das BMEL betreut sie zahlreiche nationale und internationale Forschungsvorhaben in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz.

Außerdem ist sie Verwaltungsdienstleisterin für das BMEL und die Behörden im Geschäftsbereich des BMEL.

In den Bereichen Agrarwirtschaft, Fischerei und Ernährung erfüllt die BLE vielfältige Aufgaben. Als zentrale Umsetzungsbehörde ist sie im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) angesiedelt.

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Bundesbodenschutzgesetz

Abk. BBodSchG; Gesetz vom 17.3.1998, zuletzt geändert 2015. Es ist eine bundeseinheitliche rechtliche Grundlage zur Sicherung und Wiederherstellung der Funktionen des Bodens, entsprechend der Gesetze für die anderen Umweltmedien Luft und Wasser.

Das BBodSchG besteht aus fünf Teilen:

Die Pflichten des BBodSchG bedürfen noch der Präzisierung durch ein untergesetzliches Regelwerk.

Als wichtigste Kritik wird gegenüber dem Gesetz vorgebracht, daß das Vorsorge-Prinzip ungenügend verankert sei, sowie daß hinsichtlich der landwirtschaftlichen Nutzung die Beachtung der in § 17 verfügten Regelungen in das Belieben der Landwirte gestellt ist. Ferner wird eine Regelung über die Benutzung von Düngemitteln und von Pflanzenschutzmitteln und die verbindliche Anwendung der guten fachlichen Praxis in der Forstwirtschaft vermisst.

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Bundesimmissionschutzgesetz

Abk. BImSchG; Gesetz von 1974, zuletzt geändert 2017. Zweck dieses Gesetzes ist zum einen der Schutz vor Luft-, Boden- und Wasserverschmutzungen, zum anderen der Schutz vor Lärmbelästigung. Betroffen sind im landwirtschaftlichen Betrieb die Viehhaltung, der Bereich der hierbei anfallenden Wirtschaftsdünger, der Einsatz von Pflanzenbehandlungsmitteln sowie alle Handlungen, die Lärm verursachen.

Landwirtschaftliche Betriebe, die nach dem Bundesimmissionsschutz-Gesetz genehmigungsbedürftig sind, werden i. d. R. auf schädliche Umwelteinwirkungen geprüft und ggfs. begutachtet.

Folgende landwirtschaftliche Betriebe, sind nach dem Bundesimmissionsschutz-Gesetz genehmigungspflichtig:

Im Genehmigungsverfahren werden i. d. R. nachfolgende, schädliche Umwelteinwirkungen geprüft:

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Bundesnaturschutzgesetz

Abk. BNatSchG; (Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege); ein 1976 erlassenes und zuletzt 2017 geändertes Gesetz, mit dem der Bund seine vom Grundgesetz (Art. 75) zugewiesene Rahmenkompetenz ausfüllt. In diesem werden die Ziele und die Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege festgelegt, die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele umrissen, sowie die Aufgaben der Behörden und öffentlichen Stellen umschrieben. Die Vorschriften sind zugleich Rahmenvorschriften für die Landesgesetzgebung. Auch die Landkreise und Kommunen nehmen Naturschutzaufgaben wahr. Im Bundesnaturschutzgesetz sind u.a. die Begriffe Naturschutzgebiet, Nationalpark, Landschaftsschutzgebiet, Naturpark, Naturdenkmal und in der novellierten Fassung auch der Begriff Biosphärenreservat gesetzlich definiert. Auch die gesetzlichen Grundlagen des Artenschutzes sind hier festgelegt.

In § 1 BNatSchG ist die Zielsetzung festgehalten: "Natur und Landschaft sind im besiedelten und unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, dass

  1. die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes,
  2. die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter,
  3. die Pflanzen- und Tierwelt sowie
  4. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft

als Lebensgrundlagen des Menschen und als Voraussetzung für seine Erholung in Natur und Landschaft nachhaltig gesichert sind.

Die Landwirtschaft ist derjenige Wirtschaftssektor, der am meisten in der Fläche wirkt, oft an naturbelassene Flächen angrenzt und naturnahe Flächen bearbeitet. Deswegen ist für die Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes von großer Bedeutung, dass sie sich dessen Erfordernissen in gewissem Umfang anpasst. § 5 des Gesetzes macht das zur Pflicht, indem Grundsätze einer so genannten „guten fachlichen Praxis“ aufgestellt werden, d. h. naturschutzverträglicher landwirtschaftlicher Methoden. Diese Vorschrift ist erst 2003 nach langjährigen Auseinandersetzungen mit den landwirtschaftlichen Interessenverbänden erstritten worden, sie stellt einen für die Ziele des Naturschutzes bedeutenden Fortschritt dar.

Umstritten war die Implementierung von sogenannten Landwirtschaftsklauseln in das BNatSchG, die die Landwirtschaft in Teilen von der Zielsetzung des Gesetzes befreien (Ordnungsgemäße Landwirtschaft).

Für Nutzungsbeschränkungen in der Land- und Forstwirtschaft ist eine Ausgleichsregelung vorgesehen, mit der künftig solche Beschränkungen der ausgeübten Bodennutzung kompensiert werden, die nach bisher geltendem Recht im Rahmen der Sozialpflichtigkeit des Eigentums als verhältnismäßig und deshalb ohne Ausgleich hingenommen werden müssen. Diese Nutzungsbeschränkungen (z.B. Beschränkungen des Einsatzes von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, Auflagen im Hinblick auf Mähzeiten, Beweidungsdichten und Bodenbearbeitung), die aufgrund von Rechtsvorschriften über Schutzgebiete oder aufgrund behördlicher Anordnungen ergehen können, müssen geeignet sein, die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu verwirklichen und über das Maß der Anforderungen hinausgehen, die sich aus der guten fachlichen Praxis ergeben. (s. a. Massentierhaltung)

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Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus)

Ein 2015, zunächst als "Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE)" eingeführtes Instrument des BMEL für die nachhaltige Gestaltung der ländlichen Regionen, welches Modell- und Demonstrationsvorhaben, Wettbewerbe, Forschungsaktivitäten und Kommunikationsmaßnahmen bündelt.

Zum 1.1.2023 wurde das BULE zum BULEplus - dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung. Damit werden zukünftig auch Maßnahmen zur Weiterentwicklung regionaler Wertschöpfungsketten gefördert.

Lokale Akteure haben die Möglichkeit, über eine Förderung modellhafte Ideen für ländliche Regionen, zum Beispiel zur Digitalisierung, zur Stärkung des Ehrenamts oder zur Mobilität, auszuprobieren und passgenaue Lösungen praxisnah zu erproben. Neben modellhaften Projekten und Modellregionen erhalten auch Forschungsprojekte eine Förderung über das BULEplus, um Hintergründe, Entwicklungen und Perspektiven zentraler Herausforderungen flankierend aus dem Blickwinkel der Wissenschaft zu beleuchten. Darüber hinaus geben Wettbewerbe wie "Unser Dorf hat Zukunft" wichtige Impulse in ländlichen Regionen. Im Fokus des BULEplus stehen dabei nichtlandwirtschaftlich ausgerichtete Vorhaben und Aktivitäten.

Mit dem BULEplus werden neue Lösungsansätze für aktuelle und künftige Herausforderungen in ländlichen Regionen erprobt, unterstützt, systematisch ausgewertet und die Ergebnisse daraus bekannt gemacht. Die so gewonnenen Erkenntnisse geben unter anderem Aufschluss über Erfolgsfaktoren und optimale Rahmenbedingungen, aber auch Hemmnisse bei der erfolgreichen Umsetzung von Projekten auf dem Land. Insofern ist das BULEplus auch ein Wissensprogramm: Bund, Länder und Kommunen profitieren dauerhaft von den bereitgestellten Erfahrungen, die Akteure vielerorts bei der Umsetzung innovativer Ansätze der ländlichen Entwicklung gesammelt haben.

Das Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) setzt das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung im Auftrag des BMEL um: Es wählt gemeinsam mit dem BMEL erfolgsversprechende Projektideen von Akteuren aus und begleitet die geförderten Projekte. Das KomLE verwaltet die Finanzmittel des BULEplus, koordiniert die Fördermaßnahmen mit verschiedenen Dienstleistern und berät das BMEL bei der fachlich-inhaltlichen Ausrichtung des BULEplus.

Weitere Informationen:

Bundessortenamt

Als Sortenamt eine selbständige deutsche Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das 1953 gegründete Amt hat seinen Sitz in Hannover und unterhält 11 Prüfstellen in Deutschland. Das BSA verfügt über 580 ha Freiland-Anbaufläche und 7.000 m² Gewächshausfläche. Insgesamt wurden 2012/13 etwa 16.500 verschiedene Sorten angebaut. Das Bundessortenamt ist zuständig für die Erteilung von Sortenschutz und Sortenzulassung und unterstützt damit die vielfältigen Aktivitäten zur Förderung des Züchtungsfortschritts und der biologischen Vielfalt. Das Sortenschutzrecht schützt das geistige Eigentum an definierten Pflanzensorten und sichert so den Ertrag der züchterischen Arbeit durch Gewährung eines privaten Schutzrechtes. Sortenschutz kann für Sorten des gesamten Pflanzenbereichs – ausgenommen Mikroorganismen – beantragt werden. Voraussetzung für das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut landwirtschaftlicher Pflanzenarten, Rebe und Gemüsearten ist deren Zulassung. Diese gewährleistet Landwirtschaft, Wein- und Gartenbau und schließlich auch dem Verbraucher die Versorgung mit hochwertigen Saat- und Pflanzgut.

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Bundeswaldgesetz (BWaldG)

Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft vom 2.5.1975, zuletzt geändert 2017. Durch das Gesetz wird der Schutz der Wälder und Forste durch Rahmenvorschriften geregelt. Speziell soll ihre Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion erhalten bleiben. Das Gesetz sieht eine Rahmenplanung sowie ein allgemeines Rodungsverbot, aber auch eine Bewirtschaftungsverpflichtung vor. Einzelne Bundesländer haben spezielle Ausführungsgesetze erlassen.

Weitere Informationen:

Buntbrache

Dem ökologischen Ausgleich speziell in Ackerbauregionen dienende Brache, bei der einheimische Wildkräuter eingesät werden und auf den Einsatz von Pestiziden und Düngemittel verzichtet wird.