Flurnamen
Alte Flurnamen lassen Rückschlüsse auf Landschaftsgeschichte, Nutzungsformen, topographische und geologische Gegebenheiten sowie historische Rechts- und Besitzverhältnisse zu. Lange Zeit wurden Flurnamen nur mündlich überliefert. Erst in den letzten Jahrhunderten wurden sie u.a. im Rahmen von Flurvermessungen in Katasterkarten behördlich registriert.
Die folgende Übersicht (nach Nottbohm 1994) bietet eine gruppierte Auswahl von Flurnamen:
Naturnamen
- Geländeform: -tal, -bühl (= -hügel, -berg), -buckel, -kaute/-kaule (= -kuhle, -loch), -schlucht, -klamm, -grund
- Lage: Wester-, Norder-, Unter-, Hinter-, Ober-
- Bodenbeschaffenheit: Gries- (= Sand-), Ton-, Schiefer-, Mergel-
- Ausdehnung, Größe und Gestalt des Flurstücks: Triangel, Sackpfeife (= Dudelsack), Pfannstiel, Schnupftuch (= für kleines Feld)
- Wald und Busch: Eich-, Esch-, Buch-, Linden-, Loh- (= Hain)
- Ödland: Ödacker, Leerfeld, Driesch (= unbebauter oder erschöpfter Acker)
- Sumpfland und Gewässer: -bruch, -born (= Quelle), Aue, Söder (= sumpfige Stelle), Wog, -strut (= Sumpf), Ried
Kulturnamen
- Rodungen: -rode, -roda, -rott, -reuthe, -brand, -sang (von absengen), schwand (alle überwiegend in Ortsnamen)
- Kulturpflanzen: Hopfengarten, Weinberg/Wingert, Emerfeld, Rübgrund, Flachsrösten, -rotten
- Acker-, Wiesen-, Weidelandnutzung: Anger, Pferch, Trift, Koppel, Mast, Hute, Weede/Schwemme, Kandel (= Viehtränke)
- Besitz- oder Abgabenverhältnisse: Mönchs-, Kloster-, Pfarr-, Herre-, Meiers Tannen, Almen- u.w.
- Einfriedungen und Grenzen: Hagen, Gehag, Gatter, Pferch, Kamp (= umzäuntes Weid- oder Ackerland, auch gehegtes Waldstück). Auf Grenzverläufe weisen auch Namen wie Zollstock, Schlagd (= Schlagbaum) und Landwehr hin. Warten waren im Mittelalter Beobachtungstürme in der Gemarkung weit vor der Stadt an exponierter Stelle (Wartberg, Wartküppel)
- Rechtsgeschichte: -stuhl, -gericht, Galgenberg
- Gewerbe: Kalk-, Pech-, Ziegelofen, Schindanger (= Abdecker), Glashütte, Köhler-
- Jagd: Finkenherd, Entenfang, Hühnerspiel (Beizjagd), Wolfsgrube
- Wehrwesen: Landwehr, Warte, -stein (in Ortsnamen häufig für Burg)
- Wege: Heerstraße, Rennsteig, Kirchweg, Hochzeitsweg
- Wüstungen: -heim, hausen, -mühle, -hof sowie andere Flurnamen, die auf Ansiedlungen hindeuten. Hofstatt, Hausstatt (kann aber je nach Lage auch Hau-stätte, wo Holz geschlagen wurde, bedeuten!)
- Ereignisse: Toter Mann, Mord-, Franzosen-, Pestacker, Krug-/Urnenfeld (= vorgeschichtlicher Friedhof, auf dessen Gelände beim Pflügen immer wieder Funde auftauchten)