Bergwiese
Artenreiche extensiv genutzte mesophile Wiesen der montanen (i.d.R. über 600 m) bis subalpinen Stufe mit Vegetation des Polygono-Trisetion (Goldhaferwiesen) in allen ihren regionalen Ausbildungen und Varianten.
Die normalerweise relativ späte Nutzung (Schnitt 1 bis 2 Mal ab Juli) in Verbindung mit einer mäßigen Nährstoffversorgung ermöglicht es einer großen Vielfalt an Pflanzenarten, in diesen Wiesen zu gedeihen. Durch die extensive Nutzung, die dem Boden stetig Nährstoff entzog, entstand eine vielfältige, blütenreiche Wiesengesellschaft mit einer Vielzahl an Pflanzen, die nur einen geringen Nährstoffbedarf haben. Die Artenanzahl liegt zwischen 30 und 50 Pflanzenarten. Neben einer Vielzahl verschiedener Gräser wachsen hier Blütenpflanzen wie der Lein, viele Orchideen- und Kleearten oder der Wiesen-Salbei.
Entstanden als Weiden für Rinder, Schafe und Ziegen am Beginn der Landwirtschaft in den Alpen ab circa 4000 vor Christus, fielen Bergwiesen ab den 1950er-Jahren der intensiven Landwirtschaft zum Opfer. In den ebenen Lagen wurden sie durch Grünland-Monokulturen ersetzt; in den Steillagen oft aufgegeben oder aufgeforstet.
Was wir in den letzten Jahren vermehrt machen, ist extensive Beweidung, bei der wir mit einer kleinen Anzahl Tiere arbeiten und auf Ruhezeiten für die Flächen achten. Wir setzen Ziegen und Schafe ein, die auch Gehölze, Büsche und stachelige Sträucher fressen, was Rinder nicht tun. Die heutigen Kuhrassen sind oft auch nicht geländegängig genug für unsere Steillagen.
Berg-Mähwiesen sind außerhalb der Alpen in zahlreichen deutschen Mittelgebirgen ab einer Höhenlage von ca. 600 m ü. NN verbreitet. Die nördlichsten Vorkommen finden sich im Harz. Schwerpunkte der Verbreitung sind darüber hinaus z. B. Eifel, südliches Sauerland, Thüringisch-Fränkische Mittelgebirge, Erzgebirge, Schwarzwald oder das Voralpengebiet.
Ebenso wie die Flachland-Mähwiesen sind die Berg-Mähwiesen durch Änderung der Grünlandnutzung (insbesondere intensive Mahd- oder Weidenutzung, Düngung, frühe Mahdzeitpunkte), Nutzungsaufgabe, Umbruch, Aufforstung oder die Veränderung der Feuchteverhältnisse gefährdet.
Bergwiesen lösen die Flachlandmähwiesen in den höheren Lagen der Mittelgebirge und der Alpen ab. Auf den Wiesen findet man als häufig vertretene Charakterart den Goldhafer (Trisetum flavescens), weswegen sie von Botanikern auch Goldhafer-Wiesen genannt werden.
In Liechtenstein und der Schweiz bezeichnet der Begriff "Heuberge" Magerheuwiesen in hoch gelegenen, steilen Berglagen, meist zwischen 1000 und 2000 m ü.M. Das im Juli und August in den Heubergen gesammelte Wildheu war füher eine wichtige Ergänzung des Winterfutters.
Nutzung
Traditionell werden Bergwiesen bei mäßiger Düngung ein- bis zweischürig zur Heugewinnung genutzt, gelegentlich ergänzt durch eine Nachbeweidung im Herbst. Wüchsige Bestände sollten zweimal gemäht werden, in weniger produktiven Beständen genügt eine einmalige Mahd.
Weitere Informationen:
- Berg-Mähwiesen (BfN)
- Grünlandtypen (ANL)
- Bergwiese (LaReG)
- Mountain farming systems – Seeds for the future. Sustainable agricultural practices for resilient mountain livelihoods (FAO 2021)
- Wo die Alpen wurzeln - Bergwiesen (Der Pragmaticus 2024)