Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Tropisch/subtropische Trockengebiete

Die Zone der Tropisch/subtropischen Trockengebiete ist eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Sie umfassen ähnlich wie die Trockenen Mittelbreiten, neben Wüsten und Halbwüsten auch semiaride Übergangsräume zu den regenreicheren Nachbarzonen. Diese Grenzen sind in der Realität fließend, so dass eine exakte Ausdehnung nicht festgelegt werden kann. Die semiariden Randsäume sind danach zu unterscheiden, ob sie Winter- oder Sommerregen erhalten, d.h. in die winterfeuchten Gras- und Strauchsteppen im Übergang zu den Winterfeuchten Subtropen einerseits und die sommerfeuchten Dornsteppen und Dornsavannen im Übergang zu den Immerfeuchten Subtropen und den Sommerfeuchten Tropen andererseits. Für die beiden letztgenannten, sommerfeuchten Ökotone wird auch die aus Westafrika entlehnte Bezeichnung Sahel oder Sahelzone verwendet. Für alle diese Übergangsgebiete sind lichte, höchstens wenige Meter hohe Gehölze (Waldland und Gebüsche) charakteristisch.

Einen Sonderfall bilden die sog. Nebelwüsten an den Westseiten Südamerikas und des südlichen Afrika (Atacama, Namib). Es sind extrem regenarme Landstreifen an den Küsten, an denen ein Nebelniederschlag ein spärliche Vegetation ermöglicht.

Zu Anfang des 21. Jahrhunderts sind von den Tropisch/subtropischen Trockengebieten noch etwa 60 % in einem weitgehend naturnahen Zustand.

Klimatische und pedologische Merkmale

Durch ihre Lage innerhalb der beiderseits des nördlichen und südlichen Wendekreises verlaufenden subtropisch-randtropischen Gürtels mit Hochdruckzellen sind die Trockengebiete einem beständigen und kräftigen Absinken der Luft innerhalb der Hochs ausgesetzt. Demzufolge ist die Luft warm und trocken und die Schichtung der Atmosphäre bis in große Höhen stabil. Thermische Konvektionen führen daher nur selten zur Wolkenbildung oder gar zu Niederschlägen.

Durch den geringen Feuchtegehalt der Luft ist die nächtliche Ausstrahlung sehr hoch. Zusammen mit den hohen Temperaturen in Bodennähe bei Tage entstehen sehr hohe tägliche Temperaturamplituden.

Für die Verteilung der Niederschläge über das Jahr und den Raum sowie für die sich im Laufe eines Jahres daraus für jedes einzelne Teilgebiet ergebenden Regensummen besteht ein Höchstmaß an Variabilität.

In den Wüsten und Halbwüsten aller Trockengebiete führen Wind und Wasser zu erheblichen Umlagerungen von Boden- und Gesteinsmaterial, da eine schützende Vegetationsbedeckung fehlt oder höchstens lückenhaft vorhanden ist. Neben der allgemeinen Trockenheit, die eine Bodenentwicklung grundsätzlich verzögert, ist vor allem der Wind ein Störfaktor bei der Pedogenese. Böden haben sich in jedem Falle nur dort zu entwickeln vermocht, wo äolische Umlagerungen seit längerer Zeit unbedeutend waren. Doch bleiben sie auch dort gewöhnlich flachgründig, grobkörnig, salzhaltig und ausgesprochen humusarm (Yermosole).

In den semi-ariden Randgebieten (Dornsavannen, Dorn- und Strauchsteppen), in denen unter natürlichen Umständen eine mehr oder weniger geschlossene Pflanzendecke auftritt, spielt der Wind kaum noch eine Rolle für die Bodengenese spielt. Hier ist der Wasserfaktor bedeutender, er bewirkt eine differenziertere Bodenentwicklung. Am weitesten verbreitet sind hier die humusreicheren Xerosole.

Ascendierendes Bodenwasser führt zur Anreicherung von Calciumcarbonat, Calciumsulfat und anderen leichtlöslichen Salzen im Bodenprofil. Die pH-Werte liegen im alkalischen Bereich, bei hoher Basensättigung. Zu den häufigsten Bodentypen gehören Calcisole, Gypsisole, Arenosole und Regosole, in den Senken Solonchake, Solonetze und Vertisole. Alle Böden sind humusarm im Gegensatz zu semiariden Randgebieten der Trockenen Mittelbreiten.

Vegetation in Stichworten

Landnutzung

Die Tropisch/subtropischen Trockengebiete liegen insgesamt jenseits der agronomischen Trockengrenze. Die Tragfähigkeit für agrare Bevölkerungen (human carrying capacity) ist daher überall gering.

Ursprünglich waren in diesen Gebieten Jäger- und Sammler-Kulturen weit verbreitet. Sie nutzten die einheimischen Pflanzen und Tiere auf der Basis eines umfangreichen Erfahrungswissens. Ihre Bevölkerungsdichte war gering, sodass die begrenzt vorhandenen Nahrungspflanzen ausreichten.

Ausschließlich in den tropisch-subtropischen Trockengebieten Ost- und Nordafrikas bis in die Wüste Thar im pakistanisch-indischen Grenzgebiet gab es daneben ein traditionelle Viehwirtschaft mit Ziegen, Rindern und Schafen ab etwa 6.000 Jahren BP.

Die Jäger- und Sammler-Kulturen sowie der viehhaltende Nomadismus wurden durch die Kolonisation der Europäer erheblich zurückgedrängt (Afrika, Australien) oder verschwanden ganz (Südamerika). Nomadismus gibt es in Afrika heute noch vereinzelt in der Südsahara sowie in Ost- und Südwestafrika. Ansonsten haben sich in den Halbwüsten von Australien und Afrika großflächige, extensive Beweidungssysteme mit genügsamen Schaf- und Rinderrassen entwickelt ("Großranching").

Da die tropisch-subtropischen Trockengebiete mit Niederschlägen unter 500 mm überwiegend jenseits der agronomischen Trockengrenze liegen, ist Regenfeldbau hier i. d. R. nicht mehr möglich.

Wo dennoch Regenfeldbau betrieben wird, wie beispielsweise in Teilen des afrikanischen Sahel, erfolgt dieser mit wasseranspruchslosen Nutzpflanzenarten wie z.B. manchen Hirsearten (u.a. Perlhirse) und Erdnüssen oder schnellwüchsigen Arten wie z.B. einige Bohnenarten. Dies geschieht aber mit unsicheren Ernteaussichten und einem erhöhten Risiko für Bodenschäden, insbesondere durch Auswehungen (an Hängen auch Abspülungen) von organischem Detritus und mineralischen Nährstoffen.

Ökonomisch und ökologisch sinnvoller (und traditionell auch bevorzugt) sind die extensive Weidewirtschaft und der Bewässerungsfeldbau. Aber auch hierbei bestehen erhebliche Risiken, da die für eine nachhaltige Nutzung unentbehrliche Abstimmung mit den marginalen Naturgegebenheiten - insbesondere wegen der hohen Regenvariabilität - nur schwer zu erzielen ist und die Rehabilitation gestörter Landflächen möglicherweise längere Zeit erfordert als anderswo.

Andererseits gibt es auch Beispiele von Flächen, die zunächst als irreversibel geschädigte Flächen angesehen wurden, sich als Folge regenreicherer Jahre oder nach Schutz vor Tierfraß wieder regenerierten.

Extensive Wanderweidewirtschaft

Die Weidewirtschaft wurde und wird in den altweltlichen Trockengebieten meist auf Naturweiden als Wanderweidewirtschaft betrieben. Am häufigsten sind inzwischen die Formen des Halbnomadismus und der Transhumanz. Vollnomadismus, bei dem feste Wohnsitze fehlen, ist selten geworden.

In den Wüsten, Halbwüsten und subtropischen Steppen bestehen die Herden überwiegend aus Kamelen, Schafen und Ziegen, in den Dornsavannen aus Rindern, die durch lange Auslese an die Lebensbedingungen angepasst wurden. Allerdings fallen die Fleisch- und Milchproduktion entsprechend gering aus. Die aus der nomadischen Weidewirtschaft zu erzielenden Einkünfte sind gering, die davon lebenden Bevölkerungsgruppen arm. Dies gilt auch deshalb, weil die Nomaden vielerorts ihre Funktion als Verkehrsträger verloren haben und ihre Weidegebiete von dem vorrückenden Ackerbau eingeengt wurden.

In den Trockengebieten Lateinamerikas, Australiens und des südlichen Afrika trat mit dem Ranching eine stationäre Weidewirtschaft an die Stelle der Wanderweidewirtschaft oder eines Wildbeutertums.

Im südlichen Afrika ist vor allem die Haltung der genügsamen, aus Usbekistan stammenden Karakultschafe verbreitet. In Namibia werden für einen rentablen Familienbetrieb Betriebsgrößen von 40.000 ha mit 5.000 Schafen als Minimum angegeben.

Beim Großranching mit Beweidung auf immer wieder neuen Flächen kann man allerdings von einer Form moderner Nomadenwirtschaft sprechen. So gibt es in Australien eine von Kapitalgesellschaften betriebene Rinderhaltung auf Flächen, die Tausende von Quadratkilometern groß sein können, wobei der nächste Nachbar Hunderte von Kilometern entfernt ist. Die Anna Creek Station in Südaustralien ist die größte in Betrieb befindliche Rinderranch (cattle station) der Welt, sie ist etwa 24.000 Quadratkilometer groß, viel größer als die Zweitplatzierte, Clifton Hills, eine weitere südaustralische Rinderstation mit einer Fläche von 17.000 Quadratkilometern und viermal so groß wie die größte Ranch der USA, die nur 6.000 Quadratkilometer groß ist.

Die Tiere auf diesen Cattle Stations weiden auf nicht eingezäunten Flächen, die nicht arrondiert, sondern räumlich voneinander getrennt in verschiedenen Teilen der australischen Trockengebiete liegen. Beweidet wird nach einem Rotationssystem, bei dem die Herden je nach Witterung und Aufwuchs mit großen Viehtransportern zu jeweils frischen Weidegebieten transportiert werden.

Oasen-Bewässerungswirtschaft

Der Bewässerungslandbau ist in den Trockengebieten die einzige Form agrarer Nutzung, die sichere (da witterungsunabhängige) und hohe Flächenerträge bei zahlreichen Feld- und Baumfrüchten garantiert. In den Tropisch/subtropischen Trockengebieten lassen sich auf diese Weise die höchsten Erträge überhaupt erzielen, da eine ganzjährige Nutzung (ggf. in Form mehrerer Ernten pro Jahr) möglich ist, vielerorts fruchtbare Böden vorhanden sind und die zugeführte Sonnenenergie sonst unerreichte Spitzenwerte aufweist.

Die Bereitstellung des erforderlichen Bewässerungswassers kann über Ableitungen aus Fremdlingsflüssen, Entnahme von Grundwasser, Auffangen von Regenwasser oder Meerwasserentsalzung erfolgen. Hierzu werden mehr oder weniger aufwändige Techniken eingesetzt (Staudämme, Pipelines, Tiefbohrungen, Stollen usw.).

Pfeil nach linksTropfbewässerungHausIndexTropischer RegenwaldPfeil nach rechts