Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

M

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Macchie

Macchie (von ital. macchia = Buschwald) ist eine vegetationsgeographische Sammelbezeichnung für die zu den Felsenheiden gehörende, dicht wachsende, immergrüne Hartlaubgebüschform des Mittelmeerraumes. Sie besteht aus 1-3 m hohen Sträuchern und Baumsträuchern (Hartlaubwald), eine Bodenflora fehlt meist. Trotz des xeromorphen Aussehens (Xerophyten) stellt die Macchie relativ hohe Ansprüche an Wasser und Boden, weshalb sie v.a. im feuchteren Mediterranbereich (westliche Mittelmeer- und Atlantikküste) auftritt.

Ursprünglich nur auf wenigen, besonders flachgründigen Hängen angesiedelt, heute infolge jahrhundertelanger Holznutzung, Beweidung, regelmäßiger Brände und Bodenerosion großflächige Ersatzvegetation der ursprünglichen Stein-Eichenwälder.

Vergleichbare Strauchformationen finden sich auch in Australien und Nordamerika: im kalifornischen Winterregengebiet werden sie als Chaparral bezeichnet.

Zu den verbliebenen „Reliktarten“ der Stein-Eichenwälder treten vermehrt lichtbedürftige Arten: bestandsbildend können je nach Region z.B. Baum-Heide (Glockenheide), Erdbeerbaum, Mastixstrauch, Steinlinde oder Binsenginster sein; charakteristisch sind auch Myrte, Cistrosen und Wacholder.

Nutzung

Das Hauptnutzungstier der Macchie ist die Hausziege, deren Futteranteil zu 60 Prozent oder mehr aus Laub und Astwerk bestehen kann. Weit weniger sind Schafe und Schweine in der Macchie zu Hause. Bei der Weidenutzung wurde und wird die Macchie periodisch abgebrannt, um den Weidetieren den Zugang zu den Weideflächen zu ermöglichen und ihr Futter zu verbessern. Zusätzlich gehen einige der Pflanzennährstoffe, welche in der Vegetation gebunden sind, mit der Brandrodung wieder in den Boden über. Die Brandrodung ist heute in allen Mittelmeerstaaten verboten, wird aber vielfach weiter praktiziert. Die Macchie kann sich nach Brand in wenigen Jahren regenerieren, wenn weitere degradierende Einflüsse ausbleiben.

Bei häufigen Bränden und intensiver Beweidung verschwinden die wenigen Baumarten, und aus der ca. 2–5 m hohen Macchie entsteht die niedrigere, noch stärker degradierte und weithin offene Garrigue und die Tomillares (zentrale iberische Halbinsel).

Magerrasen

Zusammenfassende Bezeichnung für unterschiedliche Typen von extensiv genutztem Grünland an besonders nährstoffarmen, „mageren“ Standorten. Die Artenzusammensetzung ist bei diesem Biotoptyp geprägt von Kraut- und Halbstrauchpflanzen. Als Trockenrasen bezeichnet man einen Typ von Magerrasen, bei dem die Trockenheit als Verursacher der Ertragsarmut besonders im Vordergrund steht. Heute sind die meisten Magerrasen in ihrem Bestand bedroht. Als Rückzugsgebiete sehr vieler gefährdeter Arten werden die verbleibenden Gebiete oft besonders geschützt.

Der Begriff Magergrünland bezeichnet Übergangsbestände zwischen „echten“ Magerrasen und Intensivgrünland. Dabei unterscheidet man bei Mahd die Magerwiesen und bei Beweidung die Magerweiden.Sie können genauso arten- und blütenreich sein wie die eigentlichen Magerrasen, wobei sich deren Artenbestand mischt. Sie sind oft durch schwache Düngung aus Magerrasen hervorgegangen.

Wortbedeutung

Der Begriff mager bezieht sich zur Unterscheidung von fettem Grünland zunächst einmal auf den geringeren Ertrag. Sekundär denkt man aufgrund des wichtigen Zusammenhanges auch an den Nährstoffgehalt, doch der ist nicht der einzige Faktor, welcher den Ertrag bestimmt. Nicht zu verwechseln ist diese Bedeutung mit dem Gebrauch in der Bodenkunde, wo ein tonreicher Lehm als fett bezeichnet wird, ein tonarmer als mager.

Nutzung

Landwirtschaftlich wurden die Magerrasen im Unterschied zu den mageren und fetten Weiden nur extensiv mit Schafen und Ziegen beweidet. In der potenziellen Waldvegetation Mitteleuropas führt erst eine dauerhafte Beweidung durch mindestens 30 bis 50 Großvieheinheiten auf 100 ha Fläche zur nachhaltigen Entstehung einer waldfreien Weide: das entspricht 30 bis 50 ausgewachsenen Rindern oder rund 300 bis 500 Schafen. Seit der Aufgabe der meisten Wanderschäfereien seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind die Magerrasen starken Veränderungen unterworfen. Entweder wurde die Weidewirtschaft durch künstliche Düngung intensiviert oder die Weiden wurden aufgeforstet oder einfach der Verbuschung überlassen.

Magerwiese

Wiese, die nur einmal im Jahr gemäht und kaum gedüngt wird. Leitart auf kalkreichem Boden in Mitteleuropa ist die Aufrechte Trespe und auf kalkarmem Boden das Rote Straußgras.

(s. a. Fettwiese)

Mahd

Schnitt der Wiesenvegetation mit dem Ziel, während des Winters Futter oder Einstreu für das Stallvieh zu haben. Es lassen sich Magerwiesen mit einmaliger und Fettwiesen mit zwei- bis dreimaliger Mahd pro Jahr unterscheiden. Die Mahd beeinflusst die Zusammensetzung der Vegetation derart, daß Holzpflanzen zurückgedrängt, Gräser aber begünstigt werden.

Weitere Informationen:

Mahdalm

Irreführender Ausdruck für Flächen in der alpinen Höhenstufe, die trotz der Verwendung des Begriffes Alm nicht beweidet, sondern gemäht (Bergmähder) werden.

Mähdrescher

Als eine der revolutionärsten Erfindungen in der Landwirtschaft der Neuzeit gilt der Mähdrescher, eine Maschine zum Ernten und Dreschen von Getreide und anderen Körnerfrüchten. Bis Anfang des 20. Jh. wurde das Getreide mit der Sense gemäht, zu Garben gebunden, auf dem Feld aufgestellt und getrocknet. Nach dem Abtransport wurden die Getreidekörner mit Dreschflegeln auf der Tenne ausgedroschen. Die Drescharbeit wurde mit Einführung der Dreschmaschinen zuerst mechanisiert. Danach kam es zur Entwicklung von Mähmaschinen bzw. Mähbindern, die das Mähen und das Binden von Garben bereits in einem Arbeitsgang erledigten. Die Ernte eines Hektars Getreide erforderte früher 360 Arbeitsstunden, heute kann ein moderner selbstfahrender Mähdrescher mit einer Schnittbreite von sechs Metern die Arbeit in einer Stunde bewältigen. Diese leistungsstarken Mähdrescher, die über 180.000 € kosten können, lassen sich auch zur Ernte von z.B. Körnermais, Raps und Sonnenblumen umrüsten.

Mähstandweide

Abgewandeltes Standweideverfahren, bei der die Tiere von Frühjahr bis Herbst auf der nicht in Koppeln unterteilten Fläche verbleiben. Der Futterüberschuss im Frühjahr wird durch Schnittnutzung geerntet. Dazu wird ein Teilbereich im Frühjahr ausgezäunt und nach der Mahd wieder in die Weidefläche einbezogen. Die Kurzrasenweide ist hier ebenfalls einzuordnen.

Mähweide

Intensiv genutztes und gedüngtes Dauergrünland. Es besteht ein geregelter Wechsel zwischen Winterfuttergewinnung und Weidegang innerhalb einer Vegetationsperiode. Eine Mähweidewirtschaft hat sich im 20. Jh. vor allem im Alpenraum und im deutschen Alpenvorland ausgebreitet. Die hohen Flächenerträge ermöglichen eine leistungsfähige Milch- und Fleischproduktion. Gewöhnlich werden Mähweiden erst nach dem ersten Grasschnitt beweidet.

Maiensäss

Auch Maiensäß, Aste, Vorsäß/Voralpe; bei der Almwirtschaft eine Zwischenweide zwischen Talweide und Hochalm. Die Maiensäß wird im Frühjahr für wenige Wochen während des Almauftriebs, gelegentlich auch im Herbst beim Almabtrieb benutzt. Im Sommer werden die Maiensäße zur Heugewinnung gemäht. Dieses Heu kann im Spätherbst an Ort und Stelle verfüttert oder zum Heimgut geliefert werden. Bei den nach der Höhe gestaffelten Almen ist dies die unterste, meist gut erschlossene und ertragreichste Höhenstufe (Staffel). Ihre Nutzung verlängert die Alpzeit, und das Heu kann bis Weihnachten z.T. bis Ende Januar an die Tiere verfüttert werden.

Die gerodeten Flächen der Maiensäße besitzen Hütten und Ställe. Als Ensemble weist ein Maiensäß zuweilen einen dörflichen Charakter auf (Almdorf), insbesondere mit eigener Kirche. Ein Maiensäss liegt noch unter der Baumgrenze auf ca. 1200 bis 1600 Meter Höhe (Niederalpe/-alm). Die Mittel- und Hochalpen mit den Bergmähdern schließen darüber an.

Bis zur verkehrstechnischen Erschließung der Maiensäßgebiete wurde die Milch an Ort und Stelle zu Butter und Käse verarbeitet, was sich vielerorts noch durch Inventar nachweisen lässt und gelegentlich noch heute praktiziert wird. Daher sind auf vielen Maiensässen gute Keller angelegt, da man die Milchprodukte meist erst mit dem Almabtrieb zu Tal brachte: Auf dieser Lagerwirtschaftsform der Sennerei beruht der Ruf des Schweizer, Vorarlberger und Tiroler Bergkäses, eines extrem haltbaren Hartkäses.

Heute werden viele Maiensässe nicht mehr bewirtschaftet, sondern als Urlaubsort genutzt oder vermietet, was zur Zersiedelung der Landschaft führen kann.

Maiensässe sind besonders in den schweizerischen Kantonen Graubünden und Wallis, im westlichen Tirol und in Vorarlberg verbreitet.

Das Wort ‚Maiensäss‘ leitet sich vom Monat Mai ab, in dem man das Vieh zum ersten Mal auftrieb; es bedeutet damit ‚Maiensitz‘.

Mais

Getreideart, die auch als „Kukuruz“ (türkischer Weizen), „Welschkorn“ und in den USA einfach als „corn“ bezeichnet wird. Kulturmais ist eine einjährige, sommergrüne, kräftig gebaute Pflanze. Sie erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 3 m. Mais ist einhäusig: jede Pflanze trägt also sowohl männliche und als auch weibliche Blüten. Pro Pflanze bilden sich maximal nur 2 Kolben voll aus, obwohl sie mehrere weibliche Blütenansätze besitzt. Die Körner haben für gewöhnlich eine goldgelbe Farbe. In Mitteleuropa reicht die Blütezeit von Juli bis September.  

Es gibt 50.000 verschiedene Maissorten, die sich in Farbe, Gestalt und Größe der Körper sowie der Beschaffenheit des Endosperms (das Nährgewebe der Samen, das den Keimling umgibt) unterscheiden. Zu diesen Sorten gehören Zahn-, Spitz-, Wachs- und Zuckermais. Zudem gibt es so genannte Hybridformen, also Maissorten, die aus einer Kreuzung zwischen verschiedenen Gattungen, Arten, Unterarten, Rassen oder Zuchtlinien hervorgegangen sind. Dieser Hybridmais zeichnet sich durch einen erhöhten Lysin- und Tryptophangehalt aus.

Es wird zwischen gelbkörnigen und weißkörnigen Sorte unterschieden. In Landsorten trifft man häufig auch auf Farbmischungen. In Europa, wo der Körnermais überwiegend verfüttert oder industriell genutzt wird, findet man fast ausschließlich gelbkörnige Sorten im Anbau und dementsprechend auch keine speziellen Zuchtprogramme für weißkörnigen Mais. Im Gegensatz dazu kommt den weißkörnigen Sorten in Regionen, in denen Mais in starkem Maße in der menschlichen Ernährung Verwendung findet, eine große Bedeutung zu (südl. Afrika, Westafrika, Mexiko, südl. USA, Lateinamerika). Die Akzeptanz vieler traditioneller Gerichte (Porridges, Tortillas, etc.) ist geringer, wenn sie mit Maismehl aus gelbkörnigem Mais hergestellt werden, da sie für die Verbraucher aufgrund der gräulichen Farbe weniger appetitlich aussehen.“

Ursprung und Verbreitung

Der Ursprung des Mais liegt in Mittel- und Südamerika zwischen Peru und Mexiko. Als Urform des heutigen Mais gilt das unscheinbare Wildgras Teosinte. Bereits 3.000 v. Chr. wurde Zea mays in Mexiko angebaut. Aufgrund archäologischer Funde aus den Höhlen bei Puebla in Mexiko werden Urformen des Mais sogar auf 5.000 v. Chr. zurückdatiert.

Die Entwicklung des heutigen Kulturmaises, der sich ohne menschliche Hilfe nicht fortpflanzen kann, gilt als eine der größten Domestizierungsleistungen des Menschen: Im Laufe der letzten 4.000-5.000 Jahre wurde durch Auslese gewünschter Eigenschaften ein unscheinbares Wildgras zu einer Vielzahl der unterschiedlichsten Formen weiterentwickelt. Heute gibt es etwa 5.000 verschiedene Maissorten. 

Da Mais ausgesprochen anpassungsfähig ist, ist er das nach Breitengraden, Höhenlagen, Temperaturbedingungen und Bodentypen am weitesten verbreitete Nahrungsmittel der Welt.

Im 15. Jh. kam der Mais zunächst als Zierpflanze nach Europa, ehe er in der Landwirtschaft ab dem 17. Jh. angebaut wurde.

Der Maisanbau erstreckte sich aufgrund der klimatischen Bedingungen zunächst über den Mittelmeerraum. Mais wurde in Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert nur in Gärten klimatisch begünstigter Regionen, wie der Rheingegend oder Baden, gepflegt. Ursprünglich diente Mais als Futterpflanze und erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts existiert der Zuckermais. Dieser entstand vermutlich durch eine Mutation. Nach einer Pflanzenseuche zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Maissorten gezüchtet, die auch bei strengerem norddeutschem Klima problemlos gedeihen können. Die Anbauflächen blieben jedoch im 19. Jahrhundert gering und betrugen in Deutschland weniger als 1 %. Erst in den 1970er Jahren wurden an die mitteleuropäischen Standortverhältnisse angepasste Sorten entwickelt, so dass sich der Maisanbau deutschlandweit stark ausweitete.

In Deutschland wurde 2022 auf etwa 2,5 Millionen Hektar Mais angebaut.

Die Maisfelder präsentieren sich bis in den August hinein üblicherweise in sattem Grün. Dann wird der Silomais geerntet, der auf rund 80 Prozent der Anbaufläche wächst. Zum Teil sieht man aber auch Monate später noch graubraune, vertrocknete Maisbestände, die scheinbar ungenutzt verrotten. Das tun sich jedoch keineswegs, es handelt sich vielmehr um Körnermais, der je nach Region noch bis Ende November geerntet wird.

Es gibt jedoch auch Sorten, die eine flexible Nutzung ermöglichen. Das heißt, diese Sorten können als Silo- oder als Körnermais genutzt werden. Betriebe können sich dann bis in den August mit der Entscheidung Zeit lassen, ob ein Bestand als Silomais genutzt werden soll. Abhängig ist diese Entscheidung unter anderem vom Witterungsverlauf und dem zu erwartenden Ertrag, dem Futterbedarf des Betriebs und dem jeweils aktuell erzielbaren Marktpreis für Körnermais. 

Verwendung

Mais ist zwar das mengenmäßig am meisten produzierte Getreide der Welt, ist aber global gesehen für die direkte menschliche Ernährung weniger wichtig als Reis und Weizen. Bereits Mitte der 2000er Jahre wurden nur noch 15 % der weltweiten Maisproduktion für die unmittelbare menschliche Ernährung verwendet. Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Fleisch in Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika wird Mais zunehmend als Futtermittel (63 %) verwendet. Darüber hinaus steigt auch die Nachfrage aus der Industrie (11 %).

In der Nutzung des Mais existieren sehr große Unterschiede zwischen den Entwicklungsländern und den Industrienationen. In den Entwicklungsländern wird der Mais überwiegend als Grundnahrungsmittel für die menschliche Ernährung eingesetzt. Er wird in sehr vielen Formen konsumiert, z.B. als Grütze, Polenta oder Maisbrot, Popcorn oder Maisflocken. Manchmal wird er fermentiert, zu Fladenbroten verarbeitet oder zum Brauen von Bier oder anderen Getränken verwendet.

In den Industrieländern wird Mais dagegen vor allem als Nutztierfutter und in jüngerer Zeit als Energierohstoff verwendet, insbesondere zur Herstellung von Biokraftstoffen (Bioethanol) und Maissilage als Substrat für Biogasanlagen. Maisstärke spielt in der stofflichen Nutzung als Ausgangsprodukt für Biokunststoffe, als Fermentationsrohstoff und für sonstige Stärkenutzungen eine Rolle.

Die steigende Nachfrage nach Mais wird durch Intensivierung aufgrund von neuen klassischen Züchtungen in Kombination mit erhöhtem Düngemitteleinsatz, aber vor allem durch transgenen Mais (Bt-Mais) befriedigt.

Es gibt unterschiedliche Maissorten – je nach Verwendungszweck. In der europäischen Landwirtschaft wird Mais als Silomais für die Rinderhaltung und zur Verwendung als nachwachsender Rohstoff oder als Körnermais bzw. Corn-Cob-Mix für die Schweine- und Geflügelhaltung angebaut. Dabei wird die ganze Maispflanze gehäckselt und eingelagert.

In Deutschland wurde 2022 auf etwa 2,5 Millionen Hektar Mais angebaut. Die Maisfelder präsentieren sich bis in den August hinein üblicherweise in sattem Grün. Dann wird der Silomais geerntet, der auf rund 80 Prozent der Anbaufläche wächst. Zum Teil sieht man aber auch Monate später noch graubraune, vertrocknete Maisbestände, die scheinbar ungenutzt verrotten. Das tun sich jedoch keineswegs, es handelt sich vielmehr um Körnermais, der je nach Region noch bis Ende November geerntet wird.

Im Anbaujahr 2018 stehen Silo- und Körnermais deutschlandweit auf insgesamt 2,6 Mio. Hektar Ackerfläche. Der mit 1,7 Mio. Hektar größte Teil der Fläche dient der Futtermittelgewinnung. Energiemais für die Biogasproduktion wächst 2018 auf 0,9 Mio. Hektar oder 35 % der gesamten Maisfläche.

Silomais nimmt im Anbaujahr 2019 eine Fläche von 2,2 Millionen Hektar ein, davon entfallen etwa 0,9 Millionen Hektar auf Energiemais. Der deutlich überwiegende Teil dient der Fütterung des Viehs. Mais zählt zu den ertragsstärksten Energiepflanzen für die Biogasproduktion.

Entwicklung der Maisanbaufläche in Deutschland

Entwicklung der Maisanbaufläche in Deutschland

Das Diagramm zeigt die Entwicklung der Maisanbaufläche von 2009 bis 2018 in Deutschland. Unterschieden wird dabei nach Körnermais, Silomais als Futtermittel und Silomais zur Erzeugung von Biogas. 2018 entfielen auf die Erzeugung von Biogas 35 % der Maisanbaufläche.

Quelle: FNR

In Deutschland ist jetzt ein Praxis- und Erprobungsanbau mit genverändertem Mais erlaubt. 2005 wurden etwa 1000 Hektar zur Aussaat angemeldet. Eine besondere Form ist der Zuckermais, der als Gemüse für die menschliche Ernährung hauptsächlich in südlichen Regionen angebaut wird.

Mais – Wie eine Energiepflanze die Landwirtschaft dominiert

Vor 70 Jahren war so gut wie kein Mais auf deutschen Feldern zu finden. Ab den 1960er Jahren gewann der Mais dann allerdings als Futterpflanze an Bedeutung, sodass sich die Anbaufläche zwischen 1965 und 1990 von 100.000 ha auf über 1,5 Millionen Hektar ausdehnte. Infolge der Einführung des EEG im Jahr 2000 und der damit beginnenden Förderung von Biogasanlagen wurde die Maisanbaufläche dann in kürzester Zeit noch einmal rapide ausgeweitet: Allein zwischen 2004 und 2007 kamen mehr als eine Million Hektar Mais dazu.

Dieser Boom ist jedoch längst abgeebbt und die Bundesregierung hat 2012 eine Höchstgrenze, den sogenannten Maisdeckel eingeführt, um den Einsatz von Mais in Biogasanlagen zu begrenzen. Der Einsatz bestimmter Mais- und Getreidesubstrate in neuen Biogasanlagen wird damit bis 2021 in mehreren Schritten auf maximal 44 Prozent gedeckelt.

Heute wachsen auf rund 2,6 Millionen Hektar Mais (Stand 2018). Das ist mehr als ein Fünftel der gesamten Ackerfläche Deutschlands. Mehr als ein Drittel davon (> 900.000 Hektar) ist Biogasmais, der Rest wird als Futter oder anderweitig genutzt.

Quelle: BMEL

Weitere Informationen:

Maislabyrinth

Als Sommervergnügen angelegte, meist von Juli bis Erntedank genutzte Irrgärten in Maiskulturen im Rahmen von agritouristischem Zusatzeinkommen. Auf Flächen von 10.000 bis 45.000 m² ist ein Wegenetz mit bis zu drei Kilometern Länge möglich, für das die Besucher bis zu 1,5 Stunden benötigen. Um einen dichteren Bewuchs (Blickdichte) zu erzielen, wird der Mais meist doppelt (kreuz und quer) ausgesät. Das Labyrinth wird als maßstabsgerechte Skizze von Wegen, Kreuzungen und Sackgassen geplant und durch Ausfräsen bzw. Schneiden, teils auch mit Herbizideinsatz nach dem ersten Wachstum der Maispflanzen (etwa 10 bis 20 cm) angelegt. Zudem können ausgebrachte Hackschnitzel den Aufwuchs auf den Wegen verhindern. Bei der Gestaltung solcher Feldlabyrinthe können verschiedene Hilfsmittel bis hin zur GPS-Technik und Kulturpflanzen wie Sonnenblumen, Hanf oder Hirse zum Einsatz kommen.

Neben abstrakten Mustern werden UFOs, Landkarten, Symbole, Märchenmotive, Filmcharaktere und Ähnliches dargestellt. Viele dieser Labyrinthe vermitteln den Besuchern mit bebilderten Schautafeln unter anderem Wissenswertes über die Landwirtschaft. Sie werden mit weiteren Attraktionen kombiniert: Barfußparcours, Spielplatz, Sandkasten, Kräutergarten, Strohburg, Quiz und Wettbewerbe, Höhlen, Kletterspielplatz, Streichelzoo, Ponyreiten, Picknicknischen oder Live-Konzerte. Auch ein Bewirtungsangebot ist in der Regel vorhanden.

Das erste bekannte Maislabyrinth wurde 1993 nach einer Idee des Produzenten Don Frantz als Hilfsprojekt des Lebanon Valley College im US-Bundesstaat Pennsylvania angelegt. Es wurde von dem Irrgarten-Designer Adrian Fisher entworfen und stellte einen Stegosaurus dar.

In den USA werden seit dem Jahr 2000 Maisfelder als Freiluft-Horrorlabyrinthe verwendet. Dabei werden in einem klassischen Maislabyrinth Szenen aufgebaut, in denen meist professionelle Scareactors („Erschrecker“) versuchen, den Besuchern Angst einzujagen. 2007 wurde im englischen Freizeitpark Alton Towers eines der ersten dieser Maislabyrinthe als Horrorattraktion im Rahmen des Scarefest errichtet. 2010 und 2011 war solch eine Attraktion auch bei den Horror Nights im Europa-Park Rust zu finden. Ebenfalls 2007 fand die erste Gruselnacht in einem klassischen Maislabyrinth statt. Im Unterschied zu den Horror-Attraktionen wird hier ein bestehendes Labyrinth für einen oder mehrere Abende umgewandelt.

Maissilage

Die Maissilage ist eine Silage aus der ganzen Maispflanze, die als Grundfutter für Wiederkäuer und als Substrat für die Biogaserzeugung eingesetzt wird.

Für die Herstellung von Maissilage wird der oberirdische Teil der Maispflanze mit Ende der Teigreife oder Beginn der Mehlreife (in Deutschland meist im September) mit einem Feldhäcksler (Maishäcksler) geerntet und in ca. 5 bis 50 mm große Stücke zerkleinert. Wird der Mais mit mehr als 30 % Trockenmasse gehäckselt, so wird meist zusätzlich ein Kornzertrümmerer (Corn Cracker) für das Zerquetschen oder Zerreiben der dann bereits relativ harten Maiskörner in der Erntemaschine zugeschaltet. Danach wird das Erntegut in Fahrsilos eingebracht und durch wiederholtes Überfahren mit dem Schlepper verdichtet, um überschüssige Luft herauszupressen und so den aeroben Abbau durch Pilze und Bakterien zu verhindern.

Die Pflanzenmasse wird unter einer Folie luftdicht abgedeckt und bis zur Verwendung gelagert. Durch den in der Masse enthaltenen Restzucker der Maispflanzen und den Sauerstoffmangel beginnt eine Milchsäuregärung, die die Silage ansäuert und dadurch monatelang haltbar macht.

Maissilage als Ganzpflanzensilage wird vorwiegend an Rinder verfüttert, da sie neben den nahrhaften, leicht zugänglichen Bestandteilen der Maiskörner auch die schwer zugänglichen Faserstoffe aus der Maispflanze teilweise umsetzen können.

In der Schweinehaltung hat etwa seit 1980 der Mais in Form von Corn-Cob-Mix (CCM) Einzug gehalten. Dieses ist eine Silage aus den Maiskolben. Die Kolben werden von einem auf Körnermaisernte umgerüsteten Mähdrescher gepflückt und in eine am Feld stehende CCM-Mühle überladen. Die Kolbenbestandteile, also Spindel und die Körner werden dort gemahlen und siliert. Die Lieschblätter sind nicht Bestandteil von CCM.

Makronährstoff

Makronährstoffe sind essentielle Stoffe, die Pflanzen zum Überleben zu sich nehmen müssen. Zu den Makronährstoffen zählen die Elemente Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H), Sauerstoff (O), Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K), Calcium (Ca), Magnesium (Mg), Schwefel (S) und Eisen (Fe). Der Unterschied zu den Mikronährstoffen besteht darin, dass Pflanzen von Makronährstoffen wesentlich größere Mengen benötigen. Sogenannte Kernelemente sind N, P und K. Der Bedarf an Eisen ist deutlich geringer, als der der übrigen Makronährelemente. Weshalb Eisen teilweise auch zu den Mikronährstoffen gezählt wird.

Bei intensiver ackerbaulicher Nutzung werden dem Boden Nährstoffe entzogen. Diese müssen dem Boden regelmäßig - bis auf C, H und O, die als CO2, H2O und O2 zur Verfügung stehen - als Dünger zugeführt werden. Dünger kann Mineraldünger oder als Wirtschaftsdünger verabreicht werden.

(s. a. Mikronährstoff, Mineraldünger, NPK-Dünger, Wirtschaftsdünger)

Malthus

Thomas Robert Malthus (1766-1834) war ein britischer Geistlicher, Nationalökonom und Sozialphilosoph, der mit seiner Streitschrift "Essay on the Principle of Population, as it Affects the Future Development of Society", 1798 in London publiziert, auf die Konsequenzen einer ungebremsten Bevölkerungszunahme aufmerksam machen wollte. Zwei Annahmen bilden im Wesentlichen die Grundlage für seine Aussagen:

1) Der Nahrungsspielraum begrenzt die Einwohnerzahl in einem Raum.

2) Nach seinem Bevölkerungsgesetz erhöht sich die Einwohnerzahl eines Raumes ohne Geburtenbeschränkung in geometrischer Progression (2, 4, 8, 16 usw.), während sich die Menge der Unterhaltsmittel, die in diesem Gebiet produziert werden, nur entsprechend einer arithmetischen Folge (2, 4, 6, 8 usw.) steigern lässt.

Malthus zog hieraus den Schluss, dass sich unvermeidlich zu einem bestimmten Zeitpunkt die Einwohner nicht mehr aus ihrem Lebensraum ernähren könnten. Die Menschheit enteile quasi ihrer eigenen Lebensgrundlagen. Die dann überschrittene Tragfähigkeit bewirkt eine Begrenzung der Bevölkerungsgröße durch "positive checks", z.B. eine zunehmende Sterblichkeit als Folge fortschreitender Verelendung der Menschen (Hungersnot). Um diesen Bevölkerungsdruck mit seiner wirtschaftlichen und sozialen Krisensituation zu unterbinden, schlug Malthus "preventive checks" wie die Erhöhung des Heiratsalters oder die Geburtenbeschränkung vor. Sie sollten das Bevölkerungswachstum verringern und die Einwohnerzahl allmählich der Tragfähigkeit annähern.

Malthus gilt als Begründer der modernen Bevölkerungswissenschaft. Unumstritten war und ist er nicht. Charles Darwin ließ sich von ihm in seiner Evolutionslehre inspirieren, Charles Dickens sah in Malthus den Hartherzigen, den Feind der Armen und nahm ihn zum Vorbild für seine literarische Figur Ebenezer Scrooge. Kollegen des Fachs wie David Ricardo warfen ihm unwissenschaftliches Vorgehen vor. Karl Marx und Friedrich Engels kritisierten ihn heftig, ihrer Ansicht nach könne die Zahl der Menschen an sich nie ein Problem sein, es komme stets auf die sozio-ökonomische Lage und auf die Produktivkräfte an.

Die geschichtliche Entwicklung hat gezeigt, dass sich die beiden Grundannahmen von Malthus verändert haben: Es zeigt sich in fortgeschrittenen Ländern, dass das Bevölkerungswachstum mit steigendem Wohlstand zurückgeht. Tatsächlich muss aber Bevölkerungswachstum nicht zwingend zu Verarmung führen, sondern kann den Wohlstand fördern, nämlich dann, wenn es produktivitätssteigernde technologische und organisatorische Innovationen stimuliert. Außerdem sind durch die wissenschaftlich-technische Entwicklung die Mittel zum Unterhalt der Bevölkerung exponentiell gewachsen – auch in der Nahrungsmittelproduktion. Allerdings ist deren Verteilung aufgrund sozialer Ungleichheit nach wie vor ein unbefriedigend gelöstes Problem.

Malz

Malz (lat. maltum) ist kurz gekeimtes und wieder getrocknetes Getreide (Gerste, Weizen, Roggen, Dinkel, Mais, Reis o. a.) bzw. Pseudogetreide (Amaranth, Buchweizen und Quinoa). Dieser als Mälzen bezeichnete Vorgang bildet und aktiviert Enzyme im Getreide, die z. B. für das Bierbrauen notwendig sind. Ein Teil der Stärke wird dabei in kleinere Moleküle (Mehrfachzucker, besonders Disaccharide wie Maltose) zerlegt.

Die bekannteste Verwendung von Malz ist das Bierbrauen. Durch unterschiedlich stark gedarrte Braumalze entstehen helle bis dunkle Biere. Aber auch bei der Herstellung von Spirituosen (zum Beispiel Whisky oder Korn) wird Malz verwendet. Zur Abrundung eines kräftigen Biergeschmacks werden bis zu 10 Prozent Karamell-Malze verwendet. Röstmalz wird zu höchstens 1 bis 2 Prozent zur Malzschüttung (Mischung der Malze beim Brauen) zugegeben und färbt das Bier dunkel, zum Beispiel bei Röstmalzbier.

(s. a. Unterernährung)

Mandelbaum

Der Mandelbaum (Prunus dulcis) ist eine Pflanzenart der Gattung Prunus in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Seine Samen, die Mandeln, auch Mandelkerne genannt, werden als Nahrungsmittel und Kosmetikum genutzt.

Prunus dulcis wächst als sommergrüner, aufrechter, locker belaubter Baum oder Strauch und erreicht Wuchshöhen von 3 bis 8 Meter. Die Borke ist grau-braun, der Stammdurchmesser kann bis zu 100 Zentimeter betragen, die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt ca. 70–80 Jahre, kann aber bis zu 150 Jahre betragen. Die Äste sind aufrecht oder horizontal ausgebreitet mit vielen kurzen Zweigen.

Die dunkelgrünen, glänzenden Laubblätter sind verschieden angeordnet; an den vorjährigen Zweigen sind sie meist wechselständig, an den Kurztrieben sind sie einander genähert und oft in Büscheln konzentriert.

Der Mandelbaum gedeiht am besten in mediterranem Klima mit warmen, langen und trockenen Sommern und milden, kurzen, sowie feuchten Wintern mit kurzem Frost. Die optimale Temperatur liegt zwischen 15 und 30 °C. Er verträgt kurze, leichte Frühlingsfröste, aber keine Staunässe. Er bevorzugt durchlässige, humus- und nährstoffreiche, lehmige, sandige, leicht kalkhaltige Böden, welche die Feuchtigkeit gut halten. Der pH-Wert sollte in neutralem bis leicht saurem Bereich liegen. Er wächst bis in Höhen von 1800 Metern.

Herkunft und Verbreitung

Der Mandelbaum stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Südwestasien; seine natürlichen Standorte sind Gebüsche an sonnigen Hängen auf steinigen Böden in einer Höhenlage von 700 bis 1700 m. Die Wildvorkommen reichen von der Levante über Nord- und Ost-Anatolien, Süd-Kaukasien, Nord-Irak, Iran bis Süd-Turkmenistan, Kirgisistan und Usbekistan. Allerdings ist die Unterscheidung von Wild- und verwilderten Vorkommen schwierig.

In Deutschland wurden Mandelbäume traditionell in der Vorderpfalz angebaut und die Mandelernte erwerbsmäßig bis etwa 1940 betrieben. Dabei wurden die Sorten in Krachmandeln mit poröser, leicht zu knackender Schale und hartschalige Steinmandeln unterschieden. Darüber hinaus reift die Mandel in Mitteleuropa in Weinanbaugebieten: Dort wurde sie wahrscheinlich zusammen mit dem Wein von den Römern eingeführt. Eine deutsche Sorte ist die Dürkheimer Krachmandel.

Der Mandelbaum wird seit rund 4.000 Jahren kultiviert. Angepflanzt wird er heute hauptsächlich in den Vereinigten Staaten (Kalifornien) sowie im Mittelmeerraum, außerdem in Pakistan und im Iran. Die US-Produktion stammt zu 100 % aus Kalifornien, wo der Erhalt der Mandelplantagen aufgrund der zunehmenden Wasserknappheit immer schwieriger wird, da für den Anbau von einem Kilogramm Mandeln bis zu 15.000 Liter Wasser benötigt werden.

Nutzung

Man unterscheidet zwischen der süßen Mandel, der Krachmandel und der bitteren Mandel. Süße Mandeln haben eine zimtbraune, raue Haut. Das Abziehen dieser Haut wird durch Überbrühen der Mandeln mit kochendem Wasser (Blanchieren) erleichtert. Mandeln werden zum Rohgenuss, für Mehlspeisen, zum Dekorieren (Splitter, Blätter), zum Füllen von Oliven und zur Herstellung von gebrannten Mandeln, Likören und Marzipan verwendet. Bittere Mandeln sind zum Rohgenuss nicht geeignet, da sie Amygdalin, ein blausäureerzeugendes Glykosid, enthalten. Krachmandeln wiederum sind aufgrund ihrer leicht zu knackenden Schale zum Rohverzehr vor allem in der Weihnachtszeit beliebt.

Mandeln und Honigbienen in Kalifornien

In den Vereinigten Staaten werden alle kommerziell angebauten Mandeln - eine Kulturpflanze mit einem Wert von mehr als 5 Milliarden Dollar im Jahr 2021 - in Kalifornien angebaut. Mandelblüten benötigen Insekten zur Bestäubung, und Honigbienen werden in großem Umfang eingesetzt, um diese ertragsfördernde Dienstleistung zu erbringen. Während einige Mandelproduzenten ihre eigenen Honigbienenvölker halten, entscheiden sich viele dafür, sich die Bestäubungsdienste zu sichern, indem sie Bienenstöcke von Imkern mieten. Die Imker transportieren ihre kommerziellen Honigbienenvölker oft mehr als 1.000 Meilen weit auf einer jährlichen Reise, die in der Regel in den nördlichen Great Plains (Nord- und Süddakota, Montana und Minnesota) beginnt und bis nach Kalifornien und darüber hinaus führt. Aufgrund des Zeitpunkts der Mandelblüte wurden zwischen dem 1. Juli 2017 und dem 1. Januar 2018 schätzungsweise 384.600 Bienenvölker aus den nördlichen Great Plains nach Kalifornien transportiert. Bienenvölker kamen auch aus nahegelegenen Gebieten im Westen und Pazifischen Nordwesten, während andere Bienenvölker sogar aus dem Nordosten und Südosten kamen. Einige Imker berichteten, dass ihre Bienenvölker mehr als 2.000 Meilen weit transportiert wurden, um Mandeln zu bestäuben. Nach der Bestäubung von Mandeln und anderen Nutzpflanzen in der Region kehren viele Imker später in die Great Northern Plains zurück, um die Erholung der Bienenvölker und die Honigproduktion zu unterstützen.

Transport von Honigbienenvölkern zum Einsatz in Kalifornien

Transport von Honigbienenvölkern zum Einsatz in Kalifornien

Die in Kalifornien angebauten Mandeln in Ihrem Studentenfutter oder Ihrer Mandelmilch wurden wahrscheinlich durch die Bestäubungsleistung der Honigbienen ermöglicht.

Quelle:USDA

Ökologische Probleme

Mandeln sind durstige Bäume: Für ein Kilogramm der wohlschmeckenden Kerne werden 10.000 bis 15.000 Liter Wasser benötigt, das Blech Makronen mit 200 Gramm Mandeln darin schlägt somit mit gut 10 Badewannen Wasserverbrauch zu Buche! 

Durch die Dürre der letzten Jahre hat sich der Wassermangel im Südwesten der USA massiv verschärft, und der Mandelanbau ist zumindest mitschuldig an sinkenden Grundwasserständen, ausdörrenden und somit leicht entflammbaren Wäldern und schrumpfenden Seen. Ähnliche Probleme gibt es auch in Spanien und Italien, wo Mandeln ebenfalls, wenngleich in kleinerem Maßstab angebaut werden. Und während Bio-Mandelbauern zumindest keine Pestizide versprühen dürfen, lässt sich das Problem des Wasserverbrauchs nicht so leicht lösen. 

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Mangelernährung

Ein langfristiger oder auch nur saisonal auftretender Mangel an Nährstoffen, der eine gesundheitliche Einschränkung bei körperlich verminderter Leistungsfähigkeit impliziert.

(s. a. Unterernährung)

Mango

Die Mango (Mangifera indica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Mangos (Mangifera) innerhalb der Familie Sumachgewächse (Anacardiaceae). Sie wird häufig kultiviert, liefert Obst sowie Öl und wird als Heilpflanze verwendet.

Merkmale

Der immergrüne und schnellwüchsige Mangobaum kann (in Einzelfällen) Wuchshöhen von bis ca. 40 Meter und eine ausladende und rundliche Baumkrone im Durchmesser von bis zu 30 Metern erreichen. Er bildet tiefe Pfahlwurzeln aus. Der Mangobaum ist recht langlebig und kann mehr als 300 Jahre Früchte tragen.

Die einfachen, etwas steifen und wachsigen, glänzenden, ledrigen, kahlen und spitz bis zugespitzten Laubblätter sind länglich, lanzettlich mit ganzem, teils gewelltem Rand. Sie werden bis 30 cm lang und 7 cm breit.

In end- oder achselständigen, großen, etwa 20–35 cm langen und reich verzweigten Blütenständen stehen sehr viele (bis 6000) kurz gestielte Blüten zusammen. Die relativ kleinen, weiß-gelblichen bis rosa oder rötlichfarbenen Blüten duften, wenn sie sich öffnen, nach Lilien. Nachdem die Blüten verwelkt sind, dauert es noch drei bis sechs Monate, bis die Früchte reif sind. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind oder durch Insekten (Fliegen, Bienen, Fransenflügler u. a.).

Die reife, bis über 20 cm lange und 6-8 cm breite, ungleichmäßig eiförmige bis birnenförmige, manchmal schnabelspitzige Mangofrucht hängt an einem langen Stiel am Baum und wiegt bis zu zwei Kilogramm. Die Früchte können einzeln oder zu mehreren erscheinen. Die Steinfrucht besitzt eine dünne, glatte, wachsig-ledrige Schale, darunter ein je nach Reifegrad weiches bis manchmal faseriges, gelb-orangenes Fruchtfleisch, das einen großen, abgeflachten und weißlichen Steinkern umschließt. Darin befindet sich der etwas kleinere, flache und bräunliche Samen. Die Färbung der Frucht reicht von grün über gelb bis rot, häufig findet sich auch eine Kombination aller drei Farben. Die geschälte Frucht hat einen stark aromatisch-süßlichen Duft und Geschmack.

Herkunft und Verbreitung

Mangifera indica stammt aus dem Gebiet zwischen dem indischen Assam und Myanmar („indische Mango“) oder aus Borneo (heute philippinische Mango) und ist im tropischen Regenwald zuhause. Sie kommt heute als Kulturpflanze in weiten Teilen der Welt vor, darunter in den USA, Mexiko und weiteren Ländern Mittel- und Südamerikas, in der Karibik, im tropischen Gürtel Afrikas (etwa in Kenia und an der Elfenbeinküste), in weiten Teilen Asiens (etwa in Thailand, auf den Philippinen und in Pakistan, dem drittgrößten Exporteur der Welt) und auch in Australien. Indien gilt mit einer Produktion von 10 bis 15 Millionen Tonnen im Jahr immer noch als Hauptproduzent von Mangofrüchten. In Europa werden die Bäume hauptsächlich in Spanien kultiviert, hier vor allem an der Costa del Sol und auf den kanarischen Inseln.

Der indische Mangobaum liefert größere Früchte, ist aber empfindlich gegenüber großen Wassermengen. Die philippinische Mango ist an Wasserüberschuss gewöhnt, braucht aber erhebliche Lichtmengen.

Am 1. Mai 2014 trat ein temporäres Importverbot in der Europäischen Union für Mangofrüchte aus Indien in Kraft. Der Hintergrund hierfür war der Umstand, dass bei früheren Mangolieferungen wiederholt nicht-europäische Fruchtfliegen gefunden wurden. Von Seiten der zuständigen europäischen Behörden werden diese Insekten als biologische Gefahr gesehen, da befürchtet wird, dass sie sich auch in Europa ausbreiten könnten.

Nutzung

Nach Bananen sind Mangos das zweitwichtigste Tropenobst und werden inzwischen ganzjährig angeboten. Es gibt inzwischen über 1000 Mangosorten, die sich in Form, Größe und Geschmack unterscheiden. Die Früchte werden zu Saft, Kompott, Marmelade und Eiscreme verarbeitet und finden außerdem in Chutneys und Pickle Verwendung. In Europa werden Mangos seit einigen Jahren regelmäßig angeboten, obwohl sie druckempfindlich sind und daher für den Handel ein schwierig zu handhabendes Obst darstellen. Die Reife einer Frucht kann man daran erkennen, dass sie duftet und auf Druck leicht nachgibt. Mangos sind vollreif, wenn auf der Frucht ein bis vier Millimeter große schwarze Punkte zu erkennen sind.

Es werden unter anderem entzündungshemmende, antidiabetische und antivirale Eigenschaften der Mango diskutiert. Zudem sollen sie den Darm beruhigen, weil sie gut verdaulich und säurearm sind Durch den hohen Gehalt an Vitamin C können Mangos vorbeugend gegen Infektionen und Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. Neben den Vitaminen E, C, Folsäure und Niacin enthält diese Frucht vor allem ß-Carotin, eine Vorstufe von Vitamin A. Auch Mineralstoffe wie Kalium, Eisen, Kupfer, Zink und Mangan sind enthalten. Der Energiegehalt liegt bei ungefähr 60 kcal/ 100g.

Aus den Samen der Mangofrüchte wird ein Pflanzenfett gewonnen, welches in seinen Eigenschaften der Kakaobutter ähnlich ist. Es wird zur Herstellung von Schokolade und Margarine, aber auch zur Produktion von Hautcremes, Shampoo und anderen Kosmetika verwendet.

Auf Timor werden mit den Blättern der Mango die traditionellen Webstoffe (Tais) gefärbt, wobei Grüntone entstehen.

Aus Transportgründen werden die Mangos nur halbreif geerntet, sie reifen aber bei Zimmertemperatur nach.

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Mangrove

Tropisches Küstengehölz in gezeitenbeeinflussten Bereichen, das sich besonders günstig in geschützten Buchten, Lagunen, Deltas und anderen Flussmündungen auf Schlickböden entwickelt und eine Vielfalt an außergewöhnlichen Lebensformen beherbergt. Tiere und Pflanzen sind dort an die extremen Umweltbedingungen angepasst, die ein den Tiden ausgesetzter Standort mit sich bringt. Zur Mangrove gehören ca. 70 Baum- und Buscharten. Typischste Gattung ist Rhizophora (Mangrovenbaum) mit Stelzwurzeln sowie Avicennia mit Atemwurzeln. Vereinzelt kommen sie bei günstigen Umweltbedingungen auch in den subtropischen Regionen vor. Neben ihrer Bedeutung als Nähr- und Kinderstube einer Vielzahl von Fischen, Schalentieren und als Vogelhabitat sind sie auch als Küstenschutzelement bedeutsam. Letzteres wurde durch die verheerenden Auswirkungen des Dezember-Tsunamis 2004 im indischen Ozean unterstrichen.

Mangrovenwälder besitzen eine große Anzahl äußerst wichtiger Funktionen. Aufgrund ihrer hohen Produktion an Biomasse spielen sie eine nicht unwesentliche Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Abgestorbenes Tier- und Pflanzenmaterial, das aus den Mangroven ins Meer gespült wird, nährt die küstennahen Ökosysteme. Die bei Niedrigwasser deutlich aus dem Wasser ragenden Stelzwurzelgerüste bremsen die Gezeitenströme, Erosion unterbleibt, vielmehr wird Feinsediment abgesetzt. Zudem behalten die Mangrovenwälder Schadstoffe und Sedimente aus Flusseinträgen zurück, bevor diese in die Küstenmeere gelangen und dort die Lebensgemeinschaften schädigen. Für Küstenbewohner bietet die Mangrove traditionell vielfältige Möglichkeiten zur Selbstversorgung. So liefert die Rhizophora mangle ein rotes Holz, das zur Herstellung von Holzkohle verwendet wird und zur Gewinnung von Tanninen (Gerbsäuren), die bei der Lederherstellung eingesetzt werden. Die Küstenwälder bieten Bau- und Brennholz, Früchte und pflanzliche Heilmittel. Als Brutstätte und Aufwuchsgebiete für viele Krebstiere, Muscheln, Garnelenarten und Fische sichert die Mangrove, die eines der produktivsten Ökosysteme der Erde darstellt, die Ernährung der Bevölkerung, die traditionell vom Fischfang lebt. Überall dort, wo sie dem Städtebau und der Garnelenzucht weichen mussten, gingen die Erträge der Küstenfischerei drastisch zurück.

Weltweit bedecken die Mangrovenwälder eine Fläche von ca.15 Millionen ha, das entspricht der Hälfte der Fläche Deutschlands. Man schätzt jedoch, dass in den letzten 30 Jahren ihr Bestand um fast vier Millionen ha abgenommen hat. Es wird geschätzt, dass der 2010 existierende weltweite Mangrovenbestand lediglich der Hälfte der ursprünglichen Ausdehnung entspricht. Lediglich 6,9 % der Mangrovewälder in per Gesetz unter Schutz gestellt. Im Verhältnis zur Gesamtfläche schwindet der Mangrovenwald schneller als der tropische Regenwald. Der Rückgang wird auf die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen (vor allem Reiskulturen und Weideland), Aquakulturen, Siedlungsausdehnung, Nachfrage nach Brennholz, Baumaterial und Zellstoff sowie Tourismus zurückgeführt.

Will man die Zerstörung der Mangroven verhindern, müssen nachhaltige Bewirtschaftungsformen gefunden werden. Dazu sind grundlegende Kenntnisse ihrer Struktur, ihrer ökologischen Funktionen und ihrer Nutzung durch den Menschen notwendig. Als Folgen der Mangrovenzerstörung werden beispielsweise höhere Schäden und Menschenverluste bei Sturmfluten in Bangla Desh angesehen. Alleine die Aquakulturen mit Garnelenaufzucht (shrimp farming) sind für 5-10 Prozent dieses Verlustes verantwortlich. In Ländern mit größerer Produktion wie Thailand sind es nahezu 20 %, auf den Philippinen sogar 75 Prozent. Teilweise versuchen Garnelenproduzenten und Regierungen in jüngerer Zeit die Verluste durch Aufforstungen wieder auszugleichen. In Bangla Desh sind die Mangrovenwälder der Sundarbans zu großen Teilen unter Naturschutz gestellt.

Maniok

Pflanzenart aus der Gattung Manihot in der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Andere Namen für diese Nutzpflanze und ihr landwirtschaftliches Produkt (die geernteten Wurzelknollen) sind Mandi'o (Paraguay), Mandioca (Brasilien, Argentinien, Paraguay), Cassava, Kassave oder im spanischsprachigen Lateinamerika Yuca. Maniokpflanzen sind Sträucher mit einer Wuchshöhe von 1,5 bis 5 Metern. Der Anbau der Pflanze ist wegen ihrer stärkehaltigen Wurzelknollen weit verbreitet. Sie stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde schon vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer von den Ureinwohnern zur Ernährung verwendet. Mittlerweile wird sie weltweit in vielen Teilen der Tropen und Subtropen angebaut. Auch andere Arten aus der Gattung Manihot werden als Stärkelieferant verwendet.

Anbau

Maniok ist tolerant gegenüber kargen Böden, Trockenheit, diversen Krankheiten sauren Böden. In der Fruchtfolge wird Maniok häufig als Schlussglied verwendet. Zwei Punkte prädestinieren ihn für die Rolle als abtragende Kultur: zum einen bringt er auf den durch die vorangegangenen Kulturen ausgelaugten Böden wegen seiner Anspruchslosigkeit noch Erträge, zum anderen kann man so die flexible Erntezeit des Manioks besser ausnutzen, da keine Kulturen mit festen Erntezeiten mehr folgen.

Auch der gemeinsame Anbau mit anderen Nutzpflanzen wird praktiziert. Hier greift man v.a. auf Bäume oder Sträucher zurück, die in den ersten Jahren noch keine Erträge bringen, wie Kakao oder Kaffee. Bis diese Kulturen tragen, kann auf der Anbaufläche Maniok geerntet werden.

Im Jahr 2016 wurden weltweit auf 23,5 Mio. Hektar rund 277 Mio. t Cassava (Maniok) geerntet. Die 15 größten Produzentenländer ernteten zusammen rund 228,7 Mio. t, was ca. 82,5 % der Welternte ausmacht. Hauptproduzenten sind Nigeria, DR Kongo, Thailand, Indonesien, Brasilien und Ghana.

Verwendung

Als Nahrungsmittel werden hauptsächlich die Wurzelknollen verwendet, gelegentlich auch die Blätter als Gemüse. Die 15 bis 100 Zentimeter langen und 3 bis 15 Zentimeter dicken Knollen können ein Gewicht von bis zu 10 Kilogramm erreichen. Sie werden von einer verkorkten, meist rötlich braunen äußeren Schicht umgeben, innen sind sie meist weiß, gelegentlich auch gelb oder rötlich.

Maniok ist eine der wichtigsten Nahrungspflanzen der Welt. Er stellt nach Reis, Mais und Zuckerrohr die viertwichtigste Kalorienquelle für die tropische Bevölkerung dar und liefert Nahrung für mehr als 500 Mio. Menschen. Trotz der Bedeutung von Maniok wird die Pflanze meist von Kleinbauern für den Eigenkonsum oder den lokalen Markt angebaut. Um das Problem des schnellen Verderbs zu umgehen, werden meist nur kleinere Mengen geerntet und zu Produkten verarbeitet oder verkauft.

Viele Menschen decken bis zu einem Drittel ihrer täglichen Kalorienaufnahme mit Maniok. Die Wurzelknollen werden beispielsweise geröstet oder zu Mehl und Brei verarbeitet.

Maniok bzw. Tapioka kann als Futtermittelzusatz für die Fleischproduktion verwendet werden, da es ein billiger Rohstoff ist. Etwa 25 % der weltweiten Maniokproduktion werden heute für Futtermittel verwendet. In Afrika und Asien beträgt dieser Anteil 17 % bzw. 24 %, in Lateinamerika 47 %. Der Anteil von Maniok in der Mischfutterzusammensetzung der EU-27 betrug 2007 lediglich 0,5 %. Anfang der 90er Jahre betrug der Anteil noch 6 %. Von den gesamten Futtermittelimporten der EU machte Maniok 2007 gerade noch 0,2 % aus.

Ein großes Potenzial wird Maniok für die Bioethanolproduktion beigemessen. Derzeit findet die Ethanolproduktion aus Maniok allerdings nur in China und Thailand statt. Die Produktionskosten von Ethanol liegen bei etwa 0,27 €/l und der Ethanolertrag bei 3,5 bis 4 m³/ha. Als erzielbaren Kraftstoffertrag aus Maniok in Asien werden etwa 78 GJ/ha angegeben.

Maniok spielt auch als Stärkelieferant für die Fermentationsindustrie eine Rolle. Die Maniokstärke kann zur Herstellung von Biokunststoffen (Polylactid auf der Basis von Milchsäure) verwendet werden, wie dies zum Beispiel in Thailand geplant ist.

Auch die Food and Agriculture Organization (FAO) sieht ein großes Potenzial für die Nutzung von Maniok als nachwachsendem Rohstoff vor dem Hintergrund, dass derzeitige Erträge nur bei 20 % des unter optimalen Bedingungen erreichbaren Niveaus liegen. Allerdings dürfte die Tatsache, dass Maniok etwa 1 Mrd. Menschen mit bis zu einem Drittel ihrer täglichen Kalorienaufnahme versorgt und damit ein wichtiges Grundnahrungsmittel ist, der weiteren Nutzung als nachwachsender Rohstoff vor dem Hintergrund der Diskussion um den Konflikt zwischen Nahrungsproduktion und industrieller Nutzung entgegenstehen.

Der Einsatz von Maniok als Rohstoff für die Bierherstellung wird von afrikanischen Regierungen gefördert um den Import von Braumalz zu reduzieren.

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Mar de Plastico (‚Plastikmeer‘)

Bezeichnung für die weltweit größte Gemüseanbaufläche unter Folie in der Küstenebene Campo de Dalías um die Stadt El Ejido (Provinz Almería, Südspanien).

Die intensive Landwirtschaft in der Provinz Almeria ist ein landwirtschaftliches Modell mit hoher technischer und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, das auf der rationellen Nutzung von Wasser, Bodenmelioration , der Verwendung von Kunststoff-Gewächshäusern, einer hohen technischen Ausbildung und einem hohen Verbrauch von Betriebsmitteln unter Berücksichtigung der besonderen Umwelteigenschaften beruht.

In der Region werden zahlreiche Gemüsesorten angebaut, und ein Großteil der Bevölkerung ist von dieser Bewirtschaftung abhängig, welcher zu einem gewissen Wohlstand in dieser einst ärmsten Region Spaniens führte. Dies ist nicht zuletzt durch die geringen Lohnkosten der eingesetzten Arbeiter zu erklären. Die zum Anbau genutzten Gewächshäuser bedecken rund 36.000 Hektar. Pro Jahr werden etwa 3 Mio. t Treibhausgemüse und -obst produziert, in einem Gesamtwert von gut zwei Milliarden Euro.

Aufgrund des sehr großen Flächen- und Wasserverbrauchs und der in großem Umfang verwendeten Pestizide war vor allem in der Vergangenheit die ökologische Situation sehr schlecht. Das Grundwasser ist teilweise verschmutzt.

Campo de Dalias 1974 vs. 2011
Situation 1974 Situation 2011

Dieses Satellitenbildpaar zeigt die Auswirkungen der massiven und schnellen landwirtschaftlichen Entwicklung in der Provinz Almeria entlang der spanischen Südküste. Im früheren Bild spiegelt die Landschaft eine eher typische ländliche landwirtschaftliche Landnutzung wider. Im Bild von 2011 war ein Großteil der gleichen Region – damals schon mehr als 20 000 ha - für die Massenproduktion von Marktprodukten in eine intensive Gewächshauslandwirtschaft umgewandelt (treibhausdominierte Flächen erscheinen als weißliche Grauflecken). Um den immer umfangreicheren Wasserbedarf in ganz Spanien zu decken, verabschiedete die Regierung 2001 den Nationalen Wasserwirtschaftsplan Spaniens (SNHP). Im Jahr 2004 kündigte die spanische Regierung an, dass sie mit der Erforschung umweltfreundlicherer wassersparender Technologien wie Abwasserrecycling und Meerwasserentsalzung beginnen werde. Das jüngere Bild stammt vom Instrument ASTER auf dem Satelliten Terra. Es arbeitet mit 14 Spektralbändern vom sichtbaren bis zum thermalen Infrarotbereich und einer räumlichen Auflösung von 15 bis 90 m.

Quelle: UNEP / NASA

Entwicklung

Die Wiederurbarmachung der durch Abholzung und Erzbergbau in den nahegelegenen Bergen verödeten Landschaft ging auf Impulse der Franco-Zeit in den Fünfzigerjahren zurück. Dabei wurden die Planer auch durch die Erfolge der Kibbuz-Wirtschaft in zuvor öden Regionen Israels inspiriert.

Mit dem Bau des ersten Treibhauses in den 1960er Jahren begann man mit der systematischen Nutzung der Ebene wie auch der Anpflanzung verschiedener Gemüsesorten. Der Staat förderte diese Entwicklung. Die Treibhäuser wurden meist von Hand aufgebaut, da es an Geld mangelte.

Die verstärkt in den Siebzigerjahren gebauten Gewächshäuser aus Plastikfolien waren ein Mittel die Unbilden der Jahreszeiten zu überlisten. Die Pflanzen waren und sind durch den transparenten Kunststoff vor dem zerstörerischen Platzregen und den kalten Winden von der Sierra Nevada im Frühjahr geschützt, er intensiviert die Wärme und im Sommer dörrt der Boden nicht aus.

Die Technik wurde im Campo de Dalías (admin. Poniente Almeriense) und später im Campo de Níjar im Osten weiterverbreitet. Die Verwendung von Polyethylen als Glasersatz war bereits auf den Kanarischen Inseln und in Katalonien getestet worden. Der Kunststoff wurde über Holzpfosten oder Metallkonstruktionen gespannt und mit Draht gesichert.

So können die Ernten einen Monat früher als im Freiland und noch früher als in anderen Regionen geerntet werden, beginnend mit der Ernte im Dezember. Sie ermöglichen das Wachstum der Herbst-Winter-Pflanzungen bis März, wodurch sich die Zahl der Ernten verdoppelt und teilweise verdreifacht.

Vor wenigen Jahrzehnten war der zentrale Ort El Ejido ein armes, kleines Dorf, das 500 Einwohner zählte. Das änderte sich Anfang der 80er Jahre, als Spanier, die Jahre zuvor auf der Suche nach Arbeit nach Deutschland oder Frankreich ausgewandert waren, in ihre Heimat zurückkehrten. Mit Hilfe des Kapitals, das sie mitbrachten, stellten sie auf dem trockenen Land Wasserpumpen und Plastikverschläge auf. Aus Arbeitern wurden landwirtschaftliche Kleinunternehmer, die Treibhausgemüse produzierten. Ihre Anbauflächen sind meist überschaubar, in der Regel 1,6 bis 15 Hektar groß, Großgrundbesitz ist in Almería kaum vertreten. Heute ist El Ejido eine Stadt mit über 50.000 Einwohnern und dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen Spaniens. Es ist planlos gewachsener Ort mit geringer Attraktivität.

In den 1980er Jahren wurde ein Teil des Gemüseanbaus von ausländischen Großspekulanten verwaltet, doch diese Unternehmen konnten keine großen Gewinne verbuchen und gingen schließlich in Konkurs. Auch Großgrundbesitz vermochte sich in der Region nicht durchzusetzen. Später sahen sich die Agrarunternehmen infolge der europäischen Marktübersättigung zunehmender Konkurrenz aus Marokko ausgesetzt. Ihr Florieren ist von einer noch billigeren Konkurrenz bedroht: Gemüse aus Marokko – ob die wirksam wird, hängt von den EG-Einfuhrbestimmungen ab. Etwa seit 2005 kam es zu ersten Landverkäufen.

Durch die Einführung optimaler israelischer Methoden der Tröpfchenbewässerung und der Bedeckung des Bodens mit Sand, um Feuchtigkeit zu erhalten und Erosion zu vermeiden (Enarenado-Technik), wurde der Boden nutzbar gemacht. Etwa 90 % der Gewächshäuser nutzen diese Bodenmischung aus Ton, Mist und Sand, die auf dem ursprünglichen Boden liegt, um die Ertragsgrenzen der extrem armen einheimischen Böden zu überwinden.

In den übrigen Gewächshäusern haben die Pflanzen keinen Kontakt zum Boden - sie werden mit einem Hydrokultursystem angebaut, bei dem chemische Düngemittel aus großen, computergesteuerten Bottichen an jede Pflanze abgegeben werden.

Geographische Bedingungen

Das Anbaugebiet des Campo de Dalías bei der Stadt El Ejido liegt im Westen der Provinz Almería in Andalusien. Es reicht als Küstenebene im Süden bis zum Mittelmeer und wird im Norden von der Gebirgskette der Sierra de Gádor mit einer höchsten Erhebung von 2236 m begrenzt.

Die Ebene des Campo de Dalías entstand aus Geröll und Gesteinsschutt, die aus erodiertem und verfrachtetem Karbonatgestein der Sierra de Gádor bestehen. Es dominieren Sand, Schlamm, Ton, und Kies, daneben gibt es kleinere Bereiche, in denen sich das Material auf Sand und Lehm beschränkt.

In der Ebene entstanden Kalzium- und Lúvicos-Xerosole mit geringer Mächtigkeit und nicht sehr grober Körnung, die sich in vielen Fällen auf Tonschichten bilden, ferner Regosole und kalkhaltigen Fluvisole, die auch häufig im Bereich des Flusses Adra vorkommen. Im Allgemeinen handelt es sich um unterentwickelte Böden mit geringer Fruchtbarkeit, und nur dort, wo das Abtragungsmaterial intensiven Fluvialprozessen ausgesetzt war, erhielten sie feinsandige Texturen. Schließlich treten andere Bodentypen mit deutlich azonalem Charakter in spezifischeren geomorphologischen Umgebungen auf, wie z. B. salzige Solonchaks an Stränden und Dünen und Rendsinas an bestimmten Osthängen mit kieselhaltiger lithologischer Zusammensetzung. Hervorzuheben ist auch die Bildung künstlicher Typen für den Anbau in Gewächshäusern im Campo de Dalías, insbesondere von Anthrosolen. (SCIPA)

Neben den Flächen mit landwirtschaftlicher Intensivnutzung ist die Existenz von Naturlandschaften zu erwähnen, die sich erheblich von den agrarischen und städtischen Gebieten unterscheiden; dies sind die brackigen Lagunen, Dünen und Küstenvegetation von Punta Entinas-Sabinar.

Das Gewässernetz ist hier kein herausragender Faktor bei der Landschaftsgestaltung. Dieser Umstand ist auf die Art des Klimas und die vorherrschenden Gesteine im Poniente Almeriense zurückzuführen. Die Karbonat- und Geröllsubstrate und die Knappheit und Unregelmäßigkeit der Niederschläge bestimmen, dass es sich bei den Gerinnen größtenteils um Wadis und Wildbäche mittlerer Größe handelt, die am Südhang des Gádor-Gebirges entspringen und nur in der Lage sind, das abfließende Wasser nach kurzen Phasen mit intensiven stunden- oder tageweisen Regenfällen oberflächlich abzuführen.

Das mediterran geprägte und daher wintermilde Klima ist semiarid (BSh) mit Niederschlägen von durchschnittlich 150 mm im südöstlichen Küstenbereich und maximal 600 mm in den nordwestlichen Gebirgszügen (orographischer Effekt).

Das Niederschlagsregime und die entsprechenden Abflüsse sind sehr torrentiell, mit einem deutlichen Herbstmaximum und einer ausgeprägten Sommertrockenheit in Übereinstimmung mit dem mediterranen Makroklima.

Das nahe gelegene Almeria verzeichnet im Schnitt 3000 Sonnenstunden pro Jahr (6 Sonnenstunden im Januar und 12 im Juli), sowie über 320 Sonnentage. Auch ist Almeria die einzige Stadt auf dem europäischen Kontinent, die keine Werte unter Null Grad in den Temperaturaufzeichnungen aufweist.

Wirtschaft(liche Bedeutung)

Über 90.000 Menschen verdienen in der Region ihr Brot in der Landwirtschaft. Darunter sind ca. 60.000 Ausländer, die vor allem Pflückdienste in den Treibhäusern leisten. Dazu kommen vermutlich einige Tausend Einwanderer ohne Papiere. Sie kommen zum überwiegenden Teil aus Marokko, aber auch aus Nigeria, der Elfenbeinküste oder Mali. In den letzten Jahren haben sich auch Saisonarbeiter aus Rumänien, Bulgarien und Russland dazu gesellt. Nach Angaben von Andrés Sánchez, Wirtschaftshistoriker an der Universität in Almería, würde die Ernte ohne sie nicht mehr funktionieren, und mit Spaniern ließen sich die Arbeitsplätze nicht besetzen.

Der legale Mindestlohn liegt bei rund 46 Euro pro Tag. Schwarzarbeiter bekommen lediglich 30 Euro, oft noch nicht einmal das, kritisieren die Gewerkschaften: Viele Landwirte würden die Notlage der illegalen Einwanderer ausnutzen.

Die Region ist ein Schmelztiegel, in dem sich im Jahr 2000 soziale Spannungen entluden, als es in El Ejido zu gewalttätigen Unruhen kam. Nordafrikaner schnitten zwei Treibhausbesitzern die Kehle durch, ein Marokkaner brachte eine Spanierin um. Ein fremdenfeindlicher Bürgermob zog mit Eisenstangen und Knüppeln durch die Straßen. Wohnungen, Bars und Geschäfte von Immigranten wurden in Brand gesteckt, Menschen verletzt. (Deutschlandfunk 2006 / TAZ)

Die repräsentativsten Produkte sind: Tomaten, Paprika, Auberginen, Zucchini, Melonen, Wassermelonen oder Gurken; Rosen, Chrysanthemen, Nelken und weitere Schnittblumen und Zierpflanzen. Die Spezialisierung der Landwirte auf ein einziges Produkt wird zunehmend beobachtet. Die größten Unternehmen wie Agroponiente, Unica Group, CASI, La Unión, Agroiris und Vicasol haben einen Marktanteil von 35% im Jahr 2015.

Die Ernte wird zum größten Teil von Lebensmittelhandelsketten zu niedrigen Abnahmepreisen aufgekauft. Mehr als die Hälfte der Ernte geht per Lkw in den Export. Nach Angaben von EXTENDA (Andalusische Agentur für Auslandsförderung) betrug der Wert der Exporte von Obst und Gemüse im Jahr 2012 1.914,1 Millionen Euro. Es gab in diesem Jahr 359 Exportunternehmen. Zu den Abnehmerländern gehören Deutschland mit 29,7% der Gesamtmenge, Frankreich, 15%, die Niederlande, 13,1%, das Vereinigte Königreich, 11,3% und Italien mit 7,2%. Es folgen Polen, Belgien, Schweden, Dänemark, Portugal und Schweden. Nach derselben Quelle lag der Umsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres 2013 bei 1.600 Millionen Euro, 14,6% mehr als im Vorjahr.

Umweltfragen

Jahrzehntelang galt die Intensivwirtschaft im "Gemüsegarten Europas" als Sinnbild ungehemmten Einsatzes von Pestiziden und Dünger und besonders verschwenderischen Verbrauchs von Wasser. Dies in einer Region, die zu den trockensten Gegenden Europas zählt.

Diese Zeiten sind im Campo de Dalías weitgehend vorbei. Stetes Anprangern durch Umweltschutzorganisationen und die Berichterstattung der Medien über die Zustände unter den Plastikplanen und schließlich auch die EHEC-Epidemie von 2011, bei der zunächst fälschlicherweise Gurken aus der Region als Ursache der teilweise tödliche verlaufenden Darmerkrankung ausgemacht wurden, veränderte die Anbaumethoden rund um Almeria. Nach und nach stellten die Gemüse- und Obstproduzenten auf Bio um. Mit dem Ergebnis, dass mittlerweile im "Mar de Plastico" zu fast 90 Prozent biologisch produziert wird. (ZDF)

Dabei ist aber der Wert eines Bio-Siegels von den Vergabekriterien abhängig, die bei Verbänden wie Demeter, Bioland oder Naturland sehr streng und verlässlich sind, im Falle der EG-Öko-Verordnung aber nur geringere Anforderungen stellen.

Aber Sonderkulturen benötigen nach wie vor eine intensive Düngung und haben einen hohen Bedarf an Agrarchemikalien. Der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in die Böden und die Auswaschung ins Grundwasser führen zunehmend zu einer Beeinträchtigung der Grundwasserqualität. Der Anbau in Monokultur sowie die heißen und feuchten klimatischen Bedingungen in den Gewächshäusern begünstigen den Schädlings- und Pilzbefall. Zusätzlich gelangen durch die "Solarisación", die Bodendesinfektion unter Sonneneinwirkung, erhebliche Mengen an Pflanzenschutzmitteln in das Grundwasser. Bei dieser Methode werden die Böden mit Wasser durchtränkt und den Sonnenstrahlen ausgesetzt. Bei geöffnetem Gewächshausdach erwärmt sich die Bodenoberfläche bis auf 60 bis 70 °C. Diese Temperaturen reichen aus, um unerwünschte Keime abzutöten. Die Auswaschung von Düngemitteln zeigt sich in hohen Nitratbelastungen im Grundwasser. In den drei hydrologischen Einheiten des Campo de Dalías – Balerma-Las Marinas, Balanegra und Aguadulce – wurden Werte ermittelt, die mit mehr als 100 mg/l Nitrat weit über dem zulässigen EU-Grenzwert von 50 mg/l für Trinkwasser liegen.

Als vor rund 15 Jahren die ersten Betriebe in Almeria begannen, auf EU-Bio umzustellen, gab es bei den konventionellen Gemüsebauern der Region noch regelmäßig massive Probleme mit erhöhten Pestizidbelastungen des Gemüses – insbesondere bei Paprika. Das ist heute kaum noch der Fall, weil die konventionellen Produzenten hier von ihren ökologisch wirtschaftenden Kollegen gelernt haben. Schätzungen zufolge wird inzwischen auch in annähernd 90 Prozent der konventionellen Gewächshäuser mit Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung gearbeitet.

Ein offenbar (gesetzlich) noch ungelöstes Problem ist die Entsorgung alter Plastikfolien. Im November 2018 berichtete der britische Moderator Simon Reeve der BBC-Sendung "Mediterranean" über die Verschmutzung durch landwirtschaftliche Kunststoffe, welche die spanische Küste verunreinigen. Im Trockenbett eines Flusses im Süden des Landes stieß Reeve auf mehrere Schichten von Kunststoffabfällen, die übereinander im Boden vergraben waren. Ein Großteil dieses Kunststoffs stammt aus den spanischen Gewächshäusern. Durch die Einwirkung des Regens wird der Abfall mitgerissen und landet im Mittelmeer. Die so entsorgten Plastikfragmente zerfallen in immer kleinere Stücke, die von Meerestieren aufgenommen werden. Auf diese Weise landen sie in der Nahrungskette, an deren Ende der Mensch steht. Plastik im Leitungswasser und im Salz sind nachgewiesen. (BBC Two)

Wasserproblematik

Die Geologie des Campo de Dalías Aquifers ist durch eine Reihe von Verwerfungen gekennzeichnet, die komplexe unterirdische Fließwege entstehen lassen. Man unterscheidet zwischen einem oberen und einem unteren Aquifer-System: Die oberen Aquifere waren die ursprünglichen Hauptlieferanten des Bewässerungswassers, wurden aber nach und nach durch die unteren Aquifere als Hauptwasserquelle ersetzt.

Der Großteil der Küste hat keinen direkten Kontakt zwischen dem Meer und den unteren Grundwasserleitern. Im nordöstlichen Unterwasserleiter führte der direkte Kontakt mit dem Meer zu einem Eindringen von Meerwasser, das es notwendig machte, die Entnahmen deutlich zu reduzieren. Der Western Lower Aquifer (WLA) ist ebenfalls indirekt über einen kleinen Aquifer mit dem Meer in Kontakt, aber diese relative Isolation implizierte, dass die Meerwasserzuflüsse angesichts des Süßwasserbestands eher gering waren, so dass die Pumpen über Jahre hinweg fortgesetzt werden konnten, mit einer ungewöhnlichen Situation, in der der Grundwasserspiegel bis zu 48 m unter dem Meeresspiegel lagen. (Dumont 2015)

Die intensive Landwirtschaft in der ariden Region führt zu einer immer stärkeren Übernutzung der Grundwasservorräte. Zu der Erschöpfung der Grundwasservorräte kommt eine schon über mehrere Jahre andauernde Dürre in der Provinz Andalusien, die das Wasserproblem mittlerweile dramatisch verschlimmert. Berechnungen für das Jahr 2018 gehen von einem Wasserdefizit für die Region Almeria von fast 200 Kubikhektometern aus – das sind 200 Milliarden Liter.

Um den Wassermangel zu mildern wurde bei Balerma eine Meerwasserentsalzungsanlage gebaut, die allerdings mit fossiler Energie betrieben wird. Ihr Wasser deckt nur einen Teil des Bedarfs und ist recht teuer. 53 Eurocent kosten 1.000 Liter entsalztes Wasser; das traditionell von der Regierung subventionierte Grundwasser hingegen nur etwa 9 Eurocent für die gleiche Menge.

Neben den staatlich genehmigten gibt es zahlreiche illegale Brunnen. Um die Grundwasserreserven nicht weiter zu belasten, wird heute das Bewässerungswasser aufgefangen, recycelt und wiederverwertet. Regenwassertanks dienen dem gleichen Zweck.

Auch gereinigtes Abwasser soll den Grundwasserverbrauch reduzieren. Umstrittene Planungen, über ein Kanalsystem den Rio Ebro (Ebro-Wassertransfer) im Norden Spaniens anzuzapfen, sind immer wieder in der Diskussion.

Verbreitet wird wassersparende Tröpfchenbewässerung eingesetzt. Daneben ist man dabei, mit Sonnenenergie betriebene Entsalzungsanlagen sowie umweltfreundliche Verfahren für die Entkeimung von Abwässern aus Städten zu entwickeln, um das Wasser für die Pflanzenbewässerung einzusetzen.

Doch trotz massiver Übernutzung der Grundwasserquellen rühren Landes- und Regionalregierung offensichtlich nicht an den Billigpreisen für die traditionellen Wasserquellen. Die undurchsichtige Situation wird durch fehlende Prüfmechanismen weiter verschlimmert. Von staatlicher Seite findet kein Monitoring/Controlling der Grundwasserentnahme statt. Eine Rückverfolgung auf den Ursprung des Wassers der Landwirte wird dadurch mindestens schwierig bis unmöglich. (WWF)

Private und administrative Regelungen versuchen der Wasserproblematik Herr zu werden. So fordern die Naturland-Richtlinien für Regionen mit Wasserknappheit, neben dem Nachweis der Legalität von Brunnen und Wasserquellen, den Einsatz effizienter Bewässerungssysteme (z. B. Tropfbewässerung), die Messung des Verbrauchs (Wasserzähler) und die Sammlung und Nutzung von Regenwasser. Die Betriebe müssen einen Wassermanagementplan erstellen, der unter anderem folgende Punkte umfasst:

Folgerungen und Forderungen angesichts der Wasserproblematik

  • Auf betrieblicher Ebene sind spezifische Richtlinien (s. o.) und Zertifizierungen eine wichtige Voraussetzung für die Implementierung einer nachhaltigen Wassernutzung in Regionen mit Wasserknappheit.
  • Auf überbetrieblicher Ebene müssen politische Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wassernutzung in Regionen mit knappen Wasserressourcen geschaffen werden.
  • EU-Agrarsubventionen für Betriebe in wassersensiblen Regionen sollten an eine nachweislich legale Wassernutzung gekoppelt werden.
  • Subventionen für Bewässerungswasser für die Landwirtschaft in Trockengebieten müssen gestrichen werden: keine Externalisierung der Kosten.
  • Der Handel sollte Betriebe mit einem vorbildlichen Wassermanagement mit einem Mehrpreis honorieren.

Quelle: Kritischer Agrarbericht 2017

Weitere Informationen:

Marienkäfer

Insekt. Er selbst und seine Larven vertilgen die für die Landwirtschaft schädlichen Blattläuse. Der Marienkäfer dient daher als Nützling bei der biologischen Schädlingsbekämpfung. Er wird bisweilen mit den Larven des Kartoffelkäfers verwechselt.

Mark

Im agrarhistorischen Sinne das gemeinschaftlich genutzte Land in germanisch-frühmittelalterlicher Zeit.

(s. a. Markgenossenschaft, Mir-System, Allmende)

Marketing

Konzeption der Betriebs-/Unternehmensführung, bei der im Interesse der Erreichung der Unternehmensziele alle betrieblichen Aktivitäten konsequent auf die gegenwärtigen und künftigen Wünsche der Nachfrager ausgerichtet werden. Marketing gilt damit einerseits als eine Philosophie der Unternehmensführung, andererseits auch als gezielte Planung von Maßnahmen zur Erschließung und Pflege von Märkten. Zu den strategischen Instrumenten des Marketings gehören Produktgestaltung und Sortimentspolitik, Distributionspolitik, Preispolitik und Kommunikationspolitik (Werbung, public relations, Verkaufsförderung).

(s. a. Agrarmarketing)

Markgenossenschaft

Bei Germanen und Slawen (Mir-System) von Sippen gebildeter Siedlungsverband, der die Mark als Gemeineigentum besaß und bewirtschaftete. Die Markgenossenschaft wurde seit dem Mittelalter durch die zunehmende Grundherrschaft zurückgedrängt. Ein Relikt der Markgenossenschaft ist u.a. die Allmende.

Markkötter

Gruppe von Nachsiedlern, die in NW- und N-Deutschland sowie in Gebieten der deutschen Ostsiedlung seit ca. 1450 verstärkt neben die Altbauern (Meier, Erben, Anspänner) und spätmittelalterliche Erbkötter traten. Teilweise lassen sie sich bis ins Hochmittelalter zurückverfolgen. Sie unterschieden sich von den anderen bäuerlichen Sozialgruppen nicht so sehr durch Betriebsgrößen und Dienstverpflichtungen, sondern eher durch eine Minderung der Gemeinderechte (Markennutzung) und besondere Siedlungsnutzung. Die Markkötter siedelten meist am Rande bzw. abseits der Kernfluren auf Markenland (nw.-dt. Begriff für Allmendland) in Einzelhöfen. Viele Markkötter waren auf außerlandwirtschaftlichen Zuverdienst angewiesen.

Marktanbau

Anbau landwirtschaftlicher Produkte für den Markt (Lokal-, Binnen oder Exportmarkt).

(s. a. Cash Crop, Exportkultur)

Marktfrucht

1. Begriff aus der deutschen Betriebssystematik, in der die gleichnamige Betriebsform die Produktionszweige Intensivfrüchte und Extensivfrüchte umfasst.

2. Agrarprodukt, das nicht zur Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft), sondern für den Markt angebaut wird (Cash Crop).

Marktfruchtbetrieb

Siehe Betriebsform

Marktordnung im Rahmen der EU

Administrative Regulierung des Gemeinsamen Agrarmarktes der EU, als Gegenbegriff zum freien Markt. Agrarmarktordnungen sind das klassische Instrument zur Verwirklichung einer protektionistischen Agrarpreispolitik in der EU.

In der landwirtschaftlichen Marktordnung der EU ging es lange Zeit nicht darum, einen freien Wettbewerb (Konkurrenz) zu ermöglichen, sondern im Interesse der Erzeuger und der Verbraucher die Preise für Agrarerzeugnisse stabil zu halten und zunächst, kurz nach dem 2. Weltkrieg, die Versorgung zu sichern. Zudem sollen Marktordnungen verhindern, dass einheimische Landwirte ihre nicht nur zur Ernährungssicherung, sondern darüber hinaus auch für die Landschaftspflege wichtige Arbeit aufgeben.

Die Agrarmarktordnung der Europäischen Union (EU) stand immer wieder zur Diskussion, auch in Beziehung zum Weltmarkt und zu den WTO-Verhandlungen (WTO, GATT). Dies hing auch damit zusammen, dass über die Hälfte des EU-Haushaltes für die Agrarwirtschaft aufgewendet wurde.

Als erste Agrarmarktordnungen sind Ende der 1960er-Jahre Getreidemarktordnungen eingeführt worden. Diese charakterisieren am besten die „Schutzphilosophie” der Agrarmarktordnungen. Ein Außenschutz wird durch Abschöpfungen (Zölle) und Exporterstattungen (Exportsubventionen) erreicht. Ausländische Konkurrenten können deshalb nicht unterhalb eines festgelegten Schwellenpreises in der EU anbieten, während aus der EU exportiertes Getreide auf Drittlandsmärkten mit den ausländischen Anbietern konkurrieren kann. Innerhalb der EU selbst stellen Interventionspreise sicher, dass die Getreidepreise nicht unter ein festgelegtes Niveau sinken können. So sinnvoll das System der Intervention in den Anfangsjahren der Gemeinschaft war, um die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise zu stabilisieren, so fatal wirkte es sich im Laufe der Jahre aus. In der Intervention lag eine der Ursachen für die Überproduktion von Agrarprodukten in der EU. Der Preis hatte seine regelnde Funktion eingebüßt. Die großen Kosten zur Aufnahme der Überproduktion trafen letztlich jeden EU-Bürger in Form von höheren Steuersätzen.

 Agrarmarktordnungen existieren Anfang der 1990er-Jahre für die meisten Agrarprodukte. Marktordnungen mit Außenschutz und internen Stützpreisen nach dem Muster der Getreidemarktordnungen umfassen zu diesem Zeitpunkt Agrarprodukte mit einem Produktionswertanteil von etwa 70 Prozent. Marktordnungen mit Außenschutz, aber ohne interne Stützpreise, sind für Produkte mit einem Produktionswertanteil von etwa 20 Prozent relevant; und für weitere Produkte, die einen Produktionswertanteil von etwa 3 Prozent umfassen, gibt es Marktordnungen, die lediglich Ergänzungs- oder Pauschalbeihilfen vorsehen.

Mehrere Agrarreformen, v.a. seit 1992, haben einzelne Agrarmarktordnungen wesentlich geändert. Interventionspreise wurden u.a. für Getreide sehr stark in Richtung Weltmarktpreisniveau abgesenkt, und Subventionszahlungen erfolgen vermehrt über Direktzahlungen. Diese werden an die Fläche bzw. Tierzahl gekoppelt und seit 2003 als entkoppelte Betriebsprämie ausgezahlt.

Mit der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO), festgelegt in der Verordnung (EU) Nr. 1308/2013, erhalten die Marktmaßnahmen der GAP einen Rahmen. Im Zuge der nach und nach durchgeführten Reformen wurden 21 GMO im Jahr 2007 zu einer einzigen GMO für alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse zusammengefasst. Gleichzeitig wurde die GAP im Zuge ihrer Überarbeitungen immer stärker auf die Märkte ausgerichtet und der Anwendungsbereich der Interventionsinstrumente reduziert. Sie gelten heute als „Sicherheitsnetze“ und werden nur im Krisenfall eingesetzt.

Mit der Reform aus dem Jahre 2003 und dem Gesundheitscheck von 2009 wurde ein Großteil der Direktzahlungen entkoppelt. Mit der Verordnung (EU) Nr. 1307/2013 wird eine einzige Rechtsgrundlage und eine umfassende Rechtsvorschrift bereitgestellt, mit der Direktzahlungen an Landwirte gezielter, gerechter und ökologischer gestaltet werden.

Weitere Informationen:

Marktorganisation

Siehe Marktordnung

Marktstrukturgesetz

1969 in Kraft getretenes und 1975 novelliertes Gesetz zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes. Es bildet die Grundlage für die Bildung und Förderung landwirtschaftlicher Erzeugergemeinschaften und deren Vereinigungen. Mit seiner Hilfe soll die Marktposition der deutschen Erzeuger im Hinblick auf die starken Konzentrationstendenzen in den der Landwirtschaft nachgelagerten Bereichen und auf den immer schärfer werdenden Konkurrenzkampf auf den Nahrungsmittelmärkten der Bundesrepublik Deutschland gestärkt werden.

Marktstrukturpolitik

Politikfeld, das sich auf eine Verbesserung der Strukturen im Bereich der Vermarktung und Verarbeitung - hier von Agrargütern - bezieht.

MARS

Siehe Monitoring Agricultural Resources (MARS)

Marsch

Landschaftstyp, der an flachen Gezeitenküsten und an gezeitenbeeinflussten Flussmündungen durch den Absatz von anorganischem und organischem Feinmaterial entsteht, wobei der natürliche Sedimentationsvorgang durch Maßnahmen der Landgewinnung gefördert werden kann. Durch Bodenmeliorationen können sehr fruchtbare Marschböden geschaffen werden.

Marschen liegen in etwa auf Höhe des Meeresspiegels landeinwärts des Watts und der Salzwiesen und reichen bis zur Geest, die pleistozänen Ursprungs ist. Entstehungsgeschichtlich gehören sie zu den jüngsten geologischen Formationen: Sie sind holozänen Ursprungs, also nacheiszeitlich. Wenige Dezimeter bis mehrere Meter unter dem Marschboden und flachen Meeresgebieten befinden sich glazial geformte Schichten, die denen entsprechen, die in der Geest zutage liegen.

In der Bodenkunde unterscheidet man verschiedene Bodentypen:

Die Marschen sind nicht völlig eben. Im deichnahen Bereich ist das Land der Jungen Marsch höher aufgespült und weniger gesackt ("Hochland") als weiter binnenwärts im Gebiet der Alten Marsch und der geestnahen Moormarsch, das auch Sietland ("niedrig gelegenes Land") genannt wird. Entsprechend wird auf dem Hochland Ackerbau mit anspruchsvollen Kulturpflanzen (Weizen, Gerste, Raps, Gemüse) betrieben, während in der Alten Marsch und im Sietland trotz Entwässerung das Grünland mit Bullen- und Milchviehweiden vorherrscht. Rohmarschen dienen allenfalls der Schafbeweidung.

Ausgedehnte Marschgebiete gibt es in Deutschland nicht nur direkt an der Nordsee, sondern beispielsweise auch als Flussmarschen im Gezeiten-Einflussgebiet der Tideflüsse, insbesondere der Elbe, Weser, Eider, Oste und Ems. Das Marschland der deutschen Nordseeküste bildet zusammen mit den auf niederländischer und dänischer Seite anschließenden Flächen das größte Marschgebiet weltweit. Die Längsausdehnung des Marschlandes zwischen Den Helder (NL) und Esbjerg (DK) beträgt grob 550 km. Zwar werden auch weiter im Binnenland gelegene Niederungslandschaften umgangssprachlich oft als „Marsch“ bezeichnet (oder Abwandlungen davon, z. B. Leinemasch in Hannover mit dem Maschsee), bodenkundlich und hydrologisch handelt es sich dabei aber um Auen.

Marschen gibt es auch in den Tropen. Dort sind sie unter natürlichen Bedingungen als Mangrovenwälder ausgebildet.

Begriff

Während der Begriff in Deutschland fast ausschließlich auf die besiedelte Kulturlandschaft verweist, werden seine sprachlichen Gegenstücke in anderen europäischen Sprachen eher benutzt, um unbesiedelte Feuchtgebiete mit Sümpfen, Bruchwäldern oder Salzwiesen anzudeuten. Die deutsche Terminologie wurde weitgehend in Skandinavien und Tschechien, jedoch nur teilweise im Baltikum und in Osteuropa übernommen. In den Niederlanden und Belgien werden dagegen Begriffe wie Kleibezirke und Polderland verwendet. Auch die Flussmarschen der Weichsel, Memel und des Rhein-Maas-Deltas sowie das Binnendelta des Oderbruchs werden gelegentlich als Marschland betrachtet. Es wird zwischen Seemarschen, Moormarschen, Flussmarschen, Flussauen, Salzwiesen, Taigawiesen, trockengelegten Seen (Polder) und Lagunen (bzw. Haffs und Limane) unterschieden. Die niedrigen Moormarschen, auch Sietland genannt, werden in den Niederlanden zu den Moorlandschaften gerechnet.

Marschhufen

Hufen im Bereich von See- und Flussmarschen, die als planmäßige Anlage ab dem Hochmittelalter entstanden, meist verbunden mit ihrer Eindeichung.

Im Zuge eines starken Bevölkerungswachstums wurden auch bisher unbewohnte Gebiete besiedelt. Mit der Ansiedlung überwiegend holländischer und flämischer Bauern durch die Landesfürsten erfolgten im 12. und 13. Jahrhundert die ersten Deichbauten und Meliorationsmaßnahmen nach niederländischem Vorbild. Das Land wurde in rechteckige, schmal zugeschnittene und sich über die gesamte Länge einer Gemarkung erstreckende „Marschhufen“ aufgeteilt. Zur Abgrenzung und zur Entwässerung verliefen zwischen ihnen die so genannten Scheidegräben mit den begleitenden Hecken, die z. B. in der Lüneburger Elbmarsch bis in die heutige Zeit die „Marschhufen-Heckenlandschaft“ prägen.

Letztlich führte die Entwässerung zu einem Netz von schmalen und langen Streifenfluren, die z.B. im landwirtschaftlich genutzten Teil des Niedervielands (bei Bremen) auch heute noch die Landschaft prägen.

Marschhufendorf

Durch das Hufenprinzip geprägte planmäßige Reihensiedlung oftmals infolge systematischer Kolonisierung und vor allem der Eindeichung von See- und Flussmarschen. Daher ist die Verbreitung der Marschhufendörfer auf die Küstenlandschaften der Nordsee und die Uferrandzonen der Unterläufe der großen Flüsse, die in die Nordsee münden, beschränkt.

Die Marschhufendörfer gibt es besonders in den Niederlanden und etwa seit dem 10. Jahrhundert (Angaben variieren) in Norddeutschland in den Gebieten, in denen Niederländer mit ihren Wasserbau-Kenntnissen an der Entwässerung maßgeblich mitwirkten. Beispielsweise überließ 1106 oder 1113 der Bremer Erzbischof in der Wesermarsch bei Bremen (Vahr) Holländern Land zur Kultivierung (Hollerkolonisation).

Die Probleme bei der Erschließung erwuchsen aus der Notwendigkeit des Hochwasserschutzes und der Entwässerung, d.h. dem Bau und dem Unterhalt von Gräben und Deichen. Um die Arbeitsbelastung durch die Pflicht der Deicherhaltung möglichst gering zu halten, wurden die 48 ha großen Hufenstreifen möglichst schmal und lang angelegt.

Die Mittelachse der Siedlung bildet neben der Straße mindestens ein, in manchen Fällen auch zwei Gräben, die langgestreckte topographische Objekte sind, an denen sich das Marschhufendorf ausrichtet. Siedler erhielten streifenförmige Stücke des Landes in der Größe einer Hufe, die sie urbar machten beziehungsweise rodeten. Am Weg und Hauptgraben wurden die Höfe errichtet, auf der dahinter liegenden Fläche wurde Landwirtschaft (häufig als Weidewirtschaft) betrieben. Am Ende der Hufe blieben häufig noch Wald beziehungsweise dessen Reststücke erhalten, an den man sich im Laufe der Zeit bei Bedarf an neuen Nutzflächen „heranarbeitete“. Die Abgrenzungen einzelner Hufe untereinander waren Gräben, woher die Bezeichnung Grenzgraben stammt.

Marschhufenflur

Von Marschhufen und Marschhufendörfern geprägte Niederungslandschaft, z.B. das Niedervieland im Westen von Bremen. Diese typischen historischen Nutzungsformen sind kleinflächig in der Lüneburger Elbmarsch noch heute gut zu erkennen. Beispielsweise in den Marschhufendörfern Radegast und Brackede stehen neben der jüngeren Bebauung die noch auf die Kolonisation zurückgehenden Marschhufen unter Denkmalschutz.

Maschinelles Lernen

Engl. machine learning; Teil der Begriffswelt der künstlichen Intelligenz (-KI oder Artifical Intelligence – AI). Ein künstliches System lernt dabei aus gesammelten Daten, Beispielen etc. Durch die Vernetzung stehen die Daten dann für die Datenanalyse bereit.

Mit der Vernetzung der Daten eines Betriebes über mehrere Jahre können Algorithmen des Maschinellen Lernens so trainiert werden, dass damit die Erfolgsfaktoren des Betriebes erkennbar werden und so dem Landwirt helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Prognosemodelle zu entwickeln, die dem Tierwohl, der Forschung und dem betriebsindividuellen Management zugutekommen.

Maschinelles Lernen wird bereits in allen Teilen der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette eingesetzt. Beispielsweise können im Kontext der flächenspezifischen Bewirtschaftung Erträge oder Veränderungen im Nährstoff- oder Wassergehalt des Bodens oder im Schädlingsbefall antizipiert und adäquate Maßnahmen vorgeschlagen beziehungsweise im Fall von M2M-Interaktionen auch direkt umgesetzt werden.

Des Weiteren können die Algorithmen auch eingesetzt werden, um z.B. Pflanzenkrankheiten, Unkraut oder Schädlinge zu erkennen und so die Landwirtschaft effizienter machen.

Als Beispiel sei ein Projekt eines australischen Professors genannt, bei dem ein Roboter auf Rädern mit einer Kamera automatisch Salatköpfe überprüft und Schätzungen über den aktuellen Ernteertrag und Pflanzenkrankheiten ausgibt. Der Roboter kann ebenfalls dazu verwendet werden, die Menge an Düngemitteln zu reduzieren, indem er diese nur an notwendigen Stellen hinzugibt, anstatt sie auf dem gesamten Feld zu verteilen. Somit kann die Freisetzung von Lachgas reduziert werden.

Auch im Kontext des Klimawandels besitzt Maschinelles Lernen im Agrarsektor großes Potential. Immerhin ist die Landwirtschaft für rund 14 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Auch das logistische Management auf Betriebsebene ist ein wichtiges Einsatzgebiet von Algorithmen, etwa um Erntezeitpunkte, Transport oder Lagerung zu optimieren.

 

Maschinengemeinschaft

Horizontale überbetriebliche Kooperation einer relativ geringen Zahl von Betrieben, bei der ein vertraglich geregeltes, gewöhnlich gemeinsames Maschineneigentum besteht. Der Vorteil liegt in der besseren Auslastung der gewöhnlich sehr teuren Landmaschinen. Als Rechtsform liegt eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts vor. In ihrer Arbeitsweise gleichen die Maschinengemeinschaften landwirtschaftlichen Genossenschaften. Die Zahl der Maschinengemeinschaften ist rückläufig, die der Maschinenringe und landwirtschaftlichen Lohnunternehmer dagegen nimmt zu.

Maschinenring

Horizontale überbetriebliche Kooperation eines oft sehr großen Kreises von Landwirten, bei der Land- und Forstmaschinen im Individualbesitz gegen Bezahlung untereinander ausgeliehen werden. Auch können landwirtschaftliche Arbeitskräfte bei Überkapazitäten vermittelt werden. Maschinenringe erlaubt die Erhöhung der Laufzeiten und damit den rationelleren Einsatz von teuren Maschinen.

Maschinenringe gibt es in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Schweiz, Österreich, Ungarn, Italien, Norwegen, Schweden, Finnland, Lettland und Japan.

In Deutschland sind die Maschinenringe grundsätzlich eingetragene Vereine, die in den Bundesländern über Landesverbände organisiert sind.

Weitere Informationen:

Maß-Einheiten

In der Landwirtschaft werden metrische (vom Meter abgeleitete) Maßeinheiten verwendet:

Massentierhaltung

Eine extreme Form der (kapital)intensiven und ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Viehhaltung in Betrieben mit geringen oder gänzlich fehlenden Futterbauflächen. Häufig ist diese Form der Viehhaltung konzentriert in einer Region anzutreffen. Im weiteren Sinne kann auch ein Großteil der seit den 1970er Jahren stark zunehmenden Aquakulturen zur Massentierhaltung gerechnet werden.

Die Massentierhaltung weist nach Windhorst folgende zusätzliche Merkmale auf:

Der Begriff "Massentierhaltung" wurde 1970 vom Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek in seiner Argumentation gegen die Käfighaltung von Legehennen eingeführt. Er etablierte sich in Deutschland, nachdem 1975 die Verordnung zum Schutz gegen die Gefährdung durch Viehseuchen bei der Haltung von Schweinebeständen mit der Kurzbezeichnung Massentierhaltungs-VO, erlassen wurde, die damals für Bestände ab 1.250 Schweinen galt.Solche Betriebe mussten besondere Hygiene-Anforderungen erfüllen.

Seit 1999 trägt diese Verordnung den Namen "Schweinehaltungshygieneverordnung", der Begriff "Massentierhaltung" hat sich jedoch gehalten. Heute wird er vor allem von Tierschützerinnen und -schützern, Politikerinnen und Politikern sowie den Medien verwendet, um auf die – aus ihrer Sicht – Missstände moderner Produktionssysteme mit intensiver Tierhaltung hinzuweisen.

Häufig werden die Begriffe "Massentierhaltung", "Intensivtierhaltung" und "Industrielle Tierhaltung" dabei synonym verwendet. Wissenschaftlich ist der Begriff "Massentierhaltung" wenig behandelt und auch eine eindeutige Definition findet sich bislang nicht.

In weiten Teilen der Bevölkerung und der Medien ist der Begriff "Massentierhaltung" negativ besetzt. Befragte Verbraucher assoziieren mit dem Begriff „Grausamkeit und Ungerechtigkeit“. Sie nannten auch „Qual/Quälerei“ besonders in der Geflügelhaltung, wobei sie die seit 2012 in der EU verbotene Käfighaltung beispielhaft anführten.

Fachwissenschaftler benutzen den Begriff kaum, eine eindeutige Definition findet sich nicht. Ferner beschreibt er ein komplexes Phänomen, das mit einer einzelnen Forschungsrichtung nicht erfolgreich zu bearbeiten ist. Und schließlich sind viele der Meinung, es gehe nicht in erster Linie um die pure Tierzahl, sondern um das Wohl des einzelnen Individuums. Als Gegensatz zur extensiven Tierhaltung verwendet man eher die Bezeichnung intensive Tierhaltung.

In der Tierethik und der Tierrechtsbewegung wird der Begriff von den meisten dort tätigen Wissenschaftlern und Aktivisten zur Beschreibung intensiver Tierhaltung benutzt.

Die FAO definiert intensive Tierhaltung bis Massentierhaltung als Systeme, in denen weniger als 10 % der Futtertrockenmasse dem eigenen Betrieb entstammen und in dem die Besatzdichte zehn Großvieheinheiten pro Hektar betrieblicher landwirtschaftlicher Nutzfläche übersteigt. (BMEL)

Der Präsident des Deutschen Bauernverbands Joachim Rukwied negiert das Vorhandensein von Massentierhaltung in Deutschland. Er spricht sich dafür aus, den Begriff Intensivtierhaltung zu verbreiten. (SZ)

Das BMEL hält in seiner "Nutztierhaltungsstrategie" von 2017 den Begriff "Massentierhaltung" für nicht definierbar und deshalb für nicht hilfreich.

Deutsche politische Parteien vermeiden den Begriff weitestgehend.

Als Vorform der (bodenunabhängigen) Massentierhaltung gelten die Abmelkbetriebe (Abmelkwirtschaft) in den europäischen Großstädten des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die aber ihre Bedeutung mit dem Aufkommen der Transport- und Kühltechnologien verloren. Als bäuerlich strukturierte Vorläufer sind auch die stark importabhängigen Schweinemastbetriebe im Oldenburger Münsterland zu nennen, die schon vor dem Ersten Weltkrieg über 1.000 Tiere umfassten und vorwiegend mit russischer Gerste und Dorschmehl gefüttert wurden. Eigener Futteranbau bestand noch.

Die technisierte, teilweise bodenunabhängige Massentierhaltung entwickelte sich um 1960 in den USA und wurde - vor allem auf dem Gebiet der Geflügelhaltung - bald nach Europa und in andere Erdteile übertragen.
Ausgelöst wurde die Entwicklung durch eine verstärkte Nachfrage nach preiswerten tierischen Nahrungsmitteln und durch den ökonomischen Zwang zur Substitution der immer teurer werdenden menschlichen Arbeitskraft. Die von den USA ausgehende Verbreitung von Schnellimbisslokalen trug zunächst zur Nachfragesteigerung nach Geflügelfleisch bei. Besonders bei der Rindermast ist auch das Eingreifen nichtlandwirtschaftlichen Großkapitals in die landwirtschaftliche Produktion für den Trend von Bedeutung, welches auf drei Motive zurückgeführt werden kann: Landspekulation, Steuerersparnis und die Entwicklung vollintegrierter Nahrungsketten, bei denen die Fleischproduktion nur ein Glied des agrarindustriellen Komplexes ist.
Die Konzentration großer Tierbestände auf engem Raum konnte erst erfolgen, als eine Reihe von Problemen auf den Gebieten der Tierzüchtung, Stalltechnik, Tierernährung und Tiermedizin gelöst waren. Auffallendstes Merkmal sind die großen Stallanlagen, ausgestattet mit Klimaanlagen, vollautomatischen - z.T. computergesteuerten - Einrichtungen für Versorgung (Futter, Wasser) und Entsorgung. Spezifisch entwickelte Futtermischungen werden von den einzelnen Tierarten optimal ausgenutzt. Traditionelle Futtermittel (z.B. Heu oder Hackfrüchte) wurden in der Massentierhaltung weitgehend zugunsten hochwertigen und häufig importierten Futters zurückgedrängt. Lediglich in der Rinderhaltung muß eine Grundmenge von Raufutter verabreicht werden, sie bleibt daher in gewissem Umfang bodenabhängig.
Die Betriebe der Massentierhaltung sind in der Regel auf eine Tierart spezialisiert. Zudem beschränkt sich die Spezialisierung nicht nur auf eine Tierart, sondern betrifft auch deren Lebensabschnitte, die zu aufeinanderfolgenden Produktionsstufen führen. So lassen sich unterscheiden:

Auch mehrstufige Betriebe treten auf.

Gewiss hat sich diese industrialisierte Form der tierischen Produktion weit von der bäuerlichen Landwirtschaft entfernt. Insbesondere dann erhält sie einen "agrarindustriellen" Charakter, wenn sie mit den vorgelagerten (Futtermittelfabrik, Stallbaufirmen) und nachgelagerten (Verarbeitung, Vermarktung) Produktionsstufen unter einer einheitlichen Unternehmensführung vereinigt ist. Die bodenunabhängigen Großbestandshalter arbeiten oft auf dem Vertragsweg (Vertragslandwirtschaft) mit bäuerlichen Betrieben zusammen, in die Teilfunktionen ausgelagert werden wie z.B.

Der enorme Kapitalbedarf in der Massentierhaltung kann vielfach nicht mehr von einzelnen Privatpersonen getragen werden, sondern wird von anonymen Kapitalgesellschaften - in den USA oft von multisektoralen Konzernen - aufgebracht. In der Betriebsführung ist hier der Bauer vom Manager abgelöst worden. Infolge der Übernahme von Organisationsformen und Managementmethoden aus der Industrie wird die Massentierhaltung im englischen Sprachraum auch als "factory farming" bezeichnet, in der früheren DDR war der Begriff "industriemäßige Tierproduktion" üblich.

Die Standortwahl für Betriebe der Massentierhaltung erfolgt - im Gegensatz zur sonstigen landwirtschaftlichen Produktion - häufig ohne Rücksicht auf natürliche Faktoren. Die vielfach erwähnten naturräumlichen Standortvorteile wie z.B. die hohe Gülle-Aufnahmekapazität leichter Geestböden oder die klimabedingt niedrigeren Stallbaukosten in den Südstaaten der USA sollen allenfalls marginale Kostenvorteile bieten. Andererseits zählt das trockene Klima des amerikanischen Südwestens zu dessen ausdrücklicher Standortgunst, da es die Ausbreitung von Krankheitserregern deutlich mindert. Auch lief die Ausweitung der Rindermast (feed lots) in den südlichen und zentralen Plainsstaaten parallel zur Erschließung der Grundwasservorräte des Ogallala-Aquifers.

Auch eine Absatzorientierung ist angesichts des relativ hohen Werts der tierischen Produkte nicht zwingend. Die Entwicklung der Transport- und Kühltechnik hat im Gegenteil die Verlagerung der Schlachtbetriebe aus den Verbrauchszentren in die Produktionsräume ermöglicht, wie der Niedergang der Schlachthöfe von Chicago beweist. Unabdingbare Standortanforderung ist aber eine gute Verkehrsinfrastruktur zum Antransport der Futtermittel und zum Abtransport der tierischen Produkte. Da auf Futter etwa 50 % der Produktionskosten entfällt, wird die Nähe der Importhäfen bzw. der Futtermittelwerke gesucht.

Massentierhaltungen sind im früheren Bundesgebiet besonders im Geflügelbereich vielfach in Betrieben ohne nennenswerte landwirtschaftlich genutzte Fläche anzutreffen.

Im Dezember 1995 wurden in Deutschland 58 % aller Masthühner in Beständen mit mehr als 50.000 Tieren gehalten. 63,2 % aller Legehennen standen in Beständen mit über 30.000 Tieren. In der Mastschweinehaltung hatten die Schweine in Beständen ab 1.000 Tieren einen Anteil am Gesamtbestand von 23,3 %, und von den ca. 203.000 Milchkuhhaltern hatten 8,4 % 50 und mehr Tiere, was 35,9 % aller Milchkühe entspricht. Im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedstaaten ist die deutsche Rinder- und Schweinehaltung klein strukturiert.
Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR waren Betriebe mit bis zu 100.000 Tieren (v.a. Schweine) bestückt. Täglich wurden dabei bis zu 2.500 t Gülle in Fließgewässer oder Gülleseen transportiert. In den Niederlanden wurden "Mistbanken" gegründet, welche Gülle in weniger belastete Regionen absetzen sollen.

Mögliche Probleme der Massentierhaltung:

Die immissionschutzrechtliche Begutachtung landwirtschaftlicher Betriebe mit Intensivtierhaltung erfolgt in Deutschland im Rahmen des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG) unter Berücksichtigung bestehender VDI-Richtlinien. Als relevanter Immissionsparameter wird bei diesen Betrieben derzeit (1998) nur die Geruchsbelästigung angesehen. Für hygienisch wichtige Parameter (z.B. Emission von Stallstäuben mit Ammoniak und allergenen Mikroorganismen) bestehen keine Regelungen. Zudem ist 1996 im Rahmen der EU-weiten Harmonisierung des Umweltrechts die Zahl der Tiere deutlich heraufgesetzt worden, von der ab eine Genehmigung des Betriebes erforderlich ist. Nach der Vierten Verordnung zur Durchführung des BImSchG) betrifft die Genehmigungspflicht Anlagen zum Halten oder zur Aufzucht von Geflügel oder zum Halten oder zur getrennten Aufzucht von Schweinen mit

(s. a. Agrarfabrik, agrarindustrielles Unternehmen, Agribusiness, bodenunabhängige Viehhaltung, Futtermittelimporte, industrialisierte Landwirtschaft, Intensivlandwirtschaft, Umweltwirkungen)

Weitere Informationen:

Mast

Das Füttern und Aufziehen von Nutztieren die zur Schlachtung vorgesehen sind. In der Mast bekommen die Tiere in der Regel Grundfutter (Heu, Silage, Getreide, Mais), Eiweißfutter (Sojaschrot, Rapsschrot, Leguminosen) und Mineralstoffe, oft in Fertigfuttermischungen. Dadurch soll nicht nur ein zügiges Wachstum mit Fleischansatz erfolgen, sondern auch Mangelkrankheiten vorgebeugt werden. Durch Zucht und gezielte Fütterung konnten die Mastzeiten verkürzt werden. In der ökologischen Landwirtschaft werden meist keine Futtermischungen verwendet, Eiweiß durch eiweißhaltige Pflanzen zugeführt. Dort dauert die Mast oft länger, das Fleisch muss teurer verkauft werden. Mastzeiten und Mastendgewichte:

Masthilfsmittel

Chemische Hilfsmittel zur Beschleunigung der Gewichtszunahme von Schlachttieren. Erlaubte Masthilfsmittel sind bestimmte Antibiotika, nicht erlaubt (wegen der Gefährdung der menschlichen Gesundheit) sind Hormone, z.B. Thyreostatika und Östrogene.

Matorral

Matorral ist ein spanisches Wort, das zusammen mit tomillares Buschland, Dickicht oder Gebüsch bezeichnet. Es wird zur Benennung und Beschreibung eines Ökosystems mit mediterranem Klima in Südeuropa verwendet. Heute wird der Begriff im weiteren Sinne verwendet und umfasst ähnliche Lebensgemeinschaften, wo immer sie vorkommen.

Mediterrane Region

Matorral bezeichnete ursprünglich die Matorral-Sträucher und -Wälder in den mediterranen Klimaregionen Spaniens und anderer Länder des Mittelmeerbeckens. Diese Strauch- und Waldgebiete sind eine Pflanzengemeinschaft und ein besonderer Lebensraum. Andere allgemein gebräuchliche Bezeichnungen für dieses Lebensraum-Ökosystem des Mittelmeerraums sind:

Mediterrane Matorral-Strauchlandschaften sind oft Teil einer Mosaiklandschaft, die von Wäldern, Waldgebieten, Grasland und Buschland durchsetzt ist.

Amerika

Der Begriff Matorral fand hier im Zuge der spanischen Kolonisierung Amerikas Eingang und wird sowohl für mediterrane (Klima-)Wälder und Buschland als auch für xerische Buschland-Ökosysteme in Mexiko, (Zentral-)Chile und anderswo verwendet.

Matten, alpine

Pflanzenrasen in Gebirgen der gemäßigten Zone, hauptsächlich zwischen Waldgrenze und Schneegrenze. Merkmale sind lange Winterruhe, relativ kurze Vegetationszeit, verbreitete Beweidung, physiognomische Einheitlichkeit, floristische Differenzierung und Artenreichtum.

Maul- und Klauenseuche

Eine anzeigepflichtige, hochinfektiöse Tierseuche der Paarhufer, die durch sehr kleine Viren verursacht wird.

Weitere Informationen:

Mechanisierung

In der Agrargeschichte ein Entwicklungsprozess, bei dem hauptsächlich im Getreideanbau und der Viehwirtschaft der Ersatz menschlicher und tierischer Arbeitskraft durch Maschinen erfolgte. Ziel der Mechanisierung war die Entlastung von anstrengenden körperlichen Tätigkeiten und die Steigerung von Effizienz und Produktivität. Im Verlauf dieses global gesehen zeitlich sehr unterschiedlich ablaufenden Prozesses änderten sich die Produktions- und Wirtschaftsmethoden radikal. Auch ergaben sich enorme Auswirkungen für den Arbeitsmarkt und auf die Bevölkerungsentwicklung von ländlichen und städtischen Gebieten, denn während die Einwohnerzahl in den Dörfern stetig abnahm, stieg sie gleichzeitig in den Städten rapide an.

Die erste Mechanisierungswelle begann Anfang des 19. Jahrhunderts mit von Pferden angetriebenen Dresch- und Erntemaschinen auf den großen Farmen in den USA. 1841 baute Alexander Dean in England die erste Dreschmaschine mit Dampfantrieb.

Auch die ersten Traktoren wurden von Dampfmaschinen angetrieben, eigneten sich aufgrund ihres Gewichts jedoch nicht für alle Böden. Auf weniger tragfähigen Böden in Europa kamen daher indirekte Seilzuglösungen mit am Feldrand stehenden „Pfluglokomotiven“ zum Einsatz. Mit der Erfindung des Verbrennungsmotors wurden Ende des 19. Jahrhunderts auch Schlepper mit diesen ausgerüstet.

1935 baute die Firma Massey-Harris, Kanada, die ersten selbstfahrenden Mähdrescher mit Verbrennungsmotor. Ein Jahr später konstruierte die Firma Claas aus Deutschland den von einem Traktor gezogenen Mäh-Dresch-Binder (MDB). Auf den riesigen US-amerikanischen Feldern setzte sich der Traktor schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts flächendeckend durch, in Europa sollte dies bedingt durch kleinteiligere Strukturen noch mehrere Jahrzehnte dauern.

Dies sind lediglich einige Marksteine der Mechanisierungsgeschichte im Feldbau. Vergleichbare Entwicklungen ergaben sich z. B. auch im Obstbau (Pflückmaschinen), Gartenbau und letzlich auch in der Stalltechnologie (z. B. Melkroboter).

Megafarm

Eher journalistisch-beschreibender als statistisch-rechtlicher Begriff zur Charakterisierung von extrem großen, umsatzstarken Farm- und Ranchbetrieben. Er findet vor allem im englischen Sprachraum Verwendung.

In den USA werden Megafarmen als solche definiert, die mehr als 125.000 Vögel für die Fleischproduktion, 82.000 Legehennen, 2.500 Schweine, 700 Milchkühe oder 1.000 Rinder halten. Diese werden von den US-Behörden als 'Concentrated animal feeding operation' (CAFO) bezeichnet.

Im Jahr 2021 lag die Zahl der Farmen im Vereinigten Königreich, die der US-Definition eines CAFO oder einer Megafarm entsprachen, bei 1.099, wie Untersuchungen ergaben.

Allein in England stieg die Zahl der Megafarmen von 818 im Jahr 2016 auf 944 im Jahr 2020. Davon sind 745 Betriebe für Geflügel und 199 für Schweine. Im Vereinigten Königreich gibt es vier Geflügelbetriebe, die für 1 Million Vögel registriert sind, wobei der größte Betrieb bis zu 1,4 Millionen Tiere hält. Bei den Schweinen halten die drei größten Betriebe mehr als 20.000 Schweine.

In der Genesus World Mega Producer Liste für 2022 sind 42 Betriebe mit mehr als 100.000 Schweinen aufgeführt. Als weltweit größter Produzent führt die chinesische Muyuan Foodstuff Company mit 2,83 Millionen Sauen die Liste an.

Der Anstieg der Sauenproduktion im Vergleich zum Vorjahr führte zu einem Anstieg von 635.429 Tieren. Insgesamt dominierten Unternehmen aus China mit 19 Einträgen die Rangliste, gefolgt von den USA mit 11 Mega-Produzenten. Auch drei Unternehmen aus der Europäischen Union haben es in die Rangliste geschafft; es handelt sich dabei um zwei Produzenten aus Spanien und eines aus Frankreich, von denen das Unternehmen Vall mit 209.805 Tieren das größte ist.

In den USA werden die besonders umsatzstarken Farmen als „Million Dollar Farms“ bezeichnet, für Farmen mit Verkaufserlösen über 5 Mio. US$ findet sich gelegentlich die Bezeichnung „Megafarms“. Diese großen Farmen können in jeder Rechtsform auftreten, so befindet sich nach dem Zensus 2012 jede zweite „Million Dollar Farm“ in Familien- oder Einzelbesitz, und auch bei den unter der Rechtsform Corporation geführten Farmen überwiegen Betriebe mit ausschließlich Familienangehörigen als Anteilseigner.

Eine simple Einteilung in kleine, familiengeführte Betriebe (family farms) einerseits und große, von Kapitalgebern kontrollierte corporate farms andererseits entspricht somit nicht der Realität.

Weitere Informationen:

Mehrbauhof

Eine mehrteilige agrarbäuerliche Behausung, bei der Wohn- und Wirtschaftsfunktion auf mehrere, entweder ganz voneinander getrennte oder mehr oder weniger locker miteinander verbundene Bauten verteilt sind. Der Begriff wird häufig synonym zu Gehöft gebraucht.

Als Übergang zum Ein(heits)hof lassen sich Formen klassifizieren, die aus einem mehrgliedrigen Baukörper bestehen, eine Form, die auch als Sammelbauhof bezeichnet wird.

Nach der Art der Zuordnung der Gebäude zueinander wird zwischen geregelter und ungeregelter Anlage unterschieden. Der ungeregelte Mehrbauhof (auch Haufenhof oder Streuhof) besitzt eine regellose Zuordnung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit einer oft großen Gebäudezahl für die einzelnen Funktionen. Er ist weltweit die am meisten verbreitete Form. Das Siedlungsbild der ländlichen Gebiete Afrikas und Asiens wird von ihr weitgehend beherrscht. In Mitteleuropa war sie ursprünglich weit verbreitet, wich aber aufwendigeren, geregelten Formen. Der Haufenhof findet sich z.T. noch in Nordeuropa, den Alpen, insbesondere in SO-Europa und im Mittelmeergebiet. Hierher gehört auch der Zwiehof (Paarhof) der Alpen.

Bei den verschiedenen Formen des geregelten Mehrbauhofes sind die Gebäude aneinandergereiht oder ordnen sich in geometrischer Form um einen Innenraum. Man unterscheidet zwischen Zwei-, Drei- und Vierseithöfen (Firstlinie nicht durchlaufend) und Zwei-, Drei- und Vierkantern (Firstlinie durchlaufend). Letztere sind beispielsweise in Dänemark, Niederbayern und Niederösterreich vertreten. Der in Europa am weitesten verbreitete Typ des geregelten Mehrbauhofes ist das sogenannte fränkische oder mitteldeutsche Gehöft. Es ist ein Zweiseithof (Hakenhof), Dreiseithof oder Vierseithof, dessen Hofplatz beim Zwei- und Dreiseithof meist durch eine Torwand gegen die Straße abgeschlossen ist. Der Typ reicht bis weit nach SO- und Osteuropa. Das Hofhaus des Orients und das Patiohaus des Mittelmeergebietes und spanisch bzw. portugiesisch kolonisierter Überseegebiete werden ebenfalls den geregelten Formen des Mehrbauhofes bzw. Sammelbauhofes zugerechnet.

Dem Begriff ungeregelter Mehrbauhof entspricht das regellose Gehöft, dem geregelten Mehrbauhof das Regelgehöft.

(s. a. Hofformen)

Mehrfachnutzung

Die Produktion von gewöhnlich zwei oder mehr Kulturpflanzen auf derselben Fläche während einer Vegetationsperiode (oder eines Jahres, wo dies gleichbedeutend ist), um auf diese Weise die Nutzung sowohl zeitlich als auch räumlich zu intensivieren. Die verschiedenen Kulturpflanzen können gleichzeitig angebaut werden, also als Mischkultur, oder nacheinander, also in Anbaufolge.

Mehrfachnutzung ist eine sehr alte, global praktizierte Methode. Sie ist in Ländern der humiden Tropen die am weitesten verbreitete Anbaumethode.

Meierei

1. Das Vorwerk eines Gutes, in vielen Fällen ein Viehhof.

2. Betrieb zur Verarbeitung von Milch- und Milchprodukten.

3. In Gartenanlagen die Bezeichnung für ein landwirtschaftliches Gehöft, das zumeist nicht wirtschaftlich genutzt wird, sondern stattdessen als Staffagebau zum Stimmungsträger wird, indem es auf die Einfachheit und scheinbare Sorglosigkeit des Landlebens verweist, worin arkadische Züge zum Ausdruck kommen.

MEKA

Abk. für Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich, ein 2013 abgelaufenes Programm des Landes Baden-Württemberg zur Unterstützung der heimischen Landwirtschaft bei deren landschaftspflegerischen Leistungen und für ihre Beiträge zur Reduzierung von Produktionsmengen. Dem MEKA lag ein Punktesystem zugrunde, das erbrachte ökologische Leistungen in Abhängigkeit vom Mehraufwand der Arbeit, vom Ertragsausfall und vom landespflegerischen Wert honorierte.

Folgende Leistungen wurden u.a. bewertet:

Mit dem Ende der Förderperiode von MEKA III wurde das Programm über eine Neukonzeption der Agrarumweltprogramme in das neu geschaffene FAKT (Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl) übergeführt.

Melasse

Bei der Zuckerfabrikation aus Zuckerrohr, Zuckerrüben und auch aus Zuckerhirse als Nebenprodukt zurückbleibende zähflüssige, schwarzbraune Mutterlauge; sie enthält etwa 50 % Zucker (Saccharose oder Raffinose), 20 % Wasser, organische und anorganische Verbindungen, Vitamine und Kaliumsalze. Der Zucker kann nicht mehr kristallisiert werden. Bei der Zuckerproduktion haftet Melasse nach der Kristallisation an den Zuckerkristallen und wird durch Schleudern in den Zentrifugen vom Zucker gelöst.

Der größte Teil der Melasse wird in der Landwirtschaft als direktes Futtermittel sowie als Pelletbinder für Futterpellets für Vieh eingesetzt. Wegen ihres Zucker- und Rohproteingehalts ist Melasse für die Rindermast, für Milchkühe, Pferde, Schweine und Geflügel geeignet. In einigen Ländern wird Melasse mit Gras, Mais oder Getreide vermischt, ihre schnell fermentierbaren Zucker beschleunigen die Silierung.

Zudem wird sie als zuckerhaltiger Sirup auf vielfältige Weise im Bereich der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt und stellt als Kohlenstoffquelle einen wichtigen Fermentationsrohstoff im Bereich der Biotechnologie dar (alkoholische Gärung, Backhefeherstellung). In Deutschland wurden beispielsweise im Wirtschaftsjahr 2006/07 über 780.000 t Melasse verwendet, davon 530.000 t für Futterzwecke. In der Hefeproduktion wurden etwa 65.000 t verwendet und fast 10.000 t gingen an Alkoholbrennereien, die restlichen über 170.000 t nutzten sonstige Anwender.

Rohrzucker wurde in früheren Jahrhunderten in Form von Melasse in die Zuckersiedereien der Alten Welt transportiert, da Zucker hygroskopisch ist.

Das Wort Melasse wurde über das Französische (mélasse) und/oder Spanische (melaza) ins Deutsche entlehnt und geht wohl über spätlateinisch mellacium „eingedickter Wein, Mostsirup“ letztlich auf lat. mel „Honig“ zurück.

Melasseschnitzel

Das nach der Entzuckerung der zerkleinerten Zuckerrüben in Form von Schnitzeln übrigbleibende "Rübenmark", das unter Beifügung von Melasse getrocknet und entweder lose oder zu Pellets gepresst erhältlich ist. Diese Melasseschnitzel sind ein energiereiches, lagerfähiges Viehfutter.

Melioration

Melioration bezeichnet alle Bodenkulturmaßnahmen zur Verbesserung des Bodenwasser-, Bodenluft- und Nährstoffhaushaltes mit dem Ziel der Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und der Ertragssteigerung sowie der Verhinderung von Bodenerosion, Bodenversauerung und Bodenversalzung. Meliorationsmaßnahmen i.e.S. sind Ent- und Bewässerung, Entsteinen, Grünlandumbruch, Tieflockerung, Umverteilung des Substrates (im Falle von Substratschichtung), Einbringung von bodenfremden, z.T. synthetischen Stoffen, Kalkung und Düngung sowie Rekultivierung. Auch die Beseitigung von Kleinbiotopen, die aus der Sicht rationeller Landbewirtschaftung Wirtschaftshindernisse darstellen (Feldgehölze, Hecken, Ufervegetation, Ackerrandstreifen usw.) kann dazu gerechnet werden. Die Maßnahmen können auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene stattfinden.

Der erweiterte Begriff der Standortmelioration als Bestandteil der Landeskultur umfasst auch indirekt verbessernde Maßnahmen wie Flurbereinigung, Wind- und Wassererosionsschutz.

Melken

Milchgewinnung aus den Eutern von Kühen, aber auch Schafen und Ziegen. Bis weit ins 20. Jh. wurde die Milch von Hand in Eimer gemolken. Das Handmelken dauerte pro Kuh etwa eine Viertelstunde. Heute werden Melkmaschinen für diese Arbeit eingesetzt. Über die Zitzen der Tiere werden Melkbecher gestülpt und simulieren Saugbewegungen. Die Milch fließt über Rohrleitungen direkt in den Milchtank, wo sie sofort auf eine Temperatur von 4 °C abgekühlt wird. Sie kommt dabei nicht mit Keimen in Berührung.

Eine Arbeitskraft kann auf großen Betrieben bei entsprechender Technik bis zu 100 Kühe Die neueste Entwicklung sind so genannte Melkroboter. Jede Kuh wird durch einen Chip identifiziert, Euter und Zitzen werden automatisch gereinigt und das wird Melkzeug automatisch angelegt und wieder abgenommen. Melkroboter werden wegen ihrer hohen Investitionskosten erst vereinzelt in der landwirtschaftlichen Praxis eingesetzt. Aber diese technische Lösung ist zukunftsweisend.

Melkroboter

Automatische Melkanlage, bei der die Kuh, die gemolken werden möchte, aus eigenem Antrieb die Melkbox betritt. Sofern die Daten auf dem Responder (Computerchip am Halsband der Kuh) das Melken erlauben (Datenabfrage z.B. nach dem letzten Melkzeitpunkt oder dem Gesundheitszustand), schließt der Automat die Box und gibt der Kuh zur Belohnung Kraftfutter. Die Position der Zitzen wird mit einem Laser bestimmt. Nach ihrem Reinigen werden vom Roboterarm die Melkbecher angesetzt, die Kuh wird schonend gemolken. Beim Verlassen der Melkbox wird der Responder der Kuh neu programmiert, die Anlage reinigt sich anschließend selbsttätig.

In Deutschland waren Ende 2008 circa 9000 Anlagen in Betrieb. Außerhalb von Europa werden kaum Melkroboter eingesetzt. In Ländern wie den USA, Japan oder Neuseeland sind entweder die Betriebe zu groß, die Arbeitskräfte zu billig oder der Milchpreis ist zu unsicher, um diese hohe Investition zu riskieren (im Frühjahr 2009 kostete eine Einboxenanlage rund 150.000 Euro).

Gegenwärtig sind folgende Aussagen zum Einsatz von Melkrobotern möglich:

Weitere Informationen:

MEPL

Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum Baden-Württemberg 2014 - 2020 (MEPL III) Mit dem MEPL III wird in Baden-Württemberg die ELER-Verordnung umgesetzt. Der Plan enthält die 16 Fördermaßnahmen (Richtlinien), die von der EU kofinanziert werden. Die MEPL-Maßnahmen sind zentrale Fördermaßnahmen im Rahmen der Integrierten Agrar- und Strukturpolitik. Der gesamte MEPL-Plafonds im Zeitraum 2014 bis 2020 beträgt insgesamt 1,865 Mrd. Euro, davon sind 709 Mio. Euro EU-Mittel. Die Maßnahmen sind 4 Schwerpunkten zugeordnet.

Weitere Informationen:

Mergel

Aus Tonen und feinkörnigen Carbonaten zusammengesetztes Sedimentgestein. Der Kalkgehalt liegt zwischen 35 und 65%.

Bei stark verfestigten Ablagerungen spricht man auch von Mergelstein oder Mergelgestein. Mergel hat sehr unterschiedliche Entstehungsbedingungen. Er entsteht, wenn das feine Material (Ton, Schluff) abgelagert und gleichzeitig Kalk ausgefällt oder ebenfalls abgelagert wird.

Zusammensetzung

Das Gestein enthält sowohl Kalk als auch silikatische Bestandteile meist kleiner Korngröße (Ton und/oder Schluff). Gröberes Material (Sand und Kies) kann vorhanden sein. Weiterhin können je nach Carbonat/Ton-Verhältnis folgende Carbonat-Ton-Mischgesteine unterschieden werden: Kalkstein, mergeliger Kalk, Mergelkalk, Kalkmergel, Tonmergel, Mergelton, mergeliger Ton, Ton.

Mergelablagerungen, die alle Korngrößenklassen umfassen, werden in der Fachsprache als Diamiktit bezeichnet.

Vorkommen

Mergel bzw. Mergelsteine sind weltweit verbreitet und recht häufig. Bekannte Mergelvorkommen in Mittel- und Westeuropa befinden sich in Südlimburg (Niederlande), insbesondere die Mergelgrotten von Maastricht und Valkenburg aan de Geul sind eine lokale Touristenattraktion. Weitere große Mergelvorkommen liegen im Mainzer Becken. In der österreichischen Petrologie werden spezielle lokale Mergelformen auch Tegel genannt.

Verwendung

Mergel ist ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung von Zement. In der Landwirtschaft wurden in der Vergangenheit hauptsächlich trockengelegte Feuchtgebiete (Moore und Sümpfe) mit Mergel aufgewertet; der Kalk neutralisierte die sauren Böden, der Ton stabilisierte den weichen Boden, damit die Äcker begehbar und befahrbar wurden.

Mergelgrube

Heute aufgelassene, aber in der Landschaft noch gelegentlich erkennbare Abbaugruben von Mergel (Kalk-Ton-Gemisch), der vor der Einführung des Kunstdüngers verbreitet zur Düngung bzw. zur Bodenverbesserung diente. Gewonnen wurden die Materialien üblicherweise im damaligen Allmendland.

Metabolite

Abbau- und Umwandlungsprodukte von Pflanzenschutzmitteln, Wirkstoffen und organischen Umweltchemikalien.

Metateria

Süditalienische Form der Teilpacht, bei der nur Parzellen und nicht ganze Höfe verpachtet wurde.

(s. a. Mezzadria)

Methan

Ein sowohl direkt wie auch indirekt treibhauswirksames Spurengas. Methan nimmt pro Molekül im Vergleich zum CO2 das 30fache an Wärme auf.

Methan (CH4) entsteht stets dort, wo organisches Material unter anaeroben Bedingungen (ohne Sauerstoff) abgebaut wird. Die wesentlichen natürlichen Quellen für Methan sind Feuchtgebiete (Sumpfgas), Ozeane und Seen sowie die Aktivität von Termiten; die anthropogenen Quellen sind Naßreisanbau, Viehhaltung, Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdünger, Biomasseverbrennung und Brandrodung in den Tropen, Erdöl/Erdgas-Förderung und -Verteilung, Kohlebergbau, Abwassersysteme und Mülldeponien.

Die wichtigste Abbaureaktion stellt die Umsetzung mit photochemisch in der Troposphäre gebildeten Hydroxylradikalen (OH) dar. Dabei entstehendes Ozon stellt die indirekte Treibhauswirkung des CH4 dar. Unbedeutender sind die gleichen Reaktionen in der Stratosphäre. Daneben vollzieht sich ein mikrobieller Abbau in Böden.

In den vergangenen 200 Jahren stieg die atmosphärische Methankonzentration von etwa 0,8 ppmv auf 1,72 ppmv Anfang der neunziger Jahre. Dieser Anstieg verläuft seit längerer Zeit in etwa parallel mit dem Weltbevölkerungswachstum.

Global ist die Landwirtschaft für knapp 60 % aller anthropogenen CH4-Emissionen (jährliche Gesamtsumme etwa 360 Mio. t CH4) verantwortlich, in Deutschland für 34,2 %.

Die Methanbildung in den Reisfeldern erfolgt durch anaerobe mikrobiologische Prozesse beim Abbau organischer Substanzen im Boden. Anoxische Bedingungen im Boden entstehen als Folge der Überflutung. Die Intensität der Methanbildung hängt von Art und Menge der organischen Substanz im Boden ab, zusätzlich von Temperatur, von einem negativen Redoxpotential im Boden sowie vom pH-Wert ab.

Der Verdauungstrakt von Wiederkäuern und anderen pflanzenfressenden Haustieren ist eine der wichtigsten Methanquellen. Die Haustiere sind mit 16 % an der gesamten globalen bzw. mit 23 % an der anthropogenen Methanemission beteiligt.

Entsprechend der zu erwartenden Zunahme der Tierbestände zur Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung wird auch eine Zunahme der Methanemissionen aus den tierischen Exkrementen prognostiziert:

Möglichkeiten zur Reduktion der in der Tierhaltung anfallenden Methanemissionen:

  1. Verbesserung der Futterzusammensetzung und -verwertung
    - Erhöhung der Verdaulichkeit durch mechanische oder chemische Behandlung des Futters
    - Optimale Ausgewogenheit der Futterzusammensetzung durch Zugabe von limitierenden Nähr- und Wirkstoffen
  2. Leistungssteigerung durch Tierzüchtung
    - Steigerung der Produktionsleistung und Wachstumsrate
    - Steigerung der Reproduktion
    - Verbesserung der Krankheitsresistenz
  3. Veränderung der Pansenmikroflora
    - Gentechnische Veränderung der Pansenmikroorganismen
    - Biotechnologische Beeinflussung durch Zugabe spezifischer Hemmstoffe oder Antibiotika
  4. Leistungssteigerung durch Hormonzugabe (v.a. Wachstumshormone)
    - Rinder-Somatotropin (BST)
    - Anabole Steroide
  5. Verbesserung der Reproduktionsleistung (Beeinflussung der Fortpflanzung)
    - Erzeugung von Zwillingsgeburten
    - Embryo-Transplantation
    - Künstliche Besamung und Brunftsynchronisation

Die drei letztgenannten Maßnahmen sind wegen Gefahren für die menschliche Gesundheit verboten bzw. nur in einigen Ländern zulässig, wie das BST, andere haben technische Grenzen (Veränderung der Pansenmikroflora) oder sind relativ teuer. Eine höhere Einzeltierleistung führt zudem nur dann zu einer Reduktion der Methanemissionen, wenn gleichzeitig die Anzahl der Tiere entsprechend reduziert wird. Die Methanemissionen aus tierischen Exkrementen als zweiter wesentlicher Quelle haben vor allem durch die Flüssigmistsysteme, infolge anaerober Lagerungsbedingungen der Gülle und Jauche zugenommen. Weidehaltung führt zu geringeren Emissionen. Die Flüssigmistsysteme in Deutschland verursachen etwa 90 % der Methanemissionen aus Tierexkrementen.

Mögliche Gegenmaßnahmen sind:

  1. Reduktion der Tierbestände
  2. Verkürzung der Lagerzeiten von Gülle (Verkürzung der Ausbringungsintervalle durch entsprechende Technik, z.B. Schleppschläuche, und besondere Fruchtfolgegestaltung)
  3. Belüftung der Gülle (allerdings mit der Gefahr verstärkter Ammoniakbildung)
  4. Biogasnutzung (mit den Vorteilen: Energiegewinnung, Erzeugung organischen Düngers, Geruchsbeseitigung, Teilhygienisierung, Trennung von flüssiger und fester Phase, Vermeidung von Umweltbelastungen)
  5. Lagerung unter Luftabschluss

Weniger als 1 % der Gülle wird derzeit in Deutschland in Biogasanlagen behandelt. Durch eine weitere Verbreitung von Biogasanlagen könnte die Methanemission aus den Tierexkrementen um 70 % vermindert werden.

Ob eine Reduktion der Zahl von (Methan-emittierenden) Zugtieren und ihr Ersatz durch mit fossilen Treibstoffen betriebenen Traktoren die CO2-Erhöhung in der Klimarelevanz aufwiegt, ist eine noch nicht untersuchte Frage. Immerhin schätzte man für die erste Hälfte der neunziger Jahre, daß 139 Mio. Wasserbüffel, 20 Mio. Kamele, 61 Mio. Pferde, 44 Mio. Esel und 14 Mio. Mulis für Trag- und Zugaufgaben eingesetzt wurden.

(s. a. Treibhauseffekt, Umweltwirkungen)

Weitere Informationen:

Mezzadria

Agrare Betriebsform in Italien (vorwiegend Mittel- und Oberitalien), bei dem die stadtsässigen Eigentümer ihr Land in Halbpacht bestellen lassen. Die Halbpächter (Mezzadri) leisten dabei 50 % der Pachtzahlung als Naturalabgabe aus den Ernteeinkünften. Es handelt sich i.d.R. um Einzelhöfe, die zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Betriebe keine Teilung erfahren. Der Eigentümer versucht eine Überbesetzung der Höfe zu vermeiden, so daß die Größe der bewirtschaftenden Familie abhängig ist von der durchaus unterschiedlichen Größe und Naturausstattung der Betriebe. Die Eigentümer sind zwar stadtsässig, verbringen aber häufig im Sommer einige Monate auf dem Besitz zur Erholung und gleichzeitig zur Beaufsichtigung und Kontrolle des Betriebes.

Wesentliche Kennzeichen der Mezzadria sind:

Durch die starke Einbeziehung des Halbpächters in Entscheidungen, Gewinne und Investitionen besitzt er großes Interesse an den Anbausystemen und nicht zuletzt am Betriebserfolg.

In den letzten Jahrzehnten vollzog sich insbesondere bei den Großbetrieben der bisherigen Mezzadria ein Strukturwandel. Die Eigentümer fassten dabei ihr früher in mehrere Halbpachtbetriebe aufgeteiltes Land zu einem Großbetrieb von 100 bis 1.000 ha zusammen und bewirtschaften ihn "a conto diretto", d.h. auf eigene Rechnung.

(s. a. Metateria)

micro catchment

Kleine Wassersammel-Parzelle von ca. 1 - 3 Ar Größe, deren Oberfläche komprimiert und eingeebnet ist, damit sich Oberflächenwasser bildet. Dieses fließt den tiefstgelegenen Teilen der Parzelle zu, wo sich die jeweiligen Kulturpflanzen befinden. Die Form der Wassersammel-Parzelle ist quadratisch oder streifenförmig, je nach Gelände- und Kulturart. Ihre Größe wird durch die Niederschlagsverhältnisse und den Wasserverbrauch der angebauten Kultur bestimmt. Auf jeden Fall muß der wassersammelnde Teil der Parzelle außerhalb des Wurzelbereiches der Kultur liegen.

(s. a. Bewässerung, Bewässerungswirtschaft, water harvesting)

Miete

Frostfreie, kaum mehr praktizierte Winterlagerungsmethode für Futterrüben und Kartoffeln auf der Feldflur; meist am Rande des abgeernteten Feldes. Zur Abdeckung und als Schutz (Frost, Reduzierung der Atmung) wurden früher eine Schicht Stroh und darüber eine Schicht Erde verwendet, heute kommt meist zusätzlich eine Plastikfolie zum Einsatz. Die moderne Futterkonservierung erfolgt heute überwiegend in Silos.

Mikrobewässerung

Bewässerungsverfahren, bei dem nur ein kleiner Teil des Bodens bewässert wird. Im Unterschied zu Regnern/Sprinklern wird nur eine sehr geringe Wassermenge ausgebracht. Der Vorteil ist, dass man unebene Flächen gut damit bewässern kann.

Zur Mikrobewässerung gehören die Verfahren der Tropfbewässerung, Sprühbewässerung und der Unterflurbewässerung. Diese Verfahren sind i.d.R. ortsfest installiert. Die Tropfleitungen werden mit eingebauten oder aufgesetzten Tropfern angeboten, welche porös, düsenartig oder mikrokanalartig ausgebildet sind. Bei der Sprühberegnung wird das Wasser von den Düsen nicht tropfenweise, sondern in Einzelstrahlen oder als Wasserschleier verteilt.

Mikrofarming

Konzept einer biointensiven Landwirtschaft mit dem Ziel auf kleinster Fläche rentabel zu wirtschaften. Das Konzept verlangt viel Handarbeit. Im Mittelpunkt steht ein gesunder Boden. Bislang gedeihen Mikrofarmen vor allem in Kanada, den USA und Japan. Hier gibt es eine Vielzahl an Betriebskonzepten, die permakulturelle oder agrarökologische Erkenntnisse und Techniken anwenden.

Viele dieser Betriebe ähneln sich in wichtigen Bereichen: Sie gleichen sich vor allem darin, dass sie eine ganzheitliche Perspektive und das Denken in Kreisläufen in ihren Betrieben kultivieren. Die kultivierte Fläche beträgt meist weniger als 1,5 Hektar (Mikrofarming). Darauf werden mehr als 30 verschiedene Gemüsesorten angebaut und über direkte Vermarktungswege wie etwa auf dem Wochenmarkt, im Hofverkauf, an Restaurants oder im Rahmen einer Solidarischen Landwirtschaft vertrieben (Marktgärtnerei). Der Anbau erfolgt biologisch und intensiv, sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Perspektive unter gleichzeitiger Steigerung der Biodiversität und der Bodenfruchtbarkeit (biointensiv).

Angebaut wird in der Regel saisonales Frischgemüse wie Tomaten, Salat oder Frühlingszwiebeln. Denn der Anbau dieser Kulturen per Hand verspricht im Gegensatz zu vielen lagerfähigen Gemüsen wie Kartoffeln oder Möhren mehr Gewinn.

Weitere Informationen:

Mikronährstoff

Mikronährstoffe sind essentielle Stoffe, die wir Menschen, aber auch pflanzliche und tierische Organismen aufnehmen müssen. Sie werden jedoch nur in geringen Mengen benötigt. Mikronährstoffe dienen z. B. dem Aufbau von Makromolekülen oder als Kofaktor für essentielle Enzymreaktionen. Andere Mikronährstoffe haben eine antioxidative Wirkung.

(s. a. Makronährstoff)

Milch

Eine weiße, trübe Emulsion von Proteinen, Milchzucker und Milchfett in Wasser. Der Mensch nutzt die Milch vieler domestizierter Tiere als Nahrungsmittel. Gebildet wird sie in den Milchdrüsen von Säugetieren, die damit ihre Neugeborenen nähren.

Milch wird global vor allem von Kühen (83 % der Weltproduktion), Büffeln (13 %), Ziegen (2 %), Schafen (1 %) und Kamelen (0,4 %) gewonnen (FAO Dairy Gateway). Andere Tiere wie Yaks, Pferde, Rentiere und Esel sind allenfalls in begrenzten Regionen von Bedeutung. Welche Tierart wo wichtig ist, hängt von den klimatischen bzw. ökologischen Bedingungen ab.

Für die Nahrungsmittelindustrie Europas wie der auch der anderen Industrieländer sind Milchkühe der Hauptlieferant, in den Bergen, ertragsschwachen Gegenden und in früheren Zeiten auch das Schaf (Schafsmilch) und die Ziege (Ziegenmilch). Für Trinkmilch melkt der Mensch auch Hauspferde (Stutenmilch) und Hausesel (Eselsmilch), Yaks in West-China/Tibet, in den Anden Südamerikas teilweise auch Lamas (selten). Hoch im Norden wird auch die Milch der Rentiere genutzt; in Asien und Italien zur Käseproduktion (Mozzarella di Bufala) werden Wasserbüffel gemolken und Büffelmilch gewonnen; im arabischen Raum wird, neben Ziegen- und Schafmilch, Milch von Kamelen konsumiert.

In manchen Kulturen, welche meist aus Hirten und Nomaden hervorgegangen sind, steht die Milchtierhaltung, die Milch und ihre Produkte (etwa Käse, Joghurt) im Mittelpunkt der Ernährung und damit auch des Lebens. Ähnlich ist dies auch in der westlichen Welt. Andererseits gibt es auch Völker, die außer Muttermilch gar keine Milch verwenden.

Milch wird traditionell zu Produkten wie Sahne, Butter, Joghurt, Kefir, Eiscreme weiterverarbeitet, industriell aber zusätzlich zu Casein, Molkeprotein, Laktose, Kondensmilch oder Milchpulver.

Die weltweite Produktion von Milch stieg zwischen 1983 und 2013 von 500 Mio. t auf 769 Mio. t und damit um über 50 % (FAO Dairy Gateway). In Deutschland gab eine Milchkuh 2018 im Durchschnitt 8.059 Kilogramm Milch . Dabei entspricht 1 Liter Milch 1,02 bzw. 1,03 Kilogramm. Solche enormen Mengen sind das Ergebnis einer zielgerichteten Zucht auf hohe Milchleistungen. Damit hat sich die Milchmenge gegenüber 1950 weit mehr als verdreifacht. Selbst im Vergleich zu 1990 gab es einen Zuwachs um rund 66 Prozent.

Am Tag kommt eine heutige Milchkuh damit auf fast 26 Liter Milch. Bei dieser Rechnung geht man davon aus, dass eine Kuh im Durchschnitt an 305 Tagen im Jahr Milch gibt. Nach der Geburt eines Kalbes wird eine Kuh etwa 10 Monate lang gemolken. Danach hat sie 6 bis 8 Wochen Melkpause und erholt sich in dieser Zeit. (BLE)

Milchpreis 2022: Wie viel bekommen Landwirtinnen und Landwirte?

Milchpreis 2022: Wie viel bekommen Landwirtinnen und Landwirte?
(Cent pro Kilogramm)

Im Jahr 2022 erhielten Milchbäuerinnen und -bauern im Durchschnitt 53,18 Cent pro Kilogramm konventionell erzeugter Milch von deutschen Molkereien. Dabei entspricht ein Liter Milch 1,03 Kilogramm. Für Biomilch gab es rund neun Prozent mehr, nämlich 58,19 Cent pro Kilogramm. Das bedeutete für konventionelle Betriebe ein Plus von 16,9 Cent (+46,6 Prozent) und für Bio-Betriebe ein Plus von 7,9 Cent (+15,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Im konventionellen Bereich wurde im November sogar die 60-Cent-Marke geknackt.

Verglichen mit den vorangegangenen Jahren haben sich die Preise für Biomilch und konventionell erzeugte Milch deutlich angenähert. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf die Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher im Biosegment als Folge der insgesamt stark gestiegenen Lebensmittelpreise.

Quelle: BLE

Im Deutschen wird der Ausdruck „Milch“ vornehmlich als ein Synonym für Kuhmilch gebraucht. Im Handel innerhalb der Europäischen Union darf allein die Milch von Kühen als „Milch“ bezeichnet werden (§ 2 der Milchverordnung definiert „Milch“ als „das durch ein- oder mehrmaliges tägliches Melken gewonnene, unveränderte Eutersekret von zur Milchgewinnung gehaltenen Kühen“). Bei Milch anderer Säugetiere muss zusätzlich die Tierart angegeben werden (z. B. Ziegenmilch, Schafmilch, Pferdemilch bzw. Stutenmilch, Kamelmilch, Büffelmilch). Dementsprechend werden Soja-Getränke im Handel auch nicht als „Sojamilch“ ausgewiesen.

Die in den landwirtschaftlichen Betrieben erzeugte Milch wird in den Molkereien be- und verarbeitet und gelangt über verschieden Stufen zum Verbraucher, schematisch dargestellt in der unten folgenden Grafik.

Der als Veredelung bezeichnete Herstellungsprozess von zahlreichen Milchprodukten kann als kontrollierter „Verderb“ aufgefasst werden, da hier vor allem der originären Milchflora zugehörende Milchsäurebakterien wirken. Gleiches gilt auch für die Zugabe von Lab, was bewirkt, dass die Milch – ähnlich wie die gesäuerte – koaguliert.

Die Verarbeitungsstätten nennt man Molkereien (früher teilweise auch Meiereien) bzw. Käsereien, typische Produkte sind Sahne, Butter und Buttermilch, Käse, Sauermilch.

Milchrohstoffe (Derivate für die Weiterverarbeitung) sind etwa Milchpulver, Molkepulver (Speiseeisproduktion, Zusätze zu anderen Lebensmitteln), Lactose (Milchzucker) und Ähnliches in Lebensmittelherstellung, Pharmazie, Kosmetika usw., Kasein als Klebersubstanz in zahlreichen Branchen.

Die Nahrungsmittelindustrie verarbeitet die Milch in zahlreichen Formen und zu vielfältigen Produkten, angefangen von Butter, Rahm, der Verkäsung bis hin zu Backwaren- oder Speiseeisherstellung, sowie Derivaten, vom Einsatz in der Fleischverarbeitung oder in der Fertignahrungsherstellung bis hin zur Pharmazie und Kosmetika (Milchrohstoffe).

Wertschöpfungskette von Milch
Wertschöpfungskette von Milch

Quelle: BLE

(s. a. Milchquote, Milchtierhaltung)

Weitere Informationen:

Milchaustauschfuttermittel

Mischfuttermittel, die dazu bestimmt sind, unverändert oder mit Flüssigkeit zubereitet an Mastkälber oder, in Ergänzung oder als Ersatz der postkolostralen Muttermilch, an andere Jungtiere verfüttert zu werden.

Milchquote

Obsolete Regelung der Gemeinsamen Agrarpolitik, in der zur Einschränkung der Milchproduktion und damit zum Abbau von Überschüssen seit 1985 jedem Mitgliedstaat die volle Preisgarantie nur noch für eine bestimmte Milchmenge zugesagt wurde. Den Mitgliedstaaten oblag die Aufteilung der Quote auf die einzelnen Betriebe. Bei einer Überschreitung der zugeteilten Produktionsmenge musste der Betrieb eine "Mitverantwortungsabgabe" entrichten.

Die EU-Milchquotenregelung ist zum 31. März 2015 ausgelaufen. Die Milchquotenregelung wurde eingeführt um der früher starken Überproduktion Herr zu werden, die Einkommen der Milcherzeuger zu sichern und den Fortbestand der Milchviehbetriebe zu sichern. Rückblickend scheint die Quotenregelung ihre Ziele nicht erreicht zu haben. Sie hat weder zu stabilen Erzeugerpreisen geführt noch den Strukturwandel aufgehalten:

Mit dem Auslaufen der Quotenregelung erhalten die Milcherzeuger die Verantwortung zurück, die erzeugte Rohmilchmenge selbst zu bestimmen.

Für schwierige Marktsituationen und Krisenzeiten steht auch nach dem Auslaufen der EU-Milchquotenregelung ein Maßnahmenbündel zur Verfügung und Milcherzeuger erfahren weiter staatliche Unterstützung. Zentraler Baustein der staatlichen Einkommenspolitik sind entkoppelte, regional für Grünland und Ackerflächen einheitliche Direktzahlungen. Das vorhandene Sicherheitsnetz für den Milchbereich wurde durch die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ausgeweitet, ohne dauerhaft direkt ins Marktgeschehen einzugreifen. Es sieht neben privater Lagerhaltung und Intervention auch vor, dass die Europäische Kommission bei außergewöhnlichen Marktkrisen weitere erforderliche Maßnahmen ergreifen kann.

Seit die Milchquotenregelung zum 31. März 2015 ausgelaufen ist, sind die Betriebe stärker zu unternehmerischen Entscheidungen über die Produktionsmenge und die Entwicklung des eigenen Betriebes gezwungen. Allerdings fand auch in den 31 Jahren der Milchquotenregelung ein starker Strukturwandel statt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist von 1984 bis 2014 die Anzahl der deutschen Milcherzeuger von 369.000 auf 78.000 zurückgegangen. Das entspricht einem Rückgang von 79 Prozent. Und Schwankungen des Erzeugerpreises für Rohmilch gab es in dieser Zeit nach Angaben des Deutschen Bauernverbands ebenfalls auf bis zu 20 Cent/kg. Die Aufgabe von Milchviehbetrieben fand sowohl bei geringem als auch bei hohem Preisniveau statt.

Milchtierhaltung

Zweig der Nutztierhaltung zum Zwecke der Milchgewinnung. Hinsichtlich der Marktorientierung ist zu unterscheiden zwischen Milchtierhaltung in

Milchtierhaltung bei Rindern

Spezialisierungen in der Milchtierhaltung und unterschiedliche sozio-ökonomische Rahmenbedingungen führten zu verschiedenen Betriebsgrößen und -organisationen:

Die Milchviehhaltung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die wirtschaftliche Erzeugung von Milch gelingt nur mit einer hohen Milchleistung der Kühe und in einem geeigneten Stall mit moderner Melktechnik.

Eine Kuh gibt pro Tag rund 50 Liter Milch. Im Jahr sind dies 18.250 Liter Milch pro Kuh, was einem Gewicht von 7.650 kg entspricht. Im Altertum soll eine Kuh nicht einmal 10% der Milchleistung von heutigen Kühen ergeben haben. Im Jahr 1850 lag die durchschnittliche Milchleistung einer Milchkuh bei rund 1.000 kg pro Jahr. Die Produktionsmenge wurde somit von 500 – 600 kg auf 6.000 – 10.000 kg im Jahr pro Kuh gesteigert.

Auch das Gewicht der Kuh hat sich durch die Zucht- und Futtermaßnahmen gesteigert, von rund 250 kg im Jahr 1850 auf ein heutiges Durchschnittsgewicht von 600 - 700 kg.

Ursachen der extremen Steigerung der Milchleistung:

Haltungsmethoden

In einem Anbindestall hat jede Kuh ihren festen Platz, an dem sie schläft, frisst und wiederkäut. Dieses Haltungssystem widerspricht einer modernen Tierhaltung, so dass heute meist Laufställe gebaut werden. In der ökologischen Tierhaltung sind Anbindeställe seit Ende 2013 verboten. Ausnahmeregelungen gelten für Kleinbetriebe.

In Laufställen können sich die Kühe frei bewegen, im ökologischen Landbau ist eine Mindestfläche von 6 m² pro Tier vorgeschrieben. Die Stallfläche ist in die Funktionsbereiche Fressen, Liegen und Laufen aufgeteilt. Gemolken wird in einem Melkstand, den die Tiere entweder zu vorgegebenen Melkzeiten aufsuchen, oder fortlaufend mithilfe eines sogenannten Melkroboters. Gegenüber der mobilen Melktechnik im Anbindestall bieten beide Varianten große Vorteile.

Die Haltung auf der Weide ist ideal für Kühe, jedoch verfügt nicht jeder Hof über eine Weidefläche oder die Fläche ist zu weit entfernt. In den letzten Jahren hat in Deutschland die Stallhaltung ohne Weidegang stark zugenommen. Um den Tieren trotzdem frische Luft zu verschaffen, werden die Laufställe mit einem Auslauf kombiniert. Im ökologischen Landbau haben die Tiere Anspruch auf frische Luft oder Weidegang.

Kühe lieben es kühl: Die optimale Stalltemperatur liegt bei 7 °C. Selbst starke Fröste machen ihnen nichts aus. Schon ab 17 °C ist es Kühen zu warm und die Milchleistung sinkt. (BZfE)

Im Jahr 2020 gab es in Deutschland rund 11,5 Mio. Rinderhaltungsplätze. Etwas mehr als die Hälfte der Haltungsplätze für diese Nutztiere verteilt sich auf Bayern (25,3 Prozent), Niedersachsen (22,0 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (11,0 Prozent). Der Süden Deutschlands ist durch kleine Familienbetriebe geprägt. Diese bestehen meist seit vielen Jahrzehnten und sind Teil der gewachsenen Kulturlandschaft. Hier gibt es einen großen Anteil an Anbindeplätzen, einer Haltungsform die seit Längerem im gesellschaftlichen Fokus steht. Regionale Gegebenheiten erschweren häufig eine Umstellung auf platzintensive Laufställe. Neben der Anbindehaltung ist die Weidehaltung auf den Almen eine wichtige Form der Haltungsart. Oft werden beide Haltungsverfahren miteinander kombiniert. Deutschlandweit ging der Anteil der Anbindehaltung in den letzten zehn Jahren um 11,5 Prozent zurück.

Der größte Anteil an Haltungsplätzen mit Weidegang befand sich jedoch nicht in Bayern, sondern im Norden. Spitzenreiter war im Jahr 2019 Schleswig-Holstein mit 50,9 Prozent (Deutschland: 31,4 Prozent). In den ostdeutschen Bundesländern standen die Rinder hingegen durchschnittlich am seltensten auf der Weide. Dort wurden sie aber auch nur in wenigen Fällen angebunden. Die vorherrschende Haltungsform von Mecklenburg-Vorpommern bis Thüringen war der Laufstall mit rund 94 Prozent. Insgesamt stieg der Anteil an Laufstallhaltung in den letzten zehn Jahren deutschlandweit um 8,5 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn ausschließlich die Haltungsplätze für Milchvieh betrachtet werden.

Anteile von Haltungsverfahren und Weidegang bei Milchkühen in den Bundesländern im Jahr 2020 in Prozent (ohne Stadtstaaten)

Anteile von Haltungsverfahren und Weidegang bei Milchkühen in den Bundesländern im Jahr 2020 in Prozent (ohne Stadtstaaten)

Etwas mehr als die Hälfte der Haltungsplätze für diese Nutztiere verteilt sich auf Bayern (25,3 Prozent), Niedersachsen (22,0 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (11,0 Prozent). Der Süden Deutschlands ist durch kleine Familienbetriebe geprägt. Diese bestehen meist seit vielen Jahrzehnten und sind Teil der gewachsenen Kulturlandschaft. Hier gibt es einen großen Anteil an Anbindeplätzen, einer Haltungsform die seit Längerem im gesellschaftlichen Fokus steht.

Deutschlandweit ging der Anteil der Anbindehaltung in den letzten zehn Jahren um 11,5 Prozent zurück.

Quelle: Destatis 2021

In Deutschland hatte ein Betrieb im Jahr 2020 Haltungsplätze für durchschnittlich 115 Rinder. Ein deutlicher Unterschied der Betriebsgröße lässt sich zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern feststellen. In den ostdeutschen Bundesländern hatte ein Betrieb 2020 durchschnittlich 263 Tiere, wohingegen im Westen rund 103 Rinder auf einem Hof gehalten wurden. /Auf den flächenstarken Betrieben in Niedersachsen und Schleswig-Holstein gab es mit durchschnittlich 170 bzw. 192 Tieren die größten Betriebe im Westen Deutschlands.

Durchschnittlich Anzahl von Rinderhaltungsplätzen pro Betrieb in Deutschland 2020 (ohne Stadtstaaten)

Durchschnittliche Anzahl von Rinderhaltungsplätzen pro Betrieb in Deutschland 2020 (ohne Stadtstaaten)

In Deutschland hatte ein Betrieb im Jahr 2020 Haltungsplätze für durchschnittlich 115 Rinder. Ein deutlicher Unterschied der Betriebsgröße lässt sich zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern feststellen.

Quelle: Destatis 2021

Wirtschaftliche Aspekte

Im Jahr 2019 lieferten rund 59.900 deutsche kuhhaltende Betriebe insgesamt 31,7 Millionen Tonnen Milch an die Molkereien. 2018 waren es noch rund 63.000 Milchkuhhalter. Mit rund 1,2 Millionen Tonnen lag der Anteil ökologisch erzeugter Milch an der Milchlieferung erstmalig bei 3,7 Prozent.

Neben der Zahl der Betriebe verringerte sich auch die Anzahl der Milchkühe um 2,2 Prozent auf vier Millionen Tiere. Der Durchschnittsbestand hingegen stieg von 65 auf 67 Milchkühe pro Halter. Der Milchertrag pro Tier nahm 2019 ebenfalls erneut von 8.068 kg (2018) auf 8.250 kg zu.

Im Jahr 2019 verbrauchten die Deutschen insgesamt 4,1 Millionen Tonnen Konsummilch (-3,4 Prozent im Vergleich zu 2018). Somit setzte sich der rückläufige Trend auch beim Pro-Kopf-Verbrauch weiter fort: Dieser lag mit 49,5 kg erstmals unter 50 kg. Aufgrund des geringeren Konsums wuchs der Selbstversorgungsgrad um knapp ein Prozent auf 111,7.

Groß sind die regionalen Unterschiede. Die größten Herden befinden sich in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit einer Durchschnittsgröße von 226 bzw. 224 Tieren. Relativ klein sind die durchschnittlichen Milchviehbestände in Bayern (37 Kühe), Baden-Württemberg (43 Kühe) oder Hessen (47 Kühe).

Durchschnittliche Treibhausgasemission der Milchkuhhaltung bezogen auf einen Liter Milch

Bei der Produktion von einem Liter Milch zum Beispiel werden durch die Entstehung von Methan in Deutschland ca. 1,1 kg CO2-Äquivalente freigesetzt. Das liegt deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 2,4 kg und ist weit entfernt von den Emissionswerten Afrikas und Asiens mit 7,5 beziehungsweise 3,5 kg CO2-Äquivalent je Liter Milch.

Quelle: IFEU 2014 und FAO 2010 nach DBV Situationsbericht 2018/19

(s. a. Milch, Milchquote)

Weitere Informationen:

Millethirsen

Kleinfrüchtiges Spelzgetreide zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gehörend. Millethirsen (Paniceae, auch Echte Hirsen oder Kleine Hirsen genannt) bilden neben den Sorghumhirsen eine von zwei Hauptgruppen von Hirsearten. Zu den Millethirsen gehören die meisten Gattungen, z. B. Rispenhirse (Panicum), Kolbenhirse (Setaria), Perlhirse (Pennisetum), Fingerhirse (Eleusine) und Teff (Eragrostis). Die Körner dieser Gattungen sind recht klein, die Erträge entsprechend gering (ca. 7–9 dt/ha). Daher werden sie heute vor allem auf Grenzertragsböden in Trockengebieten der gemäßigten, subtropischen und tropischen Regionen angebaut - oft von Subsistenzbauern und als famine crop, also als Notversicherung in Hungersnöten.

Millethirsen sind in einigen Teilen Afrikas und Asiens (Niger, Nigeria, Indien) regional weiterhin bedeutend, werden aber immer mehr von anderen Anbaufrüchten (z. B. Mais) verdrängt. Millethirsen werden ähnlich verwendet wie Sorghumhirse, insbesondere für traditionelle Gerichte sowie alkoholische und nicht-alkoholische Getränke.

Der Begriff „Millet“ wird überwiegend in der englischen und französischen Sprache verwendet. In Afrika spricht man häufig auch von Milo oder Milocorn.

(s. a. Hirse, Sorghumhirse)

Milpa-System

Mit Brandrodung verbundene Form des Wanderfeldbaus in Zentralamerika. Diese seit Jahrhunderten betriebene Anbauform dient der Subsistenzwirtschaft überwiegend der indigenen Mayavölker Mexikos, Guatemalas, Honduras’ und El Salvadors.

Typisch für die Milpa sind die drei Pflanzen Mais, Bohnen und Kürbisse, die gemeinsam angebaut werden und eine Symbiose bilden: Der Mais dient den Bohnen als Rankhilfe, die Bohnen wiederum liefern dem Mais Stickstoff, während die großen Blätter des Kürbisses den Boden abdecken und so Erosion durch Regen und Austrocknung verhindern. Abhängig von den lokalen Gegebenheiten werden mehrere Arten und Sorten dieser Nutzpflanzen angebaut und auch weitere Pflanzenkombinationen angepflanzt, so dass die Milpa eine wichtige Rolle für die Erhaltung der Artenvielfalt sowie der genetischen Vielfalt der Nutzpflanzen spielt. Häufig findet die Bewirtschaftung der Milpas im Wechsel von etwa zweijährigem Anbau, mehrjähriger kontrollierter Sukzession und anschließender Brandrodung als Vorbereitung für einen erneuten Anbau statt.

Zusammen mit dem huerto-jardín (dt. Garten) bildet die Milpa das Grundgerüst der Landwirtschaft der Mayas. Sie bewirtschaften die Felder gemäß ihrer Kosmovision. Danach werden vor dem Anlegen einer Milpa, während ihrer Bewirtschaftung und für die Ernte Rituale durchgeführt, die die Natur für die Nutzung um Erlaubnis bitten und ihr für diese danken sollen. Die Maispflanze ist für die Mayas von herausragender Bedeutung, da sie zum einen Hauptnahrungsmittel ist und zum anderen nach dem Schöpfungsmythos des Popol Vuh die Mayas von den Göttern aus Maisbrei geformt worden sind.

Durch die Vertreibungen durch die europäischen und US-amerikanischen Kolonisatoren und die gezielte Tötung der Mayapriester im bewaffneten Konflikt von Guatemala haben viele Gemeinden Teile ihres landwirtschaftlichen Wissens verloren. Man findet deswegen auch Milpas, auf denen nur Mais angebaut wird.

(s. a. shifting cultivation)

Mindestpreis

Vom Staat festgelegte Untergrenze für die Erlöse bestimmter Produkte zum Schutz eines Wirtschaftszweiges. Auch in einigen Marktordnungen der Gemeinsame Agrarpolitik sind Mindestpreise vorgesehen.

Mineralboden

1. Boden, bei dem die Festsubstanz aller Bodenhorizonte - mit Ausnahme der Humusauflage - mindestens zu 70 %, i.d.R. jedoch zu mehr als 95 % aus anorganischen (mineralischen) Substanzen besteht und bei dem entweder keine H-Lagen oder nur solche von <30 cm Mächtigkeit vorliegen.

2. Bodenprofilbereich unterhalb einer Humusauflage, in dem die Gehalte an Humus unter 30 % liegen müssen.

(s. a. Bodenprofil)

Mineraldünger

Entweder direkt verwendete, natürlich vorkommende Mineralstoffe (mineralische Naturdünger) oder zur besseren Aufnehmbarkeit oder Anpassung an den Pflanzenbedarf chemisch aufbereitete Stoffe (viele Phosphat- und Kalidünger). Die meisten N-Dünger werden allerdings synthetisch aus dem Luftstickstoff hergestellt (wobei der organische Dünger Harnstoff aus gesetzlicher Sicht auch zu den Mineraldüngern zählt). Entsprechend ihrer fabrikatorischen "künstlichen" Herstellung werden die Mineraldünger auch als "Kunstdünger" bezeichnet.

Mineraldünger werden als Einzel- oder Mehrfachnährstoffdünger angeboten. Sie werden vom Ort ihrer Produktion (Fabriken nahe der Rohstoffbasis) über weite Strecken und i.d.R. mit mehr als einem Transportmittel transportiert und zwar mit Hochseetankern, Binnenschiffen, Zügen, LKW, manchmal auch als Flüssigkeit oder Gas durch Pipelines.

Die wichtigsten Vorteile von anorganischen Düngemitteln sind, dass ihr Nährstoffgehalt hoch und bekannt ist, und dass die Freisetzung von Nährstoffen schnell erfolgt. Die moderne, industrialisierte Landwirtschaft hängt sehr stark vom Einsatz dieser Düngemittel ab, denn modernes Saatgut ist vor allem reaktionsstark auf Mineraldünger. Der Einsatz in Entwicklungsländern ist demgegenüber schwieriger, da Mineraldünger teuer ist und gutes agrarisches Wissen nötig ist, um die korrekte Art des Düngers sowie die Menge und den Zeitpunkt seiner Anwendung zu bestimmen.

Üblich wurde die Mineraldüngung nach der Begründung der Agrikulturchemie durch J. von Liebig (1803 - 1873). Kunstdünger (Ammoniumsulfat) wurde erst nach 1820 als Nebenprodukt der Verkokung hergestellt. 1855 entstand in Lehrte die erste Superphosphatfabrik in Deutschland. Nachdem 1839 bei Staßfurt Kalisalze erbohrt worden waren, gewann die Kalidüngung nach 1860 rasch an Bedeutung. Der wichtigste Schritt für die Phosphatdüngung erfolgte 1885 mit der Anwendung von Thomasmehl (gemahlene Thomasschlacke). Ab 1910 fand synthetisch gewonnener Stickstoff Verwendung.

Mineralische Düngemittel können in Abhängigkeit von der Herkunft ihrer Rohstoffe oder aufgrund der Herstellungsverfahren mit Schadstoffen belastet sein. Es werden vor allem Cadmium (überwiegend aus Phosphatdüngern) und Chrom, in geringerem Ausmaß Blei, Nickel und Arsen eingetragen. Ein dringend erforderlicher EU-weiter Cadmium-Grenzwert besteht nicht (2018).

Weitere Informationen:

Mineralfuttermittel

Ergänzungsfuttermittel, die überwiegend aus mineralischen Einzelfuttermitteln zusammengesetzt sind, mindestens 40 % Rohasche enthalten und vitaminisiert sowie mit bestimmten Spurenelementen angereichert sein können. Es dient zu Versorgung der Tiere mit den Mengenelementen Calcium, Phosphor, Natrium und Magnesium. Nahezu alle Mineralfuttermittel enthalten auch Spurenelemente und Vitamine. Außerdem können weitere Zusatzstoffe wie Aminosäuren (Schweine und Geflügel),  Säuren, Probiotika, Enzyme, Aromen und andere zugesetzt sein.

Für jede Tierart muß abhängig von der Grundfutterbasis eine gezielte Auswahl des passenden Mineralfuttermittels vorgenommen werden. Fertig gekaufte Mischfutter enthalten bereits einen leistungsgerechten Mineralausgleich.

Mineralisation

Auch Mineralisierung; biochemische Zersetzung von organischer Masse (Nichthuminstoffe) durch Mikroorganismen im Boden, wobei die Pflanzennährstoffe (anorganische, mineralische Substanzen) frei und verfügbar werden. Die Mineralisation ist eine Teilprozeß der Verwesung. Dabei wird Energie freigesetzt, was deutlich wird an der Erwärmung von Stallmist oder Kompost. Unter aeroben Bedingungen (gute Bodendurchlüftung) handelt es sich um Oxidations- (mikrobielle Veratmung) unter aeroben Bedingungen um Reduktionsprozesse. Je nach ihren Inhaltsstoffen ist organische Substanz leicht oder schwerer mineralisierbar. Die Mineralisation ist ein wichtiges Glied im Nährstoffkreislauf eines Ökosystems, da durch sie ein großer Teil der Nährstofffreisetzung und damit die Pflanzenernährung gewährleistet wird.

Mineralisierer sind ausnahmslos bestimmte Pilz- und Bakterienarten, die organische Stoffe im Prozess der Respiration unter Freisetzung von CO2 (oder, bei Sauerstoffmangel, von Methan) wieder in anorganische Verbindungen zerlegen, die dann von den Primärproduzenten aufgenommen werden können.

Mineralsalze

Unter natürlichen Bedingungen im Boden enthaltene Nährstoffe für die Pflanzen. Die wichtigsten sind N, K, Ca, Mg, P, S, auch Hauptnährelemente genannt.

Stickstoff kommt im Boden als Nitrat oder Ammoniumsalz vor. Das Ammonium entsteht beim Abbau von Aminosäuren, bzw. beim Humusabbau ("ständig fließende Stickstoffquelle"). Daneben können in schlecht durchlüfteten Böden auch Nitrit, N2O, NO und NO2 vorkommen; sie spielen für die Pflanze aber keine große Rolle.

Die wichtigste Phosphorquelle im Boden sind die Phosphate, Salze der Orthophosphorsäure. Phosphate können aus natürlichen Mineralphosphaten (= Apatite) durch Verwitterung freigesetzt werden. Sie werden dann von den Bodenkolloiden oder dem Humus adsorbiert. Phosphor ist in vielen Naturböden ein Minimumfaktor, da die Nachlieferung aus Mineralien schlecht ist.

Kaliumionen können z.B. aus Feldspat und Glimmer durch Verwitterung freigesetzt werden. Diese Ionen werden dann an Tonmineralen sorbiert. K kann aber im humiden Klima rasch ausgewaschen werden, was in fast allen Böden einen K-Mangel verursacht.
Calcium wird wie Kalium aus vielen Mineralien (Kalke, Dolomite, Gips, Kalkfeldspat u.w.) freigesetzt. Auch Ca2+ wird im Boden an Kolloidteilchen sorbiert.
Magnesium kommt im Boden in vielen Mineralien vor. Nach der Freisetzung als Mg2+ erfolgt ebenfalls eine Sorption.

Minifundium

Landwirtschaftlicher Kleinbesitz mit Subsistenzwirtschaft, der in vielen Staaten, besonders in Entwicklungsländern weit verbreitet ist. Die Besitzer von Minifundien sind sozial den Landarbeitern sehr nahe, da ihr Betrieb als Existenzbasis meist nicht ausreicht. Häufig sind sie zu einem Zuverdienst auf Latifundien gezwungen.

Minimal-Bestelltechnik

Weitgehend synonym zu Minimalbodenbearbeitung; Gesamtheit der Verfahren, die in einem Arbeitsgang, also mit einer kombinierten Maschine, die Bodenbearbeitung (Saatbettvorbereitung) und Aussaat, teilweise auch die Düngerausbringung durchführen. Die Minimal-Bestelltechnik strebt an, den Gesamtaufwand für die Feldbestellung zu verringern. Sie findet in der Getreidebestellung ihren bevorzugten Anwendungsbereich, regional besonders im maritimen Klimabereich und bei schweren Böden (z.B. in England und Schleswig-Holstein).

Formen der Minimal-Bestelltechnik:

Mit der Minimalbestellung ohne Pflug will man nicht nur den Gesamtaufwand senken, sondern auch gravierende Nachteile des Pflügens (Förderung von Bodenerosion, und Verschlämmung, Fäulnisprozesse durch vergrabene organische Substanz, Verdichtungen u.a.) vermeiden.

(s. a. Drusch-Saat-Verfahren)

Minimumfaktor

Umweltfaktor, der jeweils die Wachstumsleistungen der Pflanzen am stärksten begrenzt, bzw. dessen Steigerung die größte Produktionszunahme bewirkt (z.B. Gehalt an pflanzenverfügbarem Phosphor im Boden).

Minze

Die Minze (Mentha) ist eine über die Nordhalbkugel und Australien verbreitete, insbesondere im Mittelmeerraum und Vorderasien heimische Gattung der Lippenblütler mit rund 20, durch häufige Bastardierung zum Teil sehr formenreichen Arten und Geschmacksunterschieden. Minzen sind ausdauernde, Ausläufer bildende, stark aromatisch duftende Kräuter.

Der Gattungsname Mentha leitet sich vom Namen der Nymphe Minthe ab, die sich einer griechischen Sage zufolge in die im Altertum „minthe“ oder „mintha“ genannte Pflanze verwandelte.

Beispiele bekannter Minzearten:

Mir-System

In der vorsozialistischen russischen Agrarverfassung die bäuerliche Gemeinschaft, in der die Gemeinschaft der Familienhäupter (Mir) über das Nutzungsrecht am Gemeindebesitz verfügt. Der Mir teilte jedem männlichen Mitglied der Dorfgemeinschaft in jährlichem oder mehrjährigem Turnus aus dem Gemeindebesitz Land zu. Dies geschah im Umverteilungsverfahren und war mit starker Besitzzersplitterung und Flurzwang verbunden.

Mischfutter(mittel)

Mischungen aus lufttrockenen Einzelfuttermitteln, die zu 80 % pelletiert, aber auch mehlförmig in den Handel gelangen. Sie werden als Schüttgüter gelagert und hauptsächlich lose in Silofahrzeuge verladen und zu den Kunden transportiert.

Rohstoffeinsatz zur Mischfutterherstellung im WJ 2020/21 nach Regionen (D)
Rohstoffeinsatz zur Mischfutterherstellung im WJ 2020/21 nach Regionen (D)

Quelle: BLE

Mischfutter ist das bedeutendste Betriebsmittel für die deutsche Landwirtschaft. Es ist eine notwendige Vorleistung für eine intensive und rentable Tierproduktion. So erfolgt die Fütterung von Schweinen und Geflügel in größeren Anlagen ausschließlich oder weitgehend auf der Basis von Mischfuttermitteln.

Vorteile des Einsatzes von Mischfuttermitteln:

Im WJ 2020/21 gab es beim Futter für Pferde, Kälber, Rinder, Schweine und Nutzgeflügel jeweils eine leichte Steigerung der Produktion. Wohingegen die Herstellungsmengen für Futter für Mastgeflügel und für andere Nutztiere zurückgingen. Am deutlichsten ist der Rückgang mit 2,7 % oder 112 443 t beim Futter für Mastgeflügel.

Mischfutterherstellung nach Tierarten
Mischfutterherstellung nach Tierarten

Quelle: BLE

Mischkultur

1. In der Landwirtschaft der gleichzeitige Anbau mehrerer Kulturpflanzenarten mit zeitlich gestuftem Reifeprozeß auf derselben Parzelle. Dabei kann die Mischkultur durchaus auch unterschiedliche Produktionsrichtungen auf dichtem Raum kombinieren. Die Anlage einer Mischkultur ist in der Reihe, in Zwischenreihen, in Streifen als Stockwerkkultur oder als Unterkultur möglich. Der Erfolg von Mischkulturen hängt von der ökologischen Verträglichkeit der beteiligten Pflanzen ab und davon, inwieweit sie sich ergänzen oder miteinander um die Nutzung der vorhandenen Umweltressourcen konkurrieren.

Mischkulturen sind vor allem in landwirtschaftlich stark gegliederten Regionen vertreten, in denen der Kleinstbetrieb vorherrscht und deshalb Handarbeit relativ preiswert einzusetzen ist. Global treten sie neben den mit nur einer Kulturart genutzten Parzellen in allen Agrarräumen auf:

Die Vorteile von Mischkulturen werden in der vielseitigen und konzentrierten Nutzung gesehen, die zu hohen Flächenerträgen sowie zu Weg- und Zeitersparnis führen kann. Zudem können sich Mischkulturpflanzen gegenseitig stützen, etwa wenn Kletterpflanzen an Getreidestengeln hochranken. Darüber hinaus vermögen sie einander gegenüber starkem Regen, direkter Sonneneinstrahlung und heftigem Wind zu schützen. Außerdem wirkt eine vollständigere Vegetationsdecke der schnell voranschreitenden Erosion entgegen. Sie hilft auch, Unkräuter zu unterdrücken, während die hohe Pflanzendiversität Schädlingspopulationen niedrig hält. Weitere Gewinne entstehen dadurch, daß die Feldfrüchte verschiedene Nährstoffe im Boden ausnutzen oder bestimmte Wechselwirkungen einen Schutz vor Krankheiten bieten. Gegenüber kurzfristigen Monokulturen bieten Mischkulturen für eine längere Zeit eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln. Darüber hinaus mindern Mischkulturen die Risiken eines totalen Ernteausfalls durch ungünstiges Wetter während der Vegetationsperiode. Dem steht die Gefahr der raschen Bodenerschöpfung, des eingeschränkten Maschineneinsatzes und der Arbeitsbehinderung bei zu dichtem Stand der Kulturen gegenüber. (s. a. Ecofarming)

2. Im Rahmen der Moorkultivierung das Mischen von Resten des Torfs mit dem sandigen Unterboden bei Beendigung des Torfabbaus.

Mist

Siehe Stallmist

Mittelmeerklima

Der Begriff Mittelmeerklima (auch Mediterranes Klima, Westseitenklima, älter Etesienklima (nach dem Wind Etesien/Meltemi) sowie bisweilen missverständlich warmgemäßigtes Klima genannt) bezeichnet Makroklimate der Subtropen mit trockenen, heißen Sommern und regenreichen, milden Wintern sowie hohen Sonnenstundensummen. Dieses Klima bestimmt die Ökozone der Winterfeuchten Subtropen. Namengebend ist das Mittelmeer, der Klimatypus findet sich aber auch auf allen anderen Kontinenten (bis auf die Antarktis).

Die sommerliche Trocken- und die winterliche Regenzeit ergeben sich aus dem jahreszeitlichen Wechsel zweier Luftmassen. Im Sommer der jeweiligen Halbkugel befindet sich das Mittelmeerklima wegen der polwärtigen Verlagerung der Wind- und Luftdruckgürtel unter Einfluss des Subtropischen Hochdruckgürtels. Die darin absinkenden Luftmassen bewirken eine Wolkenauflösung und damit eine Verhinderung von Niederschlägen. Im Winter verlagert sich der Subtropische Hochdruckgürtel wieder Richtung Äquator, wodurch das Winterregenklima der Westseiten nun von den Außertropischen Westwinden beeinflusst wird. Diese bringen feuchte Meeresluft und verursachen somit Niederschläge.

Laut der Effektiven Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger wird das Mittelmeerklima definiert durch einen jährlichen Gesamtniederschlag von über 400 bis max. 1000 mm mit humiden Wintermonaten und ariden Sommermonaten mit einem Niederschlagsmaximum unter 40 mm und eine Jahresmitteltemperatur von über 14 °C. Es besitzt das Kürzel Cs.

Mitverantwortungsabgabe

Innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik eine Abgabe im Bereich bestimmter Agrarprodukte, die zur Absatzförderung, Forschung, Qualitätsverbesserung, aber auch als Sanktion zur Einhaltung bestimmter Produktionsmengen eingesetzt werden kann. Früher wurde beispielsweise im Milchsektor für die über die Garantiemenge hinaus erzeugte Milch zur Abschreckung eine Abgabe erhoben, die 115 % des Richtpreises für Milch betrug.

Mob Grazing

Mob Grazing ist ein Beweidungssystem, das in Trockengebieten entwickelt wurde und zunehmend diskutiert wird. Das System ist abgeleitet von der Beweidung natürlicher Herden in der Savanne, wo mit sehr hoher Tierdichte (Tier an Tier) in sehr kurze Zeit ein hoher Pflanzenbestand beweidet wird.

Das Ziel ist, dass die Tiere nur einen Teil der Pflanzen fressen. Der Rest des hohen Aufwuchses wird zertreten und mit Erde in Kontakt gebracht. Dies soll die Humifizierung beschleunigen und dem Humusaufbau dienen, der neben der Funktion als C-Senke auch zusätzliches Wasser speichern kann. Zudem transpirieren zertretene Pflanzen kaum weiter, was den Wasserbedarf reduzieren soll.

Weitere Informationen:

Moder

Auflagehumusform, die sich vor allem unter krautarmen Laub- und Nadelwäldern auf relativ nährstoffarmen Gesteinen unter kühlfeuchtem Klima bildet. Der Moder entsteht dort, wo die Standortverhältnisse für die Entwicklung von Mull zu ungünstig sind, jedoch noch günstiger als bei der Bildung von Rohhumus. Der typische Moder ist ein saurer Humus mit starkem Pilzbefall, was bei feuchten Verhältnissen den charakteristischen Modergeruch hervorruft. Die Streuzersetzung verläuft langsam und findet fast ausschließlich im Auflagehumus statt. Oft sind L-, Of- und Oh-Horizont vorhanden. Die Mächtigkeit des Oberbodens (A-Horizont) beträgt weniger als 8 cm. Beim Moder handelt es sich um eine Zwischenform zwischen Mull und Rohhumus. Der Moder ist biologisch weniger aktiv als der Mull aber aktiver als der Rohhumus: C/N-Verhältnis 17 bis 25.
Die Aktivität der Regenwürmer und auch anderer Bodenwühler ist wegen der Säure, Trockenheit oder schwer abbaubaren Streu stark gehemmt. Arthropoden und Enchyträen überwiegen. Sie wandeln die Vegetationsrückstände in Losung um.
Je nach Intensität der Aufbereitung von Pflanzenresten unterscheidet man Grobmoder und Feinmoder oder rohhumusartigen Moder und mullartigen Moder. Die Übergänge zwischen den Auflagehorizonten sind unscharf (verfilzt), darunter folgt ein deutlich ausgeprägter humoser Mineralboden.

Mohn

Mohn (Papaver) ist eine in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel heimische Pflanzengattung aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) mit weltweit zwischen 50 und 120 Arten. Kaum eine Pflanze ist so vielseitig wie Mohn: Er ist Zierpflanze, Nahrungsmittel, Unkraut, Arzneipflanze, Gewürz und Droge.

Eine Kulturpflanze ist der aus dem östlichen Mittelmeerraum stammende Schlafmohn (Papaver somniferum), sie ist die wirtschaftlich wichtigste Art. Die Samen der einjährigen, bis 1,5 m hohen Blütenpflanze werden als Nahrungsmittel sowie zur Ölgewinnung verwendet. Die Pflanze führt außerdem einen morphinhaltigen Milchsaft, aus dem Opium hergestellt wird. Der lateinische Name "somniferum" (Schlaf bringend) verweist auf die Verwendung als Schlafmittel für Kinder in der griechischen Antike. Es existieren zahlreiche Zuchtsorten, die sich u.a. durch Gehalt und Zusammensetzung der Alkaloide unterscheiden.

Die leuchtend roten Blüten des in Mitteleuropa wilden Klatschmohns (Papaver rhoeas) blühen ab Ende Mai und kennzeichnen den Beginn des Frühsommers.

Merkmale

Mohn-Arten sind ein-, zwei-, mehrjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen. Die Pflanzenteile führen einen weißen oder gelben Milchsaft, der giftige Alkaloide enthält. Die aufsteigenden bis aufrechten Stängel sind meist borstig behaart, selten kahl, verzweigt oder unverzweigt und können beblättert oder unbeblättert sein.

Die wechselständig, spiralig am Stängel verteilt oder in einer basalen Rosette angeordneten Laubblätter sind gestielt bis ungestielt.
Die Blüten stehen meist einzeln oder selten in traubigen Blütenständen. Meist sind die eiförmigen bis kugeligen Blütenknospen vor dem Aufblühen herabhängend.

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit einer doppelten Blütenhülle. Die Farbe der vier (selten fünf oder sechs) Kronblätter variiert je nach Art von meist rot, orangerot bis gelb, selten weiß oder lavendelfarben. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten.

Es werden borstig behaarte oder kahle, offene oder geschlossene Kapselfrüchte gebildet, die viele Samenkörner enthalten. Die ölhaltigen Samen sind schwarz, braun, dunkelgrau oder weiß, klein und nierenförmig.

Opiate

Der nach dem Anritzen noch unreifer Kapseln austretende, an der Luft trocknende weiße Milchsaft liefert das Roh-Opium mit den darin enthaltenen etwa 20 Opiumalkaloiden (Benzylisochinolinalkaloide). Wichtigster Vertreter dieser Stoffgruppe ist das Morphin. Die alkaloidfreien, grauen oder bläulichschwarzen Samen der blasslila blühenden Unterart Papaver somniferum ssp. hortense dienen als Gewürz, Nahrungsmittel oder zur Gewinnung von Mohnöl.

Schlafmohnsamen an sich enthalten keine Opiate, allerdings können ihnen je nach Erntemethode Rückstände des opiathaltigen Milchsaftes der Samenkapseln anhaften. Daher wurde der Verzehr von mohnsamenhaltigen Nahrungsmitteln in deutschen Gefängnissen untersagt, da dieser bei Urinproben auf Opiate zu positiven Resultaten führen kann und nicht unterschieden werden kann, ob die Alkaloide durch Rauschgiftkonsum oder den Verzehr der genannten Nahrungsmittel aufgenommen wurden.

Anbau

In Deutschland sind nur zwei Sorten (Zeno morphex und Mieszko) mit einem sehr niedrigen Morphingehalt zum genehmigungspflichtigen Anbau zugelassen. In Österreich ist der Anbau von Schlafmohn völlig legal und blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Im Waldviertel wurden 2018 rund 1200 ha Mohn angebaut, in Österreich insgesamt etwa 2000 ha. Bekannt ist der Waldviertler Grau- und Blaumohn, der sich in vielen Rezepten der österreichischen Mehlspeisküche, aber auch in unzähligen Regalen von Lebensmittelmärkten wiederfindet. Es wird heute aber auch verstärkt Mohn aus anderen Ländern im Handel angeboten, dessen Morphingehalt aufgrund zum Beispiel unsauberer Erntemethoden mit Belassung von Restanteilen an Opium stark erhöht sein kann. Bei Mohnkuchen und Mohnbrötchen können die Opiate durch die Erhitzung im Ofen wirkungslos gemacht werden.

Die Hauptanbaugebiete des Mohns liegen heute in Indien, China, Kleinasien und Südosteuropa.

Der Saat-Mohn (Papaver dubium) und der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) sind 1jährige Kräuter mit fiederteiligen Blättern und scharlachroten Blüten. Beide wachsen in Mitteleuropa in Unkrautgesellschaften, auf Äckern und Schutt.

Besonders Papaver rhoeas gilt aus landwirtschaftlicher Sicht als Samenunkraut, vor allem in Getreide und Raps. Eine Pflanze produziert 10.000-20.000 Samen. Durch das große, langlebige Samenpotential kommt es zu massenhaftem Auftreten, wenn Samen durch Erdbewegung ans Licht kommen.

Der Alpen-Mohn (Papaver alpinum) ist eine ausdauernde alpine Art der Steinschuttfluren mit weißen oder gelben Blüten. Zahlreiche Mohn-Arten sind wegen ihrer schönen Blüten beliebte Gartenzierpflanzen.

Verwendung

Die alkaloidfreien, grauen oder bläulichschwarzen Samen der blasslila blühenden Unterart Papaver somniferum ssp. hortense werden als Streumaterial auf Brötchen genutzt oder kalt gepresst, wobei sie das hellgelbe Mohnöl liefern, das überwiegend aus Glyceriden der Linolsäure besteht. Als trocknendes Öl dient es außer zu Speisezwecken zur Herstellung hochwertiger Malerfarben. Die Presskuchen enthalten 28-41 % Eiweiß und 5-18 % Restfett, sind alkaloidfrei und stellen ein Mastviehfutter dar.

Weitere Informationen:

Molecular Farming

Einsatz gentechnisch veränderter Organismen (GVO) als Produktionsplattform (Bioreaktor) z.B. für nachwachsende Rohstoffe, Feinchemikalien oder Nahrungsergänzungsmittel. Ein besonders wichtiger Teilbereich ist das Molecular Pharming, die Produktion von Arzneimittelwirkstoffen in GVO.

Molecular Pharming

Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen oder Tieren zur Produktion von Arzneimittelwirkstoffen, auch Gene Pharming genannt. Molecular Pharming ist ein Teilbereich des Molecular Farming.

Bei diesem Anwendungsgebiet der Gentechnik überträgt man artfremde Erbinformation für bestimmte Substanzen in Pflanzen oder Tiere. Ziel ist die Nutzung der Pflanze beziehungsweise des Tieres als ein effizientes biologisches System zur Produktion pharmazeutisch oder therapeutisch wirksamer Substanzen wie Antikörper, Impfstoffe, Blut- und andere Proteine. Molecular Pharming wird ein großes Potential zugeschrieben, da im Vergleich zur Zellkultur die Kosten bei vielen Produkten wie zum Beispiel monoklonalen Antikörpern geringer sind.

Pflanzen. Während bei klassischen Heil- und Medizinalpflanzen natürliche Inhaltsstoffe genutzt werden, bilden gv-Pflanzen dieses Anwendungsgebietes neue, bis dahin artfremde Wirkstoffe.

Das erste Medikament, dessen Wirkstoff vollständig in Pflanzenzellen produziert wird, wurde 2012 in den USA zugelassen (Elelyso): In Möhren wird ein Enzym produziert, welches Patienten, die an Morbus Gaucher leiden, fehlt. Die Herstellung erfolgt im geschlossenen System. Elelyso ist inzwischen in Israel, USA, Brasilien und mehreren anderen Ländern zugelassen.

Tiere. Auch an der Gewinnung von Arzneimitteln aus gv-Tieren wird intensiv geforscht. Der bevorzugte Bioreaktor ist dabei die Milchdrüse. Mehr als zwanzig Arzneimittel sind bereits in der Milch von Säugern gebildet worden. Doch auch in Hühnerei, Blut, Urin und Sperma können pharmazeutische Wirkstoffe gebildet werden.

Um ausreichende Mengen für die menschliche Versorgung zu produzieren, werden nur wenige bis einige tausend Tiere benötigt. Man erhofft man sich, mit transgenen Tieren auch komplexe Stoffe produzieren zu können, für die sich herkömmliche Verfahren nicht oder kaum eignen.

Seit dem Jahr 2008 ist das erste Medikament aus transgenen Tieren auf dem europäischen Markt. Antithrombin III, kurz ATryn, hemmt die Blutgerinnung und soll Menschen mit einem erblich bedingten Antithrombinmangel in Risikooperationen vor lebensgefährlichen Thrombosen schützen. Es wird aus der Milch gentechnisch veränderter Ziegen isoliert.

Molkerei

Milchverarbeitender Betrieb (regional auch Meierei oder Käserei genannt). Die Milch wird seitens der Molkerei von den Milchbauern in Kühlwagen abgeholt und dann zu Milch verschiedener Fettstufen und Haltbarkeit, Butter, Buttermilch, Käse, Sauermilchprodukten wie Jogurt oder Quark weiter verarbeitet.

In Deutschland ist der Begriff „Molkerei“ im Gesetz über den Verkehr mit Milch, Milcherzeugnissen und Fetten (Milch- und Fettgesetz) definiert. Danach sind es Unternehmen, die im Durchschnitt eines Jahres täglich mindestens 3 000 Liter Rohmilch zur Herstellung von Erzeugnissen im Sinne des § 1 Nr. 15 und 16 Buchstabe a bis d MVO verarbeiten oder Milch nach einer Wärmebehandlung zur weiteren Be- oder Verarbeitung an andere Unternehmen abgeben.

Als Molkereien gelten auch Unternehmen, die Schmelzkäse, Schmelzkäsezubereitungen, Kochkäse, Sauermilchkäse oder Erzeugnisse aus Milch und Molke herstellen und keine Rohmilch verarbeiten.

Die Betriebsgröße kann sehr stark variieren und die Zahl der Angestellten von wenigen in Alpkäsereien bis hin zu Industriebetrieben mit mehreren hundert Angestellten reichen. Je nach Betriebsgröße variiert auch der Grad der Automatisierung. Jeder Milch verarbeitende Betrieb in der Europäischen Union hat eine eindeutige Nummer, die sogenannte Milchnummer oder auch Veterinärnummer. Viele Molkereien sind in der Rechtsform einer Genossenschaft organisiert. Die letzten Jahre waren durch eine starke Konzentration im Molkereisektor geprägt. Die Zahl der Molkereien ist bei steigender Verarbeitungsmenge stark zurückgegangen.

Molkereibranche International und national

Im Ranking der weltweit größten Milchverarbeiter führt der Nestlé-Konzern, gefolgt vom französischen Unternahmen Lactalis und Dairy Farmers of America. Unter den TOP 20-Molkereien der Welt befinden sich mit dem Deutschen Milchkontor (Platz 11) und Müller Milch (Platz 20) auch zwei deutsche Unternehmen. Experten gehen von einem weiteren Konzentrationsprozess der Milchverarbeitungsunternehmen aus.

Die deutsche Milchwirtschaft ist mit einem Umsatz von 28,4 Milliarden Euro (ohne Speiseeis) und rund 41.500 Beschäftigten (2019) die zweitgrößte Sparte der deutschen Ernährungsindustrie. 32 Prozent der von den Molkereien verarbeiteten Milch ist für den Export bestimmt. Rund zwei Drittel der in Deutschland erzeugten Milch wird von genossenschaftlichen Unternehmen verarbeitet. Die Zahl der Milch verarbeitenden Unternehmen in Deutschland hat im Zeitverlauf stark abgenommen. 2019 gab es noch 213 Milch verarbeitende Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Täglich werden von den deutschen Molkereien zusammen rund 87.000 Tonnen Milch zu hochwertigen Lebensmitteln verarbeitet. 

Molluskizide

Pestizide zur Bekämpfung von Mollusken (vorwiegend Schnecken). In Mitteleuropa werden sie vor allem gegen Nacktschnecken eingesetzt.

Monitoring

Ein System wiederholter Beobachtungen eines oder mehrerer Elemente z. B. der natürlichen Umwelt nach Raum und Zeit mit bestimmten vorgegebenen Zeiten entsprechend eines zuvor festgelegten Planes. Es dient der Bewertung und Prognose des Zustandes der natürlichen Umwelt, schließt jedoch eine Steuerung der Qualität der natürlichen Umwelt nicht mit ein und unterscheidet sich dadurch vom Terminus Kontrolle.

(s. a. Landschaftsmonitoring)

Monitoring Agricultural Resources (MARS)

Dt. Überwachung landwirtschaftlicher Ressourcen; die Überwachung der Landwirtschaft mittels Fernerkundung durch die Gemeinsame Forschungsstelle der EU-Kommission (GFS; engl. Joint Research Centre = JRC) begann 1988 und zielte zunächst darauf ab, neue Weltraumtechnologien einzusetzen, um unabhängige und zeitnahe Informationen über Anbauflächen und Erträge bereitzustellen. Seit 1993 trägt diese Tätigkeit zu einer effektiveren und effizienteren Verwaltung der Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bei, indem sie der Generaldirektion Landwirtschaft und den Verwaltungen der Mitgliedstaaten ein breiteres Spektrum an technischen Unterstützungsdiensten bietet. Seit 2000 wird das Fachwissen über die Ernteerträge außerhalb der EU eingesetzt. Es wurden Dienstleistungen entwickelt, um die Hilfs- und Unterstützungspolitik der EU zu unterstützen und Bausteine für eine europäische Fähigkeit zur globalen landwirtschaftlichen Überwachung und Bewertung der Ernährungssicherheit zu schaffen.

Die GFS entwickelt Methoden, Instrumente und Systeme für den Einsatz im Rahmen der landwirtschaftlichen Überwachung, die auf Europa, das subsaharische Afrika und andere Regionen der Welt Anwendung finden. Die Prognose des Ernteertrags wird durchgeführt, um monatliche Bulletins mit Prognosen der Ernteerträge zur Unterstützung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU zu erstellen. Die frühzeitige Warnung vor Ernteengpässen oder -ausfällen liefert schnelle Informationen für die Entwicklungshilfe der EU zur Unterstützung ernährungsunsicherer Länder im Rahmen der Arbeit der GFS zur globalen Ernährungssicherheit. Innerhalb der GAP werden Techniken und Leitlinien für die standardisierte Messung von Ackerflächen, die Identifizierung von Kulturpflanzentypen, die Geolokalisierung von Landschaftsmerkmalen und die Bewertung von Umweltauswirkungen kontinuierlich weiterentwickelt. Solche Techniken zur landwirtschaftlichen Überwachung sind ein wichtiger Bestandteil des Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems (InVeKoS), welches das Herzstück der GAP-Umsetzung in Europa bildet: Die GFS bietet Methoden und technische Leitlinien zur Unterstützung dieser Umsetzung.

In eng verwandten Bereichen führt die GFS Bewertungen der Wirksamkeit, Effizienz, Relevanz und Nachhaltigkeit von politischen Maßnahmen im Zusammenhang mit der ländlichen Entwicklung, der Anpassung an den Klimawandel und der möglichen Minderung durch landwirtschaftliche Maßnahmen durch. Neue Maßnahmen zur Förderung der landwirtschaftlichen Biodiversität, der Ökosystemleistungen, der Umweltqualität und der Ressourceneffizienz werden berücksichtigt.

Die Überwachung der landwirtschaftlichen Ressourcen stützt sich auf eine Reihe von Datenquellen, darunter meteorologische Daten und Prognosen, vorhandene Karten und Statistiken, Positionsinformationen und Fernerkundungsdaten (von Satelliten und luftgetragenen Instrumenten). Im Bereich der Fernerkundungsdaten hat die Überwachung der landwirtschaftlichen Ressourcen erfolgreich operationelle Techniken im Zusammenhang mit der Erdbeobachtung entwickelt. Die Monitoring-Aktivitäten basieren auf Fachwissen in den Bereichen Pflanzenwachstumsmodellierung, Agrarmeteorologie, Stichprobenverfahren, Umweltgeoraumanalyse, Ökonometrie und Nutzung europäischer und globaler Dateninfrastrukturen. Die Tätigkeit erfordert oft die Entwicklung von Kontrollsystemen, wie beispielsweise für die Verwaltung von Grundstücken und die Fernerkundungsverfahren, um die gemeinsame Agrarpolitik effizient umzusetzen, einschließlich der Aspekte des sog. Greenings.

Weitere Informationen:

Monokultur

Ständiger Anbau der gleichen Kulturpflanze (Selbstfolge) auf dem gleichen Standort (Feld, Plantage). Bei einjährigen Kulturen läßt sich ein wiederholter Anbau der gleichen Pflanzenart innerhalb eines Jahres oder in jährlichem Abstand vollziehen. Größere Abstände ergeben sich bei mehrjährigen Kulturen. Bei Dauerkulturen sind es Jahrzehnte, die zwischen einem wiederholten Anbau liegen.

Monokultur ist auf Dauer nur möglich, wenn besondere Anbauverfahren und geeignete Pflanzenarten, wie beispielsweise bei der teils seit Jahrhunderten betriebenen Wasserreismonokultur in dicht besiedelten Gebieten Asiens, angewandt werden. Auch beim selbstverträglichen Mais ist aus Südamerika langjährige Monokultur bekannt.

Allgemein ist Monokultur mit einem Ertragsabfall bis zu einem etwa gleichbleibenden niedrigen Ertragsniveau oder auch bis zum völligen Ertragsausfall verbunden.

Wirkungsfaktoren bei durch Monokultur bedingtem Ertragsabfall:

(s. a. Fruchtwechselwirtschaft, Polykultur)

Monoproduktion

Der dominierende Anbau einer volkswirtschaftlich wichtigen Kulturpflanze in einem Land.

Monsun

Der Monsun (von arabisch موسم mausim ‚Jahreszeit‘) ist eine großräumige Luftzirkulation der unteren Troposphäre im Gebiet der Tropen und Subtropen im Einflussbereich der Passatwinde. Ein Merkmal des Monsuns sind dessen sehr richtungsstabile jahreszeitliche Monsunwinde in Verbindung mit einer zweimaligen Umkehr der häufigsten Windrichtung im Verlauf eines Jahres.

Ihre Ursachen sind die zonale Verlagerung der intertropischen Konvergenzzone (ITC) mit dem Sonnenhöchststand und die dadurch verursachte unterschiedliche Erwärmung von Meer und Land. Grob vereinfacht kann man sie auch als gigantische Land-Seewind-Zirkulation auffassen. Der Richtungswechsel ist bedingt durch die im Winter tieferen Temperaturen und den höheren Druck, die über dem Land vorherrschen und die umgekehrten Verhältnisse im Sommer.

Monsunregen treten hauptsächlich im Sommer über Land auf. Zu besonders intensivem Monsunregen kommt es über Süd- und Südostasiens.

In jüngster Zeit hat sich die Betrachtung des Monsuns als ein globales System durchgesetzt. So hat der amerikanische Forscher K. Trenberth den Monsun als eine weltweite  Umwälzzirkulation der Atmosphäre in den Tropen und Subtropen definiert, die saisonal variiert und in die regionalen Monsune – der Indische bzw. Südasiatische, der Ostasiatische, der Australische, der Westafrikanische und der Südafrikanische, der Mittelamerikanische und der Südamerikanische Monsun - eingebettet sind.

Ein stark ausgeprägtes Monsunklima verwandelt Landschaften, die während der Trockenzeit einer Halbwüste ähneln, während der Regenzeit in fruchtbares grünes Land.

Pflanzen, die im Monsunklima wachsen, müssen sowohl an lange Dürreperioden als auch an starken Regen angepasst sein, um zu überleben. Das heißt: Während einer langen Dürreperiode dürfen sie nicht austrocknen. In Zeiten mit starkem Regen sollten sie schnell wachsen können, um den Regen auszunutzen, und sie sollten stark verwurzelt sein, um nicht weggeschwemmt zu werden.

Dementsprechend müssen Bauern im Monsunklima Pflanzen anbauen, die diesen Bedingungen standhalten. Pflanzen, die viel Wasser zum Wachsen brauchen (zum Beispiel Reis) müssen während der Regenzeit angebaut werden – oder müssen künstlich bewässert werden.

Die mit dem Monsun einhergehenden Niederschläge sind für viele Länder der Tropen und Subtropen enorm wichtig. Vor allem in Asien und Westafrika hängt das Bruttosozialprodukt stark vom Monsunregen ab, da dort überwiegend landwirtschaftliche Erzeugnisse zur Ökonomie der jeweiligen Länder beitragen. So ist beispielsweise in Indien der Ertrag der Reisernte wesentlich vom Monsum abhängig und ein spätes Einsetzen des Monsums kann schnell zu einem Produktionsrückgang von mehreren Millionen Tonnen Reis führen. Der Monsunregen ist auch ein wesentlicher Faktor, um den Grundwasserspiegel wieder aufzufüllen und die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Wasser zu gewährleisten. Das ist gerade in Indien mit seiner wachsenden Bevölkerung eine große Herausforderung. So leben in Indien gegenwärtig 16 Prozent der Weltbevölkerung. Gleichzeitig liegen im Land nur vier Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers.

Der Monsun kann aber auch ganz andere Effekte nach sich ziehen. Forscherinnen und Forscher der Max-Planck-Gesellschaft haben herausgefunden, dass gefährliche chlorierte Kohlenwasserstoffe wie DDT, die in Indien bereits vor vielen Jahren in der Landwirtschaft verwendet wurden, Jahr für Jahr aus den kontaminierten Böden durch den Monsun durch Ausdünsten wieder freigesetzt werden und über die Monsunwinde großflächig verteilt werden.

Monsunwald

Bezeichnung für die charakteristische Vegetationsform eines sommerfeuchten Monsunklimas mit seinen ausgeprägten jahreszeitlichen Trocken- und Regenperioden.

Merkmale

Ein Monsunwald setzt sich überwiegend aus laubabwerfenden Bäumen zusammen. Er ist reich an Epiphyten und besitzt zwei Baumschichten. Die obere Etage erreicht etwa 25 bis 35 Meter Höhe. Während der Trockenzeit stellt sich hier gewöhnlich eine völlige Entlaubung ein. Die Strauchschicht ist immergrün und häufig von Bambus durchwachsen.

Die wirtschaftlich wichtigsten Baumarten der Monsunwälder sind Teak (Tectona grandis; Eisenkrautgewächse) und Salbaum (Shorea robusta; Dipterocarpaceae). Die Bezeichnung des in Asien durch den Monsunregen entstehenden Monsunwaldes wird auch für entsprechende Wälder anderer Kontinente verwendet. 

Verbreitung

Das Vorkommen von Monsunwäldern ist an das charakteristische Monsunklima gebunden, das vom regenbringenden Sommermonsun der äquatorialen Westwindzone gekennzeichnet ist. Der über erwärmte Meeresflächen gezogene Wind kommt feucht-warm bei den Monsunwäldern an und trägt enorme Niederschlagsmengen heran. Der Laubabfall, die relativ kleinen Blattflächen sowie die geringe Baumhöhe wird als Anpassung an ungünstige Wasserverhältnisse während der Trockenzeit gedeutet.

In Monsunregionen mit jährlichen Niederschlagsmengen unter 1500 mm/J. und längeren Trockenperioden, finden sich tropisch/subtropische Trockenwälder oder Savannen.

Ihre ursprünglich größte Ausdehnung erreichten die Monsunwälder auf dem südostasiatischen Festland und auf dem Indischen Subkontinent. Monsunwälder größeren Umfanges lassen sich heute im Wesentlichen nur noch in Indien, Myanmar, Thailand und mit kleineren Beständen in Nordaustralien finden. Weite Flächen des ehemals existierenden Bestandes, wie in Westafrika wurden großflächig abgeholzt und in Kulturland, Dornsavanne oder anthropogen verursachte Halbwüste überführt. In diesen Regionen hinterlässt das starke Bevölkerungswachstum und der damit verbundene Brennholz- und Flächenbedarf seine Spuren. Nicht zuletzt trägt aber auch der große Bedarf des internationalen Holzmarkts zum Rückgang der Monsunwälder bei.

Montado

Port. Bezeichnung für beweidete Eichenhaine (Hutewälder), die vor allem die vor allem im portugiesischen Alentejo und im Südwesten Spaniens (span. Dehesa) ausgedehnte Flächen einnehmen. Der Montado zeichnet sich aus durch seine Multifunktionalität in der Nutzung von drei Komponenten: Waldwirtschaft, Viehwirtschaft und Feldbau, und ist damit ein agrosilvopastorales System. Montandos können sich sowohl in Gemein(de)besitz als auch in Privatbesitz befinden.

(s. a. Dehesa)

Moor

Der Landschaftsbegriff 'Moor' wird gleichzeitig auch für die Böden dieser Landschaft benutzt. Ein Hochmoor (engl. moss) wird in Süddeutschland auch als Filz bezeichnet, während für Niedermoor auch Flachmoor oder Moos üblich ist.

Moore sind vom Regen- oder Mineralbodenwasser abhängige Lebensgemeinschaften auf Torfböden in natürlichem oder naturnahem Zustand, einschließlich bestimmter Degenerations- und Regenerationsstadien. Es besteht eine überwiegend waldfreie Formation aus moortypischer Vegetation.

12 kurze Lektionen über Moore
12 kurze Lektionen über Moore

Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)

In der bodensystematischen Einheit 'Moor' gemäß der deutschen bodenkundlichen Definition (AG Boden 2005) werden Böden mit mindestens 30 Zentimeter Torfmächtigkeit als Böden zusammengefasst, die im Wesentlichen durch den unvollständigen Abbau von Pflanzenresten entstanden sind. Dabei handelt es sich um organische Böden mit häufig mehreren Metern mächtigen Humushorizonten und mindestens 30 % organischer Substanz. Ist die Auflage aus Torf kleiner als 30 Zentimeter oder beträgt der Anteil organischer Substanz weniger als 30 %, so handelt es sich um Moorgleye oder Anmoorbildungen.

Moore wurden bei der deutschen Bodensystematik, anders als in der World Reference Base for Soil Ressources (WRB) – dort werden sie wie die Fels- oder Skeletthumusböden zu den Histosols gezählt – in eine eigene Abteilung gestellt, da mit ihrer Bildung zugleich das Ausgangsmaterial des Bodens entsteht (Torfmoose).

Verbreitung
In Mitteleuropa hängt die Verbreitung der Moore entsprechend ihrer Entstehung eng mit den Klimabedingungen sowie der Oberflächengestaltung nach dem Rückgang des Inlandeises zusammen.

Weltweit erstrecken sich Moore über eine Fläche von etwa 4 Millionen km² und finden sich in 90 % aller Staaten. Die Verteilung auf der Erde ist sehr inhomogen, ihre größte Verbreitung haben sie in kühlen Klimaten. Das hängt damit zusammen, daß dort durch niedrigere Temperaturen die Tätigkeit der Streuzersetzer stärker gehemmt ist als der Pflanzenwuchs.

Moore treten weltweit entlang von Küsten auf, in Salzwiesen und Salzröhrichten und in den Tropen oft in Mangroven, wo sich Meerwasser mit Süßwasser mischt. Begünstigt wird die Moorbildung durch Meeresströmungen und die damit verbundenen feuchten Luftmassen, wie sich zum Beispiel entlang der Westküste Europas und in der Karibik beobachten lässt. An Land kann ein flaches Gelände den natürlichen Wasserabfluss aus einer Landschaft verringern, was zur Entstehung einiger der größten Moore in Westsibirien, Südostasien, im Kongobecken und im westlichen Amazonasgebiet geführt hat. Und schließlich können Moore überall in Gebieten vorkommen, wo das lokale Klima und das Gelände einen dauerhaft stabilen und hohen Wasserstand im Boden ermöglichen.

Diese Unterschiede im Klima, in der Wasserversorgung, Wasserqualität und der sich dadurch ausbildenden Vegetation sorgen für vielfältige Moortypen. Im Wesentlichen haben sie vor allem ein Merkmal gemeinsam: das Vorhandensein einer Torfschicht.

Die größten Flächen liegen in Kanada, Alaska, Nordeuropa, Sibirien und Südostasien. Noch fast 80% der weltweiten Moorfläche ist im natürlichen Zustand. Ein Großteil dieser intakten Moore liegt in nur dünn besiedelten, landwirtschaftlich schlecht nutzbaren Gebieten, vor allem in Kanada, Alaska und Sibirien.

In Erdteilen mit hohem Bevölkerungsdruck und Flächenbedarf, wie in Europa und Südostasien, gibt es jedoch kaum noch ungestörte Moore. Hier wurden große Teile für die landwirtschaftliche oder forstliche Nutzung entwässert, der Torf abgebaut, oder als Siedlungs- oder Infrastrukturfläche bebaut. In Indonesien und Malaysia wurden in den letzten 20 Jahren in großem Umfang Moorwälder entwässert und in Ölpalm- und Acacia-Plantagen umgewandelt. Etwa 900.000 km² Moore sind weltweit so stark zerstört, dass keine Torfbildung mehr stattfindet und der Torf teilweiße oder ganz verschwunden ist. Jährlich verringern sich die weltweiten Torfvorräte um ungefähr 0,2 %.

Weltweite Verteilung von Mooren
Weltweite Verteilung von Mooren

Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)

Landwirtschaftliche Nutzung

Die landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzung von Mooren funktioniert auf konventionellem Wege nur durch die Senkung des Wasserspiegels. Diese hat zur Folge, dass sich die hydraulischen Eigenschaften der Torfe, wie die Wasserspeicherkapazität und die hydraulische Leitfähigkeit, verringern. Durch die Entwässerung kommt zudem der vorher unter Luftabschluss entstandene Torf mit Sauerstoff in Berührung. Dieser Prozess führt bei anhaltenden aeroben Bedingungen zu einer kontinuierlichen Verstoffwechselung des Torfes (Torfzehrung) und damit zu einer irreversiblen Schädigung des Moorkörpers.

Diese konventionelle Nutzung führt unweigerlich zu einer Zerstörung der Moore und angrenzender Feuchtgebiete. Eine nachhaltige Moornutzung kann nur bei oberflächennahen Wasserständen erfolgen, welche unter Umständen zu einer Torfbildung aber zumindest zu einer Torferhaltung führt. Diese Alternative wird als Paludikultur beschrieben.

Moorböden machen in Deutschland etwa acht Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. Zuletzt stammten etwa 53 Millionen Tonnen CO2-Emissionen und damit rund 6,7 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus der Zersetzung von Moorböden durch Entwässerungsmaßnahmen und Torfnutzung.

Trockengelegte, landwirtschaftlich genutzte Moore sind für rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen des hiesigen Agrarsektors  verantwortlich. Deren Wiedervernässung würde die Emissionen stark verringern, dafür bedarf es aus Sicht der Landwirte jedoch gleichwertiger Nutzungskonzepte für die nassen Flächen.

Verfahren der konventionellen Moornutzung:

Die Moorbrandkultur (Moorbrandwirtschaft) ist ein Verfahren, bei dem das Moor vor dem Winter oberflächlich entwässert und abgehackt wurde, damit es im Frühjahr abgebrannt werden konnte. Anschließend wurde in der Asche Buchweizen oder Hafer ausgesät. Reguliert wurde das Feuer durch die Windrichtung und die zu- oder abnehmende Feuchtigkeit im Boden. Bei diesem Verfahren waren die Nährstoffreserven im Boden jedoch nach 10 Jahren erschöpft und das Land musste 30 Jahre brach liegen.

Bei der Fehnkultur legte man große Entwässerungsgräben an, aus denen man den Schwarztorf abbaute. Die Wasserkanäle dienten auch dem Abtransport des Torfes.

Die deutsche Hochmoorkultur wird nur bei Hochmooren angewandt, wobei der Torf mindestens eine Höhe von 1,3 Metern besitzt. Die Moore werden zwar entwässert, aber nicht abgetorft, sondern nur umgebrochen und gedüngt. Der daraus entstandene Boden dient ausschließlich der Grünlandwirtschaft.

Bei der (deutschen) Sandmischkultur wird Sand aus einer Tiefe von ungefähr 3 Meter hochbefördert und durchgepflügt. Die daraus entstandene Sand-Mischkultur ist in der Landwirtschaft vielseitig einsetzbar.

Die Tiefpflug-Sanddeckkultur ist nur für Niedermoore geeignet, deren Torfschicht nicht dicker als 80 cm ist. Dabei wird mit einem Tiefpflug mit einer Arbeitstiefe von 1,60 m der Boden um etwa 135° gewendet und schräg gestellt. In dem stark verändernden Bodenprofil wechseln sich Torf- und Sandbalken von etwa gleicher Stärke ab. Zudem wird das Profil von einer etwa 20–30 cm mächtigen Sandschicht überlagert. Bei dieser Art der Melioration wandeln sich die Bodeneigenschaften grundlegend. Durch die stark steigende Wasserleitfähigkeit werden der Bodenwassergehalt und die Möglichkeiten der Grundwasserregulierung viel ausgeglichener. Mit der Sanddeckkultur ist ein intensiver Getreideanbau auf einem Niedermoor möglich.

Bei der Schwarzkultur wird der Moorboden nach der Entwässerung ohne Veränderungen kultiviert, wobei dies nur auf Niedermooren vollzogen werden kann.

Bedeutung und Gefährdung

Moore speichern 30 % des weltweiten Bodenkohlenstoffes, obwohl sie nur 3 % der Landfläche ausmachen. Sie beinhalten daher die doppelte Menge an Biomassekohlenstoff wie der globale Waldbestand. Moore sind reich an Biodiversität und die raumeffektivsten Kohlenstoffbestände der Welt. Die Trockenlegung der Moore steigt weltweit weiter an, ihre Zerstörung durch den Bergbau und das Auftauen der Permafrostböden sind ebenfalls von globaler Bedeutung. Rund 15 % der Moore sind von Degradation betroffen, was insgesamt 6 % der weltweiten Treibhausgas-Emissionen erzeugt. Während weitreichende Trockenlegungen in vielen Teilen der Welt das Hauptproblem darstellen, kämpfen die Menschen in der Tundra mit Bodenabsenkungen durch das Auftauen der Permafrostböden, während im Himalaya Überweidung und Zerstörung durch Bergbau Degradation von Mooren bewirken. Die Wiedervernässung von Mooren, ihr Schutz und ihre klimaschonende Nutzung mit Hilfe der Landwirtschaft auf Moorböden (Paludikultur) ist daher von entscheidender Bedeutung für den Klimaschutz und wird in der Fachwelt als „low-hanging fruit for climate change mitigation“ betrachtet. (WBGU 2020)

Revitalisierung von Mooren

Derzeit sind in Deutschland mehr als 92 Prozent der Moorflächen trockengelegt. Fast drei Viertel davon werden landwirtschaftlich genutzt, etwa als Acker oder Weide. Sie machen lediglich sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen aus, sind aber für ca. 37 Prozent aller Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich.

Zur Revitalisierung von Mooren ist deren Wiedervernässung zur Erreichung eines intakten Wasserhaushalts der wichtigste Schritt. Dieser ist Grundlage zur Wiederherstellung der charakteristischen Biotopeigenschaften und damit für die Ansiedlung und den Schutz der moortypischen Flora und Fauna. Etablieren sich  auf den vernässten Standorten torfbildende Pflanzengesellschaften kann auch die Senkenwirkung der Moore wieder hergestellt werden.

Zudem trägt die Wiedervernässung der Moore entscheidend zum Klimaschutz bei, da die Torfzersetzung durch Sauerstoffabschluss nahezu zum Erliegen kommt und damit die CO2-Emission drastisch reduziert wird. Fundierten Schätzungen zufolge würde eine klimafreundliche durchgeführte Wiedervernässung der drainierten Moore Deutschlands theoretisch bis zu 35 Mio. Tonnen CO2–Äquivalente pro Jahr einsparen. Durch eine erfolgreiche Revitalisierung lassen sich die Ökosystemleistungen der Moore zumindest teilweise wiederherstellen. Dabei werden hohe Synergieeffekte zwischen Natur- und Klimaschutzzielen erreicht.

Allerdings bedarf die Revitalisierung einer fundierten hydrologischen und ökologischen Planung. Die richtige Einstellung des Wasserstands unter Berücksichtigung der Hydrogenese ist dabei von enormer Bedeutung. Andernfalls besteht die Gefahr, noch vorhandene Populationen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten zu vernichten und die klimaschädigende Wirkung der degradierten Moore weiter zu erhöhen. So ist ein flächiger Überstau i.d.R. zu vermeiden, da er die Gefahr hoher Ausgasungen von Methan (CH4) birgt. Letztendlich sollte sich der einzustellende Wasserstand am jahreszeitlich schwankenden Wasserspiegel natürlicher Moore orientieren.

Die Renaturierung hat aber auch ihre Grenzen. Zu stark anthropogen überprägte Moore lassen sich nicht mehr in einen ursprünglichen Zustand überführen. Und auch die Torfschichten abgetorfter Moore benötigen tausende Jahre um wieder die ehemalige Mächtigkeit zu erlangen. Die Extensivierung der Nutzung stark degradierter Moore oder deren Wiedervernässung trägt dennoch zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bei. 

Im Hinblick auf den aktuellen Zustand der Moore in Deutschland in Verbindung mit der zukünftig durch den Klimawandel steigenden Belastung ist die Revitalisierung degradierter Moore von großer Bedeutung. (BfN)

Nasse Moore spielen außerdem nicht nur im Hinblick auf Klimaschutz, sondern auch für Wasserkreislauf und Wasserhaushalt eine entscheidende Rolle. Sie filtern das Wasser und helfen bei Dürreperioden und Überschwemmungen. Ihre Verdunstungskühlung sowie die natürliche Wasserrückhaltefunktion können so bei der Anpassung an den Klimawandel, z.B. als Hochwasserschutz, nützlich sein. (BMEL)

Probleme bei der Wiedervernässung

Einer Wiedervernässung stehen viele Herausforderungen und Hindernisse entgegen: So muss genügend Wasser verfügbar sein, um die Flächen ausreichend nass zu halten. Auch können Gebäude oder Straßen, die über Moorböden führen, eine Wiedervernässung erschweren oder verhindern. Zudem befinden sich die meisten Moorböden im privaten Eigentum und werden wirtschaftlich genutzt.

Auf einer wiedervernässten Flächen können zudem keine Kartorffeln, kein Getreide oder Mais mehr angebaut werden. Auch eine Weidehaltung mit Kühen ist bei einem für das ⁠Klima⁠ optimalen Wasserstand nicht mehr möglich. Gefährlich für unsere Ernährungssicherheit ist das allerdings nicht. Moorböden machen mit sieben Prozent lediglich einen kleinen Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus, während fast dreimal so viel Ackerfläche derzeit nicht für den Anbau von Nahrungsmitteln, sondern für Bioenergiepflanzen wie Mais und Raps verwendet wird.

Eine Wiedervernässung ist ein tiefer Einschnitt für die Eigentümer und Landbewirtschaftenden, der nach der Nationalen Moorschutzstrategie der Bundesregierung freiwillig umgesetzt werden soll. Deshalb bedarf es Anreize für eine Wiedervernässung insbesondere landwirtschaftlich genutzter Mooböden. Ein Anreiz kann dabei die Möglichkeit sein, wiedervernässte Flächen in einer an den erhöhten Wasserstand angepassten Weise weiter nutzen zu können: Eine solche klimafreundliche Folgenutzung ist die Bewirtschaftung der Fläche in Paludikultur, die das Aktionsprogramm natürlicher ⁠Klimaschutz⁠ und die Nationalen Moorschutzstrategie ausdrücklich vorsehen. Bei einer Bewirtschaftung in Paludikultur werden Moorökosysteme wiederhergestellt. Anders als bei einer Renaturierung lassen sich wiedervernässte Flächen in Paludikultur aber wirtschaftlich nutzen. Deshalb kann die finanzielle Förderung von Paludikultur ein Anreiz für Betroffene sein, landwirtschaftliche genutzte Flächen wiederzuvernässen. In Paludikultur können beispielsweise Schilf, Rohrkolben und Seggen angebaut werden, aus deren ⁠Biomasse⁠ sich unter anderem Dämmstoffe und andere Baustoffe herstellen lassen. Schwarzerlen können kultiviert und forstwirtschaftlich genutzt werden. Auch für eine Beweidung mit Wasserbüffeln eignen sich wiedervernässte Flächen. (UBA)

(s. a. deutsche Hochmoorkultur, Fehnkultur, Paludikultur, Sandmischkultur)

Weitere Informationen:

Moorbrandwirtschaft

Aus Holland im 18. und 19. Jh. in die nordwestdeutschen Moore gelangtes Wechselsystem. Dabei wurde im Herbst die zu nutzende Fläche flach entwässert, die obere Moorschicht aufgelockert, im späten Frühjahr auf ca. 5 - 10 cm Tiefe abgebrannt und in die als Düngung dienende Asche Sommergetreide (meist Buchweizen, daher auch der Begriff Buchweizenbrandkultur) eingesät. Nach 7 - 10 Jahren Anbau erfolgte eine Brache von 30 - 50 Jahren, während der sich das Moor regenerierte (Heidehumusbildung) und als Weidefläche diente. Die Erträge waren gering, Missernten keine Seltenheit, da es sich um ein bodenausbeutendes Ackerbausystem handelte, das tief in den Naturhaushalt eingriff. Durch das generationenlange Moorbrennen wurde der vorher bis 2 m mächtige Weißtorf vielerorts fast vollständig heruntergebrannt, und staunasse ackerbaulich wertlose Böden blieben zurück.

Die Moorbrandwirtschaft wird als extensive Vorstufe (Wanderfeldbau) zur heutigen Moorkultur angesehen.

Moorhufendorf

Planmäßig angelegte Reihensiedlung des 16. bis 18. Jh., die an streng geradlinigen Wegen oder Kanälen im Rahmen der Moorkultivierung entstanden ist,typischerweise in den ehemaligen Moorgebieten Nordwestdeutschlands. Das Moorhufendorf hat in der Regel eine Breitstreifenflur mit Hofanschluss. Die Grenzen der Breitstreifen werden durch Entwässerungsgräben markiert.

Als Variante der Moorhufendörfer gelten die Fehnkolonien, planmäßig angelegte Siedlungen, die oft mehrere Kilometer Länge aufweisen, wobei als Leitlinie die Entwässerungs- und Transportkanäle dienten.

Ein häufig angeführtes Beispiel ist Papenburg (Emsland), wo im 17. Jh. nach holländischem Vorbild eine Fehnkolonie angelegt wurde.

Moorkolonisation

Vorgang der Landerschließung und -nutzung in Moorgebieten durch die Moorkultur. Dabei wurden Moorkolonien angelegt. Erste Moorerschließungen setzten im Mittelalter (Niederlande) ein. Die Kerngebiete der Moore blieben menschenleer bis in die Zeit des Merkantilismus. Durch die Peuplierungspolitik vermehrten die absolutistischen Fürsten die Zahl ihrer Untertanen und damit ihre Macht. Kolonisationen im 17. Jh. z.B. in den Hochmooren Ostfrieslands und des Emslandes wurden von erfahrenen Niederländern durchgeführt. Weitere Kolonisationen erfolgten im 18 Jh. z.B. in den Niedermooren des Havellandes, der Wartheniederung und des Rhinluch bei Rhinow. In Süddeutschland (Oberschwaben, bayerisches Voralpenland) wurden vor allem gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jh. weite Moorflächen entwässert. Große Flächen der Emslandmoore wurden erst im 20 Jh. zu Wirtschaftsland.

Schatten der Vergangenheit
Schatten der Vergangenheit

Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)

Im Zuge einer langen Geschichte der Entwässerung sind Moore vielerorts aus dem Landschaftsbild verschwunden – und mit ihnen Hochwasserschutzgebiete und die Lebensräume von Pflanzen und Tieren.

Zerstört wurden mit der flächendeckenden Trockenlegung von Mooren auch andere herausragende Funktionen. Im intakten Zustand speichern Moore mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem der Welt – werden sie jedoch entwässert, kommt der über Jahrtausende im Torf gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff in Berührung und oxidiert. Dadurch gelangen riesige Mengen der Treibhausgase Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in die Atmosphäre. Die Geschichte der Moore ist daher immer auch eine Geschichte des Klimas. (Mooratlas)

Weitere Informationen:

Moorkultur

Kulturtechnisches Verfahren zur Nutzung von Mooren. Bei der Moorkultur wird eine systematische Entwässerung betrieben und durch Melioration ein dauerhafter Kulturboden aufgebaut.

(s. a. Fehnkultur, Sanddeckkultur, Schwarzkultur)

Moorsiedlung

Hochmoorsiedlung, deren Existenz im Gegensatz zur Fehnsiedlung von Beginn an auf Landwirtschaft basierte und der deshalb ein schiffbarer Kanal für den Transport des Torfes fehlt. Siedlungsform der Moorsiedlungen ist zumeist die - im Vergleich zu den Fehnkolonien in der Regel lockere - Reihensiedlung mit hofanschließender Streifenflur.

Morgen

Dieses alte bäuerliche Feldmaß hat - je nach Region - viele Namen (z.B. Joch, Juchert, Tagewerk) und entspricht ebenso vielen Ackerflächen. Generell gilt heute, daß 1 Morgen ¼ Hektar umfaßt, also ca. 0,25 ha bzw. 25 a. Früher entsprach 1 Morgen derjenigen Ackerfläche, die mit dem regional üblichen Gespann bei den vor­herrschenden Böden an einem Vormittag gepflügt wurde.

Beispiele: Baden: 0,36 ha; Bayern: 0,341 ha; Braunschweig: 0,25 - 0,33 ha; Hannover: 0,262 ha; Hamburg und Hessen-Nassau: 0,25 ha; Holstein: 1,0 ha; Oldenburg: 1,22 ha; Preußen: 0,255 ha; Sachsen: 0,277 ha; Vor­pommern: 0,655 ha; Westfalen: 0,255 ha; Württemberg: 0,315 ha; Wien: 0,576 ha.

Moshav

Genossenschaftlich organisierte ländliche Siedlung in Israel, mit im Unterschied zum Kibbuz höherem Anteil von persönlichem Privateigentum. Ihre Idee beruht auf dem Prinzip der Gleichheit in den Grundbedingungen - Eigenarbeit und gegenseitige Hilfe der Siedler - verbunden mit Entscheidungsfreiheit in der Wirtschaftsführung und Lebenshaltung. Moshavim übertreffen heutzutage die Kibbuzim nach Zahl der Siedlungen (400 : 280), wie auch der Einwohner (160.000 : 130.000). Mit der verbesserten Sicherheitssituation im Gefolge der Staatsgründung erfolgten die meisten Neugründungen von ländlichen Siedlungen im Innern Israels in Form von Moshavim und nur entlang der Grenzen und im Negev als Kibbuzim.

Insbesondere Einwanderer aus Osteuropa und aus den arabischen Ländern, die nach 1948 nach Israel kamen und im Gegensatz zu den ersten Pionieren nicht von der sozialistischen Idee beseelt waren, zogen meistens diese Siedlungsform vor.

Mühlenbranche

In Deutschland umfasst die Mühlenbranche die Bereiche Brotgetreidevermahlung, Vermahlung von Durum-Weizen (Hartweizen) und Mais, Mischfutterherstellung sowie Schäl- und Reismüllerei. Der Verband Deutscher Mühlen e.V. (VDM) bündelt die Mühlen, die Brotgetreide und Mais vermahlen. Mit einer Vermahlungsmenge von etwa acht Millionen Tonnen Brotgetreide (Weichweizen und Roggen) im Jahr ist die Getreidemüllerei Partner der Landwirtschaft und der Lebensmittelhersteller.

Mit rund 6.000 Beschäftigten erwirtschaftete die Mühlenbranche im Wirtschaftsjahr 2019/20 einen Jahresumsatz von rund 2,75 Milliarden Euro. Die Mühlen vermahlen jährlich etwa ein Drittel der deutschen Weizen- und Roggenernte. Der Trend zu größeren Mühlen-Einheiten hält weiter an.

1950/51 gab es in Deutschland 18.935 Mühlen, im Wirtschaftsjahr 20/21 sind es noch 550 Mühlen, davon 185 Mühlen mit einer jährlichen Vermahlungsleistung von mindestens 1.000 Tonnen. 40 große Mühlen mit einer Jahresvermahlung von 50.000 Tonnen und mehr haben einen Anteil an der Gesamtvermahlung von 80 Prozent. Mit rund 8,7 Millionen Tonnen Getreide (2019/20), davon 8,2 Millionen Tonnen Brotgetreide, beliefern die Mühlen Backgewerbe und Lebensmittelindustrie, Handel und Verbraucher. Etwa 11 Prozent der Mahlerzeugnisse werden exportiert. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Mühlen gehen 30 Prozent der Erzeugnisse an Handwerksbäcker, 55 Prozent an Betriebe der Backwaren- und Lebensmittelindustrie, 10 Prozent an Spezialverarbeiter wie Teig- und Nudelwarenhersteller und nur etwa 5 Prozent an den Endverbraucher. Mühlennachprodukte, wie Kleie oder Nachmehle, werden zu Futtermitteln verarbeitet. 

Im Wirtschaftsjahr 20/21 verteilt sich die insgesamt vermahlene Getreidemenge auf rund 8,0 Mill. t Brotgetreide, davon 7,3 Mill. t Weichweizen und knapp 0,7 Mill. t Roggen, sowie 0,3 Mill. t Dinkel und 0,4 Mill. t Hartweizen. Die Roggenvermahlung ist um 3,5 % gesunken und auch die Weichweizenvermahlung ist immerhin um fast 3,0 % gesunken. Die Vermahlung von Dinkel ist hingegen um 23 % angestiegen. Ebenso ist bei Hartweizen die Vermahlung um 1,8 % gestiegen. Die durchschnittliche Jahresvermahlung blieb jedoch mit 47 351t je Mühle nahezu konstant.

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Mulchen

Das Belassen von Pflanzenresten auf der Bodenoberfläche. Dieser "Mulch" bricht die Aufschlagskraft der Regentropfen, erhöht die Wasserinfiltration in den Unterboden und verhindert damit den Wasserabfluss und die Bodenerosion. Als Mulchmaterial kommen in Frage:

Mulchsaat

Direktsaat in die abgestorbenen Pflanzenreste (Mulch) einer Zwischenfrucht oder direkt in die Vorfrucht-Stoppeln ohne vorbereitetes Saatbett. Mulchsaat ist eine Möglichkeit, in hängigem Gelände die Bodenerosion (z.B. bei Mais) zu verringern oder um das Auflaufen von Unkraut durch Bodenbedeckung zu ver- bzw. behindern.

Mull (Humusform)

Terrestrische Humusform biotisch aktiver Böden mit guter Nährstoffversorgung, schwach saurer bis neutraler Bodenreaktion und günstigem Wasser- und Luftgehalt. Mull entsteht unter überwiegend aeroben Bedingungen. Das C/N-Verhältnis ist 10-15 : 1.
Die anfallenden, in der Regel leicht abbaubaren Vegetationsrückstände werden im mineralischen Oberboden (Ah-Horizont) schnell zersetzt, humifiziert und von der Bodenfauna oder durch Bearbeitung des Bodens mit dem Mineralkörper durchmischt.

Im Mull treten unter den Bodenlebewesen viele Bodenwühler auf (zum Beispiel Tausendfüßer, Asseln, Larven, Regenwürmer). Ein Oh-Horizont ist nicht vorhanden, der Of-Horizont fehlt häufig, selbst die L-Lage kann bereits vor dem neuen Streufall aufgearbeitet sein. Die Nährstoffversorgung ist bei meist schwach saurer bis neutraler Bodenreaktion sehr gut. Ist zwischen dem L- und Ah-Horizont ein Of-Horizont ausgebildet und der Oberboden (Ah) deutlich vom darunter folgenden Mineralboden abgegrenzt, so bezeichnet man die Humusform als Of-Mull, kurz F-Mull.

Aus Sicht der Pflanzenernährung gilt Mull als günstigste Humusform und kommt überwiegend in Steppengebieten, Grünland und krautreichen Laubwäldern vor.

Multifunktionalität der Landwirtschaft

In Koppelproduktion mit der landwirtschaftlichen Produktion verbundene positive und negative externe Effekte. Dazu gehören beispielsweise: Gestalten und Erhalten von Kulturlandschaften und natürlichen Lebensräumen, Bereithalten von Ausgleichsräumen und Prägen sozialen Lebens im ländlichen Raum durch die Landwirtschaft, Umweltbelastungen durch intensive landwirtschaftliche Produktion.

Multifunktionalität umschreibt allg. die Tatsache, dass ein wirtschaftliches Handeln vielfältige Güter und Dienstleistungen sowie andere positive und negative Wirkungen als Koppelprodukte hervorbringt, wobei  diese Güter und Dienstleistungen in der Regel nicht marktfähig sind.  In der Agrarpolitik wird das Konzept der Multifunktionalität bes. in Industrieländern hinsichtlich der Rechtfertigung von zukünftigen Subventionszahlungen an die Landwirtschaft aufgrund ihrer Koppelproduktion öffentlicher Güter im Bereich der Umwelt einschließlich der Landschaftsgestaltung, der Beschäftigung in ländlichen Regionen, der Ernährungssicherung sowie des Tierschutzes diskutiert und zunehmend umgesetzt. In der EU erfolgt dies u.a. durch das sogenannte Greening.

Multifunktionalität steht für eine Agrikultur, die Lebensmittel für die Verbraucher, Existenzgrundlage und Einkommen für die Erzeuger und eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Gütern für die Bürger und ihre Umwelt samt funktionierendem Ökosystem bereitstellt.

Corporate Social Responsibility“ (CSR)

Für den Ansatz, freiwillige Mehrleistungen zugunsten gesellschaftlicher Belange zu erbringen, hat sich in der Managementliteratur der Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR – gesellschaftliche Unternehmensverantwortung) etabliert.

Bei der Entwicklung von CSR sollen weiterhin die Unternehmen selbst federführend sein und so die nötige Flexibilität erhalten, damit sie innovativ sein und ein auf ihr Umfeld abgestimmtes Konzept entwickeln können. Voraussetzung ist die Einhaltung der geltenden Rechtsvor- schriften und der geltenden Tarifverträge zwischen Sozialpartnern. Der Staat soll zusätzlich unterstützend wirken und nötigen falls ergänzende Vorschriften einsetzen, etwa um Marktanreize zu schaffen oder um Transparenz zu fördern. Dies geschieht beispielsweise durch die neue EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD). Hier wird ab 2024 die Rechenschaftspflicht sukzessive auf bilanzrechtlich große Unternehmen sowie kapitalmarkt-orientierte KMU ausgeweitet.

CSR dient ausdrücklich nicht dazu, durch einzelbetriebliches Handeln notwendige staatliche Gestaltung und Anforderungen – etwa hinsichtlich Klimaschutz- und Nachhaltigkeitszielen – auszuhebeln oder gar zu ersetzen. Vielmehr ist CSR als eine ergänzende Möglichkeit für Landwirtinnen und Landwirte zu verstehen, um eigeninitiativ und individuell über gesetzliche und brancheninterne Verpflichtungen hinaus gesellschaftlichen Erwartungen zu begegnen.

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Mutterkorn

Bezeichnung für eine für Mensch und Tier giftige Dauerform des Schlauchpilzes Claviceps purpurea, die in den Ähren von Roggen und einigen anderen Getreidearten wie Triticale, Weizen, seltener auf Gerste oder Hafer und anderen Gräsern auftritt.

Der Schlauchpilz Claviceps purpurea bildet auf Gräsern und Getreiden als Überwinterungsform die sogenannten Mutterkörner aus. Die darin enthaltenen Mutterkornalkaloide haben eine starke toxische Wirkung, schon geringe Konzentrationen können beim Menschen zu Vergiftungen führen. Durch sorgfältige Reinigung des Getreides kann das Mutterkorn vor der Verarbeitung abgetrennt werden.

Eine Infektion der Pflanzen durch den Pilz erfolgt meist zur Blüte. Roggen muss als Fremdbefruchter während der Blüte die Spelzen weit öffnen und ist daher besonders anfällig. In den Ähren bilden sich die bis zu fünf Zentimeter langen violett-braun gefärbten Mutterkörner (Sklerotien), die meist gebogen sind. Bei Weizen sind sie kleiner, dünner und weniger stark gebogen. Während der Ernte fallen sie zu Boden und überwintern dort.

Besonders im ökologischen Landbau ist der Mutterkornpilz ein großes Problem. Verschiedene Forschungsprojekte suchen daher nach Resistenzgenen entweder in bereits zugelassenen Sorten oder in alten Landsorten des Roggens.

Die Bezeichnung Mutterkorn fußt auf der früheren Verwendung als Abtreibungsmittel, da die Inhaltsstoffe wehenauslösend sind. Im 17. Jh. wurde die Droge in die Praxis von Heilern oder Badern eingeführt.

Mutterkuhhaltung

Form der Rinderhaltung, bei der die Mutterkuh ihr Kalb bis zum Ende der Laktationsperiode säugt. Mutterkuhhaltung wie auch Ammenkuhhaltung dienen ausschließlich der Erzeugung von Rindfleisch. Weitere Kennzeichen der Mutterkuhhaltung:

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Mykorrhiza

Mykorrhiza (altgr. μύκης mýkēs ‚Pilz‘ und ῥίζα rhiza ‚Wurzel‘) bezeichnet eine Form des Zusammenlebens (Symbiose, auch Mutualismus) von Pilzen und Pflanzen, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem der Pflanze verbunden ist. Die Mykorrhizapilze liefern der Pflanze Nährstoffe und Wasser und erhalten ihrerseits einen Teil der durch die Photosynthese der Pflanzen erzeugten Kohlenhydrate. Die Mykorrhizapilze verfügen über ein im Vergleich zur Pflanze erheblich größeres Vermögen, Mineralstoffe und Wasser aus dem Boden zu lösen, wodurch i. d. R. die Wasser-, Stickstoff- und Phosphat-Versorgung der mykorrhizierten Pflanzen verbessert wird. Zudem erhöht die Mykorriza die Trockenresistenz der Pflanzen und schützt die Pflanzenwurzel in gewissem Maße vor Schädlingen (Wurzelpathogenen).

In allen terrestrischen Ökosystemen spielt die Mykorrhiza eine wichtige Rolle für die Ernährung und das Wachstum der Pflanzen. Nur in sehr kalten und sehr trockenen Lebensräumen ist ihre Bedeutung geringer.

Mykorrhizapilz

Bodenpilz, der den Wurzelraum von Nutz- und Wildpflanzen besiedelt, wobei es zu einem Stoffaustausch kommt. Pflanzenwachstum und -gesundheit werden dadurch positiv beeinflusst. So liefern die Mykorrhizapilze den Pflanzen Nährsalze und Wasser. Ihrerseits erhalten diese einen Teil der durch die Photosynthese der (grünen) Pflanzen erzeugten Stoffwechselprodukte (Assimilate). Als Mykorrhizen bezeichnet man eine Form der Symbiose (auch Mutualismus) zwischen Pilzen und Pflanzen, bei der ein Pilz mit dem Wurzelsystem einer Pflanze in Kontakt ist.

Die ungefähr 6000 Pilzarten, die mit Pflanzen eine Mykorrhiza bilden können, finden sich in verschiedenen systematischen Gruppen der Pilze. Die häufigsten Mykorrhiza-Pilze sind die sogenannten arbuskulären Mykorrhiza. Mehr als achtzig Prozent der Landpflanzen leben in Symbiose mit ihnen. Ihre Hyphen (fadenförmige Zellen der Pilze) dringen in die Pflanzenwurzeln ein und bilden ein lockeres Hyphennetz. Dagegen bilden die ektotrophen ("äußerlichen") Mykorrhizapilzen einen dichten Hyphenmantel auf den dicken, langsam wachsenden Kurzwurzeln. Die Wurzelhaare werden verdrängt, ihre Funktion von den Pilzhyphen übernommen.

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Mykotoxine

Mykotoxine sind sekundäre Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze. Für Menschen, wie für alle Wirbeltiere, sind sie bereits in geringer Menge giftig. Vor allem auf dem Feld mit Schimmelpilzen befallenes Getreide transportiert Mykotoxine in Lebensmittel, aber auch Schimmel während der Lagerung des Getreides oder des Endprodukts produziert die Giftstoffe. Eine EU-Verordnung regelt die zulässige Höchstbelastung.