Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

T

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Tabak

Pflanzliches Produkt, das aus den Laubblättern von Pflanzen der Gattung Tabak (Nicotiana) hergestellt wird. Die Gattung Nicotiana zählt wie Kartoffel, Tomate, Paprika, Aubergine und viele andere Nutzpflanzen zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Von den etwa 75 Arten dieser Gattung haben jedoch nur zwei Bedeutung für die Tabakproduktion: Der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum) und der Bauern-Tabak (Nicotiana rustica). Die Nicotiana-Arten sind überwiegend in Südamerika heimisch, einige auch in Australien und Nordamerika.

Beschreibung

Tabakpflanzen sind einjährige Kräuter mit lanzettlichen und wechselständigen Blättern. Die Pflanze kann eine Höhe von 2 m erreichen. Die Blütenstände sind mehrfach verzweigte Rispen mit trichterförmigen Blüten, die bei N. tabacum rot und bei N. rustica gelb gefärbt sind.

Inhaltsstoffe

Zu den wichtigsten Bestandteilen des Tabaks zählen: Nicotin (ein farbloses, bei Raumtemperatur flüssiges Alkaloid), Ammoniumsalze, Cellulose und Proteine. In geringen Mengen auch Naturharz, Pflanzenwachs, Stärke, Zucker, Gerbsäure, Äpfelsäure, Zitronensäure, Oxalsäure und die anorganischen Inhaltsstoffe Nitrat, Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium, Eisen und Chlor. Darüber hinaus reichert sich in den Blättern das radioaktive Element Polonium an. Obwohl noch nicht alle Stoffe bekannt sind, schätzt man, dass z. B. eine Zigarette und ihr Rauch etwa 6.000–12.000 Substanzen enthalten.

Die botanische Bezeichnung Nicotiana und die Bezeichnung für den giftigen Inhaltsstoff, das Nikotin, gehen zurück auf den Franzosen Jean Nicot. Der stellte Mitte des 16. Jahrhunderts erste Versuche mit der Heilwirkung der Blätter an. Das Nikotin, das in den Wurzeln gebildet und in Blättern und Blüten abgelagert wird, dient zur Abwehr von Fraßschädlingen. Wegen des hohen Nikotingehaltes wird Tabak als Droge eingestuft.

Verbreitung

Der Tabak hat seinen Ursprung in Amerika, wahrscheinlich in Nordwestargentinien und Bolivien. Eine wilde Urform des Tabaks ist nicht bekannt. Man geht davon aus, dass N. tabacum aus einer Kreuzung von N. sylvestris und N. tomentosiformis hervorgegangen ist.

Wegen der großen Anpassungsfähigkeit der subtropischen Pflanze wird Tabak bis in die gemäßigten Zonen von 38° südlicher Breite bis 56° nördlicher Breite angebaut. Die wichtigsten Anbaugebiete sind Volksrepublik China, Nord-, Mittel- und Südamerika, Südostasien, Vorderasien/Balkan und Europa.

Für einen lohnenden Anbau eignen sich allerdings nur Regionen, die der Tabakpflanze nicht nur Wärme, sondern auch genügend Feuchtigkeit bieten. Optimal sind Durchschnittstemperaturen von mindestens 15 Grad. Darunter ist das Wachstum gehemmt.

Besonders in den Niedrig- und Mitteleinkommensländern der tropischen und subtropischen Landschaftszonen in Afrika, Lateinamerika und Asien, den Schwellen- und Entwicklungsländern des Südens, nimmt der Tabakanbau zu. Im Zeitraum 1961–2002 ist die Anbaufläche in der „Ersten Welt“ um 60 % gefallen und stieg in der gleichen Zeitspanne in der „Dritten Welt“ um ca. 60 % an. Beispiele für extreme Anbauzunahme ist Malawi mit Verdoppelung und Tansania mit Versechsfachung in 40 Jahren. Der Tabakanbau führt in den afrikanischen Anbaugebieten zu verstärkter Abholzung von Wäldern, Humusabbau des Bodens und starker wirtschaftlicher Abhängigkeit von den Tabakaufkäufern.

Der Tabakanbau in Europa wurde von der Europäischen Union mit Subventionen von bis zu einer Milliarde Euro jährlich gefördert. Davon entfielen rund 150 Millionen Euro auf den Tabakanbau in Deutschland. Ab 2005 wurden 20 Prozent der EU-Zahlungen gezielt dafür eingesetzt, die Tabakbauern zum Umsteigen auf andere Erzeugnisse zu ermuntern. Im Jahr 2010 wurde die Subventionierung des Tabakanbaus in der EU eingestellt, Umstellungsbeihilfen konnten bis 2013 beantragt werden.

Deutschland ist (2020) das einzige EU-Land, in dem Tabakaußenwerbung noch nicht – wie EU-rechtlich vorgegeben – untersagt ist. Insgesamt ist Deutschland bei der Anti-Tabak-Politik eher Nachzügler, viele atypische Werbemaßnahmen (sog. below-the-line-Marketing wie Events oder Sponsoring) sind weiterhin zulässig. Deutschland liegt auf der von der Association of European Cancer Leagues veröffentlichten Tobacco-Control-Skala auf dem letzten Platz in Europa (Joossens et al. 2020).

Anbau und Trocknung

Ausgesät wird der Tabaksamen zunächst auf einem Setzlingsbeet, dessen fruchtbare Erde geschützt vor starkem Wind, aber von der Sonne beschienen sein soll. Vor dem Säen wird die Erde durch Abbrennen, Dämpfen oder chemische Hilfsmittel z. T. sterilisiert, um Insekten, Parasiten und Unkrautsamen zu vernichten. Das Setzlingsbeet wird in warmen Zonen im Freien angelegt, eventuell durch ein dünnes Baumwolltuch oder eine dünne Lage Gras, Stroh oder Piniennadeln vor nächtlicher Kühle geschützt. In kühlen Regionen wird die Tabakpflanze unter einem Glas- oder Plastikdach gezogen. Von den kleinkörnigen Tabaksamen mit dem Tausendkorngewicht von 0,1 Gramm reichen 2 Gramm Samen für ca. 100 m² Anzuchtbeet, die unter günstigen Bedingungen 9.000–15.000 Setzlinge liefern. Nach 8–10 Wochen wird eine Pflanzengröße von 10 bis 18 cm erreicht.

Die Setzlinge werden in einigen Gebieten durch Setzmaschinen, in den meisten Gegenden jedoch immer noch per Hand in das Feld umgepflanzt. Die Setzlinge werden je nach Sorte in unterschiedlichen Abständen eingepflanzt, am weitesten auseinander die Sorte Perique (Abstand der Reihen 1,5 m, Abstand der Pflanzen in einer Reihe 91–107 cm), sehr viel enger z. B. die Sorte Burley in Europa (65 cm; 50 cm). Wenn die Blüte erscheint, wird diese abgeschnitten, um die Pflanzennährstoffe ausschließlich den Blättern zuzuführen. Lediglich für die Saatgutproduktion ausgesuchte Pflanzen werden geschont, um aufzublühen und Samen zu erzeugen.

Die optimale Zahl der Blätter variiert: dunkle, später luft- oder feuergetrocknete Tabakpflanzen sollten 10–16, Burley- oder Maryland-Tabakpflanzen 16–20 Blätter haben, wobei die unteren Blätter weniger Nikotin enthalten. Jede Pflanze stellt eine Art Qualitätspyramide dar. Die unteren Blätter (Sandblatt) wurden früher als Um- und Deckblatt für Zigarren verwendet; mit dem Trend zum leichteren Rauchen wurden die niedrigen Nikotingehalte dieser Erntestufe auch in der Zigarettenherstellung bedeutsam. Im oberen Teil der Pflanze, dem Hauptgut und Obergut, sind Nikotingehalt, Aroma und Duft ansteigend.

Die Ernte erfolgt 70 bis 130 Tage nach der Feldpflanzung, wobei üblicherweise die einzelnen Blätter je nach Reifezustand geerntet werden. Die Ernte beginnt mit den unteren Blättern, nachdem diese gelblich gefärbt sind. In Abständen von fünf bis sieben Tagen erfolgt jeweils die Ernte von zwei weiteren Blättern. Die Tabakblätter werden mit möglichst wenig Gehalt an Stärke am frühen Vormittag geerntet. Danach sollen die Blätter einige Stunden welken, um bei der Weiterverarbeitung Blattschäden zu vermeiden. Löcher in den Blättern während der Verarbeitung bedeuten einen erheblichen Qualitätsverlust.

Das Tabakbrechen erfolgt mit der Hand und ist dementsprechend arbeitsintensiv. Die Landwirte stellen deshalb Saisonarbeiter ein. Geerntet wird von unten nach oben, indem man die Blätter am Stiel abbricht. Allerdings werden pro Erntegang immer nur die untersten Blattreihen gebrochen. Weitere vier bis sechs Erntegänge erfolgen dann im Abstand von je einer Woche.

Nach der Ernte muss der Tabak getrocknet werden. Bei der verbreiteten Naturtrocknung wird der Tabak auf Schnüre „eingefädelt“ und zwei bis drei Monate in geschlossenen oder mit Jalousien versehenen Schuppen aufgehängt. Überwiegend Virginia-Tabaksorten werden in Heißlufttrockenschuppen behandelt, in welchem die Trocknung in nur vier bis acht Tagen erfolgt.

In einigen Gebieten erfolgt die Ernte auch als Ganzpflanzenernte; dabei wird die gesamte Pflanze abgeschnitten und zur Trocknung umgekehrt in überdachten Räumen aufgehängt. Nach der Austrocknung der Blätter werden diese geerntet und der Strunk als Brennmaterial verwendet.

Nutzung

Als amerikanische Pflanzenart wurde der Tabak seit jeher von vielen Indianerstämmen verwendet, allerdings weniger als Genussmittel, sondern eher im Rahmen spiritueller Rituale (wobei dies nicht für die sogenannte Friedenspfeife der Prärie-Indianer galt, in der Süßgras und Salbei verbrannt wurden). Er wurde gekaut, geschnupft, geraucht, gegessen, entsaftet, auf dem Körper verrieben, in Augentropfen und Körperpackungen verwendet. Entweder wurde konzentrierter Tabaksaft von Schamanen als psychotrope (rauscherzeugende), sehr schnell wirkende Substanz verwendet, so etwa bei den Maya und den karibischen Stämmen; oder der Tabakrauch wurde in großen Mengen in den Magen geschluckt, da die halluzinogenen Alkaloide auf diese Weise Visionen hervorrufen können, wie bei einigen Regenwaldethnien in Amazonien. Indianerstämme nutzten den Tabak auch zur Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen.

Erst 1560 kamen die ersten Samen des Tabaks nach Europa. Dort dienten die Pflanzen zunächst der Zierde. Zudem war Tabakbrühe, die durch Abkochen der Blätter gewonnen wurde, ein wirksames Mittel zur Bekämpfung von Insekten.

Als Nutzpflanze für die Tabakproduktion haben derzeit (2013) nur zwei Arten wirtschaftliche Bedeutung, die zahlreiche Varietäten bilden und aus denen viele Sorten gezüchtet wurden. Die verbreitetste Art ist der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum), zu dem nahezu alle heute angebauten Sorten gehören. Die Tabakernte wird nach entsprechender Verarbeitung weit überwiegend für Zigaretten genutzt.

Die getrockneten, kurierten und gerebelten Tabak-Blätter (Rauchkraut) können in Tabakspfeifen oder gedreht als Zigaretten, Zigarillos und Zigarren geraucht werden. Das giftige Nikotin wird dabei zu großen Teilen verbrannt; nur ein geringer Anteil verdampft und wird inhaliert. Weniger verbreitet ist der Konsum in Form von Smokeless Tobacco, Snus, Kautabak und Schnupftabak. Der Konsum durch Inhalation, Schnupfen oder Kauen ist mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden, die von Herz-Kreislauf-Problemen über Durchblutungsstörungen und Impotenz bis hin zu verschiedensten Karzinomformen reichen können. Mehrere dieser Risiken sind auch mit dem Passivrauchen und Rückstandsrauchen verbunden. Der Konsum von Tabakwaren erhöht signifikant das Risiko einer Nikotinabhängigkeit.

Wasserpfeifentabak besteht aus einer Mischung von Tabak und Feuchthaltemitteln (Glycerin und/oder Propylenglycol) und kann zudem auch aromatische Öle, Auszüge, Melassen oder Zucker enthalten oder mit Früchten aromatisiert sein.

Die frühere Verwendung von Tabakbrühe als Insektizid ist wegen der Gefahr von Nikotinrückständen in Nahrungsmitteln inzwischen verboten.

Neben der wirtschaftlichen Bedeutung als Genussmittel ist Tabak ein zentrales Modellsystem der Biologie zur Erforschung der pflanzlichen Genexpression. In der Regel finden solche Versuche in Laboren und Gewächshäusern unter S1-Bedingungen statt. Manchmal ist es erforderlich, Pflanzen und das Verhalten bestimmter Gensequenzen unter Freilandbedingungen zu beobachten. Freisetzungsversuche mit gv-Tabak sind daher in vielen Fällen nicht der Produktentwicklung zuzuordnen, sondern der Grundlagenforschung.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die weltweite Rohtabakernte in 125 Staaten auf einer Anbaufläche von 3,5 Millionen Hektar betrug im Jahr 2017 rund 6,5 Millionen Tonnen. Der weltgrößte Tabakanbauer war mit 2,4 Millionen Tonnen die VR China. Damit wird rund ein Drittel der gesamten Tabakernte weltweit in China produziert. Es folgen Brasilien (862.396 t), Indien (720.725 t), USA (397.535 t) und Indonesien (196.300 t).

In der Europäischen Union wird Tabak auf rund 100.000 Hektar von 60.000 spezialisierten landwirtschaftlichen Betrieben in 12 EU-Mitgliedstaaten angebaut, hauptsächlich in Italien, Bulgarien, Griechenland, Spanien und Polen. Etwa 85 % der europäischen Tabakanbaufläche befinden sich in diesen Ländern. Auf europäischer Ebene sind die Anbauflächen im Rückgang begriffen, hauptsächlich wegen des abnehmenden Tabakkonsums. In der Union werden jährlich etwa 200.000 Tonnen Tabak in Form von getrockneten Blättern erzeugt.

Die Europäische Union produziert weniger als 3 % des weltweiten Trockentabak-Jahresvolumens und importiert pro Jahr ca. 400.000 Tonnen, hauptsächlich aus Afrika und Amerika. Die EU exportiert ca. 100.000 Tonnen pro Jahr. Das weltweite Angebot an Rohtabak deckt die Nachfrage; die durchschnittlichen Marktpreise sind seit 2009 ziemlich beständig.

Der Tabakanbau in Deutschland hat zwar eine über 400 Jahre alte Tradition vorzuweisen, unter den deutschen Klimaverhältnissen ist er jedoch eine Sonderkultur in pflanzenbaulicher Grenzlage. Hohe Nachfrage nach Tabakprodukten, Devisenmangel und Einfuhrbeschränkungen des Staates, sowie hohe Flächen- und ausreichende Arbeitsproduktivität für kinderreiche Bauernfamilien waren die Basis für die Ausbreitung der deutschen Tabakproduktion, die seit Beginn des 21. Jahrhunderts in Deutschland kaum noch Bedeutung hat. 2019 bestand eine Anbaufläche von rund 2000 Hektar. Die größten Flächen befinden sich in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Seit 2015 wird in Deutschland ausschlieslich Virgintabak (Nicotiana tabacum) produziert. Das gesamte Saatgut wird von der Fa. NiCoTa GmbH, Rheinstetten-Forchheim, gezüchtet und vermehrt. Es handelt sich ausschließlich um Hybride.

Tabaklieferkette

Eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass der ökologische Fußabdruck von Tabak über seine gesamte Lieferkette hinweg mit dem ganzer Staaten vergleichbar ist und seine Produktion oft umweltschädlicher ist als die von lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungspflanzen. Der Tabakanbau geht in den meisten Ländern des „Südens“ einher mit Armut, Verschuldung, ökonomischer Abhängigkeit der Kleinbauern von Plantagenbesitzern und Großkonzernen sowie mit Kinderarbeit und Umweltzerstörung. Darüber hinaus blockiert der Tabakanbau Flächen, die für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden könnten. Daher und wegen der Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens gibt es weltweit Bestrebungen, Alternativen zum Tabakanbau zu entwickeln.

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Tag(e)werk

Das Tagwerk ist ein altes deutsches, bäuerliches Flächenmaß für Felder. Es war besonders im süddeutschen Raum verbreitet und umfasste wie der Morgen regional sehr unterschiedliche Flächen. In Baden und Bayern z.B. umfasste 1 Tagwerk 0,34 - 0,36 ha, in Hannover und Nassau 0,25 - 0,26 ha.

Taiga

Siehe Borealer Nadelwald

Tambak

Bezeichnung für bäuerliche Fischteiche in Südostasien mit einer jahrhundertealten Tradition, z. B. an der Nordküste Javas mindestens seit dem 14. Jahrhundert. Die Tambaks sind Brackwasserteiche in denen vor allem der Milchfisch (Chanos chanos) gehalten wird. In Sulawesi, dessen Küsten dicht mit Tambaks besetzt sind, können im Jahr 1.000 - 1.600 Fische pro ha mit einem Gewicht von bis zu 800 g / Fisch geerntet werden. Die Milchfisch-Produktion wird jedoch teilweise von der lukrativeren Garnelenaufzucht zurückgedrängt.

Tambaks werden bevorzugt im Gezeitenbereich und damit oft in Mangroven angelegt. Über eine Schleuse wird das nährstoffreiche Meerwasser mit der Flut in die Teiche geleitet. Der Milchfisch kommt vor allem auf den Binnenmarkt und dient der bäuerlichen Selbstversorgung. Demgegenüber ist die seit 1980 in ganz Südostasien boomende Garnelenaufzucht vornehmlich exportorientiert und versorgt die Touristenzentren.

Teilweise wird die Aquakultur der Tambaks auch mit dem Reisanbau kombiniert.

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Tambo

In Argentinien Bezeichnung für einen Milchviehbetrieb mit Weiterverarbeitung der Milch zu Butter, Käse, Trockenmilch.

Noch vor hundert Jahren gab es nur nahe der Stadt Buenos Aires einige Milchviehbetriebe. Heute erzeugen knapp 11 000 Betriebe jährlich über 11 Mio. l Milch. Über 900 große und kleine Molkereien verarbeiten diese Menge. Mit Ausnahme Uruguays konsumiert kein anderes Land Lateinamerikas so viel Milch und Milchprodukte: 211 l pro Kopf und Jahr. Gut ein Viertel der Produktion geht in den Export, vor allem an den großen Nachbarn Brasilien, aber auch an Mexiko, Venezuela, Nordafrika und Asien.

Die Tambos konzentrieren sich auf die vier zentralen Provinzen des Landes. Hier ermöglichen ein mildes Klima und fruchtbare Böden den ertragreichen Anbau der wichtigsten Futterpflanzen Luzerne, Weidelgras und Mais sowie eine ganzjährige Weidehaltung. Die Herdengröße der meisten Betriebe liegt zwischen 100 und 500 Kühen. Die Milchleistung liegt im Schnitt bei ca. 5 000 l/Kuh/Jahr.

Die Betriebsstruktur reicht von kleinen Familienbetrieben bis zu riesigen Farmen, wobei die Bewirtschaftung unterschiedlich professionell erfolgt. In der Fütterung gibt es eine große Spannbreite, angefangen vom reinen Vollweidesystem fast ohne Zufütterung bis zum intensiven Feedlot.

Taro

Der Taro (lat. Colocasia esculenta) ist eine in Südasien beheimatete, kultivierte Art der Aronstabgewächse, die heute in den gesamten Tropen in einer Vielzahl von Kulturformen angebaut wird. Der Name des Taro stammt aus dem Maori. Taro gehört wie Maniok, Batate und Yams zu den stärkespeichernden tropischen Knollenfrüchten (Stärkeanteil 15 - 26 %). Am ehesten ist Taro mit Yams vergleichbar. 

Beschreibung

Die nahezu mannshohe Staude besitzt eine rundliche, maximal 4 kg schwere, bis 25% Stärke enthaltende Sproßknolle, aus der die langgestielten Blätter mit ihrer schildförmigen, bis 70 cm langen Spreite und die Blütenkolben entspringen.

Die Früchte sind grüne oder rötlich-orange, ellipsoide, etwa 3 bis 5 Millimeter durchmessende Beeren. Die ovoiden, hellgelblich-bräunlichen Samen sind zwischen 1 und 1,5 Millimeter lang und etwa 0,8 Millimeter breit; es können bis zu 50 Stück pro Beere enthalten sein. 

Nutzung

Taro ist als Nutzpflanze für den Menschen von Bedeutung. Neben den nahrhaften Knollen, die gekocht oder geröstet gegessen werden und zur Gewinnung von Stärke bzw. zur Herstellung von Mehl dienen, lassen sich auch Blätter und Blütenstände als Gemüse verzehren. Der Genuß von rohen Knollen, Blättern oder Stengeln ist wegen der in ihnen enthaltenen Oxalatkristalle nicht zu empfehlen.

Die Knollen bestehen zu zwei Dritteln aus Wasser und etwa zu einem Drittel aus Kohlenhydraten, zumeist Stärke. Der Proteingehalt beträgt sieben Prozent der Trockenmasse. In den Anbauländern werden aber auch fast alle anderen Pflanzenteile gegessen; besonders Blattstängel und Blätter sind proteinreich (23 Prozent der Trockenmasse). Vor allem die Rhizome enthalten Calciumoxalatkristalle, die beim Kochen oder Erhitzen aber zerfallen.

In Hawaii ist die dort Kalo genannte Pflanzenart eine der wichtigsten traditionellen Nutzpflanzen. Aus den Rhizomen (Knollen) wird Poi, eine Paste, hergestellt. In einigen Gegenden wird aus den Rhizomen auch Mehl hergestellt; dazu werden die Knollen mit schwefliger Säure behandelt, getrocknet und dann gemahlen.

Auch als Viehfutter ist Taro von Bedeutung; überschüssige oberirdische Pflanzenteile werden in der Regel an Vieh verfüttert, in Hawaii werden diese Teile auch siliert.

Verbreitung und Anbau

Die größten Tarobestände finden sich in Anpflanzungen auf Feldern oder Wasserfeldern. Wilder Taro bildet oft große Kolonien an feuchten Standorten an Flüssen, Kanälen oder Teichen. Kolonien gibt es aber auch an feuchten Stellen in Wäldern oder in Sumpfgebieten. Ausgepflanzt werden die an Ausläufern gebildeten Tochterknollen. Geerntete Knollen lassen sich nur kurze Zeit lagern.

Aufgrund der großen Laubblätter, aus denen viel Feuchtigkeit verdunstet, benötigt Taro sehr viel Wasser. Optimal ist ein Jahresniederschlag zwischen 1500 und 2000 Millimetern. Auch das Substrat sollte sehr feucht sein. Eine Durchschnittstemperatur von 21 °C ist optimal. Die Art ist nicht frostfest. Normalerweise wächst Taro in Höhenlagen bis 1000 Meter; die maximale Höhe, bis zu der Taro noch gedeiht, liegt in Neuguinea bei 2700 Metern. Die Art liebt vollsonnige Standorte und fette Böden mit einem pH-Wert zwischen 5,5 und 6,5 (leicht sauer).

Heute ist Taro eine bedeutende Kulturpflanze. Im Jahr 2019 wurden weltweit 10,54 Mio. Tonnen Taroknollen produziert, davon Nigeria mit 2,9 Mio. Tonnen. Über 80 Prozent der Anbauflächen liegen in Afrika.

Heute ist Taro in den gesamten Tropen verbreitet, an den meisten Standorten wurde er aber durch den Menschen eingeführt. Forschungen lassen vermuten, dass der ursprüngliche, wilde Taro von der Malaiischen Halbinsel stammt, es aber auch natürliche Vorkommen in Indien gab, wo die Art bereits um 5000 v. Chr. kultiviert wurde. Von dort breitete sich die Art durch den Menschen zunächst in ganz Südostasien, in China und auf Japan aus. Andere Forscher behaupten, dass es auch auf Neuguinea ursprüngliche Taro-Vorkommen gab. In den Pazifik gelangte Taro bereits bei der ersten Besiedlung der Inseln vor bis zu 3500 Jahren.

Tasskimt

Auch Gounima, Agroun, Saïlal, Schaduf; traditionelle Wasserzuführung in Oasen. Das System besteht aus einem Hebelarm mit Gegengewicht und einem über ein Seil mit dem Arm verbundenen Eimer. Durch eine Kippbewegung des Hebelarms wird der Eimer in den Grundwasserkörper gesenkt und durch gegenläufiges Ziehen am Seil wieder gehoben. Die Technik ist weitgehend verschwunden.

Tauner

Die Tauner waren Kleinbauern in der Schweiz und in Südbaden. Der Name Tauner, Thauner oder Tawner geht auf das Mittelhochdeutsche tagewan, tagewen oder -won zurück, das einerseits den Taglohn und andererseits ein Flächenmass bezeichnet, nämlich so viel wie man an einem Tag im Frondienst bestellen kann.

Die Tauner waren keine landlosen Proletarier, sondern besaßen eigene Felder. Allerdings war die Fläche nicht gross genug, um sich und ihre Familien durchbringen zu können. Sie hielten neben anderem Kleinvieh häufig auch Ziegen, die sie auf der Allmend weideten. Um aber ihr Auskommen zu sichern, mussten sie sich bei den Großbauern verdingen und arbeiteten für sie im Taglohn.

Rechtlich waren die Tauner den Bauern in der Dorfgemeinschaft zwar gleichgestellt, doch nutzten die Großbauern ihren Besitz, um ihre Vormachtstellung durchzusetzen. Sie waren aber auch auf die Tauner als Arbeitskräfte angewiesen. Nebst Naturalien entlöhnten sie diese mit Zugdiensten etc., etwa beim Ernten und Heuen. Sehr selten wurden sie mit Geld bezahlt. Die Tauner lebten vorwiegend in kleineren Häusern, den Taunerhäusern. (HLS)

Tausendkornmasse (TKM)

Die Tausendkornmasse (obs: Tausendkorngewicht (TKG)) ist die Masse von 1000 Körnern. Die Tausendkornmasse ist eine Kenngröße bei der Saat, im Saatguthandel, in der Pflanzenzüchtung, bei der Saatgutlagerung im Nutzpflanzenbau sowie in Getreidemühlen.

Zum Beispiel werden in der Müllerei zur Bestimmung der Tausendkornmasse einer Körnerpartie Stichproben gezogen und Zählgeräte eingesetzt. Samenkörner erreichen die Lagerfähigkeit bei einem Wassergehalt von weniger als 14 %. Werden Körner mit einer höheren Feuchtigkeit geerntet, werden spezielle Körnertrocknungsverfahren eingesetzt, dabei spielt die Trocknungstemperatur eine besondere Rolle um die Keimfähigkeit der Körner nicht zu beeinträchtigen.

Die TKM ist ein Sortenmerkmal, das starken Schwankungen durch die jeweiligen Anbau- und Witterungsbedingungen im Erzeugungsjahr unterliegt. Je höher die TKM ist, desto besser ist das Verhältnis von Kornmasse und Schalenanteilen – bei einer höheren TKM von Getreide kann der Müller eine höhere Mehlausbeute erzielen.

TBT-Übereinkommen

Übereinkommen über technische Handelshemmnisse (engl. Agreement on Technical Barriers to Trade) im internationalen Handel, das sich innerhalb von GATT bzw. WTO auf technische Handelshemmnisse bei allen Waren einschließlich Industrieprodukte und landwirtschaftliche Erzeugnisse bezieht. Der Anwendungsbereich kann sich auf die Beschaffenheit des Produkts und die Verfahren und Produktionsmethoden beziehen, als auch auf alle Regelungen über die Bezeichnung, Kennzeichnung und Verpackung. Wie mit dem SPS-Übereinkommen soll u.a. der Grundsatz der Nichtdiskriminierung und der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz durchgesetzt, die Rechtsharmonisierung gefördert und die Transparenz einzelstaatlicher Maßnahmen, die zu Handelshemmnissen führen können, sichergestellt werden.

Die Beteiligung der Europäischen Union am TBT-Übereinkommen hilft Unternehmen in den EU-Mitgliedstaaten dabei, Zugang zu Märkten in Ländern außerhalb der EU zu erhalten.

Während für alle WTO-Länder das Recht gewahrt wird, Vorschriften zu erlassen, um legitime Ziele – z. B. den Gesundheits-, Verbraucher- und Umweltschutz – zu verfolgen, soll das TBT-Übereinkommen

Als Vorteil des TBT-Übereinkommens gilt, dass die WTO-Mitglieder und Wirtschaftsteilnehmer vorab Kenntnis von neuen technischen Vorschriften und Konformitätsbewertungsverfahren erlangen, die von anderen Ländern beabsichtigt werden, bevor sie angenommen werden.

Unternehmen können das Notifizierungsverfahren daher als Informationsquelle für die Marktzugangsbedingungen in Nicht-EU-Ländern nutzen und geeignete Vorkehrungen treffen, um sicherzustellen, dass ihre Erzeugnisse und Dienstleistungen diese Bedingungen erfüllen. Die WTO-Mitglieder können die beabsichtigten Maßnahmen auch mit dem notifizierenden Land erörtern. Dieser Dialog kann dazu führen, dass die notifizierte Maßnahme vom vorschlagenden Land geändert oder sogar zurückgezogen wird.

(s. a. Codex Alimentarius Kommission)

Technikfolgenabschätzung

Analyse, in der Aus- und Nebenwirkungen einer Technologie bestimmt, bewertet und bemessen und zugleich die Ursachen-Folge-Verhältnisse festgestellt und alternative Problemlösungen angeboten werden. Technikfolgenabschätzungen mit Bezug zur Landwirtschaft können beispielsweise in den Bereichen nachwachsende Rohstoffe, Gentechnologie (u.a. Klonen von Tieren), Bio-Pharming und Massentierhaltung durchgeführt werden.

technische Kulturen

Pflanzliche Produkte für technisch-industrielle Zwecke, z.B. zur Produktion von Schmierstoffen (Rapsöl).

(s. a. nachwachsende Rohstoffe)

technologische Grenze des Anbaus

Diejenige Anbaugrenze, bis zu der die Landbewirtschaftung nach dem jeweiligen Stand der Technik getrieben werden könnte, wenn auf Wirtschaftlichkeitserwägungen verzichtet würde.

Tee

Tee (chin. 茶), im Min-Nan-Dialekt gesprochen ) im eigentlichen Sinne (Schwarzer und Grüner Tee) ist ein heißes Aufgussgetränk, das in der Hauptsache aus den Blättern und Blattknospen der Teepflanze zubereitet wird. Einige Spezialtees enthalten auch Stängel. Tee ist ein Genussmittel.

Tee enthält, je nach Pflanzenteil (Knospe am meisten, Blätter absteigend) bis zu 4,5 % Coffein. Im 19. Jahrhundert wurde dieser Wirkstoff im Tee als „Thein“ oder „Teein“ bezeichnet.

Im weiteren Sinne wird als „Tee“ ein heißes Aufgussgetränk bezeichnet, das aus unterschiedlichen Teilen verschiedener Pflanzen zubereitet wird. Dazu gehören auch Kräutertees und Früchtetees. Verwendete Pflanzenteile sind je nach Sorte der Pflanzen Blätter, Knospen, Blüten, Früchte, Stängel, Rinde oder auch Wurzeln.

Abweichend vom allgemeinen Sprachgebrauch dürfen laut ISO-Norm 3720 nur Blätter und Aufguss der Teepflanze (Camellia sinensis) als „Tee“ bezeichnet werden. Aufgüsse von Kräutern, Früchten oder Gewürzen gelten nach dieser Norm als „teeähnliche Erzeugnisse“.

Teepflanze

Die Teepflanze (Camellia sinensis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Kamelien (Camellia) innerhalb der Familie der Teestrauchgewächse (Theaceae). Aus den Pflanzenteilen wird echter Tee gewonnen.

Die Camellia sinensis-Varietäten wachsen als immergrüne Sträucher oder kleine Bäume mit Wuchshöhen von 1 bis 5, selten auch bis zu 9 Meter. Die Rinde junger Zweige ist anfangs rötlich gefärbt und mit weißen Haaren besetzt, schnell wird sie jedoch (kahl und färbt sich gelblich-grau. Auch die Endknospen sind silbrig behaart.

Die beiden reinen Sorten werden weltweit immer mehr von Hybriden zurückgedrängt.

Anbau

Teepflanzen waren zunächst nur in China bekannt (Camellia sinensis var. Sinensis, strauchwüchsiges, kleinblättriges, kälteresistentes Hochlandgewächs) und bereits 2700 v. Chr. genutzt. Der Teeanbau erreichte Japan erst im 6. Jahrhundert nach Christus und andere Länder wie Java, Indien, Ceylon, Südafrika, Malawi, Uganda, Kenia erst im 19. Jahrhundert. 1823 wurden in Assam (Indien) wildwachsende Pflanzen (Camellia sinensis var. Assamica, schnell- und baumwüchsige, großblättrigere Varietät) entdeckt. Ab 1834 wurde diese Art kultiviert und mit anderen Arten gekreuzt. Die Kreuzungen wurden bald auch in anderen für sie geeigneten Regionen gezüchtet und angebaut. Heute findet Teeanbau auch in Bangladesch, Vietnam, Brasilien, Peru, Argentinien, in Transkaukasien, den USA seit Kurzem sogar in Großbritannien statt.

Die Assam-Hybride (Kreuzung der beiden Tee-Urpflanzen) ist heute, eine Grundlage für die meisten Teekulturen der Welt. Zur Herstellung von grünem Tee eignen sich die kleineren Blätter der Camellia sinensis besser als die der assamica, denn sie ergeben einen milderen, weniger herben Tee.

Teesträucher lassen sich aus Samen oder aus Stecklingen heranziehen. Die Anzucht der Jungpflanzen erfolgt in Containern, bis sie mit rund 12.000-13.000 Stück pro Hektar auf einer Teeplantage ausgepflanzt werden. Danach muss die Pflanze je nach Sorte drei bis sechs Jahre weiterwachsen, bis sie zum ersten Mal geerntet werden kann. Der Ertrag eines Hektars ergibt durchschnittlich 1500 kg aufgussfertigen Tee.

Die „Lebenserwartung“ der indischen Teesträucher beträgt 30 bis 50 Jahre, während die chinesischen Arten bis zu 100 Jahre alt werden können. Die Stecklinge werden aus den Trieben von besonders kräftigen und ertragreichen Mutterpflanzen gewonnen.

Im kommerziellen Anbau werden die Pflanzen durch regelmäßiges Stutzen auf Hüfthöhe gehalten. Das erleichtert die Ernte, der Busch wird dadurch in der vegetativen Phase erhalten und ein Blühen bzw. Fruchten verhindert.

Der Anbau von Tee ist bis zu einer Höhe von 2.200 m möglich. Optimal sind Temperaturen um 19 °C, weshalb Camellia sinensis auch überwiegend in den höheren Lagen tropischer und subtropischer Regionen angebaut wird. Tee bevorzugt saure Böden und wird idealerweise auf Hängen mit einer Neigung von 0,5 bis 10 Grad angebaut.

Anbaugebiet, Höhenlage, Klima, Boden, Pflückmethode und Weiterverarbeitung haben einen großen Einfluss auf den Geschmack und die Qualität des Tees. Generell gilt jedoch: Je jünger die Teeblätter sind, desto besser ist ihre Qualität.

Tee wird sowohl in Teegärten (Plantagen) als auch von Kleinbauernfamilien angepflanzt. Kleinbauernfamilien benötigen oft zusätzliche Unterstützung, um mit dem Preisdruck und der besseren Produktqualität von Teegärten mithalten zu können. Aber Tee ist für Kleinbauern auch eine relativ attarktive cash crop, da sie eine perennierende Pflanze ist, die relativ gleichmäßig Arbeit und Einkommen bietet und nur mit einem geringen Ernteverlust-Risiko verbunden ist.

Viele Teepflückerinnen und Teepflücker in den Teegärten sind sowohl finanziell als auch zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse stark von ihren Arbeitgebern abhängig, da sie zumeist auf den Grundstücken der Teegartenbesitzer leben. Prekäre Arbeitsbedingungen und eine Bezahlung unter dem Mindestlohn sind keine Seltenheit.

Ernte

Tee wird während der gesamten Wachstumsperiode alle 6 bis 14 Tage geerntet. Die besten Qualitäten werden nach wie vor fast ausschließlich von Hand geerntet. Das Teepflücken ist ein Handwerk, das beträchtliche Erfahrung erfordert und meist von Frauen ausgeübt wird. Bei Spitzentees wird jeweils nur die Knospe jedes Triebes mit zwei Blättern geerntet. Dabei müssen für 1 kg fertigen Schwarztee ca. 8 kg an frischen Teeblättern gepflückt werden. Maschinelle Ernteverfahren kommen häufig zur Erzeugung von einfachen Teesorten zum Einsatz. Ausnahme bildet hierbei die japanische Teeproduktion – hier werden auch hochwertige Tees maschinell geerntet.

Herstellung

Bei der traditionellen Produktion von Schwarztee (sog. orthodoxe Teeproduktion), durchlaufen die Teeblätter fünf Stufen:

Bei Grüntee findet im Unterschied zu Schwarztee keine Oxidation statt. Japan produziert laut eigener Aussage nur Grüntees. Schwarztee für den eigenen Verbrauch wird importiert. Obwohl die Teeernte in Japan fast nur maschinell erfolgt, hat die Qualität vieler japanischer Grüntees allerhöchste Güte. Grüne Qualitätstees kommen weiterhin aus China, allerdings nur in geringen Mengen, da diese Tees ausschließlich in Handarbeit hergestellt werden.

In China und Indien, auf Sri Lanka und Taiwan und jüngst auch in Afrika wird auch halbfermentierter Tee (Oolong) hergestellt.
Einzelne Teeplantagen, in denen besondere Teespezialitäten hergestellt werden, produzieren noch nach alten Methoden, bei denen das Welken an der Sonne geschieht. Gerollt wird von Hand, die Oxidation findet in geflochtenen Körben statt.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Jahr 2016 wurden laut FAO (FAOSTAT 2018) weltweit 5,954 Mio. Tonnen Tee geerntet. Die zehn weltweit größten Produzenten von Tee ernteten 2016 zusammen 90,3 % der Gesamtmenge. Dazu gehören VR China (2.401.784 t), Indien (1.252.174 t), Kenia (473.000 t).
2013 betrug das Exportvolumen weltweit 2.051.373 Tonnen. Die größten Tee-Exporteure waren Kenia (448.809 t), China (325.806 t) und Sri Lanka (317.710 t).

Im Durchschnitt 2009 bis 2011 waren die fünf Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Teeverbrauch Kuwait (295 l/a), Irland (242 l/a), Afghanistan (229 l/a), Türkei (221 l/a), Großbritannien (213 l/a). In Ostfriesland wurden 300 Liter pro Kopf und Jahr konsumiert. Nach Angaben des Deutschen Teeverbandes, in dem die meisten Unternehmen der deutschen Teehandels- und Teeverarbeitungsindustrie organisiert sind, lag der deutsche Jahresverbrauch an Tee 2014 bei 19.176 t bzw. bei knapp 27,5 l Tee pro Kopf. Zudem ist Deutschland ein wichtiger Standort der Teeveredelung: Fast die Hälfte des eingeführten Tees wurde im Jahr 2014 wieder exportiert. Die bedeutendsten Importländer sind Großbritannien, Russland, Pakistan, die USA und die arabischen Staaten.

Die Tee-Kette ist vertikal integriert, wobei es unterschiedliche Formen der nach oben oder unten gerichteten Koordination gibt. Multinationale Unternehmen spielen dabei eine große Rolle, vor allem gegen Ende der Kette (Lipton, Tetley, Twinings).

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Teichlandwirtschaft

Einbeziehung künstlicher Teiche in die Landwirtschaft zur Schaffung weitgehend geschlossener Nährstoffkreisläufe. Dabei werden Abfälle von Mensch und Tier im Teich zersetzt und dadurch Nährstoffe für Wasserpflanzen (z.B. Wasserhyazinthen) verfügbar, die ihrerseits als Fisch- und Tierfutter dienen. Der nährstoffreiche Schlamm wird als Dünger auf die Felder verteilt. Das System ist vor allem in Südostasien verbreitet.

Teichwirtschaft

Die Aufzucht, Haltung und Nutzung von Speisefischen in künstlichen oder natürlichen füll- und ablassbaren, räumlich begrenzten Gewässern. Die Teichwirtschaft wird häufig im Nebenerwerb zur Landwirtschaft betrieben. Gelegentlich erfolgt während des Sommers die Bebauung des Teichbodens mit Getreide. Teichwirtschaft zählt wie die gesamte Binnenfischerei und die diesbezügliche Fischzucht in Deutschland steuerrechtlich zur sonstigen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung.

Im mittelalterlichen Europa bewirkten christliche Fastengebote die Ausbreitung der Teichwirtschaft.

(s. a. Aquakultur, Limnotherm)

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Teilaussiedlung

Verlegung meist nur eines Wirtschaftsteils eines landwirtschaftlichen Betriebes aus in der Regel beengter Dorflage in die freie Feldmark. Eine solche Teilaussiedlung mag ihre Ursache haben im verstärkten Übergang zu größeren Tierbeständen mit entsprechenden Geruchsemissionen und dem gleichzeitigen Funktionswandel der dörflichen Siedlungen hin zu Wohnsiedlung. Werden nur Betriebszweige (z.B. Mastschweinehaltung) aus dem Dorf verlegt, so spricht man von Betriebszweigaussiedlung.

(s. a. Aussiedlung)

Tenne

Mittel- und oberdeutsche Bezeichnung für Diele (Dreschdiele); der Raum, auf dessen mit Bohlen gedieltem oder mit Lehm festgestampftem Boden früher das Getreide von Hand gedroschen wurde.

Terms of Trade

Im internationalen Handel das Preisverhältnis zwischen Export- und Importgütern, sinngemäß die "Austauschverhältnisse des Handels". Zur Berechnung des realen Austauschverhältnisses werden Durchschnittswertindizes der Ausfuhr und der Einfuhr zueinander ins Verhältnis gesetzt: T.o.T. = Exportpreis-Index : Importpreis-Index. Ist ein so berechneter Wert größer als 1, besagt er, daß beim Export "bessere" Preise erzielt werden können, als für Importgüter bezahlt werden müssen. Wenn also die Exportpreise steigen und/oder die Importpreise sinken, "verbessern" sich die Terms of Trade, im umgekehrten Fall "verschlechtern" sie sich. Veränderungen der Terms of Trade drücken somit aus, ob mit denselben Exportmengen (beispielsweise Reis) mehr oder weniger Importgüter (beispielsweise Traktoren) "bezahlt" werden können.

Terra fusca

Die Terra fusca (von lat. terra = Erde und fuscus = braun) wird auch als Kalksteinbraunlehm (veraltet) bezeichnet. Die Terra fusca weist die Bodenhorizonte Ah/Tv/cC auf. Es ist ein sehr tonreicher, plastischer und dichter Boden mit ≥ 65 Masse-% Ton im Tv-Horizont (T = mineralischer Unterbodenhorizont aus Verwitterungsrückständen von Carbonatgesteinen, die ≥ 75 Masse-% Carbonat enthalten, v von verbraunt, verwittert, verlehmt, c für carbonatisch).

Terra fusca

Terra fusca

Mäßig tief entwickelte humose Terra fusca aus lösslehmhaltiger Fließerde über Rückstandston der Kalksteinverwitterung der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation, Oberjura (q33). Standort „Heufeld“ westlich von Burladingen-Salmendingen; Musterprofil 7620.2

Quelle: LGRBwissen

Entstehung

Carbonathaltige Gesteine enthalten je nach Gesteinszusammensetzung einen gewissen Anteil an nicht carbonatischen Bestandteilen in unterschiedlichen Masseanteilen (ca. 1-5 %). Auf festem oder lockerem Carbonatgesteinen mit ≥ 75 Masse-% Ton entwickelt sich über ein Initialstadium (Syrosem mit Ai/mC-Profil oder Lockersyrosem mit Ai/lC-Profil) eine Rendzina mit Ah/cC-Profil. 

Nach sehr langer und intensiver Verwitterung (Carbonatlösung) kann sich der nicht carbonatische Gesteinsanteil so stark anreichern, dass sich zwischen dem Oberboden (Ah-Horizont) und dem anstehenden Carbonatgestein eine tonhaltige (Residualton) Zone von bis zu mehreren Dezimetern Mächtigkeit bildet (T-Horizont).

Der oberste Horizont ist ein mineralischer Bodenhorizont (A) mit einem deutlichen Humusanteil (h), der jedoch unter 30 Masseprozent liegt. Unter dem A-Horizont ist ein mindestens 10 bis 30 Zentimeter mächtiger mineralischer Unterbodenhorizont aus Lösungsrückstand von Carbonatgesteinen ausgebildet (Tv statt üblichem B-Horizont). Dieser Lösungsrückstand besteht zu mehr als 65 Masseprozent aus Ton (Residualton), meist mit den Tonmineralen Illit und Kaolinit als Hauptbestandteilen. Die leuchtend gelbliche bis rotbraune Farbe des T-Horizontes ist in der Regel das Ergebnis eines reliktischen oder rezenten Verbraunungsprozesses (v). Zudem weist er ein ausgeprägtes Polyedergefüge auf. Er ist sauer, besitzt also einen niedrigen pH-Wert, und geht über eine Übergangszone aus aufgelockertem Festgestein in den C-Horizont aus massivem (m) carbonathaltigem (c) unverwittertem (n) Festgestein über (cmCn).

Die Bildung von Terrae fuscae findet unter den heutigen Klimaverhältnissen in Mitteleuropa nicht mehr statt, so dass derartige Böden als Bodenbildungen aus der Zeit des Tertiärs bis Altpleistozäns angesehen werden.

Das leuchtende Ocker der Terra fusca kann die Farbe des Lösungsrückstandes sein. In der Regel wurde aber zusätzlich carbonatisch und silikatisch gebundenes Eisen freigesetzt und oxidiert. Es fand also eine echte Verbraunung statt.

Verbreitung

Die Terra fusca kommt in Mitteleuropa nur auf alten Landoberflächen fern von aktiver Erosion, etwa durch Flüsse, vor (Paläoböden bzw. reliktische Böden angesehen). Solche Verhältnisse finden sich zum Beispiel auf den mesozoischen Kalken des süddeutschen und schweizerischen Jura. Verschiedentlich treten dort in den Bodenbildungen so genannte Bohnerze auf. Dies sind kleine kugelförmige Konkretionen aus Eisen, deren Entstehung noch nicht vollständig geklärt ist. Ebenso ungeklärt ist, ob die Bildung dieser Konkretionen nur auf die lange Zeit der Verwitterung zurückzuführen oder ob das tropische Klima des Tertiärs die Hauptbildungsursache ist.

Eigenschaften und Nutzung

Durch Quellen und Schrumpfen der Tone erfolgte die Ausbildung eines ausgeprägten Polyedergefüges im gelblichen bis rötlichbraunen T-Horizont mit relativ hoher Wasserdurchlässigkeit. Der Unterboden ist frei von Primärcarbonat und kann durch Umlagerung des Residuums eine Lösskomponente enthalten.

Kalksteinbraunlehme sind bei landwirtschaftlicher Nutzung aufgrund des hohen Tongehaltes schwer bearbeitbar, zumal sie oft im Wechsel mit steinreichen, flachgründigen Böden vorkommt. Landwirte bezeichnen Terrae fuscae als „Stundenböden“, weil sie nur „stundenweise“ bearbeitet werden können. Wenn sie nass sind verschmieren sie und im trockenen Zustand sind sie zu hart. Deshalb werden diese Böden meist als Grünland oder Waldstandort genutzt.

Ihr Humusgehalt variiert. Besonders bei schlechter Durchlüftung und unter kühlfeuchtem Klima kann es zu einer starken Humusanreicherung kommen. Die Terra fusca besitzt eine hohe Wasserkapazität, deren durch Pflanzen nutzbarer Anteil jedoch durch den hohen Tongehalt im Tv-Horizont des Bodens eingeschränkt ist. Aufgrund dieser Eigenschaften wird sie vorwiegend als Wald- oder Weideland genutzt.

Terra preta

Port. für „schwarze Erde“, auch Terra preta de índio („schwarze Indianererde“); Bezeichnung für einen im Amazonasbecken anzutreffenden, anthropogenen Boden (Hortic Anthrosol). Der Boden besteht aus einer Mischung von Holz- und Pflanzenkohle, menschlichen Fäkalien, Dung und Kompost durchsetzt mit Tonscherben und gelegentlich auch Knochen sowie Fischgräten. Aus bodenkundlicher Sicht ist die Terra preta keine Schwarzerde.

Die Hauptverbreitungsgebiete von Terra preta konzentrieren sich auf die Gebiete der Wanderfeldwirtschaft mit Brandfeldbau in den feuchten Tropen. Nachgewiesen sind sie in Südamerika (Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Französisch-Guayana) mit einer Landfläche von ca. 154 km². Dabei finden sie sich häufig in ehemaligen Siedlungsgebieten in unmittelbarer Flussnähe wieder.

Ähnliche Phänomene sind auch in anderen Erdteilen bekannt, wie beispielsweise in Afrika (Ghana, Sierra Leone, Liberia, Guinea), Südostasien (Indonesien) und auch in Europa (Deutschland und Schweden).

Terra preta-Böden wurden in einem jahrhundertelangen Prozess geschaffen und intensiv genutzt. Überdies wird ihre Entdeckung gern als Beispiel für den quantitativen Ansatz der Kulturlandschaftsdebatte genannt, was belegen soll, dass selbst Teile sogenannter Urwälder anthropogen verändert sind.

Nach einer optimistischen Schätzung des Geographen William I. Woods, die auf nachgewiesenen Vorkommen basiert, könnten bis zu 10 % der Oberfläche des Amazonasbeckens von dunkler Erde bedeckt sein. Konservative Schätzungen gehen hingegen nur von 0,1 bis 0,3 % aus. Daraus lässt sich vermuten, dass das Amazonasbecken einst 5 bis 10 Mio. Menschen beherbergt haben könnte. Die meisten dunklen Böden entstanden zwischen 700 und 1000 n. Chr., manche datieren weit vor Beginn unserer Zeitrechnung.

In den feuchten Tropen sind Böden der auswaschenden Wirkung des Niederschlags ausgesetzt und organische Substanzen werden aufgrund der hohen Temperaturen rasch abgebaut und mineralisiert. Es entstehen lateritische Böden (Ferralsole), die hauptsächlich aus Aluminium- und Eisenoxiden bestehen. Diese Böden enthalten fast keine Pflanzennährstoffe mehr und speichern eingebrachte Nährstoffe in einer nur schlecht für Pflanzen verfügbaren Form.

Terra Preta entsteht durch langjährigen Eintrag von Asche, Biomasse, Küchenabfällen, Verkohlungsrückständen, pyrogenem Kohlenstoff, Knochen und menschlichen Fäkalien. Durch Mikroorganismen und Bodentiere wird ein Teil der organischen Substanz abgebaut (Mineralisierung), stabilisiert und in die Tiefe verlagert (Bioturbation). So entstehen bis zu 2 m mächtige Horizonte. Der wichtigste Bestandteil für die Genese der Terra preta ist Pflanzenkohle, die durch ihren langsamen Abbau (ca. 2000 Jahre) zur Stabilität beiträgt; zur Entstehung und Erhaltung werden jedoch auch Nährstoffe und Mikroorganismen benötigt.

Die Terra preta hat zwei wichtige Eigenschaften im Hinblick auf Bodenfruchtbarkeit und ihre Speicherfähigkeit von Kohlenstoff: So ist sie in der Lage, hohe Nährstoffmengen zu speichern. Bei Stickstoff ist dies 17 t/ha und bei Phosphor 13 t/ha; dies ist 2-mal mehr Stickstoff bzw. 4-mal mehr Phosphor als bei umliegenden Ferralsolen. Daneben enthält sie bereits im Durchschnitt 250 t/ha organischen Kohlenstoff und 50 t/ha Pflanzenkohle, entsprechend 3-mal mehr, bzw. 70-mal mehr als umliegende Ferralsole.

Diese Eigenschaften sind hervorragende Voraussetzungen für intensive und nachhaltige Landwirtschaft in den feuchten Tropen.
Neu geschaffene Terra preta könnte die Erträge landwirtschaftlich unproduktiver Böden steigern. Die zur Erzeugung der Pflanzenkohle notwendige Biomasse müsste aus Ernterückständen oder Plantagen gewonnen werden, schon weil die Nutzung primärer Urwälder (neben den verheerenden ökologischen Auswirkungen) aufgrund ihres geringen Nettozuwachses unproduktiv wäre.

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Terra rossa

Terra rossa (ital. für Rote Erde; lat. terrae rossae) oder auch Kalksteinrotlehm (veraltet) ist ein Bodentyp von leuchtend roter Farbe, der sich in den nicht löslichen Rückständen (Residuum aus Ton und Oxiden = Verunreinigungen im Gestein oder Lösungsrückstände) von Carbonatgesteinen (Kalk, Dolomit) entwickelt hat. Niederschlagswasser ist von Natur aus eine schwache Säure (Kohlensäure), so dass Carbonatgesteine im Laufe der Zeit gelöst werden, wobei Verunreinigungen zurückbleiben.

Eigenschaften

Die Horizontabfolge lautet: Ah/Tu/cC. Der T-Horizont ist ein Unterbodenhorizont, der sich aus dem Lösungsrückstand von Kalken oder Dolomiten gebildet hat. Die Feinerde in diesem Horizont ist frei von Primärcarbonat, der Tongehalt liegt bei ≥ 65 Masse-% und weist ein ausgesprochenes Polyedergefüge auf. Das u steht für rubefiziert (Rötung), c für carbonatisch.

Die rote Färbung des Bodens ist typisch für Böden wärmerer Klimazonen, weshalb die Terra rossa Vorkommen in Mitteleuropa als reliktisch anzusehen sind (Bildung spätestens im Neogen oder Paläogen). Für rote Böden, wie sie zum Beispiel im Mittelmeerraum oder in den Tropen vorkommen, ist das Eisenoxid Hämatit (Fe2O3) verantwortlich (von griechisch “haimatoeis” = blutig). Es bildet sich bei intensiver chemischer Verwitterung unter feucht-warmen Klimabedingungen (im Mittelmeerraum bei Sommertrockenheit und Winterregen).

Terra rossa
Terra rossa

Terra rossa-Aufschluss nördlich Faro, Portugal (-7.8873 W, 37.1465 N) mit typisch-roten Tu-Horizont auf carbonatischem Ausganggestein

Quelle: Antonio Jordán (distributed via imaggeo.egu.eu)

Verbreitung

Verbreitet ist die Terra rossa als zonaler Bodentyp beispielsweise in Südeuropa (Balkan, Mittelmeerraum).

Nutzung

Obwohl humusarm, ist die Terra rossa bei ausreichender Wasserversorgung relativ fruchtbar. Der Boden trocknet zwar im Sommer an der Oberfläche aus, ist aber wegen seiner Mächtigkeit (>1 m) genügend tiefgründig, um auch bei Dürre genug Wasser zu speichern. Somit ist er wegen des Tonreichtums im Unterboden gut für die Landwirtschaft geeignet.

Terrasse

Siehe Ackerterrasse

Terrassierung

Kulturtechnische Erosionsschutzmaßnahme, bei der (meist hangparallele) Bodenwellen oder -stufen errichtet werden. Damit können große Mengen abfließenden Wassers aufgefangen, die Einsickerungsleistung vergrößert und das Abfließen des Wassers geregelt werden.

(s. a. Bodenerosion)

Terrestrische Böden

Abteilung der Deutschen Bodensystematik, in der sich alle Bodenklassen und Bodentypen finden, die sich außerhalb des Grundwassereinflusses gebildet haben. In dieser Abteilung sind die meisten Bodenklassen vereint. Sie weist demnach auch die meisten Bodentypen aus. Dabei wird ein gewisser Anteil an bodenbildenden Prozessen durch Grundwassereinfluss (Abteilung Semiterrestrische Böden) toleriert. Beispielsweise bei Subtypen der Klasse Ah/C-Böden (Beispiel: Gley-Regosol) oder bei der Klasse Schwarzerden (Beispiel: Gley-Tschernosem). Wesentliche Prozesse bei der Entwicklung von Terrestrischen Böden sind die Akkumulation von organischer Substanz (Humus), Transformationsprozesse (Verbraunung, Tonmineralneubildung, Humifizierung, Gefügebildung, Redoxprozesse) und Translokationsprozesse (Bioturbation durch Mensch und Tiere, Salz- und Carbonatverlagerung, Tonverlagerung, Verlagerung organischer Substanzen, Verlagerung von Eisen, Mangan, Aluminium und Kieselsäuren sowie gravitative Verlagerungen in Form von Hangrutschungen, Bodenkriechen oder Solifluktion).

Auszug der Bodenssystematik in Deutschland
Auszug der Bodenssystematik in Deutschland

Quelle: Bodenkundliche Kartieranleitung KA5, nach UBA

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Terroir

Ein ursprünglich aus Frankreich stammender Begriff aus dem Agrarbereich, von dem es keine eindeutige deutsche Übersetzung des dahinter stehenden Grundgedankens gibt. Das Terroir stellt eine Verbindung zwischen einem Produkt und dem Ort seiner Produktion her. Der Begriff umfasst aber nicht nur die Lokalität, sondern auch das Wechselspiel zwischen Boden (Bodentyp, Ausgangsgestein der Bodenbildung, Bodenart, Wasserhaushalt, Düngung), (Mikro-)Klima, Geländeform, Topographie (Relief, Exposition, Meereshöhe), Gestein und anthropogenen Einflussfaktoren, wie den landwirtschaftlichen Praktiken von Produktion und Verarbeitung (z. B. Ausbauweise beim Wein) auf die Lebensmittelqualität.

Ursprünglich vor allem in der Weinwirtschaft verwendet, wird der Begriff heute allgemein angewandt, um die Einzigartigkeit eines landwirtschaftlichen Standortes, die Eigenheit und den Wert, der einem bestimmten Gebiet und seinen agrikulturellen Erzeugnissen zugeschrieben wird zu charakterisieren.

Thomasphosphat

Als feingemahlene Thomasschlacke (Thomasmehl) verwendeter Phosphatdünger, der bei der Stahlerzeugung aus phosphorhaltigem Roheisen anfällt.

Thünen-Atlas

Seit 2015 macht das Thünen-Institut Daten zur Landnutzung und Tierhaltung in Deutschland bis auf Gemeindeebene in digitalen Kartensätzen öffentlich zugänglich. Auf der Seite thuenen-atlas.de können Internetnutzer sich nach unterschiedlichen Anbaukulturen oder Tierarten aufgeschlüsselt den räumlich hochaufgelösten Datensatz anzeigen lassen, der auf einer am Thünen-Institut entwickelten Schätzmethode beruht.

Die deutsche Agrarstatistik zur Landnutzung und zum Tierbesatz ist ein wichtiger Indikator, wenn Umwelteffekte zu bewerten sind. Sie dient als Basis für das Abschätzen von Trends und Politikfolgen im Thünen-Modellverbund. Der Zugang auf kleinräumiger Ebene, wie der Gemeinde, wird durch den Datenschutz beschränkt und regionale Neuabgrenzung bzw. Neuklassifizierung von Merkmalen der Erhebung erschweren es, über längere Zeiträume zu vergleichen. Folglich ist es auch schwierig, einen in sich und über die Zeit schlüssigen Datensatz abzuleiten. Genau das aber ist Ziel des Projekts Thünen-Agraratlas: das Institut will auf Gemeindeebene ab 1999 bis in die Gegenwart unter Nutzung der Agrarstrukturerhebung, Agrarstatistik und georeferenzierter Landnutzungsdaten einen solchen Datensatz gewinnen, der alle Datenschutzauflagen einhält, so dass es möglich ist, den Datensatz öffentlich verfügbar zu machen. Die Ergebnisse des Projektes sind Teil der Arbeiten zur Georeferenzierten Dateninfrastruktur des Thünen-Instituts und werden in diesem Rahmen veröffentlicht.

2016 ist der Thünen-Atlas zur landwirtschaftlichen Nutzung um Karten zu Wäldern und Waldnutzung erweitert worden. Es wurden z. B. Karten zur Kohlenstoffspeicherung in Waldböden aufgenommen, die einen regionalen Überblick über die Kohlenstoffvorräte und deren zeitliche Änderungen in Deutschlands Waldböden vermitteln.

Die Karten zum Holzvorrat und zur Kohlenstoffspeicherung in deutschen Wäldern basieren auf Daten langjähriger Monitoring-Projekte, die das Thünen-Institut für Waldökosysteme in Zusammenarbeit mit den Bundesländern erhebt. Während Inventurtrupps der Länder die Daten an Stichprobenpunkten innerhalb eines systematischen Rasters erfassen (4 x 4 km bei der Bundeswaldinventur, 8 x 8 km bei der Bodenzustandserhebung im Wald), führt das Thünen-Institut diese Daten zusammen und wertet sie aus. Die Ergebnisse der jüngsten Erhebungen und die daraus resultierenden aktuellen Trends der Waldentwicklung haben die Wissenschaftler in ausgewählten Karten nach Wuchsgebieten räumlich aggregiert. Wuchsgebiete sind Landschaftsräume mit vergleichbaren Wuchsbedingungen, die sich besonders gut für räumliche Darstellungen zu Waldwachstum sowie Stoff- und Wasserflüssen in Wäldern eignen.

In einem weiteren Kartensatz hat das Thünen-Institut für Waldökosysteme Daten zu den Jagdstrecken der einzelnen Wildtierarten in Deutschland aufbereitet. So können sich Besucher des Thünen-Atlas für die Jagdjahre 2010/11 bis 2013/14 zum Beispiel die Zahlen der erlegten Wildschweine nach einzelnen Landkreisen sortiert anzeigen lassen. Diese Zahlen liefern eine wichtige Informationsgrundlage für das Wildtiermanagement in verschiedenen Regionen, unter anderem auch für die Verkehrsplanung und Unfallprävention.

Es ist vorgesehen, den Thünen-Atlas kontinuierlich mit neuen Themen zu ergänzen.

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Thünen-Baseline

Die Thünen-Baseline ist eine alle zwei Jahre vom Thünen-Modellverbund erstellte Projektion der erwarteten Entwicklungen im deutschen Agrarsektor für die nächsten zehn Jahre.

Die Baseline stützt sich auf bestimmte Annahmen zur Entwicklung äußerer Einflussfaktoren, zum Beispiel der Höhe des globalen Wirtschaftswachstums. Des Weiteren gehen die Experten davon aus, dass bereits beschlossene Änderungen in der Agrarpolitik umgesetzt werden und ansonsten die derzeitige Politik beibehalten wird. Die Thünen-Baseline stellt somit keine Prognose dar, sondern beschreibt für die nächsten zehn Jahre erwartete Entwicklungen für den deutschen Agrarsektor

Die Thünen-Baseline stellt damit ein Referenzszenario für die Analyse der Auswirkungen alternativer Politiken und Entwicklungen dar.

In der Thünen-Baseline 2020-2030 werden Ergebnisse für Agrarhandel, Preise, Nachfrage, Produktion, Einkommen und Umweltwirkungen dargestellt. Dafür wurden Daten und Informationen berücksichtigt, die bis Februar 2020 vorlagen.

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Thünensche Ringe

Nach J. H. von Thünen (1783-1850) benannte Ringe eines Kreismodells, die den Zusammenhang von Grundrente und Standort der landwirtschaftlichen Produktion verdeutlichen sollen. Generelles Merkmal der Thünenschen Ringe ist die abnehmende Intensität der Nutzungsweise vom Marktzentrum aus. Zu berücksichtigen ist, daß Thünen seine Theorie noch vor dem Bahnbau und vor der Verbreitung der Dampfschiffe konzipierte, also in einer Zeit extrem hoher Transportkosten. Dies verbietet es, in der Gegenwart zu buchstäblich nach Beweisen für die empirische Brauchbarkeit des Modells zu suchen.

Thünen macht für sein Modell zudem folgende restriktiven Annahmen, die es selbst zu seiner Zeit müßig gemacht hätten, die Thünenschen Standortstrukturen im Umkreis einer vorgegebenen Stadt exakt nachzuweisen:

Innerhalb eines solchen Systems von Restriktionen werden rational-ökonomische Entscheidungen des Landwirts (als Optimizer bzw. homo oeconomicus) zur bestimmenden Größe. Seine Entscheidung basiert auf der Gegenüberstellung der möglichen Erlöse und der aufzuwendenden Kosten von Produkten.

Thünen sucht aufgrund dieses abstrahierenden Modells nach der optimalen Ordnung der Bodennutzung, die den höchstmöglichen Reinertrag (Lagerente) abwirft. Dieser ergibt sich aus dem Marktpreis abzüglich der Produktions- und Transportkosten. Die entsprechende Formel lautet:

Thünens Formel zur Berechnung der Lagerente
Thünens Formel zur Berechnung der Lagerente

Aus dieser Formel ergibt sich, daß in Marktnähe infolge geringer Transportkosten ein höherer Gewinn erzielt wird als in Marktferne. Der marktnahe Landwirt kann somit seinen Betrieb durch erhöhten Kapital- und Arbeitseinsatz mehr intensivieren als der marktferne, der seine Produktionskosten infolge hoher Transportkosten senken und demnach extensiver wirtschaften muß. Die höhere Intensität der marktnahen Bewirtschaftung ergibt sich auch zwangsweise aus den höheren Löhnen, Boden- und Pachtpreisen.
Wendet man dieses Prinzip auf mehrere Nutzungsarten an, so ergeben sich je nach Transporteigenschaften der Produkte unterschiedliche Standortbereiche. Im Modell Thünens entstehen auf diese Weise um das Marktzentrum konzentrische Ringe (oft auch "Kreise") verschiedener Nutzung.

Die einzelnen Ringe sind wie folgt gekennzeichnet (von innen nach außen):

1. Ring: Freie Wirtschaft. Produktion von leichtverderblichen, auch aufwands- und ertragsintensiven Produkten (Trinkmilch, Gartenbauerzeugnisse) sowie von transportkostenempfindlichen Gütern (Heu, Stroh, Speisekartoffeln, Rüben).
2. Ring: Forstwirtschaft. Der Transport des schweren und sperrigen Holzes ist teuer, der Marktpreis aber niedrig, somit lohnt eine marktferne Produktion nicht.
3. Ring: Fruchtwechselwirtschaft. Ackerbau in der intensiven Form des Fruchtwechsels zwischen Halm- und Blattfrüchten.
4. Ring: Koppelwirtschaft. In diesem breitesten Ring dominiert eine Form der Feldgraswirtschaft, bei der das Land abwechselnd als Acker und Weide benutzt wird.
5. Ring: Dreifelderwirtschaft. Eine sehr extensive Form des Getreidebaus mit Brache.
6. Ring: Viehzucht. Es handelt sich um extensive Weidewirtschaft, bei der die Transportkosten durch hohe Marktpreise für Viehprodukte (Fleisch, Butter, Häute) und geringe Produktionskosten aufgewogen werden, bzw. die Transportkosten durch Viehtrieb zum Marktort niedrig gehalten wurden (geringe Treiberkosten, allerdings Gewichtsverlust).

Am Außenrand des 6. Ringes, der bei Thünen einer konkreten Entfernung von 50 deutschen Meilen (ca. 350 km) vom Marktzentrum entspricht, beginnt die kultivierbare Wildnis. Dort ist jede Nutzung unrentabel, obwohl noch der gleiche fruchtbare Boden vorhanden ist.
Diese ringförmige Nutzungsanordnung ist nach Thünen ebenso auf der Wirtschaftsfläche der einzelnen Betriebe zu beobachten. So folgen in mitteleuropäischen Betrieben häufig von innen nach außen Gartenland und Weiden für das Milchvieh, Feldland und Wald. In subtropischen Gebieten werden Agrumen-, Wein- und Olivenkulturen von extensiverem Weizenbau und ortsfernen Weiden umgeben. In wechselfeucht-tropischen Räumen folgen ortsnaher intensiver Bewässerungsreisbau, extensiver Regenfeldbau und periphere Naturweiden einander.

Allgemein läßt sich aus dem Thünenschen Modell die Intensitätsregel ableiten, nach der extensive Betriebszweige mit zunehmender Marktentfernung der Betriebe um so überlegener sind und umgekehrt die intensiven Betriebszweige an Überlegenheit mit zunehmender Marktnähe gewinnen.

Als Sonderfall behandelt schon Thünen die Beschränkungen der Marktbelieferung durch zu hohe Transportkosten. Eine Lösung des Problems stellt die Veredelung von Agrarprodukten dar (Milchprodukte, Trockenfrüchte, Branntwein). Klassische Beispiele im Thünenschen Sinne sind die Erzeugung von Bourbon-Whisky in Kentucky und Tennessee, die schottischen Whisky-Standorte um Inverness und auf der Insel Islay oder auch die Branntweinherstellung im emsländischen Haselünne. Besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. findet die normative Aussage der Thünenschen Theorie ihre faktische Bestätigung: Im Umland der Großstädte gewinnen die landwirtschaftlichen Betriebe durch Spezialisierung auf Milchproduktion, Anbau von Feldgemüse, Kartoffeln und Obst (Altes Land) eine besonders hohe Intensität. Dazu kommt es zur Ausbildung besonderer Gartenbaugebiete. Diese Entwicklung erklärt sich aus den rasch wachsenden städtischen Absatzmärkten und aus der Tatsache, daß noch keine Technologie für den Transport verderblicher Güter über weite Strecken bestand. Verschiedene Faktoren bewirkten für Jahrzehnte eine Persistenz dieser Standorte, auch nachdem eine verbesserte Verkehrs- und Konservierungstechnik vorhanden war. Begründet ist die Dauerhaftigkeit in den persönlichen Absatzkontakten, in der Lebensdauer von Baum- und Strauchkulturen und in den Zwängen, die sich im Erwerbsgartenbau aus der geringen Betriebsfläche, dem hohen Fixkapital (Glashäuser usw.) und der beruflichen Spezialisierung ergeben.

Wenn andererseits heute – im Gegensatz zu einer jahrhundertelangen Tradition – in Wien keine Milchkühe mehr stehen, so liegt dies zumindest zum Teil am System der österreichischen Milchmarktordnung. Diese nimmt eine bewußte Verzerrung der Verhältnisse über den sogenannten Transportkostenausgleich vor, um den auf Grünlandwirtschaft angewiesenen Berggebieten Einkommenschancen zu erhalten und um damit den landschaftlichen Reiz dieser Gegenden zu bewahren.

Die Kritik an Thünen zielt vor allem auf die Realitätsferne seines abstrahierenden und isolierenden Modells, wobei häufig die Grundsätze und die Ziele abstrakter Modellbildung nicht verstanden sind, oder es wird irrtümlicherweise von der Annahme ausgegangen, das Modell lasse sich zur Erklärung der agrarräumlichen Gesamtstruktur heranziehen. Bereits Thünen wies auf die naturräumliche Differenziertheit realer Staaten, auf die Vielfalt des Städtewesens und besonders auf die Auswirkungen von Wasserstraßen mit ihren billigen Frachtraten hin.

Zur heutigen Bedeutung der Thünenschen Theorien:

(Standortfaktoren in der Agrarwirtschaft)

Neuinterpretation der Thünenschen Ringe

Neuinterpretation der Thünenschen Ringe

Seit Thünen haben sich die Bedingungen stark verändert. Insbesondere durch moderne Infrastrukturen haben sich Transportkosten drastisch verringert. Gleichzeitig leben immer mehr Menschen in immer größer werdenden Städten. An diese Gegebenheiten anknüpfend wird die Idee der Thünenschen Ringe immer wieder neu interpretiert, um auch in Zukunft Metropolen effizient und nachhaltig mit Nahrung und Rohstoffen versorgen zu können. Auch der Rückfluss und die Wiederverwertung von Stoffen spielen eine große Rolle.

In diesem Schema sind um eine Metropole mit hoher Nutzungsdichte Ringe unterschiedlicher Agrarsysteme angeordnet, von stadtnahen, geschlossenen/vertikalen Anbauweisen bis zu extensiver Landnutzung in entfernteren Bereichen.

Quelle: GenomXpressScholae

Tiefkultur

Mechanische Bodenbearbeitung, die tiefer als der übliche Pflug in den Boden eindringt. Ziel der Tiefkultur ist es, für den Pflanzenwuchs nachteilige Bodenverdichtungen, wie Ortstein in Podsolen, aufzubrechen. (s. a. Sandmischkultur, Tiefpflügen)

Tiefpflügen

Eine Maßnahme der Bodenmelioration bei der der Boden mit Hilfe von Spezialpflügen bis maximal 2 m Tiefe umgebrochen wird. Zur Erzielung einer Bodenverbesserung werden wasserstauende Horizonte oder Schichten aufgebrochen oder tiefliegender Mineralboden in moorig-organische Deckschichten aufwärtig verlagert.

(s. a. Tiefkultur)

Tiefplugsanddeckkultur

Künstlicher Moorboden, bei dem Niedermoore entwässert und durch Stufenpflügung eine steilstehende Wechsellagerung aus Sand- und Torflagen erzeugt wird. Darüber wird eine 20 - 30 cm mächtige Sanddecke als Schutz gegen Austrocknung und Deflation aufgebracht. Sie wird nicht mit dem Unterboden vermischt. Der Boden ist gekennzeichnet durch eine tiefe Durchwurzelung, einen günstigen Nährstoff- und Wasserhaushalt und dient so als Ackerstandort.

Tiefstallhaltung

Auch Tiefstallmistwirtschaft; Tierhaltungssystem, bei dem die Exkremente der Tiere zusammen mit reicher Stroheinstreu mehrere Monate im Stall verbleiben.

Tierarzneimittel

Bezeichnung für Stoffe oder Stoffzusammensetzungen, die zur Heilung oder zur Verhütung von Tierkrankheiten bestimmt sind bzw. einem Tier verabreicht oder am Tier angewendet werden können, um entweder die tierischen Körperfunktionen wiederherzustellen oder zu beeinflussen oder aber um eine medizinische Diagnose zu erstellen.

Das Tierarzneimittelrecht wird EU-weit durch die Richtlinie 2001/82/EG (Gemeinschaftskodex für Tierarzneimittel) harmonisiert. Es gleicht in weiten Bereichen dem Recht für die Humanarzneimittel, weist aber einige spezifische Besonderheiten auf.

Mit Tierarzneimitteln wurden 2014 771 Mio. Euro in Deutschland und 23,9 Milliarden US-Dollar weltweit umgesetzt. Von den weltweiten Umsätzen entfielen 2008 um die 59 % auf die Behandlung der Nutztiere Rind (27 %), Schwein (16 %), Geflügel (11 %) und Schaf (5 %).

Typische Tierarzneimittel, die auch einen großen Teil am Gesamtumsatz der Tierarzneimittel ausmachen, sind:

Zu den Tierarzneimitteln gehören auch Mittel zur Euthanasie.

Tierarzneimittel müssen mit dem Vermerk „Für Tiere“ gekennzeichnet sein. Teilweise tragen Tierarzneimittel im Namen das Kürzel ad us. vet., als Abkürzung des lateinischen ad usum veterinarium (zum tierarzneilichen Gebrauch). Es müssen auch die Tierarten, für die das Tierarzneimittel bestimmt ist, angegeben werden.

Grundsätzlich darf ein Arzneimittel am Tier nur verwendet werden, wenn es für die jeweilige Tierart und die zu behandelnde Krankheit zugelassen ist; dabei ist es unerheblich, ob es sich um Heim- oder Nutztiere handelt. Ein nur für Hunde zugelassenes Arzneimittel darf beispielsweise nicht beim Rind eingesetzt werden. Auch kann die Anwendung innerhalb einer Tierart weiter eingeschränkt sein, indem die Zulassung etwa nur für Milchkühe oder nur für Kälber gilt.

Tierarzneimittel in der Umwelt

In der Nutztierhaltung werden Antibiotika und Antiparasitika gegen Infektionen durch Bakterien, tierische Einzeller und Parasiten eingesetzt. Bei der Zulassung von Medikamenten führt das Umweltbundesamt eine Umweltrisikobewertung durch. Wirkstoffe mit Risiko können zusätzliche Auflagen zum Schutz der Umwelt erhalten. Während der Einsatz von Antibiotika als Wachstumsbeschleuniger und zur Steigerung der Nahrungsverwertung als Leistungsförderer in der EU seit 2006 verboten ist, werden große Mengen zur (vorsorglichen, sog. metaphylaktischen) Behandlung eingesetzt.

Ein großer Teil der Wirkstoffe (circa 60 bis 80 Prozent) wird von den Tieren unverändert wieder ausgeschieden. Diese Arzneimittelwirkstoffe können mit der Ausbringung von Wirtschaftsdüngern oder bei der Weidehaltung auf die landwirtschaftlichen Flächen gelangen. Untersuchungen zeigen, dass Rückstände der Medikamente nicht nur im Boden, sondern auch im Sicker- und in Einzelfällen im Grundwasser nachgewiesen werden können. Bei Regen können Partikel von gedüngten Ackerflächen in Oberflächengewässer gelangen. Das Verhalten und die Wirkung von Arzneimittelwirkstoffen in der Umwelt werden maßgeblich durch die Stoffeigenschaften der Medikamente und durch die komplexen Wechselbeziehungen in der Umwelt bestimmt. In welchem Ausmaß ein Eintrag stattfindet und welche Risiken und Gefahren damit verbunden sind, lässt sich noch nicht sicher bestimmen.

Weitere Informationen:

Tiergerechtheit

„Tiergerechtheit“ bezieht sich auf das Management und das Haltungsverfahren und beschreibt, in welchem Maß ein Haltungssystem dem Tier die Voraussetzung zur Vermeidung von Schmerzen, Leiden und Schäden sowie zur Sicherung von Wohlbefinden bietet.

Tierhaltung

Die eigenverantwortliche Sorge des Menschen für ein Tier, über das er die tatsächliche oder rechtliche Verfügungsgewalt hat. Kernaspekte der Tierhaltung sind die Ernährung, Pflege und Unterbringung des Tieres. Man unterscheidet im Wesentlichen die Haltung von Nutztieren, Heimtieren und Wildtieren. Während Wildtiere nie domestiziert sind, sind Nutztiere meist Haustiere. Heimtiere können domestiziert sein.

Prozentanteil der Betriebe mit größeren Tierbeständen 2020
Prozentanteil der Betriebe mit größeren Tierbeständen 2020

Quelle: Statistisches Bundesamt nach DBV Situationsbericht 2022/23

Der Anteil der Betriebe mit 100 und mehr Rindern liegt zwar nur bei gut 26 Prozent, sie halten aber drei Viertel aller Tiere (76 Prozent). Dabei treten deutliche regionale Unterschiede auf. Während in den östlichen Ländern der Anteil der Tiere in den Größenklassen ab 100 Rinder um die 90 Prozent liegt, werden in Süddeutschland etwa drei Fünftel der Rinder in Beständen mit 100 und mehr Rindern gehalten.

Im Bundesdurchschnitt hält ein Milchviehhalter 71 Milchkühe. Groß sind die regionalen Unterschiede. Die größten Herden befinden sich in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit Durchschnittsgrößen von 232 bzw. 244 Kühen. Relativ klein sind die durchschnittlichen Milchviehbestände in Bayern (44 Kühe), Hessen und Baden-Württemberg (55 bzw. 56 Kühe).

In Beständen mit 100 und mehr Milchkühen – das sind 20 Prozent aller Milchviehhaltungen – standen im Mai 2022 rund 58 Prozent der deutschen Milchkühe. Die Anzahl der Milchviehhaltungen mit über 500 Milchkühen stieg 2022 auf 578. Deren Milchviehherden machen mit 477.900 Tieren fast 13 Prozent des deutschen Milchviehbestandes aus.

Nach den amtlichen Angaben der Agrarstatistik nimmt die Schweinehaltung in Deutschland stark ab. Der seit den Boomjahren 2012 bis 2015 einsetzende Trend rückläufiger Bestände hat sich zuletzt verstärkt fortgesetzt. Der im Mai 2022 gezählte Bestand von 22,3 Millionen Schweinen fällt im Zehnjahresvergleich um 5,8 Millionen Tiere oder 21 Prozent niedriger aus. Besonders stark ist der Rückgang der Sauenhaltung (minus 31 Prozent). Nach Befragungsergebnissen sehen die Landwirte, unabhängig von der Marktlage, einen wesentlichen Grund für diese starke Produktionseinschränkung in unsicheren gesetzlichen Rahmenbedingungen vor allem bei den Tierhaltungsstandards.

Zum Stichtag 3. Mai 2022 standen in deutschen Ställen rund 22,3 Millionen Schweine. Das sind gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert 9,6 Prozent weniger. Gleichzeitig ging die Anzahl der Schweine haltenden Betriebe ebenfalls um 9,6 Prozent auf 17.900 Betriebe zurück. Im Zehnjahresvergleich ist die Zahl der Schweinehalter um 41 Prozent oder 12.400 Betriebe zurückgegangen, während der Schweinebestand um 21 Prozent oder 5,8 Millionen Tiere niedriger ausfällt. Gut 78 Prozent aller in Deutschland gehaltenen Schweine standen im Mai 2022 in den 7.300 Beständen mit 1.000 und mehr Schweinen. 

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tierische Nebenprodukte (TNP)

Tierische Nebenprodukte sind ganze Tierkörper, Tierkörperteile getöteter beziehungsweise verendeter Tiere oder Erzeugnisse tierischen Ursprungs, die nicht oder nicht mehr für den menschlichen Verzehr bestimmt sind - einschließlich Eizellen, Embryonen und Samen, die nicht für Zuchtzwecke vorgesehen sind. Tierischen Nebenprodukten kommt eine große Bedeutung bei der Übertragung von infektiösen Tierkrankheiten, wie zum Beispiel der Maul- und Klauenseuche, Schweinepest oder BSE zu. Aber auch Kontaminanten, wie Dioxine, können durch die Verwendung von tierischen Nebenprodukten verbreitet werden. Darüber hinaus soll verhindert werden, dass tierische Nebenprodukte in die Lebensmittelkette gelangen können. 

Die tierischen Nebenprodukte werden nach dem Grad der von ihnen ausgehenden Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier in drei Risikokategorien eingeteilt, die demzufolge unterschiedlich zu verarbeiten bzw. zu entsorgen sind.

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Tiermast

Produktionsverfahren in der Viehhaltung mit dem Ziel, Tiere zur Fleischproduktion aufzuziehen, um deren Fleisch nach ihrer Schlachtung für die menschliche Ernährung verwerten zu können. Die Tiermast erfordert ein gezieltes, über das Maß der dem Tierschutz entsprechenden artgerechten Haltung hinausgehendes Anfüttern, um Tiere zu einem bestimmten Zeitpunkt (Schlachtreife) der Verwertung als Lebensmittel zuzuführen.  Zu unterscheiden sind:

Die Tiermast erfolgt meist in Mastanlagen oder Großmastanlagen, selten im Freien. Betriebe, die überwiegend oder ausschließlich Tiere mästen, heißen 'Mastbetrieb' bzw. 'Großmastbetrieb'. Sie betreiben Intensivtierhaltung (auch Intensive Tierhaltung, Massentierhaltung oder landlose Tierproduktion genannt), also eine technisierte Viehhaltung meist nur einer Tierart zur Gewinnung möglichst vieler tierischer Produkte.
Die Mastanlagen stehen wegen der mit ihnen verbundenen Umweltbelastungen (z. B. mehrfach antibiotikaresistente Keime und Gerüche) in der öffentlichen Kritik; manche müssen mit Filteranlagen ausgerüstet werden.

Tierschutz

Der Begriff bezieht sich auf Aktivitäten des Menschen zum Schutz von Tieren.
Tierschutz ist als Staatsziel im Grundgesetz verankert und im Tierschutzgesetz grundsätzlich geregelt. Nach § 1 des Tierschutzgesetzes trägt der Mensch die Verantwortung für den Schutz von Leben und Wohlbefinden des Tiers als Mitgeschöpf. „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ (§1 TierSchG)

Tiertransporte

Jedes landwirtschaftliche Nutztier erlebt mindestens einmal in seinem Leben einen Transport – den zur Schlachtung. Laut statistischem Bundesamt wurden 2017 in Deutschland etwa 746 Millionen Tiere zu einem Schlachthof gefahren. Dabei müssen die Tiere immer größere Distanzen zurücklegen.

Das liegt daran, dass in der Schlachtindustrie, wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch, eine deutliche Konzentration der Betriebe stattgefunden hat. Das heißt immer weniger Betriebe schlachten zunehmend mehr Tiere. So wurden zum Beispiel 2017 knapp 79 Prozent aller in Deutschland geschlachteten Schweine in die zehn größten Schlachtbetriebe befördert. Ähnlich sieht es bei Rindern und Geflügel aus.

Mehrmaliger Transport pro Tier

Für viele Tiere ist die Fahrt zum Schlachthof nicht der erste Transport ihres Lebens. Die meisten werden schon vorher – teils mehrere Male – transportiert. Das liegt daran, dass die Tierhaltung heute hochspezialisiert ist. Das heißt, viele Betriebe sind nur noch für einen bestimmten Teil der Erzeugung eines Nutztiers zuständig.

Dazu ein Beispiel: Ein Mastschwein wird in seinem etwa sechs Monate langen Leben in der Regel dreimal transportiert. Als Ferkel kommt es auf einem sauenhaltenden Betrieb zur Welt, wird dann nach drei bis vier Wochen zu einem Ferkelaufzuchtbetrieb und von dort im Alter von neun bis zehn Wochen zum Mastbetrieb transportiert. Auf dem Mastbetrieb wird es in rund 90 Tagen gemästet, bis es dann seinen dritten und letzten Transport zum Schlachthof antritt.

Zunahme der Transporte ins (außereuropäische) Ausland

Landwirtschaftliche Nutztiere werden aber nicht nur innerhalb Deutschlands transportiert, sondern auch über Ländergrenzen hinweg, in andere Länder der Europäischen Union (EU), oder sogar über die EU-Grenzen (Drittländer) hinaus. Sie werden dort entweder geschlachtet oder als Zuchttier für den Aufbau neuer Herden genutzt. Transporte ins Ausland bedeuten für die Tiere nicht zwangsläufig längere Transportwege. So kann ein Transport ins Ausland in grenznahen Gebieten beispielsweise kürzer sein, als einmal durch ganz Deutschland. Wenn der Transport allerdings in weiter entfernte Länder geht, erhöht sich die Transportzeit erheblich und führt zu einer enormen Belastung für die Tiere.

Weil lebende Schlacht- und Zuchttiere aus der EU in vielen außereuropäischen Ländern zunehmend gefragter sind, haben genau solche Langstreckentransporte in den vergangenen Jahren stark zugenommen: Laut Statistischem Amt der Europäischen Union wurden 2017 viermal mehr lebende Rinder aus der EU in Drittländer exportiert als noch zehn Jahre zuvor. Die Zahl der lebend transportierten Schafe und Ziegen ist im gleichen Zeitraum sogar um das fünfzehnfache gestiegen. Viele der Hauptimportländer liegen im Mittelmeerraum und im Nahen Osten.

Gründe für die weiten Lebendtransporte

Es gibt vor allem zwei Gründe, warum lebende Tiere über so weite Strecken in entfernte Länder transportiert werden. Zum einen gibt es in vielen europäischen Ländern eine große Zahl ausgezeichneter Zuchttiere, die anderswo auf der Welt zum Aufbau neuer Herden sehr gefragt sind. Ein Großteil der Tiere, insbesondere Rinder, Schafe und Ziegen, wird aber allein aus einem Grund transportiert: um im Bestimmungsland geschlachtet zu werden. 

Der Transport von lebenden Tieren ist in der Regel billiger als der Transport von Fleisch hier geschlachteter Tiere, das in speziellen Kühltransportern befördert werden muss. Hinzu kommt: In einigen Bestimmungsländern, so zum Beispiel in der Türkei, sind die Zölle für Fleisch höher als für Lebendtiere. Mit dieser Maßnahme erreicht das Importland, dass die Wertschöpfung, die aus der Schlachtung und Weiterverarbeitung der Tiere resultiert, im Land bleibt.

Außerdem werden viele Tiere in islamisch geprägte Länder exportiert. Im Islam, wie auch im Judentum, ist das Schächten, also das Schlachten ohne vorherige Betäubung, religiöser Brauch. Da diese Form des Tötens von Schlachttieren in Deutschland und vielen anderen Ländern Europas verboten bzw. nur in Ausnahmefällen aus religiösen Gründen erlaubt ist, importieren diese Länder die Tiere lebendig, um sie dann religionskonform schlachten zu können.

Formen des Transports

Nutztiere werden heute meist in LKWs transportiert, nur selten per Bahn, Schiff und Flugzeug. Der Transport erfolgt standardmäßig in ein- oder mehrstöckigen LKWs. Größere Tiere wie Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine, bewegen sich dabei frei auf den jeweiligen Decks.

Kleinere Tiere wie Hühner oder Puten werden dagegen meist in gestapelten Boxen oder Käfigen untergebracht. Für die Ausstattung der Transportfahrzeuge gibt es in der EU einheitliche Vorgaben.

Kritik an der Tiertransportpraxis

Obwohl sich in den vergangenen Jahren schon einiges verbessert hat, kritisieren Tierschutzverbände die Bedingungen, unter denen Tiere transportiert werden. Im Fokus der Kritik stehen insbesondere die Langstreckentransporte. Sie haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Vor allem Rinder, Schafe und Ziegen werden über weite Strecken bis in die Türkei, nach Russland, in den Libanon oder sogar nach Usbekistan transportiert . Ein durchschnittlicher Rindertransport in die Türkei dauerte 2017 im Schnitt über 100 Stunden, einer nach Usbekistan sogar mehr als 130 Stunden.

Nach Meinung von Tierschützerinnen und Tierschützern sind die Transportbedingungen auf den Langstrecken untragbar: Die erlaubten Transportzeiten seien zu lang, die Ruhepause unzureichend und das Raumangebot zu gering. Regelmäßig dokumentieren Tierschutzorganisationen Verstöße gegen geltende Tierschutzbestimmungen bei solchen Transporten.

Sie bemängeln zum Beispiel  lange Staus und enorme Verzögerungen an den EU-Außengrenzen, die besonders in den Sommermonaten einen enormen Stress bei den ohnehin schon stark geschwächten Tieren verursachen, da ein Ausladen und eine ausreichende Versorgung mit Wasser und Futter dort nicht möglich sind. Jenseits der EU-Außengrenzen seien die Tierschutzverstöße noch gravierender, da die europäische Tierschutzverordnung zwar auch außerhalb der EU-Grenzen bis zum Bestimmungsort der Tiere gelte, ihre Einhaltung häufig aber nicht ausreichend kontrolliert würde. Sowohl beim Transport als auch bei den Schlachtungen vor Ort seien Verstöße an der Tagesordnung.

Die Datenbank TRACES (TRAde Control and Expert System) bietet seit 2003 die Möglichkeit, wichtige Informationen über Tiertransporte europaweit zu speichern und weiterzugeben. Eine Kontrolle von Tiertransporten in Echtzeit ist mit TRACES noch nicht möglich. Dennoch gibt es Lösungen, die eine Zusammenführung verschiedener europäischer Überwachungssysteme möglich machen können. (DIP)

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Tierwohl

Noch nicht einheitlich, insbesondere nicht rechtlich definierte Bezeichnung für ein multidimensionales Konzept, das die Tiergesundheit, das Tierverhalten und den Bereich Emotionen umfasst. Von einer guten Tierwohl-Situation und damit einer tiergerechten Haltung kann ausgegangen werden, wenn die Tiere gesund sind, ihr Normalverhalten ausführen können und negative Emotionen vermieden werden.

Vom Farm Animal Welfare Council (FAWC) wurde der Begriff "animal welfare" bereits vor 40 Jahren durch das Konzept der „Fünf Freiheiten“ beschrieben. Die „Fünf Freiheiten“ sind dabei:
1. Freiheit von Hunger, Durst und Fehlernährung,
2. Freiheit von Unbehagen (z. B. durch geeignete Liegeflächen),
3. Freiheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit,
4. Freiheit von Angst und Leiden,
5. Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens.

Das Tierwohl ist zu einem Thema von breit angelegter wissenschaftlicher Forschung und Diskussion und der Begriff zum politischen Fahnenwort geworden. Der Begriff Tierwohl taucht z. B. auch im Zusammenhang mit den Kampagnen von Schlachtunternehmen (Westfleisch, Vion N.V.) und bei Fast-Food-Ketten (McDonald’s, Burger King) auf.

Das Tierwohl hängt entscheidend davon ab, ob die Tierhaltung den Bedürfnissen der Tiere gerecht wird.

Die Frage des Tierwohls und der Tiergerechtheit stellt sich bei Nutztieren (Haustiere, Versuchstiere, Zirkustiere) und Heimtieren, teilweise auch bei Wildtieren (z. B. Zootiere). Dabei steht die landwirtschaftliche Nutztierhaltung im Vordergrund. Die Entscheidung, welche Haltungsbedingungen und Verfahren als nicht tiergerecht zu bewerten sind, hängt vom wissenschaftlichen Erkenntnisstand, aber auch von gesellschaftlichen Präferenzen ab. Der Gesetzgeber definiert im Tierschutzrecht Mindestanforderungen.

Zwar existiert kein Tierwohl-Monitoring, anhand dessen sich die Entwicklung der Tiergerechtheit der Nutztierhaltung dokumentieren ließe, wissenschaftliche Untersuchungen belegen aber eine Vielzahl an Problemen. Diese reichen von hohen Krankheitsinzidenzen wie bspw. Euterentzündungen bei Milchkühen, hohen Prävalenzen haltungsbedingter Schäden wie bspw. Fußballenveränderungen bei Mastgeflügel über Verhaltensstörungen wie Schwanzbeißen bei Mastschweinen oder Federpicken bei Legehennen bis hin zur Durchführung von Eingriffen wie Kastration, Enthornung und Schwänze kupieren.

Die Bundesregierung hat am 4.9.2019 das Tierwohlkennzeichengesetz beschlossen. Das Kennzeichen greift die Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher auf, unterstützt die Landwirte und führt zu einer Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung.

Erlaubte Quälerei

Die Nutztierhaltung in Deutschland ist auf Exportsteigerung und Wettbewerb ausgerichtet. Das führt zunehmend dazu, dass ein Großteil der deutschen Landwirtinnen und Landwirte dem Preisdruck des Weltmarkts nur dann standhalten kann, wenn sie unter Bedingungen produzieren, die dem Tierschutz zuwider laufen. Oft fehlt es an Platz und Auslauf, die Tiere können sich kaum bewegen oder beschäftigen. Amputationen an Tieren sind weit verbreitet, etwa das Kupieren der Ringelschwänze bei Schweinen oder das Kürzen von Schnäbeln bei Puten.

Quelle: Agraratlas 2019, CC BY 4.0

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Tierzucht

Gesamtheit der züchterischen Bearbeitung von Tierrassen durch gezielte Selektion und Anpaarung von Nutztieren, die eine starke Ausprägung gewünschter Eigenschaften aufweisen, z. B. hinsichtlich Wachstum, Gesundheit oder Futterumsetzung.

Traditionell erfolgte die Selektion nur nach dem Phänotyp (d. h. den morphologischen und physiologischen Eigenschaften und Verhaltensmerkmalen von Tieren), eine Methode, die bis heute die Grundlage der Pastoralisten und der (klein-)bäuerlichen Viehhaltung in Entwicklungsländern ist. In den Industrieländern wurden während des 20. Jahrhunderts zahlreiche neue Methoden entwickelt, um den Selektionsprozess zu beschleunigen und ihn immer mehr zu kontrollieren.

Hierzu gehören:

Der Einsatz von geklonten und gentechnisch veränderten tierischen Organismen als Nahrung scheint nur eine Frage der Zeit, da mit der Zulassung eines gentechnisch veränderten Lachses 2015 in den USA bereits ein Anfang gemacht wurde.

Durch die Fortschritte in der Gentechnik und entsprechender Patente haben die biotechnologischen Unternehmen eine zunehmende Kontrolle über die Erzeuger gewonnen. Die Nutztierzucht (livestock genetics industry) ist heute eine globalisierte Industrie, bei der eine kleine Zahl von transnationalen Konzernen den Großteil der Zucht kontrolliert. Außerdem sind diese Konzerne diversifiziert und z. T. auch vertikal integriert (z. B. Herstellung von Tierpflegeprodukten und Futtermitteln) und zudem selbst wichtige Agrarproduzenten bzw. Auftraggeber landwirtschaftlicher Produktion (contract farming). Dieses Oligopol hat große Auswirkungen auf die Biodiversität insbesondere bei Masthühnern und Legehennen, Schweinen und Kühen. 90 % der globalen Hähnchenfleischproduktion stammt von nur zwei Unternehmen, 50 % der weltweiten Eierproduktionvon Legehennen nur eines Unternehmens. Die extrem reduzierte Vielfalt innerhalb von Arten in der industriellen Haltung und die genetische Monokultur in Ställen führen zu gesundheitlichen Problemen für Tier und Mensch, aufgrund der Gefahr der raschen Verbreitung von Krankheitserregern, und sie stellen erhöhte Anforderungen an die Biosicherheit.

Das Tierzucht-Monopoly

Das Tierzucht-Monopoly

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde die Tierzüchtung in eine stark konzentrierte Biotechindustrie umgebildet. Die größten Konzerne produzieren Genetik mehrerer Nutztierarten. Auch in die schnell wachsende Veterinärsparte sind Tierzüchtungskonzerne eingestiegen und profitieren von öffentlicher Forschungsförderung.

Mit der Konzentration der Züchterunternehmen wird die Anzahl der Zuchtlinien auf dem Markt drastisch reduziert und die Tiere werden sich genetisch immer ähnlicher.
Ein Zuchthahn kann bis zu 28 Millionen Nachkommen haben, ein Zuchtbulle bis zu 1 Million. Bei Rindern und Schweinen entsprechen die Gene von vielen Millionen von Tieren noch weniger als 100 Tieren. Beim Huhn gibt es nur noch zwei Dutzend Zuchtlinien in nur drei Weltmarktunternehmen. Der größte Teil der Vielfalt ist unwiederbringlich verloren.

Quelle: Public Eye

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Tomate

Auch Paradeiser (in Teilen Österreichs und Südtirols); die Tomate (Solanum lycopersicum) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Ihren heute gebräuchlichen Namen „Tomate“ erhielt sie erst im 19. Jahrhundert. Dieser leitet sich von xītomatl ab, dem Wort für diese Frucht in der Aztekensprache Nahuatl. Umgangssprachlich wird vor allem die als Gemüse verwendete rote Frucht als Tomate bezeichnet.

Beschreibung

Die Tomatenpflanze ist eine krautige, einjährige, zweijährige oder gelegentlich auch ausdauernde Pflanze, die zunächst aufrecht, später aber niederliegend und kriechend wächst. Die einzelnen Äste können dabei bis zu 4 m lang werden. Als Stabtomaten wachsen Tomatenpflanzen hoch oder bleiben als Buschtomaten gedrungen. Alle Sorten sind frostempfindlich und haben auf Stängeln und Blättern Drüsenhaare, die den charakteristischen Geruch verströmen. Tomaten tragen Blüten, die in Trauben am Strauch hängen. Daraus entwickeln sich erst grüne und dann meist rote, gelbe oder orangefarbene Früchte. Es gibt aber auch lilafarbene, schwarze und im reifen Zustand grüne Tomaten. Aufgrund ihres Aufbaus gehören die Früchte botanisch zu den Beeren.
Allen Nachtschattengewächsen gemeinsam ist, dass sie zum Teil giftige Inhaltsstoffe aufweisen. So enthalten unreife, grüne Tomaten, aber auch die Blätter und Stängel der Pflanze, das Alkaloid Solanin, es baut sich während des Reifevorgans ab. Der Stoff kann Übelkeit und Kopfschmerzen hervorrufeSn.

Die Trockensubstanz der Tomate liegt bei lediglich 5-8 %. Ihr physiologischer Wert beruht vor allem auf ihrem Gehalt an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen. Der Geschmack der Tomate wird durch den Gehalt an ätherischen Ölen und organischen Säuren bestimmt.  Im besonderen Interesse steht das Carotinoid Lycopin, das in reifen Tomaten reichlich vorhanden ist und sich wie andere sekundäre Pflanzenstoffe positiv auf den Organismus auswirkt.

Herkunft

Das Ursprungsgebiet der Tomate ist Mittel- und Südamerika, wobei die Wildformen von Nordchile bis Venezuela verbreitet und beheimatet sind. Die größte Vielfalt der in Kultur befindlichen Formen ist in Mittelamerika zu finden. Dort wurden Tomaten von den Maya und anderen Völkern etwa 200 v. Chr. bis 700 n. Chr. als „Xītomatl“ (Nahuatl für Nabel des dicken Wassers) oder kurz „Tomatl“ (dickes Wasser) kultiviert. Samen wurden bei Ausgrabungen südlich von Mexiko-Stadt in Höhlen im Tehuacán-Tal gefunden.
Die Tomate zählt in Europa aufgrund ihrer Einführung durch den Menschen zu den hemerochoren Pflanzen und aufgrund ihrer Einführung erst in der Neuzeit (vermutlich um 1500 durch Columbus) zu den Neophyten.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Durchschnitt lag der Pro-Kopf-Verbrauch an Tomaten 2021/22 bei 30,5 Kilogramm, enthalten sind darin auch verarbeitete Produkte wie Ketchup. Damit sind Tomaten das beliebteste Gemüse in Deutschland. Sie machen mehr als ein Viertel des gesamten Gemüseverbrauchs aus.

Die Anbauflächen und Erntemengen von Tomaten sind jedoch überschaubar: Auf 383 Hektar ernteten 1.366 Gemüsebaubetriebe 2022 rund 102.200 Tonnen Tomaten. Damit hat die Erntemenge in den vergangenen zehn Jahren zwar um rund zwei Drittel zugenommen, reicht jedoch bei Weitem nicht aus, um den Tomaten-Hunger hierzulande zu stillen. 2021/22 betrug der Selbstversorgungsgrad nur 3,5 Prozent. Fast ein Fünftel dieser Fläche wird ökologisch bewirtschaftet, bei der Erntemenge entfallen rund 11 Prozent auf Biotomaten.Die meisten frischen Tomaten werden aus den Niederlanden und Spanien importiert.

Angebaut werden Tomaten in Deutschland fast ausschließlich unter Schutzabdeckungen oder Glas. Die wichtigsten Anbauländer sind Bayern und Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil an der Tomatenfläche von zusammen 41,9 Prozent.

Im Durchschnitt kaufte jeder Privathaushalt in Deutschland 2019 11 Kilogramm frische Tomaten. Rechnet man frische und verarbeitete Tomaten, etwa in Form von Tomatenmark oder Ketchup, zusammen, lag der Pro-Kopf-Verbrauch 2018/19 bei 27,2 Kilogramm.

Etwa ein Drittel entfällt auf frische Tomaten und zwei Drittel auf verarbeitete Produkte wie Tomatenmark, Saft, Tomatenpulver und Ketchup.
Im Erwerbsanbau dominieren heute kleinfrüchtige Tomaten, meist Rispentomaten. Grund ist die veränderte Nachfrage: Die Verbraucher kaufen zunehmend kleinere Tomatentypen. So ist der Anteil von Cherry- und Cocktailtomaten in den vergangenen fünf Jahren von 29 % auf 39 % gestiegen. Kleinere Strauchtomaten sind ebenfalls gefragt, ihr Anteil an den kleineren Tomaten beträgt rund 60 %. Strauchtomaten normaler Größe verlieren dagegen an Bedeutung. Noch stärker rückläufig ist der Anteil runder Tomaten, er sank in den letzten fünf Jahren von 19 auf 12 % der Einkaufsmengen.

Obwohl sich die Menge der in Deutschland geernteten Tomaten allein in den 15 Jahren zwischen 2003 und 2018 mehr als verdoppelt hat, liegt der Selbstversorgungsgrad nur bei knapp 12 Prozent (Stand 2018).

Der Nettoimport von Tomaten belief sich 2018 auf rund 719.000 Tonnen, Hauptlieferland waren die Niederlande, mit Abstand gefolgt von Spanien, Belgien, Marokko, Italien, Polen, Frankreich und der Türkei.

Einheimische Tomaten sind von Mai bis Oktober erhältlich, Hauptsaison ist von Juni bis August.

Methoden in der Tomatenzüchtung

Gezüchtet wird durch einfache Auslese, Hybridzüchtung oder Gentechnik. Bei der Auslese oder Selektion werden Pflanzen mit günstigen Eigenschaften miteinander gekreuzt. In der Hybridzüchtung entstehen besonders einheitliche Sorten mit gutem Wachstumspotential. Aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit kultiviert man im Erwerbsanbau heute fast ausschließlich Hybridsorten. Ihr großer Nachteil besteht darin, dass sie nicht durch Saatgutgewinnung vermehrt werden können. Das Saatgut muss stets neu beschafft werden.
Gentechnik spielt in der Tomatenzüchtung in der EU keine Rolle. Die sogenannte Flavr Savr-Tomate („geschmackskonservierende Tomate“), kam 1994 in den USA auf den Markt und wurde drei Jahre später wieder vom Markt genommen, weil sich keine Käufer fanden. Bei dieser gentechnisch veränderten Tomate wurde das Enzym gehemmt, das für den Abbau der Zellwände bei der Reifung verantwortlich ist. Die Tomate konnte so länger reifen und mehr Aromastoffe bilden.

Erwerbsmäßiger Tomatenanbau

Die Freilandkultur von Tomaten spielt im deutschen Erwerbsgartenbau kaum noch eine Rolle. Die Anbauform benötigt höhere Temperaturen und mehr Sonnenschein als in Deutschland zu erwarten ist. Auch in südlichen Ländern stehen die Pflanzen vielfach unter einem transparenten Regendach, um sie vor der gefürchteten Kraut- und Braunfäule zu schützen. Der geschützte Anbau findet unter Schutzabdeckungen oder Glas statt. Eine ganzjährige Kultur ist in Deutschland nur mit einer Heizung möglich. Tomaten bevorzugen tagsüber Temperaturen von 18-22 °C und nachts 14 °C. Dafür gibt es eine computergesteuerte Klimaregelung, die auch Luftfeuchtigkeit, Wasser- und Düngergaben steuert.

Im Erwerbsanbau wurzeln Tomatenpflanzen meist in Containern beziehungsweise Säcken, die mit natürlichen oder künstlichen Substraten gefüllt sind. Dabei handelt es sich zu etwa 90 % um Steinwolle, ansonsten kommen Perlit oder Kokosfaser zum Einsatz.
Unabhängig davon worin die Pflanzen stehen, wichtig ist für die erfolgreiche Tomatenkultur Folgendes: Der Boden beziehungsweise das Substrat sollte den Pflanzen mechanischen Halt geben, gleichmäßig feucht gehalten werden, gut durchlüftet sein und es sollten stets ausreichend Nährstoffe zur Verfügung stehen. Die Bewässerung erfolgt immer von unten direkt an den Fuß der Pflanze, damit das Laub keinesfalls nass wird. Die Bestäubung erfolgt oft durch Hummelvölker, die in den Gewächshäusern freigelassen werden.

Ernte

Tomaten werden im erwerbsmäßigen Tomatenanbau in Deutschland maschinell geerntet. Die Erntemaschine rodet die ganze Pflanze mit den daran befindlichen Tomaten und schüttelt die Früchte ab. Grüne Früchte werden anschließend mittels eines elektronischen Farbsortierers ausgelesen und verbleiben auf dem Feld.

Die reifen Tomaten werden auf Transportfahrzeuge verladen und zu den Verarbeitungsbetrieben gefahren. Dort gelangen sie über ein Transportband in die Sortiermaschine. Hier werden die Früchte nach Farbe, Größe und Güte sortiert und anschließend in Normkisten eingewogen.

Grünliche Tomaten, die noch reifen sollen, benötigen eine Temperatur von 18 bis 21 Grad Celsius, bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und eine gute Luftzirkulation. Sie werden mit dem Gas Ethylen behandelt, das die Reifung fördert. Reife Tomaten fühlen sich bei einer Lagertemperatur von 12,5 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von etwa 85 Prozent wohl.

Ökologischer Tomatenanbau

Folgende Merkmale zeichnen den ökologischen Tomatenanbau im Gegensatz zum konventionellen Anbau aus:

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Ton-Humus-Komplex

Organisch-mineralische Verbindung, in der Tonminerale über mehrwertige Kationen (Ca2+, Mg2+) oder Wasser- und organische Dipole (mit O- und OH-Brücken) mit Huminstoffen und Zwischenprodukten der Humifizierung gekoppelt sind. Sie finden sich als sehr stabile Gebilde in tonreicheren Böden mit hoher biotischer Aktivität, einem Krümelgefüge und der Humusform Mull. Ton-Humus-Komplexe sind wesentlich größer als die ursprünglichen Tonpartikel. Dadurch entstehen größere Hohlräume zwischen den neu entstandenen Partikeln, die der Durchlüftung des Bodens wesentlich weniger Widerstand entgegensetzen als die feinen Bodenporen. Von der leichteren Durchlüftung profitieren sowohl das Edaphon als auch die Pflanzenwurzeln, weil sie nun intensiver atmen können. Die erhöhte Atmungsaktivität des Edaphons trägt dazu bei, daß die Bodenmineralien in oxidierter und nicht in der für Pflanzen oftmals nachteiligen reduzierten Form vorliegen.

Die Ton-Humus-Komplexe entstehen im Verdauungstrakt der Bodentiere, insbesondere der Regenwürmer und sind besonders günstig für die Nährstoffaufnahme der Pflanzen. Sie sind wesentlich für die Bodenfruchtbarkeit und die Krümelstabilität.

Tonminerale

Tonminerale sind mehrschichtig aufgebaute Kriställchen, die größenmäßig der Tonfraktion angehören. Sie sind entweder durch Mineralumwandlung aus Schichtsilikaten (z.B. Biotit) des Ausgangsgesteins entstanden oder durch Mineralneubildung aus den bei der chemischen Verwitterung freigesetzten Zerfallsprodukten der Feldspäte.

Tonminerale besitzen eine spezifisch große Oberfläche (vielfach größer als die der primären Silikate, z.B. der Feldspäte), sind plastisch, können durch Aufnahme oder Abgabe von Wassermolekülen quellen bzw. schrumpfen und bestimmte Ionen wie Kalium-, Magnesium- und Calciumionen gegen Wasserstoffionen austauschen. So sind die Tonminerale gemeinsam mit der organischen Substanz entscheidend für die Nährstoffbindung und Gefügebildung (Bodenstruktur).

Nach ihrem Bau und ihren Eigenschaften unterscheidet man

Welche Tonminerale entstehen, hängt vom jeweiligen Verwitterungsmilieu und vom Ausgangsgestein ab. Im gemäßigt warmen, humiden Klima Mitteleuropas herrscht die Bildung von Illit vor. Das feucht-tropische Klima mit seiner starken Auswaschungstendenz ist für die Bildung des Kaolinits günstig.

Generell bestimmen Art und Menge der Tonminerale in hohem Maße die Bodeneigenschaften wie Körnung, Bodengefüge, Porenvolumen, Durchlüftung, Wasserhaltevermögen, Wasserleitfähigkeit, Kationen-Austausch-Kapazität, Puffereigenschaften, Filtereigenschaften, Konsistenz, Plastizität, Gefügestabilität u.a. und damit die Bodenfruchtbarkeit.

Tonverlagerung

Siehe Lessivierung

Topinambur

Topinambur (Helianthus tuberosus) ist eine Nutzpflanze, die botanisch zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) zählt und zur selben Gattung wie die Sonnenblume (Helianthus annuus) gehört.

Im Unterschied zur Sonnenblume bildet Topinambur an den Wurzeln kartoffelähnliche Knollen aus. Die unterirdischen Sprosstriebe verdicken sich zu braunen, gelben oder roten, unregelmäßig geformten, bewurzelten Stolonen (Sprossknollen), denen die Pflanze auch den Namen „Erdbirne“ verdankt. Der zwei bis drei Meter hohe markgefüllte Stängel sowie die gegenständigen, herzförmigen Blätter sind rau geborstet. Ab September blüht Topinambur dottergelb. Mit 5 - 10 cm Durchmesser sind die Blütenkörbe deutlich kleiner als bei der Sonnenblume. Die Topinamburpflanze vermehrt sich vegetativ aus den Knollen. Der wichtigste Inhaltsstoff der Knolle ist der Fruchtzucker Inulin.

Herkunft

Die Indianer Mittel- und Nordamerikas kultivierten Topinambur als Nahrungsmittel. Nach Europa kam Topinambur Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst als Zierpflanze. Die nachfolgende Nutzung als Nahrungsmittel endete größtenteils ab dem 18. Jahrhundert mit der Etablierung der Kartoffel.

Anbau

In Europa wurde die Topinambur zunächst als Nahrungsmittel angebaut. Im 19. Jahrhundert waren die Knollen ein wichtiges Nahrungs- und auch Futtermittel. Vor allem in Frankreich genoss sie nach ihrer Einführung Anfang des 17. Jahrhunderts große Popularität. In Europa wurde die süßlich schmeckende Knolle ab 1750 weitgehend von der ergiebigeren Kartoffel verdrängt. Heute wird Topinambur auf fast allen Kontinenten angebaut, Hauptanbaugebiete befinden sich in Nordamerika, Russland, Australien und Asien. Mit nur noch geringer wirtschaftlicher Bedeutung wird sie zudem in Südfrankreich und den Niederlanden angebaut. In der Schweiz wird sie im Seeland seit 1978 wieder erwerbsmäßig angebaut. In Deutschland findet man nur kleine Anbaugebiete in Niedersachsen, Brandenburg und Baden. In Baden im Landkreis Rastatt fanden sich 1990 noch etwa 200 ha im Anbau, in Dänemark waren es 1990 noch 15 bis 20 ha. Um das Jahr 2000 herum wurden Topinamburknollen fast nur in Bioläden oder auf Wochenmärkten verkauft. In der Schweiz und in Österreich wird sie auch über die Einzelhandelsketten vermarktet.

In Deutschland sind wegen fehlender Neuzüchtungen nur alte Sorten verfügbar. Die Pflanz-, Pflege- und Erntetechnologie kann vom Kartoffelanbau übernommen werden. Vier bis fünf Pflanzen pro Quadratmeter werden im Dammbau angebaut, wobei die Standortansprüche geringer sind als bei der Kartoffel. Besonders die Frostverträglichkeit (bis - 30 °C) ist von Vorteil, allerdings lässt sich Topinambur schlecht lagern. Die Ernte der Knollen findet von November bis März mit Erträgen zwischen 30-50 t Frischmasse/ha statt. Aus den Stängeln lässt sich zusätzlich Zellulose gewinnen.

Die oberirdische Pflanzenmasse kann auch mittels Feldhäcksler im Spätsommer bei einem TS-Gehalt von 25-30 % geerntet werden. Im Versuchsanbau wurden Krauterträge von ca. 10-20 t Trockenmasse/ha erzielt. Da bei der Krautnutzung die Knollen im Boden verbleiben, erfolgt im nächsten Jahr ein Wiederaustrieb.

Topinambur hat eine enorme Wuchskraft und da bereits Bruchstücke von Rhizomen zum Wiederaustrieb ausreichen, kann es zu Durchwuchsproblemen in der Folgekultur und zu Verwilderung kommen.

Im erwerbsmäßigen Anbau wird Topinambur einjährig kultiviert. Er ist anspruchslos und stellt keine großen Anforderungen an seinen Standort, wobei auch nährstoffarme Böden genutzt werden können. Optimal sind Standorte mit pH-Werten zwischen 6,0 und 7,5. Sehr gut folgt er in der Kulturfolge auf Kulturen, die lockeren Boden hinterlassen und er wächst vor allem auf lockerem, leicht sandigem Boden; Staunässe wird gemieden. Klimatisch kann die Pflanze von kühlen Gebieten wie Nordamerika und -europa bis weit in den Süden gedeihen, auch für die Tropen ist er während der „kühleren“ Jahreszeit geeignet. Besonders geschätzt werden vollsonnige Standorte, Topinambur fühlt sich aber auch im Halbschatten wohl.

Verwendung

Der Geschmack der Topinamburknollen ist süßlich, die Konsistenz wässrig und sie erinnert an Artischockenböden, Süßkartoffel und Yacon. Die Knolle kann sowohl roh in Salaten als auch in Salzwasser gekocht verzehrt werden. Auch frittiert wie Kartoffeln sind sie zum Essen geeignet. Ebenso kann ein Saft als Getränk zubereitet werden. Unter saurem Milieu kann dieser eingedickt werden und ergibt einen 90 %igen Fructosesirup von goldgelber bis brauner Farbe. Er wird als alternatives Süßungsmittel verkauft. Besonders hervorzuheben ist der Inhaltsstoff Inulin, ein unverdauliches Polysaccharid. Als wasserlöslicher Ballaststoff ist Inulin ein wichtiges Präbiotikum. Der Gehalt an Inulin ist zum Zeitpunkt der Ernte am höchsten und fällt bei der Lagerung ab. Der Inulingehalt macht die Knollen bei Diabetikern beliebt.

Topinambur wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts für das Brennen von Destillaten verwendet. In Baden werden die Topinambur-Knollen zu einem Verdauungsschnaps verarbeitet, der unter den Bezeichnungen „Topinambur-Branntwein“, „Topinambur“, „Topi“, „Erdäpfler“, „Rossler“ (abgeleitet von Ross-Erdäpfel) oder „Borbel“ verkauft wird. Über 90 % der in Deutschland gerodeten Topinamburknollen werden derzeit in Obstbrennereien zu Spirituosen verarbeitet.

In geringem Umfang wird Topinambur auch als Futtermittel eingesetzt.

Aufgrund der guten Anbaueigenschaften und der hohen Biomasseproduktion kann Topinambur auch als Energiepflanze genutzt werden und spielt entsprechend als nachwachsender Rohstoff eine potenzielle Rolle.

Torf

Eine unter Luftabschluss gebildete Humusform aus überwiegend pflanzlichen Substanzen, in der nur eine geringe Tieraktivität auftritt. Torf ist faserig bis bröckelig, enthält noch freie Cellulose und im frischen Zustand 75 - 90 % Wasser.

Nach DIN 11540 versteht man unter Torf ein „Moorsubstrat mit mehr als 30 % organischer Substanz in der Trockenmasse, das aus abgestorbenen Pflanzenteilen durch Vertorfung entstanden ist“. Torf stellt die erste Stufe der Inkohlung dar, bei der infolge von Wasserüberschuss und Sauerstoffmangel Pflanzenreste nicht vollständig zersetzt werden, sondern durch parallel ablaufende Vorgänge der Mineralisierung und Humifizierung vertorfen. Torf entsteht insbesondere in Mooren im Verlaufe mehrerer Jahrtausende (Faustregel: 1 m Schichtdicke in 1.000 Jahren). Alle in Deutschland erhaltenen Moore wurden nacheiszeitlich, mit Beginn vor etwa 12.000 Jahren, gebildet.

Torfarten

Nach der Entstehung und den daraus resultierenden Eigenschaften unterscheidet man zwischen Niedermoortorf und Hochmoortorf sowie Übergangsmoortorf, der zwischen den beiden Haupttypen steht.

Das Alter des Torfs und damit der Zersetzungsgrad der organischen Substanz nimmt in Hochmooren von oben nach unten zu, daher liegt eine Schicht aus hellem, schwach zersetztem Weißtorf über einer Schicht aus dunklerem, stärker zersetztem Schwarztorf. Bedeutung für Kultursubstarte hat wegen seiner vorteilhaften und homogenen Eigenschaften fast nur Hochmoortorf.

Entsprechend dem Grad der Verdichtung ergibt sich ein unterschiedlicher Heizwert. Die Variation reicht vom Weißtorf über den Brauntorf bis zum Schwarztorf. Der helle Weißtorf lässt die Struktur der Pflanzen noch deutlich erkennen, bei weiterer Zersetzung entsteht ein homogener, wenigstens bei Betrachtung mit bloßem Auge strukturloser Körper, Brauntorf oder Bunttorf genannt. Die älteste Torfschicht ist der Schwarztorf. Die unteren Schichten eines Torflagers sind dabei (weil älter, größerem Druck ausgesetzt und während der Entstehung auch durchlüftet) in der Zersetzung weiter fortgeschritten als die oberen.

Weitere je nach dem Grad der Zersetzung verwendete Begriffe sind: Rasen-, Faser- und Pechtorf. Rasentorf ist die jüngste Bildung und besteht aus wenig veränderten, noch gut erkennbaren Pflanzenresten. Er ist gelbbraun und locker. Fasertorf besteht aus brauner, bereits strukturlos gewordener Masse und ist mit Fasern schwer zersetzbaren Pflanzenmaterials durchzogen. Pechtorf ist dunkler und kompakter als Fasertorf. Er ist der älteste, schwerste Torf und zeigt kaum noch erkennbare Pflanzenreste.

Weißtorf wird als Düngetorf zur Auflockerung von Blumenerde verwendet. Die Bezeichnung ist irreführend, da der Gehalt an düngenden Mineralien keine hinreichend breite Zusammensetzung zur ausgewogenen Anreicherung von Mangelböden bietet. Die ökonomische Bedeutung ist zugunsten der ökologischen Neubewertung nasser Moorflächen erheblich verändert.

Herkunft des im deutschen Handel erhältlichen Torfs

Deutscher Torf stammt überwiegend aus Niedersachsen und wird auf zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen gewonnen, deren Entwässerung bereits vor Jahrzehnten durchgeführt wurde. Damals war es das Ziel, die als Ödland eingestuften Moorflächen zu kultivieren, um sie land- und forstwirtschaftlich zu nutzen und das Auskommen der ansässigen Bevölkerung zu sichern. Von den einst großen Hochmoorflächen sind nur noch weniger als zehn Prozent in naturnahem Zustand erhalten. Sie gelten heute als wertvolle Feuchtflächen mit einer hochspezialisierten Tier- und Pflanzengesellschaft und werden als besonders erhaltens- und schützenswert angesehen. Auf diesen Flächen sind seit vielen Jahren keine Eingriffe mehr erlaubt.

Seit den 1990er Jahren werden große Mengen an jungem, wenig zersetztem Hochmoortorf aus den baltischen Staaten, insbesondere aus Lettland, importiert. Weitere Herkunftsländer, aus denen Torf in deutlich geringeren Mengen als aus dem Baltikum importiert wird, sind Irland, Finnland und Russland, gefolgt von Polen, Schweden und Weißrussland.

Obwohl in Deutschland seit Beginn der 1980er Jahre kein Abbau von Torf in naturbelassenen Mooren mehr stattfindet und der überwiegende Teil der trockengelegten Flächen landwirtschaftlich genutzt wird, ist durch das gestiegene Bewusstsein über die Folgen des Klimawandels und durch neue Erkenntnisse über die Wichtigkeit von Mooren als Kohlendioxidspeicher die Verwendung von Torf in Kultursubstraten verstärkt in die Kritik geraten.

Verwendung

Torf wurde und wird im Land- und Gartenbau verwendet, ferner zu Heizzwecken (als Torfbriketts) und durch Verschwelung als Gas, Teer und Koks. Diese Nutzungen (durch Stechen und maschinelles Gewinnen) haben zu einem starken Abbau und Rückgang der Torflagen und zu einer Zerstörung der Moorbiotope geführt.

(s. a. Rindensubstrate, Torf-Kultur-Substrate)

Weitere Informationen:

Torf-Kultur-Substrate

Bodenersatzstoffe zum Einsatz im Gartenbau aus Hochmoor-Weißtorf unter Zusatz von Kalk, mineralischen Nährsalzen und Spurenelementen.

(s. a. Rindensubstrate, Torf)

Tortilla-Krise

Bezeichnung für eine Phase mit sprunghaftem Preisanstieg für Maistortillas, der Anfang 2007 in Mexiko eine Welle von Volksprotesten auslöste.

Tortillas sind Fladenbrote, die aus Mais hergestellt werden und die Nationalspeise der Mexikaner sind. Mit der staatlich subventionierten Ausweitung der Bioethanolproduktion in den USA und anderen Ländern hatte sich das Angebot an Mais für Speise- und Futtermittel auf den Weltmärkten in den Vorjahren sukzessive verringert. Die Folge war, dass die Mais-Preise vom Winter 2005/2006 auf den darauffolgenden Winter auf das Doppelte stieg, und die Tortillas um 35% teurer wurden. Im Januar 2007 kam es daraufhin zu ersten Hungerprotesten in Mexiko-City, weil sich die normale Bevölkerung die Tortillas nicht mehr leisten konnte.

Die Tortillakrise ist ein sehr komplexes Ereignis, sowohl in Bezug auf die Ursachen als auch auf die Umstände, unter denen sie eingetreten ist. Was die unmittelbaren Ursachen betrifft, so sind Probleme wie die weltweite Nachfrage nach Lebensmitteln und die Spekulationen auf den Rohstoffmärkten bekannt, abgesehen von der Verwendung von Lebensmitteln für die Herstellung von Biokraftstoffen, obwohl die Produktion von Lebensmitteln stark gestiegen ist. Weniger beachtet wurden interne Faktoren wie Marktkonzentration und Preisverhärtung, wie sie im Falle von Maismehl und Tortillas in Mexiko zu beobachten sind. Hinzu kommen die hohen Subventionen, mit denen die Vereinigten Staaten ihre Erzeuger schützen, was in Mexiko die Preise für importierten Mais drückt und die kleinen mexikanischen Erzeuger schwächt.

Die Bedeutung interner Probleme in Mexiko zeigt sich in der geringen Synchronität zwischen Tortilla- und Maispreisen: Der Höchststand der Tortillapreise lag mehr als ein Jahr vor dem Höchststand der Maispreise, und die Tortillapreise blieben hoch, selbst als die Maispreise zu sinken begannen. Die Analyse dieses Prozesses deutet auf die Bedeutung der Fähigkeit der großen Maismehl- und Tortillaproduzenten hin, die Preisbildung zu beeinflussen, auch aufgrund des Interesses, den Spekulationsprozessen auf den internationalen Märkten zu folgen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die mexikanische Nachfrage nach Mais trotz des Produktionsanstiegs weiter zunahm und Mexiko zu einem Importeur eines wichtigen Bestandteils seines Warenkorbs wurde. Dies wurde zu einem Problem der Ernährungssicherheit, als die Maispreise auf dem internationalen Markt in die Höhe schnellten, wobei die hohe Nachfrage und die spekulativen Bewegungen durch die Subventionen der Vereinigten Staaten angeheizt wurden, die mit der Verwendung von Mais für Ethanol verbunden waren.

Weitere Informationen:

Township

Quadratische Landaufteilungseinheit in den USA mit einer Kantenlänge von 6 Meilen (9,656 km). Sie ist die größte Einheit des auf Th. Jefferson zurückgehenden land ordinance-Vermessungssystems. Dieses konsequent umgesetzte System besitzt als Untereinheiten sections und quarter sections. Township als Vermessungseinheit ist zu unterscheiden vom gleichnamigen Begriff für eine Verwaltungseinheit, die vorwiegend im NO und im nördlichen Zentrum der USA als Untergliederung einer county anzutreffen ist.

Schachbrettartige Vermessungssysteme haben sich u.a. auch in Australien und in Teilen Skandinaviens durchgesetzt.

(s. a. Jo-Ri-System, Zenturiatsflur)

Traditionsbücher

Sammlungen, in der geistliche Grundherren Urkunden und Notizen über Land- und Personenerwerbungen entweder unmittelbar niederschrieben oder in Abschrift nachträglich inserierten. Tradition hat dabei die lateinische Ursprungsbedeutung „Übergabe (von Besitztümern)“.

In Traditionsbüchern (libri traditionum) verzeichneten v.a. Klöster vom 10. bis zum 13. Jahrhundert Schenkungen und Privilegien zur besseren Absicherung des Grundbesitzes. Jeder Eintrag (sog. Traditionsnotiz) beginnt gewöhnlich mit einer einleitenden Veröffentlichungsformel (Publicatio) (notum sit omnibus = allen sei bekannt, o.ä.). Es folgt die eigentliche Übertragung durch Schenkung (traditio aut donatio), meistens von Grundstücken, aber auch von Hörigen, und abschließend eine Liste von Zeugen für das Rechtsgeschäft. Die in der Regel undatierten Einträge sind teilweise protokollarisch, d.h. jeweils direkt nach dem Rechtsakt in das Buch notiert worden, zu großen Teilen aber auch rückwirkend auf Grund von kurzen Aktnotizen (Notitia).

Die Traditionen geben zwar Auskunft über die Größe der Schenkungen und ihre Struktur (Felder, Wiesen, Wälder etc.), nicht aber über ihre Rolle in der wirtschaftlichen Organisation der Grundherrschaft, auch werden nur selten Angaben zu Abgaben und Diensten gemacht. Traditionsbücher findet man zwar in vielen Regionen, doch steht der bayerische Raum an der Spitze. Erhalten sind sie dort besonders in den Bistümern Regensburg, Brixen, Eichstätt, Freising, Passau und Salzburg sowie in zahlreichen Klöstern.

Tragfähigkeit

1. Nach Borcherdt/Mahnke (1973) gibt die agrarische (auch: agrare) Tragfähigkeit eines Raumes diejenige Menschenmenge an, die von diesem Raum unter Berücksichtigung eines dort in naher Zukunft erreichbaren Kultur- und Zivilisationsstandes und bei herrschendem Klima auf überwiegend agrarischer Grundlage langfristig mit Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen versorgt werden kann, ohne daß der Naturhaushalt nachteilig beeinflußt wird. Zur Sicherung der Langfristigkeit der Bodenbewirtschaftung sollte die Produktion mit einem Minimum an externer Energie und an Rohstoffen erfolgen. Schon früh enthält diese Definition den Gedanken der sustainable development.

Die agrarische Tragfähigkeit ist zudem davon abhängig, welche Nahrungszusammensetzung (pflanzlich/tierisch) in einem Raum vorherrscht. Bei der in vielen Industrieländern heute üblichen Ernährungsweise mit hohem Anteil an tierischen Produkten (Fleisch, Milchprodukte, Eier) und Kraftfutter-Mast liegt der Getreide- und Futtermittelbedarf beim Zehnfachen des Bedarfs für eine abgestimmte, auf pflanzlicher Nahrung und Weideviehhaltung basierenden Versorgung. Bei einer solchen Ernährung würde die heutige Anbaufläche ausreichen, um global mindestens die doppelte Zahl von Menschen zu ernähren.

Agrarische Tragfähigkeit in Entwicklungsländern in Abhängigkeit vom Nutzungstyp
Agrarische Tragfähigkeit in Entwicklungsländern in Abhängigkeit vom Nutzungstyp

Quelle: Spielmann 1989

Eine quantitative Betrachtung für den Zeitraum 1980-1990 zeigt, daß die Nahrungsmittelproduktion pro Kopf in einigen Großregionen gestiegen ist, in den meisten Ländern Afrikas südlich der Sahara aber abgenommen hat. Es sind gleichzeitig Staaten, die nicht hinreichend in der Lage sind, Lebensmittelimporte mit eigenen Exportgütern zu bezahlen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zur Beschäftigung mit einerseits den Kenntnissen über eine regionale Landwirtschaft, die zur Eigenernährung und zur Importsubstitution fähig ist, andererseits mit umfassenderen Tragfähigkeitsbegriffen.

2. Die (allgemeine) Tragfähigkeit eines Raumes gibt diejenige Menschenmenge an, die in diesem Raum unter Berücksichtigung des hier erreichten Kultur- und Zivilisationsstandes auf agrarischer, natürlicher, gesamtwirtschaftlicher Basis ohne/mit Handel mit anderen Räumen unter Wahrung eines bestimmten Lebensstandards bzw. des Existenzminimums auf längere Sicht leben kann. (Borcherdt/Mahnke, 1973)

3. Ähnlich definieren auch Ökologen den synonymen Begriff der Tragekapazität als die Eigenschaft eines Wirtschaftsraumes, eine bestimmte Bevölkerung nachhaltig zu tragen. Tragekapazität ist eine Funktion der Ressourcen (Biomasse, Wasser, Luft, Boden, Kreisläufe, Klima, Schadstoffsenken), des Handels, der menschlichen Bedürfnisse/Ansprüche, der Ressourceneffizienz, der Produktivität sowie des Humankapitals. (Mohr, 1996)

Die Berechnung der allgemeinen Tragfähigkeit der Erde hat bis heute keine befriedigende Lösung gefunden, weil dabei eine sehr große Zahl von Faktoren zu berücksichtigen ist:

Die Steigerung der globalen Tragfähigkeit in historischer Zeit spiegelt vorrangig die Änderung der Produktionsbedingungen wieder:

Ungefähre globale Tragfähigkeit zu unterschiedlichen Kulturstufen
Ungefähre globale Tragfähigkeit zu unterschiedlichen Kulturstufen

Quelle: Mohr 1996

Man geht davon aus, daß die Produktionskapazität der Erde rechnerisch groß genug ist, um die derzeitige Erdbevölkerung "ausreichend" zu ernähren, d.h. daß bei entsprechender Verteilung der Nahrungsmittel niemand hungern oder unterernährt sein müßte. Eine Ernährung der Erdbevölkerung gemäß US-amerikanischen Ansprüchen ist allerdings schon heute nicht mehr möglich, da die Bevölkerungszahl in diesem Fall ca. 3 Mrd. nicht überschreiten dürfte. Auch bedeutet die rechnerische Deckung des Globalbedarfs nicht, daß alle Teilräume des Agrarraums in der Lage wären, ihre Bevölkerung zu ernähren. Nur ein Teil der "kritischen" Länder mit einem Nahrungsmitteldefizit hat durch außerlandwirtschaftliche Aktivitäten (z.B. Bergbau) genug Geld zur Finanzierung erforderlicher Nahrungsimporte. Dies verstärkt Abhängigkeitsstrukturen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Dazu kommt, daß rd. 95 % des Weltgetreidehandels von nur 5 Agrokonzernen kontrolliert werden.

Trampeltier

Auch Zweihöckriges Kamel (Camelus bactrianus); größte Art der Kamele (Kopfrumpflänge 225–345 cm, Körperhöhe mit Höcker 190–230 cm, Gewicht von durchschnittlich 450 bis 500 kg). Die 2 Höcker unterscheiden das Kamel äußerlich vom einhöckrigen Dromedar. Ihre Fellfärbung variiert von sandgrau bis dunkelbraun, am längsten sind die Haare am Nacken und an der Kehle. Während des Winters haben sie ein ausgesprochen dickes, langes Fell, das bei Ansteigen der Temperaturen so schnell abgestoßen wird, dass die Tiere oft einen zerlumpten Eindruck machen. 

Während das Dromedar ein Bewohner heißer Trockengebiete ist, kann das Kamel problemlos Temperaturunterschiede von +50 °C (Sommer) bis zu –27 °C (Winter) ertragen. Ihre Körpertemperatur kann zwischen 40 °C (tags) und 34 °C (nachts) schwanken. Trampeltiere können ohne Schaden sowohl Brack- als auch Salzwasser aufnehmen. Die beiden Höcker sind Energiedepots und keine Wasserspeicher; jeder Höcker enthält 25–35 kg Fett. Wildkamele leben nur noch in kleinen, bedrohten Restbeständen in der Wüste Gobi.

Im 4. oder 3. Jahrtausend v.Chr. entstand das Hauskamel in Mittelasien und wurde danach als begehrtes Trag- und Reittier über weite Teile Asiens verbreitet; auch Wolle, Milch und Fleisch werden genutzt. Unter den Hauskamelen gibt es verschiedene Farbvarianten; ihre Höcker sind mächtiger als die der Wildform und kippen daher oft seitlich über. Im heutigen Überschneidungsgebiet von Hauskamel und Dromedar (Kleinasien) werden Mischlinge gezüchtet, die untereinander unfruchtbar sind. Fast alle heute in Zoologischen Gärten gehaltenen Trampeltiere sind domestizierte Tiere.

Transfair

Verein zur Förderung des fairen Handels mit Produkten aus der Dritten Welt. Kaffee, Tee, Honig, Süßigkeiten und Bananen gehören zu den Produkten, die der Verein, der selbst nicht als Händler auftritt, mit seinem TransFair-Siegel in Deutschland eingeführt hat. Zusammen mit Produzentenorganisationen, die einen bestimmten Kriterienkatalog erfüllen müssen, setzt sich Transfair für eine nachhaltige Entwicklung des Agrarraums ein und berücksichtigt dabei besonders:

Über das Konzept von TransFair gehen Vertreter des Alternativen Handels im engeren Sinne noch hinaus, indem diese zusätzlich Entwicklungs- und Bildungsarbeit leisten und Ansätze zu sozialem Fortschritt und politischer Emanzipation der Primärproduzenten unterstützen.

(s. a. EFTA 2.)

Transferzahlungen

Zuwendungen, die im Gegensatz zu den Subventionen von den laufenden wirtschaftlichen Entscheidungen der Empfänger unabhängig sind, und die i.d.R. als soziale Leistungen nicht Unternehmen sondern Haushalte erreichen. Es erfolgt keine ökonomische Gegenleistung durch die begünstigten Transferempfänger.

Transferleistungen führen in den staatlichen Haushalten zu Mehrausgaben oder Mindereinnahmen, belasten also die Haushalte und können Haushaltsdefizite herbeiführen oder vergrößern. Haushaltstechnisch führen Transferleistungen zu unproduktiven Ausgaben, denen (zunächst oder dauerhaft) keine unmittelbaren Einnahmen gegenüberstehen oder sogar zu Mindereinnahmen (bei Steuersubventionen), die (zunächst oder dauerhaft) keine anderen Einnahmen generieren.

Transformationsprozess

Prozess der ordnungspolitischen Neugestaltung einer Volkswirtschaft, z.B. beim Übergang von Planwirtschaft zu Marktwirtschaft in der GUS oder den neuen Bundesländern. Die Teilbereiche dieser aktuellen Umstrukturierung lassen sich mit folgenden Gruppierungen ausdrücken:

Einen aktuellen Stand der Umstrukturierung in diesen Teilbereichen bieten Frohberg/Glauch (1998). Begleiterscheinungen des Transformationsprozesses sind in unterschiedlichem Ausmaß:

Eingebunden in die allgemeine Transformation ist auch ein tiefgreifender Wandel der Agrarstruktur und des Verarbeitungssektors. In Deutschland standen sich zu Beginn dieses Wandels zwei konträre Strukturen gegenüber:

Gegenüberstellung der Agrarstrukturen der DDR und der BRD 1988
Gegenüberstellung der Agrarstrukturen der DDR und der BRD 1988

Quelle: Schulenburg 1994

Swain unterscheidet für die ehemaligen europäischen sozialistischen Länder (ohne UdSSR) vier verschiedene Muster der Kollektivierung:

Die beschriebenen Muster der Kollektivierung, Verschiedenheiten von Kulturen und historischen Erfahrungen und somit unterschiedliche Ausgangsbedingungen für die Transformation besitzen einen Einfluß auf die Privatisierung und Umstrukturierung sowie die sich in diesem Zusammenhang ergebenden Unternehmens- und Betriebsstrukturen in den einzelnen MOEL.
Die Auflösung der Großbetriebe fand vor allem in den Ländern statt, wo

Eine Umwandlung in marktwirtschaftlich orientierte Großbetriebe erfolgte vor allem dort, wo

Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlich genutzten Fläche von Transformationsländern nach der Rechtsform der Betriebe
Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlich genutzten Fläche von Transformationsländern nach der Rechtsform der Betriebe

1 Die Abgrenzung zu den Nebenwirtschaften wird in den Ländern unterschiedlich gehandhabt. In den aus der UdSSR hervorgegangenen Ländern handelt es sich bei den Nebenwirtschaften um die ehemaligen Hauswirtschaften,
2 Landwirtschaftliche Partnerschaften und Gärtnerische Assoziationen
3 Einschließlich Aktiengesellschaften mit staatlichem Kapital
4
Freiwillige Familienvereinigungen und einfache Familienvereine
5 Juristische Personen
6 Differenz zu 100 nicht ausgewiesen

Quelle: Tillack u. Schulze 1998

Der Zusammenbruch des alten Systems führte in den einzelnen Ländern zu einem Streit zwischen den unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Strömungen. Diese reichten von einer angestrebten Erneuerung des bisherigen Gesellschaftsmodells über die Einführung einer sozialistischen Marktwirtschaft bis hin zur Übernahme des westlichen marktwirtschaftlichen Systems. Der bisherige Verlauf der Umstrukturierung verdeutlicht einen hohen Grad der Akzeptanz des westlichen Systems der Wirtschaftsordnung.

Nach der ersten Phase einer rasanten wirtschaftlichen Talfahrt befinden sich alle aus der Planwirtschaft entlassenen Transformationsländer in einer Konsolidierungsphase, die durch Stabilität, in einigen Ländern bereits durch Aufschwung, allerdings noch auf niedrigem Niveau, gekennzeichnet ist. Die Revitalisierung der Landwirtschaft bleibt aber hinter der gesamtwirtschaftlichen Stabilisierung zurück.

Die Bedeutung des Agrarsektors für das Wirtschaftsgeschehen liegt in den Transformationsländern im Vergleich zu den meisten westlichen Ländern noch sehr hoch. Das ist sowohl an dem Anteil, den er zusammen mit Forstwirtschaft und Fischerei am BIP als auch an der Beschäftigung aufweist, ersichtlich.

Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten1 an den Erwerbstätigen insgesamt in Transformationsländern
Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten an den Erwerbstätigen insgesamt in Transformationsländern

1 Die Daten sind nicht immer voll kompatibel, da teilweise auch Beschäftigte in der Jagd-, Forst- und/oder Fischwirtschaft enthalten sind; zeitlich beziehen sich einige Werte auf Jahresdurchschnitte, andere auf Jahresenddaten
2 Vorläufig

Quelle: Frohberg u. Glauch 1998

In den Transformationsländern Mittel- und Osteuropas läuft der Prozeß der Umstrukturierung i.a. ähnlich wie in den neuen Bundesländern ab (Strukturwandel in der deutschen Landwirtschaft), allerdings über einen mehr als doppelt so langen Zeitraum. Während die Rezessionsphase in den nBl nach etwa drei Jahren abgeschlossen war, dauerte sie in den mitteleuropäischen Ländern vier bis fünf und in der GUS sogar acht und mehr Jahre. Strukturdaten belegen die noch bestehen Produktivitätsunterschiede der Transformationsländer zur Europäischen Union. Die EU erzeugt auf knapp 140 Mio. ha LF Nahrungsmittel für ca. 370 Mio. Menschen mit deutlich höherem Pro-Kopf-Verbrauch und beträchtlichen Überschüssen bei einigen Produkten. Die zehn mit der EU assoziierten MEL produzieren auf rund 60 Mio. ha LF Nahrungsmittel für gut 100 Mio. Menschen, und die Russische Föderation erzeugt auf etwa 210 Mio ha LF Nahrungsmittel für eine Bevölkerung von rd. 150 Mio., wobei die Inlandsnachfrage bei niedrigerem Pro-Kopf-Verbrauch im Durchschnitt nur zu weniger als 80 % gedeckt werden kann.

Die unterschiedlichen Fortschritte im Transformationsprozess erklären sich nicht zuletzt daraus, daß die MOEL nur einen Bruchteil der Agrarfördermittel erhalten haben, die seit der Wende bis 1997 in die NB flossen (ca. 30 Mrd. DM) und häufig unter dramatischem Kapitalmangel leiden.

Daneben sind beispielsweise für die russische Landwirtschaft als weitere Gründe für die Schwierigkeiten beim Transformationsprozeß zu nennen:

Die Handelsbilanz von Agrarprodukten ist sowohl bei unverarbeiteten Produkten wie auch bei Produkten mit niedriger Verarbeitungstiefe in den meisten Transformationsländern stark negativ, mit z.T. sich verschlechternder Tendenz.

Transgen

Gen, das mit gentechnischen Verfahren in das Erbgut eines Organismus eingebracht wurde.

Vielfach wird der Begriff als Adjektiv für gentechnisch veränderte Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen gebraucht: eine transgene Pflanze ist eine Pflanze, in die ein Gen einer anderen Spezies eingeführt worden ist. Dieses Gen wird in Form eines geeigneten Genkonstrukts in der Regel mit gentechnischen Verfahren (Rekombinationstechniken) übertragen. Anders als bei der natürlichen Fortpflanzung oder den klassischen Züchtungstechniken stellen dabei die Artgrenzen keine Barrieren dar.

Manchmal wird Transgen auch als Bezeichnung für einen gentechnisch veränderten Organismus (GVO) gebraucht.

transgene Organismen

Lebewesen, die mit Hilfe der Gentechnik artfremde Gene in ihren vegetativen Zellen und in der Keimbahn tragen, so dass die so erworbenen Merkmale vererbbar sind.

transgene Pflanzen

Pflanzen, bei denen das Erbgut zielgerichtet verändert wird, werden als transgen bezeichnet. In genauerer Definition bezeichnet transgen eigentlich ein in einen Organismus künstlich eingebrachtes, artfremdes Gen (vgl. Transgen).

Die bekanntesten transgenen Pflanzen sind heutzutage gentechnisch veränderter Mais (z. B. „MON 810“), Kartoffeln („Amflora“), Soja, Baumwolle und Raps.

Transhumanz

Dem Nomadismus ähnliche Fernweidewirtschaft, doch bleiben die Herdenbesitzer seßhaft und betreiben Ackerbau; die Viehhaltung ist nicht der einzige Erwerbszweig. Der meist ganzjährige Weidegang mit Hirten oder Viehpächtern führt ohne Bindung an den Landbesitz der Herdeneigentümer über die Gemarkungs- und oft über Staatsgrenzen hinweg (trans humus = jenseits der bebauten Erde) in saisonal wechselnde Weidegebiete. Dieser Wechsel ist bedingt durch die unterschiedliche Lage der Weiden nach Meereshöhe, thermischen, hygrischen oder auch agrarwirtschaftlichen Verhältnissen. Transhumanz ist in den winterkalten Gebieten nicht möglich. Besitzer transhumanter Herden können Ackerbauern, reine Viehzüchter oder auch nichtagrare Berufsgruppen sein.

In Europa ist diese Form extensiver Viehwirtschaft fast in allen ihren Verbreitungsgebieten im Schwinden begriffen.

Bei der traditionellen Transhumanz ist wie beim Nomadismus ein ganzjähriger Weidegang gegeben. Bei modernen und intensiveren Formen der Transhumanz ist eine Einstallung des Viehs während der ungünstigen Jahreszeit aus agrarwirtschaftlichen und für kurze Zeit auch aus klimatischen Gründen möglich.

Die Siedlungen sind im Gegensatz zum Nomadismus bei der Transhumanz zumindest am Hauptbetriebsort immer bodenstet. An den übrigen Betriebsorten können die Hirten außer in festen Behausungen auch in Zelten, bodenvagen Hütten oder mitgeführten Karren leben. Am Hauptbetriebsort, an dem auch Anbau betrieben werden kann, sind die Siedlungen meist permanent und an entfernteren Weideplätzen dagegen saisonal bewohnt.

Mit der Almwirtschaft hat die Transhumanz gemeinsam, daß sie im wesentlichen auf die Alte Welt beschränkt ist und genetisch mit dem hier entwickelten Pflugbau zusammenhängt. Ferner sind beide für Hochgebirge und höhere Mittelgebirge charakteristisch, und beide nutzen die Gebirgshöhen über der oberen Grenze des Ackerbaus bzw. der Waldwirtschaft als Weideland. Während jedoch bei der Almwirtschaft das Vieh im Winter in den Taldörfern eingestallt wird, benutzt man bei der Transhumanz die benachbarten Ebenen als winterliche Weidegebiete. Beispielsweise waren in Südfrankreich drei Gebiete besonders stark durch die Transhumanz geprägt: die Provence, das Languedoc und das südliche Aquitanien. Die jeweiligen Ergänzungsräume sind die Alpen, das südliche Zentralmassiv (Cevennen) und die Pyrenäen. Im mediterranen Raum und von hier aus einerseits über Vorderasien bis nach Zentralasien, andererseits von Südosteuropa in den karpatischen Raum übergreifend, kommen beide Formen nebeneinander vor, die Almwirtschaft als die intensivere, die Transhumanz als die extensivere. In Ost- und Südostasien fehlen beide Formen der Hochgebirgsweidewirtschaft. In Latein- und Nordamerika stellte sich die Transhumanz in beschränktem Umfang nach der europäischen Kolonisation und Erschließung ein.

Man unterscheidet die normale oder aufsteigende Transhumanz, bei der die Vieheigentümer beispielsweise am südlichen Alpenrand wohnen und die Tiere (meist Schafe) unter Aufsicht von bezahlten Hirten im Sommer auf die Almen und im Winter auf Weiden in tiefen Lagen schicken von der inversen oder absteigenden Transhumanz. Dabei leben die Besitzer der Tiere in einem Bergdorf und die Wanderung der Tiere vollzieht sich gegenläufig.

Weitere Informationen:

Transmigrasi

Bezeichnung für ein 1969 gestartetes Um- und Neuansiedelungsprojekt der Regierung Suharto (1967-1998) im Vielvölkerstaat Indonesien. Innerhalb dieses von der Weltbank finanziell massiv unterstützten Migrationsprogramms verlagerten ca. 1,7 Millionen Familien bzw. 6,85 Mio. Menschen ihren Wohnsitz.

Über die Hälfte der Bevölkerung Indonesiens lebt auf der durch die vorherrschenden vulkanischen Böden sehr fruchtbaren Insel Java. Eine entsprechend hohe Bevölkerungsdichte sowie Ressourcenknappheit sind die Folgen. Während Java wirtschaftlich floriert, sind viele der Außeninseln unterentwickelt.

Durch gezielte Umsiedelungen von Familien im Zuge des Transmigrasi-Projekts auf Außeninseln sollte der Bevölkerungsdruck auf den Hauptinseln wie Java und Madura gesenkt und gleichzeitig die Wirtschaft der Außeninseln gefördert werden. In das Transmigrasi-Projekt wurden nur Familien aufgenommen, die bestimmte Bedingungen, wie Erfahrungen in der Landwirtschaft und die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben, erfüllten. Die Transmigrasi-Familien wurden in der Zeit nach der Umsiedlung unterstützt durch anfängliche Bereitstellung einer Wohnunterkunft, landwirtschaftlicher Nutzfläche sowie Saatgut und Grundnahrungsmitteln.

Das Migrationsprogramm erschien bei flüchtiger Betrachtung zwar durchaus sinnvoll, überbevölkerte Regionen sollten entlastet und die Entwicklung bislang wenig erschlossener Gebiete vorangetrieben werden. Auch war Ziel, den Vielvölkerstaat zu einen, statt ihn zu spalten. Städter verschiedener Kulturen sollten einen Modernisierungsschub in die entlegeneren Gebiete Indonesiens tragen und nicht zuletzt zur Ausbeutung der Ressourcen beitragen.

Inzwischen wird Transmigrasi aber als gescheitert angesehen. Nicht nur stehen Aufwand und Ergebnis in keinem guten Verhältnis, das Programm hat zusätzlich mehr Probleme geschaffen als gelöst.

Während Neusiedler aus Java und Madura mit Häusern, Land und Saatgut ausgestattet wurden, gingen die ursprünglichen und ohnehin häufig armen Bewohner leer aus. Den Alteingesessenen wurde zudem entweder direkt oder durch die schiere Zahl der Migranten eine javanische Verwaltung aufgezwungen, die tradierte Strukturen und Hierarchien auflöste und die Ursprungsbevölkerung kulturell und wirtschaftlich an den Rand drängte. Soziale Unruhen waren nur eine Folge der wenig sensiblen Umsiedlungen. Im Februar 2001 kam es etwa in West-Kalimantan zu Gewaltausbrüchen zwischen dort ansässigen christlichen Dayak und transmigrierten muslimischen Maduresen, in deren Verlauf mehrere Hundert Menschen getötet wurden und mehr als 10.000 Maduresen fliehen mussten.

Andere Migranten siedelte man in Regionen mit nährstoffarmen Böden an, ferner wurden landwirtschaftliche Methoden angewandt, die nicht an den tropischen Regenwald angepasst waren, sodass es fast zwangsläufig zu Missernten und Hungersnöten sowie zu einer Verarmung der Transmigrasi-Umsiedler kam. Viele Menschen kehrten hochverschuldet oder durch die Konflikte vertrieben in ihre Heimat zurück. Besonders in Kalimantan auf Borneo führen groß angelegte Umsiedlungswellen zu massiven Umweltschäden und Regenwaldzerstörung durch Kahlschlag und Brandrodung.

Dennoch hält die indonesische Regierung weiterhin an dem Projekt fest. Von einem bevölkerungs- und wirtschaftspolitischen Instrument ist Transmigrasi zu einem innen- und sicherheitspolitischen Kontrollinstrument verkommen, das Unabhängigkeitsbestrebungen verhindern und durch die fortgesetzte Javanisierung der Außeninseln die Bevölkerung homogenisieren und kulturelle Unterschiede zugunsten des Javanischen ausmerzen soll.

transnationale Unternehmen

Engl. transnational corporations (TNCs); synonym zu multinationale Unternehmen, dies sind komplexe hochtechnisierte und ökonomisch Gewinn maximierende Konzerne, die in der Regel in mehreren Ländern, auf mehreren oder sogar auf allen Kontinenten sowie auf mindestens einer, oft aber auf mehreren Stufen der agraren Wertschöpfungskette tätig sind. Dadurch sind sie flexibel und können ihre Aktivitäten (auch ihre Besteuerung) relativ leicht geographisch verlagern.

Der große Einfluss, den transnationale Unternehmen auf agrare Wertschöpfungsketten haben, beruht im Wesentlichen auf der weit fortgeschrittenen vertikalen und horizontalen Koordinierung ihrer Aktivitäten.

Weitere Informationen:

Transpiration

Die Verdunstung von Wasser über die Blätter der Pflanzen, vor allem über deren regulierbare Spaltöffnungen an der Blattunterfläche (Stomata, daher „stomatäre Transpiration“), aber auch über deren übrige Außenhaut (Cuticula, daher „cuticuläre Transpiration“), die durch Wasseraufnahme aus dem Boden kompensiert werden muss.

Die Cuticula ist eine Wachsschicht, die auf der Epidermis der Pflanzenzellen aufliegt und diese stabilisieren bzw. vor Wasserverlust schützen. Die cuticuläre Transpiration ist von der Pflanze nicht steuerbar und ist von geringerer Bedeutung. Sie ist von der Cuticuladicke abhängig: Je dicker die Wachsschicht ist, desto weniger Wasser transpiriert ungewollt nach außen.

Das Ausmaß der Wasserabgabe variiert bei unterschiedlichen Pflanzenarten und ist abhängig vom jeweiligen Standort der Pflanzen. Beeinflussende Umweltfaktoren sind z.B. die Luftfeuchtigkeit, die Windgeschwindigkeit, die Lichtintensität, die Temperatur. Weitere moderierende Faktoren sind die Pflanzendichte, Nährstoffmangel, die Bodenstruktur (ein fester Boden verringert die Wasserverfügbarkeit).

Transpirationskoeffizient

In der Landwirtschaft ein art- bzw. sortenspezifisches Maß für die Wasserökonomie von Pflanzen, das angibt, wieviel Liter (bzw. Milliliter) Wasser durch Transpiration an der Blattoberfläche als Wasserdampf abgegeben werden, um 1 kg (bzw. 1 g) Pflanzentrockenmasse (TM) zu produzieren. Je niedriger der Transpirationskoeffizient einer Pflanzenart an ihrem Standort ist, desto ökonomischer ist der Wasserhaushalt. Zwischen C3-Pflanzen und C4-Pflanzen bestehen Unterschiede, wobei letztere aufgrund ihrer Anpassungen an heiße Standorte im direkten Vergleich über deutlich niedrigere Transpirationskoeffizienten verfügen. Bei C3-Pflanzen liegt der Wert zwischen 200 und 800 l pro kg TM und bei C4-Pflanzen zwischen 200 und 350 l pro kg TM.

Der Transpirationskoeffizient ist hoch bei Hafer und niedrig bei Mais und Zuckerrübe (Beta). In gemäßigten Klimazonen beträgt der Transpirationskoeffizient bei den Kulturpflanzen etwa 300–800 l Wasser pro kg geernteter TM.

Bei dichten Pflanzenbeständen, an denen die Evaporation des Bodens vernachlässigbar ist, kann der Transpirationskoeffizient mit dem Koeffizienten der Evapotranspiration gleichgesetzt werden..

Transponder

Funk-Kommunikationsgerät, das zur Erkennung einzelner Tiere beispielsweise am Futter-Abrufautomaten und am Melkstand dient. Diese Technik ist insbesondere bei Kühen gebräuchlich. Bei ihnen wird z. B. der Transponder mit einem Lederband am Hals befestigt. Über den zentralen Betriebscomputer wird die Milchleistung jedes Einzeltiers erfasst und das Kraftfutter berechnet. Am Abrufautomat wird das Tier anhand des Transpondersignals erkannt und erhält die errechnete Menge an Futter.

Trattrecht

Das Trattrecht, auch Atzungsrecht, Fratzungsrecht oder Weiderecht (franz. vaine pâture, ital. diritto di libero pascolo) ist eine historische Bezeichnung für das Recht, Vieh nach der Getreide- oder Heuernte zur Weide (mittelhochdeutsch tratt) auf fremde Güter zu treiben.

Die Tiere konnten zur Brach- und Stoppelweide auf die Äcker und zur Herbst- und manchmal auch zur Frühlingsweide auf die Wiesen getrieben werden. Dieses Nutzungsrecht war bis zur Agrarmodernisierung im 18. und 19. Jahrhundert unter verschiedenen Bezeichnungen in vielen Regionen verbreitet. In Graubünden hat sich die Gemeinatzung (ital. compascolo) für das Kleinvieh z. T. bis in die jüngste Zeit erhalten. In den Quellen wird das Trattrecht oft zusammen mit den Wege- und Überfahrtsrechten alliterativ als Tritt und Tratt oder Trieb und Tratt aufgeführt.

Als Atzungsrecht oder Weiderecht wurde auch das Recht zur Ganzjahresweide auf gemeindeeigenen Allmenden und Waldweiden bezeichnet. Die Berechtigung zur Gemeinatzung richtete sich wie beim Almauftrieb nach der Anzahl der Tiere, die mit eigenem Futter überwintert wurden.

Treber

Mit Treber (z.T. auch Träber) bezeichnet man in der Lebensmitteltechnik die bei der Bierherstellung anfallenden Rückstände des Braumalzes. Der Biertreber ist ein Nebenprodukt, das als Futtermittel, in der menschlichen Ernährung oder industriell weiterverwendet werden kann. Die bei der Whisky-Herstellung anfallenden Rückstände aus dem Maischprozess werden ebenfalls als Treber bezeichnet.

Biertreber enthält die Spelzen, die ungelösten Anteile des Gersten- oder Weizenmalzes und das koagulierte, unlösliche Eiweiß. Der hohe Eiweißanteil macht Biertreber zu einem wichtigen Ersatzfutter in der Aufzucht und Mast des Viehs in der Milchviehwirtschaft. Frisch angeliefert wird Biertreber verfüttert oder in Futtersilos eingelagert. Die Zugabe von Treber macht sich positiv auf die Milchleistung von Kühen bemerkbar.

In der Küche kann Treber zur Herstellung von Panade („Treberschnitzel“) oder vegetarischen Füllungen („Trebermaultaschen“) verwendet werden. Bäckereien stellen Brote und Lebkuchen her, die Biertreber enthalten. Einem Treberbrot aus Weizenteig oder Sauerteig werden die bei der Bierherstellung anfallenden Maischerückstände zugegeben. Dieses herzhafte Brot dient im süddeutschen Raum als Panierung für Fleischgerichte („Brauerschnitzel“).

Treber kann auch in Biogasanlagen fermentiert werden. Aus einer Tonne frischen Materials können etwa 230 kWh elektrische Energie erzielt werden.

Weitere Informationen:

Treibhaus

Heizbares und lichtdurchlässiges Gewächshaus, in dem Pflanzen kultiviert bzw. unter bestimmten (im Freien nicht gegebenen) Bedingungen gehalten werden.

(s. a. Treibhauseffekt)

Treibhauseffekt

Erscheinung, die aufgrund der Rückstreuung der terrestrischen Ausstrahlung zu einem Wärmegewinn für die Erdoberfläche führt.
Die Erde erfährt eine fortgesetzte Zufuhr von Energie mit der Sonnenstrahlung - hauptsächlich im sichtbaren Wellenlängenbereich. Voraussetzung für ein energetisches Gleichgewicht ist die Abgabe einer der zugeführten entsprechenden Energiemenge an den Weltraum. Dies erfolgt durch die Abstrahlung von längerwelligen Wärmestrahlen, wie sie allen warmen Körpern zu eigen ist. Der Treibhauseffekt beruht darauf, daß das Absorptionsverhalten von Bestandteilen der Atmosphäre, insbesondere bei den Spurengasen, in den verschiedenen Spektralbereichen nicht gleich ist. Das einfallende sichtbare Licht wird dabei praktisch nicht, die abgegebene Wärmestrahlung von einer Reihe von Spurengasen hingegen mehr oder weniger stark absorbiert, d.h. die Abstrahlung wird gewissermaßen durch eine isolierende Schicht behindert. Damit die vorgegebene Energiemenge dennoch abgestrahlt werden kann, muß der strahlende Körper eine entsprechend höhere Temperatur aufweisen. Dieses ist - verkürzt ausgedrückt - die physikalische Natur des Treibhauseffektes.

Der tatsächliche Energiehaushalt der Erde gestaltet sich komplizierter als hier skizziert, weil z.B. Teile der einfallenden Strahlung an Luftmolekülen gestreut, an Wolken oder der Erdoberfläche reflektiert oder die Wärmestrahlung absorbiert und reemittiert werden.
Bilanziert man die energetischen Verhältnisse zwischen einfallender und abgegebener Strahlung ohne Berücksichtigung dieses Treibhauseffektes, dann gelangt man zu einer mittleren Temperatur von -18 °C. Daß wir statt dessen (unter den Bedingungen der natürlichen Atmosphäre) +15 °C als mittlere Temperatur vorfinden, verdanken wir dem natürlichen Treibhauseffekt, ausgelöst von den Atmosphärenbestandteilen Wasserdampf, Kohlendioxid, Methan, Lachgas und Ozon in ihren natürlichen Gehalten.
Anlaß zur Sorge bietet der Sachverhalt, daß wir durch unsere Tätigkeit die Gehalte dieser und weiterer, in der natürlichen Atmosphäre nicht enthaltener, treibhauswirksamer Gase permanent steigern. Hierdurch wird zusätzlich zu dem geschilderten natürlichen ein anthropogener Treibhauseffekt ausgelöst, der einen generellen Anstieg der Temperaturen bewirkt.

Die Atmosphäre besitzt gegenwärtig noch den Charakter eines Allmendegutes und wird als solches als Deponie für Treibhausgase genutzt. Alleine der CO2-Gehalt der Atmosphäre hat seit Beginn der Industrialisierung vor etwa 200 Jahren von 280 auf ca. 360 ppm zugenommen. Besonders problematisch ist dabei der Umstand, daß diese Veränderung in einer für erdgeschichtliche Dimensionen äußerst schnellen Geschwindigkeit abläuft. In der Folge erhöhte sich seit dem Ende des 19. Jh. die mittlere globale Lufttemperatur um 0,3 - 0,6 °C und der globale Meeresspiegel um 10 - 25 cm. Es ändern sich aber nicht nur die Temperaturen selbst, sondern auch die Niederschlagsverhältnisse, Klimazonen und die Häufigkeit von Klimaanomalien usw. Die Adaptation an die sich schnell ändernden klimatischen Umweltverhältnisse wirft vor allem für die natürlichen oder naturnahen Ökosysteme große Probleme auf.

Klimamodellrechnungen lassen bei aller Unsicherheit im Bereich regionaler Klimavorhersagen u.a. folgende Aussagen zu, die auch für die landwirtschaftliche Nutzung von Räumen große Bedeutung haben:

Mögliche direkte und indirekte Wirkungen erhöhter Temperaturen auf die Vegetation

Für die Landwirtschaft werden u.a. folgende Konsequenzen angenommen:

Es gilt als sicher, daß neben den klimatischen und hydrologischen Folgen auch die Ausbreitung von Parasiten und Krankheitserregern bei Menschen, Tieren und Pflanzen Probleme schafft. Ungewiß ist allerdings Ort, Zeit und Art dieser Krankheiten ebenso wie die Folgen für den Ernährungssektor insgesamt. Bedingt durch die Verschiebung von Anbauzonen sind Fluchtbewegungen zu erwarten.
Klimawirksame Spurengase
Die wichtigsten Gase, die den zusätzlichen Treibhauseffekt verursachen, sind Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (Lachgas, N2O), Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), und Ozon (O3). Wasserdampf  ist vor allem dadurch beteiligt, daß dessen Gehalt in der Atmosphäre mit steigender Temperatur wächst und dadurch eine weitere Temperaturerhöhung bewirkt.
Bei einigen Spurengasen ist die Emission nicht die einzige Quelle. Sie entstehen auch aus Vorläufern durch chemische Reaktion. Im Zusammenhang mit der Bildung von O3 sind auch VOC (Volatile Organic Components, flüchtige organische Verbindungen), NOx und CO zu erwähnen, die somit ein indirektes Treibhauspotential besitzen.

Charakteristische Merkmale wichtiger klimawirksamer Spurengase
Charakteristische Merkmale wichtiger klimawirksamer Spurengase

1sehr grobe, über 10 Jahre gemittelte Werte, da die Ozonkonzentration in der Troposphäre räumlich und zeitlich sehr variabel ist
2bezogen auf das gleiche Volumen CO2
3bezogen auf die gleiche Masse CO2
4Anteil der einzelnen Treibhausgase am zusätzlichen Treibhauseffekt in den achtziger Jahren dieses Jahrhunderts. Die CO2- Äquivalenzfaktoren sind teilweise mit erheblichen wissenschaftlichen Unsicherheiten behaftet.
5nur direkte Einflüsse enthalten

Quelle: Nach Enquête-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" des Deutschen Bundestages, Bonn 1992 und 1994

Von den verschiedenen Verursacherbereichen ist die Landwirtschaft mit ca. 15 % am globalen und mit 8 % am nationalen anthropogenen Treibhauseffekt beteiligt, überwiegend durch die Emissionen der Spurengase CH4, N2O und CO2. Die Rodung von Wäldern ist ebenfalls mit ca. 15 % beteiligt (überwiegend durch die Emissionen von CH4, N2O und CO2).

Die landwirtschaftlich bedingten CH4- und N2O-Emisssionen in Deutschland haben einen Anteil von ca. 5 % an den gesamten anthropogenen klimawirksamen Spurengasen in diesem Staat. Im einzelnen trägt die Landwirtschaft folgende Anteile an den Gesamtemissionen der drei wichtigsten Spurengase in Deutschland bei: Methan 25 - 35 % (ca. 2 Mt/a bzw. 110Mt/a CO2-Äquivalenten), Lachgas 32 - 38 % (ca. 75 kt/a bzw. 20 Mt/a CO2-Äquivalenten) und Kohlendioxid infolge direkter und indirekter Energieaufwendungen ca. 4 - 6 % (ca. 40 - 65 Mt/a CO2, je nach Autor).

Die Nahrungserzeugung und -verarbeitung verursacht in Deutschland klimarelevante Emissionen in Höhe von mindestens 150 Mio. t CO2-Äquivalenten, wovon etwa 85 % auf die Erzeugung und Verarbeitung tierischer Nahrungsmittel entfallen.

Ein Vergleich der konventionellen mit der ökologischen Produktion zeigt, daß sich der direkte flächen- bzw. produktionsbezogene Energieeinsatz kaum unterscheidet. Der wesentlich geringere Energieeinsatz ökologischer Verfahren ist maßgeblich auf den deutlich geringeren indirekten Energieeinsatz, also auf den weitgehenden oder vollständigen Verzicht auf energieintensive Vorleistungen (Mineraldünger, Zukauf- und Importfutter, Pflanzenschutzmittel usw.) zurückzuführen.

Die Landwirtschaft ist nicht nur ein Emittent klimawirksamer Spurengase. Sie könnte durch den Anbau von Energiepflanzen auf freiwerdenden Ackerflächen und die thermische Nutzung von Reststoffen (Stroh, Holz) einen erheblichen Beitrag von fast ¼ zum CO2-Minderungsziel der Bundesregierung (Reduktion der CO2-Emissionen um 25 % bis zum Jahr 2005) leisten.

Möglichkeiten zur unmittelbaren oder mittelbaren Reduktion der landwirtschaftsbedingten Treibhausgasemissionen
Möglichkeiten zur unmittelbaren oder mittelbaren Reduktion der landwirtschaftsbedingten Treibhausgasemissionen

1 xxx: hohes Reduktionspotential; xx: mittleres Reduktionspotential;
x: geringes Reduktionspotential; -: kein Reduktionspotential
Quelle: Sauerbeck u. Isermann 1994

Treibhausgase

Treibhausgase sind diejenigen gasförmigen Bestandteile in der Atmosphäre, sowohl natürlichen wie anthropogenen Ursprungs, welche die Strahlung in denjenigen spezifischen Wellenlängen innerhalb des Spektrums der thermischen Infrarotstrahlung absorbieren und wieder ausstrahlen, die von der Erdoberfläche, der Atmosphäre selbst und den Wolken abgestrahlt wird. Diese Eigenschaft verursacht den Treibhauseffekt. Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Lachgas (N2O), Methan (CH4) und Ozon (O3) sind die Haupttreibhausgase in der Erdatmosphäre . Außerdem gibt es eine Anzahl von ausschließlich vom Menschen produzierten Treibhausgasen in der Atmosphäre, wie die Halogenkohlenwasserstoffe und andere chlor- und bromhaltige Substanzen, die im Montreal-Protokoll behandelt werden. Neben CO2, N2O, und CH4 befasst sich das Kyoto-Protokoll mit den Treibhausgasen Schwefelhexafluorid (SF6), teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffen (H­FKW) und perfluorierten Kohlenwasserstoffen (PFC).

Die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft bestehen zum größten Teil aus den Klimagasen Methan (CH4) und Lachgas (N2O) und nur zu einem kleinen Teil aus Kohlenstoffdioxid (CO2). Methan wird beispielsweise von Wiederkäuern bei der Verdauung produziert und Lachgas entsteht durch die Umsetzung von Stickstoffverbindungen im Boden. Um alle Treibhausgasemissionen und deren Wirkung untereinander vergleichen zu können, werden diese in Kohlenstoffdioxid umgerechnet und in der Einheit „CO2-Äquivalent“ angegeben. So entspricht die Klimawirkung von Methan (CH4) dem 25-fachen und die von Lachgas (N2O) dem 298-fachen von CO2.

Vorleistungen für die Landwirtschaft wie die Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelproduktion sowie alle nachgelagerten Bereiche wie zum Beispiel die Milchund Fleischverarbeitung werden in der offiziellen Treibhausgasberichterstattung nicht in der Landwirtschaft, sondern in der Industrie oder dem verarbeitenden Gewerbe bilanziert. Die Treibhausgasminderungen, die die Land- und Forstwirtschaft durch Bioenergie erbringt, werden nicht der Land- und Forstwirtschaft, sondern dem Energie- und Verkehrssektor gutgeschrieben.

Größenordnungen der THG‐Emissionen, Substitutions‐ und Speicherleistungen aus Landwirtschaft, Ernährung sowie Forstwirtschaft und Holzverwendung

Größenordnungen der THG‐Emissionen, Substitutions‐ und  Speicherleistungen aus Landwirtschaft, Ernährung sowie  Forstwirtschaft und Holzverwendung

 (in Mio. t CO2‐Äq/Jahr,  unterschiedliche Jahre)

Die Flächen der Ovale in der Grafik entsprechen dem Absolutwert der Differenz aus Emissionen und Substitutions- und Speicherleistung der betrachteten Sektoren.

Quelle: BMEL

Die Landwirtschaft ist ein bedeutender Emittent von THG. Nach der Systematik der THG-Berichterstattung stammten 2014 66 Mio. t CO2-Äq der Gesamtemissionen Deutschlands (903 Mio. t CO2-Äq) aus der Landwirtschaft, weitere 38 Mio. t CO2-Äq wurden aus der Landnutzung/Landnutzungsänderung von Acker- und Grünlandflächen freigesetzt. Insgesamt entfielen damit 11 % der Gesamtemissionen in Deutschland auf die Landwirtschaft und die Nutzung von Acker- und Grünlandflächen.

Eine Studie des Institute for Agriculture and Trade and Trade Policy und der Umweltorganisation Grain verdeutlicht das Einsparpotenzial an schädlichen Emissionen im Agribusiness: Alleine die fünf größten Fleisch- und Molkereikonzerne sind gemeinsam für mehr Treibhausgas-Emissionen verantwortlich als jeder der Ölkonzerne Exxon-Mobil, Shell und BP für sich.

Umwelteffekte auf der Ebene der Verbraucher

Der weit überwiegende Teil der Lebensmittelherstellung dient dem menschlichen Konsum. Aus Sicht des Konsums sind daher letztlich alle von einem Lebensmittel verursachten Umweltprobleme entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der landwirtschaftlichen Produktion einschließlich des vorgelagerten Bereichs über Verarbeitung und Transport sowie den Einzelhandel bis zu den Endverbrauchern – durch Entscheidungen der Konsumenten beeinflusst. Ein substanzieller Anteil der Emissionen entsteht dabei auch in den Haushalten selbst und bei den Großverbrauchern durch Lagerung (Kühlen, Tiefkühlen), Zubereitung (Kochen, Erhitzen, Spülen etc.) und Entsorgung. Die meisten Umwelteffekte in der Wertschöpfungskette können Verbraucherinnen aber nicht direkt beeinflussen.

Speziell die THG-Emissionen machen einen wichtigen Teil der konsumbedingten Umwelteffekte aus (für viele andere Umwelteffekte liegen keine übersichtlichen Analysen vor). Mit Bezug auf die verschiedenen Lebensmittel erweisen sich tierische Produkte aufgrund der Veredelungsverluste auf der einen und durch ihren hohen Anteil an den Methan- und Lach-gasemissionen auf der anderen Seite als zentrale Treiber.

Treibhausgasemissionen nach verzehrten Lebensmitteln in Deutschland (2006)
in t CO2-Äq pro Person/Jahr
Treibhausgasemissionen nach verzehrten Lebensmitteln in Deutschland (2006) in t CO2-Äq pro Person/Jahr

Quelle: BueL 2020

Weitere Informationen:

Treposol

Anthropogener Boden, der zur Verbesserung des Wasser- und Lufthaushaltes 0,7 - 1,2 m tief umgebrochen wurde. Als morphologische Besonderheit hat dieser Boden schräg liegende Balken der früheren Horizonte. Gleiches gilt für die bei der Moorkultivierung entstandenen Böden, die als Sandgemischte Moore bezeichnet werden sowie für die nach Tiefumbruch von Podsolen zur Zerteilung einer Ortsteinschicht (z.B. Emsland, Lüneburger Heide, Niederlande) gebildeten Böden.

Treposol

Treposol

Der Treposol ist ein Tiefumbruchboden. Zur besseren landwirtschaftlichen Nutzung wurden diese ertragsarmen Böden früher mit einem großen Dampfpflug einmalig umgebrochen, sodass die ursprünglichen Horizonte quergestellt sind. Anzutreffen sind Treposole vorwiegend in Nordwestdeutschland.

Quelle: Thünen-Institut

Trester

Die vorwiegend festen Rückstände, die nach dem Auspressen des Saftes von Obst, Gemüse oder Pflanzenbestandteilen (z. B. von Äpfeln, Weintrauben, Karotten oder Tomaten übrig bleiben. Die Rückstände beim Mahlen und Pressen von Kaffeebohnen für Espresso und Kaffee, oder bei der Olivenölherstellung werden ebenfalls als Trester bezeichnet.

Beim Weinbau werden die Pressrückstände nach Landesgegend auch als Tröber oder Lauer bezeichnet. An der Mosel heisst es Bälisch, Träsch oder Trasch in der Schweiz.

Die Trester der meisten Früchte, die beim Entsaften anfallen, werden als Futtermittel, teilweise auch als Dünger verwendet. Die Ausbringung des Wirtschaftsdüngers Trester ist z. B. im Weinbau in einem einjährigen oder dreijährigen Zyklus möglich. Zusätzlich wurde auf Bundesebene eine Regelung vereinbart, die eine Ausbringung der Trester auch im Sinne eines Ernterückstands ermöglicht.

Insbesondere im Weinbau werden die Trester auch zu Bränden verarbeitet, die bekanntesten dürften der italienische Grappa, der französische Marc und der griechische Tsipouro bzw. Raki oder auf Kreta Tsikoudia sein. In der Antike wurde aus dem Trester auch ein billiger Wein, die Lora, gekeltert.

Die Traubenkerne des Tresters werden gelegentlich wieder zur Traubenkernölerzeugung verwendet. Aus dem beim Pressen von Oliven anfallenden Ölkuchen kann durch weiteres Pressen und anschließendes Verkohlen Grillkohle gewonnen werden. Zitrus-, Rüben- und Apfeltrester werden teilweise zur Gewinnung von Pektin genutzt, das unter anderem als rein pflanzliches Ersatzmittel von Gelatine dient.
Des Weiteren sind Trester energetisch wertvoll und eignen sich für die Energiegewinnung mittels Biogasanlagen oder als Trester-Pellets, die als Brennstoff dienen können (siehe auch Lohkäse).

Apfeltrester, teilweise mit bis zu 10 % Hafer vermischt, wird in den Wintermonaten zur Wildfütterung und zum Ankirren von Schalenwild verwendet. Aus Traubentrester wird ein Tresteressig hergestellt. Durch sein herbes, kerniges Aroma eignet er sich für Salate oder würzige Gerichte. Aus gegorenem Traubentrester wird in Österreich ein als Treber, Trebern oder Trebener bezeichneter Tresterbrand (Spirituose) hergestellt.

Am Bielersee in der Schweiz wird traditionell alljährlich eine als Treberwurst benannte Spezialität gegessen. Dies ist eine Brühwurst, die während der Destillation von ausgepressten, nachgegorenen Weintrauben zu Marc (Tresterschnaps), in einer Pfanne im Brennkessel auf dem Trester schwimmend erwärmt wird.

Weitere Informationen:

Treuhandflächen

Ehemals volkseigene land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen in den neuen Bundesländern, die von der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG), der Funktionalgesellschaft der früheren Treuhandanstalt, verwaltet und verwertet werden. Der BVVG obliegt die Vermögenserfassung und -sicherung, der Liegenschaftsdienst, der Verkauf von land- und forstwirtschaftlichen Flächen nach dem Entschädigungs- und Ausgleichsgesetz und der Flächenerwerbsverordnung, der Verkauf von Flächen für investive Zwecke sowie die Reprivatisierung und das Vertragsmanagement.

Triften

Auch Triftweiden oder Huten; nicht eingezäunte, unregelmäßig beweidete Flächen, die oft gemeinsam genutzt werden. Beispielsweise wurden Halbtrockenrasen und lichte Wälder in Triften überführt. Aufgrund des selektiven Weidefraßes werden bestimmte Pflanzen (Futterpflanzen) dezimiert, sogenannte Weideunkräuter, wie der Wacholder, nehmen überhand. Durch Düngung und Umtriebsweide wurden oder werden Triften in Intensivweiden überführt.

Triftweg

Triftwege sind Viehwege zur Weide oder zwischen verschiedenen Weideplätzen. Solche Wege erschließen meist Besitzungen mehrerer Eigentümer. Beispielsweise sind im ganzen Alpenraum diese Wege – sofern sie nicht in Gemeindebesitz übergingen – Gemeingut. Daher obliegt auch die Pflege dieser Wege der Gemeinschaft. Um zu verhindern, dass das Vieh über die Wege die vorgesehene Weidefläche verlässt, sind Weidewege dabei häufig durch Viehgitter, Viehgatter oder sonstige Viehsperren unterbrochen.

Der Begriff „Triftweg“ wird insbesondere für die langen Viehtriebpfade bei der Transhumanz (klimatisch bedingte, saisonale Fernweidewirtschaft) verwendet.

Weitere Informationen:

Triticale

Eine Getreidekreuzung aus Weizen (Triticum aestivum L.) als weiblichem und Roggen (Secale cereale L.) als männlichem Partner. Triticale gehört zu der Familie der Süßgräser. Der Name ist aus TRITIcum und seCALE zusammengesetzt. Seine Grannen sind ca. 3–5 cm lang und vierkantig. Geschmack und Inhaltsstoffe der Triticale liegen zwischen denen von Weizen und Roggen.

Erste fertile (fruchtbare) Triticale wurden bereits im 19. Jahrhundert entdeckt und gezüchtet. Durch die gezielte Kreuzung in den letzten 30 Jahren, konnten leistungsstarke Sorten entwickelt werden.Inzwischen sind es über 39 verschiedene Sorten. Unterschieden wird zwischen Sommertriticale und Wintertriticale.

Deutschland ist weltweit der zweitgrößte Produzent dieses Getreides. Mit seinen geringen Ansprüchen an Klima und Bodenqualität erfolgt der erfolgt zum einen in Mittelgebirgen. Aufgrund der guten Winterhärte ist hier nicht nur die späte Aussaat möglich, sondern es begünstigt auch die Verminderung des Wildkrautdrucks. Ferner ist der Anbau in viehstarken Regionen stark ausgeprägt, denn auch in der Viehfütterung wird das Getreide eingesetzt.

Aufgrund seines hohen Futterwertes, dienen die Ähren nicht nur zur Gewinnung von Futtergetreide (z.B. als Schweinemast), sondern es findet sich inzwischen auch z.B. in Backwaren oder auch in anderen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten oder Gebäck zur Ernährung des Menschen wieder. Das Getreide nicht nur sehr eiweißhaltig sondern wird auch gerne als Bindemittel eingesetzt.

Triticale eignet sich auch sehr gut zur Erzeugung von Bioenergie, beispielsweise zur Herstellung von Bioethanol. Zunehmend interessant wird Triticale als Ganzpflanzensilage (GPS) für Biogasanlagen. Sie dienen als Ersatz bzw. als Ergänzung von Mais.

Tritt

Das Auftreten von Großtieren oder Menschen auf die Bodenoberfläche mit der Folge der Bodenverdichtung. Dies führt zur Auslese trittfester Pflanzenarten, so z.B. des Breit-Wegerichs und des Einjährigen Rispengrases. Der Verlust an Hohlräumen im Boden führt zu einer Verarmung der Bodenfauna.

Trockenbrache

Eine im Konzept des dry farming eingelegte 1-2-jährige Brache, bei der die spärlichen, und für kontinuierlichen Anbau nicht ausreichenden Niederschläge semiarider Gebiete für die nächste Anbauphase gespeichert werden.

Trockene Mittelbreiten

Die Zone der Trockenen Mittelbreiten ist eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Sie reichen in einigen Gebieten unmittelbar an die Tropisch/subtropischen Trockengebiete heran, polwärts erstrecken sie sich bis ca. 55°. Ihre größten Vorkommen liegen im kontinentalen Eurasien und Mittleren Westen von Nordamerika. Heute nehmen sie etwa 11,1 % der Landoberfläche ein. Anfang des 21. Jahrhunderts sind davon noch etwa 40 % in einem weitgehend naturnahen Zustand.

Sie umfasst die Gebiete in der kühlgemäßigten Klimazone, die ein arides Klima aufweisen. Nach der vorherrschenden Vegetation kann sie in die Landschaftstypen Grassteppe, Strauchsteppe, Trockensteppe, Winterkalte Halbwüste und Wüste untergliedert werden. Die Grenzen der Trockenen Mittelbreiten sind in der Realität fließend, so dass eine exakte Ausdehnung faktisch nicht festgelegt werden kann.

Wie die Feuchten Mittelbreiten liegen auch die Trockenen Mittelbreiten in der außertropischen Westwindzone. Im Unterschied zu jenen besitzen sie jedoch eine ausgesprochene Leelage oder kontinentale Lage, mit der sich eine längere Sonnenscheindauer und höhere Globalstrahlung sowie geringere Niederschläge und größere Temperaturamplituden verbinden.

Die zonalen Bodentypen sind (von subhumid bis semiarid) Phaeozeme, Chernozeme und Kastanozeme. Es sind A-C-Böden mit hohem Kalk- und Humusgehalt (Mull), hoher KAK und Basensättigung sowie günstigen Gefügemerkmalen (hohe Wasserkapazität). Die Bodenfruchtbarkeit ist größer als bei allen übrigen zonalen Böden. Auf staunassen oder grundwassernahen Standorten entwickeln sich Solonchake und Solonetze.

Nutzung

Eigentlich sind Trockengebiete landwirtschaftlich unergiebig und dementsprechend dünn besiedelt. Die einzige Ausnahme sind die Steppen, die zwar eine dünne Besiedlung aufweisen, aber seit langem fast vollständig agrarisch genutzt werden. Die Formen, in denen dies geschieht, sind bei hohem Kapitaleinsatz großbetrieblich und flächenintensiv. Angebaut wird Getreide, sonst handelt es sich um Ranching. Der Getreidebau überwiegt in den früheren Langgrassteppen und in den Übergangsräumen zu den früheren Kurzgrassteppen. Das Ranching herrscht in den Kurzgras- und Wüstensteppen vor. Dazwischen liegt die agronomische Trockengrenze, die Grenze, bis zu der die Regenmengen einen Getreideanbau gerade noch erlauben.

Großbetriebliche Getreidewirtschaft

Wichtigste Marktfrucht ist der Weizen. Der Anbau erfolgt in Großbetrieben auf sehr großen Schlägen unter Einsatz von Großmaschinen mit minimalem Arbeitseinsatz (d.h. kapitalintensive, arbeitsextensive Bewirtschaftung. Mit dieser Bewirtschaftungsform konnten die Erzeugungskosten des Weizens so weit gesenkt werden, dass sich der Getreidebau im Wettbewerb mit der früher in den Steppen und Prärien viel häufigeren extensiven Weidewirtschaft weithin durchsetzen konnte.

Der heute in den Steppengebieten, teilweise auch in den Subtropen erzeugte Weizen leistet einen großen Beitrag zur Ernährung der Menschheit, auch weit abgelegener Erdteile. Möglich wurde dies durch einige natürliche Gunstfaktoren, nämlich die hohe Bodenfruchtbarkeit, die hohe Sonneneinstrahlung und das weithin flache Gelände, das den Großmaschineneinsatz und damit die großbetriebliche Bewirtschaftung begünstigt.

In den Grenzgebieten des Regenfeldbaus muss allerdings, sofern nicht auf trockentolerante Nutzpflanzen wie Hirse, Erdnüsse, Kichererbsen oder Sesam ausgewichen wird, das Dry-Farming-System angewendet oder künstlich bewässert werden.

Extensive stationäre Weidewirtschaft

Extensive Weidewirtschaften werden in den Trockengebieten der Erde in Form einer (halb-)nomadischen Viehhaltung oder eines stationären Ranching betrieben. Die erstere ist die traditionelle Nutzung altweltlicher Trockengebiete von den Wüsten bis zu den Steppen bzw. Savannen. Ihre Hauptverbreitung liegt heute in den Tropisch/subtropischen Trockengebieten.

Das Ranching ist hingegen die moderne, vollständig kommerziell ausgerichtete Form einer extensiven Weidewirtschaft, die von europäischen Siedlern in Amerika und Australien entwickelt und von dort in einige Gebiete der Alten Welt (z.B. südliches Afrika) übertragen wurde. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen in den Kurzgrassteppen der mittleren Breiten und der Subtropen.

Das Ranching steht, wie der Nomadismus, in Konkurrenz mit dem Ackerbau und ist dabei, ähnlich wie jener, meist unterlegen gewesen und in immer trockenere Räume abgedrängt worden. Ackerbau wird gewöhnlich wettbewerbsfähiger, sobald die jährlichen Niederschläge für eine Produktion an Grünmasse (Weideertrag, pasture yield) ausreichen, die eine mittlere Besatzdichte (Viehbesatz, mean stocking density) von 30 bis 40 GVE pro ha Weidefläche zulassen würde. (Schultz 2016)

Trockenfarmsystem

Siehe dry farming

Trockenfeldbau

Siehe dry farming

Trockengebiete

Laut Weltatlas der Desertifikation (S. 72) lassen sich mit dem Ariditätsindex vier Kategorien von Trockengebieten definieren. Der Ariditätsindex wird aus dem Verhältnis der mittleren jährlichen Niederschlagsmenge (P) zur mittleren jährlichen potenziellen Evapotranspiration (PET) errechnet. Die Definition nach dem Ariditätsindex wird auch vom Millennium Ecosystem Assessment verwendet:

Fast 1 Milliarde Hektar dieses Landes sind natürliche hyperaride Wüsten mit sehr geringer biologischer Produktivität. Die verbleibenden 5,1 Milliarden Hektar sind aride, semiaride und trocken subhumide Gebiete.

Aride, semiaride und trockene subhumide Klimazonen werden zusammenfassend als anfällige Trockengebiete bezeichnet. Hyperaride Zonen, die echten Wüsten, gelten wegen ihrer von Natur aus sehr geringen biologischen Produktivität als nicht anfällig für Desertifikation.

Die UNCCD befasst sich mit ariden, semiariden und trocken subhumiden Gebieten. Hyperaride Trockengebiete sind gemäß UNCCD nicht durch weitere Desertifikation gefährdet und werden folglich nicht betrachtet. Die Trockengebiete, die in den Geltungsbereich der UNCCD, fallen, bedecken zusammen ungefähr 34,9 Prozent der Landoberfläche der Erde (UNEP-WCMC, 2007).

Desertifikation bedeutet Landdegradierung in ariden, semiariden und trocken subhumiden Gebieten. […] Aride, semiaride und trocken subhumide Gebiete bedeutet Gebiete außer polaren und subpolaren Regionen, in denen das Verhältnis der jährlichen Niederschlagsmenge zur möglichen Evapotranspiration im Bereich von 0,05 bis 0,65 liegt. (UNCCD, 1994)

Das Millennium Ecosystem Assessment definiert Trockengebiete so: Für Trockengebiete kennzeichnend ist der Wassermangel, der ihre beiden miteinander verbundenen Hauptleistungen einschränkt: Primärproduktion und Nährstoffkreislauf. Auf lange Sicht halten sich natürliche Feuchtigkeitszufuhr (Niederschlag) und Feuchtigkeitsverlust durch Oberflächen- und Pflanzenverdunstung (Evapotranspiration) die Waage. Dieses potenzielle Wasserdefizit betrifft natürliche und bewirtschaftete Ökosysteme; es schränkt die Erzeugung von Getreide, Viehfutter und anderen Pflanzen ein und hat großen Einfluss auf Nutztiere und Menschen.

Diese Definition wird auch von der FAO und ihrem Projekt LADA verwendet (FAO, 2013).

Trockengrenze

Grenzsaum, über den hinaus der Anbau von Feldfrüchten infolge zu großer Trockenheit im Regenfeldbau nicht möglich ist. Trockengrenzen liegen jenseits der klimatischen Trockengrenze (Trennlinie, welche Gebiete mit Niederschlagsüberschuss von Gebieten mit Niederschlagsdefizit im Vergleich zur jährlichen Gesamtverdunstung abgrenzt; an der klimatischen Trockengrenze ist N = V) und dürfen nicht mit dieser verwechselt werden. Zur Unterscheidung wird die Grenze des Regenfeldbaus als agronomische Trockengrenze bezeichnet. Da sie in allen Klimazonen auftritt, ist sie nicht bloß durch Niederschlagswerte definierbar, sondern sie ergibt sich aus einem komplexen Wechselspiel zwischen Wasserangebot und Wassernachfrage.

Die agronomische Trockengrenze verläuft in den Tropen zwischen Trockensavanne und Dornsavanne bei etwa 8 ½ ariden Monaten und in den Subtropen zwischen der Hartlaubgehölzzone und der Dornbuschsteppe bei etwa 8 ariden Monaten. Wenn man die Norm-Niederschlagshöhen mit den Niederschlagsansprüchen der Kulturpflanzen im Bereich der agronomischen Trockengrenze vergleicht, wird die Artenarmut der Kulturpflanzengemeinschaft besonders deutlich. Die Trockengrenze unterliegt in allen Kontinenten unterschiedlichen ökologischen und ökonomischen Bedingungen. Für Weizen liegt die agronomische Trockengrenze bei einem Niederschlag von ca. 500 mm. Spezielle Züchtungen, Bewässerungsmaßnahmen und dry-farming haben die Grenze hinausschieben können.

Ist vor Erreichen der Trockengrenze im Regenfeldbau noch das dry farming vorherrschend, so gewinnt mit der Annäherung an die agronomische Trockengrenze die extensive Rinderweidewirtschaft (Ranch) an Bedeutung. Bei noch größerer Trockenheit (ca. unter 200 mm) wird das ranching system durch die extensive Schafweidewirtschaft ersetzt. Sie gilt als extensivstes Betriebssystem mit Marktorientierung.

(s. a. Anbaugrenzen, Landnutzung, Grenzen der, Höhengrenze)

Trockenrasen

Natürliches und anthropozoogenes Grünland trockenwarmer Standorte im gemäßigten Klima außerhalb des Steppen-Bioms mit oft lückenhafter Vegetation. Trockenrasen können auf flachgründigen Felsböden, auf trockenen Sandböden, aber auch vor allem in südexponierter Lage und bei subkontinentalem Klima auf tiefgründigen Schluff- und Lehmböden vorkommen. Der weitaus größte Teil des trockenen Grünlandes sind Halbtrockenrasen, d.h. durch extensive Mahd oder Beweidung entstandene Kulturformationen. Bei extensiver Beweidung findet man oft typische Weidegebüsche wie z.B. Wacholder ("Wacholderheiden" Süddeutschlands) Weißdorn und Rosen. Trockenrasen sind außerordentlich artenreich, Lebensraum zahlreicher geschützter und gefährdeter Pflanzen- und Tierarten und durch Nutzungsaufgabe oder Intensivierung stark zurückgegangen.

(s. a. Magerwiese)

Trockensavanne

Typ der Savanne mit 5-7,5 ariden Monaten, wodurch Busch- und Grasformationen überwiegen und Bäume gegenüber der Feuchtsavanne zurücktreten. Die schirmkronigen Bäume sind meist klein und weisen fiederblättriges Laub auf. Die Trockensavanne bildet als Landschaftszone den Übergang zwischen Feuchtsavanne und Dornsavanne.

Eine Sonderform der Trockensavanne ist die Termitensavanne, ein Formationsgemisch mit kleinen Waldinseln im Umfeld zerfallener Termitenbauten. Hier ist der Boden durch die Tätigkeit der Insekten in weitläufigen Gängen mit Humus angereichert und sorgt für eine bessere Durchlüftung, Wasserhaltekapazität und Nährstoffversorgung; Termitenbauten tragen somit zur (Wieder-) Bewaldung bei.

Merkmale

Der Graswuchs ist in den Trockensavannen deutlich niedriger als in den Feuchtsavannen. Hinsichtlich der Merkmale Bodenfruchtbarkeit und - daran gekoppelt - Landnutzung drückt sich die Differenzierung darin aus, dass die Böden der Trockensavannen meist höhere Austauschkapazitäten und Basensättigungen aufweisen und humusreicher sind, die Einflüsse von Ausgangsgestein und Relief sich noch deutlicher erhalten haben und eine Tendenz zum permanenten Feldbau besteht. Die Produktionsleistungen von natürlicher Vegetation und Kulturland durch das knappe Wasserangebot begrenzt.

Trockenschlempe

Trockenschlempe fällt in einer Anlage zur Herstellung von Bioethanol auf Basis von stärkehaltigem Getreide an. Während der Produktion entstehen Dämpfe, die nach Abkühlung Rückstände hinterlassen. Dieses Nebenprodukt heißt Schlempe. Nach der Trocknung wird die so genannte Trockenschlempe pelletiert und als lagerfähiges Futtermittel verwendet.

Trockenstress

Trockenstress ist eine außergewöhnliche Belastung für Pflanzen, die durch Trockenheit, also Wassermangel, ausgelöst wird. Wassermangel limitiert die Entwicklung der Pflanze.

Einige Pflanzen haben jedoch Mechanismen zur Anpassung an Trockenheit entwickelt. Gelingt die Anpassung an die ungünstigen Umweltbedingungen, spricht man von trockentoleranten Pflanzen.

Tropen

Bei der Gliederung der Erde nach mathematischen, also auf die Sonnenumlaufbahn bezogenen Gesichtspunkten sind die - ca. 40 % der Erdoberfläche umfassenden - Tropen das Gebiet, über dem die Sonne zweimal jährlich im Zenit steht. Dies ist das Gebiet zwischen den Wendekreisen, welche damit die Grenze dieser solaren Tropen darstellen. Über den Wendekreisen selbst steht die Sonne nur einmal im Jahr senkrecht, nämlich zur Zeit der eben deswegen so genannten Sonnenwende.

Folge dieses ganzjährig von der Senkrechten nur wenig abweichenden Sonnenstandes ist eine ganzjährig hohe Einstrahlung mit entsprechend hohen Temperaturen (außer in Gebirgen). Da die Tageshitze aber im Wesentlichen von der direkten Sonneneinstrahlung herrührt, kühlt es nachts merklich ab. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind relativ groß, besonders wenn man sie mit den sehr geringen Unterschieden der im Laufe eines Jahres auftretenden Tagesdurchschnittstemperaturen vergleicht. Diesen Ablauf des Klimas nennt man daher Tageszeitenklima.

Die in dieser Region ganzjährig gewonnene Energie treibt bedeutende Komponenten der allgemeinen atmosphärischen Zirkulation an, darunter die Hadleyzellen und die Monsune der Erde.

Ein weiteres Merkmal der Tropen sind die dem Höchststand der Sonne folgenden Zenitalregen, die sich aus den aufsteigenden Luftmassen innerhalb der wandernden innertropischen Konvergenz ergeben. Somit folgt aus dem Zeitpunkt dieser Niederschläge eine Gliederung der Tropen in die äquatornahen inneren Tropen, wo die Trockenzeit nur kurz und schwach ausgeprägt sind, und die wechselfeuchten oder sommerfeuchten Tropen mit ausgeprägten Regen- und Trockenzeiten.

Tropfbewässerung

Auch Tröpfchenbewässerung; Bewässerungstechnik mit oberirdischen und unterirdischen Varianten, bei der an Schläuchen in regelmäßigen Abständen Auslässe angebracht sind, über die nur geringe, exakt dosierte Wassermengen (tröpfchenweise meist 2–4 l/h) weitgehend unabhängig vom Druck in der Rohrleitung abgegeben werden. Dieses Verfahren wurde zunächst in trockenen Ländern zum wassersparenden Einsatz entwickelt. Es kann auch in Mitteleuropa im geschützten gärtnerischen Anbau unter Glas oder unter Folie eingesetzt werden, aber auch im Hausgarten und in Parkanlagen. Zunehmend wird Tropfbewässerung im Weinbau eingesetzt.

Hauptbestandteile einer Tropfbewässerungsanlage sind die Steuer- und Regeleinheit, die Hydranten- und Verteilerleitung sowie die Tropfleitungen mit den Tropfelementen. Die Steuer- und Regeleinheit reduziert den evtl. zu hohen Druck in der Zuleitung, regelt den Volumendurchfluss, dosiert die notwendige Düngergabe und reinigt das Wasser von Bestandteilen, die zum Verstopfen der Tropfelemente führen können. Mit niedrigem Wasserdruck wird das Wasser möglichst direkt der Pflanze zugeführt, wodurch Wasserverluste weitgehend reduziert und erhebliche Energieeinsparungen möglich sind.

Während bei der oberirischen Tropfbewässerung die Tropferleitungen auf der Bodenoberfläche verlegt sind, wird bei der unterirdischen Bewässerung das Wasser mit unterirdischen Leitungen direkt zum Wurzelbereich der Pflanze geführt. Die Installation ist dadurch aufwändiger und die Leitungen können bei Bedarf nicht so flexibel verschoben werden. Der unterirdische Einsatz der Tropfbewässerung ist nur sehr begrenzt zu beobachten. Größere Flächen sind im Spargel- und Erdbeeranbau zu finden.

Tropisch/subtropische Trockengebiete

Die Zone der Tropisch/subtropischen Trockengebiete ist eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Sie umfassen ähnlich wie die Trockenen Mittelbreiten, neben Wüsten und Halbwüsten auch semiaride Übergangsräume zu den regenreicheren Nachbarzonen. Diese Grenzen sind in der Realität fließend, so dass eine exakte Ausdehnung nicht festgelegt werden kann. Die semiariden Randsäume sind danach zu unterscheiden, ob sie Winter- oder Sommerregen erhalten, d.h. in die winterfeuchten Gras- und Strauchsteppen im Übergang zu den Winterfeuchten Subtropen einerseits und die sommerfeuchten Dornsteppen und Dornsavannen im Übergang zu den Immerfeuchten Subtropen und den Sommerfeuchten Tropen andererseits. Für die beiden letztgenannten, sommerfeuchten Ökotone wird auch die aus Westafrika entlehnte Bezeichnung Sahel oder Sahelzone verwendet. Für alle diese Übergangsgebiete sind lichte, höchstens wenige Meter hohe Gehölze (Waldland und Gebüsche) charakteristisch.

Einen Sonderfall bilden die sog. Nebelwüsten an den Westseiten Südamerikas und des südlichen Afrika (Atacama, Namib). Es sind extrem regenarme Landstreifen an den Küsten, an denen ein Nebelniederschlag ein spärliche Vegetation ermöglicht.

Zu Anfang des 21. Jahrhunderts sind von den Tropisch/subtropischen Trockengebieten noch etwa 60 % in einem weitgehend naturnahen Zustand.

Klimatische und pedologische Merkmale

Durch ihre Lage innerhalb der beiderseits des nördlichen und südlichen Wendekreises verlaufenden subtropisch-randtropischen Gürtels mit Hochdruckzellen sind die Trockengebiete einem beständigen und kräftigen Absinken der Luft innerhalb der Hochs ausgesetzt. Demzufolge ist die Luft warm und trocken und die Schichtung der Atmosphäre bis in große Höhen stabil. Thermische Konvektionen führen daher nur selten zur Wolkenbildung oder gar zu Niederschlägen.

Durch den geringen Feuchtegehalt der Luft ist die nächtliche Ausstrahlung sehr hoch. Zusammen mit den hohen Temperaturen in Bodennähe bei Tage entstehen sehr hohe tägliche Temperaturamplituden.

Für die Verteilung der Niederschläge über das Jahr und den Raum sowie für die sich im Laufe eines Jahres daraus für jedes einzelne Teilgebiet ergebenden Regensummen besteht ein Höchstmaß an Variabilität.

In den Wüsten und Halbwüsten aller Trockengebiete führen Wind und Wasser zu erheblichen Umlagerungen von Boden- und Gesteinsmaterial, da eine schützende Vegetationsbedeckung fehlt oder höchstens lückenhaft vorhanden ist. Neben der allgemeinen Trockenheit, die eine Bodenentwicklung grundsätzlich verzögert, ist vor allem der Wind ein Störfaktor bei der Pedogenese. Böden haben sich in jedem Falle nur dort zu entwickeln vermocht, wo äolische Umlagerungen seit längerer Zeit unbedeutend waren. Doch bleiben sie auch dort gewöhnlich flachgründig, grobkörnig, salzhaltig und ausgesprochen humusarm (Yermosole).

In den semi-ariden Randgebieten (Dornsavannen, Dorn- und Strauchsteppen), in denen unter natürlichen Umständen eine mehr oder weniger geschlossene Pflanzendecke auftritt, spielt der Wind kaum noch eine Rolle für die Bodengenese spielt. Hier ist der Wasserfaktor bedeutender, er bewirkt eine differenziertere Bodenentwicklung. Am weitesten verbreitet sind hier die humusreicheren Xerosole.

Ascendierendes Bodenwasser führt zur Anreicherung von Calciumcarbonat, Calciumsulfat und anderen leichtlöslichen Salzen im Bodenprofil. Die pH-Werte liegen im alkalischen Bereich, bei hoher Basensättigung. Zu den häufigsten Bodentypen gehören Calcisole, Gypsisole, Arenosole und Regosole, in den Senken Solonchake, Solonetze und Vertisole. Alle Böden sind humusarm im Gegensatz zu semiariden Randgebieten der Trockenen Mittelbreiten.

Vegetation in Stichworten

Landnutzung

Die Tropisch/subtropischen Trockengebiete liegen insgesamt jenseits der agronomischen Trockengrenze. Die Tragfähigkeit für agrare Bevölkerungen (human carrying capacity) ist daher überall gering.

Ursprünglich waren in diesen Gebieten Jäger- und Sammler-Kulturen weit verbreitet. Sie nutzten die einheimischen Pflanzen und Tiere auf der Basis eines umfangreichen Erfahrungswissens. Ihre Bevölkerungsdichte war gering, sodass die begrenzt vorhandenen Nahrungspflanzen ausreichten.

Ausschließlich in den tropisch-subtropischen Trockengebieten Ost- und Nordafrikas bis in die Wüste Thar im pakistanisch-indischen Grenzgebiet gab es daneben ein traditionelle Viehwirtschaft mit Ziegen, Rindern und Schafen ab etwa 6.000 Jahren BP.

Die Jäger- und Sammler-Kulturen sowie der viehhaltende Nomadismus wurden durch die Kolonisation der Europäer erheblich zurückgedrängt (Afrika, Australien) oder verschwanden ganz (Südamerika). Nomadismus gibt es in Afrika heute noch vereinzelt in der Südsahara sowie in Ost- und Südwestafrika. Ansonsten haben sich in den Halbwüsten von Australien und Afrika großflächige, extensive Beweidungssysteme mit genügsamen Schaf- und Rinderrassen entwickelt ("Großranching").

Da die tropisch-subtropischen Trockengebiete mit Niederschlägen unter 500 mm überwiegend jenseits der agronomischen Trockengrenze liegen, ist Regenfeldbau hier i. d. R. nicht mehr möglich.

Wo dennoch Regenfeldbau betrieben wird, wie beispielsweise in Teilen des afrikanischen Sahel, erfolgt dieser mit wasseranspruchslosen Nutzpflanzenarten wie z.B. manchen Hirsearten (u.a. Perlhirse) und Erdnüssen oder schnellwüchsigen Arten wie z.B. einige Bohnenarten. Dies geschieht aber mit unsicheren Ernteaussichten und einem erhöhten Risiko für Bodenschäden, insbesondere durch Auswehungen (an Hängen auch Abspülungen) von organischem Detritus und mineralischen Nährstoffen.

Ökonomisch und ökologisch sinnvoller (und traditionell auch bevorzugt) sind die extensive Weidewirtschaft und der Bewässerungsfeldbau. Aber auch hierbei bestehen erhebliche Risiken, da die für eine nachhaltige Nutzung unentbehrliche Abstimmung mit den marginalen Naturgegebenheiten - insbesondere wegen der hohen Regenvariabilität - nur schwer zu erzielen ist und die Rehabilitation gestörter Landflächen möglicherweise längere Zeit erfordert als anderswo.

Andererseits gibt es auch Beispiele von Flächen, die zunächst als irreversibel geschädigte Flächen angesehen wurden, sich als Folge regenreicherer Jahre oder nach Schutz vor Tierfraß wieder regenerierten.

Extensive Wanderweidewirtschaft

Die Weidewirtschaft wurde und wird in den altweltlichen Trockengebieten meist auf Naturweiden als Wanderweidewirtschaft betrieben. Am häufigsten sind inzwischen die Formen des Halbnomadismus und der Transhumanz. Vollnomadismus, bei dem feste Wohnsitze fehlen, ist selten geworden.

In den Wüsten, Halbwüsten und subtropischen Steppen bestehen die Herden überwiegend aus Kamelen, Schafen und Ziegen, in den Dornsavannen aus Rindern, die durch lange Auslese an die Lebensbedingungen angepasst wurden. Allerdings fallen die Fleisch- und Milchproduktion entsprechend gering aus. Die aus der nomadischen Weidewirtschaft zu erzielenden Einkünfte sind gering, die davon lebenden Bevölkerungsgruppen arm. Dies gilt auch deshalb, weil die Nomaden vielerorts ihre Funktion als Verkehrsträger verloren haben und ihre Weidegebiete von dem vorrückenden Ackerbau eingeengt wurden.

In den Trockengebieten Lateinamerikas, Australiens und des südlichen Afrika trat mit dem Ranching eine stationäre Weidewirtschaft an die Stelle der Wanderweidewirtschaft oder eines Wildbeutertums.

Im südlichen Afrika ist vor allem die Haltung der genügsamen, aus Usbekistan stammenden Karakultschafe verbreitet. In Namibia werden für einen rentablen Familienbetrieb Betriebsgrößen von 40.000 ha mit 5.000 Schafen als Minimum angegeben.

Beim Großranching mit Beweidung auf immer wieder neuen Flächen kann man allerdings von einer Form moderner Nomadenwirtschaft sprechen. So gibt es in Australien eine von Kapitalgesellschaften betriebene Rinderhaltung auf Flächen, die Tausende von Quadratkilometern groß sein können, wobei der nächste Nachbar Hunderte von Kilometern entfernt ist. Die Anna Creek Station in Südaustralien ist die größte in Betrieb befindliche Rinderranch (cattle station) der Welt, sie ist etwa 24.000 Quadratkilometer groß, viel größer als die Zweitplatzierte, Clifton Hills, eine weitere südaustralische Rinderstation mit einer Fläche von 17.000 Quadratkilometern und viermal so groß wie die größte Ranch der USA, die nur 6.000 Quadratkilometer groß ist.

Die Tiere auf diesen Cattle Stations weiden auf nicht eingezäunten Flächen, die nicht arrondiert, sondern räumlich voneinander getrennt in verschiedenen Teilen der australischen Trockengebiete liegen. Beweidet wird nach einem Rotationssystem, bei dem die Herden je nach Witterung und Aufwuchs mit großen Viehtransportern zu jeweils frischen Weidegebieten transportiert werden.

Oasen-Bewässerungswirtschaft

Der Bewässerungslandbau ist in den Trockengebieten die einzige Form agrarer Nutzung, die sichere (da witterungsunabhängige) und hohe Flächenerträge bei zahlreichen Feld- und Baumfrüchten garantiert. In den Tropisch/subtropischen Trockengebieten lassen sich auf diese Weise die höchsten Erträge überhaupt erzielen, da eine ganzjährige Nutzung (ggf. in Form mehrerer Ernten pro Jahr) möglich ist, vielerorts fruchtbare Böden vorhanden sind und die zugeführte Sonnenenergie sonst unerreichte Spitzenwerte aufweist.

Die Bereitstellung des erforderlichen Bewässerungswassers kann über Ableitungen aus Fremdlingsflüssen, Entnahme von Grundwasser, Auffangen von Regenwasser oder Meerwasserentsalzung erfolgen. Hierzu werden mehr oder weniger aufwändige Techniken eingesetzt (Staudämme, Pipelines, Tiefbohrungen, Stollen usw.).

Tropischer Regenwald

Bezeichnung für die Vegetationsform eines immergrünen Laubwaldtyps, der nur in der Klimazone der immerfeuchten Tropen in großen, aber diskontinuierlichen Gebieten anzutreffen ist. Begrifflich sind die tropischen Regenwälder oft zusammengefasst mit der subtropischen Variante, z. B. in dem vom World Wide Fund for Nature definierten Habitattyp Tropical and Subtropical Moist Forests. In dieser Klassifikation sind 14 weltweite terrestrische Habitattypen ausgewiesen.

Verbreitung und Eigenschaften

Die tropischen Regenwälder existieren in Süd- und Mittelamerika, Afrika, Süd- und Südostasien, Australien sowie Ozeanien beiderseits des Äquators großflächig bis ungefähr zum 10. Breitengrad, regional auch deutlich darüber hinaus bis in den Bereich der Wendekreise. Diese Gebiete zeichnen sich durch eine geringe Variabilität der Jahrestemperatur, hohe Niederschlagsmengen (>2000 mm/a) und durch eine ganzjährig ausgeglichene und hohe Sonneneinstrahlung aus. Dies erklärt, weshalb sich trotz der weit verbreiteten Bodenungunst fast überall ein einmalig üppiger Wald mit hoher Produktionskraft entwickeln konnte.

Tropische Regenwälder kommen von Tiefebenen bis in Meereshöhen von fast 2000 Meter in voll humiden Klimaten mit mehr als 1600 mm Jahresniederschlag, weniger als drei trockenen Monaten und einer Jahresmitteltemperatur von mindestens 18 °C vor. Bis ca. 1000/1200 m NN spricht man von tropischem Tieflandregenwald. Darüber schließt sich der tropische Bergregenwald bis auf ca. 1800/2000 m NN an.

Alle tropischen Regenwälder zeichnen sich durch ein extrem hohes Maß an Artenreichtum aus. Etwa 50 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten leben hier – obwohl nur ca. sieben Prozent der Landfläche der Erde mit tropischem Regenwald bedeckt sind. Auf einem Hektar Regenwald stehen bis zu 280 verschiedene Baumarten (in Deutschland gibt es gerade einmal 90 verschiedene Baumarten insgesamt).

Charakteristisch für das äußere Erscheinungsbild des tropischen Regenwalds ist der so genannte Stockwerkbau, der sich beim Tieflandtyp vom Wurzelwerk über die bodennahe Krautschicht und die bis zu fünf Meter hohe Etage des Buschwerks bis hinauf zum dichten Hauptkronendach in 40 Meter Höhe und einzelnen, bis zu 20 m darüber hinausragenden Überhältern erstreckt.

Aufgrund der ganzjährigen Vegetationszeit besitzen tropische Regenwälder Stoffkreisläufe, die von Jahreszeiten unabhängig sind (fehlende oder wenig auffällige Jahresperiodizität). Die meisten Wälder stehen auf alten, stark verwitterten Böden. Die mineralischen Bestandteile dieser Böden, dabei vor allem das zweischichtige Tonmineral Kaolinit, können kaum Nährstoffe oder Wasser speichern. Neben Stickstoff und Phosphor sind daher auch Nährstoffe wie Kalium, Calcium und Magnesium entweder in die lebende Biomasse überführt oder an den Humus gebunden. In denjenigen Böden, in denen die Verwitterung noch nicht in große Tiefe fortgeschritten ist, sind im Unterboden noch Dreischichttonminerale zu finden, die größere Nährstoffmengen speichern können. Meist sind auch bis in größere Tiefen noch gewisse Humusmengen vorhanden. Von dort können tiefwurzelnde Bäume Nährstoffe aufnehmen.

Trotz der beachtlichen Streuanlieferung fehlt i.d.R. eine den Waldboden geschlossen bedeckende Streuschicht. Der Grund liegt darin, dass die Streu von Bodentieren in den Mineralboden eingearbeitet und aufgrund der klimatischen Bedingungen von Bakterien und Pilzen extrem schnell und kontinuierlich zersetzt wird. Nur geringe Mengen werden in stabile Humusverbindungen überführt. Die meisten abgestorbenen organischen Substanzen werden vollständig mineralisiert und die Nährstoffe somit in anorganischer Form den Pflanzen rasch wieder zur Verfügung gestellt. Flach wurzelnde Pflanzen können diese Nährstoffe direkt aufnehmen.

Regenwaldsysteme besitzen die Fähigkeit, Auswaschungsverluste gering zu halten. Dies gründet sich insbesondere auf die außerordentlich dichte Durchwurzelung des Oberbodens (teilweise mit Wurzelmatten an der Bodenoberfläche, also in unmittelbarem Kontakt zur Streu) und deren Verbindung mit einem noch dichteren Mykorrhiza-Mycel. Dabei führen die Mykorrhizapilze die Nährstoffe unmittelbar nach ihrer Freisetzung wieder in die Pflanzen.

Wird dagegen gerodet, führt dies zur Temperaturerhöhung im Oberboden, und die natürliche Mineralisierung des dort vorhandenen Humus wird beschleunigt, was zusätzliche Nährstoffe freisetzt. Bei Brandrodung verbrennen oberirdische Biomasse und Streuauflage. Der Kohlenstoff geht als Kohlendioxid in die Atmosphäre, und es können keine organischen Stoffe als Streu in den Boden gelangen.

Böden

Die für die Immerfeuchten Tropen besonders charakteristischen Bodentypen gehören zu den Ferralsolen (lat. ferrum = Eisen, al von Aluminium). An zweiter Stelle folgen Acrisole, mit Verbreitungsschwerpunkten in Südostasien, Westafrika und einigen Teilräumen des immerfeucht-tropischen Lateinamerikas. Mit deutlich kleineren Flächenanteilen kommen auch Lixisole vor. Weitere kleinräumig vertretene Böden sind u. a. die Plinthosole, Ferralic Cambisole, Ferralic Arenosole und Podzole.

(Kauffman et al. 1998)
Chemische Charakteristika feuchttropischer Böden*
 
Ferralsole
Acrisole
Lixisole
Cambisole
Arenosole
Podzole
pH H20 (1:2,5)
4,8   (5,0)
4,8   (4,8)
6,4   (5,9)
5,3   (5,5)
5,3   (5,8)
4,5   (4,8)
pH KCL (1:2,5)
4,1   (4,5)
4,1   (4,0)
5,5   (4,6)
4,6   (4,5)
4,1   (5,1)
3,7   (4,4)
Org. Kohlenstoff (%)
2,3   (0,4)
2,0   (0,4)
2,2   (0,3)
2,3   (0,4)
0,8   (0,1)
5,0   (0,7)
C/N-Verhältnis
16   (9)
14   (8)
17   (7)
11   (8)
16   (12)
23   (11)
Austauschbare Basen**
(cmol(+) kg-1)
1,8   (0,7)
2,2   (0,6)
21,2   (16,8)
11,5   (9,0)
2,0   (2,0)
1,0   (0,1)
Austauschbares Al
(cmol(+) kg-1)
1,4   (1,1)
1,5   (2,2)
0,0   (0,3)
0,1   (0,0)
0,1   (0,0)
1,0   (0,2)
KAKpot (cmol(+) kg-1)
8,8   (4,0)
9,9   (6,9)
22,7   (25,0)
19,3   (14,9)
6,6   (3,2)
20   (4,7)
Basensättigung (%)
19   (19)
26   (12)
87   (67)
49   (52)
44   (39)
18   (43)
Die erstgenannten Zahlenwerte beziehen sich auf die Oberböden (0-20 cm), die zweitgenannten (eingeklammerten) Werte auf die Unterböden (70-100 cm).
* Jeweils Mittelwerte aus 30 Ferralsolen, 33 Acrisolen, 9 Lixisolen, 30 Cambisolen, 5 Arenosolen und 6 Podzolen
** Austauschbare Basen: Ca++, K+, Mg++ und Na+

Nutzung

Traditionell bieten tropische Regenwälder nicht nur Tieren, sondern auch Menschen eine Heimat. Häufig sind dies indigene Völker, die eine eher isolierte Existenz in den Wäldern führen und weitestgehend eigenständig vom Wald und seinen Produkten leben können. Sie leben in der Regel als Jäger und Sammler, bauen aber auch Obst und Gemüse an, einige in Form des den ökologischen Verhältnissen angepassten Stockwerkanbaus. Manche, wie die Pygmäen-Völker in Zentralafrikas tropischen Regenwäldern, identifizieren sich selbst als „Waldvölker“. Weitere Beispiele für Menschen im Regenwald sind die Palawan, ein indigenes Volk mit etwa 40.000 Angehörigen, das seit Tausenden von Jahren die inzwischen letzten verbliebenen Stücke tropischen Regenwaldes auf der philippinischen Insel Palawan bewohnt. Auch im Amazonas-Regenwald in Brasilien und Peru lebt eine Vielzahl indigener Völker. Dazu zählen große Gruppen wie die Yanomami mit über 30.000 Angehörigen, aber auch viele kleinere, unkontaktiert lebende Gruppen mit nur wenigen hundert Mitgliedern, die meist nomadisch im Regenwald leben.

Lange war der tropische Regenwald nur gering erschlossen und dünn besiedelt. Der Grund hierfür dürfte in den hohen Flächenanteilen von relativ unfruchtbaren Böden liegen. Mit traditionellen Mitteln der Bodennutzung lässt sich deshalb weithin nur (Ausnahme: der südostasiatische Bewässerungsreisbau) ein extrem flächenextensiver Brandrodungs-Wanderfeldbau betreiben. Hierbei wird der Anbau (z. B. von Knollenpflanzen wie Cassava, Taro oder Yams) nach jeweils wenigen Jahren in immer wieder neue Rodungsinseln verlegt, in denen zuvor das Rodungsmaterial (vor allem abgeschlagene Äste mit dem daran befindlichen Laub, seltener ganze Bäume) verbrannt wurde und der Boden somit eine Asche-Düngung erhalten hat. Dadurch erfolgt eine Zufuhr von Pflanzennährstoffen sowie eine vorübergehende Erhöhung des pH-Wertes. Bald nach der Rodung kommt es aber wieder zu einer zunehmenden Phosphatfixierung und Aluminiumtoxizität als fruchtbarkeitsmindernde Vorgänge. Die Verlegung der Felder nach kurzer Nutzungsdauer ist unumgänglich, da die Ertragleistungen rasch nachlassen.

Der mit Brandrodung verbundene Wanderfeldbau mag ein im ökologischen Sinne tragfähiges System (gewesen) sein. Seine Sinnhaftigkeit ist dennoch zweifelhaft, da er den Betreibern bei hohem Arbeitsaufwand nur geringe, höchstens für die Eigenversorgung ausreichende Erträge liefert.

Nach neueren Untersuchungen soll die Beibehaltung der Shifting Cultivation nicht nötig sein. So sei der Versorgungszustand der Böden mit Pflanzennährstoffen vielfach gar nicht so schlecht wie bislang angenommen, und die anfänglichen Rückgänge an Humussubstanzen nach einer Rodung schwächen sich mit der Zeit ab oder können, je nach Nutzungsart oder Stadium der Waldregeneration, sogar von Wiederanstigen abgelöst werden. Durch künstliche Zufuhr von organischer Substanz (z. B. durch Mulchen) und Anhebung des pH-Wertes (durch Kalkung) lässt sich die Kationenaustauschkapazität (KAK) erheblich steigern, toxisches Aluminium beseitigen und die Verfügbarkeit von Phosphor erhöhen.

Gute Chancen bestehen auch für Dauerkulturwirtschaften, deren Anteile bereits heute höher liegen als in jeder anderen Ökozone. Sie befinden sich teils in den Händen von kleinen und mittelgroßen Familienbetrieben, wo sie gewöhnlich einen unter mehreren Betriebszweigen einnehmen. Doch kommen auch großbetriebliche Plantagen in großer Zahl vor.

Zu den Baum-, Strauch- und Lianenarten, die in feuchttropischen Dauerkulturwirtschaften Verwendung finden, gehören Kautschuk, Öl- und Kokospalmen, Kakao, Gewürzpflanzen wie Pfeffer, Zimt, Vanille, Muskat, Nelken und Piment, sowie Kaffee und Tee. Ananas, Bananen, Soja und Zuckerrohr sind Beispiele für dauerhafte Feldkulturen von Plantagen, Cassava, Yams und Taro von bäuerlichen Kleinbetrieben. Reis befindet sich in beiden Betriebsformen.

In den letzten Jahrzehnten ist in vielen ehemaligen Waldgebieten, insbesondere von Südamerika, eine großbetriebliche, extensiv betriebene Weidewirtschaft mit Rindern zu einem flächenmäßig wichtigen Nutzungszweig geworden. (u.a. nach Schultz 2016)

Einige der im Regenwald wachsenden Pflanzen haben medizinische Wirkung. Ein Viertel der heute eingesetzten Medikamente stammt aus diesem Ökosystem. Mit dem Verlust der Pflanzen geht indigenes Wissen verloren und überdies die Möglichkeit, schwere Krankheiten zu heilen.

Ökologische Bedeutung

Regenwälder sind die „Hot Spots“ des Artenreichtums (Biodiversität), man findet dort eine unermessliche Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Der Regenwald ist Lebensgrundlage für 90% aller Primaten, 80% aller Insekten, 40% aller Vögel und 60% aller Pflanzen der Erde. Mindestens die Hälfte aller auf der Welt vorkommenden Tier- und Pflanzenarten befinden sich im Regenwald. Der Regenwald wird in unterschiedlichen Regionen von einem Heer von Insekten und Reptilien sowie von großen Säugetiere wie Waldelefanten aber auch Raubtieren wie Puma und Tiger bewohnt.

Erstaunlicherweise sind ihre Böden oftmals sehr nährstoffarm. Die Nährstoffe sind in der Vegetation gebunden und zirkulieren beständig im System – ein fast geschlossener Nährstoffkreislauf. Um besser an Nährstoffe zu gelangen, gehen viele Pflanzen Mykorrhiza-Gemeinschaften mit Bodenpilzen ein. Viele Stoffkreisläufe und Lebensvorgänge spielen sich in tropischen Regenwäldern im lichtdurchfluteten Kronendach ab.

Tropische Regenwälder tragen eine wichtige Rolle zum Funktionieren des Ökosystems Erde bei. Sie regulieren das lokale und regionale Wetter indem sie Feuchtigkeit aufnehmen, Regen erzeugen und Treibhausgase zur Photosynthese speichern. Der Amazonas-Regenwald erzeugt beispielsweise 50-80% des Regens selbst durch Verdunstung.

Regenwälder gelten als die grüne Lunge der Erde, da die Bäume Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff produzieren. Dadurch tragen sie zur Stabilisierung des weltweiten Klimas bei. Laut FAO haben Wälder das unglaubliche Potenzial bis zu einem Zehntel der weltweit bis 2050 prognostizierten CO2-Emissionen in ihrer Biomasse und den Böden zu speichern.

Verlust von Regenwaldflächen

Satellitendaten aus dem Zeitraum von 2004 bis 2017 belegen die Zerstörung von 43 Mio. ha tropischen Regenwalds allein in 24 von Entwaldung besonders stark betroffenen Gebieten. Eine Studie des WWF (Deforestation Fronts) identifizierte 24 Hotspots, an denen die Entwaldung extrem voranschreitet. Den größten Verlust verzeichnet der Report im Amazonas (Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Venezuela und Guyana) mit 18,3 Mio. ha zerstörtem Wald. Dahinter liegen die Wälder auf Borneo (Indonesien, Malaysia; 5,8 Mio. ha zerstörter Regenwald) und der Gran Chaco (Paraguay und Argentinien; 5,2 Mio. ha zerstörter Regenwald). Ein Großteil der Tropenwaldzerstörung soll auf das Konto der kommerziellen Landwirtschaft gehen, die weitere Weide- und Ackerflächen für die Nahrungsmittelproduktion geschaffen hat.

Zur Entwaldung, also der kompletten Entfernung des Waldes, tragen viele Faktoren bei. Der wichtigste Faktor ist die Rodung durch arme Kleinbauern, typischerweise Migranten aus anderen Landesteilen. Große landwirtschaftliche Betriebe sowie Ranches entstehen meist durch die Konsolidierung bereits gerodeter Flächen, wenngleich die Rodung durch Großbetriebe in einigen Regionen ein Hauptfaktor ist. Wanderfeldbau ist die gravierendste Ursache in Afrika, Ranching im tropischen Amerika, Plantagen in Südostasien und der mechanisierte Anbau von Sojabohnen in Brasilien. Die Entwaldungsraten unterscheiden sich von Region zu Region deutlich. In Asien ist die Rate etwa zweimal so groß wie in Afrika, während sie in Amerika am geringsten ist. Auch innerhalb der Regionen besteht eine Variabilität, etwa ist die Entwaldungsrate im Amazonasgebiet Brasiliens, in Teilen Madagaskars und in Zentralsumatra mit mehr als 4 % pro Jahr sehr hoch.

Weitere Entwaldungsfronten liegen auf Madagaskar sowie Sumatra. Fast die Hälfte (46 %) der noch bestehenden Wälder in den Entwaldungshotspots ist zudem stark fragmentiert, also zum Beispiel durch Straßen oder Ackerflächen zerstückelt.

Allein neun der 24 identifizierten Entwaldungshotspots befinden sich in Lateinamerika. Dort verzeichnete der WWF Living Planet Report einen dramatischen Rückgang der überwachten Wildtierbestände um 94 %.

Auch wenn Wälder vor allem außerhalb Deutschlands verschwinden, geht die Waldzerstörung laut WWF auch auf das Konto von Unternehmen und Konsumenten in Deutschland. Für den Anbau von Futtermittelsoja, Kakao und Rindfleisch, das in die EU importiert wird, werde oft Wald vernichtet. Rund ein Sechstel aller in der EU gehandelten Lebensmittel tragen zur Entwaldung in den Tropen bei.

Durch die Gefährdung des tropischen Regenwaldes geraten auch indigene Völker und ihre Lebensweise unter Druck. Häufige Probleme sind Rodung des Regenwaldes und Erschließung zur Rohstoffausbeutung. Die Durchsetzung der international anerkannten Rechte indigener Völker (z. B. das Übereinkommen über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern) kann auch zum Schutz des Regenwaldes beitragen. Der Yanomami-Park in Brasilien beispielsweise, das größte anerkannte indigene Gebiet im tropischen Regenwald weltweit, stellt eine Fläche von 9,6 Millionen Hektar Regenwald für die Yanomami zur Verfügung und hat das Eindringen von Holzfällern und Goldgräbern minimiert.

Corona und Regenwald: Waldverlust in Zeiten der Pandemie

Forscher befürchten schon eine Weile, dass sich die Corona-Pandemie negativ auf den Naturschutz auswirken wird. Satellitenbilder von 18 Ländern mit tropischem Regenwald bestätigten diese Sorge. In den analysierten Ländern lagen die Waldverluste im März 2020 deutlich über dem März-Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. Die meiste Waldfläche wurde mit mehr als 300.000 Hektar in Asien vernichtet. Aber auch in den untersuchten afrikanischen und südamerikanischen Ländern lag die Entwaldung über den Werten der Vergleichsmonate. Die Ursachen für den Anstieg liegen auf der einen Seite in einem Verlust staatlicher Kontrolle, auf der anderen Seite aber auch in den wirtschaftlichen Problemen, die etwa der Rückgang von Tourismus in Südostasien auslöst: Menschen, denen hier aufgrund der Pandemie die Einnahmen wegbrechen, roden zum Beispiel tropische Wälder, um mit Brennholz Geld zu verdienen.

Regenwald und Klimawandel

Wenn Pflanzen wachsen, speichern sie Kohlenstoff. Weil Regenwälder eine sehr hohe Dichte an großen Bäumen und anderen Pflanzen aufweisen, liegen hier besonders große Mengen an Kohlenstoff. Zum Beispiel bedecken afrikanische Regenwälder etwa 13 Prozent der afrikanischen Landmasse, stehen aber für rund 90 Prozent des Kohlenstoffs, der in den Ökosystemen des Kontinents gespeichert ist. Wenn Regenwald niedergebrannt oder abgeholzt wird, wird der Kohlenstoff freigesetzt und als Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre entlassen. Auf diese Weise trägt der Verlust von Regenwald zu einer Verstärkung des Treibhauseffektes und des Klimawandels bei.

Eine aktuelle Studie (Nature Climate Change 2021) belegt für den tropischen Regenwald im Amazonasgebiet, dass er über den Zeitraum von 2010 bis 2019 zu einem Netto-Emittenten von CO2 geworden ist. Ursachen seien anthropogene Waldvernichtung und verschiedene Formen der Walddegradation. Es ist nicht geklärt, ab welchem Punkt diese Veränderung irreversibel sein wird.

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Tropischer Trockenwald

Bezeichnung für tropische Wälder auf trockenen Standorten, begrifflich meist zusammengefasst mit der subtropischen Variante, z.B. in dem vom World Wide Fund for Nature definierten Habitattyp (auch 'Ökoregion' oder engl. 'ecoregion') Tropical and Subtropical Dry Forests. In dieser Klassifikation sind 14 weltweite terrestrische Habitattypen ausgewiesen.

Obwohl diese Wälder in Klimazonen vorkommen, die das ganze Jahr über warm sind und mehrere hundert Zentimeter Regen pro Jahr erhalten können, haben sie lange Trockenzeiten, die mehrere Monate dauern und je nach geographischer Lage variieren. Diese saisonalen Dürreperioden haben große Auswirkungen auf alle Lebewesen im Wald.

In den meisten dieser Wälder überwiegen Laubbäume, und während der Trockenzeit kommt es zu einer blattlosen Periode, die je nach Art variiert. Da Bäume durch ihre Blätter Feuchtigkeit verlieren, ermöglicht das Abwerfen der Blätter Bäumen wie Teak und Bergebenholz, während Trockenperioden Wasser zu sparen. Die nun kahlen Bäume öffnen das Kronendach, so dass Sonnenlicht den Boden erreicht und das Wachstum von dichtem Unterholz begünstigt. Bäume an feuchteren Standorten und solchen mit Zugang zu Grundwasser neigen dazu, immergrün zu sein. Unfruchtbare Standorte neigen ebenfalls dazu, immergrüne Bäume zu tragen.

Obwohl sie biologisch weniger vielfältig sind als Regenwälder, beherbergen tropische Trockenwälder eine große Vielfalt an Wildtieren wie Affen, Hirsche, Großkatzen, Papageien, verschiedene Nagetiere und bodenbewohnende Vögel. Die Biomasse an Säugetieren ist in Trockenwäldern tendenziell höher als in Regenwäldern, insbesondere in asiatischen und afrikanischen Trockenwäldern. Viele dieser Arten zeigen außergewöhnliche Anpassungen an das schwierige Klima.

Verbreitung

Trockenwälder kommen in der Regel in den trockeneren Gebieten nördlich und südlich des tropischen Regenwaldgürtels sowie südlich oder nördlich der subtropischen Wüsten vor, im Allgemeinen in zwei Bändern: eines zwischen 10° und 20° nördlicher Breite und das andere zwischen 10° und 20° südlicher Breite. Die artenreichsten Trockenwälder der Welt kommen im westlichen und südlichen Mexiko und im bolivianischen Tiefland vor. Die Trockenwälder der Pazifikküste im Nordwesten Südamerikas beherbergen aufgrund ihres trockenen Klimas eine Fülle einzigartiger Arten. Das Maputaland-Pondoland-Buschland und die Dickichte entlang der Ostküste Südafrikas sind vielfältig und beherbergen viele endemische Arten. Die Trockenwälder Zentralindiens und Indochinas sind bemerkenswert für ihre vielfältigen großen Wirbeltierfaunen. Madagaskars trockene Laubwälder und Neukaledoniens Trockenwälder sind ebenfalls sehr ausgeprägt für eine Vielzahl von Taxa und auf höheren taxonomischen Ebenen. Bäume nutzen während der Trockenzeiten unterirdisches Wasser.

Die weltweit größten Vorkommen liegen im Sertão Nordost-Brasiliens und im Gran Chaco in Südost-Bolivien, Paraguay und Nordost-Argentinien. Weitere geschlossene Vorkommen existieren auf der Halbinsel Yucatán, im Norden von Venezuela und Kolumbien sowie in einer Region im zentralen Indochina. In den übrigen Regionen bilden sie meist verstreute und fragmentierte Vorkommen, die in weiten Regionen eingestreut sind, aus. Mehr als die Hälfte des weltweiten Bestands liegt in Südamerika.

Gefährdung der Trockenwälder

Tropische Trockenwälder gehören zu den vom Menschen am stärksten bedrohten Vegetationsformationen weltweit. Die Rückgangsrate zwischen 1980 und 2000 lag am höchsten in Südamerika, während die Bestände in Afrika und Asien relativ stabil blieben. Eine Ausnahme bildete aber die Insel Madagaskar mit fast 18 Prozent Verlust. Die verbliebenen Bestände sind überwiegend stark fragmentiert. Bedrohungsfaktoren sind die Umwandlung in Acker- und Weideland, Feuer (bei den Waldbränden in den Tiefland-Tropenwäldern Südamerikas 2019 sind allein im Departamento Santa Cruz 1,4 Millionen Hektar Trockenwald verbrannt), aber zunehmend auch Verschiebungen der Niederschlagszonen durch den menschengemachten Klimawandel. Lediglich weniger als fünf Prozent der weltweiten Bestände gelten als dauerhaft gesichert. Eine Wiederherstellung ist möglich, aber schwierig, besonders wenn die Degradierung intensiv und anhaltend war.

Der Nutzen der Tropischen Trockenwälder

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Truthühner (Puten)

Größte Geflügelart, aus Amerika stammend. Das Fleisch von Truthühnern ist eiweißreich und kalorienarm. Die Verbraucher in Deutschland haben sich nach dem Auftreten von BSE vermehrt auch dem Geflügelfleisch zugewandt, davon hat der Putenfleischabsatz profitiert. Der Verbrauch lag 2004 bei 6,5 kg pro Person.

Tundra

Von finnisch tunturi=baumlose Hochfläche; offene, baumfreie Landschaft (zumeist) über Permafrostböden, die je nach Untertyp von Flechten, Moosen, Gräsern und sommergrünen Zwergsträuchern dominiert wird.

Die Tundra nimmt etwa 3-4 % der Erdoberfläche ein und ist besonders auf der Nordhalbkugel vertreten, wo sie den größten Teil der arktischen Festlandsmassen umfasst. Es ist die Region, die sich nördlich der polaren Waldgrenze erstreckt und eine große Fülle von Flechten, Moosen und Gefäßpflanzen beherbergt. Die Tundra grenzt im äußersten Norden an Polarwüsten, den sog. Kältewüsten an, die durch extreme Niederschlagsarmut (unter 100 mm/Jahr) gekennzeichnet sind. Die Südgrenze der Tundra entspricht der Abgrenzung der Arktis zum borealen Nadelwald. Seit vielen Jahrzehnten gilt der Verlauf der 10 °C-Juli-Isotherme, die etwa der polaren Baum- und Waldgrenze entspricht, als weitgehend anerkannte Südgrenze auf den Festländern. Die Grenze zwischen Tundra und borealem Nadelwald ist eher ein Grenzbereich mit einer Breite von 10 bis 50 km, maximal 300 km, der von der Waldtundra eingenommen wird.

Die Bodenverhältnisse sind durch den darunter liegenden Dauerfrostboden (Permafrost) bestimmt, welcher eine Infiltration verhindert und zur großflächigen Vernässung tiefer liegender Bereiche führt. Die verbreiteten Bodentypen sind Podsole, Gleye und arktische Braunböden. Es kommt zur Akkumulierung von organischem Material an der Bodenoberfläche in Form von Torfmooren, da Sauerstoffmangel in den vernässten Lagen den Abbau des jährlich von der Vegetation produzierten organischen Materials verhindert. Diese Gebiete gehören zu den großen terrestrischen Kohlenstoffspeichern der Erde. Die Tierwelt wird saisonal von Rentieren, Wölfen und vielen Brutvogelarten bevölkert, aber auch ortsfeste Arten wie Moschusochsen, Polarfüchse, Schneehasen und Lemminge sind für die Tundra typisch. Die wechselwarmen Landwirbeltiere (Reptilien und Amphibien) sind in der Tundra nicht vertreten.

Mit der Klimaerwärmung sinken die Selektionsvorteile der bisherigen Strategie der Tundrapflanzen, sich an den Boden zu pressen um die wärmere bodennahe Luftschicht zu nutzen und sich vor kalten Winden zu schützen.

Landnutzung

Die subarktischen Tundren weißen eine nur spärliche Besiedlung auf.

Landwirtschaftlicher Anbau ist in der Tundra aufgrund des Klimas nicht möglich. Seit jeher ist die großflächige Nutzung daher auf die mobile Rentier-Weidewirtschaft beschränkt: Früher ausschließlich nomadisch, heute häufig halbnomadisch und unter Einsatz moderner Methoden. Insbesondere in Nordeuropa, aber auch in Teilen Nordrusslands, geht der Anteil der Rentierhaltung in Subsistenzwirtschaft zugunsten der marktorientierten Tierproduktion stetig zurück. Der entstehende wirtschaftliche Wettbewerb führt vielfach zu einer Vergrößerung der Herden mit der Gefahr der Überweidung. Normalerweise sind ein bis sieben Rentiere auf einen Quadratkilometer die Grenze, die jedoch heute oft überschritten wird.

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Turbation

Bezeichnung für alle den Aufbau von Bodenprofilen bzw. eine Differenzierung in Bodenhorizonte störenden physikalischen, biologischen und anthropogenen, periodisch oder episodisch wiederkehrenden Vorgänge.

Man unterscheidet: