Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

E

Alle lexikalischen Einträge zu diesem Buchstaben

E-Farming

Beim E-Farming (E-Landwirtschaft) geht es um die Konzeption, Entwicklung und Anwendung innovativer Wege zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), einschließlich digitaler Technologien, im ländlichen Raum, wobei der Schwerpunkt auf der Landwirtschaft, einschließlich Fischerei, Forstwirtschaft und Viehhaltung liegt.

Ziel ist es, die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums zu fördern, indem der Zugang zu wertvollen Informationen verbessert wird, die den Menschen, deren Lebensunterhalt von der Landwirtschaft abhängt, helfen können, die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen und die verfügbaren Ressourcen auf die produktivste und nachhaltigste Weise zu nutzen. Zu den IKT, die für die E-Landwirtschaft genutzt werden können, gehören Geräte, Netze, Dienste und Anwendungen. Diese können von modernsten internetbasierten Technologien und Erfassungsinstrumenten bis hin zu anderen Technologien reichen, die es schon viel länger gibt, wie Radio, Telefon, Mobiltelefon, Fernsehen und Satelliten.

Die Definition geht über den E-Government der Landwirtschaft hinaus, da sie nicht nur landwirtschaftliche Dienstleistungen umfasst, die von den Regierungen für die Bürger (z. B. Landwirte, ländliche Gemeinden) über IKT erbracht werden, sondern auch eine ganze Reihe von Produkten, Dienstleistungen und Infrastrukturen, die von der Regierung, dem Privatsektor, der öffentlichen Forschung und Beratung, NROs und Landwirtschaftsorganisationen bereitgestellt werden.

Die Argumente für die E-Landwirtschaft

Die elektronische Landwirtschaft bietet ein großes Potenzial für die Förderung des Wirtschaftswachstums, die Erhöhung der Einkommen und die Verbesserung der Lebensbedingungen ländlicher Gemeinschaften durch die Steigerung der Effizienz der landwirtschaftlichen Produktion und die Entwicklung von Wertschöpfungsketten. Sie schafft Möglichkeiten, einige der dringendsten Herausforderungen der Landwirtschaft anzugehen, indem IKT-gestützte Lösungen zur Bewältigung so unterschiedlicher Probleme wie Klimawandel, Schädlinge und Krankheiten sowie schlechter Marktzugang eingesetzt werden.

Der sektorübergreifende Charakter der IKT treibt das Wachstum in anderen Sektoren voran. Eine einzigartige IKT-gestützte Plattform kann mehreren Sektoren wie der Landwirtschaft, dem Gesundheitswesen und dem Verkehrswesen dienen, indem sie den Verbrauchern Informationen über Produkte und Qualität bietet, den rechtzeitigen Transport der Produkte zum Markt sicherstellt und die Landwirte durch stärkere Verbindungen zwischen Kleinerzeugern und Märkten stärkt.

EAGFL

Siehe Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft

Echte Dattelpalme

Die Echte Dattelpalme (Phoenix dactylifera), engl. date palm, fr. dattier, ist eine Pflanzenart der Gattung Dattelpalmen (Phoenix) in der Familie der Palmengewächse (Arecaceae). Ihre Früchte werden Datteln genannt. Die echte Dattelpalme ist eine alte orientalische Kulturpflanze, deren menschliche Nutzung sich bis in die Archive von Mesopotamien zurückverfolgen lässt; ihre Abstammung ist nicht sicher geklärt.

Beschreibung

Die Echte Dattelpalme erreicht Wuchshöhen von 15 bis 30 Metern und besitzt einen endständigen Schopf von bis zu 4 m langen Fiederblättern. Die Basis der Wedel verbleibt am Stamm. Die Laubblätter sind Wedel; sie sind 3 bis 5 m lang und haben etwa 30 cm lange und 2 cm breite Fiedern. Im unteren Bereich der Wedel sind Stacheln vorhanden.

Die rispigen Blütenstände, von je 2 Hochblättern umhüllt, entstehen in den Blattachseln. Die Blütenstände tragen ca. 500 Blüten (von denen die Hälfte entfernt wird), die sich daraus entwickelnden Beeren umschließen einen harten länglichen Samen, der als Reservestoff Cellulose enthält. Die Beeren (Datteln) sind 4-7 cm lang, länglich-ellipsoid und haben ein ledriges gelbes bis braunes Exokarb, sowie dickes, süßes Fruchtfleisch. Die ersten Datteln kann man nach 5 bis 6 Jahren ernten.

Anbau

Die bis zu 200 Jahre alt werdende Dattelpalme benötigt als Wüstenpflanze viel Sonne und vor allem in den Sommermonaten auch viel Wasser. Dattelpalmen erfordern gut durchlässige, tiefe, sandige Lehmböden mit einem pH-Wert von 8-11. Der Boden sollte die Fähigkeit haben, die Feuchtigkeit zu speichern. Der Boden sollte auch frei von Kalziumkarbonat sein. Ansonsten gilt die Pflanze als anspruchslos und kommt mit nährstoffarmen Böden zurecht.

Die Echte Dattelpalme wächst langsam und gilt als winterhärter als ihre Verwandte, die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis). Über die Jahrtausende sind zahlreiche Varianten der Datteln gezüchtet worden, so dass ihre Fruchtfarbe von Rot bis Schwarz variiert. Der Anbau von Datteln erfolgt in Palmengärten. Die Pflanzen haben eine Nutzzeit von 80 bis 100 Jahren, daher muss ein solcher Garten sorgfältig geplant werden. Da die Früchte nur alle zwei Jahre aus befruchteten Blüten entstehen, werden auf zirka 100 weibliche Pflanzen 2 bis 3 männliche gepflanzt. Der Ertrag pro Baum kann dann bis 100 kg pro Erntesaison betragen. Die Fruchtbildung findet bei 30 bis 35 Grad Celsius Außentemperatur statt. Dabei benötigen die Pflanzen viel Wasser. Aus diesem Grund muss ein solcher Garten gut bewässert werden oder die Pflanzen brauchen Zugang zum Grundwasser.

Wirtschaftliche Bedeutung

Datteln sind seit Jahrtausenden ein Grundnahrungsmittel des Mittleren Ostens und des Industals. Es gibt archäologische Belege für den Anbau von Datteln in Arabien aus dem 6. Jahrtausend v. Chr.

Heute sind Dattelpalmen weiterhin eine wichtige traditionelle Kulturpflanze im Irak, Iran, Arabien und Nordafrika westlich von Marokko. Datteln (insbesondere Medjool und Deglet Noor) werden auch in Amerika in Südkalifornien, Arizona und Südflorida in den USA sowie in Sonora und Baja California in Mexiko angebaut.

Ein großer Teil der Produktion verbleibt in den Ländern selbst und wird weiterverarbeitet. Die Produkte der Dattelproduktion sind neben den Früchten (frisch und getrocknet) Dattelöl, Dattelschnaps (und Essig). Sogenannte Saftdatteln, deren Stärke bei der Reife in Zucker umgewandelt wird, werden vor allem exportiert. Die getrockneten Früchte sind wegen ihres hohen Zuckergehalts von über 50% sehr lange haltbar. Wichtig als Nahrungsgrundlage in Nordafrika und den Trockengebieten Südwestasiens sind die Trockendatteln, deren Stärke nicht umgewandelt wird.

2017 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit etwa 8,2 Mio. t Datteln geerntet.

Größte Dattelproduzenten (2017)
Rang
Land
Menge (in t)
1  Ägypten 1.590.414
2  Iran 1.185.165
3  Algerien 1.058.559
4  Saudi-Arabien 754.761
5  Irak 618.818
6  Pakistan 524.041
7  Vereinigte Arabische Emirate 475.286
8  Sudan 439.355
9  Oman 360.917
10  Tunesien 260.000
 
Welt
8.166.014

Quelle: FAO

Verwendung

Trockene oder weiche Datteln werden aus der Hand gegessen oder können entsteint und mit Füllungen wie Mandeln, Walnüssen, Pekannüssen, kandierten Orangen- und Zitronenschalen, Tahini, Marzipan oder Frischkäse gefüllt werden.

Teilgetrocknete entsteinte Datteln können mit Glukosesirup glasiert werden, um sie als Zwischenmahlzeit zu verwenden. Datteln können auch gehackt und in einer Reihe von süßen und herzhaften Gerichten verwendet werden, von Tajinen (Tagines) in Marokko bis hin zu Puddings, Ka'ak (Arten von arabischen Keksen) und anderen Desserts. Dattelnussbrot, eine Art Kuchen, ist in den Vereinigten Staaten sehr beliebt, besonders an Feiertagen. Die Datteln werden auch zu Würfeln, Paste namens "ajwa", Brotaufstrich, Dattelsirup oder "Honig" namens "dibs" verarbeitet oder in Libyen eingerieben, Pulver (Dattelzucker), Essig oder Alkohol. Der aus Datteln hergestellte Essig ist ein traditionelles Produkt des Nahen Ostens.

Zu den jüngsten Innovationen gehören schokoladenüberzogene Datteln und Produkte wie der sprudelnde Dattelsaft, der in einigen islamischen Ländern als alkoholfreie Version von Champagner für besondere Anlässe und religiöse Zeiten wie den Ramadan verwendet wird. Beim abendlichen Fastenbrechen im Ramadan, ist es üblich, zuerst eine Dattel zu essen.

Als Folge des maritimen Handelserbes Großbritanniens werden importierte gehackte Datteln zu einer Vielzahl traditioneller Dessertrezepte hinzugefügt oder bilden die Hauptgrundlage, einschließlich klebriger Toffee-Puddings. Datteln sind auch eine der Zutaten von HP Sauce, einer beliebten britischen Würzsauce.

In Südostspanien (wo es einen großen Dattelhain, den UNESCO-geschützten El Palmeral de Elche gibt) werden Datteln (meist mit gebratenen Mandeln) in Speck gewickelt, gebraten und mit Ranch Dressing serviert.

In Israel wird Dattelsirup, genannt Silan, beim Kochen von Huhn, aber auch für Süßigkeiten und Desserts sowie als Honigersatz verwendet.
Datteln sind auch eine der Zutaten von Jallab, einem Fruchtsirup aus dem Mittleren Osten.

In Pakistan wird ein dickflüssiger, dicker Sirup aus den reifen Früchten als Beschichtung für Ledertaschen und -rohre verwendet, um ein Auslaufen zu verhindern.

Vom Stamm älterer Dattelpalmen lässt sich ein Saft abzapfen, der sich sofort im Gärprozess befindet und als Palmwein vergoren wird.

Dattelsamen werden eingeweicht und für die Tierernährung gemahlen. Ihr Öl ist auch als Rohstoff für Seife und Kosmetik geeignet. Dattelkerne werden ebenfalls gemahlen und in Form von Kaffeebohnen oder als Zusatz zum Kaffee verwendet.

Datteln können auch getrocknet, gemahlen und mit Getreide vermischt werden, um ein nahrhaftes Futter zu bilden.

Von den Früchten befreite Fruchtbüschel werden als Besen verwendet.

In Nordafrika werden Dattelpalmenblätter häufig für den Bau von Hütten verwendet. Aus reifen Blättern werden auch Matten, Siebe, Körbe und Fächer hergestellt. Verarbeitete Blätter können für Dämmplatten verwendet werden.

Weitere Informationen:

Echter Lorbeer

Der Echte Lorbeer (Laurus nobilis), auch Edler Lorbeer oder Gewürzlorbeer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lorbeeren (Laurus) innerhalb der Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae). Sie wird als Heil- und Gewürzpflanze verwendet. Der Name leitet sich über mittelhochdeutsch lôrber und althochdeutsch lôr(beri) von gleichbedeutend lateinisch laurus ab.

Vegetative Merkmale

Der Echte Lorbeer ist ein immergrüner Strauch oder Baum und kann je nach Standort Wuchshöhen zwischen 10 und 15 Meter erreichen. Die ledrigen, lanzettförmigen und oberseits glänzenden Laubblätter duften aromatisch. Ihr Rand ist leicht gewellt.

Verbreitung und Kulturbedingungen

Der immergrüne Lorbeerbaum (Laurus nobilis) ist ursprünglich in Kleinasien beheimatet. Heute wird er in vielen Ländern des Mittelmeerraums, insbesondere in der Türkei, kultiviert und ist dort auch wild zu finden. Auch im pazifischen nordwestlichen Nordamerika ist er zu finden.

Da er nur bedingt winterhart ist, überlebt er bei uns nur im Rheinland, am Bodensee und klimatisch ähnlich milden Gebieten Deutschlands mit Winterschutz ganzjährig ausgepflanzt im Freien. Auf Helgoland findet man einige große ausgepflanzte Exemplare, die seit den 1980er-Jahren erfolgreich ohne Winterschutz gedeihen. In raueren Gebieten kann er nur als Kübelpflanze gehalten werden. Als ausgepflanzte Freilandpflanze gedeiht er auch in Südirland und übersteht aufgrund der milden ozeanischen Klimabedingungen die dortigen Winter problemlos.

Verwendung

Der Echte Lorbeer wird als Gewürzpflanze verwendet: Das Aroma der Blätter des Lorbeerbaums passt zu Suppen, Eintöpfen, Fleischgerichten, aber auch zu Fisch. Die Blätter dienen auch zum Würzen eingelegter Gurken und Heringe, für Sülzen und zur Essigaromatisierung. Lorbeerblätter sind Bestandteil des Bouquet garni in der französischen Küche.

In der gesamten Pflanzenwelt existieren Pflanzenarten mit aromatischen Blättern. Viele davon werden als Lorbeer bezeichnet, obwohl sie geschmacklich mit dem Echten Lorbeer kaum Ähnlichkeit zeigen.

Lorbeerfrüchte (Fructus Lauri) wurden früher in hautreizenden Salben verwendet. Außerdem wurden sie als Insektenrepellent und als Antiparasitikum in Salbe verwendet, zum Beispiel gegen Läuse und Krätzemilben. Wegen der Möglichkeit einer allergischen Kontaktdermatitis ist die Anwendung der Salbe aus medizinischer Sicht allerdings nicht unbedenklich. Ferner wird Fruct. Lauri beim Milchvieh gegen Euter-Erkrankungen und als Brunstmittel für Kühe und Schweine verordnet.

Lorbeeröl ist eine butterartige, grünliche Masse, die bei circa 30 °C schmilzt und durch Auspressen der erwärmten und zerkleinerten Lorbeerfrüchte gewonnen wird. Auch durch Destillation von Lorbeerblättern kann Lorbeeröl gewonnen werden. Es besteht zu circa 95 Prozent aus fettem Öl und zu 5 Prozent aus ätherischem Öl. Lorbeeröl dient medizinisch zum Einreiben, wird eingesetzt bei Prellungen, Verstauchungen und rheumatischen Beschwerden und bei Hämatomen. Bei Pferden fördern hyperämisierende Einreibungen am Huf das Hornwachstum. Außerdem findet das Öl heute Anwendung als Duftkomponente in der Parfümerie und für Liköre. Lorbeeröl enthält auch die zur Körperreinigung, Hautpflege und Heilung eingesetzte Aleppo-Seife, je nach Rezeptur einen Ölanteil von zwei bis 60 Prozent bei der Herstellung.

Ecofarming

Konzept der kleinbäuerlichen Landbewirtschaftung in den wechselfeuchten und immerfeuchten Tropen, das durch Rückbesinnung auf gelungene traditionelle Agrarkulturen unter weitgehendem Verzicht auf zugekaufte Hilfsmittel die Bodenproduktivität durch standortangepaßte, umweltschonende Bewirtschaftungsmethoden zu steigern und langfristig zu erhalten sucht. Das Ecofarming orientiert sich am Mangel in Entwicklungsländern und ist als Alternative zur Technologie der Grünen Revolution entwickelt worden.
Aus vielen tropischen Gebieten liegen Untersuchungen über standortgerechte Wirtschaftsformen vor. Die vielgestaltige naturräumliche Gliederung verbietet es aber, die Ergebnisse zu verallgemeinern und auf andersgeartete Räume zu übertragen. Bereits die autochthonen Intensivsysteme haben eine nachhaltige Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit bei Besiedelungsdichten häufig bis zu dreihundert, in einigen Fällen bis fünfhundert Menschen pro km² geleistet. In diesen Beispielen ist es der lokalen Bevölkerung gelungen, durch einen ökologisch sinnvollen Methodenwandel den Schritt vom Wanderfeldbau zur permanenten Landnutzung zu vollziehen. Dabei ergeben sich erstaunliche methodische Ähnlichkeiten trotz klimatischer und ethnischer Vielfalt:

Egger (1989) empfiehlt, daß jedes Ecofarming-Konzept an diesen Methoden ansetzen und von ihnen das grundsätzliche "Ecodesign" ableiten solle. Eine notwendige standortbezogene Entwicklung in den Tropen stellt den ökologischen Landbau in Kontrast zur Grünen Revolution mit ihrem Technologietransfer aus den Industrieländern. Sinnvoll ist die langsame Methodenentwicklung im Dialog mit lokalen Partnern. Moderne technische Hilfsmittel sollen nur moderat zur Stützung des gewünschten Agrarökosystems eingesetzt werden.

Ziele und Merkmale der tropischen Ökolandwirtschaft:

Standortgerechte Nutzungsformen für die Ungunsträume der immerfeuchten Tropen sind bislang erst unzureichend erprobt. Hier muß die Bodennutzung der natürlichen Vegetation (Tropischer Regenwald) möglichst nahekommen, wenn eine langfristige Ertragssicherung auf den nährstoffarmen Böden erreicht werden soll. Agroforstwirtschaftssysteme kommen dieser Forderung entgegen. Überzeugende Realisationen sind bislang aber weniger aus dem Tieflands-Regenwald bekannt, sondern vielmehr aus Bergwäldern Ostafrikas oder Kameruns. Ein Durchbruch des Eco-Farming-Konzeptes ist bislang nicht erfolgt. Insbesondere ist eine frustrierende Phase des Durchhaltens zu überbrücken, da die Wirkungen des ökologischen Anbaus auf die bäuerlichen Einkommen erst mittelfristig eintreten.

Ecological Engineering

Unter Ecological Engineering versteht man in der Ökologie das Designen oder die gezielte Änderung eines Ökosystems, um das natürliche Gleichgewicht in einer bestimmten Richtung zu lenken bzw. nachhaltig wiederherzustellen. Bei der Methode ist unabdingbar, dass bei der Verfolgung von den erwünschten Zielen keine Nebenwirkungen für das Ökosystem entstehen. Beispiele von Ecological Engineering sind der Abbau von Umweltschadstoffen durch Pflanzen oder Mikroorganismen (die sogenannte Bioremediation oder biologische Sanierung) oder auch der Eingriff in der Rhizosphäre mit dem Ziel, das Pflanzenwachstum zu fördern. Das Ecological Engineering wird sowohl in terrestrischen als auch in aquatische Ökosystemen benutzt. Der Begriff Ecological Engineering wurde erstmals 1962 vom amerikanischen Ökologen Howard Odum verwendet.

ECU

ECU (m./w.), Abkürzung für European Currency Unit (= Europäische Währungseinheit, EWE), auch abgeleitet von der Bezeichnung für ein französisches Zahlungsmittel im Mittelalter (Écu). Der Ecu war als Vorläufer des Euro von 1979 bis 1998 die Rechnungseinheit der Europäischen Gemeinschaften (EG), später Europäischen Union (EU) und bestand aus einem Währungskorb, in dem die Währungen der Mitgliedsländer eine feste Gewichtung hatten.

Der ECU war zentraler Bestandteil des Europäischen Währungssystems (EWS) und einer der wichtigsten Bausteine auf dem Weg zur Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU). Der europäische Agrarhandel vollzog sich fast vollständig auf ECU-Basis. Die ECU war mit Beginn der Währungsunion abgeschafft. Ein ECU entsprach dann dem Wert eines Euro.

(s. a. agrimonetäres System)

Edaphon

Sammelbezeichnung für die ständig oder zeitweise in den luft- oder wassergefüllten Hohlräumen des Bodens lebenden Organismen (Bodenorganismen), unterteilt in  Bodenflora und Bodenfauna (Bodentiere). Nicht berücksichtigt werden die tote organische Substanz und die im Boden wurzelnden höheren Pflanzen. Der Name stammt vom griechischen edaphos „Erdboden“. Im Gegensatz dazu bedeutet das zugehörige Adjektiv edaphisch „den Boden betreffend“ oder „die ökologische Wirkung des Bodens betreffend“.

Bodenflora

Die Bodenflora besteht unter anderem aus Pilzen, Algen, Bakterien und Flechten. Gerade Bakterien ernähren sich überwiegend von abgestorbener, organischer Substanz. Der Bodenflora kommt durch diese Humifizierung und Mineralisierung des organischen Materials eine wichtige Aufgabe innerhalb des Ökosystems zu. Pflanzenwurzeln gehören nicht zur Bodenflora.

Bodenfauna

Genauso wie der Bodenflora kommt auch der Bodenfauna durch die Zerkleinerung und Zersetzung von abgestorbenen Pflanzenresten und Tierleichen eine wichtige Rolle zu. Insbesondere Bodenkriecher und -wühler sorgen für Durchmischung, Durchlüftung und Lockerung des Bodens (Bioturbation).

Unterteilung der Bodenfauna nach Größe:

Die Mikrofauna übernimmt die Funktion der Mineralisierung. Die Mesofauna sorgt für kleinräumige Bioturbation, Streufragmentierung und Bioakkumulation. Makro- und Megafauna sorgen für großräumige Bioturbation, Streufragmentierung und Aggregatsbildung. Alle Bestandteile der Bodenfauna fördern darüber hinaus die mikrobielle Aktivität.

Funktionen des Edaphons

Hauptfunktionen der Bodenorganismen sind der Ab- und Umbau der organischen Substanz (Humifizierung) und die Rückführung der Stoffe in eine Form, in der sie von den Pflanzen wieder aufgenommen werden können (Mineralisierung). Fast alle Abbau- und Umsatzleistungen des Bodens sind auf die Tätigkeit der Bodenorganismen zurückzuführen. Eine dauerhafte Bodenfruchtbarkeit ist ohne Bodenleben nicht möglich.

Kennzeichen des Bodenlebens sind:

EFA

Abk. für Europäische Föderation der Agrarischen Gewerkschaften in der Union; der Zusammenschluß der nationalen Landarbeiterverbände auf EU-Ebene. Seine Ursprünge gehen in das Jahr 1958 zurück.

(s. a. COGECA, COPA)

Effizienz-Verordnung

Eine Verordnung auf EU-Ebene, die die Einführung von spezifischen Beihilferegelungen in Gebieten gestattet, in denen die Einführung oder Erhaltung bestimmter landwirtschaftlicher Erzeugungspraktiken zum Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen sowie zur Erhaltung des natürlichen Lebensraumes und der Landschaft erforderlich sind.

EFSA

Engl. Akronym für European Food Safety Authority, dt. Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit; europäische Behörde, die von der Europäischen Union finanziert wird und unabhängig von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedstaaten arbeitet. Sie soll über bestehende und neu auftretende Risiken in Zusammenhang mit der Lebensmittelkette informieren und dazu wissenschaftliche Beratung anbieten. Die Arbeit der Behörde deckt alle Themen ab, die eine direkte oder indirekte Auswirkung auf die Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit haben, einschließlich Tiergesundheit und Tierschutz, Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit sowie Ernährung. Die Agentur soll der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedstaaten helfen, effektive und zeitnahe Risikomanagemententscheidungen zu treffen, die den Gesundheitsschutz der europäischen Verbraucher und die Sicherheit der Lebensmittel- und Futtermittelkette gewährleisten. Die Behörde ist angehalten, die Öffentlichkeit in einer offenen und transparenten Art und Weise über alle ihren Tätigkeitsbereich betreffenden Belange zu informieren. Die Agentur wurde im Januar 2002 gegründet und hat ihren Sitz in Parma (Italien). Rechtsgrundlage ist die Verordnung Nr. 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates.

Im Bereich Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit kooperiert die EFSA mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und den nationalen Behörden aller EU-Mitgliedstaaten.

Weitere Informationen:

EFTA

1. European Free Trade Association, siehe Europäische Freihandelsvereinigung

2. European Fair Trade Association, Zusammenschluss europäischer Alternativer Handelsorganisationen mit folgenden Zielsetzungen:

Handelsgüter sind Agrarprodukte wie Kaffee, Kakao, Zucker, Gewürze aber auch Handwerksprodukte. Die Arbeit der EFTA ist zu verstehen vor dem Hintergrund eines umfassenden Konzeptes einer Nachhaltigen Landwirtschaft, das u.a. auch Armutsbekämpfung und Partizipation neben die ökologische Komponente setzt.

Einziges deutsches EFTA-Mitglied ist die GEPA.

Weitere Informationen:

EG

Siehe Europäische Gemeinschaft

EG-Agrarreform

Siehe Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik

EG-Nitratrichtlinie

Richtlinie (91/676/EWG ) zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigungen durch Nitrate aus landwirtschaftlichen Quellen. Zu diesem Zweck werden Normen für die Verwendung von Stickstoffverbindungen auf landwirtschaftlichen Flächen und für bestimmte landwirtschaftliche Produktionsverfahren aufgestellt. U.a. wird ein Grenzwert für organischen Dünger-Stickstoff von 170 kg pro Hektar festgesetzt, der nur unter bestimmten Umständen überschritten werden darf.

Die Nitratrichtlinie ist eines der Schlüsselinstrumente für den Schutz der Gewässer vor der Nitratbelastung durch die Landwirtschaft.

Weitere Informationen:

Egart(en)wirtschaft

Heute seltene und kleinräumig organisierte Form des Grünlandes im Wechsel mit Ackerbau in Süddeutschland (Mittelgebirgslagen) und im deutschsprachigen Alpenraum mit der Unterscheidung in Naturegart und Kunstegart. Der wesentliche Bestimmungsgrund für die zunächst extensiv betriebene Egartwirtschaft wird in der Selbstversorgung gesehen.

An der Wende zum 17. Jh. zeichneten sich an einigen Stellen - oft in enger Nachbarschaft zu Flächen mit Dauergrünland - stärker differenzierte Abfolgen ab: Zunächst wurde Hafer, dann zwei Jahre hintereinander Weizen und schließlich Gerste geerntet, ehe man die kleinteiligen oft in Hanglage befindlichen Flächen acht bis zehn Jahre als einmähdige Wiese nutzte. Im Schwarzwald wurden nach der Weide- bzw. Wiesennutzung häufiger die abgschälten Grassoden verbrannt und die Asche als Dünger für die periodisch stattfindende Ackernutzung aufgebracht. In der Eifel nannte man diese auch dort geübte Praxis Schiffelwirtschaft.

(s. a. Feld-Gras-Wechselwirtschaft)

Egge

Vielgestaltiger Gerätetyp zur Feinbearbeitung der Ackerkrume mit den Aufgaben, die groben Schollen zu zerkleinern, die Oberfläche einzuebnen, Stoppeln umzubrechen, das Saatbett zu bereiten, Unkraut zu vernichten oder verdunstungshemmend Kapillaren zu zerstören (z.B. beim dry farming).

Haupttypen:

Eichelmast

Silvopastorales System, das z.B. in Mitteleuropa bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitete landwirtschaftliche Praxis war. Hausschweine wurden in die Wälder getrieben, damit sie sich dort an Eicheln, Bucheckern und Kastanien satt fraßen. Dabei bezeichnete das Wort Mast ursprünglich die als Viehfutter dienenden Baumfrüchte. Später wurde es auf Eicheln und Bucheckern als Schweinefutter eingeschränkt. Heute wird das Wort Mast allgemein für das „Fettmachen“ von Tieren verwendet. Daneben wurde die Samenproduktion der Eichen und Buchen beispielsweise als Eckerich, Ecker, Äcker oder Acker bezeichnet. Daraus leitete sich der Acker aus landwirtschaftlicher Sicht ab.

Geschichte

Bereits im Frankenreich der Karolinger wurde der Wert eines Waldes danach beurteilt, wie stark er zur Weidewirtschaft genutzt werden konnte. Die Bewertung des Waldes nach seiner Weidekapazität setzte sich bis ins frühe 19. Jahrhundert fort. Forstwirtschaftliche Lehrbücher berechneten den Wert eines Eichenwaldes nicht nach dem mutmaßlichen Holzertrag, sondern nach dem kapitalisierten Eichelerlös, dem Dehme. Das Mastungsrecht war ein bereits mittelalterliches Recht oder Privileg, durch welches festgeschrieben war, wer in einem bestimmten Waldstück Schweine zur Mast eintreiben durfte. Es war losgelöst von anderen Rechten veräußerlich.

In Ländern wie beispielsweise der Schweiz, in denen der Wald in Gemeindebesitz war, war genau festgelegt, wer wie viele Schweine in den Wald treiben durfte. Dies hing häufig auch davon ab, wie es um den Fruchtansatz der Eiche bestellt war. In Jahren der Vollmast konnten alle Schweine im Wald geweidet werden, in Jahren mit nur magerem Fruchtansatz waren es nur ausgewählte Tiere. Im englischen Sprachbereich beinhaltet der Ausdruck Commons (deutsch Allmende) ein der Krone oder der Gemeinde gehöriges Waldstück, welches zur Eichel- oder Ahornmast zur Verfügung stand.

Historische Haltung von Schweinen im Wald

Historische Haltung von Schweinen im Wald

Die Eichelernte und die Hasenjagd im November (Breviarium Grimani, »November«, Flandern, ca. \5\ 0; aus Faksimile eod. mare. Lat. I, 99 (2138)

Die Waldmast mit Schweinen - ursprünglich eine der ältesten und wichtigsten Haustierhaltungsverfahren - wurde in Deutschland Anfang des 19. Jahrhundert mit Aufkommen der Stallhaltung komplett eingestellt. Bis dahin war sie die wichtigste Schweinehaltungsform seit der Domestikation des Schweins und hatte etwa 10.000 Jahre Bestand. Eichenwälder und z.T. auch Buchenwälder waren die wichtigste Grundlage für die Schweinehaltung. Schweinefleisch und Schweinefett wurden als sehr hochwertige Lebensmittel angesehen, so dass große Anstrengungen unternommen wurden, möglichst viele Tiere zu halten. Deshalb gab es durchaus respektable Herden, die in großen Waldgebieten gehalten wurden. So trieben im Jahre 1815 bei guter Eichel- und Bucheckernmast einzelne preußische Grenzregimenter jeweils mehrere 100.000 Tiere (!) in die Wälder ein

Quelle: BLE / TUM 2010

Die Waldmast mit Schweinen - ursprünglich eine der ältesten und wichtigsten Haustierhaltungsverfahren - wurde in Deutschland Anfang des 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Stallhaltung komplett eingestellt.

Bis dahin war sie die wichtigste Schweinehaltungsform seit der Domestikation des Schweins und hatte etwa 10.000 Jahre Bestand. Eichenwälder und z.T. auch Buchenwälder waren die wichtigste Grundlage für die Schweinehaltung. Schweinefleisch und Schweinefett wurden als sehr hochwertige Lebensmittel angesehen, so dass große Anstrengungen unternommen wurden, möglichst viele Tiere zu halten. Deshalb gab es durchaus respektable Herden, die in großen Waldgebieten gehalten wurden. So trieben im Jahre 1815 bei guter Eichel- und Bucheckernmast einzelne preußische Grenzregimenter jeweils mehrere 100.000 Tiere (!) in die Wälder ein. Erst mit dem neuzeitlichen Ackerbau und der Waldpurifikation, also der Trennung von forst- und landwirtschaftlicher Produktion im 18. und 19. Jahrhundert, ist die Waldweide in weiten Teilen Mitteleuropas verschwunden. (Huss et al. 2010)

Auswirkungen der Eichelmast

Die Eichelmast hatte im Mittelalter zwei sehr nützliche Zwecke: beim Wühlen auf der Suche nach Nüssen wendeten die Schweine den Boden und brachen ihn auf. Der Vorteil des Wühlens durch die Schweine war, dass der Boden nicht verdichtet wurde und Nährstoffe für das Pflanzenwachstum freisetzte. Es war zudem eine Methode, um die Schweine schnell für die Schlachtung zu mästen.

Die Eichelmast trug auch dazu bei, dass das Hausschwein lange Zeit dem Wildschwein glich, da die Sauen sehr häufig durch Keiler gedeckt wurden. Auf Darstellungen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ist es als ein hochbeiniges Tier dargestellt, das einen gewölbten Rücken hat und dessen Fettansatz offensichtlich sehr gering ist. Erste moderne Hausschweinrassen haben sich erst allmählich im Verlauf des 19. Jahrhunderts ausgebildet. Die meisten Hausschweinrassen haben ihren Ursprung im 20. Jahrhundert.

Die Beweidung durch Schweine hatte maßgeblichen Einfluss auf das Aussehen des Waldes. Es waren mehr oder weniger lockere Haine mit mächtigen Kronen, wie sie für freistehende Eichen typisch sind. Eine natürliche Waldverjüngung konnte durch den Schweinetrieb nicht aufkommen. Eichen, die in einem natürlich gewachsenen Wald durch die Rotbuche verdrängt worden wären, wurden durch diese Bewirtschaftungspraxis (die sogenannte Hutewälder entstehen lässt) besonders gefördert. Eine Mast ausschließlich in Buchenbeständen bewirkte ein weiches Schweinefett mit etwas tranigem Geschmack, in Eichenwäldern hingegen ein eher derbes Fett. Die sogenannte Schmalzweide, eine Weide in einem etwa gleichteiligen Bestand mit Buchen und Eichen ergab nach Meinung der Bauern den besten Schinken.

Da sich die Schweine bei der Eichelmast - anders als in einer Massenhaltung - deutlich mehr bewegen, können sie eine gut durchblutete Muskulatur ausbilden. Zusammen mit der abwechslungsreichen und vor allem natürlichen Ernährung können die Tiere so ein "kerniges Fleisch" bilden.

Eichelmast heute

Heute noch bekannt ist die Eichelmast in Südspanien und Portugal bei dem oft halbwild gehaltenen und in Korkeichen- und Steineichenhainen (Dehesas/Montados) gemästeten Iberischen Schwein, das den bekannten iberischen Eichelschinken (Jamón Ibérico de Bellota) liefert. Weitere Beispiele für existierende Formen der Waldweide in Europa mit Schweinen sind die Weide von Bindenschweinen in Mittelitalien und die Beweidung der Save-Auen mit Wollschweinen (Mangalitza, Turopolje) in Kroatien. Im deutschsprachigen Raum gibt es in jüngerer Zeit vermehrt Eichelmast als alternative Form der Schweineproduktion. Im Hohenlohischen wurde die Tradition der Weidehaltung mit der alten Landrasse der Schwäbisch-Hällischen wiederbelebt, die bis in die 1940er Jahre auch hierzulande gang und gäbe war. (BESH)

Auch im New Forest in Südengland wird sie immer noch beobachtet, wo sie auch als "common of mast" bekannt ist. Sie ist immer noch ein wichtiger Teil der Waldökologie und hilft bei der Haltung des anderen Viehs im New Forest - Schweine können Eicheln gefahrlos als großen Teil ihrer Nahrung fressen, während übermäßige Mengen für Ponys und Rinder giftig sein können.

Weitere Informationen:

Eigentum

Rechtsbegriff, der das umfassende Herrschaftsrecht einer natürlichen oder juristischen Person an einer Sache, wie z.B. den Boden, beschreibt. Die Bodeneigentumsrechte stehen allerdings unter öffentlicher Kontrolle, wobei die Nutzungsrechte über die Sozialpflichtigkeit des Eigentums mehreren Beschränkungen unterliegen können. So gibt es z.B. wasserrechtliche, naturschutz-, straßen-, wegerechtliche und andere Restriktionen, welche die Eigentumsfreiheit des Grunds und Bodens begrenzen können. (s. a. Besitz)

Weitere Informationen:

Einfeldwirtschaft

Landwirtschaftliches Bodennutzungssystem, bei dem nur eine Frucht - in Mitteleuropa meist Roggen - über Jahre auf demselben Feld angebaut wurde ("ewiger Roggenanbau"). Es ist eine typische Landnutzung, die im Hochmittelalter entwickelt wurde. Sie war vor allem auf Eschfluren verbreitet, während auf Gewannfluren die ertragreichere Dreifelderwirtschaft Anwendung fand.

Die Einfeldwirtschaft, die in Nordwestdeutschland, Holland und im Osten bis zur Elbe verbreitet war, ist eine Anpassung an die landwirtschaftlichen Randbedingungen. In diesen Regionen waren viele Flächen für Ackerbau zu grundfeucht. Sie wurden als Allmende kooperativ bewirtschaftetes Grünland genutzt. Die wenigen geeigneten Ackeranbauflächen mussten mit Getreide bestellt werden. Die Einfeldwirtschaft ging damit meist mit einer Plaggendüngung einher, bei der die humus- und nährstoffreichen oberen Bodenschichten der als Weide genutzten Flächen abgestochen und zur Düngung auf den Ackerbauflächen aufgebracht wurden. Dies führte auf den Weideflächen zu einer gravierenden Bodendegradierung. Auf diesen bildeten sich aufgrund des regenreichen ozeanischen Klimas und des sandigen Untergrundes meist Heiden. Die Einfeldwirtschaft stellt daher eine sehr intensive Landnutzungsform dar. Extensiv bewirtschaftet wurde dagegen das Grünland.

Ein Großteil der Plaggenesche bestand vom Hochmittelalter bis in das 19. Jahrhundert, als durch die Einführung des künstlichen Düngers die Plaggendüngung beendet wurde.

Einfirsthof

Auch Einhaus, Einhof, Eindachhof, Einheitshaus/ -hof, Einfirstanlage; Hof, der alle wesentlichen Zwecke des bäuerlichen Betriebes unter einem geradlinigen Dach vereinigt. Einfirsthöfe finden sich in Mitteleuropa häufig in mittleren bis höheren Lagen der Gebirge. Ein weiteres Lagemerkmal ist ein relativ ozeanisches Klima mit entsprechend günstigen Bedingungen für die Grünlandwirtschaft.

Einfuhrabgabe

Sammelbegriff für alle bei der Einfuhr von Waren in das Zollgebiet ggf. zu entrichtenden Abgaben. Einfuhrabgaben sind der Zoll, die Einfuhrumsatzsteuer (EUSt) und andere für eingeführte Waren zu erhebende Verbrauchsteuern (§ 1 III ZollVG).

Bei Agrarwaren gibt es hier Besonderheiten: Die Einfuhr bestimmter Agrarerzeugnisse, sogenannter "Marktordnungswaren", ist häufig nur bei Vorlage von Einfuhrlizenzen oder Vorausfestsetzungsbescheinigungen zugelassen.

Das Marktordnungsrecht befasst sich mit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Diese wurde für das Funktionieren des europäischen Binnenmarktes für landwirtschaftliche Erzeugnisse geschaffen, hat die Förderung der Produktivität in der Landwirtschaft, die Schaffung einer angemessenen Lebenshaltung für die in der Landwirtschaft tätigen Personen, die Stabilisierung der Märkte und die Sicherstellung der Versorgung und Belieferung der Verbraucher zu angemessenen Preisen zum Ziel. Diese Ziele werden je nach Erzeugnis durch unterschiedliche Regelungen erreicht.

Die besonderen Regelungen knüpfen an das Vorliegen einer marktordnungsrechtlichen Einfuhr an. Nach § 4 Marktorganisationsgesetz (MOG) liegt eine Einfuhr erst dann vor, wenn die Marktordnungswaren nach ihrem Verbringen aus einem nicht zum Zollgebiet der Europäischen Union gehörenden Gebiet (Drittland) in den zollrechtlich freien Verkehr überführt werden. Im Gegensatz zum Außenwirtschaftrecht stellt das bloße körperliche Verbringen der Waren in das Zollgebiet der Union noch keine Einfuhr in marktordnungsrechtlicher Hinsicht dar. Erforderlich ist vielmehr, dass die Waren in den Wirtschaftskreislauf der Europäischen Union gelangen. Der Unterschied erklärt sich aus dem Sinn und Zweck des Marktordnungsrechtes, Störungen des Binnenmarktes von "außen" zu verhindern. Marktordnende Maßnahmen werden immer erst dann erforderlich, wenn der Binnenmarkt tatsächlich von der Drittlandsware berührt wird.

Mit dem Eintritt der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in den Wirtschaftskreislauf greifen die besonderen Regelungen für die Einfuhr von Marktordnungswaren regulierend ein.

Dies geschieht

Weitere Informationen:

Eingriffe in Natur und Landschaft

Nach § 14 des Bundesnaturschutzgesetzes Bezeichnung für Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels, die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können.

Die land-, forst- und fischereiwirtschaftliche Bodennutzung ist nicht als Eingriff anzusehen, soweit dabei die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege berücksichtigt werden.

Weitere Informationen:

Einheiten

Zu den wichtigsten Maßeinheiten im Bereich der Landwirtschaft gehören:

Umrechnungsschlüssel für internationale Maße (Agrargüter)
Umrechnungsschlüssel für internationale Maße (Agrargüter) Umrechnungsschlüssel für internationale Maße (Agrargüter) Umrechnungsschlüssel für internationale Maße (Agrargüter)

Quelle: ADM

Weitere Einheiten siehe als entsprechende Stichworte.

Einheitshof/-haus

Auch Einhof/-haus; landwirtschaftliches Gebäude, das die Wohn- und Wirtschaftsfunktionen unter einem Dach vereint. Gewöhnlich bestehen jedoch kleinere Nebengebäude, wie Geräteschuppen, Ställe, Altenteilerhaus u.ä. Verbreitungsgebiete des Einheitshofes in Mitteleuropa sind Süddeutschland, Norddeutschland, Lothringen, Schweizer Jura und Engadin. Im übrigen Europa findet sich der Einheitshof auf den Britischen Inseln, in Dänemark und in NW-Spanien.

Je nach der Art der Raumerschließung unterscheidet man Längseinheitshof, Quereinheitshof und Zentralbau. In Süddeutschland herrscht der quergeteilte Einheitshof vor, bei dem Wohn- und Wirtschaftsgebäude quer zur Firstlinie nebeneinander angeordnet sind, mit Türen und Toren gewöhnlich zur Traufseite. Beispiele sind das Schwarzwaldhaus und das Alpenvorlandhaus.

In Norddeutschland dominieren das längsaufgeschlossene Einheitshaus in den Typen des sogenannten Niedersachsenhauses und des Gulf(ein)hauses, beide auch als Niederdeutsches Hallenhaus gekennzeichnet. Besonders bekannter Typ des Gulfhauses ist der Eiderstedter Haubarg.

(s. a. Hofformen)

Einhufer

Huftier, bei dem die Zehen zurückgebildet sind. Nur die Mittelzehe hat einen Huf, worauf das Tier läuft. Hierzu zählen Pferde, Ponys, Esel und Maultiere.

Einkommen

Das landwirtschaftliche Einkommen umfasst das in einem bestimmten Buchungszeitraum aus landwirtschaftlichen Tätigkeiten (sowie nicht trennbaren nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten) innerhalb des Betriebes hervorgegangene Einkommen, auch wenn die entsprechenden Einkünfte in einigen Fällen erst später empfangen werden. Es handelt sich somit nicht um das tatsächlich im Berichtszeitraum erhaltene Einkommen. Ferner sollte es nicht mit dem Gesamteinkommen der landwirtschaftlichen Haushalte verwechselt werden, denn diese können auch Einkommen aus anderen Quellen (nichtlandwirtschaftliche Tätigkeiten, Löhne oder Gehälter, Sozialleistungen, Einkommen aus Vermögen) beziehen.

Auch nationale und internationale agrarpolitische Maßnahmen, die die Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe oder der landwirtschaftlichen Haushalte verbessern sollen, wirken auf unterschiedliche Aktivitäten zur Einkommenserzielung und fördern so die Multifunktionalität der Landwirtschaft.

Wie kann man das "Einkommen" landwirtschaftlicher Betriebe überhaupt vergleichen?

Ein gutes Maß für die Darstellung der wirtschaftlichen Situation der Landwirtschaftsbetriebe ist der Unternehmergewinn, der zur Entlohnung der eigenen Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital sowie für Nettoinvestitionen zur Verfügung steht. Um die vielen verschiedenen Rechts- und sozioökonomischen Betriebstypen der Landwirtschaft mit dieser Messgröße vergleichen zu können, muss sie vorab jedoch noch standardisiert werden.

Das hat folgenden Grund: In Betrieben, die durch juristische Personen (z. B. Genossenschaften, AGs) geführt werden, wird bei der Gewinnermittlung bereits der Lohnaufwand für alle Arbeitskräfte abgezogen. Bei Betrieben, die durch natürliche Personen (Einzelunternehmen und Personengesellschaften) geführt werden – was in der Landwirtschaft am verbreitetsten ist – ist dies nicht so. Hier werden bei der Gewinnermittlung nur die Löhne für Fremdarbeitskräfte berücksichtigt. Das Entgelt (für Lebensunterhalt sowie private Versicherungen, Kranken- und Alterssicherung usw.) für die Arbeit der Unternehmer selbst sowie deren mitarbeitende Angehörige muss noch aus dem Gewinn bestritten werden.

Um die Einkommen natürlicher und juristischer Personen besser vergleichen zu können, wird daher die Kennzahl "Gewinn plus Personalaufwand" verwendet. Um darüber hinaus auch ungleiche Anteile der nicht entlohnten Familienarbeitskräfte berücksichtigen zu können, wird dieser Wert noch auf die Arbeitskraft (AK) umgerechnet.

Quelle: BLE

In Darstellungen und Analysen zur wirtschaftlichen Lage der Landwirtschaft ist ein gut nachvollziehbarer und aussagekräftiger Maßstab für den Erfolg und das Einkommen wichtig. In der Regel ist das der Unternehmensgewinn, der zur Entlohnung der eigenen Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital sowie für Nettoinvestitionen zur Verfügung steht.

Der Gewinn ist der Saldo von Unternehmensertrag und -aufwand. Im Fall von juristischen Personen (zum Beispiel GmbH) wird bei der Gewinnermittlung bereits der Lohnaufwand für alle Arbeitskräfte abgezogen. Um also Einkommen natürlicher und juristischer Personen vergleichen zu können, müssen sie zuvor standardisiert werden. Daher wird im Agrarbericht für Rechtsformvergleiche in der Regel die Kennzahl Gewinn plus Personalaufwand verwendet. Da die landwirtschaftlichen Unternehmen unterschiedlich groß sind oder verschiedene Produktionsschwerpunkte haben, wird der Gewinn bei Vergleichen häufig mit Bezug auf eine geeignete Standardgröße (ha LF, Arbeitskraft, Kapitaleinheit) ausgewiesen. Die Wahl der Bezugsgröße hat oft großen Einfluss auf die Ergebnisse. Die Gewinne der Veredlungsbetriebe sind zum Beispiel auf den Hektar bezogen oftmals relativ hoch – vergleicht man sie mit flächenreichen Ackerbaubetrieben – denn ihre Flächen sind knapp. Vergleicht man sie hingegen je Arbeitskraft und insbesondere je Unternehmen, sind die Gewinne vergleichsweise niedrig.

Was erhalten Landwirte für ihre Erzeugnisse? (in Cent pro Kilogramm)

Was erhalten Landwirte für ihre Erzeugnisse?

(in Cent pro Kilogramm)


Vergleicht man die Erzeugerpreise mit den Ladenpreisen, fällt auf, dass nur ein recht geringer Anteil dessen, was wir für unsere Lebensmittel bezahlen, bei den Landwirtinnen und Landwirten ankommt. Ebenfalls auffällig sind die großen Preisschwankungen. Während zum Beispiel der Erzeugerpreis für Kartoffeln zwischen 2014 und 2016 um 61 Prozent stieg, sank er im selben Zeitraum für Milch um 29 Prozent. Dies macht es für landwirtschaftliche Betriebe so schwer, langfristig zu kalkulieren.

Quelle: BLE

Sollen Einkommen landwirtschaftlicher Haushalte gemessen werden, ist es wichtig, landwirtschaftliche Unternehmen abzugrenzen bzw. weitere Einkommensquellen zu berücksichtigen. Fließen neben dem Gewinn des landwirtschaftlichen Unternehmens auch alle weiteren Einkommen der Haushaltsmitglieder der Unternehmerfamilie ein, so wird vom Haushaltseinkommen gesprochen. Dazu gehören dann möglicherweise Gewinne aus anderen Unternehmen oder weiteren Einkommensquellen wie nichtselbständige Beschäftigung oder Vermietung und Verpachtung.

In der Landwirtschaft hat dabei die Energieerzeugung – zum Beispiel aus Photovoltaik und Biogas – in den vergangen Jahren als weiterer Betriebszweig erhebliche Bedeutung gewonnen, insbesondere aufgrund der Förderung erneuerbarer Energien.

Das durchschnittliche Einkommen deutscher Landwirtinnen und Landwirte lag im Wirtschaftsjahr 2021/2022 bei rund 43.500 Euro pro Arbeitskraft, angegeben als Gewinn plus Personalaufwand. Das zeigen aktuelle Buchführungsanalysen des Testbetriebsnetzes Landwirtschaft des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Damit ist das Einkommen im Vergleich zum Vorjahr um 32,2 Prozent gestiegen.

Differenziert nach Rechtsformen und sozioökonomischen Betriebstypen, fallen jedoch deutliche Unterschiede auf. Diese stellt das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) auf seiner Internetseite www.praxis-agrar.de ausführlich dar.

Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe
Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe

Quelle: BLE

Weitere Informationen:

Einkommensalternativen

Zusätzliche Einkommensquellen für landwirtschaftliche Betriebe vornehmlich im Nebenerwerb und Zuerwerb, als Ausgleich für die unzureichenden Einkommen aus der Erzeugung von Nahrungsmitteln im Gefolge der agrarpolitischen Gesamtsituation und des anhaltenden Strukturwandels. Bei der Entwicklung von Einkommensalternativen verfügen bäuerliche Betriebe über ein besonderes Potential, nämlich ihre Flächenausstattung und ihre Betriebsgebäude, die beide für nicht-landwirtschaftliche Zwecke nutzbar sind.
Zu den eingeführten Einkommensalternativen zählen:

Neue Einkommensalternativen sind:

Eine finanzielle Förderung erfährt die Entwicklung von Einkommensalternativen z.B. durch das Ziel 5b-Programm der EU, EU-Gemeinschaftsinitiativen oder durch Programme der Bundesländer.
Mit den meisten der oben stehenden Betätigungsfeldern tritt der Landwirt unmittelbar in Konkurrenz zu gewerblichen Bereichen, wie z.B. dem Garten- und Landschaftsbau, dem Einzelhandel oder dem Gaststättengewerbe. Aus Gründen der Steuergerechtigkeit müssen die aus diesen Tätigkeiten resultierenden Einkünfte und Umsätze steuerlich korrekt abgegrenzt werden.

Weitere Informationen:

Einkommenskombinationen

Alternative Einkommensquellen des landwirtschaftlichen Betriebes. Dazu zählen Tätigkeiten, die im landwirtschaftlichen Betrieb ausgeübt und mit denen Umsätze erzielt werden (z. B. Pensionspferdehaltung, Fremdenverkehr, Forstwirtschaft). Diese Tätigkeiten werden von Arbeitskräften des landwirtschaftlichen Betriebes und mit Hilfe der zum landwirtschaftlichen Betrieb gehörenden Betriebsmittel (Grund und Boden, Gebäude, Maschinen) ausgeübt und/oder basieren auf im landwirtschaftlichen Betrieb erzeugten Produkten.

Der Anteil landwirtschaftlicher Betriebe, der neben der landwirtschaftlichen Primärproduktion auf ein weiteres Standbein setzt, ist gestiegen. 2020 erwirtschafteten rund 42 % aller Betriebe Umsätze aus alternativen Einkommensquellen, wie der Forstwirtschaft, der Pensionspferdehaltung oder dem Fremdenverkehr. 2010 lag der Anteil noch bei 31 %.

Landwirtschaftliche Betriebe mit Einkommenskombinationen in Deutschland

Landwirtschaftliche Betriebe mit Einkommenskombinationen in Deutschland

Die vier häufigsten Einkommenskombinationen (EKK) sind die Forstwirtschaft, die Erzeugung erneuerbarer Energien, das Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe sowie die Verarbeitung und Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Gestiegen ist auch der Anteil der Betriebe mit EKK, die mehr als 50 Prozent des Gesamtumsatzes durch die EKK erwirtschaften: 2020 lag er bei rund 21 % (23,9 Tsd. Betriebe); 10 Jahre zuvor waren es noch rund 13 % (12,4 Tsd. Betriebe).

Quelle: BLE

(s. a. Einkommensalternativen)

Weitere Informationen:

Einkorn

Auch Blicken oder Kleiner Spelz (bot. Triticum monococcum); mit dem Weizen verwandte Getreideart mit bespelztem Korn. Einkorn ist nur aus Kultur bekannt und wird nur noch sehr vereinzelt in Kleinasien und Spanien als Futterpflanze angebaut. Einkorn ist eine der ältesten domestizierten Getreidearten. Manche sehen seine Heimat in der südöstlichen Türkei, andere in der südlichen Levante.

Anbau

Einkorn ist relativ anspruchslos in Bezug auf die Qualität des Bodens. Außerdem ist es resistent gegen viele Schädlinge wie Wurzelfäule, Spelzenbräune oder den Mutterkorn-Pilz und kann sich besser gegen die Konkurrenz von Ackerunkräutern durchsetzen als moderne Weizensorten. Allerdings ist der Ertrag erheblich geringer als bei den modernen Weizen-Sorten, auf sandigen Böden werden Erträge von lediglich 1,2 bis 2,1 t/ha erzielt.

Wurde der Anbau von Einkorn im 20. Jahrhundert wirtschaftlich nahezu bedeutungslos, so wird Einkorn heute doch z. B. in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich im Waldviertel, in Italien als lokale Spezialität im Piemont und der Provinz Brescia und in der Türkei weiterhin angebaut. Zunehmend werden auch verarbeitete Produkte wie Nudeln, Brot und Bier aus Einkorn angeboten.

Inhaltsstoffe und Verwendung

Obwohl wesentlich ertragsärmer als Saat-Weizen, enthält Einkorn mehr Mineralstoffe und Aminosäuren als dieser. Ein hoher Gelbpigmentgehalt an Beta-Carotin gibt dem Einkorn-Mehl eine gelbliche Farbe. Mit Einkorn-Malz als Zutat kann auch Bier gebraut werden.

Auf der Suche nach Möglichkeiten, das Angebot von Brot und Backwaren zu erweitern, haben jedoch insbesondere die ökologischen Backwarenhersteller alte Getreidearten wiederentdeckt. Aber auch aus Gründen der Genreserve greift man heute vor allem der ökologische Landbau wieder auf Emmer und Einkorn zurück.

Einödblockflur

Flurformentyp mit geschlossener Besitzlage und blockförmigen Flurumrissen. Die Mehrzahl der heutigen Einödblockfluren in Mitteleuropa entstand aufgrund von rechtlich-sozialer Differenzierung und von Rationalisierungsbestrebungen der Neuzeit. Mittelalterliche Einödblockfluren entwickelten sich überwiegend zu Gemengefluren.

Einödflur

Flur, die im Gegensatz zur Gemengeflur durch geschlossene (arrondierte) Lage des Besitzes der einzelnen Betriebe gekennzeichnet ist. Die Parzellen liegen meist als Blöcke vor. Daneben gibt es aber auch Reihensiedlungen mit Streifeneinödflur.

(s. a. Einödstreifenflur)

Einödhof

Siehe Einzelhof

Einödstreifenflur

Flurformentyp mit geschlossener Besitzlage und streifenförmigen Parzellenumrissen. Dieser Formentyp entstand vor allem bei gelenkten Rodungen in Wald-, Marschen- und Moorgebieten.

(s. a. Waldhufensiedlung, Marschhufensiedlung, Moorhufensiedlung, Hagenhufensiedlung)

Einschlagsbewegung

Schweizer Bezeichnung für den historischen Prozess der Privatisierung von Kollektivland (Allmenden, Wälder) und die Aufhebung von kollektiven Nutzungsrechten (z. B. allgemeiner Weidegang) auf Privatland, analog zum engl. enclosure movement. Dabei wurde das der kollektiven Nutzung entzogene Land zum Schutz vor weidendem Vieh und als Zeichen besonderen Rechts "eingeschlagen", d.h. mit einem Zaun (Einschlag, Einhegung) umfriedet. Über seine Bewirtschaftung konnte der Besitzer frei entscheiden.

Einschlagungen sind aus dem späten Mittelalter bekannt, z. B. im Kanton Freiburg und im Mittelland, vielerorts aus dem 16. Jahrhundert als Folge des starken Bevölkerungsanstiegs und dann wieder aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Weitere Informationen:

Einstreu

Streumaterial in Ställen, vornehmlich zur Aufnahme flüssiger und feuchter Darmausscheidungen. Einstreu wird auch heute noch bei allen Festmistverfahren benötigt. Vorwiegend wird Stroh als Streumaterial verwendet, wobei lang- oder kurzgehäckseltes Stroh von Wintergetreide eine gute Saugfähigkeit besitzt und damit den Zweck erfüllt, die Liegeplätze der Tiere trocken und sauber zu halten. Außerdem dient Einstreu auch zum Warmhalten der Liegeplätze.

Einzelhof

Darunter wird weltweit ein von anderen Einzel- und Gruppensiedlungen abgesondert gelegener landwirtschaftlicher Betrieb verstanden. Er besteht aus dem Grundstück und den darauf gelegenen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden mit Stallungen, Scheunen, Schuppen u.ä.

In Europa war und ist der Einzelhof als Siedlungstyp in vielen Teilen verbreitet und wird oft synonym zu Einzelsiedlung verwendet. In anderen Sprachen werden Einzelhöfe "ferme isolée" (frz.), "isolated" bzw. "single farm" (engl.), "enkeltgård" (dän.), "einbölt tun" (norw.), "ensamgård" (schwed.) und "casa sparsa" (ital.) genannt. Im Süden des deutschen Sprachraums wird der Einzelhof auch als Einödhof (von ahd. einoti = Einsamkeit) bezeichnet.

Der Begriff Einzelhof beinhaltet keine Aussage zur Lage und Form der landwirtschaftlichen Besitzflächen. In Mittel-, West- und Nordeuropa ist mit dem Einzelhof gewöhnlich eine geschlossene Wirtschaftsfläche (Einödflur) verbunden. Sie ist aus betriebswirtschaftlichen und topographischen Gründen oft in mehrere, zumeist größere, blockförmige Wirtschaftsparzellen gegliedert. Im Mittelmeerraum findet sich häufig trotz Einzelsiedlung eine Gemengelage des Besitzes.

Typische Einzelhofgebiete und Streusiedlungsgebiete (Einzelhöfe in Mischung mit kleinen Hofgruppen) in Mitteleuropa sind das Allgäu, Teile des mittleren Schwarzwalds, Teile Westfalens und der nordwestdeutschen Marschen.

Ältere Theorien erklärten das Auftreten von Einzelhöfen mit ethnischen Gründen. Als entscheidende Faktoren werden seit einiger Zeit Einwirkungen der Obrigkeit, Wirtschaftsform, Betriebsform, Viehhaltungssystem sowie Besitz- und Nutzungsrechte angesehen.

Im Gegensatz zur Alten Welt sind Einzelhofgebiete in vielen Teilen der Neuen Welt - besonders im Gefolge der europäischen Kolonisation - vorherrschend.

Weitere Informationen:

Einzelkornsaat

Im Gegensatz zur Drillsaat, bei der Getreide innerhalb einer Drillreihe (= Saatreihe) nicht mit einem definierten Abstand ausgebracht wird besteht bei der Einzelkornsaat mit Hilfe von sogenannten Särädern oder -stempeln die Möglichkeit das Saatgut auch innerhalb der Reihe mit einem genau definierten Abstand abzulegen. Das ist beispielsweise bei der Rübensaat gängige Praxis, um den Einzelpflanzen innerhalb der Reihe nachher ausreichend Platz für das Wachstum zu geben. s. a. Drillmaschine

Einzelsiedlung

Oft synonym für Einzelhof gebrauchter Begriff für eine isolierte Wohn- und Wirtschaftseinheit. Teilweise werden auch in direkter Nachbarschaft liegende "Paarhöfe", "Zwiehöfe", "Hofpaare" oder "Doppelhöfe", die oft aus der Teilung eines Urhofes entstanden sind und eine mit entsprechenden Teilungsmerkmalen versehene Flur nutzen, aber keine gemeinsame Wohnplatzgestaltung besitzen, dazugerechnet.
Einzelsiedlungen standen oft am Anfang von Entwicklungen zu Gruppensiedlungen. Ausschlaggebend für derartige Entwicklungen dürften hauptsächlich ein zunächst vorhandener Mangel an Siedlern und die folgende Zunahme der Bevölkerung gewesen sein. Andererseits sind Einzelsiedlungen auch sekundär durch das Zusammenlegen aller Betriebe von Gruppensiedlungen entstanden.

Demgegenüber ist eine Einzelhofsiedlung nach dem Historischen Lexikon der Schweiz ein mehr oder weniger großes Gebiet, in dem nur Einzelhöfe vorkommen (Siedlung). Einzelhöfe bestehen aus einer einzigen, meist landwirtschaftllichen Wohn- und Arbeitsstätte und werden gewöhnlich nur von einer Familie bewohnt und bewirtschaftet. Sie können aus einem einzigen, mehrfunktionalen Gebäude (Einhof), aus zwei Gebäuden, meist Wohn- und Ökonomiegebäude (Zwei- oder Zwiehof), oder aus mehreren Gebäuden (Gruppenhof) gebildet sein. Die Hauptgebäude mit Wohnfunktion liegen in der Einzelhofsiedlung mindestens 100 m voneinander entfernt, andernfalls handelt es sich um eine Gruppensiedlung. Ein Sonderfall der Einzelhofsiedlung ist die Streusiedlung. Sie besteht aus Einzelhöfen, bei denen die spezialisierten Ökonomiegebäude mehr oder weniger regelmässig über die ganze landwirtschaftliche Nutzfläche verteilt sind; dadurch entsteht ein relativ dichtes Siedlungsmuster aus Einzelgebäuden.

Ursachen für die Bildung von Einzelsiedlungen:

Nach Born (1977) bildet der Typ Einzelsiedlung in Mitteleuropa keine besonders häufige Form ländlicher Siedlung. Sie steht vor allem im Zusammenhang mit Ausnahmesituationen, wie sie bei Landnahme oder nach Wüstungsvorgängen gegeben sein können, durch bestimmte Naturausstattungen hervorgerufen werden, aus rechtlicher Benachteiligung erwachsen oder sich im Durchsetzen rechtlicher Vorrangstellungen äußern.

(s. a. Streusiedlung, Gruppensiedlung, ländliche Siedlung, ländliche Siedlungsform)

Weitere Informationen:

Einzelunternehmen

Bezeichnung für eine Rechtsform landwirtschaftlicher Betriebe, die von einer einzelnen natürlichen Person selbständig betrieben werden. Grundsätzlich ist das Einzelunternehmen dadurch gekennzeichnet, dass der Inhaber sein Unternehmen ohne Gesellschafter führt. Der Einzelunternehmer haftet unbeschränkt und allein für die Verbindlichkeiten seines Unternehmens mit seinem Betriebs- und auch mit seinem Privatvermögen.

Nach Rechtsformen betrachtet dominieren in Deutschland die landwirtschaftlichen Einzelunternehmen, die in der Regel als Familienbetriebe geführt werden. So zählten nach Ergebnissen der zuletzt für 2016 vorliegenden Agrarstrukturerhebung 89 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe Deutschlands zu den Einzelunternehmen und 9 Prozent zu den Personengesellschaften. 2 Prozent der Betriebe gehörten zur Rechtsform der juristischen Personen (GmbH, Genossenschaft, AG). 

Weitere Informationen:

Eiweißfutter(mittel)

Bezeichnung für Futtermittel mit einem hohen Rohproteingehalt, sie kommen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung zum Einsatz, um die Eiweißversorgung unter anderem von Rindern, Schweinen und Geflügel sicherzustellen.

Eiweiß (Protein) ist für alle Tiere lebenswichtig. Nutztiere nehmen es mit dem Futter (Körner, Gräser, Silage) auf. Damit bei den Tieren keine Mangelerscheinungen auftreten und Fleisch, Milch und Eier guter Qualität erzeugt werden können, muss das betriebseigene Futter in der Regel durch eiweißhaltige Futtermittel ergänzt werden. Als Eiweißfutter wird zumeist Soja- oder Rapsschrot verfüttert, das in den Ölmühlen aus Sojabohnen (Eiweißanteil 35 %) und Raps (Eiweißanteil 21 %) neben dem Öl gewonnen wird. Deren Proteine sind gut verdaulich und enthalten besonders wertvolle Aminosäuren.

Weitere Informationen:

Ejido

Kollektivistische Organisationsform in Mexiko nach dem Vorbild traditioneller indianischer Dorfgemeinschaften (communidades indígenas). Ejidos entstanden im Gefolge von Bodenreformen, in denen Mexiko ab 1915 versuchte, Latifundienstrukturen zu zerschlagen und kleinbäuerliche Produzenten zu stärken. Es sind zwei Formen von Ejidos zu unterscheiden:

Trotz des großen Umfangs hat die mexikanische Agrarreform die gesetzten Ziele nicht erreicht. Noch immer hat Mexiko eine dualistische Agrarsozialstruktur: Offiziell besitzen 2,3 % der Agrarbetriebe rund 45 % der Fläche, wobei die tatsächliche Besitzkonzentration noch höher ist, da viele Großbetriebe, die zulässige Flächenobergrenzen überschreiten, pro forma in mehrere Einheiten aufgeteilt und unter dem Namen von Familienmitgliedern oder Strohmännern registriert wurden.

El Niño und La Niña

El Niño bezeichnet die unterschiedlich stark ausgeprägte, großskalige Erwärmung des Oberflächenwassers, die im gesamten äquatorialen Bereich des zentralen und des östlichen Pazifik vor der peruanischen Küste stattfindet (ca. ¼ des Erdumfangs), und die die atmosphärische Zirkulation weltweit beeinflusst. El Niño erreicht gewöhnlich seinen Höhepunkt um die Weihnachtszeit. Dieser saisonale Anstieg der Meeresoberflächentemperatur markiert das Ende der Fischfangsaison und peruanische Küstenfischer belegten zunächst dieses jahreszeitliche Signal mit dem Wort El Niño (spanisch für 'Christkind'). Die Erwärmung ist in einigen Jahren allerdings besonders stark und die Fische kehren auch nicht wie üblich am Ende des Frühjahrs wieder. Diese besonders starken Erwärmungen (>5 °C) dauern typischerweise etwa ein Jahr lang an. Heute werden nur noch diese außergewöhnlichen Erwärmungen mit El Niño bezeichnet.

Eine mit El Niño verbundene Erscheinung ist die Southern Oscillation, eine in Ost-West-Richtung hin- und herpendelnde Bewegung von Luftmassen zwischen dem Pazifik und den indo-australischen Gebieten.

Diese Erscheinung ist grob synchronisiert mit typischen Windströmungen (z.B. schwächere SE-Passate) und mit El Niño und wird mit dem Southern Oscillation Index (SOI) dargestellt. El Niño ist dabei die ozeanische Komponente, Southern Oscillation die atmosphärische. Diese Kombination führte zu dem Akronym ENSO. Ausgeprägt negative Werte des SOI sind mit warmen Ereignissen verbunden.
Im Durchschnitt tritt El Niño alle 3 bis 7 Jahre auf, und ist mit dieser mehr oder weniger stabilen Regelmäßigkeit wie die meisten atmosphärischen Erscheinungen als ein normales Phänomen anzusehen.

El Niño verursacht besonders im Ostpazifik eine drastische Reduzierung der ozeanischen Primärproduktion, auf der der dortige Fischreichtum (Anchovis) basiert, und beeinträchtigt so die Meeresfischerei erheblich, z.T. bis zum völligen Zusammenbruch (1972). Dies erklärt sich aus der anomal schwachen Ausprägung der SE-Passate, die es nicht vermögen, die küstennahen warmen Deckschichten seewärts zu verfrachten und es folglich nicht zu einem Aufströmen von kaltem und nährstoffreichem Tiefenwasser kommt.
El Niño hat in verschiedenen Teilen der Erde unterschiedliche Auswirkungen, teils nutzbringende (vermutlich wird die Entstehung von Hurrikanen im Atlantik unterdrückt), teils negative (Trockenheit im südöstlichen Afrika, süd-östlichen Inselasien und im nördlichen bis nord-östlichen Lateinamerika, sintflutartige Regenfälle über dem westlichen Südamerika).

Auswirkungen auf die Volkswirtschaften und die Gesundheitssysteme als Folge dieser Klimaextreme sind nur zu einsichtig, dazu gehören beispielsweise:

Zu den Anpassungsmaßnahmen an El Niño-Episoden gehören der Anbau von Trockenheits-resistenten Pflanzen, Änderungen der Fruchtfolge oder der Aufbau von Beratungs- und Notfallstrukturen, beispielsweise durch die FAO.

El Niño-Ereignisse sind Teil eines Zyklus, dessen zweites wesentliches Element Phasen sind, in denen die atmosphärisch-ozeanischen Prozesse mit genau umgekehrten Vorzeichen ablaufen. Diese Phasen wurden mit der Bezeichnung La Niña versehen. Unter La Niña-Bedingungen verschärft sich der Temperaturkontrast im Pazifik längs des Äquators, und es bildet sich eine weit nach Westen reichende Kaltwasserzunge aus. Die Folgen sind erhöhte Niederschläge über dem westlichen Pazifik und Teilen Südostasiens, im westlichen Südamerika jedoch ungewöhnlich trockene Verhältnisse. Europa wird von beiden Ausprägungen des Zyklus nur schwach und statistisch unauffällig berührt.

Der El Niño-La Niña-Zyklus besitzt keine strenge Periodizität, doch lassen sich die Oberflächentemperaturen mit einem gekoppelten Ozean-Atmosphäre-Modell für den Zeitraum bis zu einem Jahr recht zuverlässig vorhersagen.

Ein besonders starker El Niño fand 2015/16 statt. Jedoch waren die Auswirkungen auf die Agrarerzeugung nicht so stark wie ursprünglich befürchtet. Bei gleichzeitig guten Ernten auf der Nordhalbkugel, insbesondere USA, und Nachfrageschwäche in vielen Schwellenländern blieben die Marktauswirkungen des neuerlichen El Niño begrenzt. Erst nach seinem meteorologischen Höhepunkt zum Jahreswechsel 2015/16 machte sich El Niño auf globalen Märkten für Soja, Mais und Zucker über kräftige Preisanstiege stärker bemerkbar. Ursache waren die extremen Witterungsverhältnisse in Südamerika, gekennzeichnet durch massive Regenfälle in Argentinien und durch Hitze und Trockenheit in Brasilien sowie in Südostasien.

Weitere Informationen:

Electronic Marketing

Auch electronic commerce; Sammelbegriff für alle marketingrelevanten Bereiche, in denen elektronische Komponenten und Systeme der Informations- und Kommunikationstechnologie zur Anwendung gelangen. Dem (End)Konsumenten von Agrarprodukten kann dieses Marketing-Konzept beispielsweise im Internet (Online Marketing) begegnen mit den Elementen electronic shopping (ein regionaler Verbund von Produzenten des Ökologischen Landbaus bietet z.B. online seine Produkte zur Hausanlieferung an), Öffentlichkeitsarbeit, Werbung (Ländlicher Tourismus) usw.

elektronische Tierkennzeichnung

Bisherige, seit 20 Jahren praktizierte elektronische Tierkennzeichnung bei Rindern geschah mit Hilfe von an Halsbändern befestigten Transpondern und Respondern. Sie ermöglichen, eine individuelle Tierversorgung bei gleichzeitiger Gruppenhaltung in Laufställen und sie vereinfachen die individuelle Datenerfassung.

Neue Anforderungen aus dem Bereich der Qualitätssicherung, die eine zweifelsfreie Identifizierung von Tierindividuen verlangt sowie Probleme mit Tierverlusten und Betrug beförderten die Entwicklung von neuen Transponder-Typen, die äußerlich unsichtbar im Tierkörper (im Pansen oder unter dem Schildknorpel) angebracht werden, und die als sehr fälschungssicher gelten.

ELER

Siehe Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums

Embryosplitting

Züchtungsmethode, bei der sich durch eine hormonell induzierte Superovulation, nachfolgende Besamung und Ausspülung Embryonen gewinnen lassen, die im Labor durch mechanische Mikromanipulation in Einzelzellen aufgeteilt werden können. Die Zellen können in einem geeigneten Nährmedium zu einem Vielzeller heranwachsen und auf andere Tiere übertragen werden.

Embryotransfer

Implantation der Embryonen von Spendertieren oder von Embryonen, die durch In-vitro-Befruchtung entstanden sind, in den Uterus des Empfängertieres.

Die Generationenfolge bei den großen Nutztieren ist relativ langsam, was die Zahl der Nachkommen von weiblichen Hochleistungstieren beschränkt. Der große Vorrat an Eiern in den Ovarien wird im Normalfall nicht ausgenutzt. Durch das Proteohormon Gonadotropin kann die gleichzeitige Reifung mehrerer Eier stimuliert werden, welche sich nach der Befruchtung aus dem Uterus herausspülen und in andere, hormonell zur Ei-Aufnahme vorbereitete Tiere überführen lassen. Auch die Aufbewahrung der Embryonen bei tiefen Temperaturen und ihre spätere Implantation ist mit gutem Erfolg (44 %) heutige Routine.

Das Verfahren ermöglicht das Sortieren von männlichen und weiblichen Embryonen und den rationellen Transfer des besten Zuchtmaterials.

Im Vergleich zur künstlichen Besamung ist der Embryotransfer noch von geringer Bedeutung. Lediglich für die Züchtung von Hochleistungstieren ist er heute eine gängige Methode. In günstigen Fällen können ausgehend von einer Kuh innerhalb eines Jahres bis zu 50 Kälber entstehen.

Mit dieser Technik wird als weiteres Element des Strukturwandels auch die Erneuerung und Vermehrung des Tierbestandes aus der Landwirtschaft ausgelagert und der Kontrolle der Bauern weitgehend entzogen.

Emission

Abgabe von festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffen sowie von Wärme, Geräuschen, Erschütterungen u.a.m. aus Industrie, Landwirtschaft, Siedlung und Verkehr an die Umwelt mit verunreinigender oder belastender Wirkung.

Emissionen sind zum einen anthropogenen Ursprungs, also vom Menschen verursacht. Zum anderen gibt es auch natürliche Emittenten. So emittieren zum Beispiel Sümpfe Methan (Sumpfgas, CH4), Pflanzen emittieren Pollen und flüchtige organische Verbindungen (volatile organic compound, VOC), Vulkane emittieren Schwefeldioxid (SO2), Gesteine sondern Radioaktivität und Schwermetalle in unterschiedlichem Ausmaß ab (z. B. Radon, Arsen).

Landwirtschaftliche Emissionen: Mit landwirtschaftlichen Systemen verbundene Emissionen – hauptsächlich Methan oder Lachgas. Dazu gehören Emissionen aus Gärungs- und Verdauungsprozessen von Nutzvieh, Gülleverwertung, Reisanbau, kontrolliertem Abbrennen von Savannen und Grasland und aus Böden (IPCC, 2006).

Anthropogene Emissionen allgemein: Emissionen von Treibhausgasen, Aerosolen und deren Vorläufern, die durch Aktivitäten des Menschen entstehen. Zu diesen Aktivitäten zählen die Verbrennung fossiler Brennstoffe, Entwaldung, Landnutzungsänderungen, Viehproduktion, Düngung, Abfallbewirtschaftung und industrielle Prozesse. (IPCC)

(s. a. Umweltwirkungen)

Weitere Informationen:

Emmer

Auch Zweikorn, bot. Triticum dicoccon; mit dem Weizen verwandte Getreideart mit bespelztem Korn und zweigrannigen Hüllspelzen. Emmer kommt in Sommer- und Winterformen vor, ist ausschließlich aus Kultur bekannt und wird nur noch vereinzelt zur Stärke- und Graupenproduktion angebaut.

Er ist, zusammen mit Einkorn, eine der ältesten kultivierten Getreidearten. Sein Ursprung liegt im Nahen Osten, wo er seit mindestens 10.000 Jahren angebaut wird. In Europa verbreitete sich der Anbau von Emmer und Einkorn während der frühesten neolithischen Besiedlung.

Heute ist Emmer in Mitteleuropa nach wie vor ein Nischenprodukt, gewinnt aber regional an Bekanntheit. In Italien wird der Emmeranbau ausgeweitet. Insbesondere in der gebirgigen Gegend von Garfagnana in der Toskana genießt Emmer, in Italien farro genannt, gesetzlichen Schutz und besonderen Status (Indicazione Geografica Protetta). Die Produktion wird durch eine Genossenschaft (Consorzio Produttori Farro della Garfagnana) überwacht. Produkte aus Emmer werden in Reformläden in Italien und sogar in Großbritannien angeboten.
In Finnland wird Emmer auf dem Gut Malmgård in Uusimaa seit 2009 mit guten Erträgen angebaut. Im Jahr 2012 wurde dort auf 18 ha Emmer angebaut. Da Emmer auf schwachen Böden in Gebirgsgegenden gute Erträge verspricht und resistent gegenüber Krankheiten ist, wird er auch z. B. in Tschechien, der Slowakei (an der Grenze zwischen den beiden Ländern), Spanien (Asturien), Griechenland, Albanien und der Türkei angebaut.

Emmer ist traditionelle Frucht in Äthiopien, wo er Potential zur Verbesserung der Nahrungssicherheit besitzt.

Enarenado-Technik

Bezeichnung für Varianten des Bewässerungsfeldbaus an der Mittelmeerküste mit den Schwerpunkten Murcia, Huelva, Almería. Bei dieser Technik der cultivos enarenados (etwa „aufgesandete Kulturen“) wird die Erde zunächst mit Stallmist (Düngung, Feuchtigkeitsspeicher) und anschließend einer Sandschicht (Wärmesammlung und -speicherung, Verdunstungsschutz) bedeckt. Ferner werden diese Enarenados zur Ausnutzung des Gewächshauseffekts zusätzlich mit Plastikplanen überdeckt. Diese mit der Technik der Tropfbewässerung kombinierte Enarenado-Technik sorgt unter den günstigen thermischen und topographischen Bedingungen der Provinz Almería die frühesten Erntetermine für Frühgemüse und Schnittblumen in ganz Europa.

Wohl zunächst aus der Not heraus entwickelten sich auch auf Lanzarote im Trockenfeldbau verschiedene Enarenado-Techniken, bei denen der Boden statt mit Sand mit vulkanischem Auswurfmaterial bedeckt wird. Durch Niedergang von Vulkanasche der schweren Vulkanausbrüche in den Jahren 1730 bis 1736 entstand hier ein Gebiet mit mächtigen Lapilli- und Ascheschichten (genannt: picón) von 1 bis 2,5 Metern Dicke. Um wieder an fruchtbaren Boden zu gelangen, wurden trichterförmige Vertiefungen in die vulkanischen Auswurfmassen gegraben und an ihren Grund jeweils eine einzelne Pflanze gesetzt. Die grobporige Schicht lässt die mit 100 bis 200 mm pro Jahr sehr geringen, fast ausschließlich im Winter fallenden Niederschläge schnell in den durchwurzelten Boden versickern. Gleichzeitig verringert sie – neben einem seitlichen Abfließen des Wassers und der damit verbundenen Erosion – durch ihre geringe Kapillarwirkung und Wärmeleitfähigkeit die Verdunstungsverluste. Zusätzlich zu der Vertiefung schützen oft noch halbkreisförmige Mauern aus basaltischen Lavabrocken die einzeln wachsenden Reben vor den teils kräftigen Winden.

Die Methode erwies sich als derart effizient, dass besonders mächtige Lapillivorkommen der Region La Geria in kleinen Tagebauen abgebaut und in andere Teile der Insel exportiert werden, um als etwa 10 cm dicke künstliche Mulchdecke auf Felder aufgebracht zu werden, die nicht von den Vulkanausbrüchen betroffen waren. Im Gegensatz zu der Enarenado natural in der Region La Geria wird diese Anbauweise Enarenado artificial genannt und weniger im Wein- als im Gemüseanbau eingesetzt. Unter den heutigen Rahmenbedingungen ist dieses aufwändige Verfahren allerdings zunehmend unwirtschaftlich und die Anbaufläche rückläufig.

Weitere Informationen:

Enclosure

Engl. Einhegung; in England im 15. Jh. beginnende und bis ins 19. Jh. reichende Flurneuordnung. Dabei wurden Gruppensiedlungen größtenteils aufgelöst, die Fluren mit Hecken eingehegt, Grundstücke wurden zusammengelegt und aus dem Flurzwangsystem einer genossenschaftlich organisierten Feldgemeinschaft herausgelöst. Es entstand eine Agrarlandschaft mit Einzelhöfen. Teilweise wurde während dieser von verschiedenen Typen von Obrigkeit betriebenen enclosure-Bewegung auch die bäuerliche Bevölkerung verdrängt.

Im Prinzip ging es beim Prozess der enclosure um die Ablösung des älteren open-field-Systems, das mit seinem Flurzwang, der gemeinsamen Viehweide in der Dorfherde dem mitteleuropäischen Zelgensystem entspricht. Individuelle Bewirtschaftungssysteme lösten die open-field-Wirtschaft ab. Das konnten sowohl Viehwirtschaftssysteme (z. B. Schafhaltung) als auch Ackerbausysteme mit betriebsindividueller Fruchtfolge sein.

Weitere Informationen:

endemisch

Das ausschließliche Auftreten von Pflanzen, Tieren und Pilzen in einem natürlicherweise abgegrenzten geographischen Bereich, z.B. in isolierten Seen, auf Inseln usw.

Energieeinsatz

Beim Energieeinsatz in der Landwirtschaft ist zwischen direkter und indirekter Energie zu unterscheiden. In den alten deutschen Bundesländern betrug der Gesamtenergieeinsatz 1990/91 412,3 PJ (Petajoule = 1015 Joule).

Für Gesamtdeutschland ist die Land- und Forstwirtschaft mit 2,6 % am Primärenergieverbrauch beteiligt.
Die Produktivität des Energieeinsatzes in der Landwirtschaft hat sich in der Vergangenheit trotz gestiegener Erträge wesentlich verschlechtert. Zwischen 1905 und 1975 verringerte sich das Verhältnis zwischen eingesetzter und "geernteter" Energiemenge um 55 %. 1905 wurden pro eingesetzter Energieeinheit noch 4 Einheiten an Nahrungsenergie erzeugt, 1950 etwa 2,7 Einheiten und 1975 lediglich 1,8 Einheiten an Nahrungsenergie. Die energetische Input-Output-Relation sank beispielsweise im Maisanbau von 1:3,7 (1945) auf 1:2,5 (1970). Sowohl die Erträge (in absoluten Zahlen) als auch die Arbeits- und Flächenproduktivität sind im gleichen Zeitraum dagegen deutlich gestiegen.
Der ökologische Landbau benötigt etwa 6,8 GJ Energieinput pro Hektar und Jahr, die konventionelle Variante etwa 21,6 GJ/ha pro Jahr. Dieser Mehraufwand wird hauptsächlich von dem intensiven Einsatz chemischer Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie vom höheren Zukauf von Fremdfuttermitteln verursacht. Für die gesamte bewirtschaftete Fläche ergibt sich ein Bruttogesamtaufwand an direkter und indirekter Energie von 1,6 PJ pro Jahr im ökologischen Landbau beziehungsweise 410,3 PJ pro Jahr in der konventionellen Bewirtschaftung.

Die CO2-Emissionen sind beim konventionellen Landbau um den Faktor 2,9 höher als beim ökologischen Landbau.

Energieholzstreifen

Modernes, produktionsorientiertes Agroforstsystem, bei dem Gehölzstreifen, die vorwiegend der Produktion von Energieholz dienen, mit
landwirtschaftlichen Kulturen wie Getreide und Raps. kombiniert werden.

Die Energieholzstreifen greifen die Produktionsweise flächig angebauter Energie- bzw. Kurzumtriebswälder (KUP) auf. Mit schnell wachsenden Baumarten wird in kurzen Umtriebszeiten und hohen Pflanzdichten Biomasse vorwiegend zur energetischen Nutzung gewonnen. Die Streifen können etwa zwischen 5 und 20 m breit sein.

Die Regeneration nach der Ernte erfolgt mittels Stockausschlag und die Bäume können nach wenigen Jahren erneut geerntet werden. Zur Erhaltung der Stockausschlagsfähigkeit liegt die Umtriebszeit in der Regel bei maximal 10 Jahren.

Aktuell bevorzugte Baumarten sind Balsampappel und Weide; aus wirtschaftlichen Gründen und aus Gründen der Bodenverbesserung wird vor allem auf trockenen Standorten auch die Robinie empfohlen und verwendet, was aber aus naturschutzfachlicher Sicht problematisch ist, da die Art gerne in naturnahe Flächen eindringt und dort Arten und Lebensgemeinschaften verdrängen kann, die aus naturschutzfachlicher
Sicht schutzwürdig sind. Weitere mögliche Gehölzartensind Aspe, Erle, Linde, Eiche, Hainbuche, Ahorn, Eberesche und Salweide.

Energiepflanzen

Landwirtschaftliche Nutzpflanzen, die mit dem Hauptziel einer Energiegewinnung angebaut werden, in Abgrenzung zu Pflanzen zur Nahrungsmittelerzeugung, Futterpflanzen und Industriepflanzen.

Beispiele für Energiepflanzen sind Miscanthus (Miscanthus sinensis), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), Riesenweizengras/Szarvasi-Gras (Agropyron elongatum), Sachalin-Staudenknöterich/Igniscum (Fallopia sachalinensis) und Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum. Als Energiepflanzen werden ferner Rüben sowie Hanf und auch Ölsaaten wie z.B. Raps und Sonnenblumen, sowie außerhalb Deutschlands Ölpalmen und Soja genutzt.

Wild wachsende Pflanzen, die z. B. als Brennholz energetisch genutzt werden, werden nicht zu den Energiepflanzen gezählt. Forstpflanzen, die auf landwirtschaftlichen Flächen zur Energienutzung angebaut werden (beispielsweise in Kurzumtriebsplantagen mit Pappeln und Weiden) werden in der Regel mit erfasst.

Ob eine Kulturpflanze als Energiepflanze genutzt wird, entscheidet sich möglicherweise erst nach der Ernte, da die meisten der in Deutschland angebauten Energiepflanzen gleichzeitig auch als Futtermittel, Nahrungsmittel oder als Rohstoff für die stoffliche Nutzung z.B. in der chemischen Industrie in Frage kommen.

Teilweise wird nur bei einer energetischen Nutzung der ganzen Pflanze von Energiepflanzen gesprochen. Entscheidend ist also die Nutzung der Pflanze. So kann z. B. Mais sowohl als Zuckermais zur menschlichen Ernährung als auch als Futtermais (Maissilage) zur Tierfütterung oder als Energiemais zur Biogaserzeugung kultiviert werden. Je nach Nutzungsrichtung unterscheiden sich die verwendeten Sorten und Anbauverfahren für Energiepflanzen teilweise von den bei Nahrungs- und Futtermitteln genutzten.

Die Bioenergie wird üblicherweise thermisch, also durch Verbrennung, aus festen, flüssigen oder gasförmigen Pflanzenprodukten (Biogener Brennstoff) gewonnen.

Von der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland von 17,067 Mio. ha im Jahr 2000 entfielen 359.000 ha (rd. 2,1%) auf den Anbau von Energiepflanzen. Im Jahr 2010 erhöhte sich dieser auf 1,834 Mio. ha; das entspricht einem Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche (16,704 Mio. ha) von rd. 11%.

Für 2019 wird die Anbaufläche von Energiepflanzen auf rd. 2,371 Mio. ha geschätzt, d. h. sie liegt - gemessen an der landwirtschaftlich genutzten Fläche (16,666 Mio. ha) - bei rd. 14,2%.

Gemäß Klimaschutzprogramm 2030 soll bei Biomasse der Bestand der Anlagen stabilisiert werden. Dies bedeutet, dass es nicht zu einer Ausweitung der Flächen durch Biomasse für den Energiesektor kommen soll. (Bundestagsdrucksache 19/18651)

Die Gesamtenergiebereitstellung aus erneuerbaren Energien lag in 2019 bei 452,4 TWh. Davon entfällt auf die Stromerzeugung ein Betrag von 244,3 TWh. Der Anteil davon, der auf die Verwertung von Biomasse zurückgeht, liegt bei 50,4 TWh. (UBA)

Weitere Informationen:

energy farming

Die Gewinnung nachwachsender Energieträger aus Biomasse. Der Ertragsfaktor gibt dabei das Verhältnis der Nutzenergie des Brennstoffs zum Energieaufwand an. In Industrieländern mit intensiver Landwirtschaft ist er häufig kleiner als 1, dagegen in Entwicklungsländern, so im Alkohol-Programm in Brasilien größer als 1.

Weitere Informationen:

Engel'sches Gesetz

Nach dem Statistiker Engel (1857) bezeichnete Gesetzmäßigkeit, die besagt, daß der relative Anteil der Nahrungsmittelausgaben an den gesamten Verbrauchsausgaben sinkt, wenn das Einkommen steigt. Das Engel'sche Gesetz gilt als eine Erklärung für die Auseinanderentwicklung von landwirtschaftlichen und außerlandwirtschaftlichen Einkommen (Einkommensdisparität).

Entagrarisierung

Die Reduktion der Agrarbevölkerung in Richtung auf eine industrielle und schließlich tertiäre Bevölkerung hin als Teil eines gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses. Auch die Abnahme des ökonomischen Stellenwertes der Landwirtschaft innerhalb des Bruttosozialproduktes und der Rückgang der Hofstellen im Rahmen des agraren Strukturwandels können als Element dieses Prozesses gesehen werden.

Entkalkung

Wichtiger Verlagerungsprozeß bei der Verwitterung carbonathaltiger Muttergesteine bzw. carbonathaltiger Böden des humiden Klimas. Sie besteht in der Lösung (Hydrolyse und Säureangriff) der Carbonate (CaCO3, CaMg(CO3)2 u.a.) unter Mitwirkung von Wasser und Kohlensäure (im belebten Boden mit starker CO2-Produktion besonders hoch) und dem Transport als Hydrogenkarbonat mit dem perkolierenden Sickerwasser (Perkolation). Dabei besteht die Möglichkeit der Ausfällung im Unterboden (Bildung eines Cc-Horizontes) oder der Verlagerung bis ins Grundwasser.

Entkoppelung

Bezeichnung für die Trennung der Direktbeihilfen für Betriebsinhaber von der Erzeugung im Rahmen der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU im Jahr 2003.

Das heißt, Preisausgleichszahlungen für Ackerfrüchte, Tiere und künftig auch Ausgleichszahlungen für Milch werden von der bisherigen Bemessungsgrundlage entsprechend der Produktion (Tierprämien, Pflanzenprämien) entkoppelt. Stattdessen werden betriebsbezogene Zahlung - unabhängig von der Produktionsmenge - gewährt. So gibt es seit 2005  im Rahmen der GAP keine Zahlungen mehr zur Marktstützung, sondern stattdessen Direktzahlungen.

Die Entkoppelung und die Einführung der Betriebsprämienregelung waren grundlegende Elemente der Reform der GAP. Das Hauptziel der Betriebsprämienregelung bestand darin, die Ausrichtung der GAP von der Marktstützung auf entkoppelte Einkommensstützung für Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe zu verlagern und damit die Marktorientierung der Betriebsinhaber zu verstärken, die Preise an die Weltmarktpreise heranzuführen und mehr Dezentralisierung zu erreichen.

Die volle Auszahlung der Prämie ist abhängig von der Einhaltung von Tier-, Umwelt- und Arbeitsschutzauflagen.

Entwaldung

Die Umwandlung von Waldflächen hin zu anderen Landnutzungsformen. Das bestehende Wald-Ökosystem wird dabei durch ein anderes, nicht standorttypisches Ökosystem ersetzt. Dadurch gehen die meisten Lebensräume (Habitate) der ursprünglich dort lebenden Arten sowie die sozio-ökonomischen Funktionen des Waldes für den Menschen verloren. Lokale Gemeinschaften, die den Wald traditionell nutzen oder gänzlich von ihm abhängig sind, werden destabilisiert.

Entwaldung ist gemeinsam mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe eine der maßgeblichen Ursachen für die durch den Menschen verursachte globale Erwärmung. Im Jahr 2017 verringerte sich die Waldfläche weltweit um 29,4 Millionen Hektar, also 294.000 km². Im Zeitraum 2000 bis 2012 gingen insgesamt 2,3 Millionen km² Wald verloren.

Ist eine Umwandlung bestehender Wälder zu einer anderen Landnutzungsform beabsichtigt, werden die Wälder gerodet, oft durch kontrolliertes Abbrennen (Brandrodung), aber auch durch Kahlhiebe.

In Europa erfolgt die Umwandlung von Wald heute in der Regel nur noch für Bauprojekte. In Nordamerika und Nordasien werden Waldflächen für den Bergbau beziehungsweise die Förderung von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas oder Teersand gerodet. In Lateinamerika, Afrika und Südostasien wird auf den gerodeten Flächen meist Landwirtschaft betrieben. Oft handelt es sich bei den angebauten Pflanzen, vor allem in Südamerika, um Soja oder, im Falle Indonesiens, um Ölpalmen zur Gewinnung von Palmöl oder Palmherzen. Wenn die Flächen für Plantagen aus schnellwüchsigen Baumarten genutzt werden, so handelt es sich meistens um Eukalyptusarten oder um Kiefern, dabei besonders die Monterey-Kiefer. Das Holz findet vor allem bei der Papierherstellung Verwendung, die besonders in den letzten Jahren den Umwandlungsdruck auf Primärwälder (beziehungsweise den Nutzungsdruck im Falle borealer Wälder), gemeinsam mit der steigenden Nachfrage nach Biotreibstoffen, sehr erhöht hat. Neben industriellen Großprojekten bewirkt auch kleinmaßstäblicher Wanderfeldbau in Lateinamerika und Madagaskar Entwaldung.

Die Umwandlung von Waldflächen geschieht aus ökonomischen Erwägungen heraus. Eine Eigenschaft vieler Güter und Dienstleistungen von Wäldern ist, dass sie keine Märkte haben, die den Erhalt von Wäldern rentabel machen. Dies sind insbesondere die CO2-Speicherung und -sequestrierung, Tourismus und genetisches Material.

Analytical framework linking drivers of and
responses to deforestation

The following framework shows the links between drivers of deforestation globally and the existing approaches to address them. How these approaches address drivers plays an important role in shaping the dynamics of deforestation fronts, which are at the centre of this analysis. Assessing the socio-environmental impacts of deforestation in these fronts is beyond the scope of this analysis.

Analytical framework linking drivers of and responses to deforestation

Expansion of commercial agriculture (both large and small scale) and tree plantations are by far the greatest drivers of deforestation, with land speculation playing a strong role in several local contexts. Infrastructure and extractive activities, particularly the expansion of mining, are increasingly important drivers. These drivers take different shapes across locations and change over time.

Multiple approaches and responses have emerged from state and non-state actors to tackle deforestation. Some have worked better than others, yet all have limits. Acknowledging the potential and limits across approaches and responses is critical, as well as the synergies that are needed for responses to be more effective to tackle deforestation and forest degradation while avoiding negative social impacts, and achieving more inclusive and equitable outcomes.

Our findings are designed to help policy-makers, the corporate sector, civil society organizations and anyone working to halt and reverse deforestation better understand what approaches are needed to have lasting impact at scale. Area-based responses – such as protected & conserved areas, recognition of indigenous peoples and local communities (IPLC) tenure rights and moratoria on conversion of forestlands – can be effective in preventing the loss of threatened forests but don’t help stop deforestation beyond their own boundaries and have different social implications. In turn, commodity or sector specific responses like voluntary certification, payments for environmental services (PES) and deforestation-free supply chains are important but thus far have had limited impact at scale.

Additional integrated approaches are emerging motivated by result-based payments for reducing deforestation as well as jurisdictional and landscape approaches. The latter leverage the power of markets and finance but still require active state intervention at the national and sub-national levels and public-privatepeople partnerships, ensuring the conditions for wider participation of local stakeholders, including IPLCs.

More ambitious action is needed to build on existing responses across scales and within landscapes, while improving conditions for wider uptake of solutions that are more effective to reduce deforestation and forest degradation, with considerations of social inclusion and equity. Ultimately though, real impact will come from transforming our economies, and food and financial system and development paradigm shifts to place nature and people at the centre.

Quelle: WWF 2021

Die EU zählt zu den größten Treibern von Waldzerstörung. Das zeigt ein im April 2021 veröffentlichter WWF-Report, der die Auswirkungen von Handelsbeziehungen auf die Entwaldung und Naturzerstörung von 2005 bis 2017 untersucht. 16 Prozent der globalen Tropenabholzung im Zusammenhang mit dem internationalen Handel gehen demnach auf das Konto der EU. Sie liegt damit auf Platz zwei der „Weltrangliste der Waldzerstörer“, hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent).

Am meisten tropischen Wald zerstörten im Untersuchungszeitraum die Importe von Soja, Palmöl und Rindfleisch, gefolgt von Holzprodukten, Kakao und Kaffee. In Brasilien, Indonesien und Paraguay vernichtete der EU-Konsum am meisten Waldfläche. Durch die importierte Entwaldung verursachte die EU 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Das entspricht mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus dem Sektor Landwirtschaft im selben Jahr. Diese indirekten Emissionen werden in den offiziellen Statistiken zu Treibhausgas-Emissionen nicht erfasst. 

Hintergrund: Methode

Der Report „Stepping up: The continuing impact of EU consumption on nature“ wurde vom WWF erstellt. Er basiert auf Daten und Erkenntnissen aus Satellitenbildanalysen und  Untersuchungen von Handelsströmen, die vom Stockholmer Umweltinstitut (SEI) und der Transparenzinitiative Trase zusammengestellt wurden. Für die Darstellungen wurden Datensätze von Pendrill et al. (2020) genutzt, um die Rolle von EU-Importen und -Konsum bei der tropischen Entwaldung sowie die dazugehörigen Emissionen darzustellen. Ein Datensatz von Trase (2020) wurde genutzt, um ein räumlich explizites Bild von Rohstofflieferketten zu erstellen. Hier wurde die regionale bzw. Ökosystem-spezifische Entwaldung bzw. Umwandlung natürlicher Ökosysteme in Südamerika (Brasilien, Argentinien, Paraguay) mit EU-Importdaten verknüpft. Zusätzlich wurden Daten von Trase (2019) genutzt, um freiwillige Selbstverpflichtungen von Exporteuren mit Handelsmengen zu verknüpfen.

Quelle: WWF 2021

Laut einer ebenfalls im April 2021 veröffentlichten WWF-Ernährungsstudie kann auch ein Ernährungswandel dazu beitragen, den Entwaldungsdruck auf die Regenwälder zu senken: Halbiert sich der Fleischkonsum aller Deutschen auf im Schnitt 470 Gramm pro Woche - zugunsten von mehr Hülsenfrüchten und Nüssen - sinkt damit auch Deutschlands ernährungsbedingter Flächenbedarf um fast drei Millionen Hektar. Das entspricht in etwa der Größe Brandenburgs.

Weitere Informationen:

Entwässerung

Im landwirtschaftlichen Wasserbau die Ableitung von überschüssigem, frei beweglichem Bodenwasser (Grundwasser, Stauwasser) oder Oberflächenwasser mittels offener Gräben (Grabenentwässerung) oder künstlicher, unterirdischer Abzüge (Dräne, Dränung). Entwässerung dient der Verbesserung der allgemeinen Bedingungen für das Pflanzenwachstum und für die Bewirtschaftung. So werden durch die Entwässerungsmaßnahmen beispielsweise der Wasser-, Luft- und Wärmehaushalt des Bodens günstig beeinflusst, die Gefügestruktur verbessert und Vernässungsschäden vorgebeugt. Vernässungsschäden können z.B. verursacht werden, durch hohe Grundwasserstände bei nicht ausreichender Vorflut, durch Stauwasser oder Haftnässe sowie durch den Zustrom von Fremdwasser in Form von Hangwasser oder Dränagewasser. Darüber hinaus ist Entwässerung in Bewässerungsgebieten (Bewässerung) von großer Bedeutung, zur Ableitung von Überschusswasser und zur Verhinderung von Bodenversalzung. Unter humiden Klimabedingungen ist Entwässerung die älteste und verbreitetste Maßnahme der Melioration.

Voraussetzung für die Entwässerung ist eine ausreichende Vorflut, um das Wasser aus den Entwässerungsflächen sicher abzuleiten. Das in Gräben oder Dräns gefasste Wasser wird dabei in freiem Gefälle dem Vorfluter zugeführt (natürliche Vorflut). In Niederungen ist teilweise künstliche Vorflut durch Pumpbetrieb (Schöpfwerke) erforderlich.

Entwässerung kann in tonreichen und organischen Böden mittel- und langfristig die Bodenentwicklung positiv beeinflussen und den Anteil an Grobporen erhöhen, sowie den Anteil wasserspeichernder Poren vermindern. Tiefreichende Entwässerung beinhaltet jedoch das Risiko einer zu intensiven Austrocknung von Böden mit weitreichenden Konsequenzen wie Trockenschäden der Pflanzen, Nährstoffverluste und Abbau der organischen Substanz des Bodens, Verlust an Feuchtbiotopen, Bauwerksschäden durch Bodensackungen. Während früher weitgehend bedenkenlos zu Gunsten einer immer intensiveren Landnutzung in den Wasserhaushalt eingegriffen worden ist, sind heute eine Reihe von Schutzmaßnahmen und Einschränkungen zu beachten. Dazu gehört u.a., dass Feuchtbiotope nicht mehr entwässert und schützenswerte Gebiete nicht mehr beeinträchtigt werden dürfen.

Entwässerung von Mooren

Werden Moore zur Nutzung entwässert, gelangt Luft in den Moorkörper und der Torf wird mineralisiert. In der Folge entweicht, neben riesigen Mengen des ehemals gespeicherten CO2, zusätzlich Lachgas (N2O), dessen klimaschädigende Wirkung um ein Vielfaches höher ist (ca. 300 x), als die des CO2. Entwässerte Moorböden sind so in ihrer Funktion als Kohlenstoffspeicher gefährdet, sie werden zur Treibhausgasquelle und tragen erheblich zum Klimawandel bei.

In Deutschland emittieren die Moorböden und verwandte klimarelevante organische Böden mit 52,9 Mio t 6,7 % der CO2-Äquivalente der jährlichen Gesamtemissionen, aufgrund unangepasster Bewirtschaftung (NIR 2021). Besonders hoch sind die Ausgasungen ackerbaulich genutzter, gepflügter und gedüngter Moore. Kritisch zu betrachten ist hierbei die starke Zunahme des Anbaus von Mais für die energetische Nutzung. Nicht nur die Treibhausgas-Bilanz sondern auch die Energie-Bilanz dieser Praxis ist letztendlich negativ.

Der trockene Torf in entwässerten Mooren ist zudem sehr gut brennbar. Moorfeuer wie 2010 in Russland breiten sich unterirdisch aus und können sehr lange Zeit brennen, wobei der gespeicherte Kohlenstoff extrem schnell freigesetzt wird.

Weitere Informationen:

Erbrecht

Hier die Gesamtheit der Rechtsnormen, durch die Vermögensrechte und -pflichten aus Anlaß des Todes eines Landwirtes auf eine andere Person übergehen sowie die Summe der Berechtigungen des Erben, der in die Rechte und Pflichten des Erblassers eintritt. Die Vererbung des landwirtschaftlichen Grundeigentums erfolgt häufig nach festen Regeln, die durch Sitte oder geschriebenes Recht festgelegt sind. In vielen Teilen Europas wird die Betriebsübergabe bereits zu Lebzeiten des Betriebsleiters durch Hofübergabevertrag vorgenommen. Seit dem WK II haben sich auch Formen einer vorbereitenden Hofübergabe entwickelt, die sogenannte gleitende Hofübergabe, bei der beispielsweise im Rahmen von Pacht- und Gesellschaftsverträgen sowohl der alte Landwirt als auch sein Nachfolger an der Betriebsleitung und/oder am Betriebsvermögen beteiligt sind. Verschiedentlich kommen in einzelnen Regionen Europas noch Familiengemeinschaften vor, wodurch eine Teilung des Hofes vermieden werden kann.

Im westlichen Teil Europas ist zwischen Ländern zu unterscheiden, die kein besonderes landwirtschaftliches Erbrecht kennen, in denen sich also ein landwirtschaftlicher Betrieb nach den Regeln des bürgerlichen Erbrechts vererbt, und solchen Ländern mit einem besonderen landwirtschaftlichen Erbrecht. Ganz allgemein läßt sich aber in der Gesetzgebung der europäischen Länder eine Tendenz zur Einführung eines landwirtschaftlichen Erbrechts feststellen. Nachdem ursprünglich ein solches Recht auf die deutschsprachigen Länder Mitteleuropas, auf Dänemark und Norwegen beschränkt gewesen ist, haben beginnend mit Frankreich auch weitere romanische Länder Sondererbrechte eingeführt.

Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) der Bundesrepublik Deutschland geht in seinem Erbrecht nur an wenigen Stellen auf die besonderen Bedürfnisse der Landwirtschaft ein. Die Bundesländer besitzen die Befugnis zur Gesetzgebung, solange nicht der Bundesgesetzgeber die Materie regelt. So gibt es abweichend vom BGB für manche Regionen die Sonderregelung der geschlossenen Vererbung (Anerbenrecht, auch Höferecht), die grundsätzlich von der geteilten Vererbung (Realteilung) zu unterscheiden ist. In Baden-Württemberg gibt es mit dem Badischem Hofgütergesetz und dem Württembergischen Anerbengesetz ein besonderes Landes-Anerbenrecht. Dazwischen bestehen Übergangsformen, etwa dergestalt, daß der Hauptteil des Betriebes geschlossen, besonders attraktive Grundstücke mit Bauerwartungswert aber geteilt vererbt werden, oder daß die Erbteilung zwar vorgenommen, die Felder jedoch von den weichenden Geschwistern einem Erben zur geschlossenen Bewirtschaftung als Pachtland zu günstigen Bedingungen überlassen werden.

Beim Stockerbenrecht der Eifel erhält der übernehmende Erbe das Gehöft und jenen Bestand an Grundstücken, den schon der Erblasser einst übernommen hatte, während später durch Heirat, Kauf o.ä. hinzugekommene Äcker unter die übrigen Erben aufgeteilt werden. Bei der Realerbteilung gibt es neben der völligen Gleichstellung aller Erben recht häufig eine Bevorzugung der Söhne gegenüber den Töchtern. Diese Art der Erbfolge ist u.a. im islamischen Orient weit verbreitet. Ein weiteres Beispiel einer Zwischenform ist das patrilineare Erbrecht, wie es u.a. im Dukagjin (nordalbanische Alpen) praktiziert wird. Dort gehört der Grundbesitz unveräußerlich der männlichen Abstammungslinie. Eine Tochter kann den Besitz selbst dann nicht übernehmen, wenn sie das einzige Kind einer Familie ist.

Die Art der Vererbung prägt die Größe, Wirtschaftskraft, Betriebsausrichtung und Sozialstruktur der Betriebe, des weiteren die Größe, Verteilung und Mobilität der Besitzparzellen in der Flur und nicht zuletzt die Dichte und Art der Bebauung in den ländlichen Siedlungen. Ferner wird durch die Vererbungskonvention die Entwicklung des ländlichen Gewerbe- und Kulturlebens beeinflusst.

Landwirtschaftliche Vererbung in Baden-Württemberg
Landwirtschaftliche Vererbung in Baden-Württemberg

Quelle: LEL

Die Verbreitung der landwirtschaftlichen Erbsitten in Europa:

Ursachen für die unterschiedliche regionale Verbreitung der Erbsitten:

In den alten Bundesländern sind die regionalen Unterschiede zwischen den Gebieten mit vorherrschender Realteilung und vorherrschender geschlossener Vererbung seit dem 19. Jahrhundert bis heute deutlich erkennbar geblieben. Grundsätzlich ist aber ein Rückgang der Realteilung zu beobachten. Industrialisierung und betriebliche Entwicklung in der Landwirtschaft haben diese Tendenz gefördert. Das Reichserbhofgesetz von 1933 versuchte eine rigide Anerbenregelung für das ganze Reich durchzusetzen, es wurde nach dem 2. Weltkrieg aufgehoben. Die neuen Höfeordnungen einzelner Bundesländer respektieren wieder die älteren Erbregelungen, führten den Grundsatz der Freiwilligkeit ein, fördern jedoch den Gedanken der geschlossenen Vererbung. Eine bundeseinheitliche Regelung des Erbrechts für landwirtschaftliches Grundeigentum gibt es in Deutschland bislang nicht.

Bewertung der Vererbungssitten
Anerbensitte Realteilung
  • erhält landwirtschaftlich leistungsfähige Höfe
  • paßt in den aktuellen Trend zur Betriebsvergrößerung
  • lässt weniger landwirtschaftliche Existenzen zu
  • bedeutete früher eine Bevorzugung des Anerben (heute bietet ein außerlandwirtschaftlicher Beruf oft eine bessere Existenzgrundlage)
  • führt zu Betriebsverkleinerung und zu Zersplitterung der Fluren (Behinderung mechanischer Bewirtschaftungsmethoden)
  • Betriebe häufig nicht als Vollerwerbsbetriebe führbar
  • bei Sonderkulturen nicht besonders nachteilig
  • größere Erbgerechtigkeit

Weitere Informationen:

Erbse

Hülsenfrucht (Körnerleguminosen) aus der Familie der Schmetterlingsblütler. Die Erbse stammt ursprünglich aus dem Orient und wird für die menschliche Ernährung und als Futter für Tiere angebaut.

Merkmale

Die Erbse wächst in warmgemäßigten Klimaregionen.

Die einjährige Pflanze besitzt wie viele Hülsenfrüchte keine selbsttragende Achse. Sie sucht mit ihren Wickelranken an den Enden der gefiederten Blätter an Stützpflanzen oder Reisig Halt. Der einfache oder am Grunde verzweigte Stängel erreicht Längen von 20 cm bis 2 m. Je nach Stängellänge und gegenseitiger Verankerung im Boden kann die Wuchsform aufrecht oder kriechend sein. Nach der Selbstbestäubung entwickeln die  Schmetterlingsblüten 3-10 cm lange aufgeblähte Hülsen mit bis zu 10 Samen. Insgesamt gibt es mehr als 250 verschiedene Erbsensorten die sich in Größe Form und Farbe voneinander unterscheiden.

Herkunft

Ursprünglich stammt die Erbse aus Kleinasien. Schon 5.000 v. Chr. diente sie der menschlichen Ernährung. Bereits im 16. Jahrhundert erfreuten sich Erbsen einer großen Beliebtheit. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sie sich zur bedeutendsten Hülsenfrucht Mitteleuropas. Heute werden Erbsen weltweit angebaut. In weiten Teilen Afrikas sowie in Indien und Mexiko sind Erbsen ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Die wichtigsten Erzeugerländer sind Indien, Kanada, China und Frankreich.

Anbau

Erbsen werden mit Sämaschinen in den Boden eingebracht. Erbsen brauchen nährstoffreichen lockeren Lehmboden und viel Licht bei gleichzeitiger guter Wasserversorgung.

Erbsen leben mit Knöllchenbakterien, die sich an ihren Wurzeln ansiedeln, in Symbiose. Die Knöllchenbakterien nutzen die Wurzelausscheidungen der Erbse. Auf diese Weise sind Erbsen ein natürlicher Stickstoffdünger, weil sie Stickstoff aus der Luft binden und dem Boden zuführen können. Dadurch wird das Bodenleben gefördert. Deshalb werden Erbsen gerne als Vorfrüchte für Getreide und Kartoffeln gewählt. Die weißblühende Speiseerbse wird für die menschliche Ernährung, die rosa- bis violett-blühende Felderbse als Viehfutter und zur Bodenverbesserung angebaut. Allerdings ist die Erbse „selbstunverträglich“, sie kann daher nur in einer weiten Fruchtfolge (vier bis sechs Jahre) angebaut werden.

Wenn die Hülsen im Juli trocken werden erntet man sie mit Mähdreschern. Es werden auch die ganzen Pflanzen geerntet, die bei Verwendung als Futter zu Silage verarbeitet werden.

Der Ertrag liegt zwischen 30 und 50 dt/ha, 2012 waren es 31 dt/ha. In Deutschland betrug der Anbauumfang 2012 rund 45.000 ha.

Der Anbau der Markerbsen (Zuckererbsen) und Palerbsen erfolgt vorwiegend in Gärten oder Gartenbaubetrieben. Genutzt werden die Zuckererbsen als Gemüse wobei die unreifen Hülsen mit den Samen gekocht werden.

Die Samen der Gemüseerbse werden frisch (roh oder als gekochtes Gemüse) und tiefgekühlt verwendet oder als Nasskonserve verarbeitet. Erbsen werden auch unreif geerntet und als frisches Gemüse mit der als „Schote“ bezeichneten Hülse verzehrt (Zuckererbse). Erbsen werden auch zu Mehl oder Püree verarbeitet, sie dienen auch zur Herstellung von Speisestärke. Als nachwachsende Rohstoffe werden Erbsen als Stärkelieferant für die chemische Industrie genutzt.

Trotz ihrer vielen positiven Eigenschaften scheitert ein verstärkter Anbau von Futtererbsen vor allem daran, dass es je nach Witterung in manchen Jahren zu Pilzinfektionen mit dramatischen Ertrags- und Qualitätseinbußen kommen kann. Eine dauerhafte Lösung des Problems ist bisher mit klassischen Züchtungsmethoden nicht gelungen.

Nutzung

Der größte Teil der in Deutschland angebauten Erbsen wird in der Tierernährung eingesetzt. Geschrotete Futtererbsen werden mit anderen Komponenten wie Getreide für eine ideale Nährstoffzusammensetzung des Futters vermischt.

Für die menschliche Ernährung werden insbesondere die runden glatten Palerbsen von grüner oder gelber Farbe verwendet. Die grünen Erbsen schmecken als Gemüse oder in Suppe etwas kräftiger. Die Lebensmittelindustrie bietet auch geschälte Erbsen an. Doch mit ihnen ist der würzige Geschmack einer „richtigen“ Erbsensuppe nicht zu erzielen.

In neuester Zeit gewinnt die Erbse als nachwachsender Rohstoff an Bedeutung. Eine Unterart der Erbse, die Markerbse, mit ihrem besonders hohen Anteil des Stärkebestandteils Amylose, besitzt ein erhebliches Potenzial für eine industrielle Nutzung. Ihre Stärke könnte in Zukunft für die Herstellung von Verpackungen, Kunststoffen und vielem mehr genutzt werden. Verpackungen und Folien aus Erbsenstärke sind kompostierbar und biologisch abbaubar. Sie zersetzen sich rasch und entlasten so das Müllaufkommen. Die Papierindustrie verwendet Erbsenstärke zur Erhöhung der Reißfestigkeit und Bedruckbarkeit von Papier. Zum Einsatz kommt sie auch bei der Herstellung von Seifen und Waschpulver.

Weitere Informationen:

Erdbeeren

Die Erdbeeren (Fragaria), engl. strawberry, fr. fraise, gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Botanisch gesehen gehört die Erdbeere demnach zur gleichen Familie wie Apfel, Birne und Pflaume. Zur Gattung Fragaria gehören ungefähr zwanzig Arten, meistens in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel vorkommend, und verschiedene Unterarten; daneben gibt es viele hybride Formen mit zahlreichen Kultursorten.

Die Erdbeere zählt zu den kalorienärmsten heimischen Früchten. Bedeutend sind ihre Gehalte an Vitamin C, Folsäure und Eisen.

Trotz des Namens handelt es sich bei Erdbeeren nicht um echte Beeren, sondern um Sammelnussfrüchte. Als Staude überdauert sie den Winter, dabei sterben die Blätter weitgehend ab und entstehen im nächsten Frühjahr erneut. Meist sind sie weich oder seidig behaart, mit dickem, schwach holzigem, fadenförmige Ausläufer treibendem „Wurzelstock“.

Erdbeeren spielen mindestens seit der Steinzeit eine Rolle in der menschlichen Ernährung. Die europäischen Wald-Erdbeeren (Fragaria vesca) wurden während des Mittelalters auch flächig angebaut. Erst im 17. bzw. 18. Jahrhundert gelangten die beiden großfrüchtigen amerikanischen Arten – die Scharlach-Erdbeere (Fragaria virginiana) und die Chile-Erdbeere (Fragaria chiloensis) – nach Europa. Aus deren Kreuzung entstand um 1750 in der Bretagne die Urform der Gartenerdbeere (Fragaria × ananassa), von der die meisten heute kultivierten Sorten abstammen. Bereits im 18. Jahrhundert war diese Erdbeere in ganz Europa verbreitet. Heute findet man sie in allen Erdteilen. Die uns heute bekannten Erdbeersorten sind demnach keine Züchtung aus der Walderdbeere.

Sorten

Heute gibt es über 2.000 Erdbeersorten. Sie unterscheiden sich in Form und Farbe, Größe, Geschmack, Erntezeit und vielem mehr. Dabei schmecken die größten und schönsten Früchte längst nicht immer am besten. In Deutschland wird überwiegend die mittelfrühe Sorte 'Elsanta' angebaut, sie ist "die" Frischmarktsorte Mitteleuropas. Sie vereint viele Anforderungen von Produktion und Handel mit einem Geschmack, der als mittel bis gut gilt.

Erdbeeren werden hinsichtlich des Blühbeginns und der Fruchtreife in sehr frühe bis sehr späte Sorten unterteilt. Für den Anbau ist ein weiterer Unterschied wichtig: es gibt einmal- und zweimaltragende Sorten. Einmaltragende Sorten (zum Beispiel Bogota, Elvira, Fratina, Gorella oder Havelland) entwickeln ihre Blüten nur im Frühjahr, solange die Tage noch kurz sind. Zwei- oder mehrmals tragende Sorten (zum Beispiel Machern, Ostara) setzen dagegen auch während der längeren Sommertage noch Blüten an.

Anbau

Der erwerbsmäßige Anbau von Erdbeeren existiert in Deutschland erst seit 1840.

Die Erdbeerpflanze ist winterfest, aber empfindlich gegen Austrocknung in rauen, windigen oder allzu heißen Lagen. Erdbeeren verlangen einen tiefgründigen, humosen Lehmboden beziehungsweise lehmigen Sandboden. Der sollte gut mit Nährstoffen versorgt sein, einen ausreichenden Humusgehalt aufweisen und durchlässig sein.

Erdbeeren sind mehrjährige Pflanzen. Die Frucht bildet sich aus der fleischig werdenden Blütenachse und wird als „Scheinfrucht“ bezeichnet. Die eigentlichen Früchte sind die vielen Samen auf dem Fruchtfleisch. Die heutigen Kultursorten besitzen in der Regel zwittrige Blüten und sind selbstfruchtbar. Die Vermehrung erfolgt über Wurzelausläufer.

Erdbeeren werden als landwirtschaftliche Kulturpflanze großflächig und weitgehend mit Maschineneinsatz angebaut. Dennoch verbleibt ein vergleichsweise hoher Anteil an Handarbeit. Sie können in Flachkultur oder auf Dämmen angebaut werden. Letzteres mindert den Krankheitsdruck durch Wurzelkrankheiten. Meist werden auf einem Damm zwei Reihen gepflanzt.

Zur Pflanzung bereiten Landwirtinnen und Landwirte einen tiefgründig gelockerten und vor allem unkrautfreien Boden vor, auf dem sie Pflanzreihen von bis zu 50 Meter Länge anlegen. Es werden entweder Grünpflanzen oder Frigopflanzen gesetzt. Letztere sind laublos und bis kurz vor der Pflanzung eingefroren. Je nach Pflanzsystem, Maschinenpark und Wüchsigkeit der gepflanzten Erdbeersorte wird ein Reihenabstand von 80 bis 100 Zentimetern und ein Abstand in der Reihe von 20 bis 35 Zentimetern gewählt.

Im ökologischen Landbau ist der Abstand der Pflanzen größer. Der luftigere Stand schützt die Pflanzen vor zu großer Bodennässe. Das reduziert den Befallsdruck mit Pilzkrankheiten, verringert aber auch den Flächenertrag. Es werden in der Regel weniger empfindliche Sorten angebaut und bei der Fruchtfolge wird auf einen häufigen Flächenwechsel geachtet, um den Krankheitsdruck der Pflanzen gering zu halten.

Ein Erdbeerfeld wird ein oder meist zwei Jahre beerntet, dann steigt der Krankheitsdruck der Pflanzen und die Fruchtqualität nimmt ab. Zur Vermeidung von Krankheiten ist es erst drei bis vier Jahre später sinnvoll auf dem gleichen Feld wieder Erdbeeren anzubauen.

Ernte

Eine reife Erdbeere ist voll ausgefärbt und ohne weiße Schulter oder Spitze. Nur in diesem Zustand hat sie ihr volles Aroma entwickelt. Gepflückt wird sie mit den grünen Kelchblättern, um das "Auslaufen" von Saft und den vorzeitigen Verderb zu verhindern.

Die Ernte beginnt früh morgens und am besten bei Trockenheit, denn nasse Früchte verlieren ihr Aroma schnell. Die Ernte endet spätestens mit der Mittagshitze, die den empfindlichen Früchten schadet.

Geerntet wird per Hand und meist von vielen Arbeitskräften. Es gibt aber auch Felder für Selbstpflücker, vor allem gegen Saisonende. Reife Früchte aus dem Freiland gibt es meist von Anfang Mai bis Ende Juli je nach Witterungsverlauf. Die empfindlichen Erdbeeren müssen rasch in den Handel oder nach Hause gebracht und am besten frisch gegessen oder zumindest kühl und luftig gelagert werden.

Wirtschaftliche Aspekte

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland im Freiland auf 10.643 Hektar mehr als 96.000 Tonnen Erdbeeren geerntet. Geschützten Anbau unter Schutzabdeckungen oder im Gewächshaus gab es auf rund 1.860 Hektar. Dort erntete man im Jahr 2021 rund 34.580 Tonnen Erdbeeren. Im geschützten Anbau liegen die Erträge mit 18,6 Tonnen je Hektar deutlich über denen im Freiland mit neun Tonnen je Hektar.

Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von frischen Erdbeeren (einschließlich Verarbeitungserzeugnisse) lag 2020/21 in Deutschland bei 3,7 Kilogramm. Zum Vergleich: Jede:r Bundesbürger:in verzehrte in der gleichen Zeit insgesamt 72,1 Kilogramm frisches Obst, davon 24,4 Kilogramm Äpfel.

Damit übertrifft die Nachfrage die Erzeugung bei weitem, sodass 2020 weitere gut 120.000 Tonnen Erdbeeren importiert werden mussten. Diese werden aus Ländern Europas, insbesondere Spanien, den Niederlanden, Griechenland, Italien und Belgien importiert. In den Monaten November bis Februar bezieht Deutschland außerdem Früchte aus Ägypten und von Januar bis März aus Marokko.

Spanien ist für Deutschland das mit Abstand wichtigste Lieferland für Erdbeeren, gefolgt von Griechenland und den Niederlanden.

Erdbeeren außerhalb der Saison

Auch außerhalb der heimischen Freiland-Saison sind Erdbeeren im Handel erhältlich. Deutsche Ware ist in deutlich kleineren Mengen noch bis Mitte Dezember aus geschütztem Anbau erhältlich. Die meisten Erdbeeren werden jedoch aus dem sonnigen Süden importiert, häufig aus Südeuropa oder Nordafrika. Dort werden sie in großen Monokulturen auf kargen Böden produziert. Der Wasserverbrauch und der Düngereinsatz sind hoch. Für die dortigen klimatischen Bedingungen wurden Sorten entwickelt, die festfleischiger sind, um den Transport unbeschadet zu überstehen. Drei bis zehn Tage liegen zwischen Ernte und Verzehr. (BZfE)

Weitere Informationen:

erdelose Kulturverfahren

Der Anbau von Pflanzen außerhalb des gewachsenen Bodens unter Verwendung von mehr oder weniger sterilen Substraten oder in reiner Nährlösung vor allem im Gartenbau.

Mögliche Gründe für den Einsatz von erdelosen Kulturverfahren:

Gegen erdelose Kulturen sprechen folgende Risiken und Nachteile:

Erden

Mischungen aus meist betriebseigenen Komposten und Zusätzen wie Torf oder mineralischem Boden, z.T. angereichert mit Nährstoffen, die vor allem im Gartenbau ihren Einsatz finden.

Einheitserde besteht aus kalkfreiem Ton (Montmorillonit), Weißtorf und Mineraldüngerzusätzen in Form eines wasserlöslichen Mehrnährstoffdüngers (14 % N, 16 % P2O5, 18 % K2O, 2 % MgO und Spurenelementen) und/oder Langzeitdüngern.

Erdnuss

Engl. peanut, fr. arachide (cacahuète); Pflanzenart in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Der wissenschaftliche Name der einzigen kultivierten Art ist Arachis hypogaea. Sie ist eine einjährige, aus Bolivien stammende, bereits rund 2000 Jahre alte Kulturhybride mit rot geaderten Blüten, und sie erzeugt Samen, die von einer dünnen roten Schale und einer runzeligen Hülse umgeben sind.

Frucht

Die Frucht der Erdnuss ist botanisch gesehen eine Hülsenfrucht, die sich entwicklungsgeschichtlich zur Nuss gewandelt hat. Anders als die sich öffnenden Hülsen bleibt die Frucht der Erdnuss geschlossen und gehört demnach morphologisch zu den Nüssen.

Die Erdnuss gehört zur selben Unterfamilie wie beispielsweise die Erbse und die Bohnen-Arten. Der englische Trivialname der Erdnuss, peanut (dt. „Erbsennuss“), weist auf die botanische Zugehörigkeit zur Familie der Hülsenfrüchtler hin.

Die Ähnlichkeit zu botanischen Nüssen ergibt sich durch die Beschaffenheit der Samen: die Konsistenz, den hohen Fettgehalt und den vergleichsweise niedrigen Anteil an Stärke. Im Vergleich zu echten Nüssen ist der Anteil an Omega-3-Fettsäuren gering. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hülsenfrüchten sind Erdnüsse allerdings roh genießbar. Das allergene Potential ist im Vergleich zu anderen Lebensmitteln relativ hoch.

Herkunft

Das Ursprungsgebiet der Erdnuss ist Südamerika, vermutlich Brasilien. Hier existieren etwa vierzig Arachis-Wildarten, die Stammart der kultivierten A. hypogaea ist nicht bekannt, eventuell ist es die nah verwandte A. monticola.

Geschichte

Im Westen Südamerikas wurde wahrscheinlich schon vor 3.000 Jahren die heutige A. hypogaea kultiviert. Nach der Entdeckung Amerikas gelangte die Erdnuss schnell in die tropischen Regionen aller Erdteile. Der Spanier Oviedo beschrieb als erster die Erdnuss 1547. Noch im 16. Jh. gelangte sie durch den Sklavenhandel nach Afrika, wo die Pflanze angebaut und zu einer begehrten Frucht der schwarzen Bevölkerung wurde. Sie diente auch zur Ernährunf der Sklaven auf der Überfahrt nach Amerika. Die Spanier brachten sie nach Indonesien, und zu Beginn des 18. Jh. wurde sie in Indien und China, später in Virginia in Kultur genommen. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird sie auch in den warmen Regionen Europas angebaut.

Bedeutung

Arachis hypogaea ist für den Menschen eine der wichtigsten Ölpflanzen. Herkömmliche Sorten enthalten bis zu 50% ungesättigte Fettsäuren; mit bis zu 80% extrem hoch ist ihr Anteil in neuen Sorten (wie SunOleic 97R). Bei diesen, durch konventionelle Züchtung entwickelten Typen konnten zudem der Gesamtertrag (um ca. 14 %) und die Haltbarkeit (um das 3- bis 15fache) erhöht werden. Die Samen sind geröstet im Handel und werden fein gemahlen zu Erdnussbutter verarbeitet. Zur Gewinnung des Erdnussöls, das hauptsächlich in der Speiseöl- und Margarinefabrikation sowie als Gärfett eingesetzt wird, werden die Samen, nachdem sie zuvor von Hülse und Samenschale befreit wurden, gemahlen und in Schneckenpressen warm gepresst. Weitere Produktgruppen sind Süßwaren und Schokoriegel.

Aus dem Presssaft wird das Öl mit Hexan als Lösungsmittel abgetrennt. Erdnussöl setzt sich hauptsächlich aus Glyceriden der Ölsäure und Linolsäure zusammen. Der Pressrückstand (Erdnussschrot) ist mit 40–50% Proteingehalt ein hochwertiges Kraftfuttermittel, wird aber auch zur Düngung benutzt. Mit 180 Milligramm Magnesium pro 100 Gramm Erdnüsse gehört sie zu den magnesiumsreichsten Nahrungsmitteln.

Wegen ihres hohen Ölgehalts (50 Prozent; zum Vergleich Sojabohnen 18 - 25 Prozent) können Erdnüsse auch für die Produktion von Biodiesel verwendet werden. Vor allem in den USA wird an entsprechenden Verfahren gearbeitet.

Anbaugebiete

Die Erdnuss wird heute weltweit in tropischen, subtropischen und warmgemäßigten Klimaregionen angebaut. Die wichtigsten Erzeugerländer sind China, Indien, Nigeria und die USA. 2016 wurden weltweit 44 Millionen Tonnen produziert. Europa importiert Erdnüsse vor allem aus den USA, Argentinien, Sudan, Senegal und Brasilien. Die einzigen EU-Länder mit einem nennenswerten Erdnussanbau sind Griechenland und Spanien.

Weitere Informationen:

Erdsystem

Engl. earth system; Konzept, das die Erde als einheitliches System mit interagierenden Bestandteilen versteht und die Atmosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre, Geosphäre und Anthroposphäre umfasst.

Keines der fünf Subsysteme oder Sphären unseres Planeten kann isoliert betrachtet werden. Die Subsysteme beeinflussen sich durch den Austausch von Energie und Materie gegenseitig, und Rückkopplungen zwischen ihnen sorgen dafür, dass das Erdsystem über Jahrtausende hinweg stabil bleibt. Manche Subsysteme haben jedoch mehrere stabile Zustände, und eine ausreichend große Störung eines Teils kann das System insgesamt in einen neuen selbststabilisierenden Zustand bringen, wenn ein sogenannter Kipppunkt überschritten wurde. Mit dem Eintreten der Menschheit als neue Einflussgröße im Erdsystem droht nun mehreren Teilsystemen der Erde die Überschreitung ihrer Kipppunkte.

Der Begriff “System Erde” bezieht sich auf die wechselwirkenden physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse. Das System schließt auch die natürlichen Kreisläufe ein, die des Kohlenstoffs, des Wassers, Stickstoffs, Phosphors, Schwefel und anderen.

Auch die Prozesse im Erdinneren gehören dazu. Natürlich ist auch das Leben in allen Formen ein wesentlicher Bestandteil des Erdsystems. Leben beeinflusst die genannten und weitere Kreisläufe sowie Prozesse. Zum System Erde gehört auch die menschliche Gesellschaft, unsere sozialen und ökonomischen Systeme sind darin eingebettet. In vielerlei Hinsicht sind die menschlichen Systeme wesentliche Motoren bei Veränderungen des Systems Erde.

Der Begriff Globaler Wandel bezieht sich auf erdweite Änderungen im System Erde. Davon betroffen sind: Atmosphärische Zirkulation, Meereszirkulation, Klima, die genannten und weitere Kreisläufe, Meereis- und Meeresspiegelveränderungen, Nahrungsnetze, Biodiversität, Umweltverschmutzung, Gesundheit, Fischbestände und weiteres.

Zu den zivilisationsbedingten Motoren des globalen Wandels gehören Bevölkerung, Wirtschaft, Rohstoffverbrauch, Energie, Erschließungsmaßnahmen, Transport, Kommunikation, Landnutzung und -bedeckung, Urbanisierung, Globalisierung.

Das Erdsystem und seine Wechselwirkungen

Das Erdsystem ist durch verschiedene zentrale Elemente gekennzeichnet (Abb. unten). Bei diesen Mechanismen handelt es sich um Regulierungen und Rückkopplungen – im Grunde eine komplexe Kette aus Ursachen und Wirkungen.

Kompartimente des Erdsystems vom Erdkern bis zur oberen Atmosphäre und dem Strahlungsgürtel. Die Pfeile zeigen den Transfer von Masse, Wärme und Strahlung oder Kräfte zwischen den Kompartimenten. Pfeile in beide Richtungen bedeuten, dass die Kompartimente durch Rückkopplungen miteinander verbunden sind. Pfeile, die nur in eine Richtung führen, stehen für externe Antriebe, die auf das Kompartiment einwirken, d. h. die Eigenschaften des Systems reagieren auf den Einfluss, ohne dass die Einflussquelle selbst beeinflusst wird.

Das Erdsystem umfasst dabei ein gewaltiges Spektrum von Zeitskalen: von Milliarden Jahren für den Erdmantel bis hin zu Jahren oder weniger für Gase in der Atmosphäre. Antriebe durch menschliche Aktivitäten sind auf der rechten Seite dargestellt. Die moderne Systemtheorie besagt, dass das menschliche Verhalten durch Rückkopplungen mit dem Erdsystem beeinflusst wird. Diese Wechselwirkung ist in der folgenden Grafik dargestellt.

Das Erdsystem und seine Wechselwirkungen
Das Erdsystem und seine Wechselwirkungen

Quelle: Erdsystemwissenschaft (Leopoldina)

Weitere Informationen:

Ergänzungsfuttermittel

Mischfuttermittel, die aufgrund ihrer Zusammensetzung nicht geeignet sind, als alleinige Futtermittel verfüttert zu werden. Sie sind zur Ergänzung fehlender Nährstoffe in vorhandenen Futtermitteln oder Futtermischungen vorgesehen.

Dazu gehören beispielsweise:

Ern

Mitteldeutsche Bezeichnung für Hausflur (ursprünglich für den Herdraum), der quer zum First liegt.

Ernährungsgewerbe

Ein der Landwirtschaft nachgelagerter Bereich, der sich in Ernährungsindustrie, Ernährungshandwerk, Ernährungshandel (Lebensmitteleinzelhandel und Lebensmittelgroßhandel) und Gastgewerbe gliedert.

Die geernteten Agrarrohstoffe werden hier zu etwa 170.000 Lebensmitteln verarbeitet, die der Bevölkerung zur Ernährung dienen.

(s. a. vertikale Integration)

Ernährungshandel

In Groß- und Einzelhandel gegliederter Sektor des Ernährungsgewerbes, der den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage besorgt. Er umfasst auch Import und Export von Agrargütern sowie von Nahrungsmitteln und Genussmitteln.

(s. a. vertikale Integration)

Ernährungshandwerk

Auch als Lebensmittelhandwerk bezeichneter und relativ eng mit der heimischen Landwirtschaft verbundener Sektor des Ernährungsgewerbes. Dazu zählen Fleischer, Bäcker, Konditoren, Müller, Mälzer, Brauer und Weinküfer.

(s. a. vertikale Integration)

Ernährungsindustrie

Auch Lebensmittelindustrie; ein der Landwirtschaft nachgelagerter Teilbereich der Lebensmittelwirtschaft, in dem ein wesentlicher Teil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse für die menschliche Ernährung verarbeitet wird. Als wichtiger Teil der Agrifood-Kette (Lebensmittelkette) ist sie Abnehmer von agrarischen Rohstoffen, sorgt für die Aufbereitung, Konservierung und Verpackung von Lebensmitteln sowie die Herstellung von Produktionshilfsmitteln (Lebensmittelzusatzstoffen, Aromen, Enzymen). Ein Großteil der Nahrung durchläuft heute nach der Ernte irgendeine wertschöpfende Form der Aufbereitung, bevor diese zum Verbraucher gelangt. In Industrieländern wird der Anteil auf 80 bis 90 % oder noch höher geschätzt, in Entwicklungsländern ist er noch deutlich niedriger, steigt aber rasch.

Die Verarbeitung von Nahrung ist besonders dann notwendig, wenn die Rohmaterialien zur Herstellung verderblich sind und ihre Menge und Qualität zeitlich und räumlich sehr stark schwanken. Es sind auch immer mehr Zubereitungsschritte, die sonst vom Endverbraucher vorgenommen werden müssten, in die Fabrik verlagert worden.

Innerhalb des lebensmittelverarbeitenden Sektors kann oft zwischen einer Primär- und einer Sekundärverarbeitung unterschieden werden. Bei der Primärverarbeitung (food processing) werden agrarische Rohstoffe in Nahrungsmittel umgewandelt, aber die Charakteristika der Ausgangsprodukte noch beibehalten. Dazu gehören z. B. Gefrieren oder Konservieren von Gemüse oder Obst in Dosen, Schlachten und Entbeinen von Fleisch, Pasteurisieren und Abfüllen von Milch. Bei der Sekundärverarbeitung (food manufacturing) werden Rohstoffe oder bereits primär bearbeitete in Lebensmittel umgewandelt, die dabei ihren Ursprungscharakter verlieren. Das trifft z. B. auf die Herstellung von Gebäck, Würsten oder Fertigprodukten zu.

Auf den ersten Blick ist die Grafik genauso verwirrend wie ein Rundgang durch den Supermarkt: unzählige Marken mit fantasievollen Namen für Schokoriegel, Frühstücksflocken, Softdrinks, Jogurts oder Tütensuppen. Doch in der Mitte des Bildes führen Pfeile zu nur zehn der größten globalen Lebensmittelkonzerne. Produkte wie Coca-Cola , Pepsi , Mars oder Kellogg's Cornflakes sind noch recht einfach mit den gleichnamigen Herstellern in Verbindung zu bringen. Dass Weltmarktführer Nestlé auch Buitoni-Nudeln, Maggi-Würze oder Kitkat-Riegel zu seinem Markenreich zählt, dürfte schon weniger bekannt sein. "Behind the Brands" zeigt, dass Knorr und Langnese zu Unilever gehören, Milka und Philadelphia zum von Kraft Foods abgespaltenen Unternehmen Mondelez).

Die 10 Großen der Ernährungsindustrie
Die 10 Großen der Ernährungsindustrie

Quelle: Oxfam

Die Größe der lebensmittelverarbeitenden Betrieb variiert sehr stark. Es gibt international keine einheitlich Terminologie und Klassifikation, die konsequent zwischen großen, im eigentlichen Sinne industriellen und kleinen, handwerklichen (artisanal) Betrieben unterscheidet.

Trotz einer wachsenden Konzentration in der Ernährungsindustrie hat sich ihre Stellung in der Agrifood-Kette abgeschwächt. Die großen Lebensmittelkonzerne haben ihre Führungsposition seit den 1990er Jahren als Steuerer der Agrifood-Kette immer mehr an die großen Einzelhandelsunternehmen abtreten müssen, die sogar begonnen haben, selbst Lebensmittel zu produzieren bzw. zu verarbeiten (Eigenmarken). (Schmied 208, S. 200ff)

In Deutschland erreichte die Ernährungsindustrie 2022 einen Gesamtumsatz von 218,5 Milliarden Euro – davon 141,3 Milliarden Euro im Inland und 77,3 Milliarden Euro im Ausland. 636.634 Beschäftigte waren in 5.991 Betrieben angestellt, z. B. in Molkereien, Wurstfabriken, Backwarenunternehmen und Zuckerfabriken. Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten gehören in der Regel zum Ernährungshandwerk (Lebensmittelherstellenden Gewerbe).

Die Branche ist in Deutschland trotz der Präsenz zum Teil sehr großer internationaler Branchenunternehmen besonders stark durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt, 95 Prozent haben weniger als 250 Beschäftigte. Darunter finden sich viele traditionsreiche Familienunternehmen und international erfolgreiche Hersteller deutscher Spezialitäten, die eng mit ihrem Standort verbunden sind.

Die wichtigsten Teilbranchen der deutschen Ernährungsindustrie sind die Fleisch- und Fleischwarenhersteller mit 23,7 % Umsatzanteil und die Milchwirtschaft mit 15,1 %, gefolgt von Backwaren (9,7 %) und Süßwaren/Dauerbackwaren/Speiseeis (7,6 %). Dies zeigt die hohe wirt-schaftliche Bedeutung der tierischen Erzeugnisse. Die Milch- und insbesondere die Fleischwirtschaft sind Branchen, die – ähnlich wie Obst und Gemüse – dadurch gekennzeichnet sind, dass die führenden Hersteller zu großen Teilen Handelsmarken und Massenware für den internationalen Handel (z. B. Trockenmilcherzeugnisse für die Weiterverarbeitung in internationalen Lebensmittelkonzernen) anbieten, d. h. im Wettbewerb stark preisgetrieben agieren.

Deutschland ist der drittgrößte Lebensmittelexporteur am Weltmarkt; mit einer Exportquote von 33,6 Prozent sichert das Auslandsgeschäft das Branchenwachstum. Deutsche Lebensmittelqualität ist international gefragt, insbesondere Fleischerzeugnisse, Süßwaren, Milchprodukte sowie Getränke werden exportiert. Mehr als drei Viertel der Exporte gehen in die EU (wichtigste Absatzmärkte: Niederlande, Frankreich und Italien), daneben nach China, in die USA, in die Schweiz und nach Russland.

Die deutsche Lebensmittelindustrie ist nach Frankreichs Ernährungsindustrie die umsatzstärkste in Europa. Mit insgesamt 170.000 verschiedenen Produkten gibt es kaum ein Produktsegment, das nicht in Deutschland hergestellt wird

Ernährungsindustrie in Europa

Quelle: Situationsbericht 2022/23 (DBV)

Der deutsche Ernährungsbranche gegenüber steht ein hoch konzentrierter Lebensmitteleinzelhandel als beherrschendes Glied der Food-Value-Chain, der inzwischen die nationalen Grenzen übersprungen hat und global denkt und handelt. Die Unternehmenskonzentration in der Ernährungsindustrie ist bisher noch relativ gering. Die Top 10 der Branche vereinen lediglich 13,7 % des Umsatzes auf sich. Der hohe Kostendruck zwingt aber auch in der Ernährungsindustrie immer mehr Unternehmen zu Fusionen, Akquisitionen und Unternehmensverkäufen, um Synergieeffekte und Rationalisierungspotenziale zu heben. Insbesondere in den Bereichen Fleisch und Backwaren kann ein deutlicher Trend zu größeren Einheiten in den nächsten Jahren erwartet werden.

Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist in Deutschland sehr hoch konzentriert, aber dennoch hoch kompetitiv. Vier Unternehmensgruppen (Edeka, Rewe, Lidl/Kaufland und Aldi) stehen für rund 70 % des Lebensmittelhandelsumsatzes in Deutschland. Hinzu kommen mit Teilsortimenten die Drogeriemarktunternehmen (dm, Rossmann, Müller), kleinere regional agierende Filialisten wie Globus oder Bünting und auf den Biomarkt spezialisierte Handelsunternehmen wie Dennree oder Alnatura.

Aber auch die Verpflegung außer Haus gewinnt an Bedeutung für die Ernährungsbranche und hat sich als zweitwichtigster Absatzmarkt etabliert.

(s. a. vertikale Integration)

Anteile der Branchen am Gesamtumsatz der Ernährungsindustrie
Anteile der Branchen am Gesamtumsatz der Ernährungsindustrie

Quelle: BVE

Weitere Informationen:

Ernährungskrise

Eine Ernährungskrise tritt ein, wenn die Werte der akuten Ernährungsunsicherheit und Unterernährung auf lokaler oder nationaler Ebene drastisch ansteigen, wodurch der Bedarf an Nahrungsmittelsoforthilfe steigt. Diese Definition unterscheidet eine Ernährungskrise von chronischer chronischer Ernährungsunsicherheit, obwohl Ernährungskrisen viel wahrscheinlicher sind unter Bevölkerungsgruppen, die bereits unter lang anhaltender Ernährungsunsicherheit und Unterernährung leiden. Eine Ernährungskrise wird in der Regel ausgelöst durch einen Schock oder eine Kombination von Schocks ausgelöst, die einen oder die eine oder mehrere der Säulen der Ernährungssicherheit betreffen: Verfügbarkeit von Zugang zu Nahrungsmitteln, Nahrungsverwertung oder Ernährungsstabilität.

Ernährungssicherheit

Engl. food security; in der internationalen Debatte hat sich folgende Definition von Ernährungssicherheit durchgesetzt:

"Food security exists when all people, at all times, have physical, social and economic access to sufficient, safe and nutritious food which meets their dietary needs and food preferences for an active and healthy life." (FAO)

Die Europäische Union hat dafür folgende Übersetzung, die der Tatsache Rechnung trägt, dass Unterernährung nicht nur ein Zustand ist, sondern es ein fundamentales Recht auf Nahrung gibt:

"Die Ernährungssicherheit ist ein Menschenrecht. Sie ist gegeben, wenn alle Menschen jederzeit in physischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht Zugang zu ausreichenden, unbedenklichen und nahrhaften Nahrungsmitteln haben, die ihrem Ernährungsbedarf und ihren Ernährungsgewohnheiten im Hinblick auf ein aktives und gesundes Leben entsprechen." (Europ. Parl.)

Bei der Diskussion um Welthunger und Welternährung sind einige grundsätzliche Unterscheidungen wichtig: Zunächst muss unterschieden werden zwischen

Der Ernährungszustand eines Menschen ist aber nicht nur von der Menge und Zusammensetzung der aufgenommenen Nahrung abhängig, sondern auch von der Zubereitung der Speisen, von Hygiene und Krankheitszustand und damit vom Absorptionsvermögen des Körpers. Außerdem ist er auch abhängig von Verbrauch und individuellem Bedarf, der je nach Aktivität und Zustand des Körpers sehr unterschiedlich sein kann.

Ferner wird die Operationalisierung von Ernährungssicherheit meist entlang der vier "Säulen" oder "Dimensionen" Verfügbarkeit, Zugang, Nutzung und Stabilität diskutiert, sowohl global als auch für jeden einzelnen Menschen:

  1. Verfügbarkeit ausreichender Mengen an Lebensmitteln, die nahrhaft genug sind, um ein normales Wachstum, eine gesunde Entwicklung und ein aktives Leben ermöglichen,
  2. gesicherter Zugang zu solchen Nahrungsmitteln,
  3. Möglichkeiten zur angemessenen und bedarfsgerechten Verwendung und Verwertung der Nahrung (z.B. Kochmöglichkeiten) und
  4. langfristige Stabilität der Versorgung.

Daraus wird deutlich, dass nicht nur die Menge und Qualität der vorhandenen Nahrung wichtig sind, sondern insbesondere ihre Verteilung und damit ökonomische und soziale Aneignungsmöglichkeiten sowie die Ernährungspraxis. Die Preise für Nahrungsmittel spielen eine zentrale Rolle als Mittler zwischen den Säulen.

(s. a. Ernährungssouveränität)

Weitere Informationen:

Ernährungssouveränität

Engl. food sovereignity; politisches Konzept, das anlässlich der Welternährungskonferenz 1996 von der internationalen Kleinbauern- und Landarbeiterbewegung Via Campesina geprägt wurde. Es beinhaltet nach deren Auffassung das Recht aller Völker, Länder und Ländergruppen, ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu definieren. Dazu gehört das Recht auf gesunde und kulturell angemessene Nahrungsmittel, die durch ökologisch fundierte und nachhaltige Methoden produziert wird.

Leitmodell von Via Campesina ist hierbei eine kleinbäuerliche Landwirtschaft, die auf nachhaltige Weise vor allem Nahrung für die lokale Bevölkerung produzieren soll. Selbstversorgung, lokaler und regionaler Handel sollen Vorrang vor Exporten und Welthandel haben. An Stelle von Forderungen seitens international agierender Unternehmen sollen die Interessen kleinbäuerlicher Betriebe ins Zentrum nationaler sowie internationaler Ernährungs- und Agrarpolitik gerückt werden.

Zur Begründung wird auf den Umstand verwiesen, dass Hunger und Unterernährung weltweit hauptsächlich die Landbevölkerung treffen. Zwei Drittel der Hungernden lebten in ländlichen Regionen, die jedoch von der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit und internationalen Institutionen wie der Weltbank kaum berücksichtigt würden. Dennoch würde weltweit die meiste Nahrung von rund einer Milliarde Kleinbauern, Kleinfischern, Viehhirten produziert. Daher müsse jedes Konzept zur nachhaltigen Sicherung der Welternährung besonderes Augenmerk auf diese Kleinproduzenten richten.

Das Konzept der Ernährungssouveränität beinhaltet Landreformen, die Achtung der Rechte der Bauern und Landarbeiter sowie das Menschenrecht auf Nahrung, die Ablehnung des Einsatzes von Gentechnik in der Landwirtschaft, den Schutz von Kleinbauern vor billigen Importen (Dumping) von Nahrungsmitteln und soziale Gerechtigkeit. Oft wird dieses Konzept zusammengefasst in den Worten „Brot, Land und Freiheit“.

(s. a. Ernährungssicherheit)

Weitere Informationen:

Ernährungssystem

Engl. food system; Bezeichnung für sämtliche Elemente, Aktivitäten und Akteure in der Nahrungskette, d. h. die Produktion, inkl. Vorleistungen für die Landwirtschaft und inkl. ihrer Wirtschaftsweise, die Verarbeitung und Verpackung, ferner Lagerung, Transport, Handel und Vertrieb, die Zubereitung und der Verbrauch von Nahrungsmitteln sowie die Entsorgung von Verpackungsmaterial und organischen Abfällen und nicht zuletzt die Umweltwirkungen. Ebenso ist das Ergebnis dieser Aktivitäten integrativer Bestandteil, insbesondere in Bezug auf folgende drei Komponenten, welche die Ernährungssicherheit stützen:

Diese müssen alle über die Zeit stabil sein. Ernährungssicherheit wird daher durch Ernährungssysteme getragen und stellt einen zunehmend wichtigen Aspekt im Verhalten des gesamten Ernährungssystems dar. Ernährungsunsicherheit entsteht, wenn ein Aspekt des Ernährungssystems Störungen ausgesetzt ist.

In der folgenden Abbildung sind die Komponenten des Ernährungssystems in den Boxen A-F dargestellt. Die Wertschöpfungsketten unterliegen weitgehend dem Steuerungsmechanismus des Marktes. Box G beschreibt die Auswirkungen des Ernährungssystems in Bezug auf Gesundheit, Soziales, Umwelt und das Tierwohl. Das politisch-administrative System, das in der oberen Hälfte der Abbildung dargestellt ist, umfasst die diversen staatlichen Institutionen (Box H), die über verschiedene Politikinstrumente auf das Ernährungssystem Einfluss nehmen können. Eine Gruppe von Akteuren sind, die Verbraucher, weil sie als Bürger politisch Einfluss nehmen können, insbesondere durch Wahlen und durch Engagement in politischen Parteien (Box K) sowie zivilgesellschaftlichen Gruppen (Box J), die dem Steuerungsmechanismus der Zivilgesellschaft unterliegen.

Eine ebenfalls wichtige Gruppe von Akteuren sind die in den verschiedenen Abschnitten der Wertschöpfungsketten tätigen Wirtschaftsunternehmen, die durch Lobby-Aktivitäten (Box I) Einfluss auf politische Entscheidungen ausüben können. Die Forschung und Ausbildung im Bereich der Agrar- und Ernährungswissenschaften hat einen erheblichen Einfluss auf das Ernährungssystem und ist daher als eigene Komponente (Box M) unter dem Begriff Innovationssystem im Analyserahmen aufgeführt.

Da die gesundheitlichen Aspekte der Ernährung eine wichtige Rolle besitzen, ist das Gesundheitssystem ebenfalls in den Analyserahmen integriert. Insbesondere kommt den Krankenkassen (Box N) eine besondere Bedeutung zu, einerseits, weil dort ein wesentlicher Teil der Gesundheitskosten einer nicht nachhaltigen Ernährung anfällt und andererseits, weil die Krankenkassen, z. B. durch ihre Beitragsgestaltung und durch Präventionsaufwendungen, prinzipiell auch Einfluss auf das Ernährungsverhalten nehmen können.

Die Medien sind als eigene Komponente (Box L) in dem Analyserahmen aufgeführt, weil sie eine Schlüsselrolle für die Kommunikation verschiedener Akteure mit den Konsumenten bzw. Bürgern spielen.

Governance des Ernährungssystems – Analyserahmen
Governance des Ernährungssystems – Analyserahmen

Anmerkung: Aus Gründen der Übersichtlichkeit können nicht alle Verbindungen zwischen den Medien
und den relevanten Akteuren in Form von individuellen Pfeilen dargestellt werden.

Quelle: BueL 2020

Wenn globale, europäische und deutsche Nachhaltigkeitsziele (z. B. Sustainable Development Goals/SDGs, Klimaschutzziele) erreicht werden sollen, müssen alle gesellschaftlichen Sektoren weitreichende Beiträge leisten – damit auch der Landwirtschafts- und Ernährungssektor. Es sind nicht nur Anpassungen in der Produktion notwendig, vielmehr müssen sich auch die Konsumgewohnheiten ändern. Der Ernährung kommt dabei eine wichtige Rolle zu: Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, beeinflusst wesentlich unseren individuellen Gesundheitsstatus, unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität. Viele Lebensmittel, die wir konsumieren, tragen einen erheblichen sozialen, umwelt-, klima- und tierschutzbezogenen Fußabdruck (WWF 2021).

Die Herausforderungen, eine nachhaltigere Ernährung zu verwirklichen, sind groß. Die notwendigen Fortschritte werden nur mit einer umfassenden Transformation des heutigen Ernährungssystems erreichbar sein. Dabei sollten vier Zieldimensionen integriert sein: Gesundheit, Soziales, Umwelt (einschließlich Klima) und Tierwohl.

Die vier zentralen Ziele einer nachhaltigeren Ernährung
Die vier zentralen Ziele einer nachhaltigeren Ernährung

Quelle: BueL 2020

(s. a. Ernährungssicherheit)

Weitere Informationen:

Ernährungsunsicherheit

Unter Ernährungsunsicherheit versteht man den Mangel an sicherem Zugang zu ausreichenden Mengen an sicheren und nahrhaften Lebensmitteln für ein normales menschliches Wachstum und eine normale Entwicklung sowie ein aktives und gesundes Leben. Damit Menschen sich sicher ernähren können, müssen Lebensmittel in ausreichender Menge und Vielfalt ständig verfügbar und zugänglich sein, und die Haushalte müssen in der Lage sein, die Lebensmittel so zu verwerten (lagern, kochen, zubereiten und teilen), dass sie eine positive Wirkung auf die Ernährung haben. Man unterscheidet ferner nach akuter Ernährungsunsicherheit und nach chronischer Ernährungsunsicherheit.

Akute Ernährungsunsicherheit

Akute Ernährungsunsicherheit ist jede Manifestation von Ernährungsunsicherheit zu einem bestimmten Zeitpunkt, die so schwerwiegend ist, dass sie Leben, Existenzgrundlagen oder beides bedroht, unabhängig von den Ursachen, dem Kontext oder der Dauer. Diese akuten Zustände sind sehr anfällig für Veränderungen und können sich in einer Bevölkerung innerhalb kurzer Zeit infolge plötzlicher Veränderungen oder Schocks manifestieren, die sich negativ auf die Determinanten von Ernährungsunsicherheit und Unterernährung auswirken. Vorübergehende Ernährungsunsicherheit ist eine kurzfristige oder vorübergehende Unfähigkeit, den Nahrungsmittelbedarf im Zusammenhang mit sporadischen Krisen zu decken, was darauf hindeutet, dass die Fähigkeit zur Erholung vorhanden ist.

Chronische Ernährungsunsicherheit

Chronische Ernährungsunsicherheit bezieht sich auf Ernährungsunsicherheit, die über einen längeren Zeitraum anhält und größtenteils auf strukturelle Ursachen zurückzuführen ist. Die Definition umfasst auch saisonale Ernährungsunsicherheit, die in Zeiten mit nicht außergewöhnlichen Bedingungen auftritt. Chronische Ernährungsunsicherheit ist von Bedeutung für die strategische Ausrichtung von Maßnahmen, die sich auf die mittel- und langfristige Verbesserung der Qualität und Quantität des Lebensmittelkonsums für ein aktives und gesundes Leben konzentrieren. Die FAO definiert dies als "Unterernährung" und bildet die Grundlage für den im SOFI-Bericht veröffentlichten SDG-Indikator 2.1.1.

Mäßige Ernährungsunsicherheit bezieht sich auf den Schweregrad der Ernährungsunsicherheit, basierend auf der Food Insecurity Experience Scale (FIES), bei der die Menschen mit der Unsicherheit konfrontiert sind, ob sie in der Lage sind, Nahrungsmittel zu erhalten, und gezwungen sind, die Qualität und/oder Quantität der Nahrungsmittel, die sie konsumieren, zeitweise im Laufe des Jahres zu reduzieren, weil ihnen Geld oder andere Ressourcen fehlen. Es handelt sich also um einen Mangel an beständigem Zugang zu Nahrungsmitteln, der die Qualität der Ernährung mindert, die normalen Essgewohnheiten stört und negative Folgen für die Ernährung, die Gesundheit und das Wohlbefinden haben kann. Schwerwiegende Ernährungsunsicherheit bezieht sich auf den Schweregrad der Ernährungsunsicherheit, bei dem die Menschen wahrscheinlich keine Nahrungsmittel mehr haben, Hunger leiden und im Extremfall tagelang nichts gegessen haben, wodurch ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden ernsthaft gefährdet sind.

Weitere Informationen:

Ernährungswirtschaft

Auch als Lebensmittelbranche bezeichneter Wirtschaftssektor, der sämtliche Bereiche der Lebensmittelerzeugung umfasst, angefangen von der Produktion der Agrarrohstoffe bis zum Verkauf der Lebensmittel an die Verbraucherinnen und Verbraucher. Er verarbeitet ca. 75 % der landwirtschaftlichen Produktion und ist umsatzmäßig der drittwichtigste Zweig des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland. Die stark von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägte Ernährungsindustrie ist nach der Automobilindustrie und dem Maschinenbau der drittgrößte Arbeitgeber in der deutschen Industrie.

Die Bruttowertschöpfung dieses Sektors beläuft sich auf 161 Mrd. bzw. 6,4 % der Wertschöpfung der gesamten Wirtschaftsbereiche in Deutschland.

(s. a. vertikale Integration)

erneuerbare Energien

Als erneuerbare Energien (regenerative Energien) werden, im Gegensatz zu den fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Gas, Energieformen bezeichnet, die nicht auf endliche Ressourcen zurückgreifen, und die im Rahmen des menschlichen Zeithorizonts praktisch unerschöpflich zur Verfügung stehen oder sich verhältnismäßig schnell erneuern. Der Ausbau der erneuerbaren Energien trägt neben höherer Energieeffizienz im Wesentlichen zur Nachhaltigkeit bei. So kann durch die Nutzung von Sonnen-, Wind-, Wasser-, Bioenergie oder Geothermie den Ausstoß von CO2 verringert und zugleich die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringert werden. In Deutschland werden regelmäßig Gesetze verabschiedet (z.B. Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), EEWärmeG, EnEV), um die Nutzung erneuerbaren Energien sowie die Steigerung der Energieeffizienz zu fördern.

Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energieträgern 2022

Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energieträgern 2022

Insgesamt wurde im Jahr 2022 eine Energiemenge von 489 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) aus erneuerbaren Energieträgern genutzt. Von dieser Energiemenge entfielen etwa 52 Prozent auf die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen, 41 Prozent auf den erneuerbaren Wärmesektor und 7 Prozent auf biogene Kraftstoffe im Verkehrsbereich.

Der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor stieg deutlich von 41,2 Prozent (2021) auf 46,2 Prozent (2022) des Bruttostromverbrauchs. Insgesamt wurden im Jahr 2022 etwa 254,0 Mrd. kWh Strom aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt. Dies waren fast 20 Mrd. kWh mehr als im Vorjahr (+9 Prozent).

Quelle: UBA

Im Jahr 2022 wurden nach den Berechnungsvorschriften der EU Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien (RED II, 2018/2001) 20,4 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Anteil damit um 1,2 Prozentpunkte. Im Jahr 2020 hatte Deutschland mit einem Anteil von 19,1 Prozent bereits sein unter der EU Richtlinie festgelegtes Ziel von 18 Prozent übertroffen.

Um die neuen ambitionierteren EU-Klimaziele zu erreichen, wird in den kommenden Jahren allerdings ein deutlich schnelleres Wachstum der erneuerbaren Energien notwendig sein.

Weitere Informationen:

Ernteertrag

Der Ernteertrag ist in der Landwirtschaftsstatistik bei Feldfrüchten und Grünland die eingebrachte Ernte, für Getreide auf 14 % Feuchtigkeit umgerechnet, bei Gemüse und Obst die marktfähige Ware und bei Wein die eingebrachte Ernte. Gemessen wurde und wird der Bodenertrag in Mengeneinheiten wie Stück, Kilogramm, Zentner ;oder Tonnen. Die Produktivität ergibt sich aus dem Verhältnis des Ertrages zur Agrarfläche (Flächenertrag), die meist in Hektar angegeben wird (Hektarertrag). Diese ist bei intensiver Landnutzung oder industrieller Landwirtschaft am höchsten.

Die Erntemenge pro Hektar fällt in Deutschland von Anbaukultur zu Anbaukultur sehr unterschiedlich aus. Bei Gemüse lassen sich etwa mit Möhren beinahe zehnmal so hohe Hektarerträge erzielen wie mit Spargel. Im Obstbau liegen sie bei Äpfeln fast fünfmal so hoch wie bei Kirschen. Diese Werte sind von Jahr zu Jahr aber starken Schwankungen unterworfen.

Ein Beispiel: 2018 lagen die Hektarerträge von Kartoffeln und Äpfeln etwa auf demselben Niveau. Bei Äpfeln bedeutete das gegenüber dem Vorjahr eine Verdopplung, bei Kartoffeln hingegen einen Rückgang um knapp ein Viertel.

Wie viel wird auf einem Hektar geerntet?
(2015-2019, durchschnittliche Ernteerträge in Tonnen)
Durchschnittliche Ernteerträge in Tonnen (2015-2019)

Quelle: Statistisches Bundesamt / BLE

Erntefläche

In der Buchführung die Summe der Ernteflächen von Ackerpflanzen und Grünlandnutzung. Die Erntefläche kann durch Doppelnutzung größer sein als die landwirtschaftlich genutzte Fläche, ansonsten ist sie identisch mit der landwirtschaftlich genutzten Fläche.

Ernterisiko

Das Risiko von Ernteverlusten durch die Ausweitung des Anbaus einer Kulturpflanze über deren ökologische Grenzen hinaus sowie durch Schädlingsbefall, Krankheiten, Unkräuter u.ä.

Ernterückstände

Pflanzenteile, die nach dem Abernten auf den Äckern zurückbleiben (Halme, Blätter, Wurzelstöcke, Stoppeln). Sie werden beim Pflügen in den Boden eingearbeitet und anschließend größtenteils abgebaut. Die Ernterückstände sind wichtig für die Ausbildung der humusstoffhaltigen Ackerkrume.

Erstattung

Beihilfen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik zur Förderung von Exporten (Ausfuhrerstattung), wobei der Unterschied zwischen dem (höheren) EU-Marktpreis und dem (niedrigeren) Weltmarktpreis ausgeglichen wird. Daneben bestehen Produktionserstattungen, die EG-Erzeugern der Verarbeitungsindustrie gewährt werden, wenn sie EG-Vorprodukte verwenden trotz der Konkurrenz billiger Importe. Nutznießer beider Erstattungsformen sind vorwiegend Exporteure, Händler, Transportunternehmen, Lagerhausbesitzer und Ernährungsindustrie.

Im Zuge der Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU wurden die Ausfuhrerstattungen für landwirtschaftliche Produkte bis zum Jahr 2014 vollständig abgeschafft.

Ertrag

Bezeichnung für das Ergebnis der wirtschaftlichen Leistung, also bei Bodenbewirtschaftung die Ernteeinfuhr pro Flächeneinheit (Flächenertrag). Der Getreideertrag wird dabei z.B. in dt/ha gemessen. In Norddeutschland liegen erwartbare Erträge bei Winterweizen bei etwa 90 dt/ha, dies bedeutet: von einem Hektar wurden 90 dt = 9 t Weizen geerntet. Da die Sommerformen der Getreidearten weniger Zeit für ihre Entwicklung haben, liegen deren Erträge unter denen der Winterkulturen. Das höhere Ertragsniveau begründet auch den überwiegenden Anbau von Wintergetreide. Die Erträge schwanken, bei Pflanzen in Abhängigkeit von Witterung, Saatzeitpunkt, Sortenwahl, Schädlingsbefall, Unkrautbesatz und Bodengüte.

Bei tierischer Produktion sind die Schwankungen meist niedriger. Angegeben wird beispielsweise der Milchertrag in kg/Jahr.

Ertragsgesetze

Als Ertragsgesetze werden die Gesetze bezeichnet, in denen Erkenntnisse der modernen Pflanzenproduktion, also die Bedeutung und Wirkung von Pflanzennährstoffen, formuliert worden sind. Justus von Liebig (1803-1873) war 1855 einer der ersten, der erkannte, daß zum Erlangen von gutem Pflanzenwachstum und Ertrag kein Wachstumsfaktor (Wasser, Luft, Temperatur, Licht etc.) oder Nährelement fehlen darf, da der Mangel eines Faktors nicht durch andere ausgeglichen werden kann. Dies faßte er im Gesetz vom Minimum zusammen: Wachstum und Ertrag einer Pflanze werden von demjenigen Nährelement oder Wachstumsfaktor bestimmt, der ihr in geringster Menge (Minimum) zur Verfügung steht. Anders formuliert: Der Ertrag steigt solange proportional mit dem Minimumfaktor an, bis der theoretische Höchstertrag erreicht ist. Das Minimum wird häufig durch die "Minimumtonne" veranschaulicht, bei der die niedrigste Daube den Wasserspiegel begrenzt.

Das Minimumgesetz muß nach heutigen Erkenntnissen im Zusammenhang mit dem Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs (1768 von Turgot formuliert) gesehen werden. Mitscherlich belegte es mit Versuchsreihen und äußert: „Das Pflanzenwachstum und der Ertrag richten sich in erster Linie nach dem im Minimum vorhandenen Nährstoff oder Wachstumsfaktor, doch sind an der Ertragshöhe gleichzeitig noch andere Nährstoffe oder Wachstumsfaktoren mitbeteiligt.“

Mit zunehmendem Aufwand der Produktionsfaktoren steigt der Rohertrag zwar zunächst rasch, dann aber nur noch langsam an und läßt sich nicht mehr erhöhen, geht u.U. sogar zurück (z.B. durch Überdüngung oder übermäßigem Einsatz von teuren Maschinen und Arbeitskräften). Dies bedeutet, daß der Reinertrag (Landrente), der nach Abzug aller Aufwandskosten vom Rohertrag bleibt, nur bis zu einem bestimmten Punkt steigt, dann aber sinkt und sogar in Verlust übergeht. Dieser Entwicklung kann nur durch steigende Marktpreise, durch Subventionen oder durch die Umstellung auf eine andere Produktionsrichtung mit günstigeren Ertrags-Kosten-Verhältnissen begegnet werden.

Ökonomisch entscheidend ist nicht so sehr die Nutzungsintensität (= Höhe des Rohertrages), sondern die Landrente (= Reinertrag).

Ertragsmesszahl (EMZ)

Die Ertragsmesszahl ist eine Kennzahl aus der Einheitsbewertung und drückt die natürliche Ertragsfähigkeit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche bei ortsüblicher Bewirtschaftung aus. Sie ist das Produkt der Fläche in Ar (100 m²) und der Acker- oder Grünlandzahl (Bewertungszahl für die Qualität von Acker oder Grünland). Bestehen innerhalb einer Fläche mehrere Teilflächen mit verschiedenen Acker- oder Grünlandzahlen, so bildet die Summe der Produkte der einzelnen Teilflächen in Ar und der jeweiligen Wertzahl die Ertragsmesszahl der Gesamtfläche. Die EMZ beruht auf der Bodenschätzung und kann bis auf wenige Ausnahmefälle Werte zwischen 7 und 100 einnehmen. Der beste Boden erhielt die Wertzahl 100.

Über die Ertragsmesszahl wird die Grundsteuer pro Flächeneinheit erhoben. Man beachte aber, dass es sich bei der EMZ nur um eine Vergleichszahl und nicht um einen reellen Wert handelt.

Beispiel:
Flächeninhalt: 2000 m² (= 20 Ar)
Ackerzahl: 32
→ EMZ: 640

Demnach werden also 2000 m² landwirtschaftlicher Nutzfläche mit der Wertzahl 32 genau so besteuert wie 640 m² mit der Wertzahl 100.

Ertragspotential

1. Die genetisch vorgegebene Leistung (Ertrag), die eine Pflanze erbringen kann. Zur Ausschöpfung dieses Potentials sind allerdings optimale Bedingungen (Boden, Witterung, Versorgung mit Wasser und Nährstoffen, Pflanzenschutz usw.) notwendig. Im Regelfalle kann dieses Potential sehr selten vollständig ausgeschöpft werden.

2. Mit dem Müncheberger „Soil Quality Rating“ liegt ein Verfahren zur Bewertung der Eignung von Böden für die landwirtschaftliche Nutzung und zur Abschätzung des Ertragspotentials im globalen Maßstab vor. Es bietet in seiner Originalversion separate Bewertungsschemata für die Nutzung eines Standorts als Acker- oder Grünland.

(s. a. BGR)

Ertragsverluste

Ertragsverluste entstehen durch Krankheiten, Schädlinge, Unkräuter, ungünstige Witterungsbedingungen und Bewirtschaftungsfehler in landwirtschaftlichen Kulturen. So können die Wahl einer falschen, d.h. an den Standort nicht angepassten Sorte, Fehler bei Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz oder Düngung und ungünstiges Wetter zu hohen Ertragsverlusten führen. Die modernen Sorten können ihr hohes Ertragspotential nur dann ausschöpfen, wenn alle Bewirtschaftungsmaßnahmen aufeinander sowie auf den jeweiligen Standort und (soweit wie möglich) auf die Witterung abgestimmt sind.

Erwerbscharakter

Abgrenzung der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe nach sozial-ökonomischen Kriterien. Aufgrund des Verhältnisses von betrieblichem Einkommen und dem Einkommen aus außerbetrieblichen Quellen beim Jahresnettoeinkommen erfolgt die Zuordnung der jeweiligen Betriebe zur Gruppe der Haupterwerbsbetriebe oder der Nebenerwerbsbetriebe.

Zum außerbetrieblichen Jahresnettoeinkommen von Betriebsinhaber und/oder Ehegatten zählen Einkommen aus

1997 wurde vom Bundeslandwirtschaftsministerium eine neue Abgrenzung von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben eingeführt, die sowohl in der allgemeinen Agrarstatistik als auch in der Testbetriebsbuchführung angewendet wird. In der Testbetriebsbuchführung entfällt die zusätzliche Unterscheidung der Haupterwerbsbetriebe nach Voll- und Zuerwerbsbetrieben. Die Neudefinition ist nicht kompatibel mit entsprechenden Definitionen der EU.

Nach dieser Definition sind 52 Prozent der Einzelunternehmen im Nebenerwerb und 48 Prozent im Haupterwerb geführt. In Baden-Württemberg, Hessen, Saarland und Sachsen liegt der Anteil der Einzelunternehmen im Nebenerwerb bei rund zwei Drittel. Im Vergleich zu 2010 ist der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe im Jahr 2013 deutlich angestiegen. Diese Entwicklung geht einher mit der relativ stark abnehmenden Zahl Vieh haltender Betriebe.

Landwirtschaftliche Betriebe der Rechtsform Einzelunternehmen und ihre Flächen nach Erwerbscharakter und Größenklassen (2013)
Landwirtschaftliche Betriebe der Rechtsform Einzelunternehmen und ihre Flächen nach Erwerbscharakter und Größenklassen (2013)

Erwerbskombination

Gleichzeitige Ausübung von landwirtschaftsbezogenen und außerlandwirtschaftlichen Beschäftigungen. Für die Landwirte kommt es angesichts des fortschreitenden Strukturwandels in vielen Teilen des ländlichen Raumes verstärkt darauf an, die Möglichkeiten der Erwerbskombination beziehungsweise der Mehrfachbeschäftigung konsequent zu nutzen. Dazu bieten sich unter anderem an:

Die Mehrfachbeschäftigung von Landwirten soll zum einen zur Stabilisierung ihrer Einkommen und zum anderen zur Versorgung von ländlichen Gebieten mit Dienstleistungen und Infrastruktur beitragen.

Erzeugerbeihilfe

Jene Ausgleichszahlungen, die zum Ausgleich der für die mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik erfolgten Senkung der Stützungspreise für Getreide, Ölsaaten, Eiweißpflanzen und Öllein gezahlt werden. Weitere Erzeugerbeihilfen sind Zahlungen im Rahmen der quasi obligatorischen Flächenstillegung, die Ausgleichszulage, Beihilfen bei der Produktion von z.B. Hopfen, Flachs und Hanf sowie von Saatgut bestimmter Pflanzen, die Bullenprämie, die Mutterkuhprämie und die Mutterschafprämie.

Erzeugergemeinschaft

Nach dem Marktstrukturgesetz ein Zusammenschluss von Inhabern landwirtschaftlicher oder fischwirtschaftlicher Betriebe zu einem horizontalen Verbund, die gemeinsam den Zweck verfolgen, die Erzeugung und den Absatz ihrer Produkte nach Menge, Qualität und Zeitpunkt der Anlieferung den Erfordernissen des Marktes anzupassen (Gruppenmarketing). Erzeugergemeinschaften für Qualitätsgetreide, für Wein und für Schlachtvieh besitzen die größte Bedeutung.

Eine anerkannte Erzeugergemeinschaft muß eine juristische Person des Privatrechts sein; somit kommen die Rechtsformen der Genossenschaft als häufigster Fall, der GmbH, der AG und der KGaA in Betracht. Die Merkmale der Genossenschaft gleichen den Anforderungen an die Erzeugergemeinschaft. Für die Wahl der Genossenschaft als Rechtsform bestehen Steuervorteile. Daneben können anerkannte Erzeugergemeinschaften in den ersten fünf Jahren nach der Anerkennung staatliche Beihilfen erhalten.

Viele Landwirte, Winzer, Fleischerzeuger und Biobauern die ihre Selbständigkeit erhalten wollen, haben sich in Erzeugergemeinschaften zusammengeschlossen. Durch den kostengünstigen gemeinsamen Einkauf von Futtermitteln, Saatgut, landwirtschaftliche Geräte etc. und die gemeinsame Vermarktung ihrer Produkte bleiben sie noch konkurrenzfähig.

Normalerweise sind die Mengen, die sie produzieren, zu gering, um damit größere Abnehmer beliefern zu können. Dadurch ist der Kreis der potentiellen Kunden eingeschränkt und der einzelne Erzeuger, sei es von Gemüse, Wein oder auch Fleisch und Geflügel steht in direkter Konkurrenz zu seinen Kollegen. Enormer Preisdruck und wirtschaftliche Unsicherheit können die Folge sein.

Die Mitglieder der Erzeugergemeinschaften sind allerdings durch das ausschließliche Vermarktungsgebot ihrer Produkte durch die Erzeugergemeinschaften wirtschaftlich stark an diese gebunden. Da sich die Aufgaben einer Erzeugergemeinschaft auf die Vermarktung aber nur eines Produktes oder einer homogenen Produktgruppe beschränken, besteht nur eine hierauf bezogene wirtschaftliche Bindung des Landwirts. Angesichts der Größe von Erzeugergemeinschaften, die häufig mehr als 50 Landwirte umfassen, hat ein einzelner Landwirt nur geringe Einflussmöglichkeiten auf die Konzeption des gemeinsamen Marketings. Erzeugergemeinschaften unterscheiden sich damit in der Praxis für den einzelnen Landwirt häufig nur wenig von der Vertragsproduktion für gewerbliche Abnehmer.

Weitere Informationen:

Erzeugerorganisation

Zusammenschluss von Gemüse oder Obst produzierenden landwirtschaftlichen Betrieben zu einem horizontalen Verbund. Sie hat die Aufgabe, die Konzentration des Angebotes zu fördern, die Erzeugerpreise zu regulieren, den Erzeugern geeignete technische Hilfsmittel zur Aufmachung und Vermarktung der Obst- und Gemüseerzeugnisse bereitzustellen. Dadurch sollen Erzeugerorganisationen die wirtschaftliche Position der Erzeuger gegenüber den großen Handelsketten und der Verarbeitungsindustrie stärken. Der Betriebsfonds der Erzeugerorganisationen setzt sich je hälftig aus Zuschüssen der EU sowie aus den Mitgliedsbeiträgen der angeschlossenen Landwirte zusammen. Deutschland handelt es sich i.a. um Absatzgenossenschaften, die die Anforderungen der Marktorganisation für frisches Obst und Gemüse erfüllen. Sie sind auch für Interventionen zuständig. Die dafür nötigen Finanzmittel erhalten sie von der EU. Eine Erzeugerorganisation muß von den nationalen Behörden anerkannt und überwacht werden.

Erzeugerring

Erzeugerringe sind horizontale (d.h. auf gleicher Produktionsstufe) und freiwillige Zusammenschlüsse von Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte mit dem Ziel, Qualität und Wirtschaftlichkeit der Erzeugnisse zu fördern. Durch z.B. gleiche Sortenwahl und Düngung oder gleiches Tiermaterial und gleiche Fütterung sollen die Produktion ver­einheitlicht und die Produktionskosten gesenkt werden.

Esch

Nach Martiny (1926) eine einst isoliert in der Wildnis gelegene, der Bodenbeschaffenheit nach begrenzte, häufig sich etwa 1 - 2 km im Durchmesser ausdehnende Feldfläche oft von elliptischer Form. Auf den relativ trockenen Fluren der Esche hatten die verschiedenen Altbauern ihren Anteil, meist mit Langstreifen in Gemengelage der Parzellen. Auch ein hofnahes Auftreten war möglich. Der Esch unterlag früher dem Flurzwang, so dass er von allen Besitzern gleichzeitig bestellt und abgeerntet werden mußte und nach der Ernte als gemeinsame Wiese diente. Daher durften die einzelnen Anteile nicht in der Art des Kamps durch Gräben, Hecken oder Zäune eingefriedigt werden. Der Esch stellt in der weiteren Flurentwicklung die Kernflur dar und wird von jüngeren Flurerweiterungen umgeben. Die sandigen Geestrücken des nordwestdeutschen Flachlandes sind das Hauptverbreitungsgebiet. Auf den Eschfluren kam es häufig zu "ewigem Roggenbau", der mit einer intensiven Plaggendüngung verbunden war, was zu einer Erhöhung um 1 - 2 m gegenüber der Umgebung führte.

Die zugehörige Siedlungsform wird nach Müller-Wille (1944) als Drubbel bezeichnet. Möglicherweise ist er aber in vormittelalterlicher Zeit nicht die primäre Siedlungsform, ebensowenig wie der streifenförmig parzellierte Esch die älteste Flurform darstellt. Vielmehr sollen zu dieser Zeit zunächst locker verteilte Höfe mit blockförmigen Ackerlandparzellen vorhanden gewesen sein, die später in Streusiedlungen mit streifenförmigem Esch übergingen.

(s. a. Plaggenesch)

Esch-Driesch-Wirtschaft

Mittelalterliche Feldgraswirtschaft auf Wechselland in Nordwestdeutschland. Dabei bedeutete "Esch" nützendes, "Driesch" ruhendes Land. Die Esch-Driesch-Wirtschaft wurde häufig durch Einfelderwirtschaft mit Plaggendüngung, besonders den "ewigen Roggenbau" abgelöst.

Eschflur

Eine mit alten Flurnamen behaftete, oft ortsnahe Gemengeflur in Nordwestdeutschland und in den östlichen Niederlanden, die dem Getreidebau dient. Eschfluren sind typisch für Regionen, bei denen ein Teil der Gemarkung agrarökologische Sonderstandorte aufwiesen. Lediglich die Esch war für Ackerbau geeignet, der nicht beackerte Teil der Gemarkung war in der Regel grundwasserfeucht und deswegen für Getreideanbau nicht geeignet. Häufig wurde auf der Esch Einfeldwirtschaft betrieben, wobei über Jahre nur Roggen angebaut wurde. Typisch für Eschfluren waren Allmenden, die von der Dorfgemeinschaft gemeinsam als Weidegrund genutzt wurden. Als Gemeinschaftsgut wurde die Allmende regelmäßig vernachlässigt. Zum Teil wurde den Allmenden durch Plaggenhieb noch zusätzlich der humus- und nährstoffreiche Oberboden entzogen, um damit die Ackerbauflächen mit Nährstoffen zu versorgen. Dieses Vorgehen führte zu verarmten Weideflächen, auf denen schließlich Heidekraut bestandsbildend wurde. Die Weideflächen boten letztendlich nur noch Schaf- und Ziegenherden ausreichend Nahrung. Die Äcker wurden vor Wildverbiss und vor Vertritt durch das Weidevieh mit Hecken geschützt. Eschfluren, die typisch für das Münsterland und weite Teile Nordwestdeutschlands sind, weisen daher ein breites Spektrum an Landschaftselementen mit sehr unterschiedlichem Nutzungsgrad auf. Neben Hecken und Heiden sind dies Gräben, Feuchtflächen und Ufergehölze.

Esel

Der Esel, hier gemeint der Hausesel (Equus asinus asinus) ist ein weltweit verbreitetes Haustier. Seine Stammform ist der Afrikanische Esel (Equus asinus). Der Asiatische Esel (Equus hemionus), auch als Halbesel bezeichnet, ist eine weitere wilde Pferdeart, die von der Stammform des Hausesels zu unterscheiden ist.

Esel sind ponygroße Vertreter der Pferdefamilie mit sehr langen Ohren, Stehmähne und einem Schwanz mit Endquaste. Die Fellfarbe ist grau oder braun bis schwarz, manchmal rötlich. Daneben gibt es auch gescheckte Esel.

Einzige noch wild lebende Unterart ist der Somali-Wildesel (Equus asinus somalicus; rötlich gelbbraun, Schulterband undeutlich oder fehlend, an den Beinen dunkle Querstreifen). Auch ihn trifft man nur noch in Restbeständen, in bergigen Gegenden (Rückzugsgebiete am Tage) und offenen Grassteppen (Weidegebiete in der Nacht) Somalias und Äthiopiens.

Mit dem Afrikanischen Wildesel nahe verwandt ist der Asiatische Wildesel oder Halbesel.

Maultiere

Schon im Altertum kreuzte man auch Pferde mit Eseln: Maulesel heißen die Nachkommen eines Pferdehengstes und einer Eselstute, Maultiere die eines Eselhengstes und einer Pferdestute; beide sind fast immer unfruchtbar.

Domestikation und Nutzungseignung

Der Esel wurde möglicherweise mehrmals in derselben geographischen Region, in Nordostafrika, domestiziert, etwa vor 6.000 bis 5.000 Jahren. Mit der Domestizierung des Esels vom afrikanischen Wildesel begann gleichzeitig ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Sie veränderte die alten Handelssysteme und förderte neue Warenströme in Afrika und Asien. Die Domestikation des Esels war somit auch indirekt an der Herausbildung und Organisation früher städtischer Lebensformen (Urbanisierung) beteiligt.

Esel wurden früher als Pferde domestiziert und stellen damit eines der ersten den Menschen zur Verfügung stehende Packtiere dar. Die Nutzung des Esels erfolgt(e) vor allem als Tragtier. Ein ausgewachsener Esel kann eine Last von bis zu 20 Prozent seines Körpergewichts tragen, was verhältnismäßig mehr als beim Pferd ist. Sie benötigen weniger Nahrung und Wasser und können mit viel gröberem Futter versorgt werden.

Anders als beim Hauspferd sind die Hufe des Esels gut einem steinigen, unebenen Untergrund angepasst. Allerdings kommen die Esel-Hufe mit dem oft feucht-nassen Wetter Nordwesteuropas schlecht zurecht. Hier neigen sie zur Bildung von Rissen und Löchern, die in den Hufen oft zu Fäulnisherden führen. Gute regelmäßige Hufpflege ist bei Eseln deshalb hier überlebenswichtig. Für den Fernhandel und schwere Arbeit in ariden Regionen sind Esel jedoch perfekt geeignet.

Bedeutend sind auch einige Unterschiede im Verhalten: Pferde neigen in Stresssituationen zur Flucht, Esel verharren bei Gefahr meist am Standort.

Diese einzigartigen Eigenschaften machten den Esel für die frühen Kulturen in den Ländern am östlichen Mittelmeer zu einem wichtigen Wirtschaftsbestandteil, indem er den Transport und die Zirkulation von Waren in großem Maßstab erleichterte.

Die Nutzung des Esels als landwirtschaftliches Lasttier erweiterte gleichzeitig den Zugang zu weiter entfernten Feldern als zu Fuß und erleichterte gleichzeitig das Pflügen größerer Flächen. Dies wiederum trug zur Bildung überschüssiger Nahrungsmittelvorräte bei, die gehandelt werden konnten. Der Esel dürfte somit ein wichtiger Faktor bei der Veränderung der geopolitischen Beziehungen zwischen verschiedenen frühen östlichen Hochkulturen gewesen sein, da Karawanen den Transport von Rohstoffen oder begehrte weitere Produkte in entfernte Regionen ermöglichten.

Heutige Verbreitung und Nutzung

Die Anzahl der Esel wird aktuell auf ca. 50 Millionen Tieren weltweit geschätzt. Dazu kommen noch etwa 9,5 Millionen Maultiere. Der Eselbestand hat in den letzten zwei Jahrzehnten - mit deutlich regionalen Unterschieden - weltweit weiter zugenommen. Große Esel- bzw. Maultierbestände findet man vor allem in einigen der ärmsten Länder der Welt. Leider sind immer noch das Wohlbefinden und der Tierschutz, speziell bezüglich der Nutzung von Eseln und Maultieren als Zug- bzw. Tragtiere in zahlreichen Entwicklungsländern, künftig noch viel stärker, auch auf internationaler Ebene, zu hinterfragen.

Große Esel- bzw. Maultierbestände findet man aktuell vor allem in einigen der ärmsten Länder der Welt. Hier ermöglichen sie oft den Menschen mit nur niedrigem Einkommen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und ihre Familien zu unterstützen. Leider gibt es hier gleichzeitig auch besonders große Defizite im Haltungs- und im Tierschutzbereich, die oft nirgendwo erwähnt werden.

Aktuell ist Äthiopien das Land mit dem größten Eselbestand. Im Jahre 1997 war es noch China mit damals mehr als 9,4 Millionen Tieren.

Der größte Maultierbestand ist aktuell in Mexiko vorhanden (ca. 3,3 Millionen Tiere). Ähnlich wie bei den Eseln war der größte Maultierbestand vor geraumer Zeit noch in China (ca. 4,8 Millionen Tiere in 1997) zu finden. In Nordwesteuropa wird der Esel heute gern als Reittier im Tourismus eingesetzt. Neben der traditionellen Verwendung als Trag- und Zugtier werden Esel auch zur Fleischgewinnung, als Milchproduzenten und zur Lederherstellung verwendet. Wegen seines Abwehrverhaltens gegenüber Wölfen wird er von Schäfern (in Nordwesteuropa) wieder zunehmend als 'Herdenschutzesel' eingesetzt. Sein Herdenschutzeffekt gegenüber Wölfen scheint in der Praxis jedoch eher gering. Auch in der tiergestützten Therapie findet man ihn jetzt zunehmend.

Weitere Informationen:

Estancia

Großer Betrieb mit Weidewirtschaft (Rinder, Pferde oder Schafe) in Südamerika, vor allem in den venezolanischen Llanos (Halbwüsten) und besonders in den Pampas Argentiniens, mit einer Flächenausstattung bis über 100.000 ha. Produktionsziel ist vorwiegend die Fleischerzeugung. Der Erschließungsgrad des Weidelandes ist abhängig von den vorhandenen Wasserstellen und der Stärke der Verbuschung. Neben extensiven Formen auf natürlichem Grasland treten auch hochspezialisierte Aufzucht- und Mastbetriebe mit Kunstweiden meist in Großstadtnähe auf.

Etter

Zaun, der in der Zeit vom Spätmittelalter bis ins 19. Jh. das Dorf von der Flur trennte. Der Etter war u.a. im Rahmen der Dreifelderwirtschaft und der Zelgenwirtschaft mit Gewannflur bedeutsam.

Etterdorf

Haufendorf, durch den Etter genannten Zaun gekennzeichnet, der den bebauten Dorfraum von der Flur trennt. Etterdörfer waren vor allem in Süddeutschland verbreitet.

Euro

Der Euro ist die Währung der Europäischen Währungsunion und zählt neben dem US-Dollar, dem Yen und dem Renminbi zu den Wichtigsten im Weltwährungssystem. Als gemeinsame offizielle Währung wurde das Euro-Bargeld am 1. Januar 2002 in 12 europäischen Staaten (Einführung im Rahmen der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion) in Umlauf gebracht. Die Ausgabe des Euro wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main, die für die Durchführung der Geldpolitik im Euro-Währungsgebiet zuständig ist, genehmigt.

Im Rahmen der Europäischen Einigung entschieden sich einige Staaten der Europäischen Gemeinschaft für die Einführung einer gemeinsamen Währung, dem Euro. Die Voraussetzungen für eine gemeinsame Geld- und Währungspolitik mussten geschaffen werden. Am 1. Juni 1998 wurden die EZB und das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) eingerichtet. Das ESZB, dessen vorrangiges Ziel die Gewährleistung der Preisstabilität ist, umfasst die EZB und die nationalen Zentralbanken aller EU-Mitgliedstaaten, unabhängig davon ob sie den Euro eingeführt haben oder nicht. Mit dem Übergang der Zuständigkeit für die Geldpolitik von den nationalen Zentralbanken von elf EU-Mitgliedstaaten auf die EZB entstand am 1. Januar 1999 das Euro-Währungsgebiet. 

Der Euro wurde 1999 zunächst nur als Buchgeld eingeführt. Die Ausgabe als Bargeld an die Endverbraucher begann am 1. Januar 2002. Die ehemaligen Landeswährungen sind keine gültigen gesetzlichen Zahlungsmittel mehr. Die meisten Währungen können jedoch noch bei den jeweiligen nationalen Zentralbanken gegen Euro eingetauscht werden, in Deutschland bei den Filialen der Deutschen Bundesbank (ehemals Landeszentralbanken). 

Europäische Agrarrevolution

Teils auch als Zweite Agrarrevolution bezeichnete und sowohl in ihrer räumlichen, aber vor allem in der zeitlichen Abgrenzung diskutierte Phase geballter Veränderungen des Agrarsystems in Europa. Als Kernphase ist wohl die Zeit vom späten 17. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts anzusehen, als die ersten Grundlagen für die Industrialisierung der Landwirtschaft gelegt wurden, es zu einer Revolution des Wissens, der landwirtschaftlichen Praktiken und Innovationen, sowie auch der Eigentumsverhältnisse kam.

Da England und Zentralschottland bei diesen Entwicklungen führend waren, kam auch die Bezeichnung "British Agricultural Revolution" auf. Um 1660 fanden sich die großen landwirtschaftlich nutzbaren Flächen des Vereinigten Königreichs in Händen einiger weniger Großgrundbesitzer, die zumeist von adeliger, seltener von bürgerlicher Abstammung waren. Diese verpachteten ihre ländlichen Besitztümer im großen Stil an sogenannte Farmer, die aufgrund ihrer Abhängigkeit zunehmend gezwungen und zugleich bestrebt waren, nach aller Möglichkeit ertragreich, effektiv und produktiv zu wirtschaften. Daher waren sie auch an technischen Neuerungen interessiert, woraus eine tatsächliche Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität resultierte. Eine ähnliche Entwicklung setzte etwas später auf dem Kontinent ein.

Hier wie dort wurden die Leistungssteigerungen mitunter auch durch das Aufstreben der Landwirtschaft zu einer neuen wissenschaftlichen Disziplin begünstigt: Immer häufiger wurden im 19. Jh. Agrarwissenschaftliche Institute gegründet und landwirtschaftliche Studien herausgegeben, die Innovationen und Errungenschaften in ebendiesem Sektor versprachen. Albrecht Daniel Thaer, der als Begründer der agrarwissenschaftlichen Lehre gilt, entwickelte beispielsweise die ertragreiche Fruchtwechselwirtschaft, als er das erste deutsche landwirtschaftliche Lehrinstitut (sogenannter Thaers Garten) gründete und dort wissenschaftliche Studien betrieb. Alexander von Humboldt, Justus von Liebig und andere führten hingegen erste agrochemische Untersuchungen durch und intensivierten somit den Einsatz von Düngemitteln (Guano, Chilesalpeter, Superphosphate).

Bedeutende Elemente der Europäischen Agrarrevolution:

Die Zweite Agrarrevolution gilt insbesondere in England als Voraussetzung für die industrielle Revolution und ist mit ihr deutlich verwoben. Die Steigerung der Flächen- und Arbeitserträge, sowie die Auflösung von Allmenden ermöglichte die Freisetzung von ehemals in der Landwirtschaft tätigen Menschen. Diese zogen in die Städte, wo die Fabriken ihre Arbeitskraft benötigten.

Europäische Freihandelsvereinigung

Abk. EFTA für European Free Trade Association; 1960 als Gegenmodell zur EWG von sieben Staaten gegründete und heute eine Island, Liechtenstein, Norwegen, und die Schweiz umfassende Staatengruppe. Sie bildet - mit Ausnahme der Schweiz - seit 1994 mit der EU den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Innerhalb der EFTA sind praktisch alle Zölle und Kontingente für die Einfuhr von Waren aus den Partnerstaaten beseitigt. Die Agrarerzeugnisse wurden jedoch nicht in diesen Freihandel einbezogen. Im Gegensatz zur Europäischen Gemeinschaft hat die EFTA keine gemeinsamen Außenzölle.

Weitere Informationen:

Europäische Gemeinschaften

Gemeinsame Bezeichnung für die Europäische Gemeinschaft (EG), die bis zur Vertragsänderung vom 1. 11. 1993 (Maastrichter Vertrag) Europäische Wirtschaftsgemeinschaft hieß, die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl und die Europäische Atomgemeinschaft. Die für alle drei Gemeinschaften oftmals anzutreffende Bezeichnung »Europäische Gemeinschaft« stammt aus dem politischen Bereich; durch ihre Einbürgerung und Verwendung sollte die politische Einheit der in den EG zusammengeschlossenen Staaten betont werden. Während formalrechtlich die drei EG selbstständig nebeneinander, mit eigener Rechtspersönlichkeit und eigenen Zuständigkeiten bestanden, waren sie durch gemeinsame Organe, gemeinsame vertragliche Bestimmungen und die durch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes anerkannten allgemeinen Rechtsgrundsätze miteinander verbunden. Mit dem Lissabonner Vertrag hat die Europäische Union eine eigene Rechtspersönlichkeit bekommen und damit als Rechtsnachfolgerin die EG abgelöst.

Europäische Größeneinheit (EGE)

Die Europäischen Größeneinheit (EGE) entspricht einem Standarddeckungsbeitrag (SDB) von 1.200 EUR und dient zur Angabe der wirtschaftlichen Betriebsgröße eines landwirtschaftlichen Betriebs.

Für jede Tätigkeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb (oder jedes Unternehmen) (z. B. die Erzeugung von Weizen, die Haltung von Milchkühen oder die Erzeugung eines Weinbaubetriebs) wird auf der Grundlage der für die betreffende Tätigkeit genutzten Fläche (oder der Zahl der Viehherden) der Standarddeckungsbeitrag geschätzt. Die Summe aller Beiträge aus den Tätigkeiten eines landwirtschaftlichen Betriebs ergibt die wirtschaftliche Betriebsgröße, die dann in Europäischen Größeneinheiten angegeben wird (hierzu wird der SDB insgesamt in Euro durch 1.200 geteilt).

Europäische Kommission

Das ausführende Organ (Exekutive) der Europäischen Union. Zu ihren Kompetenzen gehören: Initiativrecht, d.h. das Recht, Vorschläge für "Gemeinschafts-Gesetze" vorzulegen (nur sie ist dazu bislang berechtigt), Kontrolle über die Anwendung des Gemeinschaftsrechts, Durchführungskompetenzen, Beteiligung an der Rechtsetzung, Sprecherin der Gemeinschaft nach außen. Die Kommission setzt sich zusammen aus einem von den Mitgliedstaaten im gegenseitigen Einvernehmen benannten Präsidenten und 20 von den Mitgliedstaaten vorgeschlagenen Kommissionsmitgliedern, die sich als Kollegium der Zustimmung des Parlaments stellen und anschließend von den Mitgliedstaaten einvernehmlich ernannt werden.Die Amtszeit der Kommission beträgt fünf Jahre. Jedes Kommissionsmitglied ist in bestimmten Sachgebieten federführend, die Beschlüsse werden jedoch von der Kommission als Kollegium gefasst. Die Mitglieder der Kommission sind von den Regierungen der einzelnen Partnerstaaten unabhängig und dürfen von ihnen keine Weisungen entgegennehmen. Nur das Parlament kann der Kommission das Mißtrauen aussprechen.

Weitere Informationen:

Europäische Union (EU)

Ein Verbund von selbständigen Staaten, die vertraglich den Grad ihrer Zusammenarbeit auf verschiedenen Feldern der Politik geregelt haben, und die der EU bestimmte Souveränitätsrechte übertragen haben. Die EU ist gleichzeitig ein Prozess, sowohl hinsichtlich ihrer Mitgliederzahl, wie auch in bezug auf ihre Ausgestaltung. Somit ist die EU kein fertiges oder in sich geschlossenes Gebilde. Ihre Rechtsgrundlage setzt sich aus vier völkerrechtlichen Verträgen zusammen: EU-Vertrag, EG-Vertrag, EGKS-Vertrag und EURATOM-Vertrag.

War die politische Integration bis 1991 eher ein Ergebnis der wirtschaftlichen Integration der EG, so hat sich die Gemeinschaft mit der Vertragsreform von Maastricht zu einer politischen Union fortentwickelt. Ihr Kern bildet die in den kommenden Jahren fortzuführende bzw. zu schaffende Wirtschafts- und Währungsunion.

Im Gegensatz zur EG hat die EU keine Rechtspersönlichkeit, sie kann also mit Drittländern keine völkerrechtlichen Verträge schließen. Abkommen mit Drittstaaten bedürfen der Ratifizierung in allen beteiligten Staaten.

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist der EU-Binnenmarkt der größte gemeinsame Wirtschaftsraum der Erde. Als wichtigstes und auch haushaltstechnisch umfassendstes Arbeitsfeld gilt gegenwärtig die Gemeinsame Agrarpolitik.

Heute gehören 27 Staaten zur EU (2020). Sie haben insgesamt ca. 450 Millionen Einwohner/innen. Dies sind die Mitglieder der EU: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik, Ungarn und der griechische Teil Zyperns.

Rolle der EU in der Agrifood-Kette

Für den Agrarbereich spielt die EU-Ebene aufgrund der Gemeinsamen Agrarpolitik eine herausragende Rolle, für den Ernährungsbereich ist dies hingegen nur eingeschränkt der Fall. Innerhalb der Exekutive ist in der EU-Kommission die Generaldirektion für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung (DG AGRI) für den Agrarbereich zuständig. Die Lebensmittelsicherheit und die Lebensmittelkennzeichnung fallen in den Geschäftsbereich der Generaldirektion für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (DG SANTE). Für Umweltfragen ist die Generaldirektion Umwelt (DG ENV) zuständig. Da Ernährung weitgehend im Zuständigkeitsbereich der Mitgliedstaaten liegt, sind auf EU-Ebene keine entsprechenden Kapazitäten in der Kommission angelegt.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA) ist für die Bewertung von Risiken entlang der Wertschöpfungskette für Lebensmittel zuständig. Darüber hinaus gibt es auf EU-Ebene die „EU-Aktionsplattform für Ernährung, Bewegung und Gesundheit” (Platform for Action on Diet, Physical Activity and Health), die Leitlinien der „Hochrangigen Gruppe für Ernährung und Bewegung” (High Level Group on Nutrition and Physical Activity) der EU umfasst. Die Hochrangige Gruppe steht unter dem Vorsitz der Europäischen Kommission und setzt sich aus Vertretern der EU- und EFTA-Länder zusammen. Sie hält gemeinsame Sitzungen mit der EU-Aktionsplattform ab, in der auch Vertreter der Lebensmittelindustrie mitwirken. In den gemeinsamen Sitzungen werden bspw. Strategien der Lebensmittelindustrie zur Verbesserung der Ernährung beraten.

In der Gesetzgebung fällt die Agrarpolitik unter das sogenannte ordentliche Gesetzgebungsverfahren, bei dem das Europäische Parlament und der Rat (Ministerrat) gleichberechtigt entscheiden und die Kommission durch ihr Vorschlagsrecht eine starke Stellung hat. Im Europäischen Parlament gibt es einen Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI). Die Lebensmittelsicherheit und Umweltfragen werden im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) behandelt. Für Gesundheit gibt es keinen eigenen Ausschuss des EU-Parlaments. Auch gibt es auf EU-Ebene keinen Ausschuss, der sich speziell mit Ernährung befasst, da es sich, anders als bei der Agrarpolitik, nicht um einen vergemeinschafteten Politikbereich handelt. Die Judikative spielt auf EU-Ebene hingegen eine wichtige Rolle für Ernährungsfragen, da sie Entscheidungen trifft, die weitreichende Auswirkungen auf den Ernährungssektor haben. Als Beispiele können das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur Genomeditierung sowie zur Lebensmittelkennzeichnung und -werbung genannt werden. (BueL 2020)

Weitere Informationen:

Europäische Wirtschafts- und Währungsunion

Mit dem Vertrag von Maastricht völkerrechtlich verbindlich beschlossener Baustein der Europäischen Union, der als wesentliche Elemente die Einführung des Europäischen Binnenmarktes, der gemeinsamen Währung (Euro) mit hoher Preisniveaustabilität und die Schaffung der Europäischen Zentralbank umfasst, ergänzt durch eine vollständige Liberalisierung des Kapitalverkehrs.

Landwirtschaftsbezogene Auswirkungen der EWWU:

Größeres Gewicht der Europäer im Außenhandel und bei den Verhandlungen über Wirtschaftsfragen auf Weltebene (z.B. WTO)

Weitere Informationen:

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

Siehe Europäische Gemeinschaften

Europäischer Agrarfonds

Siehe Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL)

Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL)

Der EAGFL war bis zum Ende des Jahres 2006 ein Fonds zur Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. 2007 wurde der EAGFL durch die Verordnung (EG) Nr. 1290/2005 aufgespalten in EGFL und ELER. Der EAGFL machte als bedeutendster Strukturfonds zuletzt rund die Hälfte des Haushaltes der Europäischen Union aus.

Der EAGFL war seit 1964 in zwei Abteilungen unterteilt, die Abteilung Garantie und die Abteilung Ausrichtung, für die unterschiedliche Vorschriften galten. Die sehr viel größere Abteilung Garantie diente der Finanzierung von Ausgaben, die sich aus der Anwendung der Markt- und Preispolitik ergeben. Diese sind schwer voraussehbar, da ihre Höhe von zahlreichen Variablen wie ungünstige Witterung, Probleme bei der Tiergesundheit, Entwicklung der Nachfrage, internationale Preise usw. abhängt und erfahren daher im Laufe des Haushaltsjahres Anpassungen. In der Vergangenheit erhielten die drei Bereiche Kulturpflanzen (Getreide, Ölsaaten und Eiweißpflanzen), Rindfleisch und Milchprodukte die meisten Mittel aus der Abteilung „Garantie“ des EAGFL. Die Abteilung Ausrichtung diente der Finanzierung von strukturpolitischen Maßnahmen und von Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Im Unterschied zur Abteilung Garantie basierte die Abteilung Ausrichtung des EAGFL auf dem Grundsatz der Kofinanzierung.

Seit 2007 werden die Direktzahlungen an Landwirte und die Maßnahmen zur Regulierung der Agrarmärkte (Maßnahmen der 1. Säule) aus dem EGFL finanziert.

Europäischer Binnenmarkt

Der Binnenmarkt der Europäischen Union (EU) ist ein einheitlicher Markt, in dem der freie Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen gewährleistet ist und in dem die europäischen Bürgerinnen und Bürger ihren Wohnsitz frei wählen sowie ungehindert einer Arbeit, Ausbildung oder unternehmerischen Tätigkeit nachgehen können.

Seit seiner Schaffung im Jahr 1993 hat sich der Binnenmarkt immer stärker für den Wettbewerb geöffnet und zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zum Abbau zahlreicher Handelshemmnisse geführt.

Weitere Informationen:

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung

Abk. EFRE; auch als Europäischer Regionalfonds bezeichnet. Er ist einer der Strukturfonds der EU. Aufgabe des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ist es, durch die Beseitigung von Ungleichheiten zwischen den verschiedenen Regionen den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt in der Europäischen Union zu stärken.

Aus dem EFRE werden regionalpolitische Maßnahmen gefördert, insbesondere

Europäischer Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL)

Die Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik erfolgte lange Zeit durch einen einzigen Fonds, den Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL). Dieser wurde jedoch am 1. Januar 2007 durch den Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) ersetzt.

Der EGFL finanziert die 1. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), und zwar ausschließlich aus EU-Mitteln. Sie umfasst Direktzahlungen an landwirtschaftliche Betriebe und – in deutlich geringerem Umfang – Marktmaßnahmen wie die Lagerhaltung. Die 1. Säule bietet ebenfalls Fördermöglichkeiten für anerkannte Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse. Auf diese Weise sollen Anreize zur verstärkten Zusammenarbeit zwischen Landwirten zur Vermarktung geboten werden, sodass die Stellung der Landwirte in der Lebensmittelkette verbessert wird.

Weitere Informationen:

Europäischer Green Deal

Mit dem Europäischen Green Deal wollen die 27 EU-Mitgliedstaaten bis 2050 klimaneutral werden. In einem ersten Schritt sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Stand von 1990 sinken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Wirtschaft und Gesellschaft in vielen Bereichen neu ausgerichtet werden. Das Paket "Fit für 55" umfasst eine Reihe von Vorschlägen zur Überarbeitung und Aktualisierung von EU-Rechtsvorschriften. Außerdem enthält es Vorschläge für neue Initiativen, mit denen sichergestellt werden soll, dass die Maßnahmen der EU mit den Klimazielen in Einklang stehen, die der Rat und das Europäische Parlament vereinbart haben.

Zu den klimapolitischen Zielen des Green Deal gehören eine nachhaltige Finanzpolitik (Taxonomie), eine Kreislaufwirtschaft (Ressourcen), die nachhaltige Landwirtschaft (farm to fork), eine saubere Industrie sowie der Naturschutz (Biodiversität). Mit entsprechend nachhaltig ausgerichteten Investitionen soll Wachstum angeregt und Beschäftigung für die Zukunft gesichert werden.

Europäischer Grüner Deal
Europäischer Grüner Deal

Quelle: EU Kommission 2019

Weitere Informationen:

Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)

Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, meist nur unter seiner Kurzbezeichnung ELER bekannt, fördert die Entwicklung des ländlichen Raums in der Europäischen Union. Er ist die sogenannte 2. Säule der gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) und soll die landwirtschaftlichen Direktzahlungen in der 1. Säule der GAP flankieren.

Der ELER wurde durch eine Verordnung des Rates der Europäischen Union vom 20. September 2005 eingerichtet und nahm seine Tätigkeit im Jahre 2007 auf. Er löste einen Teil des früheren Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL) ab. Der ELER löste einen Teil des Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL) ab. Im ELER haben die Mitgliedsstaaten (in Deutschland die Bundesländer) Spielräume bei der Ausgestaltung einzelner EU-geförderter Maßnahmen. Ein wesentlicher Bestandteil des ELER sind Agrarumweltmaßnahmen, die landwirtschaftliche Bewirtschaftungsänderungen im Sinne des Umwelt- oder Naturschutzes honorieren. Die Bewertung von ELER-geförderten Maßnahmen bezüglich der Auswirkungen auf Umwelt- und Naturschutz fallen gemischt aus.

Aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums werden alle weiteren Maßnahmen finanziert, die nicht direkt mit der Erzeugung von Produkten zu tun haben. Das Programm hat folgende Ziele:

Die ELER-Programmplanung und -umsetzung erfolgte in einem dreistufigen Prozess: Auf Basis der vom Rat der Europäischen Union festgelegten "Strategischen Leitlinien" und der ELER-Verordnung erstellten die Mitgliedstaaten jeweils einen nationalen Strategieplan. Dieser zeichnet den Rahmen und die politischen Prioritäten für die nationalen Programme zur Entwicklung des ländlichen Raumes vor. In Deutschland werden die Programme durch die Bundesländer konzipiert.

In den Plänen sind jeweils eigene Schwerpunkte festgelegt. Dabei werden die europäischen Gelder durch weitere Mittel von Bund, Ländern und Gemeinden ergänzt. Interessenten sollten sich an einen Ansprechpartner in ihrem Bundesland wenden. Diese sind unten auf dieser Seite aufgeführt.

Europäischer Wirtschaftsraum

Abk. EWR; mit Wirkung vom 1.1.1994 bestehender Wirtschaftsraum aus den EU- und EFTA-Ländern (Ausnahme Schweiz) mit insgesamt über 380 Mio. Verbrauchern. Ziel war, die EU-Bestimmungen über den Binnenmarkt auf die Länder der Europäischen Freihandelszone (EFTA) auszudehnen. So können sich in diesem Raum Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskräfte wie in einem Binnenmarkt ohne Landesgrenzen bewegen. Er übertrifft an Bedeutung die Märkte NAFTA und Japan. Die gemeinsame Agrapolitik bleibt vom EWR ausgenommen.

Die EU und ihre EWR-Partner (Norwegen und Island) sind zudem durch verschiedene „nördliche Politikbereiche“ und Foren mit Schwerpunkt auf den sich schnell entwickelnden nördlichen Ausläufern Europas und der gesamten Arktis verbunden.

Weitere Informationen:

Europäisches Parlament

Das Europäische Parlament ist das einzige direkt gewählte Organ der drei Europäischen Gemeinschaften. Es hat in Abhängigkeit vom jeweiligen Politikbereich unterschiedliche Einflussmöglichkeiten im Rechtssetzungsprozess der EU.

Europäisches Währungssystem (EWS)

Das 1979 nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems errichtete EWS zählt zu den wichtigsten Integrationsleistungen seit Gründung der Gemeinschaft. Es bestand anfangs aus dem ECU als gemeinsamer Rechnungseinheit, dem Wechselkursmechanismus als Kern der Währungskursstabilisierung und dem Europäischen Währungsfonds als geplantem Finanzierungsinstrument. Das EWS entwickelte sich zu einem bewährten Ordnungsrahmen für Fragen währungspolitischer Zusammenarbeit.

Die Währungen der beteiligten Länder waren bis zur Währungsunion festgelegt in ihrem Wert zur europäischen Währungseinheit ECU, einer sogenannten Korbwährung: 1 ECU = 1,92573 DM = 2,16979 hfl (25.11.1996) usw. Damit ergaben sich Kursrelationen zwischen den einzelnen Währungen über den ECU-Wert. Die Währungen der EWS-Länder waren zudem durch feste Wechselkurse untereinander verbunden.

Mit dem Vertrag zur Europäischen Union vom 7.2.1992 hatte die EG eine konstitutive Neuschöpfung ins Auge gefasst: Das Europäische System der Zentralbanken mit einer eigenen Währungsbehörde (EZB). Es brachte zum 1.1.1999 die gemeinsame Währung Euro für eine europäische Stabilitätsgemeinschaft. Das EWS wurde damit jedoch nicht überflüssig, da nicht alle EU-Länder die Kriterien zum Eintritt in die Wirtschafts- und Währungsunion erfüllen können bzw. aus politischen Gründen vorerst nicht teilnehmen. Für diese Staaten und auch für jene, die als erfolgreiche Eurobeitrittskandidaten gelten, werden im Rahmen eines neu geschaffenen Wechselkursmechanismus (EWS II) die Leitkurse zwischen ihren Währungen und dem Euro festgesetzt.

Preise und Subventionen des EG-Agrarmarktes wurden in ECU festgelegt. Wechselkursänderungen wirkten sich auf die Einkünfte der Landwirte in den betroffenen Mitgliedstaaten aus. Beispielsweise erhielten bei einer der häufigen DM-Aufwertungen die deutschen Bauern bei unveränderten ECU-Preisen und Subventionen weniger D-Mark.

Mit der Einführung des Euro und der Errichtung der Europäischen Zentralbank ab dem 1. 1. 1999 wurde das Ziel der Schaffung einer Europäischen Währungsunion mit dem EWS erreicht. In dieser Währungsunion leistet das EWS II die Anbindung der Währungen der noch nicht an der Währungsunion teilnehmenden EU-Staaten an den Euro.

Erwartete Auswirkungen der Euro-Einführung auf den Landwirtschaftssektor:

EuroTier

Die EuroTier in Hannover ist die weltgrößte Fachausstellung (Messe) für Tierhaltung und -management. Sie wird seit 1993 von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ausgerichtet. Sie findet alle zwei Jahre im Spätherbst statt. Bei der EuroTier 2018 trafen 155.000 Besucher, davon ca. 30 % aus dem Ausland, auf 2.597 Aussteller.

Unter der Marke "EuroTier" bietet der Veranstalter DLG e.V. zusammen mit Partnern vor Ort seit 2019 drei Fachmessen in anderen Kontinenten an:

Weitere Informationen:

eutroph

(gr. eu=gut, trophe=Ernährung, Nahrung) nährstoffreich, Kennzeichnung von Gewässern und Böden mit Reichtum an Pflanzennährstoffen.

Eutrophierung

Nährstoffübersättigung insbesondere von Gewässern durch häusliche, gewerbliche und industrielle Abwässer sowie durch den Austrag von Dünger aus landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Schätzungsweise stammen ca. 46 % der Gesamtbelastung an Stickstoffeinträgen (347.000 t) und 38 Prozent der Phosphoreinträge (34.000 t) in Fließgewässern der Bundesrepublik (alt) aus der Landwirtschaft. Der Stickstoff- und Phosphateintrag aus der Landwirtschaft in außerlandwirtschaftliche Ökosysteme erhöht auch dort die Freisetzung stickstoffhaltiger Spurengase. Daneben führt die Eutrophierung und zusätzlich die Versauerung der Böden durch die Verschiebung des Nährstoffgleichgewichtes, die verstärkte Auswaschung basisch wirkender Nährstoffionen, die Freisetzung von toxischen Schwermetallionen aufgrund der pH-Wert-Absenkung und die Schädigung der Feinwurzelsysteme und der Mykorrhiza zur Minderung der Vitalität und einer direkten Schädigung insbesondere natürlicher oder naturnaher Ökosysteme. Der einseitige Nährstoffüberschuss bewirkt die Förderung und Zunahme einzelner stickstoffliebender Arten und damit eine Änderung der Vegetationszusammensetzung, einer allgemeinen Reduktion der Artenvielfalt und die Destabilisierung nährstofflimitierter Ökosysteme.

(s. a. Umweltwirkungen)

Evapotranspiration

Der dampfförmige Wasserverbrauch einer mit Vegetation bedeckten Bodenfläche, bestehend aus der Verdunstung (Evaporation) von der feuchten Boden- und Pflanzenoberfläche, sowie hauptsächlich aus der Wasserabgabe der Pflanzen durch Transpiration. Wälder geben auf diese Weise ca. 50 % der Niederschlagssumme, Grasland ca. 40 %, Heide ca. 20 % an die Atmosphäre ab. Gemessen wird die Evapotranspiration in Litern Wasser pro Flächen- und Zeiteinheit, oder in mm Wasser pro Tag, evtl. pro Monat oder pro Vegetationsperiode.

Die potentielle Evapotranspiration setzt ein unbeschränktes Wasserangebot des Bodens voraus. Sie gibt an, wie hoch unter den gegebenen Klimabedingungen die jährliche Evapotranspiration an einem Standort wäre, wenn Wasser unbegrenzt zur Verfügung stünde.
Die physikalische Struktur der Pflanzendecke und das besondere physiologische Verhalten unterscheiden die potentielle Evapotranspiration von der Verdunstung der freien Wasseroberfläche.

Die aktuelle (tatsächliche) Evapotranspiration ist das Maß für die tatsächliche pro Jahr an die Atmosphäre abgegebene Wassermenge der Kultur, wie er in Großlysimetern gemessen werden kann.

ewiger Roggenbau

1. Bezeichnung für einen im 19. Jh. begonnenen Dauerfeldversuch, dem eine enorme wissenschaftsgeschichtliche, kulturelle und naturwissenschaftliche Bedeutung zugeschrieben wird. Mittlerweile steht dieser längste Dauerfeldversuch Deutschlands unter behördlichen Schutz als „Kulturdenkmal“. Bei diesem Versuchsfeld handelt es sich um eine rund 6.000 m² große Parzelle, die seit dem Herbst 1878 (Julius Kühn) jährlich mit Winterroggen bestellt wird. Kühn legte den Versuch unter dem Eindruck der Lehre Justus von Liebigs als reine Roggen-Monokultur an, um die Langzeiteffekte von mineralischer Düngung im Vergleich zu Stallmistdüngung prüfen zu können. Der Versuch wird – abgewandelt – bis heute weitergeführt und ist damit der älteste noch bestehende Dauerdüngungsversuch in Deutschland.

Über die Jahre hinweg wurden und werden unterschiedliche Systeme des Nährstoff- und Humusersatzes, vom Stallmist über die mineralische Volldüngung bis hin zum Raubbau ohne jegliche Düngung, in langen Versuchsreihen verglichen. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die Langzeitwirkungen unterschiedlicher Düngung auf die angebauten Pflanzen und den Boden; die Ergebnisse werden seit 1949 in regelmäßig genommen Bodenproben, den Rückstellproben, archiviert. Seit den 1960er Jahren wird ein Drittel der Fläche unter gleichen Versuchsbedingungen mit Mais, ein weiteres Drittel in einer Fruchtfolge von Kartoffel und Roggen bewirtschaftet.

In dem Dauerversuch wird auf einem von Kühn 1878 angelegten Versuchsfeld in Halle an der Saale unter Leitung des Instituts für Bodenkunde und Pflanzenernährung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kontinuierlich Winterroggen (Secale cereale L.) auf einem aus Sandlöß hervorgegangenem Parabraunerde-Tschernosem in Selbstfolge mit dem Versuchsziel angebaut, Mineraldüngung zu erproben. Der Versuchsstandort liegt im Schwarzerdegebiet Sachsen-Anhalts, das sich im östlichen Harzvorland erstreckt.

Das Feld liefert seit Jahrzehnten gleichbleibend etwa eineinhalb Tonnen Roggen je Hektar, das heißt rund die Hälfte des Ertrags, den ein Vergleichsfeld mit Düngung erzielt, und dies, obwohl dem Boden Jahr um Jahr zentnerweise Kalium, Phosphor und Stickstoff entzogen werden. Karl Schmalfuß löste jedoch 1962 die Roggenselbstfolge auf je einem Drittel der Parzellen durch kontinuierlichen Maisanbau und durch einen Fruchtwechsel von Roggen und Kartoffeln ab, um die Einstellung der Humusgehalte auf solche Gegebenheiten mit anderen Ernterückständen messend verfolgen zu können.

In Deutschland laufen gegenwärtig noch rund 30 Dauerfeldversuche, die ein breites Spektrum verschiedener Boden- und Klimabedingungen abdecken. Ein ähnlich bedeutender Versuch ist der „Statische Düngungsversuch“ von Wilhelm Schneidewind in Bad Lauchstädt, wo es um die Erforschung der langfristigen Wirkung von organischer und mineralischer Düngung auf die Erträge der Kulturpflanzen, die Qualität der Ernteprodukte und die Bodenfruchtbarkeit geht. Ähnliche Versuche sind auch aus dem britischen Forschungsinstitut Rothamsted bekannt.

 

2. Bezeichnung für eine historische Nutzungsform auf armen sandigen Böden Nordwestdeutschlands, bei der die wiederholte Kultivierung von Roggen auf der gleichen Parzelle bis ins 19. Jh. üblich war. Die Bezeichnung "ewiger Roggenbau" ist insofern nicht ganz zutreffend, da alle fünf bis zehn Jahre ein Hafer- oder Gerstenschlag für Abwechslung sorgte. Vermutlich wurde diese Bewirtschaftungsform im 10. Jh. im Zuge der Ausdehnung des Roggenbaus v. a. dort entwickelt, wo Ackerbau inmitten von Heide- oder Feuchtgebieten lediglich inselartig möglich war.

Ewiger Roggenbau war nur mit intensiver Düngung möglich: Außerhalb der Feldflur stach man in der Heide Soden ab, die sogenannten Plaggen. Die Plaggen wurden in die Viehställe transportiert und dort als Einstreu verwendet. In den Ställen bildete sich ein Gemisch aus Soden und Fäkalien, das vor der Feldbestellung auf den Äckern ausgebracht wurde. Dadurch wurde die dauerhafte Fruchtbarkeit der Feldflur erzielt.

Zwar hielt sich der Krankheitsdruck angesichts hoher Selbstverträglichkeit des Roggens in Grenzen, die ununterbrochene Bewirtschaftung begünstigte aber die Verunkrautung. Außerdem waren die Entnahmegebiete der Plaggen großflächig von Devastation bedroht, da auf einen Hekta Acker ca. 20-30 ha Plaggenland gerechnet wurden.

Ex Situ-Artenerhalt

Der Erhalt von Tier- oder Pflanzenarten außerhalb des ursprünglichen Lebensraumes bzw. Herkunftsortes. Beispielsweise kann dieser durch die Anlage und Pflege von Gendatenbanken (Erhalt genetischer Variabilität auf Populationsebene) oder botanischen Gärten umgesetzt werden. Der Ex Situ-Artenerhalt wird durch den globalen Wandel sowie den Klimawandel zunehmend an Bedeutung gewinnen. Er kann beispielsweise dazu dienen, gefährdete einheimischen Tier- oder Pflanzenarten, die an bestimmten Standorten durch invasive Tier- oder Pflanzenarten bedroht werden, zu erhalten. Aber auch im Hinblick auf Agrobiodiversität ist er bedeutend z. B. um landwirtschaftlich genutzte Pflanzen auch für nachfolgende Generationen bereit stellen zu können.

Expeller

Futtermittel, die bei der Verarbeitung von ölreichen zerkleinerten Saaten bzw. fettreichen Rohstoffen in den Ölmühlen über Schneckenpressen gewonnen werden, und noch 4 - 7 % Rohfett enthalten. Im Unterschied zu Ölkuchen sind Expeller ca. 1 - 5 cm lange sowie etwa 1 cm dicke gepreßte Bruchstücke. Sie werden fast ausschließlich in der Rinderfütterung eingesetzt. Im Handel sind vorwiegend Kokos-, Palmkern-, Baumwollsaat-, Sonnenblumen- und Leinexpeller.

(s. a. Extraktionsschrot, Presskuchen)

Exportabgabe

Einige Marktorganisationen für Agrarprodukte der EU enthalten die Möglichkeit, eine Exportabgabe bei der Ausfuhr in Drittländer zu erheben, wenn die Weltmarktpreise über dem EU-Preisniveau liegen. Diese Abgabe soll eine übermäßige Ausfuhr verhindern und die Versorgung des EU-Binnenmarktes sicherstellen.

(s. a. Ausfuhrerstattung)

Exporterstattung

In der EU die Bezeichnung für Exportsubventionen, also für staatliche Leistungen für Warenexporte, um sonst nicht konkurrenzfähige Waren auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu machen. Alternative Bezeichnungen sind Ausfuhrerstattung und Exportbeihilfe.

Exporteure werden mit diesem Außenhandelsinstrument in die Lage versetzt, gegenüber ihren Konkurrenten auf den Exportmärkten wettbewerbsfähiger aufzutreten. Derartige Zuschüsse sind oftmals mit dem wirtschaftspolitischen Ziel verbunden, im Inland Produktion und Beschäftigung anzuregen bzw. zu erhalten. Solche Subventionen verstoßen gegen die internationalen Wettbewerbsregeln des GATT.

Exporerstattungen für landwirtschaftliche Produkte waren Bestandteil der früheren Gemeinsamen Agrarpolitik der EU.

Seit Juli 2013 wird in der EU, und damit auch in Deutschland, die Ausfuhr von Agrarprodukten nicht mehr gestützt. Die so genannten Exporterstattungen wurden schrittweise auf null gesenkt. Nach der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik 2013 hätte das Instrument der Exporterstattungen allenfalls noch im Falle außergewöhnlicher Marktkrisen wieder eingeführt werden können.

In den Jahren zuvor waren die EU-Exporterstattungen aufgrund der stärkeren Marktorientierung der Gemeinsamen Agrarpolitik rapide gesunken: 1993 wurden bei damals 12 Mitgliedstaaten noch über 10 Milliarden Euro ausgezahlt, 2012 waren es nur noch rund 146 Millionen Euro bei 27 Mitgliedstaaten.

Auf der 10. WTO-Ministerkonferenz im Dezember 2015 in Nairobi wurde vereinbart, nach Ablauf bestimmter Übergangsfristen weltweit alle Exportsubventionen abzuschaffen. Zudem verständigte man sich, Exportkredite und Nahrungsmittelhilfen zu reglementieren sowie Staatshandelsunternehmen den gleichen Regeln zu unterwerfen. Die in Nairobi beschlossenen Maßnahmen werden global einen wesentlichen Beitrag zu einem chancengleichen und stärker regelbasierten Weltagrarhandelssystem leisten.

Entwicklung der EU-Exporterstattungen nach Produkten in Millionen Euro (1993 - 2013 )
Entwicklung der EU-Exporterstattungen nach Produkten in Millionen Euro (1993 - 2013)

1) Frische und verarbeitete Produkte.
2) Es sind nicht alle Erzeugnisse aufgeführt, für die Erstattungen gezahlt wurden. Deshalb ergibt die Summe der einzelnen Produkte nicht die Gesamtsumme an Erstattungszahlungen.
3) vorläufig
4) Schätzung (Haushaltsansatz, der voraussichtlich überschätzt ist)
Hinweis: Rundungsdifferenzen möglich; Angaben beziehen sich auf Haushaltsjahre.

Quelle: BMEL

Exportkultur

Kulturpflanze, deren vermarktbaren Teile für den Export bestimmt sind.

(s. a. Cash Crop, Plantage)

Extensivbetrieb

Landwirtschaftlicher Betrieb, der mit geringem Kapital- und Arbeitsaufwand wirtschaftet. Nachteilige Eigenschaften von Klima, Bodenqualität, Marktentfernung u.w. verhindern eine intensivere Bewirtschaftung.

(s. a. Produktionsfaktoren)

Extensivblattfrüchte

Druschleguminosen, Feldfutterpflanzen, Ölfrüchte; im Gegensatz zu den Intensivblattfrüchten (Hackfrüchte).

extensive Landwirtschaft

Extensive Landwirtschaft ist im Gegensatz zur intensiven Landwirtschaft gekennzeichnet durch einen im Verhältnis zur Fläche geringen Kapital- und Arbeitseinsatz (z. B. Düngemittel, Pestizide, Maschinen). Die pflanzlichen Erträge pro Flächeneinheit sind in der extensiven Landwirtschaft geringer als in der intensiven Landwirtschaft.

Extensive Landwirtschaft ist im Allgemeinen umweltverträglicher. Aufgrund des geringeren Einsatzes von Düngemitteln und Pestiziden besteht eine geringere Gefahr, dass Nährstoffe und Pestizide in Oberflächen- und Grundwasser eingetragen werden. Allerdings hängen die tatsächlichen Auswirkungen des Einsatzes von Produktionsmitteln auf die Umwelt nicht allein von der Menge der eingesetzten Produktionsmittel ab, sondern auch davon, wie diese eingesetzt werden. Produktionsmittel wie z. B. Düngemittel werden auch benötigt, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, wenn pflanzliche Erzeugnisse entnommen werden. Ein zu geringer Düngemitteleinsatz kann daher zu Umweltverschlechterung führen.

(s. a. Eurostat)

extensive Weidewirtschaft

Bezeichnung für Systeme der Tierproduktion, welche durch eine großflächige Landnutzung mit geringem Viehbesatz bei geringerer Nutzung anderer Produktionsfaktoren gekennzeichnet ist.

Ein Tierhaltungsverfahren ist dann extensiv, wenn mindestens ein Produktionsfaktor (Arbeit, Boden, Kapital) extensiv – also nur geringfügig – genutzt wird. Extensive Weidenutzung ist gekennzeichnet durch ein geringeres Düngungsniveau und den weitgehenden Verzicht auf Pflanzenschutzmittel. Aufgrund der geringeren Aufwuchsleistung ist die Beweidungsdichte reduziert.

Ziel der extensiven Viehhaltung ist es, meist ertragsschwache Landwirtschaftsflächen noch rentabel zu bewirtschaften. In der dicht besiedelten Ökumene kommt zudem der Erhalt von Kulturlandschaften im Sinne des Naturschutzes hinzu. In den meisten Fällen ist kein Zusatzfutter notwendig und das Vieh ist häufig ganzjährig auf der Weide. Um Überweidungsschäden zu verhindern, werden oftmals mehrere Tierarten kombiniert, die die Grasnarbe unterschiedlich belasten und einen ökologisch sinnvollen Weidedruck ergeben. Zudem liegt darin der Grund für die vormals nomadischen Formen der Fernweidewirtschaft, die nach wie vor die sinnvollste und häufigste Nutzungsform der empfindlichen Naturweiden in den Trockengebieten der Erde darstellt.

Eine Extensivbeweidung ist in nahezu allen Naturräumen möglich. Sie beschränkt sich nicht auf Hochlagen der Gebirge oder auf Steilhänge, sondern kann genauso in weitläufigen, ebenen Gebieten stattfinden. Von Landschaftsraum zu Landschaftsraum kann die Strukturierung der Weideflächen sehr unterschiedlich sein. Während in Niederungsgebieten oft mit Schilf, Großseggenrieden oder Hochstaudenfluren durchsetzte Feuchtgebiete landschaftsprägend sind, sind es in hügeligen oder gebirgigen Landschaften oftmals Hecken, Gehölze, Steinhaufen oder Felsen, welche die Vielfalt an Lebensräumen bedingen. Mit den Weideflächen sind in der Regel Mähflächen verknüpft, auf denen das Winterfutter gewonnen wird. So gehört zu dem Gesamtkomplex der extensiven Tierhaltung eine Vielfalt unterschiedlicher Grünlandflächen: intensivere und extensivere Weideflächen, wechselnde Mähweiden und auch reine Wiesenflächen. Auch können extensive Mähweiden durchaus den Charakter klassischer Wiesen haben. Je nach Bedürfnissen der Nutzer und je nach Landschaftsraum sind auch unterschiedliche Tierarten und Tierrassen geeignet. Die Beispiele zeigen Pferde, Schafe und verschiedene Rinderrassen. Neben der Beweidung von Grünlandgebieten ist auch der Übergangsbereich Grünland-Wald von großem Interesse. Zum einen, weil Waldweide-Elemente eine wichtige strukturelle Bereicherung der Landschaft sein können, und zum anderen, weil sie aus tierhygienischen Gründen wichtige Funktionen als Aufenthaltsorte bei Hitze, Nässe und Kälte übernehmen können. (Oppermann/Luick 1999)

Die extensive Weidewirtschaft ist weltweit eine der verbreitetsten Formen der Viehhaltung, nicht zuletzt deshalb, da auch niederschlagsarme, für den Anbau von Kulturpflanzen nicht geeignete Gegenden so genutzt werden können. Mehr als ein Viertel der gesamten Landoberfläche der Erde werden auf diese Weise extensiv landwirtschaftlich genutzt.

Typische Beispiele für extensive Viehhaltung finden sich in vielen Nomadenkulturen wie z. B. die Pferdehaltung der Mongolen oder die Rentierhaltung der Samen. Aber auch moderne Industriegesellschaften betreiben extensive Weidewirtschaft, wenn die dafür benötigten Flächen zur Verfügung stehen. Beispiele hierfür sind die Schafhaltung in Neuseeland, das Ranching in den semiariden Gegenden der westlichen USA und die Rinderhaltung in der südamerikanischen Pampa. Der Nachteil dieser Produktionsform liegt in ihrem enormen Naturflächenbedarf, dem direkten Konflikt mit Beutegreifern und der schwierigen Kontrolle der Tiere und deren Krankheiten.

Auch die Almwirtschaft und die Transhumanz der Alpen sind prototypische extensive Bewirtschaftungen. Diese Wirtschaftsformen am Übergang von Nomadismus und Sesshaftigkeit (saisonale Beweidung) hat die Alm (Bergweide) als Landschaftsform hervorgebracht hat, wie sie heute die Berglagen der Alpen prägen. Ähnliche Landschaftsformen finden sich in allen Berggebieten Mitteleuropas.

Für ein extensives Weidesystem sind zwei weidetechnische Verfahren vorstellbar: die Standweide oder eine großflächige Umtriebsweide (= Koppelweide). Innerhalb eines Systems sind auch beide Verfahren kombinierbar. Bei der Standweide wird die ganze Fläche während der Weideperiode bestoßen, das heißt, es gibt keine weiteren Unterteilungen. In ökologischer Hinsicht ist diese Weideform durch das Nebeneinander von Über- und Unternutzung besonders wertvoll. Die Anpassung an den im Jahresverlauf abnehmenden Futteraufwuchs kann nur durch eine Verminderung des Tierbesatzes erfolgen. Für Standweiden sind nur Flächen mit geringer Wüchsigkeit, die in aller Regel auch futterelastischer sind, zu empfehlen. Ein anderes Steuerungselement ist, dass aufwuchsstarke Flächenteile im Frühjahr zunächst gemäht werden. Bei der Umtriebs- oder Koppelweide wird die Weidefläche in mehrere Parzellen unterteilt und die Weidetiere werden umgetrieben. Als Managementregel gilt: kurze Fresszeiten und lange Ruhezeiten.

In der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU wird verstärkt anerkannt, dass die naturnahe Beweidung unserer Kulturlandschaft für eine moderne, multifunktionale Landwirtschaft. steht. Viele weidetierhaltende Betriebe leisten einen wichtigen Beitrag, die europäischen Herausforderungen Biodiversitäts-, Klima- und Gewässerschutz effektiv anzugehen. Darüber hinaus sehen zahlreiche Verbände die Notwendigkeit, für eine bessere Etablierung der extensiven Weidetierhaltung, Förderinstrumente der GAP weiterzuentwickeln. Als besonders förderfähige Maßnahmen gelten:

Extensiv genutzte Weideflächen bringen spezielle Grünlandgesellschaften hervor, die sich von Pflanzengesellschaften auf Wiesen (auch extensiv genutzten) unterscheiden. Auf den für den Naturschutz oft bedeutenden Grenzstandorten wie z.B. Magerrasen ist die Beweidung durch Pferde, Rinder, Schafe oder Ziegen die einzige Möglichkeit, diese meist artenreichen Flächen vor Verbuschung zu bewahren. Der Kot der Pflanzenfresser bildet einen wichtigen Bestandteil innerhalb der Nahrungskette als Grundlage für die Bildung von Insekten-Biomasse. Extensiv genutzte Weiden tragen so wesentlich zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, aufgrund der reduzierten Stickstoffdüngung aber auch zum Schutz der Ressourcen Wasser und Boden bei. Naturnahe Weidesysteme in Auenlandschaften haben positive Auswirkungen auf Gewässermorphologie und Wasserhaushalt und können ideale Instrumente zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie sein. Extensive Weidelandschaften eignen sich als Gerüst regionaler und überregionaler Biotopverbundplanungen und stehen in vielen Regionen nicht zuletzt für Erholung in attraktiver Kulturlandschaft und gesunder Umwelt.

Eigenschaften von Extensivweidesystemen in Mitteleuropa

  • Weidesystem idealerweise aus großflächigen gekoppelten Standweiden, Hutungen, Mähweiden, Wiesen und halboffenen Bereichen bestehend;
    kleine Waldparzellen oder Traufbereiche sind aus ökologischer und tierhygienischer Sicht wünschenswert
  • Mindestgröße ab 10 ha, anzustreben sind über 30 bis 50 ha; zugunsten ökosystemarer Wechselwirkungen und auf Grund ökonomischer Überlegungen sollten Weidesysteme > 1.000 ha umfassen.
  • flexibles Management und Steuerung von Besatzstärken und Besatzdichten (Zeitpunkt, Zeitraum und Fläche) entsprechend der aktuellen Produktivität (damit nachhaltige Nutzung des Systems), im Jahresmittel zwischen 0,2 und 1,0 GV/ha
  • ganzjährige Beweidung bei standörtlicher Eignung und Sicherstellung der nachhaltigen Ressourcennutzung
  • keine grundsätzlichen Präferenzen für Tierarten und -rassen;
    aus wirtschaftlichen Überlegungen empfehlen sich besonders Mutterkuhhaltungen;
    naturschutzfachlich interessant sind besonders Mischbeweidungen;
    bei Schaf- und Ziegenbeweidung ist die saisonale Hütehaltung zwecks funktionalem Biotopverbund wünschenswert
  • Verzicht auf Biozideinsatz, Düngung und Parasitenprophylaxe
  • dauerhaft ungenutzte Strukturelemente in Form von Gehölzen, Hochstaudenfluren, Steinhaufen, Altholz, Wasserflächen etc. auf der gesamten Weidefläche angestrebt

Quelle: Metzner et al. 2010

Weitere Informationen:

Extensivfrüchte

In der deutschen Betriebssystematik die Bezeichnung für einen gleichnamigen Produktionszweig, der zusammen mit den Intensivfrüchten die Produktionsrichtung Marktfrüchte bildet.

Zu den Extensivfrüchten gehören:

Extensivierung

Die Reduzierung des ertragsfördernden Betriebsmitteleinsatzes und/oder Arbeit je Flächeneinheit. Dies kann verbunden sein mit gleichzeitiger Ausweitung der Produktion auf größerer Fläche.

Merkmale einer Extensivierung der landwirtschaftlichen Produktion:

Aufgrund der teilweise erheblichen Produktions- und Marktüberschüsse in der EU-Landwirtschaft wird im EU-Agrarsystem eine deutliche Senkung der Produktionsmengen mit dem Ziel der Marktentlastung angestrebt. In diesem Kontext bedeutet Extensivierung die weniger intensive Nutzung durch die Verringerung von Betriebsmittelimporten (insbesondere Stickstoffmineraldünger und Eiweißfuttermittel, letztere über den Dung zur Überlastung führend), ohne die Anbaufläche weiter auszudehnen.

Lösungsansätze zur Verringerung der Betriebsmittelimporte sind Beschränkungen wie flächenbezogene Bestandesobergrenzen, Agrarpreissenkungen oder die Verteuerung der Betriebsmittel. Um die Maßnahmen für Landwirte kostenneutral zu halten, wären gleichzeitig Ausgleichszahlungen vorzusehen. Zusätzlich werden zur Marktentlastung kurz-, mittel- oder langfristig Anteile der bewirtschafteten Fläche stillgelegt. Je nach Grad der Extensivierung könnte die ökonomisch und ökologisch fragwürdige Flächenstillegung vermieden und eine wünschenswerte, flächendeckende Bewirtschaftung aufrechterhalten werden.

Ein Modell mit flächendeckender umweltentlastender Extensivierung und zusätzlicher Zuordnung von Landschaftspflegefunktionen als Leitbild für die gesamtdeutsche Landwirtschaft wird in der Leitbilddiskussion der neunziger Jahre dem Konzept der Insellandwirtschaft gegenübergestellt.

(s. a. bodenunabhängige Viehhaltung, MEKA, Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik)

externe Effekte

Auch Externalitäten; (u.a. ökologische) Auswirkungen des Handelns eines Wirtschaftssubjekts (Unternehmen, Haushalte, landwirtschaftliche Betriebe usw.) auf ein anderes oder auf die Gesamtgesellschaft, die nicht durch eine Entschädigung oder Vergütung über den Markt ausgeglichen sind. Externe Effekte können negativen wie auch positiven Charakter haben.
Ein Missverhältnis zwischen dem gesamtgesellschaftlichen Nutzen/Schaden und dem privaten Schaden/Nutzen besteht oft bei den sogenannten öffentlichen oder Kollektivgütern, wie den natürlichen Ressourcen, deren Vorzüge alle Wirtschaftssubjekte in Anspruch nehmen wollen, zu deren Bereitstellung jedoch nur eine geringe Bereitschaft in Form von materiellen und sonstigen Anstrengungen besteht. Es gibt bei Umweltgütern hinsichtlich der Inanspruchnahme knapper Ressourcen eine Verwendungskonkurrenz zwischen der gesellschaftlichen Nutzung einer reinen Umwelt (z.B. Trinkwasser, Schönheit der Landschaft, Artenvielfalt) und dem privaten Nutzen einer Beanspruchung der Umweltressourcen zur Produktion von Konsumgütern.
Bei negativen externen Effekten müssen Unbeteiligte die Nachteile der wirtschaftlichen Tätigkeit anderer entschädigungslos hinnehmen.

Externe Effekte in Form von externen Kosten der Landwirtschaft sind negative Auswirkungen der Landwirtschaft, die nicht in den Lebensmittelpreisen abgebildet sind und somit auch nicht in die ökonomischen Entscheidungen der Verursacher – also hier der Landwirte – einbezogen werden. Sie werden also nicht von Konsumenten und Landwirten, sondern von der Gesellschaft getragen. Diese externen Kosten fallen nicht zwangsläufig zum Produktionszeitpunkt an. Sie können auch zu einem späteren Zeitpunkt als Folgewirkung der Anwendung landwirtschaftlicher Praktiken oder der intensiven Nutzung von Ökosystemleistungen auftreten. Die externen Kosten der Landwirtschaft werden von der Gesellschaft entweder implizit (z. B. durch den Verlust von Artenvielfalt in Naherholungsgebieten) oder explizit (z. B. durch erhöhte Steuermittelaufwendungen für die Wasseraufbereitung) getragen.

Zu den negativen externen Effekten im Bereich der Landwirtschaft zählen ferner Bodenbelastungen, Biotop- und Artengefährdung, negative Veränderungen des Landschaftsbildes, Gewässerbelastungen und Bodenerosion (s. a. Umweltwirkungen).

Demgegenüber bildet die Internalisierung ökologischer Folgekosten von Produktion und Konsum den wesentlichen Gehalt des Verursacherprinzips als Kostenrechnungsprinzip und ökonomisches Effizienzkriterium. Umweltnutzung - auch im landwirtschaftlichen Sektor - muss sich danach verstärkt in den Kosten und den Marktpreisen niederschlagen.

Zu den positiven externen Effekten (auch: externe Leistungen) der Landwirtschaft gehören u.a. die regulierende Klimafunktion, die verglichen mit Waldflächen höhere Grundwasserneubildung (zumindest in trockenen Gebieten) sowie die Gestaltung und Pflege einer vielfältigen Kulturlandschaft. Diese ökologischen Leistungen begründen sich u.a. auf sinnlichen Präferenzen der erholungssuchenden Bevölkerung für bestimmte Landschaften und Landschaftselemente wie z.B. Biotope, Hecken, Waldabschnitte oder auch vielseitige und vergleichsweise artenreiche Grünland- und Ackerlandschaften. Deren rekreativer Nutzen besteht im Ansprechen der Sinne (Sehen - Kulturlandschaft, Fühlen - Streichelzoo, Riechen - Heu, Hören - Kuhglocken, Schmecken - Birne). Daneben trägt die Familienbetriebsstruktur aktiv zu einem Wertesystem (Agrarkultur, Bäuerlichkeit, Identifikation etc.) bei.
Bei Nichterfassung der externen Effekte wird die Wertschöpfung der Land- wie auch der Forstwirtschaft über- oder unterschätzt, je nachdem, ob die negativen oder positiven Effekte überwiegen.
Die Tatsache, daß ein landwirtschaftlicher Betrieb eine Umweltleistung erbringt, muss noch nicht zwingend bedeuten, daß diese auch honorierbar ist. Nur wenn eine Umweltressource (z. B. sauberes Wasser, Vielfalt der Arten) von einer Knappheit gekennzeichnet ist, bzw. eine Knappheit in Zukunft begründet zu befürchten ist, ist eine Veranlassung dafür gegeben, positive Beiträge zum Schutz dieser Ressourcen als honorierbar anzusehen. Als eine weitere Voraussetzung ist die Tatsache anzusehen, daß der Landwirt, um einen gesellschaftlich erwünschten Beitrag zum Ressourcenschutz zu leisten, auf die ökonomisch optimale Form der Landbewirtschaftung verzichtet. Die Umweltleistung darf also kein kostenloses Koppelprodukt der aus dem Gewinnstreben des Landwirtes heraus ohnedies durchgeführten Landbewirtschaftung sein.
Einer Honorierung ökologischer Leistungen steht auch die Auffassung von der "Sozialpflichtigkeit des Eigentums" gegenüber, das den Landwirten als Eigentümer oder Nutzer von Grund und Boden keine uneingeschränkten Verfügungsrechte über die Umweltressourcen einräumt.
Noch liegen keine gesicherten Erkenntnisse über das Verhältnis der beiden gegensätzlichen Effekte vor.

Umweltpolitische Instrumente zur Internalisierung externer Effekte

Weitere Informationen:

externe Kosten

Siehe externe Effekte

Extraktionsschrot

Bei der Gewinnung pflanzlicher Öle und Fette anfallende Rückstände unterschiedlicher Zusammensetzung. Ausgangsmaterial sind die Früchte und Samen von mehr als 40 Pflanzenarten. Das Öl wird in kontinuierlich arbeitenden Extraktionsapparaten mittels Fettlösungsmitteln herausgelöst. Extraktionsschrote enthalten meistens weniger als 2 % Fett. Sie werden in der Fütterung vorwiegend ihrer hohen Eiweißgehalte wegen eingesetzt.

(s. a. Ölkuchen, Expeller)

EXW

Engl. Abk. für ex works, plantation, warehouse usw.; Incoterm, das den Kosten- und Gefahrenübergang beim Weg der Ware vom Exporteur zum Importeur ab Fabrik, Plantage, Lagerhaus usw. festlegt.