bodenunabhängige Viehhaltung
Konzept, bei dem "industrielle" Tiermäster in den sechziger Jahren in Europa damit begannen, die Viehhaltung in den Ställen von den umliegenden Äckern zu trennen. An die Stelle der relativ naturnahen Kreislaufwirtschaft des alten Bauernhofes, bei der die Äcker und das Grünland das Futter und das Vieh den Dung lieferten, traten die Massentierhaltung einerseits und der hochspezialisierte Getreidebetrieb andererseits. Dazwischen entwickelte sich als Teil eines komplexen Agribusiness eine mächtige, importorientierte Futtermittelindustrie. Die Spezialisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in der Bundesrepublik (alt) war u.a. eine Folge räumlicher und betriebsgrößenbedingter Standortvorteile. Die räumliche Konzentration z.B. der Tierhaltung, insbesondere in der Nähe von Importhäfen, bzw. Binnenschiffahrtswegen, ist auf die Nichteinbeziehung von Importfuttermitteln (Getreidesubstitute und Eiweißfutter) in das System der Abschöpfungen der Marktordnungen zurückzuführen. Gleichzeitig hat die Arbeitsteilung zwischen den Betrieben mit dem Ziel der Ausnutzung größenbedingter Kostenvorteile beträchtlich zugenommen, was die Ausbreitung von einseitigen Fruchtfolgen begünstigt hat.
Betriebswirtschaftlich bestehen durch die Spezialisierung und Konzentration Risiken durch Krankheiten, Preisverfall, Fäkalienbeseitigung, Zwang zu Aussiedlung wegen Immissionen u.w.
Nur bis zu einer Bestandsdichte von 1,5 GVE/ha (1 Großvieheinheit entspricht einem Tierbesatz von 500 kg Lebendgewicht) ist die Tierernährung auf betriebseigener Futtergrundlage ohne zusätzlichen Zukauf/Import von Futtermitteln möglich. Gleichzeitig ist sichergestellt, daß die Wirtschaftsdünger sinnvoll verwertet werden können, ohne daß die Gülleausbringung zu einer Abfallbeseitigung verkommt.
Ökologische Folgen der bodenunabhängigen Viehhaltung:
- hohe Nitratwerte im Grundwasser durch überstarke Ausbringung der anfallenden Mengen von Gülle
- Emissionen der Gülletanks (Ammoniak) wirken baum- und waldschädigend
- überdüngte Böden erzwingen Mais-Monokulturen (Mais ist die einzige Ackerpflanze, die eine permanente Überdüngung insbesondere mit Stickstoff verträgt; Mais ist zudem die ideale Futterpflanze für die Vermischung mit den überseeischen Eiweißrohstoffen.)
- Mais erfordert wegen seines späten Höhenwachstums (Wärmedefizit dieser subtropischen Pflanze in unseren Breiten) eine intensive, grundwasserbelastende Unkrautbekämpfung
- Maiskulturen ermöglichen eine starke Bodenerosion
In der EU gab es 1995 rund 10.000 schweinehaltende Betrieb ohne landwirtschaftliche Flächen (0,9 % aller schweinehaltenden Betriebe). In diesen Betrieben wurden mit rund 6,7 Mio. Schweinen etwa 6 % aller Schweine gehalten.